1842 / 315 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

ckamS tau nah den noch etwa 40 Miles entfernten D E aber man úberzeugte sih bald, daß alle Mühe vergeblich war; der Salon war schon mit Wasser angefüllt und das Unterdeck zerborsten. Jn kurzer Zeit war es so tief ge- unfen, daß älle Bôte es verlassen mußten, und in der folgenden Hache ging es ganz zu Grunde.

Der Bischof von Norwich eas sich neulich in einer öffent: lichen Versammlung gegen den übertriebenen Eifer der Theetota- listen aus, der so weit geht, daß sie die Britische und auswärtige Mäßigkeits-Gefellschaft, die fich blos zum mäßigen Genuß gego rener Getränke verpflichtet, für schlimmer als Trunkenbolde aus- schreien. Die Theetotalisten verbieten den Genuß jedes Dings, das Alfohol enthält, genießen aber doch Zucker. Der Wein, den der Heiland auf der Hochzeit zu Kana und beim leßten Abend: mahl tranf, sagen sie, sey súßer Most gewesen. So sey es, meinte der Bischof, mit ihrer Chemie und Bi elexegese gleich schlecht be- stellt, denn die Bibel lehre, daß nicht der Gebrauch, sondern der Mißbrauch sündhaft sey. Wahre Mäâßigkeit bestehe in der Ent- haltsamkeit nicht blos von berauschenden Getränken, sondern von Allem, was die Seele aus ihrem Gleichgewicht bringe ; dieses aber scheine vielen Theetotalisten zu fehlen, #0 daß sie an einem moralischen Rausch zu leiden schienen.

Der Standard sagt in seinem Börsen-Artikel: „Sowohl bei deri Großhändlern, als auch bei vielen der verbreiteteren Klasse der Kleinhändter, herrscht allgemeine Klage über den Schaden, den sie erlitten hätten, weil die Modewaaren, die sie für den Winter-Ver- fauf eingelegt, durch die große Mannigfaltigkeit der Tartons, welche durch den Besuch der Königin in Schottland, und nachdem die Waaren für den Winter schon fabrizirt waren, Mode gewor: den sind, feinen Absaß fänden. Viele Waaren sind in Folge da: von um 40 bis 50 pCt. heruntergegangen, und in besonderen Fäl: len wird dieser Verlusk mit großer Härte auf einzelnén Häusern lasten. Man muß aber auf der anderen Seite wieder bemerken, daß die Sucht nah Tartons unter den hdheren und mittleren Klassen so allgemein geworden is, daß die Bestellungen der Ver- fäufer auf dem Lände schneller eingehen, als sie von den Groß- bändlern Ge werden fönnen. Das is ein Ergebniß der Laune der Mode in einem reichen Lande. Jede glúckliche Aenderung ist mit dem Sturze der Einen und mit der Bereicherung der Ande- ren begleitet; und wir fürchten, daß dies ewig so bleiben werde.“

Belgien.

X} Brüssel, 8. Nov. Die Kammern sind so eben feierlichst vom Könige eröffnet worden. Nachdem die Thron - Rede auf die erfolgreiche leßte Session, worin so viele bedeutende Geseße votirt worden, hingewiesen hatte, gab sie die erfreuliche Nachricht , daß der Traktat mit Holland Úber alle seit dem Londoner Friedens- Vertrage von 1839 sfreitig gebliebenen Punkte abgeschlossen sey und den Kammern vorgelegt werden würde. Der König wies mit Recht darauf hin, daß dieser viele wichtige Verhältnisse bestim- mende Vertrag, ohne Jntervention einer fremden Macht, durch ein gegenseitiges wohlwollendes Verständniß zu Stande gebracht und so für die Zukunft eine um so größere Bârgschaft eines freund- lichen Nachbar:Verhältnisses sey. Mit Spanien is eine fr die Leinen-Jndustrie günstige Convention geschlossen. Bezeichnend war das Stillschweigen, welches die Thron-Rede in Bezug auf die let- ten mit Frankreich angefnüpften Handels - Negociationen zu be-

haupten für gut fand. Es würde auch überflüssig gewesen seyn,

von Unterhandlungen zu reden, die als gescheitert angesehen wer- den mússen. Um so wichtiger war die Erklärung des Königs, daß das Kabinet einestheils auf die Ermäßigung mehrerer nublosen Ausgangsrechte, andererseits aber auf die Erhöhung mehrerer Eingangsrethte bedacht sey. Die Regierung scheint also entschlossen zu e nach den gescheiterten Versuchen nun nähere Handels- Verbindungen anzuknüpfen, auch für die einheimische Industrie im größeren Umfange das Protections-System in Anwendung zu bringen, diese zweischneidige Waffe, die oft gefährlicher wird für den, der sie anwendet, als für den, gegen welchen sle gerichtet ist. Von dem Elementar-Unterrichts-Gesege, welches schon in Ausübung geseßt worden, versprach sich die Thron-Rede bei dem lôblichen Ent- gegenkommen aller dabei interessirtèn Autoritäten die besten Er- folge. Nach dem Programme der legislativen Arbeiten , welches die Thron - Rede vorzeichnet, wird die bevorstehende Session nicht mit politischen, sondern hauptsächlih mit mehreren wichtigen auf Zndustrie, Handel und Schifffahrt sh beziehenden Geseßen be- schäftigt werden, und es is daher wohl zu erwarten, daß diese Session untet größerer Ruhe verfließen, und die Aufregung all- máâlig schwinden wird, die in deni leßten Jahre durch mehrere Mißgriffe hervorgebracht worden.

ah schrift. Man versichert von mehreren Seiten, daß der Ex-General Vandersmissen, einer der Haupt-Urheber des Kom- plottes vom vorigen Jahre, durch Hülfe seiner Frau aus dem Ge- fängnisse entkommen ist.

Deatsche Bundesstaaten.

, Stuttgart, 31. Okt. Die J. G. Cottasche Buchhandlung kündigt ein in ihrem Verlage herauskommendes Zoll-Vereins- Blatt an, das vom 1. Januar 1843 ab als Wochenschrift un: ter der Redaction von Dr, Friedrich List erscheinen soll.

Leipzig, 7. Nov. Gestern kam hier der Kaiserlich Oester- reichische Wirkliche Hofrath der allgemeinen Hof-Kammer in Wien, Herr Baron Nell ‘von Nellenburg, an, um im Auftrage seiner des tut, E S Dee E er die Aufhebung

achsen und Oesterrei estandenen Brief- Franfirungs-Zwanges zu nOdO ta E e L

Desterreich. Wien, 7. Nov Se Maj [, 8 v. ; jestät der Kaiser haben den Gu- G und geistlichen Referenten bei den Mae Guber- nium, Thomas Jederlinih, zum Bischofe von Ragusa ernannt.

Neapel, 29. Of Italien,

y #9. t. Die 3a ;

brochenen Fallimente haben dem Handel in Marseille ge? derben Stoß gegeben, obgleich unser Plaß weni g n einen betheiligt is; icilien soll in dieser Beziehun

seyn, doch weiß man hierüber noch nichts Näheres. D

sind séhr schwierig, Unser Land war während des gänzen sonst so schönen Monats Oktober mit wenigen Tagen Ausnahme von einer gränzenlos shlehten Witterung heimgesucht ; der viele Regen und häufige Súdwind haben einen zu frühzeitigen Abfall der Öli- ven herbeigeführt, Die Baumwollenfelder haben ebenfalls bedeu- tenden Schaden erlitten. Die Seiden in allen Gattungen finden anhaltend eine nur beshränfte Nachfrage, doch behaupten sich die Preise. Ueber die Herabsetzung des Schwefel: Ausfuhr: Zolles in Sicilien {webt man noch immer in Ungewißheit.

Nom , 31, Oft. (A. Z.) Von Tivoli wird berichtet, da am 25sten d, éine Viertelstunde nah Mittag die Stadr s

tere Folge zu geben.

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einen Erdstoß in der Richtung von O} nah Wesk erschüttert En Zeichen der“ Zerstörung erschienen auf der Erdoberfläche Die hier lebenden Deutschen Künstler sind bem t, dur Erdóffnung einer gen die Mitte Novembers festgesehte fes Ausstellung ihrer Werke auch ihrerseits für den Ausbau des Kölner Doms einen patriotischen Beitra zu leisten. Daß den Deutschen verwandte und fremde Künstler bei dieser Gelegenheit in demselben Sinne ihr Interesse für die Vollendung des großartigen nationalen Architektur-Denkmals bet âtigen werden, is mehr als wahrscheinlich. Der Oesterreichische otschafter, Graf Lú6ow, hat für die Placirung der Kunstwerke den Festsaal des Venetianischen ete: den größten in Rom, mit edler Bereitwilligkeit ein- r G Was Französische Blätter von einem wiedereingetretenen Er- kranfen des Papstes verbreiten, ist irrthúmlich. Derselbe ist nach der Versicherung seiner ärztlichen Umgebung eben jest leiblih und geistig außergewöhnlich gestärkt und gekräftigt.

Spanien.

S Paris, 7. Nov. - Wie die Madrider Presse, so beschâf- tigen fich auch die Catalonischen Blätter lebhaft mit der Frage

Fnüpfenden Jnteressen. Die mit der exaltirten Partei in nâhe- rem oder entfernterem, Zusammenhange stehenden Zeitungen stim- men alle dafúr, daß das regierungsfähige Alter der jungen Jsa- bella, unter Einberufung einer konstituirenden Cortes-Versammlung, vom vierzehnten auf das acbtzehnte Jahr hinausgeschoben werde. Die Gründe, welche man für diesen Vorschlag laut werden läßt, sind von den Schwierigkeiten der Lage des Landes und von der Unmöglichkeit hergenommen, daß die Selbstregierung eines Kin- des von vierzehn Jahren den verwickelten dentlichen Bedürfnissen Spaniens genúge. Dagegen erklären sich denn freilich die Organe des dynastischen Jnteresses mit großer Heftigkeit für die Beibehaltung der gegenwärtigen Bestimmung der Carta über den Regierungs: Antritt des Thron: Jnhabers. Jhnen zufolge gehen die Ayacuchos darauf aus, sich im Besiße der Staatsgewalt zu vereinigen, und sie stehen nicht an, zu versichern, daß eine vierjährige Verlängerung der vor- mundschaftlichen Regierung des Herzogs de la Vitoria den Ruin des Landes vollenden würde. Auf die Einwürfe, die von der allzugroßen Jugend der Königin hergenommen sind, antworten sle mit dem enthustastischen Lobe der Herzens- und Charakter -: Eigen: schaften der jungen Jsabella, Eigenschaften, welche sie fúr eine vollkommen genügende Bürgschaft einer guten und segensreichen Regierung zu halten scheinen. Diese Protestationen dürften das Madrider Kabinet indessen schwerlich abhalten, dem Plane einer Modification der Verfassung in Bezug auf die Volljährigkeit wei- Nächst dem künftigen Regierungs: Antritte der Königin is ihre Vermählun fortwährend der Gegen- stand des Tages- Jnteresses. Alle Iagesblätter, die bisher über enselben geredet haben, sprechen sich einstimmig für die Aus- chließung jedes fremden Prinzen von der Bewerbung um die and der jungen JZsabella aus. Die Kandidatur des Sohnes es Infanten Don Francisco de Paula wird dagegen von den meisten Seiten her lebhaft unterstüßt. Nur der Constitucional von Barcelona zeigt sich, obgleich er sie jeder fremden Bewerbun vorzieht, ziemlich lau für dieselbe, indem er zu verstehen giebt, daf nicht die persdnlichen Eigen- anne. zu wünschen seyen, welcher demnächst den Thron der Kdnige von: Spanien theilen solle.

Obgleich ein eifriger Demokrat und Exaltirter, stemmt sich der Constitucional von Barcelona doch energish gegen die republifanische Agitation in Catalonien. Er erklärt, da? eben so wenig der Geist der Spanischen Nation als die äußere Lage des Spanischen Staates die Einführung republifanischer Verfassungs- | formen wünschenswerth mache, und daß die Aufrechterhaltung und Dauer derselben jedenfalls unmöglich seyn würde, Daher bezwei- | felt denn auch der Constitucional die Aufrichtigkeit der Be- | wegung, welche auf die unmittelbare Verwirklichung einer gewalt- samen Republikanisirung Spaniens hinzustreben vorgiebt, während sie ihren Anstoß vielleicht von einem gerade entgegengeseßten, von einem absolutistischen Jnteresse erhält.

Die Provinzial-Deputation von Catalonien hat sich zwar end- lih willig finden lassen, eine Million Schabscheine zu nehmen, aber sie weigert sich jeßt, den Kaufpreis aus den Händen zu ge- ben, indem sie verlangt, daß dae der Provinz zu gute fomme und zur Zahlung rückständiger Gehalte und Pensionen verwendet werde. Es ist nicht wahrscheinlich, daß die Regierung sich einer solchen Bedingung unterwerfen werde. Die Barceloneser Blätter billigen übrigens durchaus sowohl die Weigerung als das Verlan- gen der Provinzial-Deputation.

Von dem Bandenwesen in Catalonien is seit einigen Tagen

Alles still, Dstiudien.

von der nre der Königin und mit den sich an dieselbe

der Vetter der jungen: Jsabella schaften besiße, welche dem

Bis Quettah wird General England feinen ernsten Widerstand mehr finden,“

_ „General Pollock rückte aus Dschellalabad nah Gundamuck mit 2 Schwadronen Kavallerie, 1 leichten Feldbatterie, 5 Com- pagnieen Sappeurs und Mineurs und 3 Regimentern Jnfanterie ; am 23sten August erreichte er Gundamuck, wo der Feind ein un- bedeutendes Gefecht lieferte, sich aber glas zurückzog.“

In Kabul herrschen noch immer Akbar Chan und Föttih Dschbng; Ersterer gerleth bei der Nachricht von General Pollock's Vorrúcken in große Wuch und fragte den Capitain Troup, der ins Taae nach Dschellalabad geschickt war, um die Ursache, Die- sr erflärte, nihts davon zu wissen. Von Worten kam es zu

hâtlichkeiten, indem der chach auf Akbar Chan ein Pistol ab- feuerte, dieser aber nahm es noch frühzeitig wahr und wehrte das QER ab, es fam zum Handgemenge, wobei Capitain Troup das eben verloren haben soll, Ein no beflagenswertheres Opfer ist der bekannte Lieutenant Conolly, welcher an einem Schlagfluß gestor- ben seyn soll. Er war von allen Engländern in Kabul derjenige, der die genaueske Kunde der Afghanischen Verhältnisse hatte, und sein Benehmen hatte ihm d Achtung aller Eingebornen zuge- sichert. Auch als Schriftsteller über Afghanistan is er róhmlich bekannt. General Palmer’s Tod scheint sich noch nicht zu bestà- tigen, indem wenigstens eine negative Hoffnung vorhanden is, daß er noch lebe. Eine von den ge angenen Damen, Madame Wade, Gemahlin des Sergeanten ade, ist mit einem Afghanen ent- laufen und zum Jslam übergetreten. Von den anderen Gefan-

Vombay, 1. Oft, Der Marquis von Tweeddale, neu er- nannter Statthalter von Madras, ist in Indien eingetroffen, und es hat sich das Gerücht verbreitet, daß er sehr bald an die Stelle des Lord Ellenborough als General-Gouverneur treten werde, da dieser nah England zurückzukehren wünsche,

Kalkutta, 16. Sept. (N. H. Z.) Die Engländer mar- schiren nunmehr wirklich auf Kabul. Zwar heißt diese Bewegung, der Konsequenz wegen, noch immer ein Rúzug und wird als ein Manöver angesehen, um diesen Rúckzug zu deen; nach den leß ten Nachrichten aber waren die, Generale Nott und Pollock auf dem Marsche nah Kabul, und. în diesem Augenblicke weht viel- leicht schon die Britische Flagge auf Bala Hijssar. Man erwar: tet, daß die Truppen sich dann nah Jndien zurückziehen wer- den. Einige Leun Lord Ellenborough habe diese Be- wegung immer beabsichtigt und sie nur vor dem Publikum

eheim gehalten, um die Afghanen sicher zu machen. Andere be-

Ln Lord Ellenborough habe den Gang der Begebenheiten abgewartet, und da er gefunden habe, daß die Afghanen im Nor- den und “Súden uneinig seyen, habe er General Nott erlaubt, nah Jndien Úber Kabul zurüczukehren, in der Ueberzeugung, er werde mit General Pollock's Hülfe die Ehre der Britischen Waf- fen retten und die Auslóôsung der Gefangenen erhalten können. Wahrscheinlich hat die dffentliche Meinung den Lord gezwungen, den anfangs beabsichtigten Rückzug aufzugeben.

Folgendes sind Auszúge aus den epeschen der Generale England und Pollock, „Nachdem die Britische Streitmacht Kan- dahar am 7ten und 8. August geräumt hatte, rückte General Eng- aus seinem Lager nahe bei den Wällen am 10ten mit einem

orps irregulairer Truppen und dem 25sstken Regimente Einge- E nach Quettah (also nicht über Kabul). Am 16ten fam er vei den Kudschuk-Engpässen an, welche die Feinde noch nicht ebt hatten; am folgenden Morgen aber erschienen sie in großer

Anzahl auf den Hügeln, konnten aber weiter keinen Schaden thun,

genen fehlen die Nachrichten.

Aus Jndien selbst lauten die Nachrichten im Ganzen unbe- friedigend; bedeutende Fallissements (Fergusson Gebrüder und Com- pagnie), Furcht vor Hungersnoth in Folge einer schlechten Aerndte, der Verlust eines Theils des 62en Re ments, welches auf dem Wege nach Dinapore auf dem Flusse Schiffbruch litt (262 Per- sonen sind umgekommen), die Strandung der Barke „Ricardo“ und dergleichen drückten die Stimmung nieder.

China.

Macao, 26. Juli, (N. H. Z.) Die Expedition hat glück- lichen Fortgang, wie ein Rundschreiben des Bevollmächtigten er- giebt, Am 23, Mai verließen die Truppen Tschapu, blieben bis zum 13, Juni auf den rauhen Jnseln und liefen dann in den Pangtsekiang ein (der nah Naaking und dem großen Kanal führt).

ort hatten die Chinesen große Werke errichtet, und sie vertrau- ten so sicher auf einen glúcklichen Erfolg, daß sle die Rekognoszi- rungsbôte ruhig heranfommen ließen. m 18ten begann eine hef- tige Kanonade von 2 Stunden, worauf die Chinesen den Kampf aufgaben und die Engländer landeten. 253 Kanonen wurden in den Batterieen genommen, meistens von einem schweren Kaliber und úber 11 Fuß lang, mit Bambusvisiren, Die Engländer hat- ten 2 Todte und 25 Verwundete. Am 19. Juni wurde die Stade Schanghai bombardirt und beseßt; 48 Kanonen fielen den Sie- gern in die Hânde; die óffentlichen Gebäude wurden zerstört; die

ehörden entflohen nach Nanking; die Regierungs: Kornmagazine wurden dem Volke preisgegeben. Der Bevollmächtigte fuhr den Fluß Wasung, an welchem Schanghai liegt, noch 50 Miles wei- ter hinauf, und zwei Feld-Batterieen waren die Beute dieses Zu- ges; wir dürfen also nächstens die Nachricht von der Einnahme von Nanking erwarten,

T

Inland.

Verlin, 12. Nov. Se. Majestät der Kdni haben Aller- gnädigst? geruht, die Annahme: dem Unteroffizier Rill (genannt Riel) von der 12ten Jnvaliden-Compagnie der Königl. Hannover- schen Krieges-Denkmünze für die Deutsche Legion und dem S chie- ferdecker-Gesellen Anton Groeber zu Ruwer des Großherzogl. Oldenburgischen Ehrenzeichens dritter Klasse zu gestatten.

Dirschau, 7. Nov. (Kön. 3.) Jn Folge des durch den mehrtägigen anhaltenden Frost (heute Morgens 64 Grad R.) ein- getretenen Eisganges in dem Weichselstrom, mußte noch gestern Abends spät mit dem Abfahren der hiesigen Schiffbrücke begon- nen werden. Der Trajekt über den Strom wird nach Umständen mit Kähnen und Spitprähmen, welche noch das schwache Eis durchbrechen, bewirkt. Die Weichsel wächst mit jedem Tage und der Pegel bei Dirschau zeigt jevt 6 Fuß 8 Zoll. Es is dieses seit gn Zeit das erste Jahr, in welchem so frühzeitig die Brúe in den Pontonhafen hat gebracht werden müssen; im vergangenen Jahre geschah dieses erst am 23, November. Nach eingegangenen amtlichen Nachrichten ist auch mit dem Abfahren der Nogat-Brüe bei Marienburg bereits der Anfang gemacht worden.

Liegnit, 6. Nov. Der Geheime Ne lerungs-Rath George Heinrich von Unruh hierselbst beging am Vou das seltene Fest seiner 50jährigen Ameswirksamfeit, um so seltener, weil es eine Feier 50jähriger Angehörung an ein und dasselbe Kollegium war, dem er seit dem Beginn seiner Dienstlaufbahn zugesellt ge- wesen. Es war feine bloße Festlichkeit, besorgt von den Angehöd- rigen des Jubilars oder von seinen Kollegen, deren Theilnahme aus dem nâheren Verhältnisse von selbst sich erklärt, sondern die Stadt, der Antheil aller Klassen ihrer Bewohner, so wie der Theilnehmenden aus weiter Ferne hatte das Fest bereitet. Eine ausführliche Beschreibung desselben enthält das hiesige Stadt-

latt,

Stettin, 9. Nov. Nach einer Bekanntmachung der diesigos Armen-Direction hat die Armenpflege der Stadt im Zahr 1841 die Summe von 39,260 Nthlr. 2 Sgr. 9 Pf. betra- gen, wozu die Kämmerei - Kasse 16,900 Rthlr, eitrug. Gegen das Jahr 1840 sind 435 Rthlr. 12 Sar. 11 Pf. weniger ausge- A An freiwilligen Beiträgen kamen 4768 Rthlr. 8 Sgr., an ermächtnissen 105 Rthlr. und an anderen Geschenken 330 Rthlr. 22 Sgr. 3 Pf. ein. Die an Arme baar gezahlte Unterstögung betrug 12,693 Rehlr. 7 Sgr. An anderweitiger UnterstüÜbung wurde gegeben: 153,506 Portionen Mittagsessen, 1482 Rthlr. 26 Sgr. für Medikamente, Bruch-Bandagen und Sn gel, 180,000 Scüdck Torf, 40 Klafter Holz, 382 Rthlr. 3 Sgr. 6 Pf. für Bekleidungs- stÚcke, 99 Rthlr. 10 Sgr. Beerdi ungs- en 171 Rthlr, 12 Sgr. 6 Pf. Arbeitslohn, an Frauen, die mit Spinnen beschäftigt wur: den, und 146 Rehlr. 2 Sgr. in der Holz - Kleinmache - Anstalt. Pflegekinder, d, h. solche, die für Rechnung der Armen: Kasse bei Pflege-Aeltern untergebratht sind, waren 227 vorhanden und blie- ben am Schlusse des Jahres 172, wozu 50 Kinder aus der Er- PegeAitern au fommen. Für jedes Pflegekind erhielten die r

ege:Aeltern ausschließlich der extraordinairen Verwendungen für eie Schule :c. 1 Réthlr. 10 Sgr. monatlih, und jedes A L der Erziehungs - Anstalt kostete circa 41 Rehlr. 20 Sgr. jährlich. Freiex Schul - Unterricht wurde 1673 Kindern gewährt, Am

R N R P A

des Jahres 1841 befanden sich in den unmittelbar von e E ei s abhängigen 5 Anstalten 395 Personen,

Die Schottische Kirche und ihre Zerwürfuisse. (Vergl. St. Ztg. Nr. 306 und 312).

H Edinburg, 6. Nov. Aus meinen früheren Briefen über den gegenwärtigen Zustand der Schottischen Kirche wird man leicht ersehen, daß die ganze firchliche Verfassung jenes Reiches bis in den Mittelpunkt cricbüttere worden ist, Die gewöhnlichen Un- terschiede politischer Parteien sind in diesem neuen Streite ganz aus dem Gesichte verloren und vergessen worden: viele von den angesehensten Schottischen Whigs gehbren zu den eifrigsten Ver- theidigern der unbeschränkten Prärogative der General:Versamm- lung und siad bereit, die unverantwortlichsten Handlungen der Un- terdrúckung unter dem Namen der regen Freiheit zu verthei: digen, während die Tories auf gleiche Weise zwischen der Autori- tät der Civilgerichte und den Forderungen der Kirche getheilt sind. Die Majorität, welche seit mehreren Jahren hinter einander in der General -: Versammlung existirte, repräsentirte unstreitig die eifrigen Ueberzeugungen der Majorität der presbyterianischen Be- wohner Schottlands; denn jene Versammlung wird in jedem Zahre durch Wahl oder vielmehr durch Rotation erneuert, und während die Personen ihrer Mitglieder gewechselt haben, sind ihre Prinzipien dieselben geblieben. Die Ansichten Englischer Staats- mánner und Politifer, gleichviel ob Whigs oder Tories, sind, wie ich glaube, ziemlich allgemein den Maßregeln entgegengeseßt, welche die Hochkirchen- Partei in Schottland vertheidigt, und es ist klar, daß die General: Versammlung, indem sie sich zu einem ungesebß- lichen Verfahren verpflichtet, von den höchsten richterlichen oder legislativen Behörden Britaniens nichts erzwingen wird. Jn Schottland sind die Folgen bereits höchst beklagenswerth gewesen. Jede Vakanz in der Kirche giebt Gelegenheit zu neuem Skandal ; jeder Patron sieht sich in die Alternative verseßt, entweder Rechte aufzugeben, die das Geseß anerkennt, oder seinen Nachbarn und Glaubensgenossen feindlich gegenüberzutreten; jeder Geistliche ist entweder genöthigt, mit seinen geistlichen Vor- geseßten in Streit zu gerathen und sih ihren Tadel zuzuziehen ; oder er sicht sih, wenn er auf die Seite der General: Versamm- lung tritt, allmälig in die Behauptung von Prinzipien verwickelt, die zu einer allgemeinen Trennung zu führen und folglich ihn zu zwingen drohen, auf seine Beförderung zu verzichten. Wenn dies die ae derjenigen is, die wirklich Diener der Kirche sind, so schreckt dies naturlich die Kandidaten des geistlichen Standes ab, in einen Diensk einzutreten, wo es nichts als Streit giebt und wo es unmöglich ist, eine gesicherte Stellung und ein ruhiges Le- ben zu erwarten. Der gut gemeinte Versuch des Lord Aberdeen, Herzogs von Argyll und Sir George Sinclair's, den Sturm zu beschwören und um des Friedens willen geseßliche Zugeständnisse zu machen, haben nur Lord Melbourne's Bachèrfühna, daß eine Maßregel, welche die eine Partei zufriedenstelle, der anderen nicht angenehm seyn werde, und zugleich die äußerste Hoffnungslosig- keit dieser Angelegenheit bestätigt. Es is in der That ganz ver- nunftgemäß, daß, da die General:Versammlung ihre Forderungen auf ihr göôttliches Recht, auf das Wort Gottes, auf die Herrschaft Christi und auf die Gewalt der der Kirche verliehenen Schlüssel grün: det, die Anhänger dieser Meinung jene Gewalt und jene Freiheit, die sie vom Himmel erhalten zu haben behaupten, nicht in der Form einer Parlaments:Afte annehmen fönnen. Auch fann das Parlament den Patronen die Rechte des Vorschlags zur Er- nennung (presentalion) nicht entziehen, die ihnen durch die Akte von 1712 zurúckgegeben wurden, und von jener Zeit an bis zum Jahre 1834 bestanden, ohne daß ernstliche Beschwerden oder eine furchtbare Opposition dagegen wäre erhoben worden, Die Führer der Majorität in der General: Versammlung haben sich und ihre Anhänger zu einem Verfahren verpflichtet, das sie entweder aufgeben müssen oder das sie werden zu bereuen haben. Der Weg, den sie verfolgen, führt direkt zur Trennung. Da sie das Geseß, wodurch die chottische Kirche zur herrschen- den Kirche des Landes erhoben wird, nicht ändern können, so bleibt ihnen nichts Úbrig, als sih von demselben loszusagen. Wenn man auf die Fundamental- Prinzipien der Kirche, wie sie in der Veto- Akte vom Jahre 1834 festgestellt worden, nicht eingehen will und die Mitglieder der Non - Jntrusionisten- Partei sich nicht selbsk untreu werden wollen, so müssen mehr als *; aller Kirchen in Edinburg, mehr als °- derselben in Glasgow, sämmtliche Kirchen in Aberdeen und die Mehrzahl der Kirchen in ganz Schottland vakant gelassen werden, d, h. man hält es für besser, daß die Schottische Kirche durch die Akte ihrer eigenen Sbhne „erschüttert und zerstórt werde, als daß sie jene abscheuliche Unterdrúckung des eseßes erleide, der sich ihre Vorfahren unbewußt mehrere Zahr: hunderte hindurch unterwarfen, Dies ist die Meinung vieler Führer der Partei, und ih glaube, es ist nicht zu viel gesagt, daß ihr Eifer sie einem Uebel entgegenführt, das unendlich größer ist, als die Ursache ihrer Trennung. Ganz kürzlich ist an alle Geistliche in Schottland, die man fúr Anhänger der Non-Jntrusionisten-Par- tei hâlt, ein Cirfular-Schreiben erlassen worden, worin sle aufge- fordert werden, am 17, November und den folgenden Tagen per- sónlich in Cn Un N erscheinen, um ihre Kräfte zu messen und die zu ergreifenden Maßregeln zu bestimmen. Diese Entfaltung ihrer Kräfte wird dle Regierung nicht mehr in Furcht seßen, als die Chartisten-Petitionen des vorigen Jahres, zu denen drei Mil- lionen unwissender Leute ihre Namen hergegeben hatten; allein es wird dazu dienen, die Schwankenden zu gewinnen und die Ein- ebungen des Enthusiasmus an die Stelle der auftauchenden Be- rang der Klugheit zu seßen, A Es bleibt noch übrig, die Wirkung dieser Streitigkeiten auf eine Partei in Schottland hervorzuheben, und dies is die Partei der bischöflichen oder Anglikanischen Kirche, welche durch die Jahr- hunderte: dauernden Verfolgungen zu einer geringen dissentirenden Gemeinde zusammengeschmolzen und in der That erst seit einigen zobren von ihrer bürgerlichen Unfähigkeit befreit worden isk. Die erirrungen der presbyterianischen Kirchen-:Verwaltung in Schott- land, die abgeschmackten Declamationen geistlicher Bag ege und die halsstarrige Widerseßlichkeit dieser geistlichen Republik haben mehr als irgend etwas dazu beigetragen, die gebildeten Klassen zu der milderen Disziplin der Englischen Kirche zurückzuführen. Diese Kirche hat in Schottland die Zahl ihrer Gotteshäuser ver- mehrt, die Mittel zur Ausbildung ihrer Geistlichen verbessert, und die Folge davon is, daß die Gemeinden der bischöflichen Kirche einen sehr großen Aufschwung gewonnen haben. Das eigentliche Volk in Schottland hängt allerdings zu sehr an den seltsamen Formen und selbst an den Puritanischen Vorurtheilen seines Glau- bens, um dieselben mit der Liturgie und dem Dienst einer Prà- laten - Kirche zu vertauschen; aber die hdheren Klassen in den Städten zeigen eine zunehmende Vorliebe für den Anglikanischen Ritus, und eine der schlechtesten Folgen der Zerwürfnisse der Schottischen Kirche is, daß durch ihre Intoleranz und Gewalt-

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thâtigkeit ihre besten Mitglieder sich von ihr getrennt haben, und e sich i L Ar Reichen und eine für die Armen im Lande bilden wird, und unter den manni fachen Vorhersagungen, zu denen die jet über der presbyterianischen Kirche in Schottland schwebenden o gp Anlaß gegeben haben, is die von dem wachsenden Einflusse eines der Episkopal: Kirche von England und Zrland näher verwandten Glaubens wohl die am wenigsten trâumerische.

Ueber die zweckmäßigste Richtung, die, zwischen Oder und Weichsel,

einer

Berlin und Königsberg zu verbinden bestimmten Eisenbahn

zu geben wäre.

Wir hatten in dem Artikel, der Über die obige Frage in Nr. 299 der Staats-Zeitung erschien, indem wi- den beziehungs- weisen Werth von Stettin und Frankfurt, als Anknüpfungspunkte der in Rede stehenden Eisenbahn an der Oder zu ermitteln such- ten, für die von ersterer Stadt zum Weichselübergange zu füh- rende Linie die Richtung über Schneidemühl und Bromberg an- genommen und dagegen diejenige úber Tempelburg und Konibß ge- wissermaßen außerhalb der Erwägung lasset zu dürfen geglaubt. Durch diese Annahme meinten wir als loyale Widersacher, wenn man uns einmal als Widersacher in Bezug auf die Anfknú- pfung zu Seettin betrachten will, nach unserer besten Ueber- zeugung die für unsere Gegner günstigste Vorausseßung ge- wählt zu haben. An der in Nr. 307 der Staats-Zeitung eingerúckten und früher schon in den Börsen-Nachrichten der Ost: see veröffentlichten Beantwortung unseres gedachten Artikels, scheint aber der Vertheidiger der Anknüpfung auf Stettin unsere obige Annahme zurückzuweisen und auf der Richtung über Tempelburg und Konib zu beharren. Wir können darin nur sein unbestreit- bares Recht erkennen, und wir folgen ihm also auf das selbskge- wählte Terrain; indem wir hier zugleih mehrere für seine An- sicht angeführte Gründe berúcksichtigen zu müssen glauben, die sich in zwei ausführlicheren, dem Autorzeichen nah ihm gleichfalls an- gehörigen und den nämlihen Gegenstand betreffenden Artikeln entwickelt befinden, welche zwar bereits in Nr. 83 und 85 der Börsen-Nachrichten der Ostsee vom 17, und 24, Oktober d. J. erschienen, uns aber erst seit der Abfassung unseres frühe- ren Artikels bekannt geworden waren.

Bevor wir indeß in die Einzelnheiten unserer Erwiederung eingehen, glauben wir eine allgemeine Bemerkung Úber die, großen Eisenbahn- Linien zu gebende Richtung vorausschicken zu müssen. In allen Staaten haben sich durch den natürlichen Lauf des Han- dels und Verkehrs im Gange der Zeit, von den Regierungen mehr oder weniger befördert, gewisse große Handelsstraßen ausgebildet. Der Richtung dieser großen Handelsstraßen haben nun, unseres Ermessens, die Haupt-Eisenbahnen in fester Regel zu folgen. Nur ganz vorwiegende militairische Rüsichten, allzu bedeutende Ter- rain- Schwierigkeiten und das ins Spiel Eintreten von Staats- Rivalitäten können in dieser Hinsicht Ausnahmen begründen, durch- aus aber nicht das frühere Vorhandenseyn von \chiffbaren Flüssen oder Kanälen, oder von Chausseen, oder von beiden vereint, in der Richtung der großen Handelsstraßen. Wie man sons häufig die Chausseen lângs der schiffbaren Flússe-und Kanäle führte, so sind Eisenbahnen neben beiden keinesweges außer ihrer Stelle und tragen vielmehr dazu bei, dem Verkehre dort einen solchen Schwung zu geben, daf, wie der Herr Finanz-Minister kürzlich in einer Sißung der Ausschüsse (St. Ztg. Nr. 301) sehr treffend er- wähnte, auf denjenigen Chausseen mit denen parallell Eisenbahnen angelegt werden, faum irgend eine Verminderung der Chaussee- Geld- Einnahme bemerkt worden is. Beispiele dieser Art von

Richtung bieten die Berlin-Stettiner, die Frankfurt-:Baseler, die |

Paris - Nouener und die Strasburg - Mühlhausener Bahnen dar. Die gewichtigsken Gründe schienen aber dagegen zu sprechen, und es liegen bis heute wohl faum Beispiele vor, daß man, um be- stehenden Chausseen, oder Fluß- und Kanal -: Linien keine Konkur- renz zu bereiten, die Eisenbahnen syskematisch von selbigen und den sie begrânzenden gewerbreicheren Gegenden entfernte, und absichtlich durch communicationsarme, dünn bevölkerte und unfruchtbare

Landstriche, in der Absicht, diesen gewissermaßen ein Kultur-Mikttel zu gewähren, leitete, Die Kosken dieses neuen Kultur- Mittels durften einmal ganz unverhältnißmäßig hoh, und dann selbs der wirkliche Nußen von Eisenbahnen dort sehr be- schränkt, ja wahrscheinlih geringer als derjenige von Chausseen seyn, Daneben schiene es auch den bisher geltenden staatswirth- schaftlichen Grundsäßen und einem erhaltenden Systeme wenig entsprechend, ohne dringende Veranlassung, durch die neuen Eisen- bahnen gegebene Richtung einen Theil des auf die bestehenden gro- fen Handelsstraßen einmal gerichteten Verkehrs von dort abzuleiten, und damit zugleich die fúr selbigen sh, im Laufe der Zeit, gebil: det habenden mannigfachen Privat-Etablissements zu untergraben, um mit dlesem abgeleiteten Verkehre eine Art von Geschenk ande- ren Gegenden zu machen, wo die für ihn erforderlichen Etablisse- ments fich erst mit neuen Kosten wieder zu begründen hätten. tun zur direkten Beantwortung der unserem ersten Aufsaßze entgegengestellten Erwiederung Übergehend, räumen wir ein, daß die Richtung von Stettin Über Tempelburg nah Mewe, im Ver- gleiche mit der Frankfurt - Bromberger Linie, bei einer ungefähr gleichen Gesammtlänge von Berlin bis Mewe, dennoch eine Strecke von 8 Meilen Eisenbahn weniger zu bauen darbdte, insofern auf ersterer Richtung bereits eine bedeutendere gebaute Bahnlinie vor- handen is, Wir überlassen es fompetenten Beurtheilern, zu er- messen, inwiefern dieser Vortheil, der, unseres Erachtens, im Ver- gleiche elner Bahn über Küstrin und Bromberg, der einzige vor- zugsweise zu Gunsten der Stettin: Konißer Richtung sprechende ist, folgenden Nachtheilen, die dagegen diese leßtere Richtung darzu- bieten schiene, die Waage zu halten geeignet wäre. 1) Von der Stadt Posen aus steht ein Anschluß an die reußische Bahn einmal fest, Von ersterer bis zum nächsten Diek der lehteren (Landeck) ist eine Entfernung von 21 Meilen, während in der Entfernung von nur 12 bis 13 Meilen, sich von Posen aus fommerziell und militairisch sehr vortheilhafte An- nüpfungspunkte an die M trt. Oreg Linie, z. B. bei Driesen, darbieten, Der Vortheil der auf der Stettin - Konißer Richtung weniger zu bauenden Strecke von acht Meilen schiene schon hierdurch völlig aufgehoben. Nun wäre auch der Anschluß von Posen auf Landeck fommerziell und militairisch nur ein Bre wenig vortheilhafter, und um einen besseren zu finden, dürfte ein noch namhaft längerer Weg erforderlih werden. Gererdaupt wäre die Richtung der Stettin: Konißer Linie künftig zu bewirken- den Seiten-Anschlüssen wesentlih ungünstig, Denn die Bedeutung eines solchen Anschlusses von den kleinen Hinterpommerschen Hâ- fen, Kolberg, Stolp u, \. w. her, ließe sich wohl im voraus ge-

nugsam nah der Einwirkung beurtheilen, den eben diese Häfen bisher auf den Verkehr der Dan noch weit näher liegenden KÜ- sten-Chaussee ausgeubt haben.

2) Was die Terrain: Verhältnisse der beiden Linien betrifft, so haben wir nie die Möglichkeit, eine Bahn auf bem Hinterpom- mern durchziehenden und Wasserscheide bildenden Höhenzuge fort- zuführen, verneint, und glauben gern, daß die, dem Vernehmen nach, von Stettin bis Tempelburg bereits stattgehabten Nivellements nicht allein diese Möglichkeit, sondern vielleiht auch das Nichtvor-

andenseyn von sehr großen Hindernissen festgestellt haben. Wir

überlassen es aber jedem, mit topographischen Verhältnissen ver-

trauten Jngenieur, zu beurtheilen, ob, in Ermangelung genauer

vergleichender Vorarbeiten auf beiden Linien, die Vermuthung gün-

stiger Neigungs-Verhältnisse mit denselben dafür aufzuwendenden

Mitteln nicht weit mehr zu Gunsten der Richtung der Flußthäler

der Oder, Warthe, Neße und Weichsel, als des theilweise mit sehr

ausgedehnten Landseen durchschnittenen, welligten Pommerschen

Hochlandes stattfinde. Der Werth der Bemerkung, daß

in den Fluß - Niederungen, in der Regel bedeutende und fostbare Damm - Aufshüttungen für eine Eisenbahn noth- wendig werden würden, dürfte dadurch aufgehoben werden

daß man natürlich eine solhe an dem Fuße des hohen, die Niede- rung begrânzenden Thalrandes, wo ein ganz fester, gegen Ueber-, shwemmungen gesicherter, und dennoch fask horizontaler Boden vorhanden is, fortführen wúrde. Die von Küstrin bis Landsberg lángs des Thalrandes des Warthebruchs geleitete Chaussee giebt den Beweis, wie auf diese Weise eine ganz horizontale Richtung ohne Damm-Aufschúttung zu erreichen ist. | /

3) Den respektiven kommerziellen Werth beider Linien be- treffend, so läuft die Landsberger Linie längs derjenigen großen Handelsskraße, die, seit der Einverleibung Westpreußens, den Ver- kehr zwischen dem Herzen der Monarchie, der Weichsel und Ost- preußen vermittelte, und für deren Begrundung und Entwickelung Friedrich 11, und seine Nachfolger so bedeutende Opfer brachten. Hinsichtlich der kommerziellen Bedeutung einer Eisenbahn von S tettin úUber Koniß an die Weichsel , äußert der Herr Verfasser der Erwiederung selbst in einem von ihm Úber diesen Gegenstand in Nr. 83 der Börsen-Nachrichten der O ssee vom 17. Of- tober d. J. eingerückten Artikel wörtlich: ; |

„Für den größeren fommerziellen Verkehr würde diese Bahn vielleicht weniger wichtig seyn, als für die Belebung des inne- ren Verkehrs von Pommern und Westpreußen, namentlich, wenn von ihr die noch fehlende Chaussee an die Küste geführt würde.“

Wir pflichten dieser Ansicht um so mehr bei, als der etwaige Verkehr von Stettin, Danzig und Königsberg untereinander denn doch wesentlih die See-Straße suchen dürfte. Die Masse des so hervorzurufenden inneren Verkehrs in den betreffenden Theilen von Pommern und Westpreußen bliebe aber natürlih durch ihre Gewoerbsamfkeit, Fruchtbarkeit und die davon abhängende Bevölke: rung bedinge. Wenn wir nun in unserem früheren Artifel be- hauptet haben, daß die Stettin: Konißter Linie, von Stargard ab, im Allgemeinen die unfruchtbarsten und dünn bevöbikertesten Ge- genden der Monarchie durchliefe, so beziehen wir uns, zur Be- fräftigung unserer desfallsigen Aeußerung, was die Bevölkes rung betrifft, auf die Bevölkerungs - Listen der hier we- sentlih in Betracht kommenden Dramwburger, Neu - Stettiner, Schlochauer und Konißer Kreise, und hinsichtlich der Fruchtbar- feit, auf das Auge jedes Reisenden, der einmal von den Gränzen des Dramburger Kreises ab den geraden Weg nah Mewe über Tempelburg, Raßebuhr, Landeck, Schlochau, Koniß und durch die sogenannte Tuchelsche Heide zurúcklegte. Was aber speziell städ- tische Bevölkerung und Jadustrie betrifft, so berührt die Seettin- Koniber Linie Altdamm, Stargard, Nörenberg, Dramburg, Fal- fenburg, Tempelburg, Ratebuhr, Landeck, Schlochau und Konib, und Preußisch Stargard fiele wahrscheinlih in ihren näheren Be- reich. Die deur. TOP Ge Linie berührt dagegen Küstrin, Landsberg, Driesen, Filehne, Schönlanke, Schneidemühl, Wirsis, Nakel, Bromberg, Schweß und Neuenburg, und Friedeberg, Kulm, Graudenz und Marienwerder fielen in ihren nahen Bereich, ohne des wahrscheinlichen Anschlusses von Thorn her zu gedenken.

4) Jn militairischer Beziehung dürfte die direkte Eisenbahn- Vermeidung zwischen Stettin und Danzig nur einen sehr geringen Werth haben, so lange die Ostsee frei ist. Was bei größeren Kriegen selbst, durch die Hülfe etwaiger Allürter Preußens, leicht der Fall seyn fönnte. Aber auch das Gegentheil vorausgeseßt, úberlassen wir es vertrauensvoll kompetenten Ÿ tilitairs, vielleicht ein- mal die Meinung des Publikums Über den vergleichungsweisen Werth einer direkten und gesicherten Eisenbahn - Verbindung zwischen Stettin und Danzig einerseits, und zwischen der Mittel-:Oder oder Küstrin und der Mittel-Weichsel, sammt einer gleichen Verbin- dung zwischen Thorn, Graudenz und Danzig andererseits, festzu- stellen; indem uns hier der zu einer erschöpfenden Erbrterung dieser Frage erforderliche Raum fehlt, Wir beschränken uns dg- her auf die Bemerkung, daß die Linie von Küstrin nah Brom- berg, auf dem rechten Warthe- und Neße-Ufer fortgeführt, als militairisch eben so gesichert wie die Stettin- Koniger Linie zu betrachten wäre; denn hâtte ein Feind einmal die Linie der Meße- und Warthe- Bráúcher, die von dieser Seite die eigentliche militairische Barriere bilden, Úberschritten, so wúrde auch sofort die Bahnlinie zwischen Stettin und Koniß von seinen leichten Truppen erreicht seyn.

Ganz von Herzen stimmen wir übrigens unserem Herrn Gegner darin bei, daß die Richtung der Bahn von Berlin nach Königsberg, „die wir, nächst der Linie von Berlin nach Köln, unbedingt für die wichtigste des ganzen Preußischen Ei- senbah:; - Neßes halten, niht nach untergeordneten Sonder- Interessen, sondern nah den allgemeinen Staats - RÚcksich- ten zu bestimmen is, Hierüber einverstanden, wird unser Herr Gegner uns aber auh wohl einräumen, daß das Son- der: Interesse der Erhaltung Landsbergs in seinem raschen fom- merziellen Aufschwunge vielleicht das andere Sonder: Jnteresse der besseren Verzinsung der Berlin- Stettiner Eisenbahn - Actien aufzuwiegen vermöchte, und daß den Dramburger und Neu-Steet- kiner Kreisen (denn die Schlochauer und Koniber Kreise befinden sich bereits in ihrer anzen Ausdehnung von einer Chaussee durch- schnitten, und der Saaßiger Kreis erhâlt eine solche durch den Fortbau der Stettin und S oragrd verbindenden Strecke auf Buschendorf) leicht eine passende eihúlfe zur Verbesserung ihrer inneren Communicationen gewährt werden fönnee, ohne daß es darum gerade ma würde, die Vertebral - Eisenbahn - Linie der Monarchie zwischen Öder und Weichsel von ihrer natürlichen centralen Richtung abzuleiten.

Der Herr Verfasser der Erwiederung, auf welche wir hier antworten, hatte früher in einem der von uns oben dizezenn Aufsäße in den Bör sen-Blättern der Oftsee für die Eisen- bahn-Berbindung zwischen Oder und Weichsel zwei Haupt-Linien, die eine von Stettin auf Dirschau, die andere von Frankfurt oder Glogau ausgehend und über Posen und Bromberg mit der ersteren beim Weichsel:Uebergange fn vorgeschlagen. E beiden Linien solle eine Abzweigung von Tempelburg aus über