winnes nicht ohne Weiteres annehmen wolle, Die Zahl der BÜ- cher soll o E seyn, daß es eines mäßig großen Schiffes bedürfen wúrde, sie nah London zu schaffen, und vermuthlich wúrde der Zeitraum, auf welchen die Dauer der Einkommen- Steuer vorläufig beschränkt ist, vorüber seyn, ehe die Durchsicht der Bücher zu einem genügenden Resultate geführt hätte. Auch diese Geschichte scheint indeß zu den Fabeln ju gehören.
Es heißt, sagt der Atlas, die Ostindische Compagnie stehe im Begriff, behufs des bevorstehenden Afghanischen Feldzugs, von der Bank von England zwei Millionen Pfd. St. zu ent- lehnen. , Vorgestern fand zu Liverpool der erste Verkauf von Lebens- mitteln nach dem neuen Tarife statt. Es wurden 1522 Fäßchen Amerikanisches Rauchfleisch und 2091 Fäßchen Schweine- Pökel- fleisch zu Kauf ausgeboten ; vieles blieb aber unverkauft, weil keine genúgende Preise geboten wurden. Die Jmporteurs scheinen ihre Rechnung nicht gefunden zu haben.
Der Leeds Mercur y glaubt, daß man im nächsten Jahre eine bedeutende Vieh- Zufuhr auf direktem Wege aus Dänemark zu erwarten habe, und daß bereits Vorkehrungen getroffen wür- den, um zur Förderung dieses Verkehrs eine Dampfschifffahrt zwischen einem Schleswigschen, so wie auch zwischen einem JÜt- ländischen Hafen und London oder Hull einzurihten. Das ge-
nannte Blatt meint, daß auf diese Weise das bisher aus Schles- wig und Jütland nah Hamburg gebrachte Schlachtvieh größten- theils nach England, als dem besseren Markte, werde gesandt werden.
Der Sun bemerkt, das Sir Charles Napier, der das Beob- achtungs-Corps im Sind kommandiren soll, nicht der von Syrien her berühmte Seemann, sondern ein Jndo-Britischer Offizier von einigem Rufe sey. i : L iss
Zohn Bean, der auf die Königin geschossen, ist im Gefängniß, wo man ihn zu Schneider-Arbeiten angehalten, erkrankt und scheint an Wahnsinn zu leiden, weshalb wohl eine Strafmilderung ein- treten wird.
Das Riesen-Dampfschiff „Hindostan““ hat die Fahrt von Eng- land nah Gibraltar in 5 Tagen zurückgelegt,
5 London, 14. Oft, Es wird nun von mehreren Sei- ten her behauptet, Lord Ellenborough habe den ihm zugeschriebe- nen Befehl zum Abzug unserer Truppen von Afghanistan, nie ge- geben. Jnzwischen, so sehr auch die Sache im Parlamente be- sprochen werden mag, nimmt die Nation vor der Hand nur wenig Antheil an dem, was dort vorgehen mag. Ueberzeugt, daß die Unfälle, die unsere Waffen dort betroffen, nicht von der Macht des Feindes, sondern der Nachlässigkeit der Befehlshaber ausge- gangen, seßt nun jeder voraus, daß man sih künftig besser in Acht nehmen, die Gefangenen befreien und zuleßt einen Ausweg finden werde, um ein Land mit Ehre zu verlassen, welches wir nie hâtten feindselig betreten sollen. Denn daß wir irgend etwas jen- seits behalten werden, als höchstens Peschauer, läßt sich Niemand ein- fallen. Dagegen nehmen fast alle, mit denen man über Jndien spricht, es nur zu gerodhnlich als eine Nothwendigkeit an, daß wir unsere Herr- schaft bis an den Jndus ausdehnen mússen, als daß man zweifeln dürfe, das Pendschab und Sind würden lange ihre Unabhängigkeit gegen
diese Arrondirungs- und Gränzsicherungssucht behaupten können. Indessen ist es nicht so leicht, Afghanistan zu verlassen, als es leicht war, hineinzuziehen. Jch zweifle wenig, daß unsere Truppen, da sie einmal die erforderlichen Lastkthiere und Vorräthe zusammenge- bracht und den Befehl zum Vorrücken erhalten hatten, ohne son- derlichen Widerstand Kabul erreicht und besezt haben. Aber da- mit hatten sie die Gefangenen noch nicht befreit, und noch weni- ger die Reglerung des Landes in eine Verfassung geseßt, in wel- cher wir das Land mit Ehre verlassen könnten. Denn da durch unsere Húlfe die Herrschaft des Dost Mahomed, so beschränkt dieselbe auch gewesen seyn mag, umgestürzt wurde, so geziemt uns, die an ihre Stelle getretene wenigstens in keiner schlechteren Ver- fassung zurú{zulassen. Der jeßige Herrscher is allerdings der rechtmäßige Erbe des rechtmäßigen Schach Sudscha, und soll der Englischen Verbindung geneigt seyn; aber er ist schwach, und so lange Akbar Chan lebt, hat er keine Nuhe zu erwarten, Mit diesem aber, dem Mörder unseres Gesandten und unserer Trup- pen, können wir keinen Frieden schließen; und wenn sich auch mit dem Dost leicht eine Uebereinkunft treffen ließe, so können wir doh nicht mit dem geringsten Scheine des Rechts den Sohn dessen, den wir den Afghanen als ihren rechtmäßigen Herrn auf- gedrungen hatten, durch den vertreiben lassen, den wir als ei- nen Usurpator vertrieben. So fskrafen sich Unrecht und Thor- heit von selbsk; denn wer noch daran zweifeln konnte, daß bei dem Zuge gegen Afghanistan diese beiden wirksam waren, der muß sich durch die eben erschienenen Briefe des Sir A. Burnes vollkom- men davon Úberzeugen. Wenn aber der Knoten sich nicht lósen läßt, wird man ihn am Ende zerhauen müssen. y Von China bringt uns die leßte Post abermals nichts trôst- «lihes. Denn was hilft es, wenn wir auch noch so viel Städte wegnehmen und die Chinesen zu Tausenden schlachten, wenn wir dadurch dem Frieden nicht näher kommen. Auch klingt das Ge- rúcht deswegen um so wahrscheinlicher, daß wir geneigt seyn sol- len, mit einer Partei im Lande gemeinschaftliche Sache zu machen und mit ihr Frieden zu schließen, die es unternommen, einen Dy- nastie-Wechsel im Reiche herbeizuführen. Die Vertreibung der Mandschuren dürfte für China wohl ein großes Heil seyn, wenn anders irgend ein Geist vorhanden, der die Zügel dieses Riesenreichs nach einer solchen Revolution zu fassen und fest zu halten ver- möchte. Ein Unglück für China selbst aber wie für uns würde es seyn, wenn wir ihn auf seinem Thron zu erhalten hätten! Die leßte Post von Amerika bringt wichtige Dinge. Mexiko hat sich mit neuer Kraft erhoben; seine Flottille hat Yucatan ohne Schwertstreich unterworfen und scheint sich schnell gegen Texas wenden zu wollen. Die dortigen Republikaner aber sollen gerade in diesem bedenklichen Augenblick in eine unbegreifliche Lähmung gesunken seyn, so daß es ihnen an Geld fehlt, die Kriegs- fahrzeuge, die sie in New-Orleans ausgerüstet , flott zu machen aden M T gu. besoiden, die ihnen von den Vereinigten aaten romt waren, und die i haufenweise verließen. i sie dann auch wieder edeutender aber noch sind die Nachrichten vom nâmlih von Montreal. Das dort ott che 1p D 7 vereinigten Provinzen von Ober - und Unter- Kanada hat durch eine fast einstimmig angenommene Adresse den Gouverneur be- wogen, seine bisherigen Haupt - Beamten und Räthe zu entlassen, und deren Stellen theils durch „liberale“ Ober: Kanadier, theils durch Französische Unter-Kanadier zu beseßen. Hier is also — und zwar unter einem konservativen Ministerium, zum erstenmale der von Lord Durham aufgestellte und von Lord J. Russell und Lord Sydenham zuerst angekündigte Grundsaß praktisch in An- wendung getommen, daß die Verwaltung der Kolonie ge en das Kolonial-Parlament verantwortlich sey und mit der Mehrheit des- selben in Einklang skehen müsse, Die Tories in der Kolonie so-
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träumen lassen, als daß derselbe von einer Tory-Verwaltung so bereitwillig ohne den geringsten Widerstand würde in Anwendung gebracht werden. Die hierdurch beseitigte Partei besteht vor- nehmlih aus den Nachkömmlingen der aus den Vereinigten Staaten nach Kanada geflüchteten Loyalisten, die wegen ih- res innigen Zusammenhängens und weil sie alle Aemter und sonstige öffentliche Vortheile unter sh zu vertheilen pflegten, unter der Benennung der Familienkompakt die Masse der Bewoh- ner zu Feinden hatten. Aus altherkömmlicher Gewohnheit, und weil sie es unter diesen Umständen unter Britischer Herrschaft so gut hatten, waren sie bei allen Gelegenheiten die eifrigen Ver- theidiger der Verbindung mit dem Mutterlande überhaupt, so wie alles Bestehenden. Die Whigs waren ihnen besonders verhaßt, theils schon, weil sie ihnen mehr auf die Finger sahen, noch mehr aber, weil sie unter deren Herrschaft manchen alten Vor- theil Leuten úberlassen mußten, die niht zu ihrem Bunde gehörten, Da sie bei der leßten Rebellion sih auch wieder vor- züglich loyal bewiesen, so glaubten sie sich aufs neue Rechte zur Alleinherrschaft erworben zu haben. Nun aber sind sie dur die von manchen im Voraus prophezeiete Vereinigung der Ober- und Unter - Kanadier vielleicht für immer vom Ruder getrieben; und unsere hiesigen Tories mögen nun auch hieraus wieder die heil- same Belehrung schöpfen, daß so viele Veränderungen, welche un- ter der Verwaltung der Whigs vorgefallen waren, und die sie ein- zig der Böswilligkeit dieser Partei zuschrieben, einzig das Werk der Zeit und einer unwiderstehlichen Nothwendigkeit waren,
Niederlande.
Aus dem Haag, 16. Oft. Der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin von Sachsen-Weimar sind gestern von hier nah Weimar abgereist, Sowohl die Brüder der Frau Erbgroßherzogin, als zahlreiche hiesige Einwohner, an deren Spiße sih der Bür- germeister der Hauptstadt befand, gaben dem jungen Paar das
Geleite, Belgien.
Brüssel, 16. Oft. Der Jndependant zweifelt daran, daß bereits zwischen Frankreich und Belgien — wie mehrere Fran- zösische Blätter andeuten — ein Vertrag über den Zoll - Verband beider Länder zu Stande gekommen, da hierbei zu viele Hinder- nisse zu besiegen seyen, als daß vorausgeseßt werden könne, ein solches Werk sey innerhalb weniger Wochen herzustellen. Gleich- wohl findet sich das genannte Blatt veranlaßt, einige Einwürfe zu widerlegen, die in Französischen Blättern erhoben worden und die namentlich von einem Zoll-Verbande mit Belgien die Vernichtung eines Theiles der Französischen Jndustrie besorgen.
Deutsche Bundesstaaten.
München, 15. Oft. Das Namensfest unserer Königin wurde heute in hiesiger Residenzstadt auf die festlichske und herz- lichste Weise begangen. JZJhre Königl, Hoheit die Kronprinzessin Marie, geboren am 15, Oktober 1825, vollendete heute ihr 17tes Lebensjahr. Gestern hatte die Fest-Vorskellung im Königlichen Hof-Theater statt, dessen Räume an diesem Abend noch dreimal größer zu flein gewesen wären, Der Eintritt geschah nah Kar- ten, die theils der Oberst-Kämmererstab, theils die Theater-Jnten- danz vertheilte. Das Haus, reich beleuchtet, bietet einen \{hönen Anblick dar. Als Jhre Königl. “Hoheit die Kronprinzessin mit Jhren Majestäten dem König und der Königin und Sr. Königl, Hoheit dem Kronprinzen in die große Hof-Loge trat, brah un- auslóschlicher Jubel aus. Mit holdseliger Freundlichkeit grüßend, verneigte sih die junge Fürstin, Es wurden Bellinis Puritaner gegeben, voraus aber ein Festspiel, die gelungene Dichtung eines talentvollen Landschafts-Malers, Felix Schiller aus Schlesien, der
des Verfassers, Fischbach und Hohenschwangau erscheinen zu lassen. Am Schlusse erhob sich das gesammte Publikum und es erscholl wieder ein dreifaches enthusiaslisches Lebehoch.
A Leipzig, 19. Oft. Der Geheime Rath, Professor Mittermaier, verweilte mehrere Tage in unserer Stadt und reiste gestern nach Heidelberg zurück, Der berühmte Kriminalist hatte eine größere Reise durch Deutschland genadt um den Stand der Straf:Anstalten in den verschiedenen Ländern aus eigener Ansicht fennen zu lernen. Er kam zunächst aus Oesterreich, von dessen Zuständen sowohl in dieser, wie auch in anderen Beziehungen, er sich befriedigter erwies, und von dem er größere Erwartungen zu hegen schien, als dies wohl gewöhnlich bei der Unbekanntschaft mit den Oesterreichischen Verhältnissen, wie sie im Übrigen Deutschland herrscht, zu geschehen pflegt. Sachsen hatte ihm für seinen Zweck freilich nur Weniges zu bieten, da un- sere Straf - Anstalten , obwohl in ihrer Einrichtung und Ver- waltung keinesweges vernachlässigt, vielmehr in der neueren Zeit vielfach verbessert, doch aus den Bahn des bisher gewöhnli: chen Syskems noch nicht herausgetreten und einer Total-Reform, im Sinne des neueren Pöônitentiar - Prinzips, bis jeßt fremd geblieben sind. Doch spkach sich Mittermaier sehr anerkennend über die Anstalt für jugendlihe Sträflinge zu Braunsdorf aus, so viel wir wissen, die einzige dieser Art in Deutschland. Von hier aus besuchte er auch das neue Gefängniß zu Halle, — Hier, wie in Dresden, ward dem ausgezeihneten Manne die außerordentlihske Aufmerksamkeit von allen Seiten her bewiesen, Eine cte Ehren-Bezeugung, welche seine Verehrer beabsich: tigten, Tehnte er ab.
Hamburg , 18. Oft. (B. H.) Der Königl. Preußische Gesandte, Herr von Hänlein, der seine Theilnahme an unserer Ca- lamität bereits so vielfach bewiesen, hat neuerdings am 15sten „d, als dem 47sten Geburtstage seines erhabenen Monarchen, der df- fentlichen Unterstüßungs - Behörde 47 Stúk Louisd’or zum An- faufe von Feuerungsbedarf für die bei dem großen Brande un- glücklich gewordenen Familien zugestellt.
Desterreich.
Wien , 15, Oft. Zu Jnnsbruck hat am 2ten d. M. in Gegenwart Sr. Kaiserl. Hoheit des Erzherzogs Johann die feier- liche Grundsteinlegung zu einem Tyroler National-Museum, wel- ches den Namen „Ferdinandeum“ erhält, stattgefunden. Der Kai- ser hat qum Aufbau dieses Museums eine Beihülfe von 20,000 Fl, C. M. bewilligt.
Se. Majestät der Kaiser haben dem Königl. Bayerischen Bundestags-Gesandten, Freiherrn von Lerchenfeld, das Großkreuz des Leopold-Ordens verliehen,
Walt. 49 Italien. M eapel, 2. Oft. (L. A. ZZ) Die Herabseßung des Bü- cherzolles ist schon jest von Sten Rue M jed, bedeutend
mehr Bücher aus dem Auslande kommen als rüher und dadur
wohl als in England hatten zur Zeit laut gegen die Aufstellung dieses Grundsabes protestirt und hatten sich wohl nichts weniger
die Regierung ungefähr dieselbe Einnahme erhält wie sons; auch scheint die strenge Censur der ausländischen Blreer E dent
S
seit mehreren Jahren hier weilt. Es war ein glücklicher Gedanke
dert zu seyn, wonach denn zu erwarten ist, es werde sich nah und nah mit dem súdlichen Jtalien und dem übrigen Europa ein Bücher-Verkehr gestalten, welcher bisher wegen des zu hohen Eingangszolles und der zu strengen Revision gar nicht möglich war. Schon vor mehreren Jahren proponirte der General: Direk- tor der Douanen, Marchese de Turris, mit Einverskändniß des Douanen - Pachters Dupont , die Herabsebung, des Búcherzolles ; aber der damalige Finanz- und Kultus - Minister, Marchese Andrea, war entschieden dagegen, so daß auch die Bemühungen einiger fremden Gesandten in dieser Angelegenheit fruchtlos blieben,
Die neuen Ausgrabungen in Pompeji in der Fortunastraße, in der Nähe des Nolanischen Thores, zeichnen sich besonders da- durch aus, daß auch die Hâäuser nach außen nach der Hauptstraße zu mit s{chónen Wandgemälden geshmückt sind, die wir hoffentlich nâchstens in dem großen Prachtwerke des Professors Zahn werden rscheinen sehen, das auch hier sehr gefälle. Eins der schönsten dieser Wandgemälde ist Dionysos und Ariadne, in der Mitte Tiger und Weinstock, links Eros, 4 Palmen breit, 3 Palmen hoh. Zwei einzelne Götterfiguren, jede 2 Palmen hoh, wenn auch nicht zu den besseren Malereien zu zählen, sind wegen der Attribute interessant; die eine stellt den Herakles vor, in der Linken Keule und Löôwenfell, in der Rechten eine Schale, rechts neben ihm ein Schwein; die andere Figur sellt den Hermes vor, mit geflü- geltem Hut, Flügel an den Füßen, in der Linken den Caduceus nd in der Rechten den Geldbeutel, rechts neben ihm ein Hahn. ehr naiv ist das Gemälde, vielleiht als Schild eines Weinhau-
ses dienend, wo Dionysos nebst zwei Faunen Weintrauben mit
den Füßen keltern, die von einem Jünglinge herbeigebracht wer- den, während ein anderer Knabe den gekelterten Wein in ein in die Erde versenktes Faß von gebrannter Erde laufen läßt; 25 Pal- men breit, 45 Palmen hoch.
Leider kann noch immer nichts Vortheilhafteres für die un- glücklichen Gläubiger der „Tavoliere-Bank“ gemeldet werden, Die Pariser Gläubiger haben zwar Kommissare hierher geschickt, welche die Actien dieser Bank liquidiren ; allein das allgemeine Urtheil is, daß die Unternehmer dieser Actien - Anstalt zur Urbarmachung der Tavoliere-Ebene in Apulien eine Gesellschaft Schwindler wa- ren, welche durchaus nicht das mindeske Vermögen besaßen, son- dern die ausländischen Fonds-Spekulanten geradezu betrogen uo ben. Wenigstens sollen die Kommissare der Holländischen “Gläu- biger ebenfalls feine Actien aufgefunden haben. Doch rechnen diese stets noch darauf, daß die Holländische Regierung ein paar Fregatten in den Hafen von Neapel schicken wird, um dle hiesige Regierung zu veranlassen, ihre Autorisation dieses betrügerischen Geschäfts durch eigene Garantie zu decken, auf welche jeder Gläu- biger im Auslande mit Recht rechnen mußte,
Spanien.
A Paris, 15. Oft, Berichte aus der Spanischen Haupt- stadt vom 8ten d. M. melden, daß die Lage des Regenten noch nie so schwierig war, als in diesem Augenblicke. Nicht weniger als drei mächtige Parteien scheinen gegen ihn sich vershwören zu wollen. Die Ayacuchos oder Waffen-Gefährten Espartero?s sind daruber höchst entrüstet, daß der Regent es ihnen ausgeschlagen hat, die ihm angebotene Präsidentschaft der geheimen Gesellschaft „de lUnion“ anzunehmen. Der Zweck dieser „Gesellschaft besteht darin, die Militair-Diftatur, die schon gegenwärtig über Spanien ihre Aeste verbreitet, auszudehnen und Wurzel schlagen zu lassen. Daß diese Gesellschaft nicht ohne Wissen und Genehmigung des Regenten gebildet wurde, geht daraus hervor, daß die Generale Linage und Seoane, Espartero’s Vertraute, zu den Mitgliedern derselben gehören. Nur wünscht Espartero, in dem Augenblick, wo er alles anwendet, um die Spanische Regierung von den nor- dishen Mächten anerkennen zu lassen, daß man sein Spiel nicht durchschaue, wenn er als das anerkannte Haupt einer geheimen politischen Gesellschaft erschiene, Die Miktglieder der Union wer- fen dem Regenten Zaghaftigkeit vor, und fürchten, daß er sie zu- leßt nicht eben so verleugnen und im Stiche lasse, wie er die li: berale Partei, um deren Gunst er vor seiner Ernennung zum Re- genten sich bewarb, verlassen hat. Zwar bemühen sich die Generale Linage und Seoane die mißvergnügte Mehrheit der Ayacuchos zu besänftigen; da aber Espartero weder Geld noch Ehrenstellen
enug hat, um deren unersättlihe Habgier zu stillen, so wird die Zahl der Feinde Espartero?s in ihren Reihen täglich mehr sich ver- mehren, besonders seit die offiziellen Blätter das Streben der Aya- cuchos, die Constitution von Cadix zu proklamiren, bekämpfen.
Die zweite Partei ist die des Don Francisco de Paula, die daran ist, sich mit der republikanischen Partei verschmelzen zu wollen. Der Jnfant Don Francisco de Paula wird es Espartero nie verzeihen, daß leßterer ihn so zu sagen aus der Hauptstadt ver- bannt hat. Don Francisco wird daher jede Gelegenheit benußen, dem Regenten neue Verlegenheiten zu bereiten, Den 10ten dieses Monats hat die Königin Jsabella ihr zwdlftes Lebens- jahr vollendet. Nach den allgemeinen Bestimmungen des Civil- Geseßes tritt jede Spanierin mit dem vollendeten e Jahre aus der Vormundschaft in die Kuratel, und behält das Necht, ihren Kurator selbst zu erwählen. Es entsteht jeßt die Frage: muß diese allgemeine Bestimmung des Civil-Geseßes auch auf die Person der Königin angewendet werden? Die Einen behaup- ten ja, die Anderen, und darunter Espartero zuerst, sa- gen nein, Die Verfassung von 1837, so wie das Vormund: schafts-Geseß von 1840 berühren nicht im geringsten diesen Streit- punft, und da die Ausnahmen in jure nicht von selbst verstan- den, sondern ausdrücklich festgeseßt werden müssen, so ist aus dem Stillschweigen der Constitution von 1837 und des Vormund- schafts-Geseßes von 1840 logisch zu \{ließen, daß die Königin Jsa- bella am 10ten d. M. aus der Vormundschaft herausgetreten, folglich berechtigt is, gleich jeder anderen Spanierin, sich selbsk einen Kurator zu bestellen. Darauf gestúbt, stellt sich der Jnfant Don Francisco in die Reihen, um die Wahl seiner Königlichen Nichte auf sih zu lenken. Espartero, der Niemanden von Königlichem Geblüt neben sich in der Nähe des Thrones leiden mag, bekämpft die Bestrebungen des Jnfanten, der seinerseits das Gold nicht spart, um einen starken Anhang sich zu bilden und durch denselben sich Espartero als Kurator der Königin p priagen, In der nâchsten Session wird diese Frage ganz gewiß in den Cortes auf- geworfen werden, und beide Theile arbeiten dahin, daß die Lösung davon in ihrem Jnteresse ausfallen möge. Espartero?s Wunsch wäre, diesen Bons ga furz abzumachen und den Herrn Arguëlles als Kurator zu belassen.
' Es bleibt nur id die republikanische Partei, die den Regen- ten gern in die Luft sprengen möchte, weil sie in ihm den unúber- windlichen Gegenstand ihrer revolutionairen Trâume findet. Diese Partei besteht aus zwei Theilen, wovon der eine aufrichtig repu- blikanisch gestimmt ist, während der andere Theil dieser politischen Nüance nur darum gehört, weil er durch die Volksgunst zur Er- reihung seiner eigenen ehrgeizigen Pläne weit leichter zu gelangen
offt, als wenn er sich zu einer moderirten Politik bekennen wollte. Min leßteren Section gehören Herr Cortina und dessen persönliche Freunde, Dem Regenten ist es indessen gelungen, diese Section da-
E wurf: iat uipar O Bi Rig CE tp tve
durch unschädlich zu Bot, daf er für die nächste Session dem Herrn Cortina den Prâsidentenskuhl der Deputirten - Kammer versprochen hat, welcher Antrag auch angenommen wurde, Es fragt sich nun, wie die andere republifanische Fraction bei die- sem Handel sih benehmen wird. Sollte, ungeachtet der Bemü- hungen des Regenten, das parlamentarische Ungewitter zu besänf- tigen, die republikanische Partei die Anhänger des Don Francisco de Paula verstärken wollen, so scheint es ausgemacht zu seyn, daß in diesem Fall die Cortes aufgelöst werden sollen. Jn dem Con- seil des Ministeriums, welches am 5ten d. M. stattfand, und wel- chem, außer sämmtlichen Mitgliedern des Kabinets, auch die Ex- Minister des Kabinets Gonzalez beiwohnten, ist dieser Gegenstand lange hin und her erwogen worden, bis man zuleßt zu der von mir eben erwähnten Ansicht stehen blieb. Auch die Amnestie-Angelegenheit wurde in diesem Conseil vom Herrn Zumalacarreguy ernstlich unterstüßt. Aber kein einziger seiner Kollegen pflichtete der Meinung desselben bei, vielmehr behaupteten sie einstimmig, es 4 unter den obwal- tenden Umständen gar nicht rathsam, eine Maßregel vorzuschlagen,
geschweige anzunehmen, wodurch den Umtrieben der Factionen
Borschub geleistet würde. Die in leßter Zeit stark besprochene politische Amnestie in Spanien is somit ad calendas graecas vertagt worden,
s Paris, 15. Oft. Die Rúkkehr des Generals Zurbano auf seinen Posten nah Gerona scheint bereits einen günstigen Einfluß auf den Sicherheitszustand in dieser Provinz und in ganz Catalonien ausgeúbt zu haben; denn man hört seitdem fast nichts mehr von den Banden, welche sogleih nach der Einberufung des Generals nach Barcelona wieder ihr Haupt erhoben hatten. Von der Abseßung Zurbano's ist keine Rede mehr; er hat von Madrid aus einen Verweis wegen seiner Willkürhandlungen und Barbareien erhalten, und die vorherrschende Meinung in Cata- lonien selbsk scheint sich mit dieser leichten Genugthuung zu be- gnügen, um so mehr, als sle sich gewöhnt hat, Zurbano als einen unentbehrlichen Mann zu betrachten.
Der, wie neulih bereits erwähnt, mit der Republik Uruguay abgeschlossene Vertrag kóßt auf manchen Tadel, selbst in den Seestädten, denen doch aus den wesentlichen Bestimmungen desselben große Vortheile erwachsen zu müssen scheinen, Man will finden, daß die Bedingung der vollkommensten Gegenseitigkeit in den Wechsel: Beziehungen der beiden Staaten durch die Ber: schiedenheit der natürlichen und historischen Zustände zu einem Privilegium für die Amerikanische Republik und zu einer Quelle von Verlusten für Spanien werde, Ohne auf diese und ähnliche Beschwerden tiefer eingehen zu wollen, kann ich doch nicht umbin, zu bemerken, daß bei allen jenen Klagen eine unwillfürliche Re- gung des Spanischen Stolzes im Spiele ist, dieses Stolzes, wel- cher darunter leidet, daß er eine dur revolutionaire Gewalt emancipirte ehemalige Kolonie jeßt auf gleichem diplomatischen Fuß mit dem Mutterlande gestellt sieht.
Dem Barceloneser Blatte, la Verdad, zufolge, is in den ersten Tagen dieses Monats in einem der angesehensten Häuser des Faubourg Skt, Germain eine Versammlung von legitimi- stischen Notabilitäten gehalten worden, in welher man über die fünstig in den Spanischen Angelegenheiten zu beobachtende Politik berathen hat, Es soll nämlich in der legitimistischen Par- tei die Frage aufgeworfen worden seyn, ob es nicht besser sey, die Spanischen Flüchtlinge in Frankrei mit Geld und Waffen versehen Uber die Pyrenäen zurückzuschicken, damit sie sich den Karlistischen Guerillas anschließen, als dieselben noch länger mit schweren Kosken in der Unthätigkeit zu unterhalten. Zugleich ist der Vorschlag gemacht worden, die unfruchtbaren Ausgaben zu sparen, welche die Sendung der Agenten veranlaßt, welche die Karlistische Sache an mehreren fremden Höfen unterstüßen sollen, ohne daß ihre Bemühungen seit langer Zeit irgend einen Erfolg gehabt hâtten. Die ganze Frage is, wie man nach diesen Angaben leicht ein- sieht, der Hauptsache nach finanziellen Charakters, indem man hier im Faubourg St. Germain anfängt, der Opfer müde zu werden, welche man sich im politischen Glaubens - Jnteresse aufgelegt, und indem man zugleich nach einem passenden Vorwande sucht, um sih von der Fortseßung derselben zu entbinden. Jndessen mischte sich doch nicht blos Meinungs - Fnteresse, sondern sogar politische Leidenschaft in die Verhandlungen der in Rede stehenden Ver- sammlung, als von einigen Seiten her die Ansicht geäußert wurde, daß es wohl am Besten sey, die Sache des Don Carlos gänzlich fallen zu lassen, da die Rechtmäßigkeit derselben denn doch nicht ganz klar erwiesen, und da Überdies die Möglichkeit ihres endlichen Sieges mindestens zweifelhaft sey. Ein sehr feuriger Anhänger des legitimistischen Prinzips „erhob sïch mit Ungestüm gegen diesen Vorschlag, indem „tr erklarte, daß er nicht begreife, wie man mit solchen Ansichten überhaupt in die gegenwärtige Versammlung zu fommen gewagt, deren entschiedenen Charakter man doch habe kennen müssen. Jn der Hike der Rede ließ der Sprechende sogar Worte fallen, welche einen solchen Tumult zur Folge hatteu, daß an feine regelmäßige Fortseßung der Berathungen mehr zu den- fen war, und daß die Versammlung in großer Aufregung ausein- anderging, ohne zu irgend einem Beschlusse gekommen zu seyn,
Serbien.
Von der Serbischen Gránz&, 7. Oft, Die Vergif- tungs - Geschichte in Semlin wird immer verdächtiger; die bishe- rige Untersuchung hat nur die bestimmte Folge gehabt, daß der Denunziant, welcher den Fürsten warnte und als Hauptzeuge auf- trat, ebenfalls in strenge Haft genommen wurde, Es sollen gegen ihn selbst erschwerende Umstände zu Tag gekommen seyn. Man ist höchst begierig, wie die Sache enden wird, da doch der Kam- merdiener des Fürsten vas Gift, welches hinreichend gewesen wäre, mehrere Menschen zu tödten, sammt der ihm angeblich eingehän- digten Belohnung von 20 Dufaten als corpus delicti deponirte, — Jn Serbien wurde eine Bestätigung der neuen Ordnung aus Konstantinopel bis jeßt- vergeblich erwartet. Auf nähere Anfragen der Repräsentanten in Konstantinopel in Betreff der Serbischen Verhältnisse erfolgte der kurze Bescheid, die Pforte werde die Rückehr Schekib Efendi?s abwarten, ehe sie einen Beschluß fasse.
Inland.
Königsberg, 16. Oft, (K, Z.) Die gestrige Feier des Geburtstages Sr, Majestät des Königs begann mit einem Choral, welcher früh Morgens vom Schloßthurme erschallte. Jn der Königsberger Deutschen Gesellschaft, welche zur Feier des Tages eine öffentliche Sißung veranstaltet hatte, hielt Herr Professor Dr, August Hagen eine Einleitungs -Rede, in welcher er die Be- Bien des Kölner Dombaues für die Gegenwart besprach. Hierau hielt Herr Divisions-Prediger Dr. Rupp einen ausführlichen 5 A über den christlichen Staat, in welchem er den Staat des d ftelalters, den Staat des achtzehnten Jahrhunderts und den Staat
er Zukunft entwickelte und nahwies, wie das Christenthum seine
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humanisirende Kraft au da in Religion, Staat, K d Wis- senschaft bewähre, wo der Kurzsichtige zunächst Uu E E
erblickde, Jm großen Hörsaale der Universität hielt der akademische Redner, Herr Geheime Rath Lobeck, die Fest-Rede „über die Ber: suche der alten Kirchen - Lehrer, die klassische Literatur auf den Schulen durch eine christlihe zu verdrängen. Auf dem Parade- plaße fand eine große Parade der hiesigen Garnison statt. Mittags war großes Diner bei dem Herrn Ober- Práâsidenten Bötticher, zu welchem die höchsten und hohen Civil - und Militair:Behörden eingeladen waren. Die Deutsche Ressource feierte den Geburtstag Sr. Majestät dur ein Festmahl, an wel- chem außer den Mitgliedern der Gesellschaft auch viele Gâste Theil nahmen, und die Schüßkengilde hatte zur Feier des Tages ein \0- lennes Schießen und Abends ein Feuerwerk veranstaltet, welchem ein zahlreich besuchter Ball folgte. Jm Königlichen großen Hospi- tale wurden die Armen durch eine besondere Ausspeisung und mit kleinen Geldgaben erfreut, Abends war großer militairischer Zapfenstreich, Die Erleuchtung der Stadt beschloß die Feierlich- feiten des Tages,
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Neuste Zahlenverhältnisse für die Bevölkerung des Rbnigreths Belgien,
Als die S ewetugen begonnen , in deren Folge Belgien von dem Königreiche der Niederlande getrennt wurde, gab die Allge- meine Preußische Staatszeitung in ihren Nummern 20 und 21 vom 20. und 21. Januar 1831 eine Uebersicht des Flächeninhalts und der Bevölkerung der einzelnen Landestheile, woraus das Kö- nigreich der Niederlande nah den Beschlüssen des Wiener Kon- gresses zusammengeseßt worden war, und verband damit in ihren zunächst folgenden Nummern 26 und 27 eine Darstellung der Grände, woraus diese Zusammenseßung hervorgegangen war. Seitdem is mehr als ein Jahrzehnt verflossen, und es is jeßt âmtlich eine Uebersicht bekannt gemacht worden , welche von allen einzelnen Ortschaften, die jezt dem Königreiche Belgien angehören, neben andern geographischen Nachrichten auch die Volkszahl für jedes einzelne Jahr von 1831 bis mit 1840 angiebt. Hieraus ist die nachskehende Vergleichung des Zahlenverhältnisses der Bevölke- rung în den einzelnen Provinzen dieses Königreichs entnommen. Der in Hektaren angegebene Flächeninhalt ist zur Erleichterung der Uebersicht für Deutsche Leser in geographische Quadra(meilen
verwandelt worden. j Flächeninhalt in Einwohnerzahl.
Namen der Provinzen. geographischen Quadratmeilen. i. Jahre1831 41840
Ant erben ira cte E ies 349942 371,157 Pad E e A 561,828 621,072 Wesk-Flandern ……............ S Lo ein 608,226 646,054 Ost-Flandern BA B, Sei 742,973 TT79,466 Mea aeaen 67,3 ...... 613,179 661,701 Lüttich E O L L C O C 375,030 410,171 LIGIOU V ea i ia N cas 160,090 469,960 LUNEM Ur iee maaiicnn Sd: eee 160,762 174,719 Mr d aen G A 213,784 238,862
Das ganze Königreich... 535,91 ...___ 3,785,814 4,073,162
Jm Laufe der neun Jahre, welche zwischen diesen beiden Zäh- lungen liegen, wuchs hiernach die Zahl der Einwohner um 287,348, das isk, um 7,59 oder noch nicht ganz 7? pro Cent des Ergebnisses der ersten Zählung. Die Dichtheit der Bevölkerung ist den Pro- vinzen nah sehr verschieden, wie nachstehende Vergleichung des Flächeninhalts mit der Einwohnerzahl ergiebt. Hiernach befanden 73 auf einer geographischen Quadratmeile durchschnittlich Ein-
ner
in den Proinzen 183A 2840 Antwerpen... 6758 7129 Brabant ieine 9389 10379 West-Flandern 10316 10958 Ost-Flandern.…...….. 13598 14265 Hennegau... 9040 9755 L 7112 7779 u S. 3649 3874 Luxemburg 2008 2183 Nami A. 3229 3608
Jm ganzen Staate 7064 7600
Die Wirkungen einer solchen Bevölkerung werden am an- schaulichsken durch Vergleithungen mit dem Zustande solcher Lan- destheile, welche dem größten Theile der Leser näher bekannt sind. Nach der zu Ende des Jahres 1840 vollzogenen Zählung enthielt der Preußische Staat auf der geographischen Quadratmeile durch- schnittlich 2940 Einwohner. Das Königreich Belgien hat nochmehr als das Drittehalb fache dieser Einwohnerzahl auf dem gleichen Raume. Der - Regierungsbezir€ Düsseldorf, der bevölkertste des Preußischen Staats, hatte gleichzeitig 8238 Einwohner auf der geogr, Q.Meile; diese Bevölkerung ist mehr als vier Sieben- theile, aber nicht ganz drei Fúnfthe ile derjenigen, welche die Provinz Ostflandern enthält, Diese zeichnet sich denn allerdings auffallend vor allen andern Provinzen des Königreichs Belgien aus; aber auch die beträâchtlih geringere Bevölkerung der Pro- vinzen Westflandern, Brabant und Hennegau úbertrifft noch bei weitem an Dichtheit derselben den Regierungsbezirk Düsseldorf, Die Provinzen Antwerpen und Lüttich sind zwar dünner bevölkert, aber doch immer noch stärker, als der Regierungsbezirk Köln, welcher mit 6180 Einwohnern auf der geographischen Quadratmeile nächst Düsseldorf der am dichtesken bevölkerte des Preußischen Staates ist, Die dünnste Bevölkerung im Königreiche Belgien haben die Provinzen Namur, Luxemburg und Limburg, welche den \údödst- lichen Rand dieses Staates längs den Ardennen bis gegen das Hohe Veen hin bilden; insbesondere steht dieselbe am niedrigsten in Luxemburg, welches aber doch an Dichtheit der Einwohnerzahl noch sieben Preußische Regierungsbezirke, nämlich Gumbinnen, Königsberg, Marienwerder, Bromberg, Köslin, Stettin und Stralsund übertrifft, und in dieser Beziehung nur wenig niedriger steht, als der Regierungsbezirk Frankfurt, der gleichzeitig 2210 Einwohner auf der geographischen Quadratmeile hatte. Dex un- geachtet der {nellen Zunahme seiner Einwohnerzahl noch immer am dünnsten bevölkerte Regierungsbezirk des Preußischen Staats, nâmlih Köslin, hatte mit seinen 1521 Einwohnern auf der geo- graphischen Quadratmeile noch nicht ganz sieben Zehntheile der- jenigen Dichtheit der Bevölkerung, welche Luxemburg enthielt. Zwar nimmt die Zahl der Einwohner auch in den am dichtesten bewohnten Theilen des Preußischen Staats verhältnißmäßig sehr viel schneller zu, als im Königreiche Belgien, indessen ist dei so
roßer Verschiedenheit an eine beträchtliche Näherung der Bevdl- erungs-Verhältnisse zur Zeit noch gar nicht zu denken, und ins- besondere wird Flandern nebst Brabant wohl immer nur mit den fabrifreichsten Gegenden Großbrittaniens und mit den geseegneten
Fluren des besten Theiles der Lombardei vergleichbar bleiben. Dem leßtern ist es besonders auch dadurch ähnlich, daß es die Früchte des eigenen Bodens sind, was diese dichten Menschenmassen aus- fómmlih nährt. H,
E n u.
Wissenschaft, Kunst und Literatur.
Die Kunst-Ausftellung von 1848. (Vergl. St.- Ztg. Nr. 281 und 289.)
Dritter Artikel.
Das Studium der Antike. — Die Preisbilder, — von Klöber. — Cords.
Is die Ausstellung arm an Bildern, deren Gegenstand dem al- ten und neuen Testamente angehört , so sind die Gdôtter Griechen- lands mit der ganzen reichen Welt des Alterthums \o gut wie vdl- lig verschollen. Kaum sind es wenige Bildchen, in welchen man noch einen Anklang jener Zeiten wahrnimmt. Wir sind fern davon, jene Kunst-Epochen glücklich zu preisen, in denen die Antike als das Ein und Alles galt und die Mitwelt nur dann ein Recht der Dar- stellung erlangte, wenn sie sich in das Kostüm der Toga warf; aber dieses völlige Abwenden von den so lange anerkannten Vorbildern des klassischen Alterthums ift darum keinesweges zu rühmen; ja, wir meinen, daß die bôsen Früchte schon jeßt zu erkennen sind. Verglei- chen wir uinbefangen alle uns bekannten Kunstwcisen der Vor- und Mitwelt , so werden wir doch zuleßt zu dem Anerkenntniß kommen, daß die Kunsi nirgend ihren Thron so hoch stellte, wie bet den Grie- chen. Mögen in anderen Zeiten einzelne Richtungen hdher stehen, das Ganze stand nie in solcher Harmonie, so in sih geschlossen, wie in jenen unvergleichlihen Zeiten. Es war kein bloßer Zufall, daß gerade die Antike mehrmals dazu berufen war, aufs neue die erstor- benen Glieder einer dahinsinkenden Kunstweise durch die ihr inne- wohnende Lebenskräftigkeit neu zu beleben oder an ihre Stelle zu treten. Doch hier if der Ort nicht, dieses weiter auszuführen ; es genüge die Andeutung, daß das ganze Leben der Alten, ihre Umge- bung sammt Klima und Kleidung nicht minder, wie die ganze An- schauungsweise des Göttlichen und Menschlichen hierzu wesentlich beitrugen. Dieses is nun bei uns großentheils sehr verschieden, und daher wird eine bloße Nachahmung der Kunst des klassischen Alter- thums auch nie so ganz unter uns heimisch werden. Andererseits dürfen wir aber auch nicht vergessen, wie unsere ganze Bildung nicht nur im Einzelnen, sondern durch und durch auf der der alten Welt basirt ist, und daß ein einseitiges Abwenden von derselben uns in Gefahr brächte, in die materialistische Barbarei hinabzustürzen, aus der wir so glücklih waren, vornehmlich durh Hülfe der klassi- schen Literatur und Kunst gerettet zu werden. Welchen Ersaß bieten uns denn gegenwärtig die mit bunten Lappen behängten Glieder- puppen, welche so häufig für historische Personen gelten müssen, für solche Da"stellungen, in denen der Künsiler, wenn er seinen Gestal- ten auch kein inneres Leben einzuhauchen verstand, doch wenigstens sih bemühen mußte, in der Zeichnung des menschlichen Körpers und der Gewänder korrekt und geschmackvoll zu seyn, #9 wie auf eine schöne Gruppirung zu sehen. Der Vergleich mit der Antike war cin strenger Richter und cin immerwährender Sporn, nicht stille zu ste- hen. Mit welcher Junerlichkeit dieser Kunsirichtung auch noch ge- genwärtig nachgelebt werden kann, zeigen Karstens, Schick und vor Allen unser Schinkel, dessen Entwürfe für die Vorhalien des Mu- seums wohl jeden Vergleich mit einem anderen Kunstwerke neuerer Zeit aushalten fönnen. 7
Wie nachtheilig diese Vernachlässigung der Antike, ja wir sagen noch lieber, dieser Mangel an klassischer Bildung, auf unsere junge Kunst einwirkt, sehen wir an den so chen ausgestellten vier Konkur- renzbildern. Der Gegenstand, „„Oedipus mit seinen Töchtern zu Ko-
lonos flucht dem Sohue Polynices, der um den Segen slehtc//, ist wie herkömmlich aus dex alten Geschichte entlehnt, um gerade die jungen Künstler auf die Bedeutsamkeit des Studiums der klassischen Vorbilder aufmerksam zu machen, um hier unverhüllter die wahre Tüchtigkeit zu erkennen. Aber nur in dem von der Akademie prämiir- ten Bilde, von Beer, Schüler der Professoren von Klöber hier und H. Heß zu München (Nr. 42), finden wir diese Vortheile eintgermaßen benußt; in den anderen ist nicht etwa blos shülerhafte Unbeholfenheit zu erkennen (diese würden wir nicht tadeln , wenn nur das Streben ernst wäre), sondern ein Haschen nah Effekt in der verderblich modernsten Weise. Solche Blicke in die Kunst der Zukunft sïnd nicht eben ermuthigend zu nennen,
Herr von Klöber selbst is einer der Wenigen, welcher unter uns fortfährt, die Gegenstände seiner Gemälde der antiken Welt, und na- mentlich der Mythologie, gu entlehnen. Der Beifall, dessen dieselben troß des Zeitgeistes fortwährend sich erfreuten, beweist, daß sie keines- weges eine todte Nachahmung verschollener Kunstweise find, sondern eine wirklich innerlihe Reproduction, Man kann nicht sagen, daß er sich bestrebte, die antike Kunst, selbs nicht die antike Malerei, wie sie uns neuerlih| mehr und mehr in ihrer Bedeutsamkeit bekannt wurde, zu reproduziren: Herr von Klöber hat sich, etwa wie die Ca- raccis oder deren Nachfolger, cine eigenthümliche Art der Auffassung gebildet; und wirklich möchten wir seine Gemälde denen der leßteren Künstler verwandter nennen, wie der Antike, obschon sie im Ganzen häufig dur Originalität der Composition, durch Zierlichkeit der Fi- guren und durch ein warmes Kolorit fich auszeihnen. Doch ver- missen wir in ihnen die Strenge, den großartigen Adel , der der An- tike so eigenthümlich is. Jn dem kleinen Formate seiner Gemälde fällt der Mangel einer strengeren Zeichnung im Ganzen nicht so auf, wohl aber wünschten wir, daß namentlich in den Gewändern ein hô- vere u e Eee,
: ese Vorzüge und Mängel vereinigt auch das ausgestellte Rund- bildchen der Aurora, welche, auf goldenem Wagen von eei muthigen, weißen Rossen gezogen, über Wolfen dahinzicht (Nr. 477). Sehr anmu- thig ist die Aurora in leichter Kleidung, mit der Linken die Zügel nur \o wie zum Scherze haltend, den schdnen Nacken etwas zurückdicgend, doch neigt das Köpfchen vorüber , als ob sie selbst sich freute, die von ihr neu beglückte Erde hinter dem Dunkelblau des nächtlichen Himmels zu erspähen. Oceaniden begleiten den Zug, deren \chdnere im dunkel- rothen Gewande seitwärts im Vorgrunde des Bildes leicht hin- webt, mit der rehten Hand Rofen hinabstreuend. Eine zweite, Mose naa (tiat/ Me WSIAO Den einen der sich bäumenden
/ e le dritte hart vor den Pferden in etwas unglücklicher e E M V na sißt, M NLOMME
, Herr Cords hat eine Jdylle geliefert, welche wir, ihrer ganzen
Richtung nach, entschieden hierher rechnen müsen. Zwei jugendliche Hirtenknaben halten, wie es scheint, einen Wettsireit im Flötenblasen (Nr. 139). Der âltere, nur mit einem Felle um die Hüften gegürtet, hat, so scheint es, so eben geendet, der kleinere blonde zur Rechten dagegen ist #0 ganz in seine Tdne versenkt , denen der ältere zwar mit Auf- merksamkeit , doch eiwas eifersüchtig zuhdrt. Gern möchte er von dannen; einstweilen jedoch wendet er nur dem Beschauer den Rücken a Das Mädchen, Zwischen inne als Kampfrichterin am Fuße eines
aumstammes mit übereinandergeschlagenen Füßen und aufgestüßtem
Arm sißend, hort voller Theilnahme , und wir glauben aus Allem zu erkennen, sie sey schon entschieden , wem sie den Kranz reichen werde, den sie in ihrer Hand hält. Doch gefällt uns gerade diese Sigur weit weniger, wie die beiden munteren Knaben. Jhre ganze
Hestalt, Kostüm und selb| Gesicht sind keinesweges antik, viel wenti- s ideal gehalten. Es is nur ein gewdhnliches Mädchen im Stroh
ut und mit bloßen Füßen, während die beiden Fldtenspieler durch- aus edler erscheinen. Das ganze Bild hat übrigens eine angenehme, wirklich idyllische Ruhe, eine große Harmonie der Färbung mit Mä- ßigung der Mittel ; nur finden wir es etwas zu grau im Done gehalten.
Einen Amor von Schoppe (Nr. 887) möchten wir in keiner Weise zu den Bildern rechnen, welche der Antike nachzustreben su-