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Abfluß dieser kurzen Zeit , die naturlih nicht hinreicht, nur einen Theil der in Verhandlung stehenden Gegenstände zu beseitigen,
ordnung schritt und einen Ergänzungs- Kredit für rückständige Aus- gaben im Kriegs-Departement votirte,
Deutsche Bundesstaaten.
Múnchen , 17. Nov. (Bayer. Bl.) Die Kammer der Abgeordneten hat diesen Morgen die Wahl der Kandidaten aus ihrer Mitte fúr die Präsidentenstellen getroffen. Das erste Skcu- tinium bei einer Anwesenheit von 103 Mitgliedern (Majorität 52) war folgendes: Freiherr von Rotenhan 82, Hofrath und Professor Dr, Bayer 81, Freiherr von Thon Dittmer 70, Graf von Butt- ler 61, Finanz-Minister Graf von Seinsheim 52 Stimmen. Ein zweites Skrutinium ergab kein Resultat, ein drittes aber, bei einer Anwesenheit von 86 Mitgliedern (Majorität 44) für den Regierungs - Direktor Dr. Windwart 61 Stimmen. So eben, kurz vor 6 Uhr, versammelt sih die Kammer zu einer zweiten Sißung, behufs der Wahl der Secretaire. Auch die Kammer der Reichsräthe hat diesen Morgen eine erste Sißung gehalten und dem Vernehmen nach in derselben die Wahl ihres zweiten Prâsidenten vorgenommen.
Dresden, 20. Nov. (Sächs. Bl.) Heute fand die feier- liche Eróffnung des vierten constitutionellen Landtages statt. Um 9 Uhr versammelten sich die Mitglieder beider Kammern in der Hoffkirche, woselbst der Ober- Hofprediger Dr. von Ammon über den Text 2, Petri I, 8—13 die Landtags: Predigt hielt, Um halb 1 Uhr begaben sich die Mde « Mar in das Königl. Schloß, woselbst sie in den Landtags - Erdffnungssaal eingeführt wurden. Die Präsidenten, deren Stellvertreter und die Secre- taire nahmen hier dem Throne gegenüber, die Mitglieder der er- sten Kammer zur rechten, die Mitglieder der zweiten Kammer zur linken Seite auf Eskraden die denselben bestimmten Pläße ein. Hierauf wurden das diplomatishe Corps und die bei Hofe vor- gestellten Fremden eingeführt, welche links vom Throne ihre Plâbe einnahmen. Die Königin, die Prinzessinnen des Königl, Hauses, der Erbprinz von Sachsen - Koburg nebst dessen Gemahlin, die Prinzen von Mecklenburg-Schwerin und Lippe- Detmold, so wie mehrere Damen nahmen auf der Tribüne des Thronsaals Plab. Nun trat der König, begleitet vom Prinzen Johann und einem glänzenden Hofstaat, in den Saal und sprach vom Throne fol- ende Rede:
9 ¿Meine Herren Stände! Wenn Fch an dem _ heutigen feierli- chen Tag auf den Zeitraum zurückblicke , der verflossen , seit Jh Sie das leßte Mal hier versammelt sah, fühle Jch die beruhigende Ueber- zeugung, daß unser Staatsleben in seinen inneren und äußeren Ver- hältnissen sich auf eine segensreiche Weise entwickelt hat. — Jn un- gestörter äußerer Ruhe wurden die Bande der Eintracht mit den be- fceundeten Regierungen auf ¡das erfreulichste befestigt; der grdßere Deutsche Zollverein ward erweitert und dessen Fortdauer gesichert ; die für unseren Veckehr wichtige Eisenbahn - Verbindung mit Bayern ward durch Vertrag verbürgt, ja, schon eine bedeutende Strecke der- selben dem Verkehre gene, während andere ähnliche Ergebnisse nach anderen Richtungen in nahe Aussicht gestellt sind. — Jn unserem inneren Staatswesen ist eins der umfassendsten Werke, die reine Grundsteuer-Regulirung, #0 weit vorbereitet , daß an deren Ausfüh- rung, so wie an die damit in Verbindung siehende Entschädigung der bisher steuerfreien Grundstücke auf diesem Landtage die leyte vollen- dende Hand gelegt werden soll. — Wenngleich die auf dem vorigen Landtage beschlossenen Einrichtungen und Gesehe sich in ihren Erfol- gen wohlthätig zeigen und Jh mit beruhigender Oma: auf den Zustand unserer Verwaltung und Geseßgebung blicken darf, #0 bleibt doch noch manche Lücke auszufüllen und manches Bedürfniß zu befriedigen ; es werden Fhnen daher auch diesmal wieder eine nicht
2292 wird die Versammlung jedesmal außerordentlicherweise einberufen, und zwar im Drange der Geschäfte gewöhnlich zweimal wöchent- lich. Während der ordentlichen Session haben die Mitglieder der geseßgebenden Versammlung das Recht, selbstständige Änträge zu stellen, von welchem Rechte in neuester Zeit weniger Gebrauch gemacht worden und besonders in politischer Tendenz. Ein in den leßteren Gränzen liegender Antrag wurde aber diesmal von einem neuen Mitgliede, einem der jüngeren Advokaten, und zwar auf Oeffentlichkeit der Verhandlungen der geseßgebenden Ver- sammlung, gestellt, Unsere geseßgebende Versammlung hält zwar öffentlihe Si6ungen, d. h. in dem Sinne, daß deren Verhandlungen im Protokoll - Auszug bekannt gemacht werden, was von den geheimen Sißungen, welche dann und wann auch vorkommen, nicht geschieht.
ie man vernimmt, werden die in Kassel obschwebenden Ei- senbahn-Unterhandlungen in Kürze zu einem vorläufigen Resultat gelangt seyn. Man sagt, die Kurhessische Regierung habe sich auch in Bezug auf die Kassel-Frankfurter Bahn fúr die Richtung durch Ober-Hessen, ausgesprochen, während man sich in den Pro- vinzen Fulda und Hanau schmeichelt, die Regierung werde, bevor sie die Landstände vernommen, zu feinem definitiven Beschlusse schreiten. Die Richtung der Bahn über Fulda hat das Urtheil Vieler für sih. Frankfurt stellt für die eine oder andere Rich-
geringe Zahl wichtiger Berathungs - Gegenstände vorgelogs werden, worúber Fhnen Mein Staats-Minister von Lindenau nähere Mitthei=- lung machen wird. — Werden auch mehrere der vorgedachten Veran- staltungen bedeutende Geldmittel in Anspruch nehmen, so erlaubt doch der geordnete Zustand unserer Finanzen, auh für andere dringende Bedürfnisse, insbesondere für Verbesserung und Erweiterung mehrerer dffentlichen Anstalten Sorge zu tragen. — Aber nicht allein Erfreuliches brachte uns die leßtvergangene Zeit. Mit wahrer Betrübniß sahen wir in dem lehten Jahre das Vaterland von ungewdhnlichen Un- lücksfällen und Besorgnissen heimgesucht. Die bestehenden Landes- {nstalten, der die Sachsen auszeihnende Wohlthätigkeitssinn und ei- gene Thätigkeit haben den ersteren bereits zum Theil abgeholfen und werden Hod ferner helfen. Die noch nit ganz geshwundenen Be= sorgnisse werden aber, so vertraue Fch, von Dem Abhülfe erlangen, der sie gesendet ; es thue aber auch Jeder in seinem Wirkungskreise, was er vermag. Mehr als je muß in diesen Verhältnissen eine Auf= forderung an Sie liegen, Fhrem hohen Berufe mit Hintansehung ije- der persönlichen Rücksicht, mit Hinblick auf das Wohl des theuren Vaterlandes, mit rastlosem Eifer sich niger — Solche Gesin- nungen sind es, meine Herren Stände, welche Jh im Rückblick auf frühere befriedigende Erfahrungen mit Zuversicht von Fhnen erwarte.
Der Staats-Minister von Lindenau trug sodann eine úber- sichtlihe Mittheilung der Landes-Zustände und der Ereignisse seit dem leßten Landtage vor, welche wir morgen vollständig liefern werden.
Nach Beendigung der Mittheilung des Ministers von Lin- denau antwortete der Prâsident der ersten Kammer in fol- gender Weise:
_ //\Alerdurchlauchtigster, Großmächtigster Kdnig! Allergnädigster König und Herr! Das erste Gefühl, dem die getreuen Stände, auf Jhro Königlichen Majestät Ruf zu dem vierten constitutionellen Land- tage versammelt, Worte geben, is das Gefühl des heißesten Dankes gegen die Vorsehung, daf sie seit der leßten Stände- Versammlun jedes dauernde Leid von unserem so innig geliebten Kdnigshause ent fernt hielt. — Sind in der neuesten Zeit {were Prüfungen übe unser theures Vaterland ergangen, so hat sich auch ungewdhnlich Kraft im Dulden und ein hülfespendender Sinn glorreih bewährt. — Sprechen Jhro Königliche Majestät Allerhdchstihre Zufriedenheit über die glücklichen Erfolge der neueren Geseßgebung und Über die Übrigen Verhältnisse des Landes aus, so fühlen wir uns dadurch hoch beglúckt und gestärkt und ermuthigt für die Arbeiten des jeßt neu beginnenden Landtags, — Fest wollen wir in allen Verhältnissen sehen , rastlos bemüht für das wahre Beste des Vaterlandes zu wir- ken, Jeder in dem ihm von Gott angewiesenen Wirkungskreis ; Alle vereint für das allgemeine Wohl. — Fn diesem Geiste wollen wir die uns für diesen Landtag werdenden Aufgaben erfassen , mit Treue, Dee endlichen beben Sie Ee d Sb0ig und Batcoland / Alles ele zuführen, i: ;
Wohl des A Vaterlandes 1/7 welches isi: das unzertrennliche
unmehr erflärte im Namen des Königs der Staats-Mini- ster von Lindenau den Landtag für erdffnet, und verlie ) den Prag i b der Kdnig
or dem Beginn der Königlichen Tafel, zu der (äm Mitglieder der beiden Kammern gezogen worden. N I 19 nig und die Königin, so_ wie die höchsten Herrschaften die Cour und Präsentation an. Während der Tafel brachte der König die Gesundheit aus: „Auf das Wohl des Landes und aller getreuen Stände!“ die von dem Präsidenten der ersten Kammer im Na- men säâmméetlicher Stände angemessen erwiedert wurde,
XX Frankfurt a. M., 19. Nov. Die ordentliche Session unserer geseßgebenden Versammlung von 1842—43 if seit dem ersten Montag d. M. eröffnet und dauert sechs Wochen. Nach
hi, einer Fregatte und einer Korvette bestehenden Geschwader von Neapel. Er stieg in besker Gesundheit unter dem Kanonen- donner der Forts und der Schiffe ans Land. und Bedräângte rechneten schon seit langer Zeit auf die Ankunft des Monarchen zu Abhülfe ihrer Beschwerden, es scheint aber lei- der, daß Sicilien nicht lange durch die Gegenwart seines Königs beglückt seyn wird, da man in seinem Gefolge außer dem gewöhn- lichen Generalstab kein Mitglied des Staatsraths noch der verwaltung bemerkt hat. mit herúber (sie befindet sich bereits im fünften Monat ihrer Schwangerschaft). Morgen wird das Königliche Dekret die Re- duction des Ausgangszolls auf rehen Schwefel von 8 auf 2 Tari per Cantaro betreffend, oe bekannt gemacht werden, Es scheint, Se. Majestät habe f
Pee Schifffahrt so höchst wichtige Maßregel persönlich zu über- ringen.
talonische Deputirte gleichzeitig in zwei verschiedenen Diligencen von Barcelona nach Seragossa ab. Der eine der beiden Postwa-
Damen befanden, wurde um 1 Uhr Naches zwischen Lerida und Fraga von einer Râuberbande, die etwa aht Mann zählen mochte, angehalten. Herr Prim und sein Secretair griffen zu den Pisto- len, die sie bei sich führten, allein die mit ihnen reisenden Damen fielen ihnen in die Arme, und verhinderten die Vertheidigung. Die Reisenden wurden ihres Geldes und ihrer Kostbarkeiten be- raubt, ein Verlust, der sich auf einige 30,000 Realen beläuft, Die andere Diligence, in welcher sich die Deputirten Degollada, Pe- lachs, Mata und Basols befanden, kam ungehindert in Seragossa an, ohne die Ausplünderung des nur wenige Schritte hinter ihr fahrenden zweiten Wagens auch nur bemerkt zu haben.
Vorfalle eigenthümlicher Art in eine gewisse Aufregung verseßt worden. Eine Frau aus dem Spanischen Amerika hat von dort eine Negerin mit nach Barcelona gebracht, welche sie auch hier als Sklavin betrachten und behandeln zu dürfen geglaubt. Durch einige verwegene Worte der aiegeria ist eine thâtliche Scene zwi- schen ihr und ihrer Herrin her
kunft der Polizei nöthig gemacht hat. rücht, hat sich auf das Verlangen der Herrin bereit erklärt, die Negerin auf dem ersten Schiffe, welches nah Amerika unter Se- gel gehen werde, einschiffen zu lassen, auf eine solche Maßregel eine einmúthige und starke Entrüstung in der öffentlichen Meinung hervorgerufen hat. Blätter lehnen sih mit großer Kraft gegen jene Verfügung auf, deren Unmenschlichkeit sie mit den stärksten Ausdrücken bezeichnen, ohne gleichwohl die Geseßlichkeit derselben anzufechten, so daß es scheint, als existire in Spanien nicht, wie zum Beispiel in Frank- reich, ein Geseß, welches jeden Schwarzen der Kolonieen, der den a Ms betritt, túr frei erklärt.
eßt einen se mie dev Mee n sehr warmen Artikel über diese Sache
den auf, damit sie eine Frevelthat verhindern, die wir nicht an-
tung hauptsächlich die Bedingung, daß die Bahn direkt, auf dem rechten Main- Ufer hier mündet. — Bei der großen Aus- breitung, welche das Eisenbahn-System in Deutschland gewinnt, ist die Vorbildung den nöthigen Beamten für den Eisenbahndienst von Wichtigkeit, und es sind bei der T EEN bereits einige junge Leute als Volontaire eingetreten, um den Eisenbahn- dienst in allen Zweigen praktisch kennen zu lernen. — Ueber den Fortschritt des Baues der Wagnerschen elektro-magnetischen Ma- schine is in neuester Zeit nichts bekannt geworden; es wäre eine unangenehme Sache für Wagner, wenn er in der praktischen An- R von der atmosphärischen Eisenbahn in England überflú- gelt würde.
Der Börsenhandel war auch in dieser Woche von keinem Belang. Die Fonds erfuhren im Allgemeinen sehr wenig Cours- Veränderungen, da die auswärtigen Einkaufs-Aufträge fehlen und das Geld durch die fortdauernden Baar - Verseadungen wieder etwas Fnapper geworden is, Doch kann man sagen, daß die Course im Allgemeinen fest sind.
Die anfangs dieser Woche stattgehabten Regengüsse haben den Wasserstand des Mains etwas gebessert und die Schifffahrt is wieder nothdürftig im Gange. Ein großer Theil der Fracht P aber jeßt von Mainz hierher auf der Taunus - Eisenbahn
efórdert.
Das am verflossenen Montag zum erstenmale über unsere Bühne gegangene Schauspiel von Gußkow: „Ein weißes Blatt“ wurde günstig aufgenommen, Es zeichnet sih durch geistvollen
Dialog aus. Desterreich.
Wien, 17. Nov. Se. Majestät der Kaiser haben dem Wirk- lichen Geheimen Rathe, Jnternuntius und bevollmächtigten Mi- nister an der Ottomanischen Pforte, Bartholomäus Freiherrn von Stürmer, den Grafenstand für die K. K, Deutschen und Unga- rischen Staaten verliehen.
Italien.
Palermo, 3. Nov. (A..Z.) Die schon so lange von den Sicilianern gehegte Hoffnung, ihren König wiederzusehen, ist gestern Abend in Erfüllung gegangen. Der König kam in Begleitung seines Bruders, des Prinzen Ludwig, mit einem aus einem Linien-
Viele Unglückliche
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taats- Auch die Königin kam diesmal nicht
r gut erachtet, diese fúr Sicilien und
Spanien. 55 Paris, 17. Nov. Am bten d. M. reisten mehrere Ca-
en, in welchem sih außer den Kongreß-Mitgliedern Prim und ilaregut die Marquise von Castell dos rius und mehrere andere
Das Publikum von Barcelona ist in diesen Tagen von einem
eigeführt, welche die Dazwischen- Diese nun, sagt das Ge-
Es scheint, daß die Aussicht Die Barceloneser
Der Consti: „Wir rufen den Eifer der kompetenten Behör-
stehen, einen Mord zu nennen, und die wir wie einen Mord randmarfen werden, wenn sie zur Ausführung fommt,“
Die Coalition der Madrider Presse findet bei vielen Provin: zial-:Blättern Lob und Beifall ; indessen giebt es doch auch mehrere nit gerade ministerielle Zeitungen in den Provinzen, welche sich mit großem Nachdrucke gegen die Tendenz derselben erklären. So namentlih die Tribuna von Valencia, die durch Geist und Ton einen sehr ehrenvollen Plaß in der Spanischen Presse einnimmt. Es ist leider nur zu wahr, daß der jeßige Zustand der Dinge in Spanien vieles zu wünschen übrig läßt, und GE manchen shweren Unregel- mäßigfeiten leidet, die in einem wohlgeordneten Staate nicht vor- Fommen; allein man würde ungerecht seyn, wenn man diese Uebel ausschließlich auf die Rechnung der jeßigen Regierung des Landes seßen wollte, denn sie sind größtentheils die schlimme Erbschaft früherer Zeiten, und wer nicht sein eigenes Gedächtniß verleugnet, der weiß, daß weder die Regierung Ferdinand’s VII., noch die Regent- schaft der Königin Christine frei war von ähnlichen Mißbräuchen und Leiden. Eine Opposition, welche energisch auf Abstelluug derselben dringt, wird gleichwohl immer in ihrem vollen Rechte seyn, so lange sie sich innerhalb der Sphäre organischer Reformen hält; wenn sie aber [glaubt, oder vorgiebt zu glauben, daß Spanien durch eine neue Revolution in diesem oder jenem Sinne geholfen werden fönne, und wenn sie demnach auf einen neuen gewaltsamen Umsturz der bestehenden unvollfklommenen Ordnung der Dinge hinarbeitet, so ist sle entweder in einen beflagenswerthen Jrrthum verfallen, oder sie macht sih einer Gewissenlosigkeit schuldig, die ihr nicht starf genug vorgeworfen werden kann.
Portugal.
Lissabon, 7. Nov. (Times.) Nie war der politische Haß heftiger, als er hier in diesem Augenblick is, niemals der Einfluß aller bösen Leidenschaften ungezügelter und eingewurzelter, Die bevorstehenden 20 Wahlen zur Ausfüllung der erledigten Plâße in den Cortes werden weit hißigere Kämpfe erregen als die leßten allgemeinen Wahlen, und die Dauer der Macht Costa Cabral’s wird wahrscheinlich in hohem Grade von deren Erfolg abhängen. Selbst wenn, wie zu vermuthen: steht, die verbündete Opposition nur bei der Hälfte der Wahlen gewänne, würde der Nimbus jenes Ministers dedeutend s{hwinden. Graf Bomfin, Rodrigo Magalhaes, Aguiar und ihre Freunde steigen in der Ach- tung des Hofes; Cabral's Freunde aber, sowohl innerhalb wie außerhalb des Klubs, fangen an, in dem Eifer ihrer Anhänglich- feit an seine Person und Politik nachzulassen, und er wird größerer Klugheit bedürfen, als er in der leßten Zeit bewiesen hat, wenn er sich auf dem Posten behaupten will, zu welcher die Januar- Bewegung ihn erhob. ;
Eine an die Portugiesische Nation gerichtete anonyme Schrift ist dieser Tage hier im Druck erschienen und an den Theater: Eingängen, so wie an anderen Orten, in vielen Exemplaren ver« theilt worden. Jhr Zweck is, einen Ausländer, der bei dem Kö- nige in großem Vertrauen steht, beim Publikum verhaßt zu ma- chen. Es is dies eine feige und boshafte Schmähschrift, ganz im Charafter der Portugiesischen Presse. Die Sache hat in Lissabon großes Aufsehen gemacht, und die öffentliche Meinung schreibt dies Machwerk allgemein der Partei Costa Cabral's zu; auch der Hof ist dieser Ansicht. Der Nacional beschuldigt geradezu den âlteren Bruder des Miniskerg, Silva Cabral, der Autorschaft und versichert, er sey im Besis des Origi- nal - Manuskripts von der eigenen Handschrift dieses Herrn, Die ministeriellen Blätter antworten darauf mit heftigem Jngrimm und schreiben der Opposition das Libell zu; dies ist aber so un-
wahrscheinlich, daß auch der Einfältigske schwerlich davon Überzeugt werden dürfte, da man weiß, daß das angegriffene Jndividuum seinen bedeutenden und nicht sehr rechtmäßigen Einfluß gegen Senhor Costa Cabral, also zu Gunsten der Tendenzen der Öppo- sition, so beharrlich verwendet hat, wie sein Temperament es ihm nur irgend gestattete, und zwar seit Proclamation der Charte zu Porto im verflossenen Januar. Cabral’'s Anhänger suchen den Grund in der Privat-Abneigung eines „Fidalgo“ vom höchsten Range, aber diese Behauptung wird die Eingeweihten nicht verblenden, denn jeder Saß der Schmähschrift trägt die Spuren des Parteihasses und der politischen Nache, Der Na- cional ruft heute dem Ministerium zu: „,„Allen euren Zeitun- gen haben wir nichts weiter zu antworten als: Bringt die Sache vor Gericht!“ Bis jeßt sind aber noch keine Schritte zu solchem Zweck geschehen. Die bekannte Freimaurerei der hiesigen Druck- Offizinen, in denen im Ganzen etwa hundert Seter arbeiten, macht es übrigens fast unmöglich, daß Manuskripte geheim blei- ben können, und es lâßt sich daher keine ârgere politische Unklug-
heit denken. Moldau und Wallachei.
Bucharest, 3. Nov. Nachstehendes is der Jnhalt des (ia unserem gestrigen Blatte erwähnten) Großherrlichen Fermans, in Betreff der Abseßung des Fürsten Alexander Ghika, von der Mitte des Monats Ramasan 125à (von den ersten Tagen des Oktobers 1842) datirt: An den gegenwärtigen Metropoliten der Wallachei, an die Bi- shöfe von Rimnik, von Buseo und von Argis; an den Präsidenten des großen Divans; an die Direktoren des Fnnern und der Justiz, welche, in Folge der diesmal nothwendig gewordenen Abseßung des Woltwoden der Wallachei, nah dem Reglement zu Kaimakams des plan guns Wallachei ernannt sind; an sämmtliche Beamte des ivans der Wallachei ; an sämmtliche Groß-Bojaren, Mitglieder der ordentlichen General-Versammlung und der außerordentlichen Gene- ral - Versammlung, und die Übrigen Notabeln und Primaten (deren Gehorsam sich vermehren mdge), Befehl : ¿Die Functionen, mit denen die Woiwoden der Wallachei und der Moldau bekleidet sind, legen ihnen die Pflicht auf, alle allgemei- nen Verfügungen regelmäßig und schicklich in Vollzug zu seben, die sich auf die verschiedenen Privilegien, und auf das alte und neue Reglement beziehen, die von Meinen glorreichen und erlauchten Vorfahren den Bewohnern dieser Provinzen, die einen Theil Mei- ner Erbsitaaten ausmachen, verliehen worden sind; Privilegien und Reglements, welche durch die in Kraft stehenden, zu ver- schiedenen Zeiten zwischen Meiner hohen forte und dem Russischen Hofe abgeschlossenen Traktate bestätigt und bekräf- tigt worden sind, und ihre Aufmerksamkeit dahin zu richten, daß zu keiner Zeit irgend cine I oder Schritt gethan werde, der dem zuwider wäre. Nichtsdestoweniger ist leßthin zu Unserer Kennt- niß gelangt, daß sich in Unserer Kaiserlichen V) gerechte Be- schwerden erhoben haben, welchen zufolge der Fürst Alexander Ghika, egenwärtiger Woiwode der Wallachei, sich seit einiger Zeit in einer Meise benommen haben sollte, die von seiner geringen Achtsamkeit und Sorgfalt in Erfüllung jener Pflicht zeugen würde, wobei es hieß, daß er d in Verwaltung der Angelegenheiten des Landes nachlässig und sorglos benommen habe. Zu gleicher Zeit richtete der oben er- wähnte Woiwode an Meine hohe Pforte Klagen, nah welchen sich die Mitglieder der gewbhnlichen General-Versammlung, auf Anstiften und durch die Ränke einiger Bojaren, seiner Widersacher , gegen ihn gufgelehnt, durch eine Menge verleumderischer Anklagen Ia fürst- liche Autorität gefährdet - un Maliohgeoit hinsichtlich dex Leitung der seiner Jurisdiction unterworfenen Angelegenheiten in sein Ge-
müth geworfen haben sollten,
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e es Mir Meine Herrscher-Sorgfalt zur Pflicht
net evo R grdßte Gewicht auf Evans e il d e Be P Ocdnung in allen Theilen Meines Reiches zum Vortheil der t h derselben gelcgt habe, und jener Zustand der Dinge offenbar wohner K iseclichen Willen zuwider war, so wurde der schr ausge- Meinem 04 eib Efendi, einer der Würdenträger Meiner hohen zeichnete d Mitglied des obersten Fustiz-Conseils, mit dem g 0 Pforte un an Ort und Stelle abgeschickt , hinsichtlich jener Dif- ren Auftrage rforderlichen Erkundigungen einzuziehen , den wahren ferenzen die E © wie sie von beiden Theilen geschildert wurden, E und solchergestalt für die Aufrechthaltung der Ruhe
des Landes Rath zu {afen welche jener Commissair in Vollzie- a as Fei e On den Mitglicdern der oben erwähnten
e von anderen wohlunterrichteten und glaub- Versammlung, \ eingezogen, sind von dem Fürsten , dem Regle- tb den festgestellten Grundsäßen zuwider, alle Arten von Brigbräuchen und Unregelmäßigkeiten sowohl in der Verwaltung der Seettae und Militair-Angelegenheiten, als auch in den Fustiz-An- Se enheiten, und hinsichtlich anderer aus den zugestandenen Privi- Bala 3 der bloßen Menschlichkeit hervorgehenden Rechte, ver-
i u L T den; wie dies auch in dem von jener Versammlung im ver-
G ichteten Bericht verzeichnet und flossenen Jahre an Le Füeen gerichte erwiesen, daß die Ein- Federmans deranny See Provinz, Vornehme und Geringe, jeder das Kräften, durch Ungerechtigkeiten und Erpressungen gelitten hatten. : L
ährend der oben erwähnte Woiwode der Ver- it i in Ae iagiem Bericht ausgesprochenen und auf- ebabten Ren D Sn pie cagefcaiden fen Bal e geben oder sich durch den Beweis hätte retfertig genen, ke Anklagen widercechtlich vorgebracht worden scyen, wie er der hohen Pforte vorgestellt hatte, achtete er nicht darauf, gab sih das Ansehen, als ob er sie verahte, indem er keine Antwort und keine Rechen- schaft gab, und ließ solchergestalt Jedermann in diesen Zustand von Ungerechtigkeit und Bedrückung versenkt, mißhandelte we- gen jener Klagen die meisten Notabilitäten des Landes, entfrem- dete sie sich, und reizte sie dadurh gegen sich. Auf solche Weise blieb nicht die mindeste Sicherheit für irgend Jemanden ; mit Einem Worte, die Ruhe und Ordnung dieser Provinz wurden in jeder Hinsicht gestört, Bei diesem Stande der Dinge blich der oben erwähnte Woiwode, weit entfernt, seine Fehler an- zuerkennen und einzugestehen, hartnäckig dabei, daß es von Haß und Rache ersonnene Verleumdungen seyen. Andererseits erklärte die Versammlung, daß sie im Stande sey, alle von ihr vorgebrachten Beschwerden zu beweisen und bereit , darüber dffentlich urtheilen zu lassen, und dies is schriftlich von Seiten der Mehrzahl ihrer Mit- glieder bekräftigt worden. Dies erbellt aus den sowohl mündlichen als schriftlichen Berichten, welche der oben erwähnte Commissair an Meine hohe Pforte gerichtet und auch zu ihrer Kenntniß gebracht bat, daß er mehr als einmal dem oben erwähnten Woiwoden gerathen habe, den gegen ihn erhobenen Beschwerden so viel als möglich abzu- helfen, dadurch jenen Differenzen, jenen Gehässigkeiten und jenen ge- gen seitigen Spaltungen ein Ziel zu seßen, eine glückliche Harmonie und Versöhnung zu erzielen, und solchergestalt Mittel zu schaen, die Ruhe in der ganzen Provinz herzustellen; daß aber seine Rathschläge ohne Erfolg geblieben sind und der Fürst um fein Haarhreit von einem so tadelnöwerthen Verfahren absichen wollte. T
„Während nun der Haupt-Charakter der Functionen des Fürsten und seine erste Pflicht darin besteht , in jeder Beziehung für die so wichtige Aufrechthaltung der Ruhe und der Wohlfahrt der Bewoh- ner Meiner Kaiserlichen, seiner Verwaltung anvertrauten Provinz zu wachen, und die Zeugnisse von Treue und Redlichkeit , die Jch von seiner Seite erwarte, nur in Erfüllung jener Pflicht bestehen, sind sein pflihtwidriges Verfahren, welches die gegen ihn erhobenen Kla- gen veranlaßt hat und namentlich die Unredlichkeit und die Verun- treuung, deren er sih in der Art und Weise der Entrichtung des iähr- lichen Dributs an Mcine hohe Pforte schuldig gemacht hat , eben so viele offenbare Beweise, daß er die dem Lande durch dic allgemeinen ta L Vortheile zu seinem persônlichen Nußen
ewendet hat.
j ¿Da die Keckheit, mit welcher er derlei Uebelthaten verübt hat, aller Treue und aller Redlichkeit durchaus zuwiderläuft, ist seine fers nere Beibehaltung auf dem Posien eines Woiwoden unmöglich ge- worden, Dessenungeachtet hätte der oben erwähnte Woiwode, Mei- ner hohen Kaiserlichen Gerechtigkeit gemäß, vor Allem öffentlich vor Gericht gestellt werden müssen: allein die obenerwähnten Umstände un Thatsachen sprechen laut genug, um jene Maßregel unnüb zu machen.
¡Es is demnach Mein Kaiserlicher Wille, daß er sogleich abge- seßt werde, um dadurch Mittel zu finden, dem Lande um so früher Ruhe zu verschaffen, Nachdem jene Thatsachen kraft der Traktate auh von dem Kafserlich Russischen Hofe vorläufig untersucht und bewahrheitet worden waren, hat die Russische Gesandtschaft in Kon- stantinopel Meiner hohen Pforte âmtlich mitgetheilt, daß die Noth- wendigkeit der Abseßung des oben erwähnten Woiwoden auch in den Augen ihres Hofes erwiesen und konstatirt sey. Da nun die Meinung und Ansicht der beiden Regierungen über diesen Punkt vollkommen Uberetinstimmten, so is Mein Kaiserlicher Wille hinsichtlich der Ab- scßung des Fürsten der oben erwähnten Russischen Gesandtschaft gleich- falls ämtlih mitgetheilt worden.
z¿Deshalb seyd ihr, der Präsident des großen Divans, der Minister des Jnnern und der Minister der Justiz, da ihr, nah dem organi- schen Reglement der Provinz, das Recht habt, provisorisch die Kai- makame der Wallachet zu seyn, bis der neue Woiwode erwählt ist und die Zügel der Regterung Übernimmt, auch in jener Eigenschaft ernannt und kraft Meines zu diesem Ende ertheilten Kaiserlichen Befehls is gegenwärtiger Kaiserlicher Ferman, um euch von Obigem in Kenntniß zu seßen, erlassen worden.
„//Bei Empfang dieses Fermans werdet ihr zu gleicher Zeit Sorge dafür tragen, ihn sämmtlichen Bewohnern der Disirifte, Städte und Dörfer, die in der Provinz Wallachei liegen, bekaunt zu machen, die Verwaltung des Landes einverständlich zu Übernehmen, und so- gleich, dem organischen Reglement gemäß, die gewöhnliche General- Versammlung einzuberufen , um sodann mittel derselben die außer- ordentliche General-Versammlung, die zur Wahl des Woiwoden nd- thig ist, zusammenzuseßen.
/-Fhr werdet eure Anstrengungen dahin richten , alle laufende Geschäfte Meiner Kaiserlichen Provinz wohl zu führen und zu betreiben, ohne die festgeseßte Ordnung im Mindesten zu verleßen, bis der neue Fürst die Zügel der Regierung er- greift, Nach beendigter Wahl werdet ihr euch becilen, Mei- ner hohen Pforte die Vorstellung zu übermachen, welche dersel- ben von Seiten der außerordentlichen General Versammlung vorge- legt werden muß, und welche die Namen und Eigenschaften des Bojaren zu enthalten hat, welcher würdig erachtet worden ist, Hospodar zu seyn, und als solcher erwählt worden i.
„¿Und du, Metropolit der oben erwähnten Wallachei, außerdem, daß du seit langer Zeit ciner der getreuesten Unterthanen Meiner hohen Pforte bist, bekannt durch die shônen Eigenschaften deines Geistes und deines Verstandes, und ausgezeichnet durch deine Klugheit und durch deinen Scharfsinn, bist auch von Rechtswegen der spezielle Präsident der ordentlichen sowohl als außerordentlichen Versammlung. In dieser Eigenschaft fordere Fch von dir, daß du die Reglementar-Ver- fügungen, welche jene beiden T eaes leiten, gebührend vollzie- hest, daß du Sorge tragest, daß sich kein Geist der Animosität oder des Ei- gennußes in die Wahl mische und kein Unrecht für die Personen, welche An- sprüche und Fähigkeit besißen, daraus hervorgehe. Du wirst demgemäß handeln, deinen Eifer anwenden und dasjenige beobachten lassen, was die Billigkeit erheischt, damit bei der bevorstehenden Wahl an die Stelle Landes cie ange edt unter din am eieihnetes Bauen 28
emessene Person erkoren und m ehrheit der Stim- men gewählt werde. L ves M
¡Und ihr, Bischdfe der drei Distrifte, sämmtliche Bojaren des
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Divans, und ibr Mitglieder der oben erwähnten Versammlungen, wenn ihr Kenntniß von dem Jnhalt Meines Kaiserlichen Befebls e- nommen, werdet vorläufig die oben bezeichneten Kaimakams in Besihz der Verwaltung der Angelegenheiten des Landes seßen und in Wür- digung der hohen Barmherzigkeit und des souverainen Mitleids, welches J solchergestalt euch und allen Bewohnern der Provinz an- gedeihen asse, die inbrünstigsien Gebete für die Verlängerung Meines
ebens und Meiner Macht, und für die Dauer Meines Reichs zum Himmel s{hicken. Und ihr werdet, ohne bei der Wahl, deren Recht euch kraft des deganisiben Reglements zusteht, für irgend Jemanden Gunst oder Rücksichten vorwalten zu lassen, und ohne Añsehen der Partei, den neuen Woiwoden, den Jch zu bestätigen habe, einzig und allein für die Bewahrung und Erhaltung der Ruhe Aller, unter den würdigen und fähigen Männern, die euren Beifall und eure Zu- stimmung haben, mit Stimmenmehrheit wählen; ihr werdet Meiner bohen Pforte die zu diesem Ende erforderliche Vorstellung mittels der provisorischen Regierung erstatten, und euch wohl hüten, irgend eine Meinem Kaiserlichen Willen zuwiderlaufende Handlung zu be-
gehen.-/ Türkei.
Konstantinopel, 2. Nov. (Oes. B.) Der neuernannte Ottomanische Botschafter am Kaiserl. Oesterreichischen Hofe, Ri- faat Pascha, is am 27, Oktober nah Kustendsche abgereist, um fih von da auf der Donau nah Wien zu begeben. Als er die Bai von Bujukdere passirte, wurde er von der daselbst vor Anker liegenden Kriegsbrigg „Montecuccoli“ mit KanonenschÜssen begrößt.
Von der Türkischen Gränze, 8. Nov. (Deutsche Bl.) In Briefen aus Konstantinopel is neuerdings das Gerücht ent- halten, daß die Regierung die Absicht habe, diese Hauptstadt mit Festungswerken nah Art der Pariser zu umgeben,
Bei den gestrigen Verkündigungs - Feierlichkeiten in Belgrad war keiner der fremden Konsuln zu erblicken, vielmehr beharren dieselben bei ihrer Weigerung, in irgend einen Verkehr mit den neuen Machthabern zu treten.
Vor Antritt seiner Reise nah dem Banat übergab Fürst Michael dem Oesterreichischen General von Hauer in Semlin die Türkischen Jnsignien der Muschirs -Würde und des Großherrli- chen Ordens mit der Autorisation, sie dem Türkischen Commissair einzuhändigen. Der Fürst beme: kte bei diesem Anlaß, daß er sich auch ohne diese Jnsignien als rechtmäßigen Fürsten Serbiens be-
trachten werde, Brasilien.
— — Rio Janeiro, 16. Sept. Am 5, September lief die Fregatte „S. Michele“, an deren Bord Se, Königl, Hoheit der Prinz Adalbert von Preußen sih befand, hier ein, Da es schon dunkel war, als die Fregatte zu Anker ging, wurde die Lan- dung bis auf den folgenden Tag verschoben, die Böte des Arse- nals und die Kaiserlichen Equipagen, welche zur Disposition des Prinzen gestellt waren, waren abgelehnt worden, und die Landung geshah in den Böten der Fregatte; in dem Augenblicke, wo diese abstießen, zog der „S. Michele“ die Preußische Flagge auf, die sofort von sämmtlichen Brasilianischen und fremden Kriegsschiffen salutirt wurde. Se. Königl. Hoheit begab sich sofort nah dem fúr Sie in Bereitschaft gehaltenen Landhause (as Mangueiras, von der schönen Avenue von großen Mango-Bäumen so genannt, auf einer kleinen Anhöhe am Caminho novo de Botafogo), dessen Lage und weite Aussicht den hohen Reisenden außerordentlich be- friedigte, wurde hier von dem Minister der auswärtigen Ange- u eresren und dem Moórdomo ‘des: Kaiferlichen Hauses im
amen des Kaisers bewillklommnet,' tiid für den folgenden Tag, O der Unabhängigkeits-Erklärung, zu dem Kaiser ein- en.
Am 7ten des Morgens fuhr der Prinz in einem Kaiserlict.en Staatswagen, nach hiesiger Sitte Me, Kavallerie: Detasche: ment begleitet, nah dem Schlosse von S. Christovao, und über: reichte dem Kaiser die Jnsignien des Schwarzen Adler - Ordens worauf er sofort mit dem Großkreuz des Cruzeiro dekorirt und von dem Kaiser den Prinzessinnen vorgestellt wurde. Hierauf be- gannen dann die Festlichkeiten des Tages; zuerst die Grundstein- legung zu einer, fürzlih vom Kaiser gestifteten Erziehungs-Anstalt für Töchter verskorbener Beamten, sodann begab sich der Hof nach der Stadt, wohnte zuerst einem Te Deum bei, und demnächst war große Parade der National-Garde und Handkuß, Zu der Kaiser- lichen Tafel wurde, außer den unmittelbar zur Suite Sr. König- lihen Hoheit gehörigen Herren, auch der Preußische Konsul, Herr Theremin, gezogen. Den Beschluß des Tages machte eine Fest: vorstellung im Theater St. Pedro, so daß der Prinz in der That am ersten Tage seines Hierseyns alles zu sehen bekam, was Hof und Stadt von Glanz und Pracht aufweisen können.
Tages darauf erwiederte der Kaiser den Besuch seines Gastes und verweilte sehr lange Zeit bei ihm; Se. Majestät trug bei dieser Gelegenheit die Decoration des Schwarzen Adler - Ordens. Leider wurde Ende vorizer Woche das Wetter sehr unfreundlich, so daß mehrere beabsichtigte Ausflúge unterbleiben mußten; heute jedoh, wo der Prinz eine Tour nach der Kaiserlichen Fazenda Santa Cruz, etwa 12 Legoas (9 Meilen), unternommen hat, is das Wetter wieder gut geworden und wird es hoffentlich noch einige Zeit bleiben. Die besondere Aufmerksamkeit, die Prinz Adalbert dem Seewesen widmet, findet hier die reihske Nahrung, da ungewöhnlich viele sremde Kriegsschiffe, darunter ein Englisches und ein Amerikanisches Linienschiff und mehrere große Fregatten, augenblicklih hier anwesend sind.
Die politischen Verhältnisse Brasiliens haben ih außerordent- lich glücklih gestaltet. „Heute sind es gerade zwei Monate“, schreibt der Baron Caxias unter dem 20, Au ust an den Kriegs-Minister, „daß ich Ew, Excellenz die Unterdrúckung des Aufstandes in S. Paulo meldete; heute schreibe ih dasselbe aus der Provinz Minas.“ Nicht gerade durch glänzende Waffenthaten ist dieses glückliche Resultat so rasch herbeigeführt worden, sondern haupt- sächlih durch die große Schnelligkeit und Entschlossenheit jenes Generals, und dieser moralische Eindruck scheint mir besonders wichtig, Die Rebellen befolgten anfangs einen ganz guten Plan;
fie gingen immer weiter nach Norden zurúck; jemehr da die Be-
völferung und Kultur abnimmt, desto eher konnten sie hoffen, sich da festzuseßen, während es der Regierung immer schwieriger wer- den mußte, ihren Truppen Zufuhr nachzusenden; und indessen wa- ren die Regierungstruppen in einzelne Brigaden zerstreut, deren Befehlshaber nur daran denken konnten, einzelne Punkte zu decken ; es fehlte ihnen alle Einheit. Diese aber gab ihnen der Ober-Ge- neral; mit rastloser Schnelligkeit trieb er sie vorwärts, und kom- binirte und konzentrirte ihre Bewegungen so, daß, als die Nebellen
. sich endlich entschlossen, bei Santa Luzia (in gerader Linie etwa
80 Leguas nordwestlich von Rio Janeiro) ihm die Stirn zu bieten, er sie von drei Seiten zugleich konnte an reifen lassen, und sie mit einem Schlage vernichtete; der offizielle Beriche giebt ihre Stärke auf 3300 Mann an; Sie sehen hieraus, daß die Sache eben nicht unbedeutend war; wäre es ihnen gelungen, sih an der Gränze des Sertao festzuseßen, sie hätten dem Lande noch unság- lichen Schaden gethan, Nun aber is alles vorbei; 700 Mann,
die nah der Schlacht von Santa Luzia noch zusammengeblieben waren, streckten bald darauf das Gewehr. Die meisten Häupter der Rebellion, namentlih der Ex-Deputirte Ottoni, sind Gefangene.
Der Baron von Caxias aber is bereits von dem Kommando in Minas abgerufen und zum Kommandirenden in Rio grande ernannt. Auch hier gestaltet sih Alles günstig für die Regierung ; die Chefs der Jnsurrection sind unter einander uneins; fast scheint es, als hâtten sie ihren Zweck, d. h. Neichthum, erlangt und wä- ren nun des Krieges múde und sehr geneigt, falls man ihnen nur Ruhe und Amnestie sichert, die Waffen niederzulegen. Erwägt man dabei den Ruf, der dem Namen jenes Generals vorausgeht, und daß er wirkl.ch die Eigenschasten besißt, deren Mangel bisher den Generalen der Regierung so verderblih war, Jugendfeuer und schnelle Entschlossenheit, so darf man ihm gewiß auch hier baldi- gen Sieg verheißen.
Daß die Wahlen für die neue Deputirten-Kammer ganz nah den Wünschen der Regierung ausfallen, is unter diesen Umständen sehr begreiflih, Und so wird denn die Regierung vor die neuen Kammern mit einer sowohl moralischen als materiellen Macht treten, wie sie vielleicht noch kein hiesiges Ministerium gehabt hat. Mir scheint, es is dies ein höchst wichtiger Augenblick in der Geschichte Brasiliens ; es wäre Schade, wenn man ihn ungenußt ließe; solche Augenblicke kehren, einmal verloren, selten wieder.
Der Gumméäihandel am Senegal.
___= Paris, 17. Nov. Die Königliche Ordonnanz im heu- tigen Moniteur, welhe den Gummihandel am Senegal fúr die Zukunft festbestimmten Regeln unterwirft, spricht sih allerdings für Festhaltung des Prinzips der Handelsfreiheit aus und macht somit der Herrschaft des Monopols, welches in der lebten Zeit für diesen Handelszweig am Senegal zu Gunsten der dortigen Klein- und Zwischenhändler durch den Gouverneur zugelassen worden war, ein Ende, allein doch nur auf eine transitorische Weise, um nicht durch allzu plößlichen und rúcksihtslosen Umsturz der in Folge der Begründung des erwähnten Monopols -nun einmal ge: schasfenen Jnteressen aufs neue Unordnung und Verwirrung in jener wichtigen Kolonie zu erzeugen, Aus diesem Beweggrunde glaubte die vom Ministerium niedergeseßte Kommission, deren Vor- schläge fast durchaus die höchste Genehmigung erhalten haben, eine Anzahl von Maßregeln vorschlagen zu müssen, wodurch das Prinzip der Handelsfreiheit in seiner Anwendung auf den gegebe- nen Fall allerlei nicht unbedeutenden Beschränkungen im Jnteresse und zu Gunsten der Bevölkerung am Senegal unterworfen wird. Zu diesem Zwecke die Bestimmung, daß nur solche Personen, die als Freie am Senegal und in den zu dieser Kolonie gehöbrigen Landestheilen geboren sind, als Gummihändler zugelassen werden fönnen, und dem Gouverneur kommt es zu, jedes Jahr dieselben ausdrúcklih dazu zu ermächtigen. Auch müssen dieselben sich aus- weisen, daß sie entweder für eigene Rechnung oder für Rechnung ande- rer, schon seit der Erdffnung des Handels im Jahre 1836, Expeditionen nach den Gummimärkten am Senegal gemacht haben. Europäi- sche Kauf: oder Handelsleute so wenig als die ihnen gleichgestell- ten Europäischen Commis in Handelshäusern der Kolonie können auf die vom Gouverneur entworfene Liste der Zwischenhändler, welche den unmittelbaren Verkehr mit den Arabern, die das Gummi zu Markte bringen, betreiben , eingeschrieben werden. J diese Urliste einmal entworfen, so werden die Bedingungen fúr Aufnahme auf dieselbe noch strenger; es wird dann Niemand mehr in dieselbe eingezeichnet, der nicht einundzwanzig Jahre alt und am Senegal oder in den dazu gehörigen Landstkrihen geboren is, auch sih ausweist, daß er drei Jahre hindurch als Händler-:Gehülfe den Handel an den sogenannten Escales betrieben hat. Außerdem muß auch ein von drei notablen Personen unterzeichnetes Certifikat Úber die Moralität und Tüchtigkeit des um die Aufnahme auf die Liste Nachsuchenden beigebracht werden. Nach Ablauf einer vom Gouverneur zu bestimmenden Epoche wird auch noch zur aus- drücklichen Bedingung gemacht werden, daß der um Zulassung An- haltende lesen und schreiben fönne. Alle drei Jahre wird eine Revision dieser Liste durch den Gouverneur vorgenommen, nach- dem derselbe das Gutachten der neu zu errichtenden Syndikats- Kommission eingeholt hat, Jedes Jahr bezeichnet der Gouver- neur in Uebereinstimmung mit dieser, aus der allgemeinen Liste der zur Theilnahme am Gummihandel Geeigneten, diejenigen ausdrúdcklich, welhe für das betreffende Jahr allein zur Betreibung desselben ermächtigt sind, und? die nicht ausdrücklich dazu ermächtigten Händler verlieren sogar die an ihre Einschreibung auf die allgemeine Liste geknÜpften Rechte, wenn sie sich nicht ausweisen, daß fie als Händler-Gehülfen oder im Betriebe irgend einer Jndustrie zu St. Louis beschäftigt sind.
Die zu schaffende Syndikats-Kommission hat die Ober- Aufsicht und Ueberwachung des ganzen Gummihandels, die Erhebung, Ver- waltung und Repartition eines gemeinschaftlihen Fonds fúr die Gummihändler zu besorgen, welcher Fonds durch Vorwegnahme von ó pCeé, von dem von den Escales zurückgebrahten Gummi ge- bildet werden soll, Die Syndikats-Kommission besteht aus fünf Mitgliedern, welche der Gouverneur aus einer dreifachen Liste von Kandidaten wählt, welche durch geheime Abstimmung von der General - Versammlung aller Händler ernannt und ihm vorge- schlagen werden. Den Vorsiß der Kommission führt ein vom Gouverneur zu ernennender Beamter, der entscheidende Stimme darin hat, während dem gleichfalls vom Gou- verneur zu bezeihnenden Secretair, der ein Beamter der Verwaltung seyn muß, nur begutachtende Stimme zusteht.
Der Gouverneur seßt auch jedes Jahr die Eröffnung und den Schluß der Operationen des Gummihandels. fest, so wie die Martkt- pläße, wo sie stattfinden, Ferner hat er das Recht, ein Mini- mum des Preises der zum Austausch gegen das Gummi be- stimmten Guineazeuge festzustellen. Der Hausirhandel ist ganz verboten. Zur Festseßung des gedachten Preisminimums soll der Gouverneur erst nach Vernehmung des General: Rathes, des Han- dels - Comits und der Syndikats - Kommission schreiten. Den Händlern ist „verboten, den Mauren Kredit zu geben, u. s. w. Die Nichterfüllung der vorgeschriebenen Reglements wird mit strengen Strafen bedroht, Ausschluß vom Gummihandel, unmit- telbare Wegweisung von den Escales, wenn die Handels - Opera- tionen schon begonnen haben, und zwar kann leßtere durch den Kommandanten der Escales unmittelbar, erstere nur durch den Gouverneur selbs verhängt werden.
Der ganze Geist der Ordonnanz überhaupt zielt dahin, einer- seits die Machtvollkommenheit der im Gouverneur personifizirten Centralgewalt ungeshwächt zu erhalten, andererseits aber auch, wenn gleich mit Beachtung der Reclamationen der Schiffsrheder und Handelsleute des Mutterlandes um Freigebung des Gummi- handels, doch auch den, freilich mitunter durch eigene Schuld, durch falsche und übertriebene Speculationen in höchst mißliche Lage gerathenen Händlern am Senegal selbst die lhnen dringen nôthige UnterstÜßsung und vorzugsweise Berücksichtigung nicht zu