1842 / 326 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

T E

Dem ersten Lehrer Geißbauer an der evangelischen Klassen-

schule zu Völklingen, Kreises Saarbrücken.

Dem katholischen Schullehrer Hermann zu Euren, Stadtkrei-

es Trier. Din Gan Schullehrer Koetter zu Ruhrort. Dem fkatholischen Schullehrer Klein zu Düsseldorf. Dem Schullehrer Staß zu Lechenich, Kreises Euskirchen. Dem Glasermeister ssel zu Köln.

Ferner :

Den bisherigen Kammergerichts-Assessor, Dr. von Mühler,

zum Regierungs-Rath; und

Den seitherigen Regierungs- Assessor, Ritterguts-Besißzer Graf von Königsmark zu Potsdam, zum Landrath des Ost-:Havel- ländischen Kreises, im Regierungs-Bezirk Potsdam, zu ernennen ; otarien Kercksig zu Lú- denscheid, zur Nedden zu Hagen, Emfkes zu Wesel und Roe- der zu Hattingen ; so wie dem Corps-Auditeur K iuge, dem Gou- vernements - Auditeur Wagner und den Divisions - Auditeuren Heinzius, Euen, Danzier und Buß den Charakter als Ju-

Den Justiz- Kommissarien und

stizrath; imgleichen

Dem Rendanten der Ober- Marstall- und General - Gestüt- Kasse, Johann Karl Gottlieb Rostock den Charakter als

Hofrath. zu verleihen ;

Dem praktischen Arzte, Operateur und Geburtshelfer, Dr. M 0-

riß Ascherson hier, das Prádikat Sanitäts-Rath beizulegen ; Dem Uhrmacher Weglau zu Münster das Prädikat Hof- Uhrmacher; und Dem Bratwursk- Fabrikanten Gottlieb Fischer zu Jauer das Prâdikat Hof-Lieferant zu verleihen.

Bekanntmachung.

Das Königl. Berg-Amt zu Rüdersdorf is vom 1. Dezem- ber d. J. ab diejenige Behörde, welche innerhalb der Ge- shâfts - Bezirks - Gränzen der Königlichen Regie- rungen zu Potsdam und Frankfurt a. d. O. das landes- herrlihe Bergwerks - Regal nah den Vorschriften des Allg. L. R. Thl. 2, Tit. 16. FF. 69— 480, unter der unmittelbaren Aufsicht und Leitung des Finanz - Ministeriums, Abtheilung für das Bergwerks-, Hútten- und Salinenwesen, zu verwalten und demgemäß alle den Berg- Aemtern für die Gegen- stände des Bergwerks-Regals geseßlich zustehenden und obliegenden Functionen des Verleihungs- und Aufsichts-Rechts zu verrichten hat. Alle Gesuche (ausgenommen Schurf- Erlaub- niß- Gesuche und Muthungen, welche auch fernerhin noch, dem Publifandum vom 10, Mai 1842 zufolge, an den Königl. Revier: Oberskteiger Kirchner zu Fürskenwalde zu richten sind) und Vor- stellungen, in Angelegenheiten des Bergbaus, der Abtretung des Boden-Raums zu bergbaulichen Zwecken und des Bergwerks - Be- triebs, mússen sonah vom 1. Dezember d. J. ab bei dem Königl. Berg- Amte zu Rúdersdorf angebracht und deren Erledigung von demselben gewärtigt werden.

Berlin, den 18, November 1842,

Finanz-Ministerium, Abtheilung für das Bergwerks -, Hütten- und Salinenwesen, (gez.) Graf von Beust,

Zeitungs-Nachrichten. Ausland. Nußland und Polen.

brif des Herrn Voigts an der Ee des kleinen Prospekts (auf

einen Flügel dieses Gebäudes verzehrte. brannte, zeigten sih die Flammen in einer anderen Gegend dessel-

ben Stadttheils, jedoch auch hier war in Folge der ra erbei- F / 200, aud.y olg (9:9 # formell in ihrem neuen Bestande legalisirt worden. Nach dem | Inhalte dieser Ordonnanz wird die oberste Tabak - Verwaltung von ‘Zarskoje - Selo 45,650, Die Einnahme war 18,058 Rubel F | der Vicomte Simeon bekleidet, und aus vier Unter-Dilirektoren be- } stehen, von welchen zwei zugleich Spezial - Jnspektoren des ganzen E Dienstes sind. Jn der lebten Zeit hat man angefangen, bei der # Leitung der Fabrication der Tabae, und vorzüglich der Cigarren, L Zöglinge der polytechnischen Schule anzustellen, die mit den Fort- S schritten der Chemie und überhaupt mit den dahin einschlagenden E technischen Kenntnissen wohl vertraut sind, und in der That hat man dabei, besonders was die Wohlfeilheit der Fabrications - Me- Sthode anbelangt, nur gewonnen.

geeilten Hülfe der Schaden nur unbedeutend, Im Oktober betrug die Zahl der Reisenden auf der Eisenbahn

99 Kopeken Silber.

Frankreich.

Paris, 18. Nov. Man schreibt aus Malta vom óten d.: „Sobald der Admiral Owen erfahren hatte, daß Syrien im vollen Aufstande sey, expedirte er den „Jndus“ nach Beirut; das Li- nienschiff „Howe“ und die Fregatte „Jnconstant“ werden folgen. Diese Schiffe haben fúr sechs Monate Lebensmittel am Bord. Es sollen noch einige andere Schiffe nach der Syrischen Küste ab- gesendet werden.“

Das Journal des Débats zeigt jeßt die Schließung des Londoner Protokolls in folgender Weise an: „Die Repräsentan- ten Großbritaniens, Oesterreichs, Rußlands und Preußens haben sih am vergangenen Donnerstag in London versammelt, um über den Traktat vom 20. Dezember 1841 zu berathen. Da die Fran- zösische Regierung den festen Entschluß zu erkennen gegeben hatte, den Traktat nicht zu ratifiziren, so erklärten die vier Bevollmäch: tigten, nachdem sie die Weigerung Frankreichs einfach konstatirt hatten, im Namen ihrer respektiven Höfe, daß sie alle Klauseln jenes Traftats beibehielten, und das Protokoll definitiv \chlóssen,“

Der General-Gouverneur von Algier, General Bugeaud, hat unterm 1sten d, M. einen Tagesbefehl erlassen, zur Anordnung der militairischen Ehren, mit welchen der Herzog von Aumale in M A werden soll,

tachdem, wie bereits gemeldet, der Vordertheil des vor etwa 90 Jahren versunkenen Schiffes ‘S ttemaaler Age Wa tes ge- bracht worden ist, verbreitet sich das Gerücht, daß die Mühe die- ser Arbeit nicht belohnt werden würde, da die vielbesprochenen Schâße, von denen seit so langer Zeit gefabelt werde, sich gar nicht am Bord jenes Schiffes befunden hätten. f gleichzeitig mit dem „Telemaque“ mehrere Schie mit E

maque“‘, hâtten Lootsen am Bord gehabt, und era 7 genannie Schiff habe man damals Ur Ussrtide: Kase Bled: gelenkt, um wahrscheinlich mit einer anderen Barke, auf der sih die Reichthúmer befunden hätten, desto leichter durchs{lüpfen zu föônnen. Der Capitain des „Telemaque“ soll noch am Leben seyn und erklärt haben, daß das Schif nur eine Ladung Holz am Bord gehabt hâcte. :

77 Pariís, 18. Nov. Die Blicke fangen an, sich guf d ziemlich nahe herangerüdckten Zeitpunkt der Eröffnung 4 “2 mern zu richten. Die Frage, ob die bevorstehende Session vom Könige mit einer Thron - Rede eröffnet werden solle oder nicht,

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Reglerung werde ihr die Gelegenheit zu einer feierlichen Adreß- Debatte entziehen. Das Ministerium wird bei dieser Debatte allerdings einen harten Stand haben; aber es ist nicht zweifelhaft, daß es siegreich aus derselben hervorgehen werde. Einen beson- ders schweren Sturm bereiten ihm die Repräsentanten der durch den Plan eines Zoll-Vereins mit Belgien einen Augenblick bedroh- ten Jndustrie, Sie werden das Ministerium den Zorn ihres be- leidigten Jnteresses bitter fühlen lassen und hauptsächlih Garan- tieen gegen die Erneuerung jenes für sie so gefährlichen Projektes verlangen. Jndessen is von dieser Seite doch nichts Ernstliches für das Ministerium Soult-Buizot zu fürchten, denn der Fabri- fantenstand u. \., w. weiß sehr wohl, daß er von jedem anderen denfbaren Kabinet weniger Schuß und Rüsihten zu erwarten hat, als von dem jeßigen. Was die gleichfalls unangenehme Frage vom gegenseitigen Durchsuchungs - Rechte betrifft, so ist ihr durch die Schließung des Protokolls vom 20. Dezember v. J. der Stachel benommen. Die Gegner des Durchsuchungs - Rechts fönnen jeßt noch allenfalls den Wunsch der Aufhebung der Ver- trâge von 1831 und 1833 geltend machen; aber sie haben feinen Vorwand mehr, das Ministerium Soult-Guizot wegen angeblicher Beeinträchtigung der moralischen und materiellen Yational-Jnter- essen zur Rechenschaft zu ziehen. Uebrigens wird sich e die eine und die andere Stimme des Tadels darüber vernehmen lassen, daß das Kabinet nicht der parlamentarischen Konvenienz

das Opfer seiner Existenz gebracht habe, daß es sich vielmehr bereit finden lassen, dem auf seine eigene Veranlassung hin unterhandel- ten Traktate vom 20, Dezember nachträglich die Ratification zu versagen. Doch gegen diesen Vorwurf fehlt es dem Ministerium keinesweges an stihhaltigen Erwiederungen.

= Paris, 18. Nov, Die neue Verordnung úber den Gummihandel am Senegal (vergl, St. Ztg. von gestern) wird von der Presse vielfach und namentlich in Bezug auf die exorbitante Machtvollkommenheit getadelt, welche dadurch in die Hände des Gouverneurs gelegt wird, Man hat allerdings dem Grundsaße der Handelsfreiheit zu huldigen, dem Monopol der für den Gummihandel ausschließlih konzessionirt gewesenen Gesellschaft ein Ende zu machen gesucht, um aber nur durch die je6t eintre- tende Konzentrirung aller Gewalt in dem Gouverneur der Kolo- nie gleichsam ein anderes Monopol zu begründen. Man is so fast in einen Widerspruch mit sich selbst gerathen; denn der in je- der Beziehung äußerst interessante Bericht des Herrn Gautier be- fämpft das Monopol auf jeder Seite, aber die in der Verordnung gemachte Nußanwendung daraus skeht damit nichts weniger als im Einklange. Fast möchte man es fúr eine Art Fatalität für Franfreich halten, daß es von der durch lange Dauer allzu mäch- tig gewordenen Gewohnheit des Monopolisirens überhaupt sich faum mehr loszureißen vermag, und daß jeder Versuch dazu auf große Hindernisse stößt, Die Verwaltung selbst und ihre Or- gane sind-in dieser Hinsicht in einem beständigen Schwanken be- fangen, da man auf der einen Seite das Prohibitions - System bekämpft, auf der anderen es in Schub nimmt, also in immer neue Jnkonsequenzen verfällt.

So gab gestern Abends der Messager den Bericht des Herrn Gautier, der durchaus gegen das Monopol spricht, während er zu gleicher Zeit die ungeheuren Vortheile zeigt, welche Frankreich oder, richtiger gesagt, die Französische Finanz-Verwaltung aus dem

Feine so reiche Einnahme-Quelle fúr den Schab bildet, noch immer Sgróßere Vortheile zu erzielen trachtet, liegt Úbrigens noch eine FHaupt-Schwierigkeit für das Zustandekommen einer durchgreifen- Lden Zoll - Vereinigung Frankreichs mit Belgien. Denn daß Bel- gien, das bei einer solchen den Französischen Tarif sich gefallen Klassen müßte, auch dem Tabaks-Monopol sich unterziehen werde, wodurch die jeßt dort um die Hälfte, ja, in manchen Sorten um Zwei Drittheile niedriger stehenden Tabackspreise zu der Höhe der Französischen hinaufgeshraubt würden, läßt sich kaum hen Wnd ist schon deshalb nicht zu glauben, weil eine solche Maßregel Än Belgien selbst auf den hartnäckigsten Widerstand in den Kam- Amern und im Volke stoßen würde, selbst wenn das Ministerium Zu einer solchen Konzession sich verstehen wollte. en Seite aber kann und will Frankreich nicht von der Strenge Meines Monopols abgehen, und ein Mittelweg zu Vereinigung der eiden Jnteressen ist nicht abzusehen. d Schwierigkeiten eines Zoll-Vereins mit Frankreich richtiger gewür- digt als hier zu Lande, wiewohl man die mannigfachen und mit- } Aunter bedeutenden fommerziellen Vortheile nicht verkennt, welche Es wären, sagt man, |F in See gegangen. Alle diese Schi i inigranten Y

geg . e Schiffe, mit Ausnahme des „Tele- Kin Frankreich in dieser Frage täglih mehr an Boden verlieren, ist Ln der That merkwürdig. stationen zu Gunsten des Projektes der Uñion erfolgt, und selbsk von St. Etienne, das bekanntlich anfangs mit den Gegnern des- selben gemeinschastlihe Sache zu machen schien, auch wirkli in der Reunion Lemardelay sih hatte vertreten lassen, werden nun entgegengeseßte Stimmen laut, und es unterliegt keinem Zweifel

mehr, daß die große Mehrheit der dortigen Jndustriellen mit der Erklârun

scheint vom Kabinet bereits im bejahenden Sinne entschieden zu seyn, so daß also die Opposicion mit Unrecht gefürchtet hat, die

Tabaks-Monopol zieht. Seit 12 Jahren hat der Ertrag dessel- ben, in Folge des ungeheuer vermhrten und noch täglich im Wach-

§# sen begriffenen Verbrauchs an Taba, außerordentlich zugenommen. E Der Brutto-Ertrag ist in dieser Periode von 67% Millionen auf 98 E Millionen gestiegen, der Rein-Ertrag aber, nach Abzug der Kosken, F von 467 Millionen auf 72, Im Zahre 1830 hatten die angekauf- É ten Vorräthe nur 32 Millionen an Werth betragen, im Jahre 1841 f waren sie auf 44 Millionen gestiegen. Um die Details dieser mit jedem St. Petersburg, 17. Nov. Jn der großen Seiden - Fa- F Se. V f S q s f wachen, hatte schon längst zu einer Vermehrung des Personals Wssilij-Ostrow) ist am 12ten d. M. ein Feuer ausgebrochen, das F Während es dort noch Ÿ # durch eine neue Ordonnanz vom 11. November 1842 geschehen,

Jahre an Ausdehnung zunehmenden Verwaltung besser zu úber-

der Direction geschritten werden müssen, ohne daß dieselbe jedoch offiziell anerfannt und festgestellt gewesen wäre. Dies ist nun

und die faktisch schon bestehende neue Organisation ist nun auch

aus einem Direktor als Vorsißenden, welche Stelle gegenwärtig

Jn dem Umstande, daß man aus dem Tabaks:-Monopol, das

Auf der ande-

Jn Belgien werden die

Belgien daraus ziehen fönnte. ; Wie sehr úbrigens die Vertheidiger des Prohibitiv - Systems

Auch hier sind nun mehrere Manife-

der Lyoner einverstanden is, namentlich die zahlreichen Seidenfabrikanten; und die dortigen Steinkohlengruben - Besiker haben, wegen der weiten Entfernung von der Belgischen Gränze und der theuren Transportkosten, wenig von der Belgischen Kon- cureenz zu fürchten; auch hat die Epoche des Kaiserthums, wo

elgien mit Frankreich vereinigt war, {hon den Beweis geliefert,

dessenungeachtet in ihrem Absaß keinen Nachtheil erlitten, obgleich sie f denen von Lüttih und Belgien überhaupt konkurriren mußten.

Großbritanien und Jrland. London, 18, Nov. Der Erzherzog Friedrih von Oester:

reih besuchte vorgestern das Britishe Museum und gestern das Artillerie: Arsenal in Woolwich. Abends speiste Se. Kaiser- liche Hoheit bei dem Französischen Gesandten, Grafen von

St. Aulaire.

Die leßten Nachrichten aus Kanada lauten sehr günstig für den Erfolg der Politik des General-Gouverneurs Sir Ch. Bagot, welche, troß der Opposition, der sie zu begegnen hatte, die sangui- nischsten Erwartungen desselben erfüllt hat. Das Kolonial: Kabinet is very und besteht aus folgenden Mitgliedern: R. B. Sullivan, Präsident des Conseils; S. B. Harrison, Secretair ; J. E. Small, General-Fiskal ; D. Daly, Secretair ; L. H. Lafontaine, General: Prefurator; J. H. Dunn, General : Einnehmer; F. Hincks, Ge- neral- Jnspektor; H. H. Killally, ent des Kollegiums fr die öffentlichen Bauten; A. N. Morin, Kommissar der Kron: Ländereien. Das aus 84 Mitgliedern bestehende Versammlungs- haus soll fast einstimmig zu Gunsten der Regierung gestimmt seyn.

Mit dem Dampfboot „Britannia“, welches vorgestern Nach- mittags nach einer ungewöhnlich stúrmischen, funfzehntägigen Fahrt von Halifax in Liverpool eintraf, sind interessante Nachrichten aus Mexiko und Texas angekommen. Die Mexikaner haben bei den Texianern einen Widerstand gefunden, den sie nicht erwartet zu haben schienen. Die Berichte lauten oos so widersprechend, indem jede Partei die Sache nach ihrer Ansicht darstellt, daß es fast unmöglich is, ein sicheres Resultat daraus zu entnehmen. Der Bericht im New-York Commercial Advertiser, der aber sehr parteilich zu seyn scheint, behauptet, die Texianer hätten einen glänzenden Sieg errungen, Der Houston Star, ein Texiani- sches Blatt, schäßt die Zahl der gefallenen Mexikaner auf 4—500, Die Vereinigten Staaten, welche die Texianer stets offen begün- stigten, haben ihre Vermittelung zwischen beiden Ländern angebo- ten, und der Mexikanische Gesandte hat bereits bei dem Präsi- denten in Washington eine Audienz in dieser Dstrgendelt gehabt. Aus Vera-Cruz wird unterm 6. Oktober Über New - York gemel- det, daß der Hafen von Vera-Cruz für alle ausländische Schiffe bis zum 17. Oktober geschlossen worden, weil die Mexikanische Regierung eine förmliche Expedition, angeblich gegen Texas, beab- sichtige. Der hiesige Standard aber bemerkt in seinem Börsen- Bericht: „Die mit Mexiko in Handels: Verbindungen stehenden Kaufleute, welche ihre Nachrichten aus den besten Quellen s{öpfen, schenfen den Angaben in den Amerikanischen Blättern Über die Vorfälle in Texas keinen Glauben. Man fragt sich, ob der Be- richt úber das Gefecht in der Nähe von St. Antonia nicht eine völlige Erdichtung seyn möchte, und man hält es für gewiß, daß die zu Vera-Cruz vorbereitete Expedition gar nichts mit Texas zu schaffen ton: sondern nur gegen Yucatan gerichtet sey. Es ist auch zu bemerken, daß diese Berichte über Texianische Angelegen- heiten in den Amerikanischen Zeitungen stets am Vorabend des Abgangs der Dampfböte nah England verbreitet werden, wenn feine Zeit mehr is, nähere Untersuchungen über deren Authentizi- tât anzustellen.“ ;

Die Morning Chronicle enthält einen Artikel Über Lord Ellenborough und Afghanistan, worin sie behauptet, daß nach der allgemeinen Ansicht wohlunterrichteter Personen in ZJndien der General-Gouverneur bei seiner ursprünglichen Absicht beharre, Af-

daß die Erzeugnisse der Eisen: und Stahlfabriken von Skt, Etienne

ghanistan unbedingt zu räumen, und daß sein Vorhaben dahin gehe, die Generale Pollock und Nott im Oktober oder doch vor Eintritt des Winters aus diesem Lande zurückkehren zu lassen, gleichviel ob mit oder ohne Befreiung der Gefangenen, mit oder ohne Vertrag und mit oder ohne irgend eine Sicherheit für das künftige Bündniß und die Treue der Afghanen. Nach anscheinend begründeten Gerüchten sollen nun die leßten Depeschen des Direk- torenhofes der Ostindischen Compagnie an Lord Ellenborough die- sem wegen seiner Befehle zur Rückkehr der Truppen in Afghanistan über den Jndus so lebhafte Vorwürfe machen, daß man es fask als gewiß betrachtet, der General- Gouverneur werde, um si zu rechtfertigen, nah England zurückehren.

Das Müßiggehen der meisten Kohlen - Arbeiter zu Ayr in Schottland und der Umgegend dauert fort, und zu einer Verslän- digung zwischen ihnen und den Grubenherren is wenig Hoffnung. Ein Trupp der berittenen Miliz ist zu Ayr aufgestellt, und unter ihrem Schuße sind viele neu angenommene, so wie manche der àâl- teren Arbeiter wieder in die Gruben gegangen. Am 10cten herrschte zu Ayr unter den feiernden Arbeitern große Aufregung, und sie strômten haufenweise nach dem Grafschafts-Gebäude, wo über ihre vor einer Woche wegen Ruhestörung zu Whitlette verhafteten Kol- legen gerichtlich entschieden werden sollte. Während der Verhand- lungen fand jedoch, einiges Murren abgerechnet, keine Unordnung statt, da starke Wache im Saale war. Mehrere der Angeklagten wurden zu Gefängnißstrafen von 1 bis 3 Monaten verurtheilt und die Uebrigen freigesprochen.

Eine große Menge falscher Fünfpfund-Banknoten sind gegen- wärtig im Umlauf, und die Polizei ist einem Manne, der mehrere solcher Noten ausgegeben hat, und dessen Signalement die Blâät- ter mittheilen, eifrig auf der Spur.

Englischer Weizen war heute in London 1 bis 2 Sh, niedriger im Preise, als am vorigen Montage, wodurch auch der Umsaß in fremdem Weizen litt.

5 Londou, 18, Nov, O'’Connor und Duncombe sind ent- schlossen, ihre Namen vor die Augen des Publikums zu halten, und haben deswegen gestern wieder eine Versammlung veranstaltet. Hier fam man über eine Bittschrift ans Parlament zum Vor- theil der bei der neulichen Spezial- Kommission verurtheilten Meuterer überein und beschloß, einen Fonds zu bilden, woraus die Prozeß- kosten künftiger Freiheitshelden bestritten werden sollen. Duncombe, Mitglied einer adeligen Familie, weiß, wie weit er in derglei- chen Dingen gehen fann, ohne sich wirklicher Gefahr auszuseßen; und O’Connor selbst scheint wohlhabend genug, dergleichen Kosten selbst zu bestreiten wie er denn für seine Geschäftigkeit im Chartistenwesen keine Besoldung annimmt und, seiner Ver icherung nach, an dem von ihm redigirten Chartistenblatt, der Nor d stern, wöchentlich 80 Pfd. St. verliert. Aber für die Anderen, welche sch aus der Armuth der getäuschten Arbeitsleute, die ihre Pence zu der Chartiskenfasse subskribiren, einen Gehalt zulegen, wäre es eine Sin hübsche Sache, wenn sich ein Kapitál- chen zusammenbringen ließe, welches sie auch vor Gericht schad- los hielte, Indessen, wenn diese Ruhestörer selbst in dem eben Caen Quartal, wo sie doch durch die Meuterei unter den Fabrif-Arbeitern einmal so gewaltige Hoffnungen unter ihrem An- hang erregt hatten, daß nun endlich die Charte zum Grund- geseß des Landes erhoben werden würde, in ganz England und Schottland nicht mehr als 160 Pfd, zu erheben vermochten und O'Connor's Journal, troß all seiner Bemühungen, eine so schlechte

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C E P oe Ltt C C R RA E B E E H R H

Speculation is, d E wohl auch nihts Großes von diesem neuen Plan zu ten. wis wt dig, Das Niedrigske an diesen Bewe ungen Me E L N N

it angefangen, einige Weibspe l fr be Loe s zu machen. Es is im Grunde nur eine neue Auflage von der „Femme libre““, aber so ganz und gar

ie Englische Art und Weise, daß, wenn das Ding ansteckend E en die Sue die Sitten höchst gefährliche Umwälzung daraus entstehen múßte. Die erste Anregung hierzu is von Robert Owen und dem Sozialisten- und Kommunisten-Unwesen Os worden. Da aber dieses geradezu den öffentlichen Sitten Hohn spricht, so ußte es die politische Form annehmen, wenn es sich au nur f inen Augenblick dem Publifum vor Augen stellen wollte, Alle für e Uebel aber, die den bemittelten Klassen den gefährlichen E aufdecken, úber welchem das ganze gesellschaftliche Gebäude schweben scheint, helfen nur dem Puseyismus vor. Der Eifer, fn Geistliche, die sich zu dessen theologischen Ansichten bekennen, sich allenthalben mit den ärmeren Klassen befassen und dieselben unter den Einfluß der Kirche zu bringen suchen, läßt von der Kirche als polizeiliche Anstalt mehr hoffen, als se bisher geleistet. Die Geistlichkeit, sich blindlings auf den Schuß des Staates verlassend, hatte bis vor wenig Jahren, fast ohne die geringste Gegenbemühung, jede Art von Spaltung, Keßerei, Unglaube und Barbarei zugelassen, und was von der sogenannten evangelischen Klerisei dagegen geschah und noch geschieht, ist zu sehr das Thun und Treiben der persönlichen Frómmigfeit und wirkt zu wenig nach außen hin, um denjenigen zu genügen, welche gewohnt sind, alles Heil von Instituten zu erwarten. Eine skrengere firchlihe Form und Formel, meinen sie, solle von nun an die Welt vor jenen „Jrr- lichtereien“ bewahren, die jeßt so bedrohlich scheinen.

Jn der Times, welches Blatt als der praktische Exponent

j artei angeschen werden muß, spricht sich deren Streben Fe e vkcke Zen Vereinen, sey es zu welchem Zwecke es wolle, welche doch in der Neuzeit so Vieles bewirkt haben, ent- gegenzuarbeiten. Der einzige große Verein soll die Kirche seyn, und unter ihr oder, aufs beste genommen, in ihr der Staat. Jede Bestrebung, außerhalb dieser beiden Kreise irgend ein Gutes zu bewirken, scheint ihr vom Uebel. Jn der Taufe soll jeder Einzelne die Kraft zu allem Guten erlangt haben, und in der Kirche, die ihm allein diese Kraft mitzutheilen vermocht, soll er sie ben, und zwar, sobald die Tendenz Über die unmittelbare Umge- bung und Verpflichtung des Einzelnen hinausgeht, unter der Lei- tung des Klerus, unter seinem Bischof. Alle sittlichen Beziehun- gen insbesondere müssen dem Glauben unterworfen seyn und von diesem die Sanction erlangen; deswegen darf denn auch nur der Geistliche lehren, und zwar durch das lebendige Wort, nicht die Bibel, sondern die Rede des Priestkers. Von vielem Schreiben und Druen, von Einführung der Bibel, der Traktätchen und Erbau- ungsbücher in die Wohnung jedes Armen wollen sie nichts wijsen. Nur in der Kirche soll man sch{ch erbauen, und hierzu sollen die Gottesdienste vervielfältigt, täglich zwei oder drei- mal gehalten werden. Deswegen is denn auch die Times so sehr beflissen, alle Vergehungen und Thorheiten von einzelnen Ge- meinde - Vorstehern und ganzen Vorständen in Bezug auf die Er- iehung der armen Jugend, die Kirchen-Verwaltung oder die öffentliche Sittlichkeit ans Licht zu ziehen. Auch giebt sie dann und wann zu verstehen, daß, wenn die öffentlihe Unterstüßung der Dörftigen, fúr die Geber wie für die Empfänger, von Segen seyn solle, solche als chriskliche Almosen von der Geistlichkeit ge- sammelt und vertheilt werden müsse, Die Abschaffung der Kirchen- stúhle soll dann mit dazu dienen, alle Stände vor dem Klerus gleich zu machen. Es is indessen die Frage, ob die Lenker dieser Bewegung hierin ganz klug zu Werke gehen, und nicht durch dieses Treiben, demokratish zu nivelliren, sie nicht wieder, bei dem ari- stokratischen Sinne unserer Mittel- sowohl als oberen Klassen, zum Theil wieder verlieren, was sie auf obengenannten Wegen gewinnen.

Auch scheint mir der häufige Ausbruch ihres Hasses gegen das Schottische Volk als Presbyterianer sehr unbesonnen. Bei ihrem Abscheu vor der Reformation und ihren Folgen muß ihnen vornehmlich dieses Volk ein Dorn im Auge seyn, das sich für die gänzliche Abwerfung der geistlichen Monarchie nicht nur die Dul- dung sondern den geseßlichen Schuß des Staates erfochten hat, das noch immerfort mit fanatischem Eifer an seiner presbytari- sen Kirchenform hängt, und dadurch der Lehn- und Stüß- punkt aller protestantischen Sekten in beiden Jnseln geworden isk. Aber es dürfte gefährlich für sie werden, ein eifriges und im Ge- sammt- Staate so einflußreiches Volk, wie die Schotten, gegen die episfopálische Kirche aufzureizen. Die Schottische Kirche is zwar dermalen durch ihren Kampf gegen das Kirchen - Patronat jammervoll zerrissen; aber die Schotten sind ein kluges Volk: die gemeinsame Gefahr dürfte sle schnell wieder vereinigen; und sie nebst den Englischen Dissenters und den Gegnern eines geisk- lichen Despotismus in der Englischen Kirche selbst dürften ihren Gegnern dann leicht zu stark werden.

Ein neuer Todesfall unter den Jrländischen Bischöfen hat die Regierung wegen der Wiederbesezung abermals in Verlegenheit

geseßt.

H Edinburg, 16.Nov. Es is in London viel die Nede davon, daß die Regierung die Absicht habe, den Theil der fundirten Schuld Großbritaniens, welcher jeßt 35 pCt. Zinsen trägt, auf 3 pCt. zu redu- ziren, Bei einer Fonds-Gattung, welche in der lebten Zeit faum jemals auf Pari gestanden hat, liegt in der Konvertirung durchaus keine Harte gegen den Jnhaber, vorausgeseßt, daß dieser dafür eine andere Gattung erhält, die entweder auf Pari steht oder durch die gewähr- ten Vortheile auf den Pari- Werth gebracht wird. Der gegen- wartige Stand der 3 pCt. auf 94 und der 35 pCt. auf 1015 oder 102 pCt. hat gewiß die Tendenz, den Plan zu erleichtern und zu unterstüßen, obgleich für die Ausführung desselben der nominelle Betrag der öffentlichen Schuld vermehrt werden muß. Der gegenwärtige Stand der Fonds in England is dem gedrückten Zustande aller Handels - Jnteressen, so wie den lezten Vorgängen in den Vereinigten, Staaten zuzuschreiben, wodurch Jedermann abgeschreckt worden is, Kapitalien im Auslande anzulegen. Da dem Kapital in England kein anderer Ausweg bleibt, so muß es in Obligationen_ angelegt werden, und fol lich fällt der Zinsfuß. Aus demselben Grunde steigt fast in allen Theilen des König- reichs der Werth des Bodens, Es i kaum möglich, den gedrückten Zustand, worin sich der Fabrik- und Handelsstand seit längerer Zeit befindet, noch zu Übertreiben. Jch habe es von sehr hoher Autorität, daß mehrere der bedeutendsten Häuser in Liverpool, als sie bei Gelegenheit der Erhebung der Einfommen- Steuer aufgefordert wurden, ihren Gewinn im Durchschnitt anzugeben, erklärt haben, daß derselbe seit fünf Jahren Null sey, Nur die reichsten Häuser dürfen es wagen, eine so große Noth zu bekennen; die geringeren ertragen dieselbe, bis sie unter ihr erliegen. An einzelnen Orten findet sowohl in England als in Schottland eine bedeutende Belebung des Handels statt, allein ih tveiß nicht, wie den allgemeinen Ursachen der Kon-

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furrenz und des übermäßigen Handelns, wodurch hauptsächlich das Unheil entstanden is, abzuhelfen seyn möchte. Da einige Jhrer Landsleute Alles aufbieten, um Deutschland zu einem großen Ma- nufafturlande zu machen, so wäre es wohl gut, sie von Zeit zu Zeit daran zu erinnern, daß der Strom, wodurch sie das Land zu bereichern suchen, feine gleihmäßige Strömung hat, sondern zwi- Den g Ungestüm einer Fluth und der Noth des Versiegens wechselt.

Jn meinen leßten Briefen (Vergl. S taats- Ztg. Nr. 306, 312 u. 315) habe ih die Spaltungen, welche in der Schottischen Kirche herrschen, so ausführlich besprochen, daß es mir erlaubt seyn möge, auf die neueren, mit dieser Angelegenheit zusammenhängenden Vorgänge zurúckzukommen, um so mehr, da morgen ein Tag ist, der diese heftigen Streitigkeiten zu einer Krisis zu bringen ver- | spricht. Jch glaube erwahnt zu haben, daß die Non: Jntrusioni- sten mittelst eines gedruckten Cirkulars, welches die Führer der Majorität in der General-Versammlung der Schottischen Kirche im Geheimen an ihre Anhänger gesandt haben , zu einer Ver- sammlung oder vielmehr einem Konvent auf den 17. November nach Edinburg berufen worden sind. Es ist noch nicht gewiß, in wie weit die Geistlichen in den Land- Distrikten sih erlauben werden, bei dieser Gelegenheit ihre Pfarre zu verlassen und sih nah der Hauptskadt zu begeben. An mehreren Orten is der Zweck der Ver- sammlung auf eine solche Weise zum Gegenstande des Kanzel-Vor- trages gemacht worden, daß in einigen Gemeinden die Zuhörer, welche die Ansichten ihres Pfarrers nicht theilten, die Kirche verließen. Es is indeß nicht schwierig, in der Partei der Non: Zntrusionisten selbst den Keim der Uneinigkeit zu entdecken, die ihre Zwecke ver- eiteln wird. Wären sie einig, so möchten sie stark genug seyn, um dem Geseße und der Minorität ihrer Brüder Widerstand leisten zu fönnenz; aber eine Versammlung von Fanatifern, die alle einer Seite angehören und die ihre ganze Stärke von der Gleichförmigkeit ihrer Ansichten entlehnen, is sicher, jene Stärke nach der ersten sktÜrmischen Debatte zu verlieren. So ergiebt es sih, daß einige Geistliche bereit sind, sich von der Kirche zu trennen; aber die Zahl derselben is geringer, als man glaubte, und einige der eifrigsten haben herausgefunden, daß, wenn sie die Kirche verlassen, sie den Sieg in den Bde ihrer Gegner lassen. Der allgemeinere Zweck der Versammlung is, der Legislatur des vereinigten Königreichs Vorstellungen zu machen, um nicht nur eine Veränderung des Geseßes Úber das Kirchen - Patronat, son: dern auch eine Jndemnitäts-Afte zu erlangen, wodurch die wider- spenskigen Geistlichen und Kirchen-Aeltesken gegen die gerichtlichen Folgen ihres widerseßlichen Benehmens in der leßten Zeit geschußt würden. Jch brauche faum hinzuzufügen, daß es ihnen nicht gelingen wird, die Krone oder das Parlament zu bewegen, die Prinzipien zu modifiziren, welche vor kurzem von dem Oberhause in seiner Eizenschaft als Gerichtshof so vollständig und unzwei- deutig aufgestellt worden sind.

Velgien.

Brüssel, 19. Nov. Das Zuchtpolizeigericht hat vorgestern den jungen Ernst Vandersmissen, eben so wie seine abwesende Mutter und seinen Bruder, wegen Begünstigung der Flucht des Generals Vandersmissen, zu einer Gefängnißstrafe von 24 Stun- den und zu einer Geldbuße von 16 Fr. verurtheilt, Der Gefäng- nißwächter Scholck, der dem Gefangenen die Thür gebdffnet, ohne sih von der Jdentität der Person zu überzeugen, hat eine Ge- fängnißstrafe von sechs Monaten zu er:eiden,

Deutsche Bundesstaaten.

Múncben, 18, Nov. Aus den sechs von der Kam- mer der Abgeordneten gestern für ihre beiden Präsidentenstellen erwählten Kandidaten dat Se. Majestät der König zum ersten Präsidenten den Finanz-Minister Grafen v. Seinsheim und zum zweiten den Professor Hofrath Bayer ernannt. Jn einer wei- teren S ißung, welche diesen Morgen stattfand, hat die Kammer ihre beiden Secretaire gewählt und zwar als ersten den Bürger: meisker zu Regensburg, Freiherrn v. Thon-Dittmer, und als zwei-

ten den Regierungs-Direktor Dr. Windwart. Nach 3 Uhr hatte eine Deputation der Kammer, bestehend aus dem Direktorium derselben und vier Mitgliedern, die Ehre, Sr, Majestät dem König in besonderer Audienz ihre Konstituirung anzuzeigen. Zu gleicher Zeit wurde von Sr. Majestät auch eine Deputation der Kammer der Reichsräthe empfangen, welche diesen Morgen ebenfalls wieder eine Sißung gehalten haben, Jndessen is das Resultat ihrer Wahlen in diesem Augenblick noch nicht offiziell bekannt. Einem so eben veröffentlichten Programm gemäß findet der jeder Sessions-Eröffnung vorausgehende feierliche Gottesdienst in sämmt: lichen Pfarrkirchen der Stadt morgen früh um 8 Uhr, die Er- dffnung der Stände-Versammlung selbst aber durch Se. Majestät úbermorgen den 20sten um 1 Uhr statt, leßtere in dem Thron- saal des Festsaalbaues.

Dresden, 21, Nov. (L. A. Z.) Diesen Morgen begannen die dffentlichen Sißungen der Kammern, und zwar in der zweiten auf eine das allgemeine Jnteresse im höchsten Grade spannende Weise. Der Abgeordnete Todt erneuerte nämlich seinen Antrag auf Abgabe einer Adresse auf die Thronrede, da der Prásident der ersten Kammer von der zweiten Kammer feine Vollmacht zu Beantwortung der leßteren gehabt habe. Blicken wir auf das Schicksal dieses bereits bei allen früheren Ständeversammlungen verhandelten Punktes zurück, so brachte im Jahr 1833. der Abgeordnete Schulz den Antrag einer Dankadresse vor, wegen Aufnahme der bäuerlichen Abgeordneten in die Ständeversammlung. Bei der Debatte wurde eine solche als cine auch bei anderen Kammern übliche Adresse auf die Thronrede behandelt, bekämpft und mit 54 gegen 15 Stim- men zurückgewiesen. Jm Jahr 1836 wiederholte v, Dieskau den Antrag auf eine solche Adresse, allein er wurde auch hier wieder, und zwar mit 61 Stimmen unter circa 80 Abstimmenden ver: worfen, Jm Jahr 1839 wurde derselbe Antrag vom Abgeord: neten Todt erneuert, aber mit 53 gegen 17 Stimmen abgeworfen. Kein günstigeres Schicksal schien der gleiche Antrag desselben Abgeordneten auch diesmal zu haben , da sowohl der Prásident Haase als der Vicepräsident Eisenstuck, so wie andere Mitglieder sich dagegen erklärten und das Ministerium wiederholt diesen Akt als einen unnüßen, zeitraubenden und gefährlichen bezeichnete, in- dem sich die Mitglieder ihre Meinungen im voraus bánden. Grade diese Auffassung und der Unistand, daß von mehreren Vertheidi- gern des Antrags aus den Aeußerungen des Ministers von Linde- nau die Behauptung herausgezogen wurde, man bestreite der Kam- mer das Recht einer Adresse, und es handle sich daher um das Prinzip (wogegen sich jedoch der Minister shlechterdings verwahrte), mochte mit dazu beigetragen haben, daß man der Frage mehr Auf- merksamkeit als früher schenfte. Und als es daher zur Abstimmung fam, welche auf Antrag des Vice-Präsidenten Eisenstuck durch Na- mensaufruf erfolgte, stimmten 39 Mitglieder fr und 36 Mitglie- der gegen den Todt'schen Antrag, so daß diesmal zum erstenmal e A der zweiten Kammer an den König übergeben wer-

en wird.

Dresden , 19. Nov. Der Königliche Musik - Direktor Joseph Rastrelli ist gestern nah kurzer Krankheit im 43sten Jahre seines Alters mit Tode abgegangen.

A Leipzig, 21. Nov. Unser vierter constitutioneller Land- tag ist gestern feierlih erdffnet worden. Die Thron - Rede des Königs und der dieselbe ergänzende Vortr2g des Minister : Präsi- denten von Lindenau (Vergl, das Nähere in der Beilage zu der heutigen Staats-Ztg.) gewähren ein klares und höchst erfreuliches Bild von den Zuständen unseres Landes, so wie von den Fort- schritten der Geseßzgebung und der Verwaltung, welche theils schon seit dem leßten Landtage ins Leben getreten sind, theils in der nächsten Zeit von der Regierung, mit Hülfe der Stände, ins Le- ben gerufen werden sollen. Untér den theils von früheren Stände- Versammlungen beschlossenen und seitdem verwirklichten oder doch ihrer Verwirklichung entgegengeführten, theils auf dem Verwaltungswege ins Leben gerufenen Verbesserungen werden na- mentlich folgende aufgezählt. Der öffentliche Unterricht ist gefördert und belebt worden durch die in Folge des Volks\chul- Geseßes getroffenen Einrichtungen für Erweiterung der Schulen, Vermehrung und bessere Dotirung der Schullehrer-Stellen, durch Verbesserung des Gymnasial- Unterrichts, durch Berufung ausge: zeichneter Lehrer an die Universität «c. Auch die Stellung der Geistlichen hat Verbesserungen erfahren. Ueberhaupt is für Regulirung der Kirchen und Schulverhältnisse in der neuesten Zeit viel geschehen. Das Geseß Über den Gewerbe-Betrieb auf dem Lande, welches eine Befreiung des bürgerlichen Ver- fehrs von lästigen Fesseln bezweckte, und die Armen-Ordnung wurden in Vollzug geseßt und begannen bereits ihre wohlthätigen Folgen zu äußern. Die Verwirklichung des Gesezes Über die Einführung einer Todtenschau is theilweise geschehen, theilweise wenigstens vorbereitet. Die Prüfungen der Baugewerke sind ins Leben getreten ; eine besondere mechanische Baugewerk\chule ist zu Freiberg gegründet worden und hat die Zahl der schon bestehen: den zahlreichen industriellen Lehr-Anstalten vermehrt. Troß des Druckes, welcher auf einigen Theilen der Fabrik-Jndustrie laftet, hat sich die Ausdauer des Sächsischen Gewerbefleißes in der Ete haltung der bedrängten Zweige bewährt, während andere erfreus lich vorwärts schreiten und somit die schönen Eigenthümlichkciten der Sächsischen Fabrikanten und Fabrik - Arbeiter in Betrieb-

samfeit, Mäßigfkeit und Ausdauer fortwährend bekunden. Neu aufgeschlossene Steinfkohlenlager bieten der Zndustrie wie dem Eisenbahn - Verkehr höchst wichtige Hüifsmittel

dar, Das kräftige Vorschreiten der Landwirthschaft giebt sich in steigender Production und Boden - Verwerthung, in der regen Theilnahme der Landwirthe an rationeller Verbesserung des Wirthschafts-Betriebes, an landwirthschaftlichen Vereinen und Ausstellungen kund. Besondere Regsamkeit ist namentlich in Be- zug auf Pferdezucht, zweckmäßige Wiesenkultur und verbesserte Flachsbereitung wahrzunehmen. Die Ablösungen, Gemeinheits- Theilungen und GrundstüÜcks-Zusammenlegungen haben einen er: freulihen Fortgang gehabt ; die Ablösungen sind zum völligen Ab- schluß gebracht, erleichtert durch das wohlthätige Jnstitut der Land- Renten-:Bank. Die Sparkassen haben sich außerordentlich ver: mehrt, sind bis auf 27 angewachsen und haben sich auch auf das platte Land verpflanze, Das Sächsische Eisenbahnwesen entwik- felt sich mehr und mehr; während die Leipzig-Dresdener Bahn einen immer gedeihlicheren Fortgang hat, is nun auch die Sächsisch- Bayerische ebenfalls ins ‘Leben getreten, und wird im nächsten Jahre schon fast ven einer Grânze Sachsens zur anderen reichen.

Zur Ausführung des bereits beschlossenen Dezimalgewichrs- Systems sind Vorbereitungen getroffen. Jm Finanzwesen sind beson- ders wichtige Vorgänge: die auf 12 Jahre erneuerten Zoll-Vereins- Verträge, die Ausführung des Gescßes Über die Ausúbung des landesherrlichen Salzverkaufs-Rechts, mit einer Verminderung der Salz-Preise, Einführung eines neuen Mönzfußes und die Aus- gabe eines neuen Papiergeldes, zu dessen Einführung; eine Vers minderung der Post:Taxen. Der Finanz-Zustand des Landes ist ein so günstiger, daß die bedeutenden außerordentlichen Ausgaben, welche die Einführung mannigfacher Verbesserungen, z. B. der Grundskeuer-::Negulirung, des neuen Münz-Systems, der Bethei- ligung bei der Eisenbahn u. s. w., vollkommen gedeckt werden kön- nen. Tros der außerordentlichen Anstrengungen im Kriegs-De- partement, welche die politische Anregung in den Jahren 1840—41 nôthig machte, hat die Regierung weder den ordentlichen Bedarf in dieser Finanz-Periode überschritten, noch wird sie eine Mehr- bewilligung für die künftige verlangen; sie wird sogar die transi- torischen Zuschüsse bedeutend herabseßen können. Die sechsjährige Aumeldungsfrist für die Dienst-Reserve is auf 3 Jahre herabge- seßt worden, Die Verhältnisse mit den auswärtigen Staaten sind günstig; mit England, Griechenland und der Pforte sind Handels-Verbindungen, mit Sicilien und Belgien Unterhandlun- gen wegen der Freizügigkeit erössnet; die Verträge mit benachbar- ten Deutschen Staaten über gegenseitige Nechtshülfe, über gleich: mâßige Ausübung der Paß-Polizei auf den Eisenbahnen u. dgl. rüden das erwünschte Ziel einer gemeinsamen Gesekgebung aller Deutschen Staaten in vielen wichtigen Beziehungen näher. Die Wichtigkeit und Ausbreitung des Sächsischen Handels hat eine Vermehrung der Konsulate erheischt, zwei neue sind, zu Odessa und Bucharesk, errichtet worden.

Nächst dieser höchst befriedigenden Darstellung des bisherigen Zustandes des Landes enthält der Vortrag des Ministers eine Auf: zahlung der Geseßesvorlagen und sonstigen Mittheilungen, welche während des eben erdffneten Landtages an die Stände gelangen werden. Es sind dies hauptsächlich folgende: Der Entwurf einer neuen Kriminal : Prozeß -Ordnung, welcher schon besonde- ren, vom leßten Landtage dazu erwählten Deputationen vorgelegen hat, deren jede an ihre Kammer darúber Bericht erstatten wird, Eine neue Wechsel - Ordnung, welche ebenfalls schon längst ausgearbeitet und der öffentlichen Kritif, so wie der Begutachtung der Organe des Handelsstandes, unterstellt worden ist; desgleichen ein damit in naher Verbindung stehender Geseß-Entwurf wegen der Haft in Civilsachen. Auch wegen der Errichtung von Grun d- büchern, zum Behufe der Ermittelung der Güter: Komplexe und der damit zu verbindenden Hypothekenbücher werden den Ständen Vorlagen gemacht werden. Das Gutachten der Stände soll eingeholt werden Über die Räthlichkeit einer Begründung land- wirthschaftlicher Krodit-Jnstitute, Ferner wird eine Apotheker- Ordnung vorbereitet. Ueber die weitere Vervollständigung des Eisenbahn- Systems will sich die Regierung mit den Ständen vernehmen. Ein Gesetz zur weiteren Ausführung der am leßten Landtage beantragten, inzwischen auf dem Verord- nungswege thunlichst, so weit dies geschehen konnte, verwirklichten Erleichterungen der Presse und des Buchhandels wird den Ständen vorgelegt werden. Auch soll ihre Bewilligung zur Erweiterung der Straf-Anstkalten beansprucht werden. Fer- ner werden dieselben wegen der Einführung eines neuen Dezi- mal-Maßsy stems Beschluß zu fassen haben, Die Einführung einer gleihartigen Grundbesteuerung (auf Grund der umfänglichen, nunmehr beendeten Abschäßungs-Arbeiten) und di

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