eines Wortwechsels getödtet worden. Beide trafen sih im Hause bar adi A *atinfa Heinefetter, wo sie über einen unbe- deutenden Gegenstand in Streit geriethen. Der Graf von Sirey hatte einen drohenden { Her seines Gegners mit einem Stock-
schlag erwiedert, worauf Herr von Caumartin einen Stockdegen zog und den Grafen erstah. Der Mörder is vershwunden, und die Nachforschungen der Polizei waren bisher ohne irgend einen
Erfolg.
Deutsche Bundesstaaten.
Múnchen, 20. Nov. (Bayer. Bl.) Gemäß dem Pro- gramm versammelten sih diesen Mittag die Stände im Saalbau der Königlichen Residenz, und zwar die Mitglieder der Kammer der Reichsräthe im Barbarossa-Saal und die Abgeordneten in dem Saale Karl's des Großen, um sich_ darauf nah dem Thronsaal u begeben und dort der Ankunft Sr. Majestät des Königs zu arren, dessen Austritt aus Hôchstseinem Appartement durch Ka- nonensalven verkündigt wurde, Nachdem der König sih auf dem Thron niedergelassen und den Ständen des Königreichs das Zei- chen gegeben war, sich ebenfalls zu seßen, hielten Se. Majestät folgende Anrede:
¡Meine Lieben und Getreuen die Stände des Reichs, heiße Jch willkommen bei Mir, umgeben von den Standbildern ruhmvoller
Ursten, die Mir Vorfahrer waren und Muster seyn sollen in allem uten, was sie gethan. — Herrlich woar der Geist, der sh im König- reich ofenbarte, wie auf der rechten Seite des Rheins auf der linken, o in ganz Teutschland , als die Gränze bedroht schien. Jeden Teut- chen durhdrang es, daß er einem gemeinsamen Vaterlande angehdre, was sich bei Kölns Dombau, bei Hamburgs Brand bewährte, und dieses Gefühl wird niht vergehen. — Der Teutsche Zoll-Verein, dieser segen- reiche in all und jeder Beziehung, hat sich erweitert durch Beitritt des Groß- herzogthums Luxemburg, des Herzogthums Braunschweig und der Lip- peschen Fürstenthümer; er ist hiermit näher geschritten seinem Ziel. — Durch den Tod Meiner verehrten Frau Mutter, der Königin- Wittwe, die Jhre hohen Tugenden auszeihneten, war Mein Haus im voriges Jahre in Trauer verseht, in Freude in diesem durch die Ver- mählung Meines geliebten Sohnes, des Kronprinzen, mit der Prin- zessin Marie von Preußen, und Meiner geliebten Tochter Adelgunde mit dem Erzherzoge von Oesterreich, Erbprinzen von Modena, wo- durch beider Lebensglück verbürgt, mit Teutschlands mächtigsten Häusern das Devon durch neue Bande verbunden wird. Freud? und Leid theilen eine Bayern mit ihren Wittelsbachern. — Meine Lieben und Getreuen, den Ständen des Reichs wird die Nachweisung der Verwendung der Staats-Einnahmen für die Jahre 4838— 39, 39—40 und 40—41, so wie jene Über den Stand der Staatsschulden - Tilgungskasse in den nämlichen Jahren vorgelegt werden; desgleichen das Budget und das Steuergeseß für die b - nanz - Periode, die Kreis - Umlagen - Geseze für die drei ersten Jahre derselben, das Forst - Polizei - Geseß , das Über Annahme des 4 proc. Zinsfußes bei gerichtlichen Urtheilen Über nicht bedungene Zinsen, das einige Abänderungen der bestehenden Strafbestimmungen betref» fende, das Über die Gewerb- und Personal-Staats-Auflagen im Un- ter-Fränkishck und Aschaffenburgischen Regierungs-Bezirke und einige wenige andere Geseße. Möge dieser Landtag sh durch Vertrauen auszeichnen , diese Freude Meinem Herzen werden, das für Mein Volk \hlägt.//
Freiburg, 13. Nov. (Fr. Z.) Die feierliche Eröffnung des theologischen Konvikts fand heute in der ehemaligen Seminar- Kirche skatt. Jn dem Chore der Kirche hatten sih der Großher- zogliche Regierungs-Kommissar, Geheime Rath Freiherr von Reck, mehrere Dom-Kapitularen und Professoren der theologischen Fa- fultât, so wie die Mitglieder der Konvikts - Kommission und die Zöglinge der neuen Anstalt, im Schiffe der Kirche aber r viele Theilnehmer an der Handlung versaramelt. Direktor Haiz be- gann den Erdöffnungs-Akt mit einer Rede, in welcher er die Auf- gabe der Anstalt als eine wissenschaftlih theologische und gänzlich für den hohen Beruf zur Kirche erziehende und bildende darstellte. Das Hochamt wurde bierauf von einem Dom-Kapitular gehalten und unter demselben vierstimmiger Kirchengesang mit Orgel -Be- gleitung vorgetragen. Nach dem Schlusse der kirchlichen Hand- lung verfügten sich sämmtliche im Chore Versammelten in den arótén Hörsaal der Anstalt, wo Freiherr von Reck an die Zôg- linge eine Anrede hielt und den Segen einer solchen Anstalt zeigte, in welcher der dem Berufe eines Seelsorgers sich widmende Zdg- ling, frei von drückenden Sorgen für seine Erhaltung, frei von sidrenden dem ernsten Studium entfremdenden äußeren Einflüssen, dem höheren Rufe zur Wissenschaft und zu einem Segen berei- tenden Stande folgen und in eue wissenschaftlichen Bildung den Weg seines Berufes festen Schrittes betreten und sich jene Schâ6be des Geistes und Gemüthes sammeln kann, mit welchen er einst in Berufstreue das Heil Vieler als Hirt der heil. Kirche erwerben und sichern soll 2c.
Frankfurt a. M., 20. Nov. Jn der gestrigen Versamm- lung der Mitglieder des physikalischen Vereins is es den verein- ten Bestrebungen des Herrn Karl Reißer aus Wien und des Herrn Professors Dr. Böttger geglúckt, auch mittelst desjenigen _ Lichtes, welches bei Schließung einer galvanischen Batterie, mit Kohlenspißen, hervorgebracht wird, gelungene Lichtbilder zu erzie- len, Diese Thatsache möchte vorzüglich deswegen von allgemeine- rem Jnteresse seyn, weil man bisher über die chemischen Eigen- . schaften des elektrischen Lichtes noch keine derartigen Erfahrungen [ hatte, und hier Tes ens nachgewiesen wurde, daß es auf eine
jodirte Silberplatte eben so chemisch einwirke, wie das Sonnen- licht. Die bei den erwähnten Versuchen angewandte Batterie war eine Bunsensche Kohlen - Zink - Batterie von 35 Elementen,
und die Einwirkung des nicht sehr konstanten Lichtes dauerte etwa 3 Minuten,
Desterreich.
Wien, 19. Nov. Ueber die Reise Sr, Kaiserlichen Hoheit des Erzherzogs Franz Carl in Dalm f « Bara Nachstehendes: almatien enthält die Gazzetta e agus\a, 28. Oft, Die ersehnte Ankunft des Herrn Erzher- zogs im Hafen von Gravosa Ee 26. Steae N 7 Uhr Boer: mittags nach einer von Wind und Wellen wenig begünstigten Fahrt, Se. Kaiserliche Hoheit, Hôchstwelche von Seiten der da- selbst vor Anker liegenden Korvette „Carolina“ und anderer festk- lich geschmückten Schiffe mit 21 Kanonens{chüssen empfangen wur- den, begaben sich auf dem Landwege nah dem naheliegenden Ra- gusa, wo Höchstdieselben von Seiten sämmtlicher Behörden ehrer- ietig empfangen wurden. — Se, Kaiserl, Hoheit nahmen hierauf die Huldigungen sämmtlicher Civil-, Militair- und geistlicher Behörden entgegen und besichtigten dann die Fe ung, die Kaser: nen und das Militair-Zeughaus, worauf der Herr Eriboezen die ersten Civil- und Militair - Autoritäten zur Tafel zog, Jm Laufe des Nachmittags empfing Se. Kaiserl. Hoheit den Adel, die Handels- Kammer, so wie Deputationen der Griechischen und der “Jsraeli- tischen Gemeinde, wie nicht minder den Befehlshaber von Tre- bigne, Hassan Bey, welcher eigens zur Darbringung seiner Huldi- gung im Namen des Wesirs von Herzegowina, Ali Galib Pascha, nachsRagusa gekommen war,“
2306
Weitere Nachrichten vom 41. November im oblgen Blatte melden: „Gestern um 11 Uhr Vormittags fuhr das Dampfboot „Mittrowsky“ mit Sr. Kaiserl. Hoheit an Bord, von Cattaro fommend, auf der Rhede von Ragusa in der Richtung von Me- leda vorüber, und wurde bei diesem Anlasse von Seiten der Festung mit einer Salve von 21 Kanonenschüssen begrüßt.“
Wien, 19. Nov. Am 16ten d, hat der Kaiserl. Russische Commissair, General - Adjutant Baron Lieven , seine Reise nah Serbien fortgesest. Bevor er sich nah Belgrad begiebt, wird er jedoch in Semlin mit dem Fúürsken Michael, welcher unterdessen dorthin zurückgefkehrt seyn wird, eine Zusammenkunft haben.
Schweiz,
Aargau, 14. Nov. (Schweizer Bl.) Nach zuverlässigen Berichten hat sih nun die Regierung dieses Kantons mit dem Versprechen an den Vorort gewendet, so bald die Umstände es er- lauben, die Einfuhr bei Kadelburg zu bffnen.
Jtalien.
Turin, 14, Nov. (A. Z.) Es scheint, daß bezüglich des Salzhandels nah der Schweiz sich zwischen unserer und der
Oesterreichischen Regierung eine kleine iffer ergeben habe, die sich jedoch, wie man glaubt, ohne besondere Schwierigkeiten aus- gleichen dürfte.
Briefen aus Modena zufolge, waren die Söhne des Jnfanten Don Carlos am dortigen ‘Hofe eingetroffen und beabsichtigten, den nächsten Winter in jener Stadt zuzubringen.
Spanien.
Paris, 20. Nov. Das offizielle Abendblatt publizirt nachstehende auf außerorFntlichem Wege eingegangene Depeschen:
„l Madrid, 15. Nov. Herr Olozaga is zum Práäsi- denten des Kongresses ernannt worden. Er erhiele 82 Stimmen, während der ministerielle Kandidat, Herr Acuna, deren nur 41 erhielt. Herr Cortina is mit 80 Stimmen zum Vice-Präsiden- ten ernannt worden.
„I Perpignan, 19. Nov. Ein Schreiben aus Barcelona von einem Kavallerie-Offizier, welhes am 18ten dur eine Ordon- nanz nah Jonquière gebracht wurde, enthält Folgendes: „,„N a h einem blutigen Befecht sind wir gezwungen worden, die Stadt zu räumen. Die Einwohner haben sich der Artil: lerie bemächtigt; wir bivouakiren seit zwei Tagen am Fuß der Wälle; das Engelthor ward zuersk von der National - Garde ge- nommen; die Frauen waren mit Lanzen bewaffnet; Abtheilungen von Linientruppen haben noch die Atarazanas Montjuich und den Hafen beseßt. Man versichert, die Juasurrection habe sich über Solsena und Lerida ausgebreitet,‘ ‘“
Serbien.
Die Agramer Ztg. meldet: „Ein Augenzeuge der am 6. und 7, November in Belgrad stattgefundenen Feierlichkeiten theilt Nachstehendes darüber mit: Auf allen Gesichtern der biedern Serben bemerkte man die unverkennbarsten Spuren der reinen Freude, Nachdem am 6, November Vormittags der Berat dem aus allen Kreisen zusammengestrômten Volke sowohl als dem auf: gestellten Militair auf dem großen Kalimeidan von dem Türkischen Kommissar Emin-Efendi von einer Tribüne aus Türkisch, und dann von dem Adjutanten des berühmten Wucsics, Rajo Damjanovich, Ser- bisch vorgelesen worden, erinnerte noch einmal der Kiamil-Pascha, der während des Verlesens aus seinem Zelte hervorgetreten war, daß alle
Freiheiten nach der Landesverfassung nicht der Obrenovichschen Familie, fondern der ganzen Serbischen Nation vom Sultan verllehen wa- ren, daß somit diese Freiheiten auch das ganze Serbische Volk zu genießen habe; hierauf ertönte von mehr als 30,000 Menschen ein „Lebe hoch unser Sultan!“ dem Salven des Türkischen und Ser- bischen Militairs, so wie der Donner der Kanonen, folgten. Bei dieser Feierlichkeit waren alle Türkischen und Serbischen Nota- beln in glänzenden Uniformen in den für sie vorbereiteten Zelten gegenwärtig; nur kein Konsul war zugegen, weil außer dem Rus- sischen keiner in Belgrad anwesend is, Nachdem der Be- rat abgelesen war, verfügte sch Alles in die Kirche, wo der Fürst Alexander Kara Georgevih, in Gegenwart des Türkischen Kommissars und vieler Türkischen Stabs- und Ober- Offizlere, den vom Metropoliten Peter Jovanovich vorgelesenen Eid leistete und dann von demselben Metropoliten, im Beiseyn zweier Bischöfe und vieler anderen Geistlichen, gesalbt wurde; worauf Gebete für decn Sultan Abdul Medschid und den Fürsten Alexander gelesen und zum Schluß ein Mnogaja Ljeta abgesungen wurde. Nach Beendigung dieser Ceremonie begab sich der Fürst mit Emin : Efendi in das Senats - Gebäude, wo ihm von allen Senatoren, Beamten, Kreis-Kommandanten und allen Orts-Aelte- sten des Landes Gratulationen abgeskattet wurden. Am 7. No- vember Vormittags hat das Militair in Gegenwart des Fürsten im Lager den Eid, „den Uskav zu wahren“, abgelegt, Abends wurde am Kalimeidan ein Feuerwerk abgebrannt.“
Vereinigte Staaten von Nord-Amerika.
Netv-Yorfk, 31. Oft. Der außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister Mexiko?s, General Almonte, hat gleich nach seiner Ankunft in Washington dem Präsidenten Tyler seine Kreditive Überreicht. Jn der kurzen Anrede, welche er an densel- ben richtete, sprach er sich darüber aus, wie sehr der Präsident der Mexikanischen Republik von wahrhaft freundschaftlichen Ge- sinnungen zu den Vereinigten Staaten beseelt sey, und wie eifrig er, der Gesandte, dahin streben werde, die freundschaftlihen Be- ziehungen der beiden Staaten zu einander, welche ihrem beider- seitigen Jnteresse so sehr entsprächen, durch alle geeigneten Mittel zu nähren. Ganz übereinstimmend damit äußerte sich der Prâfident Tyler, und er soll seine Gesinnungen bereits da- durch bethätigt haben, daß er dem General Almonte die Vermikt- telung der Vereinigten Staaten in dem Streite Mexiko's mit Texas durch ein Schreiben des Staats - Secretairs für die aus- wärtigen Angelegenheiten, Herrn Webster, anbieten lassen. Da indeß in diesem Schreiben zugleih die Ansicht des Präsidenten ausgedrúckt seyn soll, daß der Krieg mit Texas Mexikanischer Seits als nicht nur nuslos, sondern auch als hosfnungslos betrach- tet werden müsse, so verspricht man sich bel den bekannten so ent- schieden feindseligen A DODAges Santana?'s gegen Texas von einem solchen Vermittelungs - Anerbieten kaum einen günstigen
rfolg.
Mit den Sack: und Fuchs-Jndianern, welche ein Gebiet von etwa 12 Millionen Morgen zwischen dem Missisippi und Missouri innéhaben, hat die Regierung der Vereinigten Staaten eine Ueber- einkunft getroffen, vermdge welcher dieselben sich gegen Bezahlung von etwas mehr als einer Million Dollars auf der West - Seite des dur a U I P haben.
er Kongreß soll in den ersten wieder tufane M eide: sten Tagen des nâchsken Monats
Die werthvolle, unter dem Namen Andalusia bekannte Be-
sisung des ehemaligen Bank - Direktor Biddle, welche am Delar ware belegen i soll im Aufstrich verkauft werden.
Die (bereits erwähnte) Nachricht von dem Rückzuge der in Texas eingedrungenen Vorhut des Mexikanischen Heeres unter General Wall wird mit mehreren Details von dem New-York Commercial Advertiser und dem Galveskton Civilian berichtet, Der erstere bezieht sich auf eine vom 20. September aus dem Lager von Rio Salada datirte Depesche des Texianischen Obersten Caldwell, in welcher dieser berichtet, daß er in der Nähe von San Antonio mit 350 Mann auf 1100 Mexikaner unter General Wall gestoßen und denselben mit Verlust von 100 Todten und 200 Verwundeten zurückgeschlagen habe, worauf San An- tonio von den Mexikanern geräumt worden sey, dem Vernehmen nach indeß nur, um sich mit einem ihnen zur Verstärkun duge: sandten Truppen-Corps von 1500 Mann zu vereinigen. Zugleich wird indeß gemeldet, daß eine kleine Truppen-Abtheilung, die Frei: willigen von Fayetteville, auf dem Marsche in das Lager des Obersten Caldwell von einer Uebermacht Mexikanischer Truppen angegriffen, nach blutigem Widerstande bis auf den lezten Mann niedergehauen oder gefangen genommen worden sey. Die in San Antonio bei dessen Ueberrumpelung gefangen ge- nommenen Texlianer, etwa 100 an der Zahl, welche, ihrer eigenen Erklärung zufolge, von dem General Wall sehr gut be- E wurden, find unter Eskorte von 300 Mann Mepxikanischer
ruppen, befehligt von einem Ueberläufer, dem früheren Texia- nischen Senator, Oberst Seguin, ins Jnnere von Mexiko ab- geführt worden. Der Galveskton Civilian seßt, im Wider- spruche mit der vorstehenden Nachricht, das Treffen zwischen dem Oberst Caldwell und dem General Wall auf den 23, September, an die Ufer des Flusses Medina und meldet, daß die Mexika- ner sich auf dem Wege nah Matamoras zurückgezogen hätten, Oberst Caldwell scheint seine Truppen aus Mangel an Lebens- mitteln entlassen zu haben, indeß hatte General Burleson erklärt, den Mexikanern bis an den Rio Grande folgen zu wollen, sobald sh nur 500 Mann zu ihm fänden, und es schien, als ob sein Aufruf die Streitlust der Texianer von neuem erregt habe.
Meriko.
Veracruz, 6, Okt. Santana wollte Mexiko am 1. Ofto- ber verlassen, um sich nach seinem in der hiesigen Nachbarschaft belegenen Landsize Mango de Clavo zu begeben. Er sammelt bei Jalapa bedeutende Truppenmassen, die von dort, wie es heißt, am 5, oder 6, Oktober nah ihrer weiteren Bestimmung auf- brechen sollen. Man glaubt, daß die Operationen zuerst gegen Yucatan und dann erst, wenn der Erfolg hier ein günstiger ist, gegen Texas gerichtet werden sollen,
Es haben hier in kurzer Zeit aht Handelshäuser fallirt.
Peru.
Die B öórsen-Halle hat Berichte aus Valparaiso bis zum 19, August erhalten, welche mit dem Schiffe „Magnet “ in Hamburg eingetroffen sind. Aus Chili selbst melden sie nichts Neues, geben dagegen einige neuere Berichte über die Wirren in Peru, wo nach den leßten Nachrichten, die aus Lima bis zur Mitte des Monat Juli reichten, gerade in dem Augenblicke, als nach dem Friedensschluß mit Bolivien die durch Gamarra’s Tod erledigte Prâsidentenstelle beseßt werden sollte, allgemeiner Zwie- spalt unter den einflußreichsten Generalen, San Roman, Lafuente, Torrico und dem interimistischen Präsidenten Menendez ausge- brochen war. „Auch nach den jeßt eingegangenen neueren Be- richten“ ,Zsagt das oben genannte Blatt, „glich Peru noch immer
dem Lager des Agramant. Nach einer Mittheilung aus Lima vom 5, August stand ein Bürgerkrieg zwischen den Anhängern
Lafuente's und Torrico’?s, welche beide nah der Präsidentschaft skrebten, bevor. Torrico zog an jenem Tage aus Lima ab, um sh an San Roman, der in Ayacucho stand, anzuschließen und Lafuente anzugreifen, der scine Truppen bei Cuzco zusammengezo- en hat, und an den sih der General Vidal angeschlossen hatte. An demselben Tage, an welchem er aus Lima abzog, wurde Ge- neral Torrico in Tacna zum Präsidenten von Peru erwählt, Man glaubt, daß auch in Puno, Andahuailas, Jnnin und Aya- cucho die Wahl auf ihn fallen, daß dagegen Arequipa, Moquegua, Tarapacá und Cuzco den General Lafuente wählen werden. Bis zum 8. August war es noch nicht zu offenen Feindseligkeiten ge- fommen, Ein Schreiben aus Quito vom 20. Juli meldet, daß die Englische Station in der Südsee verstärkt werden solle, um Genugthuung von Peru für die dem Britischen Geschäftsträger Wilson angethanen Unbilden zu verlangen. ‘“
Inland.
Verlínu, 25. Nov. Den neuesten hier eingetroffenen Nachs richten zufolge, hatte Se. Königl, Hoheit Prinz Adalbert die Ab- sicht, von Rio Janeiro aus in einem Englischen Kriegs-Dampfboote gegen Mitte Oktober sich Über Pernambuco nah Para zu bege- ben, von wo Sie gegen Mitte Dezember in Bahia S a iuereffen gedachten. Hier wird die Sardinische Fregatte den Prinzen wie- der aufnehmen und dann die Rückreise nah Lissabon antreten. Die Zeit bis zum 15. Oktober sollte zu kleinen Ausflügen in die Umgegend der Haupktskadt benußt werden. Das diplomatische Corps, so rie die angesehensken Fremden und Jnländer, hatten die Ehre, Sr. Königl. Hoheit gleich in den ersten Tagen Jhres hiesigen Aufenthaltes aufzuwarten.
r r E
Der Handels - Vertrag zwischen Belgien und dem 9 Kabinet von Madrid,
mit
vorzüglicher Dn des Leinwand-Handels nach Spanien.
© Madrid, 13. Nov. Es scheint keinem Zweifel mehr zu unterliegen, daß in dem von Herrn Olozaga mit der Degistden Regierung abgeschlossenen Handels - Vertrage die auf der Einfuhr fremder Leinwand in Spanien lastenden Zôlle zu Gunsten der Belgischen Leinwand bedeutend herabgeseßt worden sind. Da die- ser Gegenstand auch die industriellen ZJnteressen Deutschlands be- rührt, so möge es mir erlaubt seyn, etwas näher auf ihn einzu- ehen. geb Jn den älteren Zeiten, als die ausgedehnten Spanischen Be- sibungen in Amerika ihre Bedürfnisse aus dem Mutterlande zu beziehen gezwungen waren, lieferte Deutschland fask ausschließlich den ganzen Bedarf an Leinwand für Spanien und dessen Kolo- nieen. ‘u Zahre 1792 führte Deutschland für mehr als 7 Mil- lionen Piaster Leinwand in Spanien ein; nach dem Abfalle der Kolonieen und während des Kontinental - Systems nahm
S
dieser Handel außerordentlich ab; 1827 belief sh der aber Gr ider Grie, - welche Deutschland direkt nach Spanien ausführte, nur auf 506-000 Piaster, während Spanien in demselben Jahre für fast 3 Millionen Piaster Leinwand aus dem Auslande bezog, Da indessen in Spanien selbst nur sehr wenige und sehr grobe Leinwand (ausschließlih in Galicien) fabri- irt wird, so blieb die fremde immer einer der am stärksten ge- uchten Artikel, Die Englische Leinwand hat nah und nach allen übrigen hier den Rang abgewonnen, indem sie, als Produkt der Maschinen, zwar weniger dauerhaft, aber feiner und wohlfeiler i, Frúöherhin gab man der Belgischen und Deutschen den Vorzug. Da aber beide Gattungen selten direkt zur See, sondern fast nur durch Frankreich über Marseille hierher kamen, so läßt sich der Betrag der in den leßken Jahren hier eingeführten Leinwand nicht mit Bestimmtheit angeben. 1839 führte Belgien für mehr als 184 Millionen Fr, an Leinwand aus, wovon für 16 Millionen nach Frankrei, und nur für 2562 Fr. direkt nah Spanien gin- en, Frankreich führte 1840 nah Spanien 951,001 Kilogr, Lein: A um Werthe von 15,534,391 Fr. aus, darunter nur 217,962 Kilos Franzdsischer Fabrik, zum Werthe von 3,549,145 Fr, Frankreich machte also den Commissionair der Belgischen und Deutschen Fabrikanten, welchen, bei dem Mangel Spanischer Schiffe, um ihre Waaren aus Belgischen oder Deutschen Qs zu holen, fein wohlfeilerer Weg offen skand, als der Über Bordeaux, Bayonne und vorzüglich Marseille, von wo Spanische Schiffe sie abholten und ihnen dadurch die hohe Begünstigung der Spanischen Flagge en. versi wenn schon das in Spanien immer zunehmende Elend den Absatz fremder Fabrikate, die nicht von unumgänglicher Noth- wendigkeit sind, gar sehr erschweren musßte, so hat die neue Zoll- Geseßgebung nicht nur die Einfuhr der Leinwand, sondern aller anderen Artifel fast unmöglich gemacht. Es scheint in der That, daß die vielen Personen, welche sie ausarbeiteten, sich keine andere Aufgabe, als die Verwirklichung der Behauptung Huskisson’s ge- stellt hatten, der am 26. Februar 1826 im Unterhause folgende Worte sprach: „Das Handels - System Spaniens ist höchst ein- fah. Es beschränft sih darauf, aus dem Auslande nichts zuzu- lassen, als das, was auf dem Wege des Schleichhandels eingeht.“ - Jn dem neuen Tarife, der seit vorigem Jahre provisorisch in Kraft steht, ist fast bei allen Gegenständen der Einfuhr ein so Übertriebener Anschlagswerth zu Grunde gelegt, daß er den wirk: lichen oft um das Doppelte, ja bis um 130 pCt, Übersteigt. (Namentlich findet dies bei den Eisenwaaren, Taschenmessern, Scheeren von Nemscheid u. st., w. statt, die man hier den Engli- schen vorzieht, weil sie wohlfeiler sind. So wird z. B. das Dußend Scheeren von der Beschaffenheit, wie sie in Zserlohn verfertigt werden, und das an Ort und Stelle etwa 2 Fl. Holl. fosten mag, hier auf 60 Realen (etwa 74 Fl. Holl.) veranschlagt.) Davon wird der Eingangszoll, der für die fremde Flagge (und alle Einfuhr zu Lande steht dieser gleich) meistens um ein Drit- theil oder die Hälfte höher ist, als für die Spanische, und die Consumtions-Steuer entrichtet.
Nach dem alten Tarife bezahlte die Leinwand nach der Elle, der Beschaffenheit und der Benennung. Jn dem neuen hat man dieses abgeschafft und das Gewicht und die Feinheit zum Mafßstabe genommen. Die Leinenwaaren sind demnach in fünf verschiedene Klassen getheilt, bei denen die Zahl der Fäden eines Spanischen Viertel-Quadratzolls zum Grunde gelegt is, und der Werth wird nah hundert Castilianischen Pfunden veranschlagt. Um nur ein Beispiel anzuführen, so ist in der vierten Klasse der Centner (100 Pfund) damassirtes Tischzeug auf 4530 Realen (226§ Piaster), und einfaches auf 2670 Realen (133% Piaster) veranschlagt, und darauf 15 pCt. Eingangs - Zoll für die einhei- mische und 20 pCte. für die ausländische Flagge gelegt, wozu noch ein Drittel Consumtions-Steuer kömmt, Nach dem alten Tarif bezahlte Schlesische und Bielefelder Leinwand weniger als jeßt. Bei dem neuen stehen sich die feineren Klassen besser als die or- dinairen. Jene werden aber von den Engländern bekanntlich am wohlfeilsten geliefert. Indessen bezahlt, diesem System zufolge, jede Art von Leinen nur nach ihrer Beschaffenheit, ohne daß man auf den Ort des Ursprungs Rücksicht nimmt. Nun sind aber gerade die Arten, welche vorzugsweise in Belgien verfertigt werden (mittelfeine). in die am höchsten veranschlagten Klassen gefallen, und gegen dieses Mißverhältniß hat schon seit einem Jahre die Belgische Regierung Reclamationen erhoben.
Die schreienden Nachtheile des neuen Tarifes haben sich aber niht nur im Auglande, sondern auch hier an Ort und Stelle fühlbar gemacht, Die Spanischen Kaufleute, welche Geschäfte in Leinen machen, können bei dem darauf gelegten Zoll eben so wenig bestehen wie die fremden Fabrikanten. Sie machen seit einem Jahre keine Bestellungen mehr ; das Volk gewöhnt sich immer mehr an Baumwollenstoffe und wird, falls die Einfuhr freigegeben wird, noch weniger nah Leinwand fragen, Diese Umstände haben den ganzen Handelsstand veranlaßt, seine Beschwerden der Regierung vorzutragen, ihr die Abgeschmatheit des neuen Tarifs darzuthun und auf schleunige Herabseßung zu bestehen, Da sich hierzu die Vorstellungen der Zoll-Aemter gesellen, deren Kassen seit der Ein- führung des neuen Tarifs fast leer geblieben sind, so leidet es kei- nen Zweifel, daß binnen einiger Monate eine sehr bedeutende Re- duction in den Ansâßben stattfinden wird.
Unterdessen würde eine Herabseßung des Eingangs-Zolles oder des veranschlagten Werthes ausschließlich zu Gunsten Belgischer Leinwand ein Eingriff in die bestehende Zoll - Gese8gebung seyn, welchen das dem Prohibitiv- System sonst sehr abgeneigte Eco del Comercio in seiner heutigen Nummer durchaus mißbilligt. „Diese Maßregel“, sagt es, „würde die ganze Einheit unseres Ta- rifes zerstdren, den Markt, auf welchem wir die uns nöthige Lein- wand faufen können, reduziren und uns zwingen, weitläufige und verwickelte Classificationen von Leinwand aufzustellen, weil Belgien
nit alle in gleicher Güte und Wohlfeilheit fabrizirt, und wir
würden z. B. Deutsches Tischzeug und gewisse Englische und Fran- zösische Leinenwaaren nicht zu so billigen Preisen, E, , A können... Auch is der Uebelstand in Betracht zu ziehen, daß, da bestehende Verträge den Engländern und Franzosen die Rechte der am meisten begünstigten Nationen verleihen, die Spanische Regierung, falls sie die Belgische Leinwand bevorrechtigte, sich durch zudringlihe und {wer zu erledigende Reclamationen in Verlegenheit geseßt sehen ‘würde. Allein, da wir lebhaft wünschen, daß unsere Handels-Verhältnisse sih verbessern, und unser umzu- arbeitende Tarif ein streng zu beobachtendes Geseß seyn mögen, so stimmen wir dafür, daß die ganze Rubrik über Leinenwaaren verbessert werde, jedoch ohne einen Unterschied in Betreff der Ge- gend, von wo sie kommen, einzuführen.“
Von einer anderen Verfügung, die in der neuen Spanischen
Zoll - Gesehgebung zum Nachtheil der Einfuhr fremder und na- -
mentlich Deutscher Fabrikate getroffen wurde, wird ‘in einem mei- ner nächsten Briefe die Rede seyn,
2307
Kanada und
seine Hâadel mit dem Mutterlande. Eine historische Skizze.
Die Englische Kolonie Kanada hat gegenwärtig eine solche Bedeutung gewonnen, und die kürzlich dort börheganltte ee rungen in der Regierung beschäftigen so vielfältig die Blätter des Jn- und Auslandes, daß eine gedrängte Darstellung der vergan- genen Begebenheiten, aus denen die Gegenwart si gebildet hat, mit Rücksicht auf die Bedeutung der Kolonie für das Mutterland und die Politik desselben in Degug auf den Tochterstaat gewiß Vielen von Jnteresse seyn wird. Das zweite Septemberheft der Revue des deux Mondes enthält einen mit ziemlih vorur- theilsfreiem Geiste geschriebenen Artikel Über diese Verhältnisse, dem wir in nachfolgender Darstellung Einiges entnommen haben.
Die nördliche Hälfte Amerika's theilen die großen Binnen- meere, denen der mächtige St, Lorenzsktrom das überflüssige Was- ser in den Ocean ableitet, fast in zwei gleiche Theile, Der súdliche Theil umfaßt die Staaten der Union, welche vom Mutterlande si losrissen, der nördliche an der dstlichen Küste neben den Pro- vinzen Neu-Braunschweig und Neu-Schottland Ober- und Nieder- Kanada, welche der Englischen Krone geblieben sind, und in wel- chen leßteren, besonders neben der Republik sich ein mächtiges Reich zu gründen, die Britische Regierung bald ein Jahrhundert rasilos gearbeitet hat.
Kanada war ursprünglich eine Französische Kolonie und wurde erst 1763 an England abgetreten. Die Ängesthene und reiche Be- vblferung wanderte damals aus, um das Englische Joch nicht zu tragen, und nur wer bleiben mußte, blieb. n den 150 Jahren, während welcher die Kolonie Frankreich gehörte, hatte sih aber dort die Französische Nationalität so eingebürgert, daß mit der Besißnahme des Landes durch die Engländer die Eroberung dessel- ben noch keinesweges vollständig war. Die Französische Bevölke- rung mußte erst anglisirt werden, und das war keine leichte Auf- gabe, Jn Geseßen, Religion, Sitten, Sprache, kurz in Allem, was die Nationalität ausmacht, unterschieden sih die Französischen Kanadier von der neu eingeführten und E Englischen Be- völferung, und die Regierung stieß auf unúberwindliche Schwie- rigkeiten, dem Lande eine Verfassung nach ihrem Sinne zu geben. Dies unterblieb daher auch vorläufig; und die in Quebek eingeseßte provisorische Regierung ward angewiesen, die alten Rechte der Fran- zösischen Bevölkerung möglichst zu sichern, da Großbritanien im Kampfe mit seinen Übrigen Nord-Amerikanischen Kolonieen Alles thun mußte, die Anhänglichkeit und Treue seiner Kanadischen Un- terthanen sich zu erhalten und nicht etwa durch strenge, gehässige Neuerungen auch diese zum Abfall zu reizen.
Nachdem aber die Amerikanische Republik förmlich anerkannt war, gab es fein so dringendes Jnteresse mehr, die Französische Nationalität noch ferner zu begünstigen, und William Pitt dradte im Jahre 1791 die Bill durch, welche der Kolonie ihre neue Con- stitution gab. Diese Bill s{chüßte zwar die Französische Nationa- lität, aber sie theilte die Kolonie in zwei Provinzen, Ober - und Nieder- Kanada. Um dem Einfluß der Französischen Bevölkerung, die in Nieder-Kanada unter dem Schuße des früheren Grundge- seßes ziemlich angewachsen war, ein Gegengewicht zu geben, be- stimmte die Bill den Englischen- Kolonisten die obere Provinz, wo ausschließlih Britisches Geseß gelten und die neuen Auswanderer sich niederlassen sollten. Beide Provinzen erhielten besondere Verfas- sungen nah dem Muster der des Mutterlandes; die eine wie die andere hatte eine Wahl-:Versammlung, ähnlich dem Hause der Gemeinen, und einen geseßgebenden Rath, analog dem A der Lords, dessen Mitglieder jedo vom Gouverneur auf Lebenszeit gewählt wurden, Der Besiß neu erworbener Ländereien ward nach Britischem Recht bestimme, die habeas corpus - Afte eingeführt, die Geseß- gebung über lokale Jnteressen aber den Provinzial-Versammlun- gen gelassen. Die Bill bewilligte ferner große Eitidwetreckten der Anglikanischen Kirche; wo die Mehrzahl der Einwohner einer
Provinz aus Katholiken bestand, hatte die Legislatur derselben für deren Unterhaltung zu sorgen. Die Regierung behielt sich nur die Zoll-Geseße vor, aber überließ die Einnahme aus den Zöllen der Provinzial:Legislatur, der Akte von 1778 gemäß, durch die das Britische Parlament es sich versagt hatte, ferner in den Ko- lonieen fúr «das Mutterland Steuern zu erheben,
Das war die Constitution, welche Pitt der Kolonie gab,
icht die Grundsäße der Freiheit und des Rechts der Völker, sondern die Politik hatte sie dem Minister diktirt, und man sieht in ihr mit Recht den Grund zu allen Streitigkeiten, welche bis zum Jahre 1838, wo sie aufgehoben wurde, ununterbrochen die inneren Angelegenheiten der Kolonie verwirrten. Pitt’'s Haupt- Absicht war, neben den Vereinigten Staaten eine politische Macht zu gründen und diese zur Basis aller künftigen Operationen ge- gen dieselbe zu machen. Er lud deshalb auch alle Amerikaner, welche während des Freiheitskampfes dem Mutterlande treu ge- blieben waren, ein, sich in Ober-Kanada niederzulassen. So lange aber eine dem Englischen Jnteresse fremde Bevölkerung den be- trächtlichsten Theil der Kolonie ausmachte, konnte Großbritanien nimmer seine Pläne realisiren, und seine einmal angenommene Po- litif gebot daher, der Französishen Bevblkerung Nieder: Kanada?s die wirkliche Verwaltung ihrer Angelegenheiten zu verweigern. Die Regierung erlangte dies dadurch, daß sie sih zwei Organe in der Geseßgebung, den Gouverneur und den geseßgebenden Rath, der nur im Jneteresse des ersten handeln konnte, gegenüber der Provinzial:Legislatur vorbehielt.
Die Französischen Kanadier, an eine repräsentative Verfassung nicht gewöhnt und politisch noch nicht gebildet genug, um die Be- deutung derselben zu erkennen, wußten nicht einmal die wenigen Rechte, welche ihnen die Constitution gestattete, wahrzunehmen, und sandten in ihre erste Versammlung nur Engländer. Erst mit der Zeit machte ihre politische Erziehung sie reifer und öffnete ihnen die Augen Über die Tendenz der Constitution von 1791, welche ausschließlich die Entwikelung des Britischen Geistes be- günstigte, Da wuchs denn ihr Mißtrauen gegen die Machthaber und mit demselben die Opposition, die bald in offene Feindseligkeit ausbrach, und als nun ihre Versammlung die Kontrolle úber die Ausgaben, welche nach der Constitution ihr zustand, ausüben wollte, entspann sich zuerst der Streit auf dem Gebiete der Finanzen. Die Versammlung nahm Veranlassung, sich des Budgets für die Kolonie bemächtigen zu wollen, als sich herausstellte, daß die bis- herigen Einnahmen, anraeee der Zunahme der Bevölkerung und der Ausdehnung der Niederlassungen, die Ausgaben nicht mehr deckten. Nach vielen Kämpfen gelang es ihr, aber man verwei- gere es, sich die einzelnen Artikel votiren zu lassen. Doch die
ersammlung bestand auf ihren Forderungen; sie wollte die Rech- nungen des General-:Einnehmers sehen und fand darin, als das endlich nachgegeben war, ein Se von 100,000 Pfd. Ste. Solche Erfahrungen verdoppelten ihre Strenge, und der Streit wurde nur um so heftiger, Der Gouverneur Lord Dalhousin bestand
darauf, sich die einzelnen Artikel niht votiren zu lassen, und nahm, als in Folge dessen die Versammlung die Subsidien ver- weigerte, eigenmächtig aus dem Schake die nöthigen Gelder für die Verwaltung. Versammlung keinen anderen Rekurs als an das Britische Par- ment und so gelangten 1828 die Kanadischen Angelegenheiten zur Entscheidung des
Gegen solchen Mißbrauch der Gewalt hatte die
tterlandes. Obgleich nun aber die auf den Antrag Huskisson's, des da-
maligen Ministers fúr Kolonieen, bestellte Kommission in ihrem Berichte sich fúr die Kanadier aussprah und die Rechtmäßigkeit ihrer Forderungen hinsichtlih der Finanzen erwies, so brachte sîe doch feine wesentliche Aenderung in der Verwaltung zu Wege. Der Streit zwischen dem geseßgebenden Rathe und der Wahl- Versammlung wurde immer heftiger, je mehr der erstere die Voll- ziehung der vorgeschlagenen Maßregeln der leßteren verweigerte.
Im Jahre 1833 beschloß endlich diese als das einzige Heilmittel des Uebels eine Reform des gesetzgebenden Raths; sie verweigerte das Budget und \eßte 92 Resolutionen auf, mit der Erklärung, daß sie nicht eher die Gelder bewilligen werde, als bis die dort aufgezählten Uebelstände abgestellt seyen. Jhre Beschwerden bezo- gen sih theils auf die Kontrolle der Einnahme, welche ihr nicht gänzlich gelassen sey, theils auf die Rechnungen der Ausgabe, die ihr vorenthalten würden; sie beschuldigte ferner die Justiz-Verwal- tung der Parteilichkeit ; sie beklagte sih darüber, daß der geseßge- bende Rath aus Parteihaß 1600 Schulen habe schließen lassen ; sie behauptete, die NLO Oas der Verwaltung gehe dahin, durch ungerehte Bevorzugungen Eifersucht und ißtrauen zu nähren, kurz sie beklagte sich, daß ihr die Regierung ihrer eigenen Angelegenheiten nicht gelassen sey. Da drohte noch in demselben Jahre, wo die Kanadier sich so weit {on von der Verwaltung ausgeschlossen sahen, ein neues Ereigniß, ihre Nationalität zu ver- nichten. Eine mächtige Gesellschaft hatte sh in London gebildet, um die Auswanderer, welche bisher nur in Ober: Kanada sich nie- dergelassen hatten, auch auf den Boden Nieder-Kanada?s anzusie- deln. Dies war die British American Land Company, die von der Krone in dem östlichen Theile Nieder - Kanada?s auf beiden Ufern des Lorenzstromes vier Millionen Hektaren Land gekauft hatte. Diese E in der Nähe des Stromes und selbst des Meeres voten der Auswanderung große Vortheile dar, um so mehr, als von Seiten der Compagnie das Land zu sehr niedrigem Preise, von dem nur der vierte oder fünfte Theil gleich angezahlt zu werden brauchte, abgetreten wurde. Eine Parlaments - Akte hatte die Gesellschaft bestätigt; die Kanadische Legislatur war dar- Uber nicht befragt worden, und das Land war bedroht mit einer Englischen Jnvasion. Da nahm die Versammlung zur Verweige- rung des Budgets für die Verwaltung ihre Zuflucht und gab ihr Ultimatum dahin ab, daß sie erklärte, die Subsidien nur unter folgenden Bedingungen bewilligen zu wollen: Der vollziehende Rath, welcher dem Gouverneur zur Seite steht, solle dem verant- wortlihen Miniskerium constitutioneller Monarchieen gleichgestellt und durch die Majorität der Kammer bestimmt werden; man solle eine Parlaments-Akte úber die Reform der Lehnsbarkeit und eben so die Akte, welche die British American Land Company bestâ- tigte, widerrufen; und endlich solle der geseßgebende Rath refor- mirt und zwar wählbar werden.
So lief der Streit auf eine constitutionelle Frage und zugleich auf eine besondere politische Rechtsfrage hinaus. Denn es han- delte sih darum, zu wissen, ob eine reprâsentative Kammer in vol- lem Maße die ihr von der Constitution gesicherten Vorrechte würde ausúben können, und zweitens, ob eine Kolonie frei über ihre Jnteressen entscheiden dürfe, selbst dem Willen und den Jnteressen des Mutterlandes zuwider. Das Whig - Miniskerium des Lord Melbourne, das sich immer zu dem Grundsaße der Unabhängig: keit der Kolonieen in ihrer inneren Verwaltung bekannte, hatte ber diese Fragen im Namen Englands zu entscheiden. Jn diesem Falle zögerte es jedoch mit einer entschiedenen Antwort. Es sandte 1835 zuerst eine Kommission nah Nieder - Kanada, die Sachen zu untersuchen, und als die Kommissarien Lord Gosford, Sir Charles Grey, Sir George Gipps sich frei Úber die gerehten Beschwerden und Forderungen der Versammlung aussprachen, und diese, in der Hoffnung, Genug- thuung zu erhalten, schon anfing, das 3 Jahre lang ausgeseßte Budget zu bewilligen, da wagte es doch nicht, das Jnteresse Eng- lands im Auge, das vorgeschlagene Heilmittel für das anerkannte Uebel anzuwenden. Es sollte nichts in der Constitution des ge- seßgebenden Rathes geändert werden. Jede Hoffnung auf eine Aussbhnung ging hiermit verloren ; die Kolonie-:Versammlung ver- weigerte von neuem das Budget, und das Englische Ministerium, welches nun aus eigener Machtvolllommenheit die verweigerten Subsidien erhob, brachte die Sache vor das Parlament, um die Sanction der Britischen Legislatur zu einer Maßregel zu erhal: ten, welche die Constitutions-Akte von 1791 verleßte.
5 Im Parlamente nahm fúr die Regierung das Wort Lord John Rusfell, Er verwarf durchaus alle Vorschläge der Kolonie- Versammlung bis auf den Widerruf der Akte über die Lehnsbar- keit, und seine Vorschläge oder Resolutionen gingen dahin, den Gouverneur zu autorisiren, aus der Kasse des General:Einnehmers die für die drei leßten Jahre rückständigen Subsidien, die eine Summe von 148,000 Pfd. St, betrugen, zu erheben. Sir Ro- bert Peel, Mr. Gladstone, der Lord Seanley und Lord Sandon unterstüßten ihn; für die Sache der Kolonie sprachen Lord Broug- ham und Mr. Noebuk. Doch die radikale Partei war viel zu schwach, und die Resolutionen des Miniskeriums gingen mit gro- ßer Majorität durch. Der Französischen Nationalität, welcher die Constitution von 1791 feinen Stüßpunkt und feine Garantie mehr gewährte, war hiermit schon das Urtheil gesprochen“ Als nun darauf die Regierung einige Häupter der Französischen Partei, unter Anderen zwei Einwohner von Montreal : Demaray und d’Avignon, welche aufrührerische Reden gehalten hatten, festnehmen ließ, diese aber von den Bauern gewaltsam befreit wurden, und in Folge dessen die beiden blutigen Affairen von St. Denis und St, Charles stattfanden, zu gleicher Zeit auch in Ober - Ka- nada ein weit verbreiteter Aufstand vorbereitet ward, da nahm das Englische Ministerium daraus Veranlassung, die Constitution von 1791 gänzlich aufzuheben, und Lord John Russell brachte 1838 eine Bill ins Haus, welche eine provisorische Regierung der Kolonie in Vorschlag brachte, bis eine neue Constitution fúr die- selbe entworfen seyn würde! Der General-Gouverneur sollte mit zwanzig aus den Angesehensken des Landes von ihm gewählten Personen die Grundsäße dieser neuen Constitution berathen. Die Vill ging durch, und Lord Durham begab sich als General-Gou- verneur aller Britischen Besißungen in Nord-Amerika nach Kanada.
Die neue Constitution, welche schon 1840 dem Parlamente vorgelegt und mit großer Majorität angenommen wurde, macht der politischen Existenz der Französischen Nationalität in Kanada so zu sagen ein Ende. Jhre Haupt- Grundsäge sind folgende: Beide Provinzen werden für vereinigt erklärt; sie behalten dieselbe Form der Verfassung, welche sie bis dahin getrennt gehabt haben. Die Mitglieder des neuen geseßgebenden Raths werden von der
Krone auf Lebenszeit gewählt; die Versammlung besteht aus 80