1842 / 338 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

warnt er aber, wie auch andere Blätter schon gethan haben, vor übertriebenen Speculationen und stellt es, unter Hinweisung auf die Eröffnung des Handels : Verkehrs mit den Vereinigten Staa- ten nah dem Unabhängigkeitsfkriege, auf die Eröffnung der Märkte von Brasilien und Buenos : Ayres, so wie auf die Wiederher- stellung des Verkehrs mit dem Europäischen Kontinent im Zahre 1814 und die Freigebung des Handels nah Ostindien und China in Folge der Aufhebung der Privilegien der Ost: indischen Compagnie, als einen Erfahrungssaß auf, daß die neueröffneten Märkte in wenigen Monaten mit Waaren überfüllt zu werden pflegen, und daß die Exporteurs im Anfang bedeutend verlieren. Zugleich erinnert er daran, daß seit einem Jahre von den in Canton angehäuften Britischen Fabrika- ten wenig verkauft worden ist, so daß es dort an Vorrath nicht fehlt, daß hier zu Lande ebenfalls viele Úberflússige Vorräthe auf- gespeichert sind, die ohne Zweifel alsbald werden verschifft werden, so daß besonders diejenigen sich vorzusehen haben, welche erst in einiger Zeit ihre Versendungen vornehmen wollen. Was die Fabri- kate im Einzelnen betrifft, so macht das genannte Blatt bemerklich, daß die Chinesen Úberaus eigen sind in Bezug auf die Farben, die Breite, Länge und das Gewicht der Stoffe, die sie kaufen wollen, so wie auch ihre religiösen Gebräuche zu berüsichtigen sind; unter Anderem ist ihnen, gleih den Juden, verboten, aus Leinen und Wolle oder Wolle und Baumwolle gemischte Stoffe zu tragen, weil außer dem vegetabilischen auch animalisher Stoff dazu ge- nommen ist. Ungemischte wollene Stoffe sind indeß nicht verbo- ten, und jenes Blatt heine? besonders die sogenannten ladies

cloths und medium cloths als den Chinesen annehmlich. Baum-

wollenwaaren und auch Twist werden in großen Quantitäten in

Chinaabgeseßt, und man rechnet darauf, daß erstere das einheimische Fabrifat in China eben so verdrängen werden, wie dies in Ost-

indien bereits der Fall gewesen ist. Die Haupt - Schwierigkeit,

glaubt man, werde darin besiehen, hinreichende Retouren zu bekom-

men; indeß soll neben den jeßt ausgeführten Artikeln, Thee und

Seide, auch der Tabak preiswürdig seyn.

Der Standard will wissen, daß die Französische Escadre den Befehl erhalten habe, feine Einwendungen zu erheben, falls das Einschreiten der Britischen Escadre zur Unterdrückung des Aufstandes in Barcelona den Spanischen Behörden nöthig erschei: nen sollte.

Die Morning Poft brachte forgutern aus Paris die Nach- richt, daß der vielbesprochene Handels - Vertrag zwischen England und Spanien abgeschlossen sey und England eine Anleihe von 6 Millionen Pfd. St. zu 3 pCt, Zinsen garantirt habe; wiewohl indeß derartige Unterhandlungen im Gange zu seyn scheinen, so hâlt man doch allgemein die obige Nachricht fúr wenigstens voreilig.

Dem Parlaments-Repräsentanten von Hull, Herrn Hutk, be- kannt durch seine Bemühungen, eine Reduction des Stader Zolles u erlangen, soll von seinen Kommittenten ein äußerlicher Beweis der Anerkennung seines parlamentarischen Wirkens gegeben werden, zu welchem Zwecke eine Subscription eróffnet worden ist; doch soll jeder einzelne Beitrag 1 Guinee nicht übersteigen.

H London, 29. Nov. Das größte Jnteresse erregen hier immér noch bei allen Klassen die Kriege, die Großbritanien so lange Zeit in Afghanistan und China geführt hat. Das Ma- nifest Lord Ellenborough’?s (vergl. die gesirige Nummer der Staats-Zeitung) hat allgemeine Zufriedenheit erregt und die Wirkung desselben gab sih auch sofort an der Börse zu erkennen. Es erklârt, daß der Zweck der lesten Expedi- tion nah Kabul erreicht worden sey und befiehlt die unverzügliche Räumung Afghanistans dur die Britischen Truppen. Es sagt in den einfachsten und bestimmten Worten, daß die Absichten des General-Gouverneurs durchaus friedlicher Art seyen, daß er die Ehre der Britischen Regierung im Orient aufrecht erhalten und feinen Eroberungs- Krieg führen, sondern eine geredte und fried- liche Politif befolgen werde. Der Erfolg der Britischen Waffen in China und die Vortheile, welche die neu erdffneten Handels: Verbindungen mit jenem Lande darbieten, hat dem Handel und den Manufakturen in ganz England glänzende Aussichten eröffnet. Man muß nun erwarten, welchen Gebrauch die Regierung von den Vortheilen machen wird, die sie in Händen hat; aber die Vorausseßung, daß sie dieselben zum Besten des Landes benußen werde, hat sofort das Vertrauen wieder belebt und der Jndustrie einen neuen Aufschwung gegeben.

Herr Fellowes, welcher zu Anfang dieses Jahres von der Englischen Regierung nach Lycien gesandt wurde, um Skulpturen für das Britische Museum nach London zu senden, wird mir den Kunstschäßen, die am Bord des „Cambridge“ eingeschifft und be- reits von Malta abgegangen sind, täglich hier erwartet, Wie wir hóren, wird Herr Fellowes einen Bericht úber seine lebte Reise herausgeben, die nicht nur in Bezug auf die Kunst, sondern auch in anderer Hinsicht zu wichtigen Resultaten geführt hat.

Herr Callery, der bekannte Kenner der Chinesischen Sprache, wird im Januar nah China zurúckehren, um sein großes Werk, eine Chinesische Encyklopädie, die auf 15—20 Bânde berechnet isk, fortzuseßen. Er befindet sich gegenwärtig in Paris,

Der Besuch unserer drei großen Theater ist gegenwärtig sehr ungleich vercheilt. Coventgarden, dessen Leitung von Herrn Char- les Kemble auf Herrn Bunn Übergegangen is, hält sih nur noch durch Miß Kemble, die sich bald von der Bühne zurüziehen wird, und der Direktor muß entweder etwas Neues und Großes pro- duziren von dem wir indeß nicht wissen, woher es kommen sollte oder er muß sein Theater schließen. Drury Lane ist dg- gegen jeden Abend gedrängt voll, Herrn Macready's Bemühun-

en für die Aufführung Shakespearescher Stücke sind mit großem rfolge gekrônt worden. Die Wiederaufführung von Purcell?s Oper „König Arthur“ hat einen Beifall gefunden, wie wir ihn faum jemals erlebt haben, Die Musik dieses Werkcs ist gewiß eine der größten Proben von Kunst-Ausdruck im ganzen Gebiete der Oper; sie wirkt mächtig auf die Zuhörer, und je öfter sie auf- geführt wird, um so populairer wird sie werden,

Niederlande.

Aus dem Haag, 30. Nov. Die zweite Kammer der Ge- neralstaaten hâlt sich jest in ihren Sectionen mit Erwägung Vee zwischen Niederland und Belgien abgeschlossenen Vertrages be- schâftigt. h

ine sehr große Anzahl Möbeln und anderer Kostbarkeiten, die der Königlichen Familie angehören und bisher in den Palà- sten von Brüssel und Tervuern verblieben waren, sind jegt nach Holland gebracht und bereits hier angefommen,

VBelgien.

Brüssel, 30. Nov. Die Repräsentanten-Kammer erdffnete gestern die Diskussion Über das Budget der Mittel und Wege, Der Finanz-Minister, durch den Präsidenten gefragt, ob er seine Zustimmung zu den Amendements der Central-Section gebe, ant-

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müsse disfutirt werden, was mit anderen Worten heißt, das Ka- binet bestehe bis jeßt auf seinen Vorschlägen. Drei Redner, die Herren Lys de Baillet und d'Hoffschmidt, wurden gehört. Der Erstere beschäftigte sich vorzüglich mit dem Zustande des Landes in fommerzieller Beziehung, und er warf der Regierung vor, daß sie nicht schnell genug, was die. im“ Mauch: Tarif zu machenden Modificationen, namentlich in Bezug auf die Wollengewebe betreffe, den Wünschen der Jnduftriellen nachgebe. Herr Baillet beschränkte sich auf die Prüfung des Budgets; er verweigert sein Votum den zusäblichen außerordentlichen Centimen und zeigt sich nicht besser gestimmt in Bezug auf die Revisions- Entwürfe einiger Auflage: Geseße; er deutet das an, was man, nach seiner Meinung, an die Stelle dieser Vorschläge seßen müsse. Er bezeichnete den Taback und die Assekuranzen; er wünschte in Belgien súr die Tabacke ein System, das jenem von Franfreich ähnlich sey, einführen und das Monopol der Assekuranzen dekre- tirt zu sehen. Herr d'Hoffschmidt empfahl ebenfalls den Tabak als einen Gegenstand, der fähig sey, dem Schate reichliche Hülfs- quellen darzubieten. Diesen Bemerkungen ließ er lange Betrach- tungen über die Stellung des Ministeriums vorhergehen, welches, wie er findet, sein Zutrauen nicht verdient, und sein Versöhnungs- Programm sehr schlecht erfüllt hat.

Deutsche Bundesstaaten.

Múnchen, 29. Nov. Die Bayerische Kammer der Reichs- râthe besteht bekanntlich: 1) aus sämmtlichen volljährigen Prin- zen des Königlichen Hauses, 2) aus den vier KronwÜärdenträgern, 3) aus den beiden Erzbischöfen, 4) aus den mit dem Zndigenate bekleideten Häuptern ehemals reichsunmittelbarer fürsilichen und gräflichen Häuser, 5) aus jenen adeligen Gutsbesißern, welchen der König bei nachgewiesenem Besiße eines agnatisch-lincatisch ver- erbenden und 300 Fl. Grund: und Dominikal-Steuern zahlenden Lehen: oder Fideikommiß: Besikthums die erbliche Reichsrathswürde Úberträgt, 6) aus einem der 6 Landesbischófe und dem protestan- tischen Ober - Konsistorial - Präsidenten, 7) aus lebenslänglichen Reichsräthen, deren Gesammtzahl ein Drittel der erblichen und firchenämtlichen nie Übersteizen darf. Bei dem diesmaligen Land- tage sind erschienen: L Sämmtliche Prinzen (Se. Königl. Ho- heit der Kronprinz, Se. Königl. Hoheit Prinz Luitpold von Bayern, Se. Königl. Hoheit der Prinz Karl von Bayern, dann Se. Hoheit der Herzog Max in Bayern). 2) Ein Kronbeamter (Fürst Ludwig von OÖettingen- Wallerstein). 3) Ein Erzbischof (Erzbischof von Bamberg). 4) Drei erbliche Reichsräthe der standesherrlichen Kategorie (Fürst zu Leiningen, Graf zu Pappen: heim und Fürst von Waldburg:Zeil-Trauchburg). 5) Neun erbliche Reichsräthe der nicht standesherrlichen Kategorie (Graf von San-

dizell, Graf von Arco auf Valley, Freiherr von Lobbeck, Freiherr

Schenk von Stauffenberg, Graf von Törring-Seefeld, Graf von Preysing:Lichtenezgg-Moos, von Niethammer, Graf von Montgelas, Freiherr von Frankenstein), 6) Der Ober- Konsisterial- Präsident von Roth, 7) Elf lebenslängliche Reichsräthe (Graf Karl von Arco auf Oberkölnbach, Graf von Reigersberg, von Maurer, Graf Ludwig von Arco, Freiherr von Freyberg - Eisenberg, Graf von Seinsheim, Freiherr von Schrenk, Freihere von Gumppen- berg, August Graf von Rechberg und Rothenldwen, Albert Graf von Rechberg und Rothenlôöwen und Freiherr von Zu- Rhein), Ihr späteres Erscheinen haben theils sicher, theils für den Fall wiederhergestellter Gesundheit angekündigt, von der standesherr- lichen Kategorie: nebst Sr. Kaiserl. Hoheit dem Herzog Maxîmi- lian von Leuchtenberg, die Grafen zu Castell, von Schönborn-

wortete,“ das Kabinet glaube, der Gese -Entwurf der Regierung

Wiesentheid, von Rechteren-Limpurg, von Fugger-Nordendorf, von Fugger-Kirchberg-Weißenhorn. Von der vierten Kategorie: die Gra- fen von Törring:Guttenzell, von Armansperg, dann der Fceiherr von Wéärßsburg. Von der fünften Kategorie: der Bischof von Augsburg.

Múncheu, 29, Nov. (Bayer, Bl.) Zweite Kammer. In der heutigen Sißbung macht der erste Secretair die Kammer mit den Veränderungen bekannt, welche sich im Verlauf der júng- sten 3 Jahre in ihrem Personal:Bestand ergeben haben, Darauf geht derselbe, gemäß der Tagesordnung, zu dem Vortrag über den Druck der Protokolle der Kammer über, und beantragt zunächst, daß dieser Druck auch diesmal wieder um so gewissenhafter statt- finde, je mehr die gedruckten Verhandlungen öffentlichen Rechen- schafts - Berichten der Kammer glichen. Die Kammer stimmt dem ohne Diskussion bei, Eben so genehmigt dieselbe, daß die Leitung des Druckes u, s. w. dem ireftorium úberlassen bleiben solle, Nicht minder beschließt die Kam- mer, daß den Redacteuren der Blätter uad deren Vertretern, in wieweit möglich, auf der Stenographenloge oder doch in der Nähe Pläße angewiesen werden sollen, damit die Verhandlungen der Kammer baldmöglichst in das Publikum fommen fönnen., Dabei stellé der Abgeordnete Städtler den Antrag, es möchten die Pro- tofolle fünftig brochirt vertheilt werden, um Defekte zu vermeiden, welchen die Kammer jedo nicht annimmt, sondern beschließt, daß es bei dem bisherigen Gebrauch verbleibe, Der erste Secretair selbs fügt seinem Vortrag die bestimmte Erwartung hinzu, Cen- surhindernisse, gegen die er sih verwahren müsse, würden g: wiß- nirgends bemerkbar werden, jedoch nicht, ohne zugleich die Hoff- nung auszudrúcken, auch von Seiten der Redactionen werde wohl jede Uebertreibung und jede Tageslúge u. s, w. gewissenhaft vermieden werden, i

XX Frankfurt a. M., 2. Dez. Es muß eine fár den Uneingeweihten auffallende Erscheinung seyn, daß die über Nacht gekommene Jnsurrection in Barcelona (und nur in einem Theil Cataloniens) feinen ungünstigen Einfluß auf den Cours der Spa- nischen Fonds úbete. ei der ersten Kunde von dem Ausbruche der Jnsurrection war zwar die Börse etwas besorgt und Ardoins gingen zurúck. Sie nahmen aber alsbald wieder eine feste Hal tung, ja steigende Bewegung an und blieben auch heute zu hdhe- rem Course begehrt, Die Börsenwelt hofft nämlich mit aller Zu- versicht, daß es Espartero bei seinem Erscheinen in Catalonien ge- lingen werde, die Jasurrection alsogleih aufs Haupt zu schlagen und nach dem Siege zu dem neuen Anlehen bei England zu fommen. Dieses hoffen die Besißer der Spanischen Fonds, während die zuverlässigsten Berichte in Aussicht stellen, daß der Ausgang des Catalonischen Aufstandes noch ein zwei- felhafter sey. Wie sich nun aber auch die Dinge in dem nördli- chen Theil Spaniens gestalten mögen, die Börse desavouirt vor- erst die besorglichen Ereignisse. icht zu leugnen is aber auch, daß die für England so günstigen Nachrichten aus China und Af- ghanistan nicht allein den Londoner Geldmarkt, sondern auch, in der Rúckwirkung, die Übrigen Fondsmärkte, angenehm Üüberrasch- ten. So war die vorgestern stattgehabte Abrechnung unserer Börse für November sehr gut abgelaufen und leicht vorüber-

egangen, da die größere Geld- Abondanz das Abrechnungs-

eschäft sehr erleichterten. So wie vorgestern, waren auch gestern und heute die Fonds fest, ja mehrere attungen, nament: lich auch die Polnischen Loose, auf ihr. Steigen zu Berlin, ju hô:- heren Preisen gesucht. Im Allgemeinen zeigte sich im Börsen-

handel in dieser Woche eine größere egung, und wenn auch fein Grund zu einem erflecklichen Steigen der Effekten vorhanden ist, ist auch fein Jmpuls zur Flauheit da, und sie bleiben fest, Nur die Taunus: Eisenbahn-Actien gehen langsam zurúck und ftan: den heute shwach 384 Fl. (Die Einnahme der Bahn im No- vember war 21,817 Fl, ‘und weit stärker, als im November 1841, und dennoch fuhren 3345 Personen weniger auf der Bahn; dage: en war der Güter - Transport stärker.) Der Geldstand unseres Plaßes háât sich, wie schon oben bemerkt, gebessert, und der Dis: fonto steht nur 35 pCt. Mit Spannung sieht man nun entschei- denden Nachrichten aus Catalonien entgegen. s - Der hier entstandene Verein zur Unterstüßung hülfsbedürfti- ger protestantischer Kirchen, wird h in den nächsten Tagen fórm- lich fonstituiren (da seine Statuten vom Senat genehmigt wor- den) und am 7ten_ d. die erste größere Versammlung halten. Man hofft, daß diesem Vereine recht viele Mitglieder hier beitreten und sein Wirken zur Befestigung der protestantischen Kirche beitragen werde. Bereits sind ihm die achtbarsten Männer beigetreten. Se. Durchlaucht der Prinz Friedrih zu Hessen, Gouverneur von Luxemburg, verweilt seit einigen Tagen hier und wird sich, wie man hört, nah Berlin begeben.

Luxemburg, 23. Nov. Das hiesige Journal enthält in seiner heutigen Nummer unter der Ueberschrift - „Ein -Blick auf das Land“ einen Artikel, worin es unter Anderem heißt:

¡Ein sehr beschränkter Zeitraum hat viele Veränderungen ent- stehen schen. Die erste und bedeutendste war die Anschlicßung an den Deutschen Zoll - Verein , deren Resultate gegenwärtig sh, was auch Ee Personen behaupten mögen, noch nicht auf eine solche Weise feststellen lassen, daß man cine entschiedene Meinung darüber haben könnte. Allein andererscits sind so viele Mißbräuche ver- shwunden, so vortheilhafte Verbesserungen eingeführt , \o lästige Steuern abgeschafft und Verordnungen von so unbestreitbarem Nuz- zen in Kraft geschßt worden , endlih sind Gesehe, deren Weisheit und Zweckmäßigkeit allgemein anerkannt werden, an die Stelle der- jenigen getreten, deren Reform durch die Gewohnheiten und Sitten des Landes lebhaft gefordert wurde, daß man absichtlich die Fugen verschließen müßte, wenn man nicht im Vertrauen und im Hinblick auf die Bestrebungen der gegenwärtigen Verwaltung mit Grund cine glückliche Zukunft weissagen wollte. ;

¡Die Lage des Landes hat f verbessert, und wir machen Fort- chritle. Wenn man zur Unterftüßung dieser Behauptung Thatsachen von uns verlangt, so haben wir aur ubthig, die evidenten Beweise aus den bfentlichen Dokumenten zu sammeln, und die Aufzählung derselben wird nicht schwierig seyn; es sind folgende: 1) Aufhebung der von der Belgischen Regierung tm Jahre 1833 und in den folgen- den Jahren auferlegten Zusaß-Centimen, eine Aufhebung, die bei Ver- theilung der Steuern für 1840 und 1841 dem Lande eine Erleichte- rung von beinahe 65,000 Gulden verschaffte. 2) Wiederüberweisung der früher zum Vortheil des Staats erhobenen Hunde-Steuer an die Kommunal Kassen. 3) Aufhebung des Abonnements-Rechtes auf den Debit des Branntweins. 4) Aufhebung der Accise auf Wein- essig. 5) Herzbsebung der Stempel - Gebühr fär die Pásse. 6) Aufhebung der Sportel - Taxe nah Holländischen Geseben. 7) Aufhebung der Stempelpflichtigkeit für die Hospitäler und wohlthätigen Anstalten. 8) Bedeutende Herabseßung der Stem- pel- und Registrirungs-Strafen. 9) Aufhebung einer Steuer von 4 pCt, auf Einkünfte von den der todten Hand verfallenden Jmmobi- lien. 10) Definitive Aufhebung der Gebühren für die Verifizirung der Maße und Gewichte: 41) Die Ens, daß in Zukunft die Gemeinden die freie Verfü ung haben Über die 2 pCt. von thren Einkünften, welche die Gemeinde-Budgets zur Verfügung der Regie- rung siellen, um zu Zwecken von allgemeinem Nußen verwendet zu werden. 12) Die den Gemeinden zugestandene Befreiung von dem Beitrage zu dem Aufwande für die zur Aufbewahrung der auf den Dransport begriffenen Gefangenen bestimmten Arresthäuser und für Munizipal-Gefängnisse. trage zu den Ausgaben für die Kasernen der Gendarmerie. 14) Die den Progymnasien zu Diekirh und Echternah gesicherten Ünter-

siüzungen. Schweiz.

Beru, 30. Nov. Jn der Sibung des Großen Rathes vom 28. November wurde, bei einer Anzahl von 180 Stimmenden, Alt: Schultheiß Neuhaus mit 150 Stimmen zum Schultheißen wieder erwählt, Er erklärte darauf, er erkenne das ihm geschenkte große Zutrauen, verkenne aber dabei die mit diesem Amte verbun- denen Verpflichtungen nicht, deren Erfüllung besonders im Jahre 1841 unangenehm gewesen. Bisher jedo seyen seine Bestrebun- gen nachsichtig beurtheilt worden, daher sey er bereit, die Stelle anzunehmen,

Spanien.

Paris, 30, Nov. Die Regierung hat folgende telegraphische Depeschen erhalten:

I, Madrid, 25, Nov. Der Regent war vorgestern zu Ca- latayud, wo er gut aufgenommen worden zu seyn scheint. Nichts Neues aus den Provinzen.

Il, Barcelona, 26. Nov. Llinas hat des Zutrauen des Volkes verloren und ist vom Ober-Befehl der bewaffneten Macht entseßt worden. Er hat sich an Bord des „Méléagre“ geflüchtet. Der Brigadier Durando, ein Piemontese und verdienstvoller Offi zier, hat das Kommando übernommen; der Muth der Jnsurgen- ten is dadurh etwas gehoben worden. Es ist die Rede davon, van Halen anzugreifen, Am 2sten hatte die National-Garde zu Valencia die Truppen gezwungen, sich in die Citadelle zurüczuzie- hen. Am 22sten aber hatten die Revoltirten keinen Anführer, so daß die Ruhe von selbst hergestellt wurde. Der General-Capitain Pedro Chacon war an diesem Tage nach Valencia zurückgekehret.

Die von allen S eiten eintreffenden Nachrichten deuten darauf hin, daß die durch die Ereignisse in Barcelona hervorgebrachte Bewegung sich stilk, Valencia, Gerona, Figueras u. s. w. sind wieder zur Ordnung zurückgekehrt. Das Ansehen der Königin wird Überall anerfannt. Die Republik und die konstituirenden Cortes sind feinesweges geeignet, Glück zu machen. Auch nicht ein wirklicher Abfall im Heere hat troß der geschehenen Versuche

ttgefunden. f gefan Regent war am 23sken nur noch zwei Tagereisen von Saragossa entfernt; von Saragossa nah Barcelona haben die Soldaten 40 Tage zu marschiren, der Regent kann ihnen aber vorauseilen, und schon den 30, November vor Barcelona eintreffen.

9 Paris, 30, Nov, Die Verlegenheit und Rathlosigkeit dexr insurrectionellen Behörden von Barcelona wird alle E größer und augenscheinlicher, Sie nehmen in ihren Proclamatio- nen zu reinen Erfindungen ihre Zuflucht, um das Vertrauen des Volkes wieder aufzurichten, sie verkündigen den Aufstand auf Tar- ragona, Reus u. s. w., während in diesen Städten, wenn nicht eine tiefe Ruhe der Gemüther, doch Ordnung und Gesesblichkeit herr- schen. Gegen die drohenden Demonstrationen des Generals van Halen weiß die Regierungs - Junta keine andere Hülfe, als daß sle den Beistand der fremden Konsuln anruft, und sie um vermittelnde Schritte bei dem General-Capitain angeht. Diese Schritte sind erfolgt, und sie haben ihren Zweck erreicht, obgleich die

13) Befreiung der Gemeinden von dem Bei--

Seiten der Konsuln bei dem General van Halen angewende- Ln Tories wenig geeignet waren, um dem Verlangen dieser Herren Eingang zu verschaffen, Die Protestation derselben gegen die, wirklich oder scheinbar, vorbereitete Beschießung der Stadt, is in der That in einem Tone abgefaßt, welcher mehr geeignet war, den General-Capitain von Catalonien zu reizen, als ihn zu überreden. Ueberhaupt ist die ganze Basis dieser Protestation eine falsche, insofern darin die Gewährung einer zur Enffernung der Perso- nen und des Eigenthums der Ausländer genügende Frist als eine vólferrechtliche und vertragsmäßige Pflicht dargestellt wird, Was würde, wenn selche Prätensionen als gültig betrachtet wer- den fönnten, aus dem Rechte des Selbstshußes und der Repression gewaltsamer Angriffe werden, die dem Staate doch unbedingt zu- gestanden werden müssen, wenn man seinen Begriff nicht leug-

il!

A a angeblichen Rüstungen der Barceloneser Jusurgenten zu einem Angriffe gegen das Corps des Generals van Halen, von denen Led lâtter sprechen, scheinen noch nicht weit gediehen u seyn, wenigstens ist bis jrhe noch nichts geschehen, was den baldigen Versuch eines Ausfalls voraussehen ließe. Die durch ein voreiliges Gerücht schon vor mehreren Tagen angekündigte Abdánkung des Herrn Llinas als Chef der National - Garde ist jeßt wirklich erfolgt, Herr Llinas hat das Vertrauen des Volkes verloren, ohne daß man wüßte wodurch, und er hat es für nöthig gefunden, eben so wie voriges Jahr bei Heranrüdcken Espartero's, auf ein Französisches Schiff zu flüchten. Sein Nachfolger ist ein Oberst Durando, ein geborener Piemonteser, der, wie manche an- dere seiner Landsleute, politischer Ursachen halber, nah Spanien geflüchtet is, und hier in dem Heere der Königin gegen Don Car- los gedient hat, und zwar unter dem General Borso, der bekanntlich gleichfalls ein Jtaliener war. Um die wahrscheinlich eei Aus-

aben ihrer Verwaltung zu bestreiten, hat die Regierungs- unta in Barc eia sich der Kasse der Provinzial-:Deputation bemächtigt, welche mehr als vier Millionen Realen enthielt, Von den in die Be- rathungs - Junta gewählten Männern haben mehrere die ihnen zugedachte Würde abgelehnt, und Andere sich sogar auf die Nach- richt von ihrer E nach Franfreich geflüchtet, Die Aus- wanderung dahin dauert überhaupt nicht allein fort, sondern sîe nimmt selbst zu. Die fremden Fahrzeuge, welche in dem Hafen von Barcelona liegen, und zu denen jeßt auch ein Französisches Linienschiff von 80 Kanonen gekommen is, werden später ohne Zweifel auch den jeßigen Chefs des Aufruhrs zum Zufluchtsorte dienen müssen. i

Miniskerielle Angaben versichern, daß der General Zurbano bei der Bekämpfung des Barceloneser Aufstandes in den Straßen der Stadt gar nicht hâtig gewesen, und daß er also auch nicht durch seine Gegenwart und durch sein Auftreten die Volks-Erbit- terung hervorbringen föônne, als deren hauptsächlichen Urheber man ihn von manchen Seiten darzustellen suche. Zurbano, heißt es weiter, habe nur einmal an den militairischen Erei nissen Theil

enommen, und zwar erst am 19ten, wo er einen Versuch der arcelonefer, dem Fort Monjuich die Zufuhr abzuschneiden, an der Spige einer halben Compagnie zurückgewiesen.

Amtliche Berichte aus Valencia über die dort am 21sken aus- gebrochenen Unruhen melden, daß das Volk sich der Hauptwache bemächtigt hatte, und daß es den Generalmarsh {lagen ließ. n e mischten sih die Behörden unter die Aufrührerischen, und ihren verständigen Vorstellungen, die Übrigens durch die gute Stimmung und Haltung der Truppen sowohl, als eines Batail- lons der National:Garde, unterstüßt wurden, gelang es, den Auf- stand zu dämpfen, ohne daß ein einziger Tropfen Blut vergossen worden wäre.

©O Madrid, 23, Nov. Die vielen Details über die Vor- fâlle von Barcelona Úbergehe ich, denn diese werden Jhnen durch die Súdfcanzösischen Blätter längst zugekommen seyn. Die Ga- ceta enthält heute einen längeren Auszug aus den Depeschen des Generals van Halen bis auf die am 18ten zwischen ihm und den Abgeordneten der Junta von Barcelona in San Feliu de Llobregat angefnüpften Unterhandlungen. Er giebt seinen Verlust an Todten und Verwundeten auf 400 Mann an.

Hier in Madrid herrscht zroar Ruhe, es zeigen sich aber die Vorboten eines bevorstehenden Sturmes. Der Regent scheint die Botschaft des Kongresses, der ihm seine Unterstüßung für den Fall, daß er sich innerhalb der Geseke bewege, zusicherte, sehr Übel aufgenommen zu haben. - Wir erfahren jest, daß er den De- putirten, welche ihm kurz vor seiner Abreise diese Botschaft über- brachten, erklärte, er wäre stets der Constitution und seinen Eiden treu geblieben und verdiene demnach das in ihn geseßte Mißtrauen nicht. Die Deputirten würden vielleicht Gelegenheit haben, sich an das zu erinnern, was er ihnen jeßt sage. Der Gaceta zu- folge, bediente sich der edu auch folgender Worte: „ich werde die Constitution in ihrer Reinheit erhalten, geleitet von dem Wun- sche, daß es mbglich seyn möge, der Königin Jsabella I, an dem Tage der Beendigung ihrer Minderjährigkeit die Regie- rung zu übergeben,“ Diese Worte haben hier großen Anstoß er- regt, und mehrere Deputirte wollten gestern im Kongresse darauf Bezug nehmen, wurden aber durch den Práâsidenten Olozaga daran vetlindert, Auch hatten die Herren Lopez und andere Exaltirte im Sinne, darauf zu bestehen, daß der Regent die Hauptstadt nicht verlassen dürfe, weil er ohne seine verantwortlichen Minister, von denen die meisten hier zurückbleiben, nicht regieren könne. Allerdings mögen sich, in Betracht der wichtigen Nachrichten , die von allen Seiten eingehen und eine schleunige Entschließung er- heischen, Schwierigkeiten aus der Entfernung des Regenten erge- ben, Als er sich vor einem Jahr in die Nord-Provinzen begab, begleiteten ihn die einflußreichsten Minister, Der Präsident Olo- zaga entzog indessen gestern dem Deputirten Lopez das Wort und

hat sich, in Folge seines etwas zu strengen Benehmens, den gan-

jen Haß der Opposition zugezogen, der sih heute und gestern im Eco del Comercio Luft macht. Dieses Blatt wagt es heute, einen wahrhaft aufrührerischen und drohenden Artikel gegen die Regierung und den Regenten selbst zu richten.

Obgleich die Post von Catalonien heute eingetroffen is, sind keine Briefe von Barcelona ausgegeben wörden. Es heißt, es wäre dem General van Halen gelungen, den Monjuich mit Le- bensmitteln zu versehen. Der Regent reist sehr langsam; die ge- strige Nacht brachte er in Guadalajara zu.

n Valencia machten einige Uebelgefinnte am 20sten den Versuch, sh der Hauptwache zu bemächtigen und Generalmarsch zu schlagen. Allein es gelang den Behörden, die Ruhe am Mor- gen den 21sten völli Gderkenuliln,

Der Königl, Dänische Geschäftsträger am hiesigen Hofe, Herr Dalborgo di Primo, ist nach längerer Abwesenheit gestern wieder hier eingetroffen

O Madrid, 23, Nov, Das Eco del Comercio widmet heute dem mit Belgien abgeschkossenen Handels - Vertrage eine nähere Untersuchung und erklärt sich mit großem Nachdruck gegen denselben, Die panische Schifffahrt, sagt dieses Blatt,

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erreiche durch Gleichstellung mit den begünstigtsten Mationen durchaus feinen Vortheil, indem Spanische Schiffe nicht zu so niedrigen Preisen frachten könnten, wie tie der meisten Úbrigen Nationen. Durch den zweiten Artikel wurden der Belgischen Leinwand übertriebene Begünstigungen zugestanden, indem der Tarif zwar herabzuseßen wäre, jedoch nicht zum ausschließlichen Vortheil für ein bestimmtes Land; die übrigen begünstigtsten Na- tionen würden Einwendungen dagegen erheben, „Was uns aber am meisten auffällt“, sagt das Eco, „ist, daß wir diese Vortheile der Belgischen Leinwand zugestehen, gleichviel, auf welche Weise und über welche Gränze sie in Spanien eingeführt werde, *) Da man wohl sagen kann, daß Belgien eigentlich keine Handels-Ma- rine hat, so wird, wie bis jeßt, Frankreih uns mit Belgischer Leinwand versehen, und wir werden keine direkten Verbindungen mit'Belgien anknüpfen.“ Die Spanischen Weine würden, da sie den Franzdfischen blos gleichgestellt, die Belgier aber an diese gewohnt wä- ren, feinen Absaß finden. Dagegen würde man nunmehr alle Leinwand bei ihrer Einfuhr in Spanien für Belgische ausgeben, und die Defrau-

hause Manga de Clavo abgehen. sehen in diesem Ausfluge nur eine Vergnügungs - Partie, Andere aber erblicken darin eine Combination des Präsidenten, der mit aufmerfsamem Auge die Diskussion der beiden Constitutions-Ent- würfe verfolgt, die jest im Kongresse begonnen hat. dieser Entwürfe würde der Gewalt dur Centralisirung derselben gróßere Stärke verleihen, während der andere sie noch mehr

dation also zunehmen. Der den Spanischen Produkten ugestandene freie Durchgang durch Belgien nach Deutschland wäre auch ein illusorischer Vortheil, denn Spanien könnte seine Waaren bequemer durch Frankreich nach Deutschland schicken, und zôge dennoch den Weg ber Hamburg vor, weil es von dort aus die Deukschen Artikel erhalte. Die Cortes würden daher wohl thun, den Traktat in seiner So weit das Eco,

An eine solche Ratification is natürlich, da die Sißungen der Cortes suspendirt sind und das Land si in einer äußerst friti- schen Lage befindet, fürs erske nicht zu denken. Was nun die Ein- fuhr Spaniens in Belgien betrifft, so beziehe ih mi hier nur darauf, daß Belgien 1839 für 4,304,606 Fr. an Wein, für 854,808 Fr. an Oel, fúr 23,500,000 Fr. an Wolle einführte. Davon ka- men auf Spanien an Wein 30,397 Fr.,, an Oel 150 Fr. und an Wolle 863,992 Fr. j

Die der Belgischen Leinwand zugeskandene Begünstigung be- steht in der herabgeseßten Werthshäbung. Um dies anschaulich zu machen, füge ich folgende Tabelle bei.

Nach dem bestehenden Tarif wird der Centner Leinwand, welche auf den vierten Theil des Spanischen Quadratzolles bis 8 Fäden infl, zählt, veranschlagt auf

von 12 bis 17 Fäden infkl,

34S s

S S

219 T 8: 3021 9 -

Geköperte Zeuge erster Art, nämlich nicht breiter als eine Elle

dito zweiter Art, nämlich über eine Elle breit

Dagegen seßt der Traktat Art. 2 zu Gunsten Belgiens folgende Veranschlagung fest :

Leinwand 5

von 12 bis 18 Fâden inkl,

3-419 :-2:-26/- -

= 27620 ats -

Geköôperte Zeuge ersker Art

zweiter Art

Vereinigte Staaten von Nord-Amerika.

New -: York, 7. Nov. Zur Feier der geskern mit dem „Sreat Western“ hier eingetroffenen Nachricht von der Ratifica-

gegenwärtigen Form nicht zu ratifiziren,

1550 Realen 600

- Ì- -

6,000 15,870

2,730

Einige Mexikanische Blâtter

Der eine

chwächen würde, als es die Constitution von 1824 gethan hat. alls aber dieser leßtere Entwurf die Oberhand behielte, möchte

Santana nicht unter der Hand des Kongresses seyn, der sogleich die Eidesleistung darauf von ihm verlangen würde; er will Zeit

haben, fich erst zu besinnen, und sich Zeit und Mittel lassen, um

nöthigenfalls bei seiner Rückkehr aus dem Wege zu râumen, was

ihm ein Hemmniß entgegenseßt, und vielleicht für si allein eine

Constitution nach seinem Sinne zu geben.

Aus der Prüfung aller dieser Thatsachen geht hervor, daß

Mexiko und Texas in eine der entscheidendsten Phasen ihrer

Existenz als Republik für das eine und als Nation für das an-

dere eingetreten sind. Wenn Texas dem Mexikanischen Angriffe

widersteht, so wird es eine Nation werden; würde aber Texas

wieder erobert, so wäre das eine so bedeutende Schlappe für den

Ehrgeiz der Vereinigten Staaten, daß früher oder später eine di- refte Kollision zwischen der Amerikanischen Union und Mexiko daraus entstehen müßte, welches so ihr Nachbar, aber auch ein unmittelbarer Wall gegen sie seyn würde, Aber diese Gefahr des Mexikanischen Sieges würde jedenfalls erst in der Zukunft ein- treten. Die Wiedergeburt Mepxiko’s is mehr oder minder an den Erfolg des ehrgeizigen Strebens Santana?s geknüpft. Mexiko is, gleich allen anderen ehemals Spanischen Kolonieen, von Süd - Amerika früher unabhängig, aber noch weit früher Republik geworden , als es dazu reif war. Die Geiskesrichtung der Spanier ist wesentlich monarchisch, so daß die Poesie und der Glaube dem Spanischen Geiste angeboren sind, und außer der Monarchie kann er weder Poesie noch Glauben finden. Jndem man ihm den Zauberschein nahm, welcher dem Höheren gegenüber den Niederen in der Monarchie umfließt, hat man auch den Ge- horsam des Niederen getödtet und so jede Regierung unmöglich ge- macht, Die Rückkehr de einem mit seinen Sitten, mit seinem National-Charakter im Einklange stehenden Regierungs-System ist also die logische, die unumgänglich nothwendige Bedingung seiner Regeneration. Diese Wahrheit wird von einem großen Theile der Mexikaner gefühlt, sie fußt auf eine Art öffentlichen Instinkts, der zwar jest noch dur die Bemühungen einzelner Schwärmer und der vorhandenen Masse von Ehrgeizigen erstickt wird; aber sie wird eines Tages doch durchbrechen und zu allgemeiner Anerken- nung gelangen. Santana aber scheint einer der Männer zu seyn, die bestimmt und geeignet sind, ihr Land diesem Fortschritt nach rúckwärts, wenn ich so sagen darf, entgegenzuführen, Offenbar strebt er nach der Diktatur, und da diese natürlich auf die Dauer ebenfalls unhaltbar ist, so wird sie nur der erste Schritt zur Mo- narchie seyn.

Aus Bogota hatte man in New-York am 1. November Nach- richten bis 11. September. Die so lange durch den Bürgerkrieg verheerte Republik Neu : Granada enes seit zwei Monaten der vollkommensten Ruhe, und alle Symptome einer drohenden Revo- lution waren verschwunden und die öffentliche Prosperität war demzufolge in erfreulichem Wachsen begriffen; die Handelsgeschäfte im Jnnern und nach außen waren außerordentlich lebhaft. Der Staatsfredit hatte die glúckliche Rúckwirkung davon gleichfalls empfunden. Die Actien der National-Schuld, welche früher keine

tion des Vertrages mit England wurde ih: New-York eine Salve von hundert Kanonenschússen abgefeuert und alle Schisfe im Hafen flaggten. Heute hielt Herr Webster in einer großen Versammlung in New-York, die ihm zu Ehren angestellt worden war, eine lange Rede, in der er sh abermals, wie früher schon in Boston, über diesen Traktat aussprach und zugleich besonders Gelegenheit nahm, hervorzuheben, welch großes Gewicht in neuerer Zeit die moralische Kraft der öffentlichen Meinung in den Beziehungen der Staaten zu einander erlangt habe,

Nach Berichten aus Louisville vom 49, Oktober ist das Dampfschiff Eliza im Mississippi vier Englische Meilen ober- halb der Mündung des Ohio verunglückt; das Louisville Journal giebt die Zahl der am Bord gewesenen Passagiere auf 100 an, von denen etwa 40 ertrunken sind.

Mexiko und Texas.

L Paris, 30, Nov. Die neuesten Nachrichten aus Texas und Mexiko haben nichts Entscheidendes zu den früheren hinzugefügt. Sie bestätigen einerseits die Räumung von San Antonio durch den General Woll und stellen andererseits die Einnahme und Niederbrennung von St. Austin in Abrede. Die beiden Generale, der Mexikanische sowohl als der Texianische, warteten das Ein- treffen von Verstärkungen ab, um einander anzugreifen. Für die Texianer hängt die Ankupyft derselben davon ab, ob sie die nöthi: gen Geldmittel aufzutreiben vermögen, denn es scheint an diesen ganzlich zu fehlen und der Schab leer zu seyn; für die Mexikaner scheint dieselbe von der Lösung der Streitfrage mit Yucatan ab- zuhängen, Ein Bevollmächtigter ist von Santana nach Campeche geschickt worden, um den Frieden mit dieser empörten Provin zu unterhandeln : glúckt diese Unterhandlung, so wird die gegenwärtig im Hafen von Veracruz vereinigte Expedition, die aus 3000 Mann, zwei Dampfschiffen, zwei Briggs und zwei Goeletten besteht , sich gegen Texas wenden; wo nichk, so wird sie zuerst die Unterwer- fung von Yucatan unternehmen. Die Mepxikanischen Schiffe sind beinahe sämmtlich von Englischen Offizieren befehligt, und man glaubt, das Kabinet von St. James habe dem von Mexiko auch das nôthige Geld vorgestreckt, wogegen dieses sih anheischig ge-

Käufer fanden, standen seit der Pacification des Landes auf einem Course, der zwischen 20 und 75 pCt. wechselte, je nach der Natur der Schuld, die sich auf etwa 6 Millionen Dollars beläuft, worunter 1 Million zu 6 pCt., 2 Millionen zu 5 pCt. und 3 Mil- lionen zu 3 pCt, Zinsen. Diese Ziffern sind offiziellen Angaben entnommen, die auch darthun, daß die Regierung während des lebten Jahres mehr als 1 Million ihrer Schuld zurúckgezahlt hat.

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Wissenschaft, Kunst und Literatur. Zur Geschichte der Stadt Berlin.

Hiskorisch - diplomatishe Beiträge zur Geschichte der Stadt Berlin. Band 4 und Bédltaias von E. Fidicin, expedirendem Secretair und Registrator der Stadtverordneten: Versammlung in Berlin, Berlin, bei Duncker und Humblot, 1842,

Herr A hat die frúhere Geschichte von Berlin in drei Bän- den, zwei Bände Urkunden und ein Band Tett, bis zur Reformation herabgeführt; in den beiden vorliegenden Bänden bekommen wir die neuere Geschichte: Band 4 enthält die Urkunden, Band 5 die Ge- schichte selbst bis ju der erfolgten Einführung der Städte-Ordnung. Band 4 ergänzt zunächst die beiden früheren Urkundenbücher, welche bis auf das Jahr 1590 reichten, und führt dann bis zum Jahre 1700 herab. Die Quellen fúr diesen Schaß von hbistorischem Mäterial Go Urkunden im Ganzen) sind in der Vorrede dankbar nachgewie= en, und es gereicht dem theilnehmenden E ewiß zur Freude, daß die von Herrn Fidicin neu erweckte nregung für die Geschichte der Residenz des Königshauses und der Hauptstadt Preußens zu histo= rischen Erfolgen geführt hat, von welchen man zuvor kaum eine Ah- nung hatte; ja, wir erwarten es mit Zuversicht, daß die vorliegende Fortseßung des gediegenen Werkes wiederum nach allen Seiten hin, auch durch die Bemühungen der Gegenkraft, belebend und bereichernd wirken werde. Natürlich zielen dieje Urkunden auf die Geschichte von Berlin; aber sie beleuchten auch die allgemeine Landes-Geschichte, das Verhältniß der Regenten zu den Bürgern, die Be iechungen der Stände

macht hâtte, nah dem Siege England gewisse Gebiets- Abtretun- gen zu machen, welche dieses hon längst gern gewünscht hätte. Inzwischen beruht dies nur auf bloßen gegen welche sich gleich starke Argumente anführen lassen.

Der General Adrian Woll, welcher den Bortrab der Mexi-

fam, wo der Unabhängigkeitsfrieg ausgebrochen war, an dem er einen glorreichen Antheil nahm. Er begleitete Santana in dem Feldzuge von Texas, der sich mit der Schlacht von San Jacinto endigte, und wurde vom General Houston, zu dem er, seiner Ver- sicherung nach, als Parlamentair gekommen war, als Gefangener zurückbehalten, Seitdem nährt er einen leidenschaftlichen Haß ge- gen die junge Republik, Die Proclamation indeß, die er an seine Soldaten gerichtet hat, trägt das Gepräge eines ritterlichen Cha- rafters an sich, und die von ihm zu San Antonio emachten Gefangenen lassen seiner Humanität erechtigfkeit widerfahren. Santana wollte die Regierung von Mexiko einstweilen dem General Bravo überlassen und am 1, Oftober nach seinem Land- *) Ich habe Jhnen bereits angezeigt, daß alle Waaren, wel Land in Spanien eingehen, die r der Mar pel Flagge edin Differenz - Zölle bezahlen müssen. Anm. d. Korresp.

y | mit der ermuthungen, für und | ja eigentlich ers mit dem neuen Begriff von Einquartierung,- | der die fichende Armee bezeichnet , endenden Plackereien , Fehden und | ) | Nâubereien auf dentlichen Straßen: fk kaner befehligt, soll ein Pole seyn, der lange in den Französischen | Armeen gedient hat und nach Mexiko gerade in dem Augenblicke |

und der Städte zu cinander, die Kultur und K rche in den verschie= dener Jahrhunderten, Gewerbe, Fndustrie und Handel , auch die erst ewachsenen souverainen Machtvollkommenheit der Kürfürsten,

e L urz, so wie die äußere Entwickelung des Staats sich in der allmäli en Erreiterinz von Ber: lin erkennen läßt, so spiegelt in dem Bilde der ersten Stadt des Lan=- des die innere Gestalt des Landes selbs sich ab, und der Blick in die Berliner Häuser ist dev a eEetiilag fas das soziale Leben der Mark Brandenburg, selbs weiter hinaus. Und wenn der Fromme und der Tugendhafte die Gegenwart dagegen hielte, so dúrfte sih der allge- meine Fortschritt (nach den Wegen und dem Willen der Vorsehung) nicht verkennen lassen; ja, dem mit der Gegenwart etwa Unzufriedenen dürfte es, bei dem hellen Lichte der unbefangenen Spezial-Geschichte, gar sehr schwer , vielleicht unmöglich fallen , hinterwärts eine patriarchalische JFdyllenwelt zu finden, in welche er sih vor dem Sturm und Dran des Fortschritts zurückbewegen möchte. Die Masse hat nie glúck- licher und sittlicher gelebt als jeßt, wo Jeder zu der rastlosesten raft- Entwickelung sih gedrungen fühlt. Deshalb darf auch der Blick in a aan (welche in der Gegenwart vorbereitet wird) erhebend und erfreu eyn.

Im fünften Bande finden wir die eigentliche Geschichte von Ber= lin, zunächst eine Darstellung der inneren Verhältnisse der Stadt. Im Jahre 1440 mußten die Bürger dem neuen Kurfürsten als Lan«

esherrn ers huldigen, dann empfingen sie die Zusicherung ihrer Pri-