1842 / 349 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 17 Dec 1842 18:00:01 GMT) scan diff

Handel zu nußen und ihn auszudehnen, als den Handel anderer Leute zu hemmen und abzuschneiden. Diese zwecklose und zank- súchtige Politik hat in der Aegyptischen Frage den wohlverdienten Lohn empfangen, und sie hat früher die Franzosen aus New-Orleans und Quebek vertrieben. Wir können aber kaum glauben, daß die Französische Regierung nach solchen Jdeen im Stillen Meere zu handeln gedenkt, und wollen lieber hoffen, daß der red- liche Wetteifer des Handels und der Kolonisirung, nicht aber die thórichte Politik, sich zu dem Umfange des Nachbars Bull an- \hwellen zu wollen, die Admiralität zu diesem Schritte vermocht hat. Jm Uebrigen bestreiten wir den Franzosen keinesweges das Recht, gleich uns Punkte in Besi zu nehmen und zu fkolonisiren. Wir werden sie vielmehr gern als Nachbarn bewillklommnen, vor- ausgeseßt, daß ihre Absichten jene des Ansiedlers und Handeltrei- benden, nicht des Seeräubers sind. Wir können uns nicht an- maßen, den Erdkreis bevölfern zu wollen; seine noch unangebauten Streen erfordern mehr, als die Überströmende Bevölkerung, der Gewerbfleiß, die Kapitalien und die Energie irgend eines Euro- päischen Landes oder einer von Europäern herstammenden Nation zu leisten vermögen. Wir können demnach auf andere kolonisirende Länder nicht eifersüchtig seyn; wir hegen blos ihrer Absichten we- gen Besorgniß und vielleicht nur zu begründeten Verdacht.“

Die Compagnie des Dampfschiffes „Great Western“, welches bekanntlich die Verbindung zwischen Bristol und New- York un- terhâlt, hat an die Lords des Schates eine Vorstellung erlassen, worin sie, in Röcksiche auf ihre geleisketen Dienste und ihre jeßige bedrängte Lage, bittet, daß man ihr eine Geld-Entschädigung ge- währe oder den „Great Western“ für eine vortheilhaftere Verbin- dungslinie verwende, oder ihnen fünftig für die Unterhaltung der Verbindung zwischen Bristol und New-York einen Beitrag ver- willige, wie die Gesellschaft der Dampfschiffe zwischen Halifax und England einen solchen erhalten habe.

Deutsche Bundesstaaten.

Stuttgart, 7. Dez. Am 415. Dezember 1839 hatte sich der Stand der Bevölkerung belaufen auf 812,400 männl., 849,269 weibl. , zusammen 41,661,669 Einwohner. Dazu kamen bis 15, Dezember 1840: 36,766 männl., 34,276 weibl., zusammen 71,042 geborne. Gestorben sind: 26,883 männl., 26,216 weibl., zusam- men 53,099, Mehr in fremde Staaten ausgewandert als einge- wandert sind 1592 Personen. Nach Abzug einiger Differenzen stellt sich die Zahl der ortsangehörigen Bevölkerung auf den 15. Dezember 1840 in ihrer Wirklichkeit auf 821,789 männl., 856,609 weibl., zusammen 1,678,398, Unter den Gebornen sind: eheliche 32,695 mânnl., 30,333 weibl., zusammen 63,028; uneheliche 4071 máânnl., 3943 weibl., zusammen 8014, Die meisten Auswanderer zählte der Neckarkreis mit 708, und zwar vornehmlich in den Oberâmtern Vaihingen, Marbach, Brackenheim, dann der Schwarz- waldkreis mit 395, wovon sih auch diesmal das Oberamt Horb mit 101 wieder auszeichnet.

Braunschweig, 11. Dez. (Hamb. K.) Die hiesige Stände- Versammlung is vorgestern bis zum 10ten k. M. ver- tagt, nachdem dieselbe zu der einjährigen Verlängerung des Ver- trages mit Hannover und Oldenburg wegen dcs Verbleibens un- seres Harz- und Weser-Distrikts im Steuer: Vereine die Zustim- mung ertheilt hatte.

Altenburg, 12. Dez. (Sächs. Bl.) Nachdem Se. Kd- nigl. Hoheit der Kronprinz von Hannover am bten d. nebst Gefolge zu einem erneuerten Besuche am hiesigen Herzogl. Hofe, und um an der Seite der durchlauchtigsten Prinzessin Braut die durch die Anwesenheit der durchlauchtigsten Großmutter, der Frau Herzogin Henriette von Württemberg Königl. Hoheit, erhöhten Familien- freuden des Herzoglichen Hauses auf kurze Zeit zu theilen, hier angelangt sind, hat gestern im Herzoglichen Residenz-Schlosse nach ausdrúcklichem Wunsche Sr. Majestät des Königs und gemäß höchster Anordnung des regierenden durchlauchtigsten Herzogs, die Feterlihfeit des Wechselns der Verlobungs - Ringe zwischen dem durlauchtigsten Brautpaare stattgehabt. Hierauf geruhte dasselbe, die Gratulations-Cour des versammelten Hofes anzunehmen.

Vückeburg, 10. Dez. Gestern Abend gegen 9 Uhr entstand im hiesigen fürstlichen Marstalle ein Feuer, wodurch das Gebäude innerhalb der Mauern gänzlich zerstört wurde. Angestrengten Be- mühungen, dur die aus den benachbarten, auch einigen anderen Ortschaften zeitig angelangte Hülfe kräftig unterstüßt, und durch die beständige Gegenwart des Fürsten und des Erbprinzen belebt, gelang es, das anskoßende Kammergebäude und die dahinter lie- genden, so wie an das andere Ende des Marstalls angränzenden Häuser der Stadt zu retten. ZJndessen ist man erst heute Abend des Feuers, welches durch die Vorräthe an Fourage schnelle Ver- breitung und Heftigkeit gewonnen hatte, völlig Meister geworden. Es ist kein Leben verloren gegangen.

Hamburg, 14. Dez, Die öffentliche Unterstüßungs : Be- höôrde hat heute das elfte Verzeichniß der bei ihr igs Geldbeiträge ausgegeben. Dasselbe reicht vom 1, bis zum 30, No- vember Abends und bringt die Summe der Total:Einnahme (mit Einschluß der von dem „Hülfs-Vereine“ in Empfang genommenen Gelder) auf circa 2,193,500 Rthlr. Preuß, Cour.

XX Frankfurt a. M., 13, Dez. Die Briefe aus Kassel geben noch sehr wenig Hoffnung, daß die Bevollmächtigten der beiden Hessen und Frankfurts sich bald in Betreff des Baues der Kassel : Frankfurter Eisenbahn werden einigen fönnen. Jn den Becleinta bee Ges S4 E ns der Bahn und über die

er Koslen, find die drei Regieru - e Gle de M esonders glaub E die ves Ce U en Delle des Falls gestellten Propositionen niche anne fönnen. Die Unterhandlungen gehen deshalb e L Statten und es is, nah den glaubwüÜrdigsten Versicherungen noch nicht abzusehen, ob und wann sie zu einem erwünschten Resultat führen. Von einer baldigen Vorlage des Eisenbahn eseßes bei ede cegdeisisden Landtage, kann unter solchen Umständen keine

Diegünstigeren Berichte aus Barcelona, die von allen Geldmärkten übten heute einen N N Eine Tre S dhe i sehr Cm Umsaß gingen alle

h e und auch în de - S G vielfache Käte, n Taunusbahn-Actien

Die kleinen Violinistinnen Theresa und Maria Milanollo fangen an, hler ein Ereigniß zu werden. Gestern Abend traten sie zum drittenmale im Theater auf, und der Andrang des Pu- blifums war so stark, daß Viele feinen Plas finden konnten und eine große Zahl Personen auf der Bühne Pia nahm. Diese Kinder leisten aber auch auf dem schwierigen A revzente das, a F nur von den berühmtesten Virtuosen zu hdren ge: wo9n .

Schweiz.

Luzeru, 8. Dez. Zum Bundes-Präsidenten der Schweize- rischen Eidgenossenschaft und zum Schultheiß des Standes Luzern für das Jahr 1843 is so eben vom Großen Rath ernannt wor- den: Herr Oberst R, Rúttimann, und zum Statthalter Herr Konstantin Sigwart-Müller. Der neugewählte Bundes-Präsident ist der Sohn des Schultheißen und mehrmaligen Bundes - Präsi- denten V. Rúttimann, welcher schon zur Zeit der Mediation Landammann der Etgenossen\Waft war. Beide Wahlen verkün- den einen entschieden konservativen Geist der nächstjährigen Direk: torial:Leitung.

Die Schweizer Zeitung bespricht in einem ausführlichen Artikel die eidgenössische Handels - Kommission und ihre Aufgabe und fellt als Richtschnur für dieselbe die drei Hauptsäge auf: 1) Vom Anschluß an ein auswärtiges Zoll-S ystem soll keine Rede seyn; die Schweiz muß sich entweder zu fernerer Passivität ent- schließen oder aber an ihrer eigenen Gränze zu Schuß-Maßregeln für ihren Verkchr schreiten, 2) Zu Schutz - Maßregeln soll nur unter der Bedingung und Vorausseßung geschritten werden, daß die Kompetenz der Tagsaßung ein Schuß-System verbindlich für die ganze Schweiz festzuseßen ausgemittelt und zur Anerkennung

gebracht werden würde. 3) S Kppemasregeln jeder Art müßten allgemein seyn, d. h. die Einfuhr aus allen anderen Staaten glelchmäßig treffen.

Spanien.

Varceloua, 5. Dez. Das Bombardement hat am 3ten um 11 Uhr Morgens begonnen und an demselben Tage um Mitternacht geendigt, nachdem 800 Bomben und Kugeln in die Stadt geworfen waren, Der dadurch verursachte Schaden läßt sich noch nicht schäßen.

Am ten bewilligte der General-Capitain van Halen eine Frist von sehs Stunden für die Entwaffnung der insurgirten National: Miliz. Nachdem dies geschehen, ergab sich die Stadt auf Discretion, worauf van Haien eine Proclamation erließ und um 5 Uhr seinen L in Barcelona hielt, Die Proclamation lautet folgender- maßen:

„Don Antonio van Halen, Sarti, Murphi und Castañeda, Graf von Peracamps u. \, w., General-Capitain des zweiten Militair- Distrikts, General-Kommandant des ersten Armee-Corps u. s. w. Da die Stadt Barcelona sich der Herrschaft des durch den skan- dalósesten Aufstand verlegten Geseßes wieder unterworfen hat, so ist meine erste Pflicht, diejenigen Maßregeln vorzuschreiben, die ih in den ersten Augenblicken für die geeignetsten halte, um die Ord- nung zu sichern, jede Art von Anarchie auszurotten, die verúbten Verbrechen zu bestrafen und die ehrenwerthen Spanier, die treuen Vertheidiger des legitimen Thrones unserer jungen Königin, der beshworenen Constitution und der Regentschaft, womit die Nation den Herzog von Vitoria bekleidet hat, zu beschüßen und ihre Per- sonen und ihr Vermögen, welche durch den Ehrgeiz und die Be- strebungen der Anhänger des Despotismus bedroht werden, zu retten. Indem ich somit von der mir übertragenen Vollmacht Gebrauch mache, dekretire ih Folgendes :

1) Barcelona befindet sich seit. dem Augenblicke, wo der erste Schuß auf die Soldaten, welche die tapfere, treue und verdiente Armee bilden, abgefeuert wurde, in einem exceptionellen Zustande; der Belagerungs-Zustand wird so lange währen, als die Umstände es erfordern. 2) Die gesammte National - Miliz aller Waffen ist und bleibt aufgelöst, bis ihre Reorganisirung nah den strengen Vorschriften des Gesebes stattgefunden hat. 3) Alle Waffen und Kriegs - Effeéten der genannten National - Miliz, so wie alle aus den S e vat Si entnommenen Waffen und andere dem Staate gehörende Gegenstände werden innerhalb 24 Stunden, von Veröffentlichung dieser Bekanntmachung an, in das Fort Atarazanas abgeliefert, 4) Wer nah Ablauf dieser Frist die Erfüllung der vorhergehenden Bestimmung unterlassen hat, wird erschossen. 5) Wer das Vorhandenseyn von Waffen bei einem Jndividuum oder in einem Hause anzeigt, erhâlt eine Belohnung von 10,000 Realen, die von demjenigen, bei welchem die Waffen gefunden, oder im Falle dies unmöglich ist, von den Einwohnern des Viertels gezahlt werden müssen. 6) Die Bewohner von Barcelona haben daher alle Feuer- und blanke oder verbotene Waffen, mögen dieselben auch ihr Ei- genthum seyn, so wie auch die Jagdflinten, in zwei Tagen abzu- liefern, Findet es die Behörde angemessen, den Bewohnern zu ge- statten, ihre Waffen zu behalten, so wird N u diesem Zweck ein Erlaubnißschein zugestellt werden. 7) Wer sich der Beskim- mung des vorhergehenden Artikels nicht fügt, verfällt in eine Geld- strafe von 10,000 Realen, wovon die eine Hälfte zur Deckung der Kriegskosten verwendet wird, die andere Hälfte dem Denuncianten zufällt, 8) Pferde, Equipagen, Möbel, Geld und andere Gegenstände, die den Truppen zur Garnison gehören und entwendet worden sind, müssen unverzüglich zurückgegeben werden; wenn nicht, so müssen die Schuldigen oder die Deblev dieselben nah dem Taxwerthe bezahlen, 9) Wer einen Diebstahl oder ir- gend ein anderes Verbrechen gegen die öffentliche Ordnung begeht, wird, wenn er der Bevölkerung oder der Armee angehört, mit dem Tode bestraft, 410) Die geseblich -konstituirte Behörde wird darúber wachen, daß die Urheber von Verbrechen der Strafe nicht entgehen. Wer sich durch Worte oder dur die That eines Ver- gehens schuldig macht, wird streng beskraft werden. Die Truppen und die Einwohner von Barcelona werden den Schleier der Ver- essenheit Úber die vergangenen Ereignisse werfen und sh als rüder umarmen, Die Behörden haben für die Ausführung dieser Maßregeln zu sorgen.“

69 Paris, 11. Dez. Wir haben heute nur sparsame und unbefriedigende Nachrichten aus Catalonien erhalten. Es geht aus denselben hervor, daß Barcelona nicht am 5ten, wie die lebte te- legraphische Depesche sagte, sondern schon am Aten kapitulirt hat, und zwar nicht ohne daß ihr der Regent gewisse Garantieen zuge- standen, deren Jnhalt bis jegt unbekannt ist, Die Freicorps, de- nen man die während der früheren Unterhandlungen mit dem Ge- neral van Halen auf das Fort Atarazanas abgelieferten Waffen zurückgegeben hatte, versuchten , sh der Uebergabe der Stadt zu widerseßen, aber der Wille der eigentlichen Bürgerschaft behielt die Oberhand, und die Thore wurden den Truppen der Regierung am Nachmittage des bezeichneten Tages geöffnet. Diese besegten sogleich nah ihrem Einrücken das Fort Atarazanas. Espartero selbst ist nicht in Barcelona eingezogen und es scheint, daß er so: gleich aus dem Hauptquartiere von Esplugas de Llobregat wieder E: Bel zurückfehren wird. Die Korrespondenzen von der Gränze sprechen freilih auch von Sturmläuten in igueras und Gerona, und von dem Aufpflanzen der Französischen Fahne, allein man muß bei dieser scheinbaren Bestätigung der früheren Angaben des Tele- raphen nicht aus den Augen lassen, daß sie wahrscheinlich aus derselben d velle fließt wie jene Angaben, so daß man jedenfalls wohl thun L rfte, en Glauben an die drohende Haltung, die Catalonien in

en leßten Tagen angenommen haben \oll, vorläufig noch! zu sus:

pendiren.

Obgleich der General van Halen in einer an das Ministerium gerichteten Depesche versichert, „daß er die geeigneten Maßregeln enommen habe, um die Flucht der Mitglieder der insurrectionellen unta zu verhindern“, so scheint es doch, daß nicht nur diese Män- ner, sondern überhaupt alle die Leute, welche bei dem Aufruhr eine hervortretende Rolle gespielt, die Französische Gränze erreicht oder sich unter der Fra fischen Flagge in Sicherheit gebracht haben. Demnach steht zu hoffen, daß die Kriegsgerichte, vor welche der General van Halen, seiner eigenen Erklärung nach, die Chefs des rp an stellen will, „damit sie dem Geseße gemäß gerichtet werden“, ihre Aufgabe so kurz und leicht als möglich finden. Durch die Bomben des Forts Monjuich sind zwar ehrere Diuste der Stadt in Brand gesteckt worden, aber man hat das Feuer lôschen können, ehe es bedeutende Verwüstungen angerichtet. Blut- vergießen hat die Beschießung der Stadt sehr wenig verursacht, da die zurückgebliebenen Einwohner längst ihre Vorbereitungen ge- macht hatten, um für ihre Personen gegen die Wirkungen des von einem Tage zum anderen erwarteten Bombardements jeden Augen- bl:ck Schub finden zu können.

Türkei.

Konstantinopel, 23. Nov. (A, Z.) Nikola Murad, der bekannte Abgesandte der Maroniten, hat am 19ten d, eine Audienz bei Sarim Efendi gehabt. Er úbergab dem Minister eine schrift: liche Darstellung des traurigen Zustandes, in welchem die Bewoh- ner des Libanons schmachten, seit durch die Vorkehrungen Omer Pascha?s und des Seriaskers jedes gesell schaftlihe Band unter ihnen zerrissen, die einheimische Regierung vernichtet worden ist, Unsicherheit, Unordnung und Mißtrauen in die Gegenwart die Oberhand daselbst erhalten haben. Murad Bey sucht in dieser Schrift zu beweisen, daß nur die Ernennung cines Fürsten aus der Familie Schachab eine Garantie fúr die Zukunft ver- schaffen fônne, und bezeichnet Emin, den Sohn Beschirs, als das wüúrdigste Mitglied dieser Familie, Sarim Efendi, der dem Maronitischen Deputirten wit vieler Auszeichnung begegnete, versicherte ihm, daß die Sache binnen kurzem erledigt werden soll, daß aber vor ihrer Lósung noch eine Berathung mit Mustapha Pascha erforderlich sey. Den Tag darauf überreichte Murad Bey eine ähn: liche Declaration dem Großbritanischen Botschafter, der seinerseits die Gesandten von Frankreich, Oesterreich, Rußland und Preußen zu sich einlud, und mit ihnen eine Konferenz abhielt, in der ein- stimmig beschlossen wurde, eine leßte energische Vorstellung an die Pforte abzugeben, und eine kategorische Antwort von derselben zu ver- langen, ob sie gesonnen sey, die Frage des Libanons nach den von den Mächten ausgesprochenen Wünschen unverzüglich zu lösen oder nicht. Man will keine Notiz mehr nehmen von dem Geschäftsgange, den die Pforte bei solchen Gelegenheiten einzuhalten pflegt, da die Er- fahrung hinlänglich gezeigt hat, daß man auf diesem Wege nim- mer zum Ziele gelangen würde. Das Erscheinen des Russischen Botschafters bei der Konferenz und die Gemeinschaftlichkeit des Beschlusses der fünf Gesandten beruht auf neuen Jnstructionen, die ersterer vorgestern durch einen Courier aus St. Petersburg erhielt. Derselbe Courier bringt auch ein eigenhändiges Schreiben des Kaisers Nikolaus an den Sultan, welches Herr von Buteniesf morgen Sr. Hoheit in einer ihm bereits bewilligten Audienz

úberreichen wird,

Inland. Vlücher's einhundertjähriger Geburtstag.

Berlín, 16. Dez. Zum Andenken an die heute stattfindende hundertjährige Geburtsfeier des Feldmarschalls Fürsten Blücher von Wahlstatt haben Se. Majestät der König Folgendes zu be- stimmen geruht :

„Ich will zum ehrenden Andenken an den 16. Dezember, an welchem vor hundert Jahren der Feldmarschall Fürsk Blücher von Wahlstatt geboren ward, dem 5ten Husaren-Regiment, dessen Chef er bis zu seinem Tode war, für die Zukunft, neben seiner jebigen

Benennung, die der „Blücherschen Husaren“ beilegen, damit !

das Gedächtniß dieses Helden, sowohl in dem Regimente, als auch in der ganzen Armee, unauslöschlich fortlebe. ch habe das Ver- trauen zu dem Regiment, daß es sich dieser Auszeichnung jederzeit

würdig beweisen und auch auf dem Schlachtfelde so zeigen werde,

als ob es seinen unsterblichen Chef mit seinem Wahlspruch noch an seiner Spiße hâtte. Als âußeres Zeichen der Erinnerung an die Zeit des verstorbenen Feldmarschalls will Jch außerdem dem Regiment die rothe Uniform der Bellingschen und Blücherschen Husaren geben. Oberst-Lieutenant von Voß zum wirklichen Commandeur des Re- giments, den Rittmeister von Kleist zum überzähligen Major, mit Beibehalt der Eskadron, ernennen, dem Premier - Lieutenant von Blücher den Charakter als Rittmeister beilegen und Meinen Ge-

neral-Adjutanten, den General-Lieutenant Grafen von Nostiß, dem.

Regiment aggregiren. Charlottenburg, den 12. Dezember 1842,

(gez) Friedrich Wilhelm. An das 5te Husaren- Regiment,“

„Damit das Grab des vor hundert Jahren geborenen Feld- marschalls Fürsten Blücher von Wahlstatt, der Nachwelt dauernd bezeichnet werde, habe Jch beschlossen, Vorschläge darüber entgegen- es wie der im Zobtenberge gebrochene Stein, welcher das Grab des verewigten Helden zu bezeichnen bestimmt war, nunmehr wo möglich weiter bks afft und an seine Stelle gebracht werden kann. Bei den bisherigen fruchtlosen Bemühungen, dies Werk zu vollbringen, will Jch Meinem General-Adjutanten, Gene- ral:Lieutenant Grafen von Noskiß und dem Professor Rauch, von der Akademie der Künste, die gemeinschaftliche Berathung und Feststellung der Mittel zur Ausführung des gedachten Zwees übertragen. Sie, der Minister der geistlichen Angelegenheiten, mögen den Leßteren hiervon mit der Bemerkung in Kenntniß sez- en, daß es ihm freistehen solle, auch andere Sachverständige zu

athe zu ziehen, oder ihr le bte einzuholen, den General- Lieutenant Grafen von Nostiß, habe Jch selbst von diesem Auf- trage in Kenntniß geseßt.

Charlottenburg, den 12, Dezember 1842.

(gez) Friedrich Wilhelm.

An die Geheimen Staats-Minister, General der Jnfanterie von Boyen und Eichhorn.“

Berlin, 16. Dez. Aeltere und jüngere Waffengefährten des Feldmarschalls Fürsten Blücher feierten das Andenken an unseren großen Feldherrn des Befreiungskrieges heute bei einem Festmahle in dem von Sr, Majeskät dem Könige hierzu Aller- gnädigst bewilligten Konzertsaale des Opernhauses, Dle {önen

Jch will ferner in Tg auf diesen Tag den

aales waren durch die geschickte Hand des Deco- Näaitwe diess Sara der selbs mit unter Blücher gefochten, eben

údckt worden. Saal so geschmackooll als vab fenhalle verwandelt, an den Pfeilern

war in eine

, mit Fahnen und Standarten geschmüdckt,

E vet m] man dle Gestalten des Valfs-Denfmales p erblickte, hingen von der Gallerie Y

a dem n Ter N ewa cho sich ein Triumphbogen im Styl

des Bogens Constantin)s des roßen. fen sah man in vertiefter

ldmarschalls mit dem wohlver- Nische die kolossale Büste e etl die Büsten der drei

en Lorbeer bekränzt. ‘f. Sibice, be denen er gedient : Berit s per f Tan ise helm's I, und IIL., von einer Sternenglorie umgeben; im Border-

Sr. Majestät des regierenden Königs, zu beiden grunde die Büste ld und Staatsmänner Seiten die Büsten berühmter Feldherren bei- welche zu Blücher in nächster Beziehung gestanden. Jn denen L: den Seiten - Nischen standen auf geschmückten Postamenten zwe Victorien von Rauch?s Meisterhand, eine Hauptzierde des Saales. An den Säulen des Triumphbogens waren auf Schilden die Namen der bedeutendsten Schlachten, in den Blücher Ff: ten, zu lesen. Ueber dem Portal glänzte in brillantirter Schrift jenes Zauberwort des greisen Helden: „Vorwärt s!“; darunter die Worte: „Schwert, Licht und Recht!“, als Preußens Panier; darüber zu beiden Seiten zwei Genien, auf deren Schil- den sich passende Denksprüche befanden.

Gegen 3 Uhr versammelte sich die Gesellschaft in dem, eben- falls zu einem Saal eingerichteten, prächtig erleuchteten Parterre des Opernhauses und begab sih von hier in geordneten Zügen durch drei Portale nach dem Fesksaale. Gegen fünfhundert Theil: nehmer, die dem stehenden Heere, der Landwehr und den Freiwilligen angehörten, hatten sich et die Fest: Ordner: General-Major von Reyher, Chef- Präsident und Wirklicher Geheimer Rath von Grolman und Hofrath Dr. Förster, wiesen den verschiedenen Abtheilungen ihre Pläße an. Se. Königl. Hoheit Prinz Wilhelm, der als rühmlicher Mit- fâmpfer an manchem entscheidenden Tage an der Seite Blücher's gefochten, hatte geruht, den Vorsiß zu übernehmen; ihm zur Seite E L B amign Die anderen Prinzen des Königl. Hauses hatten Zhr Bedauern ausgedrückt, dem Feste nicht beiwohnen zu können, da Sie nicht in Berlin anwesend waren. Unter den Gästen bemerkte man den Grafen Blücher, Enkel des Feldmarschalls, den General-Lieutenant Grafen We stmoreland, Königl. Groß- britanischen Gesandten am diesseitigen Hofe, welcher sich 1815 im Blúcherschen Haupt - Quartiere befand, den General - Lieutenant von Zepelin aus Stettin und die Bildhauer Schadow und Rauch, deren Meisterhänden das Vaterland so würdige Stand- bilder des Feldmarschalls verdankt. Einige Unteroffiziere, welche brav und mit Auszeichnung gefochten, waren ebenfalls als Gäste eingeladen worden.

Die Feier eróffnete ein „dem Andenken des Hochseligen Königs Majestät Friedrich Wilhelm's 11,“ gewidmeter Gesang, trefflih ausgeführt von den Königlichen Sängern Mantius, Zschiesche, Mikler und einigen anderen Sängern der Königlichen Oper. Der erste Toast auf das Wohl Sr. Majestät des Kbnigs und ZJhrer Majestät der Königin wurde von Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Wilhelm ausgebracht ; der zweite auf das Wohl des Prinzen von i Ar des Prinzen Wilhelm und des gesamm- ten Königlichen Hauses von dem General von Borstell; der dritte, dem Andenken des Feldmarschalls Blücher gewidmete, wurde durch ein von F. Förster gedichtetes Festlied eingeleitet und von dem General von Müffling ausgebracht; der vierte galt dem Andenken der Generale Scharnhorst, Gneisenau und aller anderen schon heimgegangenen Feldherren und Kriegs: Kameraden, ausgebracht von dem General und Kriegs: Minister von Boyen; der fünfte dem Andenken Harden- berg's, Stein’s, Stägemann's und aller getreuen Staatsdie- ner und Staatsbürger, welche für die Befreiung des Vaterlan- des thâtig waren!“ ausgebracht von dem Geheimen Rath von Grolman. Zwischen den Toasken wurden die bekannten Kriegs- lieder von Arndt, Rúckert, Schenkendorf, Körner und Anderen gesungen, noch mancher Trinkspruch ausgebracht, und das Fest bis zum Ende von dem erhebenden Gefühle belebt, daß jenes Zauber- wort des Feldmarschalls in unseren Tagen und für alle Zeit Preu- ßens Losung und Feldgeschrei bleiben werde.

Eine Deputation der Feskordner war beauftragt, am Vormit: tage der verwittweten Fürstin Blücher die Aufwartung zu machen und derselben von der Feier des Tages Kenntniß zu geben,

„Das eherne Standbild des Feldmarschalls fand man schon am frühen Morgen mit reichen Lorbeer: und Jmmwortellen - Kränzen geschmüdkt.

Unter den auf diesen Tag bezüglichen Kunst-Erscheinungen er- freute sih einer ganz besonders günstigen Aufnahme ein von Posch nah Rauch’s Büste des Fürsken Blücher gearbeitetes Medaillon, welches in Eichler’s Kunsthandlung (Linden 27) erschienen ist,

R Der Zoll- Vereins- Tarif für die Jahre 1843— 45.

Der von den Regierungen des Zoll - Vereins berathene und lesgesebte Zoll-Tarif für die nächste dreijährige Tarif-Periode , die Jahre 1843, 1844 und 1845, ist nunmehr bekannt gemacht und unterliegt somit der öffentlichen Beurtheilung, Da diese, zumal in so weit der Tarif gehegte Erwartungen unerfullt läßt, sich wohl auch d entlich aussprechen dürfte, so wird es demjenigen Theile des gebildeten Publikums, welcher sich gern mit allgemeinen An-

elegenheiten beschäftigt, gleichwohl aber mit den bei einem Zoll- arif in Betracht kommenden Verhältnissen und den durch den- selben berührten verschiedenen Interessen nicht speziell bekannt ist, ohne Zweifel willflommen seyn, wenn zum Verständniß widerstrel- tender Ansichten und Meinungen, so wie zur Bildung eines eige: nen Urtheils, einige Anhaltspunkte gegeben werden, und haupt- \âchlich für einen solchen Leserkreis sud die nachfolgenden Bemer- kungen bestimmte.

Der vorliegende Zoll-Tarif ergiebt, bei Vergleichung desselben mit dem dermalen noch gültigen, nur wenige und überdies nicht erhebliche Veränderungen in den Besteuerungssäßen ‘und läßt #0- nach erkennen, daß die Vereins -: Regierungen sich von der Wich- tigkeit und Angemessenheit des Grundsates, in den bei dem Ver- kehr mit dem Auslande zu entrichtenden Abgaben die für Han- del und Jndustrie so werthvolle Stabilität möglichst aufrecht zu erhalten und wesentliche Veränderungen in dem desfallsigen Ta- rife nicht ohne die triftigskten Gründe und die dringendste Veran- ang vogunas men, je Ana, elo Ans aae [rgen

ennung und Festhaltung dieses Grundsates ist es

69e ide U denn auch zuzuschreiben, daß die bisherigen Zollsäte einiger aaren: Artifel, deren Abänderung eben so leb- dase N dringend von der einen Seite beantragt und gehofft, als E er anderen Seite zurückg ewiesen und dennoch besorgt wor- n war, in der Hauptsache unverändert geblieben sind, Da diese

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Artikel Baumwollengarn, Eisen und Se (Sago .

wegen ihrer großen industriellen und kommerziellen Wichtigkeit

G als irgend einer derjenigen Artikel, welche eine Tarif : Ver-

änderung erfahren haben, die allgemeine Aufmerksamkeit in An-

spruch zu nehmen geeignet sind, so wird es sich rechtfertigen, wenn

fer von den unterbliebenen Abänderungen des Zoll- arifs zuerst die Rede isk.

1. Baumwollengarn.

Nach den Zollsäßen des jeßt gültigen Tarifs auf Baum- wolle und Baumwollen-Fabrikate, welche seit Anfang des Jahres 1832, also seit nunmehr fast elf Jahren, unverändert bestehen, ist

a) rohe Baumwolle beim Eingange zollfrei, dagegen

b) ungebleichtes ein- und zweidräthiges Garn einem Eingangs-

Zolle von 2 Tÿlr. pro Ctr. und

c) baumwollene, so wie aus Baumwolle und Leinen gemischte

Waare einem Zolle von 50 Rthlr. pro Ctr. unterworfen. Jm vorliegenden Falle handelt es sich um eine Ver- änderung des Zollsaßes für das unter b bezeichnete, zum Weben dienende Garn, den sogenannten Twist, indem einerseits die in- ländischen Spinnerei- Besizer, welche dergleichen Garn aus der rohen Baumwolle verfertigen, den Zollsaß von 2 Rthlr. fúr zu gering halten, um ihnen einen genügenden Schuß gegen die Kon- furrenz des Auslandes zu gewähren, weshalb sie eine namhafte Erhöhung desselben als unerläßlich zu ihrem ferneren Bestehen bezeichnen, und andererseits diejenigen Fabrikanten, welche das fragliche Garn weiter verarbeiten, dur jede Erhöhung des ge- dachten Zollsaßes ihre Jndustrie als auf das Aeußerste gefährdet darstellen.

l Die Anträge der Baumwollen - Spinner lauteten verschieden; einige begehrten eine Erhöhung des Eingangs- Zolles auf fremden Twisk bis auf 4 Rthlr., andere auf 5 Rthlr., noch andere. bis auf 6 Rthlr. pro Ctr. in Verbindung mit einem bei der Ausfuhr in- ländischer rein baumwollener Fabrikate nah dem Auslande im Betrage von 2 bis 4 Rthlr. pro Ctr. zu gewährenden RÜckzolle. Außerdem begehrten sie, daß der Eingangs-Zoll für die sogenann- ten geschlichteten Zettel *) bis auf 16 Rthlr. erhöht werde.

Die Baumwollen-Spinnerei“, so führen sie zur Unterstüßun ihrer Wünsche an, „sey im Zoll-Vereine seit langer Zeit einheimisch und fest begründet; sie repräsentire bedeutende Kapitalien, beschâf- tige eine große Anzahl von Arbeitern und trage zu dem National- Erwerbe nicht unerheblich bei, daher sie bei gleicher Würdigkeit auch Fen Anspruch, wie andere Industriezweige, auf Schuß von Seiten des Staats habe. Daß sie dieses Schußes aber dringend bedürftig sey, könne nicht bezweifelt werden; schon früher habe sie nur mit der äußersten Anstrengung sich gegen die Kon- kurrenz der ausländischen, insbesondere der Englischen Baumwol- len-Spinnerei zu behaupten vermocht, welche leßtere theils in dem im Lande vorhandenen Reichthum an Kapitalien, Eisen und Koh- len, theils in der Nähe des Wollmarktes und der dadurch gege- benen Möglichkeit, den Rohstoff jederzeit in der gerade erforder- lichen Qualität und Menge mit Leichtigkeit einkaufen, auch zum Einkaufe stets den günstigsten Zeitpunkt abwarten und benußen zu können, endlich in ihrem eigenen Alter und der dadurch gewonne- nen technischen Ueberlegenheit, so wie in der aus dem Prinzip der Theilung der Arbeit hervorgehenden größeren Vollkommenheit des Fabrikats, Vortheile besiße, welche, da sie zum Theil in natürlichen Vorzügen bestehen, der Deutsche Spinner sich nicht aneignen fdnne und deren Entbehrung daher durch einen angemessenen Zollschuß

zu seinen Gunsten ausgeglichen werden müsse. Die früher schon ungünstige Lage der inländischen Baumwollen-Spinnereien sey aber in neuerer Zeit durch die beispiellos niedrigen Preise der Éngll- schen Garne eine Wirkung der maßlos gesteigerten Production und der in Folge derselben eingetretenen Bedrängniß der Fabrik- Etablissements in England zu einem wahren Nothstande er- höht worden; daß dieser nur vorúbergehend seyn und eine Abhülfe eintreten werde, lasse sich um so weniger erwarten, als die Eng- lische Regierung neuerlich auch noch den Einfuhr - Zoll für rohe Baumwolle ganz aufgehoben und den für mehrere Consumtions- Artikel wesentlich ermäßigt habe, welche leßtere Maßregel haupt- sächlih eine Erleichterung der arbeitenden Klasse bezwecke, jedoch, wenn sie diesen Zweck erfülle, ohne Zweifel auch eine O des Arbeitslohnes zur Folge haben werde; ein Theil der inländi: schen Spinnereien stehe bereits still, ein anderer habe seinen Be- trieb auf das Aeußerste beschränkt, und nur ein kleiner Theil der- selben vermdge es noch, sein Daseyn nochdürftig zu fristen; zu keiner Zeit sey daher die Gefahr des völligen Unterganges dieses inlän- dischen Jndustriezweiges so groß und das Bedürfniß einer wirksamen Hülfe so dringend gewesen, wie in dem jeßigen Augenblicke, Nur durch die beantragte Erhöhung des Eingangs- Zolles von dem frem- den Garn fônne jene Gefahr abgewendet und die unerläßliche Hülfe gewährt werden; ein Nachtheil für die Baumwollen- Manufaktur sey davon, bei der in Vorschlag gebrachten gleichzeitigen Bewilli: ung eines Rúckzolls auf die in das Ausland gehenden Fabrikate, n feiner Weise zu besorgen, im Gegentheil könne es auch für diese Industrie nur vortheilhaft seyn, wenn die inländische Spinnerei in den Stand geseßt werde, den Garnbedarf des Jnlandes ohne fremde Konkurrenz allein zu befriedigen und dadurch die bisherige Abhängigkeit der inländischen Baumwollen-Manufaktur vom Aus- lande fúr immer zu beseitigen.“

Daß die inländischen Baumwollen-Spinnereien sich dermalen in einer dur die Zeitumstände veranlaßten bedrängten Lage be- finden, ist nicht in Abrede zu stellen und der Wunsch der egie: rungen, eine Verbesserung dieses Zustandes herbeizuführen, daher gewiß nicht zu bezweifeln. Es fragt sich nur, ob das dazu in Vorschlag gebrachte Mittel der Erhöhung des Eingang-Zolles vom fremden baumwollenen Garn um mindestens 100 pCt. des jeßigen Betrages ohne wesentliche Verleßung der Jnteressen anderer În- dustriezweige Anwendung finden könne und ob durch dasselbe der beabsichtigte Zweck erreicht werden würde?

Von jeher is es bei der Besteuerung des baumwollenen Garns die Aufgabe der Regierungen gewesen, die staatswirthschaftliche Wichtigkeit der beiden in dieser Beziehung in ihren Interessen follidirenden Jndustriezweige der Spinnerei einerseits und der Manufaktur andererseits gegen einander abwägend, den Zoll- saß so zu bemessen, daß derselbe dem einen Industriezweige einen billigen Schuß gegen die Aan Auslandes gewähre, ohne den anderen zu benachtheiligen. Diese Rüksichtnahme hat

*) Zettel ist in der Weberei gleichbedeutend mit Kette oder x ufs B g, glicitetes Garn also dasjenige, welches aus Strängen von 4 e Kette eines Gewebes bestimmten Länge besteht ; die Operation , dur welche die Abtheilung des Garns in solche Stränge geschieht ; wict das Scheeren oder Zettel n gene Schlichten nennt man das Anfe einer Aufldsung von Gummi oder Stärke.

Im Großen geschieht sowohl das Zetteln wie das t Garns mittelst besonderer E und Schlichtem h Mlichten des n England, {hon in den Spinnereien be-

in neuerer Zeit, besonders wirkt

.

n Anzahl neben einander gereiheter Fäden von der zu der

uchten der Kettenfäden mit

die Regierungen des Zoll-Vereins schon früher bestimmt, die wie- derholten Anträge der Spinner auf Erhöhung des Eingangs-Zol- les vom baumwollenen Garn abzulehnen, und ohne Zweifel ist die- selbe auch diesmal bei ihrem nicht zu verändern, leitend gewesen.

eshlusse, den geFachten Zollsa6 Bevor nun auf eine nähere Betrachtung der diesem Be-

schlusse muthmaßlih zum Grunde liegenden Motive eingegangen wird, erscheint es nöthig, einige statistische Notizen voranzuschicken, aus welchen der Umfang, die gewerbliche Bedeutsamkeit und die skaatswirthschaftliche Wichtigkeit der beiden in Frage stehenden

ndustriezweige im Zoll - Vereine erkannt und gewürdigt werden

fönnen.

Was zuerst die Spinnereien betrifft, so sind nah einem mög-

lichst genauen Ueberschlage gegenwärtig 815,000 Spindeln, im Zoll- Vereine vorhanden. Arbeiter 70 Spindeln zu bedienen; will man mit Rüsicht auf die mindere Geübtheit der in den Deutschen Spinnereien beschâf- tigten Personen annehmen, daß hier hon für je 50 Spindeln S Anbeitar ANES sey, so wbede 6s die Zahl der in sâmmct- ichen vereinslän en Spinnereien be tigten r

16,300 belaufen, welche weit Das personen auf Viertheilen, aus Kindern bestehen, Nach vorliegenden Nachrichten aus einigen Preußischen Spinnereien beträgt der in denselben auf

In den Englischen Spinnereien pflegt ein

über die Hälfte, vielleicht zu drei

den Kopf im Durchschnitte fallende jährliche Arbeitslohn 64 Rthlr.,

und wit Zugrundelegung dieses Maßstabes würde sich der jähr- liche Arbeits: Verdienst der in sämmtlichen Spinnereien des Zoll- Vereins beschäftigten 16,300 Personen auf die Summe von 1,043,200 Rthlr.

erechnen.

„Es wurden in den Zoll - Verein an roher Baumwolle ein - geführt:

im Jahre 1838... 229,337 Ctr.

» 328/951 » 339,099 » zusammen dagegen aus demselben ausgeführt :

im Jahre 1838... Es 49,410 Ctr. » “» 4839 45,819 »

»

1,079,672 Ctr.

»

zusammen 217,684 »

es sind daher im Zoll-Vereine verblieben 861,988 Ctr. oder im jährlichen Durchschnitte abgerundet 215,500 »

Läßt man dabei ganz außer Betracht, daß ein Theil der ein- gehenden rohen Baumwolle zu Watten, Dochten u. dgl, verarbei- tet wird, und nimmt vielmehr an, daß das vorgedachte Quantum ohne Abzug als Spinnerei - Material verwendet worden sey, so haben jene 215,500 Ctr. rohe Baumwolle, nach Abrechnung von 10 pCt. für Abgang beim Spinnen, in runder Zahl 194,000 Ctr. Garn geliefert, welche demnach als das durchschnittliche Jahres- Erzeugniß sämmtlicher Spinnereien des Zoll-Vereins zu betrachten seyn würden. Bei der Annahme, daß von dem Werthe des Garns gegenwärtig etwa 10 Sgr. pro Pfund im Durch- schnitte die Hälfte auf die Baumwolle und die andere Hälfte auf das Verspinnen zu rechnen is, auf das Pfund Garn mithin ein Gewinn von 5 Sgr. trifft, würde sich der dem Vereine durch das Erspinnen der vorgedachten 194,000 Ctr. Garn zu gute kom- pee jährliche Gewinn auf 3,233,000 Rthlr. in runder Summe

elaufen.

In Beziehung auf die vereinsländische Baumwollen - Manu- faftur (Weberei, Wirkerei, Druckerei, Färberei, Band -, Stri- und Nâähgarn-Fabrication) fehlt es leider an Macerialien, um die in diesem gesammten Jndustriezweige beschäftigte Personenzahl auch nur úberschläglih zu ermitteln, und man muß sich demnach darauf beschränken, ihre Bedeutsamkeit nah den für einzelne Orte und Bezirke vorhandenen Angaben zu beurtheilen. Die Baum- wollen-Manufaktur der beiden Städte Elberfeld und Barmen be- schäftigt allein Über 27,000 Menschen, die des Kreises Gladbach úber 15,000, die der Stadt Berlin über 12,000, die im Baye- rischen Ober:Main: Kreise 50,000, Erwägt man nun die große Ausdehnung und den shwunghaften Betrieb dieser Jndustrie in vielen anderen Theilen des Zoll-Vereins, z. B. in den Preußischen Provinzen Schlesien, Sachsen, Westphalen, im Königreiche Sach- sen im Erzgebirge, im Voigtlande, in der Ober- Lausis, ferner in den Staaten des Thüringischen Vereins, so wird man sich einen ungefähren Begriff davon machen können, wie außerordentlich groß dle Zahl der Personen ist, welche in der vereinsländischen Baumwollen-Manufaktur ihren Unterhalt finden. Der Arbeits- lohn, welchen die in Elberfeld und Barmen beschäftigten 27,000 Menschen verdienen, wird zu mehr als 2,800,000 Rthlr. jährlich veranschlagt. Es werden sonach in der Baumwollen-Manufaktur dieser beiden einzelnen Städte Úber 10,000 Menschen mehr be- schäftigt und úber 1,750,000 Rthlr. an Arbeitslohn mehr verdient, als in der gesammten vereinsländischen Baumwollen-Spinnerei.

An rohem Garn wurden in den Zoll: Verein eingeführt:

im Jahre 1838 363,610 Ctr. s f 362,022 » » 431,216 » » 434,353 » J zusammen... 4,591,201 Ctr, dagegen ausgeführt:

im Jahre 1838........... rer, è » » P L as E 34,898 » » » 27,702 »

» ( 30,583 » zusammen... a6 4 s

es sind mithin zur Verarbeitung im Lände ver: blieben... A Céele d Deus 1,470,636 Ctr.

oder im jährlichen Durchschnitte abgerundet 367,700 »

dazu die oben erwähnten im Jnlande gesponnenen 194,000 »

die Menge des in der vereinsländischen Baum:

wollen-Manufaktur jährlich verarbeiteten Garns beträgt demnah ....................., 0). 961,700 Ctr,

Nimmt man an, daß durch die Verarbeitung des Baumwol- lengarns der Werth desselben um das Drei- bis Vierfache erhöht wird, \o berechnet sich, bei einem Durchschnitts-Preise des Garns von 10 Sgr. pro Pfund, der Gewinn, welcher dem Vereine durch die Verarbeitung dieser 561,700 Ctr, Garn erwächst, auf dle be- deutende Summe von mehr als 60 bis 70 Millionen Rthlr. jähr- lich, während der oben berechnete gleiche Gewinn aus der Baum- wollen-Spinnerei nicht viel über 3 Millionen Rthlr. beträgt und mithin noch nicht den zwanzigsten Theil der eben genannten Summe erreicht.

Nach dem Auslande wurden an inländischen Baumwollen= Fabrikaten ausgeführt:

27,382 Ctr.

120,565 »