1842 / 351 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

5 London, 13. Dez. So eben is das Quarterly Re- view, mit einem donnernden Artikel gegen die Anti-corn-law-league erschienen. Es wird derselben nicht nur zum straffälligen Verbre- chen gemacht, daß sie sich als gegliederte Gesellschaft gebildet, Gel- der sammelt, Agenten umhersendet und Schriften verbreitet, um ein bestehendes Geseß Le sondern auch alle Vorwürfe, daß sie die geflissentlihe Veranlasserin des neulichen Arbeiter-:Auf- standes gewesen, systematisch wiederholt. Erstere Ansicht werden nur wenige Briten mit dem Kritiker theilen. Die Verfassung gestattet jedem Einzelnen für sh, so wie mehreren Einzelnen als eine Gefammdtheit, sich gegen jedes Geseß mündlich und 'chriftlich auszusprechen. Und es ist nun schon so lange Brauch, da wo es eine große Anstrengung gilt, um die Abschaffung irgend einer be: stehenden Ordnung zu erlangen, durch die Stiftung von Vereinen und Nebenvereinen, die Haltung von Versammlungen, keftigen Reden und Schriften die Nation aufzuregen, um recht viele Bittschriften und Unterzeichnungen zu erhalten, daß eine Regierung es nicht leiht würde wagen dürfen, ei- nem besonderen Bestreben dieser Art mit der Strenge des Geseßes entgegenzutreten, Auf diese Weise wurde die Ab- schaffung des Sklavenhandels, und später der Sklaverei in unseren Kolonieen, erlangt, die Abschaffung der Geseße gegen die protestan- tischen Sefktirer, wie die Emancipation der Katholiken, und in der neuesten Zeit die Reform-Bill, Auf diesem Wege streben nicht nur die Chartisten zur Erlangung ihrer Reform, sondern auch der protestantische Verein, welcher die Katholiken aufs neue vom Bürgerrechte ausschließen möchte,

Bei Allem lief oder läuft viel Tadelnswerthes unter, welches die wärmsten Freunde einer Sache oft am meisten bedauern, Machte man es aber der Regierung zur Pflicht, alle solche Be- wegungen zu überwachen, jedes gesprochene Wort zu wägen, jeden gedruckten Buchstaben zu prüfen und einem Prozesse zu unterwer- fen, so würde der freie Sinn, der diese Nation auszeichnet und sle zu so vielen großen Dingen fähig gemacht hat, bald verschwin- den. Die Unzufriedenheit wärde sich in engere Kreise verkriechen, und statt der stürmischen, manchmal so bedrohlih aussehenden, aber den Unwillen verrauchen lassenden Meetings hätten wir ge- heime Verschwörungen und ernstlihe Umwälzungs-Versuche, Es wáre möglich, wenn die Regierung (wie nach allen Jndizien sehr zu vermuthen steht) wirklich die Absicht haben sollte, dem Parla- mente dessen Wiederversammlung nun entschieden auf den 2. Februar festgeseßt ist eine weitere Ermäßigung der Korn - Skala, wo nicht gar eine feste Abgabe, vorzu- schlagen, daß sie damit anfinge, auf ein Geses für die Unterdrúckung der League anzutragen. Wellington und Peel thaten dasselbe in Bezug auf den katholischen Verein, ehe sie auf die Emancipation eingehen wollten, obgleich sie im voraus gewiß seyn fonnten, daß jener Verein sich bei der gewissen Aussicht, Alles, was er gesucht, sogleich zu erlangen, von selbst auflösen würde und es auch that, ehe jener Vorschlag noch zum Geseß erhoben worden war. Auch stimmten damals nicht nur alle Tories, die es mit der Regierung hielten, sondern auch alle Liberalen für jenes Unterdrúckungs - Gesek, Da aber bei einem ähnlichen Vor- schlage zur Unterdrückung der League der Beistand der Whigs sehr zweifelhaft ist und ein Abfall von Tories, wenn Peel mit seinen Reformen weiter geht, fast gewiß, so dürfte er sich doch wohl noch sehr besinnen, ehe er damit aufzutreten wagt. Die Drohung aber, daß der General - Prokurator an sie geschickt wer- den solle, ist nur ein brutum fulmen, womit man hier und da einen abzuschrecken hoffte, welcher bereit war, zu den 50,000 Pfd. Set. beizutragen.

Mit dieser Erhebung geht es aber schnell von statten; selbsk die Schotten, welche doch sonsk auf ihr Geld Acht zu geben wissen, bleiben dabei nicht zurück; und man hat so eben Anstalten zu ei- ner großen Versammlung in Glasgow getroffen, wozu man auch Cobden eingeladen hat, welche die Bewegung noch heftiger machen soll. Auch nehmen die Symptome der Sinnes-Veränderung un- ter den Gutsherren oder doch der Ergebung in ein Unvermeid- lihes, deren ih in meinem leßten Schreiben erwähnte, immer mehr zu, und sogar die Morning Post bekennt es, Jn ihrem Unmuth sagt sie denselben, daß sle twoenn sie denn durchaus dem Schuß: hoher Zölle entsagen wollten auch ihrem politischen Einfluß bei den Pächtern entsagen und denselben Pacht- briefe für 21 Jahre geben müßten, Dasselbe sagt ihnen aber auch der Morning Herald, welcher sih mit der Jdee einer erleichteteren Einfuhr ausgesöhnt hat, in guter Laune.

Die Ultra?s in der Schottischen Kirche, welche unter der Lei- tung des sonst so flugen Dr, Chalmers steht, hat die Denkschrift, womit sie die Regierung um Hülfe in ihrer Noth angegangen, bekannt gemacht, Sie gesteht darin, daß die Mehrheit der Kir- chen - Versammlung entschieden gegen die Ansprúche des Staates sey, während die Minderzahl bereitwilliger sey, den bürgerlichen Be- hörden als der Kirchen - Versammlung zu gehorchen, und einige solches wirklich gethan hätten. Bisher habe sich diese enthalten, die Widerspenstigen zu strafen. Die Zeit sey aber gekommen, wo solches nicht länger verschoben werden fönnte. Damit aber ein solcher ungeziemender Kampf vermieden werde, solle der Staat seine Ansprüche zurücknehmen , oder sie müßten sih von der Ver- bindung mit demselben lossagen. Der Jrrthum dieser Männer scheint zu seyn, was an so manchen anderen Orten und in allen Zeiten der Jrrthum gewesen, daß sie das sichtbare kirchliche Institut mit allen seinen in Zeit und Raum unvermeidlichen Feh- lern und Gebrechen mit der heiligen unsichtbaren Gemeinde verwechseln, und für jene fordern, was nur dieser gebührt und nur diese besigen kann. Es isst dasselbe Spiel, welches auch die Puseyiten mit dem Worte „Kirche“ treiben. Man versichert indessen, Peel sey entschlossen, wie er diesen in England keinen Vorschub geben wird, auch jenen Hildebrandisten in Schottland nicht nachzugeben, was denn die Sache bald zur Krise bringen

muß. Velgien.

Brüssel, 13, Dez. Die Repräsentanten-Kammer at gester

das Budget der auswärtigen Angelegenheiten, im Bean N 4,055,900 Fr. mit 57 Stimmen gegen 4 Stimme angenommen. Sie schritt hierauf zur Diskussion des Marine - Budgets; diese wurde bald beendigt; die Kammer nahm die Artikel mit einigen Amendements an , seßte aber das zweite Votum über das Ganze dieses Budgets bis heute aus. Die Kammer votirte am Schlusse nd ‘instimmia dar welcher den Zinsfuß der Cau- ionen der Steuerpflichtigen in Douanen- und Accisesa

5 auf 4 pCet. herabseßt. M A

Schweden und Norwegen. Stockholm, 10. Dez, (Alt. M.) Professor Geijer, wel- cher mit der eung der in den geheimnißvollen Kisten ent- haltenen Papiere Gustav's Il. beauftragt war, hat diese jeßt been- det, und eine Schwedische Zeitschrift enthält den Bericht des Pro- fessors darúber, woraus folgendes zu erfahren interessant seyn dürfte: Geijer theilt die Gustavschen Papiere in drei Klassenz

2416

Briefe, eigenhändige Aufsäße des Königs (historischen, politischen oder âsthetischen Anhalts), eigentliche Staatsschriften oder acta ublica. Unter den Briefen finden sich eine Menge von und an itglieder der Königlichen Familie, die verschiedenes über die da- maligen Verhältnisse aufklären. Auf einem Päckchen, das eine Sammlung Briefe Herzogs Karl, späteren Königs Karl X11I, von 1767 —1775 enthält, hat Gustav Il, die Worte geschrieben : „ces léttres font foi de l’intimité, qui regnoit entre nous et de la confiance reciproque.“ Sn der Sammlung finden sich mehrere Briefe von Friedrih dem Großen, Katharina der Zwei: ten, Ludwig XV. und Ludwig XVI., Prinz Heinrich von Preußen, fast von allen berühmten Männern der damaligen Zeit, besonders allen Französischen von Choiseul bis. Vergennes von Voltaire bis Marmontel.

Für die Schwedische Geschichte enthalten diese Papiere die Neuigkeit, daß die Thron - Entsagung Königs Adolph Friedrich 1768, wodurch der Reichstag zusammenzutreten genöthigt ward, mit einem weit tiefer gehenden Plan. des Kronprinzen Gustav, wegen einer Veränderung in der Regierungsform, in Verbindung skand. Der Plan zu diesem Vorhaben, wie der Grundriß der neuen Staatsform, war von dem Prinzen {hon zu Papier ge- bracht, der König und die Königin wollten aber auf keine Weise in seine Ausführung einwilligen;z L die Königin, in lebhaf- ter Erinnerung - der traurigen Folgen ihrer ZJntriguen im Zahr 1755 widerseßte sich demselben. Jn der zweiten Klasse dieser Papiere sind- besonders bemerkenswerth: „Mémoires de G. P. R. de S. écrits par lui même, commencés en 1765 lorsqu’il étoit agé de 19 ans” worin eine Menge interessanter und unerwarteter historischer Aufklärungen über die Staats-Umwälzung von 1772 und über die beiden vor- hergehenden Regierungen enthalten sind; und „Mémoires pour servir à l’histoire de la maison de Vasa, écrits par un de ses Descendants”, welche Geijer niht nur wegen der darin ent- wickelten historishen Kenntnisse, sondern auch wegen des bewun- dernswürdig früh entwickelten Schriftsteller - Talentes lobt. Aus der dritten Klasse dieser Papiere dürfte „der eigenhändige Entwurf des Königs zu der Regierungsform von 1772 und sein Entwurf zum Reichstags-Reglement von 1778“, besonders zu er- wähnen seyn; außerdem finden sich eine Menge diplomatischer Noten und Jnstructionen, da, wie bekannt, der König dem De- partement des Auswärtigen selbst vorstand,

Dänemark.

Kopenhagen, 43. Dez. Jütländische Stände-Versammlung. In der 46sten Sißung der Wiborgischen Stände- Versammlung am 7. Dezember fand die Schluß-Berathung in Betreff der stän - dishen Ausschüsse skatt, welche eine bedeutende Diskussion herbeiführte; indessen ward am Schlusse der Abstimmung Über die verschiedenen von der Versammlung gestellten Amendements, das vom Apotheker Dahlerup, welches die Abrathung der Ein- führung ständischer Ausschüsse empfahl, mit 42 Stimmen gegen 9 abgewiesen. Der Kommissarius bemerkte unter Anderen hinsichelih der vom ersten Secretair der Versammlung ausge- sprochenen Meinung, daß es unnúß seyn würde, die Ausschüsse zu widerrathen, weil deren Einführung des Königs absoluter Wille

sey, so wie denn auch er (der Kommissarius) geäußert, daß, da die Roeskilder Versammlung die mitgetheilte Jdee mit lebendigem Jn- teresse aufgefaßt und die Holsteinische sie auch wenigstens nicht abgerathen habe, der König feine Veranlassung finden wérde, sie aufzugeben: „er habe fch© auf“ diese Weise nur in der Voraus-

se6ung’ geäußert, daß die Zütländisthen Stände sich eher den Roes- filder anschließen, als gemeinschaftliche Sache mit der in der Hol- skeinischen geäußerten ‘und wahrscheinlich auch in der Schleswig- shen zu erwartenden Meinung machen würden, er finde es übrigens aber nicht unwahrscheinlih, daß, wenn sich bei den Jütländischen Ständen keine Stimmung zu Gunsten der Sache zeige, der König sie noch auf sih beruhen lassen werde, da er natúrlicherweise einsehen müsse, daß die heilsame Wirkung der Jnstitution: von dem Vertrauen abhängen müsse, womit sie aufgenommen werde. Unter den Abgeordneten äußerte der Kanz- leirath Funder, seine Erwartung hinsichtlih der Aufnahme der Institution, welche dieselbe im Lande finden werde, sey nicht ge- rechtfertigt worden, und die Ausschüsse würden von Vielen in der Provinz mit mißtrauischen Blicken betrachtet; er sehe volllommen ein, daß es allein auf das Volk ankomme, ob die Jnsfstitution ein Edelstein oder, wie sich ein anderer Abgeordneter ausgedrückt habe, ein Glasfluß werden würde. Auch der Kostenpunkt ward in der Versammlung erörtert.

Deutsche Bundesstaaten.

München, 413. Dez. (Bayer. Bl) [Fünfte bffentliche Si6ung der Kammer der Abgeordneten. ] Es erstattete der Re- ferent des zweiten Ausschusses, Freiherr von Rotenhan, Vortrag über den Geseß-Entwurf, „die Erwerbung des Wohnhauses und der Sammlungen Göthe?’s in Weimar“ betreffend. Nachdem wir den Vortrag des Königl. Finanz-Ministers in der Sißung vom 2, Dezember schon ausführlich gegeben haben, lassen wir hier eben so auch die von Sr. Excellenz zugefögten Motive folgen.

¿Von mehreren Mitgliedern des Oeutschen Bundes, namentlich Oesterreich und Preußen i der Wunsch in Anregung gekommen, daß auf dem Wege freiwilliger Uebereinkunft von cuisdlands Fürsten und freien Städten das Wohnhaus des verewigten großen Dichters Göthe in Weimar, sammt den darin befindlichen Sammlungen, von dessen Erben angekauft, und für: ewige Zeiten zum Deutschen Natio- nal-Eigenthum unter möglichster Begünstigung des nuhbringenden Gebrguchs möchte bestimmt werden, damit uicht in Folge des außer- dem bevorstchenden Verkaufs die: Wohnsiätte eines der eminentesten Geister des Deutschen Volkes eine ihre Gestalt verändernde, ste viel- letcht herabwürdigende Bestimmung erhalten möchte, oder die kostba- ren Sammlungen, welche, die Neigung und die Arbeit Gkd- the’'s vergegenwärtigend, gewissermaßen als eines seiner Werke zu betrachten sind, dex Zersplitterung oder der Uebertragung n das Ausland preisgegeben'' werden. Zur Erreichung dieses Zweckes, dem Deutschen Vaterlande ein theures Andenken und werthvolle Sammlungen zu erhalten, und der gesammten Nation einen neuen Beweis des Antheils zu liefern, welchen die Deutschen Regie- rungen an der Verherrlichung des Denen Namens durch die lite- rarischen Bestrebungen hochbegabter Geister nchmen, ift eine aus mchreren Bundestags-Gesandten bestehende besondere Kommission ge- bildet worden, um Über die Modalitäten, unter welchen der Plan, das D und die Sammlungen des verstorbenen J. W. von Göthe anzu-

du und für ewige Zeiten zum Deutschen National-Eigenthum zu bestimmen, allenfalls realisirt werden könnte, vorbereitende Berathun= gen zu pflegen und über das Ergebniß gutaheliche Aeußerung zu geben. Se, Majestät der König haben in Berücksichtigung des ge- meinnüßigen und erhabenen Zweckes an diesen zur Zeit no blos vorbereitenden Verhandlungen durch Allerhöchstihren Bundes- Masten zwar einsiweilen Antheil nehmen , jedoch hierbei aus- drücklich erklären lassen, daß die Beitragsleistung Bayerns (welche eventuell pi 10,000 Fl. berechnet worden is) nur auf verfassungs- mos! E e L / D E gon E Be. er aben na ernehmun er- hdchstihres Staatsrathes und mit dan Beirathe und der Zustimmung

Jhrer Lieben und Getrcuen, der Stände des Reichs, Allergnädig ju genehmigen geruht, daß, insofern die von mehreren Mitgliedern es Bundes beabsichtigten Unterhandlungen zur Erwerbung des Wohnhauses und der Sammlungen Göthe's in Weimar in der Eigenschaft eines gemeinschaftlichen und bleibenden Deutschen National - Denkmals zu dem gewünschten Ziele führen sollten, der ur Erwerdung- altung und Beaufsichtigung dieses gemcin- |baftlichen Deutschen National-Denkmals erforderliche Bedarf mit der auf Bayern treffenden Rate, unter Vorbehalt einstiger nä- herer Nachweisung, aus der Staats - Kasse bestritten werde.// Der Vortrag des Ausschuß =- Referenten lautet: „Göthe hin- terließ seinen Erben das Haus zu Weimar, in welchem er so viele Jahre gelebt, in dem sein Genius die großen Werke beinahe alle eschaffen, mit denen er tief in die geistige Gestaltung (mes JFahr- hunderts eingegriffen hat, Werke, die seinen Namen unsterblih ma- chen. Dieses Haus trägt in seinen behaglichen Räumen, wie in allen scinen Einrichtungen , voll einfachen edlen Geschmacks, das Gepräge des Geistes , der darin gebildet und geherrscht hat. Es is noch an- gc von allen kunst- und wissenschaftlichen Sammlungen, die the um sich zu schaffen und gu ordnen wußte, die mit seinem dich- terishen und wissenschaftlichen Leben so_ innig verweht waren. Auch die Manuskripte seiner Werke finden sich wohlgeordnet dort aufbe- wahrt. Ein leßter Wunsch des Verftorbenen war es, daß seine Sammlun- en, wo möglich gange und zwarin Weimar erhalten werden möchten. Zehn Aabre lang haben die Erben des großen Deutschen Mannes diesem Wunsche gemäß Alles unberührt gelassen. Geistvolle Freunde, die im Leben dem Dichter nahe gestanden, haben sene Räume und fene Schâäße wie Reliquien gepsleat und bewahrt. Länger scheinen die Er- ben aber nicht ein werthvolles Vermdgen ohne Frucht liegen lassen zu können, und sichen im Begriff, enes Haus sowohl, als die Sammlungen, zu veräußern. s war e befürchten, daß diese kost- baren Erinnerungen sich bald in alle Weltgegenden zerstreuen und der Deutschen Nation vielleiht nur Bruchstücke Übrig bleiben würden. Da entstand in boch berzigen Deutschen Fürsten der Gedanke, es möchte dieser Nachlaß Gdöthe's von Bundeswegen atge- kauft und als ein gemeinschaftliches und bleibendes National - Denk= mal erhalten werden. Er wurde, von Oesterreich und Preußen auss gehend, bei dem Bundestag ä Res angeregt, insbesondere auch von Sr. Majestät unserem König lebhaft vertreten, und fand allge- meine Beistimmung, Der dermalige Standpunkt der Sache ist fol= gender.// (Fortseßung folgt.)

Desterreich.

Wien, 10. Dez. (A. Z.) Es sind erst zwei Monate ver- flossen, seit man zum wirklichen Bau der Staats-Eisenbah- nen geschritten, und diese zwei Monate waren so ungünstig als möglich, Dennoch liegen die erfreulichsken Resultate vor. Die Unternehmung des Unterbaues von Olmúbß bis Böhmisch-Triebau, in einer Lânge von 11?, Meilen, und gegen Triest, von Mürzzu- schlag bis Neudorf, in einer Länge von 15 Meilen, is vertrags: mäßig sicher gestellt; und es sind schon jeßt die Erdbauten von Olmüß bis Hohenstadt eine Länge von 6% Meilen und auf der Graßer Seite in einer Länge von 5 Meilen, mithin im Gan- zen ein Erdbau von 112; Deutschen oder 5242 Englischen Meilen, in diesen wenigen Wochen beendigt worden. Zudem konnte in der spâten Jahreszeit, in der begonnen wurde, den fremden Arbeitern der Entschluß nicht leicht werden, bei herannahendem Winter ihre Heimath zu verlassen, um vielleiht auf nur ganz kurze Zeit in der Ferne Beschäftigung zu finden, Daher waren auf der Böhmischen Bahn nur zwischen 5000 8000 Indivi: duen täglih beschäftigt, auf der Südbahn noch bedeutend weniger. Das künftige Frühjahr wird daher ersk die Möglichkeit gewähren, mit voller Kraft an- das Werk zu gehen. Jndeß wird der Winter darum nicht müßig zugebracht und solche Arbeiten, die mit der Jahreszeit verträglich sind, wie z. B. Felsensprengun- gen u. s. w., ununterbrochen fortgesest. Alle Eisenbahn-Bestand- theile fúr den im Jahre 1843" vorzunehmenden Oberbau sind im Jnlande vollkommen gedeckt, und die Werke, die dergleichen Llefe- rungen übernommen haben, im vollsten Betrieb. Ein gleiches gilt fúr die erforderlichen Hölzer; ihre Lieferung is gesichert. Die Magazine, Lagerpläße sind bestimmt und die nöthigen Beamten und Gehülfen zur Uebernahme ernannt. Auch das Grund- und Einlôsungs-Geschäft, welches auf feste Grundlagen basirt wurde, um sowohl die angemessenen Entschädigungen den Besißern zu sichern, als den Staatsshaß vor Überspannten Forderungen zu {hÜütßen, hat seinen ungestörten Fortgang.

Außer diesen nächsten Verfügungen wurde dasjenige in ge- naue Erwägung gezogen, was den Fortgang des Baues in den folgenden Jahren bedingt. Die Studien über die Modalitäten, unter welchen die Ueberskeigung des Simmering - Berges möglich und zweckmäßig is, werden fortgeseßt. Die Untersuchungen über die ungeheuer schwierige Trace von Neudorf nach Cilly und von hier nah Triest sind beinahe vollendet. Die Detail:Projekte-úber die bereits definitiv bestimmte Doppelbahn von Brünn durch das Zittawathal bis Böhmisch- Triebau liegen zur Entscheidung vor. Die Detail-Projekte von Bbhmisch:Triebau über Kollin nach Prag sind in der Arbeit begriffen und mit der Königl. Sächsischen Re- gierung die Convention bereits abgeschlossen, der zufolge die Bau- ten beider Regierungen im Elbthale zusammenstoßen werden, da sich auch die Sächsische Neglerung zum Bau einer Eisenbahn von Dresden bis an die Oesterreichishe Gränze verbindlich macht. Hiemit ist die Verbindung des Adriatischen Meeres mit der Nord-

‘see dur die ganze Länge der Oesterreichischen Provinzen als

vollendet zu betrachten ! Spanien.

Paris, 13, Dez. Die Regierung hat nachstehende telegra: phische Depesche erhalten :

Perpignan, 9. Dez. Gestern waren die Läden in Barce- lona geschlossen. Es sind, in Ermangelung der Chefs, 200 Miliz- Soldaten verhaftet und mehrere bereits erschossen worden, Der General-Capitain van Halen hat die Zeit für die Ablieferung der Waffen um sechs Stunden verlängert. Die unbewohnten Häuser sollen erbrochen werden, um sich zu versichern, daß keine Waffen darin verborgen sind, Das Britische Linienschiff „Formidable“ hat, von dem Dampfboote „Cyklop“ ins Schlepptau genommen, in M CONA einer Englischen Fregatte den Hafen von Barcelona verlassen, i

Barcelona, 6. Dez. Der politische Chef, Don Juan Gu- tierrez, hat an die Bewohner Cataloniens eine Proclamation er- lassen, worin er sie auf die traurigen Folgen der Jnsurrection aufmerksam macht und sie auffordert, sich fernerhin ruhig zu ver- halten und den geseßlichen Behörden Gehorsam zu leisten.

Madríd, 6. Dez. Die Provinzial-Bataillone von Guada- lajara und Segovia, so wie mehrere Linien-Regimenter, sind hier eingerückt, um die mit Espartero ausgerúckten Truppen zu er- seßen. Es herrscht hier die vollkommenste Ruhe, und auch die Nachrichten aus den Provinzen lauten in dieser Beziehung be- friedigend; Überall haben die aufgelösten Milizen die Waffen wie- der ergriffen, um die Sicherheit des Landes zu befördern.

65 Paris, 13, Dez. Aus der gestern nah dem Jmpar- cial mitgetheilten Schilderung der Wirkungen des Bombarde-

L

E

L L Lis i i A G L E E I

ents von Barcelona geht zur Genüge hervor, daß die hiesigen Blätter sich roße Gera Seibathen erlauben, wenn sie von dieser Stadt sprechen, ob sie durch die Bomben des Forts Monjuich zu Grunde gerichtet wäre. Wenn der durch das Feuer dieses Forts angerichtete Schaden ihn darmellé nicht sehr bedeutend gewesen, so is das allerdiñgs s{werlih das Verdienst der Belagerer, aber auf der anderen Seite is doch auch kein rechtmäßiger Grund vor- handen, dieselben für eine Vpemösinag verantwortlich zu machen, die nicht wirklich stattgefunden hat. Die hiesigen Blätter, welche sih diesmal fast einstimmig gegen Espartero und den General van Halen erklären, haben in jedem Betrachte Unrecht, in ihren thatsächlichen Behauptungen über die Wahrheit hinauszugehen, denn, sie diskreditiren dadur den sehr gerechten Tadel, der sich gegen verschiedene Handlungen einer zu großen oder einer mißver- standenen Strenge der siegreichen T ILINDaate erheben läßt. Sehr begründet ist zum Beispiel der Unwille über die Aussebung einer Prâmie für die Denunciation, úber die Androhung der Todes- strafe gegen Jeden, der einen schuldigen Militair: oder Civil-Be- amten verbirgt, und über die Androhung derselben Strafe gegen die zu den bezeichneten Kategorieen gehörigen Theilnehmer an dem Aufruhre, die sich nicht selb freiwillig vor das für sle niederge- seßte Kriegsgericht stellen, Durch diese und ähnliche Vorschriften wird das Menschlichkeits- und das Moralgefühl zu tief beleidigt, als daß sie sich durch die politischen Nothwendigkeiten des Augen- blicks entschuldigen lassen sollten, und man kann es allerdings nur natüurlih finden, wenn sich die Spanische Regierung durch solche Maßregeln manche frühere Theilnahme entfremdet.

Es lâßt sich mit Gewißheit voraussehen, daß die Schwierig: feiten der parlamentarischen Lage des Ministeriums Rodil-Almo- dovar durch das Verfahren gegen Barcelona unendlich werden gesteigert werden. Die Erklärung der Catalonischen Hauptstadt in Belagerungszustand, die bekanntlih auh im vorigen Jahre, nah der Dâmpfung des durch die Sicherheits - Junta geleiteten Aufstandes, erfolgt war, hat die Regierung während der lebten Session der Cortes in eine Reihe von Verlegenheiten verwickelt, welche einen großen Antheil an dem endlichen Sturze des Mini- steriums Gonzalez-Alonso gehabt haben. Dieses Ministerium ver- suchte niemals die Gesezmäßigkeit jener Maßregel zu vertheidigen, sondern es erfannte an, daß sich dieselbe nur als eine durch die Verhältnisse unvermeidlich gemachte Ueberschreitung der verfassungs- mäßigen Gewalten der Regierung vertheidigen lasse. Diese Frage wird jeßt von neuem der Mittelpunkt eines parlamentarischen Kampfes werden, bei welchem die Regierung alle Wahrscheinlich- keiten gegen sich hat.

Dem Telegraphen von Perpignan zufolge haben bereits einige Hinrichtungen in Barcelona stattgefunden. So sehr es zu be- fürchten ist, daß sich diese Nachricht bestätigen werde, so ftebt doch nicht anzunehmen, daß die Rache des Geseßes, in Ermangelung der Häupter des Aufruhrs, ihre Opfer unter dem Troß der Theil: nehmer an demselben ausgewählt habe; wenn man in dieser Sache Vermuthungen äußern darf, so kommt man gewiß der Wahr- scheinlihfeit am nâchsten, wenn man annimmt, daß die Hinrich- tungen, von denen der Telegraph spricht, einige von den Militairs getroffen, die sich der Empörung angeschlossen haben, und die gleichwohl leichtsinnig genug gewesen sind, das Einrücken der Re- gierungs-Truppen abzuwarten.

Um die für die Geschichte der leßten Tage des Barceloneser Aufcuhrs besonders wichtigen Dokumente, so weit sie nicht schon in Französischen Blättern enthalten sind, zu vervollständigen, lasse ih hier ein Schreiben der dritten Junta folgen, welche blos dazu eingeseßt war, im Namen der Stadt mit dem General - Capitain zu unterhandeln, und welcher van Halen die Bedingungen der Regierung schriftlich mitgetheilt hatte, damit sie dieselben der Einwohnerschafe zur Prüfung und Abskimmung vor: lege. „Die Stunde ist herangekommen“/, schreibt die Junta am 2ten um 4 Uhr, „wo wir die \chließliche Antwort der Offiziere der National-Garde und der Viertels-Alkalden (alcaldeo de barrio) hât- ten erhalten sollen; aber die Unglück verkündende Sturmgloke hat die Stadt in wilde Aufregung verseßt und die beabsichtigte Versammlung verhindert, denn die Mehrzahl der “Offiziere der National-Garde und der Alcalden hat sich versteckt. So hat denn auch die Mittheilung Ew. Excellenz nicht vorgelesen werden köôn- nen. Drei Alcalden und ein Bataillons - Chef sind die Einzigen, welche sich Ce haben. Die Junta hat bereits aufgehört zu existiren, und Barcelona ist in voller Anarchie, Die Unterzeichneten wissen nicht, ob sie in ein paar Minuten noch leben werden.“ Folgen die Unterschriften des Don Juan de Safont und zweier anderer Mitglieder der aufgelösten Junta, Barcelona blieb in Folge des Auseinandergehens dieser Junta bis zum Aten, wo die odrd und leßte Junta erwählt wurde, ohne alle anerkannte Be: orde,“

O Madrid, 6. Dez. Heute wurde die allgemeine Neu- gierde durch den Anhalt folgender von dem Kriegs - Minister an den Minisker der auswärtigen Angelegenheiten gerichtete Depesche gestillt, die in der Gaceta veröffentlicht wird :

„Excellenz! Der Regent des Reichs hat sich auch heute hie befunden, ohne daß etwas vorgefallen wärez dieses melde i Ew. Excellenz zu ZJhrer Benachrichtigung und damit Sie das Entsprechende verfügen. Haupt - Quartier des Regenten in …_ Salrriá, den 2, Dezember 1842, Der Marquis von Rodil.“

Diejenigen Personen, welche Überzeugt waren, daß die Anwe- senheit des Regenten vor Barcelona hinreichen werde, um die Rebellen entweder zur sofortigen Uebergabe zu bewegen oder den ferneren Zögerungen des Generals van Halen ein Ende zu machen, bekennen sich nun in ihren Erwartungen getäuscht, da der Regent bereits vier Tage im Angesicht der Stadt verweilte, ohne daß, wie der Bericht des Kriegs-Ministers sagt, etwas vorgefallen wäre.

Die am 30sten eingeseßte Junta, welche offenbar bereit war, der schleunigsken Unterwerfung der Stadt den Weg zu bahnen, hatte die Kühnheit, dem General van Halen an demselben Tage gane Bedingungen derselben vorzulegen. Ueber alles BVorge- fallene sollte ein Schleier geworfen werden, die National - Miliz in derselben Stellung bleiben wie am 14ten v. M. und die Regierung sollte die Offiziere und Soldaten der Armee, welche zu jenen Vor- fällen beigetragen hätten, so nachsichtig wie möglich behandeln. Da van Halen hierauf nicht einging, so bestanden die Abgeord- netén der Meta darauf: 1) die Stadt Barcelona und deren Einwohner sollten für die von den Feinden ihrer Wohlfahrt an- gestifteten Vorfälle nicht bestraft werden, und 2) die National: Milizen, welche ihre Waffen vor dem 14ten v. M. erhalten hat- ten, sollten sie behalten, während die Provinzial:Deputation und das Ayuntamiento *) die bewaffneten Bürger den Vorschriften e organisiren würden. Der General van Halen trug diese rechen Zumuthungen dem Regenten vor und erklärte dann, auf els A den Abgeordneten der Junta, daß auf der Stelle alle seit Oktober 1840 der National-Miliz eingehändigten Waffen

wurde,

C n ingesché an bemerke, daß das Ayuntamiento von den Rebellen selbsi

(d, Korr.)

2417

in dem Fort Atarazanas niedergelegt werden müßten; daß die vor- jbglichsten Anstister und Chefs des Aufstandes den Geseßzen gemä

estraft werden würdenz daß die Einwohner von Barcelona, in- dem sie sich der Regierung unterwürfen, auf deren Nachsicht und auf die strengste Mannszucht der Truppen rechnen könnten; und daß man sich in feine andere Erdrterung einlassen werde und die entscheidende Antwort binnen 24 Stunden (also am ersten) er- warte.

Am Asten Morgens versammelte die Junta die Bataillons- Chefs der National - Miliz und die Alkalden, berathschlagte Über das Ultimatum van Halen's und fertigte aufs neue eine Kommis- sion an ihn ab, an deren Spiße sich der wegen seiner Tugenden verehrte Bischof stellte. Da aber van s und Rodil auf die vorgelegten Bedingungen bestanden, so kehrte die Kommission nach der Stadt zurúck, und die Junta forderte die Chefs der National: Miliz und die Alfkalden auf, zu erklären, ob sie sh den Befehlen der Regierung unterwürfen, Jm entgegengeseßten Falle werde sich die Junta für aufgelöst betrachten.

Obgleich nun die von van Halen gegebene Frist aufs neue ablief, und die Regierung nun bereits seit drei Tagen unter den Augen des Regenten selbst mit Rebellen unterhandelt und die Úbermüthigen Forderungen derselben mit Langmuth angehört hatte, forderte jener General am Morgen des 2ten die Stadt abermals zur unbedingten Uebergabe auf und erhielt von der Ex- Junta folgende Antwort :

„Zu dieser Stunde, zwei Uhr Nachmittags, sollten wir die definitive Antwort der Bataillons - Chefs der Miliz und der Al: falden erfahren. Die unheilsvolle Sturmglocke hat die Stadt in Schrecken geseßt und die Versammlung verhindert, indem die mei- sten Bataillons - Chefs und Alkalden entflohen sind und es noch weniger möglih war, Ew. Excellenz Depesche vorzulesen.

„Vier Stimmberechtigte, nämlich drei Alkalden und ein Ba- taillons-Chef, sind die einzigen, die sich im voraus versammelten. Die Junta besteht nicht mehr, und Barcelona is der Anarchie Preis gegeben. Die Unterzeichneten wissen nicht, ob sie noch nach zwei Minuten leben werden. Um 2 Uhr Nachmittags, den 2. De- zember 1842, Juan de Safont. Antonio Giberga. Laureano Figuerola,“ .

Am Morgen des 2ten zeigte der von den Rebellen eingeseßte Gouverneur der Citadelle der Junta an, daß seine Mannschaft davonliefe, er daher den ihm anvertrauten Plaß nicht halten könne und den Befehl niederlege, „um sich in seine Wohnung zurückzu- ziehen.“ Zu gleicher Zeit verlangte das Bataillon National- Miliz, welches seit sieben Tagen das Fort Atarazanas beseßt hielt, abgelöst zu werden.

Ueber die Unthätigkeit der Truppen vor Barcelona brauche ih weiter nichts hinzuzufügen, als was heute die amtliche Gaceta sagk: „Was würde man von einer Regierung sagen, die anstatt eine aufrührerische Stadt mit den Waffen zu unterwerfen, un- thätig und mit verschränkten Armen darauf wartet, daß der Auf- stand in sich selbst ersticke? Für das Uebel, das sich unterdessen ereignete, würde die Regierung, die man mit Recht wegen ihrer Unthätigkeit und Schwäche tadeln könnte, verantwortlih seyn, Wozu nützen die Waffen, welche das Grundgeseß zur Verfügung des Oberhauptes des Staates stellt, wenn er sie nicht gebrauchen soll, um die, welche sich gegen die Staäts-Verfassung auflehnen, zu unterwerfen?“ u. \. w.

Bis diéësen Abend sind keine weiteren Nachrichten von Bar-

celona. eingegangen. hn R, 10 Griechenland.

Athen, 29, Nov. (A. Z.) Die im Staats-Haushalt noth- wendig gewordenen Reformen und Verbesserungen hatten vor eini- gen Tagen in der Leitung des Finanz-Ministeriums einen Wechsel des Personals Vas bx aj Zum neuen Finanz-Minister hatte Se. Majestät der König den Herrn Silivergos ernannt, eine Wahl, die alle Parteien befriedigte, da Herr Silivergos als ein Mann bekannt is, der die nöthigen Kenntnisse und Erfahrungen besißt, einem Departement wie das der Finanzen vorzustehen. Lei- der hat jedoch diese Ernennung und die damit verbundene Aufre- gung einen so nachtheiligen Eindruck auf seine Geisteskräfte geäu- pert, daß er nah Verlauf weniger Tage Spuren von Geistesver- wirrung gegeben. Natärlich konnte man nicht zögern, ihn aus einer Stellung zu entfernen, welche unausgeseßte Thätigkeit und Besonnenheit in Anspruch nahm. Es wurden einstweilen die er- forderlichen Maßregeln getroffen, wenn gleih Über die definitive Wahl eines neuen Departements-Chefs noch nichts verlautet,

Serbien.

Von der Serbischen Gránze, 3. Dez. (Deutsche Bl.) Die neuen Unruhen in Serbien sollen durch die Verhaftung der Urheber bereits wieder beigelegt seyn. Wie ich hôre, fand nament- lih im Kruschewaßer Bezirk ein Umwälzungs-Versuch statt, dessen Anstifter ein Regierungs-Zögling war, der in Wien studirt hatte, Auf heute sind sämmtliche Flüchtlinge in Semlin zu einer großen Versammlung eingeladen, bei welcher auch der Russische General: Konsul Watschenko sich einfinden wird. Man is äußerst gespannt auf die Mittheilung, welche Herr Watschenko zu machen haben

dürfte. Moldau und Wallachei.

Bucharest, 25. Nov. (A. Z.) Die außerordentliche Ge- neral:Versammlung, die binnen kurzem sich versammeln wird, um die Wahl eines Hospodars vorzunehmen, is nah dem für die Wallachei bestehenden organischen Reglement nur aus 190 Mit- gliedern zusammengeseßt und zwar aus 50 Bojaren ersten Ran- ges, aus 77 Bojaren zweiten und dritten Ranges, aus 36 De- putirten der Distrikte und 27 Deputirten der Städte und Han- dels - Corporationen. Die erske Ordnung der Bojaren besteht aus 3 Klassen und zwar: die erske aus den vier Groß-Banen der Wal: lachei. Diese sind die Herren Baliano, G, Philippesko, M. Ghika und Konst. Ghika, Zur zweiten Klasse gehören die Groß- Dworniks, deren es sechs giebt: M. Cornesko, Th. Wakaresko, Alexander Philippesko (Vulpi genannt), Alex. Ghika, Pana Co- stesïo und Galesko, Die zahlreichste ist die dritte, nämlich die der Groß-Logotheten. Dahin gehören: J, Wakaresko, N. Phi- lippesfo, Suzzo, Bibesko, Styr Bey 2c, Zur passiven Wahl: Fähigkeit eines Hospodars wird erfordert, daß man zu einer die: ser drei Klassen der Großbojaren gehöre, ein geborener Wallach oder Nachkomme eines naturalisirten Wallachen sey, daß man den Adel seiner Vorfahren wenigstens bis zum zweiten Grade der auf- steigenden Linie (bis zu dem Großvater) auszuweisen vermdge und das vierzigste Jahr zurückgelegt habe, Unter den 50 Bojaren des ersken Ranges besißen 37 die vom organischen Statut zur Hospodaren-Würde verlangten Eigenschaften. Von diesen bestimmt die ordentliche Versammlung 7 zur Kandidatur des Hospodariats, und die außerordentliche wählt dann einen aus diesen Kandidaten, welcher zur Erlangung seiner Würde noch der Bestätigung der Pforte und der Schußmacht bedarf, Die 7 Kandidaten sind we- gen Abwesenheit einer großen Zahl von Mitgliedern der ordentli:

chen General-Versammlung noch nicht bestimmt, wohl aber sollen sle bei dem Sekretariat der Versammlung angemerkt seyn, und zwar in der Person der Herren G. Libesko, G. Philippesko, Suzzo, Styr Bey, Konst, Ghika, Baliano und J. Wakaresko.

Vereinigte Staaten von Nord-Amerika.

O New-York, 22. Nov. Jch habe bisher das Resultat der leßten Wahlen in seinen Beziehungen zur Verwaltung und zu dem allgemeinen Wohle der Landes besprochen; shwieriger ist es, seinen Einfluß auf die Gestaltung der Zukunft gewisser beson- ders hervorragenden politischen Jndividualitäten e bestimmen. Jch fomme hier nothwendig noch einmal auf die nächste Prâsidenten- wahl zurúück., Eine Thatsache, die von der Amerikanischen Presse meines Erachtens viel zu wenig beachtet worden is, ist der auf halboffizielle Weise in der Union angekündigte Entschluß des Herrn Tyler selbsk, bei der künftigen Präsidentenwahl als Kandi- dat aufzutreten. Jm ersten Augenblick könnte diese Thatsache Ver- wunderung erregen, wenn man sie mit den neuerlichen Erklärun: gen der Herren Webster und Cushing zusammenhält: allein man muß wohl berücksichtigen, daß jene Herren von der Ver angenheit und nicht von der Gegenwart gesprochen haben. Die Kandidaten auf whiggistischer Seite sind also die Herren Clay und General Scott, auf demokratischer ist ihre Zahl größer, es sind die Her- ren van Buren, Calhoun, Buchanan, Oberst Johnson und Genez ral Cass, dessen Rückkehr aus Paris man entgegensieht. Zu die- sen allen fommt nun noch die Kandidatur des Herren Tyler. Die Kandidaten der Whigs müssen nah der vorliegenden Manifesta- tion des Nationalwillens die Hoffnung aufgeben: das ist allein sicher, für sie ist der Osiracismus entschieden. Aber wer wird aus der Niederlage des Herrn Clay und seiner Doktrinen den Vors= theil ziehen? Das is die Frage, die eben wegen der großen Zahl der Aspiranten, welche den Sieg zu ihren Gunsten wenden möch- ten, schwierig zu beantworten ist.

Die beiden bedeutendsten Kandidaten der Locofoco-Partei sind unstreitig die Herren Calhoun und van Buren, die beide aber fast gleich große Schwierigkeiten zu Überwinden haben werden. Herr van Buren, der Mann des Nordens, hat die Jndifferenz des Südens gegen sih und die Fehler seiner Vergangenheit, wodurch die Neubekehrten der Partei Tyler abgehalten werden, sich mit ihm zu verbünden, den sie so lange bekämpft haben; ihre Apostasie würde in allzu grellem Lichte erscheinen und daher ihnen allzu schwer fallen, Auch hat Herr van Buren einmal seine Zeit durchgemacht, und das will in einem Lande, wo es Grundsa6 is, daß Jeder an die Reihe kommen soll, schon etwas bedeuten; dann ist Herr van Buren eben eine gefallene Größe, und dieses Be- wußtseyn wirkt gleich einem niederschlagenden Mittel auf die df- fentliche Meinung, die sih nicht mehr für ihn zu enthusiasmiren vermag. Herr Calhoun auf der anderen Seite hat allerdings den Vorzug der Neuheit, so wie den Ruf eines großen Redner-Talents für sich, weswegen er auch der Demosthenes des Südens der Union genannt wird; er hat ferner nicht blos den demokratischen Süden, sondern auch Ohio fúr sh, dessen jeßiger Gouverneur und seine Anhänger einen großen Theil der politischen Grund- sáße von Süd - Carolina theilen; endlich hat er auch in dem Locofoco - Kandidaten für den Posten eines Gou- verneurs von New-York einen warmen Vertheidiger seiner Sache, Allein seine bis zum Fanatismus gehende Anhänglichkeit an die Interessen der südlichen Staaten und an das Prinzip der unver- äußerlichen Souverainetät der einzelnen Staaten, haben ihm auch

den Namen des großen Nullifikator, des Catilina des Südens, zu- gezogen.

Zwischen Herrn Calhoun und den Männern des Nor- dens im Allgemeinen herrscht eine furchtbare Kälte und Entfrem- dung: zwischen ihm und den Abolitionisten aber liegt ein wahrer Abgrund, dessen Ausfüllung nicht abzusehen is, Das ist also die Lage der Locofoco-Partei zroischen ihren beiden Chefs. Mit dem einen entfremdet sie sich den Norden, mit dem anderen den SÜ- den: mit beiden aber läuft sie große Gefahren. Um diese zu be- schwören, bleiben ihr nur zwei Auswege: entweder muß sie die in erster Linie stehenden Kandidaten beseitigen und die des zweiten Ranges an ihre Stelle treten lassen; oder sie muß den Mann im Besike der Gewalt erhalten, in dessen Hände sie jet gelegt ist, Erstere Combination is fast unmöglich, weilsie mit dem Grundsaße der Wahl des Würdigsten sich nicht verträgt, der die einzige logische Basis der Reprâsentativ-Regierung bildet, dann weil die vereinigten Einflüsse der beiden geopferten Chefs gegen den an ihre Stelle geseßten und ihnen also vorgezogenen Kandidaten si koalisiren würden, Wenn es schon {wer is, die Wahl des Herrn Calhoun gegen die Op- position des Herrn van Buren durchzuseßen, so wäre es jedoch noch weit schwieriger, den General Cass oder den Obersten John- son troß der Opposition der Herren van Buren und Calhoun zu wählen. Das Zurücktreten dieser Leßteren wäre viel leichter für eine shon bestehende als für eine erst zu schaffende Macht zu er: langen, denn der Ehrgeiz hat zu allen Zeiten den Blick mehr vor- wärts als rückwärts gewendet, die Zukunft mehr gefürchtet als die Barsan, alts G

le demokratische Partei könnte sich also am leichtesten um Herrn Tyler schaaren. Kein anderer Kandidat Äb ai auf eine sichere Majorität renen können, ihm könnte da- gegen Einskimmigkeit zu Theil werden. Er würde an die reine, entschiedene Locofoco-Partei als Bundesgenossen die neuerlich von der Whig - Partei losgetrennten Männer anreihen, die eine Art Tiersparti bilden, deren Stimmen aber für die äußersten Kandi: daten wohl verloren seyn könnten, Herr Tyler vertritt eine in allen Ländern ehrenwerthe Partei, der auch alle ehrenwerthen Männer sich anschließen würden, nämlich die Partei der Versöhnung, der Vermittlung. Kein Amerikanischer Staatsmann noch hat sich in gleich shwieriger Lage befunden und wohl wenige würden eben so viel Mäßigung und Muth wie er entwickelt haben. Einen Augen- blick von Allen aufgegeben, verzweifelte er doch nicht an der Sache des Rechtes, das für ihn war, und endlich sieht er seine Beharr- lichkeit mit Erfolg gekrônt und die Mehrheit der Nation sich wie- der auf seine Seite schlagen. Wenn die Demokraten ihr verlore- nes Uebergewicht wieder erlangt haben, so haben sie dies allein Herrn Tyler zu danken. Denn er allein hielt ihre Grundsâbe aufrecht und verschaffte durch seine Mäßigung der Sache den Sieg, die durch Uebertreibung gefährdet war. Es is sehr zwei: felhaft, ob das Land zwischen Andrew Jason und Henry Clay in gleicher Weise sich ausgesprochen hâtte, wie es jeßt zwischen Henry Clay und Herren Tyler gethan hat. Durch Beibehaltung desselben auf dem Prâäsidentenposten würden daher die Demokra- ten zugleich eine Pflicht der Dankbarkeit gegen ihn erfüllen und im Jnteresse ihrer Grundsäße und Ueberzeugungen handeln.