1842 / 359 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Oberst Webb, der Redacteur des New York Jnquirer, ist wegen eines Duells, in welchem er seinen Gegner verwundet hat, zu zweijährigem Gefängniß verurtheilt worden, |

Die Fluß- Verbindung mit dem Westen ist bereits durch den Eisgang gehemmt, und eine Menge zur Verschiffung bestimmte Waaren sind dadurch zurückgehalten worden.

Nach Berichten aus Buenos-Ayres vom 15. Oktober war dort noch fein entscheidendes Treffen vorgefallen. Die Republik Uruguay hatte 10,000 Mann zum Widerstande aufgeboten.

Süúüd- Amerika.

o Paris, 20. Dez. Jch habe Zhnen kürzlich (vergl. St. Z, Nr. 354 Süd-Amerika) die Resultate des Kampfes zwischen den Texianern und Mexikanern nach den Berichten der Ersteren mitgetheilt, welche darin sih einen vollständigen Triumph beimaßen. Die offiziellen Berichte der Mexikaner nun sagen gerade das Ge- gentheil, nämlich im Wesentlichen Folgendes : „Am 11. September Morgens nahm der General Woll mit 600 Mann Reiterei und 400 Mann Fußvolk Besiß von San Antonio de Bejar. Hundert- undfunfzig Texianer verschanzten sich in den Häusern des Haupt- plaßes der Stadt. Als sie aber den Anmarsch der Mexikanischen Armee vernahmen, ergriffen 78 unter ihnen die Flucht, und 72 ergaben sich nach halbstündigem Widerstande auf Gnade und Ungnade. Denen, welche entflohen, fam ein dichter Nebel dabei sehr zu statten. Am 18ten rückten dreihundert Texianer gegen San Antonio an. Der Ge- neral Woll verließ die Stadt mit einem Theile seiner Streitkräfte, um ihnen den Kampf anzubieten, allein da bhâtten die Texianer zum Rúkzuge geblasen. Nachdem sie etwa drei und eine halbe Legu zurückgewichen waren, wurden sie von den Mexikanischen Truppen überfallen, formirten sich aber hinter einem undurhdring- lichen Gehölze am Arroyo Salado und seßten sich in Bereitschaft zur Vertheidigung. General Wall begann das Gefecht, während desselben aber bemerfte er, daß 150 Texianer seine Nachhut an- griffen. Augenblicklih schickte er die Obersten Montero, Rangel und Carasso mit zwei Esfadrons Reiterei und einem kleinen Feld- geshüße gegen sie ab, welche nah viertelstÜndigem Kampfe den Texianern 120 Mann getödtet (?), 414 verwundet und 5 Gefangene abgenommen haben sollen, Die, welche am Arroyo Salado gestanden hatten, zogen sich nah großem Ver- luste zurúck, fonnten aber der einbrechenden Nacht wegen nicht verfolgt werden, da auch die Mexikanischen Truppen verlangten, daß Halt gemacht werde, weil sie den ganzen Tag nichts gegessen hatten. ie Texianer sollen in diesem Feldzuge ihre Waffen, Munition, Pferde verloren und mehr als 600 Mann Todee, Verwundete und Gefangene gehabt haben, welche Leßtere aber nach der Versicherung der Mexikaner von ihnen gut behandelt wurden, Um die ganze Lächerlichkeit dieses mit gewaltigem Bombast ge- \chriebenen Bülletins zu zeigen, genügt es, zu bemerken , daß die Mexikaner von 600 getódteten, E enen und verwundeten Texia- nern sprechen, während an allen Gefechten Überhaupt keine 600 Texianer Theil genommen haben, Jn den beiderseitigen Berichten herrscht offenbare Uebertreibung.

Ei

Inland.

Breslau, 22. Dez. (Schl. Z.) Von den 669 immatrikulir- ten Studirenden der biestgen Universität im leßtverflossenen Som- mer-Semester waren zu Ende desselben 159 abgegangen, dagegen seitdem 166 zugetreten, wonach die Gesammtzahl derselben im lau- fenden Winter - Semester 676 is, die Frequenz also gegen das vorige Semester um 7 zugenommen hat. Von diesen 676 gehö: ren der fatholish-theologischen Fakultät an 193 (darunter 1 Aus- länder), der evangelisch - theologischen Fakultät 108 (1 Aus- länder), der juristishen 123 (1 Ausländer), der medizinischen 114 (2 Ausländer), der philosophischen 138 (1 Ausländer). Außer diesen immatrikulirten Studirenden besuchen die Hochschule als zum Hören der Vorlesungen berechtigt: 4 solche, deren Jmmatri- culation noch in suspenso is, 46 Eleven der medizinisch - chirurgi- schen Lehr-Anstalt und 10 Pharmaceuten, Oekonomen und Berg- baubeflissene, so daß überhaupt 736 an den Vorlesungen theilneh- men. Diese werden von 40 ordentlichen und 10 außerordentlichen Professoren, so wie von 26 Privat- Dozenten, endlich von 4 Lek- toren und 7 anderen Lehrern für den Sprach- und Kunst-Unter- richt gehalten.

Die Französische Judustrie und ihre gesezlichen Garantieen.

«"» Paris, im Dezember, Wir haben bereits Gelegenheit gehabt, von den Betrügereien, die in der Französischen Jndustrie und dem Französischen Handel vorfommen, so wie von dem Nach- theil, der daraus für die Konsumenten sowohl im Julande als im Auslande entsteht, zu sprechen. Die Berichte unserer Konsuln im Auslande, die von unseren Seefahrern dem Marine-Minister mitgetheilten Nachweisungen bestätigen jeden Augenblick die Unred- lichkeit unserer Kaufleute, und auf mehreren Punkten der Erde ist unser Handel in gänzlichen Mißkredit gerathen, Jm Jnlande geht es nicht besser: eine Unzahl von Erzeugnissen wird verfälscht, und man wird zugleich hinsichtlich der Qualität und der Quantität getäuscht. Für eine Menge von Waaren ist die Verifizirung fast unmöglich, und der Konsument is genöthigt, sich deshalb auf den Fabrikanten und den Kaufmann zu verlassen, Da jedoch die industrielle und kommerzielle Redlichkeit mit jedem Tage mehr abnimmt, \o reduziren sich die Garantieen fast auf nichts. Die Maßregeln, welche den Betrug verhindern könnten, sind sel- fen und werden gewöhnlich \{lecht angewendet, Die Miß- bräuche sind \o groß geworden, daß die Regierung daran denkt, ihnen einen Damm entgegenzuseßen und gewisse Maßregeln ergreift, um dieselben zu unterdrücken, die Garantieen zu sichern und die sogenannten Fabrifzeichen zu reguliren, Man wird leicht begreifen, daß es niemals möglich seyn wird, eine Kontrolle úber alle Fabrif-Erzeugnisse auszuüben; da man gegen den Be- trug und die Unredlichkeit zu kämpfen hat, \o sind die Geseße und Verordnungen sehr häufig ohne Kraft, Bei einer Nation ist die industrielle nnd kommerzielle Redlichkeit eine Folge der Sitten; sie seine National - Eigenschaft, die sich nicht durch Strafgesete schaffen läßt. Die Betrügereien und Nachahmungen erscheinen unter so zahlreichen und mannihfahen Formen, daß es fast un- möglich is, sie zu Überführen und sie auf wirksame Weise zu un- terdrúcken. Und dann sind, wie bereits bemerkt, die Verifizirungen sehr häufig unmöglich oder wenigstens so \{hwierig, daß der Kon- sument in den meisten Fällen genöthigt is, darauf zu verzichten. Wir wollen etwas näher auf diesen Gegenstand eingehen,

In Frankreih wird der Rohrzucker mit Stärkezucker ver-

. 2452

fremde Bestandtheile; das Olivenôl wird mit anderen Oelen ver- mischt; das Mehl und das Küchensalz sind häufig Gegenstand gefährlicher Verfälschungen. Der Konsument esißt fein Mittel, diese verschiedenen Betrügereien naczuweisen; er kann sie wohl wehr wahrnehmen, aber nichts läßt ihn vorher erkennen, daß er betrogen worden is, Wie soll man den Werth der vergolde- ten, versilberten, plattirten und dêr meisten aus etallgemischen sabriziréen Waaren erkennen? Um sich von der Güte der Waare zu überzeugen, müßte er sie zerstören. P der Gewebe - Jndustrie wird es bald fein Erfennungsmittel mehr geben. Seide, Wolle, Hanf, Leinen werden mit Baumwolle gemischt, und die Fabrik- zeichen dienen häufig nur dazu, den M ania zu täuschen, in- dem der Fabrifant unter dem Schuße dieses Zeichens eine gere Qualität für eine bessere verkauft.

Der Handels - Minister, Herr Cunin- Gridaine, welcher sich sehr eifrig mit den Details des Handels und der Industrie be- schäftigt, will den Kammern in der nächsten Session einige Maßregeln vorlegen, um dem Betruge Einhalt zu thun. Die Fabrif-Zeichen bestehen bereits; die Conseils der Sachverstän- digen sind die Depositarien derselben. Allein, wir wiederholen es, sie dienen eben sowohl dazu, die Mißbräuche zu verdecken, als dem Käufer Garantieen zu bieten, weil es fast gänzli an Re- pressiv-Vitteln fehlt, Der Gedanke, den Konsumenten so viel wie möglich gegen Betrug zu schüten, ist nicht neu in Franfreich, und schon vor der Revolution, als die Corporationen noch existirten, be- schâftigte man sich mit dem Gegenstande und suchte der Unzulänglich- feit der damals eingeführten Fabrifzeichen abzuhelfen. Das Edikt vom Jahre 1779 will, daß alle neuen Stoffe eine besondere Bleimarke oder sonstiges" unterscheidendes Zeichen haben sollen. Dies Edikt hatte außerdem noch das Merkwüúrdige, daß es, un eachtet des Bestehens der Corporationen, jedem Fabrikanten völlige Freiheit gab, alle Stoffe zu verfertigen, die er für passend hielt, vorausgesebßt, daß er sich niemals des Namens und Zeichens eines bekannten Stoffes bediente, Auf dieses fast siebenzig Jahre alte Prinzip will der Handels-Minister jeßt wieder zurückommen. Es handeit sih darum, den Handels: Geschäften durch ein Mittel zur Beur- theilung der inneren Qualität der Waaren Sicherheit zu geben und zugleich den Gang der Consumtion und der Production zu reguliren, Die Frage über die Fabrik-Zeichen betrifft zugleich das Interesse des Verkäufers und des Käufers, Dem Geseßgeber muß sogar das Jnteresse des Lebteren als das größere erschei- nen, denn wenn das Geseß ihm nicht einen besonderen Schuß ge- goare 1 Ait er unfehlbar das Opfer der Unredlichkeit und der Habgier,

aptal sagt: Sachkenntniß fontrahiren fönnen, ist die Einmischung der Regie- rung unnüß; wenn aber die Hand oder das Auge nicht mehr über die Güte oder die Qualität eines Erzeugnisses urtheilen kdn- nen, dann ist es billig, daß der Geseßgeber einschreite, um dem Publifum eine Garantie zu geben. Diese Garantie muß in dem anzunehmenden System mehr dargeboten als aufgedrungen wer- den. Der Konsument muß seine Zuflucht dazu nehmen können, wenn er es seinem Znteresse für angemessen hält, Eine Anwendung dieser Jdeen findet sich bei der Seiden- Industrie; es is die Condition des Soies. Bekanntlich wird die Seide, bevor sie in den Verkauf kommt, einer Operation der Aus- trocknung unterworfen, um das darin enthaltene Wasser zu ent- fernen, Auf diese Weise ist man gegen Betrug und Jrrthum gesichert, und die in Lyon verkaufte Seide hat stets denselben Grad der Austrocknung,. Es. liegt hierbei kein Zwang zum Grunde,

gerin-

aber dieser Gebrauch is so allgemein geworden, daß kein Kauf: mann ohne diese vorläufige Manipulation einen Handel schließt. Es wúrde sich nun darum handeln, diese Art der fakultativen Oberaufsicht auf andere Zweige der Jndustrie anzuwenden und durch besondere, von der Behörde anzubringende Zeichen, auf den Ls die Qualität der verschiedenen Erzeugnisse erkennen zu lassen.

Es ist dies kein leichtes Unternehmen, und man wird dabei auf ziemlich große Hindernisse stoßen. Unter dem alten Systeme wurde die Jadustrie der Corporationen durch Verordnungen in gewissen Gränzen gehalten; heutzutage kann Jeder frei seinen Ein- gebungen folgen, unter der Bedingung, daß er für seine Werke auffommt. Die Einrichtung der Fabrik-Marken würde nicht der Nothwendigkeit einer präventiven Kontrolle unterworfen seyn, Jeder Fabrikant müßte aufgefordert werden, seine Erzeugnisse nicht nur, wie es gegenwärtig geschieht, mit einem besonderen Zeichen ihres Ursprungs, sondern auch ihrer Qualität zu versehen. Er müßte ein Zeichen wählen, das eine gewisse Art der Fabrication bezeich- nete, doh müßten ihn die strengsten Strafen treffen, sobald er sich desselben auf betrügerische Weise bediente.

Man glaubt, daß durch Einführung der fakultativen Zeichen fúr den Ursprung und die Qualität der Waaren unser durch die Betrü- gereien der Detail-Verkäufer (pacolilleurs) fompromittirte Ausfuhr- Handel wieder etwas an Sicherheit und Kredit gewinnen würde, Namentlich muß man für Sendungen nach entfernten Gegenden das Vertrauen der Käufer sicher stellen. Wir wissen nicht, ob diese Ansichten und Hoffnungen sih verwirklichen werden; aber so viel ist gewiß, daß es dringend nöthig ist, ein Mittel aufzufin- den, um die Betrügereien und Verfälschungen, welche in den mei- sten unserer Jndustriezweige vorkommen und an denen sowohl der innere als der auswärtige Handel Theil nimmt, zu ‘unterdrücken.

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Preise der vier Haupt-Getraide-Arten

in den fúr die Preußishe Monarchie bedeutendsten

Marktstädten im Monat November 1842, nach einem

monatlichen Durchschnitte in Preußishen Silber- groshen und Scheffeln angegeben.

Namen der Städte. Weizen | Roggen | Gerste | Hafer

fälshe oder vermischt; die Weine und Branntweine enthalten

. Königsberg H T AT-L Memel 56 T, nit s 1-860 154 Jnsterburg 45-& 15

. Rastenburg 16 Neidenburg...

Did Va u di

17 18

So lange der Fabrikant und der Konsument mit )

Namen der Städte. Weizen

1. Berlin... o... ... eo... ..

« Brandenburg R | avi wis D O, ouds a

Magdeburg . Stendal . Halberstadt . Nordhausen b Mb yousen

Kreuznach Simmern

Durchschnitts - Preise

der 12 Preußischen Städte …. 5 Posenschen Städte... 9 Brandenburgischen und

Pommerschen Städte . 11 Schlesischen Städte. 8 Sächsischen Städte 4 Westphälischen Städee. 14 Rheinischen Städte

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n Bann

Meteorologische Beo bachtungen.

Nachmittags 2 Ubr.

18.12, 25, Dez.

Luftdruck . .., 334/68" Par. 335,84" Par. 335,38” Par.| Quellwärme 7/,1° R. Luftwärme .…. |+ 2,09 R. |+ 2,7° R. —+ 1,2° R.|Flusswärme 2,2° R Thaupunkt .…. |— 0,7° R. |— / i Dunstsättigung | 79 pi. Wetter balbheiter.

Morgens 6 Ube.

Abends

Nach einmaliger 10 Ubr. E

Beobachtung.

i 1,4° R. A 2,9° R. 70 pCct. 70 pci. heiter. beiter. Niederschlag O.

NW. WNW. | Wüärmeweebsel +3,29 WNW. 0,8° R. Tagesmittel: Am 24. Dez. 332,77" Par. A -+4,7°R. d +2,99 Ri, 84 pCt NW.

« « 25. « 335,30 « 2,09 « —L1,7° « 73 « nw.

Auswärtige Börsen. Amsterdam, 22, Dez. Niederl. wirkl. Sch. 522, Kanz-Bill. —-, 65% Span. 185, 3% do. 235. Pass. —, B Preuss. Präm. Sch. —, Pol. —, Oesterr. 1085. Antwerpen, 2l. Dez. Zinsl. 45. Neue Aul. 183;

Hamburg, 24. Dez. Bavk- Actien 1635 Br. Engl. Russ. 108. Paris, 21. Dez. 55 Reute fin cour. 118 90, 3% Reute fin cour. 78. 69, Aul. de 1841 —. 55 Neapl, au compt. 106. 20. 5°. Span. Rente 23%, Pass. —. Wien, 21. Dez. 6% Met. 109) 4% 1011 3% 1% —. Bank-Actien —. Anl. de 1834 718%. de 1839 2785.

Königliche Schauspiele. ; Dienstag, 27. Dez, Im Opernhause: Auf Begehren: Marie, oder: Die Tochter des Regiments, komische Oper in 2 Afk- ten, nach dem Französischen des St, George. Musik von Donizetti. Im Schauspielhause: 1) Shakespeare amoureux. 2) La premiére représentation de: Faute de s’entendre, comédie nou- velle en 1 acte et en prose, du théâtre français, par M. Da- veyrier. 3) La reprise de: Un pont-neuf, vaudeville en 1 acte. Mittwoch, 28. Dez, Jm Schauspielhause: Doktor Wespe. Donnerstag, 29, Dez, Jm Opernhause: Der Jurist und der Bauer, Hierauf, zum erstenmale: Die Tarantel, pantomi- vas e Y 4 Mt, "e Scribe und Coralli. Musik von + Side, HFUr das Königl. Theater eingerichtet von Dlle. Fann Elßler, (Dlle. F. Elßler: Lauretta.) s 7 t Preise der Plâße, Ein Billet zu den Logen des ersten Anger: L Dae, a % N ; s wird ersucht, die dur eldungen für alle Vorstellunge der Dlle, Elßler reservirten Billets bis Mittwoch den Ai Mittags 2 Uhr abholen zu lassen.

Im Schauspielhause: Französische Vorstellung.

Sa „Hönigostädtisches Theater. enstag, 27, Dez, Einen Jux will er sih machen. Posse mit Gesang in 4 Akten, von J. Nestroy. Musik u A. MÄUE Mittwooch, 28, Dez, (Mae teye Opern-Vorstellung.) Zum erskenmale: Maria, ossía: La Figlia del Reggimento. (Marie, oder: Die Tochter des Regiments.) Opera buffa in 2 Atti. Mausica del Maestro Donizetti, Glúck, Mißbrauch

Donnerskag, 29. Dez. Zum erstenmale: und Rückehr, oder: Das Geheimniß des grauen Hauses. Posse von J. Nestroy. Musik von A, Müller.

Bodenwärme 4,5° „R. Ausdünstung 0,014 Rh.

Wolkenzug .

52 do. 101 *.

Ausg. —. Zinsl, —,

212 —.

mit Gesang in 4 Akten,

VerantwortlicheËWMedacteur Dr. J. W, Zinkeisen.

Gedruckt in der Deer schen Geheimen Dher= Hofbuchdruterei,

Allgemeine

Preußische Staats-Zeitung.

Me 399.

Inhalt.

Amtliche Nachrichten.

Frankreich. Paris. Spanische Händel. Briefe aus Paris. Parteifielung in der Zuckerfrage. Graf Molé und Herr von damartinez parlamentarische Fragen für die bevorstehende Session.)

Großbritanien und Irland. London. Abreise des Erbgroß- herzogs von Mecklenburg-Streliß. Uebereinkunft hinsichtlich der Kanadischen Anleihe. Vermischtes.

Dänemark. Schleswig. Provinzialstände. Schluß der Debatte e die Dänische Sprache in der Schleswigschen Stände- Ver- ammlung.

Deutsche Bundesstaaten. Mänchen. Abgeordneten - Kammer. Antrag auf Errichtung eines zweiten protestantischen Schullehrer- Seminars, Die Abgabe von Waldstreu. Neuer Straßenzug an die Sächsische Gränze. —, Gewerbewesen. Dispensations- Taxen bei Verheirathung von Protestanten. Zwischenwahlen der Abgeordneten. Darmstadt. Neue Convention des Súd- deutschen Münz - Vereins. Religiòse Erziehung der Kinder aus F emischten Ehen. Kassel. Geseß-Entwurf über religidse Erzie- hung der Kinder aus gemischten Ehen. Schreiben aus Fran k- furt a. M. Sparkasse; Börse.) E :

C chreiben qus Linz. (Die Pilsen -Budweiser Koh- enbahn.

Italien. Neapel. Der Aetna. Bevdlkerung des Königreichs. Como. Professor Dr. F. Frank +{.

Spauien. Madrid. Barcelona. Schreiben aus Paris. (Adresse des Minister - Raths an den Regenten über die gegen Barcelona zu ergreifenden Maßregeln.)

Inland. Potsdam. Transport von Brennmaterial.

Näheres über die Besißnahme der Marquesas-Fnseln.

Wissenschaft, Kunst und Literatur. Zur Deutschen Stamm- Geschichte.

Amtliche Nachrichten.

Kronik des Tages.

Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht :

Dem Ehren-Domherrn und Jnspektor des katholischen Prie- sterhauses zu Neisse, Poppella ck, den Rothen Adler-Orden drit- ter Klasse; dem Schleusenmeister Wilhelm Weiß am Klodni6- Kanale, dem Schullehrer und Kantor Neumann zu Groß- Schwarzlosen, so wie dem Lehrer und Kantor Berndt zu Stadt Zinna, das Allgemeine Ehrenzeichen ; desgleichen dem Seidenweber Leven zu Darksnoekel, im Regierungs - Bezirk Düsseldorf, und dem Schäfer Michael zu Klein-Rödersdorf, im Kreise Heiligen- beil, die Rettungs-Medaille am Bande zu verleihen,

Se. Königl, Hoheit der Prinz Augu s ist nah Strehliß abgereist.

Zeitungs -Uachrichten. Ausland.

Fraukreich.

Paris, 22. Dez. Gestern soll sich der Spanische Ge: | schäftsträger, Herr Hernandez, in das Ministerium der auswär: ; tigen Angelegenheiten begeben und dem Herrn Guizot auf offizielle Weise angezeigt haben, daß der Regent den politischen Chef von ® Catalonien, Herrn Gutierrez, auf die Reclamationen des Herrn | von Glücksberg in Madrid, und bevor er noch die diplomatischen Noten erhalten, durch welche das Kabinet der Tuilerieen Genug- 8 thuung verlangte, abgeseßt hâtte, Man versichert, daß Herr Guî- Ï zot sich, in Folge dieser Mittheilung, für zufciedengestellt erklärt ® hat, Man bemerkt in der That heute, daß die ministeriellen ? Blätter y ad heftige Sprache gegen die Regierung Espartero's f emildert haben. Æ q In der Presse liest man: „Die Ernennung des Herrn von Lesseps zum Offizier der Ehren-Legion hat die Wuth der Englischen Journale verdoppelt. Sie haben mit Recht in dieser Thatsache * den Beweis erblickt, daß die Französische Regierung sich dem ed- À len Benehmen ihres Konsuls zugesellÇ, Der Sun und die? Morning Chronicle folgern daraus, daß die Angelegenheiten * ernst werden würden, wenn Espartero, wie jene Blätter ihm zu! rathen scheinen, Herrn von Lesseps zwänge, Spanien zu verlassen, Es fehlte England nur noch, daß es den Regenten zu diesem Akt L der Thorheit zwänge. Die Chronicle fragt, welhe Beweg: gründe die Spanischen Agenten haben könnten, den Französischen * Konsul zu verleumden, Diese Beweggründe sind augenscheinlich das Beispiel und die Jnstigationen des Englischen Konsuls,“ —- Die meisten der übrigen hiesigen Blätter drücken die Besorgniß aus, daß der Ton der Englischen Journale die Spaltung zwischen Frankreih und England immer unheilbarer machen werde, Diese Aeußerungen geben Galignani's Pren enger zu folgender Be- merkung Anlaß: „Einige unserer Pariser Kollegen scheinen, in ihrer Unkenntniß des Englischen Charakters, zu glauben, daß, weil ein Englisches Journal die Franzosen mit solcher Lebhaftigkeit an- greift, durch ganz England ein entschiedener Haß gegen Frankreich und der Wunsch vorwalte, es zu Feindseligkeiten É reizen. Wenn sie die Englische Presse etwas näher beobachtet hätten, so würden sie wahrgenommen haben, daß noch weit heftigere Angriffe gegen Parteien und Jndividuen nicht die geringste Besorgniß erregen

“zucker und den Rübenzucker auf dem Wege der Erhöhung jener

núnftige Personen folgen bei allen bedeutenden Gelegenheiten ihrer eigenen Ansicht und lassen sich durch die Heftigkeit eines Journa: listen nicht selbst zur Heftigkeit verleiten.“

Man glaubt, daß der Jnfant Don Francisco de Paula den Winter über mit seiner Familie iri Paris zubringen werde.

Börse vom 22, Dezember. Die Börse war heute wie- der vollkommen beruhigt, und man glaubte, daß alle Gründe zur Uneinigkeit zwischen Franfreih und Spanien durch die Abseßung Es beseitigt worden wären. Die 3proc. Rente schloþ zu 78.75,

= Paris, 21. Dez, Der vom Ministerium vorzulegende Geseß - Entwurf über die Zuer- Frage wird von den Betheiligten mit großer Spannung erwartet. Wenn es gegründet is, daß man den Kammern die Gleichstellung der Auflage auf den Kolonial-

auf den Rübenzucker, bis sle derjenigen auf den Kolonialzucker gleichkommt, vorschlagen will, so kann man versichert seyn, daß sich Widerstand von allen Seiten dagegen erheben wird; vor Allem von Seiten der Rübenzucker-Fabrikanten selbsk, welche schon bei dem jeßigen Maße der Auflage Klagen über Klagen ertönen ließen, für deren wirklichen Grund freilich die erst vor wenigen Tagen wieder veröffentlichten offiziellen Angaben über die Resultate der Rübenzucker-Fabrication eben keinen sehr schlagenden Beweis ab- geben; von Seiten der Seehäfen und Kolonieen aber nicht min- der, da wir erst durch die Zuschrift der Handels- Kammer von Bordeaux (vergl. St. Ztg. Nr. 356) neuerdings gesehen haben, was diese als unerläßliche Bedingung für Vermeidung des Ruins der Kolonieen aufstellen, nämlich die gänzliche Unterdrückung des Rúbenzuckers mit Entschädigung der Fabrikanten. Am allerwe- nigsten werden die Vertheidiger der Kolonial - Jnteressen mit der Weise sich einverstanden atikede wie man die Gleichstellung der Auflagen auf beide rivalisirende Produkte bewerkstelligen will, da in der That die Kolonieen dabei nur sehr wenig gewinnen würden. Und selbst ob der Scha6 am Ende aus dieser Erhöhung wirklichen Vortheil ziehen würde, ist mehr als zweifelhaft, da die höhere Besteuerung defini- tiv doch nur eine Verminderung des Verbrauchs der Waare nach sich ziehen kann, so daß die Mehreinnahmen von den einzelnen Quan- titäten des fonsumirten Rübenzuckers vielleicht nicht einmal hin- reichten, um den in der Gesammtmasse entstehenden Ausfall wieder vollflommen auszugleichen. Die gänzliche Unterdrückung des Rúbenzukers hat in der Kammer nicht nur zahlreiche Anhänger, sondern auch im Ministerium selbst sind mehrere Mitglieder der-

selben günstig, namentlih der Marine: Minister und der Handels- Minister. Jn der Kammer stehen sich die Vertheidiger der beiden Jndustrieen nach wie vor mit fask vollkommen gleichen Kräften gegenúber, und gerade darin liegt die Schwierigkeit für das Ministerium, das sich so auf keine imponirende Majoritàt stúßen fann und sicher is, welche Maßregel es auch vorschlägt, die Kammer in zwei etwa gleiche Hälften sich theilen zu sehen, und zwar noch mit dem besonders schlimmen Umstande, daß auf beiden Seiten seine sonstigen Anhänger sich vertheilt finden und also ganz gewiß durch eben das, was den Einen willkommen ist, bei den Anderen Anstoß erregt wird. Wenn es dem Ministerium gelingt, Über diese Klippe unverleßt hinwegzufommen, so hat es eine der größten Schwierigkeiten überwunden, die bisher der Fran- zösischen Verwaltung sich darboten. Allein meine auf einem genaueren Studium dieser Frage beruhende Ueberzeugung geht dahin, daß man so lange fein definitives Resultat erzielen wird, als man nicht ein energisches Mittel ergreift. Mit den halben Maßregeln, welche alle ÎJnteressen befriedigen sollen, aber nicht können, wird weder den Einen noch den Anderen geholfen seyn.

= Paris, 22, Dez, Es is {on wiederholt darauf auf- merksam gemacht worden, daß alle Combinationen fúr ein neu zu

# bildendes Ministerium unter der Präsidentschaft des Grafen Molé,

wobei man sogar die Namen aller Mitglieder des künftigen Ka- binets nannte, voreilig seyen, da sie fast durchaus nur auf bloßen Hypothesen beruhen. Allerdings darf man wohl annehmen, daß, wenn einmal die Stunde für den Rütritt des jeßigen Ministe- riums schlagen sollte, der Graf Molé und seine Freunde berufen seyn werden, die Erbschaft der Portefeuilles anzutreten. Allein für den Augenblick ist davon noch keine Rede, und wenn man so- gar gesagt hat, Graf Molé habe Herrn von Lamartine Anerbie- tungen zum Eintritt ins Kabinet mit ihm machen lassen, die aber von diesem zurückgewiesen worden seyen, so konnten solche Behaup- tungen nur auf absichtlicher Entstellung der Thatsachen oder auf gänzlicher Unkenntniß der Personen und Sachverhältnisse beruhen. Die Stellung der beiden genannten Staatsmänner, die man hier in einem Kabinet vereinigen will, ist, seitdem Herr von Lamartine in der leßten Session die bekannte Meinungs - Aenderung vorge- a hat, fask diametral verschieden, wo nicht ganz entgegen- ge\eßbt.

Graf Molé is heute noch, was er vor 3 Jahren war, ein Konservativer mit Leib und Seele, fern allen ausschließlichen Ideen und ein System der Versöhnung und der Milde allen \chroffen Maßregeln vorziehend; einer seiner Lieblingsgedanken, den er auch, wenn er wieder ans Ruder kommen sollte, sicherlich “mit allem Eifer zu verwirklichen suchen würde, ist, das Band zwischen dem rechten und linken Centrum, das in den leßten Jah- ren aus mancherlei Ursachen gelockert wurde, so daß sich beide konservative Fractionen der Kammer manchmal in einer fast feind- seligen Haltung gegenäüberstanden, wieder fester zu Énúpfen und so eine zahlreiche, fompakte und úber das, was sie will, in allen Hauptpunkten einige Majorität um die Verwaltung und den Thron zu \chaaren, eine Majorität, die nicht jeden Augenblicé durch den fleinsten Zwischenfall der Gefahr ausgeseßt wäre, zer: sprengt zu werden, Vor Allem aber ist Graf Molé ein Staats- mann von praktischer Erfahrung, jeden gewagten Neuerungen und dem Experimenten-System eben so abhold, als dem wahren natur- gemäßen Fortschritte auf dem Wege der Entwickelung von Qn heraus zugethan. Ob man nun besonders in den leßteren ezie- hungen von Herrn von Lamartiné dasselbe sagen kann, möchte

Und oft nicht einmal zu einer Erwiederung Anlaß geben; denn ver-

wohl sehr in Zweifel stehen.

Berlin, Mittwoch den 28 Dezember

Herr von Lamartine hat, vor Allem, noh keine Beweise ab- gelegt, daß er neben den {dnen Theorieen über die Regierungs- funst, die er in der Kammer mehrmals seinem Auditorium zum Besten gab, auch Geschick zur Geschäftsbehandlung, wenn ich so sagen darf, das praktische Talent der Verwaltung habe. Er hat diese Beweise erst noh abzulegen, und vorläufig wird also, bis solches geschieht, ein Zweifel in dieser Hinsicht um so mehr ge- stattet seyn, je mehr Herr von Lamartine durch seine der Reihe nach erfolgten Gesinnungswechsel zu der Meinung Veranlassung gegeben hat, daß er eigentlih feststehende politische Prinzipien und Ueberzeugungen noch gar nicht erlangt habe, daß er vielmehr an der Stelle derselben nur von einer gewissen Anzahl ge- neróser und als solcher immerhin anerfennenswerther Jdeen erfúllt sey, die aber aus dem Kreise ihrer Allgemeinheit noch nicht herausgetreten , vielleicht ihm selbst noch nicht recht zu ‘einem fkla- ren Bewußtseyn gekommen seyen. Ohne eine solche Annahme wäre es in der That nicht wohl begreiflich, wie er im Zeitraume weni- ger Jahre, sich von der legitimistischen Fahne entfernend, zur Fahne Odilon Barrot?s hâtte Übergehen können, Wenn je die Trans- formationen in der Stellung und den Ansichten eines Mannes schnell und auf auff.llende Weise vor sich gingen, so war es ge- wiß bei Herrn von Lamartine der Fall, dessen redlicher Charakter nichtsdestoweniger von allen Seiten anerkannt wird. Aber daß unter solchen Verhältnissen Graf Molé hâtte daran denken köôn- nen, ihn neben sich in einem Kabinet zu haben, das auf Homoge- nität Anspruch machen wollte, das is kaum glaublich.

Desgleichen sollten vom Grafen Molé dem Herrn Dufaure Anerbietungen gemacht worden seyn, aber gleichfalls eine Weige- rung erfahren haben. Auch diese Thatsache is ungegründet, so wie Überhaupt ersk, wenn einmal die beiden Kammern vollständig versammelt und die Chefs der verschiedenen Parteien hier anwe- send seyn werden, von einer gemeinsamen Verständigung, von Transactionen unter denselben die Rede seyn kann. Die Depu- tirten, welche schon hier eingetroffen sind, und zu denen täglich noch neue fommen, halten allerdings bereits häufige Besprechungen, aus denen man ersieht, daß sie eben dieselben Gesinnungen wieder mitbringen, mit denen sie zuleßt Paris verlassen hatten z die Män- ner der Opposition bleiben auf der einen, die konservativen auf der anderen Seite. Wenn jene aber niemals unter sich einig wa- ren und daher auch nie etwas von Bedeutung allein durchzusez- zen vermochten, so sind jedoch auch unter den Konservativen man- nigfache Anlässe zu Meinungs - Verschiedenheiten vorhanden, die aber nicht erst jeßt hervortreten, sondern schon seit längerer Zeit sich bemerkbar machten und allerdings mit dem Gegensaße zwi- schen den beiden fonservativen Chefs, den Herren Molé und Gui- zot, in Beziehung stehen.

IJch habe gestern einige Fragen berührt, die in der bevorste- henden Session zur Sprache kommen werden. Außer den dort genannten werden namentlih auch die Zoll: Verhältnisse ein Ge- genstand lebhaftesker Erörterung werden. Die Elsasser Deputir- ten namentlich sollen beabsichtigen, die Handels : Verhältnisse zu Deutschland, die in neuester Zei, in Folge der durch mehrere Franzöfische Beschränkungs-Maßregeln gegen Deutsche Artikel er- folgten Repressalien des Deutschen Zoll: Vereins, eine ungünstige Wendung genommen haben, zur Sprache zu bringen und auf An- nahme eines liberaleren Systems nach dieser Seite hin zu drin- gen, Die Vertreter der weinbautreibenden Departements werden mit den Deputirten der östlichen Departements für alle Deutsch- land zu gewährenden Begünstigungen stimmen, weil sie von dorther Erleichterungen für den Eingang ihrer Weine erwarten, Dabei kann es nicht fehlen, daß auch die Frage wegen der Einfuhr fremden Schlachtviehs in Frankreich wieder zur Sbrache fommet, über welche aber, wie die neuesten Diskussionen derselben in den Journalen gezeigt haben, gewaltig verkehrte Jdeen hier vorwal- ten. Besonders überschäßt man die Wichtigkeit, welche Deutsch- land jegt noch auf eine Konzession in dieser Hinsicht legen wúrde, weil man die seit zwanzig Jahren außerordentli veränderten Verhältnisse in dieser Beziehung zu wenig kennt. Mehrere General: Conseils, und namentlich das des Departements der Seine, haben übrigens aufs neue und fräftigste ihre Stimme dafür erhoben, daß man endlich von dem gegenwärtigen System, das Schlachtvieh, das aus dem Auslande eingeführt wird, nah Köpfen und nicht nah dem Gewicht zu besteuern, abgehen möge. Seit vier oder fünf Sessionen, in denen diese für das Wohl der unteren, beson- ders der arbeitenden Klassen des Volkes so hochwichtige Frage zur Sprache kam, wurde von Seiten der Minister immer nur auf alle Reclamationen desfalls geantwortet, daß noch erst umfassendere Erkundigungen eingezogen , genauere Untersu- chungen des Sachverhältnisses vorgenommen werden müßten. Nach den Erfahrungen so langer Jahre und den von allen Seiten mit immer zunehmender Energie sich erhebenden Reclamationen, und insbesondere auch nach den wiederholt von dem jeßigen Minister des Handels und des Ackerbaues, Herrn Cunin- Gridaine, gege- benen Zusagen, dürfte man doch wohl hoffen, daß endlich einmal etwas in der Sache geschehen werde,

Auch die Frage wegen des Projekts zu einem Zollverein mit Belgien wird in der Kammer nicht unbeachtet bleiben. Verthei- diger und Gegner des Projektes haben, wenngleih mit verschie- denen Motiven und Zwecken, doch ein gleiches Anteresse, einmal zu wissen, wie sie daran sind, und besonders die Eisenhammer-Besiter glauben immer noch das Schwert des Damokles über ihren Häup- tern aufgehängt, so lange nicht eine bestimmte Erklärung des Mi- nisteriums abgegeben wird, daß das Projeft ein für allemal auf: gegeben is, Um ihre Besorgnisse zu erhöhen, kommen nun auch die Antworten der verschiedenen Handels-Kammern der Seepläbe auf die Einladung der Reunion Lemardelay, sie dur Delegirte zu beschicken, hinzu, welche durchaus abschlägig und dem Zollvereins- Projeïte günstig lauten. So hat so eben die Handels - Kammer von Marseille in ganz gleichem Sinne auf die Einladung geant- wortet, wie schon vor ihr jene von Havre, Nantes und Bordeaux gethan hatten. Die Stimmung fúr die Union mit Belgien ist unstreitig jeßt vorherrschend: dessenungeachtet darf man als gewiß annehmen, daß diese nicht zu Stande kommen wird,