„F aiso das Entscheidende
t
zum Deutschen Reichsanzei
M
Zweite Beilage
Berlin, Dienstag, den 30. Münz __
ger und Königlich Preußishen Staatsanzeiger.
1909.
M 76.
(Sé{luß aus der Ersten Beilage.)
ist doch die Tüchtigkeit. Auch hier nd die anderen Staaten in einer allmählihen Umwandlung der Ecscheinungen begriffen, und das Deutsche Netch wird fich diefer Entwicklung nah der Seite einer Demokratisierung im guten Sinne niht entziehen können. Auch unsere deutsche Armee hat ja ges bürgerlichen kfommandierenden General aufzuweisen. Daß auch in der
oll, S man hier
3 “r formiert werden \
rbildung der Diplomaten verän wil Ae ree Vorbildung nit über
juristische Verkehrs zwischen den
mit überlebten Bestimmungen nur begrüßen; dabei darf die werden. Bet dec rapiden Ausdehnung des
K Tntwidlung, die in allen Kultur- ulturstaaten, bei der allgemeinen Entw f nd, 0 U C Sine,
nationen über die Grenzen hinausdrängt, |
Rissen der Srbusicie wie mit dem überschüssigen ,Menschenmatertal, treten neben den rein politishen Fragen kte wirts{aftl s mit ganz elementarer Gewalt in den Vordergrund. Mee in diesen Fragen dürfen unsere diplomatischen Vertreter nich versagen ; gerade der Verkehr mit den Kaufleuten und auperen re werbstätigen im Auslande erfordert vielfah ein Maß von Liebe — Sache, welches bisher zuweilen nicht bet allen unseren Diploma S vorhanden wat. Auf dem Wege der Bestellung von S un
landwiri Attachés, den wir seit einigen Jahren betreten haben, sollten wir fortfahren; wenn E Mei ine empfoblen ommission in diesem Punkte für künftig eine DIE éattathós vlinftig
t und für die landwirtshaftlihen un fo liegt unser-
ftatt 5 300 000 6 bewilligen will, so li eits bereits. ber "Antrag auf Streichun dieser zukünfti wn E JIch möchte dann dem Hause die Frage der Auslands-
ränkung vor.
ben
resse et x bringen. Früher und gegenwärtig ha wir mit Ebictie bat; daß, wenn wir uns E (rfreisungöpolitif, die Poli Deut Glan) eilungen ohne pra eia el T achrichten, soviel falsh- : De dne ie Madam fee ginge pol Ausmec am wärtige Amt dieser hohbedeutjamen Frage S arriie Ju Mdaffel
Venkt; es i ier nôtig, zu reformieren und te M izvet A U ‘wirkliche Fühlung mit der Auslandouecsie erzustellen. Nichts liegt mir dabet fecner als der Gedan fder Be nflufsuag der Auslandspresse durch deutsches Geld, Ih S M, die Aeußerung eines g E n L As vid nnes herufen, der ausspriht, man E een dehnt tideutshen Presimachinationen , die eitung Pl uslandes stehen. das Bedürfnis einer
Wle ‘gro Reform ist, lehrt ein Marokfo-Händel. Frankrei atte sich in
ickblick auf die x
a Ma sebr rasch eine Presse zu schaffen vers
standen: es ershienen Monats-, Halbmonats- und Tagesschriften. Wir haben in Deutschland nihts als die einmal wöhentlih er- scheinende Marokko-Zeitung gehabt. Manches wäre wohl anders ge- kommen, wenn die draußen am Werke tätigen Interessentenkreise ge- wußt hätten, daß auf jede falshe Behauptung die Berichtigung rompt erfolgt wäre. Es zeigt sch hier, wie neue Ziele neue Eteihhungen erfordern, wie das Eirgehen auf die Weltpolitik mit einem Schlage neue Erfordernisse auf|teigen läßt. Die von jenseits des Kanals angeregte Ausetrandersezung über den Flottenbau und das deutshe Flottenprogramm hat inzwischen ein neues Stadium erreiht; an die Stelle der Erregung ist auch drüben die nüchterne Betrachtung getreten. Es ist richtiggestellt worden, daß Deutschland keine Beschleunigung in der Ausführung seines Flottenprogramms vorgenommen hat. Wir können immer wieder nur fagen, daß es unser festes Bestreben if, mit Englazd freundliche Beziehungen zu unterhalten. Wir freuen uns mit dem Kanzler des guten Eindrucks, den der englishe Besuch in Berlin hinterlassen hat. Wir sind gewiß die leßten, welche darauf hinsteuern, mit England in kriegerishe Verwicklungen zu geraten, die uns nach keiner Richtung hin nüßen könnten. Von uns ift gerade in der Budgetkommission der Gesichtspunkt der Verbesserung der Handels- rf mit dem Ausblick auf die Zukunft hervorgehoben
bel wer ehungen I etbeschleunigung des Flottenausbau-s ist ja O, ruyeren
L », die sich nicht mit den von uns in Stable Ren Wünschen verträgt. Wir hatten verlangt, daß das Tempo, in jedem Jahre vier der großen Schiffe auf Stapel zu legen, bis 1911 beibehalten een. lolts daß E ¿Unsere
rit f i en Rahmen hinaus vermehrt werden Fereuzerflotte über ven iebt, wenn man von diesen Plänen
sollte. Wenn das n G mu doh damit anerkannt werden. E g art E Politik cine durchaus friedlihe if, j S Admiralität hat der Leistungsfähigkeit
lischen mee e se, Beide 0 Pad e erkennung gezollt. Wir sehen daraus, taß wir auf dem e a ege find, der fein anderes Ziel L o A aure Pra Leben Bedürfnisse eine actunggebietenze ite Lea i E y gt und dabet auch die üngft den Marin-etat fast “Whbife bewilligt, Darin lag ein Aus-
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E Raten für die grobe Staatssekretär “des Reichsmarineamts. bin überzeugt, daß dieses Vertrauen in den weitesten
streifen ‘unserer Na'ion Vochagres E Hand ces df A
eltetà x er: M C D
\ cid dente E Flottenbauprogramm zur Ds
ringt urd anderseito dabei ein großes Maß von Friedensliche ze/g".
die Abrüstungöfrage zu erörtern,
in wir davon abgeseber Pr Reichotcig felbst
jo ist a 18gesprochen, daß si der Bie e im Aublande Sis ausg t. Die Seekriegsrehts- aner auSgezeinetes Zeugn n ausge rau befriedigendes Er-
gobfeterz hat in ibren 50 Stßungen en : y h i t jande Vlngiaen inie ns bit Vaud den Begriff der S, ande genau festgestellt. Gine Verständigurg mit End E, A ebrüstungefrage würde zwecklos sein-aus der einfaen ræwägung h: raus, weh folhe Fragen nur international lôsen la enge
de ich mit einem qanzen Komplex von ändnissen
gen hahen und eine Quelle von MihrerlEi, U dem,ediesem Gesichtspunkt aus können wir nicht n ut der bey catische Resolution stimmen. Wenn man q ain weg den Lage zieht, so kann man feststellen, daß Ms bat sich Qlege einer Cirfkreisung Deutschlands d
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fte ist volle Einigung zu
sein. oztal-
hinfällig sind. entli der Ba!kanktrise gezeigt, daß nicht allein die A deut essen der Völker bestimmend sind. Wenn heute die a ibrer es On Politik günstig erscheint, so verdanken wir det la gfeit in der - Balkanfrage und der ganzen Behandlung keit weiotfo. Frage. Wenn diese Politik mit Ruhe und Stel il Die * geführt wird, so können wir von Besorgnissen. ur. frei fühlen. gelüst deutsche * Nation ist niht beherrscht von Eroberungê- Ünh n aber andersetis entschlossen, ihre Macht zu wahren, e wenn wir heute noch manche Feinde Deutshlands am Werke hen! gen das NVorwärtss{hreiten Deutschlands im wirtschaft- das Ringen der Völker im Auélande verdächtigt wird, so kann uns verb in dem Gefühl bestärken, in dem wir einig sind mit den auf bidelen Regierungen und der Politik des Reichskanzlers, daß wir A Wege, den wir eingeschlagen haben, fortshreiten müssen. oll das Ziel der deutschen Politik sein und bleiben.
¡ Ab : w 9: Schrader (fr. Vgg.): Die Abrüstungéfrage ist viel zu apVtig, als daß si: hier nebenher erörtert werden könnte. wo stehen g sodaß wir nichts auf die lange
tofie Dinge bet uns i e nge ns in Froge
bon f schieben können. Ob tas Abkommen mit Frankreih wüiklih.
Wir sind allerdings von vornherein auf die Seite Oesterreihs getreten; ich bin aber der Meinung, daß Oesterreih ohne Not zu der Annexion geschritten ift. Wenn man einwendet, daß Oesterreich Bosnien und die Herzegowina ja bereits besessen habe, so brauhi man do eiwas, was man schon besißt, nit zu annektieren. Unser Flottenprogramm liegt vollkommen klar, 1 U tei ein Gese, in dem nit nur festgelegt ist, was wir hauen, sondern auch wann wir bauen. Der Etat gibt eine klare AusÞ- kunft über jede Forderung, die wir für Schiffebauzwecke bewilligen. Auf beiden Seiten besteht das Interesse an freundschaf!lihen Bes ziehungen zwishen England und Deutschland; das hat sih au an den gegenseitigen Besuchen der Bürgermeister usw. gezeigt. Wir müssen dafür forgen, daß endlih die Mißverständnisse aufhören, und überall klare Verhältnisse geshaffen werden.
Abg. Ledebour (Soz.): Ich lege Verwahrung gegen die Aus- legung ein, als ob es eine allseitige Vert: auenskundgetung für den Staatssekretär des Marineamts gewesen fei, als neulih bei dessen Etat keine Wortmeldung erfolgte, Verschtedene mêgen das beabs sichtigt haben, aber uns hat man davon nichts gesagt. Wenn Sie eine gemeinsame Auffassung des Reichstags kundgeben wollten, dann waren Sie verpflichtet, uns das vorher mitzuteilen, sons wäre es eine Täuschung, dern uns war nur gesagt worden, daß der Wunsch bestände, die Erörterungen über das Verhältnis zu England wenige Tage zu verschieben, bis wir endlich einmal das Vergnügen haben würden, den langentbehrten Reichskanzler unter uns zu sehcn. Um . dann die Erörterung grüadliber zu maten, haben wir tamals auf das Wort verzihtet. Wir ver- wahren uns “ gegen etne falsche Auslegung der gemeinsamen Kundgebung des Reichstags, als ob au wir (Lebhafte Rufe: Nein! nein !) — na außen wird aber dieser Eindruck erweckt (Lebhafte Nufe: Nein! nein !), na außen is dieser Versu gemaht worden (Lebhafte Nufe: Nein! nein!) — lesen Sie doch die Presse! Auch der Abg. Bassermann hat von solcher Kundgebung gesprohen. (Ruf: Nur von den bürgerlichen Parteien !). — Nein, er hat vom Reichstag ge- sprohen. Wie si ht nun aber die gründliche Auskunft des Reichs- fanzle!s heute aus. In den reichskanzlerishen Auskünften habe ich noch nie so das Gegenteil von Gründ!ickeit gesehen wie heute. Sie glauben, die Flottenfrage oberflählich be- handeln zu könn-n, aber in England hat fie die g: ößte Auf- merksamkeit erregt und Mißtrauen gegen Deutschland erzeugt. (Zwischenruf rechts.) Wofür Sie, Herr Schul, nit können. Ste sind ja noch nit Reichskanzler. Der Abg. Schrader bält den jetzigen Zeitpunkt niht für geeignet, aber wann soll denn einmal die Sache erledigt werden? Wir haben doch ‘die Ver- bandlung bis auf diesen nächsten Moment hinavsgeschoben, der Reichskanzler wird ja zweifellos seinen Grund dafür gehabt haben. Aber heute muß die Frage erledigt werden. Der englishe Marine- minister McKenna forderte 4 Dreadnoughts « und 4 Eventual- dreadnoughts, weil nah Auffassung der englishen Regierung Deutsch- land im Herbst 1912 17 Dreadnoughts haben würde, und England vor der Gefahr stehe, im Schiffbau von Deutschland überholt zu werden. Dise Supposition ist allerdings falsch. Deutschland wird dann nur 13 Dreadnougkhts fertig haben. Die Sache hatte aber in England einen so bedeutenden Eindruck gemacht, weil auh die Aus- rüstung unserer Werften so außerordentlich gesteigert ist, daß Deutsch- land jebt 14 Helligen zur Verfügung habe, um Dreadnoughts zu bauen. Der englishe Ministerpräsident Asquith hat erklärt, daß die en, lische Negterarg wiederholt an die deutshe mit Abrüstungsanträgen heran-
etreten sei. Es ist das damals von ber deutschen Presse trrtümlih berichtet worden. Es ist hier angenommen, worden, daß von England aus ein formeller Vorschlag gemacht fet. Fch vermute, daß daraufhin die Antwort des Admirals von Tirpihtz erfolgt is, wocin er erklärte, daß ein solher Vorschlag an uns nicht herangetreten sei. Der Widerspruch [öst sich auf, wenn man die von Schoenshe Erklärung in Betracht zieht, in der allecdings von formlosen Anregungen Englands gesprohen wurde. Es wurde da zugegeben, daß ähnlihe förmlose Anregungen wegen . Abrüstung zur See von England ergangen seien. Nun muß ih doch mein Brcdauern darüber aussprechen, daß der Reichskanzler, als er im vorigen Sahre dem Abg. Haußmann antwortete, iwar eine diplomatiscbe, aber niht staatsmännishe Antwort gab. Eine diplomatishe Antwort insofern, als die Oeffentlichkeit davon einen ganz anderen Eindruck über die Tatsachen gewann; man glaubte, es sei überhaupt nihts ge- schehen. Ich sage mit einem Worte des Reichskanzlers, mit Finafserien fommt man niht weit im internationalen Verkehr. Die Erklärungen des Herrn von Schoen decken \sich mit den Bemerkungen des Herrn Aeq ith abec nit in dem einen Punkte, daß der leßtere noch mit- teilte, daß von der deulshen Regierung wiederholt und in der formellsten Weise erklärt worden fei, daß die deutsche Regierung auf solhe Anregungen nicht eingehe. D'ese Mitteilung des Ministers Aëquith hat im U e On und in England elbst geradezu eine Panik hervorgerufen. In der folgenden Sißung hat ein irisher Abgeordneter den Eindruck geschildert, den jene Mitteilung auf das Unterhaus gemaht hat. Er sagte, als der Ministerpräsident si nach seiner Nede niederseyte, blickte der Präsident in das Haus hinein und das Haus blickte auf den Präsidenten, und drei oder vier Minuten lang erhob sih niemand, um #ich zum Worte zu melden. (Lachen.) Wenn Sie das amüsiert, so zeigt das so r:cht Jhren Mangel an Ver- fändnis für die internationale Situation. Es ist bezeihnend, daß die Tatsache, daß die herrschenden Kl:fsen in England be- fürhten, daß Deutschland mit dem Plan umgehe, zu gelegener Zeit England mit Krieg ju überziehen, Sie nur amütiert. (Abg. Arendt: Wir lachen doch niht über England, fondern über Sie!) Mit derartigen Mäßchen kommen Sie über die Tat- sahen niht hinweg. In England herrscht eine zunehmende Verstimmung gegen Deutschland wegen der Ablehnung des Ab- rüstungsvorslages, und da glaubt der Abg. Arendt mit faulen Wißen darüber hinwegzukommen. (Der Vizepräsident Kaempf rügt diesen Ausdruck.) Der betreffende Redner führte im Unterhause aus, daß das Mettrüsten zwishen England und Deutschland s{ließlich zu der Situation führen könnte, daß die eine der Vächte sagte: wir müssen jeßt los\{lagen. Die Meiniiter freilich drückten sich im Unterhause anz anders aus, aber die Höflichkeit threr Ausdrucksweise verbirgt E nur die Befürchtung, daß ganz zweifellos in Deatschland geplant de, die Wettrüstung so weit auszudehnen, daß eventuell ein Lang, men werden könnte. Natür- Secekrieg gegen England unkernom lich hat die fonservative Partei die Situation gegen das liberale englische Kabinett auëgenußt. In Ae En blickd wird „ein Mißtrauenivotum der konservativen Opposition Kabinett beraten, um dieses zu stürzen, gegen das liberale Nahne veifellos abgelehnt « werden Dieses Mißtrauensvotum wicd ja mes brheit Gint e A6 hat ge wu co alt Reg erund nióneawahlen ‘würde das gegenwärtige Aber für den i+ berwältigender Mehrheit hinweggefegt ir veri Ministerium mit überwältig gleichgültig sein, wenn in werden.
nicht den Anschein.
dem deutschen Volke nit „g Sulturnation s englischen eine Ua Plas a S Deut chland die den leitenden Kreisen in Englan 8 5 e danken nahe legt; die erste befle Gelegenheit zu benußen, u
9 großer Bedeutung is, müssen wir abwarten, bis jetzt hat es“ Abg.
Prävenire zu spielen, um eventuell von vornherein den zu ere
den. E32 wird von den Seekrieg zu ihren Gunsten zu wen i A | Es Chauvinisten in diesem o geh: gt wle
Sinne ebens erinnere Der
an den Dr. Peters, | den englisden J 'Gwar nicht Fleis von seinem Feind, aber Geist
von seinem Geist. Dr. Peters hat im „Tag“ einen Artikel ge worin er den Krieg zwishen Deutschland und Ecatent E vermeidlih erklärt. Die Unter lassungsfünden der deutshen Regierun sind nur geeignet, beide Völker noch mebr zu verfeinden. Glückiicherweise sind im englischen Unterhause au andere Stimmen laut geworden, die in der entschiedensten Weise sich gegen die Kriegshetereien gewandt haben. Das sind die Mitglieder der engliscken Labour- Par! y, die englischen Sozialdemokraten. Dex Premierminister Asquith ‘hat, nahdem der Staatssekretär von Schoen seine Erklärung hier abgegeben hatte, erklärt, er habe nichts züurückzunehmen. Ein Mitglied der Labour-Party hat ausdrücklich erklärt, ein Streit zwischen dem deutshen und dem britischen Arbeiter bestehe nicht, der Feind des britishen Arbeiters sci niht der deutshe Arbeiter, sondern die kapitalistishe Macht, au der englische Arbeiter kämpst für die Aufre&terhaltung des Friedens in England. Wir fühlen uns vollkommen eins mit din sozialistishen Vertretern im Unterhause und mit den Vor- kämpfern der Sozialisten in England. Es liegt in dem Lebensinleresse beider Länder, diesem Wettrüsten zur See ein Ende zu machen. Die be- - ständige Fortseßung der Wettrüsterei muß \{ließlich zu einem Kriege führen; andererseits raubt dieses Wettrüsten den Engländern wie den Deutschen die Mittel zur Führung einer gesunden Sozialpolitik. Was müssen wir denn jeßt erleben? Um die deutshen Arbeiter für den Zolltarif von 1902 zu gewinnen, wurde die Arbeiterwitwen- und -Waisenversicherung versprochen; der Abg. Trimborn und seine Freunde haben si im Lande darauf nicht wenig zugute getan. Und jeyt erklärt der Staatssekretär von Bethmann Hollweag, es sei daran nicht zu denken, weil das Geld fehle. (Widerspruch rets.) Das war der Sinn feiner Worte. (Erneuter Widerspruch rechts). Es ist doch diese Maßregel ausdrüdcklich zurückgestellt worden. (Abermaliger lebbafier Widerspruch.) Statt ber Anregung der Engländer stattzugeben, hat man sie zurückgewitesen. Dabei ist die Behauptung unrichtig, daß Deutschland si bei seinem Flotten- bau nur von seinen eigenen Interessen leiten lasse. Der Bau von Dreadnoughts ist doch nicht der Tiefe des deutshen Gewmüts, sondern dem Vorgange Erglands entnommen. Ein anderes Beispiel für diese Rücksichtnahme auf fremde Seekräfte waren die eingerahmten Gemälde, welche bis vor einigen Jahren in der Wandelhalle zur Ausstellung zu gelangen pflegten, die etwa den Eiudruck machten, als marschiere cine Kom- pagnie Raupen in Parade. Der Zweck dieser Ausstellung war ledigli, Stimmung zu machen für eine Vermehrung der deutschen Flotte im Hinblick auf die Flottenrüstungen anderer Staaten. Wir haben deshalb den Antrag eingebraht, der bei diesem Titel zur Debatte gestellt ‘ist. Es foll damit auÿ der legalisierte Seeraub getroffen werden, der den Notwendigkeiten eines Krieges nicht entspriht; wie haben diesen Zusay deswegen hineingebraht, weil gerade England bisher der Beseitigung des Prisenrehtes die {äfte Opposition gemacht hat. Wir können uns also au nit auf die vom Abg. Bassermann ge- wünschte Trennung beider Materien einlassen; wir wollen gerade, daß beide Nationen gemeinsam mit diesen beiden Fragen befaßt werden, nahdem Deutschland seinerseits die bisherigen Anregungen wegen der Ab- rüstungen zurückgewiesen hat. Es witd- eingewendet, man sei sich nicht klar, wie England fi die Abrüftung denke. Aber den ersten Schritt hierzu bat schon die Haager Konferenz getan. Es könnte ja ein jedes Land si verpflichten, über eine gewisse Maximalsumme für Flotten- bauzwecke nicht hinauézugehen; offenbar hat die englishe Regierung einen solhen Gedanken bä ihrer Anregung im Auge gehabt. Nah dem gegenwärtigen Zustand der Rüstungen ist Deutschland unyerhältnis- mäßig stärker vorangegangen; wenn es richtig ist, daß unsere Flotte in Saier Linie zum Schuge unseres Handels so groß gemaht wird, so ift hon fet das Verhältnis des Schußes des deutshen und des: englischen Handels wie 106 zu 58, Wir müssen ein trternationales. Vebereinklommen zwis{en allen Seemäh!en zur Einschränkung dieser unsinnigen Rüstungen haben. . Nehmen Ste unseren An- trag mit möglihst großer Mehrheit an und beweisen Sie damit, daß die bürgerlichen Parteien hier nicht bloß leere Worte machen, sondern deß sie wirklich zu Taten übergehen roollen. Lehnen Sie den Antrag ab, so strafen Sie alle Ihre Friedensversiherungen damit Lügen. Wollen Sie dem Frieden die Wege ebnen, so müssen Sie das Mittel ergreifen, das wir Ihnen bieten. In engem Zu- ammenhange mit _ der Abrüstungsfrage steht die Frage unseres erhältaisses zu Oesterreich bei dem österreihish-serbishen Konflikt. Mit der deutschen Politik und der deutschen Reichsregierung sind wir in der Balkanfrage im großen und ganzen einverstanden. Auch wir find Anhänger eines Bündnisses mit Oesterreich, Wenn zwei ver- bündete Staaten vor gefährlihen Komplikationen stehen, die ihnen gefährlih werden können, dann hat der andere Staat zwar niht die unbedingte, aber doch bis zu einem gewissen Grade die Pflicht der Hilfeleistung. “ Allerdings hat Oesterreih-Ungarn auf wirtschaft- lihem Gebiete nit diejenige Konnivenz gegenüber Serbien bewiesen, die im beiderseitigen Interesse lag; {huld daran ift das öster reich- ungarische Agrarie:tum. Die Annexion war längst faktisch eine voll- Lege Tailsacthe, aber auch hier ift der dfterreichifchen Re,„terung der- orwurf niht zu ersparen, daß der formelle Ausspruch der Annexion in einem höhst ungeeigneten Moment erfolgte, in einem Moment, wo diese Maßnahme geradezu aufreizend und herausfordernd wirken mußte. Aber “jede nachträgliche Kritik ist hier müßig; es fragt was jeßt zu geshehen hat. Deutschland hätte dahin wirken follen, Oesterreich zu Maßnahmen zu bestimmen, welche die dreifah verschiedene Behandlung des ferbokroatishen Elements verhinderte;
sonst wird die kaum beshworen ied s tauhen, da Rußland \ich gar a Va fr Pru Vorspiegelung des panslawistishen Phantoms wünschen kann.
Wenn Nußland noh eine starke Militärmacht wäre, hätte es sicherli
Serbien in den Krieg geheßt, und dann wären au Deuisbl England, Frankrei mitgerissen worden. Der Reichskanzler darkt dem Zaren für die Sicherung des Friedens, aber das ist eine false Adresse. Er hätte zuerst den Dank an die serbishe Sozialdemokratie zu richten, denn diese is allein gegen den Chauvinismus für den Frieden tätig gewesen. Der Abg. Bassermann dankte auch dem serbishen Kronprinzen, aber diefer war nur ein unfreiwilliges Medium der Friedensbewegung. Als der Vorfall mit dem Diezer des Kronprinzen pa'sieite, \chickte die Polizei sofort an das Sterbelager des Dieners und zwang diesen zu jener Er- klärung, die nachher în der ‘Nordserbischen Allgemeinen Zeitung“ veröffentliht wurde. Glücklicherweise waren unsere Partet- gene en vorher zur Stelle, nahmen ein Protokoll auf und orgten dafür, daß die Sahe niht nah der Methode der Polizei- diplotnaten vertuscht wurde. Außerdem sollte ter Reichskanzler den Japanern Dank abstaiten, die dem Eroberungêgelüst des russischen Zaren das Genick gebrochen haben. Wenn demnächst zur Ver- herrlihung der Friedensstimmung Professor Knackfuß den Auftrag zu einem Bilde mit der Unterschrift „Völker Guropas, wahret eure heiligsten Güter“, erhält, dann müßte an Stelle Buddhas der Zar siyen zwischen seinen Helfershelfern Stolypin ünd Azew und an Stelle Rußlands müßte unter der \chwerttragenden Jungfrau ein Sinnbtid Japans ftehen, weil es jeßt für den
Frieden gesorgt hat. Auch die russishe Sozaldemok die Kriegêäneigung in Rußland auf ein Minimum Pert gedrückt, der Reichskanzler follte also avch Dank abstaiten
den Herren Silberfarb und Mandelstamm. Die ru! är- macht kann aber wieder erstarken und die Bau “fes wieder erwahen, und Rußland kann auch auf die Unter- siûßung der englischen Kapitalisten rechnen, Darn kann wieder ein
Krieg vom Zaun gebrochen werden. Man muß au mit diesen Mdg-