1878 / 6 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 08 Jan 1878 18:00:01 GMT) scan diff

Erhebung der Grund er mit 23/, Terminen je 1 Pfennig von E Reinertra hee in jedem Termine und der

en- und fklassifizirten Einkommensteuer mit Monats-

an. Außerdem werden an direkten Staatssteuern im

Herz thum für dieselbe Periode noch die Eisenbahnsteuer, die

beabe von Kollateral-Erbschasten und die Groschenabgabe bei

Verkäufen von Jmmobilien, an indirekten Steuern aber die Fleishsteuer und der Spieltartenstempel erhoben.

Oesterreich - Ungarn. Wien, 6. Januar. Der Wiederzusammentritt der Delegationen dürfte der “Monlagórepue“ zufolge vor Ende Februar kaum erfolgen. Jnzwischen wird an der Zusammenstellung des

thbuches gearbeitet, welches diesmal ein voluminöser Band werden dürfte. Das Präsidium des Abgeordneten- hauses hat in den cten Tagen eine Reihe von gedruckten Aus\chußberichten, die sich auf den österreihish-ungari- schen Ausgleich beziehen, versendet. Unter denselben befindet ih auch der Bericht über den Geseßentwurf, durch welchen das diesseitige Ministerium zur Vereinbarung eînes neuen Zoll- und Handelsbündnisses mit Ungarn er- mächtigt wird. Der Bericht {ließt mit dem Antrage, dem Entwurfe in der Fassung des Ausschusses die Zustimmung zu ertheilen und die Regierung aufzufordern, den Stand der Zentralaktiven bekanntzugeben, über die Theilung derselben mit der ungarischen Regierung eine Vereinbarung zu treffen, endlich einen Nachweis über die Ansprüche zu liefern, die an diesen Fond geltend gemacht oder von leßterem an andere er- hoben werden.

Frankreich. Paris, 5. Januar. Der Minister des Jnnern hat an die Präfekten folgendes Rundschreiben

ichtet :

s r S 3. In uss j

err Präfekt! Der Vorsißende des Cnquêteausschus]se tue Die Wablen vom 14. 2 28, Oktober 1877 benachrichtigt mi, daß der Aus\huß seine Arbeiten wieder aufzunehmen im Be- riffe steht. Ih glaube Ihnen daher andeuten zu sollen, in welchem Maße die Agenten der Erekutivgewalt den Herren a ai q vf fommissären ‘an die Hand zu gehen haben. Keine C o at fh noch über diesen Punkt geäußert, aber die Ueberlieferungen des freisinnigen Regimes genügen bis zur Stunde, um uns über das zu beobachtende Verhalten zu belehren. In der in Frage stehenden Enquête is der Präsident des Ausschusses, indem er die Minister ersuht, ihre Untergebenen dazu anzuhalten, daß sie den Untersuhungskommissären ihren Beistand leihen, der Erste, die Rehte der Etxekutivgewalt anzuerkennen. Dieser Beistand wird ihnen niht verweigert werden. Die Regierung ermächtigt die Beamten im Allgemeinen, sich mit den Mitgliedern des Aus\chufses in Verbindung zu seßen und ihnen insbesondere die materiellen Mittel zur Erfüllung ihrer Aufgaben an die Hand zu geben. Der den Beamten in ihren Beziehungen mit dem Aus\{uß gestattete Spielraum findet seine natürlihen Schranken in ihrer Ver- antwortlihkeit und ihrea Berufspflichten. Demgemäß müssen Sie fh als Regel vornehmen, daß Sie und Jhre Untergebenen fich zu der Verfügung der Untersuchungskommissäre zu halten haben, wenn diese in ihrer Eigenschaft als solche und innerhalb der Grenzen der Vollmachten, die ein Beschluß der Kammer ihnen verleiht, auftreten. Sie sollen ihnen ihr Geschäft erleichtern und ihnen die verlangten Auskünfte ertheilen, ohne darum von der Zurückhaltung abzu- weichen, welche durch Ihre Amtspflichten selbst geboten sein könnte. Sollte es vorkommen, daß Sie in einzelnen Fällen Bedenken tragen würden, den an Sie gestellten Anforderungen zu.entsprechen, so: müßten Sie sich an mich wenden und mi von den näheren Umständen, die Sie stußig machen, genau unterrichten. Doch ist hier ein Vorbehalt hinsichtlich der amtlihen Schriftstücke im vorhinein unerläßlich. Sie werden solthe dem Aus\{tß in jedem einzelnen Fall, da dieser davon Kenntniß zu nehmen wünscht, erst dann mittheilen, nachdem Sie meine Weisungen eingeholt haben. Machen Sie gefälligst Ihre Unter- gebenen mit den vorstehenden Instruktionen bekannt und empfangen Sie u. f. w. : E. de Marcère.

Der Unterrichts-Minister hat in derselben Ange- legenheit ein ähnliches Run d\chreiben an die Akademie- Rektoren erlassen. i

7. Januar. (W. T. B.) Dem „Moniteur“ zu- folge würde die Regierung als ein Vertrauensvotum die Votirung des ganzen Budgets von der Kammer verlangen.

Ftalien. Rom, 7. Januar. (W. T. B.) Der König hat die Nacht verhältnißmäßig ruhig zzugebracht und etwas geschlafen, das Fieber hält aber an“ und die Aufregung nimmt zu. Es wird die Entwickelung einer Lungenentzündung beobachtet. Der hiesige türkische Gesandte, Turkhan Bey, hat sich im Auftrage des Sultans nah Florenz be- geben, um an dem Leichen begängniß des Generals La- marmora theilzunehmen, als ein Zeichen der Anerkennung der Türkei für den einstigen Kommandanten der piemontesischen Truppen im Krimkriege. A

7. Januar, Nachts. (W. T. a Der König hat den Tag ziemlich L verbracht, der Krankheitsprozeß ist stationär, der allgemeine Zustand "f sich gebessert. Die Gerüchte über Bedenklichkeit des Verlaufs der Krankheit sind unbegründet. Aus allen Theilen Ftaliens sind Telegramme eingetroffen, welche den s{merzlihen Eindruck bekunden, den die Krankheit des Königs überall auf die Bevölkerung gemacht hat. :

Florenz, 7. Januar. (W. T. B.) Das Leichenbegäng- niß des Generals Lamarmora hat unter allgemeiner Theil- nahme programmmäßig stattgefunden. Der Leichnam wurde A übergeführt, wo der Kondukt feierlih empfangen wurde.

ürkei, Konstantinopel, 6. Januar. (W. T. B.) Die inisterkrisis ist beendigt; die Minister werden auf ihren Posten verbleiben. Mahmud Damat Pascha wird dem- nächst die Dardanellen inspiziren. Der Bey von Tunis will den Krie Ie und hat troy des Protestes des fran- zösischen Konsuls erklärt, daß er die Zahlung eines Theiles der, Coupons der nichthypothekarishen Schuld suspendiren werde.

Der „Pol. Korr.“ wird aus Konstantinopel vom 28. U. A. geschrieben :

„Seit der Een der Christen gegen die Rekrutirung herrscht in Konstantinopel eine sehr große Ausregung. Die Pforte sieht ein, daß die Maßregel niht am Plege war, aber die muselmännische Bevölkerung dringt darauf, daß die Regierung rücksichtslos ihren Verfügungen Geltung vershaf{en mögen. Die Muselmänner nehmen überhaupt neuerdings aus diesem Anlasse eine drohende Haltung gegen die Christen ein. Außer den bereits signalisirten Ge- waltthätigkeiten, die sich am Sonntag in den griechischen Kirchen ‘abgespielt haben, war auch eine der Kirchen in Galata der Schauplaß eines großen Skandals. Der Priester wurde verhindert, die Encyklika zu verlesen, und gezwungen, Fniederzuknien und für die Seelenruhe des von den Türken im Jahre 1821 aufge- Hhängten Patiriarwhen Gregor 1. ein Gebel zu verrichten. Die

Einleitung dieser Verhandlungen herbeizuführen.

Griechen und Armenier sind selbs über ihren eigenen Widerstand in Schrexten verseßt und s{hicken ihre Familien ins Ausland. Die Regierung hat jedoch den beiden Patriarhen verboten, ihren Religionsgenossen ohne Bewillung der Pforte einen Reisepaß a6zufolgen. Hunderte von Caïques, beseßt mit Zapties, umgeben die Dampfer, welche von Konstantinopel abgehen, untersuchen die Reisedokumente und nehmen alle Reisenden fest, die unbefugt die Hauptstadt verlassen wollen. Man befürchtet in Kon- stantinopel ernstlihe Ruhestörungen; unheimlihe Gerüchte werden verbreitet und Aeußerungen vieler Türken citirt, welche behaupten, man müsse si ein- für allemal dieser verhaßten Christen entledigen. Das Seraskierat set alle Hebel in Bewegung, um Adrianopel in ein zweites Plewna zu verwandeln. Adrianopel wird von einem Gürtel von 25 Redouten umgeben, von denen 19 bereits vollendet find, und die anderen 6 in längstens zwei Wochen fertig sein sollen.

Súüd-Amerika. r Rgu ay, Montevideo, 4. De- entber. Die Regierung des Diktator Latorre fährt in sehr anerkennenswerther und via: pte Weise fort, Ru he und Ordnung im Lande zu befestigen Sie hat es durchzu- seßen vermocht, daß verdächtiges Gesindel, welhes Stadt und Land unsicher zu machen pflegte, shaarenweise über die Grenze gezogen ist. Auch giebt sie nicht zu, daß Uruguay von frem- den flüchtigen Verbrechern als Freistatt mißbraucht werde.

Afrika. Egypten. Alexandria, 3. Januar. (Reuters Bureau.) Der monatliche Ausweis der Verwaltung der Staats\chuld zeigt, daß 1 171 000 Pfd. Sterl. für den Dienst der unifizirten Schuld, 9000 Pfd. Sterl. à Conto der furzen Anleihen und 197 000 Pfd. Sterl. für die privilegirte Schuld einkassirt worden sind.

Der ‘russisch=türkische Krieg.

St. Petersburg, 7. Januar. (W. T. B.) Wie un- terrihtete Personen mittheilen, ist man hier in maßgebenden Kreisen der Ansicht, daß den gen riedensverhandlun- gen die Vereinbarung eines Waffenstill standes Seitens der militärischen Befehlshaber Rußlands und der Pforte vor- herzugehen habe. Die russischen Befehlshaber würden dabei die ihnen nothwendig scheinenden Garantien und Demarka- tionen festzuseßen haben. An der Pforte wird es sein, die

Konstantinopel, 7: Januar. (W. T. B.) Der eng- lische Botschaster Layard erklärt es für durchaus un- ri tig, daß er jemals, selbst bei seinen Privatunterredungen mit den höchsten Beamten der Pforte, die Hoffnung habe dur(blicken lassen, daß der Türkei von England werde Beistand geleistet werden. :

London, 7. Januar. (W. T. B.) Der „Times“ wird via Syra aus Konstantinopel von gestern gemeldet, die t ü r- fische Regierung sei entschlossen, ihre Politik durch diejenige Englands bestimmen zu lassen. Unter den türkischen Deputirte: sei im Allgemeinen eine dem Frieden zugeneigte Stimmung vorherrschend, wofern nur Rußland zu annehmbaren Bedingungen die Hand biete. Die Friedens- bedingungen seien offiziell noh nicht diskutirt, im Allge- meinen nehme man aber an, daß die Türkei die Forderung der Abtretung von Batum, der freien Schiffahrt durch die Dardanellen, der Durchführung der Konserenzbeschlüsse in Bezug auf die slavishen Provinzen, der Unabhängigkeit Ser- biens und Rumäniens und einer Berichtigung der Grenze von Montenegro nicht zurücknzeisan würde. Ferner meldet das Blatt, der Versuch einer Heranziehung der Christen zum Mi- litärdienst sei als gänzlich gescheitert anzusehen.

8. Januar. (W. T. B.) Für Mittwoch, den 16. d. M., ist abermals ein Ministerrath anberaumt. Der „Mor- ningpost“ zufolge fänden zwischen dem hiesigen und dem St. Petersdurger Kabinet wichtige Pourparlers auf tele- graphishem Wege statt, über deren Erfolg unmöglih sich etwas Bestimmtes voraussagen lasse. Die in Cardiff mit Beschlag belegte, aus 2000 Kisten bestehende Munition ist wieder freigegeben worden, da dieselbe nicht aus Patronen, sondern nur aus Patronenhülsen bestand.

Aberdeen, 7. Januar. (W. T. B.) Ein heute hier stattgehabtes von etwa 3000 ckPersonen besuhtes Meeting erklärte, daß der Friede und die Beobachtung strikter Neutralität diejenige Politik sei, welhe England während des jeßigen Krieges und während etwaiger Unterhandlungen beobachten müsse und beschloß, Petitionen zu Gunsten der Neutralität an Lord Derby und an das Parlament zu richten.

Europäischer Kriegsschauplaßs.

St. Petersburg, 7. Januar. (W. D. B.) Ein offizielles Telegramm aus Bogoi vom 5. d. bringt folgende weitere Details über den Balkanübergang. Am 25. Dezember rückten die Truppen von Orkhanie aus gegen Tschurjan und von Wratschesch aus gegen Umurgatsch und Shiliawa vor. Vor dem Detachement von Orkhanie, welches in 3 Kolonnen marschirte, wurde ein neuer Weg durch die Gardesappeure und Preobraschenzen gebahnt. Um diese Arbeit, welche am 21. Dezember- begonnen wurde, vor den Türken zu verheimlihen, wurde das am Südabhange des Balkans ge- legene Dorf Tschurjan besetzt; eine Escadron des Astrachani- {hen Dragoner-Regiments hielt die gegen - Tschurjan streifen- den Ts\cherkessen ab. Jn Tschurjan erholten si die Sappeure und Preobraschenzen am Tage, während sie in der Nacht ihre Arbeit fortseßten. Vom 21. bis 25. Dezember war ein Weg in Fahrbreite für ein neunpfündiges Geschüß fertig gestellt. Die Türken merkten nichts hiervon. Am 24. c. drohte ein Schneesturm die Arbeiten zu zerstören; der Weg glih einem Eisspiegel. Die Avantgarde unter General Rauh mußte Stufen in den Weg hauen, um die Geschüße fortbringen zu können; die Arbeit dauerte auf einer 8 Werst lange Strecke 24 Stunden. Am 26. Dezember Abends begannen die Truppen vom Berg- rücken herabzusteigen, da derselbe von Arabkonak und Schan- dornik aus bemerkbar war. Das Herabsteigen war schwieriger als das Heraufsteigen, da der Südabhang so steil war, daß die Geschüße mit Tauen von Baum zu Baum niedergelassen werden mußten ; die Munitionskarren wurden leer herabge- lassen und die Munition in den Händen getragen. Am 27. Dezember fing die Avantgarde an, sih in Tschurjan zu sammeln. General Gurko, welcher den Uebergang persönlich bewachte, traf erst am 26. Dezember Abends in LTschurjan ein. Die ganze Kolonne des Detachements von Orkhanie traf erst am 31. Dezember ein, brauchte also zu dem Uebergang auf einer Strecke von 15 Werst 6 Tage und 6 Nächte, und G dabei mit so bedeutenben Schwierigkeiten zu kämpfen.

ie unter Weljaminoff stehende Kolonne hatte von Wratschesch

weiter befördert werden. Während si die Kolonne auf dem Uebergang befand, bekam sie Ordre, ihre Marschrichtung“zu ändern und statt nah Shiljawa ebenfalls nach Tschurjan zu ehen, da durch eine Rekognoszirung festgestellt war, daß die ürken eine neue Position bei Taschkisena befestigten, welche die Russen angreifen wollten. Weljaminoff traf am 30. De- zember in Tschurjan ein; die Türken, welche seinen Uebergang nit bemerkten, konnten ihn niht verhindern und beschlossen daher, die Russen in der befestigten Position Taschkisena zu erwarten, wo es dann am 31. Dezember zum Kampfe kam, der mit dem bereits gemeldeten Resultaté (der Einnahme der Position dur die Russen) endete.

(W. T. B.) Offizielles Telegramm aus Bogot vom 5. d.: Ueber den Kampf um die Jsker-Brüce bei Wrachdebra, 8 Werst von Sofia, und die Beseßung der Brücke am 2. d. wird weiter gemeldet: An dex Affaire - nahr: die Avantgarde unter General Rauh Theil, welche aus dem Preobraschenzschen und dem Jsmailowschen Regimente, sowie aus der Garde-Schüßen-Brigade bestand. Der Kampf dauerte Stunde und wurde durch eine Umgehungsbewegung der Preobraschenzen, welche den Fsker auf dem Eise überschritten, entschieden. Die Türken verließen ihre Stellungen, flohen auf die Brücke von Sofia und steckten diese in Brand. Das Feuer wurde indessen von unsern Truppen gelösht, worauf die Artillerie die Brücke passirte. Fn der Affaire bei Tasch- fisena, am 31. Dezember, wurde der englishe Oberst Baker verwundet gefangen genommen, derselbe hatte sich am Kampfe betheiligt. Unsererseits wurde General Mirkowits{ch \{chwer verwundet.

(W. T. B.) Dffizielles Telegramm aus Bogot vom 6. d.: Am 3. d. zogen die russishen Truppen mit Musik und Gesang unter dem allgemeinen Jubel der Bevölke- rung in Sosia ein. Sogleih nah dem Einzuge des Ge- nerals Gurko fand ein feierliher Gottesdienst in der Kathe- drale statt. Seit 1434 ist dies das erste Mal, daß christliche Krieger in Sofia erschienen. Ueber die Einnahme von Sofia sind bis jeßt folgende Details bekannt: Am 2. d. führte General Gurko persönlih eine Rekognoszirung aus, welche ergab, daß Sofia nur von der Ostseite her befestigt war, daß sih dagegen auf der Nordseite keine Befestigungen befanden und auch keine anderen Vorsichtsmaßregeln getroffen waren. Gurko sandte daher 12 Bataillone unter dem General Weljaminoff gegen das Dorf Kumanißa am Jsker, um den Hauptangriff von Nordwesten aus auszu- führen. Die Türken merkten dies und zogen in der Nacht, ohne ®den Angriff abzuwarten, in südwestlicher Richtung gegen Kistendelo ab, wohin sie wohlhabende und einflußreihe Bulgaren mitnahmen, während sie die Kranken und Verwundeten zurückließen. Am 3. cr. bei Anbruch des Tages wurde der Nückzug der Türken bemerkt. Die russischen Truppen zogen sofort in Sofia ein; die Vorhut wurde auf der Straße nach Kistendelo gegen Balamefendi vorgesandt ; ferner wurde ein Detachement ausgesandt, um mit den von Pirot aus gegen Sofia marschirenden ser- bishen Truppen in Fühlung zu treten. Die 3. Garde- Jnfanterie-Division, welche die von Arabkonak, Schandornik, Taschkisena zurückmarschirenden Türken verfolgte, hat Petrischew hesezt. Die Kavallerie is gegen Kalofer, Otlukidi, Jchshimion und Somakowa vorgerückt. Nähere Details über die Verfolgung liegen noch niht vor. Am 2. cr. fand ein Geplänfkel mit der türkishen Nachhut bei Mirkowo statt, bei welchem der Commandeur der 3. Garde-Jnfanterie-Divisiott, General Katalei, fiel; der Commandeur der ersten Brigade, General Philosophoff, wurde verwundet.

Konstantinopel, 6. ZFanuar. (W.- T. B.) Der Re- gierung zugegangene Nachrichten aus Schipka vom 6. ds. melden, daß das Wetter milder geworden ist. Es hat ein zweistündiger Geshüßkampf stattgefunden. Aus Silistria vom 5. ds. wird telegraphirt, daß eine unbedeutende Kanonade zwischen Kalarash und Totrokan stattgefunden habe, bei welcher die Kasematten des Feindes in Brand gerathen seien und eine Munitionskammer explodirte. Aus Rus \{chuk vom 5. ds, wird gemeldet: Der Feind hat seine Kavallerie bei Pyrgos verstärkt. Dampfboote haben die Pontons der über die Donau geschlagenen Pontonbrücke fortgenommen. Aus Adrianopel vom 5. ds. wird berichtet: Eine Re- fognoszirungs-Abtheilung drängte die russishen Posten von Ticherkeskiöi zurück. Die Ruffen, welche bei Fzlator angelangt waren, wurden zuerst zum Rückzuge gezwungen, nachdem sie indessen Verstärkungen erhalten, beseßten sie Tschatalkiöi. Ein Telegramm aus Prischtina vom 4. ds. meldet, daß die Hülfstruppen in Kalkandelen abtrünnig geworden sind. Eine große Anzahl von Bulgaren is vom Balkan nach Les- fowaß herabgekommen. :

Der Bukarester Spezial - Correspondent der „Times“ telegraphirt unterm 2. d.:

„Die Herstellung von Verbindungen zwischen den Serben und der russischen Armee ist von größter Wichtigkeit, indem die leßtere alsdann von den Serben Vorräthe beziehen kann, welche in Folge der unterbrohenen Verbindung über die Donau jeßt niht nah Bulgarien geschaft werden Tönnen. Dieser Strom ist nicht zuge- froren und die s{wimmenden Ei smassen bilden die Unterbrechung. Der Eisgang abwärts dauert 10 bis 12 Stunden und hört dann während ungefähr eines gleichen Zeitraumes auf. In der Zwischen- zeit wird die Verbindung durch die Eismassen vermöge flacher Boote, die im Stande sind, einen Wagen und mehrere Pferde oder Dchsen zu tragen, in unregelmäßiger Weise aufrehterhalten.“

Wien, 7. Januar. (W. T. B.) Der „Polit. Korresp.“ wird aus Ragusa, 7. d. Mts., gemeldet : Nah dem nunmehr erfolgten Ablauf des Waffenstillstandes, welher mit dem Kom- mandanten von Antivari abgeschlossen war, um den 250 Schuztbefohlenen Desterreihs den Abzug zu erleichtern, haben die Montenegriner die Beschießung der Festung wieder be- gonnen. Troßdem verweigert der Kommandant die Ueber- gabe; türkische Panzerschiffe haben gegen die montene- grinischen Batterien ein heftiges Feuer eröffnet.

Nr. 1 des Amtsblatts der Deutschen Reichs-Pofst- und Telegraphenverwaltung hat folgenden Inhalt: Ver- fügungen: Vom 31. Dezember 1877. Post-Dampfschiffverbindung Bremen-New-York. Vom 2. Januar 1878. Eröffnung der Eisen- bahn Demmin-Stralsund.

Nr. 1 der Nachrichten für Seefahrer, herausgegeben von dem Hydrographischen Bureau der Kaiserlichen Admiralität, ent- hält: Die in der Kaiserlihen Marine festgestellie Eintheilung der Karten in verschiedene Titel mit déren Grenzen.

aus vorrückend noch mehr Schwierigkeiten zu überwinden ; die

Q aar G î Kanonen mußten von den Lafetten genommen und auf SYlitten

Landtags- Angelegenheiten.

Das erbliche Mitglied des Herrenhauses, Graf Augu | von Malßtan, freier Standesherr auf Militsh, Freiherr von Wartenberg und Penzlin, Ober-Erbkämmerer im Herzogthum Schle- sien, ist nach einer dem „W. T. B.“ jugegangenen Nachricht am 7. Januar auf S{loß Dyhrnfurth gestorben.

Statistische Nachrichten.

Nah der „Statistishen Korrespondenz“ gehörten von der Bevölkerung der Stadt- und Landgemeinden, sowie der Gutsbezirke in Preußen nah der leßten Volkszählung vom 1. Dezember 1875:

von je 100 Bewohnern

in den Provinzen den Städten

23,37 55,76 32,79 97,62 95,87 40,20 33,81 27,99 30,70 33,58 39,26

den Guts- gemeinden bezirken 59,79 16,84 36,92 7,32 42,53 24,68 49,86 22,52 65,47 8,66 56,60 3,20 56,84 9,35 71,35 0,66 69,19 0,11 65,96 0,46 60,73 0,01 Hohenzollern 18,36 81,64 0,00 Staat 34,15 58,02 7,83

Nach diesen Zahlen erscheint also der Antheil der städtischen Bevölkerung in der Provinz Brandenburg wegen der Zugehörigkeit von Berlin am größten. Werden die 966 858 Bewohner der Haupt- stadt von der Bevölkerung der Stadtgemeinden in der Provinz Brandenburg getrennt, so ergiebt si, daß hier von 100 Bewohnern den Städten 35,95, den Landgemeinden 53,45 und den Gutsbezirken 10,60 angehörten. Den verhältnißmäßig größten Theil der Bevölke- rung vereinigt dann also die Provinz Sa(sen in den Städten, und es zeigt diefes Gebiet die gleihe Vertheilung der Bevölkerung auf Stadt und Land. Was die mittlere Größe der Kommunaleinheiten in den einzelnen Provinzen betrifft, so kamen:

auf je 1

Landgemeinde Einwohner

c S 6179 251 134 Brandenburg (ohne Berlin) 5751 363 115 Pommern E 6568 288 144 3215 233 181 C R E 6718 460 91 S E A 6055 406 64 Schleswig-Holstein . 6484 362 303 Doe a is 4910 357 79 O S 5736 874 101 Genet L a AOOL 435 34 Rheinland Res 0 LOOTO T1 45 Doe 2% 1743 456 -— Staat . 6826 397 126

Einer vor Kurzem im Verlage von Wilhelm Hertz hierselbst erschienenen Broschüre: „Nachweisungen über die Zahl der vorhandenen Lehrer- und Lehrerinnenstellen an den öffentlihen Volksschulen in Preußen und deren Be- seßung zu Anfang Juni 1877* entnehmen wir folgende Mit- theilungen: Die Zahl der vorschriftsmäßig beseßten Lehrerstellen, welche fich vom Juni 1873 bis dahin 1875 um 1377 erhöht hatte, ist seitdem um weitere 2111 gestiegen. Es sind also Anfang Juni v. J. 3488 vorschriftsmäßig geprüfte Lehrer mehr im Volks\chuldienste gewesen, als zu demselben Zeitpunkte vor vier Jahren. In der ge- sammten Monarchie betrug die Zahl der vorhandenen Lehrer- stellen überhaupt im Jahre 1877: 56 680 gegen 54 496 im Jahre 1875, mithin 1877 gegen 1875 mehr 2184; die Zahl der vorschrifts- mäßig E Lehrerstellen belief ih auf 52099 gegen 49 988, mithin, wie {hon oben angegeben, im Jahre 1877 gegen 1875 um 2111 mehr; die Zahl der nicht vorschriftsmäßig be- leßten Lehrerstelen war 4581 gegen 4508, mithin im Jahre 1877 gegen 1875 um 73 mehr. Für die einzelnen Provinzen stellen ha diese Zahlen wie folgt: Jn Provinz Preußen: Zahl der vcr- )andenen Lehrerstellen überhaupt im Jahre 1877 6953 gegen 6702 im Jahre 1875, mithin +4 251, Zahl der vorschriftsmäßig besetzten Lehrerstellen 6484 gegen 6291, mithin 1877 gegen 1875 + 193; Sahl der nicht vorschriftsmäßig beseßten Lehferstellen 1877 469 gegen 1875 411, mithin gegen 1875 + 58. Brandenburg: Zahl de: vorhan- denen Lehrerstellen überhaupt 1877 6521 gegen 1875 6217, mithin 1877 gegen 1875 + 304, Zahl der vorschriftsmäßig beseßten Lehrer- stellen 6199 gegen 5392, mithin 1877 gegen 1875 + 307, Zahl der nicht vorschriftsmäßig beseßten Lehrerstellen 1877 322, 1875 329, mithin gegen 1875 3. Pommern: Zahl der vorhandenen Lehrerstellen überhaupt im Jahre 1877 3824 gegen 3817 im Jahre 1875, mithin 1877 gegen 1875 + 77, Zahl der vorschrift*mäßig be- A Lehrerstellen 3673 gegen 3588, mithin 1877 gegen 1875 + 85,

ahl der nicht ‘vorschristsmäßig beseßten Lehrerstellen 221 gegen 229, mithin gegen 1875 8. Pofen: Zahl der vorhandenen Lehrerstellen überhaupt 1877 3002, 1875 2931, mithin 1877 gegen 1875 + 71, Zahl der vorschriftsmäßig beseßten Lehrerstellen 1877 2760, 1875 2754, mithin gegen 1875 + 6; Zahl der niht vor- \{ristsmäßig beseßten Lehrerstellen 1877 242, 1875 177, mithin gegen 18/5 + 65. Schthlesien: Zahl der vor- handenen Lehrerstellen überhaupt 1877 7141, 1875 6877, mithin 1877 gegen 1875 mehr 264; Zahl der vorschriftsmäßig beseßten Lehrerstellen 1877 6458, 1875 6187, mithin 1875 mehr 271; Zahl der nicht vorshriftsmäßig besetzten Lebrerstellen 1877 683, 1875 690, mithin gegen 1875 weniger 7. Sachsen: Zahl der vorhan- denen Lehrerstellen überhaupt 1877 5247, im Jahre 1875 5144, mit- hin 1877 gegen 1875 mehr 103; Zahl der vorschriftsmäßig besetzten Lehrerstellen 1877 4889, 1875 4796, mithin 1877 mehr 93; Zahl der niht vorschriftsmäßig beseßten Lehrerstellen 1877 358 gegen 348, mithin gegen 1875 mehr 10. S{chleswig-Hol stein: Zahl der vorhandenen Lehrerstellen überhaupt 1877 3202, 1875 2914, mithin 1877 gegen 1875 mehr 283; Zahl der vorschriftsmäßig be- seßten Lehrersiellen 1877 2939 gegen 2604, mithin 1877 gegen 1875 mehr 335; Zahl der nicht vorschriftsmäßig beseßten Lehrerstellen 1877 263, 1875 310, mithin gegen 1875 weniger 47. Provinz Han- nover: Zahl der vorhandenen Lehrerstellen überhaupt im Jahre 1877 4964, 1875 5024, mithin 1877 gegen 1875 weniger 60; Zahl der vorschriftsmäßig beseßten Lehrerstellen 1877 4498, 1875 4505, mithin 1877 gegen 1875 weniger 7; Zahl der nit vorschriftsmäßig beseßten Lehrerstellen 1877 466, 1875 519, mithin gegen 1875 weniger 93. Westfalen: Zahl der vorhandenen Lehrerstellen überhaupt 1877 3695, 1875 3304, mithin 1877 gegen 1875 A: 391; Zahl der vorschriftsmäßig beseßten Lehrerstellen 1877 3504 gegen 3100 im Jahre 1875, mithin 1877 gegen 1875 mehr 404; Zahl der nicht vorschriftsmäßig beseßten Lehrerstellen 1877 191, 1875 204, mithin gegen 1375 weniger 13. Hessen-Nassau: Zahl der vorhandenen Lehrerstellen überhaupt 1877 3361, 1875 3300, mithin 1877 egen 18/5 mehr 61; Zahl der vorschriftsmäßig beseßten Lehrer- stellen 1877 3099 gesen 3007 im Jahre 1875, mithin 1877 gegen 1875 mehr 92; Zahl der nit vorschriftsmäßig beseßten Lehrerstellen 1877 262, 1875 293, mithin gegen 1875 weniger 31. Rhein- provinz: Zahl der vorhandenen Lehrerstellen überhaupt im Zahre 1877 8524 gegen 8092 im Jahre 1875, mithin 1877 gegen 1875 mehr 432; Zahl der vorschriftsmäßig beseßten Lehrerstellen

1877 7439, 1875 7108, mithin 1877 gegen 1875 mehr 331; Zahl der nit vorschriftsmäßig befebten Lehreritellen 1877 1085 gegen 984

den Land-

Preußen “. . Brandenburg Pommern

Posen. . Schlesien . O E Schleswig-Holstein Hannover e Westfalen .. Hessen-Nassau . Rheinland

in den Provinzen Stadt Gutsbezirk

im Jahre 187, mithin gegen 1875 mebr 101. Hobenzollern- \che Lande: Zahl der vorhandenen Lehrerstellen überhaupt 1877 176, 1875 174, mithin 1877 gegen 1875 mehr 2; Zahl der vor- \hriftsmäßig beseßten Lehrerstellen 1877 157, 1875 156, mithin 1877 gegen 1875 mehr 1; Zahl der nit vorschriftsmäßig beseßten Lehrerstellen 1877 19, 1875 18, mithin gegen 1875 mehr 1.

Zu dieser Uebersicht bemerkt die genannte Brochurc: „Einen wie großen Fortschritt diese Uebersicht erkennen läßt, so bleibt doch immer stehen, daß es noch 4581 uzbeseßte Stellen in der Monarchie giebt. Bringt man auch von dieser Zahl, wie billig, die 1486 in Abzug, welch- kürzere Zeit als 6 Monate unbeseßt waren, also jene Vakanzen be- treffen, welche bei einer Zahl von 56 680 Lehrern immer vorhanden sein müssen, fo bleiben immerhin 3095 Stellen, welche länger als 6 Monate erledigt find Wenn in der vorstehenden Darstel- lung der gegenwärtige Schaden unverhüllt dargelegt worden ist, so ist doch daran zu erinnern, daß die augenblicklich erledigten Stellen fast ausnahmslos anderweit versorgt werden; von 56 680 Stellen waren im Juni 1877 nur 93 (also von je 609 eine) ohne unter- rihtlihe Versorgung, und auch dies nur vorübergehend. . . . Jnner- halb der Stellen selbst hat auch in den leßten beiden Jahren eiae Verminderung der Hülfslehrerstellen, namentlich in Schlesien, sowie eine Vermehrung der Lehrerinnenstellen, namentlih in Brandenburg, Stlesien und der Rheinprovinz stattgefunden.“

Die Einfuhr westfälisher Steinkohlen nah Ham- burg stellte si, einer Mittheilung des „Berl. Act." zufolge, im zweiten Semester 1877 für Hamburg auf 1614400 (tr. gegen 1 208 §00 Ctr. im ersten Semester, per Lübecker Eisenbahn auf 597 600 Ctr. gegen 398 600 Ctr. im ersten Semester, per Altona- Kieler Bahn auf 508000 Ctc. gegen 270400 Ctr., yer Berlin- Hamburger Bahn auf 92 600 Ctr. gegen 25 600 Ctr, zusammen auf 2812 600 Ctr. gegen 1 903 400 Ctr. Die Gesammteinfuhc im Jahre 1877 betrug 4716 000 Ctr. gegen 2884 800 Ctr. im Jahre 1876, so daß eine Zunahme von circa 2 000 000 Ctr. zu verzeichnen ist, Allerdings aber betrug die Einfuhr englisher Kchlen nah Ham- burg im Iahre 1876 18 000 000 Ctr. und im Jahre 1877 noch immer 16 000 000 Ctr.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

_ Die „Karlsruher Ztg.“ veröffentliht folgende amtliche Nach- richten: Der außerordentliche Professor für vergleichende Sprachwissen- schaft und Sanskrit an der Universität Heidelberg, Dr. Her- mann Osthoff, ist zum ordentlichen Professor daselbst ernannt, der ordentliche Professor der Zoologie und Paläontologie ebenda, Dr. Heinr. Alexander Pagen steher, auf sein Ansuchen wegen leidender Gesundheit unter Anerkennung seiner treuen und ersprießlichen Dienste in den Ruhestand verseßt und dem Privatdozenten Dr. Otto Caspari der Charakter als außerordentlicher Professor verliehen worden.

Paris, 4. Januar. Edgar Boutaric, Mitglied der Akademie der Ins briften und schönen Literatur, ist im Alter von 49 Jahren gestorben. Von seinen historishen Schriften sind die bedeutendsten :

„Frankrei unter Philipp dem Schönen“, „Ludwig der Heilige und Alfons von Poitiers“, sowie die , Geheime Korrespondenz Ludwigs XV. über die auswärtige Politik“.

Von dem Werke: „Das Leben der Seele, in Mono- graphicn über seine Erscheinung und Geseße“ von Prof. Dr. M. Lazarus (Berlin, Ferd. Dümmlers Verlagsbuhhandlung Harr- wiß und Goßmann) ist der zweite Band der zweiten, erweiterten und vermehrten Auflage erschienen.

Wie der Verfasser in dem Vorwort mittheilt, follte der vorliegende Band außer den drei Monographien der ersten Auflage „Geist und Sprawe“, „der Takt“ und „Verrichtung und Zusammenwirken der Künste“ noch eine vierte Abhandlung „über den Ursprung der Sitten“ enthalten, aber die Monographie Geist und Sprache hat bei der Neubearbeitung eine solche Ausdehnung gewonnen, daß sie allein den ganzen Band (406 S.) füllt in solchem Maße haben ih in den seit Erscheinen der ersten Auflage verflossenen zwanzig Jahren die in derselben angeregten Gedanken weiter entwickelt und tiefer begründet. Die vorliegende neue Auflage muß daher als ganz neues Werk be- zeichnet werden. Die Geheimnisse des Seélénlebens sind in derselben nicht nur auf dem Gebiete der Sprache beleuchtet, sondern auch in anderen Sphären, in der sinnlihen Wahrnehmung, der Theorie der Apperception (der aktiven Thätigkeit der A der Verdichtung der C der Vererbung im Reiche des Geistes u. \. w. eingehend erörtert.

Der Verfasser bespricht, nachdem er in einer Einleitung die gegenseitigen Beziehungen zwischen Geist und Sprache (die Entwicke- lung des Geistes zur Sprache hin, sein Verhalten in derselben und seine eigene Fortbildung durch sie, und von der anderen Seite den Ursprung, die Existenz und die Wirkung der Sprache im Geiste zur Erkenntniß zu bringen) als seine Aufgabe bezeichnet hat, zunächst die Wechselwirkung zwischen Leib und Seele im Allgemeinen, dann den Ursprung der Sprache, deren Erlernung und Fortbildung, ferner den Einfluß der Sprache auf den Geist, die Kongruenz von Geist und Sprache (das sprachlose Denken neben dem sprachlihen) und das Verständniß. Endlich giebt der Verfasser in einem Schlußwort Andeutungen über das Verhältniß des Einzelnen zu seinem Volke mit Bezug auf die Sprache.

Obwohl der Gegenstand, welchen Professor Lazarus in diesem Buche behandelt, überaus \{chwierig ist, so weiß der Verfasser doch denselben auch dem Laien nicht nur verständlih zu machen, sondern auch dessen Jnteresse im hohen Grade an die psychologishen Ent- A zu fesseln. Dabei hat der Verfasser nit unterlassen, auch auf die praktishe pädagogische Verwerthung seiner Lehren auf- merksam zu machen. Jn zahlreichen Anmerkungen wird überdies auf die übereinstimrnenden und abweichenden Ansichten anderer Psychologen Ms und zum weiteren Forshen über das Seelenleben an- geregt.

__ Zu bedauern ist nur, daß der Schluß des Buchs —— das Ver- hältniß des Einzelnen zu seinem Volke in Bezug auf die Sprade (die Bedeutung der Muttersprache) sich nur in Andeutungen bewegt, weil der Verfasser sih nicht allzuweit in das Gebiet der Völkerpsycho- logie hat hineinbegeben wollen. Hoffentlich bietet ihm einer der nächst ersheinenden Bände des Werks Gelegenheit, die gedankenreiche Skizze, mit welcher dieser Band \{ließt, noch weiter auszuführen.

Die Monographien über einzelne Abschnitte des deutsh-französi- schen Krieges und die Wirksamkeit einzelner Theile der beiderseitigen Armeen in demselben haben neuerdings eine weitere Bereicherung er- fahren durch die im Verlage der Lutkhardtshen Verlagsbuchhandlung in Berlin und Leipzig erschienene Schrift: „Die 1. franzö- lde Loire-Armee“, dargestellt von E. Tanera, Premier-

ieutenant im Infanterie-Regiment „König Wilhelm“ (6. Württem- bergishes). Das Buch füllt eine merkliche Lücke aus, welche die französische Kriegsliteratur über diesen Abschnitt des Krieges gelassen hat. Der Verfasser, der zu seiner Arbeit die S igsten deutschen und französischen Quellen benußt hat, bemerkt hierüber in der Vor- rede: „alle franzöfischen Werke, welhe über die I. Loire - Armee er- schienen sind, müssen als Rechtfertigungsschriften einzelner Generale gegenüber ihrem Lande angesehen werden und können nicht als eine objektiv geschriebene Geschichte dieser Armee gelten. Die anderen ranzösishen Werke über den Feldzug 1870/71, in welchen die oire-Armee nebensählich erwähnt wird, geben entweder nur rine ungenaue Schilderung derselben, oder sind zu sehr parteiish gefärbt, als daß sie immer der Wahrheit genau çefolgt wären, wie z. B. das, Buch. des Hrn. de Freycinet, Der Verfasser ging nun von der Ansicht aus, daß es für einen gge Theil seiner tameraden, besonders für jene, welche, wie er selbst (als Ordonnanz- Offizier der Königlich bayerischen 3. Infanterie-Brigade) den Kampf gegen die 1. französishe Loire-Armee mitgemacht „haben, von hervor- ragendem Interesse sein dürfte, ein objektives, möglichst wahrheits- ges Bild dieser Armee zu bekommen. Deshalb hat er es ver- ucht, aus dem Durceinander der verschiedenartigsten Darstellungen eine genaue Schilderung herauszufinden, welhe weder das in den französishen Werken enthaltene Selbstlob wiedergeben, noch die Ver-

dienite des Feindes, d. h. dieser Armee, s{mälern sollte. Ebenso Kittoto ov G 1 Son Four Kav orm Akin ton erte Vorzu werfendeü var Va [0M E H L Lr I M SDILLLL VULZUINCLICHUYTH

Fehler der politishen Parteinahme zu verfallen, hielt es jedoch für nothwendig, den Einfluß der Herren Gambetta und de Freycinet, soweit er sih auf die V'rhältnifse der Loire-Armee und ihrer ührer erstreckte, darzulegen.“ Die ganze Arbeit soll demna nit eine Kritik, Le eine Darstellung der Ereignisse bei der T. französischen Loire-Armee ein und wird in diesem Sinne in militärishen Kreisen eine günstige Aufnahme finden. Der Inhalt ist übersichtlih in sih aus dem Ver- laufe der Operationen jener Armee ergebende Abschnitte gruppirt. Nach einer die eigentlihe Darstellung dec zu besprechenden Érei niffse vorbereitezden Einleitung werden in besondern Kapiteln behandelt : die Bildung des XV. Armee-Corps 7 das Treffen von Artenay am 10. und die Räumung von Orleans am 11. Oktober 1870; die Neu- formirung der Armee und Einleitung der Bewegung gegen Orleans; das Gefeht von Chantôme (Combat de Vallière) und der Vormarsch gegen Orleans; das Treffen von Coulmiers und die Wiedereinnahme und Beseßung von Orleans; der Vormarsh auf Pithiviers und das Gefecht von Varize und die Treffen von Beaune-la-Rolande; die Ge- fehte und Schlachten von Villepion, Loigny, Poupry, Chevilly und Drleans und die Räumung von Orleans. Das Schlußkapitel ift dann dem Rückzuge und der Auflösung der Armee gewidmet. Zur Erläuterung sind dem Buche die vortrefflich ausgeführten Croquis der Beauce, Orleanais und Sologne, sowie zum Treffen von Coul- miers, zur Shlaht von Beaune-la-Rolande, und zu den Kampfen von Villepion, Loigny und Cercottes beigegeben.

Land- und Forstwirthschaft.

Auf der Tagesordnung der nächsten (IV.) Sißungéperiode des Deutschen Landwirthschaftsraths, welche auf Montag, 14. Januar cr., hierselbst anberaumt ist, steh2n, wie die „Wes. Ztg.“ mittheilt, folgende Berathungsgegen stände:

1) Der Einfluß der Revision der Gewerbeordnung auf die landwirthschaftlichen Verhältnisse (Kontraktbruch, Arbeitsbücher, Schankkonzessionen). Referent der ständigen Kommission für die Ar- beiterfrage. 2) Die Arbeiterhülfskafsen auf dem Lande. Referent der ständigen Kommission für die Arbeitcrfrage : Hr. Gutsbesißer Papst- Burgstall. Korreferent für das Plenum: Hr. Bokelmann-Kiel. 3) Die Schulße-Delißs{hshen Anträge zum Genossenschaftsgeseze (Geseß über die privatrehtlihe Stellung der Erwerbs- und Wirthschafts- genossenshafter vom 4. Juli 1868) und die landwirthschaft- lichen ODarlehenskassen. Referent: Hr. Dr. Weidenhammer- Darmstadt; Korreferent: Hr. Möllinger-Pfeddersheim. 4) Die Maß- regeln, welche gegen die überhandnehmende Verfälschung von Nahrungs-, Genuß- und Gebrauchsmitteln anzustreben sind. Mefe- rent: der General-Sekretär, Hr. Oekonomie-Rath Hausburg-Berlin; Korreferent: Hr. Freiherr v. Rabenau-Friedelhausen. 5) Die Lage der Eisenbahntariffrage nebst Anträgen: die Herabseßung der Tarife für Torf, Stein- und Braunkohlen, sowie die Fortsezung der Be- strebungen in Bezug auf die Verwerthung und den Eifenbabntrans- port städtischer Fäkalien. Referenten: die Herren Uhlemann-Görlik,

rhr. v. Wölwarth-Hohenroden, Graf Hegnenberg-Dur-Hegnenberg. ) Die Lage des Hagelversicherungsnesens. Referent der be- treffenden Kommission beziehungsweise: Hr. Prof. Richter-Tha- rand. 7) Die Maßregeln zur Verhütung der Eins&"levyung der Rinderpest ins Deutsche Reih. Referent Hr. Pogge-Roggow ; Korreferent: Hr. Baron v. Crailsheim-Amerang. 8) Anträge, betreffend a. die Erhebung der Spiritussteuer in Form einer Fa- brifatsteuer; b. die Rückvergütung der Spiritussteuer bei der Aus- fuhr; e. die Steuererhebung bei der Spirituseinfuhr nah dem Maßstabe des wirklihen Alkoholgehalts. Referenten: die Herren Amtsrath Uhden-Sorge und v. Oehlshlägel-Oberlangenau. 9) Das landwirthschaftlihe Ausstellungswesen. MReserent : Fe Oekonomie- Rath Korn-Breslau; Korreferent : Hr. Prof. Dr. Graf zur Lippe- Rostock, 10) Die Stellung der deutschen Landwirthschaft zur Aufhe- bung des deutsh-österreihishen Handelsvertrages. Referent: Hr. Prof. Richter-Tharand. 11) Die Uebertragung der Stempelsteuern auf das Reich. Referent: Hr. Bokelmann-Kiel. 12) Die Kanalfrage in ihrer Wichtigkeit für den Betrieb der deutschen Landwirthschaft. Referent: der Generalsekretär Hr. Dekonomie-Rath Hausburg-Berlin. Vorlagen, über - deren weitere Behandlung resp. Dringlichkeit der Beschluß der Versammlung vorbehalten ist: a. Anträge von Mitgliedern des Deutschen Landwirthschaftsraths. b. Anträge von landwirth- shaftliben Vereinen. 13) Die Novelle zum Reichsgeseße vom 6. Juni 1870 über den Unterstüßungswohnsiß. Antrag- steller : Hr. Freiherr von Ow - Wachendorf. 14) Die Bil- dung von permanent-:n landwirthschaftlichen Sachverständigen- kfommisfsionen, analog den neuen Handelskammern. Antragsteller:

r. Prof. Dr. Orth-Berlin. 15) Die Amendirung des §. 33 der Neihs8-Gewerbeordnung in Bezug auf die Schankstätten und Maß- regeln gegen ihre He Vermehrung. Antragsteller: Hr. Frhr. v. Crailsheim-Amerang. 1 ) Antrag des landwirthschaftlichen Kreis- vereins Einbeck: Maßregeln, die Reduktion des Preises für \tick\tof- haltige Düngemittel betreffend. 17) Anträge des landwirthschaft- lihen Kreiscomités für Unterfranken und Aschaffenburg: a. die Ein- richtung thierärztliher Controlstationen an den Grevzen des Deut- hen Reichs und die Versicherungsprämien Behuss Abwehr der Einschleppung von Viehseuchen; b. Schußmaßrcgeln gegen die Ein- fuhr von verfälshtem Mehl betreffend.

Gewerbe und Handel.

Nach dem Berichte des Königlichen Fabriken-Inspektors für Schlesien, Hrn. Frief, (abgedrucktt in dem Werke „Jahresberichte der Fabriken-Inspektoren für das Jahr 1876, veröffentlicht auf An- ordnung des Ministers für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten“ Berlin 1877, Fr. Kortkampf) waren in Schlesien im Sommer 1876 45 Glashütten mit 75 Defen vorhanden, von welchen 37 Hütten mit ca. 69 Oefen und 2085 unmittelbar am Ofen beschäftigten Arbeitern im Betrieb waren. Von diesen Hütten produzirten 2 nur ordinäre Flaschen, 8 Hütten nur weißes und halbweißes Hohlglas, 6 nur Be- leuhtungsartifel, 6 nur Tafelglas, 15 verschiedene Glasforten. Die Gesammtproduktión hatte einen Werth von 6 090 000 & Die Glags- fabrikation hat in technisher und rationeller Hinsicht für gewisse Fabrikate noch nicht den Standpunkt erreicht, den fie in den westlichen Provinzen einnimmt. Von “den 2085 Glasarbeitern waren 1387 (66,5 9%) über 16 Jahr, 312 (15%) zwishèn 16 und 14 Jahr, 386 (18,5 9%) unter 14 Jahr. 411 eigentliche Glasmacher standen im Durchschniktsalter von 32 Jahren; ste waren im Durh- schnittsalter von 11 Jahren (von 5 bis 18 Jahre) auf die Hütte gekommen, arbeiteten demna 21 Jahr in derselben. Nur 4,1% der Arbeiter war nach vollendetem 15. Jahre in die Arbeit einge- treten. 58 dieser Arbeiter (15 °/6) hatten als Soldaten gedient, wo- bei aber die zur Zeit dienenden nit mitgerehnet sind; auch ift hier- bei zu berücksihtigen, daß sich unter den Glasmachern viele Aus- länder, namentli Böhmen, befinden.

Bei einer - Gesammtzahl von 130 618 Fabrikarbeitern sind ‘in Swslesien im Jahre 1876 1512 Arbeiter (11,57 pro Mille) verun- E davon die meisten, 29,68 9/9 der dabei beschäftigten Arbeiter, n der Metallindustrie, 10,78 9/9 in Mühlen, 7,60 °/% in Steinbrüchen. Den Tod erlitten in den Steinbrüchen 4,33 pro Mille Arbeiter, den chemishen Fabriken 3 pro Mille, den Mühlen 2,45 pro Mille. Die verhältnißmäßig meisten Unglücksfälle ereigneten ih dur Verbrühen und Verbrennen (33,80 %/), demnächst vat Berührung mit Maschinen und Triebwerken (26,24 9/9) und dur Fall und Stoß von Arbeits- ftüden (17,46 %/0).

_ Auf der Marienhütte bei Koßenau besteht unter den Arbeitern ein Aeltestenkollegium, welches die Pflicht hat, über die Ordnung innerhalb und außerhalb der Hütte zu wachen und alle Anordnungen zu treffen, welche zur Erreichung dieses Zwecks nothwendig sind.

In der Provinz Hannover hat der Königliche Fabriken - In- spektor Hr. Bode in 161 von ihm besnchten gewerblichen Anlagen 991 jugendliche Arbeiter ermittelt, darunter in Glashütten und ti a E auch Kinder unter 12 Jahr: D den Glashütten a zan N jedoh mehr und mehr mit Mädchen über

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In der Provinz Hessen-Nassau find 4 Fabrikeuinspektoren- angestellt. Im Regieru ngsbezirk Vis bilden die Städt.

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