1878 / 12 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 15 Jan 1878 18:00:01 GMT) scan diff

R C E fden a, L S T E N

“sowohl in seinem eigenen

(WV T. B.) Wie- die „Morning F erfährt, wird im Oberhause Lord Granville die Adreßdebatte er- E Mord Beaconsfield wird zur Erwiderung das Wort ergreifen, E

ankreich, Paris, 14. Januar. (W. T. B.) Die Subkommission des Finanzausschusses hat einen SSTENEERGCLSA von 11 Millionen für kleine Glaswaaren und von ionen für Seife vorgeschlagen. Der Ueber- schuß des Budgets würde troßdem noch 17 Millionen betragen.

Spanien. Madrid, 14. Januar. (W. T, B.) Jn der heutigen Cortessißung spra sich Moyans gegen die Vermählung des Königs mit der Prinzessin Mer- cedes aus, welche er als für Spanien nachtheilig erachte. Ebenso klagte er den Peraos von Montpensier der Un- dankbarkeit gegen die frühere Königin JFsabella an. Der Mi- nister-Präsident Canovas del Castillo wies dem gegenüber darauf hin, daß der Ehebund des Königs gerade ein Glüdck für Spanien sei, weil er zu einer Vereinigung ver- schiedener Zweige derselben Familie führe und zur Beseitigung der Zwietracht beitragen werde, die ein rebellisher Prinz aufs Neue an Paas suche, der einen abermaligen Bürgerkrieg für möglich halte.

Cuba. (A. A. C.) Aus Havana wird unter dem 21. Dezember v. P: gemeldet: Durch Königliches Dekret ist der Konflikt zwischen dem General-Kapitän Fovellar und dem D sten Kriegsgericht beigelegt worden. Bekanntlich war durch ein Urtheil dieses Gerichts Fovellar genöthigt wor- den, die betrügerishen Armeelieferanten Barahona und Domenich freizulassen. Jn dem Königlichen Dekret wird das Kriegsgeriht wegen Eingriffs in die Königlihen Prärogative

etadelt. Nach einer offiziellen Depesche aus Santi

piritus haben sich am 23. Dezember im Central-Departe- ment weitere 68 Fnsurgenten unterworfen, unter ihnen die Frau und die Familie des Maximo Gomez. Die leß- tere hatte sich {hon vorher zur Unterwerfung bereit erklärt und General ega L Campos es 1hr freigestellt sich entweder auf der Fnsel Cuba oder außerhalb derselben zu unterwerfen. Am 24. Dezember wurden aus dem Central- Departement weitere 46 freiwillige Unterwerfungen gemeldet. Nach einem vom 29. Dezember datirten Tele- gramm aus Havana dauern die Kapitulationen von Insurgenten im Central-Departement fort.

Portugal. Lissabon, 12. Januar. (Ag. Hav.) Die E M und der Kronprinz reisen heute Abend 11 Uhr nach Nom ab, um dem Leichenbegängniß König Victor Ema- nuels beizuwohnen.

Italien. Rom, 14, Januar. (W. T. B.) Gestern ver- sammelten sich im Palais der deutshen Botschaft alle [Ran Botschafter und Gesandten, um sich über das bei der Leichenfeier zu beobachtende Ceremoniell in Einvernehmen zu seßen. Bei dem Empfange der Deputation der Kammer war der König sehr bewegt. Auf die Ansprache des Vize-Präsidenten Desanctis erwiderte der König, daß ihm bei dem ungeheuren Verluste, der ihn und das Land betroffen, die e von allen Seiten eingegangenen Beileidskundgebuhgen zu großem Troste gereihten. Er werde den Traditionen seines Vaters folgen. Der König bestätigte sodann, Daß die Leichenfeier in Rom stattfinden werde, und fügte hinzu, daß bezüglih des Ortes der Beisezung noch nihts End-

ültiges E sei; er wünsche jedoch, daß die sterblichen

eberreste des Königs an einem “geheiligten Orte ruheten. Die Königin sprach mit der Deputation mit großem Schmerze über die leßten Augenblicke des Königs Victor Emanuel und die Festigkeit, mit der er gestorben. Bisher O 2700 Deputationen den Antrag gestellt, sich an der

eichenfeier zu betheiligen. Der Andrang von Fremden nah Rom ist sehr groß; die Eisenbahnzüge treffen verspätet ein. Der König hat dem Marschall Canrobert Wohnung im Quirinal angeboten. Der Kaiser von Japan hat dem Könige Humbert ein Beileidstelegramm gesendet. Das Gerücht von dem Besuche des Herzogs von Aosta bei dem Papste und seinen angebli demelben ausgesprochenen Ge- fühlen entbehrt, der „Agenzia Stefani“ zufolge, jeder Begrün- dung. Eine sehr große Volksmenge besuchte heute die Leiche des Königs Victor Emanuel. Jm Pantheon werden Vorbereitungen für das Leichenbegängniß getroffen. Der Marschall Canrobert ist mit dem Sohne des Mar- schalls Mac Mahon hier eingetroffen und mit militärischen Ehren empfangen worden.

14. Januar, Abends. (W. T. B.) Se. Kaiserliche oheit der Kronprinz des Deutschen Reichs ist heute achmittag hier angekommen. Höchstderselbe wurde auf dem

Bahnhofe von Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen von Carignan, den: sämmtlichen Ministern, dem Personal der deutschen Botschaft, den Spißen der Behörden , einer großen Mitt Deputirter und vielen Offizieren empfangen. Den Ministern Depretis und Crispi \prach der Kröfiprinz den

Schmerz und die Theilnahme aus, welhe Se. Majestät der

Deutsche Kaiser, die Mitglieder des Königshauses und die deutshe Nation beim Tode des Königs Victor Emanuel em- pfänden. Auf dem Bahnhofe war eine Ehrenwache mit der Fahne und der Musik aufgestellt. Der Kronprinz is im deutschen Botschaftspalais abgestiegen. Sowohl bei der An- kunft hierselbst, wie auf der ganzen Reise wurde Sr. Kaiserlichen A ein enthusiastisher Empfang zu Theil. Earl of

oden ist als Vertrete- der Königin Victoria und Baron Bayens als Vertreter des Königs von Belgien bei der Begräbnißfeier des Königs Victor Emanuel hier ein-*

- getroffen.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 12. Januar. (St. Pet. Herold.) Der „Russ. Jnv.“ veröffentlicht folgenden Tagesbefehl an die Truppen der Garde und des St. Peters-

burger Militärbezirks:

„Mit Genehmigung Sr. Majestät des Deutschen Kaisers und Königs von Preußen hat der Commandeur des preußischen Garde- Corps Sr. Majestät dem Kaiser die ehrerbietigsten Glückwünsche Namen, wie aub im Namen der preu- s s zu den leßten Erfolgen unserer aktiven Truppen dar- gebrat.

Mit Allerhöchster Genehmigung gebe ih diesen hohbedeutsamen Brief des Prinzen August von Württemberg den mir zeitweilig an- vertrauten Trupyen bekannt. Die darin dargelegte s{chmeichclhafte Aufmerksamkeit für unsere siegreihen Brüder wird, ich bin davon fest übetzeugt, mit um so größerer Sympathie aufgenommen werden, als sie aus den Reihen des ruhmvollen und tapferen Garde-Corps

rihtiger und erprobter Freundschaft unser theueres Vaterland si mit Recht rühmen ka1n. i Gezeichnet: zeitweilig Kommandirender der Truppen, General-Adjutant Baron B isr o 1a.“ . Kopie des Briefes des Commandeurs des preußischen Garde-Corps, Prinzen August von Württemberg, an Se. Majestät den Kai ser. : : „Allergnädigster, Großmäthtigster Kaifer, Allergnädigster Herr und Kaiser ! E Majestät! Mit Genehmigung Sr. Majestät des Deutschen Kaisers. und Königs von Preußen wage ih es, selbft und im Namen des mir anvertrauten Garde-Corps, unsere ehrerbietigsten Glüc- wünsche zu den leßten Erfolgen auszudrücken, welchen die egreieves Truppen Ew. Majestät auf dem asiatischen, wie auf dem bulgari- schen Krie aon errungen haben. A Die huldvolle Geitnakiie mit der Ew. Majestät vor sieben Jahren den Schicksalen der deutschen Armee und vorzugêweise des preußischen Garde-Corps folgten, hat in unseren Herzen das Gefühl der tiefsten Dankbarkeit wahgerufen, dem Ausdruck zu geben wir uns jeßt glücklih schätßen. i Ew. Majestät wollen diesen einfahen soldatishen Ausdru der Achtung huldvoll entgegennehmen und das Garde-Corps Ew. Ma- jestät der tiefen Sympathie versichern, mit welcher das preußische Garde-Corps, sein Waffenbruder, den leßten Siegen der russischen Armee folgt, von denen ein so ruhmvoller Theil der Garde g-hört. In tiefster Ehrfurcht bleibe ih Ew. Kaiserlihen Majestät ganz ergebenster ; é August, Prinz von Württemberg.“ Berlin, den 18, Dezember 1877. Am 8. d. M. ist der néuernannte Gesandte der Ver- einigten Staaten von Amerika, Edwin Ren, Pen eingetroffen. Vorgestern wurde derselbe vom Reichs -

anzler, Fürsten Gortschakoff empfangen.

15. Januar. (W. T. B.) Gestern empfing der Kaiser den seitherigen Gesandten der nordamerika- nishen Union, Boker, der sein Abberufungsschreiben überreichte, in der von ihm nahgesuhten Abschied8audienz. Kurz darauf wurde vom Kaiser der neue Gesandte Stoughton empfangen, der sein Beglaubigungsschreiben überreihte. Später wurden der Gesandte Stoughton und dessen Gemahlin auch von der Kaiserin empfangen.

Amerika. Washington, 11. Fanuar. (Reuters Bureau.) Der demokratische Caucus in Ohio hat Mr. George H. Pendleton zum demokratischen Kandidaten für den Senat der Union aufgestellt. Das Repräsentanten- haus hat eine Resolution angenommen, welche die Ausschüsse autorisirt, eine allgemeine Untersuhung des Verhaltens der verschiedenen Regierungs-Departements vorzunehmen. Die New-Yorker Baumwollbörse hat E gegen Mr, Blands Silber - Bill erklärt. Robert Parker Parrott, der Erfinder des nah ihm benannten gezogenen Geschüßes, ist am 24. Dezember in Cold Spring, New-York, im 74. Lebensjahre gestorben.

14. Januar. (W. T. B.) Jn der heutigen Sizung des Senats brachte Edmunds zu der von Matthews beantragten Resolution einen Antrag ein, in welchem erklärt wird, daß die Bonds. in Gold oder einem demselben ent- sprechenden Aequivalent eingelöst werden müßten, und daß jede andere Art der Einlösung eine Verleßung von Treu und Glauben und gegen dis Nechte der Gläubiger sein würde.

New-York, 10. Januar. (Reuters Bureau.) Die reu - blikanishe Partei in New-Hampshire hat b. Prescott wiederum zu ihrem Kandidaten für die Gouver - neurschaft des Staates aufgestellt. Die bei dieser Gelegen- heit gefaßten Beschlüsse billigen die patriotishen und auf- rihtigen Anstrengungen des Präsidenten Hayes zur Sicherung einer gerechten, ehrlichen und tüchtigen republika- nischen Regierung und tadeln alle Versuche, den Präsidenten- wahlstreit oder die Frage bezüglich des Anrechts des Präsidenten Hayes auf die Präsidentenwürde als par- teiish und unheilvoll. Jm Weiteren mißbilligen sie in starken Ausdrückten die Silberbill sowie die Vorlage gegen die Wiederausnahme der Baarzahlungen und ersuchen den Präsidenten, diese Vorlage mit seinem Veto zu belegen. Die Morants-Key-Guano-Compagnie von Bal- timore hat bei Mr. Evarts, dem Staatssekretär, förmliche Beschwerde wegen ihrer Ausweisung aus Morants-Key geführt und darum ersucht, daß die britische Regierung aufgefordert werden möge, den Status quo wieder herzustellen und die Com- pagnie zu entschädigen. Die Legislatur des Staates New-York hat eine Resolution angenommen, welche gegen die Annahme der Silberbill protestirt.

Der rusfsisch-türkische Krieg.

Konstantinopel, 14. Januar. (W. T. B.) Server Pascha und ein anderer Würdenträger sind heute als tür- kishe Unterhändler nah dem russishen Haupt- quartier abgeordnet worden.

(W. T. B.) Jn Folge einer auf der Bahn- strede Konstantinopel - Adrianopel vorgekommenen Zugentgleisung mußte der Bahnve-:kehr auf derselben eingestellt werden. Die türkischen Unterhändler haben deshalb ihre Abreise nah dem russischen Hauptquartier aufgeschoben. Man hofft, die Bahn bis heute Abend wieder freizumachen, so, daß dann die Abreise der bei den türkishen Unterhändler erfolgen kann. Von Adrianopel treffen noch immer Sond Familien in großer Menge hier ein. Die Kammer hat, um die Aktion der Regierung in keiner Weise zu hindern, den Antrag eines Deputiten, die Regierung um Mittheilungen über den Waffenstillstand zu ersuchen, ein- stimmig abgelehnt.

Wien,- 14. Januar. (W. T. B.) Dem „Telegr. Kor- respondenz-Bureau“ wird aus Konstantinopel von heute telegraphirt: Sicherem Vernehmen nach sind die türkischen Unterhändler heute in das russische Hau ptquar- tier Pegau,

(W. L. B.) Wie dem „Telegraphen-Korrespondenz- Bureau“ aus Konstantinopel vom 14. d. gemeldet wird, wären die türkischen l oe Q ER E noch am 14. d,, Abends, nah Adrianopel abgereist, um sih von dort nah Kasanlyk zu begeben. Die bereits gemeldete Zugentgleisung have zwischen Philippopel und Adrianopel stattgefunden.

Bru} lel, 14, FaNUar, (W- S. D) Der „Peord bespricht die Dardanellenfrage und führt hierbei aus, wenn die Schließung der Straße der Dardanellen aufrecht er- halten werden solle, so müßte Rußland sie durh hinreichende Garantien sihern, damit die Schließung eine ernstgemeinte

Tommt, das dem großen und mächtigen Lande angehört, dessen auf-

Be

und permanente fei. Angesichts der Schwierigkeit jedoch, solche

Garantien zu finden, erklärt sih der „Nord“ für die Oeffnung der Dardanellen, welche Rußland die Ausbreitung seiner ma- R Macht, wie fie seiner Größe entspreche, erleihtern werde.

Europäiscer Kriegsschauplayt.

St. Petersburg, 14. Januar. (W. T. B.) Außer Eupatoria haben die Türken auch Theodosia bom- bardirt. Die Beschießung offener Städte gerade in dem Augenblick, wo um Waffenstillstand nahgesucht wird, macht einen os so mißliheren Eindruck, als bisher dergleichen nicht geschah. Lee

15. Januar. (W. T. B.) Dffizielles Telegramm aus Odessa vom 13. Januar. Der Kommandant des 10. Corps meldet: Heute Vormittag 104 Uhr näherten sich 2 große türkische dreimastige Monitors Feodosia und eröffneten ein Geschüßfeuer. Gelungene Schüsse unserer Feldbatterie zwangen den Feind zum Rückzug, wobei derselbe fortfuhr, zu bombardiren. Mittags 12è Uhr stellte der Feind das Feuer ein, blieb aber in seiner Stellung. Durch die vom Feinde abgegebenen 132. Schüsse wurden 10 Häuser zerstört, 1 Jn- fanterist getödtet, 5 Artilleristen und 7 Bewohner der Stadt verwundet. Nachmittags 4 Uhr entfernte fich ein Monitor in westlicher Richtung, der andere blieb auf der Rhede, anschei- nend, um Reparaturen am Schiffe vorzunehmen.

(W. T. B.) Dffizielles Telegramm des Groß- fürsten Michael vom 14. Januar: Heute bombardirte ein türkisher Monitor über 2 Stunden lang die Stadt Anapa. Die Kirche und einige andere Gebäude wurden be- \{hädigt und ein Soldat getödtet. Unsere Feldbatterie gab einige Schüsse ab.

Konstantinopel, 14. Januar. (W. T. B.) Die u- mung Adrianopels Seitens der Bevölkerung dauert fort. Bei der stattgehabten Zugentgleisung sind mehrere Personen, die aus Adrianopel flüchteten und sich auf dem Bahnzuge be- fanden, getödtet oder beshädigt worden.

Wien, 14. Januar. (W, T. B.) Der „Polit. Korresp.“ wird aus Belgrad vom 14. d. gemeldet: Die Serben beseßten Kurshumlja, das die Türken geräumt hatten, und nahmen Vranja. 50 serbishe Bataillone marschiren gegen Pristina. Gestern haben sih die Serben mit den Rumänen bei Widdin vereinigt. Der Kommandant der Festung wurde zur Uebergabe des Plaßes aufgefordert; derselbe verlangt freien Abzug der Garnison mit den Waffen.

London, 165, Januar. _ (W. T. B.) Der „Morning Advertiser“ schreibt, wie es heiße, hätten die in Port Said und Malta zurücgehaltenen Truppen-Transportschiffe „Jumna“ und „Euphrates“ den Befehl erhalten, ihre Reise fortzuseßen. Der „Standard“ meldet, daß das wallisische Kohlenbergwerk Weisung empfing, unverzüglih eine große Quantität Kohlen für die engklishe Flotte in der Vourlabai zu liefern.

Der Bukarester Korrespondent der „Times“ tele- graphirt unterm 11. ds.: „Gestern Abend wurde das Thau- wetter durch einen Fall in der Temperatur, welcher den gen Schnee in Eis verwandelte, zu einem Ende ge-

rat. Das Wetter ist V schön, aber die Sonnenstrahlen üben wenig Wirkung auf den gefrornen Schnee aus.“

Wie der „Globe“ erfährt, trifft der russische Flot- tenbefehlshaber in Tshernawoda Anstalten für einen Angriff auf die Festung Silistria. Die Flotille unter seinem Kommando besteht aus 12 Schaufelraddampfern von je 200 t Tragkraft und armirt mit achtpfündigen gezogenen Kanonen nebst einer großen Anzahl von Torpedo-Kuttern und Dampfbooten, die für die Aufnahme von {weren Kanonen eingerichtet sind. Sämmtliche Matrosen, die in Sistowa ent- behrt werden können, werden nah Tschernawoda gesandt, um an den beabsichtigten Operationen mitzuwirken.

Der Konstantinopeler Korrespondent der „Daily News“ telegraphirt via Syra unterm 11. d.: „Der grie- chische Bischof von Galipoli protestirt gegen den Be- fehl des Gouverneurs, alle RNajahs im Alter zwischen 17 und 40 Jahren zur Armee nach Adrianopel zu senden. Die Griehen in Galipoli befinden sich in großer Bestürzung. Viele sind in die Berge geflüchtet. Der Patriarh hat von der Pforte eine Erklärung verlangt und hervorgehoben, daß der Kaiserlihe Jrade den Rajahs das Versprechen gegeben habe, daß sie nur bei der Bürgergarde zu dienen hätten. Der armenische Patriarch hat gleihfalls protestirt.“

Landtags- Angelegenheiten.

Dem Hause der Abgeordneten ist der Entwurf eines G e- seßes, betreffend die Kreisverfassung im Kreise Her- zogthum Lauenburg, zur Beshlußnahme vorgelegt worden.

S

Statistische Nachrichten.

Ueber die öfterreihisch-ungarishe Handelsmarine und Oesterreih-Ungarns Seehandel in den Jahren 1871—1876 entnehmen wir einer eingehenden Darstellung in dem k. rzlih erschie- nenen 12. Heft des II[. Jahrganges der „Statistishen Monatsschri[t“ folgende Mittheilungen: Die österreichish-ungarishe Handelsmarine, welche fast auss{ließlich den Küstenvertehr der zahlreichen österreichisch- ungarischen Seehäfen untereinander vermittelt und einen namhaften Anthe!l an ‘dem Seeverkehr ihres Heimathlandes mit den fremden Staaten und Ländern nimmt, zählte einshließlich der Fahrzeuge für die Seefischerei zu Ende des Jahres 1876 im Ganzen 7538 Schiffe mit 330 298 Tonnengehalt und 27 650 Bemannung. Hiervon entfallen auf Oesterreich 7028 Schiffe mit 262271 ®Lonnen und 2d 184 Bemannung, auf Ungarn 510 Schiffe mit 68 02 Tonnen und 2466 Bemannung. Schiffe weiter Fahrt hat Oesterreih 427, Ungarn 146. Die Zahl der Schiffe hat sich seit dem Jahre 1871 durhwegs vermindert; die Abnahme betrug in den Jahren 1872—1874, in welchen die Zahl der Schiffe ihren niedrigsten Stand erreicht hatte: 8,6 °%/0. Das Jahr 1875 weist gegen 1871 eine Abnahme von 5,6/9/ und das Jahr 1876 eine Abnahme von 4,4 °%/9 nach. Die Ursahe der Abnahme der Segelschiffe liegt vorzüglich in der immer lebhafter \ich entwidckelnden Lhätigkeit der Dampfschifffahrt in den österreihish-ungarishen Häfen, durch welche die vielen kleineren Segelfahrzeuge mit geringem Fassungsraum immer mehr verdrängt werden. Unter den 427 österreihishen Schiffen weiter Fahrt zählte man_ zu Ende des Jahres 1876 70 Dampfer. Die größte Zahl von Schiffen, welche durch Schiffbruch verloren gingen, war im Jahre 1873 (51 Schiffe), die geringste Paul im Jahre 1876 (32 Schiffe), Oesterreich besißt 113 der Schiffahrt und dem Handek geöffnete Pala, von denen auf Ungarn 12 entfallen. Die Ge- sammtzahl der in die Häfen eingelaufenen Schiffe betrug im Jahre 1875 in Desterreich 50 853 mit 4 769 048 Tonnen, in Ungarn 5265 mit 288 494 Tonnen; ausgelaufen sind in Oesfterreih 50 687 Schiffe mit 4776 808 Tonnen, in Ungarn 5221 mit 290 304 Tonnen. Der Verkehr in den österreichishen Häfen hat sich in den leßten

Fahren in stcter Steigerung gestaltet. In Vergleihung zum Jahre 1871 beträgt die Zunahme des Tonnengehalts der ein- und ausge- laufenen Schiffe im Jahre 1873 13,2, im Jahre 1874 12,2 und im

ahre 1875 25,3%. Die Dampfschiffe nehmen von Jahr zu Jahr einen regeren Antheil an dem Schiffsverkehr in den österreichisch- ungarishen Häfen. Während nämlich im Jahre 1871 9893 Dampf- {ie mit 2703358 Tonnen ein- und 9883 Dampfschiffe mit 2 706 835 Tonnen ausliefen, war im Jahre 1875 ersteres mit 15 623 Schiffen von 3 734983 Tonnen, leßteres mit 15622 Schiffen von 3733643 Tonnen der Fall. Der weitaus größte Theil des Seeverkehrs in den Häfen Oesterrei - Ungarns wird dur die österreihisch-ungarische Flagge vermitt.lt. Im Jahre 1875 liefen 37 821 Schiffe mit 3787 122 Tonnen unter nationaler Flagge und 8752 Schiffe mit 638 851 Tonnen unter fremder Flagge handelsthätig ein; handelsthätig ausgelaufen sind unter öfterreihi|ch- ungarischer Flagge 37 567 Schiffe mit 3 785 890 Tonnen und unter fremder Flagge §8931 Sciffe mit 641 898 Tonnen; es beträgt somit der Antheil o in den österreichish-ungarishen Häfen verkehrenden handelsthätigen Schiffe fremder Flagge nur 19% der Schiffszahl und 14,5 °/9 des Tonnengehaltes. Die Werthe der zur See ein- und ausgeführten Waaren betrugen in den Häfen Oesterreichs 1875 in der Einfuhr 175 158 200 Fl. (gegen 184 836500 Fl. im Jahre 1871), in der Ausfuhr 125 571 200 Fl. (gegen 130 870 500 Fl. im Jahre 1871). Der Antheil Triests an der gesammten Ein- und Ausfuhr Oesterreihs zur See im Jahre 1875 beträgt 80 9/0; der Antheil Fiume's an der Cin- und Ausfuhr der ungarischen Häfen beträgt Über 75/0. Der Bergwerks- betrieb Oesterreihs im Jahre 1876 lieferte folgende Resultate: In ganz Oesterreiß wurden an Eisenerzen 5 549 656 Ctr. im Werthe von über 2 Mill. Fl, d. h. um 91,28 9/9 der Menge und um 26/9 dem Werthe nach weniger ge- wonnen als 1875. Die Rohe isenerzeugung betrug 2730458 metrische Centner, also um 10 9% weniger, deren Geldwerth 15,1 Mill. oder um 154 %/ weniger als 1875. Eine Zunahme der gesammten Roheisenproduktion ergab sich nur in Schlesien, und zwar um 1,15 9%, in den übrigen produzirenden Kronländern dagegen zeigte sih eine Abnahme. An Steinkohlen sind in ganz Oesterreih über 49,3 Mill. Centner (mehr um 8,46% als 1875), im Werthe von über 18,4 Mill. Gulden gewonnen worden, um 139 591 Fl. weniger als 1875. An der gesammten Steinkohlen- produktion betheiligten sich: Böhmen mit 57,21%, Schlesien mit 25,26%. Braunkohlen wurden in Oesterreich 69 333 818 Ctr. (um 1,2% mehr als 1875) im Werthe von 14 726 600 Fl. produzirt und ist eine Werthabnahme um 4,52%/9 in Folge des Preisrückganges eingetreten. Von der gesammten Braunkohlenerzeugung entfielen auf Böhmen über 69%/, auf Steiermark 20%. Bergbauprodukte überhaupt wurden in ganz Oesterreich im Jahre 1876 im Werte von 41 497 903 Fl. und Hüttenprodukte überhaupt im Werthe von 93 967 860 Fl. gewonnen. Gegenüber 1875 ift bei der Bergbauproduktion eine Werthverminderung um 1 294 126 Fl., d. i. um 3,02%/06, und bei der Hüttenproduktion eine solche um 1856 205 Fl, d. i. um 7,19% eingetreten. Im Jahre 1877 wurden in beiden Theilen der öster- reichish-ungarishen Monarchie im Ganzen 559024 km Lokomotiv- Eisenbahnen (gegen 724,87 km im Vorjahre) mit 84 neuen Stationen und Haltepunkten und 16 Anschlüssen an die Linien an- derer Bahnverwaltungen dem öffentlichen Verkehre über- geben. Von den eröffneten Strecken entfallen auf die im Reichs- rathe vertretenen Länder 481 016 km, auf die Länder der ungarischen Krone 72 km Betriebslänge.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

In der am 10. Januar abgehaltenen feierlihen Sißung der Kaiserlihen Akademie der Wissenschaften in St. Pe- tersburg wurde u. A. in dem Bericht der physiko-mathematischen Abtheilung pro 1876 und 77 mitgetheilt, daß die Organisation der meteorologischen Beobachtungen rüstig fortgeführt worden ist, und daß das Haupt-Observatorium gegenwärtig aus verschiedenen Orten des Reichs täglich 95-Telegramme erhält. Kürzlich ist auch noch ein Observatorium für magnetishe Beobachtungen in. Pulkowa eröffnet worden Die Zahl der von der Akademie zu vergebenden Prämien at durch die am Jubiläumstage des Akademikers Brandt gestiftete rämie und Medaille einen Zuwachs erhalten. Für dramatische Arbeiten sind die Prämien aufgehoben worden, da zu solchen Arbeiten eine Aufmunterung niht mehr nöthig erscheine. Eine ganz besonders rege Thätigkeit ist in diesem Zeitraume der Erforschung der alten russishen Literatur und Sprache gewidmet worden. Mit lebhafter Theilnahme untecstüßte die Akademie daher auch die von dem Warschauer Professor Kolossow unternommene Forschungsreise durch die 11 nördlicheren Gouvernemen!18 des Reichs. Un- längst hat Hr. Shenin sich einem anderen Unternehmen, nämlich der Erforschung der Gesänge und Lieder der Groß- und Weißrussen gewidmet. Zum Schluß der Sitzung verlas der ständige Sekretär" die Namen der von der Akademie neu ernannten Ehren- und forrespondirenden Mitglieder. Zum Ehrenmitglted ist der Direktor der Telegraphen und des Telegraphen-Departements, Ge- heim-Rath K. K. Lüders, ernannt worden; zu korrespondirenden Mitgliedern: 1) in der physiko mathematischen Abtheilung: Staats- rath Th. A. Bredichin, Direktor des Moskauer Observatoriums, N. N. Beketoff, Professor der Chemie in Charkow, Sir William Thomson, J. Barraede in Prag; 2) in der Abtheilung für russische Sprache und Literatur: Th. M. Dostojewskij. M. J. Militschiwitsch, älterer Sekretär im Ministerium der Volksaufklärung in Belgrad, A. O Potera, Gehülfe des Direktors des Königlichen czecischen Museums; 3) in der historish-philologishen Abtheilung: Ferdinand

/ PG, Professor in Berlin, Oberst N. F. Dobrowin in St. Peters- V

irg, Christian Frener in Paris und Heinrich Keil in Halle. Bern, 11. Januar. (Köln. Ztg.) Gestern Abend hat Hr.

Raoul Pictet in Genf in Gegenwart mchrerer Personen auch das Grp-riment der Flüssigmachung des Wasserstoffgases emacht. Das Verfahren besteht in der Zerseßzung ameisensaurer

ottasche durch Aetvlauge, wobei absolut reiner Wasserstoff erzeugt wird. Der Druck begann um 8¿ Uhr zu wirken urid hatte um 9 Uhr 7 Minuten allmählich 650 Atmosphären erreicht, auf welchem Punkte er cinige Augenblicke stehen blieb. In diesem Augenblicke wurde der Hahn des Veischlusses geöffnet, aus welhem sih ein stahl- blauer Strahl mit einem fknisternden Geräusch ergoß, das dem glich, welhes ein in Wasser getauhtes rothglühendes Eisen hervorbringt. Plövlih ließ der Strahl nach, und es war, als cb ein Hagel fester Körper mit Heftigkeit auf den Boden geworfen werde, wo ihr Fall ein förmlihes Gerassel hervorbringt. Nachdem der Hahn wieder geschlossen, fiel der in diesem Augenblicke auf 370 Atmosphären ftehende Druck auf 320, worauf er sich einige Mi- nuten erhielt. Dann stieg er wieder auf 325, Aus dem hierauf zum zweiten Male geöffneten Hahne strömte jegt ein Strahl, welcher der- artige Unterbrechungen zeigte, daß an einer im Innern der Röhre stattgefundenen Krystallisation nicht zu zweifeln war. Der Beweis dafür war das flüssige Wasserstoffgas, welches ausströmte, als die etn meraue durch das Anhalten der Pumpen sich wieder zu heben egann. :

Die Botanische Gesellschaft in Edinburgh hat den

König von Schweden zu ihrem Chrenmitgliede ernannt.

Land- und Forstwirthschaft.

i In der heutigen PI, Plenarsißung des deutschen Land- wirthschaftsraths referirte zunächst Hr. Professor Nichter (Tha- rand) über: „Die Stellung der deutschen Landwirthschaft zur Auf- hebung des deutsch-österreihischen Handelsvertrages.“ Der Referent begründete Namens der iaitaad leb für Zollsachen folgende Resolu- tionen: I. Der deutsche Landwirthschaftsrath erklärt, daß im Interesse der deutschen Landwirthschaft das Zustandekommen eines Handels- vertrages zwishen Deutschland und Oesterreich - Ungarn wün- \chenswerth ist und ersucht den Herrn Reichskanzler: Mit aen geeigneten Mitteln auf das Zustandekommen dieses Handels- vertrages hinzuwirken und die etwa hierüber stattfindenden Verhand-

E K

[lungen mit dazu zu benußen: a. um die Beseitigung aller unsere Ausfuhr s{ädigenden direkten und indirekten Exportprämien Oester- rei - Ungarns in wirksamster Weise sicher zu stellen; b. um Konzessionen für den Export landwirthschaftliher Produkte, namentlich des Spiritus und Zuckers zu erlangen; e. um die Beseitigung der den deutshen Markt schädigenden Differentialtarif- der Eisenbahnen zu erwirken. Il, Für den Fall, daß der neue Handelsvertrag nicht zu Stande kommt und die Ver- anstaltung einer Enguête über die wirthschaftliche Lage des Landes erforderlih wird, ersucht der deutshe Landwirthschaftsrath den Herrn Reichskanzler: Die Einberufung einer, dem me [landwirth- \chaftlihen Gewerbes entsprehenden Anzahl von Sachverftändigen zu den Verhandlungen dieser Enquête veranlass.n zn wollen.“

Gewerbe und Sandel.

Der Aufsichtsrath des Börsenhandelsvereins hat die Dividende auf 129, festgeseßt.

__— In der Generalversammlung der Dau n peaas rshen Kattunfabriken Aktiengesellschaft, vom 14. d. M. wurde der Rechnungsabs{luß pro 1876/77 genehmigt und Decharge ertheilt. Den leßten Punkt dcr Tagesordnung bildete ein Antrag auf Reduktion des Aktienkapitals. Es wurde beschlossen, die beantragte Reduktion durch Ankauf eigener Aktien bis zum Betrage von 400000 Thalern zu bewerkstelligen. Die Versammlung bestimmte, daß der Maximal- cours für den Ankauf der Aktien 20/9 betragen, daß es aber dem Aufsichtsrathe anheim gegeben sein foll, nöthigen Falls den Preis noch um 1°%% zu erhöhen.

_— Der Cours für die in Silber zahlbaren Coupons öfter- reichischer Eisenbahnpapiere ist bis auf Weiteres auf 176,50 4 für 100 Fl. öfterreihisch Silber festgeseßt.

_ Die Rentner der Rentenansftalt zu Stuttgart erhalten für das Geschäftsjahr 1877 eine Dividende von 10%.

Kopenhagen, 14. Januar. (W. T. B.) Die National - bank wird von morgen ab den Diskont für Wechsel auf 54 bis 6, den Lombardzinsfuß auf 6 2% herabseten.

Die „New-Yorker Be äußert sih in ihrem vom 28. Dezember v. J. datirten Wochenbericht über die Geschäft s- lage folg-ndermaßen: Die Aufstellung der diesmaligen Jahresbilanz ist eine Arbeit, welhe nur für Wenige ein erfreulihes Resultat liefern- wird. Von den vielen und theilweise wohlberechtigten Hoff- nungen, welche man beim Eintritt des scheidenden Jahres hegte, haben sich nur wenige erfüllt. Die Nachwehen der Krisis zeigten sih in den zahlreichen Fallissements; Firmen, Banken, Versicherungsgesellshaften fallirten in \{chreckenerregender Zahl. So bietet sich als Gesammtresultat des verflossenen Jabres ein auf die Befriedigung der dringendsten Bedürfnisse beshränktes Geschäft, wobei der Profit so klein, daß er durch den geringsten unerwarteten Ausfall absorbirt worden ist. Dem kommenden Jahre ein günsti- geres Prognosticon zu stellen, scheint sehr gewagt. Eine befrizdigen- dete Gestaltung des Geschäfts hängt in erster Reihe von dem Ver- halten des Kongresses bei der Wiedereinführung der Silber- Baluta abz nicht minder wichtig ist die Erledigung der Tari f- frage. Der Geldstand war in der leßten Woche des Jahres durch eine sehr feste Haltung charakterisirt. Das Goldagio fluctuirte zwischen 2%—23, mit 24 als Schlußnotiz. Am Waaren- und Produkten - markt entsprach auch in der Shlußwoche des Jahres das Exrortge- \{chäft mäßigen Erwartungen, während nur wenige Artikel der Import- branche von der allgemeinen Stockung nicht zu leiden haben.“ Für Brodstoffe herrschte lebhaftere Exportfrage. Der Ertrag der dies- jährig-n Weizenernte wurde auf Basis der im Agrikultur- Departement eingelaufenen Berichte mit 360 Mill. Bushel angegeben und hinzugefügt, daß dieser Ertrag um 50 Mill. Bushel reichlicher sei, als in irgend einem früheren Jahre, sowie däß mindestens 110 Mill. Bushel für Erport disponibel sein werden; gleichzeitig wurde dex Ertrag der diesjährigen Maisernte auf 13009 Mill. Bushel veranschlagt. Der Waaren- undProduktenimport während der am 22. Dezember beendeten Woce repräsentirt einen Ge- sammtwerth von 4977 636 Doll. gegen 3 989 695 Doll. in der Vorwoche, eine Zunchme von 1007 941 Doll. ergebend, Fremde Webstoffe partizipiren am Gesammtwerth ‘des leßtwöchenilihen- Imports mit 974 608 Doll. resp. mit 140 536 Doll, mehr als in der Vorwoche, während der Import diverser Produkte und Waaren um 867 405 Doll. größer war. Am Waaren- und Produkten-Export während der am 24. Dezember beendeten Woche dessen Gesammtwerth in Höhe von 6 467 126 Doll. gegen die Vorwoche eine Zunahme von 148 067 Doll. aufweist partizipirt Baumwolle mit 12 314 Ballen im flarirten Werth von 719 960 Doll. gegen 8885 Ballen im Werth von 513 972 Doll. in der Vorwoche und 11096 Ballen resy. 10 432 Ballen im Werth von 646 902 Doll. resp. 568 720 Doll. in der Parallelwoche beider Vorjahre.

Verkehrs-Anstalten.

Man schreibt der „Leipz. Z.“ aus Meiningen unter dem 11. Januar: Der Bau einer Sekundärbahn durch das Eisenacher Oberland scheint gesichert und wird bald zur Aus- führung kommen. Die Bahn geht von Salzungen über Dorndorf nach Lengfeld, Darmbach und Kaltennordheim, mit einer Abzweigung von Dorndorf nach Vacha. Die auf 1100000 Æ veranschlagten Kosten werden aufgebracht mit 750—-809 000 #6 von der Groß- herzoglichen Regierung, mit 120 000 M. als fonds perdu von den be- treffenden Gemeinden, der Fehlbetrag von den Bauunternehmern Krauß u. Co. in München, welche sich den Betrieb auf 12 Jahre vorbehalten haben. Der Schienenweg wird größtentheils auf der Landstraße gelegt.

New-York, 14. Januar. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Hermann“ ist hier eingetroffen.

Plymouth, 14. Januar. (W. T. B.) Der Hamburger Postdampfer „Lessing“ ist hier eingetroffen. |

Baltittore, : 12, - Januar. Das Postdampf\chiff „Ohio“ vom Norddeutschen Lloyd in Bremen, welches am 24. Dezember von Bremen abgegangen war, ist h:ute wohl- behalten hier angekommen.

Berlin, 15. Januar 1878.

Nachdem vor einiger Zeit vom Auswärtigen Amte eine Sammlung der deutschen Auslieferungsverträge herausgegeben worden, ist, wie bereits kurz erwähnt, nunmehr und zwar in R. von Deckers Verlag hierselbst eine gleihfalls auf Anregung des Auswärtigen Amtes herausgegebene Sammlung der deutshen Konsularverträge erschienen.

Die Sammlung enthält einen genauen Abdruck der vom Deutschen Reiche, vom früheren Norddeutshen Bunde, vom früheren deutschen Zoll- und Handelsverein und von einzelnen deutshen Bundesstaaten mit E a Staaten über die Befugnisse der Konsuln abgeschlossenen, zur Zeit in Kraft bestehenden Vereinbarungen. Mi derselben sind die besonderen Konsularverträge einschließlich der deutich- russishen Konvention über die Regulirung von Hinterlassen-

12. November A schaften vom d Dio 1874 und unter Beifügung der

über die zeitweise Einschränkung der Gerichtsbarkeit der Kaiserlichen Konsuln in Egypten ergangenen reichsgeseßlichen Anordnungen mit ihrem vollen Texte, dagegen von den, kon- sularrehtlihe Bestimmungen in sh s{ließenden Handels-, Schiffahrts-, Freundschafts-, Friedens- oder Auslieferungsver- trägen nur die, diese Bestimmungen enthaltenden und die, die Geltungsdauer des bezüglichen Vertrages regelnden Artikel zum Abdruck gebracht.

Bei jedem der in der Sammlung erwähnten Verträge ist gleiGeig angegeben, wo die amtlihe Publikation desselben erfolgt ist.

Aus der Sammlung und der derselben beigegebenen Ein- leitung geht hervor, dat das Deutsche Reich bisher fünf spe- zielle Konsularverträge und zwar mit den Vereinigten Staaten von Amerika, Jtalien, Rußland, Spanien und den Niederlan- den, mit leßteren bezüglih der Konsuln in den Niederländi- {hen Kolonien, abge/dlofen hat.

Für die Druckschrift ist das Format des Reichsgeseßblatts gewählt, wodurch den Besißern die fortlaufende Ergänzung der Samr!lung ermögliht wird. Auch is aus gleicher Rück- sicht um Einheftungen ausführbar zu machen, die äußere Ein- richtung so getroffen, daß für jeden auswärtigen Staat, mit welchem Seitens des Deutschen Reiches oder einzelner Theile desselben konsularrechtlihe Vereinbarungen bestehen, der Ab- E der betreffenden Verträge auf einem neuen Blatte be- ginnt.

Ausweislich der Sammlung sind es zur Zeit überhaupt 29 auswärtige Staaten, mit denen sfolche Vereinbarungen theils nur allgemeinerer theils mehr oder weniger ins Ein- zelne gehender Art bestehen. Es sind dies die Argentinische Republik, Belgien, Chile, China, Columbien, Costa Rica, Dänemark, die Dominikanische Republik, Frankreih, Griechen- land, Großbritannien und Jrland, Guatemala, Ftalien, Fapan, Liberia, Mexiko, die Niederlande, Oesterreih-Ungarn, Persien, Portugal, Rußland, Salvador, Schweden und Norw2gen, Siam, Spanien, Tonga, die Türkei, die Vereinigten Staaten von Amerika und Zanzibar. /

Wir glauben, daß die Sammlung, welcher der Titel „Deutsche Konsularverträge“ gegeben ist, einem praktisehen Bedürfniß entgegenkommt.

Witterung3verhältnisse im nörd.ichen und mitti-

leren Deutschland während -des Dezember 1877,

und im Anschluß hieran die Gesammtresultate

des gesammten Jahres 1877 inBezugauf Temperatuy und Niederschläge.

Der Dezember des Jahres 1877 hatte nur zum kleineru Theile den Charakter eines Wintermonates. In seiner ersten Hälfte {loß sich die Witterung desselben an das so überaus milde Wetter des November an; erst nah und nah, und zwar in den östlihen Gegen- den früher, als in den westlihen, wurde sie rauher und strenger. Mit dem Anfange des leßten Monatsdrittels hatte die winterliche Witterung ihren Höhepunkt erreicht, sie dauerte jedoch nicht lange an, das Wetter ward wieder milder und blieb so bis zu Ende des Dezembers mit Ausnahme der öftlihsten Stationen, an denen in den leßten Monatstagen die Kälte sich «auffallend steigerte. Der Anfang des Dezember zeigte überall einen niedrigen Barometerstand und vorwiegend äquatoriale Windes- \trôömung, nur in den östlihsten Provinzen hatte bereits am 1, De- zember der Polarstrom die Oberhand. Den 2. und 3. Dezember stieg der Luftdruck nicht unbeträchtliß und die äquatoriale Strö- mung wurde auh weiter westlich nach und nach von der polaren zurückgedrängt, so daß bereits am 3. Dezember überall eine östliche Windesrichtung sich Geltung verschafft hatte. Die erst.n Tage des Monats hatten einen Wärmeüberschuß von dur{schnittlich 3 bis 4 Graden; es machten hiervon nur die h3her gelegenen Stationen im Riesengebirge eine Ausnahme. In Wang und Schreiberhau sank bereits am 1. Dezember das Thermometer unter dea Gefrierpunkt und es fanden an diesem wie am folgenden Tage heftige Schneefälle statt. Oestlih der Oder hatte überhaupt {on am 2. Dezember das Thermometer sein Monatsmaximum erreicht. Während daher dort, namentlih in Ostpreußen, bereits am 4. Dezember die Temperatur ein Paar Grade eror blieb weiter nach- Westen die Wärme noch unverändert dieselbe, wie an de1 zwei ersten Monatstagen, ja fast überall erreichte erst am 7. Dezember das Thermometer das ab- jolute Monatsmaximum. Uebrigens waren die Tazess{wankungen in der Wärme bis zum 7. Dezember nur gering, das Maximum und Minimum entfernte sich von dem durchs{nittlihen Tagesmittel kaum 2 bis 3 Grade, der Himmel war fast immer ganz von Wolken ein- gehüllt, Nebel und mäßiger Regen traten niht selten ein. Den 6. und 7. Dezember, im Allgemeinen den wärmsten Monats- tagen an den Stationen westlih der Oder, kam bei fallendem Ba- rometer auf kurze Zeit der Aequatorialstrom zur Geltung. Als aber bald darauf das Barometer wieder zu steigen anfing und der Polar- strom vordrang, wurde es kälter, und in den Tagea vom 9. bis 11. Dezember sank an den meisten Stationen westlih der Oder in diesem Spätjahre zum ersten Male das Thermometer unter den Gefrierpunkt. Ein paar Tage darauf fiel auch in den mittleren Provinzen zum ersten Male Schnee, wenn auch nur in einzelnen loten, in den westlichen dagegen hatte man den ersten Schnee im Allgemeinen erst am 26. und 27. Dezember, während an einzelnen Stationen z. B. in Cöln noch gar kein Schnee fiel. Gegen Ende der ersten Monatshälfte wurde die Witterung wieder milder, es wehten südlihe und südwestlihe Winde; es fielen ziemlich reihliche Nicderschläge, nur in den öfstlihsten und den höher gelegenen Stationen als Schnee, in allen andern als Regen. Da fing im Osten bereits am 17.,, im Westen am 18. Dezember das Barometer langsam aber kontinuirlich zu steigen an und erreichte überall den 20. Dezember den höchsten Stand in diesem Monate. Der Wind, welcher in der Mitte des Dezember meist der äquato- rialen Strömung angehört hatte, {lug nach Nord und Nordost um, und die Temperat -r fing in den östlihen Provinzen am 17., in den westlichen am 18. oder 19, Dezember an, täglich um ein oder zwei Grade zu sinken. Dieses Herabgehen der Wärme war allerdings in den verschiedenen Gegenden s:hr verschieden So hatte der kälteste Tag, der 22., an einigen Stationen der 21. Dezember, in Claußen eine mittlere Temperatur von 13,97 Gr., in Königsberg 9,62 Gr., in Breslau 10,62 Gr , in Ratibor 11,73 Gr., in Berlin 5,07 Gr., in Hannover 1,83 Gr., in Münster 2,57 Gr., in Cöln —0,80 Gr., in Aachen 2,13 Gr., während, wie die weiter unten folgende Ueber- sicht ergiebt, die absoluten auf dieselbe Zeit fallenden Minima von 17,6 Gr. (in Claußen) bis auf 2,0 Gr. (in Cöln) herunter gingen. Die dem Meere näher liegenden Stationen hatten geringere, die höher gelegenen verhältnißmäßig höhere Kältegrade. So war in Wann der kälteste Tag 12,46 Gr., in Schreibechau —13,1 Gr. Die Anzahl der Tage, an denen das Thermometer gar nicht über den Gefrier- punkt stieg, war, abzesehen von den hochgelegenen Gegenden, in den west- lichen Provinzen höchstens 3, sie wuchs nach Osten zu immer mehr und betrug z. B. in Torgau 4, in Görliß 6, in Breslau 10, in Königsberg 14, in Claußen 17. An leßterem Orte ging vom 18. De- zember bis zum Schlusse des Monats das Thermometer nur einmal, nämlich in den Mittagsstunden des 25. Dezember ein Wenig über den Gefrierpunkt und zeigte 0,3 Gr. Rascher, als das Barometer unmittelbar vorher gestiegen war, sank es wieder und stand nah 4 bis 5 Tagen 15 bis 18 Linien tiefer, als am 22. Dezember. Im Westen war im Allgemeinen der 26, weiter nah Osten der 27., im äußersten Osten der 28. Dezember der Tag mit dem barometrishen Minimum. Es stellte sih denn auch überall, worauf diese s{nelle Abuahme im Luftdrucke hindeutete, die leite äquatoriale Strömung ein. Bei seinem Vordringen in den bis dahin vorherrshend gewesenen falten Polarstiom \{chlugen si die Wasserdämpfe, welche er mit sich führte, meist in Form von Schnee nieder. Im Allgemeinen hatten im De- zember die westli ben Stationen 3 bis 4 Tag. mit Schnee (Cöln keinen). In Berlin stieg die Anzahl der Tage, an denen es \chneite oder an denen Schnee mit Regen weselte, bis auf 7, in

Görlitz bis 8, in Bromberg auf 8, in Königsberg auf 9, in Clau- ßen auf 15. Unter dem Einflusse des warmen Aequatoxvialsiromes