i Der spezielle Gegenstand der heute zur Berathung stehen- den Petition, die Frage über Zulässigkeit und Ersprießlihteit der Simultanschulen Überhaupt und insbesondere einem Wider-
igten Name, wurde von dem Abg. Dr. Miquel aufgenommen, der im Gegensaze zu der An- Thauung, welche in der liberalen Partei E he, die Si- multanschulen nur als Nothbehelf und unter den bestimmtesten Garantien für die Konfessionen wollte gelten lassen, ihre Einführung gegen den Willen der Bevölkerung für l uthase erklärte und die Entscheidung über die Nothwendigkeit nicht allein der diskretionären Entscheidung des Kultus-Ministers anheimstellet wissen wollte.
Der Abg. Dr. Franz vertrat die Petition; die Simultan- schulen seien zu verwerfen, weil es den firQlichen Organen an den Mitteln fehle, den Religionslehrer genügend zu kon- trolliren. Die Gemeinde Neuhof habe das neue Schulhaus nur in der Vorausseßung gebaut, daß dort eine konfessionelle Schule Engardseet werde; die Gemeinde habe si direkt gegen eine Simultanschule N Erden, Wenn die Regierung ge- meint habe, die Gemeinde könne einen zweiten Lehrer nicht besolden, so hätte man das doch erst abwarten müssen ; es würden viele Schulen in S{hlesien aus den Sammlungen des Bonifacius-Vereins und ähnlicher Vereine erhalten. i
Der Regierungskommissar, Geheime 2 Seubet E Rath Wäßoldt, erklärte, was die Petition aus Neuhof betreffe, L sei es nicht rihtig, daß die Regierung auf einen falschen
eriht des Kreis - Schulinspektors die beiden fonfessio- nellen Schulen in eine paritätishe umgewandelt habe. Schon der frühere Kreis-Schulinspektor hätte diesen Gedanken gehabt, und die Regierung habe auf den Bericht des jetzigen reis-Schulinspektors die beiden Schulvorstände gehört, von denen sih der evangelische für, der katholische gegen die Um- „wandlung ausgesprochen habe. Die Regierung hätte davon erst, nachdem die Vereinigung verfügt worden sei, Kenntniß erhalten; nah dem Bericht des Schulinspektors habe ein Mit- G des katholischen Schulvorstandes hinterher seine Be heit mit der Verfügung der Regierung ausgespro hen, was niht anders gedeutet werden könnte, als daß diejenigen, die früher gegen denselben gestimmt hätten, _nun- mehr damit einverstanden wären. Uebrigens rechtfertige sih die Vereinigung aus sahlihen Gründen, da in Neuhof 20 evangelishe und 100 katholische Kinder die Schule besuchten und somit eine Ueberlastung des katholischen Lehrers einge- treten sei. Zur Bildung einer Halbtagsshule könne sich die Regierung nit ents{hließen, weil hierdurch die Ausbildung der Einzelnen geschädigt worden wäre; darauf, daß die katho- lishen Jnteressenten einen zweiten Lehrer selbst erhalten wollten, könne die Regierung nicht eingehen, weil die Schul- unterhaltungspfliht Sache der bürgerlichen Jnteressenten, “ niht der katholischen sei. Es läge also im pädagogischen nteresse, die Schulen zu vereinigen. Pian berichte die Regierung, daß die Opposition der katholischen Fnter- essenten, nahdem ein Theil in Schulstrafen genommen worden, aufgehört habe und der Schulbesuh regelmäßig ge- worden sei. Die evangelischen Kinder nah der Schule in Heilsberg zu shicken, ginge nit an, da zunächst der Magistrat dieses Ortes seine Einstimmung hierzu hätte geben müssen, außerdem aber Heilsberg 24 km von Neuhof entfernt sei.
Nach einigen persönlichen Bemerkungen und einem Schluß- worte des Referenten Abg. Richter (Sangerhausen) wurden die Anträge des Abg. Windthorst abgelehnt und der
Kommissionsanträg angenommen. Schluß 42% Uhr. — Fn der heutigen (52.) Sißung des Hauses der
Abgeordneten, welher am Ministertishe mehrere Re- gierungs - Kommissarien beiwohnten, beschäftigte sich das Haus zunächst mit Petitionen. : Aus den Diözesen Paderborn und Münster wenden sich Petenten an das Haus der Abgeordneten mit dem Antrage, dahin zu wirken, daß die Staatsregierung veranlaßt werde, den Kommissarius für die bischöflihe Vermögensverwaltung anzuweisen, 4 von dem Verlangen auf Einreichung des Jn- ventars (Etats) Abstand zu nehmen, a ihm die_Verhängung von Exekutivstrafen zu untersagen und endlich ju erwirken, daß die bereits beigetriebenen Strafen zurückgezahlt werden. Die Kommission beantragte, ad 1 zur Tagesordnung überzugehen, ad 2 die Petition der Königlichen Staatsregierun zur Berücksichtigung und Abhülfe dahin zu überweisen, da die bereits beigetriebenen Exekutivstrafen zurückerstattet werden. Hierzu lagen zwei Anträge vor; von den Abgg. Loewen- stein und Dr. Hänel und von dem Abg. Freiherrn von Zedliß und Neukirch. Der erstere Antrag lautet : i Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen : den Antrag der Kommission a, ad punctum II,, dur fol- genden Antrag zu erseßen: „ad panctum II. in Erwägung, daß es zwar angemessen erscheint, den Kommissarien für die bischöfliche Vermögensverwaltung zum Schuße der von ihnen in Aus- übung ihrer Amtsgewalt getroffenen, durch ihre geseb- lichen Befugnisse gerechtfertigten Anordnungen eine ange- messene Exekutivgewalt zu verleihen, daß aber nah Lage der Ge- sekgebung das Recht der Ordnungsstrafen und anderer Geld- androhungen ihnen nicht zusteht, und um deswillen die Erhebung von Geldstrafen, soweit dieselbe stattgefunden hat, nicht gerecht- fertigt erscheint, beschließt das Haus der Abgeordneten: die Peti- tionen der Königlichen Staatsregierung zur Berüeksichtigung und Abhülfe zu überweisen.“ Der leßtere Antrag hat folgenden Wortlaut : : Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen: ad punctum II. die Petitionen der Königlichen Staatsregierung mit der Aufforderung zu überweisen, die geseßliche Regelung der Exekutivbefugniss\ ;der Kom- mifsarien für die difcöfliche Vermögensverwaltung fer izuführen. Der Abg. von Brauchitsh beantragte, über die Petitionen Üüberhaupi zur Tagesordnung überzugehen, indem er ausführte, daß nothwendigerweise jedem Staatsbeamten, der den Auftrag ur Lens eines Geseßes erhalte, damit auch die er- Torderiihe Exekutivgewalt übertragen sei, ohne daß dies im Geseße ausdrüdlich vorgeschrieben zu sein brauche. Jn dem Begriffe der Vollziehung eines Gesetzes liege zugleih das Recht, die Zur Durchführung desselben nothwendigen Mittel anzuwenden. Diejes Exe- Tutionsrecht stehe auch dem bischöflichen Kommissar zu, welcher zweifellos sein Amt als Staatsamt, nicht als Kirchen- amt ausübe, wenngleich das Objekt seiner Verwaltung bischöf- Tlihe Rechte und Befugnisse bildeten. Der Abg. Freund Ipras sih für den Antrag der Abgg. Loewenstein und Dr. nel aus. 9 Bei Schluß des Blattes hatte der Ministerial-Direktor Dr. Förster das Wort.
— Se. Majestät der König haben mittelst Aller- chster Ordre vom 7. d. Mts. bestimmt, daß auf den Antrag des Gemeinde-Kirchenraths in der betreffenden
Gemeinde die Aufhebung der kirhlihen Feier aller oder ein- zelner ér gelten F lben oder kleinen Feiertage, nämlich: Epiphanias am 6. Januar, Mariä Reinigung am A ang Mariä Verkündigung am 25. März, Mariä Heim- suhung am 2.
am 29. September, Reformationsfest am 31. Oktober, Grün- donnerstag, Laurentiustag am 10. August, der Kirchweihtage und der dritten grn e der hohen Feste durch den Evan- gelischen Ober-Kir cs genehmigt werden kann.
— Vor Kurzem ist die im Bureau des Deutschen Reichs- tags bearbeitete „Uebersicht der Geschäftsthätigfkeit des Deutschen Reichstags“ in seiner 1. Session der 3. Legislaturperiode, vom 22. Februar 1877 bis 3. Mai 1877, erschienen. Wie die früheren Veröffentlihungen dieser Art, giebt die verdienstvolle Arbeit ein vollständiges Bild von der Thätigkeit des Reichstäges während der bezeihneten Periode und dient gleichzeitig als Register für die steno- raphischen Berichte. Die Anordnung des Stoffes in achgemäßen Rubriken ermögl:cht eine leichte und sichere Drientirung. Jn der ersten Rubrik werden die Gegenstände in alphabetischer Ordnung aufgeführt, während die zweite die Vorlagen, die Kommissions- und Abtheilungsberichte, Anträge und sonstige Gegenstände der Verhandlung mit Angabe der betr. Nummern der Drucksachen und Anlagen zu den steno- graphischen Berichten enthält. Jn der dritten Rubrik findet man die Zahl der betr. Sißung und die Namen der Redner, s\0o- wie die genaue Angabe, auf welchen Seiten des stenographischen Berichtes die betr. Verhandlung gedruckt erscheint. Eine vierte Rubrik theilt die Art der Erledigung des bezeichneten Gegenstandes mit.
Vayern. München, 23. Januar. Die Abgeord- netenkammer hat die weiteren Einnahmepostulate der Eisenbahnen rasch erledigt. Bei den Ausgabepostulaten veranlaßte eine Reihe von Petitionen des nitstabilen Per- sonals um Verbesserung ihrer Verhältnisse längere Debatten. Diese Petitionen wurden theils dur Uebergang zur Tages- oronung, theils durch Ueberweisung an die Regierung zur Würdigung erledigt und darauf die Ausgabepostulate nach den Ausschußanträgen genehmigt.
_ Oesterreich-Ungarn, Wien’, 24. Januar. (W. T. B.) Die Obmänner der verfassungstreuen Klubs machten den leßteren heute Abend Mittheilung von dem Resultat der heutigen Konferenz bei dem Minister-Präsidenten. Hiernach erklärte der Minister-Präsident, daß die Regierung sih veranlaßt gesehen habe, ihre Demission zu geben, nach- dem fie wahrgenommen habe, daß keine Aussicht vorhanden sei, daß das Abgeordnetenhaus auf die hohen Zollpositionen für Kaffee und Petroleum eingehen werde. Auf Befragen habe der Minister-Präsident hinzugefügt, daß die Frage der Zollrestitution und der 80- Millionen-Schuld im Kompen- jationswege sih vielleiht regeln lassen werde und dem- nächst um einen baldigen Beschluß der Klubs gebeten, damit die Regierung volle Aufklärung über die Ano der Klubs in dieser Frage erhalte. Der Klub der Linken eshloß nah längerer Debatte hinsihtlih des Petroleumzolles dem Antrage des Ausschusses zuzustimmen, hinsichtlich des Zolles auf Kaffee, aber einem höhern Zoll fe jals 20 Jl die Zustimmung zu versagey. Der Foktschrittskluv beschloß; an seinen früheren Beschlüssen festzuhälten. Dex Klub des linken Centrums be- schloß, auf eine Erhöhung des Kaffeezolls auf 24 Fl. und auf eine mäßige Erhöhung dés Petroleumzolles unter der Bedin- gung einzugehen, daß diese Frage namentlich mit der 80-Millionen-Schuld und der Steuerrestitution erledigt werde.
— (W. T. B.) Wie ‘die „Presse“ crfährt, hat der Minister-Präsident, Fürst von Auersperg, in einer bei ihm heute stattgehabten Abgeordneten-Konferenz mitgetheilt, daß der Kaiser sih die Entscheidung auf die von dem Kabinette eingereihte Demission vorbehalten habe, bis das Resultat der heutigen Konferenz vorliege. Die Kon- ferenz vertrat nahezu einstimmig die Anschauung, daß das Abgeordnetenhaus über den Kaffeezoll von 20 Fl. und den Petroleumzoll von 3 Fl. unmögli hinausgehen könne. Auf eine bezügliche Antrage -erklärte der Minister-Präsident, die Regierung könne nicht darauf eingehen, ihre Demission bis nach der erfolgten Entscheidung der betreffenden Fragen durch das Abgeordnetenhaus hinauszuschieben, weil der Kaiser in- zwischen möglicherweise bereits ein anderes Ministerium be- B a könnte. Die Konferenz faßte keinen formellen
eschluß.
— (W. T. B.) Ueber die Erkrankung des Mi- nisters des Fnnern, Lasser von Zöóllheim, meldet ein heute Abend ausgegebenes Bulletin, daß die Krankheit derjenigen ähnlich sei, von welcher der Minister im vorigen Jahre be- fallen wurde, die Erkrankung sei aber eine hochgradigere, und jeien heftige Kongestionen nah dem Kopfe, verbunden mit bedeutender Schwäche, eingetreten. Der Kaiser sendeie einen Flügeladjutanten nah der Wohnung des Ministers, um \ich nah dessen Befinden erkundigen und der Familie desselben seine Theilnahme ausdrüdcken zu lassen.
Großbritannien und Jrland. London, 22. Januar. (E. C.) Jm Oberhause fragte gestern der Marquis of Ripon an, ob die e in Rücksicht auf die zu Lincoln und Nottingham stattgehabten Uebershwemmungen ein Geseß, be- treffs des Ufershußes, einzubringen beabsichtige. Auch der Marquis of Huntly, Earl of Longford und Earl of Sand- wi halten eine solhe Regierungsmaßregel für nothwendig. «In Antwort darauf gab der Herzog von Richmond und Gordon das Vorhandensein großer Uebelstände, denen mög- lichst bald abgeholfen werden müsse, vollständig zu, bedauerte jedo, daß wegen Anhäufung von anderen öffentlichen Ange- legenheiten er für diese Session keine einshlägige Bill ver- reen könne. — Jm Unterhause wurde eine Neuwahl ür die Stadt Perth ausgeschrieben. Nach der Debatte über die orientalishe Frage folgten dann hauptsählih irische Angelegenheiten sowie die Ankündigung einer Bill dur Sir C. Adderley, wona Seeleute unter das Gesey, betreffend Arbeitnehmer und Arbeitgeber, gestellt werden sollen. — Wie
‘der „Times“ aus Calcutta berihtet wird, ist Major San-
deman auf dem Wege von Quettah nach England. Es wird angenommen, er überbringe wichtige Vorschläge des Khans von Khelat, bezüglih der britischen Beseßung Quettahs. Er erklärt, die Belud\chen seien in keiner Weise mißvergnügt über die englishe Beseßung. Ueber die Ent- lassung des Privatsekretärs Sir Salar Jung's st eine amtliche Aufklärung nicht erfolgt, „doch wird, wie man der „Times“ schreibt, allgemein als Grun
uli, Fohannisfest am 24. Juni, Michaelisfest -
dafür angenommen,
daß Sir Salar Jung, im Vertrauen auf die Herabla}sung, mit welcher erade Persönlichkeiten in England ihm be- gegneten, der indishen Regierung gegenüber eine so troßige Haltung angenommen hat, so daß es nothwendig war, ihm eine Lehre zu ertheilen.“ — Der Kronprinz Rudolf von Desterreih besihtigte am Sonnabend die Sehenswürdig- keiten Edinburghs und brate den Sonntag in Hamilton Palace zu.
— 23. Januar. (E. C.) Der Prinz von Wales enthüllte gestern in feierliher Weise das Denkmal des Prinzen- Gemahls in Cambridge. — Jn der gestrigen Sißung des Unterhauses beantragte Lord G. Hamilton die Wahl eines Ausschusses, der über die Zweckmäßigkeit von auf Anleihe ge- machten öffentlihen Arbeiten in Indien berichten soll. Mr. Fawcett beantragte ein Amendement dahin gehend: der Ausshuß möge untersuchen, ob nicht durch größere Sparsfam- keit in anderen Ressorts ein Fonds gegen Hungersnoth sich herstellen lasse, ohne die Salzsteuer zu erhöhen, wie man be- absichtige. Zu Bright erklärte sih gegen den Antrag und gegen das Amendement. Besser sei es, den Ausschuß anzu- weisen, die Ursachen der Hungersnoth aufzusuchen. Alle Todesfälle während des jeßigen Krieges und während aller Kriege seit einem Jahrzehnt hätten micht so viel Verluste zur
Folge gehabt wie die Hungersnöthe im Gebiete der britischen -
Krone in Fndien. Lord G. Hamilton veränderte seinen An- trag ctwas, Professor Fawcett zog seinen Zusazantrag zurück und s{ließlich wurde der erstere angenommen.
— 25. Januar. (W. T. B.) Die „Times“ meldet den Rüctritt Verby's und Carnarvons.
Frankreich. Paris, 23. Januar. (Fr. C.) Das „Journal officiel“ veröffentlicht die ersten, von dem Justiz-Minister Dufaure in republifkfanishem Sinne bewerk- stelligten Personalveränderungen in den Ober- Staatsanwaltschaften und einigcn höheren Richter - stellen. 5 General-Prokuratoren werden abberufen oder in Pensionsstand verseßt, 6 erhaltèn einen anderen Amtskreis ; der von dem Herzog v. Broglie seiner liberalen Gesinnungen wegen von der General - Prokuratur in Besançon abberufene und zum Appellationsgerichts-Rathe in Caen, welche Stelle ex aber nicht annahm, ernannte Hr. Périvier, wird in sein altes Amt wieder eingeseßt und einige ebenfalls von dem Ministerium vom 16. Mai gemaßregelte General-Advokaten erhalten Be- förderung, wie auch 3 von Broglie abgesezte Staats- anwälte zu Appell - Näthen ernannt werden. — Jn der Deputirtenkammer hat Hr. Antonin ProuXt in seinem und des Hrn. Gambetta Namen einen An- trag auf Erhöhung der Offizierspensionen ein ebracht. Dieselbe soll dadurch ermöglicht werden, daß man, sobald die bereits beschlossene Erhöhung der Solde Plaß gegriffen, von den leßteren niht mehr 2, fondern 5 Proz. für die Pension 57 würde. Der Antrag wurde als dringlih zu- gelassen.
— (Cöln. Ztg.) Die 27 577 000 Frecs., welche der Marine-Minister auf die sogenannte Liquidation der Rechnung wah vertheilen sih folgendermaßen : Shchiffs- bauz-, Artillerie, Wasserarbeiten 13 977 000; Gründung eines Zufluchtshafens, Damm der Rhede von Toulon 1 500 000; Vertheidigung der Seeküste durch Torpedos 6 000 000; Festungsbauten in den Kolonien 500 000; Regelung der vom
rieg der Marine gemachtèn“ Darlehen an Artilleriegeräth und Waffenankäufe 5 000 000. __ Versailles, 24. Januar. (W. T. B.) Im Senate führte auch die heute vorgenommene Wahl eines lebens- länglichen Senators zu keinem Resultat, Die absolute Majorität betrug 136 Stimmen ; es erhielt indeß der Herzog Decazes nur 128, Victor Lefranc nur 129 Stimmen, die übrigen Stimmen zersplitterten sih. Die sona nothwendige anderweite Wahl wurde auf 14 Tage vertagt. — Die Depu- tirtenkammer hat der Ertheilung einec Amnestie wegen
aller vom 16. Mai bis 13. Dezember v. J. begangenen Preß
vergehen ihre Zustimmung ertheilt.
,_ Italien. Nom, 25. Januar. (W. T. B.) Das Unwohl- sein des Papstes ist nur ein leihtes, dem feine Bedeutung beigemessen wird. — Der russishe General Glieka ist hier eingetroffen, um dem König ein Beileidss\chreiben des Kaisers Alexander zu überbringen.
Türkei, Konstantinopel, 24. Januar. (G. D) Die Kammer hat die Regierung aufgefordert, Maßregel1 gegen die Entwerthung der Kaimes zu ergreifen.
Süd-Amerika. Argentinische Republik. (A. A. C.) Aus Buenos Ayres wird unterm 19. d. M. gemeldet: „Zwischen der Argentinischen Republik und Chile is eine Konvention bezüglih der Patagonishen Grenzfrage geschlossen worden. Beide Regierungen willigen ein, die end-
ültige Lösung dieser Frage, im Einklange mit den Vor- {riften des Vertrages von 1856, einem Schiedsgericht zu unterbreiten.“
Der russisch-türkische Krieg.
St. Petersburg, 25. Januar. (W. T. B.) Die „Agence Russe“ kommt auf die bereits gestern von ihr für unbegründet erklärte Konstantinopler Nachricht von dem angeblihen Marsche der Russen auf Gallipoli zurück und bezeichnet dieselbe als ein turkophiles Manöver, welches darauf berehnet gewesen sei, England und Rußland zu entzweien. Die „Agence“ hebt ferner hervor, daß die jüngst von der Pforte getroffenen Maßregeln augenscheinlih den Zweck verfolgt hätten, Schrecken und Verzweistüng unter der Bevölkerung hervorzurufen und so die Krise auf das Aeußerste zu treiben. Demgegenüber bemerkt die „Agence“, daß die Er- eignisse sih schneller entwickelten, als alle Kombinationen und daß dadurch eine gemeinsame Jntervention des gesammten Europas vielleicht erforderlich werden könnte. i
— General Fgnatieff} ist gestern nah dem russischen Hauptquartier abgegangen.
London, 24: Januar. (W. D. D) Jn ver heu- tigen Sißung des Unterhauses zeigte der Schaßtkanzler Northcote an, daß er nähsten Montag einen Sup- plementarkredit für maritime und militä- rishe Zwecke beantragen werde. Hanbury fragte, ob die Regierung die Friedensbedingungen kenne? Schaß- kanzler Northcote verneinte die Frage. Lord Hartin g- ton wünschte Aufklärung darüber, wie die heutige Ankündi-
ung eines Supplementarkredites für maritime und militärische dete durch Northcote mit dem Versprechen des Leßteren in inklang zu bringen sei, daß er keinerlei Vorschläge machen
werde, bis er die Friedensbedingungen kenne und knüpfte daran die weitere Frage, ob der Schaßkanzler nicht irgend welche Mittheilungen machen könne, dur welche die Besorgnisse beschwitigt würden, die seine heutige Ankündigung unzweifel- haft hervorrufen werde. Nort hc ote erwiderte, seine heutige An- kündigung sei niht unvereinbar mit dem von ihm abgegebenen Versprehen. Als er das leßtere gemacht, habe er die Hoff- nung gehegt, daß er in ein bis zwei Tagen die Friedens- bedingungen kennen werde. Seitdem sei eine ganze Woche verlaufen und der Regierung seien niht nur die Friedens- bedingungen nicht befannt, sondern es werde auch von bedeu- tenden russischen Streitkräften der Vormarsch gegen die tür- fische Hauptstadt fortgeseßt. Die Regierung glaube daher, ihre Vorschläge nicht länger verzögern zu dürfen und werde am Montag weitere Erklärungen abgeben. Sie hoffe, daß der Voranschlag für den von ihr gewünshten Supplementar- kredit morgen fertig gestellt sein werde. (Die Rede Harting- tons wurde von der Opposition, die Erklärung Northcote's von den Anhängern der Regierung mit Beifall aufgenommen. — Jn den Vorsälen des Parlaments herrshte große Er- regung.) — WMontague richtete die Anfrage an die Re- gierung, ob die in der Depesche Lord Loftus vom 9. d. Mts. enthaltene Erklärung des Fürsten Gortschakoff, A2 glaube, daß der Friede nur unter zwei Bedingungen erzielt werden könne, nämlich unter der, daß die russische Armee vor- dringe und daß die Türken sih überzeugten, daß sie den Bei- stand Englands nicht zu erwarten hätten, vom Lord Derby beantwortet worden sei. — Unter-Staatssekretär Bo ur ke ver- neinte diese Anfrage. — Hartington wünschte zu wissen, ob die Regierung die Schriftstücke, betreffend die Beziehungen Englands zu den neutralen Mächten, vorlegen werde. Schab- tanzler Northcote erklärte, er wolle dies in Erwägung ziehen ; vielleiht würden einige derselben vorgelegt werden. E
Im Oberhause waren der Staatssekretär des Auswär- tigen, Lord Derby, und der Staatssekretär der Kolonien, Earl Carnarvon, nicht anwesend. Von leßterem zirkulirte im Oberhause das — indeß bisher nicht bestätigte — Gerücht, daß er um seine Entlassung gebeten habe. — Lord Beacon s- field begründete gegenüber dem Herzog von Argyll das V er- halten der Regierung analog den von dem Schaßkanzler Northcote im Unterhause abgegebenen Erklärungen und {loß mit den Worten: „Die Politik welche die Minister vorschlagen zu müssen glaubten, könne nicht davon abhängig gemacht werden, daß irgend eine befreundete Macht es für e halte, bestimmte Fnformationen zurückzuhalten.“ Die Erklärungen Lord Beaconsfields wurden mit Beifall aufgenommen. :
— 26. Januar. (W. T. B.) Die „Times“ und die „Daily News“ melden beide den Nücktritt von Derby und Carnarvon. Die „Times“ hört, das Demissionsgesuch Carnarvons sei angenommen worden, dagegen dürsten die größten Anstrengungen gemaht werden, um den Rücktritt Derby's zu verhindern. Nach der „Times“ dürfte die Extrakredit-Forderung der Regierung 5 Mill. Pfd. Sterl. betragen. Die „Daily News“ will wissen, für den Fall, daß die Russen nah Gallipoli vorrückten, sei der Admiral der gegenwärlig in Saros befindlichen Mittelmeer- flotte angewiesen, eine aus Marinesoldaten und Matrosen be- stehende Streitmacht zur Vertheidigung Gallipolis in der Nähe von Bulair zu landen und 6 der geräumigsten Schiffe bereit zu halten, um das Gros der Garnison von Malta un- verzüglih nach Gallipoli überzuführen.
— (W. T. B,) Es heißt, Carnarvon werde wahr- scheinlih heute Abend im Oberhause über die Gründe seines Rüdcktritts nähere Aufklärungen geben. — Dem „Morning Advertiser“ zufolge haben die Führer der Opposition gestern Abend eine Versammlung gehalten und beschlossen, der Forderung des Extrakredites in dem Falle keinen Widerspruch entgegenzusezen, wenn es sih nicht um einen Kriegskredit, sondern nur um einen Kredit für Vorbereitun- gen handele, welche die augenblickliche Lage erheishe und wenn derselbe von einem Kabinet begehrt werde, das unter sich einig fei. | : E
Wien, 24. Fanuar. (W. T. B.) Nach Mittheilungen aus Konstantinopel, welche der „Polit. Korresp.“ zugehen, wären die Schwierigkeiten bei den Waffen stillstands- verhandl ungen, welche insbesondere die künftige Gestaltung Bulgariens und die Kriegsentschädigung betreffen sollten, noch nit gehoben und hätten die türkischen Delegirten, troß ihrer Vollmachten, gestern aufs Neue um Instruktionen gebeten. Die türkische Armee, die sich zur Vertheidigung der Hauptstadt konzentrirte, dürfte \ih in Kurzem auf 110 000 Mann belaufen. — Aus Athen wird dem Blatte gemeldet, die Bildung eines Ministeriums Komunduros habe im ganzen Lande zu neuen kriegerischen Kundgebungen Anlaß gegeben. Dem Einflusse derselben würde sich das, zahlreiche Aftionselemente enthaltende Kabinet um so s{hwerer entziehen können, als der König immer mehr sich als den Anhänger einer aktiven Politik kundgebe.
Nom, 25. Januar. (W. T. B.) Die Absen dung einiger Kriegsschiffe nah einzelnen türkischen Häfen erfolgt, um dort zum Schutze der Jnteressen italien i- scher Unterthanen Station zu nehmen. 5
Athen, 24. Januar. (W. T. B.) Jn der heutigen Sißung der Kammer entwickelte Minister-Präsident Komanduros das Programm des neuen Kabinets. Der- selbe hob dabei hervor, daß die Verhältnisse zwar kritische seien, daß das Ministerium indeß ih für eine Politik der Aktion und der aktiven Vertheidigung der Nechte Griechenlands zu Lande und zu Wasser und für die Bc- freiung der 1in türtischer Knechtschaft befindlihen Brüder ent- schieden habe.
Europäischer Kriegss\chauplaß.
St. Petersburg, 2. Januar. (W. T. B) Offi- zielles Telegramm aus Kasanlik, den 23. d. Nach- mittags 2 Uhr: Jn den Gefechten mit den Baschibozuks und kleineren türkishen Kavalleriedetahements vor der Besezung von Adrianopel betrug der Verlust des Generals Strukoff 2 Offiziere und gegen 15 Soldaten verwundet und 4 Soldaten todt, Ungeachtet des ununterbrochenen zehntägigen Marsches über mit Schnee bedeckte Wege, bei starkem Winde und einer Kälte von 10 Grad, und bei beständigen Gefehten hatte die Kavallerie des Generals Strukoff weder Kranke noch Zurück- eblicbene. Adrianopel war von Achmed Ejub Pascha mit einen 2000 Mann Jnfanterie eilig geräumt worden, nahdem derselbe das Pulverdepot, das Arsenal und denalten Sultanss\erail hatte in die Luft sprengen lassen. Vor dem Einrücken des Generals Strukoff in Adrianopel war das Arsenal und der größte Theil des Depots geplündert worden. Die zurück: ziehenden Baschibozuks und Tscherkessen begannen die benach-
baren Dörfer zu plündern und die Bewohner derselben nieder- Pneeln, Die Rettung der Stadt vor einer gänzlichen
lünderung ist allein der Energie und Entschiedenheit des Generals Strukoff zu verdanken, welhem es nur mit sehr großer Mühe gelang, die aufgeregten Volksmassen zu beruhigen und welcher den in der Umgegend herumstreifenden Baschi- bozuks Schrecken einflößte. General Strukoff führte persönlich Patrouillen in der Stadt herum. Die Me sind dem General überaus dankbar. Jn Adrianopel sind von den rus- fischen Truppen 26 Geschüße großen Kalibers erbeutet wor- den. Bei dem Arsenale waren von den Türken 20 Offiziere und 73 Soldaten zurückgelassen worden. Behufs Aoministra- tion der Stadt sezte General Strukoff eine proviforishe Kom- mission aus Repräsentanten der verschiedenen Nationen, haupt- sählih aus Geistlichen, unter dem Vorsiße des Erzbischofs von Aorianopel, eines ehemaligen Zöglings der Akademie in Kiew, ein. Am 22. d. traf General Skobeleff li. in Adrianopel ein. Derselbe bestätigte alle Maßregeln des Generals Strukoff, ent- sandte diesen jofort mit einem Kavallerie-Detachement gegen Kir- filissa, Lüle und Burgas vor und dirigirte die Garde-Kavallerie gegen Demotika. Die Führung der gesammten Kavallerie wurde dem General Dokturow anvertraut. Am 22. d., Nach- mittags 2 Uhr, sollte in Adrianopel das Wladimirsche Regi- ment eintreffen. An demselben Tage zogen daselbst das Schuja’sche Regiment und ein Schüßen-Bataillon mit 4 Ge- schüßen ein. Die Truppen wurden in den Kasernen der Außenforts einquartiert. General Skobeleff nahm im Gou- verneurskonak Wohnung. Die telegraphische Verbindung zwi- hen Adrianopel und Hermanli ist wieder hergestellt. — Ge- neral G urko meldet, daß die Zahl der von ihm erbeuteten Geschüße 110, niht 97 betrage.
Konstantinopel, 24. Januar. (W. T. B.) Die Truppen Mehemed Ali Paschas, die bei Kirkilissa standen, haben sich nach Kuleli Burgas zurücigezogen, die Straße von Kuleli Burgas hierher ist noch offen und frei. Von den in Adrianopel befindlih gewesenen Geschüßen wurden etwa 60, nahdem man sie unbrauhbar gemacht hatte, in Adrianopel zurüc{gelassen, der übrige größere Theil der Geschüße ist in Tschataldja eingetroffen.
Statistische Nachrichten.
Nach Mittheilung des statistishen Bureaus der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 13. bis incl. 19, Januar d. J, zur Anmeldung gekommen: 134 Ehe- \chließungen, 913 Lebendgeborene, 33 Todtgeborene, 505 Sterbefälle.
— Summarische Uebersicht der Zahl der Studiren- den auf der Königlichen Universität zu Kiel im Winter - Semester 1877/78. Beim Abschluß der summarischen Uebersicht im Sommer - Semester 1877 betrug die Zahl der Studirenden 241, im Laufe des Sommersemesters kamen noch hinzu 1 und sind demna am Schlusse des Sommersemesters immatrikulirt gewesen 242. Davon gingen ab 73. Es sind demna geblieben 169. Dazu sind in diesem Semester gekommen 53 neu immatrifkfulirte und 20 von auswärts zurütgekehrte, zusammen 73. Die Gesammtzahl der immatrikulirten und gegenwärtig hier anwesenden Studirenden beträgt demnach 242. Die theologische Fakultät zählt Preußen 46, Nicht- preußen 5, zusammen 51. Die juristische Fakultät zählt Preußen 15, Nichkpreußen 9, zusammen 20. Die medizinische Fakultät zählt Preußen 65, Nichtpreußen 17, zusammen 82. Die philosophische Fakultät zählt a. Preußen mit dem Zeugniß der Reife 66, b. Preußen mit dem Zeugniß der Nichtreife nach 8, 35 des Prüfungs-Reglements vom 4. Junt 1834 —, e. Preußen ohne Zeugniß der Reife nah 8. 36 deff. Reglements 5, Preußen überhaupt 71, d. Nichtpreußen 18, zusammen 89; ergiebt obige 242, Außer diefen immatrikulirten Studirenden besuchen die hiesige Universität als zum Hören der Vor- lesungen durch Bewilligung des Rektors berechtigt 35. Es nehmen mithin an den Vorlesungen übe: haupt Theil 277.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
„System der Landwirthschaft“, von Dr. Albrecht Thaer, o. ô, Professor der Landwirthschaft an der Universität Gießen. (Berlin, Wiegandt, Hempel u. Parey. 1877. Preis 8 M.)
Wie der Verfasser, ein Enkel des berühtnten Reformators der deutschen Landwirth|chaft, in der Vorrede erklärt, verdankt daz vor- liegende Buch seinen Ursprung „einer mühe- und oft forgenvollen Praxis, stillen Studien und den Vorlesungen, welche er Anfangs un- ter der Leitung feines Vaters auf der Akademie zu Möglin, später auf den Universitäten zu Berlin und Gießen gehalten hat.“ Der Kreis seiner Zuhörer seßte sih aus sehr verschiedenen Berufen und Lebensstellungen zusammen, auch hat ja die Landwirthschaft eine so
vielseitige Verbindung mit dem Leben und der Wissenschaft, mit Natur und Staat, Welt- und Völkergeschichte, mit Sprache, Gesetz,
Sitte, Kunst und Religion, daß es gewiß nicht als ein Mikßzgriff zu betrachten ist, wenn diese Beziehungen mit zur Darstellung gelangten. Die Einleitung \kizzirt die Entstehung des Landbaues, seine Be- zichungen zu dem Ursprung der Sprache, das Jäger- und Nomaden- leben als Vorstufen desselben, seinen religiösen und ethishen Cha- rakter und weist darauf hn, daß Geschichte und Gesetzgebung mit dem Ackerbau parallel gehen. In dem I. Buche wird dann die Stellung des Landbaues im Staate gewürdigt, die Aufgaben einer gesunden Agrar- politik dargelegt und eine Geschichte derselben gegeben. -—- Darauf folgt im Il. Buche der eigentlich technische Theil, nämlich: 1) Agronomie und Bodenkunde (Geologie, Physik, Chemie und Ackerbau in ihren Einwirkungen auf den Boden); 2) Agrikultur (Mechanik und Theorie der Beackerung, Theorie und Praris der Düngung, Lehre von der Statik, der Erschöpfung und dem Ersatz der Kräfte des Bodens; Boden- meliorationen : Regulirung der Bodenmischungen und Brandkulturen ; Ent- und Bewässerung nebst einem Abschnitt über Wiesenbau und Heuwerbung); 3) Pflanzenbau: Vegetationsbedingungen, nämli Klima, Fructfolge, Kritik der verschiedenen Wirthschaftsarten als Norfolker Vier-Courssystem, Koppelwirthscaft, Dreifelder-Wirth- schaft; dann folgen die Kulturpflanzen, welhe in den Abschnitten : Halmgewächse, Hülsenfrüchte, Kleefrüchte, Wurzelgewächse, Oel; rüchte und Handelsgewächse eingehend behandelt werden; 4) die Thierzucht, allgemeiner Theil: die Züchtung, die Ernährung, die E: spezieller Theil : das Rind, seine Aufzucht, Fütterung uud Nutzung (Ge- winnung der Milch, Butter- und Käsefabrikation, Mastung und Arbeit); das Schaf (Wolle, Racen, Aufzucht, Fütterung); das Schwein und seine Mast; das Pferd (Abstammung, Geschichte, Pflege, Zucht und Racen. — Das 111, Buh beschäftigt ih mit der Oekonomik oder Betriebslehre. Zunächst wird die Frage beantwortet: was unter landwirthschaftlihem Kapital zu verstehen sei; dann folgen Abschnitte, betreffend die Ermittelung der Renten, die An age mobilen Kapitals in die Substanz, Meliorationen, die Grundrente, das landwirthscchaft- liche Kredit- und das Versicherungswesen. Weiter werden die Arbeits- kräfte der Landwirthschaft, die andarbeit, die Stellung der Tage- löhner, die Naturkräfte (Wind, Wasser, Dampfkraft) als Motoren, fowie die landwirthschaftlidben Maschinen besprochen. Die leßten Kapitel beschäftigen sih mit dem Landgut (Verschieden- heit von Latifundium und Großkultur, Pächter, Geséßgebung, Art des Besißes als Lehen, Allodium, Fideikommiß, das englische Entail, Werthschäßung des Landguts 2c.) und der Organisation (Einfluß des hohen und niedrigen Zinsfußes auf den Betrieb der Landwirthschaft, e Gewerbe, als Zukerfabrikation, Brennerei, Stärkefabrikation und Besteuerung derselben, der Gutsbesißer und seine Stellung, der Pächter und der Pachtkontrakt, der Administrator und das Beamtenthum, die Buchführung und der enschaft — Das Werk ist mit seiner encyklopädishen Kürze und wissenschaft- lichen Behandlung des Gegenstandes überhaupt mehr für den Be
lehrung fuchenden Leser als für den praktischen Landwirth berechnet, für jenen aber eine um so willkommenere Gabe, als èie Landwirth- schaft, deren Bedeutung eine Zeit lang von den blendenden Errungen- schaften der Industrie sehr verdunkelt wurde, sich allmählih wieder jene Achtung erwirbt, die ihr als dem ältesten , ehrwürdigsten mensch{chlichen Gewerbe gebührt, und das Buch ist bei seiner be- lehrenden, flaren und präzisen Darstellung wohl geeignet, in den weitesten Kreisen dec Gebildeten mit dem Interesse an d:m Gegen- stande au diese Achtung zu befestigen.
Gewerbe und Handel. In der gestrigen Generalversammlung wurde den Aktionären der Berliner Hagel-Assekuranz-Gesellsbaft von 1832 Bericht über die Geschäfte des vorigen Jahres erstattet. Dieselben haben einen Ueberschbuß von 87 50) M einshließlich der Zinseinnah- men ergeben. Von diesem Ueberschuß waren 17 500 M dem Reservefonds zuzuführen, der nunmehr 331090 M enthält, und die verbleibenden 70000 Æ gelangen als Dividende mit 70 M per Ältie zur Ver- theilung. Die Gesellschaft hatte im Jahre 1877 bei einer Ver- fiberungssumme von 40408079 M eine Prämieneinnahme von 432 148 H, woraus 237 939 é Schäden zu vergütea waren. Im Durschnitt nahm die Gesellschaft 1,07 % der Versicherungssumme an Prämien ein und vergütete 0,59°%/ der Versicherungssumme un Schâden.
— Nach dem Rechnungsabs{luß der Hamburg-Bremer Feuer-Versicherungs-Gesellschaft für 1877 waren bei der Anstalt im verflossenen Jahre 501 915 7009 X gegen 480 121 794 M im Vorjahre versichert. An Prämien wurden vereinuahmt 2 648 079 M; dazu traten aus dem Vorjahre an Scädenreserven 327 661 M, an Prämienreserven 1 090 000 4, so daß die Gesammteinnahme aus dem Versicherungsgeschäft 3 975 740 Æ. betrug. Zu Brandschäden- ¿zahlungen waren 677 802 Æ, zu Brandschädenreserven 337 331 M, zu Prämienreferven 1000000 #Æ, an Rüclversiherungsprämien 1189500 Æ, an Provifion und Courtage 408 768 M, an Verwal- tungs-, Agentur- und Reisekosten 282 916 M, überhaupt 3 896 317 M. erforderli, Der Geschäftsübershuß stellte sich demnach auf 79 423 Æ Dazu kommen an Zinsen und Coursgewinn 169 577 M, so daß fih ein Ueberschuß ergiebt von 249 000 ; davon werden 9000 an Tantième gezahlt und 240000 Æ alé Dividende ver- theilt; dieselbe beträgt demnach wie pro 1876 20% vom Baar- einschuß. Die Kapitalreserve ist mit 450090 4, die Prämienreserve mit 10009000 M. dotirt. Erforderlich waren für laufende Versiche- rungen über 204214021 M, an Prämienreserve 699 156 M.
— Der Aufsichtsrath der Kieler Bank hat die Dividende für das Jahr 1877 auf 93%, oder 22 4. pro Aktie festgeseßt.
Antwerpen, 24. Januar. (W. T. B) Wollauktion. 2402 Ballen angeboten, 1627 Ballen verkauft. Preise für sekundäre und gewöhnliche Buenos-Ayres-Wollen eher williger.
Helsingfors, 17. Januar. Wie finnische Zeitungen mit- theilen , haben Konkurs angemeldet: 1) Kommunalrath R. Ullner in Helsinge bei Helsingfors, 2) Kaufmann J. Taliroth in Abo, 3) Kaufmann G. M. Hedström in Nykarleby.
— Die „New-Yorker Hdls.-Ztg.“ äußert sich in ihrem vom 11. d, M. datirten Wochenbericht folgendermaßen über die allgemeine Geschäftslage: Von der Gesammt-Situation ist auch in dieser Woche wenig Tröstliches zu melden. Mit Ausnabme einiger Erportbranchen ist das Geschäft im Allgemeinen sehr till; so oft sih das Vertrauen befestigen will, treten Ereignisse ein, welche es aufs Neue erschüttern. Nachdem ein großer Theil der Januar- zinsen und Dividenden seinen Weg in die Verkehrskanäle zurückgefunden, mahte sich im Geldstande dieser Berichts- woche eine Erleichterung sofort fühlbar, und es war durch- shnittlih ohne Schwierigkeiten à 7%/% anzukommen. Der Gold- markt, welcher noch immer durch Leblosigkeit harafterisirt ist, {lug in dieser Berichtswoche weichende Tendenz ein, und das Agio \{loß, nach Fluktuationen ¿wischen 22 bis 22, heute zum niedrigften Course. Die vielen Proteste gegen die Blandsche Silber- bill, die hohe Leihrate für Cash Gold, die Reduktion des Bank- disfontos in London und die flaue Stimmung des Wechselmarktes vereinigten sih gegen jede Haussebewegung. Für Bundesobliga- tionen war in dieser Börfenwoche sehr aniirte Stimmung vor- herrschend, da mit der Rückkehr eines verhältnißmäßig leichteren Geldstandes für den Anlagebedarf ziemlich bedeutende Posten aus dem Markte genommen wurden. 4
Verkehrs-Anstalten. Triest, 24. Januar. (W. T. B.) Der Lloydpostdampfer
„Ceres“ ist mit der Konstantinopeler Post heute Nachmittag hier eingetroffen.
Berlin, 25. Januar 1878.
_Im wissenscchaftlichen Verein in der Singakademie wird morgen, Sonnabend, Nachmittags um 5 Uhr, der Geheime Medizinal-Rath Professor Dr. Bardeleben einer Nortrag über die neueren Methoden der Wundbchandlung halten.
Da wegen der Session des Landtags im Winter-Semester im preußischen Abgeordnetenhause keine amtlichen Unterrichtskurse ab- gehalten werden können, so wird an Stelle derselben am Sonnabend, den 2. Februar 1878, Abends 8' Uhr, in der Königlichen Gewerbe- Akademie, Klosterstraße 36, Hörsaal L, ein theoretisher U nter- richts8-Kursus in der vereinfahten Stolzeshen Steno- graphie für Damen und Herren eröffnet werden. Der Kursus wird eingeleitet mit einem Vortrage „Ucber das Wesen der Stolze- hen Stenographie im Allgemeinen“, zu welchem der Zutritt unent- gellih freisteht. Um au Denjenigen, welche guf die Erlernung der Skenographie wzniger Zeit verwenden können, Gelegenheit zu geben, dieselbe gründlih zu erlernen, wird der Unterricht wöchentlich nur einmal und zwar: Sonnabend Abends von 8 big 9 Uhr, stattfinden und vor Ostern a. c. beendet sein. Der Beitrag zu den Kosten beträgt 6 4, wofür das Lehrbuch unentgeltlich geliefert wird. Eintrittskarten sind zu haben am Sonntag von 10 bis 11 Uhr Vor- mittags im stenographisben Bureau des preußischen Äbgeordneten, hauses, Leipzigerstraße 75, ferner täglich bis Donnerstag, den 31, Januar, Abends, in der Polytechnischen Buchhandlung (A. Seydel), Leipzigerstraße 72, in der Papierhandlung des Herrn Honrath, Charlottenstraße 62, bei dem Kastellan der Königlichen Gewerbe-Akademie Hrn. Kutscher, Klostzrstraße 36. Schriftliche Anmeldungen und Anfragen find an den geprüften Lehrer der Stenographie, Hrn. Loepert, Berlin 0,, Markusstraße 17, zu richten.
London, 23. Januar. Die „Daily News“ hat ih das Telephon für die parlamentarische Berichterstattung
dienstbar gemacht. Ein Fernspreh-Apparat ward im Unterhause mit den gewöhnlichen Telegraphendrähten, welche das Bureau des Blattes in Bouverie Street mit dem Parlamente verbinden (Entfer- nung è Stunde), vereint. „Die Konversation“, schreibt das Blatt, „war deutli hörbar troß des Geräusches von den übrigen Drähten, und ein Theil der Parlamentsdebatte in der heutigen Nummer ward durch dieses neue und interessante Werkzeug gemeldet.“
Da der Besuch der Vorstellungen von „Klein Däumling“ in Krolls Theater noch immer ein sehr reger ist, so sieht si die Direktion veranlaßt, dieselben noch bis zum nächsten Mittwoch fort- zuseßen. Am Donnerstag geht dann neu einstudirt die unverwüstliche Râdersche Posse „Der We Aa ges wider Willen“ in Scene.
— Fr. Niemann-Raabe hat nunmehr ihr einmaliges und leßtes Auftreten vor ihrer Abreise auf Donnerstag, den 31. d. M., im National-Theater festgese. Um’ vielseitig ausgesprochenen Wünschen zu genügen, wird die Künstlerin zum Abschied das Lorle in „Dorf und Stadt“ spielen. — Am Sonntag kommt daselbst das Schauspiel: „Die Erbin von-Maurah“, eine Bearbeitung des Romans „Die Thurmschwalbe“, zur Aufführung. Als Nachmittagsvorstellung
geht Goethe's „Egmont“ zu halben Preisen in Scene.