1878 / 39 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 14 Feb 1878 18:00:01 GMT) scan diff

E O E a Wt au GE (K wt RGE D i erla rut N A AER U S v6 va B N U C U R C E t cal C H

Oesterreich-Ungarn. Wien, 13. Februar. (W. T. B.) der heutigen es des Abgeordnetenhauses prachen bei der fortge)eßten Generaldebatte über den Zoll- tarif Neuwirth für und Zallinger gegen die Vorlage. Der Abg. Dr. Sladkovsky ist wegen Nichterscheinens seines Man- dates verlustig erklärt worden.

SIMES Bern, 12. Februar. Der Ständerath hat nah langer Debatte beschlossen, in die Berathung des Reb- lausgeseßes zur Zeit nicht einzutreten und dafür den Bundesrath zur Veranlassung fernerer Vorsichtsmaßregeln im Vereine mit den Kantonen wie bisher zu ermächtigen.

Frankreih. Paris, 12. Februar. (Fr. C.) Der Aus- schuß des Senats für das Geseß über die Colportage, der heute gewählt wurde, besteht aus fünf Mitgliedern der Linken, den HH. Bertauld, Laboulaye, Barthélemy Saint- Hilaire, Ferrouillat, Malens, und vier Mitgliedern der Recgten, den HH. de Colombet, Fournier, de Ravignau und Tailhand. Der Minister des Fnnern hat an die Präfekten fol- gendes Rundschreiben gerichtet :

Herr Präfekt! Jn dem Augenblicke, da \ich in einer gewissen Anzahl von Departements eine neue Wabhlperiode eröffnet, halte ih es für gebcten, Ihnen die Haltung, welche die Agenten der Ver- waltung zu beobachten haben, in Erinnerung zu bringen. Die Regierung lehnt die Lehre von den offiziellen Kandidaturen und den Prafktiken, die damit verbunden sind, entschieden ab. Aus dieser Verhaltungsregel géht die strengste Neutralität und die Pflicht hervor, jede Handlung und jeden Schritt zu vermeid-n, d-r in den Augen der Bevölkerungen der Begünstignng eines Kandidaten gleich- käme. In dieser Hinsicht theile ih nicht die oft geäußerte Ansicht, daß die Regierung den Kandidaten, dessen Wahl ihr am angenehmsten wäre, zu bezeihnen die Pflicht und das Recht hat. Ohne Zweifel ift es natürli, daß die Regierung den Wunsch hegt, die Wähler dur die Wahl, die sie treffen, ihre Anhänglichkeit zu der Republik be- kräftigen zu sehen, und daß sie in den regierungsfreundlichen Wahlen gern den Beweis sicht, daß das Land mit dem gegenwärtigen Gang der Geschäfte einverstanden is, Aber es steht ihr nicht zu, den Kundgebungen des allgemeinen Stimmrechts zu ihrem eige- nen Vortheil Zwang anzuthun, und die Beweise des Ver- trauens, die ihr Seitens der Wähler zu Theil werden, vermehren nur dann ihre Stärke, wenn diese Beweise frei vom Herzen kommen. Wir haben in der Wahlangelegen- heit nur die eine Pflicht zu erfüllen, daß wir dem Gesetz eine strenge und unparteiishe Anwendung sichern. Nur fo können wir dem Lande die Freiheit und die Aufrichtigkeit der Wahlen geben, nach denen es verlangt. Tragen Sie dafür Sorge, Herr Präfekt, daß in Ihrem Departement nicht anders verfahren wird. Sie werden diese Wei- sungen zur Kenntniß -der unter Ihren Befehlen stehenden Beamten bringen und mi vorkommenden Falls unverzüglich auf die Verstöße aufmerksam macen, die Ihres Wissens während der Wahlperiode da: gegen begangen würden. de Marcère.

13. Februar. (W. T. B.) Der Minister des Jnnern e das für einige ausländishe Zeitungen erlassene

erbot der Verbreitung in Frankreih aufgehoben.

Italien. Rom, 9. Februar. (Zt. N.) Die amt- lihe Zeitung meldet, daß der König am 27. v. M. das Dekret unterzeichnete hat, dur welches der General-Lieutenant und Armee-General-Juspecteuxr Prinz Amadeus, Herzog von Aosta, auf Vorschlag des Kriegs-Ministers zum Com- mandeur des VIl. Armee-Corps mit dem Siße in Rom ernannt wird. Der Prinz ist gestern Nachmittag hier eingetroffen, umdas ihm anvertraute neue Kommandozu übernehmen .— Mor- gen wird die Königin Maria Pia von Portugal mit ihrem E dem Kronprinzen, mittelst Pa a die Stadt verlassen und sich nach Turin begeben. Mit dem heutigen Nachmittagszuge ist Menotti Garibaldi in Folge erhaltener beunruhigender Nachrichten über das Befinden seines Vaters nach Livorno abgereist, um sich von dort aus an dessen Krankenlager nah Caprera zu begeben. Von der Regierung auf diese Nachricht hin sofort an Ort und Stelle eingezogenen Erkundigungen ergaben, daß es sich um eine nicht leichte Ver- stärkung der Gichtshmerzen handelt, von denen der General nun schon seit Jahren geplagt ist, daß aber für den Augen- blick wenigstens keine Gefahr vorliegt.

13. Februar. (W. T. B.) Das in Paris: verbreitete Gerücht über einen angeblich beunruhigenden Gesundheits- zustand des Königs Humbert wird von der „Agenzia Stefani“ als vollständig unbegrün det bezeichnet. Die Ge- sundheit des Königs sei eine vortrefflicze. Die Kon gregation der Kardinäle prüfte heute die Vetofrage und beshloß einerseits dem Kollegium die volle Freiheit der Aktion zu wahren, andererseits den Mächten, welche ein Vetorecht besizen, die Möglichkeit zu lassen, ihre Bemerkungen mitzutheilen. Die Räumlichkeiten für das Konklave werden, wegen des nothwendigen zahlreihen Personals, ca. 400 Zimmer umfassen. Heute Nachmitiag 3 Uhr wurde die vatikag- nishe Basilika geschlossen, um die Einsargung der Leiche des Papstes vorzunchmen. Bei derselben wird ein Notar einen Todesakt verlesen, welcher in einer fil- bernen Hülse eingeshlossen, zu Füßen des Leihnams deponirt wird. Jn dem Sarge werden außerdem 96 Medaillen nieder- ‘gelegt, welche die hervorragendsten Ereignisse unter dem Pon- tifikate Pius 1X. darstellen. Der Feierlichkeit werden die Kar- dinäle, das vatikanische Kapitel, der päpstliche Hofstaat und das diplomatische Corps beiwohnen. Es sind hier mehrere Deputationen katholischer Vereine eingetroffen, um den Leichcn- feierlihkeiten beizuwohnen. Gegenwärtig sind 50 Kardi- näle hier anwesend.

, Griechenland. Athen, 13. Februar. (W. T. B.) Die Regierung hat den auswärtigen Mächten offiziell von den in Thessalien durh die Tscherkessen und Baschi- bozuks verübten Grausamkeiten Mittheilung gemacht und energischen Protest gegen den gefährlichen Zustand in den griehischen Provinzen der Türkei erhoben, der die «Fnter- vention der griechischen Truppen nöthig zu machen scheine. Nach hier eingegangenen Meldungen haben \ih gegen 700 cte furgenten unter Basdeki in dem Dorfe Macrinißa bei Volo verschanzt. Die Türken in einer Stärke von 4500 Mann, darunter 2000 Egypter bereiten einen Angriff auf dieselben vor. Nach hier aus Kreta eingegangenen Nachrichten sind dort von den Baschibozuks viele Grausamkeiten gegen die Einwohner von Rethymo begangen worden. Die Al- banesen treten in großer Anzahl zu den griechishen Truppen über, welche dieselben aufnehmen. Soußo, welcher sein Entlassungsgesuh eingereidt hatte, hat dasselbe wieder zurück- gezogen.

(H. C.)

Dánemark. usschuß des Folkethings

Mon nyanen, 11. Februar. Der Finanz- (Budget- hat nunmehr seinen Bericht über das Budget pro 1878

bis 1879 erstattet. Der Aus\{uß theilt sih in eine Majorität und zwei Minoritäten. Leßtere werden durch resp. viêr Mit-

Radikalen Berg und Tauber, vertreten. Die aus neun Mit- gliedern bestehende Majorität des Ausschusses gehört der ge- mäßigten Linken an. Dieselbe sucht den sogenannten fonsti- tutionellen Punkten des Budgets, welche dieses im vorigen jahre zum Scheitern brachten, eine Form zu geben, die es dem Mmi- sterium wie dem Landsthing möglih macht, den bezüglichen An- trägen zuzustimmen. Anders stellt sich die Majorität hinsicht- li der eigentlichen Bewilligungsfragen; sie will so gut wie alle extraordinären Forderungen für militärische Zwede ab- gelehnt wissen. „Das Folkething“, sagt die Majorität in threm Bericht, „welches am 25. April v. J. gewählt wokden ist, kann sih nit auf Bewilligungen zu militärishen Zwecken von so großem Umfange, wie die beantragten, einlassen, so lange kein Vertheidigungsplan vorliegt.“ Hierzu bemerkt die aus Mitgliedern der Rechten bestehende Minorität: „Jeder Verthcidigungsplan macht die Beschaffung von Gewehren, Ka- nonen und Torpedos sowie den Bau von zweckentsprehenden Kriegsschiffen nothwendig.“ Dieselbe will daher_auch die For- derungen der Regierung bewilligen. Die beiden radikalen Mitglieder des Ausschusses wollen dem jeßigen Ministerium überhaupt gar nichts bewilligen.

13. Februar. (W. T. B.) Die offiziöse „Berlingske Tidende“ wendet sich auf das Entschiedenste gegen die Mit- theilung des Kopenhagener Korrespondenten der „Pall Mall Gazette“, wonach die dänische Regierung die Absicht haben sollte, die nord\chleswigsche Frage wieder in Anregung zu bringen. Das genannte Organ erklärt diese Meldung für vollkommen erdihtet und unwahr.

Afrika. (A. A. C.) Aus Zanzibar melden bis zum 10. v. M. reichende Berichte, daß im ganzen Lande Ruhe herrschte. Der legitime Handel ist im Wachsen begriffen, und der Gouverneur des Sultans in Malinda hatte eine vierte mit Sklaven befrachtete Dhow aufgebraht. Es scheint, daß es in dieser Saison niht einem einzigen Sklavenschiffe geglückt ist, unbemerkt wegzusegeln, und der Sklavenhandel hat vorläufig ein Ende erreicht.

Der russisch-türkische Krieg.

St, Petersburg, 13. T (1B. D. B). Es ist jeßt offiziell konstatirt, daß nach Unterzeichnung der Friedensbasen am 31. Januar die türkischen Delegirten am 1. Februar Antwort auf ihre die Stipulationen bc- treffende Anfrage vom 830. Januar erhielten. Die Be- stimmungen des Waffenstillstandes waren dort also bekannt und es lag kein Grund zu den beunruhigenden Mit- theilungen Layard's vom 6. d. vor, die si darauf stübten, daß die Pforte übcr die Bestimmungen des Waffen- stillstandes damals nicht unterrichtet gewesen wäre und sih das Verfahren der Russen nicht zu erklären vermocht habe.

14 S. (W. T. V). Die rxussishen Blätter erinnern an die Worte des Fürsten Bismarck vom vorigen Fah-e, daß Deutschland bei der Krisis im Ovient für die Aufrechterhaltung des allgemeinen Frie- dens wirken werde. Die Blätter fügen hinzu, die Nolle eines Schiedsrichters käme Deutschland um so mehr zu, als es durch sein militärishes Uebergewicht und dadur, daß es an der orientalischen Frage nicht interessirt sei, die einzige Macht sei, welche dièfe Nollé irksäfn durhführen könne, indem. es sich gegen denjenigen énfschiede, der jeßt den ersten Kanonenschuß abgeben würdê. *

Konstantinoptl, Mittwoch, 13. Februar, Nachinittags 5 Uhr. (W. T. B.) Bis jeßt ist hier nihts Positives über die englische Flotte bekannt.

London, 14. Februar. (W. T. B.) Der „Morning Advertiser“ hat Grund zu glauben, daß die englische Flotte die Dardanellen passirt habe und sich im Marmara- meere befinde. Es verlaute, die Pforte habe \sich mit einem formellen Proteste begnügt. „Standard“ und „Mornin g- post“ bestätigen diese Nachricht. Leßteres Blatt meldet, 6 Kriegsschiffe hätten die Dardanellen passirt und würden wahrscheinlih bereits Abends am Seraj - Point ankern, Au der „Daily Telegraph“ meldet, die englishe Flotte sei am Mittwoh bei Tages- anbruch in die Dardanellen eingelaufen. Die Ankunft deèr- selben vor Konstantinopel werde spätestens heute früh erwar- tet. Weiter erklärt der „Standard“ die Gerüchte von dem Rüdtriite des Grafen Derby und der bevorstehenden Auflösung des Parlaments für unbegründet. Dasselbe Blatt meldet, das Departement für Transportwesen habe mit mehreren großen Lieferanten Unterhandlungen angeknüpft betreffs nöthigenfalls unverzügliher Lieferung von bedeu- tenden Quantitäten Mundvorrath für die Armee. Alle Krieg s\chiffe in Malta sind beordert worden, A O zur Vrientflotte zu stoßen. Die „Devastation“ segelt

eute ab.

—- 14. Februar. (W. T. B.) Heute findet in dem Carltonklub ein Meeting der konservativen Depu- tirten statt, welches den Zweck verfolgt, der Negierung Ver- trauen zu ihrer Politik auszusprehen und Unterstüßung in der gegenwärtigen Krisis zuzusagen. Die unabhängigen und liberalen Deputirten haben ein Comité gebildet zur Ueber- wachung des Verlaufes der orientalischen Frage.

Paris, 13. Februar. (W. T. B.) Wie der „Agence Havas“ aus Konstantinopel vom heutigen Tage gemeldet wird, hat die englische Flotte die Dardanellen pas- sirt und ist in das Marmarameer eingelaufen.

Wien, 13. Februar. (W. T. B.) Die einem hiesigen Blatte veröffentlichte Analyse einer angeblich neuerdings nach St. Petersburg gerichteten österreichishen Note wird von zu- ständiger Scite als apokryph bezeihnet mit dem inzufügen,. daß bis heute noch keine weitere österreichische Note von Wien nah St. Petersburg abgegangen ist. Die angebliche Analyse der nicht existirenden Note spiegelt die An- shauungen eines Leitartikels des „Pester Lloyd“ wieder.

(W. T. B.) Der „Polit. Korr.“ wird aus Pola gemeldet: Der Kommandant des . österreichishen Levauite- Geschwaders, Contre-Admiral Barry, is mit dem Flaggen- if, der Panzerfregatte „Habsburg“, heute Nachmittag na ch dem Orient abgegangen. Von weiteren Schiffsausrüstungen ist hier nihts bekannt. Nach einer Mittheilung der ge- nannten Korrespondenz aus Bukarest wird der Groß- fürst-Thronfolger morgen daselbst erwartet und wird am Nachmittag um 2 Uhr die Reise nach St. Petersburg fortseßen. Vorgestern Fun der diplomatishe Agent Ruß- lands, Stuart, eine Audienz bei dem Fürsten und gestern eine längere Konferenz mit den Ministern Bratiano und Cogalniceano. Später fand ein Ministerrath unter dem

glieder der Rechten und zwei Mitglieder der Linken, die beiden

derselben Korrespondenz bespriht dié Frage der Retro- eff ion Bessarabiens und betont auf das Nachdrülichste ein Nückzug Rußlands in dieser Angelegenheit unmöglich sei. Das Schreiben gedenkt sodann der Eventualität, daß die Rußland befreundeten Mächte und Souveräne die Jnitiative zu einer friedlichen Lösung dieser Frage ergriffen. Das Schreiben hebt endlih die Bedeutung der Rumänien für die Retrozession zugedahten Entschädigung hervor, welche in der Erlangung der Unabhängigkeit, der Freiheit der Donauschiff- fahrt, der Schleifung türkischer Festungen und der Erwerbung eines Handelshafens am Schwarzen Meere bestände.

Pest, 13. Februar. (W. T. B.) In der Sitzung des Unterhauses meldeten die Abgeordneten Ernst Simonyi und Jgnaß Helfy Jnterpellationen in Betreff der orientalischen Angelegenheiten an und begründeten dieselben. Beide Junterpellationen gipfeln ziemlich identish in den Fragen, ob die Regierung die Friedensbasen fenne, ob sie dieselben nicht den Jnteressen der Monarchie und besonders denjenigen Ungarns für {hädlich halte und was die Regierung fe edie der der Monarchie drohenden Gefahr zu thun gedenke.

Europäischer Kriegsschauplaß.

St. Petersburg, 13. Februar. (W. T. B.) Die telegraphische Verbindung bis Adrianopel is noch nicht volllommen wieder hergestellt.

Aus Tirnowa, 11. Februar, wird der W. „Presse“ gemeldet: „Der Th-onfolger ist von Brestovay noch nicht abgereist; Großfürst Wladimir wird später das Kommando der Lom-Armee übernehmen. Die Uebergabe der Festun- gen wird morgen oder übermorgen erfolgen. Jn den vier eFestungen sollen sich 400 Geschüße befinden. Schumla und Varna werden in demselben Sinne, wie einst Belgrad, türkishe Besaßungen haben, um die Suzeränitätsrechte der Pforte zu sichern. Großfürst Nikolaus befand sich in den leßten Tagen in Kirkilissa, die Truppen zu inspiziren. Fürst T\cherkaßkij ist nah Adrianopel abgereist und wird auch in Rumelien in allen jenen Bezirken die Verwal- tung nah russischem Muster einführen, wo die Bulgaren die Majorität der Bevölkerung bilden. Jn Adrianopel wird auch der Siß des zukünftigen Fürsten von Bulgarien sein.“

Asiatisher Kriegsschauplat.

Tiflis, 11. Februar. (W. „Presse“.) Alle Moha- medaner, welche während des Krieges ihre Heimat ver- ließen, wurden durch den Großfürsten Michael aufgefordert, innerhalb dreißig Tagen zurückzukehren. Die aus Kur- distan und dem Paschalik Erzerum nach Armenien einwan- dernden Christen erhalten unentgeltlich Grund und Boden, um sich anzusiedeln. Jn einzelnen Distrikten von Musch und Wan wurde ebenfalls die russische Verwaltung eingeführt.

Das Januar-Heft des „Centralblatts für die gesammte Unterrihtsverwaltung in Preußen“ hat folgenden Inhalt: Ministerium der geistlihen Unterrichts- und Medizinal-Angelegen- heiten. Bescheid auf eine Beschwerde über Anordnungen der Staats- regierung auf dem Gebiete des Volks\{hulwes-ns. Bescheid auf Anträge wegen Wiederherstellung der früheren kir{lichen Zustände, wegen Beaufsichtigung der katholischen Volks\{hulen und Ertheilung des fatholishen Religionsunterrichts. Behörde, bei welcher die kalkulatorishe Feststelung der Revisionsnahweisungen und Bau- rechnungen zu erfolgen hat. Promotionen im Jahre 1876/77. Bestätigung der Rektorwahl zu Kiel. Gebrau der deutschen oder der lateinischen Sprache bei den Preisurtheilen an der Universität von Berlin. Bestimmungen über die militärztlichen Bildungêéanstalten zu Berlin. Neue Ausgabe der Werke Herders von Suphan. Statist. Nachweisung über die Prüfungen für das höhere Lehramt i. J. 1876. Anordnunzen für Aufstellung der Verzeichnisse über Beschäftigung ungeprüfter Kandidaten an höh. Unt. Anst. Ausbildung und Prüfung der Lehrer für Landwirthschaft an Landwirth\c{hafts\chulen. Errichtung von Kommissioren zur Prüfung dieser Lehrer. Heranziehung der Königlichen Gymnasien zu den Kreisabgaben. Leormethode für Religion und Rechnen in den Präparandenanstalten. Gewährung der Geldmittel zum Bau einer größeren Anzahl von Seminaren; Vermeidung von Ueberschreitungen der Anshlagssummen und der Etatsfonds zur Unterhaltung der Seminargebäude, event. Betandlung solcher Ueberschreitungen. Führung des Titels „Rek- tor“ Seitens der Leiter der Gemeindeshulen und des Leiters der ftädtishen Taubstummenshule zu Berlin. Termin für die Turnlehrerprüfung i. I. 1878. Befähigungszeugnisse aus den Turnlehrerinnen - Prüfungen im Herbst 1817. Nach- richten über die Lehranstalt für Obst- und Weinbau zu Geisen- heim. Auszuz aus dem Bericht über cinen Zeichenkursus für Volkéschullehrer an der Gewerbeschule zu Hamburg. Verwendung des dem Lehrer gelieferten Heizungsmaterials. Anhörung der Kuratoren der Lehrer-Wittwenkassen in allen den Zustand des Kassen- vermögens beeinflussenden Fragen. Verzeichniß der aus Staats- fonds unterstüßten Fortbildungs\{ulen. Schulleistungen in der Provinz Preußen : Gemeinde als Trägerin der Schullasten, gutsherr- liches V-rwerksland. Verfahren zur Beschaffung der Kosten für ein Gutachten über den Umfang von Schulwirthschaftsgebäuden. Personalchronik.

Ncichôtags- Angelegenheiten.

Nach einer dem Reichstag vorgelegten, von dem Kaiserlichen statistishen Amt ausgearbeiteten Zusammenstellung des Grgebnisses der Reichstagswahlen von 1877 nären im Reich 8 943 028 wahlbere{tigte Wähler (20,9 % der Einwohner), von welchen bei den ersten Wahlen 5401 021 gültige und 21 626 ungültige Stimmzettel abgegeben wurden. Auf 100 Wahl- berechtigte kamen 60,6 9% abgegebene Stimmzettel, und auf 100 ab- gegebene Stimmzettel 0,4% ungültige. Bei den entscheidenden Wahlen wurden 5 535 785 Ns und 21 989 ungültige Stimmzettel abgegeben; von 109 Wahlberectigten stimmten 62,1 9/6, und gaben 0,4% ungültige Pre ab. Bei den ersten Wahlen (und bei den entscheidenden Wahlen) erhielten von den gültigen Stimmen: Deutsch- Konservativ: 526039 = 9,89%, (540 103 = 9,7 9/6), deutsche Reichspartei 426 637 = 7,9% (437 663 = 7,9 9/6); Liberale (außer Nationalliberalen und Fortschrittspartei) 134 811 = 2,5 9/4 (149 128 = 2,7 9/0), Nationalliberale 1469 527 = 27,2%/ (1 569 431 = 28,30%), deutshe Fortschrittspartei 417 824 = 7,7% (432291 = 7,8 9/0), Centrum 1404903 = 26% (1 392 644 = 25,1 9/6), Polen 216 157 = 4% (219159 = 49/0), Sozialdemokraten 493 288 = 9,1% (219 159 = 8,70%/0), Volkspartei 44 894 = 0,8%, (54 700 = 19/6), Partikularisten 148 072 = 2,8%/ (147 164 = 2,7 9/6), Protestypartei 102 816 = 1,9% (98341 = 1,8%), unbestimmt 3570 = 0,1% (3489 = 0,1%/0), zersplittert 12 483 = 0,2% (10684 = 0,2%). Von 109 Abgeordneten gehören der betreffenden Partei an: Deutsch- konservative 10.1, deutsche Reichspartei 9,6, liberal (ohne National- liberale und Fortschrittêpartei) 3,3, nationalliberal 32,2, deutsche Fortschrittspartei 8,8, Centrum 24,4, Polen 3,5, Sozialdemokraten 3, Voltspartei 1, Partikularisten 2,3, Protestpartei 1,8.

Die auf die Abgeordneten bezw. Majoritätskandidaten gefallenen «-

Vorsiße des Fürsten statt. Ein St. Petersburger Schreiben

Stimmen betragen bei den entscheidenden Wahlen 64,4 %/9 der

sämmtlichen gültigen Stimmen und 39,9 % der Wahlberetigter, bei der ersten Wahl 62 resp. 374 9%.

Von 100 für die betreffende Partei bezw. im Ganzen abgege- benen Stimmen gehören zu den (absoluten bezw. relativen) Majori- täten: deutshkonservativ 44,3, deutshe Reichspartei 74, [ibecral (ohne Nationalliberale und Fortschritt&partei) 73,5, nationalliberal 63,3, deutsche Fortschrittspartei 43,9, Centrum 74,2, Polen 81,7, Sozial- demokraten 33,8, Volképartei 72,6, Partikularisten 55,5, Protest- partei 82,3, im Ganzen 62.

Statistische Nachrichten.

Das Kaiserliche statistische Amt veröffentliht im Dezember- heft der Monatshefte zur Statistik des Deutschen Reichs für 1877 u. a. Uebersichten der Ein- und Ausfuhr der wihtige- ren Waarenartikel im deutschen Zollgebiete für das Fahr 1877. Wir geben aus demselben die folgende Zusammen- stellung der wichtigeren Handelsartikel, verglihen mit dem Vorjahre, und haben zum richtigen Verständniß der Ziffern nur zu bemerken, daß bei der Einfuhr alle Artikel, welche der Verzollung nah dem Nettogewichte unterlegen haben, mit leßterem nachgewiesen worden sind, während bei den übrigen Einfuhrartifeln und bei der Ausfuhr überhaupt nur das Bruttozewicht hat angegeben werdcn können.

I. Verzebrungs8gegenfstände: Wei en Einfuhr 19 153 793 Ctr. (gegen 1876 + 5 302045 Ctr.), Ausfuhr 14311 457 Ctr. (gegen 1876 + 6 394 833 Ctr.); Roggen E. 23 948 247 Ctr. (4+ 1675 269 Ctr.), A. 3 454 849 Ctr. (+ 1416 510 Ctr.); Hopfen E. 36 502 Ctr. (— 31328 Ctr.), A. 167587 Ctr. (+ 33468 Ctr.); Bier E. 307 352 Ctr. (— 39526 Ctr.), A. 1 682 356 Ctr. (+4 176 564 Ctr.); Branntwein, Rum 2c. E. 92 944 Ctr. (— 22 543 Ctr.), A. 844 495 Ctr. Ee 294 887 Ctr.); Wein in Fäfsern und Flaschen E. 1 167 381 Ctr. (— 126 972 Ctr.), A. 334 987 Ctr. (+ 35 225 Ctr.); Butter E. 191 216 Ctr. (+ 18086 Ctr.), A. 290 369 Ctr. (+ 6/753 Ctr.);

leisch, Speck 2c. E. 337 623 Ctr. (+ 156 500 Ctr.), A. 64 389 Ctr. + 6846 Ctr.); frische Südfrüchte E. 172061 Ctr. (+ 22 327 Ctr.): Mandeln E. 53 579 Ctr. (— 11 992 Ctr.); Korinthen und Rosinen E 267 392 Ctr. (— 44 137 Ctr.); Pfeffer E. 52 890 Ctr. (+ 989 Ctr.); Heringe E. 665 674 t (— 38553 t), A. 2741 t (— 348 t); roher Kaff e E. 1915 586 Ctr. (— 212 386 Ctr.); Käse E. 117 504 Ctr. (— 16219 Ctr.), A. 62295 Ctr. (— 9758 Ctr.); Mehl E. 3652086 Ctr. (— 141 755 Ctr.), A.-.5 234 896 Ctr. (—+ 605 393 C r.), andere Mühlenfabrikate E. 543 997 Ctr. (+ 97 959 Ctr.), A. 316122 Ctr. (+ 34569 Ctr); Reis E. 1135 822 Ctr. (— 217 691 Ctr.), A. 6807 Ctr. (+ 1130 Ctr.); Salz E. 859518 Ctr. (— 245 706 Ctr.), A. 1652521 Ctr. (+ 45 679 Ctr.); NRoh- tabak E. 927 556 Ctr. (+ 52 854 Ctr.), A. 100 201 Ctr. (— 41 525 Ctr.); Thee E. 29421 Ctr. (+ 5241 Ctr.); raffinirter Zucker E. 132 743 Ctr. (— 107 502 Ctr.), A. 264 221 Ctr. (+ 75 606 Ctr.); Rohzutker E. 23352 Ctr. (— 4658 Ctr.), A. 832910 Ctr. (— 419 458 Ctr.); Schmal; E. 862 529 Ctr. (+ 67 644 Ctr.), A. 74 668 Ctr. (+ 20384 Ctr.).

II. Rohstoffe: Rohe Baumwolle E. 3 362 410 Ctr. (— 255 141 Ctr.), A. 831 740 Ctr. (+ 126 294 Ctr.); rohe Schafwolle E. 1 408 982 Ctr. (+ 66 939 Ctr.), A. 459 163 Ctr. (+ 48 718 Ctr.) ; Robseide E. 69 450 Ctr. (— 8720 Ctr.), A. 24 789 Ctr. (— 16 847 Ctr.); Flachs und Hanf E. 2201488 Ctr. (+ 936516 Ctr.), A. 1491578 Ctr. (+ 648668 Ctr.); Jute E. 254496 Ctr. (-+ 16 998 Ctr.), A. 15 988 Ctr. (+ 11 906 Ctr.); Steinkohlen und Koaks E. 45 823 107 Ctr. (— 4900628 Ctr.), A. 107 246 368 Ctr. (— 4468 661 Ctr.); Eisenerze E. 6 563 673 Ctr. (+ 2612 943 Ctr.), A. 16 080 749 Ctr. (+ 2 6863 094 Ctr.); Roheisen E. 10 534 166 Ftr. (— 888 508 Ctr.), A. 6880382 Ctr. (+ 1092035 Ctr.); rohes Blei E. 69612 Ctr. (— 3967 Ctr.), A. 631 651 Ctr. (— 23 936 Ctr.); Rohkupfer E. 256 650 Ctr. (— 14693 Ctr.), A. 91 644 Ctr. (— 24 854 Ctr.; Rohzink E. 97422 Ctr. (— 21 762 Ctr.); A. 874877 Ctr. (4+ 19973 Ctr.); falzinirte Soda E. 338245 Ctr. (— 10 989 Ctr.), A. 32338 Ctr. (— 44 877 Ctr.); rohe Soda E. 315 632 Ctr. (— 31 299 Ctr.), A. 84737 Ctr. (+ 24 543 Ctr.); Farbhölzer E. 784 497 Ctr. (— 42026 Ctr.) A. 170 204 Ctr. (+ 27034 Ctr.); Indigo E. 32404 Ctr. (— 12 834 Ctr.), A. 13832 Ctr. (— 617 Ctr.); Salpeter E. 1 221 926 Ctr. (+ 7603 Ctr.), A. 144959 Ctr. (+ 9705 Ctr.); rohe Rindshäute E. 643 583 Ctr. (— 120 392 Ctr.), A. 202 497 Ctr. (— 23 089 Ctr.); Palm- und Kökosnußöl E. 316727 Ctr. (— 31 618 Ctr.), A. 143 434 Ctr. (4+ 34885 Ctr.); Thran E. 235 069 Ctr. (4 23913 Ctr.), A. 11 232 Ctr. (4+ 2655 Ctr.); Harze E. 1071 420 Ctr. (+ 126 840 Ctr.), A. 173 877 Ctr. (+ 32709 Ctr.); Petroleum E. 8499684 Ctr. (4+ 1289805 Ctr.), A. 2259163 Ctr. (+ 345 440 Ctr.).

IIT. Halbfabrikate: Baumwollengarn E. 362691 Ctr. (— 102 804 Ctr.), A. 2083 013 Ctr. (+ 14 125 Ctr.); rohes Leinen- garn, Maschinengespinnst E. 186 842 Ctr. (— 34751 Ctr.), A. 39 623 Ctr. (+ 10 455 Ctr.); gefärbte Seide E. 3738 Ctr. (— 557 Ctr.), A. 5162 Ctr. (+ 814 Ctr.); Wollengarn E. 290 461 Ctr. a 35 655 Ctr.), A. 94054 Ctr. (+ 17 454 Ctr.) ; geshmiedetes 2c.

‘isen G. 728466 Ctr. (+- 945 873 Ctr.), A. 1708617 Ctr.

Ch 685 095 Ctr.); Winkel- 2c. Eisen E. 155 964 Ctr. (+ 113 248 Ctr.), A. 83 472 Ctr. (+ 72 207 Ctr.); Stahl E. 112 430 Ctr. (+ 33 504 Ctr ), A. 322,909 Ctr. (— 32939 Ctr.) ; Eisen- 2c. Platten und BVlehe E 365 607 Ctr. ‘(4+ 270646 Ctr.), A. 424 163 Ctr. (+ 193 295 Ctr.); Weißblech E. 81 640 Ctr. (+ 6846 Ctr.), A. 32 905 Ctr. (+ 24 192 Ctr.); Eisen- und Stahldraht E. 63 620 Ctr. (+ 8789 Ctr ), A. 635 811 Ctr. (+ 319 783 Ctr.); Zinkblece E. 25 822 Ctr. (— 16461 Ctr.), A. 197 419 Ctr (4+ 39 319 Ctr.) ; Leder E.- 95659 Ctr. (— 15977 Ctr.), A. -119 469 Ctr. (— 3542 Ctr.).

IV. Industrieerzeugnisse: Baumwollenwaaren E. 46 857 Ctr. (— 1652 Ctr.), A. 299 318 Ctr. (+ 14490 Ctr.); Leinwand E. 69676 Ctr. (— 4024 Ctr.), A. 53387 Ctr. (— 697 Ctr.); Seiden- und Halbseidenwaaren E. 12 604 Ctr. (— 1986 Ctr.), A. 42196 Ctr. (+ 9992 Ctr.); Wollenwaaren E. 123 057 Ctr. (— 20602 Ctr.), A. 306 581 Ctr. (+ 133 702 Ctr.); Eisenbahn- \hienen E. 1 520 689 Ctr. (+ 1 507 000 Ctr.), A. 4512 600 Ctr. (+ 1 842 920 Ctr.); grobe Eisen- und Stahlwaaren E. 1 010981 Ctr. (+ 295 096 Ctr.), A. 2368 868 Ctr. (+ 686 681 Ctr.); feine dergl. E. 12069 Ctr. (— 1497 Ctr.), A. 30 544 Ctr. (+ 3980 Ctr.) ; Glas- und Glaswaaren E. 341 490 Ctr. (— 32598 Ctr.), A. 917916 Ctr. (— 22553 Ctr.); Holzwaaren und Möbel E. 86671 Ctr. (— 1868 Ctr.), A. 313575 Ctr. (4+ 24950 Ctr.); Kupfershmiede 2c. Waaren E. 25071 Ctr. (— 18 906 Ctr.), A. 53535 Ctr. . (—. 4120 Ctr.); Fortepianos E. 2911 Ctr. (— 353 Ctr.), A. 55 848 Ctr. (+ 6095 Ctr.) ; andere musikalische Instrumente E. 7650 Ctr. (+ 81 Ctr.), A. 33 365 Ctr. (+ 2764 Ctr.); Lokomotiven und Tender E. 40 60ó Ctr. (+ 38 112 Ctr.), A, 122 943 Ctr. (+ 43 648 Ctr.); Maschinen aller Art E. 765 723 Ctr (+ 203 183 Ctr.), A. 820 276 Ctr. (+ 92 134 Ctr.)z Eisenbahnfahrzeuge E. 1145 Stück (+ 1036 St.), A. 1692 St.

+ 1286 St.); Kurze Waaren E. 6813 Ctr. (— 972 Ctr.), A. 42 951 Ctr. (— 17320 Ctr.); Lederwaaren E. 21 316 Ctr. (— 260 Ctr.), A. 53 978 Ctr.’ (+ 4278 Ctr.); lederne Handschuhe E, 383 Ctr. ( - 180 Ctr.), A. 4701 Ctr. (+ 1672 Ctr.); Papier E. 140 111 Ctr. (+ 4770 Ctr.), A. 523 310 Ctr. (+ 29 407 Ctr.); Thonwaa- ren E, 11475 Ctr. (— 593 Ctr.), A. 214588 Ctr. (—49 085 Ctr.); Porzellan E. 15 599 Ctr. (4- 714 Ctr.), A. 101198 Ctr. {+ 7798 Ctr.).

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

In Upsala ist am 8. d. ,M. der \{wedishe Botaniker Professor Elias Magnus Fries, 84 Jahre alt, gestorben.

In Paris soll in diesem Jahre ein internationaler Geologen-Kongeß abgehalten werden, und zwar soll derselbe am 19. August beginnen und ungefähr 14 Tage dauern. Auch werden während des Kongresses geologishe Exkursionen stattfinden.

„Preußische Staats\ch{riften aus derRegierungs- zeit König Friedrichs 11“ Im Auftrage der Königl iden Akademie der Wissenschaften zu Berlin berausgegeben von J. G. Droysen und M. Duntcker. Erster Band. (1740—1745). Bearbeitet von Dr. Reinhold Koser. (Berlin, Verlag von Alexander Duncker, Kgl. Hofbuhkb., 1877.)

Das in seinem ersten Bande vorliegende, seit längerer Zeit ange- kündigte Werk ist dazu bestimmt, ein klareres und vollständigeres Bild von der Thâtigkeit des großen Königs auf dem Gebiete der politischen Publiziftik zu geben, als dies biéher mögli war, um fo weniger, als die Zeugnisse derselben in den Druckten durbweg {wer zugänglich und zum Theil * nur in verstümmelten Terten überliefert find.

Die publizistishe Wirksamkeit des großen Königs ist lange Zeit nicht hinreihend gewürdigt worden; erst in neuester Zeit hat der Nachweis geführt werden können, daß derselbe nah verschiedenen Rich- tungen hin selbstthätig in die publizistishe Debatte seiner Zeit ein- gegriffen hat. Denn wie Friedri I1. die Berichte über die Erfolge sein:r Waffen eigenhändig aufseßzte, so verfaßte er auch die Manifeste jelber, welche die Erhebung dieser Waffen ankündigten und rect- fertigten. Neben ihnen her gingen die Flugschriften, in denen der König mit ges{blossenem isir für seine Politik eintrat. Und wie sorgfältig er bei der Abfassung derselben verfuhr, geht u. A. daraus hervor, daß von einer derselben, dem „Erposé“ von 1744, nicht weniger als 8 Entwürfe vorliegen.

In der akademischen Ausgabe der Werke Friedrichs 11. baben von seinen publizistisen Arbeitey nur cine Reihe von Flugschriften aus der Zeit des siebenjährigen Krieges Aufnahme gefunden. Die in der vorliegenden Sammlung publizirten Schriften, namentli die aus der Feder des Königs stammenden Stücke, bilden deshalb eine wihtize urkundlihe Ergänzung zu der „Histoire de mon t-mps“ und der „Histoire de la gue«rre de sept ans“.

Um das volle Verständniß jeder dieser Schriften durch Dar- leg1ng ihres Ursprungs und ihrer Zusammenhänge zu ermöglichen, ist die amtlihe Publikation bestrebt, den politishen Hscrizont und die Gesichtspunkte, unter denen sie geschrieben wurden, fest- zustellen, die Zeit ihrer Entstehung und ihren Verfasser genau zu er- mitteln und den Erfolgen nachzugehen, mit denen sie in die politische Lage eingegriffen haben. Aus diesen Daten ergeben sich denn auch Aufschlüsse darüber, „wo und wie die Ansichten angesetzt und sih ausgebildet haben, welhe damals die öffentliche Meinung und in der Folge das Urtheil der Geschichts- \chreibung bestimmt haben und zum Theil noch bestimmen.“ Dem entsprehend sind die Einleitungen, die sowohl dem ganzen Bande als den einzelnen Abtheilungen voraufgehen, besonders werth- voll. Ueber die verschiedenen Arten der Staats\chriften im allge- meinen, die Formen, in denen sie auftreten und ihre politische Ver- wendung, über die Persönlichkeiten, die bei ihrer Abfassurg und Ver- breitung thätig waren, über den Zustand der Ueberlieferung, die Zeitungen, Flugschriften, Monats\chriften und Sammelwerke, in denen sie zuerst publizirt wurden, endlich über die besonderen Veranlafsungen aus denen die einzelnen mitzutheileiden Staats\chriften hervorgingen, erhält man aus diesen Einleitungen erwünschte und oft überraschende Aufschlüsse.

Der erste umfangreiche bisher veröffentlihte Band enthält die während der 6 ersten Regierungsjahre des Köni:8 erschienenen, auf seine auêwärtige Politik bezüglichen Schriften, für welche sich der Ursprung aus dem Kabinet oder dem Kabinets-Ministerium des Königs nachweisen läßt. Denn nicht alle wurden von der Regie- rung selbst publizirt, sie sind zum Theil ohne deren Mitwirkung und Absicht bekannt geworden.

Von den von König Friedrich selbst herrührenden Schriften ist vor allem das {on erwähnte „Exposé des motifs qui ont obligé le roi

de donner des troupes auxiliaires à l’'Empereu:“ vom Sabre 1744, -

das Manifest, mit welchem Friedri den sogenannten zweiten \{le- sischen Krieg einleitete, von Interesse; ferner eine hier zum ersten Mal veröffentlichte Flugschrift aus dem Jahre 1742: „Lettre de M. le Comte de *** à un ami“, enthaltend die Antwort auf ein in den holländischen Zeitungen veröffentlihtes Schreiben des Kardinals Fleury, ‘dessen Spiße sich gegen den von Friedrich ges{lossenen Bret- lauer Separatfrieden richtete. Weiter find von dem Könige selbst ver- faßt die beiden kurzen, aber scharfen und s{neidigen Proklamationen, welche seinen Einmarsch in das Gebiet von Lüttich, im Jahre 1740, begleiteten, eine ebenso kurze Denkschrift über die Gründe des ersten Einmarsches in Schlesien, die ursprünglich nur zur Instruktion für die Gesandten bestimmt war und erst später gedruckt wurde, und endlich das Manifest gegen Sachsen, das Friedrih im Juli 1745 vom Lager aus zum Druck nah Berlin \cickte. :

Was die nicht aus der Feder des Königs hervorgegangenen Schriften betrifft, so ist der verhältnißmäßig größte Theil zwan zig Nummern von seinem ersten Minister, Heinrih von Podewils, verfaßt. Am meisten Beachtung verdienen die „Remarques d’un bon patriote allemand“ zu jenem mehrfach erwähnten „Exposé des mo- tis“, Ueber die Entstehung und die Art der Verbreitung dieser Schrift werden fehr interessante Mittheilungen gemaht. Weniger umfangreich ift die publizistische Thätigkeit der übrigen Minister, von Vockerodts, Weinrihs und des bekannten Lehrers Friedrichs des Großen, des Geheimen Raths Duha1 de Jandun. Der leßtere ist unter Anderm der Verfasser der Flugschrift „Lettre d'an Bourgeois de Dordrecht à un négociaat d’Am-te. dam“, die im Sahre 1743 ver- faßt wurde. Die langen staatsre{chtlichen Schriften über das ,rehts- gegründete Eigenthum des Königlichen Kurhauses Preußen und Bran- denburg auf die Herzogthümer und Fürstenthümer Jägerndorf, Liegniß, Brieg, Wohlau und zugehörige Fürstenthümer“, die Beantwortungen der Gegeninformationen und „kurzen Remarquen“ haben d:n Kanzler der Universität Halle, Johann Peter von Ludewig, zum Verfasser.

Gewerbe und Sandel.

Dem Bericht des Verwaltungsrathes der Bank des Ber- liner Kassenvereins über das Geschäftsjahr 1877 ist Nach- stehendes entnommen: Im geschäftlichen Verkehr des Jastituts ist eine Grhöhung des Gefammtumsaßes um rund 689 Mill. Mark zu verzeichnen ; derselbe betrug 1877 rund 10275 Mill. Mark, gegen rund 9586 Mill. Mark in 1876. Dagegen is das finanzielle Re- sultat des Jahres 1877 diesem Mehrumsate nicht entsprechend günstig ausgefallen. Die Dividende pro 1877 beträgt 88/30 ‘/g oder 348 Á. pro Aktie. Was die Einzelheiten des Geschäfts betrifft, so betrug der Wechselverkehr im Jahre 1877: 45 541 473 A (1876: 99 510 403 6). Es wurden an inländischen Wechseln diskontirt in 1877 : 38 199 059 M, (1876: 51527 008 A6.). Der Gewinn an Zinsen aus diesen Geschäften betrug 249 741 M. (1876: 317 495 F). Die Umsätze betrugen im Lombardverkehr, aus\scließlich der Prolonga- tionen, im Jahre 1877: 44211 000 Æ (1876: 54 048 700 A). An Zinsen wurden vereinnahmt in 1877: 179 414 M (1876: 199 137 M), Die im Bestande befindlich gewesenen 57 000 6 Effekten wurden mit einem Nußen von 2501 Æ realisirt, und außerdem wurden darauf 1962 6. an Zinsen vereinnahmt. Im Laufe des Jahres wurden an- gekauft 1 122 667 4, an Zinsen hierauf wurden vereinnahmt 7571 Im Giro- und Inka\soverkehr betrugen die bei der Bank eingelieferten Wechsel und Rechnungen 4 247 722 500 M. (gegen 4 045 793 300 M in 1876). Der höchste Betrag derselben an einem Tage war 1877 75 459 000 am 1. Oftober, der geringste Betrag 6 327 700 #4 am 17. November. Das Giroguthaben belief si, einschließlich der am 31, Dezember 1877 ausgestellten Interimsscheine abzüglich verschie- dener darauf noch zu verrechnender Beiräge, beim Jahres\{lusse auf 17 268900 A Im Durchschnitt hat dasselbe im Jahre 1877 17 143 442 M betragen. Der Gesammtbetrag der dur den Giro- und Inkassoverkehr geordneten Transaktionen beläuft fich auf 10 102 060 800 M in 1877, gegen 9 367 865 600 M. in 1876. /

Der Rechnungsab|chluß der hiesigen Speicher-Aktien- gesel lschaft für das Jahr 1877 gestattet die Vertheilung einer Dividende von 8} %.

Leipztg, 13. Februar. (W. T. B.) Der Verwaltungsrath der Allgemeinen deutschen Kreditanstalt hat die Dividende pro 1877 auf 553% festgeseßt.

Wien, 13. Februar. (W. T. B.) Die Generalversammlung

der öfterreihischen Kreditanstalt wird am 30. März er. stattfinden. Auf der Tagesordnung stehen die üblichen Gegenstände. Verkehrs-Anstalten. Dresden, 12. Februar. Die Eisenbahnbrüdcke über die Elbe bei Riesa wurde vorgestern Mitta1 dem Verkehr übergeben. Die Brücke besteht äus drei großen Eisenträgern von je 100 m Svannweite und einem kleineren dergleichen von 43 m Spannwmeite. Die Höhe beträgt ca. 16 m vom Pfeiler aufwärts. Lettere sind 5, und zwar 2 Land- 1nd 2 Strompfeiler. Diese find auf Caifsons gegründet, welche ca. 15 m unter den Elbnullpunkt versenkt \i-d. Triest, 14. Februar. (W. T. B.) Der Lloydpostdampfer „Espero“ is mit der Konstantinopeler Post in der vergangenen Nacht hier eingetroffen. Southampton, 13. Februar. DasPostdampf\chiff „Oder“ vom Norddeutschen Lloyd in Bremen, welches am 2. d. Mts. von New-York abgegangen war, ift heute wohlbehalten hier an- gekommen und hat, nah Landung der für Southampton bestimmten Passagiere, Post und Ladung, dic Reise nah Bremen fortgeseßt. Die „Oder“ überbringt 76 Passagiere und volle Ladung.

Berlin, 14. Februar 1878.

Königlich Preußische Lotterie. (Dhne Gewähr.)

Bei der heute fortgeseßten Ziehung der vierten Klasse 157. Königlich Preußischer Klafsenlotterie fielen :

4 Gewinne à 15 000 4 auf Nr. 4895. 19 170. 32 173. 81 804. ;

2 Gewinne à 6000 M auf Nr. 33 887. 91 198.

36 Gewinne à 3000 6 auf Nr. 8008. 8013. 10 613. 11847. 13713. 14692. 23465. 24594. 36 287. 37 306. 44034. 45075. 48545. 49832. 56 808. 60998. 63689. 67582. 69421. 72791. 75519. 81145. 81871. 83671. 84001. 85 578. 89 381. 91585. 91 693. 93 507. 94 803.

41 Gewinne à 1500 4 Nr. 1977. 2886. 3980. 5064. 6774. 7154. 10 295. 12 290. 14 966. 15 216. 15 647. 18 350 18891. 28884. 28914. 37423. 37 493. 42817. 46 584. 590482. 52668. 53 202. 55 389. 56 090. 60672. 60685. 60 903. 62527. 63964. 66236. 68969. 71812. 74566. 74955. 75590. 88 035. 90190. 92820. 93 702. 94021. 94 503.

72 Gewinne à 600 # auf Nr. 919. 1477. 4145. 5030. 6098. 6236. 7121. 9305. 10479. 13340. 14449. 15759. 16 014. 17596. 18879. 19467. 20129. 20479. 24542. 24 579. 24963. 26 587. 26918. 27438. 28082. 28291. 30181. 31149. 31438. 31544. 32890. 35536. 35616. 35 743. 35936. 37 834. 40480. 40896. 42463. 42669. 42712. 42747. 43671. 43770. 44809. 48553. 48875. 49 894. 54070. 54253. 57428. 58082. 58199. 60 321. 6157/0. 67085. 70723. 72297. 74409 16710 6A 78 752. 79860. 82395. 86664. 86883. 87 515. 88188. 91 230. 91544. 92 236. 92 509;

10 527. 26 167. 53 259. 73 916. 86 590.

Witterungsverhältnisse im nördlichen und mitt- leren Deutschland im Januar 1878.

Die Witterung des diesjährigen Januar war, obgleich im All- gemeinen dieser Monat, der mittelste im meteorologischen Winter, am entschiedensten den winterlihen Charakter zu zeigen pflegt, ziem- lih häufigen Wechseln unterworfen. Weniger galt dies allerdings von den nordöstlichen, zum Theil au von den südöstlihen Gegenden ; hier herrschten Frost und Schneefälle fast den ganzen Januar, wenn auch nicht in so hohem Grade, wie andere Jahre, o daß die mitt- lere Temperatur des Monats überall - den durhschnittlihen Werth derselben übertraf, auch gab es, abges hen von einigen wenigen Sta- tionen Tage, an denen das Thermometer gar nit bis zum Gefrier- punkt herabsank und die Niederschläge nicht als Schnee, sondern als Regen herabkamen. Dagegen war das Wetter westlich der Oder, wenn man von den hochgelegenen Ort.n ab- sieht, nur immer auf wenige Tage winterlich, den bei weitem größten Theil des Monats herrschte herbstliche Witterung. Ein großer Unter- \chied zwishen dem Osten und Westen trat i im Anfange d.8 Monats Januar hervor. Schon im Dezember des vorigen Jahres hatte während der leßten drei Tage die Kälte in den östlihst:zn Pro- vinzen bedeutend zugenommen, in den andern aber etwas abgenoms men. Es fiel daher auf den ersten Januar an den ostpreußischen Stationen, wie die unten folgende Uebersicht zeigt, das absolute Wärmeminium des ganzen Monats, während weiter nah Westen noch ziemlich mildes Wetter herrs{:e. In Claußen hatte der Neujahrstag eine mittlere Temperatur von —7,63 Grad, in Königs- berg —6,93 Grad, in Bromberg —4,60 Grad, dagegen in Breslau 1,57 Grad, in Berlin 3,20 .Grad, in Hannover 3,27 Grad, in Côln 3,67 Grad. Das Barometer stand überall hoch, troßdem herrshte im Osten mehr die polare, im Westen die äquatoriale Strömung vorz; daher war denn auch selbs an den hochgelegenen Stationen des Riesengebirges, des Harzes und des Thüringer Wal- des, in Wang, Clausthal, Großbreitenbah, wo westlihe Winde wehten, der erste Januar 6 bis 7 Grade wärmer als in Oft preußen. In leßterer Provinz hielt die strenge winterlihe Witterung in der ersten Woche des Januar fast unges{wächt an; schon in Westpreußen und Posen nahm die Wärme ziemlih rasch zu, während weiter nah Westen die milde Witterung unverändert sich glei blieb. Die ersten aht Tage waren ziemlih reih an Niederschlägen, die östlich als Schnee, westlih als Regen auftraten. Besonders bedeutende Schnee= fälle wurden bereits am 1. Januar im Harz und im Thüringer Walde beobachtet; in Clausthal und Großbreitenbach gaben sie eine Wafser- höhe von fast § Zoll. Vom 4. Januar an begann das Barometer überall zu fallen, südlihe und südwestlihe Winde wurden jeßt au im äußersten Nordosten vorherrschend, und die Temperatur nahm fo zu, dus am 7. und 8. Januar kaum noch an einem Orte das Ther- mometer ein Wenig unter den Gefrierpunkt herabging. Niederschläge fielen in diesen Tagen entweder gar nicht, oder nur in Form von Regen. Aber {on während dieser milden Tage hatte das Baro- meter sich überall wieder erhoben, namentlich aber stieg es vom 9. Januar an die nächsten drei Tage immer höher weniger im Osten, als weiter nach Westen, #\o_ daß auf allen Stationen westlich von der Oder das barometrishe Maximum auf diefe Zeit fiel, die polare Windströmung drang - jest, und zwar an allen Stationen, an einigen mit ziemliher Stärke, in die äqua- toriale ein, die Temperatur sank \{nell, im Westen verhältnißmäßig mehr, als im Osten, so daß z. B. die zweite Monatspentade in Königsberg 2 Grade wärmer, in Breslau, Berlin, Hannover und Cöln 2 Grade kälter war, als die erste. Mit Ausnahme der nord- östlihsten Stationen fiel das absolute Wärmeminimum fast überall auf den 11. Januar. Die Zeit vom 9. bis 12, Januar hatte ohne Ausnahme winterlihes Wetter: überall war die Tagestemperatur negativ, z 1m größten Theil blieb das Thermometer immer untér den Gefrierpunkte, und wo Niederschläge vorkamen, zeigten sie sih nur als Schnee. Allein diese Winterwitterung hatte aur einen kurzen Bestand. Bei wieder naclassendem Luftdrucke drang von Neuem der Aequatorial- strom in die polare Strömung, und zwar im Osten ein paar Tage früher, als im Westen. Jn Claußen war der 12. Januar 8 Grade wärmer, als der 11. Januar, und während ersterer dort eine mittlere Temperatur von —0,17 Grad hatte, ja in Königsberg fogar schon 1,02 Grad, ergab si{ für Berlin die Temperatur dieses Tages auf —2,90 Grad, für Trier auf —3,17 Grad. Südlichcr erreichte die Kälte eine noch viel bedeutendere Höhe, denn in Wiesbaden hatte der 12. Januar eine mittlere Temperatur von —3,60 Grad, in

Hohenzollern —11,17 Grad, ja in Hechingen —14 Grad. Nachdem