1878 / 45 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 21 Feb 1878 18:00:01 GMT) scan diff

Jhre SEUurtiYas und Königlichen Hoheiten die Kronprinzlihen Herrschaften besuhten gestern Vormittag mit hren Königlichen Hoheiten dem Prinzen von Wales und erzog von B das Gewerbe- Museum, begaben Sih Nachmittags 4 Uhr zum Gala- Diner in das Königlihe Schloß und Abends zur Gala- Oper in das Opernhaus.

Gestern Nachmittag 4 Uhr fand zu Ehren der Hohen neuvermählten Paare ein Galadiner im Weißen Saale des Königlihen Schlosses statt. Zu demselben hatten die Hofstaaten, die militärishen Gefolge und die Gefolge der Allerhöchsten und Höchsten Gäste, der Reichskanzler, die General - Feldmarschälle, die hier anwesenden Ritter des Hohen Ordens vom Schwarzen Adler, die Chefs Fürst- liher Häuser, der Vize - Präsident des Staats - Ministe- riums, die Generale der Jnfanterie und Kavallerie und die General-Lieutenants, die Staats-Minister und der Minister des Königlichen Hauses, die Präsidenten des Reichstages und beider Häuser des Landtages, sowie die Wirklichen Geheimen Räthe und audere Excellenzen vom Civil Einlazdungen erhal- ten. Die Pläße für die Hohen neuvermählten Paare waren gegenüber Jhren Kaiserlihen und Königlichen Majestäten, so- Se hren Majestäten dem König und der Königin der

elgier.

Am Abend waren die weiten Räume des Königlichen Opernhauses zu der angesagten Festvorstellung auf allen Plätzen gefüllt. Es war nur geladenes Publikum zugegen. Die Königliche Loge war auf beiden Seiten um 18 Pläße erweitert; für die Gefolge der Allerhöchsten und Höchsten Herrschasten waren Pläße reservirt. Die linke Seite des ersten Ranges mit Einshluß der ersten Pro- sceniumsloge war für die Miniiter, die Generale der «Fnfanterie und Kavallerie, die Excellenzen - Damen und die ihnen im Range am nächsten stehenden Damen bestimmt, wäh- rend die jüngeren Damen in der Prosceniumsloge des zweiten Ranges plazirt waren. Die rehte Seite des ersten Ranges wurde dur das diplomatische Corps eingenommen, die Pro- sceniumsloge zunächst der Bühne durch die Botschafter und deren Gemahlinnen, die mittlere durh die Fürstlichkeiten.

«Fm Parquet saßen die General-Lieutenants und die ihnen nachfolgenden Rangklassen, die “Sekretäre des diplomatischen Corps, die Räthe zweiter Klasse und die anderen Herren von Rang und Bedeutung.

Die Mittelloge war für die Allerhöhsten und Höchsten Herrschaften reservirt. Kurz nah 7 Uhr betraten die Hohen neuvermählten Paare die Loge, schritten, von einem Tush des Orchesters empfangen, bis an die Brüstung derselben und verneigten Sich gegen die Anwesenden, welche sih erhoben hatten, nah allen Seiten. Darauf traten die Majestäten in die Loge und gaben den Hohen Neuver- mählten den Ehrenplag in der Mitte, so daß rechts von Sr. Königlichen Hoheit dem Erbgroßherzog von Oldenburg Se. Majestät der Kaiser und König saßen, Allerhöhstwelche wiederum Jhre Majestät die Königin der Belgier zur Rechten hatten, und links von Sr. Hoheit dem Erbprinzen

von Sachsen-Meiningen Jhre Majestät die Kaiserin-Königin mit Sr. Majestät dem Könige der Belgier Plaß nahmen. L der zweiten Reihe e. KöniglicheHoheit der

saßen von links nah rechts : e Ee sone erzog von len *Shre D e E Sis f . gs liche und Königlihe Hoheit der Kronprinz, Ihre Kohrglich Hoheit die r2ogifi von Oldenburg, Se. Hoheit der Herzog von achjen-Meiningen, “iat Kaiserliche und Königliche Hoheit die Kronprinzessin, Se. Königliche Hoheit der Prinz von Wales, Fhre Hoheit die Herzogin von Sachsen-Altenburg und Se. Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Carl. Die Mitte E N Reihe nahm Se. Königliche Hoheit der Prinz arl ein.

Darauf begann die Ouverture zu der Oper „Titus“ von Mozart, welches klassish - musikalishe Werk unter Mit- wirkung der der Königlichen Oper zu Gebote stehenden besten künstlerishen Kräfte als Festoper aufgeführt wurde. Nah dem ersten Akte wurden die Botschafter und Botschasterinnen, die Chefs der Missionen mit ihren Gemahlinnen und die Fürsten und Fürstinnen in den der Königlichen Loge zunächst gelegenen Konzertsaal geleitet, wo Jhre Majestäten Cercle machten.

Um 10 Uhr verließen Jhre Majestäten und die Hohen Neuvermählten mit allen Fürstlichkeiten die Oper.

Der Bundesrath, die vereinigten Ausshüsse des- felben für Handel und Verkehr und für Rechnungswesen, die vereinigten Ausschüsse für Justizwesen und für die Ver- fassung, sowie der Ausshuß für Rechnungswesen hielten heute Sißungen.

Die unter dem 4. Februar d. Js. von der Hohen Pforte erlassene und von derselben dem Kaiserlichen Bot- schafter in Konstantinopel mitgetheilte amtlihe Bekannt- machung über die Aufhebung der Blocckade der russishen Küste des Shwarzen Meeres lautet in deutscher Uebersezung, wie folgt:

„Nachdem in Folge des zwischen der Kaiserlichen Regierung Und der Regierung Sr. Majestät des Kaisers von Ruß- land abgeschlossenen Waffenstillstandes die Feindseligkeiten sowohl zu Lande wie zu Wasser eingestellt worden sind, hat ein Kaiserlicher Jrade für die ganze Dauer des Waffen- stillstandes die Aufhebung der durch die amtlihe Bekannt- machung vom 3. Mai 1877 über die russishen Küsten des Schwarzen Meeres verhängten Blokade angeordnet.

gens erklärt die ottomanische Regierung und giebt kund, daß alle auf diese Blockade bezüglichen, durch die vor- erwähnte Bekanntmachung zur Kenntniß der Betheiligten ge- brahten Maßnahmen von heute ab eingestellt sind und daß der Schiffahrt der unter ottomanischer, russischer oder neutraler Flagge fahrenden ite zwischen den Häfen des ottomanischen Reiches und den russishen Häfen oder den zur Zeit von den russishen Armeen beseßten Häfen kein Hinderniß bereitet werden wird.“

Der Finanz-Minister und der Minister des Jnnern haben in einem Erlaß vom 2. Januar d. J. die Beshwerde eines Magistrats darüber, daß den städtishen Behörden zu dem aufgestellten Entwurfe eines Statutes, welches die Einführung besonderer Kommunalzuschläge zu der von den Gast-, Schank- und Speisewirthen, sowie von dem E mit geistigen Getränken zu entrichtenden Ge- werbesteuer in Ausficht nimmt, Seitens der Bezirksregierun die Zustimmung versagt worden sei, fur unbegründet erklärt.

Denn es sei mit den in §8. 4 und 53 der Städte-Ord- nung vom 30. Mai 1853, sowie in der hierzu erlassenen ministeriellen Anweisung vom 17. Juli 1854 auf- gestellten Grundsäßen über fie Kommunalbesteuerung unvereinbar, daßW neben einr, alle beitragspflichti- en Gemeindemitglieder treffenda Gemeinde - Einkommen- teuer, bezw. neben kommunalen Zuschlägen zu den direkten Staatssteuern, welhe von allen teuerpflihtigen Censiten mit der selvstverständ ihen Ausnalme hinsihtlih der geseß- lich von Kommunalabgaben ganz oder theilweise befreiten Personen gleichmäßig zu erhebe seien, einzelne Kategorien von Gewerbesteuerpflihtigen mit besonderen Beiträgen zu den Ege Gemeindebedürfnissen, sei es in Form von Zu- {lägen zur staatlihen Gewerbefeuer, sei es in Form einer besonderen Kommunal-Gewerbesteter, belastet werden.

Praktische Rücksichten auf di Lage des städtischen Haus- haltes rechtfertigen eine Abweihu1g von den allgemeinen ge- jeblichen Vorschristen ebensowenig, wie der Umstand, daß in 8. 74 des preußischen Armenyfleg:--Gescßes vom 8 März 1871 ausnahmsweise die in §. 27 Tit, 19 Th. IT. Allg. Landrechts begründete Befugniß der Gemeindebehörden zur Erhebung einer Latonderen Abgabe von öffentlich,zn Lustbarkeiten zu den spe- ziellen Zwecken der öffentlichen Armenpflege aufrecht erhalten worden sei. | C

Was die in dem fünften Berichte der Petitionskommission des Reichstages von 1877 enthaltene Erklärung des Vertre- ters dés Reichskanzler-Amtes anlange, so sei darin die Be- lastung einzelner Gewerbe mit Gemeindeabgaben nur nah Maßgabe der betreffenden Landesgeseßgebung als zulässig be- zeichnet, eine Vorausseßung, die für den Geltungsbereich der Städteordnung vom 30. Mai 1853 nicht zutreffe.

Der Bundesraths-Bevollmächtigte, Herzoglih anhal- Gie Staats-Minister von Krosigk ist nah Dessau zurül- gereist.

Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren

Dr. Krebs in Vandsburg, Dr. Marten in Schloppe, R

Dylewski in Pitshen, Arzt Bakalarski in Constadt, Dr. N.

Bergmann und Ober-Stabsarzt a. D. Dr. Dyes in Hannover,

Dr. Fode in Cöln, Dr. Kremer in Nippes, Dr. Nichrath in

E DDr. Bartold, Trompetter, Heß und Levis in onn.

Bayern. München, 19.- Februar. Die Abgeord- netenkammer hat heute den Geseßentwurf, welcher be- stimmt, daß der Militär-Etat der Kammer alljährlih vor- zulegen ist, nah kurzer Debatte mit 141 gegen 1 Stimme angenommen.

Sachsen. Dresden, 20. Februar. Jn der heutigen Sißung der Ersten Kammer gelangte ein Königliches Dekret zur Verlesung, durh welches der Land- tag von morgen ab bis auf Weiteres vertagt und den Kammern anheimgegeben wird, sich damit einverstanden zu erklären, daß die Finanzdeputationen beider Kammern und die Geseßgebungsdeputation der Zweiten Kammer einige Zeit vor der Wiedereinberufung des Landtags auf desfallsiges Er- suchen zur Wiederaufnahn&ihrer Arbeiten wieder zusammen- treten. Die Kammer trat sodsgn nach kurzer Debatte den von der Zweiten Kammer bezüglich F Königlichen Dekrete, die Begebung der dur das Geseß vom #7 u i enen 3prozentigen

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Cf rif S O F P 1878/79 und Aufnahme eiß; } 3prozentigen Rentenanleihe be- treffend, gefaßten Beschlüssed einstimmig bei und erklärte sich zum Schluß mit dem Jndfilte des Dekrets, betreffend die Vertagung des Landtags, * einverstanden. Die Zweite Kammer beendete gestern die Berathung des die Ein- fommensteuer betreffenden Gesetzentwurfs; der- selbe wurde gegen 4 Stimmen angenommen. Heute berieth die Kammer den Gesetzentwurf, betreffend die diretten Steuern, nah welchem der durch direkte Steuern zu deckende Staatsbedarf durch die Grundsteuer (4. von der Steuereinheit) die Steuer vom Gewerbebetrieb im Umher- ziehen und die Einkommen steuer gedeckt werden soll. Der Entwurf wurde mit 47 gegen 25 Stimmen angenommen. Sodann wurde beschlossen, bei den von der Kammer über das Dekret, die Erbauung zweier Sekundärbahnen betreffend, gefaßten Beschlüssen in allen Punkten stehen zu bleiben. Schließlich trat die Kammer dem von der Ersten Kammer über das Dekret, die Vertagung des Landtags betreffend, ge- faßten Beschlusse einstimmig bei.

A

HDesterreich-Ungarn. Prag, 20. Februar. Das „Prag. Abbltt. “schreibt : Aus der Mitte der Bevölkerung werden die Stim- men immer lauter, welche dem Wunsche nah Beendigung der Aus- gleihswirren Nusdruck geben. Neuerlich hat vorgestern in Reichen- berg eine Versammlung von Jndustriellen stattgefunden, welche Angesichts des kursirenden Gerüchtes, daß an Stelle des langersehnten Abschlusses des österreichish-ungarischen Ausgleihswerkes ein neues Provisorium in der Dauer von ein und einem halben Jahre substituirt werden soll, wodurch die Jnteressen des Handels und der Jndustrie neuerdings auf das Empfindlichste ge- schädigt würden, eine Eingabe an die dortige Handelskammer beschloß, des Jnhalts: „Dieselbe wolle mit aller Energie an maßgebender Stelle dahin wirken, daß der österreichish-unga- rische S unter gleizeitiger Wahrung der 7Fnteressen von Handel, Gewerbe und JFndustrie endli zu Stande komme.“ Es ist dies nur ein neuer Beleg, wie wenig die Bevölkerung damit einverstanden ist, daß wegen verhältnißmäßig unter- geordneter Differenzen, wie die Kaffee- und Petroleumzoll- frage, der so A erwartete Abschluß des Ausgleichs- werkes in so ernster Zeit ungebührlih verzögert wird.

Großbritannien und Jrland. London, 21. Fe- bruar. (W. T. B.) Das Armeebudget für das Finanz- jahr 1878/79 beträgt 15 595 800 Pfd. Sterl., weist demnach gegen das Vorjahr eine Zunahme von 492 100 Pfd. Sterl. auf.

Aus Calcutta wird dem Reuterschen Bureau unterm 16. d. M. telegraphirt: Die Feindseligkeiten mit den D\cho- wakis sind auf beiden Seiten wieder aufgenommen worden. Gestern griff eine 250 Mann starke britische Kavallerie-Abthei- lung den Feind an, brachte ihm eine totale Niederlage bei und zwang ihn zum Rücßzuge. Sechs Dschowakis, darunter einer threr Führer, blieben todt auf dem Plaße. Die Engländer, deren Verlust nur sechs Verwundete betrug, machten sehs Gefangene, von denen drei Führer der Dschowakis waren. *— Aus der Capstadt wird demselben Bureau unterm 29. vorigen Monats via Madeira berichtet: Der

Nebellenhäuptling Gongubele wurde am 24. Januar von einer starken Abtheilung Bürger, unter dem Befehl von B angegriffen und mit starkem Verlust geschlagen.

n einem E Gefecht am 26. d. M. wurden die Kaffern wiederum besiegt und zum Rückzuge gezwungen. Jm Distrikt Gaifka E während der verflossenen Woche fortwährend Kämpfe stattgefunden. Die Rebellen hatten viele Todte und Verwundete, auch wurde eine Menge Vieh weggeführt. Die Dürre verursaht großen Nothstand. Aus anderer Quelle wird unter demselben Datum gemeldet: Die Nachrichten über den Kaffernkri eg lauten unbefriedigend. Die Tambukies haben sich empört, und man fürchtet, daß sich auch die Tam- bus erheben werden. Ein heftiges Gefeht fand am 26. Ja- nuar bei Stalklipnek-Junktion statt. Die englischen Streit- kräfte kehrten zurück, weil ihnen die Munition ausgegangen war.

Frankreich. Paris, 19. Februar. Die „République française“ schreibt: Die Unterkommission des Wahl- enqueteaus\chusses, die nah dem Südwesten gegangen war, befindet fih in diesem Augenblick wieder in Paris. Sie hat vier Departements : die Charente-Fnferieure, Charente, Gi- ronde und Dordogne, besuht und soll jeßt von dem General- aus\{husse angehört werden. Jn Bordeaux, wo sie sih zuerst aufhielt, war der Unterkommission der entgegenkom- mendste Empfang zu Theil geworden: die Präfektur hatte sich ihr zur Verfügung gestellt und ihr die Arbeit durch Herbeischaffung aller nur wünschenswerthen Schriftstücke erleichtert. Der Gensd'armerie-Oberst, der General-Pro- kurator und seine Substituten, die Chefs der verschiedenen Dienstabtheilungen u. \. w. waren sämmtlich nach Leistung eines Eides vernommen worden. Von Bordeaux begab sih die Kommission nah La Néole, Libourne, Bazas und Blaye und fand überall bci den Bevölkerungen die beste Aufnahme. Die in der Gironde gesammelten Erhebungen sind sehr zahl- reich und von höchster Wichtigkeit. Fn der Dordogne besuchten die Kommissare Ribérac und Périgueux ; in der ersteren dieser Städte vernahmen sie fünfzig, in der zweiten sehzig Zeugen. Die nah dem Norden entsandte Unterkommission stimmt in ihrem ersten Berichte ganz mit dem Urtheile, den die Kommission für den Südwesten über die Zweckmäßigkeit und heilsame Wirkung der Wahl- ecnquete gewonnen hat, überein und is ebenfalls {hon im Besiße hohwichtiger Fnformationen. Der Senatsaus- \{huß für das Amnestiegeseß hat den Art. 1 der Vor- lage verworfen und wird ihn so redigiren, daß die Amnestie sih au auf die vor dem 16. Mai und bis zum 1. Fanuar begangenen Preßvergehen, welhe noch nicht durch die Ver- jährung gedeckt sind, dagegen nicht auf politische Verleumdun- gen gegen Privatpersonen erstreckt. Desgleichen verwirft der Senatsauss{huß für das Geseß über den Belagerungs-

ustand den ersten Paragraphen des Art. 1, welcher be-

kimmt, daß der Belagerungszustand nur im Falle eines aus- wärtigen Krieges oder eines bewaffneten Aufstandes soll er- flärt werden können. Die Mehrheit des Ausschusses möchte diese Befugniß auch auf andere Fälle ausgedehnt sehen.

Italien. Rom, 20. Februar. (W. T. B.) Heute Mittag um 14 Uhr wurde die große Loge der vatikanischen Basilika geöffnet. Der Kardinal-Diakon verkündigte darauf die Wahl des Kardinals Pecci [Joachim, geb. in Carpineto am 2 März 1810, Erzbishof von Perugia, zum Kardinal

cerrarmm arc Dezeuber 1059, hiaher KRGardinal- Camerlengo] zum Papste unter dem Namen Leo XlII, Dieser zeigte sh um 44 Uhr ‘der vor dem Va- tikan versammelten Volksmenge, welche ihn mit lebhaften Beifallszurufen empfing. Der Papst, von dem Kardinals- kollegium umgeben, ertheilte sodann den Segen. Die Glocken aller Kirchen verkündeten die vollzogene Papstwahl. Die „Fanfulla“ berichtet über den Hergang bei der Wahl Folgendes: Bei dem heute Vormittag stattgehabten Skru- tinium erhielt Kardinal Pecci 36 Stimmen. Es fehlten ihm daher nur noch 5 Stimmen, um gewählt zu sein. Als das Skrutinium beendet war, beugte der Kardinal Franchi und dessen Partei das Knie vor dem Kardinal Pecci. Die An- hänger des Kardinals Ségur folgten diesem Beispiele. Leßterer benachrichtigte sodann den neugewählten Papst, daß er ihm eine Million Francs als Peterspfennig überreichen werde, a 208 französische Episkopat dem Papste zu widmen ge- onnen sei.

21. Februar. (W. T. B.) Die auswärtigen Kardinäle treten {hon heute ihre Rücreise an. Es herrscht überall die vollständigste Ruhe und Ordnung.

ls der neue Papst sich gestern der versammelten Menge zeigte, war der Beifall so groß, daß es eines Zeichens von ihm bedurfte, um die Ruhe wieder herzustellen.

Türkei. Konstantinopel, 20. Februar. (W. T. B.) Suleiman Pascha is verhaftet und nah Boulair bei den Dardanellen gebraht worden. Derselbe soll wegen Jnsub- ordination în Konstantinopel vor ein Kriegsgericht gestellt werden. Der Sultan hat mehrere Telegramme mit der Königin von England gewechselt. Ein dem Korrespon: denten der „Daily News“ aus Adrianopel vom 18. d. zu- gegangenes Telegramm bestätigt, daß Server Pascha seine Demission gegeben hat. Der genannte Korrespondent erfährt ferner, daß Savfet Pascha das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten übernehmen und Assym Pascha diesen interi- mistish vertreten wird.

Numänien. Bukarest, 21. Februar. (W. T. B.) Jm Senate wurde heute eine Jnterpellation an die Regie- rung eingebracht über die {lechte Eisenbahnverwaltung und über die durch den Mangel an Waggons herbeigeführte Schädigung des Handels. Der Minister für die öffentlichen Arbeiten erklärte, daß er seine Pflicht gethan habe, gegen Unmöglichkeiten aber niht ankämpfen könne. Ein. Antrag, welcher die Aufforderung an die Regierung enthielt, die mit Rußland abgeschlossene Konvention ihrem Geiste nah zur An- wendung zu bringen, wurde abgelehnt.

(H. C.)

Dänemark. Kopenhagen, 18. Februar. Das Folkething beendete vorgestern die zweite Lesung des Etats des Kultus-Ministeriums. Die sämmtlichen Anträge der Majorität des Budgetausschusses, der gemäßigten Linken, wurden mit mehr oder minder großer Majorität an- enom. Heute begann die zweite ies des Etats des

E S Eee, Der Wortführer der Majorität des Buydgetausschusses, Graf Holstein - Ledreborg, be merkte bezüglich der beantragten extraordinären Forde- rungen, daß das Folkething keine Ausgaben bewilligen könne, welhe einem Vertheidigungsplan präjudiziren würden; er wies dann auf die verschiedenen Stadien hin

wehe dieser Plan dur(hlaufen, seitdem General Thomsen Kriegs-Minister gewesen, und betonte, daß niemals ein defini- tiver Gesammtplan vorgelegen habe und noch viel weniger ein solcher, der für das Folkething annehmbar gewesen sci. Auf eine stückweise Durhführung eines früher verworfenen Ver- theidigungêpianes könne man in diesem Thing nicht eingehen. Der Kriegs-Minister sowohl wie der Conseils-Präsi- dent suchten in längerer, rein sahliher Rede die Bedenken der Majorität zu beseitigen. Leßterer hob namentli hervor, daß in diesem Jahre nur 430 000 Kronen für extraordinäre Ausgaben des Kriegs-Ministeriums gefordert würden, während in den leßten 11 Jahren dur{chschnittlich 1 650 000 Kronne dazu bewilligt worden seien.

Der russisch-türkische Krieg.

Konstantinopel, 19. Februar. (W. T. B.) Namyk Pascha begiebt sich, - wie die hiesige „Agence Havas“ erfährt, in außerordentlicher Mission nah St. Petersburg. Heute sind wihtige Depeschen von Savfet Pascha aus Adria- nopel in dem Palais des Sultans eingetroffen und ist in Folge dessen ein Ministerrath abgehalten werden.

4%0. Februar. (W. T. B.) Die telegraphische Verbindung über Keschan, wo sih die Linien nah Otranto und Gradiska abzweigen, ist von den Russen so in Anspruch genommen, daß nur die Kabelverbindung über Odessa für den Privatverkehr offen bleibt.

- Wien, 20. Februar. (W. T. B.) Die gestrige Jnter- pellationsverhandlung im Deutschen Reichstage und speziell die Erklärungen des Fürsten Bismarck werden hier mit Befriedigung aufgenommen. Man \{höpft aus der Nerhandlung die Zuversicht, daß die Jnteressen Desterreichs im Orient von Deutschland in voller Bedeutung gewürdigt werden und man weit entfernt sei, Desterreih-Ungarn in ent- schiedener Vertretung derselben entgegen zu wirken.

(W. T. B.) Die hiesigen Morgenblätter be- sprechen die gestern in Berlin, Wien und Pest auf die die orientalische E eaen ne betreffenden Fnter- pellationen ertheilten Antworten. Das „Fremdenblatt“ bctont, daß die österreichische Regierung mit ihrer Antwort, ohne nah irgend einer Seite zu provoziren, offen und klar ihren Standpunkt gegenüber den russischen Friedensbedingungen gekennzeihnet habe. Die Erklärungen des Fürsten Bis- marck will das Blatt ers würdigen, wenn der Wort- laut derselben vorliegt, indessen hält es die Anschauung für berechtigt, daß der Charakter der deutshen Ver- mittelung, welhe Fürst Bismarck in Aussicht stellte, dur das Jnteresse Deutschlands bedingt sein werde, wie dasselbe von Bennigsen charakterisirt wurde. Desterreih erwarte zur Verwirklichung seines Programms von Niemand Hülfe; es hofft und erwartet nur, daß Deutschland Oesterreih nicht indern werde, wenn es sein muß, mit dem vollen Gewicht feiner Macht für die Geltendmachung der österreichischen Interessen einzustehen. Die „Presse“ kann, ohne in das Meritorishe der Erklärungen des Fürsten Bismarck einzu- gehen, ‘die Bemerkung nicht unterdrücken, daß dieselben wenig geeignet seien, die Jllusionen der ungarischen Politiker zu unterstüßen, die ihre Hoffnungen auf eine Allianz mit England und wenigstens die moralische Unterstüßun Deutschlands geseßt hätten. Auch die „Presse“ findet, daß die Reden des Fürsten Bismarck und Bennigsens sich in der Richtung des politishen Gedankenganges ergänzen. Die „Neue Freie Presse“ sagt, aus der ganzen Rede des Fürsten Bismarck gehe deutlih hervor, daß er der Friedens- sache am besten zu dienen glaube, indem er Deutschland nach keiner Seite hin bindet und sich das Amt des „Frießens- maklers“ vorbehält. Unwiderleglich gehe ferner aus der Rede E, aus Deutschland Rußland gegenüber vollkommen freie

and habe.

(W. T. B.) Nach einer Meldung der „Poslit. Korresp.“ aus Konstantinopel vom 19. d. hat der Minister der Auswärtigen Angelegenheiten, Ser ver Pascha, seine Demission gegeben. Der Sultan hat dieselbe angenom- men. Dex Nachfolger Server Paschas ist noch nicht ernannt. Einer Mittheilung derselben Korrespondenz aus Belgrad zu- folge bereitet der Minister-Präsident Ristic ein Memorandum an den Kaiser Alexander vor, da Rußland das Paschalik Nish dem neuen Fürstenthum Bulgarien einverleiben wolle. Der Oberst Ljeschjanin ist in besonderer Mission nah Adrianopel abgegangen, um gegen die bevorstehende Be- seßung des Paschaliks Nish durch 6000 Mann russische Truppen Vorstellungen zu erheben. Schon jeßt werden von den Serben alle Geshüße von Nish nah Alexinaß gebracht.

London, 2. Februar. (W. T. B.) Das auf Donner- stag angesagte große liberale Arbeiter-Meeting, in wel- chem eine Kundgebung zu Gunsten der Neutralität Englands stattfinden und in welhem Gladstone sprechen sollte, ist ab- bestellt worden, weil die Lage durch die Abfahrt der eng- lishen Flotte aus der unmittelbaren Nähe Konstantinopels verändert worden sei. Baker Pascha erklärt in einer Zu- schrift an verschiedene Zeitungen, er habe seine militärische Stellung in der türkischen Armee niht aufgegeben, sondern sei nur auf Urlaub nach England gegangen.

Bukarest, 19. Februar. (W. T. B.) Im Senat kündigte heute Demeter Ghika an, daß - er die Regierung darüber interpelliren werde, ob die auf Rumänien bezüg- lihen Friedensbedingungen der Regierung mitgetheilt worden seien, welhes Prinzip die Regierung hinsichtlich des Kongresses befolgen werde und welche diplomatischen Vor- kehrungen getroffen worden seien, um die Jnteressen des Lan- des zu vertheidigen.

20. Februar. (W. T. B.) Jn der heutigen Sißung der Deputirtenkammer erklärte der Minister des Aus- wärtigen, Cogalniceanu, auf die Jnterpellation wegen der Waffenstillstands- und Frieden sbe- dingungen und wegen der Schritte, die die Regierung be- L Vertretung Rumäniens auf dem Kongresse gethan Babe, daß die Waffenstillstandsbedingungen nur zwischen Rußland und der Türkei verhandelt worden seien und daß die ZeiGenaverhanblungen erst vor 3 Tagen begonnen hätten.

er Minister fügte hinzu: „Wir sind gegen unseren Willen durch Rußland vertreten worden“, und versicherte, daß, was den Kongreß anbelange, die Regierung ihre Pfliht thun werde. Die Kammer beschloß eine Tagesordnung, worin das Vertrauen zu der Regierung ausgesprochen und die Regierung an Coert wird, auch fernerhin eine nationale Politik zu erfolgen,

Asiatisher Kriegsschauplat. Konstantinopel, 19. Februar. (W. T. B.) e jo'ge des starken Schneefalles, welcher die Straßen unfahr- ar macht, ist die Räumung von Erzerum und Batum verzögert worden.

Aus dem Wolffshen Telegraphen-Bureau.

Rom, Donnerstag, 21. Februar. Heute früh kündigte Papst Leo XIIT. in der Kongregation die Veröffentlichung einer Encyklika an - die katholishe Welt an, in welcher die Wiederbeseßung des päpstlichen Stuhles verkündet werden soll. Es wurde heute beschlossen, daß der Papst für jeßt den Vati- kan nicht verlassen solle.

Statistische Nachrichten.

Von der Statistik des hamburgishen Staats, bearbeitet vom statistishen Bureau der Deputation für direkte Steuern, ist soeben des VIII, Hefts 11. Abtheilung (Hamburg, Otto Meißner) erschienen. Dieselbe enthält hauptsächlich die Statistik der Unterrichtsanstalten, b:arbeitet von Hrn. J. C. J. Neßmann. Nach den in diesem Hefte (S. 33 ff.) enthaltenen Tabellen belief sich im Jahre 1876 die Zahl der Schulen im Staate Hamburg auf 314 und zwar 93 öffentlihe und 221 nicht öffentlihe Schulen mit 455 bzw. 969, zusammen 1424 Klassen und 22 589 bzw. 25 639, zusammen 48 228 Schülern und Schülerinnen. Dazu kamen noch 3d Kinder- gärten mit 46 Räumen und 1328 Kindern, sowie 18 Warteschulen mit 24 Räumen und 1358 Kindern. Die Gesammtzahl der An- stalten beträgt hiernach 367 mit 1494 Klassen“ und 50914 Kindern.

__ Auf die Stadt Hamburg und die Vorstadt St. Pauli entfallen

hiervon 28 öffentlihe Schulen mit 259 Klassen und 11 304 Schülern und Schülerinnen, 169 nicht öffentlihe Schulen mit 795 Klassen und 22017 Schülern und Schülerinnen, 28 Kindergärten mit 36 Räumen und 1192 Kindern, 7 Warteschulen mit 12 Räumen und 92 Kindern; auf die Vororte 16 öffentlihe und 39 nicht öffentliche Schulen mit 95 bezw. 147 Klassen und 5170 bezw. 2704 Schülern, 5 Kindergärten und 7 Warteschulen mit 6 bezw. 8 Räu- men und 94 bezw. 362 Kindern, auf das übrige Landgebiet 49 öffent- liche und 13 nit öffentlihe Schulen mit 101 bezw. 27 Klazfsen und 6115 bezw. 918 Schülern, 2 Kindergärten und 4 Warteshulen mit je 4 Räumen und 42 bezw. 94 Kindern. Im ersten Quartal 1876 betrug die s{ulpflichtige Bevölkerung in der Stadt Hamburg und der Vorstadt St. Pauli 12,04 9/6 der Gesfammtbevölkerung, es besuchten die Schulen. 12,59 9/9, wodur sich ein Verhältniß der \chulpflihtigen zu den {hulbesuchenden Kindern von 100 : 104,6 ergiebt. Jn den Vororten stellt sich dieses Verhält- niß auf 100 : 67,5, im übrigen Gebiet der Geestlande auf 100 : 98,8, im übrigen Gebiet der Marschlande 100 : 104,7, in d-r Landherr- schaft Bergedorf auf 100 : 118,9, in der Landherrschaft Ritebittel auf 100 : 99,8, im ganzen Staat auf 100 : 96,3.

Von den 50914 \{ulbesuchenden Kindern waren 4501 unter, 44 488 im und 1868 über dem s{ulpflihtigen Alter (bei 22 fehlt die Angabe des Geburtsjahrs).

Die Zahl der Lehrer betrug 199 Vorsteher, 157 Vorst:herinnen, 735 Lehrer und 735 Lehrerinnen; es entfielen auf einen Vorsteher oder Vorsteherin 143 (1872: 103,8) Schüler, auf 1 Lehrer oder Lehrerin 34,6 (1872; 28,9) Schüler, auf 1 Lehrkraft 27,9 (1872: 22,6) Schüler.

Von den 1494 Klafsenräumen hatten 24—1 km Raum pro Kind, 271 1—?2 km, 418 2—3 km, 293 3—4 km, 168 4—5 km, 91 59—6 km, 47 6—7 km, 38 7—8 km, 53 8—10 km, 14 10—12 km, 30 über 12 km (bei 47 fehlt die Angabe).

Schulgeld wird in 34 Anstalten (3807 Kinder) nicht erhoben, rüdcksihtlich 6 Anstalten (2322 Kinder) fehn die Angaben, in den übrigen 327 Anstalten (64 785 Kinder) stéigt das Schulgeld bis vier- teljährlih über 60 46. (20 Anstalten mit 2738 Kindern); die be- suchtesten Schulen find diejenigen, wel “Fr bis 6 Schulgeld vierteljährlih erheben ;. es sind dies 97 Schälen mit 14 487 Kindern. Auf jedes zahlende Schulkind entfielen im Durchschnitt 80,45 , gegen 56,17 M. in 1869 und 61,20 M. in 1872.

Die Zahl der wöchentlichen Unterrichtsstunden beträgt im Gan- zen 42 811,5, was für die Klasse 28,45 Stunden ergiebt, gegen 32,50 Stunden in 1869 und 30,85 in 1872. Seit 1869 haben si die Unterrichtsstunden um 0,33 °/9 vermindert, und zwar in Religion um 9,3 % und im Schreiben um 14,6 9/6, wogegen fie in Naturwissen- A 28,8 9% und im Zeihncn um 18,7 °/9 vermehrt wor-

en sind.

Die Ferientage beliefen sich jährliß auf (14,4 bis 72,7) 50,8 Tage im DrrbiLeit,

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

__ Die „Bestimmungen und Erläuterungen zum Mi- litär-Pensions-Geseß vom 27. Juni 1871, betreffend die Pen- sionirung und Versorgung der Militärpersonen des Reichsheeres und der Kaiserlihen Marine, sowie die Bewilligungen für die Hinter- bliebenen solcher Personen, und zur Geseße8-Novelle vom 4. April 1874“, welche der Geheime Rechnungs-Rath im Kriegs-Ministerium, L. Neumann, unter Benußung der Akten des Departements für das Invalidenwesen im Königlich preußishen Kriegs-Ministerium, zusammengestellt hat, sind vor Kurzem in zweiter vollständig umgear- beiteter und vermehrter Auflage in der Nicolai’schen Verlags-Buchhand- lung hierselbst erschienen. Die im Jahre 1874 erschienene erste Auflage des vorliegenden Handbuches war nicht mehr geeignet, ihren Zweck zu erfüllen, nahdem im Laufe der Zeit eine Reihe ergänzender Lerfü- gungen emanirt worden ist. Hierher gehören insbesondere die kriecgs- ministeri-lle Instruktion vom 26. Juni 1877, betreffend das Ver- fahren bei Anmeldung und Prüfung der Versorgungsansprüche dienst- untauglicher Mannschaften vom Feldwebel abwärts, sowie die „Dienst- anweijung zur Beurtheilung der Militärdienstfähigkeit“ u. #\. w. vom 8. April 1877. Beide in das Invaliden-Anerkennungsgeschäft wesentlih eingreifenden Instruktionen, von welchen die erstere im Wortlaut abgedruckt beigefügt ist, find in der Weise für das Handbuch benußt worden, daß auf die einzelnen Paragraphen derselben bei den betreffenden Geseßzesstellen hingewiesen ist. Eine fast gänzliche Umgestaltung hat ferner die Materie der S. 101—108 dur die vom Bundesrath unterm 22. Februar 1875 zu diesen Paragraphen erlassenen Ausführungsbestimmungen und die zu leßteren wiederum erschienenen interpretirenden Verfügungen er- fahren. Der Umfang aller dieser Deklarationen u. \. w. ist so er- heblih geworden, daß die vorliegende neue Auflage ungeachtet der vorgenommenen Entfernung einer großen Anzahl nicht mehr gültiger Erlasse um mehr als 80 Der anges reicher erscheint, als die frühere. Auch dieser zweiten Auflage ist behufs leihterer Orientirung ein alphabetishes Sachregister und ein chronologisch geordnetes Ver- zeichniß *der aufgenommenen Verfügungen beigegeben worden.

In C. Schünemanns Verlag in Bremen is in zweiter ver- besserter Auflage erschienen: „Leitfaden für einen systema- ti\sch-rationellen Betrieb der Militär-Gymna stik “, im Anschluß an die offiziellen Vorschriften vom 6. April 1876, heraus- gegeben von von Rabenau, Prem. Lieutenant und Adjutant im 1. Hans. Inf. Regt. Nr. 75. Veranlafsung zu dieser zweiten, völlig veränderten Auflage hat das Erscheinen einer neuen offiziellen Turn- Instruktion gegeben. Das kleine Schriften stellt nah einleitenden Kapiteln über den Einfluß der Gymnastik auf das Muskelleben, die Grundzüge der Anatomie des menschlihen Körpers und eine kurze Ent- widcklungs8ges{chihte der Gymnasftik, eine rationelle, systematische Reihen- folge aller militär-gymnastishen Uebungen auf, und erläutert be- sonders die Punkte, auf die es bei jeder Uebung hauptsächlich an- Tommt, wenn sie ihrem Zwecke entsprechen soll, d. 4 die Muskulatur des Körpers stärken und dadurch die militärische Ausbildung des Mannes erleihtern. Der Verfasser will, wie er in dem Vorworte bemerkt, nicht Neues, sondern nur Bekanntes in einer hand- lichen übersihtlihen Form bringen. Er hat in dieser zweiten Auf-

lage, was die Uebungstafeln anbetrifft, persönliche A::54ten völlig auêëges{lofsen und si streng an die offiziellen Vorschriften gehalten, von denen das Büchlein ein Extrakt sein soll, brauchbar besonders für das Unterperfonal, dem dieselben theils niht zu Gebote stehen, theils nicht übersihtlih genug sein dürften. Zur Erläuterung sind dem Tert- 9 Holzschnitt-Jllustrationen eingefügt. Die sorgfältige Arbeit ift allen Militärturnlehrern zu empfehlen.

__ Gewerbe und Handel.

Nach amtlichen Nachrichten i} die Zollfreiheit von Gerste und Weizen bei der Einfuhr nah Kon stantinopel zum Zwecke des dortigen örtlihen Verbrauchs von der Pforte bis zum 1./13. Mai 1878 verlängert worden. Außerdem is von der Pforte sowohl für die aus den türkischen Provinzen 218 vom Aus- land nach jener Hauptstadt eingeführten Cerealien der gedahteæ Art eine Prâmie von 59% des Werths für die genannte Zeit be- willigt worden.

Die Direktion des PEFRIIISE Beamten - Vereins versendet durch Cirkular folgende. soeben für die erste Periode ihrer Geschäftsthätigkeit, vom 1. Juli 1876 bis 31. Dezember 1877 (Statut §. 35), auf Grund der Bücher (Statut §8. 33) aufgestellte Bilanz: Aktiva. Hypothekarishe Forderungen M 263 500, For- derungen aus Darlehen auf Policen 4 36 991,84, rúckständige Prämien Æ 41,25, Effekten M4 935,75, Wechsel (zum Garantiefonds gehörig) M 102 150, Zinsen der Hypotheken 2c. bis 31./12. 1877 t. 4776,20, für das Jahr 1876 bezahlte Zinsen auf Antheilscheine M. 2585,82, baarer Kassenbestand 4 553,16, Guthaben bei der Han- noverischen Bank inkl. Zinsen Æ 16 402,78, Utensilien und Geräth- schaften na den Anschaffung: kosten unter Absatz von 10% 4.656,50, im Voraus bezahlte Rückversicherungsprämien 4 875,63, Su. 44.435 468,93. Passiva. Garantiefonds M 200 000, Schulden Æ. 28,40, rechnungs- mäßige Reserve für die Lebensversiberungen 4 74 045,94, Guthaben der Kapitalversicherungen 4 98 136,76, über den 31. Dezember 1877 hinaus bezahlte Prämien und Beiträge M 18593, Töchterfonds Æ 18,63, Summa M. 390 822,73. Aktiva X 435 468,93, Passiva M. 390 822,73, zusammen M. 44 646,20. Davon Zinsen auf Antheil- scheine pro 1876 A. 2766,33, pro 1877 A 3896,59, zusammen Æ 6662,92. Ueberschuß (Gewinn) gleich A 37 983,28. Nach den statutarischen Bestimmungen : 33) kommen demnach an die auf Todesfall Versicherten (verbehaltlich der Genehmigung der General- versammlung [8. 13]) M. 14 843,06 = ca. 20% der Reserve.

Frankfurt a. M., 20. Februar. (W. T. B.) In der heute stattgehabten außerordentlichen Generalversammlung der Deutschen Vereinsbank waren 10638 Aktien vertreten. Es wurde ein- stimmig beschlossen, 5000 Aktien, welche 3 Millionen Mark repräfen- tiren, einzuziehen .und, sobald der Zeitpunkt dazu geeignet erscheint, weitere 5000 Aktien zurückzukaufen und zu vernichten.

Die Dividenoce der Oldenburger Versicherungs- gesellschaft für das Jahr 1877 ist auf 7/9 oder 21 M. pro Aktie festgeseßt worden.

Die Verwaltung der Eisenbahnwagenbauanstalt zu Hamburg beruft eine außerordentliche Generalverjaninlung, welche über den Antrag des Aufsichtsraths auf Liquidation der Gesellschaft beshließen soll.

Amsterdam, 20. Februar. (W. T. B.) Die heute von der Niederländischen Handelsgesellschaft abgehaltene Kaffe e- auktion eröffnete für Nr. 1 zu 584 à 59, Nr. 2 597 à 59, Nr. 3 473 à 48 Ct. Nr. 5 bis 10 J—} Ct. unter der Tare.

Verkehrs-Anstalten.

Southampton, 19. Februar. Das Postdampf\chiff „Weser“ vom Norddeutschen Lloyd in Bremen, welches am 9, d. Mts. von New - York abgegangen war, ift heute wohlbehalten hier angekommen und hat, nah Landung der für Southampton be- stimmten Passagiere, Post und Ladung, 6 Uhr Abends die Reise nach Ses fortgeseßt. Die „Weser“ überbringt 76 Passagiere und volle

adung.

Berlin, 21. Februar 1878.

Königlich Preußische Lotterie. (Dhne Gewähr.)

Bei der heute fortgeseßten Ziehung der vierten Klasse 157. Königlih Preußischer Klafssenlotterie fielen :

1 Gewinn à 120 000 M auf Nr. 45 294.

3 Gewinne à 15 000 / auf Nr. 8628. 16 579. 27 027.

4 Gewinne à 6000 #6 auf Nr. 11 868. 13 833. 49 310. 91 087.

35 Gewinne à 3000 6 auf Nr. 548. 4598. 6505. 7937. 8766. 9137. 10993. 12916. 15 250. 17436. 18095. 22976. 23 270, 25312. 26078. 28883. 33382. 38.600. 45 065. 45 101. 48102. 49852. 50749. 50752. 556 626. 59 478. 60 654. 65052. 68262. 69080. 69109. 70 216. 76 353. 79 604. 80 954.

41 Gewinne à 1500 M auf Nr. 2825. 3590. 6714. 8408. 10245, 11504 11 (039. 11760. 20011 24135 S528 26 224. 28852. 33905. 34888. 37634. 39356. 44787. 46 224. 49558. 52622. 59847. 61028. 61929. 64576. 67 606. 68786. 68897, 71159. 74401. 76711. 76985. 80826. 80881. 84271. 84902. 86853. 87302. 89 769. 93 120. 93216.

72 Gewinne à 600 # auf Nr. 1468. 2208. 2359. 4660. 5977. 6764. 8106. 8508. 9773. 10157. 13667. 1540L 17 160. 17 845. 19 035. 19353. 1965606. 20699. 23 097 26 297. 27466. 27505. 27527. 2/528. 28000. 31 799. 31854. 34380. 35716. 36 909. 38083. 38132. 39958. 43127. 43680. 44625. 45522. 47739. 48068. 50 678. 54 024. 54 837. 58 841. 59481. 62277. 62382. 63 265. 66 961. 68 941. 72417. 73148. 73174. 73409. 74339. 75 544. 77 491. 77780. 78634. 79943. 80548. 81 016. 81 920. 82 224. 84903. 86109. 86461. 89549. 90 129. 91 579. 92877. 93628. 94 223.

Der durch Beschluß der Stadtverordnetenversammlung Berlins vom 10. Januar niedergeseßte Ausschuß zur Vorberathung über die Vorlage des Magistrats, betreffend die Aufnahme einer neuen Stadtanleihe von 35 Millionen Mark, hat jeßt seinen Be- richt erstattet. Nach demselben lauten die Anträge des Ausschusses fol- gendermaßen: „Die Versammlung erklärt sich einverstanden damit: 1) daß zur Beschaffung der erforderlichen Geldmittel für die Voll- endung der städtischen Wasserwerke, für die Fortführung der Kanali- fation in den Nadialsystemen 1. bis Ÿ., für die Erbauung eines mit S{lachthäusern verbundenen Viehhofes, für die Erbauung neuer, dem Berkehr entsprehender Brücken, für den Bau und die Vollendung des städtischen Arbeitshauses zu Rummels- burg und der ftädtishen FIrrenanstalten zu Dalldorf und zur Vergrößerung des Betriebsfonds der Stadthauptkaässe eine Obligationen-Anleihe von 35 Millionen Mark aufgenommen wird; 2) daß die auszugebenden Anleihescheine mit 47 % jährlih verzinst und die Zinszahlungstermine auf den 1. Januar und 1. Juli gelegt werden; 3) daß die Amortisation vom Jahre 1881 ab mit 1%/% des Nominalbetrages der Anleihe und den ersparten Zinsen er- folgt, die Stadtgemeinde aber jederzeit nah dem 1. Januar 1881 berechtigt sein soll, den ganzen nob nit amortisirten Rest der An- leihe, oder einèn beliebig großen Theil derselben, zu kündigen und zurückzuzahlen Außerdem empfiehlt der Aus\{uß, den Magistrat zu ersuchen: „1) Nah dem Eingange der Genehmigung der Staats- behörden über die Verausgabung von 35 Millionen Mark Anleihe die Finanz-Deputation zusammentreten zu lassen, um über die Mo- dalitäten der Begebung der Anleihe zu beschließen. 2) Der Ver- sammlung in Ausführung ihres Beschlusses vom 4. Oktober 1877,

betreffs der Pflasterungsanleihe eine Vorlage zugehen zu lassen.*