1878 / 78 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 01 Apr 1878 18:00:01 GMT) scan diff

Der Provinzial-Shulrath Gawlick is dem Königlichen Provinzial-Schulkollegium zu Königsberg i. Pr., E

der Provinzial-Shulrath Dr. Slawißky dem König- lichen Veaoinzial-Sculkollegium in Breslau, und

der Frans ial-Schulrath Dr. FRRIEE dem Königlichen Provinzial-Schulkollegium in Danzig überwiesen worden.

Der praktische Arzt 2c. Dr. Carl Starck zu Danz ist zum chirurgischen, der Apotheker Carl Friedrich Hende- werk zu Danzig zum pharmazeutischen und der Departements- Thierarzt Carl Muiton Hertel zu Danzig zum Veterinär- Ee bei dem - Medizinal-Kolleguum der Provinz West- preußen ernannt worden. / j

Die Wahl des Realshul-Oberlehrers Hugo Viehoff in Düsseldorf zum Rektor der höheren Bürgerschule daselbst ist bestätigt worden. i

Die Bcrufung des Oberlehrers Dr. Wilhelm Coll- mann vom Gymnasium in Glückstadt an das Gymnasium in Wandsbeck ist genehmigt worden.

Der Maler James Marshall und der Bildhauer Robert Härtel, Beide zu Dresden, sind als ordentliche Lehrer bei der Königlichen Kunst- und Kunst-Gewerbeschule zu Breslau angestellt worden.

Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten.

Bei dem Ministerium für Handel, Gewerbe und öffent- liche Arbeiten ist der Bureau-Diätarius Bergemann zum Geheimen expedirenden Sekretär und Kalkulator, und

der Diätarius Heyn zum Geheimen Kanzlei-Sekretär ernannt worden.

Dem Ober-Bergrath Noeggerath is die Stelle eines Ds bei. dem Ober-Bergamt zu Clausthal übertragen worden.

Der Berginspektor Boettger ist zum Mitglied der Bergwerks3-Dikektion zu Saarbrücken ernannt worden.

Ministerium für die landwirthschaftlichen Angelegenheiten. Dem Regierungs-Rath Kette, zur Zeit Mitglied der Generalkommission zu Breslau, ist die kommissarische Leitung der Generalkommission zu Frankfurt a./D. übertragen worden.

Nichtamfliches. Deutsches Neich.

Preußen. Berlin, 1. April. Fhre Majestät die Kais i der Großer wohnte gestern mit Jhrer Königlichen

Hoheit dex Groß der Feier der Konfirmation in der Kapelle der Kaiserin-Augusta- Stiftung in Charlottenburg bei.

Bei den Kaiserlihen Majestäten fand im Palais ein kleines Familiendiner statt.

Den Kammerherrndienst bei Jhrer Majestät der Kaiserin- Königin haben die Königlichen Kammerherrn Graf Rittberg und Graf Vißthum übernommen.

Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz und Se. Königliche Hoheit der Prinz Wilhelm begleiteten am Sonnabend Morgen um 83 Uhr Se. König- liche Hoheit den Großherzog und Jhre Hoheit die Prinzessin Elisabeth von Sachsen-Weimar bei Höchstderen Abreise nah dem Anhalter Bahnhof.

Gegen Mittag nahm Se. Kaiserliche Hoheit militärische Meldungen entgegen und besuhte Abends das Konzert in der Sing-Akademie.

Jhre Kaiserlihe und Königliche e die Kronprinzessin wohnte mit Jhren Königlichen Hoheiten den Prinzessinnen Victoria und Sophie und dem Prinzen Waldemar der Eröffnungsfeier der 100. Gemeindeschule in der städtishen Turnhalle bei.

Gestern Mittag empfing Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz den Finanz-Minister Hobreht und gegen 14 Uhr den kom- mandirenden General des VI. Armee-Corps, von Tümpling.

__Um 5 Uhr begaben Sich die Höchsten Herrschaften zum Diner zu Jhren Majestäten. é

Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz besuhte Abends die Vorstellung im Wallner-Theater und demnächst das Schau- spielhaus.

JZhre Kaiserliche Hoheit die Kronprinzessin wohnte Mit- tags um 12 Uhr der Sißung des Kuratoriums der Allge- meinen deutschen Pensions-Anstalt für Lehrerinnen und Er- zieherinnen bei.

Der Reichskanzler hat dem A den

Entwurf eines Geseßes, betreffend die Aufnahme ciner Anleihe für Zwecke der Verwaltung des Reichsheeres (für Garnison- rie tungen in Elsaß-Lothringen) zur Beschlußnahme vor- gelegt.

Der Ausschuß des Bundesraths für Rehnungs- wesen trat heute zu einer Sizung zusammen.

U einer am 31. März über Panama eingelau- fenen telegrap ischen Meldung des Kaiserlichen Geschäftsträgers für Centralamerika aus Corinto ist es demselben nah dem Eintreffen der dort unter dem Oberbefehl des Kapitäns zur See von Wickede vereinigten Schiffe Sr. Majestät „Elisabeth“, „Leipzig“ und „Ariadne“ gelungen, die zwischen dem Reih und dem Freistaat Nicaragua shwebende Differenz freundschaftlih beizulegen.

__ Die Regierung von Nicaragua i sih danach bereit er- klärt, die ihr von dem deutschen Geschäftsträger, Herrn von Bergen, nah Maßgabe des Erlasses des Auswärtigen Amts vom 1. April 1877 gestellten Forderungen zu erfüllen, somit die Schuldigen zur Strafe zu en und die verlangte inter- nationale Genugthuung zu gewähren.

n Erwartung näherer Einzelheiten über den formellen Abschluß der Angelegenheit kann heute {hon der Besriedi- gung darüber Ausdruck gegeben werden, daß dem Reich die unwillkommene Nothwendigkeit erspart worden is, sein gutes Recht und sein Ansehen gegenüber einem Lande, mit tblr wir nur Beziehungen freundlichen Verkehrs zu unterhalten wünschen, durch Anwendung materieller Mittel wahren zu

en.

mü}

Fn der heutigen (26.) Sißung des Reichs- taacs, welher am Tische des Bundesraths der Präsident des Reichskanzler-Amts, Staats-Minister Hofmann und mehrere andere Bevollmächtigte zum Bundesrath beiwohnten , theilte

der Präsident mit, daß vom Reichskanzler eine Denk-

jerzogin von Baden dem Gottesdienste und | 1,182 111480

schrift, betreffend die Ausgrabungen in Olympia LiB ga sgen sei. Die Jnterpellation des Abg. Dr. Buhl erklärte der Präsident des Reichskanzler-Amts Staats-Minister Yas in einer der nächsten Sißungen beantworten zu wollen.

Es folgte die erste Berathung des Geseßentwurfs, betref- fend den Verkehr mit Nahrungsmitteln, Genuß- mitteln und Gebrauchsgegenständen. Nachdem der Abg. Staudy die Vorlage empfohlen hatte, ergriff der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Staatssekretär Dr. Friedberg das Wort, um darauf hinzuweisen, daß die Klagen wegen Verfälshung der Nahrungsmittel namentlich in den leßten abre unverhältnißmäßig zugenommen hätten, indem man unbegründeter Weise unser Strafgeseßbu als unzulänglich und lücenhaft in Bezug diese orfommnisse bezeichnet e Das Strafgesez, falls es nur rihtig und konjequent zur Anwendung komme, reihe volllommen auch hierfür aus, aber die Regierung verfolge mit dieser Vorlage die Tendenz, die beregten Schäden au präventiv abzustellen, worin die Geseßgebungen anderer Länder uns {hon vorangegangen seien. Bis zum Schlusse des Blattes sprachen die Abgg. Reichensperger (Olpe), Dr. Buhl und Dr. Mendel.

Die Soll#zEinnahmen des Reichs an Zöllen und gemeinschaftlichen Vérbrauchssteuern, sowie anderen Sue de haben für die Zeit vom 1. April 1877 bis zum Schlusse des Monats Februar 1878 (verglichen mit der Einnahme in demselben Zeitraum des Vorjahres 1876/77) betragen: 1) Zölle und gemeinschastliche Verbrauchssteuern (ver-

[eiche die spezielle Nachweisung in Nr. 73 d. Bl.) 245 334 373 + 5 200 212 M), 2) Wechselstempelsteuer (desgl. Nr. 63) 6 231 010 M (— 79 251 A6), 3) Post- und Telegraphenverwal- tung 111 903 548 M, (+ 4329952 A6), 4) Reichseisenbahn- Verwaltung 32 273 844 M (—1191 476 46). Die Einnahme des laufenden Jahres in der Reichs-Eisenbahnverwaltung ist nah provisorishen Ermittelungen, diejenige des Vorjahres nah den definitiven Feststellungen angegeben. Ferner sind für beide Jahre die Einnahmen der von dem Reiche gepac- teten Wilhelm - Luxemburg - Bahn, welche in den vorjährigen Nachweisungen nicht berücksichtigt worden, mit einbegriffen ; ohne dieselben stellen sich die Zahlen wie folgt: Einnahme vom 1. April 1877 bis Ende Februar 1878 28 576 140 M, Einnahme in demselben Zeitraum des Vorjahres 1876/77 29 454 123 M, demnach im Etatsjahre 1877/78 weniger : 877983 M.

Jn den deutschen Münzstätten sind bis zum 23. März 1878 geprägt worden, an Goldmünzen :

der Kreisordnung Pnwsenen Fonds, wurden verlesen und die Anträge der Kommission ohne Debatte angenommen. Auf die Berichte der Wegebaukommission, betreffend Gesuche von Gemeinden um Bewilligung von Wegebau-Unterstüßungen, wurden dieselben sämmtlich dem ständishen Verwaltungs- ausschusse zur Prüfung resp. Beschlußfassung überwiesen.

Gemäß den Anträgen derselben Kommission ging der Landtag über drei Gesuhe von Bewohnern von Niederscheld betreffend Entschädigungen für Nachtheile, welche ihnen dur B dur den Ort entstanden, zur Tagesordnung über.

Zwei fernere Anträge, Wegebauten betreffend, wurden ebenfalls dem landständishen Ausschusse überantwortet.

Bayern. München, 29. März. Für die Wiederbesezung des durch Kassation Seitens der O IN: zum zweiten Male seiner drei liberalen Vertreter beraubten Shwein- furter Landtagswahlbezirkes sind auf den 4. April die Urwahlen ausgeschrieben worden. j

Oesterreich-Ungarn. Wien, 30. März. (W. T. B.) Die „Korrespondenz Havas“ enthält angeblih von hier aus die Mittheilung, Englands Entschließungen seien durch einen Brief des Deutschen Kaisers an die Königin Victoria beeinflußt worden. Wie nun das „W. T. E aus Berlin heute mittheilt, ist viese Nachricht tendenz1ös erfunden. Der Kaiser habe kein Wort an die Königin geschrieben.

(W. T. B.) General Jgnatieff wurde heute Abend zur Hosftafel geladen, an welher auch Graf Andrassy, .der russische Botschafter von Nowikoff und der Kriegs - Minister Theil nahmen. Der rumänische Minister-Präsident Br a- tiano ist heute Abend hier angekommen.

(W. T. B.) Ein Redacteur der „Presse“ hatte heute eine Unterredung mit dem General Jgnatieff. In derselben hätte der General hervorgehoben, daß Rußland die verschiedensten Jnteressen zu berücksichtigen gehabt hätte, seitdem es als der Exekutor Europas in den Krieg ging. Vor allem sei es bemüht gewesen, die Jnteressen Oesterreich- Ungarns zu berücksichtigen, und habe ihnen genügt, soweit sie ihm definirt worden seien. Rußland hätte Desterreih-Ungarn eine Parallel-Dkkupation Bosniens und der Herzegowina vorge- schlagen, aber man hätte in Wien geglaubt, nicht darauf eingehen zu sollen. Er(Jgnatieff) sei auch jeßt in Wien, um über das zu ver- pen M was in die cFnteressen-Sphäre der österreihish-ungari- hen Monarchie falle, selbstverständlih mit Berücksichtigung

aus durh neue Eröffnungen des russischen Kabinets an Lord Loftus wieder aufgenommen sein solle.

(W. T. B.) Der „Polit. Korresp.“ wird aus Athen, vom 30. gemeldet: Die Konsuln in Volo pro- testirten gegen die türkishen Massakres in Thes- salien. Als neue Massakres im Dorfe Kanalia gemeldet wurden, verlangte Hobart Pascha, fich durch Augenschein davon zu überzeugen. Man hält dieses Verlangen für einen Vorwand, um die Stellungen der Jnsurgenten kennen zu lernen. 1500 Albanesen griffen das Dorf Radoißa an, welches von den Bewohnern hartnäckig vertheidigt wurde.

31. März. (W. T. B.) Jn Bezug auf die Mission des Generals Jgnatieff erfährt die „Montagsrevue“, daß Graf Andrassy dem General Jgnatieff gegenüber den Friedensvertrag von San Stefano als mit den österreichishen und den europäischen Jnteressen kollidirend ab- gelehnt und zugleih die österreihishen Forderungen präzisirt habe. Da General Jgnatieff ohne Vollmachten von seiner Regierung gewesen sei, so habe er die Erklärungen des (Grafen Andrassy nur ad referendum nehmen können. Das Resultat der Mission sei ein solches, daß man in diplomati: chen Kreisen glaube, General Jgnatieff werde seiner Regie- rung empfehlen, den Zusammentritt des Kongresses thunlichst zu fördern. General Fgnatieff ist heute Vormittag 11 Uhr nah St. Petersburg zurückgereist.

Pest, 30. März. (W. T. B.) Das Abgeordneten- haus nahm den von der Regierung unterstüßzten Antrag auf Zuweisung der Achtzig-Millionen-Angelegenheit an die Quoten-Deputation mit 155 gegen 142 Stimmen an. Anläßlih der Petition des Zipser Komitats wegen Vertheidigung der bedroht:n Jnteressen der Monarchie selbst mit Waffengewalt, entspann sich eine Debatte, in welcher diejenigen Redner, welche betonen, die Regierung müsse \sich jeßt mit England ins Einvernehmen seßen, lebhaften Beifall erhielten. Szilagyi sagte: Das Land fónne nimmermehr eine Politik gutheißen, welhe die Regie- rung des mächtigsten und verläßlihsten Alliirten berauben würde. Der Minister-Präsident erwiderte, das Haus werde es EOO finden, wenn die Regierung keine Erklärung abgebe.

Großbritannien und Jrland. London, 30, März. (W. T. B.) Der „Globe“ zeigt an, der Königin sei für den Posten des Staatssekretärs des Auswärtigen noch keine Persönlichkeit in Vorschlag gebracht; zu der von den Morgenblättern veröffentlihten bezüglihen Nachricht sei keines derselben autorisirt gewesen.

Die diplomatische Korrespondenz bezüglich des

verschiedene Deutungen gegeben worden seien, so präzifice die

an Lord Derby vom 23. März wird berichtet, Fürst Gort- schakoff habe dem rumänishen Agenten in St. Petersburg erklärt, Rußland würde nit gestatten, daß der Artikel des Friedensvertrages, betreffend die Cession Bessarabiens, vom Kon- gresse diskutirt würde. Eine Depesche Graf Shuwaloffs an Lord Derby vom 26. März theilt die Antwort des Fürsten Gortschakoff auf die Depesche Lord Derby's vom 21. März mit. Fürst Gortschakoff erklärt darin, die russishe Re- gierung glaube sich an die Erklärung halten f müssen, welche Graf Schuwaloff am 19. März abgegeben habe. Da indeß den Worten „Freiheit der Appreciation und Aktion“, welche Rußland \ich auf dem Kongresse vorbehalten zu müssen glaube,

Kaiserliche Regierung diese Worte folgendermaßen: Die Kaiser- lihe Regierung lasse den anderen Mächten die Freiheit, auf dem Kongresse solhe Fragen aufzuwerfen, welche sie zur Dis- fussion für geeignet hielten, sie behalte sich aber selbst die Freiheit vor, diese Diskussion anzunehmen oder abzulehnen.

31. März. (W. T. B.) Das „Reutersche Bureau“ läßt sich aus Montreal (Canada) vom heutigen Tage mel- den: Wie es heißt, soll die Garnison von Montceal nebst der daselbst befindlichen Artillerie nach Halifax gehen, um die dort stehende Königliche Artillerie, welche nah England beordert ist, abzulösen. Wie dem „Reutershen Bureau“ aus Melbourne vom 29. d. M. gemeldet wird, ist die politishe Krisis in Victoria nunmehr durch eine zwishen den beiden geseßgebenden Kammern zu Stande gekommene Transaktion beendet worden. Nah dem Berichte des Schahßamtes über die Finanzverwaltung in deni am 31. März 1878 ab- \chließenden Finanzjahre weist der Totalbetrag der Staats- Einnahmen 79 763 299 Pfd. Sterl. auf, während im Vor- jahre sämmtliche Einnahmen 78 565 036 Pfd. Sterl. betrugen. Die Einnahmen aus den Zöllen ergaben eine Zunahme von 207 006 Pfd. Sterl.

1. April, Morgens. (W. T. B.) Der gegentheiligen Meldung des „Globe“ peden E erhalten die „Morning - post“ und der „Daily Telegraph“ die Nachricht auf- reht, daß Lord Salisbury zum Nachfolger Lord Derby's ernannt worden sei. Der „Times“ wird aus Bukarest von gestern gemeldet, das in der Dobrudscha stehende Zimmermannsche Corps habe Befehl erhalten, unverzüg- lich in die Moldau einzurücken. Der „Standard“ läßt sich aus Konstantinopel vom 29. v. M. te- legraphiren, der Botschafter Layard habe auf An- ordnung der englischen Regierung bei der Pforte ange- fragt, welche Haltung die Türkei im Falle eines englisch- russischen Krieges annehmen würde; von Safvet Pascha sei _|

en, 365229 960 #6 Kronen, 27 969 845 6 halbe Kronen; hiervon auf Privatrehnung: 255 926 820 6; an Silbermünzen: 71 652 415 /6 5-Markstüe, 97 810 530 #6 2-Markstüdke, 148 580 732 6 1-Markstüe, 71 486 388 M 650-Pfennigstüde, 835717718 20

20-Pfennigstücke. Die Gesammtausprägung an Goldmünzen Ds 1575 311 285 M, an Silbermünzen : 425 247 783 46 0A

Die Königliche Akademie der Wissenschaften hielt am 28. v. M. eine öffentlihe Sißung zur Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers und Königs, welcher der Unter-Staatssekretär Sydow, der Ministerial-Direkter Greiff und dêr Gaskime Ae und vortragende Rath Dr. Goeppert, bewohnten. Der beständige Sekretar der Aka- demie, Hr. du Bois-Reymond, hielt die Festrede, in welcher er zuerst die Geschihte des Nationalgefühles zu skizziren ver- suhhte, und weiterhin den sittlihen Werth dieses Gefühls, so- wie die Gefahren erwog, zu welchen dessen Uebertreibung führt. Nachdem derselbe hierauf den Bericht über die gegen- wärtig im Gange befindlihen wissenschaftlihen Unternehmun-

en dev Akademie verlesen hatte, trug Hr. Wait eine Abhand- ung über die Verfassungskämpfe im Deutschen Reih während des 11. und 12. Jahrhunderts vor.

__— Verweigert die Dienstherrschaft dem entlassenen Dienstboten oder Hausoffizianten die Ertheilung eines Füh- rungsattestes, unt.x der Behauptung, daß sie niht als die Herrschast des entlassenen Dienstboten oder Hausoffizianten anzujseh:n sei, so braucht nah einem Erkenntniß des Ober- Tribunals, I. Senats, vom 14. Januar d. J. der ent- lassene Dienstbote die Polizeibehörde zur Erzwingung der Ertheilung des Attestes niht anzugehen, sondern er kann sofort den ordentlichen Rechtsweg beschreiten und gegen die Dienstherrschaft auf Entschädigung für die dem Gesinde aus a Verweigerung des Attestes entstandenen nachtheiligen Folgen

agen.

Se. Durthlaucht der Prinz Kraft zu Hohenlohe- JFngelfingen, General-Lieutenant, General-Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs und Commandeur der 12. Division, hat sih nah beendigtem Urlaub in seine Gar- nison Neisse zurübegeben.

Der General der Kavallerievon Tümplin g, komman-

dirender General des V1. Armee-Corps, hat sich gestern nah |

Breslau zurückbegeben.

Der General-Lieutenant von Braun, Jnspecteur der 1. Fngenieur-Fnspektion, hat einen mehrwöchentlichen Urlaub nah Süddeutschland angetreten.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Herzoglich sacsen-altenburgische Regierungs-Rath Schlippe is nach Altenburg abgereist.

Nach dem am 30. v. Mts. beendigten Operations- kursus für Assistenz-Aerzte beginnt mit heute ein bis zum 20. d. Mts. währender Operations- resp. anatomischer Kursus für Öber-Stabsärzte, und sind die zur Theil- nahme an demselben kommandirten Ober-Stabsärzte 1. und 2. Klasse von ihren resp. Garnisonen hier eingetroffen.

Wiesbaden, 29. März. Na Verlesung der Protokolle der beiden vorigen Sißungen und nach Erledigung einer Jnterpellation hinsichtlich der Frequenz der beiden E Königlichen Gymnasien wurde in der heutigen dritten Sißung des Kommunal-Landtags in die Tagesordnung eingetreten.

Nach rien Pg der Eingänge und Vertheilung derselben an die Kommissionen wurde dem Landtage behufs Wahrung der geseßlichen O Nachricht von den von denselben vor- zunehmenden Wahlen gegeben.

Die Berichte der Finanzkommission, betreffend die Fest- seßzung des Zinsfußes der laufenden Rehnungen kommunal- ständischer Fonds mit der Landesbank und betreffend die zins- lihe Belegung und die Verwendung der zur Durchführung

der dur den Krieg berechtigten Forderungen Rußlands. Die Ausdehnung Bulgariens sollte niht überraschen, da von der- selben auf der Konstantinopeler Konferenz sehr eingehend die Rede gewesen wäre. Er gebe zu, daß im Westen des pro- jektirten Fürstenthums Bulgarien Albanesen, Griechen, Kuzo- Walachen und Osmanen wohnten, aber die kompakte, konti- nuirlih fortlaufende Bevölkerung sei doch die bulgarische, und was man gegen die Herrschaft dieses Volkes einwende, könnte bei Eintreten anderer politisch-geographishen Arrange- ments ebenso gegen di: Albanesen und Griechen ceîin- gewendet werden. Er wisse, daß Serbien Pirot und andere Distrikte, daß Griechenland von Rußland Unterstüßung ge- fordert habe, aber* diese Nekrimationen seien eben so wenig begründet, wie jene der Bulgaren, welche gefordert hätten, daß AËPalanka ihnen zugewiesen werde. Er habe Serbien im Fahre 1875 dur sein Ultimatum vor einer türkischen nvasion bewahrt und Griechenland bei Gelegenheit des Auf- standes auf Kreta jede möglihe Unterstüßung angedeihen lassen. Serbien habe eine Gebietserweiterung erhalten, welche mit den Erfolgen der serbishen Waffen gewiß in keinem ungünstigen Verhältnisse stehe, und wenn Ser- bien darauf hinweise, daß in Pirot auch Serben wohnten, so sei andererseits nicht zu übersehen, daß in dem neuesten Gebietszuwachse dieses Fürstenthums auch Albanesen und Mohamedaner wohnen. Was Serbien zu seiner politischen Sicherung brauche habe es erhalten, nämlih das Paschalik von Nish. Auf die Frage, ob der Präliminarfrieden von San Stefano noch soweit abzuändern sei, daß die neue Situation auf der Balkanhalbinsel die Jnteressensphäre der österreihishen Monarchie nicht beeinträchtige, habe «Jgnatieff geantwortet, er glaube es, wenigstens ließen n die in Wien gepflogenen Unterhandlungen dies hoffen; er fei mit vollen Händen gekommen und Rußland cedire, was einer- seits in seiner Macht, andererseits außerhalb seiner Jnteressen- sphäre liege. Man sage, daß die Ausdehnung Bulgariens gegen Westen den Jnteressen der österreichisch-ungarishen Mon- archie nit entsprehe. Er sehe nicht ein, in wie fern die Interessen Oesterreich - Ungarns durch die dortige Begrenzung Des S nIEs geschädigt würden. Wenn Rußland im Osten desselben Einfluß behalten sollte, so werde Rußland Desterreih-Ungarn niemals hindern, einen solchen Einfluß im Westen Bulgariens auszuüben, Rußland plane keine direkte Abhängigkeit des Fürstenthums. Die österreichisch - ungarische Regierung brauche nur ernstlih zu wollen, um zu haben, was sie berechtigter Weise von Rußland fordern könne, Ruß- land verlange nur, daß man si ofen und klar darüber aus- spreche. Auf die Frage, ob dies bei seiner jeßigen Anwesen- heit geschehen sei, habe General Jgnatief} mit Ja! gecnt- wortet und hinzugefügt, ex hoffe, daß die bisher geführten Unterhandlungen zu einem allseitig befriedigenden Resultate führen werden. Auf die weitere Frage, ob er den Ausbruch eines russisch-englishen Krieges für wahrscheinlih halte, habe General Jgnatieff erklärt, er wisse niht, was England bei einem eventuellen Kriege erreichen könnte, Rußland habe die Plbereien Englands jederzeit gewahrt und der Erfüllung der- selben stche, so weit diese Jnteressen Rußland geoffenbart seien, nach den Punktationen des Friedens von San Stefano nichts im Wege.

(W. LD. B.) General Jgnatieff hat Namens des Kaisers das größte Entgegenkommen für alle Jn- teressen und Wünsche Desterreihs ausgesprochen. Der ihm und seiner Mission zu Theil gewordene Empfang wird den Beweis geben, daß man in Wien nach wie vor den größten Werth auf das Dreikaiserverhältniß legt und weit entfernt ist, sich der brüskirenden Politik Englands zu nähern, wenn s{hon Oesterreih niht damit zurüchält, eine Anzahl Punkte der Friedenspräliminarien zu bezeichnen, deren Modifikation es verlangt. Verhandlungen hierüber werden bei dem gehinder- ten Kongreß von Macht zu Macht geführt.

(W. T. B.) Die „Polit. Korresp.“ erfährt gerücht- weise, daß der Faden der Verhandlungen über die G nahme Englands am Kongresse von Petersburg

Kongresses is nunmehr dem Parlamente vorgelegt worden. Jn einer Depesche Lord Derby's an Sir Elliot vom 13. März wird gesagt, die englische Regierung wünsche zu erklären, sie erwarte, daß, bevor sie in den Kongreß ein- trete, alle Artikel des Fricdensvertrages mitgetheilt sein würden. Die Vorlage dieser Artikel an den Kongreß sei niht noth- wendig behufs deren Annahme, sondern damit man erwägen könne, welche Artikel der Genehmigung oder der Mitwirkung der Mächte bedürften und welche Artikel dieselbe nicht nöthig hätten. Am 14. März berichtet Lord Derby dem Sir Elliot über eine Mittheilung des Grafen Beust, welhem Graf Andrassy telegraphisch angezeigt hatte, daß Desterreih daran festhalte, daß alle die europäischen FJnteressen betreffenden Bestim- mungen des Friedensvertrages vom Kongresse diskutirt werden müßten, und daß Europa über dieselben zu entscheiden habe. Da aber Fürst Gortschakoff Desterreih gegenüber erklärt habe, daß der Kongreß entscheiden solle, welche Artikel der Friedens- präliminarien die europäishen Jnteressen beträfen, und daß alle Punkte von europäischem Jnteresse den Berathungen des Kongresses unterworfen sein und niht als gültig angesehen werden sollten, bevor sie niht die Zustimmung aller Mächte erhalten hätten, so scheine es Desterreih, daß der Gegenstand der englischen Deklaration im Wesentlichen erreiht sei. Graf Andrassy sei daher unter diesen Umständen der Ansicht, daß es weder im Fnteresse Englands noch in dem ODester- reichs liege, Schwierigkeiten in Betreff dieser Frage zu erheben. Am 15. März theilt Lord Derby dem Lord Russel mit, Graf Münster habe ihm eine Depesche des Fürsten Bismarck übergeben, in welher der Vortheil auseinandergeseßt wird, den eine Präliminarkonferenz von außerordentlichen Bevollmächtigten oder von den zur Zeit in Berliñ akkreditirten Vertretern der Mächte zur Regelung ge- wisser Vorfragen haben würde. Er, Lord Derby, habe dem Grafen Münster geantwortet, daß er sih keinen Nußen von einer Präliminarkonferenz versprehe. Am 14. März theilte Graf Schuwaloff eine Depesche des Fürsten Gortschakoff mit, in welcher gesagt wird, der vollständige Text des Friedens- vertrages werde den Mächten mitgetheilt werden, sobald die Ratifikationen ausgetauscht seien. Gleichzeitig werde der- selbe veröffentliht werden. Die russishe Regierung habe nichts zu verheimlihen. Jn einer Depeshe Lord Dérby 's an Graf Shuwaloff vom 16. März wird daran erinnert, daß die englishe Regierung noch nicht darüber unter- rihtet fei, 8 die Bedingungen von Rufland angenommen worden seien, welche England für seine Betheiligung am Kon- gresse in der Depesche Lord Derby's an Sir Elliot vom 13. März gestellt habe. Graf Shuwaloff antwortete am 19, März und theilte eine Depesche des Fürsten Gortschakoff mit, in welcher ausgeführt wird, daß, da keine geheime Ab- machung zwischen Rußland und der Türkei existire, der Frie- densvertrag allein in voller Ausdehnung vor dem Zusammen- tritte des Kongresses der englishen Regierung mitgetheilt werden würde. England wie die anderen Mächte behalte auf dem Kongresse volle Freiheit der Bestimmung und der Aktion. Diese Freiheit, welhe Rußland den anderen Mächten nicht bestreite, verlange es für sih selbst. Es hieße diese Freiheit beshränken, wenn Rußland allein unter den Mächten eine vorgängige Verpflichtung eingehen sollte. Lord Derby antwortet in einer Depeshe an Graf Schuw aof vom 21. März, die englische Regierung könne niht die Poji- tion aufgeben, welche in der Depesche Lord Derby's vom 13. März schon klar angegeben sei, sie könne nicht die Anschauun- gen des Fürsten Gortschakoff acceptiren, daß die L A der Appreciation und der Aktion“ Rußlands dur eine solche vorgängige Erklärung beschränkt werden würde. Die englishe Regierung rihte nunmehr die Frage an das russische Kabinet, ob es acceptire, daß die Mittheilung des Textes des ganzen Friedensvertrages an die Mächte angesehen würde als eine Mittheilung des Friedensvertrages an den Kongreß, damit der ganze Vertrag vom Kongresse in seinen Beziehungen zu den bestehenden Verträgen geprüft und er- wogen werden könne. Jn einer Depeshe Sir Elliots

darauf erwidert wordcn, er für seine Person würde für Beobachtung der Neutralität sein, er würde ‘die Frage aber dem Ministerrath vorlegen. Vom Sultan heiße es, derselbe habe dem Großfürsten Nikolaus gegenüber sich dahin geäußert, daß er nicht gegen England kämpfen werde. Dem „Reu- tershen Bureau“ wird aus Montreal von gestern ge- meldet, die englische Regierung habe die Regierung von Ka- nada aufgefordert, die Pacific-Küste und Britisch-Ko- Hs gegen eine Fnvasion in Vertheidigungszustand zu seben.

1. April, früh. (W. T. B.) Das „Reutersche Bureau“ meldet aus Konstantinopel vom 30.: Groß- fürst Nikolaus ist abermals hier eingetroffen und beab- sihtigte, heute dem Sultan einen - nochmaligen Besuch zu machen. Gestern fand in San Stefano ein großcr Kriegsrath unter dem Vorsiß des Großfürsten statt. Die türkishen Truppen haben die Linie von Bujukdere wieder beseßt, die Nussen befestigen die Linie von Tschadalja und errihten an allen strategischen Punkten Verschanzungen. Osman Pascha, Reouf Pascha und Fuad Pascha haben sih in das Lager von Maslak be- geben, Moukhtar Pascha ist zum Generalstabs-Chef, Osman Pascha zum Kommandanten der Truppen von Kon- stantinopel, Mehmed Ali zum Kommandanten der Truppen von Makrikeui ernannt worden. Schumla ist bis jeßt nux von 6 Bataillonen geräumt, die weitere Räumung des Festungsvierecks ist verschoben. worden.

Frankreich. Paris, 29. März. (Fr. C.) Der ehe- malige Kriegs-Minister, General de Cissey, ist an Stelle des Generals Espivent de la Villeboisnet zum Ober- Befehlshaber des 15. Armee-Corps (Hauptquartier Nantes) ernannt worden. Wie man jeßt meldet, soll nicht der Bischof Perraud von Autun, der sich die O aus Ge- sundheitsrücsichten verbeten hat, sondern der Bischof Bata ille von Amiens zum Erzbischof von Rennes befördert werden.

Versailles, 30. März. (W. T. B.) Der Senat hat heute eine Reihe von Geseßentwürfen angenommen, darunter den, betr. den Kredit von 5 Millionen für die Terri- torialarmee. Die Bureaus der Deputirten- kammer haben den Antrag Spullers, betreffend das Tagen der Kammern während der Ausstellung in Paris, ah- gelehnt.

Italien. Rom, 31. März. (W. T. B.) Der italies nische Botschafter in Wien, Graf Nobilant ist heute vom Könige in längerer Audienz empfangen worden. Der- selbe hatte mehrere Konferenzen mit dem Minister der aus- wärtigen Angelegenheiten, Grafen Corti. Morgen begiebt sih Graf Robilant auf seinen Posten nah Wien zurü.

830. März. (Cöln. Ztg.) Heute Nacht starb der Kardinal-Dekan Lodovico Amat, Vize-Kanzler der römi- schen Kirche.

Griechenland. Athen, 30. März. (W. T. B.) Die Türken, welche die Fnsurgenten bei Volo angriffen sind zurückgeschlagen worden.

Türkei. Konstantinopel, 31. März. (W. T. B.) Großfürst Nikolaus hatte gestern mit dem Sultan eine zweistündige Unterredung, an welher außerdem nur der erste russishe Dragoman, Botschafts:Nath Onou, Theil nahm. Die egyptischen Truppen sind von Varna

ier angekommen und ‘haben bei Unkiar Skelessi ein Lager ezogen.

Numänien. Bukarest, 31. März. (W. T. B.) Der Chef der russishen Kommunikationen in Rumänien hat ange- zeigt, daß alle Schiffahrtshindernisse und TDor- pedos oberhalb Brailas weggeräumt seien. Nicht von Gefahren frei sei die Strecke Tschernawoda- Rassowa, auch da würden indeß die Torpedos demnächst

vollständig beseitigt sein. An der oberen Donau sei Corabia der einzige Punkt, wo noch Arbeiten ausgeführt werden

müßten, aber auch dort sei wenigstens ein Kanal voll- ständig frei.

NHußland und Polen. St. Petersburg, 30. März. (W. T. B.) Jn dem bereits signalisirten Artikel des „Fournal de St.Pétersbourg“heißt es: DasGleihgewihtimMittel- ländishen Meere, von welhem Lord Beaconsfield spreche, sei lediglih durch die im Marmarameere befindliche englische Flotte, sowie durch Gibraltar und Malta bedroht. Lord Derby habe seine Entlassung schon bei Gelegenheit der von der englishen Regierung eingebrachten Kreditforderung angeboten, sei aber auf seine Posten geblieben, weil die Regierung erklärt habe, die Kreditfor- derung habe keinen fkriegerishen Charakter und solle nur dazu dienen, daß das Ministerium, gestüßtauf das Votum der Nation, zum Kongreß gehen könne. Dennoch habe die Kreditforderung zur Verwickelung der Frage geführt, und die Weigerung Englands, am Kongresse theilzunehmen, und die gegen- wärtige Einberufung der Reserven seien, troß der Er- klärung, daß England sich nicht in einen Krieg verwickeln wolle, nur neue Schritte auf dem Wege der Provokation. Rußland habe alle gemachten dg erfüllt, habe in den M par mog ea keinerlei Klauseln aufgenommen, die die «nteressen irgend eines Dritten benactheiligten, und hege das Bewußtsein, Nichts vernachlässigt zu haben, um dem Orient eine Aera der Wohlfahrt und Europa eine lange Reihe von Friedensjahren zu sichern. Rußland werde die Abirrungen (aberrations) tief bedauern, die das Werk der friedlichen Aspi- rationen aufhalten würden, aber es werde mit den Waffen in der Hand abwarten, daß man ihm die Früchte der von ihm gebrachten Opfer, auf deren Verzicht es sich durch keinerlei Drohungen bestimmen lasscn werde, abstreite. :

31. Mä1z, Morgens. (W. T. B.) Das „Journal de St. Petersbourg“ kommi nohmals auf den ck- tritt Derby's zurüdck, zählt alle Hindernisse auf, die durhch die englishe Regierung vom Fahre 1875 an aufgeworfen worden seien, und bemerkt s{hließlich: Nahdem Rußland Alles gethan habe, um den Frieden aufreht zu erhalten, nachdem es auf dem diplomatischen, wie auf dem militärischen Gebiete die äußerste Nachsicht bekundet habe, werde es fortan nur seine eigenen FFnteressen und seine Thre konsultiren, wenn es Andereir gefalle, dieselben zu bedrohen. Die meisten Journale heben übereinstimmend hervor, daß jeder von der russischen Regierung gemachten Konzession immer nur eine Vermehrung der Prätentionen Englands, sowie der militärishen Maß- regeln desselben gefolgt sei. Fn hiesigen gut unterrichteten Kreisen ist jedoh, der „Agence Russe“ zufolge, die Ansicht vorherrschend, daß der Rücktritt Lord Derby's nicht noth- tationen zur Folge haben werde. Die Rückkehr des Generals Jgnatief f wird in den nächsten Tagen erwartet.

Afrika, Egypten. Kairo, 30. März. (W. T. B.) Das Dekret, betreffend die Einsetzung einer allgemeinen Kommission zur Untersuchung der finanziellen Hülfsquellen Egyptens ist unterzeihnet worden. Die Publikation desselben wird morgen erfolgen. Die Kommission ist zusammengeseßt aus Beamten der öffentlihen Schuld. Lesseps ist Präsident derselben, Rivers-Wilson und Riaz Pascha sind Vize-Präsidenten. l

Alexandria, 31. Viärz. (W. T. B) Das Dekret, betreffend die Einseßung einer Kommission zur Unter- suchung der finanziellen Hülfsquellen Egyptens ist heute veröffentliht worden. Wie bereits gemeldet, werden dur dasselbe Lesseps zum Präsidenten und Rivers- Wilson und Riaz Pascha zu Vize-Präsidenten der Kommission ernannt. Die Untersuchung soll alle Elemente der finanziellen Lage Egyptens umfassen unter gehöriger Berücksichtigung der legitimen Rechte der egyptischen Regierung. Für die dur die Untersuchung verursachten Kosten foll das MeI or ige Budget belastet werden. Die Kommission hat dem Khedive ein Arrangement zur Sanktion vorzuschlagen, durch welces die Kosten des regulären Staatsdienstes gesichert und für eine billige Befriedigung der Jnteressen des Landes und der Gläu- biger desselben gesorgt wird.

Nr. 17 des „Amtsblatts der Deutschen Reichs-Post- und Telegraphenverwaltung“ hat folgenden Inhalt: Ver- fügungen: Vom 29, März 1878. Einlösung der Einhundertmark- noten. der vormaligen Preußischen Bank. Vom 25. März 1878. Fort- fall der von den Postanstalten bisher geführten Aufzeihnunaen über die Packetbestelung nach Landorten. Vom 27. März 1878. An- wendung des Eisenbahnpostgeseßes vom 20. Dezember 187 auf die Eisenbahn Dortmund-Gronau-Enschede.

Statistische Nachrichten.

Gemäß den Veröffentlihungen des Kaiserlihen Gesund- heitsamts sind in der 12. Jahreswohe von je 1000 Be- wohnern, auf den Jahresdurchs{chnitt berechnet, als gestorben gemeldet: in Berlin 26,6, in Breslau 27,7, in Königsberg 45,1, in Cöln 30,3, in Frankfurt a. M. 25,0, in Hannover 16,2, in Cassel 17,8, in Magdeburg 27,1, in Stettin 29,5, in Altona 26,2, in Straß- burg 27,3, in München 42,4, in Nürnberg 32,9, in Augsburg 37,9, in Dresden 24,0, in Leipzig 25,1, in Stuttgart 24,5, in 2 cauns\chweig 32,5, in Karlsruhe 30,3, in Hamburg 28,4, in Wien 34,0, in Buda- pest 46,2, in Prag 49,6, in Triest 48,1, in Basel 31,4, in Brüssel 26,6, in Paris 27,0, in Amsterdam 25,8, in Kopenhagen 21,7, in Stockholm 19,1, in Christiania 20,8, in St. Petersburg 59,1, in Warschau 35,1, in Odessa 34,8, in Bukarest 43,0, in Rom 40,9, in Turin 33,7, in Athen 27,2, in Lissabon —, in London 24,5, in Glasgow 29,3, in Liverpool 244, in Dublin —, in Edinburgh 26,0, in Alexandria (Egypten) 27,5. Ferner aus früheren Wochen: in New- York 25,1, in Philadelphia 18,6, in Boston 15,6, in Chicago 12,8, in San Franzisko 16,6, in Calcutta 31,2, in Bombay 42,7, in Madras 84,3. :

Beim Beginn der Berichtswoche waren an den meisten deutschen Beobachtungs stationen westlihe und südwestlihe, in Bremen, Heili- genstadt und Cöln nordwestlihe Luftströmungen vorherrschend, die

egen Mitte der Woche fast allgemein in nordwesllihe Übergingen. n der 2, Wochenhälfte ging der Wind wieder nach Südwest um und blieb auch bis zum Schluß der Woche, nah kurzem Wechsel mit Nordwest, an den meisten Stationen vorherrshend. Die Temperatur der Luft erreichte das Monatsmittel nicht, in Bresíau und Konitz sank das Thermometer bis 8 Grad R. Niederschläge, meist in Schneceform, waren nicht selten. Das Barometer fiel in den ersten Tagen der Woche und stieg ziemlich gleihmäßig um die Mitte D In den leßten Tagen sank der Luftdruck wieder er- eblich.

Die allgemeine Sterblichkeitsverhältnißzahl ift in den deutschen Städten von 28,1 der Porn Eu Woche, auf 28,4 gestiegen (auf 1000 Bewohnern und aufs Jahr berechnet) und zeigt id eine merk- lihe Abnahme der Sterblichkeit des Säuglingsalters und eine er- heblihé Zunahme der Sterblichkeit der böberen Altersklafsen.

e —————————

R E a Ra H