Juen mit seinem früheren Patent unter die Sec. Lts. des Beur- Taubtenstandes des 14. Inf. Regts. eingereiht.
Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere.
März. Papenhagen, Sec. Lt. des 2. Feld-Art. Regts., auf Na@sucen aus dem aktiven Dienste entlassen und zur Reserve des
Truppentheils verseßt. — 28. März. v. Sauer, Oberst und affa ay des 15. Inf. Regts, auf Nachsuchen mit Pension und der Erlaubniß zum Tragen der Uniform verabschiedet.
Im Beurlaubtenstande. 27. März. Hanauer, Pr. Lt. der Cisenbahn-Comp. Dallmayer, Sec.-Lt. des Inf. Leib-Regts., v. Mässenhausen, Sec. Lt. des 13. Inf. Regts., Schilling, Sec. Lt. des 7. Inf. Regts., Zink, Sec. Lt. des 9. Inf. Regts., v. Forster, Sec. Lt. des 2. Kür. Regts., Frhr. v. Esebeck, Sec. Lt. des 2. Feld-Art. Regts., sämmtlich im Beurlaubtenstande auf Mbiachen verabschiedel. L
eamte der Militär-Verwaltung. 25. März. Keller- mann, “aa pom 5. Inf. Regt. auf Nachsuchen zum 1. Ulan. Regt. verseßt. :
X11. (Königlich Württembergisches) Armee-Corps.
Ernennungen, Beförderungen und Verseßungen. Im aktiven Heere. 18. März. Sammet, Pr. Lt. im Inf, Regt. Nr. 120, untcr Verseß. in das Inf. Regt Nr. 126, zum Hauptm. u. Comp. Chef, Frhr. v. Varnbüler 1., Sec. Lt. im Gren. Regt. Nr. 119, kommdrt. zur Kriegsakademie, unter Verseßung in das Inf. Regt. Nr. 120, zum Pr. Lt. befördert. Mezger, Pr. Lt. im Pion. Bat. Nr. 13, v. Donat, Pr. Lt. im Inf. Regt. Nr. 122, Gaupp, Pr. Lt. im Pion. Bat. Nr. 13, ein Patent ihrer Charge verließen.
Nichlamlkliches. Deutsches Neich.
Preußen. Berlin, 3. April. Fhre Majestät die Kaiserin-Königin war gestern mit Zhrer Age Hoheit der Großherzogin von Baden in der Generalver amm- lung des Frauen-Lazarethvereins, im Gebäude des Justiz- Ministeriums, anwesend und betheiligte Sih nach derselben an einer Vorstandssißung des Augusta-Hospitals.
— Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz empfing gestern Mittag den bei der Botschaft in Os fommandirten Flügel-Adjutanten Sr. Majestät des
aisers und Königs, Oberst-Lieutenant von Bülow. i
Abends besuchten die Höchsten Herrschaften die französische
Vorstellung im Schauspielhause.
— Das „Wodthenblatt der Johanniter Ordens-Balley Brandenburg“ veröffentlicht das folgende Allerhöchste die Balley Brandenburg betreffende Schreiben nebst dem Erlaß des Durchlauchtigsten Herrenmeisters :
Eurer Königlichen Hoheit Mittheilungen in dem Berichte vom 11. d. M. über die im vorigen Jahre von der Balley Brandenburg geübte Thätigkeit haben Mir in Erinnerung gebracht, daß diese Ge- nossenschaft seit ihrer Wiederaufrihtung nunmehr 25 Jahre ihrer Wirksamkeit zurückgelegt hat. Der Rückblick auf diesen Zeitraum gewährt Mir ein erhebendes Bild von den umfassenden Erfolgen, welche die Balley in edlem, humanem Streben erzielt hat. Es steht vor Mir ein {nes Werk christlicher Liebe, das, indem es in den Bedrängnissen des Krieges wie in den Zeiten des Friedens zahlreichen Bedürftigen ohne Unterschied der Nation und des Bekenntnisses die “Wohlthaten leiblicher Pflege und geistigen Schußes zuführte, sich Meiner Würdigung um so mehr empfiehlt, als es unter weiser, ziel- bedachter Leitung sih mit ruhigem Gedeihen in bescheidener Stille vollzieht. Ih weiß wohl, daß die Balley ihre volle Befriedigung in dem guten Bewußtsein findet, zur Milderung mens{hlicher Leiden bei- zutragen; gleihwohl kann JIch Mir bei diesem Anlaß nicht versagen, derselben mit den wärmsten Wünschen für alle Zukunft Meine be- sondere Anerkennung ihrer ritterlich opfervollen Leistungen hiermit zum Ausdru zu bringen.
Berlin, den 20. März 1878. Wilhelm.
An den Herrenmeister der Balley Brandenburg des Johanniter - Ordens, Prinzen Carl von Preußen, Königliche Hoheit und Liebden. Es gereiht Mir zur großen Genugthuung und Freude, die vor- stehende fo huldreihe Allerhöchste Ordre zur Kenntniß der Ritter des Johanniter-Ordens bringen zu können. Berlin, den 2. April 1878. Der Herrenmeister Carl Prinz von Preußen.
— Gemäß §. 33 des Geseßes, betreffend die Untersuchung von Seeunfällen, vom 27. Juli 1877, nah welchem die Ge- schäftsordnung bei dem Ober-Seeamt vom Bundes- rath festzustellen ist, hat der Reichskanzler dem Bundes- rath den Entwurf dieser Geschäftsordnung nebst Begründung zur Beschlußnahme vorgelegt.
— Der Bundesrath, sowie der Ausschuß. desselben für Sustizwesen hielten heute Sitzungen.
— Jm weiteren Verlaufe der gestrigen (27.) Sißung des Reichstages wurde die erste Berathung des Anleihe- geseßes (15120000 für den Bau von Eisen- bahnen in Lothringen) fortgeseßt. Die Abgg. Dr. Ham- macher, Berger, North und von Knapp wiesen im Gegen- Jaß zu dem Abg. Gerber na, daß diese Eisenbahnen nicht nur den politishen und militärishen Jnteressen des Reiches, Jondern au hauptsählich den wirthschaftlihen und lokalen
teressen Elsaß-Lothringens dienten. Die Vorlage wurde der dgetkommission überwiesen. hne Debatte genehmigte das Haus in erster und zweiter Berathung den Gesebentwurf, betreffend die Beglaubigung öffentlicher Urbunden.
Das Haus erledigte dann eine Reihe von Titeln (im Ganzen 121) des Extraordinariums des Militäretats. ZJnsgesammt werden zu einmaligen Ausgaben 17 561 249 M gefordert. Die Budgetkommission beantragte an 14 Punkten Streichung im Betrage von zusammen 3 523 015 Á; außer- dem wurde an zwei Stellen eine Herabminderung der Forde- rungen um zusammen 199 500 46 vorgeshlagen. Das Haus ging ohne erhebliche Debatte auf alle diese Anträge der
udgetkommission ein. — Bei dem Titel: 300000 M als erste Rate für Kasernements in Mainz wies der Abg. Dr. Schröder (Friedberg) auf die H a Kasernementsverhält- nisse in Mainz hin, welche den Gesundheitszustand der Stadt erheblih s{hädigten, indem sie den Ausbruch von Epidemien günstigen und dann nah der erfolgten Dislozirung der
betroffenen Truppentheile in die benachbarten Landgemeinden angeblich die Jnfizirung der leßteren verursachten. fragte, ob die Regierung diesen Verhältnissen genügende Aufmerk- samkeit schenke. :
Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Kriegs-Minister von Kameke, erwiderte, daß die Militärverwaltung bestrebt sei, die Einquartierungslast den Bürgern möglichst abzunehmen, wie das au aus dem im vorigen t artt vorgelegten Kaser- nirungsplan hervorgehe. Was die Dislokation der Truppen bei Epidemien von Mainz nach den Landgemeinden angehe, so habe man in derartigen Fällen überall zu gleihen Maß- nahmen gegriffen, es sei aber nirgends eine nachtheilige Folge hervorgetreten.
Bei den Forderungen für den Bau von Arrest- häusern in Posen, Rastatt und Spandau bemerkte der Abg. von Schalscha, daß dieselben viel zu hoh seien, in Festungen sei doch der Baugrund billiger, also lasse sich ein Grund für die Höhe der Summe nicht finden.
Der Kommissar des Bundesraths, Major Funck, bemerkte dem gegenüber, daß die Baupläße in Festungen nicht billiger, sondern theurer seien, als in anderen Städten, außerdem handle es sich nit blos um Arrest äle, sondern auch um Gerichtslokalien und Verhörzimmer.
Bei dem Titel: Neubau von Kasernen in Rosto erhob der Lg Demmler dagegen Einspruch, daß die Gelder für E auten ohne Pläne und Kostenanschläge bewilligt würden.
Damit war das Extraordinarium des Militäretats er- ledigt.
Der Rest der Sißung wurde mit Wahlprüfungen ausgefüllt. Die Wahl des Abg. Karsten wurde beanstandet, die Wahlen der Abgg. Gleim und Fseisfer wurden für gültig, die Wahl des Abg. von Nathusius-Ludom aber wurde für un- gültig erklärt. (Schluß 4} Uhr.)
— In der heutigen (28.) Sizung des Reichs- taacs, welcher der Präsident des Reichskanzler-Amts, Staats- Minister Hofmann und mehrere andere Bevollmächtigte zum Bundesrath beiwohnten, seßte das Haus die Berathung der Petitionen, betreffend die Verseßung der Städte Hirsch- berg i./Schl., Camen, Emmerich und Neufahrwasser in eine L ere Servisklasse, fort. Der Referent der Petitions- ommission, Aba. Graf von Frankenberg, befürwortete den Antrag, welcher lautet : :
„Der Reichstag wolle beschließen: die Petitionen: des Magi- strats zu Hirschberg i. Schl., betreffend die Ausführung der Be- stimmungen des 8. 3 des Quartierleistungsgefeßes vom 25. Juni 1868 um Verseßung der Stadt Hirschberg in die 11. Servis- lasse, des Magistrats zu Camen, betreffend die Verseßung der Stadt Camen aus der V. in die III. Servisklasse, des Revisions- Inspektors Schocller und Genossen zu Emmerich, betreffend die Verseßung der Stadt Emmerich in die IIl, Servisklasse; des Oberlootsen Sehring und Genoffen zu Neufahrwasfer, betreffend die Verseßung von Neufahrwasser in die Servisklasse von Danzig und demnächstige Gewährung des Wohnungsgeldzus{u}ses für Danzig, dem Reichskanzler zur Kenntnißnahme und Erwägung bei Erlaß der nach À 3 des Geseßes vom 25. Juni 1868, betreffend die Quartierleistung für die bewaffnete Macht während des Sriedens- zustandes, vorzunehmenden Revision der Tarif- und Klasseneinthei- lung der mit Einquartierung belegten Orte zu überweisen.“ /
Auf Anregung des Abg. Stephani erklärte der Präsident des RNeichskanzler-Amts Staats-Minister Hofmann, der in dem Antrage der Kommission bexegte Geseßentwurf werde dem Reichstage noch in dieser Session vorgelegt werden. Fn Folge dessen wurde die weitere Berathung dieses Gegenstandes von der Tagesordnung abgeseßt. : e —
Es folgte der mündliche Bericht der Petitionskommission über die auf die Reform der Branntweinsteuer-Geseß- gebung bezügliche Petition. Es A hierzu das Wort die Abgg. Grumbrecht, Uhden, von Kardorff und Richter (Hagen). Der folgende Kommissionsantrag :
„Der Reichstag wolle beschließen: Die Petition des Haupt- vorstandes des Preußishen Brennereiverwalter - Vereins zu Laskowiß, dahin gehend: die bei der bevorstehenden Reform der Branntweinsteuer-Gesegebung in Aussicht genommene Fabxriksteuer nicht zu genehmigen, sondern die Raumsteuer beizubehalten und solche unter Anbringung eines Maischmessers in so präzise Formen zu bringen, daß jeglihe Ausschreitung bezw. Uebertretung unmög- lich wird, dem Reichskanzler zur Erwägung und eventuellen Berü- sichtigung zu überweisen; “
wurde mit dem Abänderungsantrage des Abg. Grumbreht :
„Der Reichstag wolle beschließen: Statt der Schlußworte des Antrages der Kommission „zur Erwägung u. st. w.“ zu sagen: „zur Kenntnißnahme zu überweisen“, eventuell die Worte „und eventueller Berücksichtigung“ zu streichen ;“
angenommen. : :
Es folgte der Antrag des Abg. Kiepert, betreffend die urüdckgabe der Branntweinsteuer für allen zu gewerblichen weden benußten Alkohol und die Denaturirung desselben
nah Maßgabe der technishen Benußung. Beim Schlusse des Blattes hatte der Antragsteller das Wort.
— Das Königliche Lan des-Oekonomie-Kollegium hat in seiner vorgestrigen Plenarsitzung im Dienstgebäude des landwirthschaftlihen Ministeriums den ihm vorgelegten Ent- wurf eines neuen Regulativs für das Kollegium, welcher von der Kommission zur Abänderung der gegenwärtigen Or- ganisation behufs einer organischen Verbindungdes Kollegiums mit dem deutschen Landwirthschaftsrath ausgearbeitet wor- den, genehmigt und dem Staats-Minister Dr. Friedenthal mit der Bitte eingereiht, den Entwurf Sr. Majestät dem Könige zur Allerhöchsten Genehmigung zuzustellen.
— Jm Sinne des preußischen Vereinsgeseßes ist, nah einem Erkenntniß des Ober-Tribunals, vom 20. März d. J., ein Verein schon dann als ein politischer zu er- achten, wenn die auf die Tagesordnungen der Vereinsver- sammlungen geseßten Gegenstände politische sind, selbst wenn sie in Wirklichkeit von den Rednern in ganz unpolitischer Weise erörtert werden.
_ — Als Aerzte haben {si{ch niedergelassen die Herren : Arzt Reeker in Damgarten, Dr. Lemcke in Grimmen, Dr. Engel in Schmidtsdorf bei Friedland, Stabsarzt Dr. Einhaus in Stade, Dr. Peine in Drochtersen, Dr. Schroeder in Cöln, Dr, Weber in Euskirchen, Dr. Nohl in Gummersbach.
Königsberg, 2. April. Der Erste Provinzial- Landtag der Provinz Ostpreußen wurde heute dur den Königlichen Kommissarius, Wirklichen Geheimen Rat von Horn, mit folgender Rede eröffnet:
Hohgeehrte Herren !
Nachdem mit dem gestrigen Tage die Theilung der Provinz Preußen in Vollzug getreten ist, durfte der Zusammentritt des ersten fee nzial-Landtags ‘der Provinz Ostpreußen keinen Aufschub er-
eiden. :
Indem ich Sie hiernach, meine hobgeehrten Herren, zum ersten Male als die Vertreter dieser neuen Provinz willkommen heiße, gebe ih gerne der Zuversiht Ausdruck, daß, wie Sie in den leßt- verflossenen Jahren in Gemeinschaft mit den Vertretern Westpreußens voll Ernst und Eifer bemüht gewesen sind, die Grundlagen der pro- vinziellen Selbstverwaltung für den größeren Bereich der früheren ungetheilten Provinz zu hafen, so es Jhnen auch gelingen werde, diese Verwaltung innerhalb der enger gezogenen Grenzen des nun- mehrigen Provinzialverbandes von Ostpreußen in ersprießlicher Weise weiter zu entwickeln und das neue Gemeinwesen gesteigerter Blüthe und Kraft entgegenführen zu helfen. E
Vor Allem wird die Organisation der provinziellen Verwaltung Sie beschäftigen. Sie werden über die Einrichtung und Zusammen- sepung der neuen Organe, insbesondere des Provinzialaus\{usses über die Zuordnung oberer Beamten zu der mit der Wahrnehmung der laufenden Geschäfte der kommunalen Provinzialverwaltung ge- seßlih betrauten Behörde, dem Landes-Direktor, zu beschließen haben. Es liegt Ihnen die Wahl des Vorsitzenden des Provinzialaus\chufses, der Mitglieder desselben und des Laudes-Direktors ob.
Ihre besondere Fürsorge werden Sie der Feststellung des Haupt- etats der Verwaltung des neuen Provinzialverbandes, sowie der Spe- zialetats der einzelnen Anstalten zuwenden.
Die Verwaltung derjenigen provinziellen Institute, welche in Folge des zwischen den Vertretern Ostpreußens und Westpreußens unter dem 13. Juni v. J. abgeshlossenen Uebereinkommens auf die Provinz Ofipreußen ALITIOIIR I find, und die sonstigen Verwal- tungszweige sind durch die seit dem Inkrafttreten der Provinzial- Ordnung vom 29. Juni 1875 in der geseßlichen Form für die frü- here Provinz Preußen erlassenen Reglements und generellen Bestim- mungen im Wesentlichen in zufriedenstellender Weise geordnet. In dieser Beziehung handelt es si also vor Allem nur darum, das fernere Jnkraftbleiben dieser Normen außer Zweifel zu stellen, gleich- zeitig aber auch der weiteren Ausgestaltung und Vervollkommnung der bezüglichen Einrihtungen die thnlichste Fürsorge zuzuwenden, in welcher Hinsicht ih insbesondere auf das dringende Bedürfniß einer entsprehenden Erweiterung der Taubstummenschule zu Brauns- berg hinzuweisen, mir nit versagen kann.
Nachdem inzwischen das von dem Provinzial-Landtage der früheren
Provinz Preußen beschlossene Reglement über die Verwaltung des rovinzial-Hülfékafsenfonds die staatliche Genehmigung erhalten hat, ommt es darauf an, die erforderlichen Anordnungen zur Ausführung der hierüber in dem Uebereinkommen zwischen Ostpreußen und West- preußen vom 13. Juni v. I. enthaltenen Bestimmungen zu treffen, insbesondere die zur Einlösung der gekündigten Provinzial-Hülfs- kassen-Obligationen nöthigen Geldmittel verfügbar zu machen. Diese Frage, sowie die Beschlußfassung über ein Regulativ zur Emission neuer Obligationen und über ein Statut in Betreff der Vollziehung der den Provinzial - Hülfskassen- und den Meliorationsfonds be- i gina Urkunden werden Ihre Thätigkeit ebenfalls in Anspruch nehmen.
Von hervorragender Wichtigkeit sind die Vorlagen, welche Jhnen dcr Provinzialauss{chuß in Selliao der Fortführung der Chaufssee- Neubauten und der Neubewilligung von Prämieu zu Chausseen, sowie wegen entsprehender Maßnahmen zur Tilgung der noch bestehenden Verbindlichkeiten zur Zahlung rückständiger, auf Grund des Regulativs vom 1. Juli 1854 den Kreisen bewilligter Chaufseebau-Prämien und zur Abführung des Restes der den Regierungsbezirken Königsberg und Gumbinnen bewilligten sogenannten Nothstandsdarlehne von 300 000 und bezw. 600 009 Æ machen wird.
Staatlicher Seits werden Ihnen, meine Herren, Vorlagen in Betreff des Wappens der neuen Provinz Ostpr-ußen und der von den Provinzial-Kommunalbehörden zu gcbrauchenden Siegel, sowie wegen Begutachtung gewisser Punkte, welche auf die nach dem Ge- seße vom 21. Mai 1861 nunmehr zu bewirkende Revision der Ge- bäudesteuerveranlagung Bezug haben, zugehen.
Mit dem innigen Wunsche für glücklihe Ergebnisse Ihrer bevor- stehenden Berathungen erkläre ih im Allerhöbsten Auftrage den ersten Provinzial-Landtag der Provinz Ostpreußen für eröffnet.
Oesterreich-Ungarn. Wien, 2. April. (W. T. B.) Die „Polit. Korresp.“ enthält folgende Meldungen: Aus Konstantinopel: És werden neuerdings Bewegungen der Russen gegen Gallipoli s\ignalisirt. Es cirkulirt hier das Gerücht, daß die Auslieferung der türkischen Gefan- genen auf unbestimmte Zeit verschoben sei. Die Türken befestigen inzwischen Bujukdere. Jn San Stefano treffen täglich russishe Dampfer mit großen Proviantladungen ein. — Von der serbish-bulgarishen Grenze: Alle nördlih des Balkans stehenden russishen Truppen werden näher an die Donau gezogen und von denselben neue Be- festigungen angelegt, während die alten verstärkt werden. Jn Sofia sind zahlreiche russishe Truppenabtheilungen kon- zentrirt. Auch südlih des Balkans rücken die Russen in enge Konzentrirungen ein, auch hier werden die wichtigsten Poi: tionen befestigt.
— 3. April. (W. T. B.) Die hervorragenden Morgen- blätter besprechen das Rundschreiben Salisbury's günstig und äußern zumeist die Ueberzeugung, daß nur die Nachgiebigkeit Nußlands den Ausbruch des Krieges mit Eng- land verhindern könne.
Großbritannien und Jrland. London, 2. April. (W. T. B.) Jn der heutigen Unterhaussi ung kündigte Gladstone an, daß er am „nächsten Donnerstag die An- frage an die Regierung rihten werde, ob dieselbe beab- sihtige, in einer an das St. Petersburger Kabinet betreffs des Kongresses zu rihtenden Mittheilung sich das Recht vorzubehalten, vom Kongresse zurüzutreten, falls auf dem- selben Fragen aufgeworfen werden sollten, die England be- anstande. — Die amtliche „Gazette“ veröffentlicht eine Königliche Verordnung, dur welche die Reserven ange- wiesen werden, sich an den von dem Kriegs-Minister bezeichneten Orten vor dem 19. April einzufinden. Ferner publizirt das amtliche Blatt die Ernennung des seitherigen Botschafts- Sekretärs Focelyn in Konstantinopel zum Geschäfts - träger bei den Großherzoglihen Höfen von Darmstadt und Karlsruhe. — Dem Vernehmen nah wird der Vize- Präsident des Comités des Geheimen Raths für Erziehungs- angelegenheiten, Viscount San don, zum Präsidenten des Handelsamts ernannt werden, an Stelle Adderley's, welcher in den Pairsstand erhoben werden würde.
— 3. April. (W. T. B.) Dem „Standard“ zufolge is die Regierung beschlossen, den Herzog von Edin-
urgh unverzüglih von seinem Kommando in dem Mittel- ländishen Meere abzuberufen. Die Kanalflotte werde wahrscheinlih demnächst nah dem Piräus gehen. — Der Erzbischof von Canterbury hat im Hinblick auf die gegenwärtige ernste Krisis besondere Gebete um Erhaltung des Friedens angeordnet.
— (W. T. B.) Die „Times“ weist darauf hin, daß Oesterreich und England einig seien in ihrer Ansicht über den russish-türkishen Friedensvertrag und über die Mittel, wodurch der Vertrag ohne Krieg mit den gerechten Forderungen der anderen Mächte in Einklang gebraht werden könne. ie öffentlihe Meinung Europas fei mit ihnen. Wenn beide Staaten fest und loyal zusammenhandelten, dür fte
Rußland bewogen werden, seine offenbar unhaltbare Stellung aufzugeben. ;
Der Korrespondent der „Times“ meldet aus San Ste- fano, den 2. d. M., über eine Unterredung mit dem Großfürsten Nikolaus: Derselbe habe erklärt, die Grenze von Bulgarien könnte geändert werden, damit die Jnter- essen anderer Mächte nicht litten. Rußland würde aber die Grenzbestimmung nicht ändern, um Griechenland zu ver- größern. Rußland wolle weder Konstantinopel nehmen, noch die Türken aus Europa vertreiben oder den statas quo in den Dardanellen oder in dem Bosporus ändern. Wenn die englische Flotte absegele, so würde die Einschiffung der Russen sofort beginnen. Momentan sei es indessen unmöglich, die Transportschiffe der Gnade der englischen Flotte preiszugeben und die gegenwärtigen Stellungen auf- zugeben. Rußland hoffe, seine Friedensneigung und die Ver- nunft der Engländer würden einen Krieg abwenden.
Der „Standard“ bringt folgendes sensationelle Tele- gramm aus Konstantinopel von gestern: Da die Russen fürhten, die Türkei werde im Falle eines englisch-russishen Krieges Neutralität behaupten, hat der russishe Dragoman Onou die Näumung der Forts an beiden Ufern des obe- ren Bosporus, die Uebergabe von Gallipoli, Boulair, Maschlak und Makriköi, sowie die Ueberlassung mehrerer Ka- sernen und Hospitäler verlangt. Der Großfürst Nikolaus betreibt diese Forderungen, welche als ein Ultimatum ange- sehen werden; der Sultan und Vefik Pascha sind gegen die Bewilligung der Forderungen.
(Fr. C.)
Frankreich. Paris, 1. April. Die Kam- mern dürsten morgen Abend ihre Ferien antreten. Von den Deputirtenwahlen werden 43 noch unerledigt blei- ben. Von denselben sind 27 spruchreif, 7 an den Enquete- Aus\{huß verwiesen und 9 von den Abtheilungen noch nit durhberathen. — Am nächsten Sonntag, den 7. April, wer- den 14 Wahlbezirke zum Ersaß für ungültig erklärte Wahlen schreiten. Von den 14 von der Kammer zurückgewiesenen Deputirten treten 13 wieder als Kandidaten auf. Von ihnen sind 8 Bonapartisten, 5 Legitimisten. :
9, April, (W. T. B) Das „Journal officiel“ veröffentliht die Ernennung des Generals Philippi zum Plabßkommandanten von Paris an Stelle des Generals Geslin, der einen anderen Posten erhalten hat. Die Ent- s{hließung wird motivirt durch einen Tagesbefehl des Ge- nerals Geslin, der don den gestrigen Journalen reproduzirt wurde, und über den die Linke Erklärungen vom Kriegs- Minister verlangte, da die in jencm Tagesbefehl gebrauchten Aeußerungen als beleidigend für die Pariser Wähler be- trachtet werden.
Versailles, 2. April. (W. T. B.) Jn der heutigen Sigung des Senats führte Lafond de Saint-Mur aus, daß er angesichts der Verwickelungen in der auswärtigen Lage die Pflicht zu haben glauve, die Aufmerksamkeit der Regie- rung auf die Lage der türkishen Staatsgläubiger zu lenken. Er ersuche daher die Regierung dem Senate mitzu- theilen, welche Stellung sie zu dieser Frage zu nehmen beab- sichtige. Der Minister des Auswärtigen, Waddington, erwider.e, angesichts der drohenden Ereignisse im Orient sei es un- möglich, eine präzise Antwort zu geben: er könne nur erklären, daß, wenn der Kongreß zu Stande komme, und wenn sih Frank: reih im Einverständniß mit den übrigen an dieser Frage interessirten Mächten befinde, dieselbe vielleiht eine derjenigen sein würde, welche dem Kongreß unterbreitet werden könnten. Lafond de Saint-Mur erklärte, er nehme Aft von der Erklä- rung des Ministers. — Jm weiteren Verlaufe der Sißung nahm der Senat den Geseßentwurf, betreffend die Herab- seßung der Posttarife für Briefe und Zeitungen im internen Verkehr, an und vertagte sih sodann bis zum 29. April.
Die Deputirtenkammer hat heute den Geseßentwurf über den Belagerungszustand mit dcn vom Senate be- schlossenen Modifikationen angenommen. Der Finanz- Minister Léon Say legte das Budget füc das Jahr 1879 vor. Nach demselben betragen die Einnahmen 2714 Millionen, die Ausgaben 2713 Millionen. Die Ausgaben für die Armee sind auf 14 Millionen mehr, die für die Marine auf 3 Millionen mehr als in dem Budget für das Jahr 1878 veranschlagt. Jn das Budget für das Jahr 1879 ist ein Kredit von 248 Millionen für die Ausführung der von dem Arbeits-Minister Freycinet projektirten öffentlichen Ar- beiten eingestellt.
Italien. Rom, 3. April. (W. T. B.) Minghetti, Sella, Maurogonato und Corbetta sind aus der Budgetkommission der Kammer ausgetreten, weil sie der Ansicht sind, daß die Rechte durch nur vier Mitglieder bei der aus 30 Mitgliedern bestehenden Budgetkommission nicht genügend vertreten sei.
Nußland und Polen. St.Petersburg, 2. April. (W. T. B.) Gegenüber der Meldung Wiener Blätter, daß die Mission des Generals Jgnatieff in Wien gescheitert sei, hebt die „Agence Russe“ hervor, daß der General gar feine Vollmacht gehabt habe, um ein Abkommen zu treffen. Er sei nur beauftragt gewesen, hinsichtlih des Friedensvertrags von San Stefano freundschaftlihe Erklärungen abzugeben und Erklärungen entgegenzunehmen. Bei einer solhen Mission könne von einem Scheitern wohl nit die Rede sein.
Das „Journal de St. Pétersboucg“ bespricht die Erklärungen des Schatkanzlers Northcote in der Sißung des englischen Unterhauses vom 29. v. M. und bezweifelt, daß von Seiten des englishen Kabinets Alles gethan worden sei, um die entstandenen Schwierig- keiten zu beseitigen. Was die Erklärung Northcote's an- lange, daß England erwägen müsse, ob es seine Jnteressen mittelst eines Kongresses oder auf andere Weise wahren solle, so ane es sih, ob die Ernennung des Marquis von Salisbury zum Minister der Auswärtigen Angelegenheiten die Absicht
ea die Verhandlungen über den ames wieder aufzu-
nehmen, oder ob sie nur ein neues Mittel sei, um die Wach- samkeit der öffentlihen Meinung und der Mächte einzuschlä- fern. Jn beiden Fällen wisse Rußland, was es zu ted habe. Da die Schwierigkeiten, welche dem Kongresse erwachsen seien, nicht durch Rußland herbeigeführt wären, so habe Rußland sie au nicht hinwegzuräumen. E
Gegenüber der Mittheilung der Wiener „Montags- revue”, man glaube, daß General Jgnatieff seiner Re- gierung empfehlen werde, den Zusammentritt des Kongresses thunlichst zu fördern, bemerkt das „Fournal de St. Péters- bourg“, die rus sishe Regierung könne nihts mehr thun, als sie shon gethan habe, um den Zusammentritt des Kon- gresses zu erleichtern, da ihre Ueberredungskraft an dem Punkte aufhöre, wo die Sorge um ihre Würde beginne.
__—(W. T. B.) Der General Fgnatieff 1st heute Abend mit der Warschauer Bahn hier eingetroffen. — Der Erz- bishof Khorene Harbey is als Delegirter der arme- nischen Gemeinden hier eingetrofsffn und hat dem Fürsten Gortschakoff eine auf Grundlage des Artikel 16 des FFriez densvertrages von San Stefano verfaßte Denkschrift über die für Armenien erforderlihen Reformen überreicht. Fürst Gortschakoff versprah, die Wünsche der Armenier in Ben O zu ziehen. Der Fürst stattete dem Erzbischof einen
esu ab.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 30. März. (H. C.) Der König Oskar wird sih einige Tage vor Ostern nah Heidelberg begeben, um das Fest bei der Königin zu verbringen. Zu Ende April wird der König hier wieder zurückerwartet.
Amerika. Washington, 2. April. (W. T. B.) Der Schaßsekretär Sherman sprach in der heutigen Sißung der Finanzkommission abermals seine zuversichtliche Ueber- zeugung aus, daß er am 1. Januar 1879 die Baarzahlun- gen werde wieder aufnehmen können.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Das Beiheft zum „Matine-Verordnungs-Blatt“, Nr. 22, hat folgenden Inhalt: Ueber Schleppen von Schiffen im Geschwader. Der maritime Theil des Krieges der Triple-Allianz gegen den Präsidenten und Diktator der Republik von Paraguay, Lopez. (Fortseßung.) Zusammenstellung der Erfahrungen im Ver- wundetentransport bei dem Uebungsgeshwader 1876 und 1877. Zur Theorie der Geshoßbewezung. Aufzeichnungen über die gegenwärtige Organisation und Verwaltung der französischen Marine.
— Im Verlage von Justus Perthes in Gotha sind die Karten der Europäischen und der Asiatishen Türkei (Stielers Hand-Atlas Nr. 56 und 55, Maßstab von 1:259000, von A. Petermann) mit den nach dem Frieden von San Stefano berih- tigten Grenzen erschienen. Dieselbe Verlagshandlung bat noch eine kleinere, von A. Petermann entworfene Karte. der Balkan- Halbinsel (1: 60) 000) herausgegeben, in welcher die Grenzen nach den Bestimmungen des genannten Friedensvertrags angegeben sind.
Gewerbe und Handel.
Na amtlichen Nachrichten aus Konstantinopel erstreckt si das für Bosnien erlassene Verbot der Ausfuhr von Cerealien nicht auf Hafer, dagegen ist die Ausfuhr von Cerealien aus der Stadt Gumludjina bis auf Weiteres verboten.
, — Vom Berliner Pfandbrie, - Institut sind bis End: März 1878 37 194 300 Æ 4Xprozentige und 8451 300 M 9prozen- tige, zusammen 45 645 600 (A Pfandbriefe ausgegeben worden, wovon noch 36 505 500 Æ 44 prozentige und 7 834 500 M 5 prozentige, zusammen 44 340 000 M Pfandbriefe perzinslih sind. Es sind zugesichert, aber noch niht abgehoben 3-219 000 M, in der Feststellung begriffen 9 Darlehnsgesuche auf Grundstücke, zum Feuerversicherungéwerthe von 832575 Æ; im Laufe des Monats März cr. angemeldet 11 Grundftücke mit einem Feuerversicherungswerthe von 2 128 750 M
— Ein Preisaus\chreiben über einen vollkommenen Ge- ruchver\ch{chluß zur Abhaltüiñg der Ausdünstungen von Kanal- und Wasseranlagen (Röhrensystem), Klosets und Küchenausgüssen hat „NRombergs Zeitschrift für praktishe Baukunst“ (Berlin 8W., Neuen- burgerstraße 31) veranstaltet. Erïter Pceis 100 4, zweiter Preis 50 M Reichswährung. Jury: Redaktion von „Romberzs Zeitschrift für praktishe Baukunst“ mit Zuziehunz bewährter Fachmänner. Einlieferungêtermin: 1. Juni 1878 \pêtestens.
— Nach dem Geschäftsbericht des Aktien-Bauvereins „Unter den Linden“ haben die Miethseinnahmen in 1877 einen Rückgang um 3820 M erlitten. Der Miethsübers{uß wurde durch Renovationskosten u. \. w. fast gänzli absorbirt. Der Gewinn- übershuß für 1877 beträgt nur 363 4, während- der im Jahre 1876 erzielte sich_ auf 15 832 M bezifferte. Der Hypotbekenstand war im Jahre 1877 keiner Aenderung unterworfen. Die Hypotheken figuriren in der Bilanz mit 3 240 000 4
— Im Monat März cr. wurden bei der Allgemeinen Un- fall-Versicherungs-Bank in Leipzig 11 Todesfälle, 1 Unfall der dem Betreffenden Lebensgefahr bereitete, 9 Unfälle, die ihrer Natur nach eine gänzliche oder theilweise Fnvalidität der Verleßzten erwarten lassen, und 585 Unfälle, aus welchen sich für die Verleßten uur eine vorübergehende Erwerbsunfähigfkeit prognostiziren läßt: zu- sammen 606 Unfälle, angemeldet. Von den 11 Todesfällen ereigneten fih 4 beim Eifenbahnbau, 2 in Steinkohlenwmerken und je einer in einer Eisensteingrube, einer Dampfmahlmühle, einer Gold- und Silberscheideanstalt, einem Eisenhüttenwerk und auf dem Rangir- geleise eines Hohofznwerkes.
— Nach dem Geschäftsberiht der Main-Neckarbahn über das Betriebsjahr 1876 betrugen die Gesammteinnahmen dieser Bahn 5224546 MÆ, die Auétgaben 3117754 # und der Ueberschuß 2106 791 6 Von leßterem wurden 175 448 ( auf die Rechnung des Jahres 1877 übertragen, so daß die zur Vertheilung an die Staatsregierung kommenden Reineinkünfte fich auf 1931 343 M be- laufen. Diese Summe repräsentirt eine Verzinsung des zu Ende des Jahres 1876 21 422048 4 betragenden Baukapitals mit 9,01 % gegen 8,67 %/9 in 1875. Die Betriebs8ausgaben betrugen 59,68 %/9 der Brutto-Cinnahmen. Von dea Ausgaben entfallen aur die Central- verwaltung 158211 Æ, die Bahnverwaltung 8858717 A und die Transportverwaltung 1 916 458 M
London, 2. April. (W. T. B.) Bei der gestrigen Woll - auktion waren fehlerhafte australische Wollen {wäer.
Verkehrs-Anstalten.
Zur Ausführung des Baues einer Sekundärbahn Malchin-Waren hat sih, wie die „B. Börs. Ztg.“ meldet, die Mecklenburgische Friedrih-Franz-Bahn gegen Zahlung von 65000 Thlr. pro Meile bereit erklärt Die Vorarbeiten werden zur Zeit von Beamten der Bahn ausgeführt. Zu dem Bau wird eine Landeshülfe von 50 000 Thlr, pro Meile gewährt; es bleiben demnach noch 15 000 Thlr. pro Meile, für die ganze Strecke ca. 60 000 Thlr. zu decken. Davon übernimmt die Stadt Waren 40 000 Thlr., Malcin 10 000 Thlr., den Rest hofft man dadur zu decken, daß Adjacenten Terrain unentgeltlih hergeben.
Southampton, 2. April. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Loyd „Weser“ ist hier eingetroffen.
Liverpool, 2. April. (W. T. B.) Der Dampfer „Gng- land“ von der National-Dampf\chiffs -Compagnie (C. Messingsche Linie) ift hier eingetroffen.
New-York, 2. April. (W. T. B.) Der Dampfer „Jtal y“ von der National-Dampfschiffs-Compagnie (C. Messingsche Linie) ift hier eingetroffen.
Berlin, 3. April 1878.
Königlich Preußische Lotterie. (Ohne Gewähr.)
Bei der heute angefangenen Piezung der ersten Klasse 158. Königlich Preußischer Klassenlotterie fielen :
1 Gewinn à 15 000 6 auf Nr. 33 966.
2 Gewinne à 9000 6 auf Nr. 38 647. 66 779.
2 Gewinne à 3600 6 auf Nr. 41 645. 45 466.
2 Gewinne à 1500 6 auf Nr. 28 533. 72 311.
3 Gewinne à 300 M auf Nr. 27 027. 34 184. 63 276,
Der - Berliner L T P he A da hielt am Diznstag Mittag in Anwesenheit Ihrer Majestät der Kaiserin- Königin und Ihrer Königlichen Hoheit der Großherzogin von Ba- den im Saale des Justiz-Ministeriums seine diesjährige General-
versammlung ab. Dem von dem Regierungs-Rath Haß erstatteten Jahresberichte entnehmen wir Folg ndes; Gleihwie im Zahre 1876 hat der Verein auch im Jahre 1877 drei Institute in eigener Ver- waltung gehabt: das eo Posrrtal, die Ausbildungsanstalt für Kranke. pflegerinnen, sowie die Voliklinik. Das Auáüsta-Hospital, in welchem 1876 911 Kranke mit 33 902 Verpflegungstagen ufnahme fanden, hat für das Jahr 1877 eine Krankenzabl von 1059 mit 37 552 Verpflegungstagen auf;uweisen. Was die Heilpflege in den einzelnen Abtheilungen des Hospitals betrifft, {s belief si die Krankenzahl auf der chirurgischen Abtheilung zu Anfang des Jahres auf 40, hierzu kamen 491, so daß hier die Ge- sammtzahl 531 beträgt gegen 454 im Vorjahre. Was die Er- folge der Behandlung anlangt, so ist zunähst zu bemerken, daß die Diphtheritis wiederum ein starkes Kontingent zur Krankenzabl geliefert hat; troßdem ist die Mortalität in der chirurgischen Ab- theilung mit jedem Jahr geringer geworden. Auf der Station für innere Krankheiten sind im Laufe des Jahres 519 Patienten behan- delt worden, von denen 95 starben, d. i. 18,3 %/%. Wie immer stellten auch dieêmal die Lungenkrankheiten das Hauptkontingent. Der Verein gedenkt, in näcbster Zeit auf dem Terrain des Hospitals ein Isolirgebäude zu errihten; die Gelomittel hierzu werden von Sr. Majestät dem Kaiser und König und Gönnern des Vereins zur Verfügung gestellt werden. In dem zweiten Vereinsinstitute, dem Krankenpflegerinnen-Asyl, sind im Laufe des Jahres in 2 Kursen 16 Damen ausgebildet worden; 11 von diesen sind nah ihrer Ausbil- dung in der Anstalt verblieben. Die Pflegerinnen haben troß der erhöhten Ansprüche des Hospitals selb auß in der Außen- pflege Verwendung gefunden, und zwar an 1138 Tägen, — In der Polifklinik endli sind im verflossenen Jahre 6500 Patienten behan- delt worden, gegen 5686 im Vorjahre; davon entfallen auf die Sta- tion für äußere Krankheiten 2693 und auf die Station für innere Krankheiten 3810. Die Einnahmen des Vereins betrugen im Jahre 1877 60 832 M 21 S, die Ausgaben 60 832 1 25 4; das Vermözen beläuft sih auf 225 659 A Hierauf wurde das Resultat der Vor- standswahl proklamirt, demzufolge die ausscheidenden Mitglieder wiedergewählt sind. Hiermit hatte die Generalversammlung ihren Schluß erreiht, und sprach Ihre Majestät die Kaiserin den An- Bs Ihren Dank für die vielseitigen Bemühungen um dei erein aus.
Der unter dem Protektorate Sr. Königlichen Hoheit des Prin- zen Carl fsteheade Verein für Zucht und S chau stellung von Racehunden „Hector* hierselbst hat kfürzlih feinen ersten Jahresbericht veröffentliht. Die Zahl der Mitglieder des Vereins, welcher am 22, November 1876 mit 86 Mitgliedern begründet wurde, betrug am Schlusse des Jahres 1877: 124. Es ergiebt fich alio für das erste Jahr eine Vermehrung um 38 Mitglieder. Die Ge- sammteinnahme des Vereins betrug rot. 2898 M, die Gesammt- ausgabe rot. 1001 M; es bleibt mithin ein Bestand von rol L997 ot. Dem Jahresberiht ist ein Proto- koll über die am 20. Mâarz cr. unter Vorsiß des Hrn. Direktor Dr. Bodinus stattachabte außerordentlichen Ver- sammlung beigefügt, und ladet der Scriftführer des Vereins zu der nächsten Sitzung ein, welche auf heute, 3. A pril, Abends 75 Uhr, im Restaurant Zennig, Unter den Linden Nr. 13, angeseßt ist. Auf der Tagesordnung stehen, außer der Begrüßung und Auf- nahme neuer Mitglieder, die Vorführung von Racehunden und der Vericht der Ausstelungskommission, sowie die Berathung des Pro- grammes für die Glite-Ausstellung, welhe nah dem in der Ver- sammlung vom 20. März cr. gefaßtea Beschlusse hierselbst in der Yeit vom 8. bis 12. Mai d. J. stattfiuden soll. Zu der heutigen Versammlung werden auch Gäste, von Mitgliedern eingeführt, will- kommen geheißen.
Des fiskalishen Bades Nenndorf allseitig bekannte Heil- erfolge rühren theils von der Vortrefflichkeit seines Heilapparats — stärkste Schwefelquelle Deutschlands, kräftixe Soole und bromreiche Mutterlauge, besonders renommirter Schwefelshlamm, Gasbäder, gute Ziegenmolke — theils von der von Fachautoritäten sehr lobend anerkannten Badetehnik und der gesunden Luft des \{önen Parks, in welchem alle Kuranlagen si befinden, her. Die Gegend ift an- muthig, in der Nähe das Weserthal und das Deistergebirge. Da Nenndorf kein Lurusbad, sondern ein Heilbad ita wahrsten Sinne des Worts ist, fo sind feine Preise mäßiz, durch behördlihe Tare fixirt, sein Badeleben einfach. Die Saison währt vom 15. Mai vis 15, September. Von Berlin aus ist Nenndorf in etwa vier Stunden, von Hannover in einer Stunde zu erreichen.
Die Eskimo8s8, welche zur Zeit in Dresden sid, werden sich auf der Durchreise von Dresden nah Hamburg noch einmal auf einige Tage im hi-:sigen Zoologischen Garten zeigen. Ihr Winterhaus daselbst ift stehen geblieben, und die innere Einrichtung kann nunmehr von den Besuchern des Gartens in Augenschein ge- nommen werden.
Im Residenz - Theater kam gestern das Daudet-Belot'sche
Schauspiel „Fromont junior und Risler senior*“ zur ersten Aufführung. Das Stück ist nah dem dur Veberseßung auch in Deutschland sehr bekannt gewordenen trefflichen, preisgekrönten Ro- man des feuilletonistishen Mitarbeiters am „Journal officiel“, Alphonse Daudet, bearbeitet und kann diese Entstehung nit ver- leugnen. Die Exposition namentli ist sehr unklar und seßt eigent- lich die Bekanntschaft mit dem Roman son voraus. Nachher aber wickelt sih das Ganze sehr wirksam und dramatisch ab, nament- [ich sind die Aktshlüsse höchft effektvoll. Daß das Stück nicht mit demselben entseßlich \chrillen Mißton \chließt, wie der Roman, ist kein Nachtheil, wenn au die Hauptperson, oder richtiger diejenige, die am meisten Theilnahme einflößt, Risler senior, eigentlich sehr verliert. Denn während in dem Roman die teuflishe Rahe Sido- niens an ihm durch den verhängnißvollen Brief seines Bruders ranz gelingt, läßt er si hier, als ganzer Bonhomme, von ter lugen kleinen Blumenmacherin Désirée Delobelle einreden, der Brief sei an sie gerichtet und ihr von Sidonie entwendet worden. Ange- 1ihts der fur{chtbaren Martern, die der arme, recht\{chafffene Risler sen, zu ertragen hat, weiß man es dem Bearbeiter Dank, daß er ihm diese niedershmetternde Entdeckung erspart, obgleich er in dem Augenblick geradezu als Jdiot erscheint. Hatte der Roman weniger seinen spezifisch poetishen Vorzügen als den mit naturalistischem In'tinkt ersaßten und in effektvollen Widerstreit geseßten Kontraften moderner Genußsuht und „altfränkisher“ Rechtschaffenheit soine Wirkung zu verdanken, so gilt dies noch mehr von dem Schauspiel, welches nach den vorgenommenen Aenderungen einen noch _größeren Accent auf den edelmüthigen Sieg der letzteren über die erstere legt und dadur an innerem Werth entschieden gewonnen hat.
Die Darstellung war eine so musterhafte, wie man sie selbst auf dieser, wegen ihrer hôöchst sorgfältigen Inscenirungen fo wohl berufenen Bühne nicht alle Tage sicht: Hr. Sonnen- thal vom Wiener Hofburgtheater gab den Risler senior. Der Künstler hatte zuer\t keine rechte Gelegenheit her- vorzutreten, riß aber in den leidenschaftlißhen Scenen der leßten Akte durch die bewunderungswürdige Wahrheit seines Spiels zu nicht enden wollendem Beifall hin. Die Sidonie gab Frl. von Pistor, welche mit dieser Rolle sehr vortheilhaft debütirte und eine bedeutende Sicherheit und schauspielerishe Routine zeigte, während ihr allerdings jenes fascinirende Element abgeht, welches die Blindheit des großen Kindes Risler erklärlich zu machen geeignet wäre. ör. Claar-Delia, deren Rollenfah die tugecndhaften wig rei a vom Schlage der Claire sonst nicht sind, fand sio mir ihrer Partie recht gut ab. Die Figur des verkannten Genies Delobelle gab Hr. Beckmann in treffliher Maske und mit vorzüglichem
umor. Die Damen Frl. Frauenthal (Désirée Delobelle), Fr. Ernft Mad. Chdèòbe), wie die Herren L'Allemand (Franz Riéler), Patonay (Planus), Haack (Fromont junior) und Keppler (Chèbe) matten \ich um das frishe Ensemble sämmtlich wohlvcrdient,
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