1878 / 98 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 26 Apr 1878 18:00:01 GMT) scan diff

Die Reich gaben über die einer umfassenden Uebersi und Tonnenwesen an der deuts ergiebt der Jnhalt des Werkes von allgemeinem Jnteresse:

I. Ueber die ZaN der Shiffahrtszeichen:

Am Anfange dieses Jahres waren vorhanden an : Leucht- feuern, und zwar 148 Feuer in 138 Thürmen oder sonstigen auf Land errichteten Gebäuden und 29 Feuer auf 20 Shiffen, E ea ETE Nichtungs-, Sighal- und Landerkennungs-Baken . . 177 Kirchen, Thürmen, Windmühlen und ähnlichen Land-

ma E A E iy o e D Tonnen, Wakern, Steudern und ähnlichen

sOwimmenden Setzeiwen .—. . . . » . . « 1889 Pricken, Fusen, Wethen und ähnlichen in den Boden

G E o e oe are A QODO Schiffahrtszeichen überhaupt ca. 5150

Von den 177 im Betriebe befindlichen Leuchtfeuern waren im Jahre 1800 nur 3 vorhanden, nämlich: i

das Leuchtfeuer von Travemünde, welches erstmalig

: im Jahre 1539,

V L Neufahrwasser, 1758 und

Memel, 2 LIDO

igkeit der in dem Werke enthaltenen An- iffahrtszeihen ermöglicht die Gewinnung

dit über das Leuchtfeuer-, Baken-

n Küste. Unter Anderem olgende Gesammtnachweise

Bojen,

angezündet wurde. Vom Jahre 1800 bis zum Anfange des Fahres 1850 E E Gs a 6 rep 00 und von leßterem Zeitpunkte bis zum Anfange dieses e R euchtfeuer neu errichtet worden. ITL. Ueber die T Sen der Schhiffahrts- zeichen. : Von den 177 vorhandenen Leuchtfeuern sind bei einer Augeshöhe von 4,5 Metern, bei klarer Luft, mittlerer Refrak- tion und mittlerem Wasserstande sichtbar : 13 Feuer . über 20 Seemeilen weit, 9, Don 20 bis ZU 15 B 1 "I " 15 I" ," 10 T4 ," " 1 10 M 9 I 1" E ¿„ anter 5 4 L Von den übrigen ca. 4973 Schiffahrtszeichen sind unter den bezeihneten Vorausseßungen sichtbar : A 5 Seezeichen . . . über 15 Seemeilen weit, 0 s von 15 bis zu 10 3 i 90 "i r 10 n 1" 5 "n 1" ca. 4848 i ; unter 5 i

ITI. Ueber die Zahl S Su nach Art und arbe. Von den 177 nächtlich brennenden Feuern erscheinen : 160 als feste ununterbrochen und mit gleich- bleibender Lichtstärke leuhtende Feuer. 17 als veränderliche ununterbrochen oder mit periodish wechselnder Lichtstärke leuhtende Feuer. Von den 160 festen Feuern find: 109 weiß, 30 roth, 9 grün, 19 weiß und roth, 2 weiß und grün. Von den 17 veränderlihen Feuern sind : 5 Drehfeuer, und zwar 4 von weißer Farbe und 1 von weißer und rother Farbe, 5 Blinkfeuer 4 feste Feuer mit Blinken | 3 Funkelfeuer Von Zeit zu Zeit werden vervollständigte neue Ausgaben dieses Werkes erscheinen.

Der Minister des Jnnern und der Finanz-Minister haben durch Reskript vom 5. d. M. bestimmt, daß in Ver - waltungsstreitsachen, wenn der Regiezungs-Präsident im öffentlihen FJnteresse gegen die Entscheidung des Bezirks-Ver- waltungsgerihts Revision eingelegt und die hierauf ergehen de Entscheidung des Ober-Verwaltungsgerihts dem Revisions- fläger die baaren Auslagen des Verfahrens und des ob- siegenden Theils zur Last gelegt hat, diese Kosten auf die Staatskasse zu übernehmen Tab,

__—DerGerichtsexekutor, welcher die Mobiliar-Exekution bei einem Schuldner zu vollstrecken hat, hat nach der Allg. Ger.-O. (88. 67 u. 68, Tit. 24, Th. L.) den Schuldner zu- nächst zur Zahlung aufzufordern und, wenn dieje Aufforde- rung fruchtlos bleibt, zur Vorzeigung seiner Habseligkeiten und Oeffnung seiner Behältnisse aufzufordern. Will der Schuldner diesem Ansinnen keine Folge leisten, so hat der Exekutor nöthigenfalls mit Gewalt die Pfändung vorzuneh- men, aber nur im Beisein von Gerichtspersonen, Ortsvorstän- den, oder zwei unbescholtenen Zeugen. Jn Beziehung auf diese Bestimmung hat das Ober-Tribunal durch Erkennt- niß vom 4. April d. J. ausgesprochen, daß der Exekutor, welcher troß des . Widerspruchs des Schuldners oder ohne dem Schuldner zur Erklärung eines Widerspruchs Zeit zu lassen, ur Auspfändung ohne Hinzuziehung von Zeugen schreitet, fich nicht in der rechtmäßigen Ausübung seines Amtes befin- det. Der Widerstand des Schuldners gegen eine derartige zur Ausführung gelangende Pfändung ist nicht strafbar.

Dér hiesige P Ae Gesandte, Herr Henry A. P. Carter, hat sih gestern Abend auf mehrere Monate mit Urlaub nach seiner Heimath begeben. : i

Während seiner e fungirt der Legations- Sekretär bei der hawaiischen Gesandtschast, Herr F. Williams Damon, als interimistisher Geschäststräger.

Neuß j. L. Gera, 24. April. (Leipz. Ztg.) Der Landtag wurde heute hier im Saale des Fürstlihen Kreis- gerichts eröffnet. Die Abgeordneten waren, mit Ausnahme des Fürsten Reuß-Köstriz, Heinrih IV., welcher, erst jüngst von einer Orientreise zurückgekehrt, ein Entschuldigungs- schreiben eingesandt hatte, sämmtlih erschienen. Der Minister von Beulwit erwähnte in kurzer Ansprache, daß es ur- sprünglich in der Absicht der Regierung gelegen, den Landtag erst dann wieder einzuberufen, wenn sie in der Lage sein würde, in Be- jug auf die Etatsverhältnisse genaue Mittheilungen machen zu önnen. Das sei gegenwärtig nun allerdings nicht der Fall. Der

von weißer Farbe.

Grund der A sei dem Landtage bekannt; er beruhe

auptsählih ‘darin; daß der Gera-Weimarer Bahn die ufnahme eines weiteren- Darlehens von 300 000 M4 be- willigt werde. Die Verpflihtung der Bankhäuser S. Bleich- röder und Jakob Landau in Berlin, ein solches Darlehen zu

.

gewähren, gehe nur bis zum 1. Mai, und müsse die An- gelegenheit daher vor, Ablauf dieses Termins noch geordnet werden. Da di: Regierung nit ohne den Landtag habe vor- gean nossen, so habe die Einberufung desselben si als nöthig erwiesen.

Hamburg, 2. April. (W. T. B.) Die Krankheit des Fürsten Bismarck nimmt, nah Nachrichten aus Friedrichsruhe, ihren normalen Verlauf. Es sind noch starke Schmerzen vorhanden. Von Gefahr is niht die Rede, a wird die Rückehr des Fürsten nah Berlin immerhin verschoben werden müssen.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 25. April. (W. T. B.) Meldungen der „Polit. Korresp.“: Konstantinopel, 25. d. M. Die Erhebung der Muhamedaner und bul- arishen Muhamedaner nimmt in Bulgarien, speziell bei don op e immer größere Dimensionen an. Man schäßt die Zahl der Aufständishen auf 25 000, denen 30 000 Russen gegenüberstehen. Jn Folge einer Uebereinkunft des russischen auptquar iers zu San Stefano mit der Pforte soll eine ommission aus russishen und türkischen Offi- zieren an Ort und Stelle den Ursachen des Aufstandes nachforshen und über die Mittel der Pazifizirung berathen. Athen, 25. d. M.: Die thessalishen Fnsurgenten haben die Einladung der britishén Konsuln Blount und Merlin, die Waffen niederzulegen, abgelehnt, jedoch an die Konsuln die Aufforderung gerichtet, sich nach Kardißa zu begeben, um dort mit einem von den Fnsurgenten zu entsendenden Vertreter Verhandlungen einzuleiten. Fn- zwischen errangen die Jnsurgenten in der Nähe von Kardißa über die Türken einen Erfolg, welchen lehteren sie drei Ka- nonen abnahmen. Von Larissa treffen nunmehr täglich tür- fische Verstärkungstruppen ein. Nah einer Meldung der „Pol. Korr.“ aus Belgrad von heute is General Les chjanin in der vergangenen Nacht von seiner Sendung nah St. Petersburg zurückgekehrt und hat dem Fürsten Milan ein sehr freundliches Handschreiben des Kaisers Alexander überbraht. Jn demselben wird der Tapferkeit der serbishen Truppen volle Anerkennung gezollt, die Berü- sihtigung der Wünsche Serbiens, so weit dics möglich, zu- gesichert und die Zustimmung dazu ausgesprochen, daß der Distrikt Trn Vranja bei Serbien verbleibe.

Schweiz. Bern, 24. April. (N. Zürch. Ztg.) An der am 13. nächsten Monats hier stattfindenden Konferenz, be- treffend den internationalen Eisenbahnfrachtver- kehr, werden sich, wie. im Bundesrathe mitgetheilt wurde, außer der Schweiz: Belgien, das Deutsche Reich, Frankreich, Ftalien, Luxemburg, die Niederlande, Desterreih-Ungarn und Rußland durch Abordnungen vertreten lassen. Der Große Rath genehmigte mit 129 gegen 4 Stimmen den Regierungs- vorshlag, betreffend die zu Gunsten des Unternehmens motivirte Verschiebung der Behandlung der Gott- hardbahnsubvention auf “die neue Amtsperiode. Den „Basl. Nachr.“ wird aus Bellinzona telegraphirt : Am lebten Sonnabend fand in Lugano eine zahlreih be- suchte Versammlung von Notabilitäten statt, welche einstimmig beschloß, der Große Rath solle auf seiner Weigerung, sowohl die alten als hie néten Subsidien zu leisten, beharren ; ferner wurde beschlossen, eine Einladung zur Mitwirkung an die Bezirke Mendrisio und Chiasso und an das ganze Sotto- ceneri zu erlassen und sih einer bezüglichen Petition anzu: schließen; endlich sei ein gemeinschaftlihes Vorgehen Seitens Como und Mailand zur Verhinderung des Luzerner Pro- gramms anzustreben. Die Mitglieder des Großen Rathes aus dem Sottoceneri wurden aufgefordert, in diesem Sinne im Großen Rathe zu wirken.

Großbritannien und Jrland. London, 26. April, (W. T. B.) Der „Times“ wird aus St. Petersburg vom 25. d. M. gemeldet, daß, nahdem England die erste als Kongreßbasis proponirte Formel beanstandet habe, jeßt eine neue Formel ausfindig gemaht worden sei, nah welcher die Mächte die bestehenden Verträge in ihrer Beziehung zu dem Vertrage von San Stefano in Erwägung ziehen sollen. Dem „Standard“ zufolge hat die Regierung 10 000 Uniformen für die Flottenreserve bestellt. Gestern hat in Exeter Hall ein Meeting stattgefunden, in welchem eine Resolution zu Gunstéèn der Bildung einer Freiwilligen - Armee für den aktiven Dienst angenommen wurde.

(E. C.) Oberst John Constantine Stanley (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Kriegs-Minister) ist am 23. d. M. im Alter von 41 Jahren gestorben. Stanley, ein Verwandter der Derbys, war der Präsumptiv-Erbe seines Bru- ders, des Lord Stanley of Alderley.

Frankreich. Paris, 24. April. (Cöln, Ztg.) Am nächsten Montag treten die Kammern wieder zusammen. Jm Senat Men der wichtige Entwurf wegen des Rücckaufs der Eisenbahnen auf der Tagesordnung. „Die Rechte des Senats bemüht sich“, wie die „Corr. Havas“ meldet, „den von der Deputirtenkammer angenommenen Entwurf zum Scheitern zu bringen, und Caillaux und Buffet, die besonders bemüht sind, die Pläne Freycinets zu durhkreuzen, werden in der öffentlihen Berathung als Redner auftreten.“ Die De- putirtenkammer hat noch über 40 Wahlprotokolle zu entscheiden, wovon für 25 Verwerfung, für 15 Bestätigung beantragt ist. Die Kammern werden sch aber noch vor Ende Mai bis zum Herbst vertagen.

Italien. Rom, 25. April. (W. T. B.) Dem „Di- ritto“ zufolge wird die deutsche Negierung bei deu überaus schwierigen Vermittelungsverhandlungen Len England und Rußland von Ftalien auf das Lebhafteste unterstüßt.

20. April. Wie die amtliche Zeitung meldet, er- P der bisherige Präfekt von Palermo, Senator Ma- usardi, die erbetene Verseßung in den Ruhestand bewilligt, und wurde ihm bei dieser Gelegenheit von Sr. Majestät das Groß- offizierskreuz des Ordens des h. Moriz und S verliehen. fa seinem Nachfolger in der Präfektur von Palermo ward der

arlamentsdeputirteClementeCorte ernannt. —Gléichzeitig wurde dem General-Lieutenant Emilio Pallavicini, Marchese di Priola, das Kommando des X. Armee-Corps, mit dem Sitz in Palermo übertragen. Durch ein Königliches Dekret vom heutigen Tage ward der Gemeinderath der Stadt Neapel zum fünften Mal nee siebenzehn Fahren aufgelöst, der Stadt in der Person des Parlaments- deputirten Varé ein Königlicher Kommissar ernannt und die

Präfektur von Neapel dem Senator und früheren Schaß- Minister Bargoni übertragen. Ebenfalls durch Dekret vom heutigen Tage wurde der Senator Gravina zum Prä- fekten von Rom ernannt. Endlich ward der General- Lieutenant di Sonnaz, der erige Kommandant des X. Armee-Corps von Palermo, auf seine Bitte in den Ruhe- stand verseßt.

Türkei. Konstantinopel, 25. April. (W. T. B.) Bei der Einfahrt in den Bosporus ist heute ein türkischer Transportdampfer gestrandet, 95 Personen fanden dabei in den Wellen ihren Tod. Nach den leßten aus Adrianopel hier eingelangten Nachrichten hatten die Russen mit den Aufständishen im Rhodopegebirge Ver- handlungen eingeleitet, die Feindseligkeiten hatten nielaßen. Die gemischte russish-türkische Kommission hatte ebenfalls ihre Thätigkeit zur Pazifizirung der Aufständishen begonnen. Jn Thessalien sind, wie verlautet, die Feindseligkeiten eingestellt worden.

Belgrad, 25. April. (W. T. B.) Sämmtliche t ü r- fishe Gefangene sind heute in Raca den türkishen Kom- missarien übergeben worden, von sämmtlichen in die Hände der Türken gefallenen serbischen Gefangenen sind nur 37 zurückgekehrt. Das amtlihe Blatt veröffentlicht eine Ergebenheitsadresse der angesehensten Einwohner von Nis, Prokoplje, Leskowaß, Pirot und Trn Vranja, worin dieselben dem Fürsten Milan für die Befreiung von der türkischen Herrschaft danken, die An- nexion an Serbien verlangen und si bereit erklären, ihr Hab und Gut für die Befreiung der übrigen Serben und für die Vereinigung der serbischen Nation zu opfern.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 25. April, (W. T.:B.) Jn dem Befinden des Reichskanzlers Fürsten Gortschakoff ist eine wesentliche Besserung eingetreten ; das Fieber hat denselben vollständig verlassen, es ist nur noh einige Schwäche-vorhanden. Der „Agence russe“ zu- folge werden die Verhandlungen der Kabinete ver- traulih und in freundschaftliher Weise unter der Vermitte- lung Deutschlands fortgeseßt. Um den Erfolg des Kongresses zu sichern, werde demselben ein Fdcenaustaush der Kabinete über die prinzipalen Fragen vorausgehen, während die Vor- fonferenz über die Formalitäten des Kongresses zu bestimmen und die Einladungsformel zu entwerfen haben werde. Eng- land verlange mehr, als die bloße Anerkennung des euro- päischen Charakters der durch die Ereignisse im Orient ge- \chaffenen Fragen, denn das Promemoria des Fürsten Gort- \chakoff sei eine absolute, öffentlihe und offizielle Konstatirung dieser Anerkennung gewesen.

26. April. (W. T. B.) Das „Journal de St. Pétersbourg“ giebt sih der Hoffnung hin, daß die Mit- theilungen der „Agence Havas“ und der „Daily News“ über den Stand der Verhandlungen zwischen den Mächten schon einer vergangenen Phase ange- hören. Heute sei es unwahrscheinlih, daß England seinen Widerstand in derselben Wortfrage erneuern werde. Wenn man aufrichtig eine Versöhnung wünsche, suche. man das, was nähert, und nicht das, wáäs reizt. Man könne heute nicht daran zweifeln, daß Rußland die breiteste Basis für das Kongreßprogramm acceptire. Das ‘es nicht daran denke, irgend eine Diskussion abzulehnen , beweise das jüngste Promemoria des Fürsten Gortschakoff , welches alle Bestimmungen dés Friedensvertrages berühre. Wern der Kongreß zusammentrete, so werde er sich mit allen durch die Ereignisse im Orient geschaffenen Fragen befassen können. Heute scheine es, daß der Marquis von Salisbury die Opportunität eines Fdeenaustausches vor dem Zusammentritt des Kongresses über die Möglichkeit einer Verständigung anerkenne. Das St. Petersburger | Kabinet theile diese Auffassung, zu der es die Kabinete von London und Wien selbst angeregt habe. Es sei wünschenswerth, daß diese neue Tendenz aufrichtig sei. Wie der „Russische Jn- Erba meldet, ist der General Heimann am Typhus ge- torben.

Odessa, 26. April. (W. T. B.) General Totleben ist gestern Abend nah San Stefano abgereist.

Dänemark. Kopenhagen, 26. April. (W. T. B.) Wie „Dagens Nyheder“ melden, wurde der General-Feld- marschall Graf Moltke, der auf einer Reise nah Schweden und Norwegen hier eingetroffen ist, gestern vom König in einer P: ivataudienz empfangen.

Statistische Nachrichten.

Nach Mittheilung des- statistishen Bureaus der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 14. April bis incl. 20. April cr. zur Anmeldung gekommen: 273 Eheschließungen, 831 Lebendgeborene, 34 Todtgeborene, 605 Sterbefälle.

Nach der „Zeitschrift für Gewerbe 2c.“ sind in Ober- \chlesien im Jahre 1817 in den (28) Zinkhütten 1149529 Ctr. Rohzink im Werthe von 21 156124 46 produzirt ‘worden, gegen 987 530 Ctr. und 21 295 129 M in 1876, an Cadmium 4043 Pfd. = 37454 4, an Poussière 118550 Ctr. = 19988 4A (Werth sämmtlicher Nebenprodukte außer Cadmium). An Zinkweiß wurden auf der Antonienhütte 14 148 Ctr. = 339552 4, an Zinkgrau- da- selbst 966 Ctr. = 19320 4, an Zinkscmelz ‘133 Ctr. = 976 M, an Zinkwéeißrükständen 3582 Ctr. = 23641 '# produzirt. An Zinkblechen warden auf 4 Werken 369 842 Ctr. = 8 151 165 A. gefertigt und dabei 4140 Ctr. Zinkashe und andere Nebenprodukte = 33110 M. gewonnen. 13 Hütten erzielten (incl. 28 143,52 Ctr. Hohofenblei) 280 704,77 Ctr. Blei = 5649649 #. (gegen 284 913,80 Ctr. = 5 748 939 M in 1876), 29 748 Ctr. Glätte = 588 286 M (gegen 32385 Ctr. = 643 149 (4 in 1876), 23 129 994 Pfd. in 18789 = 1850400 A (gegen 22 775,315 Pfo. = 1 762 967 4. in ;

Nach der in dem genannten Blatte veröffentlichtea amtlichen Nach- weisung der Verunglückungen beim Bergbau in den Jahren 1876 und 1877 für den O. B. A. B. Breslau kamen im Jahre 1877 111 Todesfälle und. 1603 Verlezungen durch Unglücksfälle vor (gegen 141 bezw. 1415 in 1876), und zwar in den Steinkohlenberg- werfen 94 bezw. 1432 (gegen 122 bezw. 1314 in 1876), in den Braun- fohlengruben 3 bezw. 12 (gegen 7 bezw. 4 in 1876), bei der Erz- gewinnung 14 bezw. 1432 ( ten 12 bezo. 97 in 1876). Verhältniß- mäßig die nieisten Unglü@sis e (35 Tödtungen und 475 Verleétzüngen) wurden durch Stein- und Kohlenfall veranlaß.. Auch bei détStreken- beförderung « ereigneten sich verhältnißmäßig viele Unglücksfälle (6 Tödtungen und 417 Verlezungen).

Kunst, Wissenschaft und Literätur.

In Halle a. d. S, ist am 24. d. der Geheime Regierungs- Rath, Professor der Geschichte Dr. Heinrich Leo gestorben,

Der am 23. d. M. in Weimar verstorbene. Maler Friedrich Preller war im Jahre 1804 zu Eisenach gebören. und ward frühzeitig, nahdem der Herzog Karl August und Goethe seine seltene Begabung erkannt, in die Lage verseßt, seine künstlerische

Ausbildung im Auslande, namentlich in Belgien. dann in Italien vollenden zu können. Wiederholt fehrte er nach Italien, das der dur reihen Farbensinn wie dur feines Verständniß für die Schön- heit der Linien ausgezeichnete Künstler seine eigentliche Heimath nannte, zurück; dort faßte er auch den Gedanken an sein größtes Werk, den Cyclus der Odysseebilder, die jeßt den köstlihen Shmuck des weimarishen Museums bilden. Die Zahl der von ihm geschaf- fenen Kunstwerke ist groß; bis in die leßten Lebensjahre hinein be- währte fih Preller als ein genialer und fleißiger Künstler, dessen hobe Bedeutung von Kunstverständigen wie von Kunstfreunden mehr und mehr anerkannt worden ist, Ein kurzes Leiden raffte ihn in wenigen Tagen, furz vor der Vollendung ves 74. Jahres, dahin. In Weimar, wie an allen Stätten künstlerishen Schaffens in Deutschland, wird fein Name unvergessen bleiben.

Ueber die {oa kurz gemeldete Au8grabung einer römi- \chen Villa berichtet die „Trierer Ztg.“ unterm 25. März folgendes Nähere: In Oberweis bei Bitburg is in den lezten Wochen auf Kosten des hiesigen Provinzialmuseums eine rômische Villa auf- gedeckt worden. Dieselbe liegt auf einem der die Prüm westlich ein- fassenden Hügel, 320 m nördli von der Kirte. Die Villa, deren Front nah Süden gerichtet ist, besteht aus einem 60 m langen und einem 16 m tiefen Mittelbau und zwei etwa 12 m breiten Seiten- flügeln, welche um 10 m über die Mittelfaçade hervorspringen. Unter allen in den Rheinlanden bis jeßt aufgedeckten römischen Villen steht das Gebäude nur dem Nenniger an Umfang nah. Die Mauern sind meist noch gut erhalten; in den am Abhange des Hügels gelegenen Theilen des Gebäudes stehen fie noch zwei Meter über dem alten Estrih. Aber die ursprüngliche? Anlage hat unter einem späteren Umbau, der in die spätrömische oder vielleicht in die fränkische Zeit fallen mag, stark gelitten, und an vielen Stellen war cs erst uach Abbruch der oberen Mauern möglich, die darunter lie- gende ursprünglide Anlage wieder zu finden. Die ganze südliche Front des Mittelbaues nimmt eine große Halle ein. Die Wände derselben waren mit gewandt gemalten Amoretten geziert, von denen einige Bruchstücke noch in gutem Zustande sind. Hinter der Halle befinden sih die Wohnzimmer. In zwei derselben liegen noch Mosaik- böden, welche beide durch spätér aufgeseßte Mauern in der Mitte zerstört, im Uebrigen aber gut erhalten sind. Der eine Boden ist von s{lechter Technik, das Muster einfa; auf schwarzem Grunde weiße Sternchen, nur in der Mitte ein Quadrat von bunten Orna- menten. Der andere Boden dagegen hat hohen Werth. Er ist von aus8zezeihneter Arbeit und zeigt auf weißem Grunde Fische und Vögel und fstylisirte Bl1men mit Steinchen aller Farben, was eine getreue Naturnahahmung erfordert. In dem Zimmer, wo die- fer Boden liegt, ist auch die Wandmalerei noch etwa einen halben Meter hoch erhalten; sie stellt Blumen und Früchte dar. Auch die Dekoration der anderen Zimmer läßt sich meist noch er- kennen ; in der Art der pompejanischen Dekorationsmalerei sind die Wände, deren Grundfarbe \{chwarz, roth oder ge!b ift, durch auf- steigende Streifen in Felder getheilt. - In den Nebenflügeln lagen die Schlafzimmer; sie sind gekennzeichnet durch die Heizeinrihtungen ; im östlichen Flügel befindea \sich außerdem noch ein Kelle und Wirth- \chaftsräumez; hier ist ein Backofen von guter Erhaltung von besonderem Interesse. Neben dem östlichen Flügel liegen die Bad- anlagen. Um diese Ausgrabungen hat sich Hr. Pastor Orth aus Wismannsdorf ein ganz besonderes Verdienst erworben, indem er zuerst die Aufmerksamkeit anf die betreffende Stelle gelenkt und mit großer Umsicht die Voruntersuchungen geleitet hat.

St. Petersburg, 23. April. Der Akademiker Hr. von Middendorf ist, der „Turkestanishen Ztg.“ zufolge, am 12./24. Januar mit dem Botaniker Hrn. Smirnoff und dem Ingenieur Hrn. Perou in Taschkent eingetroffen. Die genannten Gelehrten haben fich zunächst in das Ferghana-Gebiet begebèn, um daselbst h a ri anzustellen, welche sie später im russisben Turkestan ortzusezen beabsichtigen. Gleichzeitig mit Hrn. von Middendorf traf der Konservator des zoologischen Museums der Akademie der Wissenschaften, Hr. Ruf} off, in Taschkent ein. Derselbe beab- sichtigt Tschinasija und Kisrlkum zu besuchen, um dieses Gebiet in Bezug auf die Oraitholozie zu durchforschen.

Gewerbe und Sandel.

Wie der „Ess. Bolksztg.“ aus Oberhausen vom 18. April mit- getheilt wird, scheint auf dem neuen Walzwerke daselbst (Bessemer Stahlanlage der Gutehoffnungshütte) sich das Geschäft wieder recht heben zu wollen, und zwar namentlich in Stahlschienen. So ist dieser Tage wieder ein namhafter Auftrag von Rußland auf Schienen eingegangen , nämlich nicht weniger als 12 Millionen Kilogramm, desgleichen Seitens der Main-Weserbahn eine Bestellung auf Liefe- rung von 6 Millionen Kilogramm fertiger Waare. Man sieht auch an der starken Zufuhr von Erzen aus den eigenen Gruben, sowie aus England, Italien und Spaaien, daß es an Aufträgen und da- her an Arbeit nicht fehlt. Auf der Eisenhütte hat man bereits wieder einen Hochofen angeblasen.

Der Rechnungsabschluß der Berliner Centralstraßen- Aktiengesellscha|\t pro 1877 weist eine Unterbilanz von 432 966 M bei cinem Aktienkapital von 12 000 000 Æ aus. V-5n leßterem befinden sich 5 604 000 M im B-siße der Gesellschaft. Die Hypotheken'chulden der Gesellschaft beziffern fich auf 3052 125 M, denen Hypothekenforderungen in Höhe von 791 400 A. gegenüberstehen. Jn der Bilanz figuriren die Grundstücke mit 6 375 452 H. und das Pachtkonto Burgstraße mit 414 843 46 Ferner sind der Gesellschaft noch für 1410000 4 Aktien auf Grundstücksverkäufe zu liefern, h O inzwischen 720 000 # Hypotheken - als Kaution hintere egt sind.

In der Generalversammlung der Chemischen Fabrik Aktiengesellschaft vcrm. Schering wurde der Rechnungsabh- \ch{luß pro 1877 sowie die auf 1% festgeseßte Dividende genehmigt.

Der Kommissar des Konkurses der Pommerschen Ritterschaftlihen Privatbank zeigt jeßt an, daß von den gerihtlich anerkannten Forderungen vom 1. Mai ab die erste Rate mit 334% zur Auszahlung gelangen wird. Die betreffende Mit- theilung geht jedem Gläubiger dirett zu.

Die Weimar-Geraer Eisenbahn hat troß der wenig günstigen Verkehrsverhältnisse im verflossenen Jahre die Betriebs- Tosten vollständig gedeckt. Unter den Betriebs8ausgaber befinden sich 14 865 # Kosten des Geldverkehrs, Zinsen 2c., und die Betriebs- rechnung pro 1877 weist außerdem noch einen Bestand von 85 346 4. nach. Aus diesem Bestande sind noch nicht definitiv festgestellte, dem Sahre 1877 angehörige Ausgaben in Höhe von etwa höchstens 35 000 6. zu bestreiten, so daß circa 50 000 Æ zur Verfügung blei- ben zur Dotation des Erneuerungsfonds, zu: Abschreibungen und zum Uebeaas auf 1878. Das Prioritäten-Stammaktien-Kapital bekommt pro 1877 keine Dividende, und die 44%. Staatsgarantie für die Stammaktien muß voll in Anspru genommen werden. Die Bilanz \chließt-auf beiden-Seiten, mit 19 728 620 (ab. Aktiva : Bauconto 18-900 000. 46, Vorschüsse und geleistete Kautionen 578 498 4, Ma- terialienvorräthe 113 924 4, Kautionseffekten des Aufsichtsraths, der Direktion 2c. 128257. .16,, Kassenbestand 7941 4 Passiva: Grund- Tapitál 18 900 000 6, Kapitalschulden 339000 M, unerhobene Di- vidende 10 455 H, Erneuerungsfonds 20000 f, Beamten-Pensions- kasse 33 453 1, diverse Kreditoren 221-1084, Tantième 128.257 M, Bestand 85346 4. Die ‘gesammte Einnahme bezifferte sich auf 522401 6, hieran partizipirte; der Personenverkehr; mit 322 355 M, der Güterverkehr mit 161 700-6 2c. Die Ausgaben beliefen sich

Dem Rechenschaftsberihte der Basler Lebens-Ver- siherungsgesell\chaft pro 1877 entnehmen wir, daß im Be- rihtsjahrèe“ 1877 neue Arträge über 7238469 # Kapital und 17 792 A Rente abgeschlossen wurden. Nach LN der durch Tod, Rückkauf, Ablauf 2c. erloschènen Versicherungen ergab fich am 31. De- zember 1877 ein Versicherungsbestand von 13 418 Policen über 54 926 554 M. Kapital und 91749 M Rente. An Prämien wurden 1837172 Æ und an Zinsen 330840 4 eingenommen. Die Prä- mienreserve betrug am Schlusse ‘des Berichtsjahres 6 837 092 . Die Bilanz {ließt mit einem Gewinn-Saldo von 136 516 #, was

auf 437 055

die Vertheilung einer Dididende von 6/9 an die Aktionäre und 12 9% an die mit Gewinnantheil Versicherten gestattete.

Leipzig, 25. April. (W. T. B.) Die Generalversammlung

der Chemniß-Würschnißer Eisenbahn hat den Antrag auf den Verkauf der Bahn an den sächsishen Staatsfiskus genehmigt. _ Wien, 25. April (W. T. B.) Bei der Offertverhandlung über Begebung der 5prozentigen Donauregulirungs-Obli- gationen, im Betrage von 34 Mill. Gulden, if die Kredit- Anstalt mit den mit ihr lirten hiesigen Bankfirmen Ersteherin geblieben. Der Uebernahmecours ift 92,65.

Antwz2rpen, 25. April. _ (W. T. B.) Bei der heutigen Wollauktion waren 1745 B. Buenos-Ayres-Wollen, 181 B. Montevideo-Wollen und 94 B, diverse Wollen angeboten, es wurden 1303 B. Buenos-Ayres-, 122 B. Montevideo-, 42 B. diverse Wollen verkauft. Pceis unverändert.

Verkehrs-Anstalten.

Auf der Libau- Romnyer Eisenbahn is der Fracht- und Eilgutverkehr via Wileika wieder hergestellt.

New-York, 25. April. (W. T. B.) Der Hamburger Ep lex „Suevia“ ist heute Morgen 7 Uhr hier ein- getroffen.

Berlin, 26. April 1878.

In der gestrigen Sitzung der Stadtverordneten-Ver- sammlung wurde zunähst das Ergevniß der durch die Abtheilun- gen vollzogenen Wahlen des Autschusses zur Vorbereitung der Neu - wahl des Ober-Bürgermeisters mitgetheilt. Hierauf wurde die pro: 1. April 1878/79 zur Erhebung kommende Quote der Gemeinde-Cinkommensteuer, nachdem der Stadthaushalts- etat pro 1. April 1878/79 in Einnahme und Ausgabe auf 42 243 137 A. festgeseßt worden, auf hundert Prozent normirt.

Tie Versammlung naÿm sodann die Debatte über die Vor- [age Mee die Anlage eines städtischen Central-Friedhofes wie- der auf.

Es lagen hierzu folgende Anträge vor:

1) Stadtv. Pflug und Genossen: Die Stadtverordneten- versammlung hält bei der zur Zeit obwaltenden Jnanspruchnahme der Stadt durch die vielen, anderwei: {hon angetretenen grozen Unternehmungen gegenwärtig den Zeitpunkt noch nit für gckommen, über die Frage der Anlage eines städtishen Centralkirhhofes in eine Vorverhandlung einzutreten, und lehnt dieselbe deshalb ein Ein- gehen auf die vom Magistrat in Antrag gestellte Berathung dieser Frage in gemischter Deputation ab.

2) Stadtv. Dr. Neumann: Auf die Vorlage des Magistrats, betreffend die Anlegung eines städtischen Centralfriedhofes, beschließt die Versammlung: die e erklärt sich einverstanden, daß die Frage wegen Anlegung eines städtischen Centralkirhbofes ge- meinschaftlich mit dem Magistrat in gemischter Deputation vorbe- rathen werde. | °

3) Stadtv. Dr. Stryck und Richter 1l,: Die Versammlung wolle dem gemischten Ausschusse für Anlage eines Centralkirhhofes den Auftrag geben, die fakultative Leichenverbrennung mit in den Kreis feiner Berathung zu zichen. j

4) Stadtv. Scheiding: Die Versammlung wiederholt, daß sie die Nothwendigkeit der Anlage eines Centralfriedhofes anerkennt, und beschließt, mit dem Magistrat in gemischter Deputation darüber zu berathen.

5) Stadtv. Dreißzel beantragte die Vertagung der Vorlage auf zwei Jahre.

Der Stadtv. Pflug zog seinen Antrag zu Gunsten des Dreitel- schen zurück, welcher jedoh von der Versammlung abgelehnt wurde. Dagegen wurden die Anträge des Dr. Neumann und des Dr. Stryck angenommen.

Die permanente Ausstellung des Vereins Berliner Künstler in der Kommandantenstraße enthält zur Zeit wieder meh- rere interessante, wenn auch! nicht durchweg in gleihem Maße erfreu- liche Werke. Den größten Raum in der Ausstellung und des viel genannten Namens wegen den ersten Plaß in dieser Besprehung beansprucht ein Cyclus von 8 Bildern von Makart, betitelt: „Des Meeres und der Erde Gaben.“ Derselbe ist für einen Speisesaal gemalt und dem Stoffe nah allegorisch, der Behandlung na dekorativ: Meerweiber, Nymphen und Satyrn mit ihrem Nach- wuchs bringen die Gaben des Fishfangs, der Jagd und der Ernte dar. Die Auffassung ist phantasielos und an die übrigens, was die weib- lihen Gestalten betrifft, größtentheils abstoßend wirkenden verlebten Modelle gebunden, während dem Beschauer auf der anderen Seite ein unnatürlih frühreifer Typus in Körperformen und Gesichts- ausdruck entgegentritt, der beinahe noch widerwärtiger ift. Das gilt namentlich von dem Mädden mit dem Vogelnest. Lächerlih min- destens ist es, eine der allegorischen Damen mit den modernften seidenen Strümpfen und Stoffen à la dernière modso befleidet zu sehen. Veber den Mangel an wabrer Kunst kann auch das Kunststück des Satyrknaben, welcher die Armbrust auf den Beschauer abdrüdt, wohin si diesèr auch wenden mag, nit entschädigen, um fo weniger, als dasselbe aus Schenken- und Bierftubenbildern hinlänglih bekannt ist. Die Art dér malerishen Behandlung ist hon durch den Namen Makart hinreichend harakterisirt: kTränklih im Fleishton und über- raffinirt in der Zusammenstellung der durch die gesuchtesten Mischungen ihr.m Charakter und Geschlecht nah künstlich neutrali- firten Farben. Rechnet man zu alldem noch die, gelinde gesagt, flühtige Mae, so bleibt ein Facit. welches keineswegs geeignet ift, des Malers Ruhm zu erhöhen, Der ganze Cyklus beweist deutlich, wohin die Kunst geräth, wenn sie sich in den Dienst von Börsen- Parvenus begiebt und zu deren Ungeshmack sihch herabläßt, und darin mag zugleich eine gewisse, wenn auh geringe, Entschuldigung für den Künstler liegen.

Durch das benachbarte hohe {male Gruppenbild aus seinem egyptischen Bildercyklus: eine Frau mit einem Kinde auf dem Arme, vor welchèr am B-°den eine andere die Laute spielt, wird der üble Eindrul zum Theil wieder verwisht. Hier, wo es sich um reale Gestalten handelt, tritt bei viel sorgfältigerer Beh 1ndiung die eminènté Routiné Makarts wieder in das glänzendste Licht, das man freilich au dem befremdend düsteren, offenbar nur des Effektes wegen gewählten landschaftlichen Hintergrunde wünschen möchte.

Von den übrigen ausgestellten Gemälden verdient zunächst ein sehr lebenswahres und fein behandeltes Porträt (Kniestück) Sr. Ma- jestät des Kaisers und Königs in der Uniform des Gardes-du-Corps3- Regiments, von P. Bülow hierselbst Hervorhebung. - Ein ausge- zeichnetes kleines Reiterporträt von Steffeck zeigt den General-Feld- marschall Freiherrn von Manteuffel in der Uniform des 1. CGarde- Dragoner-Regiments und ist im Auftrage des Offizier-Corps dieses Regiments gemalt, welchem derselbe à la suite angehört. Ungemein lebendig und ungezwungenx gruppyirt ist das, mit ebenso tüchtigem Können als lobenswerther Gewi}senhaftigkeit gemalte Porträt zweier junger Dam. n in einer Parklandschaft von Pohle in Dresden.

Sehr beawtenswerth sind ferner die von Heinrich Lang in München ausgestellten Reminiscenzen aus dem Feldzuge von 1870/71, Oelfkizzen nah direkten, im Gefolge des 11. Bayerischen Armee- Corps untec dem General von Hartmann gemachten Beobachtungen. Dem Maler ist es auf den Schlachtbildern vortrefflih gelungen, die flühtigsten und am s{chwierig\ten firirbaren Momente im Kulmi- nationspunkte zu erfassen und festzuhalten. Besonders ist eine wild- bewegte Episode aus der großen Attacke bei Floing mit ebenso pakender als in den Details furchtbarer Wahrheit wiedergegeben. Herrmann Kaulbach hat ein anmuthiges romantisches Genrebild her- gesandt, welches „Bei den Thurmfalken" betitelt is und einen auf der Mauerbrüstung eines Burgthurmes sißenden Krieger zeigt, der mit“ einer \{chüchtern zu Boden blictenden Aen \cherzt. Der Künstler hat {hon kesser gemalt, indessen erfreut auch dieses Bild

dur voesievolle Vertiefung in die Romantik des deutschen Mittelalters. Den fkreuztragenden Christus von Cornicelius zieht zu viel Weltlithes, dem benutzten Studienkopf Eigenes zur Erde nieder.

Die große Landschaft mit Centauren von Försterling ist von der akademischen Ausstellung her bekannt. L, U Begab-Taumonsias, deren {on in dem Bericht über die Auéstellung des Vereins der Künstlerinnen und Kunstfreundinnen gedacht wurde, hat auch hier einige hübshe Studien aus Venedig ausgestellt.

Der leßte Raum der Ausftellung birgt außer drei älteren Landschaften (Delgemälden) von Ed. Hildebrandt (,„Alpen- glühen“, „Blaue Bucht“ und „Teifun“) mit den oft bewun- derten, von ihm in allen Welttheilen aufgesutten Lichk- effekten, in deren Wiedergabe er noch unerreihter Meister gew-sen- ift, mehrere Serien von Aguarellen und Zeichaungem. Die größte Anerkennung verdient Krabbes (Stuttgart) für feine umfangreiche Kollektion von Aquarellen- darstellend Landschaften, Städteansichten und Interieurs aus dem Fichtelgebirge, aus Heidel- berg, Rothenburg, Wimpfen, Hall, Innsbruck 2c. Man erkennt in denselben ein erfreuliches Streben nach unbedingter Wahrheit bei künstlerischer Auffassung und dem Gegenstande angemessener Gesammt- stimmung. Mehr auf den Effekt berechnet, aber in ihrer Art eben- falls fehr tüchtig sind die Aquarell-Landschaften von Berninger, denen Studien in Italien, Egypten, Palästina und Syrien zu Grunde liegen. Veber die aquarellistishen Auss{reitungen Thoma's (München) auf den Gebieten der Mythologie, biblischer und allegorischer Darstel- lungen ift besser zu {chweigen. Auh Mar Klinger scheint die Hoff- nungen niht zu erfüllen, die man auf ihn geseßt hat. Wenigitens zeigen die ausgestellten Federzeihnungen (,Paraphrase über einen verlorenen Hands\{huh, der Verliererin gewidmet“) auf der einen Seite den plattesten Realismus, der \sich in der geistlosen Verwen- dung modernster Formen der Wirklichkeit gefällt, und auf der anderen wiederum einen so fraßen- und phrasenhaften Schwulst einer bizarren Fabelwelt, die von franfkhafter Ueberreizung, aber keineswegs von künstlerisher Eingebung spricht.

: Wahrhaft erquickend gegenüber solchen Ungeheuerlihkeiten wirken die der Fouqué’schen „Undine“ in Farben nachgedihteten großen Aqua- rellen von Bode (Frankfurt), die ganz im Schwindschen Geiste erfunden siud, und die sih wegen des aus ihnen \prechenden Ernstes und Fleißes bei sichtlih tühtiger Begabung mancer unserer ohne Ursache

mai flüchtig arbeitenden jüngeren Künstler zum Vorbilde nehmen

önnte.

Die Skulptur ist nur durch zwei Portraitbüsten vertreten, von denen die von Harter in Marmcr ausgeführte als tüchtige Arbeit genannt zu werden verdient.

Die Mitglieder des Gewerbe-Museums hielten gestern Abend unter dem Vorsitze des Ministerial-Direktors Dr. Jacoby ihre statutenmäßige Generalversammlung ab. Dem Jahres- berihtfür 1877 zufolge, waren die Beziehungen der Anstalt zu dem Kronprinzlihen Paare, zu den Königlichen und städtishen Be- hörden die erfreulihsten. Die Zahl der ständigen Mitalieder ist nicht gewachsen, die der Jahresmitglieder auf 312 gesunken. Die Zahl der im Museum aufgestellten G-genstände beläuft sich auf 19000 und weist gegen das Vorjahr eine Vermehrung von 432 Nummern nach. Die Bibliothek hat in den leßten 3 Jahren eine Bereicherung im Betrage von 94 000 M. erhalten, fie zählt zur Zeit 32900 Bände und 10 000 Ab- bildungen und entspriht in ihrem jeßigen Bestande allen billigen Anforderungen. Neben zahlreihen werthvollen Geschenken sind dem Museum auch im verflossenen Jahre interessante Gegenstände als Leihgaben überlassen worden. Die Sammlungen, vie mit 2 290 000 versichert sind, wurden im Laufe des Jahres von 18 000 Personen besucht: eine Zahl, die klein genannt werden muß, die aber in der Ungunst des Lokales ihre Begründung findet. Im Unterrichts-. plane der Anstalt hat sih nichts geändert. Ausgegeben wurden für das Jahr 1877 1776 Unterrichtskarten; der fünfte Theil der Schüler waren Damen; etwa 10% der Unterrichtskarten waren

reikarten. Der Kronprinz - Friedrich - Wilhelm-Stiftung sind die ete einer juristishen Person verliehen worden. An zwi Wander- Ausstellungen und zwar zu Shwäbish-Gmünd und Görliß hat si das Museum betheiligt. Zweigvereine follen niht mehr gegründet, dagegen die Errichtung neuer Vereine möglichst gefördert werden. Die zweite Erpedition von Stubenmalern nach Jtalien unter Füh- rung des Malers Meurer is von Erfolg gekrönt gewesen. Die kunstgewerblihe Weihnachtsmesse verdankt ihr Ertstehen dem Gewerbemuseum, das außerdem zwei kunstgewerklihe Konkurrenzen für Stühle und farbige Kachelöfen aus\chrieb.

Weimar, 24. April. (Th. C.) Die Generalversamm- lung der deutschen Shakespearegesellschaft, der gestern eine Vorstandssißung vorausgegangen war, fand heute in herkömm- licher Weise statt. Nah der Eröffnung durch einige einleitende Worte des General-Intendanten Freiherrn v. Loën hielt Hr. Prof. Dr. Elze aus Halle den Festvortrag; er \childerte in geistreiher Weise in der Form des Selbsterlebten eine Aufführung des „Hamlet“ in dem Londoner Globustheater zur Zeit Shakesreare's. Die Mittheilungen über die Verhältnisse der Gesellshaft lauten durchaus befriedigend; der Absaß des Jahrbuches, dessen XIII. Band gegenwärtig zur Vertheilung kommt, ist ein stetig steigender, wäh- rend die Mitaliederzahl wenigstens keine Abnahme zeigt ; der Biblio- thek sind theils aus den Mitteln der Gesellschaft, theils durch Gaben der Beschüßer und Freunde derselben erhebliche Zuwendungen gemat worden, fo daß dieselbe die erste Stelle unter ähnlichen Sammlungen auf dem Kontinente einnimmt. An Stelle des ausgetretenen Vor- stand8mitgliedes Hrn. von Bodenstedt ward Hr. Professor Dr. Hettner in Dresden gewählt, und für die nächste Jahresversammlung aber- mals Weimar bestimmt.

Der Zoologishe Garten hat vor Kurzem einen Thier- verkauf abges{lossen, der die Zuchtresultate des Instituts in das hellste Licht stellt. Es wurden nämlich von der Ueberzahl an großen Raubthieren 4 Tiger, 2 Löwen und Jaguare, und ferner 3 Nylgau - Antilopen, 1 Elen - Antilope, 3 Hirschziegen - An- tilopen, 1 Lama, 2 Edelhirsce, 1 Aristoteles-Hirsch, 4 egyptische und indische Ziegen, Gold-, Silber-, Amherst-, Ring- und s\chwarze Himalaya-Fafanen, s{chwarze Schwäne, Schwanengänse, canadische und weißwangige Gänse, Casarka-, Mandarinen- und Carolinen-Enten u. \. w. verkauft. An die landwirthschaftlibe Akademie in Halle, welche früher {hon ein Yak- und ein Sunda-Rind bekommen hatte, wurden außerdem 1 Büffel, 1 Kerabau-Büffel, 1 Zebu und 1 Bison verkauft. Die erstgenannten Thiere repräsentiren einen Gesammtwerth von 16 000 bis 18 000 Æ, die leßten einen solchen: von mindestens 1000 4 Daß dur diesen Massenverkauf keine Lücken in den Käfigen und Gehegen entstanden, zeigt der Augenschein, der noch immer 6 Tiger aufweist, 6 Löwen 2c. In dem Antilopenhaus sind neuerdings drei junge Nylzaus, in dem Felsengehege vor den Affenhause gwe junge Muflons oder Mähnen|schafe geboren worden. In dem Affenhause ist ein neues, noch niht ausgewacbsenes Pavian- paar, der Abesfinishe Gelada, untergebracht. Die Thiere haben im Ganzen gut überwintert und nur die Kaffernbüffelkuh verendete.

_ Se. Maiestät der König von Schweden und Se. Kaisere lihe und Königliche Hoheit der Kronprinz beehrten die ge Vorstellung im Wallner-Theater mit Jhrem Besu. am Sonnabend zum Abschieds-Benefiz des Hrn. Carl Hel- merding zur Aufführung gelangende Zul „Kläffer“ is von Eduard Jacobson mit neuen zeitgemäßen Couplets versehen worden. __— Das Gesammtpersonal des Friedrih Wilhelm- städtischen» Theaters tritt am Montag eine Gastspielreife nach Cöln an, und werden bis dahin nur noch 2 Vorstellungen vor der auf die Dauer eines Monats eintretenden Pause stattfinden. Im National-Theater wird am Sonntag Hr. Ludwig a na den Egmont geben, bekanntlich eine seiner hervorragend sten: eistungen.