1878 / 101 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 30 Apr 1878 18:00:01 GMT) scan diff

Bei der am 11. cts. stattgefundenen Ziehung der pro 1878/79

ösenden Partial-Obligationen des vormals Landgräflich

hessischen, durch Vermittelung des Bankhauses A. Reinach in

nkfuri a./M. negociirten 5%/igen Staatsanlehens von

L. 150 000. vom 1. August 1859 find durch das Loos zur

Gn lung auf den 1. August 1878 folgende Nummern bestimmt worden :

Nr. 3. 11. 22. 42. 56. 63. 99. 122. 135. 136. 165. 167. 168. 192 und 195, 15 Stü à Fl. 500. oder M 857. 14 4 =A& 12 857.

30 „A. Îir. 252, 255. 256. 292 und 293 je A. B. C. D. E., 25 Stüd à FI. 100. oder Æ 171. 43 § = M 4285. 75 „S. = 40 Stück im Werthe von M 17 142. 85 -.

Die Inhaber dieser Obligationen werden Hiervon mit dem Be- merken benachrichtigt, daß sie die Kapitalbeträge, deren Verzinfung nur bis zum Rückzahlungstermine stattfindet, bei dem genannten Bankhause, bei jeder Königlichen Regierungs- und Be-

irks - Hauptkasse, der Königlihen Staatss{hulden-

ilgungskasse in Berlin, der Königlichen Kreiskasse in E, a./M. und der Königlichen Steuerkasse in

omburg v./d. Höhe gegen Rückgabe der Obligation nebst dem dazu gehörigen Talon erheben können.

._ Soll die Einlösung von dergleichen Obligationen weder bei dem vorbezeichneten Bankhause, nochd bei der Königlihen Regierungs- Hauptkasse hier, der Königlichen Kreiskasse in Frankfurt a./M. oder der Königlichen Steuerkasse in Homburg, fondern bei einer der anderen Kassen bewirkt werden, so sind die betreffenden Obligationen nebst Talons 14 Tage vor dem Verfalltermine bei leßten Kassen einzureichen, von welchen dieselben vor der Auszahlung an den Unterzeichneten zur Prüfung einzusenden sind.

Rückständig sind noch aus der Verloosung:

auf den 1. August 1875: Nr. 147. 159, 160. 208 d. 247 a. 247 c. 261 e. und 273 a. ;

auf den 1. August 1876: Nr. 202a. 202c. 202e. 204e. 225a. 294c. und 294d.;

auf den 1. August 1877: Nr. 24. 95. 203 c. 223b. 251 c. 2623, 262 d. 262 e. 276 b. 276c. 281b. 290b. und 290.

Die Inhaber dieser Obligationen werden wiederholt zu deren Einlösung aufgefordert.

Wiesbaden, den 13. April 1878.

Der Regierung2-Präsident.

v. Wurmb.

Bekanntmachung.

Nah Vorschrift des Geseßes vom 10. April 1872 (Geseß- Sammlung S. 357) sind bekannt gemacht:

1) Der Allerhöchste Erlaß vom 25. März 1878 und der dur denselben genehmigte fünfte Nachtrag zu den Statuten für die ver- einigte landschaftliche Brandkasse zu Hannover dur das Amtsblatt für Harnover Nr. 15 S. 93 bis 96, ausgegeben den 12. April 1878.

4 Der Allerhöchste Erlaß vom 10. April 1878, betreffend di:

Genehmigung des zwischen der Calenberg-Grubenhagenschen und der

Osnabrückschen Landschaft ges{hlossenen Vertrages wegen Vereinigung

der Osnabrückschen Gebäude-Brandversicherung8anstalt mit der ver-

einigten landschaftlichen Brandkasse zu Hannover, durch das Amts-

Apail e Res Nr. 16 S. 106/107, ausgegeben den 20. ri 3

Nichtamlkliches. Deutsches Nei.

Preußen. Berlin, 30. April. Se. Majestät der Kaiser und König besihtigten heute das 1. Bataillon 3. Garde-Regiments z. F. auf dem Exercirplaße westlich der Teompelboter Chaussee, nahmen demnächst im Beisein des Kommandanten militärishe Meldungen und darauf die Vor- träge der Generale von Stosch und von Albedyll entgegen.

Jhre Majestät die Kaiserin-Königin wohnte gehen einer kirhlihen Feier im Augusta-Hospital bei und ejuhte heute die Kaiserin-Augusta-Stiftung in Charlottenburg.

Der Bundesrath hielt gestern eine Plenar- sibung unter dem Vorsiß des Präsidenten des Reichskanzler- Amts, Staats-Ministers Hofmann.

__ Nach Feststellung des Protokolls der vorigen Sißung wurden Vorlagen, betreffend: a. den Entwurf eines Gesetzes wegen Gewährung einer Ehrenzulage an die Jnhaber des Eisernen Kreuzes von 1870/71, b. die Wanderlager und Waarenauktionen, c. die Revision der Pharmacopoea germanica den zuständigen Ausschüssen überwiesen.

Hierauf O mit Rücksicht auf die ees Be- rathungen des Reichstags Besprehungen über die Geseßent- würfe, betreffend den Gewerbebetrieb der Maschinisten auf e Aiote mer und betreffend Zuwiderhandlungen gegen die zur Abwehr der Rinderpest erlassenen Blbheinfübroerbole

Ueber einen vom Vorsißenden eingebrachten Antrag, be- treffend das Pensionsverhältniß eines Beamten der Postver- E, soll in einer späteren Sißzung Beschluß gefaßt werden.

Sodann wurde über die Wiederbeseßung erledigter Stellen béi Disziplinarkammern Beschluß gefaßt.

Endlih wurden zwei Eingaben vorgelegt und den be- treffenden Ausschüssen überwiesen, nämli, eine Eingabe des Verbandes deutscher Leinen-Jndustriellen, d. d. Bielefeld, den 12. April 1878, betreffend die Verhältnisse der deutschen Leinen-Jndustrie, und eine Eingabe des Konrektors Heyse zu Buczkowo, betreffend seine Drucschriften „Die Rechtsvertheidi- gung der Anwaltschaft“ und „Ansichten der Juden“.

Jn dem vorstehend erwähnten Antrage hat der Reichskanzler den Pa earat ersuht, sih damit einver- standen zu erklären, daß zum Zweck der Revision der Phar- macopoea Germanica eine aus Apothekern, Chemikern,

harmakologen und in der Praxis bewährten Aerzten und

linikern bestehende Kommission berufen werde. Die damals von einer Sachverständigen -Kommission festgestellte Pharma- copoea Germanica ist auf Grund der in der Sißung vom 22. Mai 1872 erfolgten Verständigung mit dem 1. November 1872 in Wirksamkeit getreten. Seitdem hat der Arzneischaß manche Bereicherungen erfahren, auch sind bei der Anwen- dung der Pharmakopde verschiedene Zweifel und Mängel her- vorgetreten. Eine Revision des Arzneibuchs von 1872 er- scheint deshalb geboten. -

Der Äus\cquyp des. Bundesraths für Zoll- und Steuerwesen trat heute zu einer Sißzung zusammen.

Jn der heutigen (36.) Sißung des Reiche- tages, welher der äsident des Reichskanzler - Amts, Staats-Minister Hofmann, und mehrere andere Bevollmäh- tigte zum Bundesrath beiwohnten, theilte der Präsident mit, daß eingegangen seien: Der Nachtragvertrag zu dem Vertrage vom 15. Öktober 1869 über den Bau und Betrieb der Gott- hard-Eisenbahn ;. der Auslieferungsvertrag zwischen dem Deut- schen Reih und Schweden und Norwegen ; die M betreffend die Statistik des auswärtigen Waarenverkehrs des deutshen Zollgebietes, betreffend die Abänderung der 88. 30 und 33 der Gewerbcordnung und betreffend die Revision des Servistarifs und der Klasseneintheilung. Ri wurde auf Antrag der VIl. Abtheilung, in deren

amen der Abg. von Gräveniß referirte, der betreffend die

Wahl des Abg. Eysoldt im 8. Wahlkreise des Königreichs Sachsen am 10. April 1877 gefaßte Beschluß des Hauses für erledigt erklärt.

In der zweiten Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend den Gewerbebetrieb der Maschinisten auf See- SMPEs chiffen, stellte der Abg. Dr. Karsten folgende

nträge :

„Der Reichstag wolle en

I. An Stelle des einzigen Paragraphen der Regierungsvorlage folgende Paragraphen zu setzen :

. 1. Maschinisten auf Seedampfschiffen müssen sich über den Besitz der erforderlichen Kenntnisse durch ein Befähigungszeugniß der zuständigen Verwaltungsbehörde ausweisen.

Haben dieselben beim Inkrafttreten dieses Geseßes auf See- dampf\chiffen bereits gefahren, so sind sie berechtigt, von der zu- ständigen Verwaltungsbéhörde ohne Ablegung einer Prüfung ein Zeugniß zu verlangen, welches sie befähigt, thren Gewerbebetrieb

- in dem bisherigen, durch das Zeugniß festzustellenden Umfange auszuüben.

Im Uebrigen finden die Bestimmungen, welche die Gewerbe- ordnung für Seesteuerleute über den erforderlihen Nachweis der Befähigung trifft, auf die Maschinisten Anwendung.

. 2, Die Untersuchung der Seeunfälle durh die Seeämter erstreckt sich nach Maßgabe der Bestimmungen, welche das Geseß, betreffend die Untersuchung von Seeunfällen, vom 27. Juli 1877 (Reichsgeseßblatt S. 549) für Seesteuerleute trifft, auch auf die Verschuldungen der Maschinisten.

Auf Antrag des Reichskommissars kann, wenn si ergiebt, daß ein deutscher Maschinist den Unfall oder dessen Folgen durch den Mangel solcher Eigenschaften, welche zur Ausübung seines Ge- werbes erforderlich sind, verschuldet hat, demselben durch den Spruch des Seeamtes die Befugniß zur Ausübung seines Ge- werbes entzogen werden.

Il. Im Falle der Ablehnung des Antrages sub T. dem Re- glerrigaenu e als besonderes Alinea hinzuzujügen: „Alinea 2 es 8. 1 sub I,“

Der Präsident des Reichskanzler-Amts, Staats-Minister A bemerkte, er halte diesen Antrag nicht für eine

erbesserung der Regierungsvorlage und bat, denselben abzu- lehnen. Die Regierungsvorlage mit dem Eventualantrage Karsten wurde angenommen.

Bei der darauf folgenden zweiten Berathung, betreffend die Ausrüstung der deutshen Kauffahrteischiffe mit Booten, beantragten die Abgg. Rickert und Dr. Wolff- son die Ueberweisung der Vorlage an eine Kommission von 14 Mitgliedern. (Schluß des Blattes.)

Die in der heutigen Börsen - Beilage abagedrullte tabellarishe Uebersiht der Wochenausweise der deutschen Zettelbanken vom 15. d. M. shließt mit

folgenden summarischen“ Datén ad: “Es betrug -der gefammte Kassenbestand 636 568 000 a oder der Vorwoche gegenüber

mehr 5518000 #; der Wechselbestand weist mit 564 340 000 6 eine Abnahme um 25 075 000 64 nach, wie au die Lombardforderungen um 3 576 000 / auf 75 649 000 6 zurückgegangen sind; es bezifferte sih ferner der Notenum- lauf auf 791 306 000 6 oder 19911 000 M weniger als in der Vorwoche; die sonstigen täglich fälligen Verbindlichkeiten haben sich um 3215 000 / auf 189 403 000 M und die an eine Kündigungsfrist gebundenen Verbindlichkeiten um 151 000 é auf 59 683 000 6 ermäßigt.

Der Betrieb einer Schankwirthschaft in Stell- vertretung eines Anderen, ohne, polizeiliche Genehmigung der Stellvertretung, ist nah einem Erkenntniß des Ober- Tribunals, vom 10. April d. J., als Beihülfe zu dem Ver- gehen gegen die 88. 33 und 147, 1 der Reichs-Gewerbeordnung, betreffend den Betrieb der Schankwirthschaft ohne polizeiliche Genehmigung, zu bestrafen.

Die Bevollmächtigten zum Bundesrathe: Königlich bayerischer Ober-Regierungs-Rath Freiherr von Raesfeldt, Königlich bayerischer Ober-Appellationsgerihts-Rath Kastner, der Großherzoglich mécklenburg-s{werinsche ODber-Zolldirektor Oldenburg und der Bürgermeister der freien Hansestadt Bremen, Gildemeister, sind in Berlin angekommen.

Der Archiv-Hülfsarbeiter Dr. phil. Frmer ist von Berlin an das Staatsarchiv in Coblenz verseßt worden.

Sachsen. Dresden, 29. April. Dem „Dresdner ournal“ zufolge hat der König den Herzog von achsen-Altenburg bei der gestern in Altenburg statt- gehabten Jubelfeier des Herzoglihen Paares zum Chef des ersten sächsishen Jäger-Bataillons Nr. 12 ernannt.

Anhalt. Dessau, 27. April. Das Gesetz, be- treffend die Bildung von Amtsbezirken und die Ab- änderung einiger Bestimmungen der Gemeinde-, Stadt- und Dorfordnungen, ist heute publizirt worden. Dasselbe tritt mit dem 1. Juli d. J. in Kraft. Der an die Spiße der Verwaltung des Amtsbezirks zu stellende Amtsvorsteher wird von dem Landesherrn auf sechs Jahre ernannt; zum Zwet der Ernennung hat der Kreistag eine Liste der zu Amtsvor- stehern befähigten Amtsangehörigen aufzustellen und selbige von s zu sechs Jahren jedesmal vor Ablauf der Auts- periode einer Revision zu unterziehen. Jn denjenigen Amts- bezirken, welhe nur aus einer Gemeinde oder aus einem Gutsbezirke bestehen, soll der Gemeinde- oder Gutsvorsteher zugleih Amtsvorsteher werden. Js nach der Erklärung des Kreistages für einen Amtsbezirk keine zum Amtsvorsteher geeig- nete Person zu ermitteln und auch die zeitweise Wahrnehmung der Amtsverwaltung dur den Vorsteher eines benachbarten Amts- bezirkes oder durch den Bürgermeister einer benahbarten Stadt nicht zu ermöglichen, so daf das Staats-Ministerium nach Anhörung des Kreisausschusses einen kommissarischen Amtsvorsteher zn bestellen, welcher, sofern die Verhältnisse es geaen, leihzeitig mit der Verwaltung zweier oder mehrerer

mtsbezicke beauftragt werden kann. Für die Uebernahme der Verwaltung eines benahbarten Amtsbezirkes dur einen Bürgermeister is außerdem die Zustimmung der Gemeinde- vertretung erforderlih. Die Funktionen der Amtsvorsteher

entsprehen im Ganzen denjenigen, welche ihnen in Preußen die Kreisordnung zugewiesen hat.

Neuß j. L. Gera, 27. Npril. (L. Ztg.) Der Land- tag hielt gestern noch eine Abendsißung, um die dringliche Frage, betreffend die Genehmigung einer Anleihe der Weimar-Geraer Eisenbahngesellschaft, zu erledigen. Der Landtag stimmte mit allen gegen drei Stimmen dem An- trage zu und ertheilte zugleih seine Genehmigung zur Auf- nahme einer eventuell späteren Prioritäts - Anleihe von 2 000 000 M, durch welche alle vorhandenen Restbeträge gedeckt En sollen, um so die Gesammtschuld in eine Summe zu

ringen.

Oesterreichßh-Uugarn. Wien, 29. April. (W. T. B.) Die Meldungen der hiesigen Abendblätter über den angeblich bevorstehenden Einmarsch in Bosnien und in die Herzegowina werden von dem P als reine Kombiña- tionen bezeichnet. Definitives in dieser Beziehung scheine durchaus nicht festzustehen.

(W. T. B.) Der „Polit. Korresp.“ wird aus Kon- stantinopel vom heutigen Tage gemeldet: Die Unter- handlungen in Betreff des gleichzeitigen Rückzugs der Engländer und Russen aus der Umgebung Kon- stantinopels sind noch keineswegs aufgegeben. Die türkischen Mitglieder der Kommission zur Pazifizirung Rumeliens, Samih Pasha und Wassa Effendi, haben ledig- lih den Austrag eee die russishen Kommissäre mit Rath zu unterstüße. Russischerseits fungiren die in Philippopel befehli- genden Generale als Kommissäre. Eine Londoner Mittheilung der „Polit. Korresp.“ führt aus, daß England es noch immer niht für ausgeschlossen halte, daß Rußland dem vollen Ernst seiner Haltung Rehnung tragen werde, entgegengeseßten Falles werde England die Rektifizirung der durh Rußland auf der Balkanhalbinsel wie an der asiatishen Küste des Schwarzen Meeres geschaffenen Verhältnisse in die eigene Ga nehmen. Jndeß würde England wohl dem eventuellen

intritt einer solhen Phase einen bedeutungsvollen Schritt vorangehen lassen. Mit der Möglichkeit einer von England nah London einzuberufenden Konferenz könne gerechnet werden.

30. April. (W. T. B.) Das „Fremdenblatt“ konstatirt, daß an dem unter dem Vorsiße des Kaisers gestern stattgehabten Ministerrathe die gemeinsamen Minister nicht Theil genommen haben. Demnach habe es sich nicht um auswärtige Fragen, sondern um den ungarischen Ausgleih gehandelt. Ueber den definitiven Abschluß desselben sei eine Vereinbarung wohl noch nit erzielt, doch E die Verhandlungen in der nächsten Woche fortgeseßt werden.

Niederlande. Haag, 29. April. (W. T. B.) Nach hier eingelangten Nachrichten hat die Regierung von Venezuela durch Dekret vom 2. d. M. die Häfen vo.n Maracaibo und Coro wieder für den auswärtigen Handel geöffnet, nachdem die Repräsentantenkammer dem diesbezüglichen Beschlusse des Senats beigetreten war.

Großbritannien und JFrland. London, 29. April. (W. T: B.) Wie das Comité zur E A einer Armee von Freiwilligen für den aktiven Dienst bekannt macht, haben sih bereits gegen 8000 Personen, darunter eine große Anzahl früherer Offiziere, in die Listen eintragen lassen.

30. April, früh. (W. T. B.) Der Staatsjekretär für Jndien, Hardy, wohnte gestern der Einweihung des konservativen Klubs in Bradford bei und hielt eine Rede, in der er hervorhob, daß die Regierung sih auf den Stand- punkt der Londoner Deklaration von 1871, auf den Boden der allgemeinen bona fides und derjenigen Bedingungen stelle, die ohne Europas Zustimmung nicht verleßt werden dürften. Zux Entsendung einer Flotte in die türkischen Gewässer behufs Schußes seiner Staatsangehörigen sei England berechtigt gewesen. Der Friedensvertrag von San Stefano enthalte nicht ein einziges die Bürgschaft der Dauerhastigkeit in sih tragen- des Moment; auch die Jnteressen der muselmännischen Be- völkerung dürften niht außer Acht gelassen werden, und die Griechen bedürsten eben so viel Shut, wie die Slaven. Die von England ergriffenen Maßregeln seien nicht kriege- rischer Natur, sondern bloße Sicherheitsmaßregeln. Jn Eng- land könne weder eine chauvinistische Partei , noch ein chauvi- nistishes Ministerium existiren. Das englishe Volk könne nur um großer Prinzipien willen einen Krieg führen. “Es sei der feste Entschluß der Regierung, die bis jeßt festgehaltenen Prinzipien auch ferner zu befolgen. E A

30.- April. (W. T. B.) Die Königin beabsichtigt, demnächst eine Besichtigung des vollständig formirten ersten Armee-Corps in Aldershot vorzunehmen. Wie der „Advertiser“ erfährt, hätten die Verhandlungen wegen gleichzeitigen Rückzugs der englischen und russishsn Streitkräfte wesentlihe Fortshrilte gemacht, und hoffe man, daß dieselben zum Ziele führten. Dagegen wird der „Times“ aus St. Petersburg, von gestern, gemeldet, die Verhandlungen seien in den leßten 24 Stunden nit merklich fortgeschritten. Die direkten Pourparkers oen St. Petersburg und London hätten kaum begonnen. Rußland wünsche im Allgemeinen die Ansichten Englands über eine friedliche Lösung zu ermitteln, es sei indeß nicht bekannt, ob Lord f ree streng gane Haltung aufgeben werde. Nath einer Meldung des „NReuters{chèn Bureaus“ aus Bombay ist das erste Detachement des Expeditions- Corps abgesegelt. Weitere Regimenter haben Einschiffungs- ordre erhalten. Die Expedition nimmt Provisionen auf fünf Monate mit.

Frankreich. Paris, 27. April. Die „République e e“ {reibt : „Wir können melden, daß der Kriegs- inister dem Präsidenten der Republik ein Dekret ift die Stellung der Landwehroffiziere, zur Unters rift vorgelegt hat. Dieses Dekret wird die Hauptbestimmungen desjenigen vom 15. Juli 1875 über die der Reserve der aktiven Armee angehörigen Offiziere wiedergeben und hoffent- lich den Willkürmaßregeln ein Ziel seßen, welche in den leßten Tagen die öffentlihe Meinung so sehr auf: geregt haben. Außerdeni wird es dem Offizier - Corps der Landwehr jene Dauerhaftigkeit und Festigkeit verleihen, deren es bedarf, wenn diese zu einer mächtigen Na- tionalkraft Eve soll. Dennoch müssen wir bemerklih machen, daß nah Art. 45 des Geseßes vom 13. März 1875

über die Cadres und die Effektivbestände „der Etat der Reserre=

Offiziere, die Art und Weise der Beförderung durch die Spezialgeseße, betreffend den Etat und das Avancement der Offiziere, geregelt werden sollen“, und daß nach Art. 58 desselben Geseßes die vorstehenden Bestimmungen „auf die Offiziere der Landwehr anwendbar sind.“ Allerdings fügte der Geseßgeber, wohl wissend, daß der Etat der Offiziere und die Beförderung in der aktiven Armee zahl- reiche Modifikationen erheishen, und in der leider gerecht- fertigten Annahme, daß diese Modifikationen nicht mit der wünschenswert en Schnelligkeit erfolgen werden, dem Art. 45 einen zweiten Paragrckphen bei, welcher besagt, daß in Ge- wärtigung der neuen Geseße über den Etat und das Avancement der Offiziere des stehenden Heeres, die Stellen in der Reserve „zeitweilig dur Dekrete des Präsidenten der Republik“ beseßt werden sollen. Kraft dieses Prinzips ist das Dekret vom 15. Juli 1875 über den Etat der Offiziere der Reserve er- lassen worden und wird nächstens ein neues in Bezug auf die Landwehroffiziere ersheinen. Wir glauben, auf die Mangel- hafstigkeit solcher Zustände und auf die Nothwendigkeit hin- weisen zu sollen, baldmöglichst die Entwürfe der Spezialge)eße auszuarbeiten und dem Parlament vorzulegen.“

_— 28. April. Nach einem Berichte des Bauten- Ministers de Freycinet an den Präsidenten der Republik über die Arbeiten der Regionalaus\schüsse, welche durch Dekret vom 2. und 15. Januar behufs Vollendung der Eisenbahnneße und Wasserstraßen und die Ausfüh- rung neuer Bauten in den französischen Handels- häfen eingeseßt worden sind, war die Aufgabe zur bestimm- ten Zeit fertig. Am 1. April konnten dem Generalrathe für die Brücken und Landstraßen die auf die Klassirung der Eisenbahnen bezüglichen Entwürfe vorgelegt werden, und am 1. Mai werde dasselbe mit den Projekten zur Hebung der Fluß- und Seeschiffahrt geschehen. „Es läßt sch schon jezt voraus- sagen“, schreibt der Minister, „daß das Endresultat nur uner- heblih von demjenigen abweichen wird, welches ih in mcinen die erwähnten Dekrete begleitenden Berichten als wahrscheinlich bezeichnet hatte. Meines Erachtens wird die Zahl der anzu- legenden Kilometer Schienenwege den Voranschlag nur um ctwa fünfhundert und die Kosten für die Verbesserung der Schiffahrt die dafür bestimmte Summe nicht um volle hundert Millionen überschreiten. Das Land wird im Ganzen ein Opfer von vier Milliarden und zwei- oder dreihundert Millionen zu bringen haben, die binnen einer klug bemessenen Frist zwischen dem Staat und den großen Gesellschaften zu vertheilen sind und dem es einen Verkehrsapparat zu verdanken haben wird, mit welchem es sich jeder anderen Nation gleichstellen kann.“ Die „Armée française“ schreibt: „Jn dem Augenblicke, da diese Zeilen erscheinen, werden die Cadres der ersten Ba- taillone und der ersten Batterien der Landwehr sich an Ort und Stelle eingefunden haben. Es ist das erste Mal, daß mitten im Frieden mehr als hunderttausend Mann, welche das Alter von 30 Jahren überschritten haben, versammelt werden, um an ernsten militärishen Uebungen Theil zu neh- men. Die Probe wird eine entscheidende sein und sicherlich den Hoffnungen, welche man an sie knüpft, entsprechen.“

Die „Corr. Havas“ meldet: „Die Debatten über Militärsachen scheinen bei der bevorstehenden Session der Kammern eine bedeutende Stelle einnehmen zu sollen. e Senat wird die Jnterpellation des Hrn. Scheurer-Kestner sich niht auf den Fall der beiden Offiziere der Territorial- armee aus Belfort beschränken. Der „Rappel“ behauptet, Fälle dieser Art seien zahlreicher als man glaube, und die Beispiele, die man im Senat kompetenter Weise anführen wird, würden

* geeignet sein, die öffentlihe Meinung über die Angelegen

eit hin- länglich zu erbauen. Jn der Deputirtenkammer steht die Betition des Majors Labordère in Aussicht. Der Bittsteller will den gesetzgebenden Körper auf die Gefahren aufmerksam machen, die aus einer Lage entspringen dürften, worin die Militär- person, Offizier oder Soldat, sich zwischen dem passiven Ge- gol n zur Disziplin und der Beobachtung des Geseßes ge- tellt sähe, im Falle wo diese beiden Bedingungen mit ein- ander im Widerspruch ständen. Er möchte, daß man genau bestimme, welches die Pflicht des Soldaten sei, falls Aben- teurer versuchen sollten, sich der Armee zu thren strafbaren Unternehmungen zu bedienen.“

29. April. (W. T. B.) Jn der heutigen Sitzung des Senats brate der Minister des Auswärtigen, Wadding- ton, eine außergewöhnlihe Kreditforderung für die Ausstellung ein. Jn der Deputirtenkammer wurde der von einem Mitgliede gemachte Vorschlag, betreffend den freien Eintritt in die Ausstellung während der Sonntage, diskutirt. Die Kommission ilägt im Ein- verständniß mit der Regierung eine Resolution des pee vor, daß die Kammer die Regierung auffordern solle, den «Eintritt in die Ausstellung an Sonntagen zu erleihtern. Der Antrag der Kommission wurde angenommen.

Türkei. Konstantinopel, 29. April. (W. T. B.) Der Seraskier hat Offiziere nah Thrazien entsendet, um über die Klage des Großfürsten Nikolaus, daß unter den dortigen Aufständischen sih zahlreihe türkische Soldaten be- fänden, eine Enquete zu veranlassen. Said Pascha ist wieder als Palastmarshall installirt worden.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 29. April. (W. T. B.) Wie die „Agence russe“ meldet, ist das Be- finden des Reichskanzlers Fürsten Gortschakoff ein E, do hindern Shwäche und ein gichtishes Leiden den Reichs- kanzler noch an der Wahrnehmung der Geschäfte,

Amerika. Washington, 29. April. (W. T. B.) Ueber Vorbereitungsmaßregeln Rußlands zur Aus- rüstung von Kreuzern in San Francisco oder anderen Unionshäfen für den Fall, daß es zu einem Kriege mit Eng- land kommen sollte, hat die Regierung keinerlei offizielle Mittheilung erhalten. Das Repräsentantenhaus hat

- dié Bill, betreffend die Aufhebung des mit dem gegen-

wärtigen Anleihe-Syndikate bestehenden Vertrags an die Kommission eavielen. Die Bill, betreffend die Verhin- derung einer “abermaligen Einziehung von geseßlihem Papiergeld, wurde mit 177 gegen 35 Stimmen ange- nommen.

Afrika. Egypten. Cairo, 29. April. (W. T. B.) Die Mittel . zur Bezahlung des Maicoupons und der Amortissements der egyptishen Schuld sind zur Ver- fügung gestellt.!

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Aus Straßburg wird geschrieben: Die Restauration des altehrwürdigen Münster s macht die besten Coendeitse. Augen- blicklich is man damit beschäftigt, die ungestalte provisorische Die neue Kuppel foll 3 m höher i der Apsis zu erhöhen. omes endlich soll binnen Kurzem eine neue Orgel

SRGRAMIS abzubrechen. werden; ebenso gedenkt man das Dach Im Innern des

angebracht werden.

Am 9. März d. I. hielt die historische Kommission der Provinz Sachsen zu Halle ihre 4. Sißung, in welcher über die Herausgabe verschiedener, die Provinz Sachsen betreffender Urkundenbücher und anderer Schriftwerke theils Nachricht ge- geben, theils Beschluß gefaßt wurde.

München, 28. April. Der Professor und Konservator der anatomishen Anstalt, Dr. v. Bischoff, ist auf sein Ansuchen in den Ruhestand verseßt und ihm in Anerkennung seiner ausgezeih- neten Verdienste der Titel und Rang eines Königlihen Geheimen Raths verliehen worden.

In der Amtsrepositur zu Mosbach sind mehrere Hand- \chriften von Göt von Berlichingen (dessen Wohnsiß, Burg Hornberg am Neckar, niht weit von Mosbach liegt), theils mit der reten, theils mit der linken Hand geschrieben, aufgefunden worden. Die Schriften werden dem württembergischen General-Landesarchiv überwiesen werden.

Paris, 27. April. Die französische Akademie hat den großen S Gobert für das beste Werk über französische Ge- \chichte Hrn. R. Chantela uze für seine zweibändige Studie über den „Kardinal Ret und die Hutaffaire“ zuerkannt. Die Pariser L PRLaP TtiGe Gesellschaft hat von dem Präsidenten der

erliner geographischen Gesellshaft eine Einladung zu der feier- lichen Sitzung erhalten, mit welcher die leßtere am 30. d. M. den 50. Jahrestag ihrer Gründung zu begehen gedenkt, und als ihren Vertreter einen ihrer Vizepräsidenten, den Afrikareisenden Henri Duveyrier nach Berlin abgeordnet.

Gewerbe und Handel.

In der am 24. d. M. stattgehabten Sitzung des Vereins für deutshes Kunstgewerbe in Berlin war eine Sammlung emaillirter Gegenftände aus der Fabrik der HH. Ravené und Suß- mann-Hellborn ausgestellt und hielt Hr. Röhrih, der technische Lei- ter dieser Anstalt, einen Vortrag über die Arbeiten, sowie über die Emaille-Fabrikatior im Allgemeinen. Allen Anzeichen nach, so führte er aus, müsse die Bereitung der Emaille fast ebenso alt sein, als die des Glases; es gebe Arbeiten dieser Art: aus Indien, China und Ja- pan, welche augenscheinlih von hohem Alter und dabei von der vor- trefflihsten technishen Ausführung seien. Einige Stücke dieser Art, sehr \chöône Vasen, habe die Sammlung Sr. Königlichen Hoheit des Prin- zen Carl aufzuweisen. Der Vortragende berichtete dann über die Einführung dieses Industriezweiges in Berlin dur die Herren Ra- vené und Sußmann-Hellborn, welche die Anregung dazu der Pariser Weltausstellung vom Jahre 1867 entnahmen, und gab eine Beschrei- bung des Emaillirverfahrens bei den Chinesen und Japanern und andererseits bei den Javanesen. Für die Ravené’sche Fabrik hat die Regierung zwei Javaner kommen lassen, von denen der eine in der Versammlung anwesend war. Beide Arbeite: haben sich na Erklä- rung des Redners als geshickt und gewandt erwiesen, jedoch nit allen von ihnen gehegten Erwartungen entsprohen. Es seien einige Geheimnisse der Fabrikation, welhe sie entweder nicht kennen, oder nit verrathen wolléèn. Der Redner trug dann noch eini- ges über die Bronzefabrikation der Japaner vor und zeigte dabei eine japanishe Bronzevase mit cingelegten feinen Sil- berstreifen. Von großer Wichtigkeit bei Bronzearbeiten sei die Er- zeugung einer {önen Farbe, als Ersaß für die natürliche Orydation, welche si nur sehr langsam bilde. Mit der Erzeugung dieser Patina haben sich unsere Gießer viel Mühe. gegeben, - ohne zu befriedigenden Ergebnifsen zu gelangen. Die Japaner verwenden dazu verschiedene ihrer gewöhnlichen Speisen, indem sie die fertigen Gegenstände eine Zeit lang damit überziehen, z. B. eine Suppe aus Reiskleie, oder ein Gericht aus Bohnen béreitet. Doch möge auch die Mischung der Bronze zu ihren Erfolgen beitragen. Die hierauf folgende Diskussion bewegte sich mehr um Fragen, in Betreff der japanischen Lacke, als der Emaillen und soll in der nächsten Sißung ein Vortrag speziell über die japanischen Lacke gehalten werden.

Aus dem Jahresbericht des Norddeutschen Lloyd in Bremen entnehmen wir folgende Mittheilungen: Aus dem Rechnungs- abs{chluß geht hervor, daß die gesammten Betriebsübershüsse im Jahre 1877 betragen haben 1 400964 Æ, so daß nach Abzug der Prioritätszinsen mit 411043 A und der Geschäftsunkosten mit 197 259 M, ein Reingewinn verbleibt von 792661 A Unter Hinzu- rechnung des aus 1876 auf Gewinn- und Verluftconto vorgetragenen Saldos von 1949 #, sind demnach zur Verfügung 794 610 A4 Von dem vorstehenden Uebershusse von 794 610 4 werden 793 £00 A. zu Abschreibungen auf die Schiffe „Mosel“, „Neckar“, „Oder“, „General Werder“, „Hohenzollern“, „Hohenstaufen“, „Salier" und „Habsburg“ verwandt. Der Rest von 1110 # ist auf neue Rechnung vorge- tragen. Die Prioritäts\{ulden sind im vergangenen Jahre um den Betrag der ausgeloosten und zurückbezahlten Serien mit 25 090 Thlr. Gold und 55 000 Thlr. Krt. vermindert. Auf die kontrahirte \{chwebende Schuld konnten ca. 1 200 000 Æ. abgetragen werden.

In der Generalversammlung der Aktionäre der Berlini- \chen Lebens-Versicherungs-Gesellshaft wurde über das leßte Betriebsjahr Bericht erstattet: Es gingen im Jahre 1877 2157 Anträge über 12 370 800 Æ Kapital und 8712 4 Rente ein, von denen 1594 Versiherungen mit 8871 800 & Kapital und 8415 Æ Rente zum Abschluß gelangten. Es schieden aus 596 Ver- sicherungen mit 3312 944 4 und 1373 4 Rente. Die Kapitals- einlagen betrugen 81 867 4; die Prämieneinnahme belief sich auf 3014384 Æ, die Zinseneinnahme auf 1011756 4 Dem Reserve- fonds wurden zugeschrieben 1 175753 4, und der Uebers{huß stellt sih auf 737 258 46 Von dem in diesem Jahre zur Vertheilung ge- langenden Gewinne pro 1873 erhalten die Versicherten 25/9 ihrer Prämien und die Aktionäre 155 4 pro Aktie.

In der Generalversammlung der Berliner Central- straßen-Aktiengesells{chaft wurde der Bericht des Aufsichts- rathes und der Revisionskommission verlesen und erläutert. Hierauf wurde, da die Dechargirung Seitens der Revisoren verweigert worden war, der Antrag des e O welcher die Wahl einer aus 5 Per- sonen bestehenden Untersuhungskommission verlangte, einftimmig an- genommen. Diese Kommission soll die Geschäftsführung des Jahres 1877 einer Prüfung unterziehen und in einer neuen Generalver- sammlung eventuell die Ertheilung der Decharge herbeiführen.

München, 28. April. Die „Allg. Ztg.“ \{chreibt: „Wie wir vernehmen, wurde die bisherige Einrichtung der Nürnberger Kunfstgewerbeschule in Bezug auf ihre praktishe Verwerthung für das eigentlihe Kunstgewerbe einer Umgestaltung unterzogen und hiernach die bestehenden ppunge mit Genehmigung Sr. Majestät des Königs einer Fraunt ¿en Revision unterstellt. Es steht zu erwarten, daß in Fo ge dieser Einrichtung, wele si auf die neueren Erfahrungen über solche Anstalten, insbesondere in Wien, \tüßt, eine verstärtte Wechselwirkung zwischen der Shule und dem wirklichen Bedürfnisse dex Gewerbe sich ergeben wird.“

In der Generalversammlung der Sch{lesishen Lebens- versiherungs8-Aktien-Gesellschaft in Breslau wurde aus dem Geschäftsberiht u. A. Folgendes mitgetheilt: Es gelangten in 1877 zum Abs{luß 780 Kapitalversiherungen auf den Todesfall über 2687 400 J, 87 Kapitalversicherungen auf den Lebensfall über 158 600 U NRentenversicherungen eine auf jährlihe Mente von 1813! # Hierdurch war der Bestand angewachsen auf 2768 Kapitalversicherungen auf den Todesfall über 9095743 A,

pa Aa e Fen A G M Ai ail Aal 4 A p N

207 auf den Lebensfall über 411 543 \«Æ und 20 Rentenversiche- rungen über 36 852 Æ jährliche Rente. Die Sterbekassenversiche- rungen wiesen ultimo 1877 330 Versicherungen über 163 500 4 auf. Gegen Unfall waren fkollektiv: 58 232 onen mit 394731448 M und individuell: 1043 Personen mit 11 438 467 Æ. versichert. Die Gesammt-Prämieneinnahme betrug 547676 Æ, die Gesammtein- nahme 1111 632 Æ, die Gesammtausgabe 1070821 Æ, der Rein- gewinn 40811 A Aus diesem wurde an die Aktionäre eine Divi- dende von 5 9% ihrer Einzahlungen vertheilt.

Wien, 29. April. (W. T. B.) Die heutige Generalversamm- lung der Reichenberg-Pardubißer Bahn genehmigte die finanziellen Sanirungsanträge des Verwaltungêrathes. 261 Stizzmen protestirten gegen die Legalität dieses Beschlusses. Die Verwaltung theilte das mit der Regierung getroffene Uebereinkommen mit, welches die Staatsgarantie für die alt- Linie mit 982 800 Fl., für die Linie Schadowitz-Landesgrenze mit 252000 Fl. und für die Linie Eisenbrod-Tannwald mit 457 608 Fl., zusammen mit 709 608 Fl. Silber festseßt. So lange bei dezr Linie Reichenberg-Ridenberg- Eisenbrod-Tannwald die Marimalgrenze nicht erreicht ift, wird die Geldbeschaffung mit 44 %% berechnet und das so bestimmte Nominal- kapital inclusive der Tilgung mit 5 9/5 garantirt. Die übrigen Be- stimmungen des Uebereinkommens betreffen die einheitliche Behand- e per Nordwestbahn und der Netze der Pardubißer Bahn im erkehre.

Die Generalversammlung der Lemberg-Czernowiß-- Jassy-Eisenbahn beschloß, den Maicoupon mit 5 Fl. in Silber einzulösen und den nach Abzug der Verzinsungen, Amortisationen, Verluste und Abschreibungen übrigbleibenden Gewinn von 137 554 Fl. auf neue Rechnung vorzutragen.

Antwerpen, 29. April. (W. T. B.) In der heutigen Wollauktion wurden 1514 B. Buenos-Ayres-Wollen angeboten, davon 639 B. verkauft, 567 B. Montevideo-Wollen angeboten und 335 B. verkauft. Das Geschäft war ruhiger, Preise unverändert.

Verkehrs-Anstalten.

New-York, 29. April. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Donau“ ist hier eingetroffen.

Berlin, 30. April 1878.

Wie aus Neapel geschrieben wird, gab der Vesuv am 24. d. M., Abends, wieder lebhafte Zeichen seiner fortdauernden inneren Thätig- keit von sich. Eine Feuersäule entstieg in kurzen Zwischenräumen dem Krater und erleuchtete in bald hellerem, bald blasserem Lichte die den Berggipfel umlagernden dunkeln Wolken. Dem Neapeler „Piccolo“ wird unterm 24. d. M. aus Monteleone di Cala- bria telegraphirt, daß durch A bsturz und Verschiebung des soge- nannten Coppolo- Berges ein großer Theil der Gemeinde ver- \chüttet wurde. Es kamen 30 Perfoaen ums Leben, und man besorgte weiteres Unheil.

Der am Donnerstag, den 2. Mai, Abends 8 Uhr, im Hörsaal Nr. 1 der Königlichen Gewerbe-Akademie, Klosterstraße 36, beginnende Unterrichtskursus in der vereinfahten Stolze. schen Stenographie, wie solhe in den Kursen des stenographischen Bureaus des Abgeordnetenhauses, wie an der Universität amtlih gelehrt wird, soll mit einem Vortrage über das Wesen der Stolze- \chen Stenographie eröffnet werden, zu welhem alle Diejenigen un- entgeltlih Zutritt haben, denen eine ausführliche Auskunft über die durh die stenographishe Schrift dem Kenner derselben gebotenen Vortheile, sowie über die Gestaltung der Schrift selbst wünschens- werth erscheint.

Für die den Vortrag besuchenden Damen werden auf vorherige Anmeldung besondere Pläße reservirt.

Im Königlichen Opernhause seßte gestern Frl. Tagliana ihr Gastspiel in der Rolle der Rosine in Rossini’'s „Barbier von Sevilla“ fort. Die junge Sängerin hatte in dieser Rolle, welche ihrer kü..stlerishen Individualität besonders günstig liegt, Gelegen- heit, ihre bedeutenden Vorzüge in noch höherem Grade zur Geltung zu bringen, wie als „Zerline“ im „Fra Diavolo“. Der helle, zarte Timbre der Stimme, ihre sorgfältige manierfreie Schule und vor- zügliche Anlage für den kolorirten Gesang, wie das anmuthige, na- türlihe Spiel kamen ihrer „Rosine“ fehr vortheilhaft zu statten. Im zweiten Akte sang Frl. Tagliana als Einlagen die Schattentanz- Arie aus Meyerbeers „Dinorah“ und zum S{hluß „Polacca“ aus Bellini’'s „Puritanern“ in italienisher Sprahe, mit welchen beiden Nummern die Sängerin lebhaften Beifall erntete. Den Grafen Almaviva fang Hr. Kammersänger Dr. Gunz vom Königlichen Theater in Han- nover als Gast. Der Künstler nimmt unter den deutschen Tenoristen eine hervorragende Stelle ein und sein Graf Almaviva zählt zu [enen besten Leistungen. Der weiche, lyrishe Klang seines Organs timmt trefflih zu der cantilenenreihen Musik der Rolle. Sein Spiel als feuriger Liebhaber könnte etwas mehr Lebhaftigkeit und Laune vertragen. Auch Hr. Dr. Gunz ‘trug im zweiten Akt eine Einlagepiece vor: „Nah Sevilla! Spanisches Lied von Dessauer“. Der Vortrag des Liedes war ein sehr gelungener, von Beifall - begleiteter, doch kann die Wahl desselben nicht gerade als eine glückliche bezeihnet werden. Melodie und Text decken sih nicht und der Rythmus ersch:int für den Inhalt des Ge- dichts gesucht. Die Beseßung der übrigen Rollen war die alte be- währte. Vorzügliche, e belobte Leistungen in Gesang und Spiel sind die der Herren Salomon als „Doktor Bartolo“ und Frie als „Basilio.“ Auch Hr. Schmidt in der Rolle des aaa verdiente und fand wiederholte Beweise der Anerkennung. Ebenso trugen Fr. Lammert und Hr. Oberhauser in den kleinen Partien der „Mar- zelline“ und des „Fiorillo“, wie die Königliche Kapelle unter Leitung des Hrn. Musikdirektor Radecke ihren wesentlichen Theil zu dem ge- lungenen Ensemble dêr Aufführung bei,

Im Stadt-Theater findet das bereits für morgen, Mitt- woch, angekündigte Benefiz für pen Auguste Floesîel eingetre- tener Hindernisse halber ers am Sonnabend, den 4. Mai, statt. Das für heute angelegte Repertoire erfährt insofern eine geringe Aenderung, als das Lustspiel „Der Diplomat der alten Schule“ in Wegfall kommt und hierfür die beiden einaktigen Stücke „Wer zu- lest lacht“ und „Im Theaterbureau“ zur Darstellung gelangen. Sämmtliche angezeigten Gäste, Fr. v. Trautmann sowohl als die een Mittelk, Pander und [Fligener find in den hervorragenderen Parkien beschäftigt. Â

Im zoologischen Garten sind am Sonntag ein Paar kräftig aussehender Orang-Utangs, ein Paar weißer Kraniche und ein Affe aus Japan eingetroffen. Die Herren William und Gustav Schön- lanck, welhe dem hiesigen zoologishen Garten {on einige werth- volle Thiere geschenkt. haben, haben auch dieses Mal das Orang- Utang-Paar und das Paar weißer Kraniche aus Indien dem Garten zum Geschenk gemaht. Der Affe aus Japan ist ein G S des deutschen Konsuls in Calcutta. Diese Art Affen ist sehr selten und war bis jeßt noch nicht im hiesigen zoologischen Garten vertreten.