1901 / 83 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 09 Apr 1901 18:00:01 GMT) scan diff

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Justiz-Ministerium.

Der Landgerichts - Direktor von Hinüber in Hechingen ist nah Sildesheim verseßt.

Dem Kaufmann Georg Wilhelm Wirsing in Frank- furt a. M. ist die naGaeiodte Entlassung aus dem Amt als Handelsrichter ertheilt.

ZU Handelsrichtern sind ernannt: der Brauereidirektor Julius Melchior und der Kaufmann Alfred Benvenisti in Berlin bei dem Landgericht T in Berlin, der Kaufmann Paul Fulda in Frankfurt a. M. bei dem Landgericht daselbst ; wiederernannt: der Fabrikbesißer August Deter, der Kom- merzienrath Emil Jacob, der Fabrikbesißer Adolf. Venzky, der Banquier Hermann Richter, der Kaufmann Hugo Deutsch, der Banquier Moriß Strauß, der Rentier Louis Paderstein und der Fabrikbesizer Hugo Bendix, sämmtlich in Berlin, bei dem Landgericht T hierselbst.

Zu stellvertretenden Handelsrichtern sind ernannt: der Rentier Paul Dahlheim, der Rentier Oskar Rathenau und der Direktor Karl Wilhelm Meyer in Berlin bei dem Landgericht T in Berlin, der Kaufmann und Fabrik- besizer Karl Schmölder jun. in Rheydt bei dem Land- E in Düsseldorf und der Kaufmann Wieler in Danzig

ei dem Landgericht daselbst; wiederernannt : der Kaufmann Hugo Schalhorn und der Kommerzienrath Julius Karl Pintsch in Berlin bei dem Landgericht T hierselbst. Verseßt sind die Staatsanwälte: Dr. Kleine vom Land- eriht T in Berlin an das Kammergeriht und Storp in Essen nach Magdeburg.

Dem Notar, Justizrath Hoeniger in Jhowrazlaw ist die nachgesuchte Entlassung aus dem Amt ertheilt.

An der Liste der Nehtsanwälte sind gelösht: die Rechts- anwälte Kantrowiß bei dem Amtsgericht in Küstrin und Dr. Bras bei dem Amtsgericht in Mayen.

Jn die Liste der Nehtsanwälte sind eingetragen: die Rechtsanwälte Dr. Brasch aus Mayen bei dem Landgericht in Koblenz, Kantrowiß aus Küstrin bei dem Amtsgericht in Seelow und der Gerichts-Assessor Edelstein bei dem Amts- gericht in Walsrode.

Der Rechtsanwalt und Notar Zinzow in Neustettin und der Rechtsanwalt Janke in Elbing sind gestorben.

Ministerium für Handel und Gewerbe.

Die kommissarischen Gewerbe-Jnspektoren, der Königliche Regierungs-Baumeister Wilhelm Heidsieck in Gelsenkirchen, Dr. Heinrich Klocke_ in Bochum, Dr. August Marks- tahler in Arnsberg, Dr. Wilhelm Werner in Hirschberg i. Schl, sowie die Königlichen Gewerbe-Jnspektions-Ässistenten Franz Kuchenbuh in Stendal und Ottmar Stein- bäus er in Wesel sind unter Verleihung etatsmäßiger Gewerbe- Wn arenstelen in den genannten Städten zu Königlichen Hewerbe-Jnspektoren ernannt worden.

Ministerium der geistlihen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten.

An Stelle des ausgeschiedenen Medizinalraths Dr. Schacht hierselbst ist der Apothekenbesißzer Johannes Marag- graff in Berlin- zum Mitgliede der tehnishen Kommission für die pharmaceutishen Angelegenheiten ernannt worden.

Dem Privatdozenten in der philosophischen Fakultät der Akademie zu Münster i. W. Dr. Julius Schwering is das Prädikat „Professor“ beigele;t worden.

Ministerium des Jnnern.

Dem Polizeirath Goerke ist die Stelle eines solchen bei dem Polizei-Präsidium in Berlin übertragen worden.

Evangelischer Ober-Kirchenrath.

Der bei dem Königlichen Konsistorium zu Berlin ange- stellte Konsistorial-Assessor Dr. Niedner, bisher als Hilfs- arbeiter beim Evangelishen Ober-Kirchenrath beschäftigt, ist behufs Uebergangs in eine akademische Berufss\tellung aus der kirhlichen Verwaltung geschieden.

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 9. April.

Seine Majestät der Kaiser und König wohnten mit Jhrer Majestät der Kaiserin und Königin am Sonnabend Abend der liturgishen Andacht in der Dom- Znterimskirche und am Ostersonntag Vormittag dem Gattes- dienst daselbst bei. :

Heute Vormittag hörten Seine Majestät die Vorträge des Chefs des Militärkabinets, Generalobersten von Hahnke, des Chefs des Generalstabs der Armee, Generals Grafen von Schlieffen, des Kriegs-Ministers, Generals von. Goßler, des General - Jnspekteurs der Fuß - Artillerie, Generals Edler von der Planiß, sowie des General - Inspekieurs des Jngenieur- und Pionier-Korps, Generals Freiherrn von der Goly. Mittags um 12 Uhr empfingen Seine Majestät der Kaiser den Herzog von AÄbercorn, den Generalmajor Sir Archibald Hunter, den Obersten Earl of Kintore, den Kapitän Marquis of Hamilton und Herrn George P. Clarke, Mit- glieder der Spezialmission zur Notifizierung des Regierungs- antritts Seiner Majestät des Königs Eduard VII. von Groß- britannien und Jrland.

Die eisenbahnfahwissenschaftlihen Vorlesungen finden im Sommer- Halbjahr 1901 in folgender Weise statt: Zn Berlin werden in Räumen der Universität Vor-

lesungen über die Nationalökonomie der Eisenbahnen, insbesondere |

das Tarifwesen, und über den Betrieb der Eisenbahnen ge-

halten werden. Das Nähere, namentlih au bezüglih der An- |

meldung zu den Vorlesungen ist aus dem Anschlag in der Universität ersihtlich.

Zn Breslau erstrecken 1ch die Vorlesungen auf tehno- | jan _der | g: et | | der Episkopat auf diesem Wege ein Bundesgenofse der republi-

logishe Geologie, in Köln auf Eisenbahn-Betriebslehre.

Der hiesige Fônigli portugiesishe Gesandte Vicomte de Pindella hat fih nah Lissabon begeben. Während seiner Abwesenheit fungiert der Erste Legations-Sekretär Baron von Sendal als interimistisher Geschäftsträger.

Der Regierungsrath Dr. Russell in Shleswig is der Königlichen Regierung zu Trier, der Regierungs-Afessor Dr. Schwendy in Frankfurt a. M. der Königlichen Regierung zu Königsberg, der Regierungs-Assessor Kluge in St. Goars- hausen der Königlichen Regierung zu S leswig und der Regierungs-Assessor von Aschoff in Meseriß der Königlichen Regierung zu Minden zur weiteren dienstlichen Verwendung überwiesen worden.

_ Nach telegraphischer Mittheilung vom Kommando des Ostasiatischen Érpebitionäkorps ist, wie „W. T. B.“ meldet, mit dem Reichspostdampfer „Stuttgart“, der am 30. März 1901 von Schanghai abgegangen ist, ein weiterer Trans- port Dienstunbrauchbarer von etwa 320 Mann unter Führung des Oberleutnants Freiherrn von Welck heim- geshickt. Der Dampfer „Stuttgart“, der bereits Hongkong am 3. April passiert hat, wird voraussihtlich am 13. Mai in Hamburg eintreffen.

Cronberg, 8. April. Seine Königlihe Hoheit der Prinz Heinrih, Höcstwelher in der vergangenen Nacht hier eintraf, hat sih, wie „W. T. B.“ berichtet, heute Nach- mittag mit Zhrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Heinrich, Höchstwelche bereits gestern Vormittag angekommen war, zum Besuh Seiner Durchlauht des Prinzen Ludwig von Battenberg nah Schloß Jugenheim begeben.

Bayern.

Seine Königliche Hoheit der Prinz-Regent hat, wie die „Allg. Ztg.“ berichtet, durch Entschließung vom 4. d. M. auf Vorschlag des Juftiz - Ministeriums 566 Personen, die von den bürgerlichen Gerichten verurtheilt worden sind, ent- weder die Strafe any oder den Rest der Strafe erlassen, oder die Strafe ne geseßt oder sonst gemildert. Unter den 566 Begnadigten befinden sih 80, denen der Rest der Strafe erlassen wurde und die infolge des Gnadenakts am 6. d. M. in die Freiheit entlassen wurden. Etwa 100 Ver- urtheilten wurde eine sogenannte Bewährungsfrist bewilligt; führen sie sih innerhalb dieser Frist gut, so haben auch sie Aussicht auf Begnadigung.

Mecklenburg-Schwerin.

Zu Ehren Seiner Hoheit des Herzog - Regenten Johann Albrecht, Höchstwelcher heute die Regierung Seiner Königlichen Hoheit dem Großherzog Friedrich Franz IV. übergiebt und dies in einem gestern veröffentlichten Erlasse kundgegeben hat, fand gestern Abend in Schwerin ein Fackelzug von 2500 Theilnehmern statt. Der Zug machte vor dem Schloßportal Halt. Auf dem Balkon des Schlosses waren Jhre Hoheiten der Herzog und

| die Herzogin Johann Albrecht ersch:enen. Nach

einer Serenade Schweriner Gesangvereine sprach der Rechts- anwalt Kolbow dem Regenten den Dank für seine fkraftoolle Regierung aus. Hierauf wurde das Comité zu dem Herzog- Regenten beschieden, Höchstwelher dasselbe beauftragte, den Dank des Herzogs für den s{hönen Ubschiedsgruß allen Mit- wirkenden aus;usprechen. Í

Das heute erschienene Regierungsblatt veröffentliht aus Anlaß des Regierungsantritts Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs Friedrich Franz IV. einen Gnaden- erlaß. Allen Personen, gegen welche bis zum heutigen Tage wegen Uebertretungen auf Haft oder Geldstrafen oder wegen Vergehen auf Freiheitsstrafen von nicht mehr als 6 Wochen oder auf Geldstrafen von niht mehr als 150 M rechtskräftic erkannt worden ist, foll diese Strafe, soweit sie heute ot nicht vollstreckt ist, erlassen werden.

Großbritannien und Frland. _ Der Premier - Minister Lord Salisbury is, wie „W. T. B.“ meldet, am Sonnabend von London nach der Iiviera abgereist.

Frankreich.

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Der Präsident Loubet ist am Sonntag Nachmittag, wie „W. T. B.“ berichtet, in Begleitung des Ministers des Aus- wärtigen Delcassé und des Kriegs-Ministers, Generals André nah Ni zza abgereist, wo die ünkunft gestern Vormittag um 101/, Uhr erfolgte. Jn dem Augenblick, als der Zug in den Bahnhof einfuhr, - begann eine Batterie cinen Salut von 100 Schüssen abzufeuern. Auf dem Bahnhofe waren zuni Empfange erschienen: der kommandierende General des XV. Armee-Korps, General Mehinger und der Kommandant des Mittelmeer-Geschwaders, Admiral de Maigret, Vertreter der Zivil- und Militärbehörden, sowie mehrere Senatoren und Deputirte. Nah der Begrüßung der Änwesenden ver- theilte der Präsident mehrere Auszeihnungen und fuhr

| fodann zur Präfektur, wo die amtlichen E: pfänge stattfanden.

Auf der Fahrt dur die prächtig mit Triumphbogen, Guir- landen und Blumen geshmückte Stadt vom Bahnhof bis zur Präfektur wurde der Präsident von der Menge mit den Rufen: „Hoch Loubet!“, „Hoch di: Nepub.ik !“ begrüßt. Bei den Empfängen in der Präfektur hielt der Bischof von Nizza bei der Vorstellung des Klerus eine Ansprache, in welcher er der leßten Reden des Präsidenten Loubet gedachte, welche zur Einigung aller Franzosen aufforderten und die JZugend ermahnten, den Jdeen der Gerechtigkeit, Freiheit und Duldsamkeit treu zu bleiben. Der Bischof fügte hinzu, der Klerus fühle sich von demselben Geiste getragen und von wahrem Patriotismus bescelt, und sein Bestreben gehe dahin, im Her en des Volkes, welches an seinen religiösen Freiheiten hänge, christlihen Glauben und christliche Tugenden s zu erhalten und das Volk dur unlöslihe Bande mit Frank- reich zu verknüpfen. Der Präsident Loubet êrwiderte, er fei

| in der That stets ein unermüdliher Vorkämpfer dcr Ideen der

Duldsamkeit und der Versöhnung gewesen, und er glaube, daß

fanishen Regierung sein könne und müsse. Er hoffe, daß die Worte des Bischofs von Nizza vom gesammten Klerus würden

Offizierkorps vor und sagte, dasselbe sei stolz, das Oberha der Armee diht an der Grenze begrüßen Î dürin: es Bupé bemüht sein, 1ch des Vertrauens der Regierung würdig zu er- weisen. Der Präsident Loubet entgegnete, die Regierung blie auf die Armee mit Stolz und wisse, daß dieselbe bestrebt sei [e alle Möglichkeiten der Zukunft bereit zu sein. YBe{ er F EETAng des israelitischen Konsistoriums erklärte der Rabbiner, daß alle seine Glaubensgenossen von glühendem Ds erfüllt seien. Der Präsident erwiderte, die emokratie mache keinen Unterschied unter guten Franzosen, was auch ihr religiôóses Bekenntniß sein möge. ls Doyen des Konsularkorps gab der italienische a kfonsul den Wünschen für das Wohlergehen des Präsidenten und Frankreihs Ausdruck, worauf der Präsident Loubet neben Worten des Dankes die offnung aussprach, daß die Konsuln bei den französishen Behörden téde Unterstüßung änden, auf welche sie A hätten. Nach Beendigung er Empfänge fand bei dem Präsidenten in der Präfektur ein Diner im fkleinen Kreise statt. Jm Laufe des Nach- mittags besuhte der Präsident die botanishe und die landwirthschaftlihe Kreis - Ausstellung und wohnte sodann den Sport-Wettkämpfen auf der Place d'Armes bei. Die von auswärts zu den leßteren einge- troffenen Vereine hatten vorher Kränze am Grabe Gambetta's niedergelegt. Vor dem Beginn der Sportwettkämpfe wurde der Präsident Loubet von dem Vereins-Präsidenten Cazalet begrüßt, welcher besonders der P oibn des Prôäsidenten für die Jugend gedachte. Der Präsident Loubet erwiderte, daß die Regierung ihre ganze Fürsorge einer einsihtigen, auf- geflärten, E cepublifanisch gesinnten Jugend zu- wende. Jndem cer Nizza ein Vereinsbanner E sei er überzcugt, daß dieses mit Treue und Erge enheit werde bewahrt werden. Nachdem die Anwesenden dem Präsidenten eine Huldigung dargebracht, ti die Wett- kämpfe und danach die Preisvertheilung statt. Um 6 Uhr kehrte der Präsident, überall lebhaft begrüßt, in die Präfektur zurück. Abends 71/2 Uhr veranstaltete die Stadtverwaltung im prächtig geschmückten Kasino ein Bankett zu Ehren des Präsidenten. An demselben nahmen etwa 300 Parsotién Gei, unter ihnen die Minister André, Delcassé, Dupuy und Bau in, der Bischof von Nizza, die Militär- und Zivilbehörden, mehrere Senatoren und Deputirte und der italienishe General: Konsul. Fn Beantwortung eines von dem Maire ausgebrachten Trinkspruhs führte der Präsident Loubet aus, er habe mit Genugthuung gesehen, daß die Bewohner von Nizza, wie alle Franzosen, den Willen fundgäben, die Republik über alle Parteizwistigkeiten Hinaus hoczuhalten, betonte weiter, daß bei allen Wahlen dem republikanishen Prinzip An- erkennung zu theil geworden sei, und daß die Kundgebung der republikanishen Gesinnung in Nizza im Einklang stehe mit der Wärme des Empfanges und dem Glanz der \önen Stadt. Nizza sei aber nicht allein eine Zierde Frankreichs, es sei an der Grenze gelegen, und seine Kinder hätten das Bewußtsein von der Verantwortlichkeit, welche diele Ehren- posten mit sich bringe. Jn Nizza träten die Parteischeitungen vor dem höheren Antetesse des Vatérlandes zurück, man widme sih mit Hingebung dem, was nicht im arteigetriebe stehe, einer Herrschaft der Freiheit, das heiße einer Pflege des Banners, welhe treu sei dem Jdeal der sozialen Gerechtigkeit und Brüderlichkeit, die das republikanische JZdeal bildeten. Der Präsident {loß mit dem Wunsche für die Wohlfahrt der Stadt Nizza und die Einigkeit seiner Be- wohner in ihrer Liebe zum Vaterlande und zur Republik. Die Rede des Präsidenten wurde von oft -wiederholten warmen Beifallskundgebungen unterbrohen. Nach dem Bankett empfing der Präsident, umgeben von den Ministern, die Bureaux der Arbeitervereinigungen, der Gesellschaften zur gegenseitigen Hilfeleistung und Abgeordnete der Arbeiterbörse, welche ihre Huldigungen darbrachten. Der Maire, welcher die Abordnungen voörstellte, gab dem demokratishen Gefühle der Arbeiterbevölkèrung von Nizza Ausdruck, welche sich nach der republikanischen Devise: Freiheit, Gleichheit, Brüder- lichkeit rihte. Der Präsident Loubet hob in seiner Erwiderung hervor, er sei glücklich, daß er beauftragt sei, darüber zu wachen, daß die republikanische Devise Fintiia in die Herzen und die Sitten finde und daß sie Wirklichkeit werde. Des weiteren erinnerte der Präsident an seine persönliche Theilnahme bei der Bildung von Vercinen zur gegenseitigen Hilfeleistung; er glaube an die Zukunft der Syndikate, namentlich von dem Gehchtspunkte der Dienste aus, welche sie würden leisten fönnen. Als der Präsident sich zurückzog, folgten ihm die Beifallskundgebungen der Anwesenden. Später wohnte der Präsident Loubet einem Feuerwerk und hierauf einer Gala- vorstellung im Theater bei, welhe ihm zu Ehren veranstaltet wurden, und begab sich alsdann nah der Präfektur, wo er übernachtete. Ueberall wurde der Prätident begeistert begrüßt. Abends fand in ter Stadt eine glänzende Zllumination statt.

Das italienische Geschwader, mit dem Stlachtschiff „Lepanto“, an dessen Bord sih der Herzog von Genua befand, an der Spitze, ist unter dem Donner der Geschüß? der Hafenforts und der französishen Schiffe gestern Nachmittag um 2 Uhr in Toulon eingetroffen. Der Marine-Präfekt, Vize-Admiral de Beaumont begab sih alsbald mir den Offizieren seines Stabes an Bord des „Lepanto“ und gab in seiner Ansprache an den Herzog den Gefühlen freudigen Stolzes darüber Ausdru, daß es ihm vergön:t sei, den Gast willlommen zu heißen und die Flotte der befreundcten Nation zu empfangen. Der Herzog von Genua betonte in feiner Entgegnung, er freue sih darüber, daß er mit einer so angeachmen Mission beauftragt worden sei. Das spanische Panzerschiff „Pelayo“ is in Toulon cinagctroffen und hat Salutshüsse mit den Hafenforts und den in Toulon liegenden Schiffen ausgetauscht.

Nach dem gestern früh ausgegebenen Bulletin schreitet die Besserung im Befinden des Minister-Präsidenten Waldeck- Rousseau fort. Die Heilung der erkrankten Stelle nimmt einen normalen Verlauf.

Rußland.

Der frühere Kriegs - Minister, General - Adjutant Wan- nowsky ist, wie dem „W. T. B.“ aus St. Peters- burg gemeldet wird, zum Unterrichts-Minister und der General - Adjutant Tfschertkow zum General - Gouverneur von Warschau und quu Kommandierenden der Truppen des Warschauer Militärbezirks ernannt worden. Dem „Russischen Jnvaliden“ zufolge i#t der Stabs- hef des Warschauer Militärbezirks, Generalleutnant Pusyrewski, unter Beförderung zum General der Jnfanterie,

1 i J | zum Gehilfen des Kommandierenden der Truppen dicses gehört und verstanden werden. Der General M eßzinger stelltedas |

Militärbezirks ernannt worden.

Der Kaiser hat, wie das genannte Bureau weiter be-

ichiet, an den zum Unterrichts-Minister ernannten General- Abhutantei Wand wsfy folgendes Reskript gerichtet:

ie regelmäßige Organisation der Volksbildung bildete stets eine der hauptsächlihften Sorgen der russishen Herrscher, welche fest, aber allmählich in Uebereinstimmung mit den Grundprinzipien des russi- schen Lebens und den Bedürfnissen der Zeit nah deren Vervoll-

fommnung strebten. Die Erfahrung der leßten Jahre hat indessen

auf so wesentliche Mängel unseres Schulwesens hingewiesen, daß Ich es für zeitgemäß halte, unverzüglih an eine durchgreifende Revision und Verbesserung desfelben zu s{reiten. Ihre ftaatsmännische Er- fahrung und Ihren aufgeklärten Geist hohshäßend, habe Ih Sie

tir als Mitarbeiter bei dem Werke der Grneuerung der Organi}ation der rufsishen Schule gewählt, und indem Ih Sie auf den jetzt besonders wichtigen Posten eines Ministers der Volksaufklärung berufe, bin Ih fest überzeugt, daß Sie sicher und unentwegt das von Mir vorgezeichnete ¡el erstreben und in die Erziehung der russishen Jugend dur Écfapenil gereiftes, verständiges Verhalten und herzliche Für- sorge hineintragen werden. ott segne unfere Arbeit! Mögen Eltern und Familien, die vor allem verpflichtet sind, für ihre Kinder zu forgen, uns bei der Arbeit helfen, dann wird bald die Zeit kommen, wo Ih und mit Mir Mein ganzes Volk mit Stolz und Trost in dem jungen Geschlecht eine feste und sichere Hoffnung des Vaterlandes und eine starke Stüße desfelben in der Zukunft sehen werden. 1

Die „Russische Telegraphen-Agentur“ erfährt aus durh- aus glaubwürdiger Quelle, daß den Vertretern Rußlands im Auslande am 3. April aufgetragen worden sei, den Re- gierungen, bei denen sie beglaubigt sind, folgende Mittheilung zu machen: Da aus den eingegangenen Nachrichten hervor- ehe, daß bei den gegenwärtigen Umständen ein besonderes [bkommen in der Mandschurei - Angelegenheit, anstatt als offenkundiger Beweis freundschaftliher Gesinnungen Ruß- lands für die Interessen Chinas zu dienen, dem Nachbarreiche verschiedene Schwierigkeiten verursachen könne, bestehe Rußland keinesfalls bei der chinesischen Regierung auf dem Abschluß eines solhen Abkommens, ja es verzichte sogar auf alle Unterhandlungen über diesen Gegenstand. Jndem die Kaiser- lihe Regierung stets ihrem ursprünglichen, wiederholt ver- öffentlihten Programme treu bleibe, werde sie ruhig den weiteren Gang der Ereignisse abwarten.

Schweiz.

Wie „W. T. B.“ erfährt, hat gestern im Auftrage des Regierungsraths der Sekretär der Staatskanzlei persönlich dem russishen Konsul Grafen Prosor das Bedauern der Genfer Regierung über die Vorfälle am leßten Freitag aus- gedrückt.

Niederlande.

Der Präsident Krüger hat am Sonnabend, wie „W. T. B.“ berichtet, Utrecht verlassen, um fich nach Hil- versum zu begeben. Er wurde von dem Bürgermeister unter lauten Ovationen der zahlreichen Volksmenge nach dem Bahn- hof geleitet. E

Rumänien.

Die Session des neugewählten Parlaments ist, wie „W. T. B.“ meldet, am Sonnabend von dem König mit folgender Thronrede eröffnet worden : 5

„Mit befonderer Genugthuung sehe ih mih inmitten der geseßz-

gebenden Körperschaften. Ich erwarte mit Vertrauen die Erfüllung der zu lôösenden Aufgaben. Der Ausgang der Neuwahlen bezeugt das im ganzen Lande herrshende lebhafte Gefühl, welches die Pflicht und den Patriotismus darin erblickt, alle Kräfte und Gedanken zur Beseitigung der gegenwärtig bestehenden Schwierigkeiten anzuspannen. Aus diesem Grunde ist die {leunigste Einberufung der Kammerù erfolgt. Mein besorgtes Herz fühlt sih erleichtert, da ih Sie um den Thron versammélt sehe, bestrebt, mit der Regierung die geeignetsten Maßregeln zu treffen, um unsere finanzielle Lage zu bessern und zu stärken. Jhre erste Auf abe soll daher die Prüfung des Budgets des mit dem 1. (14.) April be- ginnenden Rechnungsjahres sein, um zu einem wirklichen und be- ständigen Gleichgewicht "zwischen den Ausgaben und Einnahmen zu gelangen. Um dieses Ziel zu erreichen, find in erster Linie ernste Er- sparungen geboten. Jeder, ob Groß, ob Klein, muß theilnehmen an den Opfern, die ih bin dessen gewiß mit demselben Pflicht- gefühl gegenüber dem Vaterlande werden gebracht werden, welches as rumänishe Volk in allen wihtigen Augenblicken des politischen Lebens bescelte. Mit um o größerex Zuversiht können wir uns dieser Arbeit und unseren Bemühungen, den regelmäßigen Gang der Staatsmaschine zu sihern und die finanzielle Lage zu festigen, widmen, als der europäische Frieden durch den uners{hütterlihen Ent- {luß der Großmächte gesichert ist und Rumänien mit allen Staaten die freundshaftlihsten Beziehungen unterhält. Unser ganzes Trachten muß daher darauf gerichtet sein, die Bedürfnisse und Frfordernifse des Landes zu befriedigen. Jch zweifle niht, daß Ihr Patriotismus Sie jene großen Schwierigkeiten überwinden lassen wird, deren Be- siegung um jeden Preis zur Sicherung und Größe der Zukunft des Königreichs nothwendig ift.“

Das neue, in der Deputirtenkammer eingebrachte Budget balanciert mit 218 500 000 Lei gegen 245 325 000 Lei im vorigen Jahre. Die gegenwärtige Regierung erzielt troß beträchtlicher Verminderungen der voraussihtlihen Einnahmen das Gleichgewit im Budget durch thatsählihe Ersparnisse in Höhe von 25 Millionen Lei und durch eine Erhöhung der be- itehenden Steucrn um etwa 6 Millionen. Die Schaffun neuer Steuern ist niht vorgesehen. j

Die Deputirtenkammer berieth am Sonnabend dice Adresse an den König. Nachdem mehrere oppositionelle Redner - gesprochen hatten, crgriff der Minister-Präsident Sturdza das Wort und führte aus: T E

Die heutige Berathung zeige, daß Alle den Ernst der Situation anerkennten. Deshalb müsse jede Rivalität zwishen Konfervativen und Liberalen vermieden und das Finanzproblem ‘gelöst werden. Die vorgelegte Adresse sei ein Ausdruck der Anerkennung für den Steuermann, der das Staatsschiff lenke. Dieser Steuermann babe seine Pflicht gethan. „Wir, die wir die Besaßung des Schiffes sind, müssen auch unsere Pflicht thun, um den Hafen zu er- reihen. Uecberwinden wir nit nur die finanzielle, sondern auch die moralishe Krisis, um die Finanzen und die Moral zu verbestern ! Die beiden politischen Parteien müssen daher einig vorgehen, bescelt von demselben guten Willen, angefeuert von dem Beispiel jener großen Männer, die das moderne Rumänien geschaffen haben, namentlich aber durch das Beispiel des Königs, des Sprofsen eines Geschlechts, welches Beweise seiner Kunst, die Völker zu lenken, gegeben at. Als der König aus dem Hause Hohenzollern im Jahre 1866 nah Rumänien kam, sagte er, es sei das erste Mal, daß er seinen Fuß auf den heiligen Boden Nutnäniens leßze. Er sei eia Rumänier geworden. Seit dem Jahre 1866 ist dieses Wort niemals Lügen gestraft worden. Ich bitte Sie daher, die fleinen Parteiinteressen zurückzustellen und einhellig die Adresse anzunehmen, nicht als Zeichen des Vertrauens für die Regierung, sondern als Aft der Dankbarkeit gegenüber dem großen und weisen PVerrscher, der uns immer vorangeht, um uns zur Pflicht zu führen.“

Die Deputirtenkammer nahm sodann die Adresse mit den 139 abgegebenen Stimmen an. i

S L - # .-. -

Gestern empfing der König das Präsidium und eine

Deputation der Deputirtenkammer, welhe die Adresse

überreichte. Der König spra feine Befriedigung - darüber

aus, daß die Kammer sich entschlossen habe, in allen Ver- waltungszweigen strenge Sparsamkeit walten zu lassen und den unverhältnißmäßigen Ausgaben ein Ziel zu seßen, welche die finanzielle Unabhängigkeit des Landes hätten gefährden können, die miht minder hoh anzuihlagen sei als die politishe Un- abhängigkeit. O

Der Senat hat gestern einstimmig eine Adresse als Antwort auf die Thronrede angenommen. Der Minister- Sen! Sturdza gab einen Nückblick auf die politischen Sreignisse der leßten zwei Jahre, wies auf die Unfähigkeit hin, welche die Konservativen in der Führung der Staatsgeschäfte bewiejen hätten, und sagte, der größte Schaden sei den Konser- vátiven durch jene Unwissenden zugefügt worden, welche lügen- hafte Budgets aufgestellt hätten. Das von der liberalen Re- gierung unternommene Werk solle dem finanziellen wie dem moralischen Defizit des Landes abhelfen.

Bulgarien.

Wie das Wiener „Telegr.-Korresp.-Bureau“ aus Sofia meldet, sind in der Naht zum Sonnabend sieb-n Mitglieder der Leitung des macedonishen Comités, darunter auch Sarafow, verhaftet worden. Das Lokal des Comités wurde versiegelt. Die Verhaftung erfolgte auf Antrag des Unter- suchungsrichters. Jn Regierungskreisen sei man der Ansicht, daß der Prozeß lediglich eine Kriminalangelegenheit sei. Das Vorgehen der Regierung werde in unterrichteten Kreisen auf wiederhôlte nahdrücklihe Vorstellungen der Türkei und der E sowie auf die neuerliche drohende Sprache des Organs der Macedonier zurückgeführt. Weitere Verhaftungen sollen bevorstehen.

Die S obranze ehrte vorgestern das AndenkenanS toil ow durch Aufheben der Sigung.

Die Beisezung Stoilow's fand am Sonntag, Nach- mittags, auf Staatsfosten statt. An der Feier nahmen Ver- treter des Fürsten, der Regierung und der Sobranje theil. Auch eine zahlreiche Menschenmenge hatte sich eingefunden.

Asien.

Wie die „Kölnische gen aus Peking meldet, wurde der Geburtstag des General-Feldmarschalls Grafen von Waldersee gestern durch ein Frühstück bei dem deutschen Gesandten Dr. Mumm von Schwarzenstein gefeiert, an welchem sämmtliche Mitglieder des diplomatischen Korps, die höheren Offiziere des deutshen Kontingents und die Mitglieder der Gesandtschaft theilnahmen. Alle fremden Vertreter, sowie die E waren zu einem Festmahl im Hauptquartier

eladen.

9 Von dem General-Feldmarschall Grafen von Waldersee ist; wie: „W. T. B.“ erfährt, folgende Meldung aus Peking am Sonnabend in Berlin eingetroffen: Nach Zersprengung der Räuberbande nordöstlih von Tientsin, wobei etwa 20 Räuber getödtet und ein Geschüß sowie 29 Wagen mit Munition und Waffen erbeutet wurden, sind die Truppen in ihre Standorte zurücgekehrt.

Dem „Reuter shen Bureau“ wird aus Peking vom 6. d. M. gemeldet: Jn einer an diesem Tage unter dem Vorsiß des Grafen von Waldersee abgehaltenen Ver- sammlung der Generale sei beshlossen worden, daß neun Punkte an der Peking - Schanhaikwan - Eisenbahn dauernd von 6000 Mann Truppen beseßt gehalten sowie außerdem 2000 Mann ir. Peking stationiert werden sollten, und daß die Zahl der jeßt in China befindlihen Truppen der Verbündeten den Wünschen der betreffenden Regierungen entsprehend herabgeseßt werden solle. Die Eisenbahn Paoting-fu—Pefking solle, da sie keine. Verbindungslinie mit der See bilde, niht überwacht werden. Der amerikanische General Chaffee und der russishe General Woga

seien abweichender Meinung gewesen. Der General Chaffee |

habe gemeint, daß es nur erforderli sei, zwei Punkte zwishen Peking und der See, nänlich Yangtsun und

Tientsin, und drei Punkte zwischen Tientsin und Schanhai- | 2 fwan zu beseßen, wofür insgesammt 2000 Mann, außer den |

Truppen in Peking, genügten. Jn Tongku seien Truppen niht nöthig, da sih dort stets Kriegsschiffe befänden und auch

immer Ablösungsmannschaften sowohl auf der Ausreise, | ) ; E U: ee n Den

wie auf der Rückreise dort passierten. Der General Wogack sei der Ansicht gewesen, daß nur Tientsin und Schanhai- fwan zu beseßen seien, wozu 1000 Mann genügten. Die An- sihten der Mehrheit würden den Gesandten mit dem Ersuchen

unterbreitet werden, unverzüglich die nöthigen Maßregeln

zu treffen, da die Generale glaubten, daß, wenn China in diese Bedingungen und auch in die Zerstörung der Forts von Schanhaikwan, Peitang, Taku, Tongku, Pei!sang Und Yangtsun einwillige, dies eine vollständige Unterwerfung bedeuten würde und daß dann Bestimmungen wegen der Zurückzichung

des größeren Theils derTruppen aus China getroffen werden

sollten. Ferner hätten die Generale über die Maßnahmen be- | rathen, die nah dem Friedensshluß zu treffen seien zwecks | Mit Uebergabe der Verwaltung der von den fremden Truppen be- | Werken seßten Theile Petschilis an die chinesische Zivilgewalt; {ließlich | ;

seien noch verschiedene Fragen von geringer Bedeutung erörtert

worden. j Der „Kölnischen Zeitung“ zufolge fand am 7. d. M. im

Winterpalast unter dem Vorsisz des General-Feldmarschalls

Grafen von Waldersee abermals eine Berathung aller fom- | mandierenden Generale der verbündeten Mächte statt. Ar- | tifel 8 und 9 des/ mit China zu treffenden Abkommens |

bildeten den Gegenstand der Berathung und wurdea einstimmig

gutgeheißen. Eine praktishe Lösung der Frage wurde verein- |

bart und den Kabinetten davon Mittheilung gemacht.

Aus Peking vom gestrigen Tage meldet das „Reuter'sche |

4 u 11 De p E | wußte. Fräulcin Hofer gab die Nolle der

Bureau“, in chinesischen Kreisen gehe das Gerücht, daß Tung

fuhsiang die Fahne der Empörung erhoben habe und mit ciner großen Streitmacht gegen Kalgan marschiere. Eine Bestätigung |

des Gerüchts li ze noch nit vor. Eine weitere Meldung becjagt, daß, Mittheilungen zufolge, welche Li-Hung-Tschang und der Prinz Tsching erhalten hätten, der Hof durh den Ausbruch des von Tungfuhsiang geleiteten Aufstandes in den Provinzen Mongolei und Schensi ernstlich beunruhigt sei. Nach den lehten Berichten stehe Tungfuhsiang an der Spiße von 11 000 Mann gut geshulter Truppen und befinde ih 150 Meilen von Singanfu.

Der „Standard“ meldet aus Schanghai vom 8. d. M., der Präsident der Finanzverwaltung, der! Mändschii Tschinghsin, welcher ih gegenwärtig auf dem: Wege nach

Singanfu befinde, führe eine allge. ne Petition der |

Stadt Peking mit ih, in welcher “ér Kaiser gebeten werde,“ nach-Peking zurückzukehren und im Verein mit den Mächten den Frieden wiederherzustellen. ,

Aus Schanghai vom gestrigen Tage erfährt das „Reuter'she Bureau“, daß Jüjinlin, der Gouverneur von

upeh, zum Gouverneur von Kwangsi ernannt worden et an Stelle von Huanghuaisen, welher den Befehl er- halten habe, seine Entlassung einzureichen.

Nach einer Meldung desselben Bureaus aus Amoy hat das französishe Kabelschiff „Diolibas“ unter der Maske eines Transportschiffes am leßten Mittwoch ein Kabel von Amoy aus seewärts gelegt, ohne die Lokalbehörden zu befragen. Es gehe das Gerücht, daß ein anderes Kabelschiff sih außerhalb des Hafers befundin habe, um das Kabel nah einer unbekannten Richtung hin zu verbinden. Amt- liche Anfragen auf der „Diolibas“ seien niht beantwortet worden. Die „Diolibas“ sei am Sonnabend zurügekehrt, habe das Kabel abgeschnitten und das Ende desselben an Bord genommen. Das französishe Transportschiff „Vinklan g“ sei von Saigon in Amoy eingetroffen, der französishe Kreuzer „Descartes“ befinde sih ebenfalls im dortigen Hafen.

Der „Kölnischen Zeitung“ wird aus St. Petersburg vom 9. d. M. gemeldet, im Süden der Mands\churei sei es, wie bekannt werde, zwischen den Städten Kobantsy und Sinminting zu einem größeren Gefecht zwishen den Abtheilungen des 2. und 3. Ostsibirishen SZchüßen-Regiments und mebreren tausend Mann cinesisher Truppen gekommen. Auf der Seite der Russen seien ein Hauptmann und mehrere Soldaten getödtet, ein Oberstleutnant \{chwer, mehrere Leutnants und viele Soldaten leiht verwundet worden. Die Chinesen hätten große Verluste erlitten und seien, von den russishen Truppen ver- folgt, nah dem Norden geflohen.

Afrika.

Aus Kairo vom gestrigen Tage meldet das „Reuter'sche Bureau“, daß Mahmud Bairad Pascha, der Schwager des Sultans, am 10. April freiwillig nach Konstantinopel zurückehren werde.

Die „Times“ meldet aus Kapstadt, Scheeper's Kom- mando habe àm 6. d. M. 20 Meilen nördlich von Aberdeen eine Abtheilung britisher Reiterei gefangen genommen. Wie dasselbe Blatt vom 6. d. M. aus Kroonstad meldet, stche es nunmehr fest, daß Botha Uund de Wet sih bei Vrede vereinigt hätten.

Ausftralien.

Aus Melbourne wird dem „Reuter'shen Bureau“ be- richtet, daß auch ein niederländishes Kriegsschiff an den Festlichkeiten theilnehmen werde, welche daselbst aus Anlaß des Besuhs des Herzogs und der Herzogin von Cornwall und York stattfinden würden.

Kunst nud Wissenschaft.

Im Verein für deutshes Kunstgewerbe wird morgen, Mittwoch, den 10. April, Abends 84 Uhr, im Festsaale des Künstler- hauses (Bellevuestraße 3) Herr Direktor Dr. P. Jessen einen Vortrag halten über „die Aufgaben des Tapezierers und Dekorateurs in der heutigen Wohnung“. Der Vortrag wird durch Lichtbilder sowie eine Ausstellung von Möbel- und Dekorations\toffen erläutert werden.

Theater und Musik.

Berliner Theater. In dankenswerther Weise hat der Liter dieser Bühne, Herr

Dr. Paul Lindau, durch die Auswahl der aufgeführten Stüce, die am vergangenen Sonnabend veranstaltete leßte Sondervorstellung in dieser Saifon zu einer literarisch ganz besonders interessanten gestaltet. Es wurden drei unvollendete Werke (Fragmente und Skizzen) ges geben, und zwar , Elpenor“ und , Satyros“ von W. vo nGoethbe jowie „Nobert Guiscard*“ von Heinrich von Kleist. Da erstgenannte, ein Trauerspiel, i ein dramatisdes Frag ment obne eigentlide Handlung, welches in dem Moment abschließt,

o die leßtere einseßen soll. Die edle Sprache läßt diesen Umstand jedoch vergessen, und die zc i l dachtig den Goethe’shen Ve

eindrucksvoll wiederzugeben Personen lebenswahr zu gestal Walden als Knabe Elvenor unglüdlihen, ibr verlorenes

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wurde. Das Drama „Satyvros teufel“ ist bereits früher gelegentlich_ : in Berlin aufgeführt worden. Goethe verspottet in fein Fragment zu nennenden Scene die Anhänger Lehren, die damals die ganze gebildete Welt mebr oder Bewegung seßten, und hat vielleiht damit eine zeitgenössilbe Persönlihkeit kennzeihnen vollen. _ dessen muthet das Stück niht bveraltet mande beutigen Verbältnisse eine ziehen läßt. Herrn Webrlin, der die das Naturwüchsige, Kraftvolle; er stellte selbstgefällig und geziert dar. sprach ihre Verse zwar

twirkenden, ziemli ‘ingeschaltete

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Dichters, treten, in Erfüllung. Sein ershütternden Eindruck un

Sewalt im Vordergrunde. Aus rauerspiels gedachte Kleist das Werk seines formte und änderte daran, ohne den ihn befried finden; er arbeitete an seiner Ausgestaltung, e anderen verwerfend, bis der Tod seinem Streben | der jeßt aufgeführte Entwurf ibn überlebte fand in Herrn Pittschau einen treflihen Ver baften Kampf di | Seinen und ihn befallen hat, zu ershütterndem Ausdruck z1

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herrishen Sohn d troy sciner kühnen Sprache, etwas zu manieriert n hingegen, welcher als Normannen-Aeltester gleichfalls vertrat, hâtte seine Reden vielleiht etwas schärfer 1 Zusammen*piel und Inscenierung waren bei allen drei tadellos; der größte Beifall wurde jedoch dem leßterwäbnten zu Belle-Al Wiederum ift ein neues, c „Schwarzwälder“* hier ers „Schwäbisches Bauerntheater“ Eröffnungévorstellung gab. Im Gegenf n Bauern, die gegenwärtig im Neuen Theater gastieren hen di des Belle-Alliance-Theaters mehr den Eindruck von Berufsschauspielern, obwohl au ihr Repertoire unmittelbar dem Volkslebe: entlehnt ist und auch sie im unverfälshten Dialekt ihrer Heimath sprechen. Ihre

7 O A ei B j » Manuornt is mar Co A A wh erfte Auffübrung brate die Bauernkomödii t tedaish und

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L | Nichard „Die Spatye verzähle es", welche, unter des Königlich

württembergischen Hofschauspielers Emil Richard sicherer Leitung, bin sichtlich des Zujammenspiels und der Inscenierung einen recht erfreulichen Eindruck machte und seitens des vollbeseßzten Hauses schr beifälliz