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Sachseu.
Zur Feier des Geburtstages Seiner Majestät des Königs fand, wie das „Dresdner Journal“ bcrictet, gestern früh in Dresden große Reveille statt. Um 9 Uhr wurde Seiner Majestät im Garten der Königlichen Villa Strehlen von dem As des Königlichen 1. (Leib-) Grenadier-Regiments
. 100 und den Trompeterkorps des Königlichen Garde- Reiter- und des Königlihen 1. Feld - Artillerie- Regiments Nr. 12 eine Morgenmusik dargebracht. Später erschienen hre Königlihen Hoheiten die Prinzen und Prinzessinnen des Königlichen Hauses zur Beglückwünschung Seiner Majestät des Königs in Strehlen. Ferner empfing Allerhöchstderselbe von 11 Uhr ab zur Ent-
egennahme der Glückwünsche die Kavaliere der Hofstaaten Jeider Majestäten, die Leibärzte, .die Staats-Minister, sowie eine Abordnung des Rathes und der Stadtverordneten der Residenz und den stellvertretenden Bischof, Präses Maaz.
Um 12 Uhr Mittags erfolgte, wie bereits gemeldet, die Ankunft Seiner Majestät des Kaisers, Allerhöchstwelcher von Seiner Majestät dem König auf der Haltestelle Strehlen be-
rüßt wurde. Nachdem um 6 Uhr eine Familientafel stattge- Eiaben hatte, trat Seine Majestät der Kaiser um 8 Uhr Abends, nah herzlicher Verabschiedung von der Königlichen Familie, von der Haltestelle Strehlen aus die Reise nach Bonn an.
Württemberg.
Jn der gestrigen U der Kammer der Abgeord- neten erklärte, dem „W. T. B.“ zufolge, der Minister des Innern von Pischek, daß die württembergische Regierung, wie im Jahre 1894, eine etwaige Reichs-Weinsteuer ablehnen werde.
Sachsen-Coburg-Gotha.
Der gemeinschaftlihe Landtag der erzog- thümer Coburg und Gotha ist gestern in Gotha durch Seine Durchlaucht den Regenten Erbprinzen zu Hahen- lohe-Langenburg in feierliher Weise mit einer Thron- rede eröffnet worden.
Oesterreich-Ungarn.
Die gestrige Sitzung des Ce LDEN Abgeord- netenhauses, welche nah 11 Uhr Vormittags begann, wurde bis 121/24 Uhr, wie „W. T. B.“ berichtet, durch An- fragen an den Präsidenten und heftige Scenen zwischen den Christlih-Sozialen und dem Mitgliede der deutshen Volks- partei Abg. Vöoikl ausgefüllt. Der Abg. Völkl griff die Christlih-Sozialen aus Anlaß einer Jnterpellation des Abg. Wohlmeyer, betreffend den Kreisgerihts-Präsidenten von St. Pölten, an. wischen Völkl und Wohlmeyer kam es zu Lo Auftritten. Wohlmeyer rief Völkl zu: „Lügner!“ Völkl erwiderte: „Perfider, gemeiner Kerl. Sie sind eine Shmach für Jhre Partei.“ Die Ausführungen Wohlmeyer?'s blieben im Lärm unverständlih. Man hörte nur die Nufe „Lüge“, „Gemeiner Lügner“ und Pfui-Rufe. Erst gegen 121/, Ühr legte sih der Lärm, worauf das Do in die Tugesordnung eintrat und die Berathung der Gebühren-Novelle fort- seßte. Jm Laufe der Verhandlungen beantwortete dann der Landesvertheidigungs-Minister Graf von Welsersheimb die von zehisch - radikaler Seite eingebrahte FJnter- pellation über die Verleßung des Soldaten Zilak und dessen Selbstmord. Der Minister erklärte: durch die gericht- lihen Aussagen des Verlezten selbst und aller Augenzeugen sei die Unabsichtlichkeit der Verlegung erwiesen, ebenso sei erwiesen, daß die Verleßung eine leichte gewesen sei, von welcher Zilak zur Zeit der Begehung des Selbstmords bereits hergestellt gewesen fei. E sei erwiesen, daß der Verleßte im Spitale von ihm unbekannten Zivilpersonen aufgesuht worden und daß er in Verkehr mit der extrem-oppositionellen Presse ge- rathen sei, aus welcher militärfeindliche Artikel hervorgegangen en Nach seinem Tode sei bei ihm als einzige Erklärung ür feine That ein Zeitungsblatt mit einem solchen Artikel gefunden worden. Vor Schluß der Sizung erfolgten Anfragen an den Präsidenten. Der Abg. Abt Treuinfels beklagte, unter heftigem Lärm und unter Zwischenrufen seitens der All- deutschen, daß durch den Abdruck fkonfiszierter Artikel als Jnter- pellationen im stenographischen Protokolle das Geseß umgangen werde. Er frage, wie lange der Präsident die darin enthaltenen Schmähungen der katholishen Kirche dulden werde. Der Abg. Stein besprah die Uebernahme des Protektorats über den katholischen Schulverein seitens des Erzherzogs Franz Ferdinand, wies auf die Ausweisung der Jesuiten aus Portugal hin und forderte Maßregeln gegen den Klerikalismus, welchen er auf das Hesftigste angriff. Der Redner wurde von dem Vize-Präsidenten Zazek wiederholt zur Ruhe gerufen und ihm schließlich, da er fein Anfrage stellte, das Wort en'zogen. Die alldeutshen Abgg. Hofer und Berger meldeten jih darauf zum Wort, ebenso der Abg Stein zum zweiten Male. Der Abg. Hofer sprach sich gegen den Mißbrauch der Kanzel zu politishen Zwccken aus und verlangte, der Präsident möge bei dem Justiz-Vinister ein Einschreiten gegen die Hehkapläne erwirken. Unter großem Lärm sprachen noch die Abgg. Berger und Stein. Leßterer erging sih in heftigen Ausfällen gegen den Klerikalismus und verlangte, daß das Präsidium die Jnterpellationen der All- deutschen nicht zurückhalte, sondern sofort dem Hause vorlege. Dey Abg. Stein wurde wegen einiger das Präsidium be- leidigenden Ausdrücken zur Ordnung gerufen.
Großbritaunien und Jrland.
Das Oberhaus genehmigte gestern, wie „W. T. B.“ meldet, die geit Lesung ciner von dem Lord-Oberrichter ein- gebrachten Bill, nah welcher der Versuch der Bestehung eines Handelsagenten als strafbare Beleidigung anzu- sehen sei.
Im Unterhause erklärte der Unter-Staatssekretär des Aeußern Lord Cranbourne auf eine Anfrage, es sei nie davon die Rede gewesen, einen « britischen General zum Ober-Befehlshaber in China zu machen. — Die Resolution, be- treffend die Einführung einer neuen Einkommen- steuer, wurde mit 3 gegen 88 Stimmen ange- nommen; die Minorität bestand hauptsählih aus irischen Nationalisten. Jm weiteren Verlaufe der Sihung brachte Cecil zur Sprache, daß keine direkte britishe Dampfschiffs- verbindung mit Ost-Afrika bestehe, und beantragte die Ein- segen einer Kommission, welhe das System der Dampf- chiffahrts-Subventionen in den fremden Löändern- und deren Einwirkung auf den britishen Handel untersuchen solle. Der Redner legte dar, welhe Vortheile die deutshen und
ehrere andere R hoben den Einfluß der deu Schiffahrtsprämien auf den britischen NanoE hervor. Präsident des Board of trade Gerald Balfour erklärte, das Auswärtige Amt erwäge die Frage der Subventionierung einer Dampf hiffahrts-Gefellschaft behufs Schaffung eines direkten Dampferverkehrs mit Sansibar. Die Regierung
ansosischön Linien Fe den Verkehr mit Ost-Afrika en
sei mit dem Antrag auf Siu einer Kommission einver- standen. Die Frage der Schiffahrts-Prämien werde in. Groß- britannien mit großer Sorge betrachtet. Die beantragte Unter- suhung werde von Nugzen sein, wenn sie beweise, daß diese Befürchtungen übertrieben len und er glaube, dies werde si
Es herausstellen ; sei dies niht der Fall, so_werde es von Vortheil sein, die Sachlage festzustellen. Der Antrag Cecil’s wurde hierauf angenommen.
Den Londoner Blättern wird gemeldet, daß das im Carlisle-Fort in der Nähe von Cork garnisonierende fünfte Bataillon der Munster-Füsiliere gemeutert habe und sih troß der Ermahnungen der Offiziere weigere, in den Baracken zu verbleiben. Den Mannschaften seien zwar die Waffen abgenommen worden, doh errege ihre aufrührerische Haltung in Cork und den Nachbarstädten einige Bestürzung.
Frankreich.
__ Der deutsche Reichskanzler Graf von Bülow hat, wie die „Agence Havas“ meldet, den dl Botschafter Marquis de Noailles im Namen Seiner Majestät des Kaisers Wilhelm ersuht, dem Präsidenten Loubet und der französishen Regierung den Dank Seiner Majestät für die aus Anlaß des Todes des Generals von Groß gen. von Schwarzhoff bekundeten Theilnahmebezeugungen zu übermiiteln, von denen Allerhöchstderselbe sehr gerührt gewesen sei. Wie verlautet, hat der Reichskanzler bei diesem Anlaß dem Botschafter gegenüber aufs neue der hingebenden Mitwirkung der von dem Oberstleutnant Marchand geleiteten O Mannschaften bei der Bewältigung des Feuers im Kaiserpalast gedacht.
Der deutsche Reihskommissar, Geheime Ober-Regierungsrath Dr. Richter, welcher dieser Tage von dem Präsidenten Loubet in Abschieds-Audienz empfangen wurde, ist gestern von Paris nach Berlin abgereist.
Rußland.
Der französishe Minister des Auswärtigen Delcassé stattete vorgestern, wie dem „W. T. B.“ aus St. Petersburg berichtet wird, dem Minister des Auswärtigen Grafen Lams- dorff einen Besuch ab, welchen dieser später erwiderte. Abends fand in der französishen Botschaft zu Ehren des Ministers Delcassé ein Diner statt, zu welhem 22 Einladungen ergangen waren. Gestern Abend gab der Minister des Auswärtigen Graf Lamsdorff zu Ehren des Ministers Delcassé ein Diner, zu welchem sämmtliche Minister und Hofwürdenträger und
ie Spißen. der Militär- und Marinebehörden geladen waren.
Vor dem Diner stattete der französische Minister den russischen Ministern und den Obersten Hofhargen Besuhe ab. Heute begiebt sih derselbe nah Zarskoje Sselo.
Der Generalleutnant Topornin ist zum Kommandeur des I. turkestanishen Armee - Korps, der Generalleutnant Maziewski zum Gehilfen des turkestanishen General- gouverneurs und Kommandierenden der Truppen des turkestanischen Militärbezirks und der Generalleutnant S ub- botitsch zum Chef des transkaspishen Gebiets und zum On mene des II. turkestanishen Armee-Korps ernannt worden.
___„Rigau's Bureau“ meldet aus Helsingfors: Der
finishe Senat habe beschlossen, Einspruh dagegen zu er- heben, daß die Ausgaben für die russishe Gendarmerie in R in das Ordinarium des finishen Budgets eingestellt würden.
Ftalien.
Der Deputirte Luigi Luzzatti, welcher in der Zeit von 1871 bis 1898 der Hauptvertreter Ztaliens bei den Handels- vertragsverhandlungen mit den verschiedenen ausländischen Staaten war, hielt gestern, wie „W. T. B.“ berichtet, in Bari in einér vornehmlich von apulischen Weinbauinteressenten besuhten Versammlung eine Rede über die Stellung Jtaliens zum bevorstehenden Ablauf der e AIeIos verträge vom Standpunkt der Weinausfuhr. Der Redner sprach zunächst die Ansicht aus, daß die Regierungen Deutschlands, G Ln und Frank- reichs, gleih der italienishen, ungeachtet agrarisher Forde- rungen, der Nückehr zu einem System verschärfter General- tarife abgeneigt seien, und betonte, daß der Hauptausfuhrmarkt für den italienishen Wein Oesterreih-Ungarn sei. Er glaube, daß Oesterreich-Ungarn, obgleih dort Frankrei die Rechte der meistbegünstigten Nation genieße, durch eine entsprehende Abstufung seiner Weinzölle die berechtigten nteressn der italienishen Produzenten zum größten Theile befriedigen könne. Leichter noch werde sih die Frage mit Deutschland regeln lassen, wie er überhaupt die Ueberzeugung habe, daß Jtalien und Deut'chland au diesmal das Prinzip der Handelsverträge in Europa retten würden. Jtalien gedenke die Jun'eressen der Betde M Bodenprodukte durch Zugeständnisse im Bereiche seiner Jndustriezöle zu wahren. Erleichtert werde die Wein- frage noch , dadurch, daß Jtalien, gleich Frankreih, den größten Theil seiner Weinerzeugung selbst verbrauche.
r Konsum Mailands allein an süditalienischen Weinen fei größer als die gesammte Weinausfuhr Jtaliens nah Deutsch- and und der Schweiz, Würde der 87 1 pro Kopf betragende Weinkonsum im Lande nur um 6 1 jährli gesteigert, was durch Abschaffung der Verzehrungssteuern und Erböhung der Rationen der Soldaten zu erreichen sei, so würde jede Wein- ausfuhr entfallen fônnen. Der Redner \{chloß mit dem Wunsche, daß Friede und gegenseitiges Enigegenkommen den internationalen Güteraustausch beher: {hen möchten. Nach der Rede Luzzatti’'s nahm die Versammlung eine von Balenzano vorgeschlagene Tagesordnung an, in welcher gesagt wird: Jm Hinblick guf die Nothwendigkeit der Ér- altung der grundlegenden Gesichtspunkte der gegenwärtigen Handelsverträge, Teri let und den fontrahierenden Staaten in gleichem Maße vortheilhaft gewesen seien und die Stobilität des andels gesichert hätten, wünschten die Mitglieder der Handels- ammer von Apulien, daß ‘die Jtalien verbündeten und be- freundeten Regierungen den hußzöllnerishen Bestrebungen widerstehen möchten, welhe den wirthschaftlihen Frieden wischen den Völkern shädigen würden, der der größte Schuß es politischen Friedens sei. Schließlih wird in der Tages- ordnung die Hoffnung ausgespro en, daß bei den neuen
Verhandlungen über die Handelsverträge die der Weinindustrie
durch die bestehenden namentli die, E f aus der Klausel des Vertrag Oésterreih:Ungarn herleiteten, gewahrt bleiben würden. Aus Anlaß der Rede Luzzatti’'s sandte di Rudini beziehungen s{hlössen Jnteressen von größter Bedeut in sich und müßten der auswärtigen die Lebensnahrung liefern. Indem man die mit einander verknüpften E Den u gewerblichen Jnteressen pflege, stärke man freundschaftlihe Be- ziehungen, befestige man die Bündnisse und \{hafe man die Grundlage zu einer wirthshaftlihen Größe, ohne welche wahre politishe Größe nicht bestehen könne. Der Minister-Präsident Zanardelli hat das ihm an- ae Amt des Schiedsrichters zwishen den Ayg-
tändigen und den Rhedern in Genua übernommen
Spanien.
Das russische Geshwader ist heute, wie „W. T. V- meldet, von E nah Griechenland in See 7 gangen.
Türkei.
Der Sultan hat, wie das Wiener „Telegr.-Korresp, |
Bureau“ meldet, den Khedive eingeladen, Mitte Mai na Konstantinopel zu kommen.
Es verlautet, Damad Mahmud Pascha werde \ih v9 Kairo nah Europa begeben, um sich seinen beiden“ Söbnez anzuschließen, welhe ein Manifest, betreffend die Einberufung
eines jungtürkishen Kongresses, veröfféntlihen würde |
Numänien.
Der Prinz Ferdinand von Rumänien ist, dez „W. T. B.“ zufolge, zum Kommandeur der 4. Jnfanteric Division ernannt wordén.
Bulgarien.
Wie „W. T.B.“ aus So ¿ia erfährt, ist dem bisherigen Untersuchungsrichter in der Angelegenheit Michaileanu- Fitowsfki diese Sache wegen shleppender Amtsführung ab genommen worden.
Der neue Präsident des macedonishen Comités Mita lowsfi erneuerte die Versicherung, er werde die Bewegung in loyalen Schranken halten und seine Bemühungen darauf rihten, daß der Berliner Vertrag erfüllt und wenn mülig revidiert werde.
Amerika.
__ Die „Times“ erfährt aus Buenos Aires, daß die Ye- ziehungén zu der chilenischen Regierung andauernd herzliche seien. Der argentinishe Minister-Resident in Chile habe sich am 22. d. M. auf seinen Posten begeben mit der Znstruktion, durchaus freundlich das Ansuchen zu stellen, daß Chile die weitere Arbeit an der Herstellung der Straßen über die Anden einstelle, bis das Schiedsgericht gesprochen habe.
Asien.
Der General-Feldmarschall Graf von Waldersee meldet, dem „W. T. B.“ zufolge, aus Peking: „Die Kolonnen der Generale Bailloud und Kettler haben ohne Kampf an verschiedenen Punkten die die Grenze nach Schans bildende große Mauer erreicht. Die bis Kalgar G Patrouillen haben dort und in der Un gegend keinerlei Truppenansammlungen gefunden. Li-Hung- Tschang theilte mit, daß die Truppen des Generals Liu von u über Tsinghing nah Schansi zurückgingen. — Am
ittwoh findet die Hinrichtung des Mörders des Haupt manns Bartsch am Thatorte statt.“
Dem „New York Herald“ wird aus Peking berichtet, daß die Gesandten von Großbritannien, Frankreich, den Vereinigten Staaten, Holland, Belgien und JZtalien, denen die Frage der Bestrafung von Provinzbeamten zur Vorberathung überwiesen sei, dem diplomatishen Korps ihren Bericht er stattet hätten. Sie verlangten, daß noch vier Beamte hin gerihtet und noch zwanzig Beamte verbannt bezw. degradiet! würden. Die Gesandten hätten diese Forderungen an die chin& fischen Bevollmächtigten gelangen lassen.
Aus Schanghai vom gestrigen Tage meldet d „Reutershe Bureau“: Durch einen Kaiserlichen Erlaß sei int Behörde gebildet. worden, welhe aus dem Prinzen Tshin Li - Hung - Tschang, Junghi, Kunkang, Wangwenschao und Luchuanlin mit Liukunji und Tschang-Tschi-Tung als Vel räthen bestehe, um die von den verschiedenen Provinzial Regierungen eingegangenen Denkschriften über die Ein- führung von Reformen zu prüfen und aus der gahl der gemachten Vorschläge die für die Wohlfahrt des
eihs praftishsten und bedeutsamsten auszuwählen. Sobald diese Behörde ihren Bericht erstattet habe, werde der Kaiser, nach Einholung des Raths und der Zustimmung i Kaiserin-Wittwe, in Uebereinstimmung mit jenem Berich Verordnungen erlassen und, wenn der - Hof nah Peking zurückehre, ein Dekret an das Land veröffentlichen, welches die angeordneten Reformmaßnahmen in Kraft seße. Shanghater Blätter fügten hinzu, daß die neue Behörde den r
General-Amt für Staatsangelegenheiten erhalia habe und an die Stelle des Staatsraths trete, welcher ln geschafft werde. — Ein Erlaß des Kaisers fordere F en auf, seinen Posten als Gouverneur von Kwangsi niederzueF" und ernenne den Schaßkanzler von Yünnan Lehing|! ê seinem Nachfolger. rigen
Dasselbe Bureau berihtet aus Yok ohama vom gesire Taae, die japanishe Presse sprehe die Vermuthun die habe Rußland bei der koreanischen Anleihe seine Hand im Spie ? n Die Blätter sähen darin eine Verleßung der Kone 1896, durh welche Rußland und Japan übereing® húrfe seien, daß, falls Korea einer auswärtigen Anleine lei beide in Uebereinstimmung miteinander ihren Beistan indeten sollten. Nunmehr verlaute, die Minen und verp arde Zölle würden durch die Anleihe nicht belastet, s eren aber auf sie zurückgegriffen werden, " wenn 9e iten; Einnahmen für die Rüctzahlung der Schuld nidt ausreiO auf diese eise werde einem sofortigen nspru uld Superintendenten der Fre vorgebeugt. Korea nh Japan noch etwa eine Million Yen; dem Vernehme ezahlt solle diese Summe vollständig von der Anleihe T sei nah werden. Der ru)sische Vertreter in Söul Pawlof Gesandten Tofio abgereist, um mit dem dortigen russishen zu konferieren.
Afrika.
Aus Mombasa vom 23. d. M. wird d Bureau“ bia daß die in das Gebiet der
em, Reuter'shen
andelsveriräge gesicherten Vortheil, F e mit | Telegramm, in welhem er sagt: die italienischen anda |
olitik Jtalien
Ogaden? *
Somali entsandte Expedition ihr Ziel am 7. d. M. erreicht habe. Ein äuptling habe sih ergeben, ein anderer sei ge tödtet worden; die britishe Autorität sei wieder hergestellt. Nach Errichtung einer sudanefishen Garnison in Merudu habe die N den Nückmarsch angetreten.
Dasselbe Bureau meldet aus Kapstadt vom gestrigen Tage, daß sih die Aufständischen im Bushmanland auf die Hügel in der Nähe von Pella - zurückgezogen hätten. — Während es einerseits heiße, de Wet gate am 18. d. M. die Eisenbahn bei Wolv ehoek überschritten, solle er
ch einem anderen Gerücht zufolge in Senekal befinden. Krißinger solle auf die Oranje-Kolonie zu marschieren. — Aus Rosmead wird demselben Bureau telegraphiert : Die Buren erschienen überall in kleinen Abiheilungen, an mehreren Orten hätten Zusammenstöße stattgefunden. Von den Höhen bei Middelburg aus gäben die Buren Feuersignale, au ätien sie einen heliographishen Apparat aufgestellt. Die
isenbahn werde oft von den Buren überschritten, der häufige Verkehr gepanzerter Züge hindere sie aber daran, die Bahnlinie zu beshädigen. “ E (
Nach amtlicher Feststellung beträgt die Gesammtzahl der Gefangenen, ausschließlich der noch in der Oranje- Kolonie und Transvaal befindlichen, 17 823.
Parlamentarische Nachrichten.
Die Berichte über die gestrigen Sißungen des Reichs- tages und des Hauses der Abgeordneten befinden si in der Ersten Beilage.
— Jn der heutigen (81.) Sißung des Reichstages wurde zunächst der Zusaßvertrag zu dem Auslieferungs- vertrage zwischen denr Deutschen Reiche und Belgien vom 24. Dezember 1874 in dritter Berathung unverändert, endgültig angenommen. j
Darauf trat das Haus in die erste Berathung des Gese §- entwurfs, betreffend die Uebernahme einer Garantie des Reichs in Bezug auf eine Eisenbahn von Dar-es- Salâm nach Mrogoro, ein. /
Zur Einleitung der Debatte nahm zunächst das Wort der Reichskanzler Graf von Bülow, dessen Rede bei Schluß des Blattes noch fortdauerte.
— Das Haus der Abgeordneten überwies in der heutigen (59.) (fung zunächst in erster Berathung die Re ch- nungender Kasse der Ober-Rehnungskammer fürdas Etatsjahr 1899 der Rechnungskommission und ging dann zur ersten Berathung des Antrages der Abgg. Ring, von Mendel-Steinfels und Genossen auf Annahme eines Gesehentwurfs, betreffend die Schlachtviehversicherung, über.
Der Gesetzentwurf schlägt im wesentlichen Folgendes vor: Die Provinzialverbände errihten Schlachtvieh-Versiherungs- anstalten auf Gegenseitigkeit zum Schuße der Ver- fiherten gegen erluste infolge Beanstandung des Fleishes bei der Schlachtvieh- und Fleishbeshau. Es wird der volle Schaden vergütet bei Untauglichkeit, bei bedingter Tauglichkeit oder Minderwerthigkeit des Fleisches. Der Fleishbeshauer seßt die Entschädigung fest; hiergegen ist eine Beshwerde an den Kreisversicherungsauss{huß ulässig. Jn sämmtlihen Städten und in allen größeren andgemeinden sind Freibänke zu errihten. Die Staatskasse gewährt den Versicherungsanstalten einen Beitrag von 25 Proz. zu den Entschädigungen. :
Den Antrag begründete der Abg. Ring (kons.), dessen Rede bei Schluß des Blattes noch fortdauerte.
Statistik und Volkswirthschaft.
Unterbringung deutsher Waisenkinder in der Provinz Posen.
__ Zwischen der Stadtgemeinde Charlottenburg und dem Evangeli- shen Verein für Waisenpflege in ‘der Provinz Posen ist, wie in der „Sozial-Korr.“ berichtet wird, ein Vertrag ges{lossen worden, durch welchen der Verein sich verpflichtet hat, auf Ansuchen des Magistrats von Charlottenburg körperlih und geistig gesunde und niht verwahr- loste evangelische Pflegekinder an geeigneten ländlihen Pflegestellen innerhalb der Provinz Pofen unterzubringen und ihre Erziehung durch die Vereinsorgane zu- überwachen. Als Pflegegeld werden jähr- lih 160 M mit der Maßgabe an den Verein gezahlt, daß dieser jähr- lih mindestens 60 #4 zinsbar anzulegen hat. Das auf diese Weise angesammelte Kapital soll zur späteren Seßhaftmachung des Pieglings als fleiner Landwirth oder Handwerker in der Provinz
osen verwendet werden. Eine Verpflichtung, eine bestimmte Anzahl von Kindern durch die Vermittelung des Vereins unterzubringen, hat die Stadt nicht übernommen, weil diese Art der Unterbringung zunächst als ein Versuch gelten soll. Da der Verein die volle Gewähr für eine sorgfältige Auswahl und sorgsame EMvacnng der Pflegestellen bietet, hat die Versammlung der Waisenräthe und Waisenpflegerinnen in Charlottenburg den Abschluß eines Abkommens mit dem Verein empfohlen, und der Magistrat hat dem dann auch Folge gegeben. Für die Unterbringung in der Provinz Posen - werden ¡egelmagig, nur folche Kinder in Mae kommen, die entweder keine Familienangehörigen haben, odér bei denen es geboten erscheint, sie den bisherigen nachtheiligen Einwirkungen der Angehörigen zu entziehen. Kinder, die noch nicht 2 oder über 6 Jahre alt sind, sollen nur ausnahmsweise durch den Verein untergebracht werden. Auch werden Kinder behufs Unter- bringung durch den Verein aus ihren bisherigen guten Pflegestellen grundsäßlih nicht herausgenommen.
Zur Arbeiterbewegung.
Der Ausstánd der Kostüm schneider Berlins (vergl. Nr. 81 d. Bl.) ist, wie die „Dtsche. Warte“ mittheilt, beendet.
Im hiesigen Zimmerer gewerb e haben, demselben Blatt zufolge, die während mehrerer Monate andauernden Einigungéverhandlungen der Kommissionen der Arbeitgeber und Arbeitnehmer nunmehr zu einem Verglei geführt, der im wesentlihen auf den alten, bisher eltenden P Singzngen beruht, infofern als Arbeitszeit und Stundenlohn dieselben bleiben. Die Bestätigung des Vergleichs durch die Generalversammlung der Arbeitnehmer steht noch aus. ,_In Friedeberg (Neumark) sind, wie der „Volks-Ztg.* berichtet wird O eta e Eu in den Ausstand getreten, weil die Meister fi weigerten, den bisherigen Stundenlohn von 30 auf 35 u erhöhen.
Aus Braunschweig wird der „Rh.-Westf. 319. gemeldet, daß gestern die Hälfte der Sirasenbahnangestel ten ausständig geworden is und der Betrieb stellenweise \tockt.
Kunst und Wissenschaft.
In München is nah einer Meldung des „W. T. B.“ gestern der bekannte Staatsrehtslehrer Professor Dr. Max von Seydel estorben. Er war am 7. September 1846 zu Germersheim in der falz geboren, studierte die Rehte in München und Würzburg, trat - dann in den bayerishen Staatsdienst, wurde 1879 in das Ministerium des Innern berufen und Vorstand des Sta- tistishen Bureaus, 1881 ordentlicher Professor des allgemeinen, deutschen und bayerishen Staatsrehts an der Universität München, nachdem er 1873 bis 1881 Staats- und Völker- recht an der bayerischen Kriegs-Akademie gelehrt hatte. Bekannt wurde von Seydel dur eine 1872 in der Tübinger staatswissenschaft- lichen Zeitschrift veröffentlichte Abhandlung, durch die er die bis dahin herrshende Waiß'she Bundesstaatétheorie wissenshaftlich vernichtete; 1873 erschien dann die erste Auflage seines von demselben Standpunkt aus verfaßten Kommentars zur Verfassungsurkunde für das Deutsche Reich. von Seydel war damals der Ueberzeugung, daß er mit dieser wissenschastlihen That niht eine Theorie eines Schrift- stellers, sondern einen falshen Begriff aus der Wissen- schaft des Staatsrehts ausgeschieden habe. Diese Ueber- zeugung hielt er bis zu seinem Tode fest. In zahlreihen größeren und kleineren Arbeiten hat er ihr Ausdruck verliehen, und auch die 1897 erschienene Neubearbeitung seines Kommentars beruht auf dem Fundamentalsaze, daß der Bundesstaatsbegriff ein wissenschaftlich unmöglicher sei, weil er wit dem Wesen des Staates in Widerspruch stehe, daß demnach alle politishen Gebilde, die man bisher als Bundesstaaten zu bezeihnen pflegte, entweder einfahe Staaten oder Staatenbünde sein müßten; das Deutsche Reich aber sei fein einfaher Staat, also müsse es ein Staatenbund sein. Die Vorausseßungen, welche in der preußish-deutshen Geschichte für das richtige Verständniß des heutigen positiven deutschen Staatsrechts liegen, hat von Seydel für die wissenschaftliche Arbeit nicht verwerthet ; nur mit den Mitteln der formalen logishen Jurisprudenz ist er an
- die Vorgänge der Entstehung des Reichs und das jeßt geltende
positive Necht herangetreten. Abgesehen von seiner Auffassung des Deutschen Reichs, die von keinem anderen Staatsrechtslehrer etheilt wird, der auch bayerishe auf dem Standpunkt des Bundesstaats stehende Schriftsteller, wie der verdienstvolle Freiherr von Stengel in München, entgegengetreten sind und die längst als abgethan gilt, sind jedoch die Arbeiten von Seydel’s wissen- schaftlih bedeutsam. Er hat mit scharfem Auge den Entwickelungs- ang der deutschen Dinge verfolgt und is eine Autorität auf dem Gebiete des deutschen Staatsrehts geworden, die mit einigen wenigen anderen Männern an der ersten Stelle in dieser Wissenschaft steht. In den Jahren 18834—94 gab er das siebenbändige „Bayerische Staatsrecht“ heraus, das schon 1895/96 in zweiter Auflage ershien und ein Monu- mentalwerk deutsher Wissenschaft ist. Außer diesen Arbeiten ver- faßte er u. a. „Das Staatsreht des Kömgreichs Bayern“ in dem von ihm und Marquardsen herausgegebenen „Handbuch des öffent- lichen Rechts der Gegenwart“, ferner „Das Gewerbepolizeirecht nah der Reichsgewerbeordnung"“ (1881), „Staatsrechtlihe und politishe Abhandlungen“ (1893), fowie zahlreihe Aufsäße in den von 1881 bis Ende vorigen Jahres von ihm und Georg Hirth herausgegebenen „Annalen des Deutschen Reichs“. Seit 1881 war er auch Mitherausgeber der „Kritischen Vierteljahres- schrift für Gesetzgebung und Rechtswissenschaft“ und seit 1895 der „Blätter für administrative Praxis". Unter dem Pseudonym Mar Sqlierbach veröffentlichte er endlich „Gedichte“ (1872), „Neue Ge- dichte“ (1880) und unter dem eigenen Namen eine Uebersezung des Lufretius (1881).
In Weimar fand am gestrigen Geburtstage Shakespeare's, wie die „Weim. Ztg.“ mittheilt, die 38. Generalversammlung der „Shakespeare-Gesellshaft" statt. Dieselbe wurde durch den Vorsitzenden, Geheimen Rath Dr. Wilhelm von Oechelhäuser, mit einer dem Andenken Seiner Königlichen Hoheit des Groß- herzogs Karl Alexander gewidmeten, tief empfundenen Nede eröffnet. Darauf erstattete der Schatßzmeister, Geheime Hof- rath, Ober-Bibliothekar von Bojanowski den Jahresbericht. Nah demselben hat sich die Zahl der Mitglieder er- freuliherweise gesteigert, und zwar von 200 auf 375. Auch die finanziellen Verhältnisse befinden sich in gutem Zustande; die Ein- nahmen beirugen 4846 Æ, die Ausgaben 2896 #4, fodaß ein Ueber- {uß von 1950 Æ verblieb. Zur Stärkung des Finanzwesens hatte man an 94 Theater des Deutschen Neichs das Ersuchen gerichtet, bei jeder Aufführung eines Werks von Shakespeare der Gesellschaft eine Tantième zu gewähren. Außer dem Weimarer Hoftheater haben mehrere Schauspielhäuser einen bestimmten Betrag bewilligt, bei anderen steht die Entschließung noch aus. Auf das von der Gesell- haft erlassene Preisausshreiben „über Shakespeare!'s Belesen- heit“ sind, wie ferner mitgetheilt wurde, vier Arbeiten eingegangen, von denen aber nur eine Berücksichtigung verdient habe. Jn den Vorstand find als Mitglieder hinzugewählt worden: der Staats- Minister D. Dr. Bosse und der General-Intendant Dr. von Possart-München. Der leßtere hielt auch den Festvortrag über das Thema: „Welches System der Scenerie ist am besten ge- eignet für die Darstelung der Shakespeaxe - Dramen?“ - Seine Kaiserlihe Hoheit der Großfürst Constäntin von Ruß- land, welher sich um die Shakespeare - Literätur sehr ver- dient gemacht hat, insbesondere durch . Uebersetzung des „Hamlet“ und Herausgabe eines Kommentars, ist zum Ehrenmitglied der Gesellshaft ernannt worden. — Des achtzigsten Geburtstages des Präsidenten, Geheimen Raths Dr. von Oechelhäuser wurde besonders gedacht und mitgetheilt, daß ihm wegen seiner großen Verdienste um die Gesellschaft eine Dankadresse überreiht worden sei. Der Jubilar \sprah der Versammlung seinen verbindlihsten Dank für die warmen Worte aus. — Abends wurde im Großherzoglichen Hoftheater „Macbeth“ mit Herrn Karl Weiser in der Titelrolle gegeben.
Land- und Forftwirthschaft.
Oesterreichs Ernte im Jahre 00D,”
Einem Ausweise des österreichischen Ackerbau-Ministeriums zu- folge waren im Jahre 1900 in der österreichishen Reichshälfte der österreihish-ungarishen Monarchie insgesammt 10 636 872 ha Acker- land angebaut. Davon entfielen auf Weizen, Noggen, Gerste, Hafer und Mais 6 245 780 ha, d. i. 58,7 9%.
Anbau und Ernte dieser wichtigsten Feldfrüchte vertheilten sich im Jahre 1900 folgendermaßen: .
Anbaufläche : Ernte: durhshnittlich
ha im Ganzen dz von ha
t O 11 147 136 10,4 dz Roggen F700 132 13 936 284 8,2 E 13 390 194 10,8 E ¿e R 17 153 899 9,0 E s 335 601 3 923 501 11,7
Ernteaussihhten und Getreidehandel in Jtalien.
Der Kaiserliche General-Konsul in Neapel berichtet unter dem 15. d. M. Folgendes: i
Die aus allen Theilen Süditaliens und Siziliens über Saaten- stand und Ernteaussichten einlaufenden Nachrichten lauten fortdauernd ehr günstig. Die niedrige Temperatur der Wintermonate hat die Entwickelung und Verbreitung der bekannten Pflanzenshädlinge ver- hindert, und reichliche Niederschläge haben die hier zu Lande oft unter Regenmangel nothleidenden Kulturen gefördert. :
Kornfrüchte stehen allenthalben vorzügli, ebenso die Gemüse und Hülsenfrüchte. Die Obstbäume, namentlih auch die Mandeln, haben eine zwar verspätete, aber reihlihe Blüthe angeseßt. Ueber Wein
und Oliven wird ih erst später ein Urtheil bilden lassen.
Die Weizenpreise beobachten eine feste Ham mit ateigung aur Aufschlägen, Hartweizen gilt in Bari verzollt 26,50—29,00 Lire, in Neapel 27,00—27,50 Lire, in Palermo 26,97—27,15 Lire, in Messina 27,50—28,00 Lire, je nah Verdienst, Weichweizen 1,00 Lire weniger.
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Theater und Musik.
Königlihes Schauspielhaus.
Zur Feier von Shakespeare’s Geburtstag ging gestern das vierattige Lustspiel des großen britischen Dichters „Was Thr wollt“ mit Frau Paula Conrad in der Rolle der Maria als Gast in Scene. Diese Welt der Narren und Verliebten, in welcher der Berufsnarr noch bisweilen als der Vernünftigste unter den lustigen Gestalten er- scheint, die der Autor in übermüthiger Laune geschaffen hat, entfesselte, wie immer, die fröhlihste Heiterkeit des zahl- reihen Publikums. Das ganze kunstvoll Ie Nanken- werk von Wiß, Satire und Humor, welches sih vor den - Augen der Zuschauer f wundersam entwirrt und in einer fein abgetönten Müärchenstimmung endet, hielt nit allein die leßteren unwillfürlih im Banne, sondern übte au seinen anregenden Einfluß auf die Dar- steller aus. Dem ganzen Zusammenspiel wie jedem Einzelnen merkte man die Lust und Liebe an, mit der sie bei der Sache waren. Ganz Vortreffliches leisteten befonders Herr Christians als Narr, den er in fein durhdahter Weise darstellte und mit Eleganz und Geschmeidige keit verkörperte, und Frau Conrad als Maria, die bei dezentem Spiek doh dem Uebermuth die Zügel schießen ließ und die schelmische, zu Intriguen stets bereite Kammerzofe außerordentlih gewandt darstellte. Ebenso fanden die Herren Kirschner (Junker Tobias) und Vollmer (Junker Christoph) bei der Wiedergabe dieser derb komischen Rollen den richtigen Ton; namentlich wirkte das Mienenspiel des Erst- genannten sehr belustigend. Fräulein Lindner gab die Gräfin Olivia mit geschickter Koketterie. Au Fräulein Wachner (Viola) führte die Verkleidungsscene recht gewandt durch und verstand den fortwährenden Stimmungswechsel, den Verstellung und Natur, Liebe und Pflicht in ibrer Nolle bedingen, vortrefflih zum Ausdruck zu bringen. Jn glei befriedigender Weise lösten die übrigen Mitwirkenden ihre kleineren
ufgaben und trugen das Ihrige dazu bei, die Vorstellung zu einer
cht gelungenen zu gestalten.
Berliner Theater.
David Kalisch's Posse „Berlin bei Nacht“, welche etwa vor Jahresfrist im Berliner Theater, zeitgemäß umgearbeitet, erft- malig in Scene gegangen war und viel Beifall gefunden hatte, wurde estern in etwas veränderter Beseßung wieder aufgeführt. Die seiner Beit von Frau Schneider-Nissen mit großem Erfolg gegebene Rolle der munteren Kellnerin Pauline war auf Fräulein Hofer über- gegangen, welche bei ihrer Darstellung Humor und Anmuth zu vereinen wußte und ihrem Part auch musikalish bestens gerecht wurde. Jhre hauptsächlichen Partner, die Herren Burg (früher Wehrlin) und Walden als Alcibiades bezw. Heinrich, zwei junge Sausewinde, deren Herz roß, deren Geldbeutel aber klein ijt, brahten ihre Rollen eben- falls zu guter Wirkung. Ebenso verkörperte Herr Schind'er einen sie verfolgenden Gläubiger in gelungener Weise, und Herr Haßkerl {uf in der Nolle des Onkels aus der Provinz, Dietrih Fischer, welcher dem Verfolger die jungen Leute, nahdem er allerlei Fährnisse des Großitadtlebens überstanden hat, entreißt, ebenfalls eine recht charakteristishe Figur. Das Gleiche läßt sich von Herrn NRohland als Milchhändler Prösike sagen. Eine vorzügliche Leistung war endlich auch diejenige der von Fräulein Wendck dargestellten Zimmervermietherin Pühsicke. Die altväterisch gemüthvolle, von Dr. Paul Lindau trefflih inscenierte Posse fand wieder lebhaften Beifall.
Lessing-Theater.
Ludwig Fulda’'s liebenswürdiges Verslustspiel „Die Zwillings\chwester“ erzielte gestern mit Fräulein Jenny Groß als Giuditta einen erneuten Erfolg, nachdem es, Mitte Februar d. JF., zum ersten Mal und seitdem wiederholt an dieser Bühne mit Frau Sorma in der weiblichen Hauptrolle gegeben worden war. Gleich ihrer Vorgängerin, doch mit Anpassung an ihre natürliche, durch äußere Vorzüge gehobene Eigenart, verstand es auch Fräulein Groß, die um die Liebe ihres Mannes besorgte Frau überzeugend darzustellen und ihre Doppelrolle mit geschickter Vereinigung von Humor und Gemüthbstiefe, Schalkheit und Ernst durchzuführen. Eine gleihe Ge- wandtheit bewies sie in der Wiedergabe der zwanglos und natürlich dahinfließenden Versrede sowie in der feinen Pointierung des darin enthaltenen Wißes. Auch die sonstigen mannigfachen Feinheiten des Dialogs wußte fie ebenso zum Ausdru zu bringen, wie sie die Keckheiten des ganzen Intriguenspiels ohne Uebertreibung C Ten verstand. Der ihr gespendete reihe Beifall und wiederholte Hervorrufe ließen denn auh feinen Zweifel über den günstigen Eindruck, den diese neue Vertreterin der Giuditta auf dgs vollbeseßte Haus machte. Die übrige Nollenbesezung war, bis a diejenige der Lifa durch Frau Eyfoldt, die bisherige und ist bereits gelegentlih der erstmaligen Aufführung gekennzeihnet worden; die leßtgenannte Künstlerin brahte ihre kleinere, komishe Nolle gleichfalls zu bester Wirkung.
Im Königlichen Opernhause wird morgen Camille Saint- bes ral Oper „Samson und Dalila“ in der bekannten Beseßung gegeben.
Im Königlichen Schauspielhause geht morgen das Lust- spiel „Renaissance* unter Mitwirkung der Damen Poppe, Wachner,
agay, Hausner und Sandow, der Herren Christians, Pohl und Bollmer in Scene.
Im Neuen Königlichen Opern - Theater gelangt am Sonntag zu ermäßigten Preisen Lessing’s dramatisches Gedicht „Nathan der Weise“ zur Aufführung.
In der vom „Akademischen Verein für Kunst und Literatur“ am Sonnabend, Nachmittags 24 Uhr, veranstalteten Auf- führung von Byron?s Tragödie „Sardanapal“ im Theater des Westens hat an Stelle des durch das Budapester Gastspiel des Deutschen Theaters verhinderten Herrn von Winterstein Herr Leo Connard vom Berliner Theater die Nolle des Arbaces über- nommen.
Fräulein Franceshina Prevo sti kehrt nah einer eri clarennen Gastspiel-Tournée, in deren Verlauf sie u. a. in Frankfurt a. M., Zurich, Mainz, Straßburg, Basel und Karlsruhe auftrat, Anfang
ai nah Berlin zurück, um hier ihre künstlerishe Thätigkeit am Theater des Westens zu beginnen.
Im Nesidenz-Theater findet am Sonnabend, den 4. Mai, Nachmittags, unter Mitwirkung namhafter hiesiger Künstler, eine Wohlthätigkeits-Vorstellung statt. Zur Auffübrung gelangt ein neues Drama von E. von Keyserling, betitelt „Der dumme Hans“. Die Novität wird von Dr. Martin: Zickel in Scene geseßt.
Mdlle. Méaly vom Theater der Variétés in Paris, die unlängst im Theater des Westens erfolgreih auftrat, wird vom 29. d. M. an im Friedrih-Wilhelmstädtishen Theater mit ihrer französishen Operettentruppe ein kurzes Gastspiel absolvieren. m ersten Abend gelangt „Mam'zelle Nitouhe“ mit der Künstlerin in der Titelrolle zur Aufführung. Die Millöcker’she Operette „Der Damenschneider“ bleibt bis zum 28. d. M. auf dem Repertoire und wird nach dem französishe Gastspiel wieder aufgenommen. Am Sonntag Nachmittag findet“ e” Aufführung der Operette „Die Fledermaus" statt.
Morgen, Donnerstag, Abends 7—8 Uhr, veranstaltet der Organist err Bernhard Irrgang in der Heilig-Kreuz-Kirche ein ‘onzert unter Mitwirkung von girau Professor Marie Blanck- r (Sopran), u Smmy Rintelen (Alt) und Herrn Walter
Kray (Violine). Der Eintritt it frei.