1901 / 98 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 26 Apr 1901 18:00:01 GMT) scan diff

E E

E 0AM S I E a em M d reue Ea I L E a e L L

H A J S H S 5 x (4 1 A i 5

E

r

B T E

E N M

da

tes

N

f ite e 2a T, inr T RERE Ti gr eS

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht : dem Verwaltungs - Direktor der städtishen Gaswerke Emil Streichert in Berlin den Charakter als Baurath zu verleihen, sowie die von den städtishen Kollegien zu Linden getroffene Wahl des Stadtsyndikus Lodemann in Linden zum Bürger- meister dieser Stadt zu bestätigen.

Seine Mazestät der König haben Allergnädigst geruht: infolge der von der Stadtverordneten-Versammlung zu Rheine getroffenen Wahl den bisherigcn Magistrats-Assessor Dr. jur. Heinrih Hellenbroih in Münster als besoldeten Beigeordneten der Stadt Rheine für die geseßlihe Amtsdauer von zwölf Jahren zu bestätigen.

Auf den Bericht vom 11. d. M. will Jh der Ge- meinde Balve im Kreise Arnsberg auf Grund des Gesetzes vom 11. Juni 1874 (Gesez-Samml. S. 221) hiermit das Recht verleihen, denjenigen Theil des Grundstücks Parzelle Flur X Nr. 321/195 der Steuergemeinde Balve, welcher für die Zwecke der von der Gemeinde geplanten Wasserleitung erforderlich ist, im Wege der Enteignung zu erwerben oder, soweit dies aus- reichend ist, mit einer dauernden Beschränkung zu belasten. Der eingereihte Plan folgt zurü.

Berlin, den 18. März 1901.

WilhelmR. von Thielen. Studt. Freiherr von Rheinbaben.

An die Minister der öffentlihen Arbeiten, der geist- lichen 2c. Angelegenheiten und des Jnnern.

Justiz-Ministerium.

Der Rechtsanwalt Kleefeld in Sorau ist zum Notar für den Bezirk des Kammergerichts, mit Anweisung seines Amtssißes in Sorau,

der Rechtsanwalt Stenschke in Wongrowiß zum Notar für den Bezirk des Oberlandesgerichts Posen, mit Anweisung jeines Amtssißes in Wongrowiß,

der Rechtsanwalt Epstein in Kattowiß zum Notar für den Bezirk des Obcrlandesgerichts Breslau, mit Anweisung seines Amtss\izes in Kattowiß, und

die Nechteanwälte Bueren in P und Karsch in Buer sind zu Notaren für den Bezirk des Oberlandesgerichts Hamm, mit Anweisung ihres Amtssißzes in Hagen bezw. Buer, ernannt worden.

Kriegs-Ministerium.

Zu Geheimen expedierenden Sekretären und Kalkulatoren im Kriegs-Ministerium sind ernannt worden:

der Militär - Juntendantur - Sekretär Krause von der Jntendantur des 111. Armee-Korps,

der Militär-Jntendantur-Sekretär mit dem Charakter als Geheimer expedierender Sekretär und Kalkulator Süß von der Jntendantur des Garde-Korps,

der Militär-Jntendantur-Sekretär Hellmann sowie die Militär-Jntendantur-Sekretäre mit dem Charakter als Geheime expedierende Sekretäre und Kalkulatoren Steller und Be- \cchorner von derselben Jntendantur.

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 26. April.

Seine Majestät der Kaiser und König hörten heute Vormittag im Palais des Prinzen zu Schaumburg-Lippe in Bonn die Vorträge des stellvertretenden Chefs des Militär- kabinets, Generalmajors Grafen von Hülsen- Haeseler, des Chefs des Zivilkabinets, Wirklichen Geheimen Naths Dr. von Lucanus, des Ministers der geistlichen 2c. Angelegenheiten Dr. Studt und des Ministers der öffentlihen Arbeiien von Thielen.

Während des Vierteljahres vom 1. Januar bis 31. März 1901 haben 3258 Schiffe (gegen 3784 Schiffe in demselben Vierteljahr 1900) mit cinem Netto-Naumgehalt von 578 662 Registertons (1900: 578 826 Registertons) den Kaiser Wilhelm-Kanal benußt und, nah Abzug des auf die Kanalabgabe in Anrechnung zu bringenden Elblootsgeldes, an Gebühren 306448 # (1900: 310694 M) entrichtet. Davon entfielen auf den Monat März 1723 Schiffe (1900: 1954 Schiffe) von 252 380 Registertons (1900: 234 860 Re- gistertons) und 137 746 Æ (1900: 126089 M) Gebühren.

Jm Rechnungsjahre 1900 haben 29045 Schiffe (gegen 26 279 Schiffe im Rechnungsjahre 1899) mit einem Netto- Raumgehalt von 4282094 Register-Tons (1899: 3488 767 R.-T.) den Kanal benußt und, nah Abzug des Elblootsgeldes, an Gebühren 2128909 A (1899: 1809951 M) entrichtet. Dabei ist der Voranschlag der Gebühren um 216 909 # über- schritten worden.

__ Der Chef des Militärkabinets, Generaloberst der Jn- fanterie von Hahnke, der General der Kavallerie, Seine Durchlaucht der Prinz Moriß von Sachsen-Altenburg und der General-Aojutant Seiner Majestät des Kaisers und Königs, General der Jnfan'erie Bronsart von Schellen- dorff begehen heute die Feier ihres 50 jährigen Militärdienst- Jubiläums. Der General der Kavallerie, Seine Durchlaucht der Prinz Leopold zu Shwarzburg-Sondershausen beging gestern den Tag, an welchem er vor 50 Jahren in die preußishe Armee eingetreten war.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Fürstlich lippische Staats-Minister Gevekot ist von Berlin abgereist.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Fürst Bismarck“, Kommandant: Kapitän zur See Graf von Moltke, mit dem Chef des Kreuzer - Geschwaders, Vize- Admiral Bendemann am 24. April in Tsingtau, S. M. S. „Seea dler“, Kommandant: Korvetten-Kapitän Scha ck, an demselben Tage in Amoy und S. M. S. „Kurfürst Friedrich Wilhelm“, Kommandant: Kapitän zur See von Holßendorff, gestern in Taku eingetroffen.

S. M. S. „Jltis“, Kommandant: Korvetten - Kapitän Sthamer, ist heute von Schanghai nah Tsingtau in See gegangen.

S. M. S. „Zrene“, Kommandant: Fregatten - Kapitän Gildemeister, ist am 24. April in Taku eingetroffen.

S. M. S. „Wolf“, Kommandant: Kapitänleutnant Louran, beabsichtigt, am 1. Mai von St. Paul de Loanda nah Swakopmund in See zu gehen.

Bonn, 25. April. Die Rüdkehr Seiner Majestät des Kaisers und Königs, Seiner Kaiserlihen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen sowie Seiner Durchlaucht des Prinzen und JZhrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Adolf zu Shaumburg-Lippe nah Bonn er- folgte, wie „W. T. B.“ meldet, heute Nachmittag gegen 5 Uhr. Sämmtliche Ortschaften, welche Seine Majestät mit der Bahn, zu Wagen und Schiff passierte, waren reich beflaggt, insbesondere waren an den Rheinufern Schulkinder mit Hunderten von kleinen Fähnchen aufmarschiert und begrüßten Seine Majestät den Kaiser Fürmisc mit lauten Hochrufen, auch Böllershüsse wurden ab- gefeuert. Seine Majestät und der Kronprinz besichtigten später die neue Villa für den Kronprinzen.

Um 81/5 Uhr Abcnds erschienen Seine Majestät der Kaiser und König in Zivilkleidung, Seine Kaiserlihe und Königliche Hoheit der Kronprinz in Jnterimsuniform mit den Herren der Umgebung auf dem stark besuchten Antritts- fommers des Bonner S, C. in dec Beethovenhalle. Der Saal war ähnlih wie am gestrigen Tage geschmüdckt; auf der Galerie hatten sih zahlreiche Damen eingefunden. Das Musikkorps des Husaren - Negiments König Wilhelm I. (1. Rheinischen) N. 7 [pielle. ¿Seine Majésiat der Kälsér Und Nonig: mit stürmischen Hochrufen begrüßt, bedeckte alsbald das Haupt mit dem Borussenastürmer und nahm an der Ehrentafel Platz zwischen Seiner Kaiserlichen und Königlichen Hoheit dem Kronprinzen zur Rechten und dem Ersten Chargierten des Korps „Borussia“ von Alvensleben zur Linken. Anwesend waren N der Prinz Adolf zu Schaumburg-Lippe, der Minister er geistlichen 2c. Angelegenheiten Dr. Studt, der General- oberst Freiherr von Loë sowie viele Alte Herren.

Seine Majestät der Kaiser und König übernahm nah der Eröffnung Allerhöchstselbst das Präsidium und kommandierte die Lieder. Der Generaloberst Freiherr von Loë begrüßte als ältester anwesender Alter Herr der Borussen Seine Majestät im Namen der Korpsstudenten und brachte ein Hoch auf Seine Majestät den Kaiser und König aus, in welches alle Anwesenden jubelnd einstimmten. Die Musik spielte die Nationalhymne, worauf sih die Hochrufe wiederholten. Seine Majestät erwiderte dankend und kommandierte dann einen Salamander auf den Generalobersten Freiherrn von Loë und den S. C.

Der Studiosus von Alvensleben begrüßte hierauf Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit den Kronprinzen und gab der Freude und dem Stolz des Korps Ausdruck, wieder cinen edlen Sproß der Hohenzollern willkommen heißen zu können. Seine Kaiserlihe und Königliche Hoheit der Kron- prinz dankte mit der Versicherung treuer Kameradschaft und Korpsbrüderschaft und trank auf das Wohl des Bonner S. C.

Seine Majestät der Kaiser und König kommandierte hierauf den Salamander und dann noch einen zweiten auf die Alten Herren. Hierfür dankte der Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten Dr. Studt, in shwungvollen Worten zu auf- opferungsvoller Pflichterfüllung mahnend. :

Im weiteren Verlaufe des Kommerses kommandierte Seine Majestät das Semesterreiben und brachte ein Hoh aus auf das 120. Semester, welches der erblindete Notar Lauff, der Vater des Dichters, vertrat; ferner klommandi. rte Seine Majestät den „Landesvater“. Denselben stah auch Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz unter Benußung des Borussenstürmers mit, und zwar mit dem Generalobersten Freiherrn von Loë. Seine Majestät der Kaiser und König und Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz verließen den, Kommers nah 121/54 Uhr unter den brausenden Hurrahs der Anwesenden und den Klängen des Preußen- marsches.

Flensburg, 25. April. Jhre Majestät die Kaiserin und Königin traf, wie „W. T. B.“ berichtet, begleitet von Jhren Hoheiten dem Herzog und der Herzogin Friedrich Fer- dinand zu Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücks- burg, heute Abend 8 Uhr 20 Minuten von Glücksburg zu Wagen hier ein. Die Schulen, der Kriegerverein und die hier garnisonierenden Abtheilungen des Füsilier-Regiments Königin (Schleswig-Holsteinshes) Nr. 86 bildeten in den Straßen Spalier. Die Bevölk-rung begrüßte Jhre Majestät mit jubelnden Zurufen. Um 8 Uhr 40 Min. erfolgte die Abreise Jhrer Majestät nah Berlin; auf dem Bahnhofe waren die Offiziere des Füsilier-Negiments Königin sowie die Spißen der Behörden zur Verabschiedung erschienen.

Baden.

Seine Königliche Hoheit der Großherzog begeht heute die Quai N d v , tat —_ P S G E Feier seines 60jährigen Militärdienst-Jubiläums. Aus diesem Anlaß hat, wie „W. T. B.“ meldet, Seine Königliche Hoheit der Prinz-Negent von Bayern an Höchstdenselben folgendes Telegramm gerichtet :

„Zu Deinem Jubeltage, an welhem Du auf eine sechzigjährige glanzvolle militärische Thätigkeit zurükblickst, sprehe ich Dir meine aufrichtigsten und herzlihsten Glückwünsche mit dem Beifügen aus, wie ih Verfügung getroffen habe, daß Dein Regiment fortan den Namen „Großherzog Friedrich von Baden“ zu führen habe. Ich darf hierbei wohl zum Ausdru bringen, wie ich der festesten Ueberzeugnng lebe, daß das Regiment, welches eine hervorragend rühmliche Ver- gangenheit hat, sih au seines künftigen hohen Namens stets würdig erweisen werde.“

Ein Telegramm des „W. T. B.“ aus Karlsruhe von heute Morgen berichtet: Zur Beglückwünshung Seiner Königlichen Hoheit sind hier eingetroffen: der Kommandant des Haupt- quartiers Seiner Majestät des Kaisers und Königs, General der Jnfanterie von Plessen, der kommandierende General des 11. bayerishen Araice-Korps, General der Kaoallerie von Xylander, der kommandierende Gencral des | XVI. Armee - Korps, General der Kavallerie Graf

von äseler und der kommandierende Genergt des XV. Armee - Korps, Generaileutnant Herwart von Bittenfeld, eine Abordnung des 8. Bayerischen Infanterie - Regiments, eine Abordnung des 8. Württee bergishen Jnfanterie - Regiments Nr. 126, ferner eine Abh- ordnung des preußishen Ulanen - Regiments Großherz

Friedrih von Baden (Rheinisches) Nr. 7 sowie Ab: ordnungen der badischen Leib - Regimenter. Der kom- mandierende General des XIV. Armee- Korps, General

der Kavallerie von Bülow überbringt die Glückwünsche dieses Armee-Korps. Zur Feier des Tages wird heute Mittag ein Diner im Schlosse statifinden, zu welchem außer den Ah- ordnungen Seine Großhe zoglihe Hoheit der Prinz Karl von Baden, die Generalität und der gesammte Hofstaat ge- laden sind. Von 10 Uhr Vormittags ab nimmt Seine König- liche Hoheit der Großherzog die Glückwünsche der Abordnungen entgegen. Jm übrigen hat sich Höchstderselbe eine offizielle Festlichkeit dankend verbeten.

Oefterreich-Ungarn.

Jn der gestern Vormittag abgehaltenen Sißung des Eisenbahn-Ausschusses des dsterreihishon 9 Ab- geordnetenhauses, an welcher der Eisenbahtn - Minister Dr. von Wittek theilnahm, wurde, dem „W. T. B.“ zufolge, Artikel 1 der Jnvestitionsvorlage, betreffend die zweite Bahn- verbindung mit Triest, einstimmig angenommen. Bri der Ab- stimmung erklärte der Abg. Kaftan namens seiner Partei- n sie betheiligten sich an der Abjtimmung über Artikel 1 nur unter der Voraussezung, daß die Wasserstraßen- frage einer befriedigenden Lösung zugeführt werde. Der Abg. Kolischer {loß sich namens des Polenklubs dieser Erklärung an und fügte hinzu, der Polenklub gehe von der weiteren Vorausseßung aus, daß die Länder und autonomen Körper- haften zu Leistungen für den Bau der Wasserstraßen nicht würden herangezogen werden... Sodann wurden die Artikel 2 bis 7 inkl. angenommen. Damit 1st der erste Theil der Vorlage, neu herzusteUende Eisenbahnen, erledigt. Die in Frage kommenden Linien sind folgende: Tauernbahn, Karawanken-Wocheiner Bahn, Pyrhnbahn, Strecke Lemberg— Sambor, Strecke Rakonißg—Postelberg—Laun und erste Theil: strecke der Eisenbahn Hartberg—Friedberg.

In Budapest gab gestern, wie „W. T. B.“ berichtet, der ungarische Minister-Präsident von Széll zu Ehren des deutschen Botschafters Fürsten zu Eulenburg und Herte- feld ein Diner. Dem)elben wohnten u. A. auch die Präsi: denten des Magnatenhauses und d¿s Unterhauses bei, sowie die Grafen Julius und Theodor Andrassy, Graf Albert Apponyi, der Hof-Marschall Graf Ludwig Apponyi, der General- Konsul von Below-Schlatau, Ferdinand Horansky und Desider

Szilagyi. Großbritannien und JFrland.

Jn der gestrigen Sipung des Unterhauses richtete, wie „W. T. B.“ meldet, William Redmond unter Hinweis auf die Weigerung Chinas, das Mandschurei-Abkommen zu unter- zeichnen, die Frage an die Regierung, ob an Rußland seitens der britishen Regierung Vorstellungen bezüglich der Occupation der Mandschurei gerichtet worden seien. Dec Unter-Staatssekretär des Acußzern Lord Cranbourne erwiderte, solche Vorstellungen seien niht gemacht worden. Redmond fragte sodann, ob die Regierung einen Termin für die Räumung Egyptens angeben könne. Lord Cranbourne entgegnete: Nein. Im weiteren Veriaufe der Sißung erklärte der Schaßkanzler Sir Michael Hicks Beach auf Anfragen, reiner Honig sei nicht zollpflichtig; werde derselbe aber mit Zucker gemischt, fo unterliege er dem entsprechenden Zuckerzoll. Kondensierte Milch bleibe zollfrei, falls kein Zucker hinzugeseßt sei.

Eine große, aus einflußreihen Personen bestehende A b- ordnung der Kohlengrubenbesißzer und Rheder von Northumberland und Durham begab sih gestern zum Schatkanzler und trug demselben ih1e Bedenken gegen

den neuen Ausfuhrzoll vor. Sir Michael Hidcks Beach erwiderte, daß -die Vorstellungen der Abord- nung von der Regierung sorgfältig erwogen werdet

sollten, die Avordnung dürfe aber nicht denken, daß er die ase Zollvorlage wieder zurücziehen könne. Er {ei ängstlih bemüht, den bestehenden Verträgen gegenüber ohne jede Voreingenommenheit zu verfahren, und gebe anheim, daß die Vertreter der Kohlenwerke Nordenglands gemeinsam mit den Kohlengrubenbesißern von Süd-Wales und Schottland ein fleines Comité erwählten, welches mit ihm und den Zoll- behörden in Verhandlung treten möge.

Ein von Grubenarbeitern des ganzen König- reichs beshickter Kongreß hat gestern nah zwristündiger Berathung eine Resolution angenommen, worin die Peecus aufgefordert wird, die Vorlage, betreffend den Ausfuhrzoll au Kohlen, zurückzuziehen, und zugleih eine Unterredung mit dem Schatkanzler verlangt wird.

Frankreich.

In dem gestern abgehaltenen Ministerrath brachte, wie „W. T. B.“ erfährt, der Marine-Minister Lanessan einen Bericht des Generals Voyron zur Kenntniß, welcher besagt, daß der Gesundheitszustand des Expeditions korps in China ausgezeihnet sei. Alles, was Verproviant'c rungen, Gesundheitspflege und den Sanitätsdienst betreffe, sei in vollkommener Weise organisiert worden. Der General Veyron bezeichnet die Haltung der Truppen als fortdauernd tadellos; die Mannschaften hätten es bei jeder Gelegenheit vel? standen, die Erfüllung ihrer militärishen Pflichten mit cinem hohen Gefühl von Menschlichkeit zu vereinen.

Rußland.

Wie dem „W. T. B.“ aus St. Petersburg berichte! wird, begab sih der französishe Minister des Auswärtigen Delcassé gestern mit dem Minister des Auswärtigen Grafen Lamsdorf nah Zarskoje-Sselo, wohin er von den Kaiser zum Frühstück eingeladen war. An demselben nahmen auch Graf Lamsdorf und der Minister des Kaiserlichen Hauses theil. Vorgestern fand in der französishen Botschaft ein Galadiner statt, an welhem alle Botschafter mit ih:en Ge- mahlinnen, die Minister und andere hohe Würdenträger theil- nahmen. Gestern fand zu Ehren des französishen Ministers bei dem Finanz-Minister Witte ein Diner statt.

Amerika. Wie die „Times“ aus Montevideo meldet, hat die Regierung von Uruguay die Landung von Jesuiten Un anderen aus Europa ausgewanderten Ordensgeistlichen verboten.

“Asien.

Die „Kölnische Zeitung“ meldet aus Peking vom 24. d. M., daß der General-Feldmarschall Graf von Waldersee und sehs Offiziere des Hauptquartiers sih in der nächsten Woche auf drei La e an die Große Mauer und zu den Kaisergräbern begeben würden. ;

Der „Times“ wird aus Peking vom 24. d. M. gemeldet: Der Gesammtbetrag der Entshädigungsforderungen, welche die Gesandten angemeldet hätten, belaufe sih bereits auf mehr als 65 Millionen Pfund Sterling. Die Forderung Rußlands betrage 16,9 Millionen Pfund für Kriegskosten und Mala der transmandschurishen Bahn und 1/2 Millionen Pfund für Verluste Privater Für jeden Monat nah dem 1. April 1901 würden weitere 200 Pfund verlangt. 3talien verlange eine Entschädigung von 2800 000 Pfund Sterling und 100 000, Pfund für jeden Monat nach dem 1. Mai d. J., sowie noch 160 000 Pfund, falls die Räumung niht vor dem nächsten Winter erfolgt sei, und 1,14 Millionen Pfund zur Entschädigung Privater.

Aus Yokohama meldet das „Reuter'she Bureau“, daß über zwanzig Banken in Osaka und in den südlichen und mittlern P Japans die Zahlungen eingestellt hätten. Die Bank von Japan habe Unterstüßung geleistet, es würden jedoh weitere Schwierigkeiten befürchtet, und es herrsche eine

nanzielle Panik. „, Afrika.

Lord Kitchener meldet aus Pretoria vom 25. d. M.: Seit meinem lehten Telegramm sind folgende Mittheilungen eingegangen: Gefangen genommen wurden 123 Buren, und 10 Buren haben sih ergeben; ferner wurden 138 Gewehre und 98 Pferde, ein Zwölfpfünder und 15 000 Patronen er- beutet. Zwölf Buren sind gefallen. Bei Helvetia wurde

ein 47 Zeniimeter-Geshüß weggenommen, das unbrauchbar-

gemacht worden war, desgleichen ein unbrauchbar gemachtes Maxim-Geshüß. Außerdem wurde eine erhebliche Anzahl von Wagen- und Vieh erbeutet. Die britischen Verluste sind: ein Mann todt, ein Leutnant und sieben Mann leiht verwundet. Der „Times“ wird gemeldet, daß Roos-Senekal, wo- L bis vor Kurzem Schalk Burger und die Regierung der uren ihren Siß gehabt hätten, am 22. d. M. von dem Obersten Pulteney beseßt worden sei. Der Landdrost und 50 Mann hätten sofort und später noch 50 Buren R ergeben. Nach einer Meldung der Londoner Blätter aus Pretoria

ist der Major Twyford mit einer kleinen Eskorte auf dem Wege von Machadodorp nah Lydenburg in der Nähe von Badfontein in einen Hinterhalt gerathen. Der Major Twyford sei getödtet, und seine Leut? seien nah tapferem Wider- stand überwältigt worden. Es verlaute, daß der General- major Baden-Powell nah England zurückkehren werde, da er das Kommando der Polizeitruppe in Süd-Afrika nieder- gelegt habe. Beim Kriegsamt sei hierüber keine Meldung ein- gegangen, in Beamtenkreisen heiße es jedoh, der General Baden-Powell werde wahrscheinlich einen kurzen Urlaub nehmen.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Bericht über die gestrige Sißung des Reichstages besindet sih in dec Ersten Beilage.

Jn der heutigen (60.) Sißung des Hauses der Abgeordneten, welHer der Vize-Präsident des Staats- Ministeriums, Finanz-Minister Dr. von Miquel, der Minister für Landwirthschaft 2c. Freiherr von Hammerstein und der Minister des Jnnern Freiherr von Rheinbaben beiwohnten, gelangte der von den Abgg. von Bokelberg (fkons.) und Genossen gestellte, von den Freikonservativen und Mitgliedern des Zentrums e Antrag auf Annahme eines Ge- seßentwurfs , betreffend die Beförderung der inneren Kolonisation, zur ersten Berathung.

Nach diesem Entwurf soll der Regierung ein Fonds von 12 Millionen Mark zur Errichtung von Rentengütern von mittlereIm und fleinem Umfange zut Verfügung gestellt werden. Zur Ausführung des Gesehes sollen in en einzelnen Provinzen „Ansiedlungsstellen“ errichtet werden, die aus dem Ober-Präsidenten, dem Landes-Direkter, einem vom Landwirthschafts-Minister bestellten Mitgliede der General- Kommission und aus drei von der L1indwirthschaftskammer gewählten landwirthschaftlihen Sachverständigen bestehen soll. Die gesammten Geldgeschäfte sollen der Seehandlung über- tragen werden.

Den Antrag begründete der Abg. von Bocelberg, dessen Rede bei Schluß des Blattes noch fortdauerte. ,

Nr. 17 der „Veröffentlichungen des Aer Ren Ge- sundheitsamts“ vom 24. April hat folgenden Inhalt: Perfonal-

ahricht. Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten. Zeitweilige Maßregeln gegen ansteckende Krankheiten. Desgl. gegen Pest. Desgl. gegen Gelbfieber. Desgl. gegen Pocken. Staats- g peteamw! New York 1897/98. Gesetzgebung u. \. w. (Preußen.)

eshlechtsfranfheiten unter den Studierenden. Sittenärzliche Untersuhungen. Rauchverhütung. (Berlin.) Privat-Kranken- 2c. Anstalten. (Baden). Arzneien. (Braunschweig.) Geheimmittel. (Oesterreih.) Speisceis. (Schweiz, Kanton Bern.) Pasteur"sches Institut. (Kanton Tessin.) Aerztliher 2c. Beruf. (Groß- britannien. Süd-Nigeria.) Spirituosen. (Niederlande.) Butter.

(Rußland.) Einfuhr von Arznei- und Nährmitteln.

(Argentinien). Veterinärpolizei. Gang der Thierseuchen im Deutschen Meiche, 15. April. Desgl. in Jtalien, 4. Viertel- jahr. Zeitweilige Maßregeln gegen T hierleudbon: (Deutsches Neich, Preuß. Reg.-Bezirke Königsberg, Breslau.) Verhandlungen von etgenen Körperschaften. (Deutsches Reich.) Zulassung zum Studium der Veterinär-Medizin. Nahrungsmittel. Vermischtes. (Anhalt. Dessau.) Chemisches Laboratorium, 1899/1900. Ver- einigte Staaten von Amerika. Newark). Bevölkerungsbewegung, 1899. Geschenkliste. Wochentabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 40000 und mehr Einwohnern. Desgl. in größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in Krankenhäusern deutscher Großstädte. Deégl. in deutshen Stadt- und Landbezirken. Witterung. Beilage: Gerichtlihe Entscheidungen auf dem Gebiete der öffentlihen Gesundheitspflege (Zahnärzte, Thierärzte, Apotheker, anderes Heil- und Wärterperfonal).

Nr. 18 des „Eisenbahn -Verordnungsblatts“, heraus-

e eben im Ministerium der öffentlihen Arbeiten, vom 20. April, at folgenden Inhalt: Allerhöchster Erlaß, betr. die Verwaltung der öffentlichen Arbeiten, vom 1. April 1901. Staatsvertrag zwischen reußen und Bayern, betreffend den Bau und Betrieb einer Eisen-

ahn von Münster a. St. nah Scheidt, vom 13./16. November 1900. Genehmignngs- Urkunde, betreffend die Ausgabe von 1 839 000 M zu vier vom Hundert verzinsliher Schuldverschreibungen auf den Jn-

haber durch die Lausißer Eisenbahngesellshaft, Ausgabe vom Jahre 1901, vom 4. April 1901. Se des Ministers der öffentlichen Arbeiten: vom 4. April 1901, betr. Verhütung von Unfällen auf un- bewachten Eisenbahn-Uebergängen u. \. w.; vom 4. April 1901, betr. ta von Kleinbahnen, die Eisenbahnen berühren. Nach- richten.

Statistik unnd Volkswirthschaft.

Der landwirthschaftlihe und städtishe Grundbesiß sowie die Einkommensverhältnisse in Shweden.

W.F. Unterm 9. Februar d. J. veröffentlichte das Königlich {chwedische Staatskomtor eine Uebersiht über den Taxwerth des gesammten staatlihen, kommunalen und privaten Grundbesißes, sowie über die Einkommenêverhältnisse der A des Landes, welche der Ver- anlagung zu der sogenannten „Bewilligung für das Jahr 1900" (Grund- und Einkommensteuer) zu Grunde gelegt wurden.

Nach dieser Uebersicht beträgt der ‘Tarwert h des gesammten privaten landwirth schaftlihen Grundbesitzes 2 354 869 930 Kronen (gegen 2 354 529 830 Kronen im Jahre 1899) und der des städtischen Grundbesikes einschließli der industriellen Eta- blissements 2c. auf dem platten Lande 2 146 822 950 Kronen (2 035 407 870 Kr.), der Werth beider Arten des privaten Grund- besißes zusammen mithin 4501 692 880 Kr. (4 389 937 700 Kr.). Im Jahre 1895 belief sich der Gesammtwerth dieser beiden zur Grundsteuer veranlagten Gruppen des privaten Grundbesißzes auf 3 855 071 390 Kr. Er hat demnach in den leßten fünf Jahren um 646 621 490 Kr. zugenommen. An der Werthserhöhung sind jedoch auch in Schweden der landwirthschaftlihe und der städtishe Grund- besiß niht gleihmäßig betheiligt. Während nämlich der Werth des landwirthschaftlichen Grundbesites sich nur um 99541 530 Kr. steigerte, zeigt dagegen derjenige des städtischen Grundbesißes eine Zunahme um 547 079 960 Kr. L

An steuerfreiem Grundbesiß sind vorhanden: 1) der dem Staate gehörige land- und forstwirthschaftlihe im Werthe von 139 058 400 Kr. (gegen 136 376 200 Kr. im Jahre 1899) und der ihm gehörige städtische 2c. Grundbesiß im Werthe von 114 540 200 Kr. (113 157 760 Kr.), beide Arten staatlichen Grundbesitzes im Gesammt- werthe von 253 598 600 Kr. (249 533 960 Kr.); seit dem Jahre 1895, in welchem der Werth dieses Grundbesißes 217 676 275 Kr. betrug, hat mithin eine Werthss\teigerung um 3% 922 325 Kr. stattgefunden ; 2) der kommunale, fkir{lihe 2. Grundbesiß im Werthe von 275 074 450 Kr. (gegen 264 204 704 Kr. im Jahre 1899 und 235 082 645 Kr. im Jahre 1895). Im ganzen war also im Jahre 1900 ein staatliher und kommunaler 2c. Grundbesiß im Werthe von 528 673 050 Kr. (513 738 664 Kr.) grundsteuerfrei.

Was die Einkommensverhältnisse betrifft, so zeigen die seit dem Jahre 1895 angeführten Ziffern, daß der Nationalwohlstand in Schweden während der letzten Jahre recht beträchtlich zugenommen haben muß. Das abgeschäßte Einkommen aus Kapital- vermögen betrug im Jahre 1900 38223441 Kr. (gegen 35 360 101 Kr. im Jahre 1899 und 29/172 051 Kr. 1895), das

Einkommen aus öffentlihem Dienst oder Pension 89 907 449 Kr. (84839275 Kr. bezw. 74 321218 Kr.), das Einkommen aus Privatdienst oder -Pension

172 502 861 Kr. (156 088 435 Kr. bezw. 96 351 593 Kr.) und das Ein - fommen aus Handel, Gewerbebetrieb 2c. 415 304 645 Kr. (383 342 283 Kr. bezw. 265 018 636 Kr.). Im Ganzen belief sich also das abgeschäßte Einkommen der Bevölkerung im Jahre 1900 auf 715 938 396 Kr. gegen 659 630 094 Kr. im Jahre 1899 und 464 863 498 Kr. im Jahre 1895. Geseßlih steuerfrei waren von diesen Einkommen im Jahre 1900 187 325 904 Kr., sodaß von 528612 492 Kr. gegen 487 911 468 Kr. im Jahre 1899 und 335 550 751 Kr. im Jahre 1895 die Einkommensteuer zu ent- richten war.

Zur Arbeiterbewegung.

Zur Lohnbewegung der Barbiér- und Friseurgehilfen Berlins (vergl. Nr. 92 d. Bl.) berilßtet die „Dt. Warte“, daß die leßteren den Innungs-Vorständen inzwischen einen neuen Tarif mit ermäßigten Forderungen unterbreitet und den Meistern als leßten Termin zur Rücckäußerung den 29. d. M bezeichnet haben. Die wesentlichsten Dee desselben sind folgende: Wochenlohn mit Logis und voller Kost 10, mit halber 13 ; ohne beides 20 (:; Aus hilfswohe mit Kost und Logis 13 #4, ohne 22 M: 7 bezw. 8 M für Aushilfe Sonnabends und Sonntags, Wochentags 3 #. mit und 4 M. obne Kost und Logis, 2 # für einen halben Ausbilfstag; Be- seitigung \{lechter Schlafstellen; Anordnung einer einhalbstündigen Mittagspause; Arbeitszeit von 7 Uhr früh bis 9 Uhr Abends; An- erkennung der Organisation.

In Madrid haben nunmehr, „W. T. B.* zufolge, sämmtliche Angestellte der Straßenbahnen ihren Beschluß (vergl. Nr. 97 d. Bl.) durchgeführt und sind in den Ausstand getreten. Der Strafzen- bah n-Verkehr ist vollkommen eingestellt.

Kunst und Wissenschaft.

In der Sißung der physikalisch-mathematischen Klasse der Akademie der Wissenschaften las Herr Vogel „über die in den leßtverflossenen Jahren auf dem Potsdamer Observatorium aus- geführten, auf die Bewegung der Gestirne in der Gesichtslinie bezüg- lichen Arbeiten“. Derselbe legte im Anschluß an diesen Bortrag eine Ab- handlung des Observators am Potsdamer Observatorium, Herrn Dr. Hart- mann, vor: „über die Bewegung des Polarsterns in der Gesichtslinie“. Es ist dem Verfasser durch äußerst feine Beobachtungen gelungen, die kleinen regelmäßigen Schwankungen in der Bewegung des Polar- sterns in der Gesichtslinie, die von Campbell auf dem Lick-Observa- torium entdeckt worden waren, zu bestätigen und ihre Periode mit großer Sichérheit zu bestimmen. Herr Klein legte cine Mittheilung des Professors an der Universität Straßburg Herrn H. Bücking „über große Karnuallitkrystalle von Beienrode bei Königslutter“ vor. Der Verfasser hat die Krystalle chemis, krystallographis{ und optish untersucht. Da- bei zeigten sie die normale chemische Konstitution, mehrere neue Formen und eine gute Uebereinstimmung in optisher Hinsicht mit den früber untersuchten Vorkommen. Derselbe legte ferner eine Mit- theilung des Herrn Dr. J. Romberg hierselbst vor, betitelt: „Vor- arbeiten zur geologis{-petrographishen Untersuchung des Gebiets von Predazzo“. Diese Mittheilung enthält Angaben über anstehend auf- gefundene Nevhelinsyenite, Nephelinsyenitporphyre, frische Typen der Liebeneritporphyre, noch niht beschriebene Ganggesteine im Monzonit, Monchiquit u. #. w.

In der Sitzung der philosophisch-historischen Klasse der Akademie von demselben Tage (vorsitzender Sekretar: Herr Vahlen) las Herr J. Schmidt „über seinbar lautgeseizwidrige Lautwandlungen im Gricchischen*“. Jn der Abhandlung wird gezeigt, daß proklitische Worte vielfah anderen Lautgesetzen unterliegen als hochtonige. Diese Erscheinungen, in weiterer Ausdehnung verfolgt, ergeben mehrfach neue Erklärungen für Laut- und Formenlehre.

E Â —_— “e Die Aubstellung der Prachtmöbel für die Königlichen Schlösser und der Pariser Erwerbungen im Kunstgewerbe-Museum wird am Sonntag, den 5. Mai, geschlossen.

A. F. In der allgemeinen Monatssißung der Gesellschaft für Erdkunde, unter dem Vorsiy des Geheimen Negierungsraths, Professors Dr. Hellmann, sprah Professor 1)r. G. Linck aus Jena über seine Reise nah Kordofan. er Vortrag wurde durch eine Neihe von Lichlbildern erläutert. Es war gegen Mitte Februar vorigen Jahres, als der Redner in Begleitung Slatin Paschas, des bekannten langjährigen Gefangenen des Mahdi, und eines englischen

Ingenieurs von Kairo her in Chartum eintraf. Professor Link i Geologe, und seine Studien galten im Auftrage der englischen Re- ierung wesentlich der geologischen Erforshung des Landes. Gleichwohl at der Reisende offfenen Auges der soeben erst aus dem Kriegs- zustande und von der Herrschaft des Kalifen befreiten equpti en

Provinz Kordofan das vielseitige Interesse des mannigfahe Belehrung fuchenden Touristen zugewandt und sih damit in den Stand geseßt, besonders anschaulich über seine Reise-Erlebnisse zee Lerichten. Ein an und für sich ziemlich wüstes und obendrein durch einen Krieg verwüstetes Land, das ist zur Zeit Kordofan. Schon Omdurman, die bekannte Handels- stadt am weißen Nil, dem westlichen der beiden Ströme, welche dem am Zusammenfluß des blauen und weißen Nils gelegenen Chartum gegenüber liegt, giebt davon einen Vorgeschmack. Denn, ob- gleich 400 000 Einwohner zählend, weist diese „Stadt“ nur ein einziges zweistöckiges Gebäude, das Haus des Gouverneurs, auf; alle anderen menschlichen Wohnungen sind mehr Hürden aus Lehm, richtiger Komplexe von Hürden mit kleinen Höfen dazwischen. Slatin Pascha fand nichtsdestoweniger eine große Veränderung zum Besseren vor in Erinnerung an den Zustand, in dem er Omdurman unmittelbar nach Beendigung des Krieges gesehen. Es ist dies das ausschließliche Verdienst des gegenwärtigen energischen Gouverneurs von Omdurman, des Obersten Stanley. In dem durch wiederholte Hungersnöthe ausgefogenen Lande waren NReitthiere sehr {wer zu beschaffen, und fo vergingen 14 Tage, bis die nothwendige Zahl von Kameelen zusammen war. Der Weg ging zunächst in südsüdwestliher Richtung bis El Helba, dann westsüd- westlich nah Bara. Auf dieser 50 bis 60 deutsche Meilen langen Strecke stellte das Land eine von Dorngebüsh (der Schirm-Mimose) unterbrochene Gras-Savanne dar. Wasser findet sich in 5—6 Fuß Tiefe. Schatten spenden nur einzelne hin und wieder angetroffene Bäume, Akazien und Mimosen. Dennoch ist selbst ein 12° bis 14stündiger Kameelritt bei 42° C. im Schatten und 65 bis 709 C. în der Sonne nicht so aufreibend, wie man denken sollte; denn die überaus trockene Luft erlaubt den Zustand des Inschweißgebadetseins garniht, der unter anderen Verhältnissen hohe Hitegrade so {wer erträglih maht. Bewohner wurden auf der langen Strecke nirgends angetroffen; die vollständig vernichteten Derwische sind nah Süden ausgewichen. Bara war vor dem Kriege eine Stadt von 10 000 Einwohnern, jeßt ist es ein elendes Dorf mit höchstens 100 Bewohnern ; aber es ist ausgezeihnet durch einen präch- tigen Limonenhain und viele Dattelpalmen, zu denen gegenwärtig die Eigenthümer fehlen. Von Bara ging es südwestlich nah dem in Trümmern liegenden El Obeid, das früher 60 000 Einwohner besaß. Jett ist hier ein Bataillon Egypter in Garnison, das bei Ans kunft der Neifenden verlangend weiterem Proviant entgegensah, da die Lebensmittel nur für vier Tage noch reihten. Dies erschien um so befremdlicher, als El Obeid Mittelpunkt eines sehr fruchtbaren Distrikts ist, dessen Boden das 300 fahe Korn geben soll. Freilich fehlte es zur Zeit an der Aussaat. Auch wurden in der Umgebung viele hohe Affenbrotbäume angetroffen, deren Früchte eßbar find und in Darfur für die Volksernährung eine gewisse Rolle spielen. Von El Obeid aus wurde der Gebel Kordofan, ein Berg von 900 m Höhe, bestiegen, auf dessen Gipfel Wasser stand und von dem aus man nach S. und SO. eine unermeßlihe Ebene mit einzelnen Inseln von Dornenwäldern erschaute. Bei weiterer Fortseßung der Neise in südlicher Richtung hoffte man zwishen El Ededat und Birket einen See anzutreffen, fand aber nur einen eingetroœneten Schlamm- pfuhl. Bei Kadero unter 120° n. B. wurde Gebirgsland erreicht, ein meist kables Granitgebirge von 600—840 m Gipfelhöhe. In den Bergen wurden zum ersten Mal Affen erblickt, Paviane in Herden von 30—35 Stück. Die Eingeborenen glauben von den Affen, sie fönnten sprechen, wollten es aber nit, um nicht zur Arbeit angehalten zu werden. Auch wilde Thiere, Löwen und Hyänen, sind in diesem Landstrich nicht selten. Der Versuch, weiter nah Süden vorzudringen, wurde aufgegeben. Dagegen wurde ein kurzer Vorstoß von etwa 15 deutschen Meilen nah Westen und zwar bis Delen gemacht, wo eine englische Missions-Anstalt besteht, deren Mitglieder die ershöpften Neisenden mit Freuden willkommen hießen. Hier traf man auch zum ersten Mal auf Neger; bis dahin ‘war-die Bevölkerung arabischen Ursprungs gewesen. Der von Delen aus besuhte Golfan-Berg charakterisiert sch als ein fkleines Bergsystem, dem Thüringer Wald und Harz vergleiwbar, mit Gipfeln von 400—700 m und einer Durchschnittserbebung von 200—250 m über der Thalsohle. Das Bergland ist von Negern bewohnt, die sich fehr gastfreundlih zeigten und mit denen Gastgeschenke aus8getaus{cht wurden. Korallen lehnten fie indessen, weil ihnen unbekannt, ab. Ueber Kadero zurück- fehrend, wandten sch nun die Reisenden nah Osten, dem etwa 45 deutsde Meilen entfernten weißen Nil zu, vorüber an Kawalib, wo \. Zt. erbitterte Kämpfe um dort vorhandene wasserreihe Brunnen stattgefunden hatten, vorüber auch an dem Gebel Tagoi, einem fast unzugänglichen, hohen Berge. An diesem Punkt der Reise begann die Negenzeit, und mit überrashender Schnelligkeit änderte sich die Scenerie. Die kahlen Bäume und Sträucher bedeckten sich mit Blättern und Blüthen, während balsamishe Düfte die Luft erfüllten. In der Näbe von Tegele wurden in einem ehemaligen Lager des Kalifen zahlreiche bleihende Menschengerippe gesehen, in Fulla del Simsimia, einem See am Fuße des Gebirges, noch alle Schläuche gefüllt und dann der kürzeste Weg durch die Savanna über Lahamda zum Nil genommen, dessen erster Anblick mit allseitigem Jubel begrüßt wurde. Leider mußte man sich der Krokodile wegen ein Bad im Strom versagen. Am Gebel Ain, wenige Meilen ab- wärts am Nil, fand man das erste Telegraphenamt und konnte nah der Heimath Nachrichten geben, bald auch auf einem englishen Kanonen- boot Omdurman wieder erreichen. Die geologischen Eindrücke über Kore dofan zusammenfassend, verglih Professor Linck das Land mit seinen fast unvermittelt aus der Hochebene aufstrebenden, vereinzelten Granitkuppen mit dem Zustande, den die Alpen einmal erreichen könnten, wenn dur Abbröckelung sih die Thäler ausgefüllt haben und aus dem so gesGaffenen Hochplateau nur die höchsten Gipfel aufstreben würden, natürlich absolut und relativ entsprechend gegen die neue Thalsfohle bedeutend erniedriyt. Was der Vortragende von den Engländern im Sudan gesehen, hat ihn sehr für ihre zivilisatorishe Thätigkeit an dieser Stelle eingenommen. Die Sicherheit in dem ausgesogenen und entvölkerten Lande nehme mit jedem Tage zu, und unfraglich erscheine es, daß die Anwesenheit der Engländer dem Lande zu großem Vortheil gereiche.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

Kapstadt, 25. April. (W. T. B.) Wie amtlich mitgetheilt wird, betrug die Zahl der in der vergangenen Woche hier vor- aekommenen Pestfälle 64, von denen 33 einen tödtlihen Aus- gang batten (vgl. Nr. 94 d. Bl.). Unter den Erkrankten befinden \ih 17, unter den Gestorbenen 4 Europäer. In Port Elizabeth ist seit dem vom 16. d. M. gemeldeten Fall keine neue Erkrankung an Pest vorgekommen.

Verkehrs-Anstalten.

Laut Telegramm aus Köln (Rhein) hat die zw.ite englishe Post über Ostende vom 25. April in Köln den Anschluß an Zug 31 nah Berlin über L wegen Zugverspätung in England und infolge starken Verkehrs, nicht erreicht.

Glüdstadt, 25. April. (W. T. B.) Dur Beschädigung der Eisenbahnbrücke über die Stör bei Jyehoe, infolge An- treibens cines Schiffes, ist, wie am lih gemeldet wird, der durh- gp Zugverkehr auf der Strecke Altona—Elmshorn—Heide is auf weiteres unterbrohen. Der Personenverkehr wird dur Umsteigen an der Unfallstelle aufrechterhalten, während der Güter- verkehr umgeleitet wird.