1843 / 5 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Wirklichkeit 11,252,012 Fl. 56 Kr.z Ausgabe, statt des Voranschlags von 9,665,182 Fl., der Wirklichkeit 10,187,735 Fl. 42 Kr., ale Ueberschuß 1,064,277 Fl. 14 Kr., unter welcher Zahl jedoch etwa 150,000 Fl. Nichtwerthe (uneinbringliche Ausstände an Strafen, Kri minalkosten-Ersaß und dergleichen) begriffen sind, so o der Wri des Jahres-Ucberschusses etwa 900,090 Fl. beträgt. Uebrigens zeigt eiu vergleichender Blick auf deu neuesten Finanz-État von 1842—45, welcher dem Jahre nah die Einnahme zu 10,575,514 Fl. und die Ausgabe zu 10, 164,855 Fl. anshlägt, daß der Voranschlag derselben Einnahmequellen, wie von 1839—42, zu Deckung der in der neue- ren Etats-Periode vermehrten Ausgaben nahezu um dieselbe jährliche Summe bereits erhöht ist, welche sich bisher als Ueberschuß erge-

ben hat.

Altoua, 2. Jau. (Alt. M.) Das Jahr 1842 is leider nicht in Frieden vou uns geschieden. Wir meinen den Skandal auf dem Markt , zu welchem die harmlose Liedertafel Veranlassung geben mußte. Man muß glauben, daß der Sinn unseres Volkes oder we nigstens eines Theils desselben, der wahrscheinlih seine Begeisterung aus den Branntweinsschenken zu holen gewohnt ist, sich nicht mit dem Geist verträgt, aus dem die Ledertafeln hervorgegangen sind, und der mit Rohheit nicht bestehen kann. Wir würden diejes als Tagesbegebenheit ziemlich unbedeutenden Vorfalls nicht erwähnen, bei dem indessen das Militair ins Spiel gekommen is und es blutige Köpfe gegeben hat, wenn er der einzige seiner Art wäre, und wenn wir darin nicht eine neue Mahnung fänden, mehr als bisher auf die Verstopfung der so ergiebigen Quellen der Verwilderung und Zucht- losigkeit bedacht zu seyn.

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———— Oesierr e 1-9.

Wien, 29. Dez. (Schles. Z.) Es heißt uun mit ziem= licher Bestimmtheit, daß der bisher am Hofe von St. Petersburg beglaubigte Königl. Bayerische Gesandte, Graf von Jenison - Wal-= worth, in gleicher Eigenschaft hierher werde verseßt werden, wogegen Graf Bray als Nachfolger des Grafen Jenison am Kaiserl, Russischen Hofe genannt wird,

Triest, 28. Dez. Die Direction des „Oesterreichischen Lloyd“ in Triest macht Folgendes bekannt : „Die Oesterreichische Brigg „Py- lades“ is so eben mit einer Ladung Thee, Reis und Judigo, welche von Judien nah Suez dur das Judische Schiff „Bengalee“/ und von Suez nach Kahira auf Kameelrücken gebracht worden, von Alexandrien hier eingetroffen. Es verdient dies insofern Beachtung, als es die erste Ladung war, welche direkt vonJndien nach Triest gelangte. Man versichert uns, daß zweiräderige Wagen zum Transport der Waaren von Suez nach Kahira im Bau begrifsen sind, wodurch eine bedeutende Crsparniß in den Frachtkosten erzielt werden wird, Jn Zukunft könuen zur Consumtion auf dem Europäischen Kontinent be- stimmte Güter, statt den Weg um das Vorgebirge der guten Hofck nung zu machen und gauze Monate in den Englischen Speichern liegen zu bleiben, in 2 Monaten nah Triest, Livorno oder Marseille gelangen,“

—— S S V AUNtT el,

Madrid, 23. Dez. Die Behörden geben sih viele Mühe, den seit dem Bombardement von Barcelona sehr gesunkenen Kredit des Regenten wieder zu heben. Die Blätter, welche im Interesse des Regenten schreiben, melden heut, der Enthusiasmus sey in Va- lencia so groß, daß daselbst mehr als 60 Triumphbogen errichtet würden und mehr als 30,000 Personen, theils aus Valencia, theils aus der Provinz, sich freiwillig mobil gemacht hätten. Die Privat= briefe aus Valencia melden dagegen, daß mitten unter den offiziellen Vorbereitungen ein dumpfes Schweigen in dieser Stadt herrsche, und daß die Milizen genöthigt sind, sich zu versammeln, gus Furcht, der Polizei des Regenten denunzirt zu werden.

Barcelona, 24. Dez. Ein Tagesbefehl vom 22sten macht der Armee bekannt, daß der General Seoane an die Stelle des Ge-= nerals van Halen zum General = Capitain des zweiten Militair = Di- strifts und zum kommandirenden General der Armee von Catalonien ernannt worden sey.

65 Paris , 30. Dez. Das Aguntamiento von Barcelona hat sih an den Regenten mit der Bitte gewendet, daß die der Stadt aufgelegte Contribution wenigstens auf zwei Drittel herabgeseßt werden mögez allein die zu diesem Zwecke abgesandte Deputation scheint keine günstige Antwort zurückgebracht zu haben. Die Eintreibung der Con- tribution geht nur langsam vorwärts, und sie veranlaßt viele Klagen über Ungerechtigkeit und Härte. Man versichert, daß einzelne Ein- wohner von Barcelona bis zu 8000 Piaster geschäßt sind. Es ift übrigens zu bemerken, daß das Ayuntamiento die Vertheilung der Contribution auf die einzelnen Bürger vorgenommen hat, und daß ein unbilliges Verfahren von Seiten der städtischen Behörde in dieser Sache nicht ohne gute Gründe angenommen werden kann. Der Con- stitucional giebt dem Ayuntamiento von Barcelona wegen der seit seiner Wiedereinsetzung beobachteten Haltung das größte Lob, „Kaum““, jagt das genannte Blatt, „hatte der übelberathene Regent die Con- tribution ausgeschrieben, unter der sie jeßt scufzen, so legte das Azun= tamiento, das eben erst in die Stadt zurückgekehrt war, gus der es die mörderischen Drohungen der Rebellen vertrieben hatten, eine Protestation gegen diese willkürliche und unpolitische Maßregel ein.

© Es ist uicht die Schuld des Ayuntamiento, wenn diese Protestation * ohne Erfolg geblieben is. Seitdem hat es uoch unzählige Schritte # gethan, um Erleichterungen für die Contributionspflichtigen zu erlan= * gen, unter denen viele Häuptlinge der rasenden Partei figuriren, die den Patrioten so viel Verfolgungen und Leiden zugezogen hat. Würden die Retrograden die edle Handlungsweise des Ayuntamiento nachahmen, wenn die Verhältnisse umgekehrt wären? Nein, sie würden das Staats - Oberhaupt aufheßen, uns ins Elend zu stürzenz sie würden Adressen aufseben und von ihren verblendeten Anhängern unterzeichnen lassen, in denen sie Schmähungen und Verleumdungen auf einander häufen und E und Deportation für alle Mitglieder unserer politischen Gemeinschaft verlangen würden.“ Der Constitucional beharrt noch immer dabei, die Gemäßigten und die Franzosen als die Haupt - Urheber des Aufruhrs darzustellen. Mit Bezug auf die Er= nennung des Herrn Lesseps zum Offizier der Ehren = Legion ruft er in seiner extravaganten eris aus: „Welch ein Skan= dal! Wir haben das Einverstäudniß des Französischen Kon- suls mit den Aufrührern bis zur Evidenz bewiesen, und wenn dieses Einverständniß durch Ludwig Philipp belohnt wird, ist denn nicht auch die Mitwirkung des Königs der Franzosen bei dem Aufruhr einleuhtend? Welch eine \{impfliche Auszeichnung is diejenige, welche man dafür erhält, daß man Unruhen erregt und Blutvergießen bewirkt!“ Wenn das Journal des Débats heute mit Bezugnahme auf die Polemik des Constitucional gegen Gemáäßigte und Franzosen versichert, daß dieses Blatt sich durch dieselbe den größten Theil seiner Abonnenten abwendig gemacht

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habe und wahrscheinlih eingehen werde, so fehlt es bis jebt wenig- stens an öffentlichen Thatsachen zur Rechtfertigung dieser Behauptung.

—— P Es kke t Konstantinopel, 14. Dez. (A. Z.) Die Repräsentanten der Großmächte haben die leßten Vorschläge der Pforte in Betreff des Libanon angenommen. Ju den Differenzen über Serbien ist kein weiterer entscheidender Schritt geschehen. Uebrigens besprach das Organ des Türkischen Ministeriums, das in Smyrna erscheinende Echo de l’Orient, die Serbischen Angelegenheiten auf eine Weise, die anzudeuten scheint, daß die Pforte an der endlichen Sauctionirung des neuen Standes der Dinge in Serbien von Seiten Rußlands gar niht zweifelt. General Lieven (der am 8ten oder 9ten Belgrad ver lassen hatte) war noch nicht in der Türkischen Hauptstadt eingetrossen. T\cherkessen, die in Konstantinopel angekommen sind, erzählen von ei nem neuen Unfall der Russen diesseits des Kuban, was aber als ein unverbürgtes Gerücht wenig Glauben findet. E E

Vereinigte Staaten von Uord-Amerika.

O New- York, 8. Dez. Der Kongreß ist zu Washington am 5ten eröffnet worden. Da aber der Senat nicht in der durch das Gesetz erforderten Anzahl noch beisammey war, um ein soge nanntes Quorum zu bilden, so konnte an jenem Tage die Botschaft des Präsidenten, die ih Jhuen in ihren wesentlihsten Punkten bereits mitgetheilt habe, dem geseßgebenden Körper noch nicht mitgetheilt werden. Erst in der Nacht auf heute traf dieselbe deshalb hier ein. Unter den Ursachen, welche den Kongreß hinderten, an dem für seine Eröffnung geseßlich festgestellten Tage in hinreichender Anzahl sich zu versammeln, is leider ein der Diligence aus dem Westen zugesto- ßener Unglücksfall zu erwähnen. Ju dieser Diligence befanden sich \echs Repräsentanten, die Gemahlin eines unter ihnen, zwei junge Leute und ein Senator. Der Wagen hatte aber das Unglück, beim Hinauffahren auf den Berg Sterling, in der Nähe von Zanesville, in eine Tiefe von mehr als zwanzig Fuß hinabzustürzen. Herr Wallace, Repräsentant von Judiana, und der General Caruthers von Tennessee erhielten gefährliche Verwundungen, und der Lebtere befindet sich sogar in bedeutender Lebensgefahr. Alle audere Mitrei= senden erhielten mehr oder weniger starke Kontusionen ; doch kounten zwei unter ihnen, die Herren Smith von Jndiana und Goode von Ohio, ihre Reise fortseßen. : i:

Was ich in meinen früheren Schreiben wiederholt voraussagte, ist eingetroffen. Die beiderseitigen Kämpfer sind kaum auf dem Schlacht- felde in die Lie eingerücckt, so haben auch sogleich die Aboli- tionisten, stark durch die Bedeutung, welche ihnen das Resultat der Wahlen gegeben hat und voll neuen frischen Muthes, das Feuer aus ihren Batterieen kräftig eröffnet. Herr Adams, ihr greiser, aber noch jugendlih feuriger und von der Gerechtigkeit seiner Sache ganz beseelter Vorkämpfer, hat sich bereits gegen das 21ste Reglement er- hoben, welches die Diskussion von Petitionen zu Gunsten der Ab \hafung der Sklaverei untersagt. Desgleichen hat Herr Everet gus dem Staate Vermont den Kampf gegen das Bankerott - Geseß begonnen, und die Meinung, daß man schon in der gegen-= wärtigen Session zu dessen Zurücknahme werde schreiten müs- sen, gewinnt immer mehr Anhänger. Alles aber, was aus die Frage der Abschaffung - der Sklaverei direkt oder indirekt Bezug hat, muß deu Ausbruclp des7 Sturmes zwischen dem Norden und dem Süden der Üniou, wozu die Gewitterwolken immer drohen- der sich aufschihten, nup beschleunigen, , „Selbst die politischen Leiden- chaften werden vor den Leidenschaften auderer Natur, welche bei die- Ph Kampfe ins Spiel kömmen, in den Hintergrund treten müssen. Humanität, Philantropie, Religion uud das dem Menschen angebo= rene und unveräußerliche Recht der Freiheit stehen bei dieser Sklaven- frage auf der einen Seite: der Egoismus, das materielle Zuteresse, die Gewinnsucht, zum Theil in der That auch eine wirkliche Frage der Existenz auf der anderen. Wir wollen sehen, auf welche Seite der Sieg sich neigen wirdz ih wage, hierüber auch nicht einmal eine Ver- muthung aufzustellen; denn auf beiden Seiten werden alle möglichen Kräfte und Hebel in Bewegung geseßt, um die Wagschale zu seinen Gunsten sich senken zu machen, Nur Wünsche sind es, mit denen man dem Kampfe folgen kann, und dieje Wünsche wer möchte daran zweifeln gehen auf den Sieg der wahrhaft guten Sache, der Sache des Rechtes, der Sache der Hu- manität und auf die endliche definitive Wegräumung aller Hinder= nisse, welche dem Triumphe derselben schon o lange und mit einer \o beklagenswerthen Hartnäckigkeit entgegengesebt worden sind. So lange die Sklaverei in den südlichen Staaten Nord-Amerika's noch ein unerschütterlihes Bollwerk besißt, so lange nicht auch dort wenig- stens der Anfang zu ihrer gänzlichen Ausrottung gemacht wird, eben so lange dürften auch alle Bemühungen der Europäischen Groß= mächte, wie edel sie auch gemeint sind, vergeblich seyn, oder doch in einem Grade vparalysirt werden, daß der Erfolg höchst zweifelhast und jedenfalls noch in eine ferne Zukunft hinausgeriüdckt wird.

Je heftiger aber der Kampf der Abolitionisten gegen ihre Geg- ner wird, je verwickelter eben dadurch die inneren Verhältnisse der Ünion werden, desto mehr nehmen andererseits die günstigen Aus- sichten für Herrn Calhoun zu, der Bamnerträger des Südens zu wer- den, und bereits kündet man auf eite fast offizielle Weise an, daß seine Hoffnungen in dieser Beziehung ihn bestimmt haben, auf seinen Plaß als Senator am Schlusse der gegenwärtigen Session Verzicht zu lei- sten. Män fügt hinzu, daß Herr Tyler in der erlangten Ueberzeu- gung, daß für ihn selbst kein günstiges Resultat der Präsidentenwahl mehr zu hoffen sey, Herrn Calhoun seine Unterstüßung zugesagt habe. Wie dem auch sey, gewiß i}, daß nicht leicht bei einer Prä= sidentenwahl mehr Jutriguen ins Spiel geseßt worden sind, als bei derjenigen, welhe Herrn Tyler einen Nachfolger geben soll. Die so eben eröffnete Session wird dazu nur das Vorspiel bilden. .

Ein für die Vereinigten Staaten, namentlich für mehrere Staa- ten der Union hochwichtiger anderer Aft is dieser Tage vor sich ge- gangen. Der große Känal ist eröffnet worden, der unternommen wurde, um den Lorenzostrom mit den großen Seen des Nordens in Verbindung, und \o die Schiffe in den Stand zu seben, über die

Strömungen hinwegzukommen. Am 30. November hat dieser Er- öffnungs-Akt stattgesunden. Das Dampfboot, der „Highlander““, ei= nes der größten bekannten Dampfschiffe, kam zum erstenmale von Cornwall zu Kingston an, nahdem es ohne Schwierigkeit über die Strömungen wegkam, die zwischen der Mündung des Kanals und Prescott sich befinden, Die Behörden von Kingston hatten in cor- pore sich versammelt, um den Capitain des „Highlander“ zu be- glückwünschen. Dieser Tag war ein wahrer Festtag für die Stadt Kingston, und wird für die industrielle Prosperität Kanada?s Epoche machen.

Jh komme, bevor ih mein Schreiben \{ließe, noch einmal auf die Sklavenfrage zurück, um Jhnen zu zeigen, wie der vom Norden E Stoß gegen die Sklaverei einen da G Gegenstoß im Süden hervorgerufen hat. Ein Blatt von Lynckburg in Virginien

hat \o eben in diesem Betreffe folgende Betrachtungen veröffentlicht, welche leider in der ganzen resse des Südens Wiederhall gefunden

laben; man wird daraus am besten ersehen, in welchem Grade die Leidenschaften bereits wieder in Feuer und Flammen gebracht sind. „Die Frage sür uns Bewohner des Südens““, sagt es, „ist jeßt zu entscheiden, welches Mittel gegen diese Verleßungen (die neuen Schritte der Abolitionisten) möglicherweise angewendet werden kann. Wir ge stehen, die Antwort is voller Schwierigkeiten für diejenigen, welche den Fortbestand des Unions-Vertrags wünschen, aber seine Auflösung als eine unendlich geringere Kalamität betrachten, als eine unbestimmte Unterwer fung unter diese unaufhörlichen Angriffe, die gegen unsere Rechte, unsere Gefühle, unsere Sicherheit gerihtet werden. Wir wissen nicht, ob es nicht einer guten Politik angemessen wäre, eine allgemeine Versammlung der Staaten des Südens zu berufen, um sich über den in Betreff dieser wichtigen Angelegenheit einzuschlagendenu Gang zu verständigen. Wir überlassen denen, welhe größere Autorität als wir besißen, die Sorge, diesen Vorschlag zu unterstüßen, wenn sie, wie wir glauben, daß “es Zeit ist, entscheidende Maßregeln zu nehmen.“

Der Compiler von Richmond nimmt diese Jdee auf und sagt: „Ein von einem solchen Körper ausgegangener Aufruf, begleitet von einer flaren Auseinanderseßzung unserer verleßten Rechte, könnte den Norden zu dem Gefühle seiner Pflichten gegenüber einer der zwei großen Sectionen des Landes zurückführen, welche entschlossen ift, niht länger in passiver Haltung die Verleßungen zu ertragen, über welche sie sich zu beklagen hat. ‘“ Ein anderes Blatt bemerkt dazu: „Noch einige Schritte weiter auf diesem unheilvollen Wege, und der Süden, gezwungen durch das legitimste Recht der Vertheidigung, eine besondere Versammlung zu haben, wird vielleicht auch lernen, seine eigene Armee, sein Kapitol und seinen Kongreß zu haben.“ So steht es um die Festigkeit des Bandes, welches die Staaten der Union vereinigt.

Julaund.

Berlin, 4. Jan. Se. Majestät der König haben geruht, den Prinzen Eugen von Württemberg als aggregirken Rittmeister bei dem 8ten Husaren-Regiment anzustellen.

Berlin, 4. Jan. Es ist begreiflih, wenn unbegründete, im Publikum verbreitete Gerüchte ihren Weg auch in öffentlihe Blätter finden, oder die Korrespondenten dieser leßteren eine halb gehörte Neuigkeit ungenau wiedergeben. Hiermit ist jedoch die beharrliche Verbreitung lügenhafter Nachrichten nicht zu verwechseln, welche sich neuerdings hiesige Zeitungs ‘-Korrespondéuten haben zu Schulden kom- men lassen. Sowohl der Hamburger Korrespondent vom 31. Dezember v. J. als auh andere Blätter enthalten aufs neue die längst öffentlich entkräftete Angabe, daß der Herr Minister Pr. Eich horn das Ministerium der geistlichen Angelegenheiten abgeben und jtatt dessen den Gesandtschafts-Posten am Bundestage erhalten werde z der Korrespondent des Hamburger Blattes erhärtet sogar diee Unwahi heit, der Berichtigung zum Troß, durch die Bemerkung: daß solchen „unrichtigen Berichtigungen“ auch schon früher niemals zu glauben gewesen sey. Wir können indeß hiermit wiederholt auf das bejtimm teste versichern, daß jene Nachricht von bem Abgange des Herrn Ministers Eichhorn aller und jeder Begründung entbehrt und erwar- ten von der Wahrheitsliebe gewissenhafter Zeitungs-Redactionen , bei Aufnahme derartiger Artikel, denen zu sichtlih eine böse Absicht zu Grunde liegt, die nöthige Vorsicht zu üben.

Vreslau, 1. Jan. Jn der Woche vom 28. bis 34, Dezem ber 1842 sind auf der Ober =Schlesischen Eisenbahn 5106 Personen befördert worden. Die Cinnahme belief sich auf 1623 Rthlr. {n den 4 Wochen vom 4. bis 31. Dezember 1842 benußten die Bahn 14,236 Personen. Die Einnahme betrug 6214 Rthlr.

Jn dem Zeitraume vom 22. Mai (dem Tage der Eröffnung der Bahn) bis ult. Dezember 1842 belief sich:

1. Die Personen-Frequenz auf 139,128 Personen. ; IT. Die Einnahme Nthir. Sar. Pf. 4) für Personengeld... a M 4 8 2) für 9296 Ctr. Gepäck-Ueberfracht… . 41,541 J Z) für Transportgeld der Thiere und Gau age 495 4) für Güterfracht vo bis ult. Dezember von 43,083 Ctrnu. in Summa vom 22, Mai bis ult. De zember 1842 auf... eco eee ete 57,340

4,058

Zur Statistik der Pariser Tages -Presse-

O Paris, 29. Dez. Bei dem großen Einfluß, welchen die Presse in Frankreich ausübt, dürfte es Jhren Lesern nicht unangenehm seyn, die gegenwärtige Verbreitung der einzelnen Blätter, die in Paris er cheinen, kennen zu lernen. Zu dem Ende \{öpfe ih aus dem mir mitgetheilten Bericht, welcher am Cude jedes Monates dem Minister des Jnuern vorgelegt wird, nachstehende offiziellen statistischen Daten sur den Monat November l. J: Sva

Evemplavr?e,

welche rTaglich gedruckt iv erden, Charivari, Morgenblatt, radikale Opposition... 212 Commerce, Morgenblatt, dynastische heftige Opposition 9,908 9) Constitutionnel, Morgenblatt, Organ des Hrn, Thiers 3,226 Corhaire, Morgenblatt, radikale Opposition... 606 Courrier français, Morgenblatt, Organ des Herrn A

Odilon Barrot O E 3,229 Débats, Morgenblatt, Organ des O O Dro it, Morgenblatt, juridisches Blatt „e 904 Echo français, Morgenblatt, legitimistischer Farbe. 2,451 Estafette, Morgenblatt, ohne politische Farbe T France, Morgenblatt, gemäßigt legitimistish...-.+.:- ,613 Galignaui?s Eh Morgenblatt , Englisch

ie volitishe Farbe... eee eee oa erer ttntts ie e Q A Abendblatt, Organ des Abbé

Genoude, revolutionair- legitimistish......«---: Gazette des Tribunaux, Morgenblatt, juridisches

F G e... U D O S O E E E O E E O Ged Mort, Eigenthum des Kabinets Legislature, Morgenblatt, neuestes Journal, welches

zwischen dem S Molé und der Opposition schwankt Moniteur universel, Morç enblatt, offizielles Organ Messager, Abendblatt, offizielles Organ und Eigen-

thum des Kabinets... eee eee neo ere Moniteur parisien, Abendblatt, halboffizielles Organ 19 der Regierung „e i ee He S 2a National, Morgenblatt, radikales Blatt... ..---- 981

2.500 4/3099

3,442 1,890 1,890 1,935

968

Ci A I E N /

*) Dieses Blatt verdankt besonders der Ausgabe itl täglichen Bei- lage, die um elf Uhr Morgens erscheint und worin die Börsen-Course des Auslandes veröffentlicht werden, seine ziemlich l? nnentenzahl,

Patrie, Morgeublatt, seit einem Monat Eigenthum des AObE Ede aps «Cn o... es Presse, Morgeublatt, Organ der progressiven Conser= vateurs.. Ss ae G A 18,363 Quotidienne, Morgeublatt, retrograder Legitimismus 2,419 Siècle, Morgenblatt, gemäßigte Opposition B02 Union catholique, Morgenblatt, Organ der Römi= {hen Partei... 1964 Nluivers r ¿ligieux, Morgenblatt, Organ der galli fanischen Kirche Z 1,154 Unter allen Pariser Blättern besißt also das Journal le Siècle die meisten Abonnenten. Hierauf folgt die Presse mit 18,363 Abonnenten. Dieser Unterschied zwischen 1hr und dem Siècle rührt vorzüglich daher, daß während der Siècle nur 40 Franken jährlich kostet, der Abonnements Preis der Presse hingegen 48 ¿Franfen 1jt. Mit nächster Beziehung auf den-Geist und die Tendenz der ver=- schiedenen Blätter, zählt die radifale Opposition 7,485 Abonnenten, die legitimistische Partei .…. 10,838 » die konservative Partei 33,904 Ï die gemäßigte Opposition .… 53,641 »

1,703

Wissenschaft, Kunst und Literatur. Königliche Schauspiele. Granzösishes Theater.

Wenn die Direction des Französischen Theaters deshalb angefochten wurde, daß fie sich seit langerer Zeit mit einem stehenden Repertoir begnügt habe, so darf 1hr auch jeßt die Anerkennung nicht vorenthalten werden, daß sie in dieser Saison mit Cifer für Abwechselung desselben sorgt. Der driite Januar brachte uns die erste Vorstellung von; „VUue visite nocturne, ou : Cartouche. Vaudeville nouveau cn un acte, du théâtre du Gymnase, par M. Théaulon.” Eine vom Balle nach Hause zurückkehrende junge Wittwe, Mad. de Saint-Nemy, empfängt von ihrem Begleiter (Denneval) die Erklarung seiner Liebe, den Antrag zur Vermählung. Ohne bestimmte Erklärung der Dame verläßt er diese, welche nun von einem unfreiwilli- gen Besuche des berüchtigten Cartouche, der sich durch ihren Ka- nin vor seinen Verfolgern rettet, überrascht wird, Cartouche zwingt die Dame, ihn wie einen Liebhaber bis zur Hausthür zu ge- leiten, damit er glücklich entkomme, und nimmt ihr den Eid ab, das Be- gegniß mit ihm zu verschweigen. Denneval, am anderen Morgen wieder kehrend, nimmt, durch frühere Worte der Dame bestimmt, das Éreigniß der Nacht für eine Probe, auf die man seine Eifersucht gestellt, sie aber is zu zartfühlend, um nach einem solchen, ihre Ehre verdächtigenden Vorgang, den CEdelmuth des Geliebten anzunehmen. Dieser Verlegenheit macht ein geschiktes Manöver Cartouche's ein Ende, der dur zwei verschiedene Po lizei - Agenten der jungen Wittwe einen Schlüssel und ein Kästchen zua stellen läßt, welche zu einander passen, Jn dem letzteren findet Mad. de Zaint -Nemy sowohl ihre eins von Cartouche entwendeten Schmucksachen, als ein Schreiben von ihm, das Alles auftlärt. Aus dieser kurzen Zu- \sammenfassung vom Juhalt des kleinen Stücks ergiebt sich wohl zur Ge- nüge, daß derselbe einen Aft mit recht lebhafter Handlung füllen muß. Oas Hereinbrecben des kühnen Cartouche is schr wirksam und die ganze Haltung dieser Scene pikant. Einen belustigenden Eindruck macht auch das geschickte Hintergehen der Polizei-Commissaire durch eben den Verbrecher, den sie so lange schon suchen. Den Beifall, welchen das Vaudeville mit Necht erhielt, hat es mit den Darstellern zu theilen, unter denen sih Herr und Mad. Saint - Aubin (Cartouche und Mad. de Saint-Remv) auf das vortheilhafteste auszeichneten. Die Kühnheit und Kaltblütigkeit, so wie zugleich die sichere Gewandtheit des Cartouche fanden den geeignetsten Ne vräsentanten in dem Ersteren, während Mad. St. Aubin die manmgfachen \Affekte, welche auf das Gemüth der jungen Wittwe einstürmen, mit Wahr- heit belebte. Die Nevrise GoN „Moiroud et Compagnie“ gefiel schr durch das vortreffliche Spiel von Mlle, Deschanel, der Herren Francisque und GOaron,

ANUEblicke auf die lctte Kunst- Ausstellung in Brüssel. (Schluß. Vergl, Sf, Z. 1842 Nr. 362)

Genre: die Antwerpener, Franzosen. Landschaft, Bild- stich, Portrait, Skulptur.

7+ Brüffel, im Dezember. Im Genre haben die Belgier mit Holländern und Franzosen gewetteifert ; aus allen drei Län- dern waren höchst werthvolle Stücke eingegangen; doh muß den Bel giern, nicht blos der Zahl nach, der Preis zugestanden werden. Die Bilder von Deblock (in Antwerpen) gehörten zu den herrlich- sten Zierden des Salonsz sie sind meistentheils Eigenthum des Herrn Le Hon, Belgischen Gesandten in Paris, der das Verdienst hat, das Talent dieses Malers zuerst erfannt und unterstüßt zu haben. Deblock ist einer der berühmtesten Zeichner in Belgien ; seine Umrisse sind immer genau, leicht; die Figuren voll großer Wahrheit, aus reicher Anschauung wie von selbst entsprungen, keck, unbekümmert, wie die Natur, ohne Koketterie und Verzerrung. În seinen Gemälden herrscht ein inniges Gefühl der Wirk- lichkeit, sie sind beseelt, faßlich, einfach, in sich selbst abgeschlossen. Jn Kolorit und Helldunkel besißt Deblock eine bewundernswerthe Kunst, es ist da eine Stätigkeit, ein sanstes Anschwellen der Töne, eine weise Vertheilung und Sättigung der Lichter, was allein den Beschauer zu verweilen zwingt, noch che er den Blick auf die Figuren und die vorgestellten Situationen wirft. Seit sechs Jahren hat Deblock als Maler Niederländischer Kirchweihen sich hervorgethan, und dies ist das Feld, das ihm recht eigentlich zugehört. Ex hat es auch wohl versucht, der Historie sich zu nähern, aber mit geringem Erfolg. Die jeßige Ausstellung bringt von ihm: „zwei Flamändische Kirchweihen““, einen „alten Wildschüßen‘““, zwei „Bauernhöfe““, und ein ernstes Stück: „die Leiden einer Mutter“, ein Werk, das der Maler mit Unrecht für fein bestes hält, denn, obwohl es als Kolorit cin bewunderns- würdiges Meisterstück ist, können wir doch den Gegenstand nicht billigen : eine Mutter mit verschmachtenden Kindern; das ist zu kläglich, zu herzzer- reißend, und doch sicht die Frau, deren Angesicht man nit bemerken fann kräftig und wohlgenährt aus, Ein Französischer Genre-Maler, Jacquand, von dem unten noch die Rede seyn wird, hat sich auf ähnliche Weise im Sto} vergriffen, indem er in seinem „Priester al3 Arzt“ ein junges, an der Schwindsucht verscheidendes Mädchen mit abschreckender Richtigkeit uns vorführt, Wahrheit is gewiß das höchste Gese des Genre-Malers, darum L de Scenen aus, bei denen die Wahrheit das Kunstgefühl nicht

9/2 / , , s n E I ‘wieder sein seltenes Talent an den Tag gelegt, ind A vof E V er in diesem Jahr eingesandt, das ¡¿Wirthshaus““ inainigfaltlge E Jentwirthschaft , zeigen uns in voller Neife die Kunst und wärmt ih im LormonisGel Bertheilung des Lichts. Hier quillt Alles einen Weg! inden S 1, dessen freundliche Strahlen überalldurch chaft hat, is vie Gra E, oen Leys mit Nembrandt Verwandt- sinnig erdacht und iptsache in den Bildern; denn wenn {on die Figuren

s ; Bs sind, so wird unser Auge doch immer wieder von den heiteren Lichttönen angezogen, in d 3 Bi i 9 die Zeichnung läßt hier und Se in V das Bild \{chwimmt, Nur die Bäume besser aitógeutbeit as zu wünschen übrig, so könnten z. B.

Madou (zu Brüssel) A, A dem von der Gesellschaft ver iger sechs Steinzeichnungen, welche zu Scenen aus dem Leben der M ne Künste herausgegebenen Werke : S l aler’, gehören, einige Genre - Bilder gelie- fert, ín denen man noch erkennt, daß ‘dieser 9 E E V wesen ist, Ein meisterhaftes Dessin is e Maler anfänglich Zeichner ge- sonders in den „fahrenden Soi das Mittel , wodurch Madou, be-

„\ahrenden Spielleuten“, den lebendi gen Charakter, den

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betrachten, wenn man den rechten Eindruck gewinnen will, wodurch sie sich von denen der eben erwähnten Meister unterscheiden.

Wir wollen jeyt noch ín der Kürze der ausländischen Maler gedenken, welche dem Brüsseler Salon höchst dankenswerthe Beiträge geschenkt hatten, Bellangé in Paris, der zwei „Vorstellungen aus dem Soldateüleben““ eingesandt, gilt bekanntermaßen für den Soldaten - Maler der Kaiserzeit, wie Béranger für den Volkssänger derselben. Seine Sachen sind voll Interesse und haben mehr Geist und Naivetät, als Belgische Maler, mit Ausnahme von Deblo und Brackelaer, in so unbedeutende, sich leicht wie- derholende Begebnisse zu bringen pflegen. Bellangé is mehr Zeichner als Maler, seine Farbe is gelblich und übertrieben, eins sciner Stü, die „Heimfchr des Soldaten““, is eher Skizze als Gemälde, Der Pariser Maler Beaume hat eine hübsche zierlihe Manier , die aber, wie in dem „Papagei bei den Nonnen““, ins Kokette ausschlägt, Besser gefällt seine „Schulstube““, In des älteren Duval la Camus? SZtücen, worunter die „Heimkehr der Seeleute“, noch mehr aber der „Sturm“ zu beachten, ist viel Gefühl und Natur - Beobachtung; die Farbe is gefällig; die Ausführung fkleinlih. Von Jacquand, der, als guter Kolorist, in Brüssel viel Anklang findet, und zwar, wie es scheint, mehr als in Paris, sahen wir mehrere Bilder, worunter vornehmlich „Voltaire im Café Procope‘‘ und das „Lesezimmer““ viel Bewunderer anzogen. Ueberall be stimmter Ausdru, sehr feine und geistvolle Ausführung, treffliche Accessoirs, In dem „Café“ wie im „Lesezimmer““ stellt sih eine überaus töstliche Ver-

sammlung markanter Köpfe dar, witige, scharfe Positionen ; da sieht man leibhastig J. J. Nousseau, J. Vernet, Arnaud, Marmontel, Crebillon d. J., Boucher u. A. m,, vor Allen aber die Helden des Wortgefechts: Voltaire und Piron, eckige, herausspringende, spöttische, spürende Gesichter, wo in jedem Winkel eine demonstratio ad absurdum lauert. Zu flach jedoch sind diese Tafeln gehalten; der Maler wollte die vielen Portraits in den Vordergrund hereinrücen; nun sieht aber die. Gruppe aus wie stückweis ausgeschnitten, und mehr der Verstand und Wiß als der Geschmack wird beim Betrachten angeregt. Biard (in Paris) hatte verschiedene Sachen eingeschickt, die theils in3 Genre, theils in die Landschaft und zwar in die Eisregion gehören. Zwei sciner Stücke, ein „Schiffbruch im Eismeer““ und ein „Nordschein““ spielen in den Polar-Gegenden, deren Natur sehr glü- lich wiedergegeben zu seyn scheint, Es ist eine eigene Macht der Kunst, uns die Wahrheit der Dinge zu zeigen und beurtheilen zu leh ren, von deren Art wir niemals etwas geschen haben, und zwar dies auch bei anderen Dingen der äußeren Natur. So geht es uns mit diesen Cisstüken. Die fkrystallblauen, gefrorenen Massen, die grau- lie Schneedecke, die düsteren, frostigen Lüfte, die trägen, gleich Mumien cingehüllten Esfimos, dann wieder der gespenstische, träumerische Schim mer des Nordlichts, das Alles erscheint wie einer Welt angehörig, die es nicht vermag, sich dem Lebenslichte der Sonne aufzuschließen. Jn den ge- nannten Bildern gehört nun wohl der blaue, hrofe Ton zur Sache; doch fönnen wir ihn feinesweges in der „Ueberfahrt von Havre nach Honfleur““ begreifen, einem abenteuerlihen Rahmen, der eine Zchiffsgesellschaft von Seelranfen, worunter ein Affe, ebenfalls seekrank, in allen möglichen Ge- berdungen ecinshließt. Dergleichen mag Einer wohl zeichnen, aber nicht ma- lend ausführen; für Süjets, wobei felbst der Magen sich auflehnt, is es um das Oel und die Leinwand shade. Schließen wir diese Reihe mit einem Hauptwerk: dem „Geflügel-Markt“, von van Schendel im Haag, ein Licht-Effekt, in sciner Art eines der merkwürdigsten Stücke des ganzen Saales, das in treuer, sleißiger Ausführung von feiner der ausgestellten Arbeiten übertroffen wird. Es is ein mondheller Abend, Licht und Schat- ten spielen bis in die entlegensten Näume gegen einander; wunderbar ist es, zu schen, wie man durch den Schleier der dämmernden Luft die Um- risse fern stehender Personen, Häuser und dergleichen deutlich erkennt, ohne daß im mindesten der Perspective und der Wahrheit der Beleuchtung Eintrag geschähe. Herrlich is ferner der Uebergang des Lampenlichts in den Mondschein auf den Gesichtern des Verkäufers, der Käuferin und der umher befindlichen Gegenstände. Man mag vor diesem Rahmen lange sstte- hen, und immer wird man noch neue Stellen entdecken, wohin der Maler die stille Wirkung des Scheines verbreitet hat, gerade wie in der Natur, wo sih unter dem Monde erst nah und nach die einzelnen Objekte her- ausheben, und wo wir bald noch neue Gestalten gewahren, wo auf den ersten Hinblick nur trübe Nachtschatten zu liegên schienen.

Auch in der Land schaft haben wir Werke von seltener Bollendung zu nennen, Die besten darunter waren vou ausländischen Meistern einge- sandt, worunter freilich Namen sind, von denen übertroffen zu werden, auch dem ausgezeichnetsten Landschaftsmaler nicht zur Schande gereicht, Der Name des Genfer Calame is in allen Ländern bekannt, Er bringt uns, außer einem kleineren, weniger auffallenden Rahmen, eine „Ansicht aus Ty- Os, eine wahrhaft poetische Production, eine Scene aus jener majestäti- {hen Gebirgswelt, wo die Natur, sich selber überlassen, mit allem Zauber wilder Herrlichkeit zu uns spriht. Vorne, zur Seite des Bergstromes, s{chlanke, cdle Tannen mit herabwallenden Zweigen, weiterhin Felsen von der Sonne beleuchtet, zu beiden Seiten Höhen, die sich leicht über einan der reihen bis zu den Schneckuppen hinaufz in Allem eine Perspektive, ein allmäliges Uebergehen von der deutlichsten, vollendetsten Vorstellung im Vor- dergrunde bis in die duftige Tiefe des Thales, daß wir vor cinem Schau- plaß der Natur selber zu stehen glauben. Eine kühle Frische is über die Gegend gegossen; was wir jedoch am meisten {häßen, is der Adel, wir Ae _sagen, die Keuschheit dieses Bildes, das stille, in sich gesammelte Naturgefühl, das nach feinem Beifall, nach keinem vorlauten Effekt hascht.

Die „Norwegische Gebirgsgegend bei Negenwetter ‘“‘, von Achen- L a E mit der von Calame Verwandtschaft ; “auch E Ch l L en großer Wahrheit ein poetisches Gefuhl der Natur, und sein Bild hat in Brüssel, wie verdient, Bewunderung erregt. Wir begnügen uns, darüber die Urtheile anzugeben welche hier laut geworden sind. Die linke Seite der Landschaft, sagt man, fommt dem Calameschen Bilde in jeder Hinsicht gleich die rechte ist nicht in demselben Maße vollendet; man findet das Wasser zu staubig, zu luftig, uud im reten Vorgrunde bis gegen die Mitte den Naum, worauf sich Steinblöcte befinden, nicht gehörig benußtz es is da in dieser Partie eine getvisse Leere zu spüren, während bei der Composition von Calagme Alles gesammelt und erfüllt ist.

Ein wahres Meisterstück ist Koekkoek?s (zu Kleve) „Wald -Land- chaft.“ Hier is der kräftigste Sommer in ganzer Fülle, im herrlichsten Glanze dargestellt, und wir können es nur loben, daß Koekkoek keinen An- stand nimmt, die heitere Waldgegend im üppigsten Grün des Juli zu ma- len, während sonst dergleichen Ansichten gemeiniglich in den Herbst verseßt werden, Koelkoek hat die Natur in ihrer wirklichen Pracht ergrisen, während Achenbach und Calame ihr mehr ein poetisches Leben einhau- hen. Ein anderes „Waldstück“ von ihm bei Sonnen-Untergang ist eben- falls glänzend und meisterhaft durchgearbeitet, vielleicht ctivas minutids. Dieser Maler giebt seinen Bildern die sorgfältigste Ausführung, die in den Vorgründen hin und wieder übertrieben is. Auch seine „Winter“ verdienen das größte Lob, doch schweifen sie zu sehr ins Blaue aus, um die Wirkung der gelben Sonne recht ViGatteGtn zu lassen; wir möchten ihnen au Gefallsucht vorwerfen und halten die Arbeiten der Art von Schelfout (im Haag), der zwei Landschaftsstücke ausgestellt hat, für naturwahrer. Ein „Winter“ von Hasen pflug (zu Halberstadt) ist wahrhaft zauberisch. Man sieht durch einen Klostergang auf den Friedhof, mit einer Kapelle, welcher mit Schnee bedeckt ist, Es ist ein schöner Gedanke, die ganze Wintergegend in den Hintergrund zu stellen, und wie glücklich ist dieser Gedanke aus3geführt! Man mag dabei an die lieblichen Erfindungen eines großen Deutschen Dichters denken, dessen reiche Muse, wie die des Englischen Meisters, auch wohl eine Dichtung in die andere hinein verseßt. i

__ Lauters (zu Brüssel) zeigt in der „Gegend bei Namur“ eine gute Composition ; ex war bisher Zeichner, und es fehlt ihm, wie Madou, die Gewandtheit des Pinselsz sein Bild hat keine Perspektive. Die beiden Landschasten von de Jonghe zu Brüssel kommen seiner Leistung auf dem Salon vor drei Jahren nicht gleich. Uebersflüssig wäre es, hier das Ver- dienst dieses anerkannten Malers zu schildernz Jedermann findet in seinen Bildern die dunkelgrünen , friedlihen Hügellande, die milden Ebenen wie- der, den Anblick des Niederlandes. Solche Gegenden können aber auch trocken und gedankenlos werden. Diese langgestreckten , leise zusammennei- genden Wald - und Höhenzüge, die in den Niederungen gelegenen Dörfer, die Windmühlen , die Wolken und das Wetter, das Alles is naturgetreu z aber wir finden darin zu viel Anhäufung von Elementen, denen kein Kon- trast innewohnt, Vielleicht würden de Jonghe's Bilder mehr Seele gewin-

richtigen Ausdruck hervorruft, Seine Bilder darf man nicht allzu nahe

nen, wenn er sich in eine engere Aussicht einschlö}se, um die Objekte în der

Nähe \clagend auf einander wirken zu lassen. Jedenfalls müssen wir mehr T cinen fühncren Pinselstrich, freiere Contouren von ihm verlangen, ie „Ansicht aus den Abruzzen“ von de Vigne zu Gent mag, wie wir nicht zweifeln, naturrichtig sevnz es is aber nur ein manníigfaches Einerlei, das wohl die Neugierde, niht das Gefühl reizt, Ueberhaupt müssen wir die Abkopirung der Natur aus der wahren Landschafts - Kunst verweisen, so beliebt, leicht begreiflich, ja für bestimmte Zwecke jo werthvoll dergleichen immer seyn mag. Jn diese Klasse gehören mehr Maler, unter denen wir J. Jacops (zu Antwerpen) anführen, weil er in seinem Fach eines großen Rufes genießt. Seine „Ansicht von Konstantinopel“ sieht Jeder mit Vergnügen, aber all die Herrlichkeiten machen doch keine Kunst- \{chöpfung aus. Uns kommt es vor, als wäre keine Perspektive da; es mag seyn, daß jene gleichgültige Helligkeit am Bosporus stattfindet; vom Stand- punft der Kunst aus sind wir fem zu großer Bewunderer südländischer Ge- genden; die Nichtigkeit eines Bildes kann unser Urtheil nicht bestechen, wir müssen vielmehr daran erinnern , daß die Oefonomie und der Zweck in der Kunst ganz andere sind, als in der Natur. _ Unter den Arbeiten des Thiermalers R obbe is das für die Regierung ge- fertigte Stück, „Thiere auf der Weide“, als cines der vorzüglicheren der dies- jährigen Sammlung zu nennen. Zum erstenmal sieht man bier zu Lande Thiere in Lebensgröße vorgestellt. Es is unnöthig, bei diesem Werke die aner- fannten Verdienste von Nobbe zur Sprache zu bringen, wir wollen viel- mehr dasjenige angeben, was wir bei dem Bilde auszusezen finden. Es cheint uns, daß Licht und Schatten nicht gehörig geschieden sind, daß die Perspektive mangelt; die Gruppirung kann uns nicht befriedigen; auf dem großen Raume hätten wir eher Thiere in einem, wenn {on engen , Fa- milienfreise beisammen gesehen, wir erinnerten uns an Wouverman, der jedes Fleckchen Raum zu benugen weiß. Bei Robbe sind diesmal die Thiere zu vereinzelt, und doch wieder ohne Noth hinter einander gescho- | ben, so daß sie ih stückweis bedeckenz unangenchm schneiden ferner die | Bretter in die Thier-Versammlung einz die Kuh, deren Kopf von Schón- |

heit zeugt, hat einen zu rothen Teint. Ueberhaupt aber sind Robbe's Thiere, für thierishe Wesen, noch zu sauber, zu elegant, zu gekämmt. Verboechoven if} besser in den animalischen Haushalt eingeweiht.

Von Calamatta, Direktor der Brüsseler Akademie der Gravüren, verdienen einige Bildstihe nach A. Scheffer und Jngres beachtet zu wer- den; neben ihm is der Französische Bildsteher Fauchery zu nennen, | Portaels (zu Vilvorde), der vor kurzem in Antwerpen einen Preis zu | einem Aufenthalte in Rom gewonnen, bringt „ein männliches Portrait““, in | gutem Styl gehalten, nur zu regelmäßig, hier und da hart, Vander- | haert, jeßt Direktor in Gent, gilt für den besten Portrait-Zeichner des | Landes z im Pastell beobachtet er die gute alte Schule; seine Arbeiten zei- gen kräftige Formen, eine tüchtige Modellirung, Dem gemalten „männ- lichen Portrait“ dieses Meisters fehlt es zwar an Schatten, aber im Uebri- gen war dies eines der angenehmsten Stücke der Ausstellung.

mern als der vorjährige in Gent und zeigte einen bedeutenden Vorzug Hinsichts des Werthes der plastischen Arbeiten. Diese Kunst scheint Ee Aufmunterung zu erfahren. Wir besißen zwar in Belgien schon manch Haupt-Monumente, unter denen leider das wichtigste, der Rubens in Ant- werpen, einstweilen gescheitert ist; allein die Lust an Denkmalen, wie wir | dies am großartigsten in Deuschland sehen, kommt nicht jo \chnell zum Stillstand; einmal in Arbeit geseßt, forscht sie immer weiter in der Ge- \chichte nah, und man entdect bald neue Männer, neue Thaten, die eines ehrenden Denksteins von Künstlerhand würdig erscheinen. Von dem be- rübmten Meister W. Grafs ist nichts von großem Belang ausgestellt. | Das trefflich drapirte Marmorbild, für das Grab der Madame Malibran | bestimmt, ist überaus fein ausgemeißeltz leider is es, sogar für ein Denk- | mal der Art, viel zu symmetrisch und allegorisch. Von J. Grafs, des | vorigen Bruder, is die Waisentochter eines Fischers‘“’ am besten, eine | liebliche, edle Mädchengestalt, Blumen in die Wellen werfend ; der Nüden des | Mädchens is vorzüglich gut geformtz; schade nur, daß vom Gürtel herab dieser Leib zu fleischig wird und zu der oberen Hälfte nicht passen will. Der „Traum“. ein Jüngling im Schoß eines Engels, könnte mehr Gehalt haben. Bei einer solchen Vorstellung muß der Schläfer die Glieder des Engels nicht wie die Lehnen eines Sessels gebrauchen; im Schoß eines Engels ruhen, isl cin bilblicher Ausdruck, eine Anschauung, die man nicht gar zu mate- rialistisch verförpern muß. Bei Gegenständen, wie der „Geist der Versu- chung“, wird, troß allen Fleißes der Ausarbeitung, unser Interesse nicht gewonnen, Eine allegorische Vorstellung der Art paßt kaum noch für un- sere moderne Skulptur. Liegt auch ctwas Verlocckendes in den angesvann- tcn Muskeln des Leibes, so thut sih dennoch das bösartige Prinzip darin nicht hervor z die ungeheuren, schildartigen Fittiche passen nun und nimmer an dem ganz menschlih gemeißelten Leib. So is auch der „Selbstmord“ von Bougron aus Paris keine glückliche Wahl; das Bild hakt viel Cha- rakter, die Haltung zeigt Geist, überall sieht man den Ausdruck der Despe- ration. Wozu aber diesen durch und durch nichtigen, feigen Dämon in Marmor hauen, wozu der Zerrüttung der Sitten und Jdeen ein solches Denkmal setzen ?

Die beste unter allen Productionen des Meißels ist „der fleine Trommler‘““ von E. Simonis (bei Brüssel). Welch ein prächtiger Ge- danke! Ein Kind hat seine Spicltrommel zerschlagen z; der kleine Tambour, nact, liegt auf der Seite hingestreckt, den Arm, der eben noch zu tapfere Streiche auf das Fell führte, hält er vor das Gesicht, das, nach Kinder- Art, im selben Moment in Schreien und bittere Thränen ausbriht. Welche Natur, welche Naivetät in dieser Geberde, in der Lage, in den schönen, weichen, vollen Formen des Knaben! Was sind all die stummen und ge- dankenlosen geflügelten Engel, diese steifen Heiligensäulen, die wir um- her sehen, diese Mannsgestalten, die sich hier gegen Schlangen, dort gegen Löwen wehren, gegen diese Wahrheit und Empfindung, gegen diesen feinen mit flüssigem Meißel gerundeten Marmor!

Im Ganzen scheint uns, als wenn die Bildhauer gut thäten, sich we- niger der kirchlichen Skulptur, als dem edleren Genre und der weltlichen Historie zu widmen, Jn der ersteren Gattung werden sie schwerlich mit den Malern konkurriren können , die darin durch ihr Kolorit eine Wirkung hervorrufen, welche mit der reinen Form, worauf der Bildhauer angetie- seu is, wenigstens nicht in der Art und Weise, wie sie jegt gemeiniglich be- handelt wird, {werlich zu erreichen steht. Jm höheren Genre, denn das niedere müssen wir von der Skulytur fast ganz ausschließen, und in der geschichtlihen Kunst darf er des Erfolges gewisser seyn, und es ist ihm da, wo fein traditioneller Stol gilt, eine größere Freiheit der Erfindung ge- lassen. N

_Wir scheiden von der diesjährigen Ausstellung mit dem Bemerken, daß sie, obschon sie keine so in die Augen fallenden historischen Produc- tionen darbot, wie die leßte Ausstellung in Brüssel vor drei Jahren, nichtsdestoweniger, wegen der Menge bedeutender Arbeiten in anderen Gattungen, einen erfreulichen Beweis von der rüstigen Thätigkeit der Kunst- schulen gab. Dankenswerth is die Mitwirkung benachbarter Länder, Hollands, Deutschlands, Frankreichs, die Hauptstadt des in ihrer Mitte lie- genden jungen Staats durch Uebersendung threr Kunstwerke zu zieren. Möchte es unseren Landsleuten am Rhein, an der Donau, Jsar, Elbe und Spree belieben, den allgemein und besonders von Künstlern geäußer- ten Wunsch zu befriedigen und von den dort jeßt blühenden Historien- Schulen größere Werke einzusenden; denn wir zweifeln nicht, daß der bei ihnen befolgte Geshmack und Styl hier eine gerechte Würdigung fin- den wird,

l | | | | Jn der Skulptur zählte der Brüsseler Salon bei weitem mehr Num- | |

Dauer der Fahrten auf der Berlin - Anhaltischen Eisenbahn vom 24. bis incl. 31. Dezember 1842,

1) Zwischen Berlin und Cöthen.

Personenzug. Güterzug.“ kürzeste Dauer .…. 4 Stunden 55 Minuten. 5 Stunden 3 Minuten. längste e A - 40 - 6 - 52 - mittlere» «D - 9 ai 5 - 42 -

2) Zwischen Cöthen und Berlin: kürzeste Dauer .…. 4 Stunden 40 Minoten. 5 Stunden 4 Minuten. längste “T0 - 13 - 6 mittlere A - 58 - 5