1843 / 6 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

erreicht haben, es wünschen möchten, soll die Aufnahme der Kinder in

die Baptistishe Sekte unter der Voraussezung erlaubt seyn, daß von der

i nde deshalb feine Einwendung gemacht wird ; doch sol- S Eiern dei Ende nah Fredericia gesandt werden, wenn die Eltern da nicht schon ansässig sind. Wenn dann die Taufe dort vollzo- gen, so is das Nöthige deshalb in das Ministerialbuch des betreffenden Kirchspiels auf dieselbe Meise einzutragen, welche sonst hinsichtlich der Con- firmation der Kinder zu beobachten gewesen wäre, Sind die Kinder, nach- dem sie das Alter von 16 Zahren erreicht haben, nicht auf die angeführte Weise in die Baptistische Gesellschaft aufgenommen, sollen sie auf ihren Taufbund als evangelisch - lutherische Christen zur Confirmation gestellt werden. E f Z : t 4) Ehe cin Baptist ciner Person, welche sih zur allgemeinen Religion des Landes bekennt, angetraut werden kann, soll der Prediger darauf schen, daß Ersterer einen Revers ausstellt, alle Kinder einer solhen Ehe in der evangelisch - lutherischen Kirche erziehen zu lassen, welcher Nevers in das Kirchenbuch einzutragen und sowohl mit den Namen beider Verlobten, als der Unterschrift der Zeugen zu versehen ist.

| 5) Unter der Bedingung, daß diejenigen Eltern der baptistishen Ge î

meinde, deren Kinder ungetauft geblieben, ohne Verzug der oben unker Nr. 3, gegebenen Vorschrift in Betreff der Taufe solcher Kinder nach- kommen , wollen Wir ihnen Allergnädigst die Mulcten, in welche sie nah der Verordnung vom 30. Mai 1828, verurtheilt seyn mögen, erlassen haben, und Wir ermächtigen Unsere Kanzelei in der Hinsicht das ferner Nöthige Lu veranstalten.

Uebrigens aber soll es, insofern es durch diese Unsere Allergnädigste Resolution nicht anders bestimmt ist, hinsichtlich der Baptisten, sein Ver- bleiben mit den Bestimmungen der Verordnungen haben, und wollen Wir besonders den Mitgliedern der erwähnten Gesellschaft auf das Ernsthafteste eingeschärft haben, sich zu enthalten, Proselyten zu machen, und unter wel chem Vorwande es auch seyn möge, Jemanden durch die Taufe in ihre Sckte aufzunehmen, insofern es uicht in Uebereinstimmung mit den oben gegebenen Bestimmungen geschehen kann, da sie durch solche Uebertretungen nicht nur ih der ihnen eingeräumten Freiheit verlustig machen, sondern sich auch Anklage und Strafe zuziehen werden,“ E

Zu Aufang dieser Woche kam der Schleswigsche Stände - De- putirte P. H. Lorenzen hier an und suchte gleich um Audienz bei Sr. Majestät dem König nach, die er am Mittwoch auch erhielt. Mit dem gestrigen Faedreland erschien eine Beilage, worin P. H, Lorenzen sich wegen der Motive zu rechtfertigen sucht, die ihn, der bis dahin in der Schleswigschen Versammlung immer Deutsch gesprochen, auf einmal veranlassen, Dänisch zu reden. Zu einem Fackelzug, den seine Freunde hier ihm zu bringen beabsichtigten, soll, wie man hört, die polizeiliche Erlaubniß uicht ertheilt seyn.

Kjöbenhavns posten meldet, daß sih in Hamburg eine Nor- dische Lese-Gesellschaft gebildet, die hon 500 Mitglieder zähle. Es sollen nux Dänen, Norweger und Schweden in dieselbe aufgenommen | und glle bedeutendsten Journale dieser drei Reiche gehalten werden. |

E E Deutsche Bundesstaaten.

Leipzig, 4. Jan. Die hiesige Zeitung enthält einen, dem # Anscheine nah amtlichen Artifel gus Dresden, wonach den hier bis # her hergusgekommenen „Deutschen Jahrbüchern für Wissenschaft und

# Kunst“, herausgegeben von Dr. Arnold Ruge, wegen ihrer anti- religiösen Tendenz, unter Zurücknahme der Konzession, die weitere Erscheinung untersagt is, (Wir werden diesen Artikel morgen nach liefern.)

——

S pw n ien.

Der Phare des Pyrénées vom 28. Dezember enthält Folgendes: „Jn Gerona herrscht noch immer das Schreckens-System. Die Bewohner von Figueras, wo viele Verhaftungen stattgesunden haben, sind in großer Anzahl ins Gebirge oder nach Frankreich ge- flohen. Es hieß, der General Urrutia, welcher eben so grausam 1}, wie Zurbano, werde das Kommando in der Provinz Gerona erhal ten, und Zurbano solle das Kommando einer mobilen Kolonne in Ober-= Catalonien übernehmen. Reisende aus Gerona erzählen, daß Zurbano, welcher krank is und das Bett hüten muß, am 21sten vier Personen hat erschießen lassen.“

65 Paris , 31. Dez. Da die hiesigen Blätter die von Don Manuel Carsy, dem bekannten Präsidenten der insurrectionellen Re- gierungs-Junta, versuchte Vertheidigung des Aufstandes von Barce- lona nur auszugsweise geben, so glaube ih Jhnen dies Dokument freilih nur als eine nothwendige Ergänzung der Aftenstiüke des Aufruhrs der Catalonischen Hauptstadt, nach dem Semaphore von Marseille vollständig mittheilen zu müssen :

„Die falschen Berichte, welche mehrere Zeitungen und namentlich die Morning Chronicle über die leßten Ereiguisse in Barcelona gegeben haben , und die unredlichen Beschuldigungen, die man gegen das muthige Volk von Barcelona erhebt, laufen auf nichts Minderes hinaus, als dar- auf, dieses Volk als das 2ytartetste der ganzen Erde darzustellen. Jch ent- schließe mich daher, von einem Rechte Gebrauch zu machen, durch dessen Ausübung ich die Handlungen erklären und rechtfertigen will, die den Auf- stand vom 15ten und 16. November unvergeßlich machen werden.“

„Man fkenut nur zu gut (denn sie ist zum Unglücke Spaniens eine sprüchwörtlih gewordene Wahrheit) die schlechte Regierung, welche seit einer Reihe von Jahren auf unserem Lande lastet, und man fennt auch die Unfälle und das Elend, welche dem Apostaten Espartero zum Geleite gedient haben, Der Negenbogen des Friedens schien endlich über diesem unglücklichen Lande zu glänzen, und eine Art wunderbarer Zufall endigte den brudermörderischen Krieg, welcher uns auf- rieb, Da erhob sich plöblich cin allgemeines Wehklagen inmitten der glei- ßenden Versprehungen des künftigen Alkalden von Granatula.*) Der Ci- vilbeamte , der Soldat im Dienst, der pensionirte Jnvalide, der auf dem Schlachtfelde Verstümmelte, die Wittwen, die Waisen, die Geistlichen, kurz alle Diejenigen, für deren Person und Familie der Staat sorgen sollte, se- hen sich in die demüthigendste Lage und in tie Nothwendigkeit verseyt , die öffentliche Mildthätigkeit anzurufen, Vergebens baten sie flchend, nicht um das, was ihnen gebührte, sondern um eine geringe Unterstüßung, um nicht dem Hunger zur Beute zu werden, vergebens veräußerten sie ihre leßte

Habe, um ihre Bitischristen in die Hände der blödsinnigen Regierung zu bringen, vergebens brachten sie der Geduld und der Ehre jedes denkbare Opfer, um ihr elendes Leben zu fristen, Man füge hierzu die gesehwidrige Verhaftung mehrerer Schriftsteller, und die öffentliche Ankündigung eines verderblichen Handels-Vertrages mit ven Engländern, unseren Feinden, War eine noch sremde Hand nöthig, um die allgemeine Unzufriedenheit zu chüren und das Verlangen nach der in Barcelona proklamirten politischen Reform zum Ausbruche zu bringen? Nein, nach wie vor dem Ausstande haben wir

nichts anderes beabsichtigt, als die Abseßung des undaunkbarsten der Men- {en und seiner Trabanten, welche sih jeyt um die leßten Ueberreste des Landes, das sie ausgespicen hat, zauken.“

„Die Garnison war in Folge des eben so feigen als tyrannischen Verfahrens ihres Chefs aus der Stadt vertrieben; keine Lokal-Behörde war mehr vorhanden, um die Ordnung aufrecht zu erhalten, oder sie wie- derherzustellen, wenn sie gestört werden sollte, Es war daher durchaus nothwendig, daß sich aus dem Schooße der aufgeregten Menge, das heißt aus dem Schooße der Mehrheit der Einwohner, eine Gewalt erhob, welche als Junta über der Ruhe und über dem öffentlichen Jnteresse wachte, Dank dem Wohlwollen meiner Mitbürger, die an meine Festigkeit glgub- ten, wurde ich zum Vorsißer der Junta ernannt. Mein und meiner Kollegen Verhalten ín diesem fritishen Augenblicke is bekannt,

*) Bekanntlich der Name des Geburtsortes Espartero's, wo dieser üdlinalé den Wunsch geäußert hat, seine Laufbahn als Dorfalfalde zu

22 Es bezeugt wenigstens unsere Uneigennüßigkeit und die Neinheit un- serer Absichten, und wenn ih heute nicht die Genugthuung habe, die Tyrannen gestürzt zu schen, welche uns unter das eiserne Joch des Mili- tair-Despotismus zwangen, so bin ih wenigstens so glücklich, mir sagen zu können, daß ih die in Barcelona protlamirten Grundsäße bis zum lehten Augenblicke unterstüßt habe.“ S Á

„Ju der Verbannung, zu der uns der vergängliche Sieg der Gewalt verurtheilt, i es für mich und meine Freunde ein Trost, zu wissen, daß nur Fremde, oder um bestimmter zu reden, daß nur die Englischen Zeitungs- schreiber unscren Ruf angegriffen haben, Jch, der ich ganz besonders durch die Londoner Blätter verleumdet bin, will die Lüge wenigstens nicht durch Straflosigkeit ermuthigen“ :

„Noch jung und doch s{chon Opfer Ÿ) meines Unabhängigkeitssinnes war ich meinen Mitbürgern nur als ehemaliger Offizier und als Journa- list bekannt, als sie mir die Leitung der Angelegenheiten in Barcelona an- boten, Als Offizier hatte ich freiwillig den Degen niedergelegt, als die Armee ein Werkzeug des Despotismus zu werden schien; als Journalist wollte ih in dem Kampfe der Presse cin hochherziges und aus der Ueber- zeugung fommendes Wort mitsprechen, und dem Streben nach der Dikta tur die demokratischen Grundsäße entgegenstellen, die von der Reaction be droht wurden, Ueber das, was ih als Präsident der Junta gethan habe, brauche ih mich nicht zu erklären, Meine Proclamationen und meine Handlungen sollen mich allein vertheidigen, Sie mögen allen unparteiischen Menschen sagen, ob jemals cin Aufstand größere Achtung vor den Perso nen und dem Eigenthume zeigte, ob jemals die Häupter eines Aufstandes mehr Selbstverleugnung bewährten, indem sie, unter Beseitigung ihrer eige- nen politischen Wünsche, der Nation nah dem Sturze des Tyrannen die freie Selbstbestimmung ihres politischen Schicksals ließen, Denn für mich und die Genossen meiner (Gefahren war die Freiheit kein leeres Wort, keine Maske hinter der wir ehrgeizige Absichten versteckten, und der Ekel, den uns die Komödie vom September 1840 eingeflößt hatte, ließ nicht den ent- ferntesten Gedanken der Nachahmung unserer Feinde ín uns auffommen.““

„Jun diesem Sinne handelte ih bis zu dem Tage, wo die Reaction der Frucht und der Jutrigue meine Kollegen stürzte und mir nun den Vor si ließ, um sogleich von Vergleich mit mir zu reden z eine Feigheit, die ich mit aller Kraft meiner Scele von mir stieß, und die jeßt grausam bestraft wird. Das Opfer meines Lebens war gebracht, und die Dolche, von denen ih mi bedroht sah, würden nichts über mich vermocht haben, weun ich mit meinem Blute den Barcelonesern die Schande, wieder unter das Joch zu fallen, hätte ersparen können. Aber ih mußte mit Schmerz die Frucht losigkeit meiner Bestrebungen anerkennen, und ich suchte eine Zuflucht auf dem „Méléagre“, indem ich in cinem offenen Briefe gegen die bereits be \{hlossene Transaction protestirte.““

„Kaum den Henkern des Regenten entgangen, sehe ih, daß die Eng- länder mir das letzte Gut des Verbannten, die Ehre, streitig machen, Jch lande am Französischen Ufer, und finde dort die Nachrichten der Morning Chronicle, welche mich mit hunderttausend Franken Renten ausstattet, die Frucht eines zwiefachen Diebstahls von 8 Mill:onen Nealen, den ich, einmal als Kriegszahlmeister, und dann als Präsident der Junta begangen haben soll. Nun weiß man aber, daß ih nie Zahlmeister gewesen bin *), Was die Junta anbetrifft, so ergreife ih diese Gelegenheit, um zu erklären, daß dieselbe niht mehr als 250,000 Fr, aus der Kasse der Provinzial-De putation empfangen hat, eine Summe, die man gewiß sehr gering finden wird, wenn man bedenkt, daß es sich darum handelte, die Bedürfnisse einer großen Stadt zu befriedigen, den dringenden Anforderungen des Augen blickes zu genügen und den Ausschweisungen zuvorzukommen, welche das Elend hätte hervorrufen können. Aber die Junta hat noch mehr gethan, Sie hat den bewaffneten Einwohnern einen täglichen Sold von 25 Sous gegeben, und eine Menge von Offizieren, die eben das Schwert gegen uns gehoben hatten, das jeßt auf unsere Häupter fällt, ihren vollen (Gehalt ge- zahlt, Wo is nun der Diebstahl? Möge die Morning Ch on ele oder jeder andere Feind Barcelona's versuchen, iyn zu beweisen, Man bringe desgleichen die Beweise des ersten Unterschleiss, den man mir Schuld giebt, So lauge man dies. uicht thut, werde ih sagen, daß das Englische Blatt selbst sich an meinem Eigenthume, nämlich an meiner Ehre, vergreift, und werde ih ihm mit dem Stolze eines Spauiers, der vor Niemand zu erröthen braucht, sagen, daß es gelogen hat,

„Jch kann nicht \{ließen,, ohne! deu? vielen Zeugnissen der Dankbar- feit, welche die edle Handlung8weife des Französischen Konsuls hervorge- rufen, auch das meinige hinzuzufügen, Eine große Zahl von Spaniern verdaukt Herrn Lesseps das Leben. Unermüdlich während der ganzen Dauer des Ausfstandes, war er die Vorsehung der Fliehenden, und Alle ohne Un- terschied der Partei fanden bei ihm die gleiche Gastfreundschaft, auch die Familien der van Halen, Gutierrez und Zavala. Nur die Unredlichke.t konnte in diesem Punkte das Zeugniß van Halen's hinwegleugnen und die Fabel von der Weigerung, dem General - Capitain seine Frau und seine Kinder zurückzugeben , erfinden, So wisse man deun, da die Englische Presse mich zwingt, es zu sagen, daß uns jene Personen durch eine menschenfreundliche List des Herrn Lesseps entrissen wurden, Der Repräsentant Frankreichs erschien vor der Junta und \ragte mich, ob ih mich der Abreise einer Französischen Familie wider- seßen werde, der er eben einen Paß gegeben habe, Dies war das erste- mal, daß ich seinen Besuch erhielt. Jch stand nicht an, ihm eine befriedi- gende Antwort zu geben, und die fragliche Familie war im Begriff, sich einzuschiffen, als ih die Nachricht erhielt, daß es die Damen van Halen und der General Chacon seyen. Jch wollte indessen mein Wort nicht zu- rünehmen, obgleich der Herr Konsul, dem Gefühle der Menschenliebe s\ol- gend, die mir eben so theuer is als ihm, uns mit jenen Personen ein kost bares Pfand entzog, dessen Besi vielleicht die Beschießung der Stadt ver hindert haben würde.“ : L

, Das ist die Art und Weise, in welcher Herr Lesseps den Aufstand unterstüßte, den er, nah der Versicherung der Englischen Presse, angestistet hatte. Aber hat nicht dieselbe Presse behauptet, wir seven durch den An- blick der Französischen Escadre ermuthigt worden, obgleich diese Escadre erst nach unserem Siege eintraf und ihr die Englischen Schiffe sogleich nachfolgten !““

„Es würde ermüden, wenn man alle jene kindischen Erdichtungen be- richtigen wollte, und ih würde ihnen nur ein stolzes Schweigen entgegen- gestellt haben, wenn nicht einestheils mein Name dabei genannt wäre und wenn nicht anderentheils diese, Lügen die Grundlage bildeten, auf denen man pen Englischen Einfluß auf der Halbinsel fonsolidiren will, Später werde ich vielleicht Gelegenheit finden, mehr zu sagen; für jeßt war ich cs der großen und unglücklichen Stadt, deren Bauner ich getragen habe, {huldig, zu zeigen, daß dies Banner das einer rechtmäßigen Nothwehr, der Mensch- lichkeit, der Ehre und der National-Unabhängigkeit war,“

G U Gar [9

© Madrid, 24. Dez. Jch habe Jhuen vorgestern den Jn-= halt des Berichtes des Generals Pastors mitgetheilt, insofern er guf das Benehmen des Französischen Konsuls in Barcelona, welches die Morning Chronicle so hart beurtheilt, einiges Licht wirst, Dasselbe Blatt behauptet, der Konsul hätte die Familie des General-Capitains van Halen au Bord der Französischen Korvette als Geiseln festhalten lassen, um auf diese Weise dem Bombardement vorzubeugen. Cine \o {were Anklage veranlaßte mich, die sorgfältigsten Erkundigungen einzuziehen, und ih bin in Stand geseßt worden, Jhnen Folgendes, der strengsten Wahrheit gemäß, mitzutheilen, Der Konsul, der bis dahin nicht die geringste Berührung mit den Rebellen gehabt hatte, sah von dem Balkon seines nahe am Hafen belegenen Hauses, daß

*) Meine Theilnahme anu der Nedaction der Hoja independiente von Pamplona wurde von unseren angeblichen Liberalen als hinreichender Grund zur Abseßung von dem Amte, das ih in der Finanz - Verwaltung bekleidete, angesehen, Diese Handlung der Willkür brachte eine sehr pein- Med E O D im Publikum, sondern auch au E Chefs

; ies durch deren chre i die Sprache

der freien Presse bewiesen id E Me __*) Diese Versicherung steht im Widerspruche mit den Angaben des halboffiziellen Madrider Patriota, denen zusolge Don Manuel Carsy wirklich ein Kassen-Amt verwaltet hat, und wegen Unterschleifs zum Zucht-

hause verurtheilt ist. Anm, d, Kor,

beschließen,

r einem zu der Französishèn Korvette ,„„Méléagre“’ gehörenden Boote eiuschissten, und daß zu gleicher Zeit mehr als hundert National Milizen von Barceloneta si in Böte warfen, das Französische zur Umkehr und die Damen ans Land zu steigen nöthigten. Gleich darauf erhielt der Konsul ein Schreiben von dem Capitain des „Méléagre““, worin dieser ihn auf- forderte, den Rebellen anzuzeigen, daß sie die Französische Flagge ver- leßt hâtten und er daher verlangen müsse, daß die Damen jogleich freigelassen würden, um sich an Bord seines Schiffes zu begeben, widrigenfalls er Gewalt brauchen werde, um die semer Flagge zuge- fügte Beleidigung zu rächen, Der Konsul begab sih, während von allen Seiten Schüsse fielen, auf die Straße und forderte den ersten Offizier der National-Miliz, den er antraf, auf, ihn zu der Junta zu führen, Dort angelangt, redete er den Präsidenten Carsy heftig an. Dieser gab ihm ein Zeichen, sich zu mäßigen, nahm ihn bei Seite, hörte ihn an und fertigte den Befehl aus, die Damen sogleich in Freiheit zu seßen. Der Konsul traf die Damen, von denen eine ohn- mächtig geworden war, in dem am Hafen belegenen Königlichen Palast an, bewacht von einer Mengej National - Milizen. Diese leisteten dem vorgezeigten Befehle Carsy's Folge und ließen die Damen in den Händen des Konsuls, der sie sogleich, ihrem Wunsche gemäß, an Bord des „Méléagre“ bringen ließ. Bald darauf kam ein Parla- mentair des Generals van Halen in die Stadt und forderte in dessen Namen den Konsul auf, sich zu ihm in die Citadelle zu verfügen. Der Konsul begab sich dorthin, wurde von dem General über das Schicksal seiner Familie befragt und von ihm ersucht, diese nach Tarragona, wo der Bruder des Generals befehligt, überschiffen zu lassen. Jn derselben Naht wurde diese Ueberfahrt bewerkstelligt. Als späterhin der Konsul sich in Folge der von dem General Pastors ihm zugekommenen Einladung in das Fort Atarazanas begab und die Commissaire der Junta ihn aufforderten, zu bestätigen, daß van Halen die Citadelle geräumt hätte, erklärte er ausdrücklih, er hätte diesen General noch im Besiß der Citadelle angetroffen. Der Konsul er= flärte bei jeder Gelegenheit, er träte nur als Privatmann und als Vermittler im Juteresse der Menschlichkeit auf. Die Französische Fahne, weldhe, Englishen Blättern zufolge, die Rebellen aufpflanzten, wehte auf dem Dache der Französischen Konsulats-Wohnung, so wie die Englische auf dem der Großbritanischen, um beide Häuser vor Angriffen zu schüßen.

Unterdessen hat die Spanische Regierung dur ihren Geschäfts- träger in Paris die Abberufung des Französischen Konsuls verlangen lassen und für den Fall der Weigerung erklärt, ihm das Exequatur entziehen zu wollen, Das Französische Ministerium hat darauf durch Verleihung des Offizierkreuzes der Ehren - Legion an den Konsul geantwortet, und ein vorgestern hier eingetroffener Courier hat dem Französischen Geschäftsträger Vorschriften überbracht, die sehr ern- sten Juhaltes zu seyn scheinen. Namentlich soll das Kabinet der Tuilerieen an das hiesige das Verlangen gerichtet haben, daß in der amtlichen Gaceta eine förmlihe Widerlegung der darin aguf- genommenen, von dem Gefe politico von Barcelona an das hiesige Ministerium gerichteten Depesche, insofern deren Juhalt den Franzö- sischen Konsul als Anustister der Rebellion und „Anführer der Banditen“ bezeichnet, erscheine. Auch wird auf eine schleu- nige, dem von Zurbano gemißhandelten Herrn Lefebvre zu be- willigende Genugthuung bestanden. Lebtere Angelegenheit is von der diesseitigen Regierung dem höchsten Kriegsgerichtshofe überwiesen worden, und dieses hat so eben den Ausspruch gefällt, daß die Sache uiederzuschlagen sey, indem Lefebvre nicht als Französischer Unterthan zu betrachten wäre.

Der Ton, in welchem die Englischen Blätter ihre Freude über das Bombardement von Barcelona unverholen an den Tag legen, bringt hier eine große Aufreizung hervor, und bestärkt selbst die bis= her Zweifelnden in dem Wahne, daß die Mörser des Monjuich von Englischen Offizieren bedient, und die Bomben, welche einen Theil Barcelona's zerstörten, von den Engländern geliefert worden wären. Ein Deputirter jener Stadt kündigt sogar an, er werde den Cortes die Stücke einer Bombe vorzeigen, welche in seinem Hause platte, und Jedermann werde sich überzeugen, daß sie von Englischer Fabrik wäre. Um lehtere Angabe zu beweisen, beruft sih gar ein Blatt darauf, die Bomben wären in Solingen fabrizirt! Indessen er- flärt heute die Gaceta alle diese Gerüchte für unbegründet, indem sie behauptet, die auf der Rhede von Barcelona während der lebten Ereignisse vor Auker gelegenen Englischen Kriegsschisse hätten keiner= lei Ârt von Munition oder Kriegs- Bedürfnisse zur Beschießung der Stadt auf das Fort Monjuich geliefert.

Die Nachrichten aus Barcelona lauten allerdings nicht erfreu- liz, Die Behörden richten, wie vorauszusehen war, thren ganzen Zorn nicht gegen die Anführer der National - Miliz, welche auf die Truppen \choß, sondern gegen die reichen Kapitalisten, die für Mo- derirte gelten und ruhig in der Stadt zurüblieben. Man mißhan- delt sie, führt sie gebunden durch die Straßen und wirst jie n die Kasematten der Citadelle. Einzelne von ihnen haben 8 bis 10,000 Piaster zur Abtragung der Straf - Contribution von 12 Millionen Realen zu erlegen und sehen obenein ihre Häuser in Schutthaufen verwandelt. Sogar des Sonntags wird bis Einbruch der Nacht am Wiederaufbau der Citadelle gearbeitet. Da der Regent den Trup- pen, welche Catalonien beseßt halten, auf Kosten Barcelona's eine monatliche Gratification bewilligt hat, so zeigen hie sich bereit, ihm blindlings zu gehorchen, und ein ministerielles Blatt sagte vor- gestern: „Espartero steht jeßt auf gleicher Linie mit den berühmtesten Souverainen und mit dem Feldherrn des Jahrhunderts (al nivel de los mas famosos soberanos y del capitan del siglo). Die anitlihe Gaceta giebt heute zu erkennen, daß das Volk von allen Seiten Adressen au ihn richte, damit er sih zum Diktator erkläre, und frägt die Gegner des Regenten, ob sie sih uicht dem Willen des souverainen Volkes zu unterwerfen hätten, falls der Regent dem so laut ausgesprochenen Wunsche nachgäbe ?

Es heißt, der General van Halen, der Held von Barcelona, werde heute hier T :

Der Corresponsal, ein schr gemäßigtes, der Regentschaft Espartero's ergebenes Blatt, sagt gestern Abend: y /

„Die Tim es zollte dem Vombardement ihren Beifall? Warum nicht? …... Die Engländer beklatschen das Bombardement Warum mißbilligten sie den Aufruhr nicht, der am 18. Juli “ir A E Stadt veranstaltet wurde? Damals \chickten sie dem General, der den Volksaufstand begünstigte, einen Orden zu, und zur Seite dieses Generals befand sich

mehrere Damen sich in

nehmen die Worte des Englisch ( 1 sie, daß wir ( P e Makrhel gy sagen? Nein, sie irren sh... i i wir die Engländer der Jukonsequenz beschuldigen? Keinesweges. Die Englische Politik is die fonsequenteste der Welt. Damals re- deten sie dem Aufruhr das Wort, weil der Aufruhr Fabriken nieder= brennen fonntez weil sich die Arbeiter gegen die Fabrikherren em- pörten, weil die Kapitalien sich zurückziehen, wo Sicherheit fehlt. Jett loben sie_die Regierung, weil diese sih erboten hat, ihnen die ndustrie des Landes um baares Geld zu verkaufen und obenein in die unschuldige und garbeitsame Stadt Bomben zu werfen,“ u. \. w. ———__—

ein Stabs-Offizier A Nation. Cure # : ie? Organe unserer Regierung (die Gacetau,. st. w.) * qua yaries P O E chen Blattes in ihre Spalten auf! ...* fein Gedächtniß haben, oder keinen Muth, um ck Glaubt ihr, daß

T Ke l

Konstantinopel, 14. Dez. (A. Z) Jn dem von dem Großherrn erlassenen Hattischeriff hinsichtlich der künftigen Verwal tung des Lbanons wird, außer dem bereits Bekannten, den Drujen und Maroniten die Freiheit des Kultus gewährt, der frühere Besib, also die Räumung von Beteddin und aller von den Türken beseßt gewesenen Ortschaften des Gebirges ihnen zugesagt und endlich die Zurückberufung aller in Syrien noch anwesenden Albanesischen Mili zen angeordnet. Sir Stratford Caning hat bereits einen Expressen an den Obersten Rose nah Beirut abgehen lassen, um diesen genau über die eingetretenen Anordnungen der Pforte zu unterrichten und ihm aufzutragen, daß er seine Unterstüßung, so wie den Einfluß, den er bei den Maroniten genießt, dem Türkischen Pascha von Saida angedeihen lasse, damit die von den Europäischen Gesandten gutge- heißenen Anordnungen der Pforte unverzüglich in Wirksamkeit treten.

Viel Aufsehen hat hier ein in mehrere Deutsche Blätter über- gegangener Artikel aus der Ofener Zeitung erregt; man hat sich bei der Pforte au dem Juhalt desselben skandalisirt. Cs ist niht wahr, daß Alexander Georgewitsh_blos als Basch Bey in Serbien einge seßt, daß an dem Mauth - System oder an der Perception der Zôlle etwas geändert sey, daß die neu einverleibten sechs Distrikte von Serbien wieder losgerissen werden sollen 2c. Der neue Fürst ist dur den erlassenen Berat unter demjelben Namen, in derselben Ei genschaft, mit denselben Würden, Rechten und Pflichten, und zwar mit Beobachtung aller Förmlichkeiten, zum Fürsten von Serbien er hoben worden, wie es bei Michael Obrenowitsh vor zwei Jahren der Fall gewesen war.!

E

Vereinigte Staaten von Uord-Amerika.

22 Paris, 31. Dez. Heute sind über England bereits neuere Berichte aus New-York vom 16ten d. hier eingetroffen. Die Staats Secretaire des Krieges und der Marine, und der General-Postmeister hatten dem Kongresse zu Washington ihre Rechenschastsberichte vor- gelegt.

Aus dem Berichte des Staats-Secretairs der Marine nament lih geht aufs Neue hervor, wie richtig die Amerikanische Regierung die hohe Wichtigkeit der Erhaltung der Staats-Marine auf einem in jeder Beziehung Achtung gebietenden Stand begreift, und darin das eigentlihe Element der Kraft und Stärke der Union, die erste Be dingung ihres Einflusses auf die politischen Geschike der Welt er fennt. Der Staats-Secretair dieses Departements \chlägt in dieser Hinsicht eine durchgreifende Untersuchung des Verdienstes und der Kenntnisse der vorhandenen Marine-Offiziere vor, und beantragt, daß alle diejenigen, in Bezug auf welche sich herausstelle, daß sie nicht die erforderliche Qualification in theoretischer und praktischer Ausbildung besißen, aus der Marine ausgemerzt, auf halben Sold geseht, und durh andere tüchtigere Judividuen erseßt werden sollen, Da durch werden nun freilich manhe Juteressen Einzelner verlebt werden, und diese daher klagend ihre Stimme gegen die beabsichtigte Maßregel erheben. Allein der Staat im Ganzen, und namentlich das Ausehen und die Geltung seiner Marine können unverkennbar dadurch nur gewinnen, und man darf vorausseben, daß die große Mehrheit des Amerikanischen Volkes nur mit Befriedigung sehen kann, weun die Marine, die erste Bedingung seiner Größe, nur Offizieren von anerfanntem Verdienste, von erprobter Tüchtigkeit anvertraut wird, und zugleih den wahrhaft würdigen Judividuen eine sichere Aussicht auf wohlverdiente Beförderung eröffnet wird.

Was die Post-Verwaltung betrifft, so hat laut der vorgelegten Rechenschafts - Berichte die Zahl der im abgelaufenen Jahre durch reisten Meilen überhaupt 34,835,991 betragen, die Zahl der Post- meister 13,733, die Einnahme im Ganzen 4,546,246 Dollars, die Ausgaben 4,627,716 Dollars, Die Einnahmen und Ausgaben ste hen also nicht mehr in dem auffallenden Mißverhältnisse, wie in den früheren Jahren, und dieses erfreulihe Resultat dankt man einzig der eingeführten strengeren Kontrolle der Beamten und der ganzen Verwaltung dieses Departements überhaupt, in welchem früher \o zahlreiche und \v bedeutende Unterschleife vorgekommen waren. Der beste Beweis hierfür liegt darin, daß lediglich die Ausgaben ih ver mindert haben, während die Einnahmen fast auf der nämlichen Höhe stehen blieben, wie früher. Uebrigens macht der General-Postmeister ver \chiedenartige Vorschläge zur Berbesserung des Postdienstes und um demselben zugleich Schuß gegen den jeßt überaus großen Schmuggel in Beförderung von Briefen dur unbefugte Judividuen mit Umge hung der Post - Austalt zu gewähren, Er verlangt daher die (rlaf sung wirksamerer Geseße dagegen, Herabseßung der Briefpost“ Taxe und endlich Abschluß einer Uebereinkunft mit den sämmtlichen Eisen bahn-Verwaltungen, wodurch diese in Zukunft gehalten seyn sollen, die ganze Korrespondenz der Post - Austalten und alle derselben zur Beförderung übergebene Briefe zu befördern gegen eine derselben zu gewährende, ein für allemal die Sache feststellende Abkaufs - Summe, Der Schmuggel mit Briefen vou einer Stadt zur auderen hat in der That seit einigen Jahren eine außerordentliche Ausdehnung er reiht, die nur dem hohen Briefporto, welches sich die Staatspost bezahlen läßt, zuzuschreiben is. Jn Amerika so wenig als ander- wärts wird aber der Staatsschaß darunter leiden, wenn man zu einer Ermäßigung des Briefportos schreitet, die allmälig durchgeführt wer den kann, so daß die Folgen eines allzuplöbßlichen Wechsels dabei ver mieden werden,

Ein Blatt von New-York, das Journal of Commerce, hebt mit Recht hervor, daß, wenn der Kredit der Amerikaner wieder her gestellt werden soll, die Staaten, die bisher, so zu sagen, nur von einem wahren Borg-System lebten, etwas thun müßten, um zu zeigen, daß es ihnen Ernst sey, etwas für ihre Gläubiger zu thun. Und daß sie im Stande seyen, etwas zu thun, sey außer Zweifel, vor Allem müßten sie ihr Staats=-Einkünste-System regeln, das besonders bei einigen noch gewaltig im Argen zu liegen scheint, so daß sie so gut als gar feine Einkünste haben. Unter solchen Umständen hat der Englische Morning Herald wohl Recht, wenn er seine Verwunde- rung darüber ausdrückt, daß der Präsident in seiner Botschaft sich a wundern können, daß der Kredit der Union so sehr gesunken ey, daß ihr der Abschluß eines Anlehns unmöglich war.

__Mit der Gesundheit des General - Gouverneurs von Kanada, Sir Charles Bagot's, ging es immer noch shlecht. Die Aerzte hat- ten ihm eine Reise nah einem milderen Himmelsstriche angerathen, allein er war son \o \{chwach geworden, daß er solche nicht mehr unternehmen fonnte, Man hatte fast die Hoffnung für seine Rettung aufgegeben. ; 2 :

Inland. Berlin, 5. Jan. Dem Königl, General-Musik-Direktor, Herrn

Meyerbeer, der vor einigen Tagen von Paris wieder hier eingetroffen ist, wurde gestern Abend nah dem Sbiug der Theater ein ral fommnungs-Ständchen von den unter Leitung des Herrn Musif-Di- rektor Wieprecht stehenden Kavallerie-Musik-Corps gebracht, während gleichzeitig eine Anzahl von Musikfreunden \ih nah der Wohnung

23

des gefeierten Komponisten begeben hatte, um denselben beim Antritt seiner hiesigen amtlichen Functionen zu begrüßen. Mit freudiger Er- wartung sieht man unter der Aufsicht dieses Meisters einem neuen Flor unserer ernsten Oper entgegen, und dem Vernehmen nach werden {on in den nächsten Wochen einige der bedeutendsten Werke dieser Gattung in Scene gehen und von Meyerbeer dirigirt werden.

Álgerien.

Algé¿rie, Quatorze observations sur le dernier mémoire du général Bugcaud, par le général WDaan wier,

77 Paris, im Dezember. Unter diesem Titel und mit dem Motto: „Vox clamantis in deserto“ if vor furzem eine geharnishte Kritik des vielbesprohenen Buches des Generals Bugeaud über Algerien erschienen. General Duvivier hat selbst lange in Afrika kommandirt, er is anerfann termaßen einer der bedeutendsten Offiziere, die sih in der Schule des Afri- fanischen Krieges gebildet haben, und er hat hon vor einigen Jahren durch ein Buch, betitelt : „Solution de la question de l'Algérie“, bewiesen, daß er neben dem Degen auch die Feder zu handhaben weiß, und daß die Algerische Frage für ihn einen weiteren Horizont hat, als die Wälle eines verschanzten Lagers, oder der Umkreis eines Schlachtfeldes.

Seine vorliegende Broschüre is eine systematishe Bekämpfung der vom General Bugeaud in seinem Buche niedergelegten Jdeen, Behauptungen und Vorschläge. Es scheint freilich, daß sich eine ge wisse persönlihe Animosität in die Kritik des Generals Duvivier mische, die sein gespanntes Verhältniß zum Gouverneur von Alge rien selbst eingesteht, allein die Ansichten unseres Verfassers im Gan zen und Großen beruhen doch augenscheinlih auf Grundsäßen und auf wahrhafter Ueberzeugung, \o, daß das Sach - Juteresse in seiner Darstellung entschieden vorherrscht.

Er beginnt damit, daß er dem General Bugeaud vorwirft, bei feinem Urtheile über Algerien aus einem Extreme in das andere ge fallen zu seynz wie derselbe früher eine zu ungünstige Meinung über die Afrikauische Eroberung Frankreihs gehegt und bekannt habe, so übertreibe er si jeßt die Vortheile, welche dieselbe darbiete und ver \sprehe. „Zur Unterstüßung seiner gegenwärtigen günstigen Ansicht von Algerien“, sagt er, „führt der General Bugeaud unter Anderem an, daß sich darin 70,000 Hektaren Waldung befinden. Aber was ist eine solche Oberfläche? Sie kommt einem Viereck von 65 Stun den Läuge und Breite gleih. Dies ist nicht soviel als der Wald von Fontainebleau, es is sogar viel weniger, wenn man unsere {s nen, wohl gepflegten, auf ebenem Boden stehenden Bäume mit dem Afrikauischen Krüppelholze vergleicht, das hier und da, wie es der Zufall will, in den Spalten unzugänglicher Felsen wächst. Und wenn es sich in Folge neuer Entdeckungen auch fände, daß der Umfang der Wälder die ange gebene Zahl um das Zehnfache übertrefe, so würde doch für ein Land von 50 Stunden Breite und von 150 Stunden Länge, für ein Land, das beinahe halb \o groß i} als Frankreich, das Wort Sallust's, der von Numidien sagt: „arbori inlecunda“, immer noch wahr bleiben.“ Herr Duvivier weist desgleichen nach, daß Algerien, im Widerspruche mit den Behauptungen des Generals Bugeaud, Steine nur da besißt, wo die Franzosen fie niht brauchen können, nämlich in den Gebirgen, und daß sein Wasservorrath nichts weni ger als zureichend ist. Der angebliche Widerspruch aber, welcher zwi \hen diesem Zustande Algeriens und den Römischen Schilderungen der unermeßlichen Fruchtbarkeit und des fabelhaften Reichthums Afrik@?s besteht, wird dur den General Duvivier, dem es an klassi {her Gelehrsamfeit nicht fehlt, durch die Berufung auf die That- sache beseitigt, daß die Römer unter der Provinz Afrika nur einen Theil der heutigen Regentschaft Tumis verstanden, der noch jebt die selben glücklichen Eigenschaften des Bodens hat, wie vor zweitausend Jahren.

Nachdem General Duvivier zu verstehen gegeben, daß die rasche und radikale Aenderung der Ansichten des Generals Bugeaud von Afrika wohl ihren Grund in seiner jeßigen persönlichen Stellung an der Spibe der Afrifanischen Provinz haben könnte, geht er zu den auf dem Titel seiner Broschüre angekündigten „Bemerkungen“ über, Die erste derselben betrifft den Anbau der neuen Eroberung. „Jeder“, heißt es hier, „der sih für Algerien interessirt, verlangt, daß es fo lonisirt, daß es in eine Französische Kolonie verwandelt werde. Aber das Wort Kolonie hat nicht für Jedermann dieselbe Bedeutung. Jur die Einen bedeutet es ein Comtoir, eine Faktorei; für die An deren, große Bewirthschaftung durch einzelne Grund - Eigenthümer, welche ungeheure Landstrecken besißen und dieselben mit Hülfe genü gender Kapitale bebauenz; bei noch Anderen endlih bedeutet es Ver- theilung des Bodens unter eine Menge kleiner Eigenthümer und Aer- bauer, welche das Land mit einer zahlreichen, kräftigen, dichten Bvoölkerung bedecken, die fähig ist, ihre Felder selbst gegen starke feindliche Parteien zu vertheidigen. Durch diese lebte Art der Colonisation schaft man ein zähes Volk, sichert mau die Eroberung Algeriens Fuß für Fuß bis in die Mitte der Sahara, schreitet man langsam aber stetig vor- wärts, und findet man ein Mittel, den Pauperismus zu bekämpfen, der sich Frankreichs bemächtigt, und ihn sogar guf lange Zeit zu be seitigen, Für die erste Art der Colonisation bedarf es in militai rischer Hinsicht nur mittelmäßiger Garnisonen und guter Festungs= werke für gewisse Punktez für die zweite is eine sehr starke Armee nöthig, welche sehr beweglich seyn und oft erneut werden muß, um den Pslanzern eine unbedingte Sicherheit zu verschaffen; sür die dritte genügt ein mäßiges Heer, bestimmt, die nöthigen Waffenpläbe zu deen; aber es is dabei außerdem erforderli, daß man zahlreiche Haufen der rüstigen Leute nach Afrika schicke, die man in Frankreich Proletarier nennt, und daß eine weise Politik des Staats und die christliche Wohlthätigkeit der Privatleute angemessene Geld -Unter- stüßungen zu deren Verfügung stelle, Bei der ersten Art der Colo- nisation gelangt man uur dahin, Straf-Kolouïeen und Zufluchtsörter für Schiffe zu gründen; bei der zweiten muß man sih auf große Unglücksfälle und nahe Katastrophen gefaßt machen; bei der dritten sichert man die Zukunft.“ Der Verfasser findet, daß der General Bugeaud sich im Wesentlichen für die zweite Art der Colonisation ausspricht, daß er dem Aubau des Bodens durch Tagelöhner und Mieth-Arbeiter zum Vortheile einzelner großer Spekulanten und Ka= pitalisten den Vorzug giebt, und er erkeunt an, daß diesem Systeme die Forderung der Aufrechterhaltung einer Armee von wenigstens 80,000 Mann durchaus entspricht. Aber der General Duvivier mißbilligt diese Ansicht entschieden. Er behauptet und sucht zu beweisen, daß bei ihrer Befolgung das ganze Schicksal der Kolonie fortwährend von dem Fortbestande des Curopäischen Friedens abhänge, und daß selbs unter der Vorausseßung der Dauer desselben die Lage der An- siedler beständig precair bleiben werde, indem ihre Felder, ihre Aernd- ten, ihr Eigenthum und ihr Leben jeden Augenblick der Rache und dem Hasse der Araber zum Opfer werden können. Er selbs will die Colonisation „dur eine permanente Armee, welche auf eine perma- nente Weise an ihre Standquartiere, in denen sie selbst zu ihrem alleinigen Vortheile Ackerbau treibt, gefesselt ist; außerdem aber durch Kolonieen von Proletariern, welche, vollkommen organisirt, mit ihren Chefs, wie ehemals die Römischen Kolonieen mit ihren Triumvirn oder Decemvirn, aus Frankreih nah Afrika abgehen und hier be-

| riens und sein Verhältniß zu den Finanzen Frankreichs.

festigte Distrikte bebauen, die unter dem geographishen Schuße der militairischen Standquartiere stehen.“ Der General Duvivier möchte sogar den großen Grundbesiß in Algerien förmlih verboten sehen, um zu verhindern, daß sich eine Bevölkerung von Tagelöhnern und Proletariern in Afrika bilde.

Die zweite Bemerkung gilt der vortheilhaften Darstellung des fommerziellen Zustandes Älgeriens durch den General Bugeaud: General Duvivier ist der entschiedene Gegner des Handels und des Luxus in Afrika, weil Beide die Geldkräfte und die Thätigkeit von dem Colonisationszwecke ablenken. „Man will sich“, ruft er aus, „an den Plaß eines abgehärteten, friegerischen Volkes stellen, das von einer Hand voll Mehl und von ein paar Tassen Milch lebt, und man begreift niht, daß man nur zum Ziele gelangen kann, wenn man sich dieselben Entbehrungen gefallen läßt! Armuth, Arbeit und Sieg, das is} die Aufgabe der gegenwärtigen Kolonisten; ihren Ur= enfeln mögen der Müßiggang, der Luxus und die Niederlagen vor= behalten seyn.“ Der General Duvivier bekämpft den Saß des Ge- nerals Bugeaud, daß der Handel die Araber unterjochen werde, wie der Branntwein die Judianer unterjocht habe. „Nein“, ruft er aus, „nur Jdeen sind es, die uns dieses Volk zusühren, nur Ideen sind es, die es an uns fesseln können, denn Jdeen sind es, die uns Widerstand leisten, die Jdeen, welche den heiligen Krieg und den National = Krieg predigen. Starke Mittelpunkte der Coloni= sation in verschiedenen Gegenden, wenig friegerische Züge, Diploma- tie, nicht nah Türkischer Weise, um Zwietracht zu säen, sondern Di- plomatie wie sie sich für Freunde der Civilisation ziemt, um den Frieden unter den Stämmen zu befestigen; die umfassende Organi= sation der Mittel des Unterrichts für das Volk der Araber : das ist nah unserer Meinung der unfehlbare und der am wenigsten kostspie= lige Weg, um Resultate zu erlangen, deren sih die Nation in künf- tigen Jahrhunderten niht zu shämen hat,“

Die dritte Bemerkung betrifft den ökonomischen Zustand Alge=- Der Ver=- fasser erkennt das vom General Bugeaud gerühmte Zunehmen des Flors Afrika'’s und seine wachseude aktive Bedeutung für den Fran- zösischen Schaß nicht an. Wenn die Einkünfte Algeriens in den leþp= ten Jahren gestiegen sind, sagt er, so hat diese Zunahme nur in dem- selben Maße stattgefunden, in welhem das Heer vermehrt worden ist; die Einnahmen, die der Schaß aus Afrika zieht, sind im Ganzen nur Prozente des Afrikanischen Budgets, das hat der General-Gou=- verneur noch 1841 bei seiner Ankunft in Algier durch die öffentliche Erklärung anerkannt, „daß diese Eroberung eine s{hwere Kugel am Fuße Frankreichs sey.“ Um zu beweisen, wie irrig die neuesten öfo= nomischen Folgerungen des Generals Bugeaud sèyen, führt der Ver= fasser an, daß der General-Gouverneur unter den Hülfsquellen, welche Algerien dem auswärtigen Handel darbiete, auch die rohen Häute und Hörner angeführt habe, welche fast ausschließlich von dem zuvor aus Frankreih eingeführten Rindvieh herrühren, und die allerdings drei Fünftel der ganzen Ausfuhr Algeriens nah Frankreich, nämlich 1,270,000 Fr, ausmachen.

Die vierte Bemerkung bezieht sich auf den Vorschlag des Generals Bugeaud, die Armee zur Anlegung von Straßen, Ka= náälen nnd Colonisations - Arbeiten für Rechnung des Staats zu verwenden. Der Verfasser leugnet das Recht des Staats, solche Dienste von der Armee zu verlangen, deren einziger Beruf in der Landes - Vertheidigung oder überhaupt der Kriegführung und den damit zusammenhängenden Arbeiten bestehe. „Wenn die Stellvertre=- tung in der Armee, wie die Staats-Vernunft es verlangt, unter je- der Form verboten wäre, so würde man in Frankreich nur eine Stimme hören, um dieser Ansicht beizupflihten. Niemand würde unter jener Vorausseßung daran denken, die Armee zu öffentlichen Arbeiten ver= wenden zu wollen. Aber man hat den oligarchishen Tendenzen die Stellvertretung zugestanden, und diese Tendenzen gehen jeßt auch darauf aus, die Frohnde zu Gunsten der privilegirten Klassen wieder herzustellen und sie der Armee aufzulegen.“ Wenn aber die Armee geseßliher- und verfassungsmäßigerweise nicht zu öffentlihen Ar= beiten verwendet werden darf, so fällt damit der parodox klin= gende Sab des Generals Bugeaud in si selbst zusammen: daß, je mehr Truppen Frankrei nach Algerien schicke, desto größere Erspar= nisse es in seinem Kriegs-Budget machen könne; denn diese Erspar= nisse sollten eben durch die |[produktiven Arbeiten der Soldaten in Afrika bewirkt werden.

Die fünfte Bemerkung handelt unter der Ueberschrift : „gebet dem Kaiser was des Kaisers ist“, von den Verdiensten der Vorgänger des Generals Bugeaud um den jebigen vergleichsweise günstigen Zustand der Kolonie. Der General Duvivier will nicht, daß die neuesten Re= sultate aus\hließlich auf Rechnung der Talente des jeßigen General=- Gouverneurs gesetzt werden, er erinnert an das, was der Herzog on Rovigo und die Generale Clauzel, Damrémont und Vallée mit weit geringeren Armeen geleistet haben,

Sechste Bemerkung: Allgemeine Eroberung und Unterwerfung Algeriens. Dieses Resultat, welhes der General Bugeaud als unerläßlihe Vorausseßung seines Colonisations-Planes verlangt, wird von unserem Verfasser geradezu für unmöglich erklärt, denn es würden, seiner Versicherung nach, dazu sehshunderttgausend Mann, die Frank= reich immer vollzählig erhielte,' gehören. „Wir glauben“, fügt er hinzu, „daß jede Unterwerfung, die man erlangt zu haben meint, nur eine scheinbare und vorübergehende is, und daß sie den Ansiedlern feine Art der Garantie darbietet.‘ Nord - Afrika is, dem Verfasser zufolge, nur einmal wirklich erobert worden, nämlich durch die Araber, welche sih die Ux - Einwohner so anzuähnlichen wußten, daß sie sich mit ihnen zu einer gemeinsamen Race vershmolzen, wenn beide nicht vielleicht {hon vorher Völker desselben Stammes und derselben Zunge waren. Der fünfhundertjährige Römische Besitz Affrika?s, auf den man sih so oft berufen hat, um die jeßige Stelle Frankreichs in Algerien zu bestimmen, war ein fortwährender Kriegszustand. Ob- gleich die alten Schriftsteller wenig von den Afrikanischen Angelegen- heiten sprechen, so läßt sich doch theils aus ihren Texten, theils aus einigen an Ort und Stelle gefundenen Juschriften nahweisen, daß die Römer von den Zeiten des Julius Cäsar bis auf die Landung der Vandalen wenigstens neunzehn große Empörungen zu bekämpfen gehabt haben. Und rach allen diesen Niederlagen, und nach allen den furchtbaren Akten der sattsam bekannten politishen Justiz Roms, die ihnen gefolgt sind, war der unzähmbare Menschenschlag der Afrikanischen Nordküste noch stark genug, um in Gemeinschaft mit einigen tausend Vandalischen Kriegern die Römische Herrschaft im Nu von dem Boden zu E den sie seit einem halben Jahr= tausend inne gehabt hatte. Auf diese Weise wußten die Afrikaner von jeher jeden Europäischen Eroberer in beständigem Allarm zu halten, ihn zu untergraben, ihn durch keine eben häufig wiederholte Verluste zu {hwächen, bis sih eine Gelegenheit fand, ihn mit Hülfe eines anderen Europäischen Stübßpunktes gänzlich zu stürzen, Dasselbe Schicksal erwartet, der Ueberzeugung des Generals Duvivier zufolge, die Franzosen, wenn sie das Colonisations - System des Generals Bugeaud, das ganz auf eine zahlreihe Armee basirt ist, befolgen, und nicht vielmehr Ansiedlungen machen, die mit ihren eigenen Kräften im Stande sind, sich gegen den einheimischen und im Noth- falle g gegen einen von außen kommenden Feind zu vertheidigen.

ie siebente Bemerkung bezweckt eine nähere uchung der von General Bugeaud aufgestellten Forderung