1843 / 8 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

s nige fe ‘ihtigen Bemerkun-= rathung gewesen und, nah etmgen scharfen und richtigen Ber iun S de Majorität bes Kabinets, zuleßt mit voller Einhelligkeit affir= mativ entschieden worden. Herr Guizot übernahm die Redaction der Thron = Rede, deren Entwurf in dem morgenden Minister - Rath unter dem Vorsitz des Königs erörtert werden soll.

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Grossbritanien und Irland.

London, 30. Dez. nah Claremont gehen. _ | L

Die Oesterreichische Fregatte „Bellona“, an deren Bord si der Erzherzog Friedrich befindet, liegt noch immer zu Spithead vor An kerz sie wird absegeln, sobald sich der Wind günstig wendet.

Der Morning Herald kommt auf das Rundschreiben zurü, welches vor einiger Zeit Lord Aberdeen an die Admiralität über das ungeseßmäßige Berfahren Englischer Kreuzer an der Küste von Afrika gerichtet, und sagt, daß mehrere Kaufleute Reclamationen in dieser Hinsicht erhoben und Schaden = Ersaß verlangt haben. Auch führt das Blatt das Schreiben eines der Lords der Admiralität an einen Englischen Residenten auf der Küste von Afrika an, in welchem der Lord ihm die Versicherung giebt, daß die Mißbräuche, über die er sich beklagt, niht mehr stattfinden würden. Hierauf fährt das Blatt Q „Wir haben jeßt dem Publikum die Kunde mitzutheilen, daß

ord Aberdeen, die ungemeine Wichtigkeit wohl erkenuend, welche die

gegenwärtige gereizte und zornige Stimmung in Frankreich aus sich entwickeln möchte, Befehle an unsere Kreuzer gesandt hat, daß ihre Capitaine sich streng und gewissenhaft an das Völkerrecht halten sollen; er hat au eine Kommission niedergeseßt, um für die Capi- taine Justructionen zu entwerfen, welche mit dem Völkerrecht und den Bestimmungen der mit den anderen Mächten abgeschlossenen Verträge in Uebereinstimmung stehen.“

Im Standard wird vorgeschlagen, daß man, um das gänzliche Aufhören des Sklavenhandels zu bewirken, eine aus Abgeordneten aller jener Mächte, welche ein Uebereinkommen zur Abschaffung jenes Handels abgeschlossen, gebildete Kommission niederseßen solle. Diese Kommission solle ermächtigt werden, die behufs Unterdrückung des Negerhandels an der Afrikanischen Küste erlassenen Geseße und Vor= schriften zur Anwendung zu bringen; sie solle zu diesem Zwecke Schiffe ausrüsten und bemannen dürfen, und ihre Mitglieder für ihre Handlungen den betheiligten Regierungen verantwortlich seyn.

O'Connell meint in seinem Schreiben gegen das Jrländische Armengeseß, man solle es in seiner jebigen Gestalt abschaffen und eine Einkommensteuer aus demselben machen, von welcher Alle zu be- freien wären, die jährlich weniger als 500 Pfd. St. Einkommen hätten. Wer mehr und bis zu 1000 Pfd. Einkommen habe, solle 1 pCt. abgeben, diese Steuer dann von allem Einkommen über 1000 Pfd. nach Verhältmß und nöthigenfalls von dem enormen Einkom-= men der außerhalb Jrlauds lebenden Grundbesißer bis auf 50 pCt. gesteigert werden. Eine solche Steuer werde Aufstände verhüten, indem dann der Reiche für den Armen zu zahlen hätte.

Die Morning Post sagt über den Charakter des Soult= Guizotshen Ministeriums: „Wenn mgn die Handlungen des jetzi= gen Pariser Kabinets die Revue passiren läßt, so verliert man nur zu oft seinen Ursprung aus dem Auge. Man vergißt, daß die Herren Soult und Guizot in das Pariser Kabinet berufen wurden, um ein kriegslustiges Ministerium zu erseßen, und daß 1hre Haupt- Aufgabe war, Frankreih in den Europäischen Verband wieder ein treten zu lassen und das Vertrauen der fremden Mächte in Frank= reis äußere und innere Politik wieder herzustellen. Diese Aufgabe, wiewohl höchst \{wierig, ist durch Herrn Guizot vollständig gelöst worden, und gewiß hat seit der Juli=Revolution kein Französischer Staatsmann die Achtung der Staatsmänner des Festlandes in so hohem Grade genossen, als Herr Guizot. Wenn Frankreich in die- Gi Augenblicke sich des ibm gebührenden legitimen Einflusses erfreut, so dankt es dies seinen loyalen und aufrichtigen Gesinnungen. Jede Kabinets-Veränderung zu einem wagehalsigen Zwecke würde demnach nicht blos für Frankreich, soudern für ganz Europa unheilbringende Ergebnisse nah sich zichen. Die konservative Partei und sogar die anderen Parteien besißen keinen Mann, der, was gouvernementale Beredtsamkeit und Kraft der Beweisführung betrifft, an Herrn Gui- zot hinanreiht, Alle Freunde der Ordnung und des Friedens müssen somit lebhaft wünschen, daß Herr Guizot am Ruder bleibe.“

Die Times enthält jeßt auch, so wie früher {on die Mor-

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ning Post, einen ausführlichen Artikel , worin die Darstellungen, welhe die Morning Chronicle und mehrere andere öffentliche Blätter von dem Aufstande in Spanien, und namentlich von dem Benehmen des Französischen Konsuls daselbst, gegeben haben, für un- gegründet erklärt werden. „Ohne in die genaueren Einzelnheiten der ganzen Sache einzugehen““, sagt die Times, „wollen wir uns nur auf die drei Hauptpunkte der Beschuldigungen gegen Herrn Lesseps be- \hränken. Dieselben waren: 1) daß Herr Lesseps durch falshe Dar- stellungen die Offiziere der Besaßung des Forts Atarazangs vermocht habe, dieses Fort zu räumen, und die Truppen die Waffen niederzu= legen. Auf diese Beschuldigung dient zur Antwort, daß Herr Lesseps zu der angeführten Zeit sich gar niht nah dem Fort Atagrazanas bege=- ben hat; und daß nah der Wiederbeseßzung der Stadt durch die Truppen der Regierung die Militair - Kommission Niemanden aufge- funden hat, der den Französishen Konsul den im Fort befechlenden Offizieren diesen Rath ertheilen sah oder hörte, 2) Daß Herr Les- seps die Junta der Rebellen, nachdem er ibnen gestattet hatte, sich pol die Französischen Schiffe zu flüchten, doch wieder an das Land gesebt, auf diese Weise den Aufstand von neuem aufgeregt und dadurch die Stadt der Beschießung, der sie dann wirklich un- terworfen wurde, gusgeseßt habe. Auf diese Beschuldigung dient zur Antwort, daß die Mitglieder der Junta gar nicht wieder an das Land gesetzt „worden sind, und daß die ganze Nachricht, als ob sie au dem Ufer von einer Menge Aufrührer em- pfangen worden seyen, eine reine Erfindung is. 3) Endlich wird Herr Lesseps beschuldigt, daß er die Gattin und die Töchter des General-Capitains wenig besser als Kriegsgefangene behandelt habe,

Der Hof wird nächstens auf kurze Zeit

# sich dem menschlihen Auge zeigen kann. : Männern, Weibern und Kindern fand man in jedem Hause, einige è mit abgeschnittenen Kehlen, andere mit dem Kopfe abwärts in die é tiefen Brunnen gestopft , welche sih im Orient in jedem Hause vor= * finden. * bote cines blutdürstigen Aberglaubens geworden und hatten ihre Hände in das Blut der Jhrigen getaucht, bevor sie zum Selbstmorde schrit= ¡ten, um nur nicht den Engländern in die Hände zu fallen. Wie un= {ershütterlih muß die Willenskraft seyn, welche so allgemein solche * empörende Resultate zu erzeugen vermochte ! è der Krieg jet zu Ende is, ein Krieg, der mit so tödtlicher Wirkung

ür die er, ein Vertreter der Französischen Regierung, der Junta Lrbutwocti wäre, Auf diese Bes O “dient ale Anîwort, daß wir Briefe von dem General-Capitain van Halen an den Fran-= zösischen Konsul vor uns liegen haben, worin derselbe ihm seinen wärmsten Dank dafür ausspricht, daß er si dieser Frauen, als ihr Leben von dem Pöbel der Stadt bedroht war, angenommen habe. Die übrigen weiteren Beschuldigungen, daß von Paris Gelder für die Zwecke des Aufstandes überschit worden seyen, und daß die Fran- zösischen Beamten an anderen Orten bei dem Ausstande betheiligt gewesen seyen, werden ebenfalls durch kein Zeugniß einer wahren Untersuchung bekräftigt. Man darf annehmen, daß die Untersuchung in Barcelona sehr thätig war, und das Ergebniß derselben i} ge- wesen, daß, anstatt neue Thatsachen zur Nachweisung einer Französi- hen Jntrigue bei dieser Angelegenheit zu liefern, jede dieser so zu- versichtlih veröffentlichten ie A sich durch Ermangelung jeden Beweises als ungegründet erwiesen hat.“ L Bei dieser Gele enheit bemerkt die Times auch Folgendes über die von der Morning Chronicle in Bezu ei die. Serbischen Angelegenheiten gemachten Mittheilungen: „Wir haben die besten

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Gründe, zu glauben, daß die in diesem Blatte, welches sich durch scinen Eifer in Betreff unserer auswärtigen Angelegenheiten oft wei= ter fortreißen läßt, als es nah ruhiger Ueberlegung sollte, ver= öffentlichten Noten, welche zwischen Herrn Buteniff, dem Russischen Gesandten in Konstantinopel, und der Pforte über die Revolution in Serbien gewechselt worden seyn sollen, eben so reine Erfindungen sind, als der angebliche Schriftenwechsel des Herrn Lesseps mit der revolutionairen Junta. Allerdings wurde von Herrn Butenieff ein eigenhändiges Schreiben seines Kaisers dem Sultan überreicht, aber es enthielt nicht das, was jenes öffentliche Blatt behauptet, daß es enthalten habe, und mit dieser Ueberreichung war die ganze Angele= genheit beendigt,

Der Juverneß Courier enthält Folgendes über den jeßt beendeten Krieg in China: „Jn einem Privatbriefe des Sir Henry

#+Pottinger, des Britischen General - Bevollmächtigten in China, an È cinen ¿Freund in Schottland, äußert derselbe seine Ansicht über den f Chinesischen Krieg in bemerkenswerther Weise dahin, daß er wünsche, - der Feind möge sich ohne ferneres Blutvergießen fügen, nicht aus

Rücksicht auf die von Einigen behauptete Ungerechtigkeit des Krieges oder auf die verweichlichte feindliche Regierung, sondern wegen der

armen Tataren, denen 1m Fall der Niederlage durchaus keine andere

ZAlternative bleibe als der Tod. Sie dürften es nicht wagen, sich Zu ergeben, es sey ihnen Pflicht, lieber durch Selbstmord umzu= ommen, als einem Feinde zu weichen, und wenn es ihnen auch ge= länge, aufs Land zu entflichen, \o entflöhen sie nur einem offenen,

7hochherzigen Gegner, um einem heimtückischen, rachsüchtigen Feinde

in die Hände zu fallen, denn die Chinesen seyen überall auf der

Lauer, um die waffenlosen Tataren umzubringen, wo sie es unge # straft zu thun vermöchten. # von Tschinhai, welche nah der Eroberung der Stadt sich den Eng=

Die Auftritte in dem Tataren = Distrikte

: ländern tarstellten, schildert Sir Henry als das Empörendste, was Verstümmelte Leiber von

Gatten und Väter waren die Vollführer der gräulichen Ge=

Wir freuen uns, daß

è dieses verfehmte Volk traf, nah der Ansicht Sir Henry's das tapferste

è Volk unter allen Asiatischen Nationen.“

Im Londoner Kirchspiel St. James wurde am 27sten die Er=

* rihtung eines Zweig-Vereins des Bundes gegen die Korngeseße und

die Eröffnung einer Unterzeichnung für den Fouds des Bundes be {lossen Es wurde berichtet, daß unter den 68 Zweigvereinen des Londoner Bundes gegen die Korngeseße viele bereits 4— 700 Mit- glieder zählen.

Die angesehensten Einwohner von Gravesend haben eine Petition

Agegen die Einkommen - Steuer angenommen, welche dem Parlament

durch Lord John Russell vorgelegt werden soll. Ueberhaupt macht ‘dic Agitation gegen die Einkommen-Steuer immer größere Fortschritte ; ihr Erfolg aber is sehr zweifelhaft, da Sir R. Peel keinesweges ge neigt seyn soll, die Steuer schon nah dem ersten Jahre ihres Bejte=

hens wieder aufzugeben.

Der Marquis von Douglas i} von Mannheim zurück am Sonn= ¿tag in dem Herzoglich Haniltonschen Palast hierselbst eingetroffen. “Seine Vermäblung wird in Deutschland gefeiert werden, wo, bekannt lich in Mannheim, seine Braut, die Prinzessin Marie von Baden, Tochter der verwittweten Großherzogin Stephanie, ibre Residenz hat. Die Herzogin von Hamilton bleibt i Mannheim.

i Bei en

Brüssel, 3. Jan. Am Neujahrstag war große Vorstellung bei Hofe, wobei die verschiedenen Corporationen Glückwünschungs Reden hielten, in denen jedoch nchts Bemerkenswerthes vorkam. Graf Vilain sprach für den Senat, Herr Raikem für die Repräsen- tanten,

Durch Königl. Beschluß werden den Amerikanischen Schiffen die erböhten Abgaben zurückerstattet, welche sie hatten zahlen müssen, weil die Vereinigten Stoaten die Belgischen Schiffe höher besteuert hatten, eine Verfügung, welche die Vereinigten Staaten bekauntlich bald wieder zurückgenommen hatten.

Im Hafen von Antwerpen liefen während des Jahres 1842 1391 Schiffe, worunter 55 Preußische, einz die Einfuhr derselben betrug 213,331 Tonnen Last.

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Deutsche Bundesstaaten.

Muúnchen, 1. Jan. (A. Z) Am heutigen Tag tritt der neue Tarif für die inländische Korrespondenz ins Leben, dessen Be stimmungen um o größeres Interesse erregen, als bekanntlich eben jeßt die zeitgemäße Modification des Briefporto?s allerwärts zu den lebhaft besprochenen Fragen des Tages gehört. Der Eindruck der in dieser Hinsicht uun Bayerischerscits getroffenen Maßregel kann aber uur günstig seyn, weil leßtere für viele Korrespondenzen wesentliche Erleichterung, dagegen nicht für einen einzigen Portosaß Erhöhung zur Folge hat. Die höheren Taxsäße wurden nämlich durchgängig auf 12 Kr. herabgeseßt, während das in Bezug auf nähere Distan= zen unverändert gebliebene Porto ohnehin {hon so billig und billiger bemessen war, als in irgend einem anderen Postgebiete. Ueberhaupt stellt sich in Folge der neuen Allerhöchsten Verordnung der Bayeri- \che Brief-Tarif, mit Ausuahme des Englischen, gegenwärtig als der billigste von allen dar, wie gus einem Vergleich der verschiedenen jebt bestehenden Brief-Tarife sich unshwer erkennen läßt.

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Die Allgemeine Zeitung meldet nah einem Züricher Blatte (dem Republikaner), daß die Behörden von Zürich dem Dichter Georg Herwegh nicht nur die erbetene Niederlassungs - Bewilligung

erweigert, sondern auch beschlossen hätten, daß er nah seiner bevor= ehenden Rückkehr gus Deutschland höchstens noch vier Wochen in ürich sich solle aufhalten dürfen.

Juland. Berlin, 7. Jan.

L Eine Deputation des hiesigen Magistrats und der Stadtverordneten überreichte gestern Sr. Excellenz dem Kriegs = Minister, Geueral der Junfanterie, von Boyen, deu Ehren= BVürgerbrief der Stadt Berlin, der das Datum des 19. November trägt, des Jahrestages der Verleihung der Städte-Ordnung, Der Herr Kriegs - Minister nahm dieses Zeichen der Hochachtung und

Liebe auf das wohlwollendste auf und äußerte, daß es ihm zur be- sonderen Genugthuung gereiche, eine solche Auszeichnung von der Hauptstadt zu erhalten, die sich zu allen Zeiten und besonders wäh- rend der Kriegsjahre durch ihre Hingebung und ihre Opfer für die Sache des Königs und des Vaterlandes bewährt habe. (Vergl. un= ten unter Wissenschaft, Kunst und Literatur.)

Breslau, 2. Jan. Ju dem hiesigen Amtsblatte mat der Ober = Präsident der Provinz Schlesien, von Merckel, folgende Allerhöchste Kabinets-Ordre bekannt:

Ss 1jt Mir von dem Minister der geistlichen Angelegenheiten ange zeigt worden, daß der Domherr Ritter, obwohl er in der Eigenschaft als Kapitular-Vikar des Bisthums Breslau von Staats wegen niemals aner- kannt worden , sich unterfangen hat, in einem Augenblicke, wo der neu er- wählte Fürstbischof seine Bestätigung erwartet, durch ein Rundschreiben an die Geistlichkeit jenes Bisthums vom 24. Oktober d. J. neue Bestimmun- gen über die Behandlung der gemischten Ehen zu erlassen, ohne sie zuvor der Staats - Behörde mitzutheilen, und die nach den Landesgeseßzen (Allg. Landrecht Thl. 11, Tit. 11, §. 117) zur Bekauntmachung solcher neuen Verordnungen erforderliche Genchmigung des Staats einzuholen. Jch habe diese Anmaßung des Domherrn Ritter mit besonderem Unwillen vernommen und erkläre demnach, daß diese von cinem von Mir nicht aner fannten Bisthums-Verweser und mit Nichtachtung der Landesgesetze erfolg- ten Bestimmungen für nicht erlassen zu betrachten sind, und denselben in keiner Weise Folge gegeben werden soll. Meinen sämmtlichen Behör- den, insbesondere aber dem Minister der geistlihen Angelegenheiten, befehle Jch hierdurch, gemessenst darauf zu halten, daß diesem Meinem König- lichen Willen gemäß in dem Bezirk der Diözese Breslau verfahren werde.

Das Staats-Ministerium hat diesen Befehl durch die Amtsblätter der Provinz Schlesien zur öffentlichen Kenntniß zu bringen, Charlottenburg, den 21. Dezember 1842.

(gez.) Friedrich Wilhelm. An das Staats - Ministerium,“

Danzig, 29, Dez. (Elb. Anz.) So wie in den lebten Wintern, so werden auch in dem diesjährigen von einem Vereine von Schulmännern und anderen Gelehrten zum Besten der Kleinkinder Bewahr = Anstalt Vorlesungen gehalten. Herr Pr. Grübugau (Lehrer bei der hiesigen Petrischule) begaun sie mit einem Vortrag über Her-= wegh. Da nun Herwegh besonders als politischer Dichter bekannt ist, so erschienen hier Betrachtungen über politische Poesie als unerläß= lich: „Diese Gattung der Poesie“, bemerkte unter Anderem der Redner, „hat von jeher zwei Arten von Feinden gehabt: die Politi= fer (die Staatsmänner) und die Poeten (die Aesthetiker). Die Er= steren stehen am Ruder, fühlen sich im Besiß der Macht und wollen sich diese erhalten; sie censiren, verbietenz dringen aber dennoch nicht durch. Jhr Treiben gleicht einem Gewitter und is} wie dieses nur auf Augenblicke furchtbar und nur für Einzelne verderblich, Gefähr licher und verderbender sind der politishen Poesie die Acsthetiker, besonders die aus der Götheschen Schule, gewesen. Diese haben wie die Nachtfröste tödtlich auf die Keime des politishen Bewußtseyus im Deutschen Volke gewirkt; sie verlangen, daß die Dichter blos Herzensgefühle, Natureindrücke, und andere harmlose Vorwürfe be singen sollen. Seit der Erscheinung des Rhein-Liedes regt sich jedoch die politische Poesie mit erneueter Kraft und überall entstehen ju gendliche Priester derselben, unter denen Georg Herwegh unbe dingt der genialste, der bedeutendste ist,“ Nach der Einlet tung wurde Einiges von Herwegh'’s8 Poesieen vorgelesen, um feine Ansichten und Wünsche zu charakterisiren. „Da Herwegh einen neuen Stand der Dinge wünscht“, fuhr dann der Redner fort, „0 ff e interesante u Wien, was er benn agen wünscht. Zur Beantwortung dieser Frage dürfte die Mittheilung führen, daß er ein Anhänger der in Frankreich erstandenen Kommu- nisten is, sür deren Stifter Fourrier gilt, der im Jahre 1837 im 65sstten Lebensjahre zu Lyon als Mäkler starb. Um der übergroßen Wichtigkeit, die man dem Handel einräumt, entgegenzuwirken und den Pauperi2mus zu bekämpfen (man denke an die Noth der Fabrik-Ar= beiter in Lyon, die Fourrier vor Augen hatte, in England u. st. w.), verlangt Fourrier, daß die Menschen in Gruppen von etwa 1800 Seelen und zwar in Einem großen Hause und bei Einer Haushal= tung zusammen leben sollen. Das Erbrecht soll abgeschafft oder wenigstens schr modifizirt werden u, s. w. Diese Wünsche theilt nun auch Herwegh, der seinen Gedichten nur einen geringen Werth bei= legt und nur durch ste scinen kommunistischen Jdeen Bahn zu brechen hofft; als Organ derselben soll das Journal: „der Bote aus der Schweiz“, welches er vom Jahre 1843 an herauszugeben beabsich- tigt, dienten; im dessen Juteresse hat er neuerlid) jene Nee dur Deutschland und Preußen gemacht, eine Reise, die für ihn durch sei: nen Aufenthalt in Berlin besonders wichtig geworden ist.

Posen, 3. Jan. Am Neujahrstage fand die feierliche Bei setzung der irdischen Hülle des verewigten Erzbischofs von Dunin statt, Ju den Gemächern des erzbischöflihen Palastes versammelten sich auf die Einladungen des Dom-Kapitels: Se. Excellenz der Ge= neral der Jufanterie von Grolman, und die hohe Generalität mit dem Offizier-Corps; der Regierungs-Chef-Präsident von Beurmann, so wie die übrigen Chefs und Mitglieder sämmtlicher Behörden, die evangelische Geistlichkeit, mehrere Rittergutsbesiber der Provinz, ‘die leidtragenden Verwandten und außerdem noch Viele, die dem Ver- cwigten mit inniger Liebe ergeben waren. Nachdem der Weihbischof von Guesen, Herr Brodzißewski, die Vespern angestimmk und die fatholische Geistlichkeit sie vollendet hatte, sebte sich der Leichen- zug unter Trauergeläute und Absingung des Psalmes Mi- serere mei Deus“ in Bewegung. Die Alumnen des erz= bischöflihen Seminars eröffneten ihn, die Geistlichkeit und die Metropolitan - Kapitel von Gnesen und Posen folgten. Der Sarg mit der hohen Leiche wurde offen unter einem Baldachin durch ein Spalier der Schüßengilde der Stadt und durch eine unübersch- bare, mitunter weit hergefommene Menschenmenge hindurchgetragen. Es schlossen sich an: die leidtragenden Verwandten und die hohen Versammelten. Wahrhaft ergreifend war der Eintritt in die in ihrem Traucrgewande festlih beleuchtete Domkirche. Als der Sarg auf dem Katafalk aufgestellt war, hielt der Domherr Dabrowsfki, welcher dem Verewigten in der lebten Zeit seines Lebens und im I nahe qe- standen, die Leichenrede. Als die Geistlichkeit noch einen Choral an- gestimmt hatte, treunte sich die tief gerührte Bersanmzung, um am folgenden Morgen sich nochmals, zu einem Todten - Amte und zur Einsenkung des Sarges, in der Domkirche cinzufinden.

S 1g, in Betres der Messen zu Leipzig und SHLAEGNNNG Frauffurt a. d. O.

Der Verfasser des Aufsaßzes in Nr. 1, der Staats - Zeitung bemerkt: daß das Manufakturwaaren-Geschäft in den leßten Jahren durch- schnittlich kein günstiges Resultat gegeben habe, und daß dies besonders auf den Messen zu Leipzig und Frankfurt a, d, O. bemerkbar gewesen sey, Als Hauptursache dieser Erscheinung nimmt er an, daß die Production zur Consumtion der Waaren in keinem richtigen Verhältniß sehe, bemerkt aber zugleich gewiß schr wichtig daß die Zeit diesen Uebelstand am besten ausgl eichen werde. :

Wenn indeß der Verfasser auch anführt, daß durh Verminderung der Zahl der Messen jener Ucbelstand mit zu beseitigen sev, so können wir ihm

in Bezug auf Frankfurt a. d. O. nicht beistiniaien. Leipzig hat zwei Haupt- messen, zu Ostern und zu Michaelis, beide in sehr gut gelegener Jahreszeit für den Handel. Die Leipziger Neujahrsmesse wiegt keine halbe Oster- oder Michaclismesse auf, und is sonach nur als Nebenmesse zu betrachten. Ob diese ohne besonderen Nachtheil für den Leipziger Meßhandel aufgegeben werden fann, wie der Verfasser meint, überlassen wir anderweitiger, sachkun- diger Beurtheilung.

Frankfurt a. d. O. hat dagegen nur eine Hauptmesse, zu Margarethen (im Juli), und zwei Nebenmessen, zu Martini und zu Reminiscere. Diese beiden Messen stehen aber zu der Frankfurter Hauptmesse in einem weit günstigeren Verhältnisse, als die Leipziger Neujahrsmesse zu den dortigen beiden Hauptmessen. Man hat Beispiele, daß die Frankfurter Nebenmessen für einzelne Artikel eben so gut als die dortige Hauptmesse ausgefallen sind. Die Martinimesse is für Tuch und Leder gewöhnlich ziemlich gut, so wie auch für Kurzewaaren und diejenigen Mode - Artikel, welche sich zu Weihnachtsgeschenken cignen. Die Reminisceremesse is für diese Artikel nicht so gelegen, dagegen is sie gewöhnlich für das Manufakturwaaren- (Geschäft in solchen Jahren gut, wenn Ostern \pât fällt, als wovon nam- lich das Eintreffen der Frauffurter Neminisceremesse, so wie das der Lelp- ziger Osrermesse, abhängig is. Jn solchen Jahren werden manche Geschäfte mehr in Frankfurt a. d. O. gemacht, weil die Einkäufer nicht bis zur Er öffuung der Leipziger Ostermesse warten können. Fällt dagegen Ostern früh, so ist noch kein rehtes Bedürfniß zum Einkauf vorhanden, der Winter ist noch nicht vorüber, und daher der Ausfall der Reminiscerce-Messe oftmals hledt. *)

Sollten nun nach dem Vorschlag jenes Verfassers, beide Frankfurter Wintermessen zu einer vereinigt und diese jedesmal vom 15. Februar an abgehalten werden z so würde Frankfurt einerseits seíne Martinimesse ver lieren, die, wie oben bemerli, für gewisse Artikel gewöhnlich ziemlich gut ausfällt, und andererseits würde es eine Wintermesse bekommen, die jedes mal früh im Jahre cinträfe, und zwar in einem Monate, wo die Schiff fahrt gewöhnlich nicht offen is, und wo der Ausfall der Messe beständig für alle Artikel nur sehr mittelmäßig oder ganz \chlecht ausfallen könnte.

Auch stehen die beiden Mcßpläße Frankfurt a. d. O. und Leipzig nicht allein mit einander in Beziehung, wie der Verfasser anzunchmen scheint. Die Frühjahrmesse zu Frankfurt a. M. ist ebenfalls von Ostern abhängig, fo wie viele Märkte in und außerhalb Deutschland, wo die Waaren, welche auf den Messen eingekauft werden, wicder verkauft werden sollen. Eine einseitige Abänderung der Meßzeit würde also viele Störungen und Ver- irrungen herbeiführen.

Ueberhaupt würde es aber auch nicht passend seyn, das Mefgeschäft an cinem bestimmten Datum anfangen zu lassen. Wenn z. B, der 15. Fe bruar, an welchem die Frankfurter Wintermesse, nah des mehrerwähnten Verfassers Ansicht, oder der 15. April zum Anfang der Leipziger Ostermesse ein Freitag oder Sonnabend wäre, so würde ein solcher Tag, zu Ende der Woche, für ein Geschäft, das mehrere Wochen hindurch dauern soll, wenig geeignet sevn. Unsere Vorältern haben daher zum Beginn der Messen und Märkte zwar einen Jahrestag angenommen, demnächst aber zugleich einen Wochentag festgeseßt, an welchem das Handelögeschäft, gewöhnlich zu An- fang der Woche, beginnen konnte. Wie gefährlich es aber i, an Meß- Einrichtungen viel zu ändern, haben wir bei Naumburg geschen, dessen Petri-Paul-Messe dadurch ganz heruntergekommen ist,

Die Frankfurter drei Jahresmessen sind, in den ältesten Zeiten, haupt- sachlich für den Polnisch - Russischen Handel angelegt worden, daher ent- weder im Sommer oder zur Winterzeit, wenn die Wege in jenen östlichen Landern gut sind.

In früheren Zeiten wurden die Frankfurter Messen auch nicht so frühz=- zeitig abgehalten, als dies jeßt geschieht, und das Geschäft machte sich da her, insonderheit bei den Wintermessen, besser. Nach dem Meß-Reglement vom 28, Januar 1788 war bestimmt, daß die Frühjahrsme}e Montag nach Reminiscere, die Sommer-Messe Montag nach Margarethen und die Herbst-Messe Montag nach Martini beginnen sollte. Da aber die Natur des Meßhandels cs mit sich bringt, daß Käufer und Verkäufer cinander den Vorrang abzugewinnen suchen, so zieht sich der Handel, bei nicht ganz strenger polizeilicher Aufficht, nach und nach weiter vor, und wird {on vor der gescßlich bestimmten Anfangszeit betrieben. So war es nun auch zu «Fr ankfurt dahingekommen, daß der Meßhandel schon 8 bis 14 Tage frü- her jede8mal angefangen wurde. Um diesen ungeseßzlichen Zustand wieder zu ordnen, wurde durch die Meß-Ordnung vom 31, März 1832 nachge geben, daß die Fraukfurter Messen statt Montag n a ch jeuen drci Jahres- tagen, schon Montag vor denselben anfangen konnten. Allein der Han- del hat sich seit jener Zeit von Neuem vorgezogen, und die Messen sind jeßt faktisch zu Ende, wenn sie nach dem Neglement von 1788 eben erst begin- nen sollten, Dieses Vorziehen hat nun besonders bei den Winter-Messen seinen großen Nachtheil z denn kaum is die Leipziger Michaelis-Messe zu Ende, so fängt der Handel zu Frankfurt für die Martini-Messe an, während der- selbe noch 8 bis 14 Tage ruhen könnte und dann wahrscheinlich ein besse- res Resultat gewähren würde, L ic Reminisccere Messe würde ebenfalls besser ausfallen, wenn der Handel erst 8 bis 414 Tage später begönne z denn, je näher dem Frühjahr, je größer das Bedürfniß nah Waaren. Die Frankfurter Ortsbehörden sollten also jener Neigung, den Handel vor dem geseßlichen Termine anzufangen, mehr widerstreben, und es würden die dortigen beiden Wintermessen dadurch gewinnen,

Wenn übrigens die Messen in neuerer Zeit, wo die Communications- mittel sich \o sehr erweitert haben, das nicht mehr für den Absaß der Waaren sind, was sie in älteren Zeiten gewesen, so werden sie doch nic mals ganz überflüssig sevn. Denn sie werden, wenn auch nah und nach, der Verkehr mit der sogenannten Kundschaft ganz aufhören follte, doch immer noch als solche Plätze stehen bleiben, wo für den Großhandel und die Speculationen eine große Menge Waaren zusammenkommt, und wobei das Verhältniß der A S A zur Consumtion, so wie dice Beschaffenheit der Waaren, am leichtesten bemessen werden kann.

M.

Wissenschaft, Gunst und Literatur.

Zur Beurtheilung des Ehescheidungs- Gesetzes.

Sliegelde Blatter ur Fragen des Tages. Nr. l. Janüar 1843, enthält 1) ein Vorwort über den Zweck der Blätterz 2) zur Vorbereitung eines Urtheils über den Chescheidungs= Geseß-Entwurf von G. F. Puchta.

Ueber das Chescheidungs - Gese is in diesen leßten Wochen viel und wenig gesagt worden,

Es ist nur zu billigen, daß nach so Vielen, die von jenem Geseh nur gehört haben, nun auch aus dem Publifum ein Mann darüber sich verneh- men läßt, dessen Worte selbst, wenn es dessen bedürfte, Zeugniß geben, daß er die Entwürfe eingeschen und wohl erwogen hat, Kommt dazu, daß es ein Maun is, der in dem Ruf einer durchaus unabhängigen Gesinnung steht, von dem seine Freunde nie eine Gunst auf Kosten des von ihm als Wahrheit Erkaunten si versprachen, und dem seine Gegner den Ruhm ge- lassen haben, daß er zum Parteimann verdorben sev, so darf die angeführte Schrift denen, welche über diese wichtige Sache sich unterrichten wollen, zum wahren Gewinn gerechnet werden,

Man hat, wie schon das Gerücht von einer Eherechts Reform, so auch die anfangs durch unerlaubte Mittel zur Publizität gekommenen Entwürfe, zu Parteizwecken gebraucht, Parteizwecken verschiedener Art, Daß es den

*) Der früheste Termin, zu welchem Ostern fallen kaun, is der 22, März, der späteste der 25, April, mithin findet ein Wechsel von 4 Wochen und 6 Tagen statt. Reminiscere fällt stets 5 Wochen vor Ostern z der gesehz= liche Anfang der Messe is jegt Montag vor Reminiscere, also 5 Wochen 4 Lage vor Ostern. Fällt Ostern nun am 22. März, o is der gesetzliche Anfang von der Reminiscere-Messe schon Montag den 9, Februar. Dies geschah im Jahre 1818, Fällt Ostern aber den 25. April, so is der ge- segliche Anfang am 15. März, Dies wird im Jahre 1886 geschehen, Beide Fâlle ereignen sich übrigens im gegenwärtigen Jahrhundert jeder nur cinmal, Jn den übrigen Jahren wechselt der geseßliche Anfang der Re- miniscere-Messe zwischen dem 9, Februar und 15 März. Das Mittel Vie von ist gemeinhin der 26, Februar. : f -

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Personen, die, sich außerhalb des Staates und des bestehenden Rechtszu- standes stellend, die Entwürfe negirt haben, wie sie jedes Geseß negiren würden, in dem sie nicht vielleicht eine Untergrabung der Fundamente des Staates und der rechtlichen Orduung zu begrüßen vermöchten, daß es dice- sen darum zu thun sev, ihre Ansichten möglicherweise berichtigen zu lassen, oder auf eine Disfussion vom Standpunft des Rechts und Staats aus einzugehen, dies zu erwarten, wäre Einfalt, Für diese wird die vorliegende Schrift cine nicht existirende sevn. . A s

Aber cs giebt eine Anzahl redlich gesinnter Männer, die nur nicht den nöthigen Takt gegenüber von Zeitungs-Diskussionen besißen, und die sich in die beunruhigende Meinung haben hineinängstigen lassen, das neue Geseh müsse do ganz erschreckliche, unerträgliche, freiheitsgefährliche, vernunsft widrige, unmoralische, kroptokatholische, nittelalterliche Dinge enthalten, denn warum sonst würden Hinz und Kunz einen so großen Lärm in den Zeitungen dar-

über aufschlagen ? ganz verständige Bürger, die keine Freude daran haben, son- |

dern denen es vielmchr in der Seele weh thut, wenn sie zu dem Glauben sich getrieben finden, die Negierung des Staats, dem sie von Herzen angehören, weiche zurück auf der Bahn des Nechten und Wahren, denen aber nur ein zu großer Theil Leichtgläubigkeit inne wohnt und die sich von Zeitungs Korrespondenzen imponiren lassen. Solche Männer mögen dicse Schrift zur Hand nehmen, um von cinem aus threr Mitte zu lernen, wie weit der Cntwurf von allen den Extravaganzen entfernt ist, deren ihn die Zeitungs Korrespondenzen im Vertrauen entweder auf die gutmüthige Unkunde ihrer Leser, oder im schlimmsten Fall auf ihre Anonymität und Befreiung von aller Rechenschaft bezüchtigt haben.

(Gegen den Entwurf sind ferner Bedenken erhoben worden, die nicht ciner allgemeinen Phraseologie entnommen, sondern mit Gründen, die auf die Sache selbst eingehen, und denen es daher auch Ernst um die Sache ist, vorgebracht wurden. Für eine solche Kritik, die einzige, welche diesen Namen verdient und wünschenswerth is, wird die vorliegende Schrift eben- falls von Bedeutung scen, indem sie die verschiedenen ‘Fragen, auf die es anfommt, mit Nachdruck, aber auch zugleich mit entschiedener Unbefangen heit erörtert.

Der Verfasser hat vor Allem die Prinzipien erwogen, die ciner Ehege segebung zu Grunde gelegt werden können, das privatrechtiliche, das poli- tische, das firchliche.

Die einseitige Hervorhebung irgend eines diesér Prinzipien wird durch Beispiele aus der Geschichte erläutert, unter diesen steht auch das bisherige Preußische Necht. :

Aber es wird gezeigt, daß jede einscitige Geltendmachung eines jener Prinzipien der Natur der Ehe zuwider, praktisch undurchführbar, der

wohner in den Kreiscn und in den Provinzen, welche sein Bülowsches Armec-Corps bilden und ernähren helfen, so genau, wie das Haupt-Quar- tier des Generals, in welchem wir die Befehle des Königs eingehen, und die militairishen wie die administrativen Anordnui3en ausgehen sehen; Linie, Freiwillige, Landwehr, Landsturm bilden und entwickeln sih vor un- seren Augen, und der unershütterliche Eifer der seit Jahren der Verarmung preisgegebenen Masse, auch das Leßte für den König und für die Freiheit aufzubieten, ist des Eifers würdig, dem die Waffenmacht sich selber für diese höchsten Güter hingegeben hat. Wie der Feldherr rastlos seine Schaaren aufbringt, kleidet und beritten macht, tritt auf das Anschaulichste heraus ; eben so, wie er allmälig von der Bildung seiner Truppen zum leßten Ziele, dem Angriff übergeht und die ersten Lorbeeren ärndtet, Was der Soldat hier lernen kann lassen wir bei Scite liegen; auch was die zu Bülow's Corps Gehörigen als willfommene Erinnerung, oder als ihr Denkmal fin- den, dürfen wir ihnen überlassen; an diesem Orte is das Wesentlichere anzudeuten, was die allgemeine Geschichte durch diese Beiträge von ei- nem höheren Offizier gewinnt: wie tief das Elend 1813 war, wie bereit das Volk, für seinen König und für das Vaterland das Leute dranzuseßzen, wic das Höchste und das Reinste in dem Leben zur unbedingten Herrschaft sich erhoben. ;

Wir bemerken , daß der Verfasser nicht auf elegante Schilderungen ausgegangen; seinen Namen, den er auf dem Titel zurüchält, nennt er

| alter oder neuer Zeit merken : |

auch in dem Werke nur, wo er dienstlih muß: denn er war Augenzeuge | und Mithandelnderz nie drängt er sih mit seiner Ansicht vor, er bleibt | parteilos, läßt die Thatsachen und die handelnden Personen für si sprechen,

und dem Leser wird die Betrachtung und das Urtheil selbst anheimgegeben. | Ueberall erkennen wir an diesem höheren Offizier leicht einen Mann von | eben so viel praktischer Weltbildung als von gediegenem und reich genähr-

tem Geiste, dessen Charakter wir, wie in seiner originellen Detail-Darstel-

lung liebgewinnen, so in seiner entschiedenen Unbefangenheit hochachten

lernen. Als rein objeftiver Historiker läßt er uns keine Partei-Vorlicbe aus Die Nation und den (wenn wir so sagen dürfen) nationalen Theil der Waffenmacht läßt er eben so gelten, wie er den Werth der eigentlichen Armee, des Feldherrn und der Generale, ohne sie mit Worten zu loben, durch die Unmittelbarkeit ihrer Handlungen in das wahre Licht, d. h. iín ihre eigentliche Verherrlihung herausstellt. Und findet der sinnige Freund der Geschichte sein Behagen an dem ununter- brochenen Entwickelungsgange, so wird er in den Lenkungen aus dem Kabinette des Königs wieder auf die Allcs umfassende Einheit patriotisch hingewiesen; ja ohne religiöse Worte wird uns auch der Gei Gottes nahe gebracht, d. h. unser Blick findet die Begeisterung der großen Zeit

Gesinnung des Volks entgegen, den Jntcressen des Staats gefährlich sev, | in jedem Einzelnen so lebendig, daß wir von Blatt zu Blatt den Verhei-

daß nur eine gleichmäßige Berücksichtigung Aller der Gerechtigkeit entspreche, dem Bedürfnisse zusage, dem nationellen Willen entgegenkomme.

Diese gleihmäßige Befricdigung der Ansprüche, welche individuelle Freiheit, Staat und Kirche an die Ehe machen, hat der Entwurf sich als Ziel gefeßt. Nach diesem Maß, das Jeder anerkennen muß, der sich nicht aus dem Rechts-Zustand aller Staaten herausscßt, wird die Ausführung im ersten und zweiten der bekaunt gewordenen Entwürfe gemessen. Diese Ausführung wird nach den drei hauptsächlichsten Desiderieen, zu denen das bisherige Cherecht Veranlassung giebt, betrachtet: Bestrafung der Schuld der Scheidung und insonderheit des Ehebruchs Scheidungsgründe Verfahren.

Es werden auch die Abweichungen bcider Entwürfe von einander be-

sprochen, in einigen Punkten der Junhalt des ersten, in anderen der des zweiten vorgezogen, im Einzelnen auch wohl ein Einwand gegen beide er- hoben, in welcher Beziehung besonders das über den Schcidungsgrund der hartnäckigen Verweigerung der ehelichen Pflicht, den die Entwürfe beseiti gen, Bemerkte der Erwägung zu empfehlen seyn möchte. Der allgemeine Titel des vorliegenden Heftes und das Vorwort der Redaction versprechen cine Reihe von Aufsäßzen verschiedener Verfasser über verschiedene sich ergebende Zeiüfragen , die, ohne durch die beschränfkenden Formen einer eigentlichen Zeitschrift gebunden zu sevn, doch in diesem äu ßeren Zusammenhang ciner Broschürenserie schen, und was den Junhalt anlangt, unter Vermeidung ciner uniformen Solidarität der Ansichten im Einzelnen, doch durch eine gemeinsame Grundlage der Gesinnung getragen verden sollen, Dem Unternehmen is ‘in æœinesr : Zeit und in einem Lande, ivo sich bisher gerade die Einsichtigen und SachbLerständigen häufig der un- mittelbaren Einwirkung auf die öffentliche Meinung ganz enthalten haben, die thätigste Theilnahme zu wünschen,

Zur neneren Kriegsgeschichte.

Beiträge zur Geschichte des Jahres 1813. Von einém höheren Offizier der Preußischen Armee. Zwei Bände utiit Beilagen. Ersten Bandes erste Hälfte. Potsdam, 1843. Verlag von Ferdinand Riegel. 20 Bogen in 8. (Die Zeit vom Anfange des Januars bis zu Anfange des April 1843 umfasseud.) |

Die große Zeit der Negierung des hochseligen Königs tritt, nachdem |

ein Menschenalter seit dem Beginn des leßten Entscheidungskampfes ver- gangen, lebendiger auch in ihre historischen Rechte ein, Wie sie, der Väter lvurdig, thre Pslicht erfüllt, strebt sie, sich selbst zum Zeugniß, den künftigen Geschlechtern zum Troste und zum Beispiel, zu erzählen. : __ Wie der große Kurfürst den Scepter des fast erdrüten Kurstaats, wie sein Urenkel (nach der Niederlage von Kollin) seine Ehre an den gestirnten Himmel erhöhet: Beides hat der große König selber mit unerrcichter Mei- sterhand dargestellt. Einer gleichen Feder sev Gleiches für die Jahre 1806 bis 1815 zu vollführen aufbchalten. Die Gegenwärtigen bereiten indeß die reichen Stoffe vor und immer vielseitiger mehren sich die allgemeineren und die besonderen geschichtlichen Berichte, damit die einstige große Ge- sammt-Auffassung möglich werde, S

Um die Lebensgeschichte Friedrich Wilhelms des Dritten, welcher den Mittelpunkt dieser großen Zeit bildet, haben sich Versuche über alle Zweige der Verwaltung hingestellt, theils auf Anlaß solcher heimgegangenen Per sonen, welche der Monarch zu Organen seines Willens auserschen, theils in Folge des inneren Wohlgefallens, welches begabte Männer an wichtigeren Zweigen der Verwaltung gefunden hatten. An diese Werke reihen sich im- mer häufiger die Schriften über die beiden wichtigen Entschcidungskriege an. Unlängst erst haben diese Blätter eine gediegene Arbeit über die großen Operationen derselben angezeigt und, bei Blücher's hundertjährigem Ge- dächtniß auf desselben und seines Regiments Thatengeschichte hingewiesen z ein umfassendes Werk über die Königsberger Landwehr is, von cinem Mit- wirkenden mit ausdauerndster Mühsamkeit abgefaßt, so eben erschienen. Die vorliegenden Beiträge sind eine literarische Erscheinung von neuer Artz man möchte sagen, sie seven auch in ihrer treuen Quellenforshung und in ihxer Composition cin Bild der Zeit, dessen Begebenheiten sie in urkundlicher Gestalt, zu einem Mosaik-Gemälde zusammenstellen. Ein höherer Offizier der Preußischen Armee is der Verfasser: sein Werk geht von dem trüben Dunkel, von dem Bündnisse mit dem Feinde unseres politishen Dascyns aus, dessen Siegeswagen unsere Truppen bis in die Czarenstadt folgen mußten ; das Vaterland erscheint methodisch ausgesogen und in seiner mi- litairischen Wiedergeburt niedergehalten z verheerende Seuchen ziehen den aus Rußland flichenden Franzosen nach, und in dem Herzen, in den Fe- stungen, wie in der Hauptstadt der Monarchie sammeln sich die Verhaßten, um sich neu zu rüsten: selbst die geheiligte Person des Landesvaters is be- droht, Dies is die Einleitung zu dem großen Drama, dessen Schauplay wesentlich auf der Straße von Königsberg nach Leipzig liegt, dessen Haupt- person General von Bülow mit seinem Corps, und in seinen Verhältnissen - zu General von Yorck und zu den verbündeten Russen ist: aus dem Hin- tergrunde leuchtet die oberste Jutelligenz hervor, welche mit konscquenter Weisheit durch die moralische Erhebung der Nation auf eine bessere Zu- kunft vorbereitet hat und nun ín der Energie der klugen Feldherren, in der Begeisterung von Heer und Volk lebendig wird. Vorläufig i uns nur Ein Aki verheißen, der bis zum Waffenstillstand reicht; aber in diesem Akte fin- den wir alle Kräfte so entwickelt, die Zuversicht und die Hingebung der Ein- zelnen und der Massen so lebendig, daß wir uns für die Fortseßung des Besten zu verschen haben. i H

Heer und Volk, Vaterland und König sind in dem Kriege" des Jahres 1813 Eins, wie nie, gewesen: darum wird die umfassende Geschichte dieses Feldzuges geradezu ein Stück Landes - Geschichte im besten Sinne des

| Gold mit farbigem Schatten durchgeführt.

Worts, und unser Verfasser schildert deshalb die Behörden und die Bc-

ßungsruf des Königs: „Ein solches Volf und solche Anstren- gungen segnet Gott!“ der Erfüllung näher kommen sehen, und, wo unser Verfasser abbricht, (in diesem verheißenen Gottessegen) Moses Wolken- und Feuersäule wiederfinden, welche den Jsraeliten einst den rechten Weg geführt, P.

Der Ehren -Bürgerbrief Sr. Excellenz des Kriegs- Ministers Herrn von Boyen.

Dex Ehrenbürgerbrief, welcher von der Stadt Berlin, ausgefertigt vom 19, November v. J., als dem Tage der Gründung der Städte-Ordnung, durch cine Deputation des hiesigen Magistrats Sr. Excellenz dem Kriegs-Minister Herrn von Bo ven am 6. Januar überreicht wurde, gehört, was Ausführung, Reichthum, Eleganz, Sauberkeit und Geschmack betrifst, zu den gelungensten Arbeiten, welche aus den Händen des Gym- nasial-Schreiblehrers und akademischen Künstlers, Herrn Schü e und des- sen Sohn, hervorgegangen sind. Das fkalligraphishe Kunstblatt auf Per- gament is im Gothischen Schriftstyl durchgeführt; und gewährt das Ganze beim ersten Ueberblick, troß der strahlendsten Gold- und Farbenpracht, einen wohlgefälligen, harmonischen Eindruck. Die Anfangszeile is in einer Go- thish ganz neuen gebrochenen Gliederschrift, in Gold, Silber, Farben und glanzvollen Gravirungen ausgeführt, deren erster Buchstabe das Wappen- schild der Stadt und einige kleine Thurmspigen trägt, die sich aus den hönen Gothischen Formen und Bögen innerhalb des Buchstaben bilden. Diesem gegenüber befindet sich das Familienwappen Sr. Excellenz in den heraldischen Farben genau ausgeführt. Durch aktwechselnde, mit vielen Mustern, Gravirungen und Polirungen geschmüdckte kleinere Zeilen gelangen wir zu dem Glanzpunkte des Kunstblattes, einer Reihe, die den Na- men des hohen Empfängers enthält, Diese Namens - Prachtzeile is in der von Herrn A. Schüße sen. erfundenen Gold - Mosaikschrift im Römi- schen Lapidarstyl durchgeführt, die einzelnen Buchstaben bestehen aus un- endlich vielen Theilchen von Arabesken, welche musivish mit vielen Gold-

| farben und mehreren hundert geschliffenen Steinchen ausgelegt und beseßt

sind, welche ein so schönes Feuer uud strahlenden Glanz verbreiten , daß man glauben sollte, es wären die edelsten Diamanten, Smaragden, Rubi- nen, Perlen u. st w. Als Hintergrund des Namens erblicken wir die schönsten Gruppirungen alter und neuester Trophäen und Waffen in mat- tem Gold und Silberglanz, aus deren schöner Anordnung die Büsten des großen Kurfürsten, Friedrich's des Großen, des hochseligen und des jeßt re- gierenden Königs Majestät emporragen, Mit sinniger Anspielung auf das bereits zum Volksgesange gewordene Lied des Herrn von Boyen: „Schwer t, Licht und Recht“ finden wir die Attribute der Tapferkeit, Wahrheit und Gerechtigkeit auf geschickte Weise in den Arabesken und Buchstaben wieder. *)

Die untere Hälfte des Textes is in kleiner Gothischer Schrift ganz in Freie Handschwünge in ver- schiedenen Goldtönen verleihen der Schrift mit der Randzeichnung eine schöne Verbindung und geben dem Ganzen eine wohlgefällige Haltung. Eine höchst gelhmackvolle, reiche Arabeske în den verschiedensten Gold- Nüancen in schönem Renaissance-Styl umgiebt den strahlenden Schriftext. Jn der Mitte oben isst in meisterhafter Ausführung schr sinnig das große Berliner Stadtwappen angebracht, unten der Adler; schöne, nah den Sei- ten fortlaufende Ecstüke werden inmitten dieser von einem Lorbeer - und Palmkranze aufgenommen. So schen wir ein kalligraphisches Kunstwerk vor uns, das für den glücflichen Erfindungsgeist im Schaffen von Neuem, Schönem und für die künstlerische Bildung des Meisters in diesem Fache cin rühmliches Zeugniß ablegt. Wenn Städte-Vorstände, Bchörden oder Vereins - Direktoren den um das Wohl der Gemeinde verdienten Männern die ehrenvolle Auszeichnung der Ertheilung des Chrenbürgerbriefes oder eines sonstigen Diploms gewähren wollen, so dürfte die Arbeit nicht leicht geschickteren Händen anvertraut werden können.

t,

*) Es werde Licht! sprach unser Goti Zu aller Fiusterlinge Spott, Die gern im Dunklen treiben, Und Preußens Kön'ge riefen laut, Das Licht hat uns den Thron erbaut, Dies soll zur Losung bleiben.

Schwert, Licht und Recht, das is die Drei, Die Losung und das Feldgeschrei

Im Glück wie in Gefahren,

Der Preuße kämpft für Thron und Heerd Für Licht und Recht mit gutem Schwert Jn treuer Brüder Schaaren.

Meteorologische Beobachtungen.

1843, Morgens 6, Januar. 6 Uhr.

Nachmittags 2 Ubr. |

Nach einmaliger Beobachtung.

Abends 10 Ukr.

Luftdruck . ... 7 Lustwärme ... Thavpunkt G. Dunstsättigung Weiter

pes i" (9e "t aide 331,90 Par. 331,05 Par. 336,1:

+ 90,1 R.|+

| .-| Quellwärme (,1 R.

26" R, ] .| Flousswärme Q0,7° R.

1,49 R. |— 1,4" R. .| Bodenwärme 4,5 R. 88 pCt. 77 pCt. Ausdünstung0,011 Rb. regnig. trüb. halbheiter. | Niederschlag 0,024 Bh.

W. W., NW. Würmewechsel +1,7° Wolkenzug - « V _— mis ha? R.

Tagesmittel: 334,02" Par... +0,8° R... —1,5° R... 82 pct. WNW.