1843 / 10 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

mauern cines großen Monuments; man fand die Köpfe dreier Sbainen und eine Corniche, in deren Zuschrift sich der Name des Eubulides erkennen lies, Noß drang auf Einhalt des Baues, e! gab noch in demselben Monate cine Broschüre heraus, 1 der er zu beweijen suchte, dieje Nuinen gehörten zu dem vou Pusanias gleich nach seinem Eintritte 1n die Stadt erwähnten Monumente des Eubulides, man muse die dreizehn Statuen desselben in der Nähe finden. Wie wichtig war es hier Gewißheit zu er- langen, welche in einigen Tagen sich hätte ergeben müssen. Bestätigte sich dann die Ansicht jenes Gelehrten, so hätten wir „einen sicheren Punkt im inneren Kerameifkos, einen sicheren Punkt für die Wanderung des alten Periegeten, für die Richtung der Piräusstraße, Doch was geschah? Nach zweitägigem Einhalten baute man weiter und nach wenigen Monaten bedete ein breitschultriges, zweistöckiges Haus alle Spuren des fraglichen Gebäudes, Noß?s Behauptung blieb eine Hvpothese, die Unsicherheit die alte, und die Topographen dürfen wieder Bücher schreiben über das Thor, durch welches Pausanias in Athen eingetreten sey, ies 11t nur ein Beispiel von vielen z denn jeder gründlichere Neubau stößt auf alte Mauern oder auf Gräber oder auf Verzweigungen jener großen Wasserleitungen, welche sich unter der ganzen Stadt hinziehen, eines der bewunderungswürdigsten Werke dre alten Athenienser. :

Die Grabungsversuche im Gebiete der Stadt konnten unter den gegebenen Verhältnissen überall nur von geringer Ausdehnung und da- her von geringem E1folge sevn, Von den Geldbeiträgen der archäologi- schen Gesellschaft in Athen wurde das Monument des Kyrrhestes bis auf seine Stufen aufgegraben, daß es wieder s{lank und frei am Ende der auf dasselbe gerichteten Straße stehe, nachdem man früher {on (1833) nordöstlich von demselben den Boden durhsucht hatte bis auf die unterir dischen Kloakengänge hinab z ferner zog man durch das alte Dionvsos- Theater einen Graben, ohne etwas Anderes zu finden, als Jnschriften, die von der Kimonischen Mauer herabgestürzt waren, Etwas tiefer gegen Osten aber fand man 1840 einen Silenos mit einem auf seiner Schuiter sißenden Bacchusknaben , der eine Maske in der Hand trägt; ein Werk mittelmäßiger Arbeit, Jnzwischen wuchsen die öffentlichen Sammlungen an Inschriften und Skulpturen so mächtig an, daß bald der ganze innere Cellaraum und das äußere Peristol des Theseustempels (welcher nach Befestigung sei- ner 1820 vom Bliyze gespaltenen nordwestlichen Ecksäule, nach Wegräumung der Byzantinischen Altaruische und Wiederherstellung des Daches zum Na- tional-Museum gemacht worden war) nicht mehr genügte, und an verschie- denen anderen Orten, namentlich unter der sogenannten Stoa des Hadrian kleinere Nebensammlungen angelegt wurden, Besonders trug die uner- \chövfliche Nekropolis der Hafenstadt, deren erste Eröffnung schon in das Jahr 41834 fällt, das Jhrige dazu beiz dorther stammt der Hauptvorrath an Grab- stellen, unter ihnen auch solche, auf denen die Familiengruppe nur in Far ben dargestellt warz eben daher die Statuette eines Pan, an einen Pilaster lehnend, wie er auch in der villa Albani und im Capitolinischen Museum wiederkehrt. Unter den neu hinzugekommenen Kunstwerken erwähnen wir hier nux eine kolossale Nike aus Megara, welche die Franzosen im Jahre 4830 auf ihre Schiffe zu entführen versuchten, sie dann aber bei Nisäa zurücfließen. Dort lag sie zehn Jahre halb im Küstensande vergraben, halb im Seewasser , bis sie neuerdings einen ehrenvolleren Plaß in der Vorhalle des gastlichen Theseus gefunden hat.

Unter den in den Attischen Demen versuchten Grabungen is die von Velanideza die wichtigste; man traf nämlih 4839 an der Ostküste zwischen Halae und Prasiae, dem südlichen Vorgebirge Eubdg's gerade gegenüber, zufällig auf die Nekropole eines bedeutenden Demos, dessen Namen wir nicht nachweisen können, Man grub weiter und fand in kur- zem die Grabstelle des Aristion, das Werk des Aristokles, welche jetzt eine Hauptzierde der Theseischen Sammlung ist, Ein gufrechtstehender Krieger in flachem Nelief, fast ganz unversehrt; der volle Waffenschmuck war in Metall und Farben ausgesührtz der Stol, durch strenge Alterthümlichkeit ausgezeichnet, zeigt die Ättische Kunst auf einer Stuse, da sie schon etwas freier und gelöster is, als die Aeginetische in den Skulpturen ihrer Tem- pelbilder, Daneben fand man eine ganz entsprechende Grabstelle, auf der die ganze Kricgergestalt nur in Farben dargestellt war und Bruchstücke großer Vasen des älteren Styles,

Jn Nord - Griechenland zieht vor allem Delphi unser Augenmeik auf sich. Ein Neubau brachte 1839 wohlerhalten Säulenstücke, Neliess und Rinnuleisten des berühmten Apollotempels zum Vorschein, den man für ganz verschwunden gehalten hatte. Man verfuhr hier energischer als an irgend einem anderen Orte, man untersagte jeden Bau, ja, jede Erweiterung eines der Bauernhäuser, man faßte sogar den Plan, das Dorf Kastri auf den nächsten Vorsprung des Parnasses zu verlegen und die gauze Area des Pythischen Heiligthums aufzudecken, Dies ist für jeßt hoffentlich nicht für immer unterblieben. Der Regierungs - Architekt, Herr Laurent aus Dresden, welcher sich in dieser Angelegenheit länger in Delphi aufhielt, entdecfte außerhalb des Tempelbezirks die Nuinen cines Dorischen Nund- temvels, den man ih glaube mit Unrecht für den Tempel der Athene Pronaea genommen hat. Die von O, Müller unternommenen Grabungen führten uns in die alten Schaßkammern unter der Cella des Delphischen Gottes, aber die dicht gedrängten Hütten der Kastriten und noch mehr ihre Erbitterung gegen uns, die sie für Nachkommen der gottlosen Amphisseer zu halten schienen, verhinderten alle erfolgreicheren Grabungen. Außerhalb der Stadt, auf dem Wege nach Daulis , steht seit den Zeiten des Präst- denten cin Marmor-Sarkophag mit der Jagd des Meleager ausgegraben, unter den wenigen s{önen Sarkophagen,, die man in Griechenland gefun den hat, der s{hönste, Jn Lamia hat man neuerdings verschiedene Neste alter Kunst gefunden; ausgezeichnet darunter ist die Statuette eines jungen Satyr edelster Bildung, welcher jeßt eines der Muscen der Akropolis \{chmüdckt. Hyvata selbs im Lande der Annianen besißt eine kleine Samm- lung neuerdings gefundener Bildwerke aus Marmor und Terrakotta. Ju städtereichen Böotien, welches unter allen Griechischen Provinzen am schwersten an den Folgen langer Verödung und Vernachläfsigung leidet, hat der Boden von Thespiä eine Gruppe von Grabreliefs vorzüglicher Arbeit herausgegeben, welche auf cinem Hügel oberhalb der alten Stadt, dem Helikon gegenüber, unter dem Schutze einiger immergrünen Eichen aufgestellt sind. In Lebadea hat man auf der nahen Höhe die großartigen Grundmauern des Zeus - Tempels ausgegraben, in der Ebene von Chaeronea das Po- lyandrion der Thebaner, dessen Schmuck, den kolossalen Löwen, Ali Pascha

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von Jannina im Jahre 1812 hat aus Geldgier zerschlagen lassenz da jedoch von den mächtigen Gliedern keines fehlt, so wäre es ein {önes und lohnendes Unternehmen, den Löwen auf der Wahlstätte Griechischer Freiheit wieder außfzurihten. Jn Oropos fand der Russische General- Konsul, der als reicher Grundbesißer dort ansässig is, ein Marmor - Nelief mit Darstellung eines Wagenlenkers des Amphiaraos 7 ín vollendetem Kunststole ; bei Haliartos endlich, auf dem Wege nach Lebadea, wurden beim Bau der Kunststraße, welche jezt längs dem südlichen See - Ufer sich hinzicht, die wohlgefügten Grundmauern eines Tempels, ich glaube dem Thilphession angehörig, freigelegt.

Jm Peloponnes wurden, nachdem die leßte aus fremden Mitteln und für fremde Museen in Griechenland veranstaltete Ausgrabung, die der Franzosen in Olympia 1830 plötlich abgebrochen war, auf Nopß’s Veran- staltung, so lange dieser Konservator der Alterthümer im Peloponnes war, an verschiedenen Orten Grabungen versucht. Die Auffindung zweier Bildwerke (eines Pan und eines Löwen in Relief) zog die Ausmerk- samkeit auf Tegea, doch entsprachen die Erfolge den Erwartungen nit; interesant aber waren die Untersuchungen bei Sparta; auf dem Höhenzuge des linken Eurotas - Ufers sand man in Therapne den Tempel des Menelaos und der Helena und im Schutte desselben ene Menge kleinerer Votivgeschenke der Spartaner. Jn Megalopolis grub man, dem Theater gegenüber, und in Veranlassung eines zufälligen Fundes in der Nähe des kleinen Korinthischen Fleckens Tenea, aus dessen Gräbern bemalte Thongefäße gewonnen wurden,

Das sind, so viel uns bekannt, die einzigen von Staats wegen angestell ten Grabungen im Peloponnes, Daneben hat es aber fast an keinem der vielen neubelebten Orte der Halbinsel an Entdeckungen einzelner Kunst- Alterthümer gefehlt, welche mit anzuerkennender Sorgfalt der Kommunal Behörden als Anfänge kleiner Provinzial-Museen zusammengestellt werden. Am bedeutendsten sind diese Anfänge in Sparta und Megara, bei denen eine genaue archäologishe Statistik des jezigen Griechenlands verweilen müßte. Beim Anbau des lange verlassenen Stadtgebiets von Korone, wohin man eine Mainoten-Kolonie geführt hat, wurde eine Reihe s{öner Marmor - Sarkophage ausgegraben, welchen aber im Jahre 1840 die Gefahr drohte, von den muthwilligen Händen der jungen Spartgner nach und nach zertrümmert zu werden. Auf den Jnseln hat man in Her- movpolis, der jeßigen Hauptstadt des Griechischen Archipelagus, ein kleines Museum gegründet; in Paläopolis auf Andros hatte man {hon unter Capodistrias zwei Statuen ausgegraben, welche dieser in das damalige National-Museum von Aegina bringen lassen wollte, Als jedoch der be stimmte Preis es war nur cine Entschädigungs-Summe von der damaligen Regierung nicht ausgezahlt wurde, #0 vergrub sie der Finder wieder in die Erde. 1839 fonnte man nur eine derselben sehen , eine ju- gendlich männliche Figur, stehend, unbekleidet bis auf einen Chiton, der über die linke Schulter fällt ; der Körper lehnt gegen einen rechts stehenden Baumstamm, um den eine Schlange sich windet. Mir erschien die Statue

die freilih unter den ungünstigsten Verhältnissen damals zu sehen war - als ein Apollobild. Roß hat ihr neulich eine andere Bedeutung gegeben und eine in der Nähe gefundene Juschrist Nömischer Zeit darauf bezogen. Da jeßt, wie ih höre, beide Statuen aus Andros nach Athen gebrach. worden sind, so werden sie hoffentlich bald in Abbildungen bekannt werdent

Das Theater in Melos hat, nachdem es einmal einen Schah cevelster Art

hergegeben, bei wiederholten Grabungen nichts Erhebliches mehr zu Tage gefördert; aus Thera ist nach Athen eine Apollo - Statue gekommen, merk- würdig durch strenge Alterthümlichkeit, der Körper unbekleidet, die Arme anlicgendz der Kopf durch einen eisernen Zapfen mit dem Halse verbunden. Die Gräber einiger Juseln sollen sih durch reichen Goldschmuck auszeichnen, doch i} es unmöglich, hierüber Kontrolle zu führen, da den Jnsulanern zu viel Gelegenheit gegeben is , dergleichen kleine Alterthümer in aller Stille auf die fremden Schiffe zu verhandeln. Wie sehr aber im Ganzen der Luxus in Ausschmückung der Gräber in Griechenland geringer war, als in Ftalien, wird immer deutlicher. Bis jeßt hat man nur ein einziges Grab in Griechenland gefunden, an dessen Wänden eine Spur von Figuren- Zeichnung vorhanden ist; es is ein Felsengrab in der ausgedehnten Todtenstadt von Aegina; die Darstellung is bacchischen Jnhalts und nux in flüchtigen Linien mit Kohle auf die Wand hingeworfen,

Blicken wir zurück auf diese kurze Uebersicht Griechischer Grabungen, bedenken wir, daß man (die Akropolis ausgenommen) überall nur zufällig gefunden hat, daß die allerwichtigsten Stätten des alten Kultus noch fast ganz unberührt sind, andere, wie Olympia, im besten Fortgange verlassen worden sind, so können wir denen nicht beipflichten, welche aus den im Ganzen unbedeutenden Nesultaten des leßten Decenniums den Schluß zie- hen, daß der Griechishe Boden überall nicht viel Ausbeute gewähren werde, sondern wir hoffen noch immer, daß eine Zeit kommen werde, wo die Griechischen Museen an Werken einheimischer Kunst namentlich an Tempel - Skulpturen es mit den reicheren Museen Europa's aufnehmen verden, E, C,

Wissenschaft, Äunst und Literatur.

Berlin, 8. Jan. Die Vorlesungen des „wissenschaftlichen Vereins“, deren im vorigen Jahre zwölf vor einem sehr zahlreichen Publikum gehal- ten wurden, finden auch in diesem Winter statt, Gestern wurden dieselben im Saale der Sing - Akademie von Herrn Geheimen Regierungs - Rath Professor Diceterici durch cinen Vortrag über die Bevölkerungs- und andere statistische Verhältnisse von Berlin cröffuet, Se. Majestät der König, fo wie die hier anwescnden Prinzen und Prinzessinnen des Königlichen Hauses, beehrten durch ihre Gegenwart diese Vorlesung, die einen besonderen Reiz erhielt durch die vergleichenden Blicke, welche der Nedner auf andere Europäische Hauptstädte warf, so wie durch die historischen Notizen, welche er über das allmälige Anwachsen unserer Hauptstadt mittheilte, Berlin, das zu Ende des Jahres 1840 über 330,000 und in diesem Augenblicke über 340,000 Bewohner zählt, ist der Einwohnerzahl nach die achte Stadt Europas, und zwar gehen ihr London, Paris, Konstantinopel, St, Petersburg, Wien,

Mosfau und Neapel voranz mit der Einwohnerzahl der lebßtgedachten drei

Städte is jedo jeyt die von Berlin ziemlich auf eine Linie zu stellen,

Was den Flächenraum betrifft, so verhält sich Berlin zu Wien (mit dessen Vorstädten) wie 5 zu 6 und zu Paris wie 1 zu 2,

Meteorologische Beobachtungen.

1843, 7, Januar.

| r . . | Nachmittags Nach einmaliger

2 Ubr.

Morgeus

Abends | 6 Ube.

j | 10 Ubr.

Beobachtung.

Luftdruck... e, 33 130” Par. 333 24" Par.! Quellwärme 7,1° R.

Luftwärme ... © . + 20° M; +- 228 R.! Flusswärme 0,6° M.

Thaupunkt ... |— .+ 0,7° R. |+ 0,1? R.| Bodenwärme 4,5° R.

Dunstsättigzungz 90 pt. | 81 pCt. Ausdünstung(,011 Rh. Wetter Se 6, | trüb. trüb, Niederschlag 0,049 Rh, Wiud E | W SW. | WNW. Wüärmewechsel + 2,5"

WSW. | -+ 0,1° R. 27 Par... +1, R... —0,1° R... 88 ycu WSW.

Wolkeuzug . .

"Tagesmittel: 3:

Auswärtige Börsen.

Amsterdam,. 4. Jau. Niederl. wirkl, Sch S227. 5% do. 101 f Kanz-VBill, —, 5 Span. 182, 3% do. E, Pass. —. Ausg. —-. Zinsl. —. Preuss. Präm. Sch. —. Pol. —. Oesterr. LUSZ{.

Antwerpen, 3. Jan.

Zinsl, 47. Neue Anl. 187.

Hambur & 6. Jan. Bauk - Actien 1635. Engl. Russ. 10S D

London. 3. Jan. Cons. 3% 947. Belg. 102. Neue Anl. ISZ. Pas- sive 4. Ausg: Sch. 105. 252 Ifoli, O15. 5% 1017. 5% Port. 433%. 32 26. Evgl. Russ. 113. Bras. 72. Chili 741. Columb. 233 0

Mex. 32. Peru 19. Paris, 9. Jan. 5% Rente fin cour. 120. D ÿ Rente fin cour. 19 O. Anl. de 1841 —. 957 Neap]. au compt O7. D7 Span, Rente 24 N. Pass. 4

0 0

V E 20

0 N) V O

Bank-Actien 1638. Anl. de 1834 144%. de 1839 1153

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üönigliche Schauspiele.

Montag, 9. Jan. Jm Schauspielhause: Die Advokaten, Schau spiel in 5 Akten, von A. W. Jffland.

Dienstag, 10. Jan. Im Opernhause: Der Gott. und die Bajadere. (Vorlebßtes Auftreten der Dlle. F. Elßler in der Partie der Zoloe.)

Pretse der Plaget Ranges. 4 Nthlr. 10 Sgr. 2c.

Zu dieser Vorstellung werden Opernhaus-Billets, mit Mittwod bezeichnet, verkauft, Die zu allen Vorstellungen der Dlle. Elßler auf Meldungen reservirten Billets müssen bis Montag Abend 6 Uhr abgeholt werden,

Fm Schauspielhause: 1) La seconde représentation de: La protectrice, comédie nouvelle én 1 acte. 2) La seconde re- présentation de: Faute de s’entendre, comédie nouvelle en 1 acte. 3) La seconde représentalion de: En pénitence, vau- deville nouveau en 1 acle.

Mittwoch, 11. Jan. Jm Schauspielhause: Doctor Wespe.

Sonntag, 15, Jan. Jm Opernhause: Fernand Cortez. (Dlle. Marx, vom Königl. Hof-Theater zu Dresden: Amazily, als Gastrolle.)

Zu dieser Vorstellung bleiben die bereits gelösten, mit Dienstag bezeichneten Opernhaus-Billets gültig; auch werden die dazu noch zu verkaufenden Billets ebenfalls mit Dienstag bezeichnet seyn,

Ein Billet in den Logen des ersten

Königsstädtisches Theater. Montag, 9. Jan. (Jtalienishe Opern-Vorstellung.) Opera in 3 Atti, Musica del Maestro Gaelano Donizelti. Dienstag, 10. Jan. Vorstellung der Pantomimisten Herren Ge brüder Lehmann, in 3 Abtheilungen. Erste Abtheilung: Lucifer und der Küper. Komische Pantomime in 1 Aft. Hierin: Allemande à trois. Zweite Abtheilung: Canova's Atelier, oder: Klassische Statuengruppen auf beweglichem Piedestal, Erste Gruppe: Der sterbende Gladiator. Zweite: Wohlthätigkeit. Dritte: Ajax und Patroklus. Vierte: Der Kampf der Amazouen. Fünfte: Der Beth= lehemitische Kindermord. Sechste: Trojauische Krieger. Hierzu: Jutermezzo's. Dritte Abtheilung: Pierot's Luftreise. Pantomime in 2 Akten, von C, Lehmaun, Vorher: Das war ih! Lustspiel in 1 U vont QUê.

D . Belisario.

Oeffentliche Aufführungen.

Montag, 9. Januar, Abends 7 Uhr, im Saale der Sing=-Akag demie: Fünfte Symphonie-Soiree der Königlichen Kapelle. 1) Sym phonie von Haybn in G - dur. 2) Ouvertüre zur „Zauberflöte“ von Mozart. 3) Symphouie in C- moll von Beethoven.

Berantwortlicher Redacteur Dr. J. W. Zinkeisen,

Gedruckt in der Decker schen Geheimen Ober - Hofbuchdrukerei.

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Bekanntmachungen.

Bekannt mahun.g

Der zum öffentlichen Verkauf der der verehelichten Mühlenmeister Kupsch, geborenen Müller in Schmogrow zugehörigen Erbpachts - Wasser - Mahl - und Schneide- mühle 2c. nach unserer Verfügung vom 10, September pr. auf den 7. April 1843 angeseßte Subhastations- Termin wird hiermit wieder aufgehoben.

Kottbus, den 4. Januar 1843,

Königl, Preuß, Land - und Stadtgericht, Nothwendiger Verkauf.

Die zu Erwinhof bei Haynichen belegene, zwei Stun- den von der Leipziger Eisenbahn entfernte, der Witwe Clara Ceres Fischer geborenen Neißsch gehörige Eisen- gießerei mit allem Zubehör, abgeschäßt auf

6667 Ihlr. 27 Sgr. 3 Pf., zufolge der nebst Hypothekenschein und Bedingungen in unserer Registratur einzusehenden Taxe, soll am 22. Juli 1843, Vorm, 10 Uhr, in Erwinhof subhastirt werden.

Eilenburg, den 22. Dezember 1842.

Königliches Land- und Stadtgericht.

Ediftal- Citation. tig zu sevn,

Auf Antrag des Stadtgerichts zu Sebniy wird der Königl, Ae Justizamt Hohnstein mit Loh- men, am 10, November 1842, y

vormalige Handlungsdiener August Gottlob Semm- lér, welcher, aus Olbernhau im Sächsischen Erzge-

birge gebürtig, im Jahre 1796 die Stadt Sebniß, wo er als Commis zuleyt sich aufgehalten , verlassen hat und im Jahre 1800 von Hamburg aus bie lebte Nachricht von sih gegeben haben soll, auf den Fall seines Todes aber alle diejenigen, welche als Anver- wandte oder Gläubiger an sein ungefähr in 164 Thlr. bestehendes Vermögen Ansprüche hiermit edictaliter geladen, L cel S 9) a em dazu festgesetzten Anmeldungs- und Liguidg- ur D ) d Förde tions - Termine, Vormittags 10 Uhr. R L d 4 Eer Y durch hinlänglich i zwar Semmler unter der Verwarnung, daß er au- ßerdem für todt werde erklärt werden, seine Erben C oder Gläubiger aber bei Verlust ihrer Ansprüche an ; den Semmlerschen Nachlaß und der ihnen etwa zu- stehenden Wiedereinseßung in den vorigen Stand, an hiesiger Amtsstelle zu erscheinen, sich zu legitimiren ihre Forderungen und Ansprüche gehörig zu melden und zu bescheinigen, darüber mit dem curator here- ditatis rechtlih zu verfahren , sodann | den 10. August 1843 der Jnrotulation der Akten und den 21. November 1843

der Publication cines Erkenntuisses, welches beim Au- ßenbleiben für publizirt erachtet werden wird, gewär-

zu haben glauben, Zeitschrift S O O N

Herausgegeben von

instruirte Bevollmächtigte, und

welchen der christlihe Unterricht

reichen sucht

die zu halten is, ein neuer

unwillklommen seyn,

von Scheibner.

@ 6 pr Do 0 E

Allgemeiner Anzeiger für die Preußischen Staaten.

Literarische Anzeigen.

Bei Gebhardt und Neisland in Leipzig er- cheint für 1843 und is durch alle Buchhandlungen und Postämter zu beziehen, in Berlin (Stechbahn 3), Posen und Bromberg durh E, S. Mittler;

Der Friedensbote. L e420 0-4 us S

A. Wildenhahn, Paf. Sec. zu St. Petri in Bauyen, Preis des Jahrganges von 36 ganzen Bogen, oder 5 zwei Bänden: 1 Thlr. 40 Sgr.

Diese Zeitschrift hat keinen anderen Zweck, in Kirchen und Schulen seit Anbeginne des Christenthums zu er- ; Uebertragung der istli- chen Wahrheit in das Leben. Wenn somit ihr Ziel kein neues is und nicht seyn kann, wenn selbst die Form, in welcher: das Wort gefaßt ist, \hon lange für die sicherste geachtet wird, um das übersinnliche Reich des Glaubens in den sinn- lihen Bereih des Lebens und Wirkens zu Ver- pslanzen, so dürfte doch bei der großen Aerndte, Mitarbeiter nicht Als solcher bietet der Fre - Dis

densbote seine Hand und verpflchitet sich zu treuer Mitarbeit in einem Geiste und in einer Liebe,

Eine nähere Kenntniß des Unternehmens ergiebt sich aus dem Prospektus und der ersten bereits aus- gegebenen Nummer, welche in jeder Buchhandlung zu haben sind,

Literarische Anzeige von W. Besser (Behrenstr, 44).

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von Carl Freiherrn von Hügel. In vicr Bänden. Mit vielen Stahlstichen, Uolzschnitien, Lithogra- phicen und Kupsferstichen. 1r, 2r, 3r und r Band. 14 Thlr. 20 Sgr. Hallbergersche Verlagshandlung.

DAS

als kart. 8. 1ste Abth.

Stuttgart. christli-

Jn Kommission bei Julius Springer, Breite- straße 20, ist so eben erschienen und daselbst, wie in allen Buchhandlungen, zu haben :

Reden Seiner Majestät des Königs Frie- drich Wilhelms IV. seit Seiner Thron- besteigung. Mit einem Vorwort von J. Kil - lis. brosch, Preis 10 Sgr,

Preis: 2 Üthlr. sür 7 Iahr. 4 ile. - § Jahr. 8 Rthlr. - 1 Iahr. in allen Theilen der Monarchie ohne Preiserhöhung.

2 P Meine:

N

Preußische Staats-Zcitu

Alle Þost - Anstalten des In-

und Auslandes nehmen BSesftel-

lung an, sür Berlin dic Expedition der Staats - Zeitung :

Fricedrichsstrassc Ur. 72.

Aal

Amtliche Nachrichten. Nußland und Polen. Warschau, von Hessen - Darmstadt. Weichsel, Fraukreich, Paris. Die Thron - Rede. General Bugeaud. Neue Lokomotive. Briefe aus Paris, (Die Thron-Rede und die Opposition. Das Votum des Kolonial - Rathes von Bourbon in der Emancipations - Frage. Das Durchsuchungs- Recht. Näheres über

die Stellung des Generals Bugeaud.) E Großbritanien und Jrland, London. Befinden der Königlichen Familie. Natification des Chinesischen Traktats. Lord Stanley und Sir Ch. Bagot. Auflösung der Chartisten - Konferenz zu Bir iningham. Bestand der Englischen Flotte, Absendung einer Eng- lishen Expedition von Callao. Offizielle Erklärung in Betreff der Mosquito-Küste. Vermischtes. Belgien. Brüssel. Die Belgischen Zeitungen und ihre Beilagen, Akademie der Medizin. Schweden und Norwegen. Renten-Versicherungs-Anstalten, Deutsche Bundesstaaten. München, Abgeordneten - Kammer. Oberst-Stallmeister von Kesling +. Karlsruhe. Professor Zachariä in den Adelsstand erhoben, Schreiben aus Frankfurta, M, (Börse z Personal-Nachrichten.)

Hesterreich. Schreiben aus Wien, (Gewerbliches.) Schreiben aus Prag. (Dienst-Jubiläum des Oberst-Burggrafen von Chotek.) Spanien. Madrid. Die Minen von Almaden. Barcelona. Militairisches. Schreiben aus Paris, (Zustände von Barcelonaz

Gutierrez und die städtischen Wahlen daselbst; Lesseps.)

Portugal. Aufschub in der Tarif-Feststellung. Finanz-Operationen,

Türkei, Konstantinopel, Depeschen an den Englischen Flotten- Befehlshaber in der Levante.

Vereinigte Staaten von Nord-Amerika, Schreiben aus Paris, (Die Abtretung Hoch - Kaliforniens von Seiten Meriko’s an die Verei-

Ankunft de3 Prinzen Alexander

Stockholm, Befinden des Königs,

nigten Staaten und Näheres über den Streit Englands und der Union F

um das Oregon-Gebiet.) Peru, Niederlage Lafuente's. JFnuland. igs Die V Landtages in Danzig und in Königsberg. Nachträgliche Auftlärungen über die Ereignisse in Afghanistan. Wisseuschaft, Kunst und Literatur, Berlin. Bevorstehende Ftalienische Aufführung des Von Juan,

T

- Amtliche Uachrichten.

Krouif des Tages.

Se. Hoheit der Herzog Wilhelm von Medcklenburg- Schwerin is nah Dresden abgereist.

Zeitungs -Üachrichten.

AuslauDd.

——— C .

Russland und Polen.

ÆLarschau, 5. Januar. Der Prinz Alexander von Hessen-

Darmstadt, Bruder der Großfürstin Marie, Gemahlin des Groß-= fürsten Thronfolgers , is gestern auf der Reise nah St. Petersburg hier angekommen und im Palast Belvedere abgestiegen. “Gestern Mittag hat si die Weichsel mit Eis bede, und der Magistrat hat bekannt gemacht, daß nach Berichten aus Krakau und Zawichost vom 2, d. M. das Wasser des Stroms bei diesen Städten plötzlich bedeutend gestiegen is, und daß die Weichsel-Anwohner da- her bei Zeiten Sicherheitsmaßregeln gegen etwanige Uebershwem- mungen zu treffen hätten.

——_ Frankrei 9

Paris, 4. Jan. Das Minister - Conseil versammelte sich ge- stern, um die erste Lesung des von den Herren Guizot und Villemain verfaßten Thronrede - Entwurfs zu hören. Der Paragraph, welcher sich auf die auswärtigen Angelegenheiten bezieht, soll zu einigen Cr= örterungen Anlaß gegeben haben, da mehrere Mitglieder des Kabinets verlangten, daß die Thronrede über Spanien schweige, dagegen waren die Herren Duchatel und Teste der entgegengeseßten Meinung. Man fam zuleßt dahin überein, diese Angelegenheit nur ganz kurz zu be- rühren. Man behauptet, die Debatten über einige Paragraphen seyen so heftig gewesen, daß der Minister der öffentlichen Arbeiten, Herr Teste, sh am Abend zum Könige begeben und denselben gebe- ten habe, über sein Portefeuille zu disponirenz alle Versuche, ihn an- deres Sinnes zu machen, sollen fruchtlos gewesen seyn. Man ver- sichert, der Marschall Soult habe hierauf den Unter-=Staats-Secretair im Ministerium der öffentlihen Arbeiten, Herrn Legrand, zu sich kommen lassen und ihm vorgeschlagen, bis nah der Erörterung der Adresse das Portefeuille des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten interimistisch zu übernehmen. Bekanntlih hat Herr Legrand früher erklärt, er wolle um feinen Preis Minister werden, man meint indeß, die Wiederherstellung der Staats-Minister möchte vielleicht seine An= sichten in dieser Beziehung ändern,

Für den Tag der Eröffnung der Kammern werden alle Kaser- nen der Hauptstadt mit Munition versehen werden; auh wird die Polizei außerordentliche Vorsichtsmaßregeln treffen.

Das Journal des Débats und die übrigen ministeriellen Journale enthalten noch kein Wort in Bezug auf das gestern von mehreren Blättern veröffentlihte Gerücht von der Zurückberufung des Generals Bugeaud aus Algier, Der Constitutionnel sagt indeß heut, die Absebung Bugegaud's ais General-Gouverneur von Algier

# ganz still geworden. unendli Ie U O | sprechen schienen, sind ganz kleinlaut geworden, seitdem sie die Ge-

Königsberg. Die Versammlungs - Lokale des Provinzial-*

Berlin, Dienstag den 106m Januar

L T L 7

sey im Minister-Rathe allerdings in Vorschlag gebracht, diese Frage aber wieder bei Seite geschoben worden, und der Conseils-Prästdent, Marschall Soult, habe si darauf beschränkt, an den General-Gou- verneur eine strenge Depesche zu rihten, worin er ihn an die Beob- achtung der Reglements erinnere. H Es Das Eisenbahn=-Journal meldet, daß der Amerikanische Jugenieur Herr William Narvis aus Philadelphia dem Könige das Modell einer von ihm verbesserten Lokomotive überreiht habe, und daß mit derselben auf einer eigens dazu in den Gallerieen des M=x- rine- Museums im Louvre angelegten Eiseubahn in Gegenwart der Königlichen Familie, der Minister und einer Anzahl Generalstabs=- Offiziere Versuche angestellt worden, die zu allgemeiner Zufriedenheit ausgefallen seyen, Die kleine Eisenbahn bot alle nur irgend vor- fommende Terrain - Schwierigkeiten und möglichst kleine Krümmungen dar, aber die Lokomotive, welhe einen achträdrigen Wagen zog, worin zehn Personen aus dem Gefolge des Königs saßen, über- wand alle diese Schwierigkeiten. Es können nunmehr nah dem System des Herrn Narvis die Eisenbahnen überall da angelegt werden, wo Krümmungen von sehr kleinem Halbmesser nöthig sind.

7% Paris, 4. Jan. Man spricht von neuem von der Absicht ¿des Admirals Duperré, sein Portefeuille niederzulegen, und man will 7 außerdem in der Krankheit des Herrn Martin einen weiteren Wahr= * scheinlihfeitsgrund für eine baldige Kabinets Veränderung sehen. Von den Bewerbungen der Combination Molé - Lamartine um die Ï Erbschaft des Ministeriums vom 29, Oktober is es dagegen plößlich : Die Geguer des Kabinets, welche sih früher ih viel von der Diskussion einer Antworts- Adresse zu ver- wißheit haben, daß die bevorstehende Session mit einer Thron-Rede eröffnet werden wird. Jn der That dürfte das parlamentarische Turunier, zu welchem die Thron -Rede die Schranken öffnen wird, diesmal \{chwerlich ein ernstliches Resultat haben, wenigstens fein Re- sultat im Sinne der Opposition. Man wird einige Wochen heftig gegen einander reden und damit enden, eine Umschreibung der Thron-

Rede zu votiren.

Die Abberufung des Generals Bugeaud aus Algerien gilt für eine ausgemachte Sache. Als die Motive dieser Maßregel nennt man erstens die ordonnanzwidrigen Korrespondenzen des General-Gouver= neurs mit dem National und dem Siécle und außerdem ein De- fizit von 12 Millionen in dem Afrikanischen Budget. Es versteht ih von selbst, daß das Gerücht der Abseßung des Gouverneurs hin- reicht, um demselben Anspruch auf eine Popularität zu geben, wie er sie früher nie genossen hat und ohne einen solhen Zwischenfall nie erlebt haben würde. Jndessen sind die Herolde dieser Popularität do für jeßt noch behutsam in ihrem Preise des Generals Bugeaud, und sie warten auf die Gewißheit seiner Abberufung, um aus vollen Backen in die Trompete seines Ruhmes und feiner Verdienste zu stoßen und der Regierung Rechenschaft für die Abberufung dieses alsdann ohne Zweifel unerseßlichen Mannes abzufordern.

Der Kolonial - Rath von Bourbon hat auf die an ihn ergan- gene Regierungs-Anfrage über die zweckmäßigsten Mittel zur Be= werkstelligung der Sklaven - Emancipation eine Antwort gege- ben, aus der zunächst hervorgeht, daß er, wie die übrigen Französischen Kolonicen, den Grundsaß der Emancipation über= haupt verwirft. Um indessen dem peremtorischen Verlangen der Regierung feine absolute Opposition entgegenzustellen, {lägt der Kolonial - Rath von Bourbon ein Verfahren in dieser Angelegenheit vor, welches er für das am wenigsten \hlechte erklärt, das man an- wenden fönne. Er will, daß die Sklavenkinder von ihrer Geburt an für frei erklärt, aber einem besonderen Regimente unterworfen und unter dem Patronate ihrer früheren Herren gelassen werden, die bis zum zehnten Jahre derselben eine Entschädigung für ihren Unter- halt vom Staate bekommen sollen. Vom zehuten bis zum sechzehnten Jahre derselben soll ihre Arbeit als Aequivalent für die Kosten ihres Unterhalts gelten. Nach einer Frist von sechszehn Jahren würde dann eine allgemeine Emancipation der noch vorhandenen Sklaven ver- steht si unter vollständiger Entschädigung threr Eigenthümer ein- treten, aber zugleih dur eine besondere Geseßgebung für den Fort= bestand der Arbeit und der Unterthänigkeit der Schwarzen gesorgt werden, Auf diese leßte Bedingung dringt der Kolonial -Rath von Bourbon mit besonderem Nachdruce. Es is überhaupt in allen Fran- zösischen Sklaven - Kolonieen ein allgemein angenommener Saß, daß die emancipirten Neger nicht arbeiten wollen, weil sie ohne Arbeit leben können, und man hegt keinen Zweifel über die Recht- mäßigkeit eines gegen sie anzuwendenden Zwanges zur Arbeit ihrer früheren Herren. Wollte aber die Französische Regierung einen sol- chen Zwang anerkennen, so wäre es wahrhaftig nicht der Mühe werth, Hunderte von Millionen an eine sogenannte Emancipation zu wenden, welche nur die Form der Sklaverei verändern und zu Niemandes Vor= theil gereichen würde, als zu dem der Pflanzer, welche darin eine Gelegenheit fänden, si ihre Herrenrechte abkaufen zu lassen, ohne sie gleihwohl zu verlieren,

“4 Paris, 4. Jan. Einige neuere Thatsachen und die nahe bevorstehende Eröffnung der Session haben die Frage über das Durchsuchungs-Recht wieder lebhaft zur Sprache gebracht. Dieselbe wird unstreitig zu wichtigen Diskussionen in der Kammer führen, und es sollte uns gar nicht wundern, wenn sie abermals eine Niederlage der Minister veranlaßte. Man behauptet, die Regierung werde von der Kammer drei Millionen Franken verlangen, um an der Afrikani- chen Küste eine gleihe Anzahl von Kreuzern wie England zu unter- halten. Beide Kabinette würden nah gemeinschaftlicher Uebereinkunft auf die Klausel des Traktats von 1831, welche einer der beiden Na- tionen gestattet, doppelt so viel Kreuzer zu halten, wie die andere, verzichten. Diese Maßregel würde auf keine n die Verträge von 1831 und 1833 umstoßen, und ihre Nachtheile für unsere Handels-Marine würden nach wie vor fortbestehen. Wel en Zweck hätte übrigens diese Vermehrung der Kreuzer, Wird Frankreich, wenn es eine größere Anzahl Schiffe hat, gegen die Englische Handels-Marine eben so handeln, wie die n i Kreuzer gegen die unsrige? Das ist niht anzunehmen, denn ein olches Verfahren würde nur die Kon- ifte vermehren und folglich das Uebel ärger mahen. Die Ursache Libs, d. h. die Abschaffung des Sklavenhandels, würde übrigens

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dadurch absolut nichts gewinnen. Wir glauben, daß ein solches Pro- jeft von den Kamniern nicht günstig aufgenommen wird. Die Frage über das Durchsuchungs-Recht is äußerst unpopulagir in Frankreich, und Alles, was zur Aufyebung der Verträge von 1831 und 1833 bei-= tragen fann, wird begierig aufgegriffen werden. Die Kammern be- greifen, daß man sich im Juteresse des Friedens beeilen muß, das Durchsuchungs-Recht abzuschaffen; denn dieses Recht is gegenwärtig wischen Fraukreih und England eine beständige Ursache zum Kriege, da cs in jedem Augenblicke einen Konflikt zwischen den Seeleuten beider Nationen herbeiführen kann. Sehr viele Deputirte bereiten sih übrigens vor, in dieser wihtigen Angelegenheit das Wort zu nehmen, und Alles läßt glauben, daß das Ministerium nur in ge- wissem Grade die Vertheidigung des Durchsuchungs - Rechts über= nehmen wird.

Man spricht noch immer von dem Ausscheiden des Admirals Duperré und des Herrn Teste, Ministers der öffentlichen Arbeiten. Dadurch würde das Ministerium übrigens keine wesentliche Umgestal- tung erleiden, und es würde nicht s{hwierig seyn, ihnen Nachfolger zu geben; man spricht bereits von dem General Mackau für das Marine = Ministerium und von Herrn Legrand, General-Direktor der Brücken und Chausseen, für das Ministerium der öffentlichen Arbeiten.

Das Gerücht vou der Abberufung des Generals Bugeaud scheint uns etwas voreilig zu seyn. Wir glauben nicht, daß die Re= gierung in diesem Augenblicke die Absicht hat, diesen Offizier seines Amtes als Gouverneur von Algier zu entseßen. Herr Bugeaud hat in den Augen des Kriegsministers sich großes Unrecht zu Schulden fommen lassen, einmal, indem er eine Broschüre über die Angelegen=- heiten von Algier publizirte, und dann, indem er mehrere Schreiben an die Journale der Hauptstadt richtete. Diese Publicationen sind mindestens eine Jnkonsequenz, nachdem der General Bugeaud selbst den unter seinen Befehlen stehenden Offizieren jede Art von Ver= öfentlihung in Bezug auf den Dienst verboten hatte. Der Mar- hall Soult hatte einen ähnlichen Befehl an die ganze Armee erlassen und, was noch wichtiger is, die Offiziere, welche Briefe an die periodische Presse gerichtet hatten, streng bestraft. Diese Art von Publizität ist dem Kriegs-Minister von Grund aus zuwider und \cheint ihm die Regelmäßigkeit des Dienstes zu kompromittiren. Wir glauben, daß diese Ansicht von den meisten General-Offizieren, die mit der Führung von Armeen beguftragt sind, getheilt wird; wir glauben aber nicht, daß die Publicationen des Herrn Bugeaud ein hinreichendes Motiv für seine Abberufung sind. Herr Bugeaud hat n Aldier sebr aroße Cre E D E jenem Lande i} allerdings noch nicht beendigt; allein wenn man den ehemaligen Zustand der Dinge mit dem gegenwär= ( große Fortschritte bemerken.

tigen vergleiht, so wird man

Als er Gouverneur von Algier wurde, war Abd el Kader noch all- mächtig in der Regentschaft; er hielt das ganze Land beseßt, und seine Schaaren kamen bis an die Thore von Algier, überall Ver= heerung, Brandstiftung und Mord verbreitend. Um die Verbindungen zwischen einem und dem anderen Punkt zu unterhalten, bedurfte es einer Armee; um unseren Truppen den nöthigen Unterhalt zu ver= hafen, mußten die Lebensmittel aus Frankrei herbeigebraht wer- den. Fast alle unsere Garnisonen im Junern waren blokirt; man mußte sich durch Arabershwärme hindurhschlagen und mörderische Kämpfe bestehen, wenn man ihnen Proviant zuführen wollte. Mit einem Wort, die Schwierigkeiten waren überall enormz jeßt hat sich die Lage der Dinge sehr veräudert : Abd el Kader is geschlagen und hat sih in die Wüste zurückgezogen 3 die Feinde sind selten geworden, und nur einige Stämme leisten unserer Herrschaft noch Widerstand. Die Wege sind frei, und die Garnisonen werden im Allgemeinen von den Arabern verproviantirt, die ihre Lebensmittel in den von uns beseßten Städten zu Markt bringen. Alle diese Thatsachen stehen unzweifel= haft fest, und man wird sie wohl dem General Bugeaub in Anrech= nung bringen und das Uebertreten der militairischen Vorschriften, welches er sich erlauben zu können glaubte, ihm nachsehen müssen. Daun ist auch noch ein anderer Umstand zu berücksihtigen. Die Abberufung Bugeaud's würde alle bisher erlangten Erfolge ernstlich gefährden. Ein neuer General-Gouverneur würde natürlih neuer Lehrzeit bedürfen, und der moralische Eiudruck, den ein solcher Wech= fel auf die Gemüther der Araber machen würde, könnte uns sehr nachtheilig werden. Genug, die Abberufung Bugeaud'® wäre ein Fehler, und das Ministerium dürfte wohl nicht geneigt segn, sich in neue Verlegenheiten zu bringen,

© Paris, 4. Jan. Die Pariser Blätter tragen \ich seit vorgestern mit dem Gerüchte, daß General Bugeaud von feinem Posten als General - Gouverneur von Algerien abgerufen werden solle. Was die Veranlassung zu einem solchen Gerüchte bildet, sind die beiden langen Korrespondenz = Artikel, welhe General Bugeaud die vorige Woche im National und Siècle einrüdcken ließ. Die Regierung muß natürlich nicht für gut finden, daß die Staats-Beamten die Polemik der Tagespresse durch ihre Beiträge über die öffentlichen Angelegenheiten unterhalten. Je höher die Stellung eines Staats= Beamten is, desto größere Zurückhaltung muß er beweisen, \o oft es sih darum handelt, diesen oder jenen Gegenstand seiner Verwaltung öffentlich zu befprehen. Wenn einmal die Gewohnheit einreißt, daß die einzelnen Beamten ihre Ansichten und Meinungen durch das Organ der Presse vertheidigen dürfen, so wird die Verwaltung ganz unmög- lich, und, was noch gefährlicher is, das so nothwendige Amts-Geheim- niß wird einem bloßen Antriebe der Eigenliebe ohne Weiteres dabei aufgeopfert,

Schon bei dem Erscheinen der Brochüre des General Bugeaud über Algerien hatte Marschall Soult dem General-Gouverneur die- ser Provinz sein taktloses Benehmen vorgehalten und ihn angewie=- sen, für die Zukunft weniger auf die Publizität der Journale sein Augenmerk zu richten. Als Antwort darauf is General Bugeaud in E Depeschen an den Kriegs-Minister immer lakonischer geworden, is er in leßter Zeit kaum die nothwendigsten Berichte einsendet. Zum Ersaß dafür schreibt er lange Briefe an die Journale von Pa- ris, Der Marshall, der von jeher auf die Disziplin viel gehalten, trug nun, wie es heißt, im Minister-Rath vom verflossenen Sonnabend (31. Dezember) darauf an, den General Bugeaud von seinem Posten. abzuberufen, er wurde jedoch von seinen Kollegen überstimmt. E81 erstens nicht so leicht, einen Maun von Energie, wie É

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