für die arbeitenden Klassen eiu eben so wohlfeiles als gesundes Ge- tränk beziehen, dessen jie jeßt 0 guf als ganz entbehren müssen. Deun was man ihnen jeßt hier unter dem Namen Wein reicht, ist ein elendes Fabrifat, das oft auch nmcht einen Tropfen Weines Dad um auf die Unterhaudlungen mit auswärtigen Mäch- ten zurückzukommen, so erregen die mit Belgien die meiste Besorgniß der Jndustriellen, und wenn diese in der Kammer angeregt werden, darf man sih auf Wiederholung all der heftigen Angriffe der Oppo- sition cefaht machen, welche schon die Blätter derselben , als es sich um das Zoll-Vereins-Projekt mit Belgien handelte, im Jnteresse der Steinkohlengruben- und Eisenhütten-Besiber erhoben hatten. Doch herrs{t über diese Frage kein Einklang zwischen den Mitgliedern der selben Parteien, da das Privat - Juteresse hier das Partei=-Juteresse in den Hintergrund drängt.
77 Paris, 10. Jau. Der auf Spanien bezügliche Paragraph der Thronrede i} nicht allzu geeignet, die Wiederherstelluug des guten Verständuisses zwischen den Kabinetten von Paris und Madrid zu erleichtern. Die Worte Ludwig Philipp's werden in Madrid wahr- scheinlich nicht sehr gut aufgenommen werden. Die Sprache der Madrider ministeriellen Blätter gegen Frankreich is noch immer im höchsten Grade feindselig, wiewohl kaum feindseliger als, wenn niht der Ton doch der Geist, in welchem die hiesigen, mit dem Ministerium in Verbindung stehenden Blätter von der Spanischen Regierung zu s\preheu pflegen. So zum Beispiel insinuirt das heutige Journal des Débats, daß Espartero nichts weniger im Sinne führe, als die Wiederherstellung und Usurpation der unumschränkten Königsgewalt, und stüßt diese Anklage auf den Umstaud, daß das Dekret über Auflösung der Cortes in denselben Formen abgefaßt sey, in denen die Ordonnanzen Ferdinand's VII. erlassen zu werden pflegten. Diese Sache verhält sich nun allerdings, wie das Journal des Débats behauptet, allein die Folgerungen, die es daraus zieht, zerschelleu au der auderen Thatsache, daß die fraglihen Formen uicht einen Augenblick außer Uebung gekommen sind, daß die Königin Christine dieselben immer beibehalten, und daß Espartero sie vom Anfauge seiner Regentschaft an gebraucht hat. (Vergl. übrigens unteu Brief aus Madrid.)
Noch immer spricht sich in allen Aeußerungen der öffentlichen Meinung tiefe Entrüstung über das Verfahren der Engländer in Afghanistan aus. Man wartet mit einer gewissen Spanuung auf das Urtheil, das die Londoner Blätter über jene Begebenheiten fällen werden. Was die Judischen Zeitungen betri, so verthei- digen sie zum Theil die Zerstörung von Kabul und Dschellala- bad. So der Bombay Courier. „Nur große Zwecke“, sagt er, „founten ein solches Verfahren rechtfertigen , aber große Zwecke sind auch glücklih, und wir glauben hinzufügen zu können, desinitiv erreicht worden. Wir betrachten die Züchtigung, die Afghaui- stau von unseren Händen empfangen hat, nur als ein Mit-= tel zum Zwecke, zu dem Zwecke des ehrenvollen Rückzuges gus einem Lande, in welchem längeres Verweilen verderblich für uns ge- worden seyn würde,“
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Grossbritanien und Irland.
Londou, 10. Jan. Die Ostindische Post ist am Sonnabend
hier angelangt, aber die Auszüge, welche die hiesigen Blätter aus den Ostindischen geben, bringen nichts weiter von wesentlichem Jn- teresse oder von näherer Begründung in Bezug auf die bereits mit getheilten leßten Nachrichten aus Afghanistan, mit Ausnahme einer offiziellen Depesche von General Pollock, welche die Zerstörung des großen Basars vou Kabul bestätigt. „Die Ueberreste des ehemaligen Gesandten (Mac Naghten's) waren auf diesem Basar zu öffentlicher Beschimpfung ausgestellt worden“, heißt es in dieser Depesche, „und mein Beweggrund, indem ich denselben zerstören ließ, war, den Afghanen einzuprägen, daß ihr grausames Benehmen gegen einen Britischen Beam= ten nicht ungestraft bleiben durfte.“ Die Oppositionsblätter, welche sich guf die Berichte der Bomb ay Times stüben, machen dem General-= Gouverneur Lord Ellenborough und dem General Pollock heftige Bor- würfe wegen der in Afghanistan angerichteten Verheerungen und au-= geblih von den Truppen verübten Grausamkeiten. Auch die Times, welche im Uebrigen die Politik Lord Ellenborough's lobt, fann doch nicht umhin, die genommene Rache für nußlos, unklug und grausam zu erklären, Der Staudard jedoch bemerkt in dieser Beziehung : „Deu Gerüchten, daß alle Afghauische Forts, gleich dem Basar von Kabul, zerstört worden, is wohl Glauben zu schenken, weil es offen- bar die Pflicht des Britischen Commandeurs war, diese Denlzeichen an die Siege und Macht Großbritaniens zurüdzulassenz aber jene Gerüchte sind vou Schilderungen der angeblich gegen die Bevölkerung verübten Grausamkeiten begleitet, wofür wir einer besseren Beglaubigung bedürfen, als die unsicheren Behauptungen der Judischen Blätter, welche schon oft, wie bei Gelegenheit der angeblichen Gemeßel und Gräuel an Kandahar, böswilliger Unwahrheit überführt worden sind. Durchaus unvereinbar mit der BVerübung so muthwilliger E feit it das, was wir von der Politik des General-Gouverneurs wis= sen. Alle Afghanische Gefangene, mit Einschluß des Usurpators Dost Mohamed und der Gattin Akbar Chan's, sind wohlbehalten und ch- renvoll in Freiheit geseßt, und es is ihnen dabei keine weitere Be- dingung auferlegt worden, als die, welche eher als ein Kompliment betrachtet werden kann, daß sie uämlih vor ihrer Abreise bei dem Durbar oder öffentlichen Lever des General-Gouverneurs erscheinen sol- len, Ueber diezKlugheit dieses Gnaden-Aktes is natürlich in Judien ge- stritten worden, aber in England wird man darüber gewiß nicht verschiedener Meinung seyn, Mit dem Kriege mußten auch alle Jucidenzien des R: ein Ende haben, und nachdem die Britische Regierung weis- lich e(Mo}es Halle, die unlenksamen Schufte Afghauistan's der Strafe ihrer eigenen Anarchie zu überlassen, war sie auch weder veraulaßt, noch berechtigt, Männer und Frauen, die persöulih kein Unrecht ge- en uns begangen hatten, als Kriegsgefangene zurückzubehalten. Wäre Akbar Chan oder irgend einer der auderen Mörder in unsere
hätte auffnüpfen lassen, selbst den Galgen verdient habenz aber
wurden. Dem
übrigens die leßten Ostindishen Nachrichten günstig gewirkt.
Die leßten Nachrichten über das Befinden des Gouverneurs vou Kanada, Sir Chs. Bagot, lauten günstiger ; der Nachricht, daß Lord folger werden sollte, wird
Eliot, der Secretair für Jrland, scin Nach widersprochen.
om Vorgebirge der guten p 8 wird unterm ih in ziemlich großer Menge jenseits des Orange- Flusses gesammelt haben, die Britische
6. November gemeldet, daß die Boers, welche
* Hülfsmitteln der Völker
‘strengste getadelt werden. “nerals Nott verübt worden zu seyn, der nach der Vereinigung seines ‘Corps mit dem des Generals Pollo, als ältester Offizier das Ober “Kommando übernahm.
Hände gefallen, so würde der Minister oder General, der ihn i
0 wie die Gerechtigkeit das Auffknüpfen dieser Scheusale gebot, wenn man ihrer habhaft geworden wäre, so erheischte dieselbe Gerechtig- feit, daß man nah Beendigung des Krieges sih in der Strafe ge- gen Personen mäßigte, die nur als Kriegsgefangene zurückgehalten Hampshire Telegraph zufolge, wird Lord Ellenborough nun sehr bald nah England zurückehren und den Marquis von Tweeddale, Gouverneur von Madras, zum Nachfolger erhalten, Auf den Stand ter Fonds an der hiesigen Börse haben
62 Autorität anzuerkennen sich weigern; man glaubt daher, es werde wohl von neuem eine Truppenmacht gegen sie gesendet werden müjen.
Sir R. Peel hat unterm ten seine parlamentarischen Anhän- ger eingeladen, bei Eröffnung des Parlaments am 2, Februar zuge- gen zu seyn.
Am Getraide-Markt bleibt die Stimmnug günstig, und {öner trockener Englischer Weizen von allen Gattungen war gestern wieder 2 Sh. höher. Auch für fremden behauptet sih die Preis-Erhöhung von 1 Sh.
Der dreimonatliche Stand der Bauk is heute wieder bekannt gemacht; das in Umlauf befindliche Papier hat eine Verminderung von 332,000 Pfd. erlitten, und der Geld Vorrath hat sih um 346,000 Pfd. vermehrt. Das erstere beträgt nümlich 19,230,000, der leßtere 10,330,000 Pfd.
Die neuesten Berichte aus Lissabon vom 5. Januar bringen |
die Rede, mit welcher die Königin am Tage zuvor die Session er öffnet hatte. Sie ist kurz und bespricht hauptsächlich die durch Afkfre ditirung von Gesandten der Nordischen Mächte in Lissabon geebneten Verhältnisse zum Auslande. Auch wird auf die Nothwendigkeit von Ersparungen hingewiesen. (S. Portu gal.)
Il London, 10. Jan. Lord Ellenborough hat mindestens einen Fehler, der für einen Maun, welcher die höchste Stellung in einem Laude einnimmt, kein geringer is — er hat eine Begierde, auffallende Dinge zu sagen und zu schreiben, die nach rhetorischen Grillen {chmeckeu, welche aber niht im Geschmacke des Englischen Volkes find. Er begaun wit einer Proclamation, die den Rückzug der Armee verkündigte und in der er sich einige sarka- tische Parenthesen gegen seinen Vorgänger und gegen diejenigen Offiziere erlaubte, welche im Begriff waren, wegen ihres Benehmens vor Gericht gestellt zu werden. Hierauf folgte eine etwas prahlerische Er= flärung seiner Absicht, den Handel auf dem Judus und an seinen Ufern auf eine noch höhere Stufe zu erheben, als Aurengzeb, und dieje Herzensergießungen werden noch überboten von einer späteren Proclamation an die Judischen Fürsten, welche davon handelt, daß die Sandelholz-Pforten des Tempels von Dschaggernaht, die vor 500 Jahren durch eine Afghauische Armee geraubt wurden, wieder dort- hin zurückgebracht werden sollen. Jch ‘glaube, daß Lord Ellenborough die trefflichsten Absichten hegt und eine treffliche Kenntuiß von den wirklichen Bedürfnissen Judiens besißt, und daß dies Alles hätte ge than — aber niht gesagt werden müssen, namentlich nicht in \o bombastisher Sprache. Die wahre Größe Englands im Orient be steht nicht in irgend einer phantastischen Nachahmung barbarischen Glanzes oder orientalischer Hyperbeln.
Ich bin jedoch keinesweges unempfänglich gegen den Zweck der neueren Maßregeln Lord Ellenborough?s. Er sucht sih #o viel wie möglich mit Indien zu ideutifiziren, Indien selbs zu der Ueberzeu gung zu bringen, daß es durch diese Kriege gewounen hat, daß es seine eigenen Söhne gewesen sind, welche die heiligen Thore an ihren alten Plah wieder zurückgebracht haben, und daß Judien unter der
“ Britishen Regierung, nicht unter ein fremdes Joch gebeugt, darnie
; derliegt, sondern im Gegentheil auf eine Höhe des militairischen * Glanzes und Ruhms erhoben worden sey, * die Geschichte von der Regierung seiner größten Beherrscher erzählt, : Dies ijt in vieler Beziehung wahr.
die Alles übertresse, was
Die Verbindung oder vielmehr Energie mit der Macht und den Asiens hat nirgends solche Resultate Armeen und in der Verwaltung ‘des Britischen Judiens. Fast an allen guderen Orten haben, “wie die Geschichte lehrt, ähnliche Umstände einen Konflikt der Rassen hervorgebracht : in Hindostan haben die Engländer eine wirk lihe Vereinigung der Rassen für alle Zwecke der Regierung, des Handels und des Krieges bewirkt. Es ist“ flar, daß die Kriege in Afghanistan und in China nuttelst Asiatischer Hülfsmittel uud mit Astatischen Truppen geführt worden sind. Eine rein Curopäische Macht hätte sie nicht unternehmen können. Es isst dies also jeit Jahrhunderten das erstemal, daß Judische Heere von auswärtigen Siegen nach Hause zurückkehren, und Lord Ellenborough ergreift diese Gelegenheit, um ihr nationales Selbstgefühl zu heben, indem er sie daran erinnert, daß sie die Armee Judiens bilden und nicht bloße Sklaven oder Hülfsvölker Großbritaniens sind. Dies is gewiß eine edle und preiswürdige Gesinnung, und der Styl von Lord Ellenbo rough's Proclamationen mag besouders geeignet seyn, jene Gesinnung den Eingeborenen mitzutheilen; aber unglücklicherweise erscheint der selbe Styl für Loudon zu orientalisch.
Das rachsüchtige Verfahren der Britischen Armee in Kabul, na-
* Vereinigung Europäischer
‘hervorgebracht, wie in den
/ mentlich die Zerstörung der Basars in dieser Stadt und die Plünde- rung der etwa 15 Englische Meilen entferuten Stadt Jstalif, sind
Grausamkeiten, welche von der öffentlichen Meinung in England aufs Sie scheinen mit Genehmigung des Ge-
Der leßtere General soll gegen jene s{mach
‘vollen Gewaltthätigkeiten protestirt haben. Jch meinerseits bleibe mei- ‘ner ersten Meinung, daß es das Klügste gewejen wäre, zu thun, was
Lord Ellenborough zuerst vorschlug, nämlich, die Truppen zurückzuzie hen, die Gefangenen Akbar Chan's durch Unterhandlungen und Aus- wechselung gegen die in der Gewalt der Briten befindlichen Afghanen zu befreien, getreu. Die öffentliche Meinung entschied das Gegentheil und es wurde ein Feldzug unternommen, Um die Grausamkeit des vorhergehenden Jahres durch Grausamkeiten unsererseits zu vergelten. Jch halte diesen Feldzug für kein ruhmwürdiges Ereigniß in der Eng- lischen Kriegs-Geschichtez allein es hieß zu viel von der menschlichen Natur erwarten, wenn man voraussebte, daß die Menschen den mo- ralishen Muth der Selbstbeherrshung über die Triumphe der Mili tgir-Gewalt seßen würden.
Wir können uns wenigstens Glück wünschen, daß dergleichen Nothwendigkeiten vorüber sind, Das Parlament wird mit einem glänzenden Verzeichnisse beendigter Streitigkeiten eröffnet werden, und es ist uicht unwahrscheinlich , daß die erwarteten Handels - Verträge mit Spanien uud Brasilien noch zeitig genug in London eintreffen, um in der Thronrede erwähnt zu werden, i
——— Be l g.i e N.
u X Brüssel, 10, Jan. Die Deputirten - Kammer hat nach einer vierzehntägigen Unterbrehung ihre Arbeiten mit der Diskussion des Budgets der öffentlichen Arbeiten wieder begonnen und wird sodaun zur Prüfung des Militair-Budgets übergehen. Gegen dieses lehtere sind seit dem Friedens - Traktate mit Holland 1839 fortwäh- rende Klagen gemacht worden wegen des bei der neutralen Lage des A Aeg LO hohen Militair - Etats , der fast ein Drittel der Einnahmen absorbirt, Höchst wünschenswerth wäre es sür Belgien, wenn im Militair - Budget eine bedeutende Ersparniß gemacht und zur Ausdehnung des Handels verwandt werden könnte. Die Throu= Rede hatte indirekt die Errichtung einer großen Handelsgesellschaft als das geeignetste Mittel bezeichnet, um den auswärtigen, namentlich überseeischen Handel zu beleben; allein bei dem Mißkredite, worin jeßt
| fehlt.
| in die Frage bemerkenswerth.
fast alle Actien - Gesellschaften gefallen sind, verlangt die Errichtung emer Jolhen Gesellschaft das thätige Mitwirken des Staates.
anu R Bezug auf die verschiedenen Handels- und Judustriezweige Belgiens ist von einem jungen Manne, Herrn Cloquet, der sih durch Reisen mit dem Auslande, namentlich mit dem Oriente, bekannt ge macht hat, eine interessante Schrift, „itades sur le commerce” 2c. erschienen, Der Verfasser wirft hauptsächlich seinen Landsleuten Mangel an Unternehmungsgeist vor, so wie die Befolgung einer im Handel verwerflichen Maxime , nämlich unter dem Vorwande größe
| rer Solidität, in der Waaren - Fabrication feine Rücksicht auf den wechselnden Zeitgeschmack zu nehmen. / | tel zur Verbreitung des auswärtigen Handels bezeichnet der Verfasser
Als ein hauptsächliches Mit
mit Recht die Errichtung Belgischer Comtoire in den entfernten Län- dern, da die Gründung von Konsulaten nur eine Vorbereitung, der erste Schritt von Seiten der Regierung is, der aber ohne die thätige Nachfolge des Handelsstandes den eigentlichen Zweck ver
Die Handels-Verbindung Belgiens und Frankreichs beschäftigt
| fortwährend die Französische Presse. Das Werk von Léon Faucher,
welches diesen Gegenstand behandelt, ist wegen des tieferen Eingehens
Der Verfasser verhehlt es nicht, daß nach seiner Meinung die Zoll- Verbindung mit Belgien eine nähere politishe Vereinigung herbeiführen müsse, glaubt jedo den Belgiern die Versicherung geben zu können, daß diese keine Absorbtion oder die Vernichtung aller Unabhängigkeit nothwendig mache. Ob aber dies lebtere nicht die endliche Folge, wenu auch nicht der Anfang, einer solhen Zoll - Verbindung seyn würde, ist bei dem in Frankreich herrschenden Geiste wohl nicht {wer zu entscheiden. Werke, wie das bezeichnete, sind aber immer wohl zu beachtende Zeichen von dem Fortschritte, welchen diese Frage in Frankreich macht, und vou allgemeinem Gesichtspunkte betrachtet, stellen wir solhe Französische Schriftsteller, die in der großartigen Idee eines Zoll Vereins mit den Nachbarstaaten die Macht - Vergrößerung ihres Vaterlandes ver folgen, unbedingt höher, als die Deutsche staatsöfonomische Weis heit, wie sie von einigen Schriftstellern gusposaunt wird, die der halbgebildeten Menge imponirt und dem Egoismus aller Jn dustrieen s{hmeihelt, die aber, mit einiger Konsequenz durch geführt, Deutschland nicht blos gegen andere Staaten durch verkappte Prohibitiv-Geseße absperren, sondern auch die einzelnen Theíïle des Landes gegen einander aufbringen und den fgum geknüpf ten Zoll - Verein gefährden dürfte. Denn wenn die Han dels - Praxis, die an sich schon zu sehr dem absondernden Pro- tections-Systeme ergeben ist, fein Gegengewicht mehr in der Wissen schaft findet, die mit ihren Forderungen zum Fortschritt und zur all mäligen Handelsfreiheit drängt, so müsseu die Repulsivkräfte bald das Uebergewicht über die Anziehungskraft gewinnen und zur Auflösung aller innigeren Bande führen. Doch es ist hoffentlich dieje neue Erscheinung in Deutschland wohl nur ein vorübergehendes Symptom und die Folge von einem Zustande, den die Gelehrten zum großeu Theile verschuldet haben. Während sie sich selbst dem Leben entfremdeten, in der Wissenschaft nur Abstractio- nen verfolgten, anstatt den reichen Gehalt des Lebens und der Erfahrung in ihre Prinzipien aufzunehmen, hak ihnen die Praris den Rücken gekehrt und sich den Sprechern in die Arme ge worfen, die dem verderblichsten Partikularismus und Egoismus das Wort reden und in ihren Schriften gerade deuselben Tou au stimmen, der aus dem Munde der foglisirten Monopolisten von Frankreich herüberklingt.
Während die Revue nationale, das Organ der gemäßig ten liberalen Meinung, an Ausbreitung gewinnt, is die Revue de Brurelles, bisher die bedeutendste und gehaltvollste Monats\chrift der katholischen Meinung, mit Ende Dezember eingegangen. Sie war seit einem Jahre von Brüssel nah Löwen verlegt und der Lei tung mehrerer Professoren der dortigen Universität übergeben wor den, hatte aber seitdem einen zu theologischen Anstrich erhalten, der eine große Monotonie in die Redaction brachte. Dennoch wäre die Fortseßung dieser Monatsschrift wünschenswerth gewesen, da dieselbe unter der Geistlichkeit ein größeres wissenschastliches Interesse zu ver breiten geeignet war, als das bekannte Journ Ee el lit¿raire de Liège, und es überhaupt besser is, wenn sich die Geistlichkeit mit theologischen Untersuchungen als mit der Tages- Politik beschäftigt.
Die Französische Thron-Rede, die so eben befannt wird, enthält auch einen Paragraph über Haudels-Verbindungen, bei dessen Diskus sion sicherlih die mit Belgien angeknüpften Negociationen zur Sprache fommen werden, Man ist hier sehr darauf gespannt.
— P —
Dänemark.
Kopenhagen, 10. Jan. Als P. H. Lorenzen gestern im Schauspielhause eintratt wurde erx mit dem Ausruf: „Lange lebe Peter Hjort Lorenzen!‘ und oft wiederholtem Hurrgh! begrüßk. Diesen Abend is er nah Hadersleben abgereist; auf dem Posthose hatte sich eine Menge Menschen geschaart, um ihm Lebewohl! zu bringen. j ; U
“Auf Nysbe — dessen Name sich an eine Reihe von Thorwald- sen's späteren Werken knüpft — hat derselbe zu lebten Weihnachten ein Basrelief, die Weihnachts-Freude im Himmel vorstellend, model- lirt, das Oehlenschläger, der ebenfalls dort die Weihnachts-Zeit zu- brachte, zu einem Gedichte begeistert hat. Die Kunst - Afgdemie hat unseren Maler Adam Müller zu ihrem Mitgliede erwählt, veranlaßt durch ein in Rom 1841 von ihm angefangenes großes Altarbild: Christus, der die Evangelisten beruft, welches Thorwaldsen für das Museum augekaust hat.
Das Hof- und Stadtgericht hat den früheren Redacteur des Corsars, Morthensen, wegen sieben in Nr. 68 dieses Blattes vom v. J. aufgenommener Artikel nebst einem Holzschnitt, zu 200 Rbthlr. Geldstrafe und einjähriger Censur verurtheilt, den Holz\schneider jedoch freigesprochen.
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Deutsche Bundesstaaten.
Müncheu, 10. Jan. (A. Z.) Die heutige Sibung unserer Kammer der Abgeordneten wurde durch eine doppelte Debatte zu- nächst über die Zulässigkeit und dann über die Annahme des von 36 protestantischen Abgeordneten an die Kammer, gestellten Antrags ausgefüllt, 1 es ‘wolle au Seine Majestät den König auf verfassungs- mäßigem Wege die Bitte gebracht werden, daß die die Gewissens- freiheit der Protestanten beschwerende Kriegsministerialordre vom 14. Aug. 1838, durch welche die Kniebeugung vor dem Sanctissimum während der Messe bei dem Militairgottesdienst befohlen wird, zurü genommen werde 4, oder vielmehr in leßterem Bezug im strengeren Sinn êber cine zu dem Autrag gestellte Motion des Abg. Bestelmeyer, des Sinnes, es wolle an den Allerhöchsten Thron die allerunterthä- nigste Bitte um solhe Maßregeln gebracht werden, dur welche die in Folge der fraglichen Verordnung unter den Protestanten veranlaß- ten Befürchtungen beseitigt zu werden vermöchten, Jndem wir uns vorbehalten, „weitere Ergänzungen dieses Berichts nahzutragen, be- \ränken wir uns vorläufig auf die bloße Mittheilung der
beiden Kammer =- Beschlüsse. Für die Zulässigkeit des Au trages sprach sich die Kammer nah einer fast dreistündigen Debatte mit einer an Einstimmigkeit gränzenden Stimmen mehrheit aus. Eben o wurde die sofortige Berathung und Be= \chlußfassung von einer großen Mehrheit beschlossen. Endlich nahm die Majorität ter Kammer das obige Amendement des Abg. Bestel- mever an, wodur der ursyrüngliche Autrag von selbst beseitigt wurde. Während der ganzen Verhandlung waren sowohl sämmtliche reser- virte Logen und Tribünen, als die Galerieen von Zuhörern dicht beseßt. Am Miünistertische waren gegenwärtig die Königlichen Mini= ster des Junern und des Kriegs und drei Regierungs-Kommissarien. Dem Vernehmen nach haben Se. Majestät der König für die armen Gemeinden im Spessart, die heuer weder Nahrung für sich noch Futter für ihr Vieh erhielten, das Königliche Geschenk vou 40,000 Gulden bestimmt, welche Summe abgesendet werden soll, \o wie der Plan zu Vertheilung derselben von der betreffenden König lichen Regierung eingegangen seyn wird. : iti 2s
Oesterre ih:
IGien, 10. Jan. Se. Majestät der Kaiser haben nachstehen=- des Kabinets- Schreiben an den Präsidenten der allgemeinen Hof= Kammer und bisherigen Schaßmeister des Oesterreichish Kaiserl. Leopold-Ordens, Freiherrn von Kübe, erlassen :
„Lieber Freiherr von Kübe!
Zum Beweise Meiner Zufriedenheit mit Jhren Mir bisher ge leisteten Diensten, verleihe Jch Jhnen das Großkreuz Meines Leopold Ordens und ernenne Sie zugleich zum Kanzler dieses Ordens; worüber Jch unter Einem das Erforderliche an die Ordens Kanzlei erlasse,
Wien, am 5, Januar 1843, (Gez) Ferdinand.“
Der neu ernannte Leopold-Ordens-Kanzler hat in dieser Cigen- schaft den Eid am 6. Januar d. J. in die Häude Sr, Majestät ab gelegt.
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Ueber eine neuerrihtete Oesterreichische Finanzwache enthält die |
Allg. Zeitung folgendes Nähere: „Die Umgestaltung des Oester
reichischen Finanzwesens, zu welcher die Grundlage schon in viel frü
heren Epochen gelegt wurde, die aber jeßt ihrer Entwickelung immer |
mehr entgegen schreitet, und der gegenwärtig ein besonders energi scher und vielseitiger Jmpuls gegeben scheint, tritt in einer Reihen folge von Maßnahmen, von denen eben eine neue wichtige durch Entschließung des Kaisers sauctionirt wurde, immer ersichtlicher her vor. Diese neueste Kaiserliche Entschließung betrisst eine wesentliche Veränderung in der Gränz= und Gefällenwache, einem Justitute, das im Publikum wenig Anklang gefunden hatte, auch wohl manche Mängel enthielt, dem aber bei weitem die meisten durch irrige Ansichten und Unkenntniß des Gegenstandes angedichtet wur den. Wenigstens die Nothwendigkeit eines solhen Justituts war handgreiflih. Ju früherer Zeit bestand ein aus Halb-Juvaliden zusammengeseßter Gränz-Kordon zur Beaufsichtigung der Zoll-Linien und der Gefälle, der weder in der einen noch in der anderen Bezie hung irgend genügende Dienste leistete. Ueberdies war für jedes Monopol, für jeden indirekten Besteuerungszweig eine eigene Aussicht. So gab es Zoll=- und Salz-Aufseher, Tabaks-Ausfseher, Trauksteuer= Aufseher, lauter disjecta membra, die feinen Mittelpunkt hatten. Diesem über die Maßen fehlerhaften Zustande wurde wesentlich durch die Errichtung der Gränzwache im Jahre 1829 und der Gefällen Wache 1835 abgeholfen. Aber im Laufe der Zeit waren im Mecha niamus der Maschine theilweise Mängel wahrzunehmen und die sen soll durch die eben erfolgte Kaiserliche Entschließung müg lichst abgeholfen werden. Der getrennte Körper der Gränz= und Gefällenwache wurde zuvörderst in einen einzigen unter der Benennung Finanzwache zusammengezogen. Die theilweise militairische Organisation der früheren Wachkörper und ihre Ein theilung in Compagnieen wird nicht beibehalten; dagegen wird ihr ein erster und nöthigenfalls noch ein zweiter Central -Jnspektor zur unmittelbaren Ueberwachung des Ganzen vorgesebt, der die sämmt
lichen in der ganzen Monarchie vertheilten Abtheilungen, die jeßt |
feiner folchen unmittelbaren Juspizirung unterlagen, zu bereisen und u revidiren haben wird. Ueberhaupt trachten die sämmtlichen Be stimmungen der neuen Organisation, indem man den Organismus möglichst vereinfacht, alle iberflüssigen Schreibereien beseitigt, die Masse beweglicht , intelligenter macht, das ganze Justitut für seine Bestimmung geeigneter auszubilden. Um heine Moralität zu heben, sucht mau theils sein Chrgefühl zu steigern, theils sind höhere Beförderungen und Verdienstzulagen in Aussicht gestellt, Da sich einzelne Versuche, einen T heil der Gränzwache beritten zu machen, von großem Nutzen gezeigt haben, so wird, wo es thunlich ist, diesen Versuchen eine größere Ausdehnung gegeben werden, zumal die Kosten uicht gesteigert wer den. So \ind z. B. an der Galizischen Gränze 2046 Mann aufge- stellt. Nach den bereits gemachten Erfahrungen wären, wenn 354 Mann beritten gemacht würden, auf dieser Gränze nur noch 1228 Maun zu Fuß nöthig, was außer dem besser besorgten Dienst noch eine Geld - Ersparung von circa 21,000 Fl. zur Folge haben würde, Der ungeheure Kosten - Auswand und der verhältnißmäßig geringe Nuben der Gränz= und Gefällen - Wache war überhaupt bisher eine im Publikum ganz festgestellte Ansicht. Dem aber is nicht so. Diese Finauz- Wache hat das Zoll - Gefäll, das Salz -Gefäll, das Tabacks = Gefäll und die Verzehrungs Steuer, im Ganzen eine Finnahme von etwa 775 Millionen, zu überwachen. Sie kostet dem Staat circa 5,300,090 Fl., folglich stellen si die Kosten dieser Be wachung auf circa 7 pCt. in ihrem bisher theilweise mangelhaften Zustaude von ungeheurer Be deutung is, dafür zeugt die immer in Vermehrung begriffene Ein- uahme. Das Zollgefäll erwies im Jahre 1829 einen Brutto-Ertrag von circa 87 Millionen, im Jahre 1836 etwa 134 Millionen und 1841 gegen 16% Millionen. Das Salzgefäll im gleichen Zeitraum circa 10, 417 und 195 Millionen. Das Tabakgefäll 65, 15 und 18 Millionen. Die Verzehrungs - Steuer stieg seit 1829 bis 41841 von 412 Millionen auf 19% Millionen. Nun is zwar gewiß diese Vermehrung nicht der besseren Ueberwachung allein zuzuschreiben, son- dern sie wird von einer Menge anderer Ursachen, als zunehmender Bevölkerung, größerer Wohlhabenheit, steigendem Verkehr zum gro- ßen Theile bedingt, Aber man wird doch nicht umhin können, auch der Ueberwachung den Antheil zuzugestehen, der ihr gebührt, und bei einem Objekt von 77 Millionen die dafür nöthig ge- wordene Auslage weder unnüß, noch übertrieben finden. Sehen wir aber die steigende Ziffer vom Jahr 1829 bis zum Jahre 1841 in vier \0 wesentlihen Gefällen, so muß man sich billig fragen : wie reimt sich dieses unumstößliche Zeichen steigenden Wohlstandes mit den Gemälden zusammen, die in so vielen über Oesterreich erschei= nenden Schriften vorgeführt werden? Wir sprechen hier nicht von gememen Schmähschristen, von böswilligen verleumderischen Artikeln in wenig achtbaren Blättern, wir reden von solhen Schriften, die mitunter in wahrhaft patriotischer Absicht geschrieben sind und in mancher anderen Hinsicht viel Beherzigenswerthes enthalten. Wie ist es möglich, daß sie den materiellen Zustand der Monarchie so unbe- friedigend darstellen, und woran liegt es, daß sich nicht nur im Aus-
Daß aber diese Ueberwachung selbst *
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Selbstgefühl dieser hohen Behörde keinesweges kränken, noch weniger aber
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63 lande, sondern auch im Julande oft die irrthümlichsten Begriffe ver- breiten und in den Ansichten der Menschen einwurzeln und feststellen? Daran, daß, wo andere Regierungen oft zu viel sprechen, die Oester= reichische gar nicht spricht. Die Verleumdung, wie die Unzufrieden- heit, liegt even so oft an der Uukenntmþ der Thatsachen, als an dem üblen Willen.
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Luzern, 7. Jan. (Bas. Ztg.) Ueber den Beschluß des Regierungs - Raths in Betresf der über die Jesuiten einzuziehenden Erkundigungen vernehmen wir nun folgende nähere Angaben. Die Er- fundigungen sollen eingezogen werden: 1) in wisseuschaftliher und disciplinairer, 2) in religiöser, 3) in politischer, 4) in 6fkonomi- her Beziehung. Jn ersterer (wissenschaftlicher und disciplinairer) Beziehung soll vom Provinzial der Ober-Deutschen Provinz einerseits eine einläßliche Darlegung des Schul- und Erziehungs = Systems der Jesuiten, so wie der von ihnen angewandten Lehrweise, Lehrbücher und Lehrhefte verlangt werden, andererseits soll er über die Anzahl der Mitglieder der Ober-Deutschen Provinz und deren allfällige Ver- wendung in Luzern, besonders aber auch darüber befragt werden, ob der Orden (bei allfälliger Aufnahme) zugebe, daß nach dem hierseiti gen Lehrplane und den Disziplinar-Verordnungen, jeßigen und fünf tigen, gelehrt und von den hiesigen Erziehungs -= Behörden die Lehr bücher bestimmt werden? und überhaupt ob Aufsicht und Leitung den Kantons-Behörden gesichert bleiben? ferner ob es nach den Ordens regeln zulässig sey, daß ohne Einwilligung der Regierung fein Pro fejjor angestellt, gegen den Willen derselben keiner entfernt, so wie auch auf ihr Verlangen ein solcher zurückgezogen werde? Ferner soll eine Abordnung aus je zwei Mitgliedern des Regierungs-Rathes und des Erziehungs-Rathes, unter Zuzug von unbetheiligten Sachverstän digen, durch unmittelbare Anschauung sich zuverlässige Kenntniß vou dem Gange der Jesuiten-Anstalten in Schwyz, Freiburg und Sitten zu verschaffen suchen. Der Provinzial is anzufragen, ob eine solche Abordnung angenommen, und ob derselben zugleich gestattet werde, nah Belieben selbs zu prüfen und Fragen zu stellen? Durch Ver- mittelung des eidgenössischen Geschäftsträgers zu Wien sollen offizielle Aufschlüsse über den Gang der Jesuiten-Kollegien in Oesterreich ein- geholt werden. Ju religiöser Beziehung soll sowohl durh Anfrage an den Provinzial, als durch Nachforschung jener Abordnung Auf {luß gesucht werden: auf welche Weise und durh welche Mittel die Gesellschaft Jesu an ihren Erziehungs-Austalten das religiöse Leben der Jugend zu wecken, zu pflegen und zu leiten sich bestrebe? Ferner soll der Erziehungs-Rath von den Bischöfen von Lausanne, Sitten, Chur, Brixen, Linz und Gräß Auskunft begehren über den religids sittlichen Zustand der den Jesuiten - Anstalten anvertrauten Jugend, über das Wirken der Jesuiten als Seelsorger und Prediger, über ihr Verhält- niß zur Weltgeistlihkeit, namentli über ihre Einwirkung auf die wissenschaftliche und religiöse Bildung derselben, und ob sie mit ihr in gutem Vernehmen stehen; endlich über das Verhältniß des Ordens zu dem bischöflichen Orbinagriate selbs. Ju politischer Beziehung soll der Provinzial befragt werden, in welchem Verhältniß ihr Lehrsystem und besonders ihre Vorträge über Natur - und Staatsrecht, so wie über Geschichte zu den gegebenen Staatsformen und namentlich zur Demokratie stehen? Die Regierungen von Schwyz, Freiburg und Wallis sind anzufragen, unter welchen Vorbehalten ber Orden in ihre Kantone aufgenommen worden sey? ob die Kantonal - Behörden unverkümmert Aufsicht und Leitung der Jesuiten-Anstalten haben und in welchem Verhältniß sie zu denselben stehen? ob die Jesuiten Er- ziehung den demofratishen Verfassungen zum Vortheil oder Nachtheil gereiche, und ob die aus den Jesuiten - Schulen hervorgegangenen Beamteten den demokratischen Grundsäßen zugethan seyen? ob die Regierungen Wahrnehmungen machen, daß die Jesuiten sih in das politische Wirken der Behörden einzumischen suchen? was die Regie= rungen überhaupt von den Geiste, so wie von dem wissenschaftlichen, religiós-sittlihen und gesellschaftlichen Wirken der Jesuiten in ihren Kautonen halten? Eben so soll der eidgenössische Geschäftsträger in Wien ersucht werden, von der Oesterreichischen Staats - Regierung Aufschluß über die Verhältnisse der Jesuiten zum Oesterreichischen Staat zu erhalten.
D
Atl em
Neapel, 231. Dez. Gestern Abend is die Frau Fürstin von
Liegniß hier angekommen und im Hotel Bellevue abgestiegen.
D DRHE Bruder des Königs, Prinz Anton Graf von Leere,
liegt sehr gefährlich krank danieder.
i 1 O erfreuen uns fortwährend der herrlichsten Witterung bei
einer Temperatur von 15° um Mittag. Seitdem der Aetna zu to-
entsteigt dem Krater des Vesuvs ein mächtiger
Rauchqualm. j ——
Se
© Madrid, 3. Jan. Jch kann Jhnen mit voller Zuversicht die Erwartung ausdrücken, daß den für den Augenblick zwischen der diesseitigen und der Französischen Regierung obschwebenden Mißhellig- feiten eine befriedigende Ausgleichung bevorsteht, Sollten auch die Spauischen Minister anfangs den übelwollenden Einflüsterungen un-
* berufener Personen Gehör geschenkt haben, so finden sie es nun doch
Ï mit ihrer eigenen Würde vereinbar, der Wahrheit Recht zu geben, :
und, ohne sih hinter leeren Ausflüchten zu verschanzen, auf jede
* billige von dem sich für verleßt haltenden Kabinette zu stellende An
forderung einzugehen. Auf der anderen Seite sollen die Mittheilungen, welche der Herzog von Glücksberg im Auftrage seiner Regierung an ‘das hiesige Ministerium richtete, durchaus von der Natur seyn, daß sie das den Spanischen Nationalstolz verleven können, Die Minister sahen sich dur die unwahren und guf leidenschaftliher Befangenheit beruhen- den Berichte eines Untergebenen hintergangen, Diesen strafbaren Beamten haben sie bereits seiner Würde Affen und es muß ihnen selbst jeßt Alles daran liegen, daß das Benehmen des Französischen Kousuls auf das vollständigste gerechtfertigt werde, da dieser auf \ei-
„nem Posten verbleibt, und es für die Spanische Regierung erniedri-
gend seyn würde, wenn sie einem nicht vollkommen gerechtfertigten fremden Agenten eine amtliche und gegenwärtig höchst wichtige Stel- Die Französische Regierung is übrigens hier in Madrid dur einen jungen Diplomaten vertreten, dessen persönliche Eigenschasten gar sehr dazu beitragen, den zwar nachdrüdlichen, aber begründeten Vorstellungen seines Kabinets bei den Spanischen Mini-
“ stern Eingang zu verschaffen. Der junge Herzog von Glücksberg hat sich
hier, bei seiner \chwierigen Stellung, durch sein offenes und einnehmendes
- Wesen jenes so hwer zu erlangende Zutrauen zu erwerben gewußt, dessen
Mangel mehrere seiner diplomatischen Vorgänger von höherem Range Lund längerer Erfahrung in allen ihren Bemühungen scheitern lies.
Die seinigen sind, wie die Spanischen Minister selbs anerkennen, immer darauf gerichtet gewesen, Alles zu vermeiden, was der diessei- tigen Regierung auh nur den Vorwand zu irgend einer Mißdeutung
geben fönnte. Er war der erste der fremden Diplomaten, die vor=- gestern im Palaste des Regenten erschienen, um diesen zu bewill- fommnen, und das Hotel der Französischen Botschaft war glänzender erleuchtet als irgend ein anderes in Madrid. Auf der anderen Seite ist der gegenwärtige Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Graf von Almodovar, ein Mann von Takt und Umsicht, der, wo uur er zu entscheiden hat, siher feinen übereilten Entschluß fassen wird. So viel man erfährt, haben die diesseitigen Minister das verlangte Ultimatum von der Entscheidung des Regenten ab- hängig gemacht, und je mehr dieser Gelegenheit hatte, sich dur den ihm gewordenen Empfang von der hier herrshenden Stimmung zu überzeugen, um \o weniger wird er wohl geueigt seyn, die innere oder äußere Ruhe des Landes guf das Spiel zu seßen. Dazu fömmt endlich, daß der Englische Gesandte gestern durch außeror-
dentliche Gelegenheit Depeschen von seiner Regierung erhielt, und da man wohl annehmen darf, daß die darin enthaltenen Mittheilun en, die der Gesandte seit länger als einem Monat erwartete , jeder Bu nahme des zwischen den Kabinetten von Paris und Madrid eingetre- tenen Mißverständuisses vorzubeugen suchen werden, so is darauf zu renen, daß Herr Aston durch den großen Einfluß, den er auf den Regenten und dessen Minister ausübt, die vermittelnden Gesinnungen des Englischen Kabinets unterstüßen werde.
Dreizehn der hier erscheinenden Blätter und Zeitschriften sind heute mit folgender „Erklärung der unabhängigen Presse“ hervorge- treten :
„Da die Spanische Regierung sich der Großbritanischen geger= über offenbar in einem Zustande von Abhängigkeit befindet, und in Betracht des bevorstehenden Unterganges, der unsere Jndustrie bec- droht, und der Gefahr, daß eine so wichtige und an so unwiderruf= lichen Folgen reiche Frage, wie die eines Handels-Vertrages mit England, ohne irgend eine Gewährleistung für die richtige Lé- sung entschieden werde und sich endlich in eiue Frage der Gewalt und fremden Einflusses umwandle, hält si die unabhängige Presse, geleitet vom Nationalgefühl und, treu ihrer Pflicht, innerhalb dcr Schrauken des Gesetzes, allen willkürlihen und verderblichen Be- schlüssen, die dur die bestehende Regierung angeordnet werden könr= ten, vorzubeugen und zu widerstehen, zu nachstehender Erklärung verpflichtet:
Die unabhängige Presse protestirt auf das feierlihste und kräf= tigste gegen den Äbschluß irgend eines Handels-Vertrages mit Eng= land, der niht in Gemäßheit der Constitution vorgenommen und
durch die Cortes, mit voller Freiheit zu deliberiren und zu entschei= den, ratifizirt werden ollte. Madrid, 2. Januar 1843. (Folgen die Namen der dreizehn Blätter.)
Den lebten aus der Havana eingegangenen Nachrichten zufolge, (liefen von dort am 16. November die Fregatte „Isabella 1.“, die Brigg „Jason““, und das Dampfschiff „Congreso““ nach Haiti aus, um die Wie- derauslieferung der aufgebrachten Spanischen Schiffe zu verlangen.
Der Regent is noch heute \o leidend, daß er Niemand empfan- gen kann, Gestern wurde er zu Ader gelassen. Unter solchen Um- ständen fann über die Umgestaltung des Ministeriums noch keine Entscheidung erfolgen. Man glaubt indessen, daß Herr Olozaga an die Spiße eines neuen Kabinettes treten, und \sich ihm der General Linage als Kriegs-Minister vnschließen werde,
65 Paris, 10. Jan. Der neueste, bis zum 5ten d, M. ge- hende Termin, welchen der General Seoane den Barcelonesern zur Zahlung der Contribution geseßt hat, scheint den Einwohnern der Stadt noch immer zu kurz, und sie haben Schritte zu einer weiteren Verlängerung desselben gethan; bis zum 3ten hat sih aber der Ge- neral-Capitain bestimmt geweigert, dieser Bitte nachzugeben. Die Frage des Wann? mußte sih in der That, unter der Vorausseßung der baldigen Wiedereröffnung der Cortes, zugleich als eine Frage des Ob? darstellen. Gelang es den Barcelonesern, die Zahlung bis zu diesem Augenblicke hinauszuverzögern, so durften sie darauf rechnen, daß das Einschreiten der Legislatur sie gegen die ihnen zugedachte ver= fassungswidrige Belastung schüßen werde. Fs aber die Contribution einmal in die öffentlichen Kassen eingegangen und verwendet, #o is von der Dazwischenkunft der Cortes wenig mehr zu hoffen, denn von einer Rückerstattung dürfte bei der bekannten Verfassung des Spani- hen Schaßes wohl kaum die Rede seyn. Bei der jeßt erfolgten Auflösung der Cortes ist natürlich die Ausficht vershwunden, mit ihrem Beistande der Contribution zu entgehen, denn der General Seoane wird sich gewiß nicht bis in den Monat April hinhalten lassen.
Die Universität und die ordentlichen Tribunale sind in Bar celona wieder eröffnet, und von der Verlegung der ersteren wird nicht mehr gesprohen. Was die Münze anbetrifft, so macht sich Cartha= gena Hoffnung, dieselbe in seine Mauern verlegt zu sehen. Die Thore von Barcelona werden noch immer streng überwacht. Nie= mand wird ohne Erlaubnißshein aus der Stadt gelassen. Die in Barcelona lebenden Ausländer sind gehalten, ihre Aufenthaltskarten bis zum 15ten d, M. erneuern zu lassen,
Barcelona, 2. Jan. Nachstehendes is eine Uebersicht der historish wichtigen Dokumente, die durch das Bombardement in den hiesigen Archiven zerstört worden sind: Das Gebäude, worin die Archive Cataloniens von §18 an, also von vor der Vereinigung der Grafschaft Barcelona mit Aragon, aufbewahrt wurden, bestand aus 4 großen Sälen. Jm ersten Saal waren 31 große Wandschränke ; im ersten befanden sich die Dokumente der allgemeinen Verhandlungen Cataloniens ; im zweiten die der Stadt Barcelona; im dritten die von Lerida und der Provinzz im vierten die von Gerona; im fünften die des Königreichs Mallorcaz im sechsten die von Taragona z im sieben- ten die Verträge und Vergleiche (concordias) zwischen den Kö- nigen von Aragon, Castilien, Frankreih und England; im achten die des Königreichs Sardinien ; im neunten, zehnten, elften, zwölf- ten und dreizehnten die der Städte und Provinzen von Vich, Ri- poll, Manresa, Villafranco, Tarraga, Cervera und Tortosa; im funfzehnten die Heiraths - Verträge und Mitgifts - Schenkungen der Königinnen; im sechzehnten die Dokumente der Grafschaften Urgel und Pallans (die ältesten Dynasten); im siebzehnten Dokumente des Königreichs Aragonz im achtzehnten der Stadt Taragonaz im neun- zehnten der Stadt Hliescaz im zwanzigsten Friedens - und andere Verträge zwischen den Königen von Aragon, Castilien, Portugal und Maurischen Königenz im einundzwanzigsten Dokumente des König- reichs Valencia; im zweiundzwanzigsten der Stadt Valencia und Alciraz im dreiundzwanzigsten des Ordens der Tempelherren; im vierundzwanzigsten des Königreichs Sobrarbe (Wiege O: im fünfundzwanzigsten bis neunundzwanzigsten der Städte Egea, Teruel, Taragona und anderer; im dreißigsten die Testamente und Kodizillen der alten Grafen von Barcelona; und im ein- unddreißigsten befanden sich die Dokumente des alten Nonnen- Klosters in St. Juan de las Abadesas, das später den regulirten Domherren gehörte und zuleßt das Kloster der vier Königlichen Wür- den hieß. — Jm 2ten Saal waren die Original-Register und De- frete des Königs Alfons 1V. vom Jahr 1327 bis 1336; ferner die Juan's 11, von 1458 bis zu seinem Tode; weiter der Könige Karl I. (Karl V.), Philipp U, Philipp Ul. und des 1V., nebs den Dekreten der Statthalter. — Jm 3ten Saale verwahrte mant Register, Schreiben und Dekrete der Könige! A