1843 / 24 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

wir die Entdeckung machten, daßihre Sache nicht Mer sey, umb daß die Zeugnisse, auf welche sie si stübte, feinen _ et Î é r8 nen.“ Uebrigens erklärt das geuanute Blatt, die von_ em auswär [- Tonnen Justructionen in Bezug auf die Spanischen An gen Amte erlassenen Zustructie) ie Spanische Regierung bei gelegenheiten Cron von der Art, daß die Spanj@e A T A allen gerechten Miasorveringes R Ee auf die kräftigsten t S 1ds rechnue e E e eiéungen enthalten jeßt nähere Angaben über die shrecklihen Unglüdsfälle, welche der Orkan vom 13. Januar 1m Ka nal und au den Küsten herbeigeführt hat. Eine Menge großer und fleinerer Schiffe und Böte sind gescheitert, gestrandet und theils ge: sunken, theils mehr oder weniger beschädigt. Unweit Boulogne sind im Kanal drei große Schisse, worunter ein Judienfahrer und ein Schwedischer Kauffahrer mit Maun und Maus untergegangen. Der Jndienfahrer, welcher von Kalkutta kam, hatte 69 Personen, worun- ter mehrere Offiziere mit ihren Familien, an Bord, welche bis auf einen See - Kadetten sämmtlich ertrauken. Aus Liverpool wird über fünf Schiffbrühe berichtet, wovon einer drei, ein anderer zwei Menschenleben kostete, während mehrere Personen {wer verleßt wurden. Der Schaden, der aus dem Verluste der Schiffe und der Ladung erwächst, läßt sich noch gar uicht berechnen. Unweit Dower trieb ein Wrack an, auf dem sich Niemand befand, die Mann- schaft war also wahrscheinlich ertrunken. Jn Liverpool und mehreren auderen Städten hat der Orkan durch Umstürzen von Schornsteinen und Abdecken von Dächern arge Verheerungen angerichtet; mehrere Personen sind dabei schwer verwundet worden. Auf dem Lande und in den Waldungen liegen zahllose entwurzelte Bäume, niedergewor fene Scheunen und Zäune umherz viele Felder und Gärten sind über= \hwemmt, und die Gesanmut=-Einbuße is höch} beträchtlich. Gestern hat in Glasgow eine große Demonstration gegen die Korngeseße stattgefunden. Herr Cobden, einer der eifrigsten Gegner

derselben im Parlament, hat das Bürgerrecht der Stadt erhalten, |

worauf ein Bankett zu 2000 Gedecken stattfand. Die Herren Cobden, Wallace und Fox Maule hielten dabei Reden für die Handels - Frei heit, und man bemerkte, daß der Lebtere, früher einer der bedeu tendsten Whigs, sich in manchen Stücken zu dem Chartismus hinzu neigen schien.

Ein Fabrikant in der Nähe von Mauchester, Herr Barlow, sandte am Jahresshlusse an Sir R. Peel zwei Stücke Halbsammt von be- sonderer Schönheit als Neujahrsgeschenk, indem er ihn bat, diese Probe seiner Fabrikate anzunehmen. Der Premier-Minister dankte sehr verbindlih und fügte bei, seiner Gemahlin gefalle das Zeug so jehr, daß sie sich aus dem einen Stück einen Mantel machen lassen wolle; das andere werde er selbst zu eigenem Gebrauche verwenden. Hoch erfreut über diese Antwort ließ Herr Barlow das Schreiben Sir R. Peel's in den Manchester Guardian einrücken, fügte aber unbesonnener Weise folgende Beschreibung des Zeuges und des Musters bei: „Das Zeug ist ganz Baumwolle, aber so {hön gearbeitet, daß es wie Seide aussieht; das Muster stellt Weizen-Aehren dar, die sehr geschmackvoll gruppirt oder vielmehr zusammengeworfen sind, mit einem kleinen, unten vortretenden Streifen, worauf das Wort „frei“ steht. Nach weni gen Tagen erhielt darauf Herr Barlow seinen Halbsammt von dem Premier - Minister zurück, mit dem Bemerken, daß er keinen Stoff annehmen könne, in dessen Muster auf Gegenstände einer öffentlichen Streitfrage angespielt werde. Herr Barlow schrieb zwar zurück, er habe nicht entfernt gewollt, daß sein Halbsammt in parlamentari- schem Sinne genommen werden solle; Sir R. Peel war nicht wie- der zur Annahme zu bewegen.

Aus Buenos=Ayres erfährt mau, daß Commodore Brown's Geschwader dort vor Anker lag und der Fluß offen war. Fructuoso Rivera, Präsident der orientalischen Republik, hatte mit den Aufrüh rern in der Brasilianischen Provinz Rio Grande ein Bündniß abge- \hlossen. Sobald diese Kunde zu Montevideo anlangte, begehrte der Brajilianische Geschäftsträger seine Pässe.

Aus Oxford wird gemeldet, daß abermals ein Mitglied des Magdalenen=Kollegiums, der Geistliche Smith, zur katholischen Kirche übergetreten sey, Der Konvertit besißt eine einträgliche Pfründe zu Leadenham, welche jeßt auf seinen Bruder übergeht.

Auf der Eisenbahn von Leeds hat sih ein Unglück ereiguet, das leiht noch furchtbarer hätte werden fönuen, Der Zug mit Waaren und Passagieren von Leeds war auf der Station von Barnsley an-= gekommen, und man war eben beschäftigt, einige Waggons abzulösen, als ein anderer Zug von Normanton anfam. Es war dunkel, und ein Aufseher machte mit Lichtern das Signal, daß der Zug nicht nä- her fommen solle, Der Zugführer ließ troßdem die Maschine mit voller Kraft laufen, sie rannute gegen den ersten Zug, und eine schreck- liche Kollision war die natürliche Folge. Drei Passagier -= und zwei Waaren-Wagen wurden in einem Augenblick zerschmettert und die Lo- fomotive selbst sehr beschädigt. Zum größten Glück waren die Passa- | giere ausgestiegen und nur einer siben geblieben, der auf dem Fleck getödtet wurde,

Ju seinem Börsenbericht zeigt der Globe an, daß ein Versuch im Werke sey, die Aufmerksamkeit der verschiedenen Staaten Europa's V) den Schuldenstaud der die Zahlung verweigeruden Staaten Nord- “merifg's hinzulenken. Diese Sache sey für Englaud von großem Zufkeresse, und es miisse daher jeden Plan, welcher dahin ziele, diesen Staaten die Lehre beizubringen, daß Redlichkeit die beste Politik sey, höchst willkommen heißen. Amerika besiße große Mittel und es sey nicht sowohl Mangel an diesen, als an Grundsäßen, welcher die

b A in ihre jeßige Lage gebracht habe. Der Globe hofft

y bi in nicht ferner Zeit der Aufruf der Englischen Gläubiger boi E N jener Staaten von Erfolg seyn, und daß die d “Alg gen 2 Engen durch Handelsübereinfommen die Schritte

er Privatleute erleichtern würden.

H London, 17.4 M ; L, E - 1/, Jan. Ju meinem lebten Schreiben sprach De 1A Be das Erstaunen aus, welches über den soaderbaren , er Frocamationen Lord Ellenborough's an die Völker von Indien sih geäußert; aber ih hatte in der That noch lange nicht genug darüber gesagt, um Il G _i@ U t gejas ! Zhuen einen Begriff von dem Unwillen zu geben, den dieselben hier erregt haben, und von den Folgen welche daraus entspringen können, Ée Vetgatber! ait S U Th ; j . Lie Privatberichte, welche mit

der leßten Jndishen Post in Englan 244e4an “s Mes Î j nzan eingegangen, sind wirklich mit so großen Seltsamkeiten angefüllt, vie rem General-Gouverneur \huldgegeben werden, daß man nicht weiß, was 22:8 4 sagen. So hören wir unter Anderem, daß bei den bevorste enden Musterunaen welche die Rückkehr der Armee des General Pollock unt teres Iiover- vereinigung mit der Reserve - Armee an den Ufern des Sutlobsch zu feiern bestimmt sind, 60,000 Mann in Form enes Stovgg mit einer Geschüß = Batterie an der Spihe eíne2 jevew Ratins desselben, aufgestellt werden sollen, in deren Mitte |ch v L wek oder Thron des General = Gouverneurs erheben würde, Aus sousel- ben Berichten aden wir, daß für 60,000 Pfd. St. Kowniteor- waaren für die Armee bestellt worden sind, Nach den eigenen Nach richten, die Lord Ellenborough in Briefen an seine Freunde von sci- nem Thun giebt, habe ih keinen Grund, daran zu zweifeln, Die iesige Regierung is dadurch in die peinlihste Lage versebt, und chon spricht man davon, daß die nächste Post seine Zurückberufung

mitnehmen wird, —“—

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94 TtediErfaLSde.

Aus dem Haag, 18. Jan. Holländische Blätter be rihten: „Dem Vernehmen nach leidet Se. Majestät der König seit einigen Tagen au einer leichten. Unpäßlichkeit und hat Höchstderselbe, nah einem im Palais ertheilten Bericht, in der vorigen Nacht ein wenig Fieber gehabt. Bis heute Mittag ward kein Bülletin ausge geben, aus welchem Umstand zu \{ließën seyn möchte, daß das Un wohlseyn Sr. Majestät fortwährend von leichter Art erscheint.“

Herr Anselm von Rothschild wird sich, wegen der Kapitalisirung der Belgischen Schuld, hier wahrscheinlich noch acht Tage aufhalten.

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Deutsche Bundesstaaten.

München, 16. Jan, (N. K.) [Elfte öffentliche Siz-= zung der Kammer der Abgeordneten, Fortseßung. ] Jun zwischen hatte der Abgeordnete Bestelmeyer eine Modification ein gereicht, oder noch richtiger einen modifizirenden Antrag, der dahin lautete: „es sey Se. Königl. Majestät zu bitten, in Beziehung auf die Kriegs-Ministerial-Ordre vom 14, August 1838, diejenigen Maß- regeln zu treffen, welche geeignet sind, die daraus hervorgehende Be unruhigung der Protestanten hinsichtlich ihrer Glaubens- und Ge wissensfretheit zu heben.“ Nachdem der Antragsteller diese seine Modification kurz entwickelt, wobei er vorzugsweise darauf hinwies, daß er niht an der Möglichkeit zweifeln könne, es werde si für die begründeten Beshwerden und Wünsche der Einen Abhülfe fin den lassen, ohne neue Belästigung der Anderen; und da die Modi fication selbst die nöthige Unterstüßung fand, wurde auch sie gleich zeitig mit dem Hauptantrag Gegenstand der Berathung.

Es gab zunächst in Bezug auf beide der Abg. Freiherr von Freyberg folgendes Votum ab:

„Jch will niht näher auf die Frage cingehen , ob die heute gestellte Petition an der Zeit sev, ob sie nothwendig sev, und ob sie wirklich aus der Ueberzeugung des größeren Theils der protestantischen Konfessions-Ver wandten hervorgehe. Daß es nicht an der Zeit sev, jeßt, wo sich die kon fessionellen Verhältnisse in großer Spannung befinden, Fragen dieser Art und damit vielleicht Leidenschaften anzuregen, darüber glaube ich nicht viele Worte machen zu müssen. Und wenn gleich diese Spannung in unserer Kammer nicht zu einem Zerwürfniß führen wird, so haben wir doch zu be denken, daß der Gegenstand, den tvir besprechen müssen, auch jenseits der Schwelle unseres Berathungs - Saales besprochen wird. Daß die Peti tion nicht eine absolut nothwendige sey, möchte hon daraus hervorge hen, daß, bezüglich des Verhältnisses der Landwehr, die Anstäude , die sich desfalls ergeben hatten, längst beseitigt sind, und daß, was das Linien- Militair betri, Anstände in neuer Zeit nicht hervorgetreten sind, welche dringender Abhülfe bedurften. Daß aber die Ueberzeugung, auf welcher die Petition beruht, nicht die allgemeine aller protestautischen Konfessions Verwandten, namentlich nicht beim Linien - Militair gewesen sey, hierüber erlaube ich mir, ‘auf eine Thatsache hinzuweisen. Als der Gegenstand, der uns heute beschäftigt, vor ein paar Jahren zu Regensburg zur Sprache fam, hat sich die Leipziger Allgemeine Zeitung erlaubt, die Ge- sinnung des dortigen Offizier - Corps in Bezug auf die in Frage stehende militairische Ordre des Kniebeugens zu verdächtigen, Allein das gesammte Offizier-Corps hat alsogleich eine Erklärung eingereicht, in welcher sich das selbe gegen diese ihm untergelegte, wie es sich ausdrückte, abscheuliche Ten denz verwahrte und feierlich erklärte, daß es keine Ordre des Königs, möge sich dieselbe bezichen, worauf sie immex wolle, einer Bekrittelung zu uuter werfen sich unterstchen werde. Es is jedoch, wie schon gesagt, nicht meine Ab sicht, mich bei diesen angeregten Punkten länger aufzuhalten, sondern ich gehe auf dic Hauptsache selbst über und glaube in jeder Beziehung die eingebrachte Petition nach meiner Ueberzeugung für unzulässig und unstatthaft zu hal- ten. És ist zwar bereits über die Zuläfsigkeit derselben entschieden worden allein der Grund, welcher der Förntlichkeit wegen gegen die Zulässigkeit der Petition spricht, is für mich auch ter Grund, gegen ihre Statthaftigkeit in materieller Beziehung zu sprechen. Jch will diesen Grund, welcher mich überzeugt, daß die Petition unstatthaft sey, in Kürze dahin bezeichnen, daß diese Unstatthaftigkeit darin liegt, daß die Petition einen Gegenstand in den Bereich unserer Berathung zieht, welcher nah den Bestimmun gen der Verfassungs - Urkunde nicht dahin gehört. Es- is heute schon von mehreren Votanten wiederholt darauf hingewiesen worden, daß zu den Gegenständen unseres Petitionsrechtes nur diejenigen gehören, welche im Tit, ŸY11. §. 2— 19 der Verfassungs-Urkunde aufgeführt sind, und daß es einzig nur der §. 2 des bemerkten Titels sey, auf den man sich hier etwa bezichen könne, Daselbst ist bekanntlich bestimmt, daß allgemeine und neue Geseßze über die Freiheit und das Eigenthum der Personen nicht ohne Zu stimmung der Kammern gegeben oder abgeändert werden können, woraus dann folgt, daß dieser Theil der Geseßgebung in den Wirkungskreis des Petitionsrech tes der Stände gehöre. Nun ist aber eine Militair-Ordre, die das Dienst- Reglement betrifft, doch gewiß nicht zu der Klasse der bezeichneten allge- meinen Geseße zu rehnen, wie deun das auch schon von mehreren Ned nern ausführlicher hervorgehoben wurde, Allein wenn mir das guch zuge- geben wird, so ist, und ich glaube nicht mit Unrecht, bemerkt worden, daß der Fall eintreten könne, daß allerdings auch eine Militair-Ordre eine Be schränkung der Freiheit des Gewissens in sich führe und also ein Gegen- stand unseres Petitionsrechts werden könne. Ein Fall dieser Art soll nun, wie behauptet wird, heute vorliegen. Hier versirt man jedoch, wie mir scheint, wahrlich in einer petitio principlii; denn davon handelt es sich eben, ob die in Frage stehende Militair - Ordre eine, ihrem Zwecke nach,

die Freiheit des Gewissens beschwerende sey oder nicht. Sie würde eine solche seyn, wenn, wie behauptet werden will, durch dieselbe dem im Dienste stehenden Soldaten eine Adoration des Sanktissimum befohlen werden wollte. Nach meiner Ueberzeugung ist aber das, was vorgeschrieben wird, cine bloße Salutation, und eine Salutation kann selbst nach der Erklärung des Ober-Konsistoriums auch von dem Protestanten unbedenklich geleistet werden. Von den Gründen, welche mich bestimmen, der Ueber zeugung zu sevn, daß in der Salutationsform des Kniebeugens noch keine Adoration enthalten seo, will ih nui einige hervorheben. Das Wesen der Adoration besteht in cinem inneren Glaubens-Akt. Wie sollte es nun je dem Kriegs-Ministerium haben in den Sinn kommen können, durch eine Militair-Ordre einen Glaubens-Akt befehlen zu wollen? Es liegen denn auch die bestimmtesten Verwahrungen des genannten Ministeriums gegen eine solche Zumuthung vor. Die Salutation des Kniebeugens ist ferner eine in vielen auswärtigen Staaten schon von Alters her und auch jeßt noch bestehende. Jch weise in dieser Bezichung auf das schlagende Beispiel hin, daß, als die Englische Garnison auf den Jonischen Jnseln Anstand neh- men wollte, die hier in Frage stehende Kniebeugung vor dem Sanktissimum zu leisten, das Parlament nah dem: Antrage der Befehlshaber für die strengste Aufrechthaltung dieser Salutations-Form entschieden hat. Hieraus geht denn doch überzeugend hervor, daß selbst von protestantischer Seite mit dem leiblichen Akte der Kniebeugung nicht nothwendig der Begriff einer Adoration verbunden wird, und also ein Militair -Negelment, welches eine solche anordnet, nicht als gewissenverlezend betrachtet werden muß, Doch ih will nicht länger bei dieser Erörterung verweilen. Denn nicht deswegen widerseße ih mich für heute vorzüglich der angebrachten Petition, so wie sie lautet, weil die protestantischen Konfessions-Verwandten mit derselben eine Beschränkung der Gewissens - Freiheit von sich abwenden wollen, sondern deswegen vornehmlich, weil in dem Antrage die Folge liegt, daß uns Ka- tholifen ein Gewissenszwang auferlegt würde. Jch Hage nicht, daß ein solcher Gewissenszwang von den Antragstellern selbst beabsichtigt wird, aber thatsächlih ergäbe er sich, und es freut mich, daß in dieser Beziehung ver zweite Präsident meiner diesfallsigen Ansicht bereits vorgegriffen hat. Wie Katholifen sind im Besiße der hier in Frage stehenden, dem Sank- tissimum zu leistenden Ehrenbezeugung, wir Wolbii und dürfen uns diese Manifestation der äußeren Verherrlihung unseres Gottesdienstes nicht ent- reißen lassen. Es würde dies wider unsere Gewissenspflicht, wider einen Cid streiten, den wir eben so heilig halten müssen, als unseren Verfassungseid. Ich muß p hier im Voraus erklären, daß, falls die gestellte Petition, welche die Zurücknahme der in Frage stehenden Ordre bezweckt, heute durchgeht, ih morgen eine Petition für die Aufrechterhaltung dieser Ordre einreichen werde, Und wie grell müßte sich die Sache daun nicht gestal-

ten! Könnten dann wohl diejenigen, welche heute die Mitwirkung des ka tholischen Theils für ihren Zweck in Anspruch nchmen, uns ihren Beistand zur Erreichung unseres aus ganz gleichen Gründen hervorgehenden Zweckes verweigern? Sie sehen, meine Herren, die Petition is angebrachtermaßen nicht blos eine unzulässige, sie is eine unmögliche. Erlauben Sie mir, daß ih mich auf ein erläuterndes Beispiel beziehe. Geseßt, in einer Schule, in der sich katholische und protestantische Zuhörer befinden, würde Geschichte vorgetragen. Der katholische Lehrer kommt auf den Primat, auf die Unfehlbaz

keit der Kirche, auf die Neformatoren zu sprehen. Und wenn er dieses nun in einem seiner Gewissens - Ueberzeugung entsprechenden Sinne thut, hät

ten die Aeltern seiner Zuhörer wohl das Necht, zu fordern, daß diesem Lehrer der Mund gestopft würde? Daß er dem fkatholischen Theile seiner Zuhörer die Wahrheit der Geschichte vorenthalte?2 Zch glaube nicht und meine, daß die protestantischen Zuhörer den Vortrag eben auch mit anhö

ren konnten, ohne gezwungen zu seyn, sich die Ueberzeugung des Lehrers anzueignen, Auf ähnliche Weise verhält es sih mit der heutigen Frage des Kniebeugens. Ohne eine Adoration des Sanfktissimum von Seiten dex protestantischen Soldaten in Anspruch zu nehmen, fordern wir dies, daß sür den katholischen Soldaten cine Ordre aufreht erhalten werde, die es ihm möglich macht, die fragliche Ebrenbezeungung in ciner Form zu leisten, die dem Sinne, in dem er sie leistet, entspriht. Wir fordern, daß uns nicht entrissen werde, was uns gebührt, und sonst unserem Gewissen fein Zwang geschehe. Jch wiederhole es, ih glaube nicht, daß die Ansicht der Petitionssteller auf so etwas gerichtet sey, aber da so ctwas aus der Be

willigung des Antrags thatsächlich folgen müßte, so glaube ih, daß keiner von meinen Konfessions-Verwandten diesem Antrage zustimmen werde, dem ich als einem unzulässigen mich widersetze.““

CFo0rttebung folgt.)

Müúünchen, 17. Jan. (A. Z.) Jn der heute stattgehabten l4ten öffentlihen Sißung der zweiten Kammer kam der Antrag des 2409. Lipp, »Güter=Zertrümmerung4, resp; Abänderung des Ansässigmahungs-Gesebßes vom Jahr 1834 betreffend, zur Berathung und Beschlußfassung. Der eigeutlihe Antrag wurde uicht, sondern folgender modifizirte Ausschuß - Autrag angenommen : „Cine hohe Kammer wolle an Seine Königl. Majestät die aller unterthänigste Bitte gelangen lassen, Allerhöchstdieselben möchten Allergnädigst geruhen, nähere Bestimmungen über Güterzertrüm merungen den Ständen des Reichs vorzulegen, inzwischen aber schon jeßt Vorsorge zu treffen, daß die Mißbräuche entfernt werden, welche durch die Gewinnsucht der Güterhändler, Zwischen- und Unterhändler aus allen Ständen bei Gutszertrümmerungen entstehen.« Die nächste Sihung findet am 20. Januar statt.

Múnuchen, 18. Jan. Ein diesen Morgen erschienenes Re gierungs-Blatt bringt eine Bekauntmachung, den Hofstaat Sr. | Königl. Hoheit des Kronprinzen und Jhrer Königl. Hoheit der Kron | prinzessin betreffend. Der Hofstaat Sr. Königl. Hoheit besteht aus den Adjutanten, Major Hartmann und Ober =- Lieutenant Graf von Buttler-Clonebough, dem Leibarzt Pr. Gietl (Universitäts-Professor | und Direktor des allgemeinen Krankenhauses) und dem Geheimen Secretair Dr. Daxenberger. Mit der Leitung des Hofmarschall Amts i} zur Zeit der Hauptmann, Baron Oskar von Zoller, beauf tragt. Jm Hofstaat Jhrer Köuigl. Hoheit der Kronprinzessin is die Stelle des Ober=Hofmeisters zur Zeit unbeseßt. Functionirend: der | Hof = Kavalier und Königl, Kämmerer, Vicomte de Vaublanc, als | dienstthuender Kammerherr; Ober=Hofmeisterin : Euphrosyne von Pil lement, geboreue Marquise de Boissesouz Hofdamen: Karoline, Grä fin von Lurxburg, und Friederike, Freyin von Gumppenberg.

Se. Kaiserl. Hoheit der Herzog von Leuchtenberg und wahr scheinlih auch seine Gemahlin, die Großfürstin Marie, welche sich in gesegneten Umständen befindet, treffen, wenn keine Abänderung oder Verhinderung eintritt, bis Ende März oder Anfang Aprils în Mün chen ein. Sie werden von Neapel, wo sie sih jeßt aufhalten, zum Karneval wieder nah Rom zurückkehren und von da noch emen Ab steher nah ihren Gütern bei Ancona machen,

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Dvresden, 20, Jan. (Letpz. Z.) Am gestrigen Tage trat

| in der zweiten Kammer zuvörderst der Graf Rounow guf, um zu

bemerken, daß die Vorschläge auf Abänderung des bisherigen Krimi nal-Verfahrens nur einseitige seyen ; denn auch der Civil-Prozeß leide an den Mängeln des geheimen Verfahrens und bedürfte ebenfalls einer Reform. Da auch hier die Heimlichkeit das Grab der sichereren Rechtspflege sey, so werde er in Bezug auf den Civil - Prozeß eine besondere Petition bei der Kammer einbringen. E Es begann nun da, wie {on früher bemerkt, die Zahl der eingeschriebenen Sprecher erfüllt war die eigentliche allgemeine Debatte, welhe der Referent Abg. Braun mit einer längeren Rede eröffnete. Judem der Redner sich vorsebte, die Gründe zu beleuchten, welche für oder wider die von der Deputation gemachten Vorschläge angeführt worden, erinnerte er, daß er heute zuvörderst die Einwände gegen die Mündlichkeit in Betracht ziehen uud im Uebrigen seine Ansichten am Schluß der Debatte mittheilen wolle. Wir bemerken, daß der Referent unter Anderem äußerte: wie zwar die Regierung keine direkte Zusage für Mündlichkeit ertheilt habe; aber doch eine indirekte, indem sie in das Kriminal-Geseßbuch Rela tivität der Strafen aufgenommen. Denn wenn der Richter in einem fonfreten Falle die Strafe zwisheu dem Maximum und Minimum wählen solle, so müsse er den Angeschuldigten vor Augen haben, be sonders um seine geistige Judividualität ganz kennen zu lernen. Ferner habe die Regierung dem Richter Machtvollkommenheit gegeben, auf Judizien hin zu strafen, was man vor 300 Jahren für gefährlich gehalten habe; uur hätte man dabei die Mittel bieten müssen, welche den Richter befähigten, von jener Machtvollkommenheit zweckmäßigen Gebrauch zu machen, weshalb dem vorliegenden Geseß - Entwurfe das Prinzip der Mündlichkeit hätte unterlegt werden sollen, Der Staats = Minister von Könneriß entgeguete später hierauf, daß das Ministerium die Absicht, Mündlichkeit indirekt zu bewilligen, niht gehabt habe, sonst hätte ja das Krimi- nal - Geseßbuh niht angewendet werden können, Auch sey der Judizien-Beweis nicht auf subjektive Ueberzeugung gegründet, sondern miisse aus ermittelten That - Umständen gefolgert werden, aus einer wirklichen Evidenz der Schuld. Noch beschäftigte sih der Referent in seiner Rede mit Entgegnung auf die vom Köniç lichen Kommisjar Dr. Weiß gemachten Einwürfe, als ob mit Mündliche eiue proto- kollarishe Niederschrift uicht bestehen könne. Ll Grundsab der Mündlichkeit sage, daß der Richter nur das berücfsichtigen solle, was er qus dem Munde der Parteien gehört habe, wogegen der Grund sah der Schriftlichkeit ausstelle: was nicht in den Akten, ist uicht in der Welt. Durch die Akten erhalte der Richter eine blos formelle Wahrheit, die im Kriminal-Verfahren nicht zureiche, was blos materielle Wahrheit vermöge, und \o widerstreite der Grundsab der Schriftlichkeit, wie man ihn auffasse, dem obersten Grundsaß des Kriminalrehts. Der Grundsaß der Mündlichkeit s{hließe die Aktenmäßigkeit nicht gänzlich aus, er ließe die Akten der Voruntersuchung gelten; aber nur in soweit, als deren Juhalt durch die mündlichen Auslassungen der Parteien bestä- tigt würde. Nun warf der Referent einen Blick guf die Natur der Aften. Schon die Erfahrung habe die Unzulänglichkeit dieses Mit- tels der Gewährleistung gezeigt, Er that dar, daß das Vorlesen der Protokolle unzulänglich sey, und auch die Gerichtspersonen keine Phare Garantie gäben; das Schlußverhör, welches vor dem erkennenden tichter vorgenommen worden, solle jeßt vor dem untersuchendeu Richter

stattfinden und dazu beitragen, die etwaige JZllegalität des Verfahrens zu

legalisiren; es nube nur dem Richter, dem Betheiligten aber nichts. Der Bertheidiger müsse auf die Akten sih stüßen, wenn dieselben ungenau jeyen, werde die Vertheidigung wenig nachhelfen können. Dann wies der Redner noch mehrere Einwände des Königlichen Kommissars zurück, wobei er den für den wichtigsten ansah, daß bei Müudlichkeit durchaus feine Entscheidungsgründe gegeben werden könnten, wobei er mehrere neuerlich vorgekommene Beispiele anzog, wozu ihm das Mi njterium, wie auch Referent dankbar anerkannte, mit völliger Unpartei lichkeit die Materialien geliefert. Doch machte hierbei der Herr Staats Minister von Könneriß noch aufmerksam, daß die bei den erwähnten BDeijptielen vorkommenden Entscheidungsgründe wohl Thatsachen ent hielten, aber uicht, worauf der Beweis diescr Thatsachen beruhe, Zndessen glaubte der Referent (Braun), daß die Deutschen Richter Gewandtheit genug besißen würden, zu zeigen, warum sie diese That sachen für gewiß oder ungewiß hielten, und suchte zugleich zu bewei sen, daß auch die zweite Jnstanz bei dem neuen Systeme möglich sey, eben so wie daß eine größere Schnelligkeit der Prozesse dabei möglich sey, während er zugleich mehreren Einwürfen des Abg. Sachße bei seiner Vertheidigung der Schriftlichkeit begegnete.

Nach einigen Wechselreden zwischen dem Königl. Kommissar Nr. Weiß und dem Referenten, wobei sih der Staats-Minister von Könnerit veranlaßt sah, zu äußern, daß er das Streben der Depu tation nah Wahrheit vollkommen anerkeune, ergriff der Abg. von Thielau das Wort, Er machte darguf aufmerksam, wie es über haupt gefährlich sey, aus einem abgerundeten Systeme, als welches sich die Mündlichkeit und Oeffentlichkeit darstelle, den Schluß oder das herauszunehmen, was Mündlichkeit und Oeffentlichkeit vorzüg lich empfehle, nämlih das Geschwornengericht, Daun suchte er einigermaßen eine Darstellung zu geben, wie man sich die Aus führung dieses Systems denke, was er in der ihm eigenthümlichen kräftigen Weise that, die auch sich darüber verbreitete, daß Schrift lichfeit und Mündlichkeit sich einander entgegengeseßt seyen; eben \o entwarf er eine Schilderung der Untersuchungs-Aften, wobei er noch sonst manche treffende Bemerkung machte. Ihm erwiederte der (wie aus seiner Aeußerung hervorging, von einem körperlichen Unwohlseyn ergrisfene) Staats-Minister vou Könneritz, der vornehmlich gegen die behauptete Verlängerung der Prozesse nach dem jeßigen Verfahren sprach und, wenn. er auh wünschenswerth fand, daß der Verspruch noch rascher stattfinden möchte, doch dies bei den allerdings überhäuf ten Geschäften der Appellationsgerichte niht wohl als möglich an \ah. Jebt bestieg der Abg. Sachße die Rednerbühne, um theils seine früher gehaltene Rede gegen das von der Deputation empfoh leue Prinzip zu rechtfertigen, theils den Abgeordneten zu erwiedern, die gegen 1hn gufgetreten, wonächst der Präsident erklärte: daß eine große Auzahl Abgeordneter sich aufgefordert fühle, dem lebten Sprecher zu entgegnen, wozu heute die Zeit zu furz sey.

Stuttgart, 16. Jan. (Schw. M.) Jn feinem gestern er: wähnten Bericht über die Eisenbahnen verbreitete sih der Bericht erstatter, Abg. von Wer ner, über die Baukosten, die wahrscheinli hen Einnahmen 2c. Die Baukosten habe Herr Negrelli zu 26,761,000 Fl. geschäßt, womit hergestellt werden sollten die Bahnen von Stutt- gart und Cannstadt nah Ulm durch das Filsthal, von Ulm nach Friedrichshafen, vou Heilbronn nah Stuttgart und Caunstadt, von Stuttgart und Cannstadt nach Jllingen, von Stuttgart nach Cann stadt. Zur Uebersteigung der Alp (von Ueberkingen bis Ulm) schlägt die Kommission eine Pferdebahn vor, wodurch sie hofft, daß die Ko ten auf 20 Millionen reduzirt würden. Der Minister von Schlayer sprach sich gegen die Anwendung von Pferdekraft, wäre es auch nur auf einem Theile der Bahn, ausz es handle sih um eine Deutsche, beziehungsweise Europäische Cisenbahn, daler man hier die Kosten am wengsten zu {euen habe. Die Folgen einer halben Maßregel würden sich bald zeigenz die jeßt berechnete Ersparuiß von fünf bis sechs Millionen würde sich bald in nichts auflösen, da man nach zehn Jahren doch zur Dampfkraft sich entschließen müßte. Was das Be denken des Berichterstatters betreffe, daß des Winters bei großem Schnee der Betrieb der Bahn über die Alp mit Dampfkraft gestört segu könnte, so habe er in Beziehung auf diesen Punkt mit dem Ober-Jugenteur Negrelli gleich aufaugs Rücksprache genommen und von ihm die Versicherung erhalten, daß jenes“ Hinderniß keinesweges zu befürchten sey, Die Berathung, auf die wir zurückkommen, wurde am 16ten noch nicht geschlossen, ja man glaubte, daß sie nicht vor dem dritten Tage zu Ende kommen werde.

Hamburg, 20. Jan. (Hamb. Bl.) Die Vorarbeiten zu der Berlin - Hamburger Eisenbahu sind jeßt so weit vollendet, daß das hiesige „Comité zur Vorbereitung einer Eisenbahn - Verbindung mit Berlin‘ heute mit der Actien = Zeichnung für diese Bahn hat auftreten können.

É SPanteN

Madrid, 10, Jan. Das Journal el Sol, welches das Verfahren der Regierung in Catalonien heftig angegriffen hatte, ist vor die Jury geladen worden, Einer der Redacteure, welcher das Blatt vertheidigte, widerlegte alle Argumente des öffentlichen Mini steriums und sagte am Schlusse seiner Rede zu der Jury: „Sehen Sie sich wohl vor, meine Herren, daß die Regierung uns nicht guch bombardirt und durch einen Tagesbefehl unterdrückt, Erinueru Sie sich, daß die Freiheit zu schreiben die leßte Garantie bleibt in einem politischen Zustande, wo bereits Alles, mit Ausnahme der Presse, in eine Diftatur verwandelt worden.“ Hier unterhrah der Präsident den Redner, indem er ihm bemerklich machte, seine leßten Worte würden zu Protokoll genommen und ex werde dafür Rede stehen müssen. Der Vertheidiger fuhr mit Heftigkeit fort: „Jch stehe für meine Worte ein; sie sind niedergeschrieben worden, aber ih werde mich deshalb nicht vertheidigen. Jch bin hierher ge fommen, um unsere Doktrinen vor der Jury zu vertheidigen, weil die Jury die öffentliche Meinung, das Geseß, die Constitution is. Jch habe uicht nöthig, mich vor der Regierung über Worte zu erklären, die eine Wahrheit, aber weder beleidigend noch aufrührerisch sindz ich hatte das Recht, jene Worte auszusprechen, kraft der Freiheit der Presse und der Unverleßlichkeit der Jury, Jch werde mich nicht recht- fertigen; man kaun mich prosfkribiren, man kaun mich gerichtlich ver folgenz immerhin, es wird dann nur eineu Märtyrer mehr geben. Diego Leon und andere Märtyrer waren mehr werth als ih.“ Die

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Zury hat das Blatt mit 10 Stimmen gegen 2 freigesprochen,

2 G Madrid, 10. Jan. Die Anrede, welche der Regent an die Chefs der hiesigen National-Miliz richtete, die ihn am Dreikönigs= Feste bewillkommneten, hat hier zu den verschiedenartigsten Betrach- tungen und Auslegungen Anlaß- gegeben. Allgemein freut man sich, daß der Regent die Zuversicht aussprach, er werde im Laufe der zwei undzwanzig Monate, die bis zur Volljährigkeit der Königin noch übrig sind, der Spanischen Nation nicht nur überall Achtung zu verschaffen, sondern sie Viele zu einer gefürchteten Macht zu erheben wissen. Man schließt aus dieser Ankündigung, daß der Regent entschlosseu ist, \o= wohl was die innere als was die äußere Politik betrifft, einen au= deren Weg als den bisher betretenen einzuschlagen, und namentlich auf die Aussöhnung der Parteien hinzuarbeiten, überzeugt, daß

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eine des inneren Friedens entbehrende Nation dem Aus lande wenigstens keine Furht einflößen föune. Diejenigen, welche vorausseßten, Espartero werde die Dauer jeiner Regentschaft über den verfassungsmäßigen Zeitpunkt hinaus verlängern wollen, sehen ihre Besorguisse durch seine abermalige Erklärung, daß er sich an dem Tage, an welchem die Königin ihr vierzehntes Jahr zurücklege, in das Privatleben zurückziehen werde, widerlegt. Bei jener Ge legenheit ermächtigte der Regent die anwesenden Offiziere der National Miliz, die Personen, welche gegen seinen Namen Lästerungen erböben, „Schufte und Verräther“ zu nennen. Diese Aeußerung, die von den Zuhörern mit großem Beifall aufgenommen worden seyn soll, gab einem Theil der periodischen Presse zu der Bemerlung Veranlassung, daß es dem nicht verantwortlichen Chef des Staates nicht zieme, auf diese Weise die gereizte Stimmung, in der er si befinde, an den Tag zu legen. Ein Blatt, el Sol, ging sogar so weit, den Chefs der National-Miliz von Madrid die Befugniß abzusprechen, sich dem Regenten gegenüber für die Vertreter der öffentlichen Stim mung des Landes auszugeben, und ein ministerielles Blatt forderte darguf die Offiziere der National-Miliz auf, sich wegen dieser Ver lebung ihres Ehrgefühls strenge Genugthuung zu verschaffen. Jn der That erfuhren die Redacteurs des Sol, daß ein Augriff gegen ihre Wohnungen unternommen werden f\ollez; da aber die Behörden Maß regeln zu ihrem Schuß ergriffen, so unterblieb jener.

Die Häupter der moderirten Partei hielten gestern Abend in der Wohuung des Senateurs Carrasco eine Versammlung, in der sie beschlossen, an den bevorstehenden Wahlen zu Cortes Theil neh men zu wollen. Um die ferneren Schritte zu leiten, wurde eine Kommission niedergeseßt, zu welcher folgente Personen gehö ren: Der Marquis von Casa Zrujso, einer der reisten Ei geuthümer Spaniens, früherhin Gesandter in Nord = Amerika, Herr Isturiz, bekannt genug, Don Manuel de la Rivaherrera, Mi nister des Junern unter Maria Christine, der General Aspiroz, leßter Kriegs-Minister derselben Regentin, Don Pedro Pidal, vor maliger Deputirter, ausgezeichneter Schriftsteller. Der Haupt =Re dacteur des Sol, und der des Heraldo u. st. w.

Die Mitglieder der Coalition der so eben aufgelösten Cortes haben ein an die Nation gerichtetes Manifest entworfen, das nächstens im Druck erscheinen wird.

Gestern Abend versammelten sh die Minister im Palaste des Regenten, und heute wird ziemlich bestimmt versichert, daß das Mini sterium umgestaltet werden solle. Als die neu eintretenden Minister bezeihnet man den General Linage und die Herren Don Antonio (Honzalez und Jufante,

Vereinigte Staaten von Uord-Amerika.

O New-York, 26. Dez. Die Frage des streitigen Oregon gebietes i} im Senate durch eine Motion des Herrn Linn angeregt worden, der den Vorschlag macht, eine Untersuchungs-Kommission zu ernennen mit dem Auftrage, einen Bericht zu erstatten über alle auf oiesen Streithandel bezüglichen Thatsachen, zugleich aber auch alle ns thigen Maßregeln vorzubereiten, um sofort von diesem Gebiete im Namen der Vereinigten Staaten Besiß zu nehmen. Diese Motion wurde angenommen, Während o Herr Linn seine Kollegen einen kühnen Schritt vorwärts in die Zukunft thun machte, will Herr Ben ton auf der anderen Seite sie nah der entgegengeseßten Richtung, nach der Vergangenheit zurücklenkeuz Er kündigt seine Absicht an, einen Angri} auf deu, neuesieu¿ Bevkrag- zwischen England und den Vereinigten Staaten zwu-camacheh, und darzuthun, daß, wenn der Senat #\{chwacch S V O qut Ratification jenes Vertrags verleiten zu lassen; ver Kongreß um so mehr darin ein Motiv erblicken müsse, sih mit mehr Festigkeit zu benehmen, den Fehler des Senats wieder gut zu machen und die zum Vollzuge jener diplomatischen Uebereinkunft uöthigen Summen zu verweigern. Was also Herr Benton will, is nihts mehr und nts weniger als die Nichtigkeits - Erklärung jenes Vertrags. Das Haupt - Thema seiner Anklage gegen den Vertrag is, daß er nur drei der streitigen Punkte zwischen den beiden Ländern geregelt und zwar sehr schlecht geregelt habe, und daß die entschiedenen Punkte nur die sind, bei welchen ausschließlich der Norden der Vereinigten Staaten betheiligt is, während jene, die eine wahrhaft vitale Bedeutung für deu Süden haben, wie die Skla ven-Frage, und für den Westen, wie die Frage des Oregon, unent schieden und s{chwebend geblieben seyen. Die Kritik des in seinem Eifer übersprudelnden Senators für Missouri is nicht ganz ohne Grund, und der Beweis dafür liegt {on darin, daß der Präsident selbst die Nothwendigkeit fühlte, anzukündigen, daß man die in den Unterhandlungen vorhandene Lücke noch auszufüllen suchen müsse. Wie unvollständig aber auch der diplomatische Sieg des Herrn Webster seyn mag, es bleibt immerhin ein Sieg. i

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ch Paris, 17. Jan. Das Paketboot „die Stadt Lyon“/, das am 26. Dezember vou New - York abgesegelt is, hat Briefe und Zeitungen bis zu diesem Datum von dort nah Havre überbracht. An politischen Neuigleiten enthalten dieselben nicht viel von Bedeu= tung, der Kongreß schritt langsam vorwärts in Behandlung der ver schiedenen, seiner Berathung unterstellten Fragen, aber noch war kein Akt bekannt geworden, aus dem sich auf seine Gesinnung und Tendenz mit Sicherheit ein Schluß ziehen ließe.

Dagegen sind alle Amerikanischen Blätter mit Erzählung einer See-Begebenheit angefüllt, wodurch die ganze Bevölkerung in Aufregung gekommen war. Es handelt sih vou einem Staatsschisfe, welches ein Theil seiner Mannschaft wegzunehmen versuchen wollte, um daraus ein Seeräuberschis zu machen und um ein Komplott, das eine weit ausgedelhute Verzweigung gehabt zu haben scheint. Seine Urheber wurden entdeckt und erlitten die Strafe ihres Verbrechens. Unter den verschiedenen Versionen, welche die Blätter darüber geben, scheint die des Courier and Enquirer von New-York die glaubwürdigste zu seyn. Nach diesem will ih Jhnen daher das Wesentlichste des Borfalls mittheilen.

Vor etwa drei Monaten segelte das Schiff der „Somers“ von New-York ab mit einer Mannschaft von 80 Schiffsjungen (7), 18 Ma trosen und einem ausgedienten Marine-Sergeanten, welcher die Stelle eines Maitre d’armes versah, nah Afrika, Kommaudant des Schif= fes war der Lieutenant Slidell Macenzie, wohl bekannt in der Amerikanischen Marine als ein Muster von Offizier und auch in der literarishen Welt als Verfasser des Werks: „Ein Jahr in Spanien.“ Seine Offiziere waren der Lieutenant Gansevoort und fünf oder sechs Midshipmenz unter diesen befanden sich Spencer, der Sohn des Staats-Secretairs für den Krieg, und zwei Söhne des Kommodore Perry.

Nachdem Capitain Mackenzie dem an den Küsten von Afrika fommandirenden Offizier die Depeschen übergeben hatte, mit welchen er beauftragt worden war, schlug er den Rückweg nah New -=- York ein, mit der laut ausgesprochenen Absicht, St, Thomas zu berühren, um dort frishe Vorräthe cinzunehmen, bevor er seine Station an den Küsten wieder einnähme, Einen oder zwei Tage vor dem 1. Dezem- ber und als das Schiff sich 4 500 Meilen von St. Thomas ent- fernt befand, vertraute der Fähnrih Spencer einen Theil seiner Pläne dem Herrn Wales, Commis bei den Vorräthen, an, der sih den An-

schein einer aufrichtigen Mitwirkung gab und, nachdem er in alle Ge- heimnisse der Vershwörung eingeweiht worden war, den Eid des Stillschweigens darüber in Spencer's Hände ablegte.

Man war übereingekommen, daß während einer Nacht kurz nach der Abfahrt von St. Thomas die Verschworenen anscheinend einen Streit mit einander auf dem Vorderdeck anfangen sollten, während der Fähnrih Royers, Neffe des verstorbenen Kommodore gleiches Namens, auf dem Verdecke die Wache hätte. Wenn dann dieser den Anstiftern des angeblihen Streites die Weisung ertheilen würde, auf das Hintertheil des Schiffes zu gehen, so sollte man sich seiner be- mächtigen und ihu so \{chnell und so geräuschlos als möglich über Bord werfen, Dann sollte Spencer in die Kajüte des Capitains Mackenzie dringen und diesen niedermachen. Andere Verschworene sollten die Oeffnung zur Treppe beseßen, durch welche die Mann- schaft passiren muß, um auf das Verdeck zu steigen, und die, welche zum Offizier- Zimmer führt. Der ganze Stab, mit Ausnahme des Chirurgen, sollte massafrirt und ins Meer geworfen und die Mann- \cha}#t aufs Verde geführt werden. Die beiden Kanonen des Hin- terdecks wollte man gegen das Vorderdeck richten, um \o die Matro- sen, die nicht in die Verschwörung eingeweiht wären, in Respekt zu halten. Dann sollte ein Aufruf an alle zum Anschlusse erfolgen, und Alle, die es wollten, angenommen, die Uebrigen aber, die sih weigern würden, über Bord geworfen werden.

Dies sollte der erste Aft des Drama’'s seyn. Einmal Herren des Schiffes, hätten die Vershworenen alle vorhandenen Böte in den Grund versenkt und so das Schiff erleichtert. Dann wären sie nach der Fichteninsel gesegelt, wo sie mit einem anderen Schiffe und Berbündeten zusammentreffen wollten. Die beiden Piraten -= Schiffe hätten darauf nah ihrer Vereinigung gegen die Schiffe zu kreuzen begonnen, welhe den Verkehr zwischen New-York und Europa un- terhalten. Alles in Betreff der Theilung der Beute, so wie auch der von jedem an Bord zu übernehmenden Functionen, war vorher fest- gestellt und von Spencer mit eigener Hand niedergeschrieben worden. Dessen Mitschuldige, 20 an der Zahl, hatten sich eidlich zur Vollzie- hung dieser Vorschriften anheischig gemacht.

Von dem Augenblicke an, wo Spencer den Wales ins Vertrauen gezogen hatte, wurde dieser unter die Ueberwachung der zwei Haupt- verschwörer der Matrosen, Samuel Cromwell, der den Befehl über die Schaluppe des Capitains führte, und Elisha Small, gestellt , die unaufhörlich alle seine Bewegungen und Schritte mit Argus - Augen bewachten und ihm mit dem Tode drohten, sobald sie an ihm das mindeste Symptom von Untreue oder den geringsten Beweis wahr= nehmen würden, daß er irgend Jemand Eröffnungen gemacht habe oder machen wolle, / y

Wales, der daher nicht wagte, sich mit dem Kommandanten in Verbindung zu schen, ergriff den ersten günstigen Anlaß, um Alles dem Aufseher über die Vorräthe zu sagen, der sogleich den Capitain Madcenzie davon unterrichtete. Augenblicklich wurden Maßregeln genommen, um sich von der Wahrheit der Anzeige zu überzeugen. Spencer wurde festgenommen, und die bei ihm gefundenen Papiere ließen feinen Zweifel, Nachdem auh Cromwell und Small in Ketten gelegt waren, wurde die ganze Mannschaft aufs Verdeck gerufen und der Capitain Macenzie richtete eine Anrede an sie, worin er ihr die Pläne der Verschwörer enthüllte. An alle Offiziere, mit Aus- nahme der Fähnriche, richtete er dann ein Rundschreiben, worin er sie einlud, ihm ihre Meinung zu sagen über das gegen die drei Ver- hafteten zu befolgende Verfahren. Alle antworteten, man müsse sie sogleich dem Tode übergeben, und da der Capitain derselben Ansicht war, so wurde ohne weiteres zum Vollzug geschritten.

Die ganze Mannschaft wurde herbeigerufen, dem \chrecklichen Schauspiele beizuwohnen. Drei Seile mit Schlingen wurden in der Mitte und an den beiden Enden der Segelstangen des Hauptmastes befestigt. Die Gefangeneu wurden daun auf das Verdeck gebracht und von der sie erwartenden Hinrichtung in Kenntniß geseßt. Da machte Small eîn vollständiges Geständniß seiner Mitschuld und rich- tete an die Mannschaft rührende Worte über das Verbrechen, dessen er sih schuldig gemacht hatte, und über die Gerechtigkeit der Strafe, welche ihn treffe.

Spencer bat für seine beiden Gefährten und für sich selbs um einen Aufschub von zehn Minuten, um sih auf den Tod vorzubereiten. Diese Frist wurde ihm bewilligt. Der Kommandant fragte ihn, ob er an seine Mutter und an seinen Vater zu schreiben wünschez er antwortete verneinend. Auch er gestaud dann feine Schuld und die Gerechtigkeit des über ihn verhängten Urtheils, mit dem Zusabe, er wünsche lieber auf der See hingerichtet zu werden, als auf dem Lande. Der Aufschub wurde um mehr als eine Stunde verlängert, und diese ganze Zeit über bat er ungufhörlich Small um Verzeihung, der sich, seiner Versicherung zufolge, nur aus Schwäche und Freundschaft für ihn in die Verschwörung eingelassen hatte. Small weigerte si lange, ihm zu verzeihen, aber endlich ließ er sih doch erweichen und rief unter Thränen ihm zu: „Spenccr, ih verzeihe Dir!“

Alles war bereit: Die Schlinge wurde an den Hals der Ver- urtheilten gelegt, und alle Leute der Mannschaft hatten Befehl, an der Hinrichtung Theil zu nehmen. Gegen 1 Uhr (Seezeit) am 1. Dezember wurde das Signal durch einen unter dem Wind abge- feuerten Kanonenschuß gegeben, und einen Augenbli später sah man drei Leichname au den Segelstangen hängen. Die leßten Worte Small's waren ein Wunsch für das Glück der Amerikanischen Flagge. Spencer und Cromwell ließen kein Zeichen der Reue, kein Wort des Bedauerns vernehmen. Eine Stunde später wurden die Leichname auf das Verdeck herabgelassen und der Mannschaft übergeben, welche Alles zur Bestattung derselben vorbereitete. Abends wurden sie in den Abgrund gesenkt. Der Capitain Madenzie selbs verlas das Todtengebet.

Unmittelbar nah der Hinrichtung erhielt die Mannschaft den Befehl, das Schiff mit dem üblichen Ruf zu begrüßen, und drei don nerndè Hurrahs hallten auf dem Ocean in dem Augenblicke wieder, wo die Flagge wieder hoh guf den Masten erschien. Vier Mann waren schwer in die Verschwörung verwicelt und wurden in Ketten gelegt; die Uebrigen ließ man frei bis zur Ankunft des „Somers“ zu New-York, wo sie als Gefangene an Bord der „North=-Carolina“ gebracht wurden.

Am 29. November war die Vershw&örung dem Capitain Mak kenzie entdeckt worden, und am 1. Dezember fand die Hinrichtung der Schuldigen statt. Die Schnelligkeit dieses Verfahrens war mo- tivirt durh eine drohend scheinende Bewegung der Genossen Spen- cer’s. Nur zwei Offiziere befanden sich au Bord- und das Gesetz ver- langt deren fünf, um ein Kriegsgericht zu bilden. Der Capitain Madckenzie nahm aber unverzagt die Verantwortlichkeit für die Ver- lezung des Geseßes in solchem Vorkommnisse auf sich. Sein Beneh- men is bereits Gegenstand des Tadels von mehreren Seiten, der aber gegen die unverkennbar ausgesprochene Sympathie der großen Mehr- heit nicht gufzukommen vermag.

Spencer war erst 19 Jahre alt, hatte jedoch bereits zahlreiche Beweise einer frühzeitigen Verderbtheit gegeben. Jm leßten Früh- linge befand er sich bei der Amerikanischen Flotte in Brasilien und war dort wegen s{chwerer Vergehen vor ein Kriegsgericht gestellt wor- den. Der Commodore aber hatte ihn, aus L für seinen ged teten Namen, seiner Familie zurückgesendet, gegen Abgabe seines Ch- renwortes, daß er unverzüglich ¡seine Entlassung nehmen werde,