1843 / 26 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

ein paar einfache Bemerkungeit zu machen , die jedoch vor dex L stesten Tendenz sind, und da wir fürzlich über s ene c eg Actifel authentische, den höchsten amtlichen Quellen zugeschriebene Arte veröffentlicht haben, welche die wüthendere Presse Frankreichs in vôl- lige Mere verseßten, #0 erlauben wir uns, bei diesem Anlaß zu er: Flären, daß unsere Ansichten blos die der unabhängigen Presse und des ganzen Landes sind. Die ¿Frage, welche in diesem Augenblick die Politiker, die Diplomaten und alle Nachdenfkenden an sich richten, ist die, ob die lebten Zugeständnisse an die Französische Regierung in der Vorausseßung gemacht worden, daß Herr Guizot mit den obigen Verträ gen stehen und fallen wolle, und, was noch weit wichtiger ist, ob dies die letz= ten Zugeständnisse waren, die Lord Aberdeen möglicher Weise machen konnte, Diese Fragen sind beide gelöst, und zwar bejahend. Was Herrn Guizot betrifft, so wollen wir nicht einen Augenblick argwöhnen, daß er seinem Kollegen, dem Minister Lacave-Laplagne, freistellen dürfte, gegen den Traktat zu stimmen, damit nur diese Maßregel aufhöre, eine Kabinetsfrage zu seyn z ein solches Verfahren würde dem größten Staatsmann in deu Augen vou ganz Europa zum Makel gereichen. Lord Aberdeen betreffend, so weiß er, daß mit diesem Traktat zugleich auch alle andere mit Frankreih auf dem Tapet stehende Verträge aufgelöst seyn würden. Gleich einem Manne, der zum Zweikampf mit einem ungestümen mißleiteten Gegner heraus gefordert is, hat er die leßte mit der Ehre verträgliche, von der Höflichkeit und dem christlichen Siun einzuräumende Konzession gemaht, und wenn zum Kampfe geschritten werden muß, o wird das vergossene Blut über das Haupt des Gegners kommen. Diese Sprache wird man nicht für zu stark, dies Endresultat nicht für übertrieben erachten fönnen. Der Traktat von 1841 wurde von allon Großmächten Europa's unterzeichnet, er wurde unterzeichnet von dem Botschafter Fraukreihs in einer diplomatischen Entfernung von 12 Stunden, vermittelst Telegraphen, von Paris. Diese unter Herrn Molé angeknüpften Unterhandlungen wurden von Herrn Thiers fort geseßt, sie wurden, brauchen wir es noch zu sagen, fast ganz von Herrn Guizot vollendet. Würde man es glauben, wenn es nicht jeßt cine historishe Thatsache wäre, daß während der Unterhandlung über diesen Traktat, der sich nur in der Ausdehnung der Zonen von denen der Jahre 1831 und 1833 unterscheidet, deren Dauer keine Gräuzen geseßt waren, daß in diesem Traktat von 1841, der den Französischen Kriegsschiffen die Befugniß giebt, gegen eine Han dels-Marine, welhe zehnmal größer ist, als ihre eigene, belästigende Maßregeln auszuüben, die einzige Macht, weldhe einen vorläufigen Probeversuch auf fünf Jahre verlangte, Rußland war, uicht Frankreich, welches sich vielmehr England anschloß, um diesen Vorschlag zu beseitigen. Von diesem Traktat nun gestat- tete man der Französischen Verwaltung zurückzutreten, aus Achtung für ihre persönlichen, redlichen und rechts{chafffenen Jutentionen, die vergebens gegen die wilde Fluth des Volks-Vorurtheils ankämpsften. Aber wenn schon die Verweigerung der Ratification eines Traktats in der That ein seltener Fall in der politischen Geschichte und unter obigen Umständen wohl ohne Beispiel if, so können einmal ratifizirte Traktate nur durch gegenseitige Einwilligung oder durch das Schwerdt aufgehoben werden.“ | Die Morning Chronicle will behaupten, daß von Seiten Frankreihs wiederum sehr lebhafte Unterhandlungen mit Don Carlos wegen Vermählung seines ältesten Sohnes mit Donna Zsabella ein- geleitet seyen, und daß Don Carlos in dieser Beziehung bereits nach- giebiger geworden sey. Das genannte Blatt meint aber, es verberge sich hinter jenen Bemühungen nur der Wunsch, den Herzog von Au- male mit Donna Jsabella zu vermählen, weil man auf die entschie- denste Abneigung der Spanischen Nation gegen die Familie des Don Carlos rechne, weil ferner die Söhne des Jufanten Francisco de Paula ebenfalls wenig Chancen für sih hätten und dann, wenn nur erst das Prinzip durhgeseßt sey, daß der Auserwählte ein Bourbon seyn müsse, die Wahl des Herzogs von Aumale sih zunächst dar- bieten und auf geringeren Widerstand, als bisher, treffen dürfte. Der Globe theilt folgenden Bericht von den Marquesas-Juseln mit, aus welchem, wie dies Blatt bemerkt, hervorgehe, daß die Frau- zosen dort in ein ähnliches Hornissen-Nest gerathen seyen, wie in Algier: „Das Königlich Britische Schiff „Carysfort‘“/, kommandirt von Lord George Paulet, hat kürzlich die Marquesas=Juseln besucht; es war am 10, August von Valparaiso abgesegelt und langte am 3. September zu Christine an. Der ostensible Zweck seiner Sen dung war, die Französishe Flagge anzuerkennen, und Lord George Paulet salutirte dieselbe; aber der eigentliche Grund war wohl, den Zustand der Juselu und die Stimmung der Eingebornen gegen die Französischen Ansiedler zu erforschen. Es wurden gegenseitige Höflichkeiten zwischen den Französischen und Englischen Offizieren ausgewechselt. Die Eingeborenen von Christine cheinen das Eindringen von Fremdlingen mit sehr eifersüichtigen Blicken zu betrachten und behaupten, daß die Franzosen ihren Häupt ling durch Lst zu dem Vertrage bethört hätten, vermittelst dessen der- selbe sein Land abtrat, Es herrschte gegenseitiges Mißtrauen, und die Franzosen vermieden es, Ausflüge in das Junere, außer in wohlbe- wasfneten Trupps, zu unternehmen, während die Eingeborenen den Engländern alle mögliche Gastfreundschaft erwiesen, die in ihren Kräf ten stand. Zu Niukahiva standen die Franzosen mit den Eingeborenen anf besserem Fuß, und es fanden dort alle mögl'che Festlichkeiten statt. Als der „, Carysfort ‘’ daselbst vor Anker lag, traf vou Christine die Nach richt ein, daß Capitgin Halley und sein erster Lieutenant, Herr von Yadebat, von den Jusulanern erschossen worden, während sie sich qui Lan :svoiszge befanden, der zum Zweck hatte, sih der Per- O E Hüuptlings zu bemächtigen, welcher in das dóren E De Q von feinem Berfehr mit den Franzosen nachdem sie mehrere Ier an dieser Expedition waren, Befestigungen zurü gelangi“ en getodtet hatten, glücklich nah den Vom Cay sind Nachrichten bs p sind Nachrichten bis gangen , welche melden , daß die Holl ten, der Britischen Regierung von verweigern. Au der DSpibe der Aufsässigen am Orange-Fluß stand ein gewisser Moeke. Hiesige Blätter ford t i L M 8 g er sordern die Regierung auf, ge- hörige Berstärkungen an Ort und Stelle zu senden, damit der Wi- derstand der Boers nicht ers wieder in offene Rebellion ausbreche.

zum 26. November hier einge- andischen Bauern dabei beharr= neuem ihre Unterthänigkeit zu

Der Standard, welcher nohmals erklärt, da i | den Indischen Blättern von den Britischen Sravee i Afghanistan |

angeblih verübten Gräuel nicht glauben könne, macht wi f den lügenhaften Charafter jener Blätter und auf den ui auf merksam, daß es cin bloßer angeblicher „Augenzeuge“ seg, auf dessen Banda feit hin man jene Unmenschlichkeiten, von denen in den amtlichen Berichten der Generale kein Wort erwähnt werde, einem Britischen Heere shuldgebe, Nach der Morning Post sind" aus Madrid Nachrichten ein- getrossen, welche jede Besorgniß zerstreuen, daß es aus Anlaß der orfälle zu Barcelona zu einem völligen Bruche zwischen Frankreich und Spanien kommen könne. Das genannte Blatt versichert, daß in den Ansichten des Spanischen Kabinets über das hinsichtlich der Vor= stellungeu der va hg ore Regierung cinzuschlagende Verfahren eine völlige Veräuderung, ja eine vollflommene Umkehr eingetreten sey.

É D ————

102 Uiederlande.

(¿ Mastricht, 19. Jan. Die legislativen Kammern haben sich nah einer Unterbrechung von mehreren Tagen aufs Neue versam melt. Sie werden sich mit elf Geseß- Entwürfen beschäftigen, die ihnen vorgelegt worden sind, und den Betrag der Ausgaben für 1844 und 1845, so wie die Mittel zur Deckung derselben betreffen. Der Zustand der Finanzen des Königreichs ist nicht so zufrieden stellend, wie man nah den Ersparnissen und den eifrigen Bemühun gen des Ministers, unsere Finanzen zu verbessern, hätte erwarten sollen. Die Oppositions - Journale wollen nicht cinsehen, daß der Finanz-Minister unseres Landes, bei allen gründlichen Kenntnissen, die er besibt, auf dem dornigen Pfade, den er gegenwärtig zu wandeln hat, nur schwierig vorwärts gehen fann. Die Opposition mag in einem Reprä fentativ-Staate ihre guten Seiten haben; aber wenn sie nichts thut, als die Gemüther unaufhörlich gegen die zur Rettung des Staats leider noth wendig gewordenen Lasten aufzureizen, dann stiftet die Opposition zuweilen großes Unheil, ohne daß aus den spärlichen Rathschlägen, die sie der Regierung ertheilt, etwas Gutes hervorginge. Raisonniren, erörtern, aufflären, das i} die Rolle einer weisen Opposition; aber Alles be fritteln, Alles mißbilligen, Alles umstürzen, das heißt das Entgegen geschte von dem thun, was die Nation von den angeblichen Wäch tern ihrer Juteressen erwarten muß. Unter diesen Umständen befin den sich die Kammern selbst in einer traurigen Stellungz nehmen sie einen Geseß-Entwurf an, welcher der Opposition mißfällt, so denun ziren die Organe derselben sie der öffentlichen Meinung. Es ist dann die Sache der gemäßigten und vernünftigen Leute, ein lebtes Urtheil in diesen Angelegenheiten abzugeben.

Unsere Nachbaren in der Provinz Lüttich sind noch immer in zwei Lager getheilt, in die Retrograden und in die Liberalen; noch immer greifen sie sich unter einander an und machen sich bei den Wahlen das Terrain mit Erbitterung und durch alle mögliche Mittel streitig. Die Retrograden, wie ihre Gegner sie nennen, haben eine List angewendet, um sich Creaturen zu schaffen. Personen ihrer Partei, die aber nicht genug Vermögen besißen, um den Wahlcensus zu entrichten, geben Gegenstände des Luxus an, die sie nicht haben, um auf diese Weise den Betrag ihrer Steuern höher anzugeben und dadurch zu den Wahlen Zutritt zu erhalten, So manifestirt sich die Volksstimme! So vergiftet man das Wesen der Repräsentativ - Regierung, die, nach den Leidenschaften der Men chen zu urtheilen, nicht vou dieser Welt zu seyn scheint! Die Libera- len denunziren der öffentlichen Meinung diese Ränke und die Kämpfen den verdoppeln ihre Taktik und ihre Mittel, um gegenseitig ihre Reihen zu verstärken. Es ist dies ein trauriger Kampf, der nur Unruhen und Spaltung erzeugen kann und in einem Lande am Ende allen Nationalgeist ersticken muß.

————_ S ——

Deutsche Bundesstaaten.

München, 20. Jan. (N. K) [Fünfzehnte öffentliche Sibung der Kammer der Abgeordneten. ] Die Kammer war schon früh zahl rei versammelt, eben #o alle Gallerieen sehr besucht. Es erfolgte zunächst die Beeidigung des neu eintretenden Abgeordneten Freiherrn von Lichtensternz dann die Vorlesung eines Beschlusses der Kammer der Reichsräthe, wonach die letztere die auf den derzeitigen Verweser Rosenkranz gefallene Wahl zum ständischen Archivar nicht anerkannt, und dagegen deu Archiv - Secretair Stumpf zu Würzburg ihrerseits gewählt hat, auch auf ihrem früheren Wunsche beharrt, daß noch ein Archiv -Gehilfe angestellt werden möge. Nach einer furzen Diskus sion wurde beschlossen, der Gegenstand solle in einer noch anzubo raumenden geheimen Sißung berathen und darüber beschlossen werden. Dann erfolgte die Mittheilung des sehr ausführlichen Entlassungs- Gesuches des Abg. Rendelhuber, dem schon früber wegen Gesund heits-Rücksihten ein Urlaub von vier Wochen ertheilt worden war. Es wird besclo}sen, daß der Abg. Reudelhuber die nöthigen Belege über seine Entschuldigungsgründe einzusenden habe. Darnach hatte die Kammer über die Ausschließung der Abgeordneten Brunck und Ritter zu entscheiden, die auch ihrer zweiten Einberufung keine Folge geleistet. Es wird die Frage gestellt, ob die Kammer nach Artikel 17 der Geschäfts-Ordnung die betreffende Ausschließung beider Mitglie der ausspreche. Wir bemerken vorläufig, daß beide Abgeordnete durch einstimmigen Kammer-Beschluß aus der Kammer aus ge \chlos}sen wur- den. Mit diesem Beschluß is natürlich der zweite über die Einberufung ihrer Ersalmänner nothwendig verbunden. Resultat der Abstim- mung über den Pr. Schwindel’shen Antrag, „die Rehnungs-Ablage für die Jahre 1835—36 bis 1837—38“ betressend, war der Kammer Beschluß, es wolle von Seiten des Präsidiums an die hohe Kammer der Reichsräthe cin Schreiben des Juhalts ergehen: „die Kammer der Abgeordneten ersucht die Kammer der Reichsräthe, ihre Beschlüsse iber die in der Ständeversammlung vom Jahr 1840 nicht zur voll ständigen Erledigung gelangten Nachweisungen der Verwendung der Stagts-Einnahmen in den Verwaltungsjahren 1835—36 bis 1837—38 baldgefälligst mitzutheilen, um bei Prüfung der folgenden Jahre nicht an unerledigte Jahrgänge anbinden zu müssen,“

Múnchen, 10. Jan. (N. K) [Elfte öffentliche Sißung der Abgeordneten. Fortsetzung.) Der Abgeordnete Dekan Goeb sagte: „Der Redner vor mir hat erklärt, daß er glaube, daß wir uns auf einem Boden befinden, auf welchem uns überhaupt die S fehle, in Disfussionen uns cinzulassen und Beschlüsse zu fassen. Jch glaube, daß diese Behauptung schon durch die ganze bisherige Diskussion über die Frage, ob unser Antrag zulässig sev, aufs kräftigste widerlegt worden ift, Die Verfassungs - Urkunde sichert ja den 4 christlichen Konse)hionen gleiche Rechte, volle Gewissens - und Glaubens - Freiheit zu und ertlärt auf das bestimmteste, daß keine Partei zur Theilnghme an einem Neligions-Afte der anderen Konfessionen gezwungen werden föônne. Jch halte dieses für vollfommen zureichend. Wenn aber der Nedner vor mir wci- ter fragt, ob denn wir Protestanten übcr die Art und Weise der früheren Salutation, wobci fommandirt wurde: „Hand ans Kasquet, zum Gebet“ nichts cinzuwenden gchabt hätten, so glaube ih mit vollstem Necvte erklären zu dürfen, daß wir dagegen nichts einzuwenden hatten, ta sich ber Protestant durch die Aufforderung zum Gebete nicht be- einträctiget fühlte, und übrigens fich dem außeren Akte einer gewissen Hoch- achtung vor tem, was Anderen heilig is, nicht zu entzichen gedachte, Aber die Art und Weise, wie jeßt die Salutation angenommen werden soll, ist unserer Glaubens- und Gewissensfreiheit aufs Entschiedenste beschwerend. Daß die Sache so angeschen wird, dafür zeugen die mannigfaltigsten Be- weise: die Erklärungen des Ober-Konsistoriums, der Konsistorien, der Ge- neral-Svnode, der jährli wiederkehrenden Diözesan-Synoden. Wir haben aber noch trauriacre Belege aufzuweisen. Mehrere Geistliche haben berciis bei hren worgeseyten firchlichen Behörden angefragt, wie ie h zu vervalien hätten, wenn beim Religions - Unterrichte auf jene Anorvuang Bezug genommen werden müßte, was doch, da kein Zndiffcrentiëmus gevuldet werden soll, und also beim Religions-Unterrichte auf die wichtigsten Unterscheidungs-Lehren Rücfsicht genommen werden muß, nothwendig zu geschehen hat. Es hat a vor cin paar Wochen einer der tüchtigsten und gewissenhaftesten protestantischen Geistlichen erklärt, sein Ge- wissen erlaube ihm uicht, davon abzulassen, die seiner Seelsorge Anver- irauten zu warnen vor dem Vollzug der Anordnung, das Kuie vor dem Venerabile zu beugen, indem sie hierdurch gegen die Vorschriften ihrer Kirche handeln, und sih dadurch, nah seiner innigsten Ueberzeugung, ciner Sünde theilhaftig machen würden. Er wäre bereit, wenn auch mit tiefem Schmerze, sein Amt niederzulegen, wenn ihm von der vorge- seßten Kirchen - Behörde verwehrt würde, in dieser Beziehung nach sei-

nem besten Wissen und Gewissen zu versahren, Die Sache is also von der höchsten Wichtigkeit, Man sage, was man will, man nenne die durch die Kriegs - Ministerial - Ordre befohlene Knicbengung des Militairs Salutation oder Adoration, eine blos reglementaire Anordnung oder wie sonst, das if Alles einerlei, es hat einmal in der ganzen protestantischen Bevölkerung Baverns tief die Ueberzeugung gewurzelt, das mit dieser Zu muthung, vor dem sogenannten Sauftissimum niederzukuieen, eine Bedrük- fung der (Hewissens- und Glaubens- Freiheit stattsinde.“

Daß man vom dogmatischen Gesichtspunkte völligen Umgang T fönne, glaubt auch der Abg. geistlicher Rath Haas uicht. Auch könne dies ja bei Cinhaltung eingezogener Gräuzen ohne Ge fahr geschehen, wie sich bis jet ergeben habe. Uebrigens stimmt der selbe gegen Annahme des Antrags, Der Abg. Dr, von Flem bach erklärt, er würde, wäre anders die Gewissens - Beunruhigung förmlich nachgewiesen, der ganze Antrag mehr substanzirt, für dic sen stimmen. Aber, daß dies der Fall sey, müsse er in Abrede stel len und eben darum gegen denselben stimmen, Nicht wenige stimme er gegen die Modification, Wollte man es mit Remon \strationen aller Art gegen militairische Reglements auf die Spitze treiben, daun könnten zuleßt sogar, außer den Beschwerden der Juden über das Ausrücken am Sabbathe, Weigerun gen des Abfeuerns auf den Feind aus Gewissensgründen gemacht, und nicht füglich unberücksichtigt gelassen werden u. st. w. Zur Widerlegung bemerkt der Abg. Freiherr von Rotenhan zunächst, wel cher Ansicht die protestantische Kirche in Bezug auf die Kuiebeugungz sey, könne uur diese Kirche selbst wissen. Von jeher sey aber der fragliche Akt als wesentliches Unterscheidungszeichen zwischen beiden Kirchen angesehen worden, und werde es noch, Was übrigens du bestrittene Thatsache der Gewissens-Beunruhigung unter den Proto )stanten in Folge der Ordre vom 14. August anlange, so müsse 1 sich gestatten, an den Ministertisch die Frage zu richten, ob nicht wirk lich vom ersten Augenblicke au desfallsige Beschwerden vou allen bi rechtigten kirchlihen Behörden eingegangen seyen ?

Der Minister des Junern, vou Abel, ertheilt auf diese (Frag folgende Antwort: „Die Thatsache, zu deren Bestätigung der ve1 ehrte Redner mir gegenüber mich auffordert, is allerdings richtig. Allein die ganze Beschwerde beruht auf ciner einseitigen Behauptung, bei deren Beurtheilung es zunächst darauf anfommt, zu prüfen und zu untersuchen, ob sie ihrem Junhalte und ihrem Wesen nach das if, wofür sie ausgegeben wird. Diese Frage konnte, so viel mir bekaunt i}, die Regierung nie bejahend sich beanl worten ; den sie hat nie eine Anbetung gefordert. Wie gefähi lih es aber is, den Standpunkt, von dem die Regierung ausgegan gen i}, zu verlassen und auf den religiösen überzugehen, beweist der Verlauf der gegenwärtigen Debatte. Wird die erlassene Ordre von den Protestanten (mit Unrecht) auf den religiösen Boden gestellt, so ist sie auch für die Katholiken auf eben denselben hinübergetragen, und in demselben Augenblicke, wo Sie den religiösen Boden von einem irrigen Standpunkte ausgehend hier betreten haben, ist auch der Konflikt der religiösen Ansichten unvermeidlich hervorgerufen wo1 den.“ Darauf äußerte der Abg. Freiherr von Rotenhan, fort fahrend: Jet dürfe wohl gegen die Konstatirung des fraglichen Thatbestandes nichts mehr einzuwenden seyn. Uebrigens könne er es jeßt nur in hohem Grade bedauern, daß er sich in der Ansicht, die er bei der Einbringung des Antrags gehegt hätte, getäuscht habe. Er habe nämlich allerdings nicht geglaubt, fatholischerseits werde auf den äußeren Aft der Kniebeugung n fo hohe Werth gelegt werden. Dadurch sey freilich die Lösung der „Frage um Vieles \chwieriger geworden. Er unterstüße demnach die Modi fication des Abg. Bestelmeyer jeßt ebenfalls, obschon er auch dann noch keinen bestimmten Ausgaug sche. Aber die Thatsache besteh nun einmal, und solle micht das Wohl des Landes gefährdet, solle nicht der allgemeine Religionsfrieden gestört werden, so müsse Abhülfe gesucht und gegeben werden. Darauf äußert sich der Abg. Dekan Meinel dahin: Warum beuge denn der Katholik das Knie vor dem Sanktissimum 7? Offenbar darum, weil er die fest Ueberzeugung habe, in der geweihten Hostie den lebendigen Gott voi d a obe V werde Oa P E Deere M0 gemuthet, dasselbe zu thun, während sie diese Ueberzeugung durchaus nicht haben könnten. Darum bleibe immerwährent diese Ordre die größte Beschwerung threr Gewissensfreiheit. Der Abgeordnete Freiherr vou Freyberg habe zwar geäußert, daß dieser Antrag nicht an der Zeit aoweien ey: wie sehr ex aber uöthig gewesen, das sey durch das evident bewiesen worden, was bereits vou einem früheren Redner entgegnet worden sey. És sey nämlich unbezweifelt richtig, daß unendlich viele Protestanten, unt nicht blos deren Geistlihe und Lehrer, auf die mannigfaltigste Weise dur diese Ordre sich bedrückt fühlten, und namentlich müßten die Geistlichen in den größten Konflikt durch dieselbe geseßt werden. Der Antrag solle auch nicht nöthig gewesen seyn, weil bereits in Beziehung auf die Landwehr Abhülfe geschehen sey. Das Lebkere sey vollkommen richtig, allein gerade in Bezug auf den größten Theil, auf das Linien - Militair, bestehe bekanntermaßen noch immer der alte Uebelstand fortz und deshalb müsse auch er für den Antrag sih auf das Lebhafteste aus\sprehen und bitten, die hohe Kammer möge denselben ihrer Unterstübung würdig fluden; wenn nicht in der ursprünglichen Form, doch in jener der Modification des Abg. Bestelmeyer. În cinem ausführlichen Votum verbreitet sih darauf der Abg. Dékan Friedrich über die Natur und eigentliche Bedeu- tung des Aktes der Kniebeugung vor dem Venerabile. Es frage sich, ob dieser Aft cin solcher der Adoration sey, und der Adoration zu gleich für Katholiken und Protestanten. Nun bestehe aber die Be dingung, daß er zur Adoration werde, in der geistigen Theilnahme, in der Beugung des inneren Sinnes, des Geistes. Die Kopfbeugung (abe manu eingestandenermaßen niht für anstößig, nicht as Ge wissens\fkrupel erregend angeschen, und doch sey die ge'stige Kniebeu-= gung nichts Anderes, als die geistige Kopfbeugung. (Sleichwohl fühle man sich jeßt beschwert u. #. w. doch, weil einmal Aufregung durch die Ordre vom 14. August hervorgerufen worden sey, so stimme er, da er dem Antrag selbst in seiner ursprünglichen Fassung das Wort zu reden nicht vermöge, ebenfalls für den modifizirten Antrag des Abg. Bestelmeyer. N T

Nach diesem Redner giebt der Kriegs - Minister Freiherr von Gumppenberg folgende Erklärung ab: „Ich erlaube My, meine Herren, der hohen Kammer zu bemerken, daß der modiszirte utrag des Abg. Bestelmeyer im Grunde desselben Inhalts Me Mie der An= trag selbs. Er fordert unbedingte Zurücknahme des Ministerial-Re= \fripts. Ein Mittelweg ist unmöglich, deun Zwie fatholischen und : 7 S “1 im Linien-Militair einen Unterschied im Re- protestantischen Soldaten 1m L Es blei er\Mied 1 glement zu machen, ist unmöglih. Es bleibt daher nichts übrig, als den Antrag entweder ganz zurückzunehmen, oder ihn zu belassea wie er is. Ein Anderes aber is nit möglich.‘ - - Zur Widerlegung äußert darauf der ae RAIAT E A Er müsse bemerken, daß er in seinem Antrag A sichtlich sih enthalten habe, jene Ausfunfts- mittel anzugeben, welche vielleicht geeignet wären, die Sache auf die eine oder andere Weise zu einer befriedigenden Ausgleichung zu führenz er, werde es auch jeßt nit thun, weil es unumgänglich nothwendig wäre, in den dogmatishen Theil der Frage einzugeben, was er aus allen Kräften zu vermeiden suche. Er glaube, man sey

on zu weit in das dogmatische Gebiet eingegangen, und es dürfte zu wünschen seyn, dieser Diskussion ein Ende zu machen, damit man

nicht uoch tiefer hineingerathe. Es sey geäußert worden vom Herrn Frhrn. von Rotenhan, und bestätigt durch deu Herrn Minister des ‘Ju nern, daß eine Declaration von der protestantischen Ober -Kirhen Be hörde in der fraglichen Sache ausgegangen sey. Er kenne diese nicht, er wisse niht, welche Verhandlungen deshalb stattgefunden hät ten, es scheine ihm aber, daß vielleiht noch andere Unterhand lungen stattfinden, und noch andere Erklärungen erfolgen fönu ten, welche einen Ausweg möglich machten, und das sey es, was er hauptsächlich im Sinne habe. Ob Se, Majestät der König geruhen werde, die ganze Ministerial - Ordre zurückzunehmen, oder dieselbe zu modifiziren oder welchen Ausweg Er immer zu wählen geruhen möge, das sey nicht seine Sache. Seine Absicht sey gewesen, cke, Majestät der König möge ehrerbietigst gebeten werden, Alle1 gnädigst dasür zu sorgen, daß den desfallsigen Beschwerden dei Pro testanten auf die eine oder andere Weise ein Ende gemacht werde, und er glaube, daß in diesem Wunsche beide Parteien cinstimmen wrden, Eben so umfassend als klar, nachdem die Kamme {hon den Schluß der Debatte begehrt hatte, reslimirt noch einmal der erste ck vcretair, in seiner Eigeuschast als Mitanutragsteller, sämmtliche qegen die Annahme des Antrages erhobene, wesentliche Einwürfe unt begründet zugleich theils die Entgegnungen auf dieselben wiederholt, theils seine Zustimmung zur vorliegenden Modification, (Schluß folgt.)

Stuttgart, 19. Jan, Die Kammer der Abgeordneten hat (wie bereits erwähnt) heute den ersten Beschluß in der Eisenbahn Angelegenheit gefaßt und zwar mit einer Mehrheit von 58 gegen 26. Dieser Beschluß lautet: „Es sollen Eisenbahnen im Königreich auf cktaatskosten gebaut werden, ohne daß dabei die Bedingung zu ma hen, daß vorher Staats Verträge mit Bayern und Baden über den {uschluß und die Fortsebunçcz dieser Schienenwege abgeschlossen wer ven,“ Da die von der Regierung aufgestellte Berechnung der Eisen bahnen eine Summe von 27 Millionen in Anspruch nimmt, au welcher indessen nah neueren Eröffnungen vou Seiten des Ministers möglicherweise mehrere Millionen erspart werden kön nen, so beweist dieser Beschluß wie groß und festbegründet das Bertranen der Kammer in die Regierung ist. Wir heben aus den im Schwäbischen Merlux mitgetheilten Debatten Folgendes aus. Zu der gestrigen Sißung bemerkte der Berichterstatter, Finanz Direl tor von Werner; Die Kommission sage: ob Bayern über Ulm oder Lonauwörth oder gar nicht anschließe, darüber sich in Erörterungen einzulassen sey eben so vergeblich als unangemessen. (Es wäre vei geblich gewesen, weil sich Bayern durch unsere Divinatiouen in seine Oandlungsweise uicht bestimmen lassen würde; unangemessen, weil die Klugheit gebietet, in der Politik uur vou Thatsachen, nicht aber vou Plänen zu reden, Er hätte daher wünschen mögen, alle dieje Erörterungen wären gar nccht in den Kreis unserer Berathun gon gezogen worden, Die Badische Kammer sey in dem nämlichen ¿Fall wie wir gewesen an beiden Endpunkften ihrer Bahn sey feine Aussicht zur ¿„Fortsebung gegeben; das bekümmerte sie indeß nicht (unv es befanden sich erleuchtete Mäuner in derselben), wohl aber die (Hefahr von den Nachbaren umgangen zu werden; sie habe deswegen auch mit einer großen Mehrheit dem Gesetzentwurf ihr Justimmuna ge geben, Die Minorität sage ferner : es bringe dem Lande feinen Schaden, wenn man mit dem Bau der Eisenbahn uoch warte, bis sich vie Nachbar stacten zum Anschluß bereit erklärt haben. Wie aber, wenn diese ein Zuter esse dabei hätten, daß wir nicht bauen, wie, wenn sie unsere Zaghaf tigkeit benübten, uns zuvorzukommen7 Die Gutmüthigkeit wäre doch gar zu «roß, wenn wir unsere Regierung in die Lage versebten, den Nachbarstaaten sagen zu müssen: meine Stände verwilligen feine Mittel zum Eiscubahnbgau, bis ihr die Güte gehabt habt, euch zum Anschluß bereit zu erflären. Eine solche Unterhandlungsweise wäre offenbar unter der Würde der Regierung. Seyen wir getrost! eine Bahn, die die alten Berfehrsrichtungen cinhält, i noch nie isolirt geblieben; di Leipzig - Dresdener Bahn hat die Magdeburger, diese die Berliner Bahnen bis Stettin und Frankfurt a. d. O. nach sich (7) gezogen unt eine Verbindung Dresdens mit Prag ist gesichert. De Nachtheil, den wir dem Lande durch ¿Zögern zufügen könnten, wäre unwtiederbring lich 5 dieser Verantwortung wollen wir uns nicht ausseßen. Dex Noedner wünscht sodann vom Ministertische aus darüber Auskunft zu erhalten, ob die fostspieligen Bauten beim Alp-Uebergang, die Tun nels, die Einschuitte, wovon einer die beispiellose Höhe von 213 Fuß erbalten solle, beseitigt werden fönnen, Minister von Schlayer: (17 fönne dem Berichterstatter zu seiner Beruhigung die Versicherung aeben, das; man feine solche Riesenbauten auszuführen gedenke. Die tiefen Cinschnitte, vor welchen jener ershrecke, seyen keine Transcheen, sondern nur einseitige Abschnitte vou Bergabhäangen und es scy kein Einschuitt höher als 60 bis 70 Fuß, auch kein größeres Verhältniß der Ansteigung als 1 auf 150,

Dresden, 23. Jan. (Leipz. Z.) Wir theilen die so eben stattgefundene Abstimmung der 11. Kammer nach Beendigung der Boeratlunce über das Kriminalverfahren mit *). Die erste der vom Präsidenten gestellten Fragen lautete: Will die Kammer die von der Negterung dem vorliegenden Entwurfe unterlegte Tnquisitionsmaxime mit Schriftlichkeit und Ausschluß der Oeffentlichkeit und Mündlichkeit ablehnen? Die Frage wurde von 71 gegen vier Stimmen (von Beschwib, Sachße, von Oppell, von Sahr) bejaht.

Die zweite Frage lautete: Will die Kammer die hohe Staats regierung ersuchen, einen anderweiten auf die Grundsäße der Veffent lichfeit, Mündlichkeit und Staatsanwaltschaft gebauten Entwurf einer cktrafprozeß-Orduung, wo nicht cher, doch am nächsten Landtage vo! zulegen? Diese Frage wurde von 67 gegen & Stimmem (aus dem ‘Kinkel, von Beschwib, vou Zezschwib, Sachße, Döhler, von Oppell, von Sahr, Siegert) bejaht.

Die dritte Frage lautete: Will die Kammer die hohe Staats regierung ersuchen, bei Vorlegung eines auderweiten auf die Grunt sähe der Oeffentlichkeit und Mündlichkeit gebauten Entwurfs einer Strafprozeß -= Ordnung, die in den Händen von Privatpersonen oder (Corporationen befindliche Kriminalgerichtsbarkeit zurückzunehmen ? Dies wird bejaht durch 60 gegen 15 Stimmen (von Beschwiß, Thümer, Oehme, von Zezshwiß, Sachße, Püschel, Döhler, Mär=- fel, von Oppell, von Sahr, von Thielau, Zimmermann, Scheithauer, Geyler, Siegert und Miehle.)

Bei einer vierten, nicht mit Namensaufruf verbundenen Frage wurde von 71 gegen 4 (vou Beschwibß, aus dem Winkel, von Zezshwih und Döhler) Stimmen der Günther's{he Autrag als beseitigt ange= schen. i

Das Geseß vom 22. Juni 1841, die Einführung einer Todten- schau und die Anlegung von Leichenhäusern und Leichenkammern be- treffend, ist hier in Ausübung gekommen. Vom 15. d. an darf feine Leiche beerdigt werden, bevor nicht dieselbe durch einen der verpflich- teten Todtenbeschauer besichtigt und von diesem die Erlaubniß zur Beerdigung ertheilt ist. Auf jedem Begräbnißplaßze sind bereits Leichenkammern errichtet, und in Uebereinstimmung mit den bestehen- den 8 Distrikten des hiesigen Polizeibezirkes 8 Todteuschaubezirke ge-

#) Wir werden über den Schluß der Verhandlungen morgen nach- träglich das Nähere mittheilen, Anm, d. Red.

103

bildet, sowie für jeden derselben ein Todtenbeschauer und in Behin derungsfällen ein Stellvertreter (zusammen 16 Aerzte) von dexr S tadtpolizei - Deputation gewählt und verpflichtet worden, Für die innerhalb des Königl, Schlosses und der dazu gehörenden Gebäude wohnenden Hofbeamten, deren Familien und Dienerschaft besteht ein besonderer Todtenschaubezirk, welcher von dem jedesmaligen Hofarzt oder dessen Stellvertreter besorgt wird, Die in den Kasernen, Mili tair - Hospitälern und sämmtlichen der Militair - Administration ange hörenden Gebäuden und Anstalten wohnenden Militairpersonen, sowie deren Angehörige siud den Militair - Todtenbeschauern vorbehalten, ——

Ati.

Neapel, 10, Jan. (A, 3.) Se, Königl, Hoheit der Prinz Albrecht vou Preußen is gestern Abend hier eingetroffen,

Der Zustand des Prinzen Anton, Bruders Sr. Majestät des Königs, hat sich während der leßten Tage wieder sehr verschlimment ; nah dem heute veröffentlichten Bülletin zu urtheilen, haben die Aerzte bereits alle Hoffnung aufgegeben, Prinz Anton lebte be fanntlich schon seit vielen Jahren entfernt von der Könial, ¡Familie und Neapel auf einem in der Gegend von ‘Patria am Golse von Gaeta gelegenen Lauvlause,

—_—

G,

S9 Paris, 20. Jan, Fie Gatalomschen \lhlehten Wetters und der unfahrbaren Weg Tage im Nückfstande. Man weist übrigens vurch Nachrichten von der (Hränze, das ln dem Zustande von Barcelona bis zum 15ten b, M, feine merflihe Veränderung eingetreten ist, Am Schlusse ver mit dem 11ten abgelaufenen Frist zur „Zahlung der Contribution war nichk der sechste Theil der aufgelegten Summe eingelaufen. ie Grun Eigenthümer waren mit ihren Zahlungen am stärksten (m Rückstande ; sie hatten micht einmal 100,000 Nealen zusammengebracht. Ler Bi neral Capitain hatte übrigens die angedrohten „Zwangsmaßregeln noch nicht eintreten lassen, er {hien vielmehr einen neuen Vorwand zum Temporisiren zu suchen,

Blätter sind des

halber um mehrer

——

TUXLU! A K'onftautinopel, 4. Jan. (Dest. V.) Der Ottoma nische Botschafter am Französischen Hofe, Nast Efendi, hat am Zken diese Hauptstadt verlassen, um sich zu Lande, über Wien, an seine Bestimmung zu begeben,

Die Stadt Salonichi is am 19. Dezember v. J. von einer nenen Feuersbrunst heimgesucht worden, welche, Smyrnaer Journalen zufolge, einen Schaden von mehr als 2 Millionen Türkischer Piaster angerichtet hat.

Das Echo de Nachrichten aus

l’Orient vom 29, Dezember enthält folgende Zyrien: „Das Englische Kriegs - Dampfboot „Devastation““, welches gestern in Smyrna angelangt ist, bringt die hefriedigendsten Nachrichten aus Syrien. Unsere Briefe reihen bis zum 14ten. Nach der von den Drusen bei ihrem Jusammentreffen mit den Ottomanischen Truppen in der Gegenb von Zaida erlittenen Niederlage flüchtete sich ihr Häuptling, Schibli-Arian, mit den unter feinen Befehlen stehenden Corps in das Dorf Chita. Ungeachtet bei starken Position, die er sich dort machen fonute, weil er durch den Besitz dieses Ortes die Verbindungen zwischen Damaskus und det Küste abschnitt, sah er dennoch ein, daß er sich \chwer würde be haupten können, und faßte daher den Entschluß, sich den Türkischen Belzörden zu unterwerfen, Die übrigen Corps der Drusen zerstreu ten sich hierauf, und jeder Widerstand. is verschwunden. ¡Zwei ander ihrer vornehmsten Scheichs, Emir Ruslam waren aeaen Damaskus hin geflohen. Die Haltung det ten war fortwährend dieselbe. Jn Folge oben Ereignisse war die Ruhe vollkommen hergestellt, Um war durch die „Devastation““, welhe mit Depeschen dee lischen Botschafters aus Konstantinopel von Smyrna aba gangen war, die Nachricht von bem vou der Pforte in der Syrischen Frage gefaßten Beschlusse in Beirut angelangt. Am folgenden Lac hatte eine Zusammenkunft zwischen dem Pascha vou Beirut und den Konsuln der fünf Höfe stattgefunden, und Alles ließ hoffen, daß bic Lösung der Frage der so glücklich nah dem Libanon zurückgekehrten Nuhe nur noch mehr Festigkeit und Dauer geben werde.“

——

Vereinigte Staaten von Uord-Amecrilka.

Itew-York, 31. Dez. Ueber den Schaßkammer-Plan des Prä sidenten Tyler wird in der nur noch zwei Monate dauernden jebigen Session \hwerlich eine Entscheidung erfolgen, und die Aufhebung des neuen Ban ferott Geselzes findet mehr Hindernisse, als man voraussebßte. Wahrschein lich wird der Kongreß blos einige Abänderungen desselben genehmigen. Bas die vom Präsidenten für nothwendig erklärte Revision des Ta rifs betrifft, so wird dessen Umgestaltung vermuthlih dem neuen Konaresse überlassen bleiben, der im Dezember 18453 seine Sibungen eröffnet. Das in der Botschaft empfohlene System der YLaaerunag unverzollter Einfuhrgüter unter

Maroni erwähnter 12ten Ena

ck taats - Verschluß dürfte indeß, wie man glaubt, noch in jebziger Session zur Annahme gelangen und so fort zur Ausführung geschritten werden,

Die Nachricht von dem Frievensschlusse zwischen England und China hat, ein Fallen der Theepreise auêgenommen, auf den hiesigen Markt und auf die Course wenig Einfluß geübt; lehtere neigen sich zum weiteren Fallen, Die meisten New-Yorker Blätter unehmen für ausgemacht an, daß die Eröffnung der fünf Chinesischen Häfen so gut für den Handel der übrigen Länder wie für den Englischen gelte, und daß daher Amerika berechtigt sey, alle vortheilhasten Bedingungen des Chinesischen Vertrags in gleichem Maße zu benußen, wie Eng land selbst.

Ju New - York hat wieder cine furchtbare Feuersbrunst statt gefundenz der Sesammtverlust ist unbekannt, die hiesigen Versicherungs Gesellschaften allein büßen jedoch §9,000 Dollars-ein. Ein Brant in Providence hatte 70,000 Dollars an Eigenthum zerstört.

Ein prächtiges Paketboot von 1000 Tonnen is zu New = York fertig geworden und soll am 7. Januar nach Liverpool absegeln ; zwei andere Paketböte für den Verkehr mit England sind im Bau.

Der Gouverneur des Staates Zllinois widerspriht in seiner Botschaft an die Legislatur dem Gerücht, daß der Staat die Zin=- sen - Zahlung seiner öffentlichen Schuld zu verweigern beabsichtige. Ueberhaupt scheint die Lehre der Zahlungs - Weigerung wieder in Mißkredit zu kommen; die Botschaften der Gouverneure der cinzelnen Staaten geben alle ein rehtlihes Gefühl fund, obgleich ihre Finanz- Darlegungen sehr traurig lauten. Der Gouverneur von Virginien empfiehlt energische Maßregeln, damit das Einkommen durch ein bes- seres Steuer-System den nothwendigen Ausgaben gleichgestellt werde.

Ein Bostoner Blatt seßt baldige Besserung im Handel voraus; die Vorräthe an fremden Waaren Ph jeßt in der Union ungewöhn- lich gering. Geld is in New-York gegen gute Sicherheit in Ueber- fluß zu haben, und der Baarvorrath der Bank beträgt 7 Millionen Dollars, was seit Jahren nicht der Fall war.

Zu New-Orleans sind Nachrichten aus Galveston iu Texas bis zum 8, Dezember eingegangen. Der Kongreß hatte seine Sißungen eröffnet, die Botschaft des Präsidenten Houston aber allgemeine Un- zufriedenheit erregt. Er schildert die Lage des Landes als kläglich, seine Hülfsquellen als versiegt, seinen Notenumlauf als werthlos und Civea Kredit als vernichtet. Von der Flotte sagt er wenig, und in Bezug auf Mexiko zeigt er sih allen Angriffs Feindseli feiten abge- neigt. Ueber die Texianischen Truppen widersprechen sich die Anga- ben; nah den einen waren 850 Mann gut orgauisirter Soldaten auf dem Marsche nah dem Rio Grande; nah anderen rissen die Soldaten stark aus, Jm Hafen von Galvestou wird der Schleihhandel im größten Maßstabe betrieben.

Aus der Hauptstadt Mexiko hat man Briefe bis zum 29, No- vember, worin aber weder die Unterhanblangen mit den Vereinigten Ztaaten und der Streit mit Texas, noch die neue Mexikanische Ver- fassung erwähnt werden, Santana war noch immer auf seinem Land- siße in der Provinz Vera-Cruz. Ju Tampico gingen die Geschäfte lebhast, und nach sremben Wagren war viel Begehr. Unweit Tam- pico war die Britische Brigg „Prinz Albrecht“ gescheitert; Schiff und Ladung, auf 240,000 Dollars geschäyt, gingen gänzlich verloren.

Das blutige Drama an Bord des Ame- rifanischen Schisses „Somers“, welches vem der Verschwörung und beo beabsichtigten Versuchs ver Seeräuberei beschulvigten Sohne des Ariegs Ministers ber Vereinigten Staaten, bem Mibshipman Spen cer, unb zweien seiner Haupt - Mitschulbigen bas Leben kostete, ift (wie schon gemelbet) bereits Gegenstand der Untersuchung und Vei hanvlung vor ben Tribunalen geworden, Am 29, 30, und 31, Des zember hielt vas au Bord des Schiffes „North Carolina“ im Hasen von New York versammelte See Kricgsgericht lange Sihungen, aus peren Berhanblungen ich hnen bas Wesentlichste zusammenstellen will.

Tie brei ältesten (Commobore's im aftiven Dienste versahen da bei bie Functionen als oberste Richter, unb der Nichter-Ubvolat Ogdeu

Hoffman bie des offentlichen Ninisteriums. Capitain Madcenzíe, dex uf ber Fahrt nah ber Afrifanischeu Küste die Brigg n Comerdu be- fehligte, is augeflagt, durch allzu gewaltsame Mittel ein Komplott bestraft zu haben, das an Bord semes Schiffes angezettelt worden ivar, und, ohne alle Beobachtung einer Prozebur nach der Form Rech- tens, bie drei Haupt -Verschworenen haben hinrichten zu lassen, nám- lih 1) Philipp Spencer, 19 ‘Jahre alt, Mibshipman over Marine- Abspirant, Sohu des Herrn Spencer, Kriegs-Ministers der Vereinig- ten Staaten; 2) Samuel Cromwell, Bootsmann, 35 Jahre alt, und

3) Elysáus Small, Matrose, 24 Jahre alt. Bier Matrosen von der Mannschaft des «Somers« sind ebenfalls vor vas Kriegsgericht e-

stellt, als angeflagt, an der von Spencer beabsichtigten Rebellion

Theil acnommen zu haben, nämlich bie drei ZSchifssjungen Madtinley, A) Jaßre alt, Benjamin Green, 19 Jahre alt, Alexander Macrea, aus Irland gebürtig, 417 Jahre alt und der Matrose Charles Wil- fon, 22 Jahre alt.

James Wales, mers“, macht, nachdem

22 Paris, 20, ‘Jan.

( c T4 ck Beigeorvneter des JZahlmeisters auf dem „S0-

erx den Cid in die Hände des Präsidenten geleistet, folgende Aussage: „Det „Somers“’ ist vor etwa 3 Mo- naten mit einer Mannschaft aus diesem Hafen ausgelauseu, die aus 24 Sciffsjungen, 18 ordentlichen Matrosen und einer Abtheilung Marine-Solvaten unter vem Befehle eines Seracanten bestand. Ler, Capitain Slidel Mackenzie hatte unter seinen Befehlen ven ««ute- nant Gansevoort und 5 oder 6 Midshipman oder Marine - Abspi- ranten (Schisss-Fähnriche), unter welhen man Herrn Philipp Spencer, 2o0hn des Krieas-Yinisters, zwei Sohne des Commodore Perry und

Neffen des verstorbenen (Commodore dieses Namené, bemerste. Nach Berührung der Küste Afrika’s und Uebergabe der Depeschen, die ihm aufgetragen worden waren, wendete er sich nah der nsel St. Thomas, einer der Antillen. Wir waren nur noch 96 Meilen von dort entfernt, als ih am 25. November vernahm, daß cine Empörung unter der Schiffsmannschaft auszubrehen im Beariff sey. Während i[ch auf dem Vordertheile des Schiffes stand, näherte sich mir Spencer; nah einem níchtssagenden Gespräche über bas schone Wetter, das wir genossen, sagte er, er habe mir eíne wihtige Mittheilung zu machen, und führte mich auf den äußersten Theil des ckchiffes. „Fürhten Sie den Tod?“ fragte er mich; „würden Sie sich scheuen, Blut zu vergießen für ein nüblihes und glorreihes Un- ternehmen/“ GBetroffen von diesem sonderbaren Eingang betrachtete ih ihn aufmerfsam, um mich zu überzeugen, ob er auch im Ernste zu mir sprach. Jch antwortete ihm darauf, daß ein Seemann den Tod nicht fürchte, und daß ich bereit sey, jeder Gefahr zu troben, für das Beste des Dienstes. „Niemand zweifelt an hrem Muthe““, versetzte Spencer, „Sie haben Beweise davon gegeben; es handelt sich darum, zu wissen, ob Sie ein Gcheimniß zu bewahren wissen 7“ „Sicherlich,““ erwiederte ich. „Wohlan,“ sagte er darauf uit halblauter cktimme, aber aanz eigener Betonuna, «so s{chwören Sie, nichts von dem zu eröffnen, was ich Zhnen sagen werde; s{chwören Sie auch, niht vor Blutvergießen zurüc{zuschrecken, wenn es den Erfolg cines fühnen Unternehmens gilt, y Tcch leistete den Eid, den er ver-

langte, aber ich leistete ihn nit auf die Bibel. Hierauf sprach der Anagetrieben dur die

Herrn NRogers

Midshipman Spencer ohne Rückhalt zu mir. romanhaftesten Joeen, hatte er ein eben so gräßliches als extra- vagantes Projeft gefaßt; es bestand darin, sich des Schiffes zu be-= mächtigen und zu einem Piratenschiff zu machen. Der Bootsmann Zamuel Cromwell und der Matrose Elvsäus Small waren auf seine Pläne eingegangen und hatten eine große Anzahl ihrer Kameraden gewonnen, Sie hätten zuerst während des Schlafes ihren Capitain und seinen Lieutenant festgenommen und über Bord geworfen. Cín- mal Herren des Schiffes hätten sie sich nach der Fichten - Fnsel oder nach der Norfolf=Fusel in der Südsee beaecben, um dort eine Kolonie von Korsaren zu begründen. Mit ihrer Brigg und leichteren Schif- fen, die sie erbaut hätten, würden fie auf die Handelsschiffe allei Nationen Jaad aemacht, deren Mannschaften niedergemebelt und die Ladungen in einigen entfernten Häfen verkauft haben. Nur die Frauen wären von dem Blutbad verschont geblieben, um die ent- stehende Niederlassung zu bevölkern, zu deren unums{hränfktem Sou- verain sich Spencer aemacht hätte.“

_ Benn wir nicht nach der Fichten-“znsel geben“, sagte mír Spencer weiter, „so lassen wir uns am Cap San Antonio nieder. “Jedenfalls fann ih auf zwanzia entshlossene Leute rechnen, die vor feiner Gefahr zurüdckschreckden. Jch trage in meiner Halsbinde die Geheimnisse der Verschwörung. Befühlen Sie die in einer der Fal- ten verborgenen Papiere; diejes Papier, in Englischer Sprache, aber Griechischen Schriftzügen beschrieben, weiche die übrigen Personen der Mannschaft nicht fennen, schließt die Liste der Cingeweihten ein. Wir werden die Auéführung unseres Projekts in folaender Weise be- ginnenz ich werde etwas vor Müitternaht emen scheinbaren Streit anfangen; Herr Rogers, der wachthabende Offizier, wird unfehlbar sogleich herbeieilen, um die Ordnung herzu- stellen. Wir werden ihn dann über Bord werfen,

wir uné der verschiedenen Kofferschlüssel, namentlich des Schlüssels zu den Waffen - Vorräthen, bemächtigt; dasselbe wird mit dem Capitam und seinem Lieutenant geschehen, und von diesem Augenblicke an sind wir Herren des Schiffes.“ Erschreckt über eine

zeigte ih cine Unentschlossenheit, welhe von Spencer und seinen Freunden als eine Absicht, das Komplott ittern, betrachtet