1843 / 28 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 28 Jan 1843 18:00:01 GMT) scan diff

den erlittenen Blutverlust nt so angegriffen sien, g E GE Abführung nach seiner eigenen Wohnung zu S ori dorthin gebracht, wo die ausgezeichneten EDANDArI e u : e, 4 10DY Cooper und Jason zur Untersuchung der Wunde schritten. Es fand fi nun, daß die Kugel in der Nähe des Rückgrats eingedrungen und entweder über dem Hüftbein oder unter der unteren Rippe berumgegangen war und sich dann in der Nähe der agengrube unter der Brust festgeseßt hatte, von da wurde sie dur Herrn Guthrie obne Schwierigkeit herausgezogen, da jie dicht an der Vber

fläche lag. Anfangs hielt man die Wunde für gefährlih, weil man befürchtete, daß die Kugel edle Theile verleßt haben möchte, aber bei genauerer Untersuchung ergab es sich, daß dies zum Glück nicht der Fall gewesen. Las Besinden des Patienten war auch in der verflossenen Nacht noch jo günstig, daß man keine tödtlichen ¿Folgen von der Verwundung besorgt. Der Mörder if} fürs erste nach der Polizei -Station in Gardiner's Lane gebraht worden, wo er sich Mac Naughten nannte; seinen Wohnort hat er bis jeßt nicht ange

ben wollen, doch hält man ihn für einen Schotten oder für einen der zu Glasgow lebenden Nord - Jrländer. Bei Untersuchung seiner Kleider fand man bei ihm zwei Fünfpfund-Noten und 4 Pfd. St. in Gold, so wie cinen Deposito - Schein der Glasgower Bauk über 750 Pfd., ausgestellt auf den Namen Daniel Mac Naghten. Der Gefangene i} anständig, aber nicht fein gekleidet. Ueber die Beweggründe zu seiner That ist, wie gestern erwähnt, noch nichts verlautet, Von einer etwanigen vorhergegangenen Korrespondenz desselben mit Herrn Drummond weiß man nichts, eben so wenig, daß er etwa For derungen oder Beschwerden bei dem Schaßz-Amte angebracht oder sich um cin Amt beworben hätte. Sein Benehmen war kaltblütig und gefaßt, und Spuren von Wahnsinn waren an ihm nicht zu bemerken. Der Polizei-Beamte, der ihn festnahm, hörte ihu dabei sagen: -Ers4 oder »- sie «, (dies konnte der Beamte nicht unterscheiden) - soll mir nicht länger Unruhe machen.» Angeblih will man den Gefangenen einige Tage vorher an den Ministerial-Gebäuden haben herumschlen

dern sehen. Der Thürhüter des Geheimenraths- Gebäudes sah hu unter Anderen, wie erzählt wird, vor der Thür stehen und sragke 1hu, was er da zu tbun habe und ob er etwa in Diensten der Polizei sey, worauf der Gefangene bejahend geantwortet haben soll, mit dem Hinzufügen, daß die Bewohner des Gebäudes für 1hr Eigenthum nichts zu besorgen hätten.

Der von den Whigblättern angekündigte Entschluß der Opposi- tion, ein Amendement zur Adresse vorzuschlagen, wird vom Stan- dard mit Freude begrüßt, weil nun auh das Ministerium Gelegen- heit haben werde, seine Kraft in voller Ausdehnung kundzugeben. Uebrigens meint dies Blatt, es sey sowohl die auswärtige, wie die Kolonial = Politik des Ministeriums und das Verfghren desselben in den Jrländischen Angelegenheiten so ungngreifbar, daß sich die Oppo sition ausschließlich auf die Fingnzen und den Handel werde werfen müssen, und da würde denn wahrscheinlich das verheißene Amendement zur Adresse die Freigebung des Handels überhaupt, insbesondere die Aufhebung der Korngeseße verlangen. Das genannte Blatt fordert nun die Tories auf, sich zahlreich einzusinden, damit das Amendement mit der größtmöglichen Majorität verworfen und dadurch dem Verein gegen die Korngeseße ein für alle Mal jede Hoffnung geraubt werde.

5 London, 20. Jan. Keine Nation faßt eine politische oder religiöse Frage so schuell auf und seßt sih so geshwind in Verfas sung, dieselbe praktisch zu behandeln, d. h. sie zu fördern oder ihr zu widerstehen, als die Englische, wenn sie dieselbe wirklih einmal ernstlich ins Auge gefaßt und erkaunt hat, daß etwas damit gesche- hen müsse. Keine aber auch kann die wichtigsten Fragen so lange ignoriren als ebenfalls die Englische. Jm gewöhnlichen Lauf der Dinge is} ein Jeder zu sehr mit seinem Acker und seinen Gütern be= schäftigt, um sich viel um anderes zu bekümmern, was um ihn her vorgehen mag, so lange es ihm nicht irgendwo in den Schuh geräth und ihn da drüt. Dieses is ganz besonders mit auswärtigen An- gelegenheiten der Fall, wozu nebst der Entfernung noch der Umstand beitragen mag, daß in Bezug auf diese fast jeder Brite der Re- gierung traut, gleihviel welches die Partei ist, die eben am Ruder seyn magz denn er fühlt in sich selbst: jeder Brite liebt sein Vaterland zu sehr, um es und dessen Ehre dem Fremden preiszugeben, und die Erfahrung hat ihn ja auch gelehrt, daß er hierin jedem Ministerium trauen darf.

Dies is dann wohl der Hauptgrund, warum man hier dem Toben Französischer Parteien so gelassen zusieht und die Deputirten in den Büreaus, wie die Publizisten in den Zeitungen auf das treu- lose Albion schimpfen läßt, so viel sie nur immer wollen. Man is überzeugt, unsere Juteressen wie unsere Nationaglehre befinden sich (was auh die Morning Chronicle dann und wann von der angeblichen Schwäche eines Aberdeen schreiben mag) in guten Hän den und verläßt ih für den Fall der Noth auf unser gutes Recht und unsere guten Schiffe und tapferen Seeleute. Unsere Zeitungen antworten zwar daun und waun, schimpfen manchmal wieder zurü und drohen wohl hier und da auh. Jm Allgemeinen aber werden eben diese Artikel von den Lesern übergangen, und da si also die Nation noch nirgends und auf keine Weise über den fraglichen Punkt des Durchsuchungs - Rechts ausgesprochen hat, \o wäre es gewagt, unbedingt behaupten zu wollen, daß sie geneigt oder abgeneigt sev, darum zu fämpfen. Dies aber wage ih, nah genauer Kenntniß des Sen Sharaïters, zu behaupten, daß, o sehr man jeßt in Kosten O an und für sich liebt, und dessen Gefahren, s se es ots E ent\pringenden Haudels-Störungen u, st. w. fürch-

, \ g man wun\cht, die Staats-Ausgaben wieder mit den Ein- nahmen in Verhältniß; aebrat zu sehen und besonders der so unan- genehmen Einkommen - Steuer los zu werden o würde La nicht einen Augenblick anstehen s E Q T Aa Siy d die Ehre oder der Vortheil des Landes D E wee weder an der Macht noch an r E O Man würde feln, und das mit Recht, da beide tros all N Pa eben in dieser Uebergaugs-Pericde leiten —— nie ebel, woran wir als jeßt. Man weiß zuverlässig baf, er ie größer gewesen sind

2 J b Z weiß zuverlässia, Daß besonders ein rie it ‘ank reich uns wenigstens eben o viel fosten würde als den Gi E darum verzweifelt doch kein Engländer an ih und feiner

Bei dieser Eigenheit des Volks - Charakters aber mitten cks 4: Deutschen als erfreulih betraten, baß man so Kae s d Ma was unter ihnen über England gedruckt wird, Deny man hált L Deutschen hier für ein gediegenes, denfendes Volk, dessen Siteratue man {äßt und dessen gute Meinung man hoch achtet, Desweaes hat die N des Zollvereins-Blattes in Sübbeutschlant so viel Aufmerksamkeit erregt, daß beinahe jede Zeitung sich bamíit be-

schäftigt, wenn auch mitunter nur zum Spaße, um zu zeigen, wie tasselbe in seinem Eifer Englands Macht, Thätigkeit und Selbstsucht zu sil- dern, ganz ernsthaft die satyrishen Anzeigen unseres \paßhaften

Puncch aufgenommen hat.

Punch nämlich

parodistishe Anzeigen von neuen

von einem Tunnel von London nah Kalkutta!

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112 kommerzieller Hinsicht einander so nüßlich werden könnten als Eng land und Deutschland. Der böse Geist aber, der die Deutschen ge gen dieses Land aufheßen möchte, wird aber leider immer thätiger und kühner. Jch habe ausgezeihnete Männer sagen hören: es könne für Deutschland sih nichts besseres ereignen, als daß England und Frankreich mit einander in emen tödtlihen Kampf geriethen, und sih gegenseitig ershöpften. E

Um aber mit meinem ersten Thema fortzufahren, über zehn Jahre treiben nun die Puseviten ihr Unwesen vor den Augen des Publikums; kühn und unverhohlen erklärten sie vor einem Volke, dessen Größe und Ruhm seit 300 Jahren der Protestantismus ge wesen, dessen Fürsten nah dem Grundgescße Protestanten seyn mü) sen, sie wollten das Land unprotestautiren (ihr eigener Ausdru), und nur jeßt erst, und zwar erst ganz langsam, fängt das Publikum an, aufmerksam zu werden und au Widerstand zu denken. Jch selbst fenne Gelehrte, wissenschaftlich gebildete Männer, die bis vor wenig Wochen keine Ahnung davon hatten, daß vor ihren Augen dem gro ßen Palladium der Nation der Denkfreiheit, Fesseln geschmiedet werden.

Eben so hat man auf die merkwürdigen Erscheinungen in der Schottischen Kirche weniger gemerkt, und selbst in diesem Augenblicke noch, wo die Krone die Prätentionen der Mehrheit der Kirchen

| Versammlung entschieden zurückgewiesen und es sich in wenigen Wochen entscheiden muß, ob in jenem Lande, wie in Jrland, die sonderbare Erscheinung stattfinden soll, daß die Staats-Kirche die Minderzahl der Nation umfaßt, selbst in diesem Augenblicke weiß man guf dem Kontinent vielleicht mehr von dem dortigen Verhältniß der Dinge als hier die große Mehrzahl der gebildetsten Männer. Unsere Zei tungen haben freilih öfter davon geredet, aber ohne Aufmerksamkeit erregen zu fönnen, und selbst das so wichtige Schreiben des Mini sters des Junern (Graham), welches vor ein paar Tagen erschienen, scheint in England feinen Eindruck gemacht zu haben. Desto größer aber is die dadurch entstandene Gährung in Schottland. Man wird dort die Kirche zu einer besonderen Versammlung berufen, und wenn das uicht gesebmäßig angeht, ein Meeting aller Geguer des Patronats halten und mittelst einer Bittschrift an das Parlament einen leßten Versuch machen. Das Parlament wird aber unstreitig im Sinne der Regierung für die Erhaltung der bestehenden Ordnung der Dinge entscheiden, und da die dortige Geistlichkeit erklärt hat, sie könne in dieser nicht beharren, ohne dem himmlischen Haupt der Kirche untreu zu werden, so is ein Vergleich gar nicht denkbar. Die Frage is nur, ob die Mehrheit der Laien den Geistlichen folgen wird.

—— Schweden und Uorwegen.

Stockholu, 17. Jan. Se. Majestät haben den Reichsherrn und Admiral Baron Lagerbjelke, bisher Marine-Minister, beauftragt, das Departement des Krieges bis auf Weiteres provisorisch zu über nehmen. :

Der König, dessen Gesundheit jeßt wiederhergestellt is, soll ver \prochen haben, den von der Vürgerschaft zur Feier des Regierungs Jubiläums guf den 5. Februgr veranstalteten Ball mit seiner Gegen wart zu beehren.

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Deutsche Bundesstaaten.

Kafel, 20. Jan. (K. A. Z.) Ju der Sibung unserer Stände Versammlung am 17ten d. wuxden als Vergütung für Cenforen 600 Rthlr. ‘propouirt. Die Mdjorität des Ausschusses beautragte Genehmigung. Herr Gitesler ßemeitkte, die Censur bestehe nach dem dermaligen Geseße und sey unentbehrlih, Er könne die auf eine langjährige Erfahrung gestüßzte Versicherung geben, daß das Amt eines Ceusors von Tagblättern ein zeitraubendes, verantwortliches, be sonders aber angefeindetes sey, cine Vergütung für diese Mühewal tung deshalb nur angemessen und billig erscheine, wodurch die Cen soren wenigstens einigermaßen entschädigt werden. Er selbst sey jeit 1841 von der Censur der Tagsblätter entbunden. Herr Schwar zenberg widersprach der Annahme, als sey die Censur nothwendig. In dem achtzehnten Artikel der Bundes - Akte sey dem Doutschen Volke die Freiheit der Presse gewährt. Auch die Kurhessishe Ver fassungs-Urkunde erkläre die Censur nur für zulässig in den durch die Bundes-Geseße bestimmten Fällen. Auch die Bundes-Bestimmungen führten nur eine provisorische Censur ein, mit Rücksicht auf eine auf geregte Zeit, die längst vorüber sey. Die Censur sey ihrer Natur nach eine willfürlihe, mit dem Wesen eines Rechtsstaates nicht ver trägliche Anstalt. Aufgeklärte und wohlwollende Regierungen brauch ten die Oeffentlichkeit nicht zu scheuen; alle ausgezeichneten Regen ten der Vorzeit wären Gönner der freien Presse gewesen; o der Kaiser Joscph und Friedrich der Große. Nach den Bundes Geseßen geübt, würde die Censur weniger hart seyn; darnach sollen die Staaten nur verantwortlich seyn, daß in den Druckschristen nichts enthalten sey, was der Würde und Sicherheit anderer Staaten zu wider wäre. Jeder Regierung seyen die geeigneten Maßregeln über lassen. Auch durch Caution des Redacteurs könne der Zweck erreicht werden. Die Gedanken von einer polizeilichen Erlaubniß abhängig zu machen, sey unpassend, das Deutsche Volk sey reif genug, um Preßfreiheit nicht länger zu entbehren. Eine Deutsche Stände-Ver- sammlung dürfe der Censur-Aunstalt keinen Vorschub leisten, sie dürfe fein Geld bewilligen, um die Volks=Aufflärung zu hindern. 4

Nach einer längeren Debatte, an welcher noch viele andere Mik glieder der Versammlung Theil nahmen, forderte der Landkags Kommissar den Vice-Präsidenten auf, die Aeußerungen des Herrn Schwarzenberg über eine von der Regierung eingeführte Anstalt, die zu den EliriGiangei des Deutschen Bundes in allen Bundesstaaten gehöre, zu rügen. Der Präsident: Herr Schwarzenberg werde nicht die bei uns bestehende Anstalt haben bezeichnen wollen. Herr Schwarzenberg: Er habe die Censur im Allgemeinen für eine Anstalt erklärt, welche der Aufklärung hinderlich sey; der von ihm gebrauhte Ausdruck beziehe sich nicht gerade auf die Hessishe Anstalt, er glaube uicht, daß di Hessische Cen- sur es so arg treibe, um einen so harten Borwurf zu verdienen, Der Landtags-Kommissar fand diese Erklärung nicht befriedi genga, auch die Verletzung gegen bie vaterläudische Censur nicht hesei tigt, daher sein Begehren fortdauerud begründet ey, Herr Zchwarzenberg erwiederte, er habe geuügende Erläuterung gege ven und behaupte fortwährend, vaß die Censur eine Anstalt sey, welche der Aufflärung hinderlich ist. Dex Präsident hielt da- ir, nach diejen Erläuterungen keine Beraulassung zu haben, den errn Leoutirten zur Ordnung zu rufen,

„Ler Yanttags- Kommissar: Das müsse er bedauern. So lange Trud unt Presse bestehe, habe man darguf bedacht seyn müssen, den Nachtheilen unt Mißbräachen derselben zu begegnen. Der Staat sey

A: ist eine durh= | nicht alleía im All / bi Éi i R aus humoristische Wochenschrift, deren Hauptspäße darin bestehen, m Allgemeinen berechtigt und verpflichtet, sich, seine An

6 Handels = Verträgen, Erfindun= gen und rieg gts Unternehmungen mitzutheilen, wie z. B.

Es giebt keine zwei Nationen in der Welt, die so viel vou einander lernen und auch in

gehörigen unv Einrichtungen gegen gröbere Vergehen und Beschädi= gungen zu sichern, die nicht auf dem Wege der Presse ausgeübt wür= den, sondern auch gegen die feineren Vergehungen und Beeinträchti= gungen Vorsorge und Schuß zu gewähren, die mittelst des Wortes und der Schrift, insbesondere der Tages - Presse, verübt zu

werden pflegten. Schrift und Druck seyen auh keine an sich vollkommene Dingez der Gebrauch mache sie gutz der Mißbrauch schlimm. Schou zur Zeit des Deutschen Reichs sey Vorsorge gegen die Mißbräuche der Presse getroffen worden, und 1m gejammten Deutschland habe si als das beste Mittel dagegen die Censur aus gebildet und erhalten. Ju anderen Ländern, insbesondere in neuerer „Zeit, habe man dagegen zu anderen Mittelu, hauptsächlich zu shweren Cautionen und strengen Preßgeseken, gegriffen. Bei welchem System der Staat jeme Angehörigen und die Schriftsteller, Zeitungsschreiber u. . w. am besten fahren, darüber fönne, wie über jede menschliche Cinrichtung, ge\tritten werden. Jede könne mißbraucht werden, und was man gegen die Censur einwende, könne man auch dem Cautions- und Preß-Straf-System zum Vorwurfe machen. Beide können bei miß bräuchlicher Anwendung und Handhabung zur Vernichtung der freic ren Bewegung der Presse führen, wie Geschichte und Erfahrung lehrten. Was man im Allgemeinen gegen die Censur anführe, fönne allenfalls zu einem Antrage auf deren Abschaffung benußt werden, obgleih er einen solchen nicht für zulässig und angemessen halten würde und nicht glaube, daß die Regierung darauf eingehe. Ju unseren Verhältnissen sey und bleibe die Censur das für alle Betheiligte beste und heilsamste Mittel gegen die Mißbräuche der Presse. Sie hindere nic würdiges, wissenschaftliches Streben, sie sey am geeignetsten, Orduung zu erhalten und trete oft selbst gegen Exzesse der Presse so mild und so nachsichtig auf, daß sie hierüber gegründete Vorwürfe zu erfahren habe. Bei der vorliegenden Budget- Frage komme es aber darauf überall nicht an; hier entscheide der partifulgr- und bundesrechtliche Bestand der Censur, für deren Handhabung eine besondere Behörde, eine Censur - Kommission, und was die Censur der Tagesblätter an lange, besonders beauftragte Beamten beständen. Die deghalbigen Geschäfte seyen Nebenfunctionen, für die, nah unseren Einrichtungen, besondere Vergütung geleistet würde. Deshalb und wegen der mit den Censurgeschäften verbundenen Belästigung und Schwierigkeiten, erschienen besondere Dienst - Entschädigungen recht und billig, seyen auch bereits in einzelnen ¿Fällen wirklich von der Regierung bewilligt worden.

Herr Wolf fand es nicht für nöthig, daß für die Censur der

wenigen Tagesblätter, deren Zahl sih in Hessen kaum auf 6 erhebe, eine besondere Nebenstelle gegründet werde. Wenn ein Mitglied dei Provinzial-Regierung oder der Landrath die Censur vornehme, so fönne er während dessen nicht andere Geschäfte verrichten. Wolle man für alle uicht gerade in den speziellen Wirkungskreis der Bean ten fallenden Geschäfte Vergütung gewähren, so würde man guf dem nächsten Landtage auch eine Vergütung für diejemgen Regierungs Mitglieder fordern können, welche die Rekrutirungs-Geschäfte besorg ten. Die Uteratur sey in Hessen nicht von Bedeutung, da Werke über 20 Bogen der Censur nicht unterlägen. Der Landtags- Kommissar bestritt, daß die Censur in Hessen überall wenig Arbeit mache. Jeder, der in der Lage gewesen, die Censur zu handhaben, werde bezeugen lönnen, daß es ein s{chwieriges, mühsames Geschäft sey; nur Wenige eigneten sih dazu und oben deshalb sey cine Verbindung mit anderen Verwaltungszweigen unzu lässig. Es bestehe aber auch eine Censur-Kommission nach der Vei orduung vom 14. Juni 1846. Diese sey schon deshalb nöthig, um den Juhalt von Werken, welche nicht zu Tagesblättern gehören, zu prüfen und zu beurtheilen, ob Veranlassung gegeben sey, sie zu vei bieten, Ju dieser Beziehung aber entscheide die angeführte Verord nung. Herr von Baumbach Ul: Wenn die dermalige Ein rihtung die Mittel darböte, dem Bedürfniß zu entsprechen, so sey um \o weniger Grund zu einer Bewilligung.

Der Herr Landtags-Kommissar: Die Regierung halte sich überall an die Bestimmungen der Verfassungs - Urkunde. Nach §. 1414 solle der Voranschlag der Ausgaben in thunlichster Vollständigkeit vorge legt werdenz die Regierung wollte nichts anderes, als jene Bestim mung erfüllen, indem sie die Ausgaben bezeichnete, welche die Aus übung der bestehenden Censur veranlasse. Man werde aus den Grün den, welche die Motive enthielten, gewiß die Nothwendigkeit der Aus gabe anerkennen müssen. Werde der Nothwendigkeit oder Nüßlichkeit von der Stände-Versammlung widersprochen, so entstehe eine andere Frage, die von der Regierung wie in ähnlichen Fällen einseitig ge löst werden müsse. Das sey aber immer eine für die Regierung mcht angenehme Lage, indem sie auch in den Fällen, wo sie wie bei vielen Ausgaben ohne ständische Einwilligung handeln könne, die beitretende Erklärung der Stände-Versammlung gern sähe.

Der geforderte Betrag wurde von der Versammlung abgelehnt. Es folgte darauf die Berathung über die Etats der direkten Steuern und der Gendarmerie,

Altenburg, 25, Jan. (Leipz. Z:) E lich is seit dem 19ten d. Abends durch einen Besuch Sr. Majestät des Königs Ernst August von Hannover erfreut gewesen. Ler Könjg war an jenem Tage Vormittags 11 Uhr von Berlin hierher aufge- brochen und bedienten Sich von Leipzig aus eines Extrazuges auf der Eisenbahn, des ersten, der auf dieser Bahn nach Sonnenunte1 gang ausgeführt wurde. Auf dem hiesigen Bahnhofe wurden Se. Majestät unter Geschübsalven und (Glockengeläute aus der Stadt, während das daselbst aufgestellte Herzogliche Militair die Honneurs machte, feierlich empfangen. Mit Sr, Majestät erschien auch des Kronprinzen Königl. Hoheit, um der geliebten Prinzessin Braut cinen erneuerten Besuch zu machen.

Se, Königl. Majestät nebst dem Königl. Sohne haben heute Vormittags 11 Uhr die Rückreise nah Hannover über Leipzig und Halberstadt angetreten,

) Der Herzogliche Hof d

—— tat t 0 N.

Neapel, 12. Jan. (A. Z.) Heute wurde unsere Stadt durch den Tod des Prinzen Antonio Grafen von Lecce, dritten Bruders Sr. Majestät des Königs, geboren am 23, September 1815, in Trauer versezt, Der aus Veranlassung des heutigen Geburtstages Sr. Ma jestät angekündigte Handkuß und die Galla-Borstellung im. San Canio- Theater sind abbestellt, und der Karneval wird durch E e einen harten Schlag erleiden, denn außer 30 bis 40 größeren Ball festen bei Privatleuten waren 4 große Hofbälle f A A geru migen Sälen des Königlichen Palastes anges / Cf, eren Aus- {chmüdckung {hon mehrere Jahre mit E ifer gearbeitet wird. Der König leitete die Arbeiten meist alle st L der Be- suchende is erstaunt über die Fülle von Reichthum und Geschma, den der junge thätige Monarch bei diesen Anordnungen an den Tag legte.

Der König und die Komgin, sind diesen Morgen nah Caserta gegangen. Die Börse bleibt drei Tage lang geschlossen. Vie Hof- Trauer is auf drei Monate festgeseßt, nämlih 1 Monat tiefe und 2 Monate halbe oder leichte Trauer.

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S panien.

65 Paris, 21. Jan. Wir haben heute die Barceloneser Blätter bis zum] 13ten erhalten, Den darin enthaltenen amtlichen Bekanntmachungen zufolge (nah denen die gestern mitgetheilten Zah= len zu berichtigen sind), waren bis zum Abend des 12ten von der

Klasse der Gewerb und Handeltreibenden

worden. Der General - Capitain hatte in Betracht dieses unbefrie digenden Resultats die Namens Verzeichnisse der Säumigen des Ge werb

Mehrere der be

diesem Schritte bisher weitere Folge gegeben sey. haben eine Vor

deuteudsten Grund = Eigenthümer von Barcelona

stellung au den General Seoane gerichtet, in welcher sie gegen die

von dem Ayuntamiento zur Deckung der Hälfte der ausgeschriebene Steuer von 40 pCt., ihres Einkommens und die Bitte stellen, daß man eine allgemeine lung der Grundbesißer einberufe, um mit di zweckmäßigere und billigere Art und Weise der Aufbringung der 6 Millioneu, um welche es sich handelt, zu Rathe zu gehen, Der General-Capitain hat dieses Schreiben an das Ayunta miento befördert und seinen Wunsch zu städtische Behörde auf das Verlangen der Grund-Eigenthümer einge hen möge, indem e l der ctwa zu treffenden neuen Maßregeln eine nohmalige Frist zu ge währen. Das Ayuntamiento hat indessen diese Mittheilung des Ge noral Capitains sehr übel aufgenommen, es hat darin einen Beweis von] Mißtrauen gegen die städtische Behörde und gegen das von ihn eingeschlagene Verfahren gesehen, und dem General Seoane eine die ser Auffassung entsprechende Autwort gegeben, welche mit der Erklä rung schließt, daß der Munizipalität Angesichts der Mißhandlungen,

Contribution reflamiren, Versamm

die ihr von Seiten der oberen Behörde widerfahren, nichts anderes F ricus Goßler, die Clarissen Nonnen vou Paderborn, die angeblich nund

übrig bleibe, als ihre Entlassung in Masse zu geben. Der General Capitain erwiedert auf diese Drohung, daß sie ihn uichts angehe. „Die (Besebe“, sagt er, „haben diesen Fall vorhergesehen, und die Behörden bezeichnet, welche cine solche Entlassung anzunehmen oder abzuweisen haben,“ Auch diese Sache i} seit dem 10teu, von welchem die an gezogene Antwort des Generals Seoane datirt is, auf sich beruhen geblieben,

Die in Folge des Belagerungs Zustandes eingesebte Militair - Kommission hat in den lebten Tagen 72 neue Urtheile ge fallt, Vou diesen lauten 64 auf Freisprehung und 8 guf Einsper rung von L vis 4 Zahren, Der Constituctonal eifort, unbe schadet seiner starken Opposition gegen die Regierung, sehr heftig gegen die Partei, welche von fremdem Einflusse den Sturz des hen schenden politischen Systems zu hoffen scheint. Hier einige Stellen aus einem seiner leßten Artikel über diesen Gegenstand. „Giebt es denn keine Spanier mehr in Spanien? fragen wir uns, wenn wir sehen, daß manche unserer Landsleute, um die Wahrscheinlichkeit des Triumphs ihrer Partei zu beweisen, mit höllischer Freude die krie gerischen Noten kommentiren, durch welche die Französische Regierung dio unsrige einzuschüchtern sucht. Sie zeigen uns über den Pyrenäen die des potismusschwangere Wolke, welche unsere politische Existenz bedroht, unkd sie können den Augenblick uicht erwarten, wo sie hoffen, die dreifarbige «Fahne auf den Zinnen unserer Festungen wehen zu sehen. Seyd ve1 flucht, ihr Anhänger des Auslandes (estrangeristas), seyd vei flucht, ihr, die ihr in diesen {hweren Momenten eurem Parteigroll fein Schweigen auferlegt, die ihr uicht euer ganzes National - Gefühl aufraft, um euh um das Spanische Bauner zu dräugen, wie das fonsularishe Nom um das Kapitolium! Unsere Väter, deren ruhm volle Geschichte von den Kanonen guf die Mauern von Saragossa und auf die Trümmern von Gerona geschrieben is, unsere Väter dach ten nicht daran, daß der Boden, in welchem die Gebeine der Alva rez, der Daviz und der Velarde ruhen, daß dieser Boden einst das Schlachtfeld seyn werde, auf welchem sich zwei fremde Völker den Einfluß und die Herrschaft streitig machen würden. Frankreich und England streiten si um das Vaterland des Cid und des Don Pe layo, als ob es ihr Eigenthum werde. Und doch lebt Palafox noch, und doch leben noch viele seiner Waffenbrüder, eins Bollwerke der 7 panischen National - Unabhängigkeit, und jeßt ehrwürdige Denkmale des Spanischen Ruhmes! Sie leben, und sie fühlen es ohne Zwei fel im tiefsten Herzen, daß es in Spauien keine Spanier mehr giebt, und vielleicht geleitet sie der schwarze Gedanke zum Grabe, daß ihre Eukel ihre Geschichte in fremder Zunge schreiben werden.“ /

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© Paris, 21. Jan. Durch den heute eingetroffenen Cou rier des Etats Unis vom 31. Dezember erhält man Nachrichten über die Blokade vou Haiti durch die Spanische Flotille, die von Cuba und Portorico dazu abgeschikt worden ist, welche aber mit den neulich gemeldeten neueren Nachrichten in Widerspruch stehen. Es ift wohl zu bemerken, daß der Courrier des Etats Unis die Fran zösisch - Amerikanischen Juteressen vertritt, und daher in Bezug auf seine Augaben, insofern dieselben namentlich England und dessen Po litif berühren, nicht als vollkommen authentisch gelten kann. Diese Bemerkung war vorauszuschiken, um dem Leser den richtigen Staud- punkt für die Beurtheilung der nachfolgenden Notizen zu geben.

Das genannte Blatt meldet nämlich, daß nah Briefen gus ckt. Thomas vom 5. Dezember die von Havanna und Portorico ab

) 1,285,035 Realen und von der Klasse der Grund Eigenthümer 359,108 Realen eingezahlt

und Handelsstandes schon am 9ten verlangt, um denselben

Cinquartierung in die Häuser zu legen, aber es scheint nicht, daß

denselben über eine

erfeunen gegeben, daß die

sich zugleich bereitwillig erklärt, in Erwägung

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Zur Zeit des Abgangs dieser Nachrichten aus St, Thomas wa | ren zwei Französische Kriegsschiffe dort eimgelaufen. Es sind dies | dieselben, welche vor einiger Zeit aus dem Hafen von Brest mit | Truppen zur Ablösung und Ergänzung der Garnisonen von Marti | nique und Guadeloupe ausgelaufen sind. Auch das Kriegs - Dampf | {iff} „Montezuma““ war zu St. Thomas angekommen. Es is dies

das nämliche, welches auf den Englischen Werften für Rechnung der Merikanischen Regierung gebaut worden ist. „Da die Englische Re gierung diesem Kriegs Dampfschiffe nicht gestatten wollte“, fügt dei Courrier des Etats Unis hinzu, „vollständig bewaffnet und | ausgerüstet aus einem der Britischen Häfen selbst auszulaufen, o | wurden seine Kanonen nah einem der Spanischen Häfen gebracht, wo es sie später aufnahm, Ein Englisches Krirgsschis, das sich zu gleicher Zeit mit ihm im Hafen von Stk. Thomas

\

zuwider, an Bord des fremden Dampsschisses Dienst genommen hat

tenz aber am folgenden Tage schon sollen sowohl das Dampfschiff

als das Kriegsschiff abgesegelt seyn.“

| befand, wollte auszerdem die Ausschissung der Englischen L'ssiziere durchseben, die, dem klaren Wortlaute der Verträge zwischen Großbritanien und Teras

JulanD.

Berlin, 27. Jan. Aus dem sind mehrere Berliner Briese über die Angelegenheit des Pater Hen

hier betriebene Bereinigung der evangelischen und fatlolischen

und dgl, auch in andere Deutsche Blätter übergegangen, Wir la

ben Grund, vorausgzuseßen, daß die gedachten Briefe dem Pate1

Henricus selbst ihren Ursprung verdanken 5; auf den “Juhalt derselben, #so unrichtig dieser in fast allen Beziehungen sih auch darstellt, hal

ten wir unter diesen Umständen ein uäheres Eingehen nicht für ei | forderlich,

Münster, 22. Jan. (Westph. M.) Der hieslgen akadenn

| hen Lehr - Anstalt i} in diesen Tagen eine große Gnade Sr. Ma jestät unseres Königs zu Theil geworden. Höchstderselbe hat ih namlich in Ansehung ihrer bisherigen dürftigen Ausstattung vom l, Januar d. J. an einen jährlichen Zuschuß von drei tausend Tha lern aus Staats Fouds huldreichst zu bewilligen geruht, von welchem sowohl den bisherigen Lehrern und dem übrigen akademischen Per sonal augemessene Zulagen zu ihren Gehalten ertheilt, als auch die Zahl der Lehrstellen selbs vermehrt worden is; endlich auch die wissenschaftlichen Justitute und Szmmlungen, insbesondere die Pau luische Bibliothek, ansehnliche Erhöhungen ihres bisherigen Etats er halten haben. Dieses Ereigniß, vou welchem der versammelte aka demische Senat am Wten d. durch den akademischen Kurator, Se. Excellenz den Herrn Ober-Präsidenten von Vincke, in Kenntniß ge selzt worden if, verbreitet in der Stadt die lebhafteste Theilnahme,

und dankbar wird dieser ueue Beweis der Hochherzigkeit des Königs |

gepriesen.

Das neue Französische Nekrutirungs-Geset.

= París, 22. Jau. Unter*den Gesebßen, welche den Kam mern in der diesjährigen Session vorgelegt sind, nimmt unstreitig das über die Rekrutirung der Armee einen der wichtigsten Pläbe ein, unt in dem Geseßbe ist dann wiedvor eiter, derz wichtigston Punkte, welch zu entscheiden sind, der über die Organisation einer tüchtigen Ne serve für das aktive, stets unter den Waffen bleibende Heer. Dic Frage is \{chon seit mehreren Jahren und mit besonderer Aufmerk samkeit seit den Ereiguissen von 1840 augeregt und behandelt wo1 den und soll nun in leßter Justanz vor den Kammern entschieden werden.

Die Regierung ging bei der Vorlegung des betreffenden Gesel Entwurfs von der Ansicht aus, daß cine Nation, wie die Französische, die von allen Seiten von mächtigen Nachbarn umgeben sey, deren Gebiet eine sehr ausgedehnte, an vielen Punkten leiht verwundbare Gränzlinie darbiete, nicht auf zu weit getriebene Ersparungen vermit telst einer übermäßigen Verminderung ihrer Streitkräfte ih einlassen durfte, deren sie vielleicht unversehens bedürfen fönnte. Sie is der Ansicht, daß dergleichen Ersparnisse, die allerdings wünschenswerth ja nothwendig seyen, jedenfalls in einer Weise gemacht werden müs sen, die hinreichende Mittel an die Hand giebt, jeden Augenblick die Militair-Kräfte des Landes wieder auf einen vollkommenen, Respekt

einflößenden Stand bringen zu können, um nicht in der Stunde der Gefahr hülflos und entblößt dazustehen. Der Effektivstand der Französischen Armee ist wenigstens 500,000 Maun. Es gilt nun, Mittel zu finden, daß derselbe in Friedenszeit auf eine geringere Ziffer herabgebracht wer den fönne, zugleich aber die Möglichkeit zu erhalten, thn im Falle eines Krieges schnell und ohne Anwendung jener noch wohl in der Erinnerung fortlebenden, gewaltsamen, oft \{chreckbaren Mittel, zu de nen man in den Zeiten der Republif und mitunter auch des Kaiser

gegangene Spanische Flotille bereits die Blokade des Hafens von | thums seine Zuflucht nahm, auf einen weit höheren Stand bringen

Port qu Prince begonnen hatte; aber zugleich, daß drei Englische Kriegsschiffe, nämlich der „,Volage“/, der „Pilot“/ und die „Scylla“ nach denselben Gewässern abgefahren sind. „Wir hatten wohl vor ausgesehen“/, fügt der Courrier des Etats Unis hinzu, „daß die Englische Marine diese Partie ergreifen werde, sobald sie von die fem Bruche Kenntniß erhalten werde, und es is wahrscheinlich, daß sie die Spanische Blokade nicht anerkennen wird, indem sie dem Ge neral-Capitain der Jusel Cuba das Recht abspricht, Krieg zu erklären.“ Hiergegen läßt sich vor Allem einwenden, daß die Voraussetzungen und Wahrscheinlichkeits - Berechnungen des Französisch - Amerikanischen Blattes schon deshalb alles wirklichen Fundaments entbehren, weil es sich nicht um eine Kriegs=-Erklärung von Seiten des Geueral-Capitains der Jusel Cuba gegen die Republik Haiti, sondern von einfachen Repressalien gegen verübte Gewaltsamkeiten an Spanischem Eigenthume handelt, welche zu nehmen ein vom Mutterlande so weit entfernter und ebeu deshalb auh von der Regierung desselben mit den ausgedehntesten Bollmachten ausgestatteter Gouverneur vorkommendenfalls sogleich, und ohne weitere Justructionen abzuwarten, berechtigt is und seyn muß, wenn nicht die ganze Sicherheit der Kolonie aufs Spiel geseht werden soll. Wenn es irgend einer anderen Macht einficle, mit ihrer Seemacht plöblich die Kolonie, die Bewohner derselben, oder deren Eigenthum, was in rechtlicher Beziehung auf eins hinausläuft, unver= schens anzugreifen, soll da etwa der Beamte, dem seine Regierung den Schuß dieser Interessen aufgetragen hat, niht berechtigt seyn, aus eigener Machtvollkommenheit, und ohne erst weitere Justructionen und Vollmachten vou der Centrälgewalt des Mutterlandes abzuwarten, Vertheidigungs-Maßregeln zu treffen? Das hieße gegen die gesunde Vernunft sprechen, und die Vorausseßung des New-Yorker Blattes daß die Englische Marine die Blokade Haiti's durch die Spanischen Schiffe nicht anerkennen werde, is daher um so nichtiger, als die früher chon gegebenen Notizen über den Zweck der Absendung der Engli- schen Schiffe nah Haiti denselben nux dahin angaben, daß sie die

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Juteressen der Englischen Unterthanen auf Haiti schüßen sollten,

zu fönnen. Die Vermeidung der Wiederkehr solcher Epochen wie die oben angedeuteten is durch Klugheit, Humanität und das finanzielle wie allgemeine Interesse des Staats und aller seiner Bewohner gleich sehr geboten; denn die unbestreitbaren Erfahrungen und Lel

ren der Vergangenheit zeigen unwidersprehlich, wie die damals anu= gewendeten Maßregeln, um schuell große und überwiegende Heeres massen auf die Beine zu bringen, nur Schrecken und Bestürzung un ter dem Volke verbreiteten, während sie zugleih die nachtheiligste Rückwirkung auf die Finanzen des Staates äußerten.

Um also das vorgesteckte Ziel zu erreichen, galt es, die Grund lagen zu einem Reserve-System zu finden, wodur die Verfügbarkeit einer mehr oder minder numerish bedeutenden Militairmacht für den Fall des Bedürfnisses gesichert würde, und zwar uicht blos an Leuten, die wohl in die Listen der Regimenter eingetragen, aber niemals unter den Fahnen gestanden und ohne je irgend eine Unterweisung in den militairischen Uebungen, Fertigkeiten und Kenntnissen zu empfangen, stets zu Hause geblieben wären z sondern vielmehr an Leuten, die eine gewisse Zeit, und zwar wenigstens einige Jahre, den Waffendienst mitgemacht, ihn so ganz kennen gelernt hätten, dann aber in die Heimat entlassen würden, unter der Verpflichtung, bei jedem Aufrufe augenblicklich zu den Fahnen zurückzukehren, bis die Zeit ihrer völligen Befreiung vom Militgirdienste herangekommen i}. Das erst- erwähnte System, welhes unter Anderem in Bayern bis zum Jahre 1840 angewendet wurde, wo es sogenannte ständig Beurlaubte gab, welche die sechs Jahre ihrer geseblih vorgeschriebenen Dienst zeit über niemals bei den Regimentern erschienen, und als sie in den Jahren 1831 und 1840 zum wirklichen Dienste einberufen wurden, erst ganz von vorn herein eingeübt werden mußten, was, um nur von der Jufanterie zu reden, allerwenigstens eine Zeit von vier bis sechs Wochen auch nur für die allerunentbehrlichste Befähigung er- forderte, hatte dort {on seine Mängel und Fehler \o klar und auf- fallend gezeigt, daß man natürli hier nicht daran denken fonnte, es sich zum Muster zu nehmen, um so weniger, als es selbst da, wo es

BVestphäalischen Merkfu1

bestanden batte, seitdem abgeschafft worden war. Man nahm daher natürlih seine Zuflucht zu dem anderen Systeme, wodurch das Land auf das erste Signal eine beträchtliche Verstärkung an vollständig un terrichteten, eingeübten, gefkleideten und bewaffneten Soldaten erhält, deren Zahl fortwährend zunimmt, in demselben Maße, als das neue Reserve-System länger in Kraft seyn wird.

Jch brauche kaum zu erwähnen, daß die Französische Regierung bei der von ihr vorgeschlagenen neuen Organisation der Rekrutirung und der Reserve vorzugsweise das Preußische Landes - Bewaffnungs Zckvstem zum Muster genommen zu haben scheint, welhes man aller= dings bedeutend modifizirt auf Französishen Boden verpflanzen will. Vie Art, wie dies geschehen soll, ist in dem vorgelegten Geseß-Ent- wurfe genau bezeichnet, und in der Darlegung der Motive zu dem- selben noch ausführlicher auseinaudergeseßt. Der Plan des Mini- steriums geht dahin, jährlich das ganze Kontingent an Rekruten den Regimentern einzuverleiben, die Dienstzeit der jungen Soldaten auf acht Jahre festzustellen, statt wie bisher nur auf sieben, und diesel. ben jollen vom 41. Juli des Jahres an gezählt werden, in wel= chem die Rekruten in die Regiments oder Corps Listen eingetragen wurden. Wo keine besonderen hindernden Umstände entgegentreten, sollen unbegräuzte Urlaube ertheilt werden an bie unter den Fahnen stehenden Soldaten, und zwar in gewissen Proportionenz diese beur= laubten Soldaten würden daun die Reserve bilden, Fünf Jahre hin durch nun werden die Soldaten dem aftiven Dienste beigezählt, welche Zeitdauer, im Falle die Umstände es erheischen, jedoch auch verlän- gort werden kann, und nah Verstrich dieser fünf Jahre erst kehren die Soldaten n ihre Heimath zurück und gehören dann der Reserve an, die so begreifsliherweise mit jedem Jahre beträchtlich zunehmen wird, Schon hieraus geht hervor, wie bedeutend der vou Preußens Einrichtungen herübergenommene Grundsaß in der Ausführung ab geandert wird,

Der Kriegs - Minister Marschall Soult berechnet u seiner Aus- cinandersebung der Motive, daß Frankreich im Falle der Annahme des vorgeschlagenen Systems, je nah der Stärke des Sold beziehen den Effeftiv - Bestandes und der sährlichen Kontingente, eine Armee von mindestens 500,000 Mann für den Kriegsfuß haben könne, und von 000 unb felbst 700,000 Mann, wenn man zu Erhöhung der Ziffer des Kontingents schreiten wolle. Wenn auch die Dienstzeit der Soldaten um 1 Jahr verlängert wird, so werden sie dabei doch nur gewinnen, weil dagegen die Zeit des aftiven Dienstes um 2 Jahre gegen bisher verkürzt wird, welche sie bei ihren Familien zubringen fönnen. Denn die nah Ablauf ihrer fünf aktiven Dienstjahre einmal in die Reserve übergetretenen Soldaten werden nur noch selten in den Fall fommen, noch einmal unter die Fahuen berufen zu werden. Zugleich wird auch der Schaß durch eine Verminderung der Ausga ben dabei gewinnen, die um so bebeutender seyn wird, je mehr die Zahl ter in die Reserve übertretenden Mannschaften zunimmt.

Zo hot man denn die Armee so zu organisiren, daß sie stets stark, wohlceübt und schlagfertig, voch zu gleicher Zeit während der Frie- denszeit dem Lande so wenig als möglich zur Last falle. Die Armee wird jedes Jahr ein Kontingent an jungen Soldaten, die Reserve aber ein solches an gedienten und mit dem Waffendienste daher voll=- fommen vertrauten Leuten erhalten. Die Reserve würde aber jährlih noch Junspectionen und Musterungen unterworfen werden, um sich stets ihrer Erhaltung in einem tüchtigen und für den Fall der Noth jede Bürgschaft gewährenden Zustande zu erhalten, so daß Fraukreih unter allen Umständen auf 000,000 wohlgeübte Krieger zählen fann. Ju der Pairs-Kammer wird demnächst der Bericht über das vorgelegte Geseß von der dafür ernannten Kommission er= stattet werden.

JAeisebilder aus Syrien. Ausflüge in dte Umgegend von Beirut. Das Kloster Mar Hanna. Zur Bevölferungs-Statistik Svriens. Beirut, 27.

Nov, Das Meer macht hier bei Beirut eine fleine Bucht. Gegen Süden schließt sie eine Seite der vorspringen- den Halbinsel, mit der Stadt dicht am Ufer und dem Cap Beirut auf der Spibe, in der nordöstlichen Richtung \chließt sie das Ge-= birge ein, das sich fast gauz nahe am Meeresufer zu erheben an- fängt, und sich sanft gegen Westen krümmt. Der Bli aus meinem Fenster reiht gerade bis ans äußerste Ende dieser Biegung. Dort ergießt sich ein Gebirgsstrom ins Meer, der auf Griechish Lycais hieß und jeßt auf Arabish Hundsfluß, Nahr el Kelb, genannt wird. Die Gegend ist merkwürdig, weil sich dort Alt=Aegyptische und Alt= Persische Denkmäler finden, die in die Stirn der steilen Felsen ge- hauen. sind, dazu eine Arabische, eine Lateinische und cine Griechische Juschrist und Spuren von zwei alten Straßen, die an der Küste hinführten und von denen die Römische noch jeßt im Gebrauch ist, Nachdem das Dampfboot, mit dem ih hergekommen war, Beirut mit unseren Briefen und Depeschen hinter sich hatte, war ein Ritt nah dem Nahr el Kelb eine unserer ersten Unternehmungen. Ein Chawaß, was so viel sagen will als eine Schildwache und militai= rische Bedeckung, ritt voran und so trabten wir rasch am Meeresufer hin, da wo die Wellen den Sand bespülten und fester andrüdckten. Das Wetter war herrlih. Am Abhange des Libanon liegen viele Klöster und Dörfer. Herr Eli Smith, der bekannte Amerikanische Missio= nair, der sich in unserer Gesellschaft befand, nannte uns die Namen. Nach anderen fragten wir die Vorüberziehenden. Fußgänger, Reiter auf Eseln , Pferden und Kameelen kamen uns zahlreich entgegen, und in zwei Stunden waren wir am Ziele. Nun stiegen wir ab und fklet- terten an den Felsen umher, die hier selten eine {öne Form haben, weil sie aus Kalf bestehen und fast überall sehr verwittert find. Die Monumente haben dasselbe Schicksal erlitten. Die Aegyptischen rühren , nach der allgemeinen Annahme, aus der Zeit ber, da Sesostris seinen großen Zug nah Asien machte ; die Persischen aus der Zeit des Cambyses, der an Acgypten das Vergeltungs-Recht üben wollte und Denfktafelu neben die Monumente seines großen Vorgängers in den Fels hauen ließ. Auf einem dieser Persischen Denkmäler sicht man noch Spuren, Fragmente einer Juschrift in Keilschrift, sonst erkennt mau nur noch die Umrisse der Königsgestal- ten und der Altpersishen Tracht. Wir waren ein wenig zu spät ausgeritten, und so blieb uns feine Zeit, mit nassem Papier Kopieen der Juschriften zu nehmen. Jh fragte Herrn Smith unterweges, ob das Kloster Mar Hanna noch existire, das in Europa bekannt ist dur seine Arabische Druckerei. Er zeigte nur die Richtung, in der es lag, und bot mir an, mit ihm dorthin zu gehen, deun er habe in den nächsten Tagen ein Geschäft dort und in zwei Tagen könnten wir hin= und zurückommen. Jh nabm das Anerbieten sehr gern an, da Herr Smith sehr fertig Arabisch spriht und seine Unterhaltung über das Land hier sehr belehrend ist. Für diesmal kamen wir spät nah Hause; do hatten wir nicht nöthig gehabt, von meiner Kon- stantinopolitanishen Papier-Laterne verzeihen Sie die sesquipedalia verba Gebrau zu machen, die ich aus Vorsicht mitgenommen. Unser zweiter Ausflug galt also dem Kloster Mar Hanna.

Der Seis und ein Chawaß famen mit zur Bedieyung. Herr Smith hatte seinen Diener und einen Gehülfen seiner ferei mit sich; so bildeten wir eine ziemlich Karavane von