1843 / 30 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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u e A S er S (Mp E PEE Eo t At AaM Ln T Et Ca S E rae a 2h

i heute sehr fest 0 n 24. Januar. Die Rente war \ und MELE Ee“ obgloid man am Schluß des Geschäfts von bem Schicksal des Amendemeuts in der Pairs-Kammer noch nichts wußte, Die 3 proc, Reute {loß zu 79. 50.

i 94, Jan. Die Frage des Durchsuchungs - Rechtes ist Es reie Punkt, welcher über die abla c des Fort- bestandes des Ministeriums Soult- Guizot den Ausschlag geben muß. Die Sache hat nicht blos für Frankreich, sondern auch für alle an- deren Seehandel treibenden Nationen das höchste Jnteresse, und wenn England so unershütterlich an Aufrechthaltung der darüber abgeschlos= senen Verträge und getreuen Vollzuge derselben festhält, dem ersten Versuche zu ihrer Auflösung, und noch dazu von einer Macht solcher Bedeutung, wie Frankreich, ausgehend, beharrlich sich entgegenseßt, so fann man dies wohl nur natürlich finden, Denn wenn es gegen Frankreich sich nachgiebig zeigt, so kann es konsequenterweise den übrigen Seemächten zweiten Ranges, die vorzugsweise auf Frankreichs Antrieb den Verträgen für gemeinschaftliche Maßregeln zu Aufhebung des Sklavenhandels beigetreten sind, das nicht versagen, was es Frauk- reih zugesteht. Dies würde aber natürlicherweise endlich zu einer solchen Lockerung des Bandes, welches die verschiedenen Mächte für einen gemeinschaftlichen edlen Zweck vereinigt, führen, daß die Ber= träge Felbst endlich allmälig ganz ihres heilsamen Einflusses beraubt in Nichts zusammensinken und dem s{chmahvollen Haudel, dem sie unstreitig großen Eintrag thaten, auss neue Thür und Thor geöffnet würde. E

Auch wird wohl kein Unbefangener sich wundern, wenn England uicht selbst die Hand dazu hergeben will, um ein nach unsäglichen Bemühungen endlih wenigstens theilweise zu Stande gebrachtes Werk wieder zu zerstören. Der von den Gegnern der Verträge England gemachte Vorwurf, daß es durh den Abschluß des neuerlichen Ber trages mit Nord-Amerika, kraft dessen dieses eine ganz eigenthümliche Stellung in Betreff der Maßregeln zur Verhütung des Sklavenhan- dels behält, den Artikel 9 des mit Frankreich abgeschlossenen Vertrags verleßt, und dadur diesem das Recht gegeben habe, sich gleichfalls niht mehr an Beobachtung desselben gebunden zu erachten, ist nichts als Sophisterei. Jener Artikel verpflichtet nämlich die beiden fontrahiren- den Staaten, mit allen Kräften dahin zu wirken, daß auch die übrigen Mächte zum Beitritte zu den Stipulationen der Verträge bewogen werden. Weil es nun England nicht gelang, Amerika dazu zu vermögen jo folgern die Gegner der Verträge so hat es den Vertrag mit Frankreich gebrochen, also ist dieses auch nicht mehr daran gebunden. Gegen eine solhe Stärke der Logik is freilich nicht aufzukommen , und des- halb hat Herr Guizot gestern es wohl auch verschmäht, auf eine Wi= derlegung der mit E Lärm in den Blättern verkündeten und prunkvoll zur Schau getragenen, sinnreichen Behauptung und Schluß-= folgerung sich einzulassen, worauf denn heute diese Blätter mit truum- phirendem Tone und im stolzen Bewußtseyn ihrer unumstößlichen Wahrhaftigkeit und unergründlichen Weisheit nicht verfehlen, der gan- zen Welt zu sagen, daß Herr Guizot es nicht gewagt habe, diejes Argument zu berühren. :

Noch ein Punkt verdient hervorgehoben zu werden. Die Geg=- ner des Vertrags verschanzen sich zum Theil hinter herrlich klingen- den Theorieen von Constitutionalität oder Nichtconstitutionalität der Verträge wegen des Durhsuchungs-Rechtes überhaupt und s{leudern, hinter diesen sich deckend, ihre Geschosse dem Gegner entgegen: Herr Guizot antwortet darauf mit dem {weren Geschüße unleugbarer Thatsachen und hat, wenn wir nicht irren, {on gestern eine bedeu- tende Bresche in dem Bollwerk zu Wege gebracht, das seine Wider sacher gegen ihn in der Pairs-Kammer errichtet haben. Jn dem Au- genblickde, wo ih schreibe, muß die Entscheidung über eines der vor= geschlagenen Amendements \chou gefallen seyn, wenn nicht die Rede des Herzogs von Broglie, der als Berichterstatter der Adresse das Wort heute ergreifen wollte, zu lauge gedauert hat. Die Worte desselben werden ohne Zweifel ein sehr bedeutendes Gewicht in die Wagschale legen, und man hält es für sehr wahrscheiulih, wie ih hon früher voraussagte, daß die Pairs-Kam- mer, ihrer Natur und Zusammenseßung nach, schon weniger der Ein- wirkung der Leidenschaften zugänglich, wenn auh mit nicht sonderlich starker Majorität der Regierung die Hand bieten werde. Die Rede des Herrn Guizot, der namentlich die Uebertreibungen hervorhob, die in Darstellung der Sachverhältnisse und der vorgefallenen Mißbräuche in Ausübung des Durchsuchungs-Rechts vorgekommen sind, hat einen großen, nahhaltigen Eindruck auf die Pairs-Kammer hervorgebracht, und wie man au raisonniren will, mau kann nun einmal die Aut- wort, welche der Französische Botschafter von dem Englischen Staats- Secretair des Auswärtigen erhielt, als er im vorigen Jahre zum erstenmale eine Modification der bestehenden Verträge in Anregung brachte, niht wegdisputiren. Herr Guizot hat sie gestern in der Kammer verlesen, und aus dieser, wie aus allen anderen noch später darüber stattgefundenen Anregungen der Frage geht bis zur Evidenz hervor, daß England entschlossen is, selbst das Aeußerste nicht zu scheuen, um sein vertragsmäßig erworbenes gutes Recht zu behaupten.

Wenn demnach die Kammern jeßt in einer Weise sich aussprechen,

daß die Regierung dadurch sich gezwungen sehen sollte, wirklih Eng- land den Autrag zu Auknüpfung von Unterhandlungen für Modisi- cationen der Verträge zu machen, so würde voraussichtlich eine be- stimmte Weigerung die Antwort seyn. Diese müßte sich Frankreich daun entweder gefallen lassen, oder, da es England nicht anderen Sinnes machen könnte, müßte es die darin liegende Verleßung ihrer (Us Größe nach würdigend ihm den Fehdehandshuh hinwerfen. Tai d Game ist vernünftigerweise kaum denkbar, und eben L Lon praktis en ils dem doch wohl Niemand die Eigenschaften wird, von der di en Sd S Gtigen Staatsmannes absprechen Kia Se g e i were dieser Alternative und den unberechen- a gen, die fe aben fann, das vollste Bewußtseyn hat, erklärt er sto bestimmt, daß er sih nicht dazu hergeben werde, Die Bedeu- tung dieser Erklärung is nicht zu verkennen, ex wird mit den Ver- trägen Peger oder fallen, und auch in der Deyvutirten - Kammer mit derielben Gestigkeit und Bestimmtheit sih aussprechen,

Der Adreß-Entwurf dieser von Herrn Dumont (von Lot und Garonne) verfaßt, enthält, wie vorauszusehen war, einen Say wegen des Durchsuchungs-Rechtes, und mit Spannung sieht man der De- batte darüber entgegen. Es is kaum wahrscheinlich, daß die Majo- rität auch dieser Kammer in dieser Frage dem Ministerium zu Ge-

A handeln wird, das sie hon im vorigen Jahre, als es sich um

atification der Uebereinkunft von 1841 handelte, im Stiche ließ. Aber es bleibt dem Ministerium immerhin son ein a DOO 2E wenn wenigstens die Pairs-Kammer nicht auf den Ausdruck eines

Wunsches zu Revision der Verträge von 1831 und 1833 eingeht.

Graf Molé scheint in der Pairs-Kammer in dieser Angelegenheit da Wort nicht ergreifen zu wollen. Die Ungewißheit, in welcher ma über die ministerielle Frage in Folge der s{chwebenden Debatte is macht sich auch an der Börse sehr fühlbar: es herrscht eine Ar Schwüle, und Niemand will sich ret auf Operationen einlassen, eh die fritishe Abstimmung vorüber is,

O Paris, 24. Jan. Die gestrige Rede des Herrn Guizot in der Senger war offenbar darauf berechnet, unter den Pairs den Glauben zu verbreiten, das Kabinet werde sih auf keinen Fall

120 dazu verstehen, wegen der Auflösung der Verträge von 1831 und 1833 in Unterhandlung mit England si einzulassen. Wären die bei- den Amendements gegen jene Verträge gestern sogleich unter dem fri- {en Eindruck der Worte des Herren Guizot; zur Abstimmung vor= gelegt worden, so hatte das Kabinet große Chancen, dieselben zu hin- tertreiben. Gleichwohl herrschte gestern Abend in gewissen politischen Kreisen noch die Ueberzeugung, daß das eine oder das andere jener Amendements von der Pairs-Kammer angenommen werden würde. (Das entgegengeseßte Resultat der Abstimmung haben wir bereits oben nah der einen Tag weiter reichenden lithographirten Korre|pon- denz gegeben.) : .

Der Entwurf der Adresse wird heute in der Deputirten Kammer verlesen werden. Die Diskussion darüber beginnt übermorgen, und dürfte wenigstens fünfzehn Tage dauern, so daß vor dem 10ten des nächsten Monats die Adresse kaum votirt seyn wird, Mehrere Red- ner, die gegen das Durchsuhungs-Recht das Wort ergreifen wollen, haben {hon Anstalten getroffen, diese ganze Nacht im Konferenzsaal der Deputirten-Kammer zuzubringen, um zuerst auf die Redner - Liste eingeschrieben zu werden. Das Büreau der Quästur, wo sich die Redner einschreiben lassen, wird erst um acht Uhr des Morgens geö}fck net; darum bringen die Deputirten, die zuerst eingeschrieben werden wollen, bei solchen außerordentlichen Angelegenheiten wie die Adreß- Diskussion, die Nacht im Palais Bourbon zu. Man versichert, daß die Linke einen Deputirten ihrer Farbe als den ersten einzuschreiben sich bemüht, welher dann Herrn von Lamartine seinen Plaß abtreten wolle, damit dieser gleihsam das Terrain des parlamentarischen Kampfes bezeichne. Die Absicht des Herrn von Lamartine, heißt es, besteht darin, uicht das Kabinet anzugreifen, \fondern das System im Ällgemeinen, welches die Juli-Regierung in den leß- ten Jahren befolgt. Er würde aljo gegen den gesammten Adreß- Entwurf auftreten und sich vorbehalten, bei der Streitfrage der Ver- träge von 1831 und 1833 die Rechte der Menschheit zu schonen.

Reschid Pascha, welcher endlich seine offizielle Abberufung von seinem hiesigen Botschafter - Posten vor wemgen Lagen erhielt, wird in den ersten Tagen der nächsten Woche die Rückreise nach Konstan- tinopel antreten, ohne seinen Nachfolger abzuwarten. „Bekanntlich ist Reschid Pascha bestimmt, das Portefeuille der auêwärtigen Angele= genheiten der Pforte zu übernehmen, um ein neues Kabinet zu bilden, Reschid Pascha gedenkt, mehrere Franzosen von T alent zum Eintritt in die Dienste der Pforte zu bewegen. Reschid Pascha hat drei seiner Söhne gegenwärtig bei \sich in Paris, denen er eine ganz Europäische Erziehung geben läßt.

Mrtim Bey, A Aberorbentllihé Gesandte Mehmed Alis, be- findet sich noch in Paris; er wartet auf Justructionen und reiche Geschenke, welche der Pascha von Aegypten zufolge der neuesten Depeschen aus Alexandrien, der Königin Victoria von (Sroßbritanien zu überschicken gedenkt. Man glaubt, er werde gegen das Ende des nächsten Monats im Stande seyn, die Reise nah London anzutreten.

A Bordeaur, 22. Jan. Während unser Weinbau - Verein durch die von ihm nah Paris gesendeten Abgeordneten dort bei der Regierung Schritte thun läßt, um eine Aenderung und Verbesserung der traurigen Lage der Weinbau - Jndustrie überhaupt und 1m Gro-

ßen zu betreiben, ermangelt das neuerlich eingesebte Central-Comité des Vereins auch hier nicht, in gleihem Juteresse, wenn auch nur im kleineren Maßstabe, zu wirken. Vorgestern begaben sih die Mit- glieder des Central-Comités auf die Mairie unjerer Stadt, um dem Maire ein an die Munizipalität gerichtetes Bittgesuch zu dem Zwede, daß die auch hier sehr beträchtlichen Dctrois auf den Eingang von Getränken in die Stadt, wenn nicht ganz aufgehoben, doh bedeutend vermindert werden möchten.

Die Tage des Schreckens und der Noth durch Uebershwemmung sind endlich für unsere Stadt so ziemlich vorüber, und wir dürfen uns noch glücklich s{häßen, daß doch nux wenige Menschenleben dabei ver- loren gingen. Auf der See in unserer Nähe war dies leider weit \{limmer, die Nachrichten von allen Küstenpunkten melden den Unter- gang von Schiffen, von denen zum Theil Niemand, meistens schr we nige Personen gerettet werden konnten, Auch aus den Distriften ge- gen die Pyrenden zu, lauten die Berichte noch immer sehr Veil bend, namentlich aus Dax und der Gegend, wo der Adour auf eine seit Menschengedenken nicht gesehene Höhe stieg und außerordentliche Verheerungen anrichtete, deren ganzer Umfang sich noch gar nicht schäßen läßt. Ueberall hört man von eingestürzten Häusern, von dabei unter den Trümmern begrabenen, oder in den Fluthen umgekommenen Menschen, ja ganzen Familien sprechen. Mehr als 300 Familien sind in jener Gegend ohne Ob dach, ohne Brod! Man sammelt überall milde Gaben für dieje 4 glüdcklihen, die nur auf diese Weise bis jebt erhalten wurden. „Dé sonders hat ein großer Theil der Stadt Dax felbst| und ihre Vor= tädte gelitten, deren eine fast ganz von ihren Bewohnern verlassen ist. Doch hatte seit Mittag am 19ten das Wasser wenigstens zu wachsen aufgehört, Die Kirche von Tartas wurde zum Theil mit fortgerissen, und das Hüttenwerk von Soutins stürzte zujammen, wo- bei 14 Personen das Leben verloren.

Zu Agen hat die Garonne, wie überhaupt auf ihrem ganzen Laufe, großen Schaden gethan, besonders sind dort ehr bedeutende Holz-Niederlagen, die theils Holzhändlern, theils auch Privaten ge- hörten, fortgeshwemmt worden, Man war am 19ten bemüht, wenig- stens einen Theil des Holzes wieder aufzufangen, und da die vet ser allmälig wieder zurücktreten , so ist man mit Räumen und S nen der mit Wasser angefüllt gewesenen Zimmer und K L Glüdlicherweise is dort kein Menschenleben verungliickt. Die ehörde hatte mit lobenswerthem Eifer alle Anstalten getroffen, elnen förm- lihen Barkendienst organisirt, um überall hin jogleich Hülfe E gen, und in Unterstüßung der Dürftigen gingen „und gehen thr noh die wohlhabenden Klassen der Einwohner mit rühmlichem Wetteifer an die Hand. Achnlich lauten die Berichte aus Duras (Lok und Garonne), Perigueux (Dordogne) und überall her. Auch hier gehen die Sammlungen milder Gaben noch fort,

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Grossbritanien und Irland.

London, 24. Jan, Das Attentat auf Herrn Drummond

‘nimmt die allgemeinste Aufmerksamkeit und Theilnahme in Anspruch. Ÿ Ihre Majestät, in deren Diensten ein Bruder des Verwundeten, der F

A D , t inz B ir Oberst Berkeley Drummond, als Kavalier sich befindet, und Prinz F S indzwenzig Stunden leben wird.

: Albrecht, so wie die Herzoge von Cambridge und von Sussex, die

Minister, die Gesandten und viele andere angesehene Personen, haben seinem Befinden erkundigen lassen. Dieses il ider nicht so günstig geblieben, wie es anfangs den Anschein hatte F

oll, wie es sich \päter gezeigt , die Rippen gestreift}

e wiederholt nach e

die Kugel Haben, und es trat

hon am Sonnabend Morgen, den nah dem Attentat , eine heftige Entzündun

lassen müssen, da zuerst

Menge Blutegel an der linken Seite an L worden. Dies brachte

dem Kranken eine Zeit lang bedeutende Erleichterung, und {hon hoffte man, M die Krisis gehoben sey, da zeigten sih gestern Nach- mittag wieder bedenklihe Symptome, man schritt von neuem zu Ader-

| Fes noch arn

ein, die dem Patien-Y ten große Unruhe ea Man hat Tun einigemale zur Ader Y ein Blut kommen wollte; auch sind ihm eine

laß, aber sein Zustand hat sich seitdem nicht wieder gebessert, und die leßten Nachrichten von heute Mittag um 1 Uhr geben wenig Hoff- nung für sein Aufkommen. „Herr Drummond“, bemerkt der Stan -= dard mit Hinsicht auf das Attentat, „dessen gefährlicher, lei- dender Zustand in diesem Augenblick #o allgemeine Sympa- thie erregt, hatte wohl kaum einen persönlichen Feind auf der Welt. Obwohl mit Talenten begabt, die ihn zu einer hohen und ausgezeichneen Stellung befähigten, war doch sein wirklicher Posten ein so zurückgezogener, daß er unmöglih dur einen öffent- lichen oder amtlichen Aft zur Rache gereizt haben kann, und seine Eigenschaften als Privatmann sind stets von der Art gewesen, daß sie ihm die Achtung und Liebe eines Jeden, der mit ihm in Berüh- rung kam, gewinnen mußten, Dennoch is auf das Leben dieses harmlosen und so liebenswürdigen Mannes bei hellem Tage und im lebhaftesten Straßenverkehr Londons ein Angriff gemacht worden. Warum gerade auf ihn? Kein Sterblicher kann es begreifen. Man hat zwar aunehmen wollen, daß Herr Drummond mit Sir R. Peel verwechselt worden sey, aber gegen diese Vorausseßung spricht erstens der Umstand, daß zwischen Beiden nicht die geringste persönliche Aehnlichkeit vorhanden

ist, und noch mehr die Thatsache, daß Herr Drammoud mehrere Droh briefe erhalten hatte. (Er soll auf diese nicht geachtet und sie ver legt haben, so daß man sie bis jebt nicht hat auffinden und also feine Vergleichung der Handschrist mit der des Gefangenen hat vor nebmen fönnen.) Warum ein Menchelmörder dergleichen Briefe an Herrn Drummond gerichtet, is eben fo unerklärlih als die besondere Auswahl dieses Mannes zu dem Morde z aber beide Unerklärlichkeiten zusammen scheinen doch zu beweijen, daß der Mörder sich in jenem Ziel nicht geirrt. Was den Elenden hierzu getrieben, wird wahr {heinlich für immer ein Geheimniß bleiben; aber leider fön nen wir unsere Augen nicht gegen die Umstände verschließen, welche ihn zu der That ermuntert haben köunen. Es ist der Leicht- sinn, womit einige öffentliche Blätter die gegen verschiedene der ersten Staatsmänner laut gewordenen mörderischen Drohungen behandelt haben.“ Was nun die früheren Lebensverhältuisse des Menschen be trifft, der das Attentat auf Herrn Drummond verübte, )o hat man darüber bis jeßt von zwei Seiten einiges Nähere erfahren, was je- doch feinen Aufschluß über die Motive seiner That giebt, Ler eime Berichterstatter über den Gefangenen 1st ein Zimmermann, Namens Spalding, der früher in Glasgow ansässig gewe}en und dort nicht weit von dem Vater des Gefangenen gewohnt hak, Ver Name des Leßteren is von ihm richtig als Mac Naughten angegeben worden ; der Vater war Holzdrechsler, und der Sohn, der dieselbe Profession gelernt, zeigte sich als Lehrling sehr fleißig, geschickt und sparsam, \o daß er sich von seinem Lohn nach und nach eine bedeu tende Geldsumme zurücklegte. Als Geselle aber gerieth er mit seinem Bater in Streit und verließ plößlich Glasgow, ohne daß Ia mußte, wo er geblieben. Erst nach anderthalb Jahren hörte der Bater zu fällig, daß sein Sohn in London arbeite, er begab sich sogleich durt hin, Vater und Sohn versöhnken sich und kehrten uammen nac Glasgow zurück, wo nun der Lebtere das Geschäst des Vaters über= nahm und dieser, der in der Nâhe der Stadt einige Häuser besaß, sich zur Ruhe seßte. Bis 1837 lebte Mac Naughten der Sohn als ein geachteter Bürger in Glasgow; man sah ihn nie in Kaffee vder Branntweinhäusernz er wohnte keiner öffentlihen Versammlung bei, fümmerte sich gar nicht um die Politik und war ein fleißiger Kirchen- gänger. Da überwarf er sich aber von neuem mit seinem Vater, er wollte dessen Geschäft niht weiter fortseßen und etablirte si auf seine eigene Hand. Er machte gute Geschäfte und lebte eben jo still und fleißig fort, aber im Jahre 1839 legte er sein Gewerbe plößlich nieder. Man meinte, er müßte sich \{chon eine gute Summe verdient haben, Jm folgenden Jahre zog Herr Spalding vou Glasgow nach London, von wo er noch einige Briefe mit dem jungen Mac Naughten wechselte, bis dieser nicht mehr antwortete. Erst vor etwa einem Jahre hörte Herr Spalding, daß der ältere Mac Naughten gestorben sey, und daß der Sohn seine Erbschaft zu Gelde gemacht habe. L aher schreibt sich wahrscheinlich auch der bei dem Gefangenen gefundene Bankschein über 750 Pfd., der auf Jemen Namen qusgestellt ist. Herr Spalding meinte, daß der Gefaugene gewiß mit Teinem der Drummondschen Familie bekannt gewesen, da er ihn in den zwanzig Jahren, seit denen er ihn kenne, me von politischen Dingen, oder von Bewerbung um irgend ein Amt habe sprechen ren, i Cine ander Aussage über den Gefangenen rührt von einer Wittwe Dutton her, bei welcher Mac Naughten in den lebken sechzehn Wochen in London zur Miethe gewohnt. Biese- hat M nichts Auffallendes an ihm bemerkt, als daß e hr, von _düsterer Gemiüthsstimmung erschienen ist, die m der leßten R Aa haben soll, und daß er den ganzen Tag außer dem L Me N ohne daß sie erfahren, womit er sich beschäftige N ev A seine wöchentliche Miethe von 24 Sh. hat fl Fegemapig 38h, Mer übrigens so ärmlich gelebt, daß er nur zwei Hemden, anfangs gaï nur eines, nux ein paar Stiefeln, überhaupt nur ‘einen Anzug gehabt; der eine Zeit lang sehr zerlumpt _„Zewejen, / s sich fürzlich ein paar neue Kleidungsstücke gekauft patte, Von dem Bankschein wußte Mistreß Dutton nichts. Einmal wan Mac Naughten ein paar Wochen abwesend, angeblich in rank reich, im Oftober aber war er wieder in sein altes Quartier zurück gekehrt, da er es unvermiethet faud. Cr pflegte ehr stark s zu rauchen. Ueber seinen Gemüthszustand haben die ärztlichen Beob- achtungen im Gefängniß bis jeßt nichts ergeben, was wirklich auf Wahnsinn schließen lassen könnte, Er spricht wenig, aber was F spricht, is, mit Ausnahme seiner mitgetheilten Aussage ,, die man für Verstellung hält, durchaus verständig. Auch zeigt er en sehr gu ten Appetit. Ueber sein Attentat läßt er sich in kein ( espräch ein, Aus Porto hat man Nachrichten vom 17ten d, M. welche melden, daß durch die telegraphische Depesche dort die Anzeige von der mit 69 gegen 21 Stimmen zu Lissabon erfolgten Annahme E Antwort-Adresse auf die Thron-Rede eingegangen war. Fes up die Adreß-Debatten der Portugiesischen Cortes ear o dauern pflegten, so {ließt man aus dieser {nellen l RoE sebr selben, daß die Stellung des Portugiesischen Minister! JeBt Jet fest sey.

Il London, 2. an s Berta Dele / 4

Sie schrieb, geschah der Angriff auf As sei G: L A n A È Es thut mir leid, sagen zu müsen - fine G enesung enig oder und ih fürhte, daß er uniht mehr

L den Mörder e so E : Daniel Mac Naughten heißt, weder wahn-= Wey ag A cia sich nicht geneigt zeigt, E Ken engeid zu einer That anzugeben. Es is dies ein vollkommenes Geheimniß. Herr Drummond war einer der harmlosesten und ugen Menschen, von dem man hätte glauben sollen, er habe gar feine Feinde. Aus dem Umstande, daß er drohende Briefe erhalten, geht ervor, daß der Schuß ihn nicht aus Versehen getroffen hat, wie

È man anfangs glaubte, Anh is es kaum denkbar, daß Jemand, der auf Sir Robert Peel schießen will, den Minister mit seinem Secre- tair verwechseln sollte, Das Wahrscheinlichste ist wohl, daß, da Herr Drummond unverheirathet ist, das Ganze Folge einer Aventüre mit dem {bnen Geschlecht, is, Dies is jedoch nux ein Gerücht, Jch

gar keine Fortschritte gemacht hat,

erinnere mich faum, daß ein ähnliches Ereigniß hier einen {hmerzliche- ren Eindruck gemacht hat; es is ein persönliches Unglück und eine Art von National-Schmach, welche die Engländer von allen Völkern

am wenigsten zu ertragen geneigt sind. _

Uiedertamde. Aus Deut § aag, 25. Jan.

die Verantwortlichkeit desselben von sich abzulehnen, der Kammer vor

gelegt habe, Vielmehr stäuden die Minister uicht an, die Verantwortlich- feit, die mit ihrer Unterzeihnung des Vertrages verbunden scy, vollständig Durch Art. 57 des Grundgeseßes werde es jedoch den Ministern zur Pflicht gemacht, keine Gebiets-Abtretung

und allein zu übernehmen.

oder Austauschung vorzunehmen, ohne die Bewilligung der General

staaten einzuholen, und darum allein liege der Vertrag den Kammern vor, Beim Schlusse der Debatte wurde von der Kammer mit 44

gegen 7 Stimmen der Beschluß gefaßt, die Adresse der Kaufleute auf das Büreau der Kammer niederzulegen und eine Abschrift davon

an den Minister der auswärtigen Angelegenheiten zu fenden, ——- Del E. Brüssel, 23. Jan. Nuntius, Monsignore Fornari, is nun bekannt. Päpstliche Legat zu Perugia, Monsignore Pecci, der schon seit meh

reren Jahreu höhere Aemter in der Römischen Prälagtur bekieidet.

Cr wird, wie Monsignore Fornari, den Charakter eines Nuntius ha

ben. Leßterer erwartet dessen Ankunft in wenigen Wochen und wird dann seinerseits nah Paris gehen, wohin er bekauntlih als Nuntius

ernaunt it.

Brüssel, 21, Jan. gestern den Bericht der Central=- Section, welche den mit den Nie

derlanden am 5, November abgeschlossenen Vertrag und die am (ten mit der Société générale eingegangene Uebereinkunft geprüft hat. Der Berichterstatter, Herr Donny, seßte die Kammer davou in Kenntniß, daß die Central=- Section die Frage aufgestellt habe, ob Vier Mitglieder haben

der Vertrag angenommen werden müsse? dies bejaht, die übrigen haben sich der Abstimmung enthalten ; allein die Central = Section hatte früher mit 4 gegen 1 Stimme (2 Mit glieder stimmten nicht ab) eine zusäßliche Bestimmung angenommen, welche dahin zweckte, den Verkauf des Waldes von Soignes obliga= torish zu machen. Auf den Vorschlag des Ministers des Junern hat die Kammer die Diskussion des Berichts auf den 28sten d. fest gestellt. Herr Nothomb hat, um jede fernere Vertagung der Dis=

kussion zurückzuweisen, erklärt, daß mau bis jeßt, in Betreff der für die Auswechselung der Ratificationen festgestellten Frist, die mit dem

9, Februar abläuft, über keine Verlängerung übereingekommen sey. Während der Abwesenheit des Französischen Botschafters, Mar

quis von Rumigny, wird der Herzog von Bassano, Legations - Se-

cretair, die Functionen eines interimistishen Geschäftsträgers ver sehen.

Der Graf von Seinsheim, Königl, Bayerischer Finanz-Minister, ist mit dem Großkreuz des Belgischen Leopold -= Ordens geschmückt

worden. ————

Schweden und Uorwegen. Christiania, 20. Jan.

zur Herabsetzung der Gehalte des Staats-Ministers und des Statt

halters auf resp, §000 und 10,090 Sps. (mit Jubegriff der Tafel=

gelder) sanctionirt.

Die Feier des 25jährigen Regierungs-Antritts Sr. Majestät ist

auf den 6. Februar (Tag nach dem Ableben Karls X1I[,) festgesebt, und wird in beideu Königreichen festlich begangen werden.

Deutsche Sundesstaaten.

Dresden, 27. Jan. (Leipz. Z.) Heute wurde in der 1sten Kammer aus der Registrande folgendes Allerhöchste Defret vorge- tragen :

„Se. Königliche Majestät sehen sich nah Lage der Sache veranlaßt, den den getreuen Ständen mittelst Dekrets vom 20, November vorigen Jahres zur Berathung vorgelegten Entwurf einer Kriminal-Prozeß-Ordnung biermit zurückzunehmen.

Wenn übrigens Allerhöchstdieselben ein auf Mündlichkeit und Oeffent- lihfeit gegründetes Straf - Verfahren einführen zu lassen, fortwährend Be denken tragen müssen, so werden Sie doch; ob und in wiefern ohne dem Haupt - Prinzip des zeitherigen Verfahrens und der hiermit in Verbindung stehenden Garantie Eintrag zu thun, für Fälle, wo solches zu weiterer Auf- flärung des Sagchverhältnisses und soust nothwendig erscheint, eine unmit telbare Gestellung des Angeschuldigten und etwaniger Zeugen vor das er fennende Gericht zuzulassen und einzuführen sey? in weitere genauere Er- wägung ziehen lassen.

Se, Königl. Majestät bleiben den getreuen Ständen mit Huld und Gna-

den wohl beigethan. Datum Dresden, den 25. Januar 1843. Friedrich August. Julius Traugott Jakob von Könnerihz,“

Tübingen, 21. Jan. Jn den lebten Tagen hat sich hier ein Verein zur Herausgabe eines neuen Journals gebildet, welches unter dem Titel Jahrbücher der Gegenwart vom 1. Juli d. J. an in Tagblättern erscheinen soll. Der Verlags = Vertrag is} abge- schlossen und das Redactions-Comité gebildet, das unter seinen Mit- gliedern Lehrer aller Fakultäten, mit Ausnahme der katholisch - theo- logischen, zählt. Von der evangelisch = theologischen Fakultät i Zel- ler, von der suridischen sind G. Bruns und Köstlin, von der medi- zinischen Wunderlich, von der philosophischen A. Keller und Vischer, von der staatswirthschaftlichen Fallati demselben beigetreten, welchen der Universitäts-Bibliothekar Klüpfel und Dr. Schwegler, der Ver- fasser der Geschichte des Moutanismus, si anschließen,

Karlsruhe, 20. Jan. (Karlsr. Z) Es versammelt sich gegenwärtig eine Kommission zur Berathung über die Anlage und Richtung der Main-Neckar-Cisenbahn, welche aus Deputationen von &raukfurt, Darmstadt und unserem Großherzogthum gebildet is. Zu diesen Verhandlungen ist auch eine Deputation der Handels-Kammer in Mannheim einberufen. e

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Spanien.

Madrid, 17. Jan. Die Zemmission, welche von den anti- ministeriellen Wählern zur Leitung der Madrider Wahlen ernannt worden ist, besteht aus den Herren Campuzano, Pita, Lopez, Mata, Collautes, Charco und Mendialono.

Gestern wurde in der zweiten Kammer die Debatte über die Frage, was mit der Beschwerdeschrift der Amsterdamer Kaufleute gegen den leßten Belgischen Vertrag zu machen sey, fortgeseßt. Nachdem eine große Anzahl von Rednern sich ausgesprochen, nahm der Justiz-Minister das Wort, um dar- zulegen, daß die Regierung deu Vertrag keinesweges aus dem Grunde,

Der Nachfolger des hiesigen Päpstlichen Es ift der bisherige

Die Repräsentanten - Kammer empfing

s: ta | , Der König hat, nah dem Vor- schlage der hiesigen Regierung selbst, den Beschluß des Storthings

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Der Heraldo enthält folgende Bemerkungen über die Fran- zösishe Thron-Rede: „Se. Majestät der König der Franzosen hat sich in Ausdrücken von höchster Bedeutsamkeit über die politische Lage Spaniens ausgedrückt. Die Französische Thron - Rede enthüllt vor ganz Europa den kläglihen Stand unserer Beziehungen zu Frankreich seit den Ereignissen von Barcelona, die den Parteigängern des Ge- nerals Espartero zum Vorwande dienten, die unwürdigste aller An- \chuldigungen gegen den Repräsentanten der benachbarten Nation zu \{leudern. Der Französische Monarch weist in würdiger Weise diese Verleumdungen zurück, Der König Ludwig Philipp sprach au von der treuen Freundschaft, die er der Königin Jsabella bewahre; aber niht im entferntesten thut er der Person, welche die Königliche Ge- walt im Namen Jhrer Majestät ausübt, Erwähnung, und zwar nach den zahlreihen Anstrengungen, die Herr Olozaga gemacht, um eine Annäherung zu bewerkstelligen, und in einem Augenblicke, wo die un= sichere und shüchterne Haltung des Herrn Guizot bis zu einem ge- wissen Punkte eine dem Regenten günstige Aenderung hatte voraus- seßen lassen.“

VBarceloaa, 17. Jan. Gestern verfügte sich Herr San- Martin, Bischof der Divzese Barcelona, im größten Ornate in das Französische Konsular-Gebäude und stattete dem Französischen Konsul, Herrn von Lesseps, einen offiziellen Besuch ab, um demselben im Namen der Menschlichkeit für die Dienste, welche er der Bevölkerung von Barcelona während und nach der Jnsurrection erwiesen, zu dan fen und ihn wegen der Belohnungen, die ihm dafür gewährt worden, zu beglückwünschen,

69 Paris, 24. Jan. Der Genexal Seoane hat am 15ten an den Kommandanten von Barcelona folgendes Schreiben gerichtet : „Da ich sehe, daß die Fristen, die ih für Erhebung der dem Handel, der Judustrie und dem Grundeigenthum aufgelegten Steuern gewährt habe, ohne den erwarteten Erfolg abgelaufen sind, so sehe ih mi zu meinem großen Leidwesen in die Nothwendigkeit verseßt, Maß regeln zu ergreifen, welche geeignet sind, Gehorsam gegen die Befehle der Regierung zu erzwingen. Zu diesem Zwecke werde ich Ew. Ex cellenz von morgen an Namensverzeichnisse der Säumigen zustellen lassen, gegen welche militairische Execution zu verfügen is, so, daß Ew. Excellenz einen Korporal und fünf Maun in das Haus eines Jeden von ibnen einquartiert, denen außer ihrem gewöhnlichen Solde eine Löhnung von 16 Realen für jeden Korporal und 12 Rea len für jeden Soldaten zu zahlen ift, die mit dem zweiten Tage ver= ddppelt, mit dem dritten verdreifaht wird und so weiter in demselben Verhältnisse steigt. Diese Einquartierung dauert fort, bis der Ligenthümer oder der Miethsmaun dem Sergeant-Major des Platzes die Quittung des Ayuntamiento oder der Handels- und Judustrie-Junta vorzeigt, durch

| welhe bescheinigt wird, daß er seinen Antheil an der Contribution

gezahlt hat. Jede der verschiedenen Abtheilungen wird durch einen Platz=-Adjutanten und mit einem vom genannten Sergeant-Major un= terzeichneten Einquartierungs=-Zettel, auf welchem der Jnhalt des ge- genwärtigen Befehls wiederholt is, nah dem ihr angewiesenen Hause geführt. Wenn die ersten fünf Tage der Einquartierung verlaufen, ohne daß die Zahlung erfolgt, so hat mir Ew. Excellenz, ohne Zu- rücknahme der Eingquartierung Nachricht hiervon zu geben, damit die geeigneten neuen Maßregeln verfügt werden können.“ Jn Begleitung einer Abschrift dieses Schreibens hat der Chef des Generalstabes, Don Domingo Aristizabal, dem Ayuntamiento und der Gewerbs- und Handels = Junta den Befehl des Generals Seoane zur Einreichung der Namensverzeichnisse der säumigen Zahler zukommen lassen. Nach Empfang dieser Weisung hat das Ayuntamiento eine Deputation an den General-Capitain geschickt, durch welche demselben erklärt worden ist, daß die städtische Behörde die von ihr verlangten Verzeichnisse nicht einreichen fönne, daß sie aber bereit sey, nah wie vor die Na- men derjenigen, welche ihren Antheil an der Contribution gezahlt haben, zur Kenntniß Sr. Excellenz zu bringen. Der General Seoane dachte eine Weile über diese Erklärung des Aguntamiento nah und verabschiedete dann die Deputation mit der Aeußerung, daß er aus

führlih auf ihre Botschaft antworten werde. Diese Antwort ist bis zum 16ten Abends noch nicht erfolgt, und eben so wenig siud die fraglichen Zwangs=-Maßregeln gegen die Säumigen {on eingetreten, wie die Französischen Blätter behaupten.

__ Die größten Rückstände sind fortwährend auf Seiten der Grund- Eigenthümer, von denen nur der allerkleinste Theil die ihm abgeforderten 40 pCt. seines Einkommens entrichtet hat. Die Grund-Eigenthümer bestehen auf ihrem von dem Ayuntamiento zurügewiesenen Verlan- gen, daß eine aus ihrer Mitte gewählte Kommission bei der Verthei- lung der auf sie fallenden 6 Millionen zu Rathe gezogen werde, und eine öffentli ausgelegte Bittschrift in diesem Sinne hat in den ersten beiden Tagen über 500 Unterschriften erhalten,

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L Nariís, 23. Jan. Die neuesten Vorgänge und Umwälzun= gen in Peru sind von verschiedenen Seiten und auf widersprechende Weise erzählt worden. Ein Amerikanisches Blatt giebt darüber fol- gende Zusammenstellung, durch welche die bisherigen lücckenhaften An- gaben in vielen Punkten theils berichtigt, theils vervollständigt werden :

Vor etwa 15 Monaten hatte bekanntlich der Präsident Gamarra von Peru mit einer zahlreihen Armee den Staat Bolivien überfallen, war in dessen Gebiet eingedrungen, war aber geschlagen worden und dabei selbst ums Leben gekommen. Ju Folge dieser Katastrophe war eine provisorische Regierung gebildet worden, an deren Spibe der Vice-Präsident Menendez gestellt wurde, worguf die Erwählung eines neuen Präsidenten an die Tagesordnung kam. Bevor aber noch ein Resultat dieser Wahl erfolgt seyn konute, glaubte die provisorische Regierung, zur Aushebung einer neuen Armee schreiten und große Energie entwickeln zu müssen, um einem über seine leßten Erfolge stolzen Feinde zu imponiren und von ihm einen ehrenvollen Frieden zu erlan- gen. General Lafuente wurde an die Spibe dieser Expedition ge- stellt. Er zog an die Gränze, und es gelang ihm in der That, den Frieden zu unterhandeln, Während dessen war der General Torrico, der früher wegen seines unruhigen und ehrgeizigen Charakters in die Verbannung geschickt wurde, aus derselben zurückberufen worden, und er säumte denn auch nicht, gegen die Kandidatur des Generals La- fuente Opposition zu machen, obgleich dieser die meiste Aussicht hatte, bei der Wahl durchzudringen. j

Nachdem er durch seine Jutriguen Alles gehörig vorbereitet hatte, bemächtigte er sich der Wahlen und seßte ein Geseß dur, vermöge dessen Lafuente für einen Feind Peru's erklärt und der Oberbefehl ihm abgenommen wurde. Ermuthigt durch diesen ersten Erfolg, trieb der ehrgeizige General die Sache bald weiter. Er behauptete, einem gegen ihn gerichteten Komplott auf die Spur gekommen zu seyn und ließ an einem \{önen Morgen ganz unversehens den provisorischen Präsidenten und die anderen Häupter der Regierung, mit welchen man ihn übrigens im geheimen Einverständnisse glaubt, Tdmednn, worauf er sih sofort selbst zum Präsidenten der Nation erklärte. Nachdem so die Komödie denn anders kann man den ganzen Vorgang nach der Weise seines Verlaufs wahrlich niht nennen A ielt war, ließ er am folgenden Morgen seinen Vorgänger im Amte und die

| \hen Kämpfe in Peru zurückzukehren.

übrigen Chefs der Regierung wieder in Freiheit seben. Alles das

| ging vor sih, ohue daß auch nur einen Augenblick die Ruhe gestört

wurde.

Allein der General Lafuente nahm die Sache nicht so leicht, als die Bevölkerung von Lima gethan hatte, Er vereinigte sich mit dem General Vidal, der ihm im Oberbefehle über die Armee des Südens nachgefolgt war, und mit dem Obersten Vivanco, uud alle drei erho- ben nun die Fahne des Aufstandes gegen den Usurpator Torrico. Dieser aber sammelte ebenfalls ein Heer von 4000 Mann und rückte seinen foalisirten Gegnern entgegen. Während er aber so zu Be- lämpfung seiner Feinde im Süden guszog, erhob sich im Norden ein Vierter gegen ihn, dessen fast romanhaste Geschichte eine besondere Erwähnung verdient. Dieser vierte Antagonist Torrico's war der Oberst Hercelles.

Der Oberst Hercelles soll ein noch ganz junger Mann von außerordentlicher Kühnheit und unbezwingbarem Muthe seyn. Früher

| stand er im Verdacht, der Sache des Generals Santa Cruz ergeben

zu seyn, und der Einfluß, den er auf die Masse des Volkes besaß flößte der leßten Regierung solchen Schrecken ein, daß sie ihn im Jahre 1836 nah Chili in die Verbannung \chickte. Oberst Hercelles weigerte sich förmlich, diesem Urtheile sich zu unterwerfen. Zuerst | flüchtete er sich an Bord eines Kriegsschiffes der Vereinigten Staaten und von dort begab er sich nah Guayaquil mit seiner Gattin, deren Schönheit sehr bemerkenswerth seyn soll. Von Rachedurst erfüllt, gelang es ihm endlih nach unsäglichen Anstrengungen, 200 Mann anzuwerben, die sich mit ihm auf gewöhnlichen Schaluppen einschifften, und nachdem sie tausend Gefahren glücklich entronnen waren, fonnte diese abenteuerlihe Expedition endlich im nördlichen Theile von

| Peru sih ausscissen, wo sie sogleih die Wiederherstellung der Con=

stitution von 1834 verkündete. Allein der Zufall wollte, daß eiu Englisches Dampfschiff gerade damals dort vorbeikam, von diesen Vorfällen hörte und die Nachricht davon noch eber nach Lima brachte, als Oberst Hercelles es glaubte. Eine in der größten Eile gesam= melte Abtheilung von Tausend Maun wurde zu seiner Verfolgung ausgeschikt, und Oberst Hercelles befand sich ihuen gegenüber, bevor er noch einen bemerfenswerthen Fortschritt gethan hatte. Entschlossen, sein Leben theuer zu verlaufen, glüctte es ihm, cine ehrenvolle Capi= tulation zu erhalten, in welcher er niht nur stipulirte, daß die Rück= fehr in sein Vaterland ihm wieder geöffnet, sondern daß er auch der Armee einverleibt wurde, die damals gegen Bolivien zog. |

Der Unterzeichner dieser Capitulation mit ihm wurde bei seiner Rückkehr nach Lima vor Gericht gestellt, aber freigesprochen. Her= celles, der sich über See nach Lma begab, aber der Worttreue der Perugunischen Regierung eben kein großes Vertrauen schenkte, erlangte von dem Capitain des Schiffes, auf welchem er die Ueberfahrt machte, daß er ihn an der Küste aus\chisste, von wo er sich insge- heim nah der Hauptstadt begab. Als die Regierung seine Ankunft vernahm, wollte sie ihn verhaften lassen, konnte es aber nicht zum Vollzuge dieser Maßregel bringen, so groß war der Schrecken, den der Oberst den Polizei = Beamten einflößte, die ihn mehrere Male Abends in den Straßen von Fuß bis zu Kopf bewaffnet trafen. Der Ober} Hercelles wurde aber bald selbst dieses Lebens müde, wo er sich stets gleih einem wilden Thiere von allen Seiten gehebßt sah; er schie sich von neuem mit seiner Gemahlin auf einem Französischen Schiffe ein und kehrte nah Guayaquil zurück, um vorläufig dort in Zurüickgezogenheit zu leben. j

Als er nun kürzlih die Usurpation des Generals Torrico er-= fuhr, da drängte es ihn von neuem, auf den Schauplaß der politi= Er verließ insgeheim und

ganz allein Guayaquil und schiffe sich zu Cosma in der Provinz Truxillo aus. Diese neue Landung war eben \o schnell bekannt als die frühere, und Hercelles fiel bald der Abtheilung in die Hände, die zu seiner Verfolgung ausgeschickt war. Aber während man ihn als Gefangenen nach Trurxillo, der Hauptstadt der Provinz führte, ge- lang es ihm, den Händen seiner Wächter zu entkommen. Mit einer Thätigkeit und Kühnheit ohne gleichen sammelte er 300 Mann um sich, noh ehe man diese Bewegung zu ersticken vermochte, und als der Oberst Torrico, Bruder des gegenwärtigen Präsidenten, mit seinen achthundert Maun ihm entgegenrückte, brachte ihm Hercelles, obgleich er um die Hälfte schwächer war, eine eben so vollständige als s{hmadcch= volle Niederlage bei. Nach diesem ersten und glänzenden Erfolge ver= größerte sich die Zahl seiner Anhänger täglich, und er bemeisterte sich \o der Nord-Provinzen, welche Torrico von Truppen entblößt hatte, um gegen das Triumvirat von Lafuente, Vidal und Vivanco zu ziehen. Nach den leßten Nachrichten rückte der Oberst Hercelles mit einer Armee von 3000 Mann nach Lima vor, unter Ausrufung der Con= stitution von 1834, die mit Santa Cruz umgestürzt worden war, und er soll, wie man versichert, von der unterdrückten Bevölkerung überall mit Enthusiasmus aufgenommen worden seyn.

Wenn diese Nachrichten sih bestätigen, so würde die Lage Tor= rico's, zwischen den beiten Armeen, von denen die eine vom Norden, die andere vom Süden her gegen ihn anrückt, sehr kritish seyn, ohne noch die Feinde in Anschlag zu bringen, die er noch in der Mitte zwischen beiden haben kann. Man darf also aller Wahr- scheinlichkeit nah das demnächstige Eintreffen der Nachriht von dem Sturze des kaum auf seinen Posten gelangten Präsidenten erwarten. Wer ihm dann folgen wird, läßt sih {wer voraussehen, Lafuente Vidal oder Hercelles. ; :

Inland. __ Verlin, 29. Jan. Se. Majestät der König haben Allergnä= digst geruht, dem Schloßdiener Meves auf der Pfauen= Jusel die

Anlegung der ihm verliehenen Großherzogli Meklenburg=Schwerin- hen Krieges-Denkmünze zu gestatten. N i

Magdeburg, 28. Jan. Nach einer Bekanntmachung des Ober-Präsidenten der Provinz Sachsen, Wirklichen Geheimen Rath Herrn Flottwell Excellenz, im Amtsblatt der Königl. Regierung haben Se. Majestät der König geruht, die Eröffnung des 7ten Land- tags der Provinz Sachsen auf den 5. März d. J. zu befehlen und den regierenden Herrn Grafen zu Stolberg-Wernigerode zum Land- tags-Marschall, den Erbtruchseß des Herzogthums Magdeburg, Ge- heimen Regierungs-Rath und Dom-Dechanten von Krosigk, zu dessen Stellvertreter, und den Herrn Ober Präsidenten, Wirklichen Gehei- men Rath Flottwell Excellenz, zum Königl. Kommissarius bei dem- selben zu ernennen. :

Das Durchsuchunugs- Necht,

mit besonderer Rücksicht auf die zwishen England und Frankreich darüber \chwebende Frage.

Zur Erleichterung des Verständnisses der in den vor kurzem zu- \ammengetretenen Kammern Frankreichs bereits begonnenen Debatten

*) Bei diesem Aufsatze is zum Theil eine in der neuesten Nummer der Revue des deux Mondes (vom 15. Januar) befindliche Abhand- lung: „Du droit de visite avant et après la révolution de Juillet r M. Pelet de la Lozère“ benußt worden, E