1843 / 31 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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i in den zwischen England und Frankreich abgeschlossenen Sei eriónia E 1831 und 1833 gegenseitig zugestandene Durch- suhungs - Recht der Schiffe wollen wir versuchen, auf historischem Wege die Begebenheiten zu erörtern, welche dies Recht überhaupt entstehen ließen und ausbildeten, zeigen, welche Zwecke man durch die Anwendung desselben erstrebte, und die Interessen andeuten, welche

so viele Stimmen in Frankreich gegen diese Anwendung vereinigen, Es ist ein Gegenstand von hoher politischer Bedeutungz denn es han-= delt sih dabei um Modificationen von Prinzipien des Völkerrechts,

Das Völkerrecht bestimmt, daß das Meer, da sih daran keine Eigenthumsrehte knüpfen können, Gemeingut is und darum keine Nation der anderen die Benußung desselben zur Schifffahrt zu hin-= dern befugt seyn kann. Hieraus folgt unmittelbar der andere Grund- sab, daß jedes Fahrzeug auf offener See oder im Hafen ein Theil von dem Territorium desjenigen Landes ist, dem es gehört, oder un- ter dessen Flagge es segelt, und daß darum Niemand dies Fahrzeug mit anderem Rechte betreten kann, als welches ihm den Zutritt zu dem Lande desselben gestattet. Diese Doktrin zu Gunsten neutraler Parteien, deren Schiffe während des Krieges anderer Seemächte da- nach unangetastet bleiben sollten, ward zuerst in dem Friedens\{lu}se zu Utrecht 1773 von allen Mächten Europa's und, was die Haupt sache war, von England anerkannt; aber der gleich darauf ausbrechende Nord = Amerikanische Freiheitskrieg zeigte bald die Unmöglichkeit der Anwendung dieses Prinzips in Kriegszeiten. Denn wenn Französi- \he, Spanische und Holländische Schiffe Bauholz aus den Vereinig ten Staaten ausführten und diesen aus solhem Handel die Mittel zur Fortseßung des Krieges entstanden, so war England darauf be= dacht, diesen Handel zu zerstören, und es begann damit, die Schiffe der neutralen Mächte auf der See anzuhalten, zu durchsuchen und die Amerikanischen Güter zu konfisziren, Ein solher Eingriff in die Privilegien der Neutralen rief die Coalition der Mächte Schweden, Dänemark, Preußen, Oesterreich, Portugal und Neapel mit Rußland hervor, in Folge welcher die Kaiserin Katharina Il. im Februar 1780 die berühmte Declaration über die bewaffnete Neutralität erließ. Man versprach sich, seine Handelsschiffe unter dem gegenseitigen Schube seiner Kriegsfahrzeuge segeln zu lassen, um den insultirenden Eingriffen der Engländer in die Angelegenheiten der die Flagge der kontrahirenden Mächte führenden Schiffe entgegenzutreten. Aber England stand von sei nem bisherigen Verfahren, neutrale Schiffe zu durchsuchen, uicht ab, und die fortwährenden Kollisionen zwischen seiner und der verbündeten neutra= len Flotte hörten erst mit dem Ende des Amerikanischen Krieges, der jene Durchsuchung nothwendig gemacht hatte, auf. Es war fomit in diesem Kriege von Seiten Englands ein neues Kriegsrecht proklamirt worden, zwar uoch uicht von den Europäischen Staaten anerkanut, aber von ihm selb| in weiter Ausdehnung angewandt worden, das Recht der Durchsuchung neutraler Schiffe.

Dies Recht fand in dem nächsten Kriege Englands mit der Französischen Republik seine weitere Ausbildung. Zwar erneute Paul 1. die Declaration seiner Vorgängerin, Katharina U, über die bewaffncte Neutralität (Dezember 1800) , und derselben traten auch Schweden, Dänemark und Preußen bei, aber der plötliche Tod des Kaisers, so wie ein blutiges Treffen zwischen der Englischen und Dänischen Flotte, hoben die Coalition nah 3 Monaten wieder auf. Europa wurde darauf in einen Krieg verwickelt, in dem es keine Neutralen gab; Frankreich und England standen als die Haupt- feinde sich gegenüber, und dem einen oder anderen {lossen die übri gen Mächte sih an. Aber im Westen des Atlantischen Oceans hatte eine neue Macht sich erhoben, die, gegenwärtig selbst neutral, bald sich genöthigt fühlte, zur Vertheidigung der zu Utrecht bestätigten Privi= legien der Neutralen in die Schranken zu treten. Sobald nämlich der Krieg zwischen England und Frankreich erklärt war, ließ die Britische Regierung die Schiffe der Vereinigten Staaten auf hoher See an-= halten, durchsuhen und die Güter, welche als Französisches Cigenthum erkaunt waren, konfisziren, Auf die Beschwerde der Amerikanischen Regierung antwortete Englaud, daß es nicht dulden könne, daß Frauk: reich seinen Handel unter anderer Flagge fortseße, sondern denselben alle Uebel des Krieges empfinden lassen müsse, um es zum Frieden zu zwingen. Die Vereinigten Staaten, noh zu s{hwach und ohne Marine, wagten nicht, zu den Waffen zu greifen z sie unterhandelten und erlangten einen vortheilhaften Handels - Vertragz aber in Bezug auf das Durhsuchungs-Recht blieb England unbeweglich.

Ju dem folgenden fürchterlichen Zweikampfe Englands mit Na- poleon ward dieses Durchsuchungs-Recht von beiden Kämpfenden bis zur gänzlichen Unterdrückung des Handels neutraler Länder ausge= dehnt. Napoleon wollte die Finanzen seines unversöhnlichen Gegners zerstören und ihn dadurch zum Frieden zwingen z er verschloß deshalb alle Häfen seiner Länder dem Englischen Handel. Englaud konnte nicht dulden, daß, während sein Handel so beschräukt war, der Frank= reichs und seiner Verbündeten unter Amerikanischer Flagge fortbestand, und ein Befehl der Admiralität erklärte deshalb alle Häfen Frank= reichs und der von ihm beseßten Länder in Blokade = Zustand, und verbot den Neutralen, sich ihnen zu nähern, wenn sie nicht vorher England berührt und dort einen Zoll für ihre Waaren erlegt hätten. Es hieß dies soviel als Europa unter Contribution legen, dadurch, daß man England zum Entrepot des ganzen Kontinents machte und die Waaren der übrigen Welt in Englische verwandelte. Napoleon antwortete hierauf durch seine Dekrete von Berlin und Mailand, welche die Britischen Juselu für blokirt erklärten und die Confiscation jedes Fahrzeuges, das mit ihnen Handel treibe oder zur Zoll -Erle= gung England berühre, verordneten. Das neutrale Amerika litt am meisten darunter. Seine Fahrzeuge wurden von England weggenom-

ns wenn sie mit dem übrigen Europa, von Frankreich, wenn sie mit Mien Bs trieben, Seine Protestationen dagegen bei beiden wässern Geek V S die Repressalien, welche es in seinen Ge- E d A ausübte, dienten nur dazu, die gegenseitige i Ar k ci M E die Staaten endlich eine Annäherung seiner Maßregeln Vir Dir R verdoppelte England die Strenge nischen Fahrzeuge. Da fehlte a ages Beschlagnahme der Amerika- lassung, um die beiderseitige S iris (Gir, R Na Kriege zu steigern ; sie war bald 4 Rüben, S E E Eine Englische Kriegs-S Keiuuben, s Tine Eng He Kriegs-Schaluppe von 18 Kanonen gab auf eine Amerikanische Fregatte, als sie dieser begegnete, ohue Weitere und das war das Signal zu dem dreijährigen 2 Dee e u 0 jahrigen Kriege, den der junge Staat zuerst als selbstständige Macht mit kaum 6 Millionen Einwoi nern, 6000 Mann regulairer Truppen und 10 Fregatten s L Seemacht der Welt erhob. Die Engländer eroberten zwar Was hir Ali und übergaben es den Flammen, aber Jason rächte die Nud on durch seinen blutigen Sieg bei New-Orleans. Zur See fämpyfte ne gatte gegen Fregatte uud die Amerikaner eroberten deren 4 während die Engländer uur 3 nahmen. ' Beschwerden

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nah, aber es erklärte in dem Vertrage vou Gent, da

Man konnte hier kein E Kampfes Men, so lange der Krieg mit Frankreich ved atb über Durchsuchung der Schiffe und Matroseupressen, welhe Amerika forderte, erklärte England als seine Sicherheit gefährdend und mit seiner Constitution, eden geborenen Engländer verpflichte, dem Vaterlande zu dienen, unverträglih. Der Sturz Napoleon's jedoch nah seiner Rückkehr aus Rußland und der vorläufige Friede Europa's endeten auch hier den Kampf. England gab keinesweges den Forderungen Amerikas Ï es durchaus

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nicht die Absicht habe, die Durchsuchung der Schiffe auf die kom- mende Friedenszeit auszudehnen, daß dies Recht für sie nur ein im Kriege anwendbares sey, daß es aber in diesem Falle zu ihrer Ver= theidigung unerläßlih wäre, und sie weder der Anwendung desselben, noch den daraus nothwendigen Folgen, der Beschlagnahme der Schiffe, citbdadi könnten. Der Friede mit Frankreih hätte nunmehr die Ausübung dieses Kriegsrechts aufgehoben, und deshalb stände auch dem Frieden zwischen ihnen nichts weiter im Wege. Die Vereinigten Staaten gingen darauf einz sie erhielten von Frankreich und England Entschädigung für die früheren und gegenwärtigen Verluste und über= gingen die Durchsuchungsrechts -Frage gänzlih mit Stillschweigen. England nahm dies für eine Anerkennung seines Kriegsrechts an.

5s schien nunmehr, als ob die Frage über das Durchsuchungs- Recht nicht eher wieder als bis zum Ausbruche eines neuen See- frieges würde in Anregung gebracht werden können. Alle Nationen waren in Friedenz nirgend ertönte mehr der Donner des Geschüßes auf dem Oceanz die Erlasse der Englischen Admiralität wie die De- frete von Berlin und Mailand waren mit Napoleon vernichtet; und dennoch zeigte sih bald eine Veranlassung, welche die Ausdehnung jenes Kriegsrechts auch auf die Zeiten des Friedens als nothwendig erscheinen ließ. Daß England wieder die erste Macht war, welche die Junitiative ergriff und durch Conventionen mit anderen Mächten die Ausübung dieses Rechtes im Frieden gesichert und geregelt wissen wollte, hat demselben vor allen, welche mit Mißtrauen und Besorgniß auf seine Macht blickten/ den {weren bis auf die gegenwärtige Zeit immer wiederholten Vorwurf zugezogen, daß es durch Abschließung von solchen Durchsuchungs-Verträgen den Handel der übrigen Natio= nen stören und die Unabhängigkeit ihrer Flaggen beschränken wolle. Wir überlassen dem Leser, aus dem Folgenden zu urtheilen, ob Eng land diescn Vorwurf verdieut, oder ob die Beweggründe seiner Maßregeln durch die nothwendig herbeizuführende Erreichung seiner erklärten Zwecke gerechtfertigt werden.

Wilberforce, der edle Menschenfreund, hatte mit unerschütterlicher Beharrlichkeit zwanzig Jahre lang (von 1787 1807) seine Motion zur Abschaffnng des Sklavenhandels im Britischen Parlamente fast in jeder Session ernéuert. Für einen exaltirten Philanthropen an-= fangs verschrieen, bekämpften seinen Antrag die bedeutendsten Männer der Zeit, wie der Herzog von Clarence, später Wilhelm IV., die Lords Eldon, Liverpool, Sidmouth, Hawkesbury u. A., aber durch Pitt, Fox und Burke unterstüßt, gewann die Sache der Menschlich feit immer größeren Anhang, und nachdem der Sklavenhandel schon wiederholte Einschränkungen erlitten hatte, ward er endlich in Folge einer Bill des Lord Granville 1807 gänzlich abgeschafft. Doch die Abschaffung des eigenen Sklavenhandels allein war nur ein halbes Werk; den Sfklavenfreunden war damit wenig gedient, da die übrige Welt noch diesen barbarischen Handel trieb, und die Regierung bereitete sich Verlegenheiten, da sie ihren Kolonieen die Mittel raubte, mit denen anderer Länder zu konkurriren. Diesen den Handel srei lassen und jenen ihn verbieten, hieß soviel als die lebte- ren ruiniren. Darum faßte die Britische Regierung den Entschluß, alle übrigen Mächte der Christenheit zur Abschaffung des Sklaven handels zu bewegen, und veranlaßte auch dieselben bei der ersten Gelegenheit, die sih bald auf dem Kongresse zu Wien darbot, ihren Grundsäßen der Abschaffung des Negerhandels beizutreten. Frauk: reich, Oesterreich, Preußen, Portugal, Rußland, Spanien und Schwe- den unterzeichneten hier mit England eine Declaration gegen den Sklavenhandel, dessen Abschaffung somit in das Europäische Völker= recht eintrat.

Die Folge diesex Akte war, daß die Regierungen jener Länder ihren Unterthanen durch Geseße verboten, Sklavenhandel zu treiben. Frankreich blieb nicht zurück. Am 8. Januar 1817 erließ der König ein Dekret, wonach jedes Schiff, das die Ausschiffung von Negern in einer Französischen Kolonie versuchen wollte, zu konfisziren sey, und in Folge dessen Kreuzer ausgesandt wurden, den Befehl zu voll- ziehen. Aber die getrennten Maßregeln der Mächte zur Unter- drückung des weit und breit getriebenen Sklavenhandels fruchteten durchaus nichts. Der Handel bestand nah wie vor, denn jedes Sklavenschiff durfte beim Anblick eines Kreuzers seiner Nation nux eine andere Flagge aufziehen, um jeden Eingriff desselben in seine Angelegenheiten zu hindern und alle Maßregeln der Regierungen vergeblich zu machen. Da trat England mit seinem Vorschlage zur Anwendung seines im Kriege ausgeübten Durchsuchungs -Rechts der Schiffe auf die Zeiten des Friedens hervor, und brachte Couventio- nen in Vorschlag, welche die Ausübung dieses Rechts den einzelneu Mächten gegenseitig gestatten, sichern und regelu, und die schuldigen Fahrzeuge gemeinschaftlich bestellten Gerichten zur Verurtheilung überliefern soll- ten, Es kam somit die delikateste Frage des Seerechts, die Frage über die durch das Völkerrecht sanctionirte Unverleblichkeit der Flagge, zur Sprache, und die Europäischen wie auch die meisten Ameri= kanischen Mächte haben sie in der Folge durch das Eingehen auf Eng- lands Vorschläge dahin beantwortet, daß eine Modification jenes völ kerrechtlihen Prinzips unter gewissen Umständen zulässig seyn könne. Portugal, Spauien und die Niederlande waren die ersten Staaten, welche mit England solche Verträge schlossen (1817); das gegensci- tige Durchsuchungs-Recht ward dadurch sanctionirt und so gelangte zum erstenmal die Abschaffung des Sklavenhandels in das Europäische Völïerrecht. E

An Frankreich erging zugleih mit den Mächten Rußland, Oester- reih und Preußen von Seiten Englands dur den Lord Castlereagh auf dem Kongresse zu Aachen die Aufforderung, zur Unterdrückung des Sklavenhandels mit England in ein Bindniß zu treten, | welches ähnlihe Maßregeln feststellte, wie die Verträge Großbritaniens mit Spanien, Portugal und den Niederlanven. Aber die Mächte lehnten dasselbe sämmtlich ab. Der Herzog von Richelieu antwortete für Frankreich, indem er auf die eigenthümliche Lage desselben nach dem Kriege und auf das Französische Volk hinwics, das ein solches Zuge- ständniß als ein Opfer für die Räumung seines Gebietes deuten würde. Dasselbe geschah zu Verona. Auch im Westen war Englaud nicht glückli cher gewesen. Nach langen Unterhandlungen zeigten die Vereinigten Staaten sich zwar endlich bereit, einen Vertrag abzuschließen, der auch hon in London von ihrem Gesandten und der Britischen Regierung unterzeichnet war, aber die erbitterte Stimmung der Sklavenbesiber in den Staaten wie die Eifersucht ihrer Regierung auf die Einmi- hung fremder Schiffe in die Angelegenheiten ihrer Flagge veran= laßten die Verweigerung der Ratification (1824).

(Schluß folgt.)

Wissenschaft, Kunst und Literatur.

Königliche Schauspiele. Französisches Theater.

Am 27. Januar fand die erste Vorstellung von: „L'Ambitieux. Co- médie historique nouvelle en cingq actes el en prose» du théâtre fran- §Ça18, par Scribe“ statt, War es in „Le verre d’eau“, in »Une chaiîne“ die künstliche Verslechtung der Jntrigue und ihr stets auf der Spiße balancirender Wechsel, in „Le mariage d’argent“ der Kampf Maier Schwächen und Neigungen gegen einander und im Konflikt mit dem Le- ben, was Scribe's gestie Feder uns verlebendigte, so ist cs hier eine

einzelne, das ganze Jnnere eines Menschen erfüllende, zum Charakter ge- wordene Leidenschaft, die er in scinem „Ambitieux“ schildert. Für die Kunst selbst steht daher die Jdee dieses Lustspiels cine Stufe höher als die der erstgenannten, indem der Autor hier durch die Konsequenz des rein Menschlichen und ohne das Beiwerk leeren Effektreizes wirken muß.

Robert Walpole is der historische Charakter, welchen Scribe zum Träger seiner Jdee ausersehen, und man darf ihm zugestehen, daß er das Historische geschickt und ohne Beeinträchtigung mit der dramatischen Com- bination zu vereinen gewußt, Der berühmte Staatsmann, als erster un umschränkter Minister Englands auf der Höhe der Macht angelangt, be- ginnt hier, eine Leere des Gemüths sowohl als die Abnahme seiner körper- lichen Kräfte unter der Last der Geschäfte berbe zu empfinden. Auf Anrathen scines Freundes, des Arztes Neuboroug, entschließt er sich, seine Entlassung zu nehmen. Der König Georg 1l,, der schon zweimal dasselbe Gesuch abgeschlagen, bewilligt, von sciner gegen Walpole intriguirenden Geliebten (Cecilie, Gräfin Sunderland) dazu gestimmt, diesmal dem Mi- nister seine Entlassung mit der Klausel, daß derselbe seinen Nachfolger sel- ber bezeichnen solle. Eine eigenthümliche Wirkung bringt diese Gewährung dessen, was Walpole für seinen Wunsch gehalten, auf ihn hervor, und höchst charalteristish schildert der Verf. hier den Ehrgeizigen, der im Suchen nach einem Stellvertreter wieder auf sich selbst, als den einzigen zurück- fommt, welcher dem Amt gewachsen sev, und endlich seinen Neffen wählt, in der Absicht, diesen zu leiten und so gewissermaßen dennoch selbst am Ruder zu bleiben, Doch der Neffe, der dem jungen König sehr bald zusagt, vLertritt andere Ansichten als der Oheim, und die- ser intriguirt gegen den eben Erhobenen, indém ex den Arzk Newborough an seine Stelle zu schieben sucht. Das Verhältniß zwischen dem Leßteren und seinem Freunde Walpole is ebenfalls ein Haupt-Momeul des Drama’'s., Neuboroug, welcher den Staatsmann von den Qualen des Ehrgeizes zu heilen gedenkt, zeigt nach und_ nach selbst Symptome eines ähnlichen Gefühls, das jedoch durch die Sorge qur jeine Lochter mitbedingt wird. Sehr wahr und schön is die Lösung, welche Walpole in einem Geständniß gegen scinen Neffen giebt, als dieser erfährt, daß der L heim, der ihn erst erhoben, ihn später auch gestürzt, Das Bewußtseyn der Macht is zu schr mit dem innersten Leben des Ehrgeizigen verwachsen, als daß er dieselbe in anderen Händen schen könnte, Den vorher geliebten Neffen trifft sein Haß, sobald er ihn mit der Miuister-Würde bekleidet sicht, und Nobert Walpole entschließt sich endlich, lieber mit*Aufopserung derx lezten Kräfte das Portefeuille zu behalten, als es einem Anderen zu über geben. Die Besorgtheit um sein Wohl beschwichtigt er durch den allge waltigen Ehrgeiz, und der Acußerung des Arztes, er werde der An strengung unterliegen, seßt er die Worte entgegen: „C'est possible_ mals je mourrai ministre!” Mit diesen Worten schließt das Stück. Cme dreifache Liebes - Jutrigue, zwischen dem König und der Gräfin Cectlte, zwischen dieser und Henry Shorter, dem Neffen des Ministers, endlich zivi- schen Marguerite, der Tochter Neuboroug's, und Sir Henry 1k mit der Haupt-Intrigue eingreifend verbunden. Eiwas zu schuell ist der Uebergang des Gefühls in Sir Henry, was auch vom Publikum mit hörbarem Cx- staunen bemerkt wurde, Doch dieser Umstand is nicht wichtig genug, um den Werth des Lustspiels zu beeinträchtigen, das durch die lebendige Schit derung des Ehrgeizes ein nicht gewöhnliches Juteresse in Anspruch nimmlt.

Herr Saint-Aubin gab den Walpole, schon in der Maske, dem ernsten, blassen, tief gefurchten Antliiz eine frappante Charakteristik erreichend, welche sich durch die dramatische Wärme, die in sich zurückgedrängte, elten ekla tirende Leidenschaftlichkeit sciner Darstellung zur lebhaftesten Wirkung stei gerte. Nicht minder vorzüglich war Herr Francisque als Neuboroug,. Er faßte diesen mit großer Wahrheit gezeichneten Charakter eben jo natu lih auf und führte ihn entsprechend durh. Der aus jemem abgeschlosse- nen Studium, seiner medizinischen Praxis und politischen Theorie plößlich auf den Boden der politischen Jntriguen - Welt tretende, gutmüthige und leichtgläubige Gelehrte fand an ihm den geeignetsten Repräsentanten, Viel Leichtigkeit der Tournüre verlieh Herr Péchena dem Kong, die Nollc der Cecilie aber bedarf einer Darstellerin, welche den Effekt mehr in ihre1 Gewalt hat, als Mlle. Clozel. Die junge Schauspielerin war voll Cisers, aber dies Emporringen aus der Verirrung durch das Mittel einer edleren Liebe erheischt auch ein größeres Maß von Sicherheit im äußeren Anstand wie in der Empfindung. Mad. Saint - Aubin würde aus dieser freilich nicht cben sehr angenchmen Rolle dennoch ctwas Bedeutendes geha} na haben. Das Talent der Mlle. Clozel weist sie mehr au} das Fach der Naivetät. Auch Mad. Delvil müssen wir noch immer mehr Znnerlichkeit des Ausdrucks wünschen. ()

Auswärtige Börsen. :

Amsterdam, 29. Jan. Niederl. wirkl. Sch. 52 5% do. 10277 Kanz-Bill. —, 5% Span. 17 L 3% do. 243. Pass. 4. Ausg. ZinsI, —. Preuss. Präm. Sch. —. Pol. —. Oesterr. 1085. 4% Russ. Hope 9.

Antwerpen, 21. Jan. Zinsl. —. Neue Anl. T4

Ham b Urg5, 27, Jan. Bank- Actien 16259. Eugl. Russ.

London, 24. Jan. Cons. 3% 943. Belg. 1025. Neue Anl. 18:7. Pas sive 4. Ausg. Sch. 107. 25% Holl, S2 5% 1027. 55 Port. 43%. 3% 26. Eugl. Russ, 1137. Bean, 4. Chili 76. Columb. 232 Mex. 31%. Peru 18.

Pa S 2 L Jan, 5% Rente fin cour. 120. 50. 3% Rente fin cour. 79, 50. Anl. de 1841 i 5% Neapl. au compt, 106. 90, 5% Span. Rente 244. Pass. —s

Wien. 2E S O E S 22%

1% Bank=-Actiön 1615. Aul. de 1834 143%. de 1839 1115. Königliche Schauspiele. E

Montag, 30. Jan. Jm Schauspielhause: Camoens, dramatisches Gedicht in 1 Akt, von Fr. Halm. Hierauf: Die Schleichhändler, Possenspiel in 4 Abth., von E. Raupach. O

Wegen Heiserkeit des Frl. von Hagn kann das Lustjpiel: Vicomte vou Létorières nicht gegeben werden.

Dea L S On Die De Tuczek: Zeila.)

Preise der Plätze. Ranges 1 Rthlr. 10 Sgr. 2c. /

Im Schauspielhause: 1) En péntlence, vandeville en 1 acle, "ar M. Anicet Bourgeois. 2) Un premier amour, drame-vau deville en 3 actes, par Bayard.

Königsstädtisches Theater.

Moutag, 39. Jan. (Jtalienische Opern Vorstellung.) U Bar biere di Scviglia. Opera buffa in 2 Alti. Musica del Maestro Rossint. ä f 4 :

Textbücher, in Jtalienischer und Deutscher Sprache, sind im Billet-Verlaufs-Büreau und Abends an der Kasse à 5 Sgr. zu haben.

Dienstag, 31. Jan. Nummer 777. Hieraus? L r L haber in Verzweiflung. Dann: Jutermezzos, ausgeführt durch Me Herren Whittoyne und Maurice, Zum Schluß : Zum S Pierot als Doppelgänger. Komische Zaubétepamomme ut O

Mittwoch, 1. Febr. (Italienische Opern-Vorstellung.) L urt tan, (Signor Giovanni Baptista Rubini: Lord Arturo Talbot,

Haft. j ;

5 Bie der L Rbr Ein Plah in den Logen und im Balkon 8 ersten Ranges 2 Rthlr. 2c. ; i E ‘8 wird criudt, die zu dieser Vorstellung bestellten Villets bis Dienstag Nachmittags 3 Uhr abholen zu lasseu, widrigenfalls an derweit darüber disponirt werden wird. ¿t :

Zu dieser Vorstellung werden auch die Parterre - und Gallerie- Billets im Billet-Verkauss-Büreau, Burgstraße Nr. 7, verkauft,

Oeffentliche Aufführungen. Montag, 30. Januar, Abends 7 Uhr, im Saale der Sing= Akademie: Erste Soirce des zweiten Symphonieen - Cyklus der Kü- niglichen Kapelle.

Verantwortlicher Redacteur Dr. J. W, Zinkeisen, Gedruckt in der Decker schen Geheimen Ober - Hofbuchdrudckerci,

1082.

Feensee. (Dlle.

Ein Plaß in den Logen des ersten

Preis: 2 Rthlr. für % 4 Rthlr. - 8 Rlhlr. ck in allen Theilen der Monarchie ohne Preiserhöhung.

Allgemeine

ußische Staats-Zeitung.

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Amtliche Nachrichten. Z ;

Frankreich. Pairs-Kammer, Adreß - Verhandlungen. Paris. Die Angelegenheiten Algeriens in den Büreaus der Deputirten-Kammer berathen. Briefe aus Paris. (Das Votum der Pairs-Kammer und Nückblik auf einige geschichtliche Momente der Durchsuchungs-Frage. Die Adresse der Deputirten- Kammer. General Bugeaud und das Budget von Algerien.)

Großbritanien und Jrland. London. Ucber die Eröffnung des Parlaments, Drummond's Befinden, Bemerkungen über Mac Naughten. Vermischtes. Schrciben aus London. (Strandraub bei den leßten Schiffbrüchen; Sir Charles Metcalfe.)

Deutsche Bundesstaaten. Hannover. Nückfunft des Königs. Schreibeu aus Dresden. (Das Votum der Kammern über die Oeffent- lichkeit und Mündlichkeit des Kriminal-Verfahrens.)

Desterrceich. Agram. Komitats - Beschluß in Bezug auf den Spra- chen-Konfslikt.

Spanien. Schreiben aus Madrid. (Die Presse über die Französische Thron-Nedez Stellung und Hoffnungen der Parteien bei den Wahlen; Vermischtes.)

Portugal. Handels-Verhältnisse.

La Plata-Staatem. Schreiben aus Paris. (Nosas verweigert aber- mals die Vermittelung Frankreichs und Englands.)

Juland. Breslau. Phvsiologisches Justitut. Köln. der Rheinischen Zeitung, Düsseldorf, Die Anstali zu Kaiserswerth.

Aufhören Diafonisfen-

Das Durchsuchungs-Recht, mit besonderer Nüfsicht auf die zwischen Eng- land und Frankreich darüber schwebende Frage. (Schluß.) :

Beilage. Großbritanien und Frlaud. London. bevorstehenden Parteicenfampf im Parlament, Vermischtes. - sche Bundesstaaten. München. dereinführung der vormaligen Erb-Aemter. Nürnberg. Ludwigs Eisenbahn. Kassel. Stände-Versammlung. Moldau und Wallachei. Bucharest, Die nicht berücfsichtigten Kandidaten bei der Fürstenwahl,

Ueber den Deut-

Abgeordneten-Kammer, Wie

Amtliche Uachrichten.

Krouif des Tages,

e Durch unsere in Nr. 281, 288, 295, Jahrgang 4842 der St. Ztg. zur Kenutniß des Publikums gebrachte Bekauntmachung vom 4. Oktober v. J. siud die Juhaber sämmtlicher unverloosten Staats - Schuldscheine aufgefordert worden, diese Staats - Schuld= scheine sie mögen mit dem Reductions - Stempel versehen seyn oder nicht hier in Berlin bei der Kontrolle der Staatspapiere, Taubenstraße Nr. 30, außerhalb Berlin aber bei der nächsten Re- gierungs-Haupt-Kasse zum Umtausche in neue, vom 1. Januar d. J. ab zu 35 pCt. verzinsliche Stgats-Schuldscheine einzureichen. D

Da wir dieses Umtausch-Geschäft so s{chuell als möglich zu beenu- digen wünschen, so wird denjemgen, welche die ihnen zugehörigen älteren vierprozentigen, unterm 2. Januar 1811 ausgefertigten Staats-Schuldscheine zeither noh uicht zur Empfangnahme der neuen drei und einhalbprozentigen Staats -Schuldscheine eingereiht haben, jene Aufforderung hierdurch in Erinnerung gebracht, um derselben baldigst zu genügen.

Berlin, den 19, Januar 1843.

Haupt-Verwaltung der Staats-Schulden. See N e Raa G um den von der Michael Beerschen Stiftung ausgeseßten Preis.

Der zu München am 22. März 1833 verstorbene dramatische Schriftsteller Michael Beer aus Berlin hat durh testamentarische Verfügung ein bedeutendes Kapital zu einer von des hochseligen Königs Majestät Allergnädigst genehmigten Stiftung ausgeseßt, um unbemittelten Malern und Bildhauern jüdischer Religion den Aufent= halt in Jtalien zur Ausbildung in ihrer Kunst durch Gewährung eines Stipendiums zu erleichtern, welches dem Sieger einer jährli= chen Preisbewerbung zu Theil wird, mit deren Veranstaltung die Königl. Akademie der Künste nah dem Wunsche des Stifters Aller= höchsten Ortes beauftragt worden ist.

Demgemäß macht die Akademie hierdurch bekannt, daß die dies= jährige Konkurrenz um den Michael Beerschen Preis für Werke der Bildhaucrei bestimmt i, Die Wahl des darzustellenden Gegenstandes überläßt die Akademie dem eigenen Ermessen der Konkurrenten, so wie sie es denselben anheimstellt, ob sie eine Ausführung in Basrelief oder in runder Figur vorziehen, Nur müssen Basreliefs, um zulässig zu seyn, eine Höhe von etwa 25 Fuß zu einer Breite von etwa Fuß haben, und eine runde Figur muß wenigstens 3 Fuß hoch seyn, Die Kosten der Abformung in Gyps, wofern diese nöthig ist, werden auf Verlangen erstattet. Der Termin für die Ablieferung der zu dieser Konkurrenz bestimmten Arbeiten an die Akademie is der 16. September d. J., und muß jede derselben mit folgenden Attesten versehen seyn:

1) daß der namentlich zu bezeihnende Konkurrent sich zur jüdi=

{hen Religion bekennt, ein Alter von 22 Jahren erreicht hat

und Zögling einer Deutschen Kunst-Akademie is z

2) daß die eingesendete Arbeit von ihm selbs erfunden und ohne fremde Beihülfe von ihm ausgeführt worden ist.

Die eingehenden und zux Konkurrenz zugelassenen Arbeiten wer= den auf 8 Tage öffentlich im Akademie =- Gebäude ausgestellt. Die Zuerkennung des Preises erfolgt vor Ende Septembers d. J., und besteht derselbe in einem Stipendium von 500 Thalern auf ein Jahr zu einer Studienreise nah Jtalien.

Berlin, 18. Januar 1843.

Direktorium und Senat der Königl. Akadenie der Künste.

Dr, G, Schadow, Direktor.

Rother.

Beri,

T E T E T S H

Alle ÞPost - Anstalten des In- und Auslandes nehmen HSestel- lung an, für Berlin die Expedition der Staats =- Zeitung: Friedrichsstrassc Ür. 72.

Dienstag den 31 Januar

Das 2te Stück der diesjährigen Geseß- Sammlung, welches heute ausgegeben wird, enthält: die Geseße unter Nr. 2317. über die Aufnahme neu anzichender Personen z

» 2518. über die Verpflichtung zur Armenpflege ;

» 2319, über die Erwerbung und den Verlust der Eigenschaft als Preußischer Unterthan, so wie über den Eintritt in fremde Staatsdienste; sämmtlich vom 31. Dezember 1842; und über die Bestrafung der Landstreicher, Bettler und Ar= beitsscheuen; vom 6. Januar 1843.

Berlin, den 31. Januar 1843, Debits-Comtoir der Geseß

» 4520,

Sammlung.

Zeitungs -Uachrichten.

Auslaud.

E Ne i).

__ Pairs-Kammer. Sitzung vom 24. Januar. (Fortseßzung.) Nach der Abstimmung über das Amendement des Herrn von Turgot be- schäftigte sih dic Kammer mit dem nächsten Paragraphen der Adresse, der folgendermaßen lautet:

„Ew, Majestät zeigen sich mit Jhren Beziehungen zu den fremden Mächten zufrieden. Jn Uebereinstimmung mit Jhren Verbündeten wachen Sie über die Nuhe im Orient, Die Syrischen Christen hatten ein Recht auf Jhre Sorgfalt; sie haben den Schu Frankreichs niemals vergebens in Anspruch genommen. Wir freuen uns, zu hören, was für ihre heilige und gerechte Sache gethan worden is; sie werden die Erinnerung an diese neue Wohlthat bewahren.“ j

Der Marquis von Boissv sagte, daß er nach dem Votum, welches so eben stattgefunden habe, einige Verlegenheii empfinde, indem er über den vorliegenden Paragraphen sprechen solle. Diese Verlegenheit sey für ihn um fo größer, da in dem Paragraphen Ew. Majestät gesagt werde, statt zu sagen, die Krone. (Lebhafte Unterbrechung.) „Jch werde““, sagte der Redner, untersuchen, in welcher Hinsicht die Krone mit ihren fried- lichen und freundschaftlichen Beziehungen zu den Europäischen Mächten zufrieden zu sevn Ursache hat. Sind jene Beziehungen friedlih? Jch glaube es, da man den Donner der Kanonen nicht hört. Sind sie aber auch freundschaftlich ? Genügt es für diesc Bezeichnung, wenn man gegen- seitig (Gesandte afkreditirt? Gehört zu ciner freundschaftlichen Beziehung nichts anderes, als daß man sich gegenseitig erträgt? Sind unsere Be- zichungen zu Spanien freundschaftlih? Hat man in leßterer Zeit von Spanien dasjenige erlangt, was man zu fordern berechtigt war? Nein, es is dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten entschieden ver- weigert worden, obgleich ex sich an eine Macht wandte, zu der ivir noch in friedlichen, wenn auch nicht mehr in freundschaftlichen Bezie- hungen stehen. Jch frage auch den Minister der auswärtigen Angelegen- heilen, ob unsere Beziehungen zu Rußland freundschaftlich sind, ob sie es seyn können, da wir keinen Botschafter mehr in St. Petersburg haben und Rußland keinen mehr in Paris hat? Jch will Jhnen sagen, m. H., warum ich diese Frage stelle: Weil, meines Erachtens, das Aussprechen der Wahr- heit das beste Mittel ist, um s{hnell zum Ziele zu gelangen. Wenn unsere Bezichungen zu allen Mächten wirklich friedlih und freundschaftlich sind, warum hat man gestern die Kammer einzuschüchtern gesucht, indem man auf dieser Rednerbühne die Fahne der Furcht aufpflanzie . ... .““ (Stür- mische Unterbrechung.)

Einige Stimmen: Zur Ordnung!

__ Der Präsident: Die Kammer kann nicht zugeben, daß gesagt werde, daß man auf dieser Rednerbühne die Fahue der Furcht aufgepslanzt habe ; fein Mitglied der Kammer würde es geduldet haben. ; :

Herr G utzot: Jch berufe mich auf das Zeugniß der ganzen Kammer.

Herr von Boissy: Man hat mich nicht verstanden. Als man mich unterbrach, ivar ich noch nicht zu Ende.

Herr Guizot:e Sie hätten niemals anfangen sollen.

Herr von Boissy: Heißt es nicht, die Fahne der Furcht auf dieser Reduerbühne aufpflanzen, wenn man sagt: „Unsere Politik muß be \cchei- den, ruhig und friedlich seyn?“ Jch weiß wohl, daß der Minister der auswärtigen Angelegenheiten das Wort bescheiden, auf welches allein ich anspielte, und welches sicherlich für die Politik eines Landes, wie Frank- reich, unpassend is, aus seiner Rede gestrichen hat, bevor er dieselbe in den Moniteur aufnehmen ließ. :

Der Präsident; Herr von Boissy geht in seinen direkten Anspie- lungen, die sih auf Personen beziehen, zu weit,

Herr von Boissy: Jh habe die Ehre, der Kammer zu bemerken, daß ich zu einem Minister spreche, und daß ih mich vollflommen in meinem Rechte befinde. Jch habe es nicht mit der Person, sondern mit dem Mi- nister zu thun.

Der Präsident: Das Reglement erlaubt eine so direkte Ansprache nicht, Sie haben vollkommene Freiheit, Jhre Bemerkungen zu machen z aber mit der Schicklichkeit, mit der Mäßigung und, ich erlaube mir es zu sagen, mit der Höflichkeit, die für alle Mitglieder der Kammer eine Pflicht ist. Herr von Boissy: Jh werde versuchen, höflich zu sevn, Jch mache hier von meinem Rechte als Pair von Frankreich Gebrauch, indem ich meine Meinung sage, und den Minister interpellire, Wenn ich glaube, daß die Minister sich auf einem falschen Wege befinden, so is cs meine Pflicht ihnen solches zu sagen. J frage daher, wie der Minister mit unseren Beziehungen zu Europa zufrieden sevn kann, da ih einen Zustand der Dinge erblicke, der mir tiefen Schmerz verursacht ? Als ich dieselbe Frage in den Büreaus aufwarf, hat man mir nicht geantwortet. Als ich den Minister fragte, welches unsere Bezichungen zu Spanien wären, erwiederte er mir: „Sie sind, wie sie sind, sie erklären sih von selbst.“ Jch kann mir dieselben aber nicht erklären, besonders wenn man sagt, daß die Krone mit diesen Beziehungen zufrieden is. Jch für mein Theil kann mich ciner so bescheidenen Politik nicht zugesellen. Jch hoffe, der Minister wird uns erklären, warum er mit einer Lage zufrieden is, die mir als schr unbefrie- digend erscheint. i

Herr Guizot: Rede erklärt.

Der in Rede stehende Paragraph ward hierauf angenommen.

Der Graf von Tascher entwickelte demnächst cin Amendement zu Gunsten Polens, welches folgendermaßen lautet:

(Es ist auch Ew. Majestät würdig, den Sympathieen Gchör zn leihen, welhe Frankreich für eine unglückliche Nation empfindet, deren Eristenz durch Verträge verbürgt war.“ Die erste Abstimmung über dieses Amendement war zweifelhaft, bei der zweiten wurde dasselbe mit einer Majorität von 3 Stimmen angenommen, Der fünfte Paragraph des Adreß - Entwurfes, der über die Besiznahme der Marquesas - Inseln spricht, gab dem Grafen Matthieu de la Redorte zu olgenden Be- merkungen Anlaß: Jch halte die kürzlih in dem Südmeer gemachte Er- oberung für sehr unnüß; das Jnuteresse unseres Handels und unserer Schiff-

Ich habe mich über diesen Punkt in meiner ersten

weiß sehr wohl, daß einige Personen sich cinbilden, man werde die Landenge von Panama durchstehen und den ganzen Handel, der über das Vorgebirge der guten Hoffnung nach Asien getrieben wird, diesem Kanale zuwenden. Es ist da- bei nur die einzige Einwendung zu machen, daß der Weg durch den Kanal um 300 Stunden länger seyn würde, als der um das Vorgebirge der gu- ten Hoffnung. Judessen könnte doch der Weg durch die Landenge von Panama von großem Vortheile scyn, wenn die Junseln des Stillen Occaus fultivirt wärenz aber diese Juscln sind nur von Wilden bewohnt, welche an keine Art von Kultur denken, Sie dur Europäer kultiviren zu lassen, ist unmöglich, und da der Sklavenhandel abgeschafft i, so muß man auf diesen (Gedauken ganz verzichten, Jch würde mich über jene Niederlassung nicht beklagen, wenn sie nur den Uebelstand hätte, unnüß zu seyn z aber man wird jenen Punkt in Vertheidigungszustand seßen müssen, und dies wird zu ungeheuren Ausgaben führen, Meines Erachtens sind die Vor- theile der Beseßung der Marquesas - Jnseln nichtig, und die Uebelstände

derselben bedeutend. Der Admiral Duperr{: Die Beseßung der Marquesas-Jnseln hat einen Zweck des kommerziellen und des maritimen Juteresses. Wir hatten feine Verbindungen mit den Küsten des Stillen Oceans, mit Chili; díe Marquesas-Jnseln werden uns zur Anknüpfung derselben sehr nüglich sevn. Ein anderer wichtiger Handelszweck is aber auch noch folgender: die Wallfische hielten sich bisher in den Gewässern von Neuholland und von Neuseeland aufz gegenwärtig ziehen sie sich nach den Gewässern des Stillen Oceans. Wenn wir nicht, in Bezug auf diesen Fischfang, dem Auslande tributpflichtig werden wollen, so müssen wir Ankerpläße in jenen Gewässern haben. Nach einigen anderen Bemerkungen des Ministers ward der Pa- ragraph angenommen und die weitere Berathung auf morgen verschoben.

_ Sißung vom 25. Januar. Nachdem heute das Protokoll der gestrigen Stßung verlesen worden war, verlangte der Marquis von Boissy das Wort und sagte, er glaube, die Kammer auf eine Stelle des Moni= teur aufmerfsam machen zu müssen, von der er hose, daß sie für unrich- tig erklärt werden würde. Der Moniteur bemerke nämlich, daß, als er (Herr von Boissy) bei Gelegenheit einer Unterbrechung gesagt hätte: „Jch war noch nicht zu Ende“, der Minister der auswärtigen Angelegenheiten ihm zugerufen habe: „Sie hätten gar nicht anfangen sollen.“ Er selbst habe diese Unterbrechung nicht gehört, sonst würde er sie nicht ru- hig hingenommen haben; das amtliche Protokoll thue auch derselben keine Erwähnungz aber der Moniteur werde in seiner Berichterstattung über die Debatten für offiziell gehalten, und so frage er denn den Minister der auswärtigen Angelegenheiten, ob jene Aeußerung wirklich von ihm sey?

Herr G uizot: Jch erinnere mich dessen durchaus nicht. Die Kammer ging hierauf zu der Erörterung des sechsten Paragraphen der Adresse über, die bei Abgang der Post noch fortdauerte.

__ Paris, 25. Jan. Die Deputirten - Kammer beschäftigte sich gestern in ihren Büreaus mit dem Geseh = Entwurfe über die außer= ordentlichen und Supplementar-Kredite von 1842, Jn den meisten Büreaus wurden die Kommissarien fast ohne vorherige Erörterung er=

fahrt erheischte auf keine Weise die Beseßung der Marquesas-Jnseln, Jh

nannt, Nur in zwei Büreaus gaben die auf Algier bezüglichen Kre= dite zu einer Debatte Anlaß. Ju dem 6ten Büreau stellte Herr Desjobert, ein erklärter Anhänger der beschränkten Beseßung, Be- rechnungen an, wona die Ausgaben für Afrika sih im Jahre 1842 auf 95 Millionen Franken und die Verluste an Leuten sich auf 8 bis 10,000 Mann belaufen hätten. An Subventionen an die Araber wären gegen 9 Mill. Fr. verausgabt worden, und das Land sey doch keinesweges unter= worfen, sondern nur durch eineüberlegene Stärke unterdrückt. Der Redner fragte, ob man denn immer 82,000 Mann in Afrika, ohne Hoffnung auf irgend einen Vortheil für das Land, unterhalten wolle. Gen Ansicht sey, man müsse innehalten und sich auf die Beseßung des Küstengebiets beschränken. Die Herren Poulle und Lacave- Laplagne-nahmen an der Erörterung Theil. Lebterer machte auf die seit 3 Jahren stattgefundene Verbesserung unserer Angelegenhei= ten in Afrika aufmerksam und wies auf den Nußen der Verwendung inländischer Truppen in Afrika hin. Er suchte darzuthun, wie noth= wendig es für Frankreich f das begonnene Werk mit Beharrlichkeit durchzuseßen. Herr Desjobert ward nichtsdestoweniger zum Kom- missarius ernannt. i

Das Dampfschiff „le Vautour““, welches am 5ten d. von Algier abgegangen war, ist nach 16tägiger stürmischer Fahrt und nachdem man schon ernste Besorgnisse über das Schicksal desselben hegte, glüdck- lich in Toulon eingelaufen. Der General Negrier, bisheriger Öber-= Befehlshaber in der Provinz Konstantine, befindet sich am Bord desselben. i ___ Vei dem leßten Feste, welhes der Englische Botschafter dem diplomatischen Eorps gab, war, außer dem Herrn Duchätel, kein Mitglied des Kabinets zugegen.

Börse vom 25. Januar. Die Verwerfung des Amende- ments in der Pairs-Kammer wirkte heute günstig auf das Geschäft. l a C ci tat / x J f Die 3proc. Rente stieg bei ziemlich lebhaftem Umsaß auf 79. 70.

x" » Paris, 25. Jan. Gestern hat der Präsident ter Depu- tirten-Kammer den Adreß-Entwurf verlesen. Der sechste Paragraph ist ziemlich lang, jedoch sehr gemäßigt und ohne irgend eine Doppel- sinnigkeit Di Man verlangt darin, daß unser Handel unter die aus\chlie li he Oberaufsicht unserer Flagge gestellt werde. Vamit i jedoch nicht gesagt, daß man das Werk der Unterdrüung des Sklavenhandels aufgebe; es wird vielmehr mit darunter verstan- den, daß ein Traktat, ähnlih dem, der zwischen den Vereinigten Staaten und England abgeschlossen worden, an die Stelle der Ver- träge von 1831 und 1833 geseßt werden soll. Die Kammer wünscht den Augenblick, wo dieses Resultat erlangt werde, sehnlichst herbei, d. h. mit anderen Worten, die Regierung erhält die Mission, darauf hin zu wirken, indem die Erfahrung die Nachtheile des Durchsuchungs- Rechts dargethan und die Fortdauer desselben das gute Einverständ- niß zwischen den beiden dabei interessirten Nationen trüben könnte. Dieser Paragraph dürfte niht dasselbe Schifsal haben, wie die Amendements, welche der Fürst von der Moskwa und die Herreu von Turgot und Brigode in die Adresse der Pairs-Kammer wollten ausgenommen wissen; es wird derselbe wahrscheinlich von den Re- E im Palast Bourbon mit großer Majorität aufgenommen verden.

Die Minorität, welche für das Amendement des Herrn von Turgot in der Pairs-Kammer gestimmt hat, war bei keiner Gelegen- heit, selbs niht bei dem Fortifications - Votum, so bedeutend: es waren nämlih 67 Stimmen für und 118 gegen das Amendement. Es s dics, im Vergleich mit der sonstigen M igung und ih möchte fast sagen Schüchternheit der Pairs-Kammer, eine sehr bedeuten! Thatsache. Der Herzog von Broglie hielt bei der Verthei