1843 / 42 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

E R e prr a rp m AL E

é Rertráge zwischen Frankreich ähnlich, ih meine dem Recht, welches s F reen | zt e Sidi und den anderen Großmäct welche die Flaggen einer jeden der fontra- verpflichtet haben, die D E Fall ein Verdacht gegen sie entsteht, zu durch-

irenden Mächte führen, Im Zahre 1824, als Herr Nusb hier Gesandter uchen, (Hör, end Ivar “wurde ein Vertrag, ich kann fast sagen auf der Vereinigten sch Amerika's, zwischen jenem Gesandten und dem ver- den eigenen Wun Lion abgeschlossen, worin das jeßt verlangte Rechi storbenen Herrn gebt Punkte war, Die Schiffe der Bereinigten Staaten einer der zugestan 3 sollten jener Nachforschung (scrutiny) unterworfen werden, und pag e gg E olches Geschrei erhoben wird. (Beifall. ) Die Sache E später S eirsin, nicht des Prinzips wegen, sondern weil man von Seiten der Vereinigten Staaten verlangte, daß das Necht an ihren Küsten nicht ausgeübt werden solle, weil seine Ausübung dort nicht erforderlich sev. Herr Canning weigerte sih, den Traktat mit dieser Ausnahme zu Gunsten. jener Küsten zu ratifiziren, Wären jene Küsten damals ausgeschlossen wor- den, so würde jeßt zwischen den beiden Ländern ein vertragsmäßiges Unter- suchungs (visitation)-Recht bestchen. (Hört, hört!) Jch hoffe, daß denen, die jeßt in der Französischen Kammer so leidenschaftlich sich zeigen, die einem Traktat entgegen sind, der so schr dazu geeignet is, die Sache der Mensch- lichkeit zu fördern, und die in die Vereinigten Staaten dringen , sich diesem zu widerseßen, ihre Bemühungen nicht gelingen werden, Jch für mein Theil betrachte die Bewilligung dieses Rechts nicht als für England besonders wichtig. Die Frage is vielmehr eine für alle Handels- Nationen gleih bedeutende. Es ist die einzige Gewähr, die gegen Betrug erlangt werden kann, und selbst mit Hinsicht auf die merkantile Sicherheit sollte sie von allen maritimen Nationen zugestanden werden. Jch bin da- her bereit, erforderlichenfalls zu beweisen, daß die in der Depesche von 1841 aufgestellte Doktrin des Untersuhungs-Nechts streng beobachtet worden ist, (Beifall.) Was den kürzlich zwischen England und den Vereinigten Staaten unterzeichneten Traktat betrifft, so erkläre ih, daß wir durch denselben un- sere Ansprüche auf das Untersuchungs8-Recht nicht aufgegeben haben, und daß wir nicht der Meinung waren, die Vereinigten Staaten könnten bei Unter- zeichnung jenes Traktates glauben, die Ansprüche auf dies Necht seven von uns aufgegeben. Jm Gegentheil, wir glaubten, daß ein Schritt unserem Ziel entgegen gethan sey, da die Vereinigten Staaten einwilligten , eine Seemacht zur Unterdrückung des Sklavenhandels abzusenden, obgleich wir diesen Schriit keinesweges als ein Acquivalent für irgend ein von uns mit | Hinsicht auf die Untersuchung in Anspruh genommenes Recht betrachteten | oder annahmen, wenn auch die Untersuchungs - Befugniß beschränkt wurde, und wenn wir auch kein neues Untersuhungs-Recht mit Bezug auf Schiffe verlangten, welche bone ide Amerikanische wären und etwa mit Sklaven- handel sich beschäftigten,“ ; 5

Der Redner ging nun zu den inneren Angelegenheiten über und estand zuvörderst ein, daß das Defizit bedeutend sey; man müsse aber bedeuten, daß auf 700 Artikel die Einfuhr=Zölle herabgeseßt worden, daß die Einkommen - Steuer, welche den dadur entstehenden Aus- fällen als Aequivalent habe dienen sollen, noch nicht zu vollständiger Erhebung gekommen sey, und daß in Folge der höchst ungünstigen Aerndte von 1841 ein großer Ausfall in der Malz=Accise entstanden. Allerdings herrsche noch eine empfindliche Noth im Lande, aber man dürfe hoffen, daß die Handels-Verhältnisse sich nah und nach wieder verbessern und die Staats=Einnahmen von neuem steigen würden, Die hierauf folgende Erklärung des Ministers über seine Handels- Politik ist bereits mitgetheilt worden. E | Lord J. Ru\sell besprah zuerst die Jndischen Verhältnisse und |

den Nord = Amerikanischen Vertrag und erklärte dann hinsichtlich der Korngeseße, daß die Erfahrung des vergangenen Jahres ihn in seinen | Einwürfen gegen die fluktuirende Skala und in seiner Ueberzeugung, | | | | | l j | |

daß ein fester Zoll erforderlich sey, bestätigt habe. Bei der jeßigen Skala \tröme der fremde Weizen gerade dann herbei, wenn die Aerndte zu Markte komme, der Garten werde somit gewässert, wenn es zu regnen beginne, Er höre zwar, daß Sir R, Peel noch nicht geneigt sey, wesentliche Abänderungen in den Korngeseßen zu treffen; er sey jedoch überzeugt, daß derselbe sich dennoch späterhin zu wichtigen Abänderungen derselben verstehen werde. Diese aber zurückhalten zu wollen, bis man dazu gezwungen | werde, sey höchst nachtheilig und lasse die Lage des Landwirths wie des Arbeiters in einer s{limmen Ungewißheit, Er unterschreibe kei- | nesweges die Ansichten des Bundes gegen die Korngeseße, aber er wünsche, daß Sir R. Peel etwas vorschlage, was der Agitation ein Ziel seßen könne. Schließlich sprach der Redner gegen die Einkom- men-Steuer und meinte, daß die Geduld, womit die Arbeiter-Bevöl- ferung ihre s{reckliche Noth ertragen habe, in der Thron-Rede mehr Anerkennung verdient hätte.

Die hierauf folgenden Reden der Lords Stanley und Pal-

merston behandelten vorzugsweise die Jndishe und Nord-Amerika- nische Frage, so wie die hinsihtlih der Kreuzer an der Afrikanischen Küste. Die Frage Lord Palmerston's, ob die Zahl dieser Kreuzer vermindert werden solle uud ob sie andere Verhaltungs - Befehle empfangen hätten, wurde von Sir R. Peel verneinend beantwortet, Nachdem noch mehrere Redner über die Noth im Lande gesprochen hatten, wurde die Debatte geschlossen und die Adresse, wie schon ge- meldet, einstimmig angenommen. —_— Jun der Unterhaus-Sihßung vom 3. Februar entspannen sich bei Einbringung des Berichts über die Adresse noch einige De- batten in Bezug auf die staats- und landwirthschaftlichen Verhältnisse, worguf der Bericht ebenfalls einstimmig genehmigt wurde.

London, 4. Febr. Die Adresse des Oberhauses wird Jhrer Majestät durch den Obex = Kammerherrn U werben, uh 6 nächsten Montag wird die Königin die Antwort darauf ertheilen, welche dem Oberhause durch den Oberhofmeister, Graf von Liverpool, mitgetheilt werden wird. Wenn nämlih der Souverain nicht in Loudon ist und das Parlament nicht in Person eröffnet, is es auch nicht gebräuchlich, daß die beiden Häuser \sih in Prozession nach Hofe begeben, um ihre Antworts-Adressen auf die Thron-Rede zu überreichen,

Ju dieser Session haben fünf neue Pairs ihre Sive im Ober= hause eingenommen: Lord Auckland, der zum Grafen erhoben worden, Lord Rodney, der die Pairswürde vou seinem Bruder, Viscount Hill und Lord Vivian, die sie von ihren Vätern geerbt haben, und Lord Ponsonby von Jmokilly, der zum Viscount kreirt ist,

Am Asten d. fand in Liverpool ein großes Bankett der Korngeseb- Gegner statt, dem etwa 1000 der angesehensten Einwohner, so wie die als Anhänger der Sache bekannten Unterhaus - Mitglieder, bei= wohnten. Nach beendigter Tafel wurden die üblichen Reden gehal- ten. In der neuen Halle des freien Handels zu Manchester wurde am Dienstag Abend die erste der großen Versammlungen gehalten, welche der Haupt- Verein gegen die Korngeseße angekündigt hat, Der wesentlihste Zweck dieser ersteu Versammlung war die Bericht- erstattung über die Fortschritte des Ligue-Fonds. Blos eingetragene Mitglieder des Vereins und Abgeordnete aus anderen Städten wur- den zugelassen; dennoch war die Halle gedrängt voll, und man schäßte die ahl 'der Anwesenden zwischen 7000 und 10,000 Personen. Auf der Platform befanden fs außer anderen angesehenen Personen die Unterhaus - Mitglieder Mark Philipps, welcher den Vork führte, Gibson, Dr. Bowring und Brotherton. Nachdem der Vorsibende und De. Bowring, welcher erklärte, daß ihre. Sache, welhe von Millio- nen vertreten werde und die öffentlihe Meinung für sih habe, auch im- Parlamente endlich siegen werde, gesprohen hatten, verlas Herr Wilson die Liste der Städte und Orte, welche bisher zum Fonds des Vereins beigesteuert haben, unter „Angabe des jedesmaligen Betrags, Glasgow steuerte nah dieser Liste 2500, Liverpool 2200, Rochdale 2200, Huddersfield 1805, Leeds 1500, Halifax 1010, Bristol und Ashton under Lyne jedes 1000 Pfd. St, Der Vorsibende der

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Londoner Konferenz gegen die Korngesebe, Herr Taylor, trat nun vor und erläuterte den etwas auffallenden Umstaud, daß die Hauptstadt sich niht in dieser Liste befinde. London bewege sich etwas langsam, die Sache des Bundes werde darum aber uicht min- der daselbst die kräftigste Unterstüßung finden. So viel er gehört, seyen etwa 3020 Pfd. St. gesammelt, diese Summe werde sich aber gewiß mehr als verdoppeln. Noch zeigte Herr Wilson an, daß Manchester selbst fast 7000 Pfd. St. zum Fonds des Bundes beige- tragen habe, Zuleßt wurden eine Menge Beschlüsse gefaßt, welche darauf hinauslaufen, daß die Korngesebe dem Aerbau nachtheilig segen, und daß daher ihre unverzügliche und gänzliche Aufhebung dringend nothwendig sey. Erst spät trennte sich die Versammlung, in welcher gegen 1200 Pfd. St. zum Fonds des Bundes beigesteuert wurden. Die gesammte bisher für diesen Fonds beigesteuerte Summe wird auf mehr als 41,000 Pfd, St. angegeben, Vorgestern ver- sammelte sich der Bund in der Stadthalle, um die Wirkungen der Korngeseße auf die ackerbautreibenden Klassen zu berathen. Herr Cobden war dur ein häusliches Unglück verhindert, beiden Ver= sammlungen beizuwohnen. Auch gestern wurde wieder den ganzen Tag über in der Stadthalle von Manchester verhandelt, und zwar über den Einfluß der Korngeseße auf den physischen und moralischen Zustand des Volkes. Eine große Menge von Geistlichen aus allen Theilen des Landes wohnten dieser Versammlung bei, in welcher Dr. Burns aus Paisley den Vorsiß führte.

Dem Globe zufolge beläuft sich der Stiftungs - Fonds des Anglifanischen Bisthums in Jerusalem \hon auf 10,000 Pfd. St.

Ju London hat si eine Gesellschaft für National-Musik gebil= det, in deren Versammlungen Englische Lieder, Schottische Balladen und Jrische National Melodieen, denen Thomas Moore berühmte Texte untergelegt hat, mit einander abweseln. Man erwartet nun noch einen Barden aus Wales, um für alle Stämme einen mulsikali= hen Repräsentanten zu haben. j H

Graf de Grey, Lord-Statthalter von Jrland, hielt dicser Tage im Schlosse von Dublin sein erstes Lever für die beginuende Saison. Die Aufwartung war sehr zahlreih, und man sah darunter viele Katholiken; „ein Umstand“, bemerkt das Dublin Journal; „der für Se. Excellenz äußerst erfreulih seyn mußte, indem er die Be hauptung Herrn O'Connell's widerlegt, daß der edle Graf von dem gebildeten Theile der Jrländischen Gesellschaft als ein Feind des ka tholishen Bekenntnisses betrachtet werde.“

Die Londoner Blätter beschäftigen sih fortwährend sehr lebhaft mit den Debatten in der Französischen Deputirten-Kammer, besonders so weit sie das Durchsuhungs - Recht betreffen, und die Morning Chronicle äußert bei dieser Gelegenheit, die Aufhebung der beste henden Traktate müsse, selbst wenn England zu derselben seine Zu- stimmung geben wollte, zum Kriege führen, denn sobald jene Ver= träge nicht mehr beständen, würden Kollisionen an der Afrikanischen Küste unvermeidlih. S O i 7

Der Russische Gesandte hat seit einigen Tagen häusige Konfe renzen mit Lord Aberdeen gehabt, bei denen er ost mit dem Franzü= sishen Gesandten zusammentraf. / -

Der Herzog von Sussex will der Taufe des jungen Sohnes und Erben Lord John Russell’s persönlich als Zeuge beiwohnen, :

Daß, wider Erwarten, Spaniens in der Thron-Rede gar nicht erwähnt worden ist, hat die Spanischen Fonds zwar etwas gedrückt, scheint indeß feine Besorgniß vor weiteren Verwickelungen der Spa-= nischen Angelegenheiten rege gemacht zu haben.

e Del ano Ee

Aus dem Haag, 5. Febr. Die Auswechselung der Rati ficationen des Niederländisch - Belgischen Vertrags vom 5, November hat heute im Hotel unseres Ministeriums der auswärtigen Angele= genheiten stattgefunden,

E Deutsche Bundesstaaten.

Múnchen, 4. Febr. (Augsb. Abendztg.) Den so eben ausgegebenen gedruckten Protokollen zufolge kam in der neunten Siz- zung der hohen Kammer der Reichs-Räthe am 28. Januar der An- trag von 36 Abgeordneten protestantischer Konfession auf Aufhebung der Kriegs - Ministerial - Ordre vom 14. August 1838, „die Kniebeu= gung vor dem Sanctissimum betreffend“, zur Berathung, Der Re-= ferent des dritten Ausschusses hatte ein sehr erschöpfendes Referat über diesen eben so wichtigen als zarten Gegenstand verfaßt, welches am Schlusse so lautet: „Ju Erwägung der angeführten Gründe, dann im Betrachte, daß der Beschluß der Kammer der Abgeordneten, indem er sich die Vorstellung der 36 protestantischen Abgeordueten aneignete, und sie nur als Modification des Petitums der Lebteren bezeichnet, stetshin einen indirekten Vorwurf über verleßte Verfassung enthält, welcher nach Referentens innigster Ueberzeugung aus den angeführten Gründen niht fundamentirt is, und im Hinblike auf den Umstand, daß der gegenwärtige Landtag sowohl in der Thron-Rede als in den Adressen beider Kammern, als ein Landtag gegenseitigen Vertrauens bezeichnet

wurde, trägt Referent auf einfache Nichtzustimmung an,“ Der F Aus\chuß verfaßte hierauf in seiner Sißung am 24. Januar nach= / Ju der heutigen Sißung des Herr Referent Jhren Bor= f trag. Nachdem in der hierauf eröffneten allgemeinen Diskussion f

„Protokoll.

stehendes Protokoll : erstatteten der

dritten Aus\chusses

von mehreren Mitgliedern des Ausschusses der so umsichtsvollen und gediegenen Weise, mit welcher der Herr Referent diesen sto zar- ten Gegenstand behandelt hat, vollkommene Anerkennung geworden war, wurde bei der durch den Herrn Präsidenten veranlaßten Ab- stimmung der Antrag des Herrn Referenten auf einfache Nichk- zustimmung aus den von demselben bezeichneten Motiven mit vier Stimmen gegen eine Stimme angenommen, dabei jedoch einstimmig die Zuversicht ausgesprochen, daß, nachdem ein Theil der prote- stantischen Bewohner des Königreichs sich in ihrer Glaubens-= und Gewissens - Freiheit beengt fühle, bereits Aufregung und Erbitterung der Gemüther entstanden sey und bei dem Fort- bestande dieser Verhältnisse namentlich die Befürchtung ein- treten könnte, das Wohl des Landes, den Religionsfrieden gestört zu sehen, mit vollem Vertrauen von dem erhabenen Monarchen Bayerns, dem diese Zustände jeßt niht mehr verborgen geblieben, erwartet werden fönne, daß Er in Seiner Weisheit, in Seiner Gerechtigkeit die geeigneten Maßregeln treffen werde, um die Gewissensberuhigung Seiner protestantischen Unterthanen herbeizuführen.“ (Folgen die Unter= schriften.) Jn der Sihung selbs sprahen aht Herren Reichsräthe über den Gegenstand, so wie der Herr Referent. Auf die Umfrage des ersten Präsidenten: Will die hohe Kammer dem Antrage ihres brials Ausschusses beistimmen ? wurde dieselbe mit 25 gegen 1 Stimme ejaht.

München, 4. Febr. Die in Nürnberg bestandene Bau - Jn= \pection des Ludwig=-Kanals i} auf Befehl des Königs aufgelöst und die Vorstände derselben, Freiherr von Pechmann und Friedrih Bey= chlag, zum ordentlichen Dienst bei der obersten Bau - Behörde einbe- rufen. Die Sections-Jugenieure haben die warne el rüdständi= gen Arbeiten zu fördern, vis dann bei demnächst bevorstehender Voll=

E grandiosen Werkes die Kanal - Administration ins Le- enu tritt,

Professor De. Maßmann hier hat von Sr. Majestät dem König von Preupen für sein Werk „König Eraclius, ein Mittelhochdeutsches und Altfranzösisches Gedicht des 12ten Jahrhunderts“ die goldene Huldigungs-Medaille erhalten. : :

E _Dresden, 2. Febr. Se. Majestät der König haben den Mu- sif-Direktor Richard Wagner zum zweiten Kapellmeister bei der Kö- nigl. Kapelle ernannt,

Sigmaringen, 22. Jan. (Schw äb. M.) Unser Landtag ist am 19ten d. M. durch den dirigirenden Geheimenrath Freiherrn Schenk zu Schweinsberg geschlossen worden. Die Ergebnisse dessel- ben fönnen als sehr ersprießlih für das Land bezeichnet werden. Außer einigen kleineren Geseßen, wie z. B. Abschaffung der körper= lichen Züchtigung bei Militair= und Civil-Behörden, Verbesserung des Gerichts\tandes und Rekurszuges in der Strafrechtspflege, über das Verfahren bei unbedingten Zahlbefehlen 2c, wurden verabschiedet : eine sehr umfassende Dienstboten-Ordnung, ein Geseß über die Er- rihtung einer Verwahrungs- uud Besserungs - Anstalt für gemein= shädlihe Menschen, über die Einführung einer Malzsteuer und Wirth- \hafts - Abgaben, sodann ein Sportelgeseßs. Das Malzsteuer- geseß hebt alle bisherigen Wirthschasts- und Getränke - Productions- Abgaben auf und führt dagegen eine Malzsteuer für die Bier - Pro=- duction und Wirthschafts - Abgaben ein. Für die Vereinfahung der Abgaben für gerichtliche und rechtspolizeiliche Functionen is sehr widh- tig das Sportelgeseß, welches die bisher zur Landes - Kasse bezogene Stempel-Abgabe, sodann die gerichtsherrlihen Taxen, alle Gewerbs- Konzessions- und Recognitionsgelder, die Revisions - und Abschrists-, so wie die Amtsdiener - Gebühren, niht minder einen großen Theil der Jndustrial - Gebühren der Justiz= und Verwaltungsstellen aufhebt und dagegen nur eine Abgabe unter dem Namen Sportel einführt. Dieses Geseß wird s{chwerlich finanziellen Nutzen für die Landes - Kasse, dagegen aber große Vortheile für die Vereinfachung des Sportelwesens und Erleichterung für die Unterthanen zu Folge haben. Das Finanz-Geseß für 1843 46 enthält im Wesentlichen dieselben Positionen, als das für die Jahre 1840— 43; nur Erhöhung der Ausgabesäße für Schullehrergehalte, für die öffentlichen Erziehungs - Anstalten, für Landwirthschaft und Gewerbe, au einen neuen Saß für Verbesserung der Pferdezucht, Ein umfassendes Projekt unserer Regierung, den Uebergang der ge- sammten unteren Gerichtsherrshaft (die theils den landesherrlichen, theils den standesherrlihen Domanial - Verwaltungen zusteht) mit Lasten und Vortheilen auf die Landeskasse betreffend, is auf diesem Landtage nicht zum Schlusse gekommen,

Lübe, 28. Jan. (A. Z.) Die Anerkennung, welche dem einer unserer ersten Familien angehörenden Dichter Em. Geibel von Sr. Majestät dem König vou Preußen durch Bewilligung eines Jahrgehaltes von 300 Rthlr. zu Theil wurde, hat hier in allen Krei- sen die freudigste Sensation erregt. Eben stand der junge Dichter im Begriff, zu einem sogenannten Brodstudium überzugehen und sich nah Spanien zu begeben, um dort seine bereits in Griechenland be- gounenen Studien der romauischen Literatur fortzuseßen und sih so für ein akademisches Lehrfah auszubilden, doch die Munisizenz des Preußischen Monarchen hat ihn nun in die angenehme Lage verseßt, ganz der edlen Dichtkunst zu leben ; statt nah Spanien, wird er si nun an den Rhein begeben, wohin ihn zunächst das Verlangen treibt, Freiligrath kennen zu lernen,

XckX Frankfurt a. M., 7. Febr, Der Kaiserlih Oester= reichische Hofrath, Baron Nell von Nellenburg, hat nach mehrmonat- lichem Aufenthalt gestern unsere Stadt verlassen, um nach Wien zu- rüdckzukehren. Die Convention zwischen der Kaiserlich Oesterreichischen Regierung und der fürstlih Thurn und Taxisschen General-Direction iu Betreff der Aufhebung des Frankaturzwanges und der Ermäßigung des Briesporto?s is, wie bereits gemeldet, zu Stande gekommen,

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O cle. 2,0).

Preßburg, 3. Febr. Die hiesige Zeitung berichtet aus dem Raaber Komitat: „Die von der Königlichen Ungarischen Statk- halterei verordnete Vermögens-Conscription der Juden wurde aus dem Grunde nicht ausgeführt, weil die israelitische Bevölkerung des Lan= des vermittelst des Geseß-Artikels 29 v. J- 1840 ein Recht erlangt hat, im Lande zu wohnen, daher sie niht mehr wie ehedem gedul= det wird und also zur Zahlung einer Duldungssteuer nicht angehalten werden kann, besonders da die Juden an allen sonstigen, dem hrist- lichen Kontribuenten obliegenden Lasten Antheil nehmen und zur Zahlung der Toleranzsteuer durch kein Geseß verpflichtet sind,“

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Four, 29. Jan. Die Vorboten des Frühlings sind zwar be- reits eingetroffen: die Mandelbäume stehen seit acht Tagen in der Blüthe, der Hollunder hat Blätter getrieben, n _den Gärten blühen die Rosen und andere Blumen; aber die Nächte sind seit einigen Tqg- gen empfindlich kalt, und die Berge um Rom herum haben sich mit Schnee bededckt.

———_ Spanien.

Barcelona, 28. Jan, Die Provinzial - Deputation hat in einer offiziellen Mittheilung an den politischen Chef förmlich erklärt, daß sie unter keiner Bedingung irgend eine Vertheilung von Steuern vornehmen werde, die uicht von den Cortes bewilligt worden seyen.

Da die Quartier - Kommissarien sich geweigert haben, die Trup- pen-Detaschements zu den Bürgern zu begleiten, welche noch T der Zahlung der Contribution rückständig sind, so hak der Sven i api- tain E 25 E in R D iGeon führen lassen,

einigen Stunden jedoh wieder in Frethett f y Dir E p aNP ta nend der Augenblick sey e, wo alle Journale sich gegenseitig ate Ub De Da die Sei ü ;¿ er werde do s T i ) tén S lebtere Blatt verspricht seinerseits, sich mit den übrigen Blättern gegen die R E Verfassung und der den Bürgern gegebenen Garantieen zu verbinden.

der Spanischen Gránze, 29, Jan. Zur= bano cal m0 Beendigung seiner Juspections - Reise am 24. Ja- nuar Junquiera verlassen und sih nah Figuieras zu begeben, wo er sein Hauptquartier au n e

Der Spanische Konsul in Perpignan hat den Befehl erhalten, den Spaniern keine Pässe mehr nah Catalonien zu geben, Die Gründe einer #0 strengen Maßregel kennt man nicht.

65 Paris, 5. Febr. Die heute eingetroffenen Barceloneser Zeitungen wissen nichts von einem neuen Aufstands=Versuche, der, ge-

wissen Pariser Blättern zufolge, in der Catalonischen Hauptstadt statt- gefunden haben sollte. Dagegen schildern sie allerdings die Lage der Stadt und die Stimmung ihrer Einwohner in den düstersten Farben. Es ist offenbar nicht bloß Hartnäckigkeit und Geist des Widerstandes, wenn die Barceloneser sih bei der Einzahlung der ihnen aufgelegten Contribution so langsam zeigen. Ein großer Theil der Bürger von Barcelona scheint wirklih unfähig zu seyn, die ihm abverlangten Bei- träge zu jenen leidigen zwölf Millionen zu liefern. Man liest ergrei= fende Schilderungen der Anstrengungen und Opfer, welche es einzel- nen Steuerpflichtigen gekostet hat, ihren Autheil an jener Steuer auf- zubringen. Der General Seoane selbst scheint sich überzeugt zu haben, daß alle Mittel der Härte nicht hinreihen werden, um jene zwölf Millionen zu erpressen, und man versichert, daß er die Regierung ge beten, entweder von der ihm vorgeschriebenen Strenge nachzulassen, oder seine Entlassung als General-Capitain von Catalonien anzuneh- men, Das Ayuntamiento der Stadt is, im Gefühle seiner Ohnmacht zum Schube der seiner Obhut anvertrauten bürgerlichen Juteressen, auseinandergegangen, nachdem es seine regelmäßige Entlassung durch den General Seoane verweigert gesehen. Mehrere seiner Mitglieder haben heimlich die Stadt verlassen, oder aber sich versteckt, so daß keine vollzählige Versammlung der städtischen Behörde mehr zusam- mengebraht werden fann. Die unteren Munizipal-Beamten, die Vier- tels-Alkalden, sind der Haft wieder entlassen worden, welche die mili tairische Behörde gegen sie verfügt, weil sie sich geweigert, die Executions Truppen in die ihnen bezeichneten Wohnungen der Widerspenstigen und Säumigen zu führen, Dieses Amt ist jetzt den städtischen Pedellen über tragen, welche in regelmäßigen Zeiten die Functionen der Steuer

Exefutoren versehen, aber gleichwohl |ößt die Execution auf häufige |

Schwierigkeiten, die daher rühren, daß fast alle Einwohner der Stadt die Nummern ihrer Häuser zerstört haben. i __ Die Spanisch - Französischen Verwickelungen sind bis jeßt noch nicht so weit gediehen, als es anfangs schien. Vor allen weiteren Maßregeln scheint die Französische Regierung die Antwort auf die leßte an den Herzog von Glüdsberg geshickte Depesche abwarten zu wollen, in welcher, unter Wiederholung der als Ultimatum gestell ten Forderung eine Frist von drei Tagen gestellt worden i}, binnen welcher die Spanische Regierung sih entweder für die Genugthuung entscheiden oder die Abreise des Französischen Geschäftsträgers ge: wärtigen sollte. Unwahrscheinlich is es übrigens jedenfalls, daß das Madrider Kabinet in Folge dieser lebten Drohung seinen der Fran zösischen Regierung bereits mitgetheilten Entschluß ändern werde. —— E

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Konstantinopel, 19. Jan. (A. Z) Die Wahl G. Bi besco’s zum Hospodar der Wallachei is von der Pforte bestätigt, Der Berat darüber ist in der Expedition begriffen, und der Groß- herrliche Commissair zur Justallirung des neuen Fürsten wird uächstens ernannt werden.

Hinsichtlich Serbiens hat der Russische Botschafter in seiner neuesten Note die gutwillige oder erzwungene Entfernung des Alexan- der Georgiewitsch aus Serbien und die Vornahme einer neuen Für= stenwahl mit energischer Bestimmtheit verlangt,

InlauDdD.

Berlin, 10, Febr. Das Justiz -= Ministerialblatt publi- zirt nachstehende Allerhöchste Kabinets - Ordre :

„Da es in neuerer Zeit öfter vorgekommen is, daß Festungs - Gefan- genc während ihres Arrestes unerlaubte Verbindungen nach außen unter- halten haben, so sollen in Zukunft solche Jndividuen, welche zu Festungs- Arrest verurtheilt worden und nah den obwaltenden Uniständen verdächtig sind, daß sie einen unerlaubten Verkehr nach außen zu unterhalten suchen werden, unter Ausschließung der Festung Spandau, nur nach folgenden Festungen geschickt werden, als Weichselmünde, Graudenz, Stettin, Magde- burg, Silberberg, Glaß, Neiße, Kosel, Wesel und Ehrenbreitstein. Die Ministerien des Krieges und der Justiz haben zur Ausführung dieser Be- stimmung das Erforderliche zu veranlassen. 7

Charlottenburg, den 22, Dezember 1842,

Friedrich Wilheln, An die Ministerien des Krieges und der Justiz.“

Dasselbe Blatt enthält auh nachstehenden Allerhöchsten Ka- binetsbefehl:

„Jch bin aus den in Jhrem Berichte vom 20sten v. M. entwickelten Gründen damit einverstanden, daß die Bestimmung der Neskripte vom 19. Dezember 1796 und vom 24. Februar 1800, nach welcher die von der Krone verschenkten Güter in Südpreußen nicht an Eingeborne des ehemaligen Polens veräußert werden sollten, durch die Geseßgebung des vormaligen Herzogthums Warschau aufgehoben worden und durch die Wiedereinführung der Preußischen Geseze nicht wiederhergestellt is, Jch genehmige demnach, daß alle auf Grund jener Resfripte in den Hopothekenbüchern eingetragene Vermerke von Amts wegen gelöscht werden,

Berlin, den 19, Januar 1843,

Friedrich Wilhelm, An die Staats-Minister Mühler und Graf von Arnim,“

Erfurt, 7. Febr. Die hiesige Stadtverordneten-Versammlung hat si, wie die Erfurter Zeitung berichtet, für die Veröffent- lichung ihrer Verhandlungen durch den Dru erklärt,

Dasselbe Blatt meldet: „Dem Vernehmen nah sind die Verhandlungen über den Bau der Thüringisch - Sächsischen Eisenbahu jeßt so weit vorgeschritten, daß die wirkliche Ausführung des großen Werkes keinem Zweifel mehr unterliegt. Diese wird unter Leitung einer in Erfurt ihren Siß nehmenden Preußischen Central - Behörde geschehen.““

In der heute stattgefundenen sehr zahlreih besuchten Versamm- lung unseres Gartenbau = Vereins zeigte ein Mitglied desselben eine Partie Kartoffeln vor, die nach einer neuen Kultur-Methode gewoi1= nen wurden. Die Legung der Saamen =- Kartoffeln erfolgte nämlich erst Anfang August in einem locker bearbeiteten Boden 4 bis 6 Zoll tief; die troß. der vorjährigen Dürrung freudig emporgewachsenen Pflanzen blühten im Oktober und wurden beim Eintritt der ersten Kälte mit Stroh bedeckt, um die Knollen bis zu ihrer gehörigen Reife vor den Einwirkungen des Frostes zu schüßen. Die vor einigen Ta- gen theilweis herausgenommenen Knollen zeichneten sich, obwohl noch nicht gehörig gezeitigt, dur ihre Größe und Schönheit aus, und die im Monat März vorzunehmende Haupt-Aerndte verspricht in je- der Hinsicht ein befriedigendes Ergebniß.

Neuß, 5. Febr, (Düsseld. Z.) Eine neue Königl, Gnade ist unserer Stadt zu Theil gèworden, Die jüngste Allerhöchste Be- willigung eines Zuschusses von 10,000 Rthlrn. zu dem Restaurations= Bau unserer Münsterkirhe noch im frischen, dankbaren Gedächtniß bewahrend, wurden wir heute durch die frohe Nachricht über= rasht, daß Se, Majestät die Einrichtung eines Haupt - Steuer- Amtes und damit verbundenen Packhofes in hiesiger Stadt zu enehmigen geruht haben. Die immer mehr sih entwickelnde ommerzielle Bedeutsamkeit unserer Stadt, welche zur Sicherung ihrer Verbindung mit dem Rhein auf die Schiffbarmachung

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des Erft - Kanals erst vor einigen Jahren die ansehnlihe Summe von 80,090 Rthlr. verwendete, hatte eine solhe Einrichtung hon lange als ein täglich fühlbares Bedürfniß herausgestellt. Bei dieser Anordnung is zugleich die industrie- und fabrikreiche Gegend von Gladbach, Rheydt, Viersen, Grevenbroich, Wevelinghoven 2c. in hohem Grade betheiligt, und es werden diese Nachbarstädte den gan=- zen Werth dieser Königlichen Gnade, und die für eine regere Ge- werbthätigkeit daraus hervorgehenden großen Vortheile mit uns ge- hörig zu würdigen wissen.

Bevölkerung von Netv- York.

O New- York, 14. Jan. Vor wenigen Tagen i} hier ein interessantes statistisches Dokument zur Oeffentlichkeit gebracht worden, das auch für das gesammte Ausland von Juteresse is, Dasselbe besteht in einer Uebersicht der fortschreitenden Zunahme der Bevöl- ferung der Stadt New - York, welche man füglich das London oder Paris der neuen Welt nennen kann. Diese Zunahme i} verhältniß- mäßig beträchtlicher, als die der Bevölkerung der Amerikanischen Union in Masse genommmen, ja, man kann sagen, sie hat vielleicht nicht ihres Gleichen in der Welt. Um dem Leser dies recht auçzenschein- lih zu machen, will ich die vergleichende Uebersiht des steigenden Wachsthums beider hier einander gegenüberstellen.

New-York. 9 Im Jahre 1800

Vereinigte Staaten.

60,489, Fm Jahre 1800 31305, 920; » » 1810 96,373. , ) 7,239,814. » » 1820 120 700. ) 18200 9038131, 48380... 208,007) 12,866,920. O 1840 ei 312,710, | 17,062,566.

“Die Durchschnittsziffer der Zunahme der Bevölkerung der Stadt beträgt mehr als 51 pCt, für jede Periode von zehu Jahren seit 1800, und die des Landes in seiner Gesammtheit genommen ein wemg unter 34 pCt. Seit 1820 war das Verhältniß für einen gleichen Zeitraum 62 pCt. für die Stadt und nur 33 für die ge

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» »

Wenn diese Zunahme auf dem Fuße von 51 pCt. für jede Pe riode von 10 Jahren bis zu Ende des neunzehnten Jahrhunderts fortdauerte, würde die Bevölkerung von New-York betragen: | Im Jahre 1850 472,192 Im Jahre 1880 1625/7300 |

» » 1860 713,009 » » |

S0 1076048 o » 49004 8/7060820 | Wenn andererseits die Vereinigten Staaten in dem Verhältnisse | fortwährend an Bevölkerung zunähmen, das sie seit 1800 befolgt | haben, so würden sie im Jahre 1880 eine Bevölkerung von wenig= stens 52 Millionen, und im Jahre 1900 von 92 Millionen erreichen.

Mag man nun auch zugeben, daß die bisherige Proportion des | Wachsthums der Volkszahl nicht immer auf gleicher Höhe sich erhal= ten wird, und daß die hier in Aussicht gestellten Resultate also auch nicht vollkommen si verwirklichen werden, \o bleibt doch nichtsdesto- weniger gewiß, daß Amerika mit wahren Riesenschritten einer großen Bestimmung entgegenstrebt, und daß, wie ein hiesiges Blatt sich aus drückt, allerdings die neue Welt eines Tages ihrer älteren Schwester eine Ruhebett darbieten kann, ohne selbs im Geringsten dadurch be= lästigt zu werden. :

Jndeß muß man gestehen, daß die gegenwärtigen Gäste gewis ser Theile des verheißenen Landes noch ziemlich shlecht gebettet sind, noh \{lechter aber ihre Gläubiger. Die Bewohner von Jllinois geben dafür ein sprechendes Zeugniß. Ueberall ertönt dort der Klage- ruf über das herrschende Elend. Der Gouverneur des Staates hat in seiner Botschaft an die Legislatur ein trauriges Gemälde von der finanziellen Lage desselben entworfen: er verkündet laut die absolute Unmöglichkeit für den Staat, seine Schuld, die uicht weniger als 11 Millionen Dollars beträgt, zu bezahlen, und {lägt vor, den Staats-Gläubigern 500,000 Aer Landes au Zahlungsstatt anzubie ten. Nach dem Preise, in welhem dort Grund und Boden stehen, würde dies den Staats-Gläubigern von Jllinois etwa se chs Prozent ihres Guthabens geben, allerdings eine {limme Aussicht für die gut- müthigen Leute, welche sih herbeigelassen haben, jenem Staate ihre Kassen zu öffnen. Sie mögen sich immerhin mit der Wahrheit trö sten, daß ses Cents für einen Dollars doh noch besser is als gar nichts. Anderwärts, und selbs im Staate New-York, steht man ebenfalls niht glänzend. Doch darauf werde ih ein andermal zu- rüdtfommen.

Briefe von der Aegyptischen Exvedition

des Professor Lepsius. |

(Fortseßun g.) Gizeh, im Zelt bei den Pyramiden, 1. Jan.

Hier, an der Spiße des Delta, wo das Wüsten = Plateau, das bisher von Norden her, die westliche Seite des Delta entlang, in südöstlicher Richtung strich, uun in fast gerade südlicher fortgeht, bildet sich, gerade an der Ecke, sldlich von Kahira, nördlich von der Stätte des alten Memphis, eine etwas vorspringende Terrasse in un- regelmäßigem Viereck, von etwa 4000 Fuß ins Geviert. Diese hat sih die vierte Dynastie Memphitischer Könige (nach Manetho) zum Begräbnißplaß ausersehen und auf der Diagonale derselben die drei Riesenwerke erbaut: auf der nordöstlichen Ecke Cheops die große Py ramide, auf der südwestlichen Mykerinus die kleine, in der Mitte des ganzen Plateaus Chefren die zweite; rings um sie her dehnt sich ein ungeheures Gräberfeld aus jenen uralten Zeiten, Mit der Er= forshung dieser bisher viel zu wenig beachteten Monumente (das Juteresse hatte sich bisher fast ausschließlih Theben und den Dyna- stieen der Amenophis und Ramses zugewandt) fand ich unsere Expe- dition beschäftigt, die seit dem 9, November hier weilte und wohl noch einige Tage bedarf, um mit der reihen Ausbeute auch nur eini= germaßen abschließen zu können, Vom Fuß der zweiten Pyramide geht ein tiefer Einschnitt durch das Plateau östlich in die Cbene hinab; in diesem, geschüßt vor den jeßt herrschenden West-Stürmen, stehen unsere Zelte; auf erhöhtem Hügel daneben die Preußische Flagge. Ein anderer Theil unserer Gesellschaft hat \sih die nahen Felsengräber zur Wohnung eingerichtet, und ähnliche Räume dienen uns zur Küche, zu Magazinen, zur Stallung für unsere Kameele und Esel. Daß wir auf solche Weise nur diejenigen gebrauchen, in wel- chen si keine Hieroglyphen finden, versteht \ih von selbst.

Hier beginnt denn immer frühmorgens in der {chweigenden Wüste ein reges Lebenz wenn bei Jhnen noch Alles in tiefem Dunkel begra- ben liegt (bei uns geht die Sonne jeßt vor 7 Uhr auf, und wir sind zugleih um eine ganze Stunde Jhnen in der Zeit voraus), vergol= den die ersten Strahlen die Spißen der Pyramiden, und bald steigt die goldene Kugel mit ihrem siegreichen Glanz auch für uns über das östlihe Gebirge herauf; dann fommen aus dem nahen Dorfe unsere Arbeiter und harren, im Kreise kauernd, daß man sie an die verschie- denen Orte ihrer Bestimmung sendez auch unsere Gesellschaft zer= streut sich noch in der frischen Morgenkühle (wir haben oft nur 42° R. gehabt bei Sonnen-Aufgang) an die Arbeit; und nun be-

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sammte Union. |

| | für die Sprache, wie für die fkünstlerishe Entwickelung und für die | | | ' |

| ginnt der Tag warm zu werden. Von unendlicher Schönheit und Lieb- | lichkeit sind diese stillen und heiteren Tage, wie wir deren in der vorigen

Woche viele gehabt haben ; danu leuchtet die massenhafte, durch Licht und Schatten wunderbar durhbrochene Wüste in ganz eigenthümlich ernsten, braunen, rothen und gelben Tönen; das fruchtbare Nilthal

| ist, wie eine Sammetdecke, aus Grün und Schwarz zusammengeseßt ;

zwischendurch ziehen sich blau leuchtende Kanäle, erheben sich, in ma- lerischen Linien, Dörfer aus Palmenhainen und fernhin die weißen Minarets von Kahira; darüber liegt an der Spiße des Mokattam- Gebirges die Citadelle in scharfen Linien; am Gebirge selbst aber zeichnet sich jede Schlucht, jede Felsbildung bei der heiteren, flaren Luft in

| den deutlichsten Formen und Umrissen, obgleich Alles mit dem reizend=-

sten violetten, lilarothen Duft übergossen ist, und über dem Allen

wölbt sih der wolkenlose Aether in tiefolauer Pracht! Freilich sind

nicht alle Tage so schön; wir haben auch kalte, bezogene und stürmische Tage, an denen wohl einmal ein Zelt zusammenstürzen will und man sich gern zu einem Freunde in sein Grab flüchtet. Fast immer aber sind die Sonnen-Untergänge von einer nicht auszusprechenden Schönheit :

| | da erglänzt der westliche Himmel unten in oraugefarbener Gluth, oben D

in rosenrothem Licht, bis zum Zeuith hinauf; das Gebirge aber in | goldenem Purpur, Dann kommen Deutsche und Araber aus allen Grä= | bern und Thälern zurück; Letztere hocken im Kreise nieder, in ihre weißen Mäntel gehüllt, auf die Bezahlung wartend ; die Männer bilden einen, die Kinder einen zweiten Kreis, und so geht Alles in seiner Ordnung. Ein Grab ist unser Eßzimmer; daß die lange Türkische Pfeife und der Kaffee in seinen kleinen Schälchen, die statt der Untertasse ein metallenes Täßchen haben, nicht fehlen, versteht sih von selbst. Aber von der Pracht und Herrlichkeit des Sternenhimmels können Jhnen selbst die klarsten deutschen, ja auch die römischen Nächte noch feinen Begriff geben. Gerade über uns leuchtet der Orion, unter ihm der Canopus, deu Europa nicht kennt; dagegen hat der Polarstern sich hon tief gegen den Horizont geneigt, und der große Bär ist nicht mehr „untheilhaftig der Salzfluth.““

Wenn uns so die Natur in ihrem täglichen Kreislauf die reih= sten und interessantesten Erscheinungen darbietet, an denen sich unser eigenes Leben regelmäßig und gleichförmig abspinnt wie verschieden von dem Jhrigen in der winterlich bewegten Hauptstadt #o sind die geschichtlichen Fäden, die uns mit einer Vergangenheit von 5000 Jahren verknüpfen, wahrlich niht weniger bedeutend und großartig. Eine große Karte dieses ganzen merlwürdigen Plateaus, auf Grund der trefflichen Wilkinsouschen entworfen, aber in manchen wichtigen Punkten mit unsäglicher treuer Arbeit unseres Architekten bedeutend verbessert, wird Jhnen einmal den staunenswerthen Reichthum dieser Ge- gend darlegen. Jede Pyramide bildet den Mittelpunkt eines Gräberfeldes, auf welchem die Verwandten, Priester und hohen Beamten des Königlichen Erbauers begraben liegen, theils in Kammern in den Felsen ausge- hauen, theils in hohen Malen, die in oblonger Gestalt mit schrägen Wänden und flachen Decken meist etwa 12 Fuß hoh aufgebaut sind, als solide Würfel aus gewaltigen Quadern. Jn diesen Malen findet sich dann meist eine Kammer voll reicher Hieroglyphen und bildlicher Darstellungen, die als Kapelle gedient haben mag, und hinter der= selben ein tiefer Schacht oder Brunnen, Aehnlich ist die Einrichtung der Felsen-Gräber, und die Gesammt-Anschauung dieser Denkmäler giebt die überraschendsten Aufschlüsse über die Bedeutung der Pyra- miden und ihr Verhältniß zu den vor ihnen erbauten Tempeln. Die Hieroglyphen und Darstellungen in den Gräbern, aus denen frühere Reisende nur einzelne pifante Lebensscenen ausgezogen, sind sowohl

Geschichte jener uralten Zeit sehr wichtig, und die Reihenfolge der Namen giebt manchen fehlenden historischen Anhaltpunkt. Manch= mal fönnen wir eine und dieselbe Familie in verschiedenen Gräbern durch drei Geschlechter hindurch verfolgen. Der künstlerische Cha- rakter dieser uralten Hieroglyphen is, in fester, gesunder Derbheit und Wahrheit, sehr eigenthümlih ausgesprochen, und sehr bald #o0=- wohl von der Blüthezeit der Thutmosis und Sesostriden, als von der Eleganz der Psammetiche zu unterscheiden. Aus ersterer finden sich hier nur einzelue verlorne Spuren; der große Sphinx, dessen Inschrift-Tafel wir zum erstenmal genau haben, ist bekanntlih von einem Thutmosis ; aus der Zeit der Psammetiche, circa 700 vor

| Christi, aber hat sich eine ganze Gräber=Gruppe zwischen die vielleicht

schon damals sehr zerstörten Bauten der urältesten Zeit eingenistet.

Aber keine Karte, keine Worte, keine Vilder können Jhnen den

Eindruck dieser Stätte der Herrschaft des Todes geben! Mit den Pyramiden aber geht es wie mit dem Kolosseum von Rom: das Auge oder die Seele kann den Eindruck ihrer Größe nicht festhalten, und man wundert sich immer von neuem darüber, wenn man den Blick wieder darauf richtet. Die ungeheure, riesenhafte Masse is in die einfachsten geometrischen Formen eingegränzt ; sle wirkt ganz als Masse und ist doch auch durch die Form vollkommen beherrscht, darum erdrückt sie nicht mehr; der Geist hat ihr schon sein Siegel aufgeprägt. Interessant is es mir, bei diesem Anblick ui rer Germanischen Baukunst zu gedenken, deren vollkommenstes Mei= sterwerk, den Kölner Dom, ich noch vor kurzem in all seiner Pracht gesehen, und dessen Eindruck mir daher so lebendig vor Augen steht. Da hat der Geist sich in einen Kampf mit der Masse eingelassen und hat sie überwunden ähnlich wie sie im Organismus über= wunden is durch das Lebens-Prinzip, und zulett, mit freiem heiteren Spiel der Willkür über der ursprünglichen Geseßmäßigkeit \{webend, entfaltet sih dort jede Linie in immer neue Blüthen und Gliederz die einfache, zu Grunde liegende mathematische Linie i wie durch einen reichen Schleier verhüllt, wie mit den freien schwellenden Formen des Lebens umkleide. Hier dagegen kommt Alles darauf an, daß die einfache mathematische Linie in der Masse selbs sich ganz und klar dem Auge entgegenstelle, und sich der Seele ungestört in ihrer herrshenden Gesebmäßigkeit aufdränge. Sie bringt dadurch einen ungeheuren, aber erhebenden Eindruck hervor. Die zweite Pyramide, die Chephren (Schafra der Hieroglyphen) erbaute, liegt etwas höher als die größte; auch ist an der Spiße ein Stüdck der Bekleidung erhalten, welches sie jeßt über die größere hervorragen macht. Dieser glatten Bekleidung wegen i aber die höchste Spie fast unzugänglich; doch sind Lepsius und Bonomi oben gewesen z wir Andere drangen nur bis unter die Bekleidung vor, was leicht ist. Ein Panorama von der Spibe, gerade im Mittelpunkt des Ganzen, ist eine der interessantesten unter der Masse von Zeichnungen, die wir von diesem wenig durchforshten Felde mitbringen. Auch eine Anzahl Gyps-Abgüsse der bedeutendsten Sachen hoffen wir unserem Museum zu gewinnen.

In dieser großartigen Umgebung haben wir nun unsere Weih- nacht gefeiert. Von der Spiße der großen Pyramide leuchtete Abends ein prächtiges Feuer, höher als das Kreuz auf St. Peter's Dom. Jm Junern der Pyramide aber, in der hohen, rings mit Granitblöcken von fast 20 Fuß Länge gedeckten Kammer des Königs, hatten unsere Deutschen Freunde ein vrisfest angerichtetz in- dem Sarkophag des Cheops stand ein {öner Palmbaum mit unzähligen Lichtern und Südfrüchten geschmüickt,

Und so haben wir denn das neue Jahr heiter und getrost be- gonnen. Unsere ganze Gesellschaft is wohl und führt ein heiteres und freundliches Zusammenleben, dessen guter Humor / noch durch nichts gestört worden. Ein wahres Babel von Sprachen bres wir

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zwar: Englisch, repräsentirt durh den geistreichen jungen