1843 / 55 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

I E ep renre r maten

224 1829 wirklich existirt haben, aber, wie die Haager Zeitung zu-= giebt, an dem Widerstande Preußens sogleich damals gescheitert seyn sollte, is es dann logisch, gerade dies Beispiel zu wählen, um Holland Mißtrauen gegen Deutschland und Preußen einzuflößen? Es ist nah unserer Meinung eben so wenig einem richtigen Gedankengange, als den Rücksichten des Zartgefühls oder der Erkenntlichkeit gemäß. Denn nur diejenigen dürften doch sich dieses Beispiels bedienen, die Holland beweisen wollten, daß es von Deutschland Schub, dagegen von anderer Seite ehrgeizige Anfechtung zu fürchten habe. Daß aber das Theilungs= Projekt von 1829 den persönlichen Gesinnungen Sr. Majestät des Königs von Preußen nicht genehm seyn könne, versteht sich von selbst und braucht von dem Journal de la Hay9e durchaus nicht weiter erhärtet zu werden. Ja wir wagen zu versichern, daß überhaupt kein Deutscher Fürst weder jeßt noch fünftig freiwillig einen Plan gutheißen werde, welher den Verlust so vieler blühenden Deutschen Länder auf dem linken Ufer des Rheins mit einschließt. Wir wünschten aufrichtig, daß auf diesem leßteren Punkte jede Vorsicht so unnüß und jede Gefahr \o illusorisch seyn möchte, als diejenige, gegen welche Hollaud, Deutschland, Belgien das Zou rnal de la Haye den Holländischen Patriotismus wider

| Deutschland aufrust.

und | Jenes qui pro quo des Journal de la Haye, ganz das Journal de la Haye. Deutschland an die Stelle des Verfassers der „Politischen Ueberschau“ = zu rücen und eine Nation und deren Regierungen zu befämpfen, wo man im Grunde uur einen einzelnen Schriftsteller vor sich hat, könnte weniger seltsam erscheinen, wenn dieser Artikel der Allgem einen Zei- tung auh nux von fern einen gouvernementalen Anstrich trüge. Es it bekaunt, daß die Allgemeine Zeitung bisweilen gouverne= mentale Mittheilungen empfängt, wenigstens dem Joitrütal de la Haye kann dieser Umstand uicht unbekannt seyn. Dagegen durfte dem-

z 1, den Grundsaß des partiellen Bankerotts oder der dazu Fedier N Fveigerung der Schuld - Ferner g du L und zu verallgemeinern, einen Bb, L en Je Pr mann verwerfen muß, und gegen welchen selbst das fragliche : e im Grunde gerichtet ist. _ Außerdem is es gewiß daß e Or tiy=- schuld der Vereinigten Staaten durch die Annahme des Vorschlags um 79,111,129 Dollars si vermehren würde, daß sonach die von der Regierung emittirten Actien eine fur ihren Kredit eben \o schr, als für die Juteressen der Gläubiger nachtheilige Entwerthung erlei- den würden. Der Gewinn, welcher sür die Gesammtheit daraus er= wachsen würde, würde vier bis ses Millionen an ersparten Jahres-= zinsen betragen. Allein diejer Gewinn würde andererseits zu theuer erfauft seyn, und man hat daher allen Grund zu der Annahme, daß es mit der Verwirklichung des erwähnten Vorschlages noch nicht so schnell gehen wird.

dazu g

Das Journal de la Haye enthielt in seiner Nummer vom 31, Janugx einen gegen cinen Aufsaß der Augsburger Allge meinen Zeitung oder, richtiger gesagt, gegen Deutschland gerich teten sehr auffallenden Artikel. Der Aufsaß des Deutschen Blattes beleuchtete vor einigen Monaten unter dem Titel: „Politische Ueberschau“/ die politischen und industriellen Verhältnisse Deutsch lands und der Nachbarstaaten in ausführlicher und, wenn auch nicht in Allem genauer, doch jedenfalls bemerfenswerther Darstellung. Gegen Holland bewies si die „Politische Ueberschau“ allerdings strenge. Mehrfache Vorwürfe wurden wegen des Verhaltens zum stammverwandten Deutschland beigebracht: das jusqu à la mer, die Behinderung der Flußschifffahrt, der Mißbrauch der _\maritimen Lage, die Ausfuhr-Prämie auf Zucker zum Erdrücken des Deutschen Mark- tes u. dergl. Es ward gesagk, „man müsse, falls es dahin käme, selbst zu den äußersten Mitteln greifen, um der Wiener Kongreß Akte, so weit sie das Recht Deutschlands feststelle, bei Holland Anerkennung und Geltung zu verschaffen. Man solle es Holland, wenn es jeyn müsse, fühlen lassen, daß man zu den gebotenen Mgßregeln entschlossen sey und die Mittel habe. Erst daun werde es gelingen, zu dem edlen Kern Alt = Niederlands zu kommen, und beide Nationen würden sich als innerlih zu einander gehörig erkennen ; die Wohlfahrt Nieder= lands werde, wenn die Verhältnisse geordnet und das Vertrauen zurückgekehrt sey, für Deutschland dann zur Nationalsache werden.“ Diese Worte denunzirte nun das Journ al de la Haye als Dro= hung Deutschlands gegen Holland: „aber Holland fürchte sich nicht; noch habe es an England einen Verbündeten, umseine Unabhängigkeit auf ret zu halten. Vor allen Dingen sey es nöthig, sich Belgien anzuschließen, um mit vereinten Kräften die Unabhängigkeit zu schüßen. Diese feind= lichen Deutschen Artikel, die unter der Censur Deutscher Regierungen erschienen, müßten Holland seine Richtungslme andeuten. Nicht von Napoleon allein sey Eroberung zu fürchten z noch vor 15 Jahren sey in den Tuilerieen der Plan gemacht, Curopa neu zu theilen, Belgien an Frankreich, Holland an Preußen zu geben und das Haus Oranien in Konstantinopel auf den Trümmern des Türkischen Reichs eine neue Dynastie gründen zu lassen. Eine solche Co mbination könne frü- her oder später erneuert werden. Belgien und Holland müßten sich so inuig als möglich verbünden und zur Abwehr dieser Schmach ihren leßten Maun und ihren leßten Thaler zum Opfer bringen, Deutsch: land müsse Ton und Sprache gänzlich ändern und der Billigkeit und gesunden Veruunft Gehör geben. Es müsse den seiner Cen- \sur unterworfenen Blättern Spott, Beleidigung und solche gegen Hollands National - Unabhäugigkeit gerichtete Drohungen verbieten. Wenn Deutschland vergesse, daß die Verkündigung der ausschweifenden Pläne, die es gefaßt habe, eine tiefe Beleidigung für Hollands Na- tional- Charakter sey, so habe es sich selbst die Schuld beizumessen, wenn Holland später solche natürliche Verbündeten, die es in ihrer Umarmung ersticken wollten, von sich stoße. Deutschland drohe Hol-= landz wohlan, so müsse Holland seinen auswärtigen Einfluß vermeh- E ¡lan ande! H ren, bis die censirten Schriftsteller Deutschlands von Drohungen zu | Wir gestehen cs aufrichtig: eine solche parlamentarische Taktik Thaten übergingen.““ i nicht nah unserem Geschmack. Auch halten wix den So weit der damalige Artikel des Holländischen Journals. Man | Geist der Generalstaaten “für so geartet, um ‘derselben nicht sollte deuken, dies wäre für ‘die Polemik gegen einen Zeitungs=- | zu bedürfen; die Generalstaaten würden wahrscheinli in diejem Artikel {hon mehr als zu viel gewesen. Dennoch kommt das | nicht sehr vollkommen

nicht in diese Kategorie gehören fonnte. Jedem nur ctwas geübten Zei= tungsleser mußte das cinleuchten. Der Verfasser der „Ueberschau““ ist zwar augenscheinlich niht in die Reihe gewöhnlicher Journalisten zu stellen: das Lob solider Beobachtung und geistreicher Darstellung fann ihm selbst von denen s{hwerlih bestritten werden, in deren Augen seine le bendig Deutsche Gesinnung vielleicht keine Empfehlung war. Er ist jedoch, wie die Meisten, die im Fall sind nur von außen her über Staats= Angelegenheiten zu schreiben, auf allen folhen Punkten nicht mehr zuver- lässig, wo von den Thatsachen auf die Motive, und von diesen auf die leiteuden Jdeen der Staaten geschlossen werden soll. Wenn er auch im Faktischen nicht ununterrihtet genaunt werden F O E er darum doch häufig in den Folgerungen und legt den Regierungen Gesinnungen und Absichten unter, welche sie niht gehabt baben. Die Weise, in der er die Russischen und bisweilen selbst die Nieder- ländischen Verhältuisse zu Preußen und Deutschland beurtheilt, beweist dies hinreichend. Wiewohl er politische Bildung geng hat, Preu ßens Bestrebung gegen das Ueberhandnehmen des Prohibitiv-Systems im Zoll-Verein zu würdigen, und nicht gewillt is, der Gewinnsucht Weniger auf Kosten des Allgemeinen zu dienen, \o lehrt doh der Augenschein, daß er eben so wenig die Absicht hat, Preußen oder irgend einer Regierung als solcher das Wort zu rebei Gr nimmt seinen Standpunkt höher und will keinesweges als Redner für oder wider irgend eine Sache, sondern vielmehr als Richter be- trachtet seyn, vor dessen Forum jede Partei ihr Theil politischer Belehrung hinnehmen soll.

Wir würden hiernach über die Absicht des Holländischen Arti- fels völlig im Dunkeln bleiben, wenn uns nicht der Schluß desselben, welcher die damals bevorstehende Diskussion des Belgisch - Holländi- {hen Vertrages bespricht, zu der Vermuthung führte, ob das Ganze nicht etwa eine Art Empfehlung für diesen Vertrag an die Mitglie der der Generalstaaten, die dessen Annahme votiren sollten, zur Bestimmung gehabt habe? Um nämlich den früher genährten Haß gegen Belgien in die jeßt gewünschte Hinneigung für Belgien zu verwandeln, sollte der Nationalfeind auf einer anderen Seite gezeigt und bewiesen werden, daß die eigentliche Gefahr für Hol- land jeßt nicht mehr von Belgien, sondern von Deutschland aus bevorstche! Da aber jeßt keine Zerwürfnisse mit Deutsch land vorliegen, mußte der scit länger als cinem Monat vergessene Artikel der Allgemeinen Zeitung als Anlaß genommen und nicht als ein gewöhnlicher literarisher Aufsab, sondern vielmehr wie die Stimme von ganz Deutschland behandelt werden.

fomplizirten Falle das Staats : Interesse Haager Blatt am 8. Februar, nachdem Belgische Zeitungen nun | wahrgenommen haben, ohne durch die Aufwallungen des Jour nal gleichfalls von jenem angeblichen, damals aber an Preußens Wider=- | de la Haye zu ihren Entschlüssen fortgerihsen zu werden. Währeud stand gescheiterten Theilungsplan vom Jahre 1829 gesprochen, noch | in Frankreich und England die Staatsmänner ihre edelsten Anstren einmal darauf zurück. Es versichert, das Faktum des Theilungs gungen und beinahe ihre ganze politische Existenz daran jeßen, um die planes sey wahr; aber es gründe seine politische Beruhigung auf den Leidenschaften des Nationalhasses danieder zu halten und Europa deu persönlichen Charakter der jeßt regierenden Souveraine, namentlih | theuer erfauften Frieden auch ferner zu bewahren, gefällt sich im An= hege Preußens jetziger Monarch zu hohe Gesinnungen, um jenem | gesicht eines solchen Schauspiels das Journal de la Haye darin, Plan, wie das Belgische Journal erdichtet hatte, auch nur einen | den Widerwillen emer Landsleute gegen ihre Deutsche Stammgenos- Augenblick Seine Aufmerksamkeit geschenkt zu haben. Dessenun sen einer augenblicklichen Konvemenz zu Liebe künstlich zu entflammen. geachtet findet das Journal de la Haye nöthig, zum drittenmal | Denn es is unsere feste Ueberzeugung, daß dieser Widerwille P fic) die Drohung auszusprechen: „Holland werde seinen lebten Mann | selbst nicht existirt und keinerlei Wurzeln in der Niederländischen Nation und seinen leßten Thaler aufopfern, sollte auch ganz Europa ihm | hat; wäre dies, so müßte es das beiderjeitige Streben einer yatrio= eine andere Dynastie als das Haus Oranien aufdringen wollen.“ tischen Presse seyn, dergleichen Vorurtheile ununterbrochen zu bekämpfen. Solche Worte, fast wie am Vorabend eines Krieges geschrieben, Noch eine andere, näher auf Preußen bezügliche Bemerkung wol- fönnten wohl geeignet seyn, selbst dem ruhigsten Leser einige Be- | len wir hinzufügen. Das Journal de la Haye „weiß so gut als sorgniß einzuflößenz wir erkennen es demnach als unsere Pflicht, | wir, daß Preußen in Hinsicht der Handels - Politik des T eutschen dieselben nicht ohne Erwiederung zu lassen. Zoll-Vereins eine vermittelnde Stellung zwischen den Deutschen n s ZUvörderst finden wir ganz natürlich, daß das Holländische | teressen und dem Auslande einnimmt, und daß es sich in dieser Lage Journal gegen die „Politishe Uebershau“ die Sache seines | Verleumdungen von beiden Seiten reichlichst ausgeseßt sicht. Jm Aus- Landes führt, Wix finden es ferner natürlich, daß es die | lande verdächtigt man Preußen, als verfolge cs cine exklusiv Preußische S Deutscher Blätter gegen das freisinnigere Handels- | Politik in Deutschland unter dem Vorwande, die Deutschen materiel- E des Zoll - Vereins im Juteresse des Handels selbst be- | len Juteressen zu fördern : Die Deutschen Monopolisten und Merkan A 3 eine Agitation, vie wie man weiß zunächst gegen Preußen | tilisten klagen es dagegen an, die Deutschen National Interessen jener 7 Wi E ie E E befanntlich auch die Allgemeine Europäish=Preußischen Politik zum Opfer zu bringen. A Gane Fen sich in sehr O aber bei anderen Gelegenhei= entgegengeseßten Schwierigkeiten hindur muß P S eoan bièr bas die Jdee einer Annähtrun au aße hergegeben hat, Auch gegen | nehmen. Es ist aber flar, daß nur das Bertrauen h ft del Pet nur ‘den Geist der Wien f Nen Holland und Belgien, welche | Band des Friedens bildet, und daher als die wahre Lebensfra eu- ; „diener Kongreßz-Afte rechtfertigt finden wir im | ßischen Politik bezeichnet werden muß. Wäre der Tag gekommen, Grunde nichts zu erinnern. gt, Nov A d ciner Ursache dieses allgemeinen Vertrauens Allein wir L es in hohem Grade tadelu 2 Sri 63/1 TOOM Af l - nal de la Haye seine Polemik von falschem Nationalgefüßl nicht

daß das Jour=- | Deutschlands sowohl als des Auslandes verlustig ginge, so nehmen wir keinen Anstand, auszusprechen, daß zugleich der besie Theil seines Deutsch-Europäischen Einflusses dahin wäre. Wie {wer diese

vermittelude Stellung Preußens gerade zwischen Holland und Deutsch-

ferner zu halten gewußt hat; wir tadeln es, daß es seine S so weit vergessen fonnte, um die Bitterkeit tollblienter Aa

» “A! Q , é r i : V | O iti Mule 4 Pluben * e a Feine land seit vielen Jahren gemacht worden A (it pie cle Jebi r d ive Streben um \o tiefer empfinden muß, als es flar i) Baß tersuchen, dur wessen Schuld), Nd A ur! S ebächint- e die angeblihe Bedrohung Hollands von Seiten Deutshla das | hinreichend: es ist ihm ohne Zweife Dea rid E “e, st einer zu do eigentli nur als eine Bedrohung von Seiten Preußens As roßer Theil der Deutschen Ll Preußen noch Jng Hollands dat werden kaun. Kann man im Ernste glauben, wie das Jotirnal | L otéceflen flag Bu um nicht zu sagen Schwäche, gegen L sagt Î DON Lai A Bu Segen a E Sri zu nlißen, die den faum vergessenen Groll aufs neue heraufzubeshwören L N, 18: E derl ry a ih theilen wollen? Kann se | und reußen sein Werk der Vermittelung #0 wesentlich zu ershwe- ili b De d B it Ter Witettenibér an déiti Ufer ‘bér Ube Mei i eshalb haben wir geglaubt, her gte Pap dd et Nort en, daß Oesterreich, Bayern | OETA N L Ee S heilvollen Eindruck jenes Holländischen Artikels entgegentreten 3 ordsee sich zu arrondiren streben? Wenn das Theilungs-Projekt von | müssen,

Wem glaubt man nun nit derartigen Artikeln

selben gleichfalls niht entgehen, daß gerade die „Politische Ueberschau““ |

Wir wiederholen übrigens, daß wir an der Sache selbst, dem näheren politischen oder merkantilen Aneinanderschließen Belgiens und Hollands, uichts zu erinnern finden : wir protestiren nur dagegen, daß dies unter Anfeindung Deutschlands und unter den Auspizien eines erfünstelten Nationalhasses geshehe. Es giebt Traditionen in der Politik, welhe unter dem Wechsel der Ereignisse ihre Geltung behalten, weil sie auf wirklichen Bedürfnissen beruhen. Ein solcher Grundsaß is der, daß im Juteresse des allgemeinen Friedens zwischen Frankreih und Deutschland oder neben denselben eine selbstständige Macht stehen müsse, stark genug, um von beiden unabhängig zu seyn. Kir wollen nicht bis zum Traktat von Verdun und zu den Schicfsalen des Burgundischen Reiches hinaufgehen. Aber wir erinnern daran, daß seit dem Utrechter Frieden und dem Barriere - Traktat dieser Grundsaß festgehalten, und so zu sagen fast in das positive Völkerrecht Europas übergegangen is. Bei der Reconstruction Europa?s im Jahre 1815 trat derselbe Gedanke hervor: das Königreich der Nic- derlande wurde in seiner damaligen Gestalt gebildet. Die Bestandtheile, aus denen es zusammengeseßt ward, schienen aller- dings heterogen: allein in vieler Rücksicht konnte gerade dies zu gegenseitiger Ergänzung dienen. Hollands alte feste Stellung in der Europäischen Politik kam Belgien zu Gute: Hollands Kapital, Han- del, Kolonieen, Schifffahrt, Viehzucht 2c. mochte sich mit Belgiens Jndustrie, Fabriken, Acker- und Bergbau ergänzen. Das Heterogene, was gefährlih werden konnte, lag nicht in diesen Unterschieden, \fondern in der Sinnesart der Menschen ; aber hier durfte wohl auf Mäßigung der Leidenschaften durch die Kraft der Vernunft und des gemeinsamen Juteresses in etwas gebaut werden. Die Ereignisse von 1830 schienen freilich das Werk von 1815 vernichten zu wollen: allein als die schwankenden Verhältnisse Europa's sich wieder ins Gleichgewicht setzten, übte der alte Grundsaß aufs neue seine Kraft; nur die Formen hatten sich geändert. Belgien trat als selbstständiger, traftatenmä- ßig neutraler Staat in die Curopäische Gemeinschaft einz die Neutrali-= tät der Schweiz im Süden, die Neutralität Belgiens im Norden wurden durch die gemeinsamen Verträge aller Mächte gleichsam als Gränzsäulen des Europäischen Friedens-Staates hingestellt, die von feiner Seite ungestraft berührt werden sollten. Was diese Neutrali- tät gefährdet, gefährdet zugleich ohne allen Zweifel Europa's Frieden.

Daß Belgien, durch feierlihe Verträge desinitiv in die große Staaten - Gesellschaft aufgenommen, auf gleich günstigem Fuß mit allen übrigen behandelt werden müsse, daß es außerdem in politischer Hinsicht an Holland einen natürlichen Alliüirten haben könne, beides ist in Europa wohl nur von Wenigen, am wenigsten aber in Deutschland verkannt worden; es fann nur er- freuen, wenn endlich die Meinung auch in Holland, obgleich \päter, sich hierhin neigt. Deutschland, welches weder politische noch mer fantile Eroberungen will, \pekulirt niht auf fremde Zerwürfuisse; allein daß auch sein Vernehmen mit dem Auslande nicht durch leicht sinnige Declamation oder fünstlihe Mißleitung der Nationalgefühlc bedroht werde, das scheint es mit allem Recht verlangen zu können.

Meteorologische Beobachtungen.

Abends 10 Ubr.

Nach einmaliger

1843.

21, Februar.

Nachmittags 2 Ubr.

Morgens

G Ubr. Beobachtung.

Lustdruck . . [332,76 Pär, [333,21 Par. 333,2 e Par. | Quellwärme 6,9° R. Luftwärme „-- |+ A R. + O R. -+ B R. | Flusswärme S? R. Thaupunkt ..- -+ 027 R, |+ 0,7 S: a S R. | Bodenwärme 4,0 „R. E A 90 pCt, 90 pCt. | 90 pCt. | Ausdünstung 0,006 Rb. Wetter Nebel, Nehel. | Regen. Niederschlag 0,094 Rb Wind NO, NO. NO, Wolkenzug « « « ius NO, B Tagesmittel: 333 07" Var. 1,8’ R... -1-0,5°R.. Auswärtige Börsen. Amsterdam, 17. Febr. Niederl. wirkl. Schuld 56. Kanz. Bill. - 5% Span. 18%. 3% do. 26%. Pass. —. Ausg. —-. Präm. Sch. —. Oesterr. 1087. Russ. Hope 907. Amsterdam, 18. Feber. Niederl. wirkl. Sch. 595. Kauz-Bill. 0% Span. 18177, 3% do. 27. Preuss. Präm. Sch. 167. Pol. 152%. Antwerpen, 16. Febr. Neue Aul. 187. Antwerpen, 17. Febr. Zinsl. —. Neue Anl. 157. : Hamburg, 20. Febr. Bank - Actien 1630. Engl. Russ. 1095. Feuer Kassen-Staats-Anl, von 1842 p. c. 96. 96. London, 15. Febr. Cons, 3% 943. Belg. —- Neue Anl. 19%. P as- sìve 3% Ausg. Sch. 107. 25% IToll, 54%. 5% 102-5. 9/0 Port. D 3% _—, Engl. Russ. —. Bras. 76. Mex. 305. Pera 18. f Paris, 16. Febr. 0% Rente fin cour. 121.45. 3% s fin cour. 80), 295. %/, Neapl. au c . 107. 5% Span. Rente —. Pass. 4. 5% 0 E L e fin conr. E 20 Rente fin cour. §0. 35, 0/, Neapl. au compt. 106, 90. 0 Span. Rente 247. Pass. —- N en, 17, Febr. 5% Met. 110k. 4% 1014. 3% 77%. 25% —. 1% —, Bank-Actien 1627. Anl. de 1834 144. de 1839 116%. Königliche Schauspiele. Donnerstag, 23, Febr. Jm Schauspielhause : Die Puritaner, große Oper in 3 Akten, mut Tanz, nach dem Ftalienischen, vom Fret- herrn von Lichtenstein, Musik von Bellini. S i Freitag, 24. Febr. Jm Schauspielhause: Heinrich VI. (Zweiter Theil.) Historische Tragödie in 5 Abth., von E. Raupach.

Königsstädtisches Theater.

Donnerstag, 23. Febr. Vorstellung der Pantomimisten Herreit Gebrüder Lehmann: Die drei Liebhaber in Verzweiflung. Komische Pantomime n 4 Aft. Hierauf: Jutermezzo's, ausgeführt durch die Herren Whittoyne und Maurice. Dann: Der Riesenhahn, oder: Die Geburt Harlequins. Englische Pantomime in 2 Akten. Vor Anfang der Pantomime : E ist der Bräutigam? Lustspiel in 2 Akten, von Frau von Weißenthurn, (Neu einstudirt.) (Dlle, Hen- chel, vom Stadt-Theater zu Danzig: Käthe, als Gastrolle.)

Freitag, 24. Febr. Vorstellung der Pautomimisten Herren Ge- brüder Lehmann: Harlequins Statue, oder: Das mechanische Stand bild, Pantomime in 2 Akten. Hierauf: Ein Stündchen Jukognito. Versfpiel in 2 Akten (nah einer wahren Begebenheit), von Dr. C. Töpfer. (Dlle. Henschel, vom Stadk Theater zu L anzig: Sudschen, als Gastrolle.) Zum Schluß, zum erstenmale : Zoo, der Brasilia- nishe Affe, oder: Die Schiffbrüchigen. Englische Pantomime m e c . V aalen, 95. Febr. (Italienische Opern - Vorstellung.) Il Barbiere di Seviglia. Opera bufsa in 2 Atti. Musica del Maeslro Rossini. Nach dem ersten und nach dem zweiten Akt der Oper (zum leztenmale): Konzert des Herrn Theodor Döhler, Pianisten Sr. Hoheit des Herzogs von Lucca, Erste Abtheilung: H Große Ca- vrice über Rossinis As von Korinth, von Th, Döhler. 9) Konzertirendes Duett über Motive aus der Oper „Don Juan“ für Pianoforte und Flöte, komponirt von Oelschig, vorgetragen von diesem und Th. Döhler. Zweite Abtheilung: 1) Variationen für die Flöte, mit Orchester-Begleitung, über „Heil Dir im Siegerkranz““, von Drouet, neu eingerichtet und vorgetragen von Oelschig. 2) a. An- dante aus Lucia di Lammermoor, arrangirt von Lißt; b. Walse brillante, von Th. Döhler.

Verantwortlicher Redacteur Dr. J, W. Zinkcisen, Gedruft in der Deckerschen Geheimen Ober - Hofbuchdruckerci,

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Allgemeine

cußische Staats-Zeitung.

Aite Posk - Auslallen des In- und Auslandes nehmen Beste!- lung an, sür Serlin die Expedilion der Siaáts - Zeitung: Fricdrichsstrasse Ur. 72.

Amtliche Nachrichten. E ;

Frankreich. Paris, Erklärung des ministeriellen Abendblattes in Be- ug auf das Zucker - Geseß. Die Wahl zu Chalons zu Gunsten des Péinisteriums, Händel mit Marokko. Vermischtes. Briefe aus Paris. (Die Differenz mit Spanien. Haltung der Opposition.)

Großbritanien und Frland. London. Hof - Nachricht. Ueber die Verhältnisse zu Paraguay. Truppen-Verstärkung nah dem Cap. Reichthum der Englischen Bischöfe, Vermischtes.

Niederlande. Haag. Befinden des Grafen von Nassau.

Belgien. Brüssel, Großer Schneefall. Schreiben aus Brüssel. (Gesep gegen Schmuggeleiz die Zucker-Frage und der Hafen von Anut- werpen; Wahl-Unterschleife.)

Schweden und Norwegen. Stockholm, Nachträgliches über das Negierungs-Jubiläum.

Deutsche Bundesstaaten. München. Abgeordneten - Kammer. Die Grafen von Tauffirchen und Vieregg +. Hannover. Die BRermählungsfeier. Hamburg. Anträge des Senats bei der Erb- gesessenen Bürgerschaft.

Hesterreich, Bergsturz in Steyermark,

Schweiz. Zürich. Großer Rath, (Genf und dessen Veranlassung.

Spaniem. Schreiben aus Paris. (Gutierrezz bessere Stimmung in Barcelona; die angebliche Resignation des Don Carlos wird bezweifelt.) und Madrid, (Die offizielle Erklärung über die Differenzen mit Frank reich und das Manifest des Regenten.)

Portugal. Schreiben aus Lissabon, ilnxuhen in Porto.)

Serbien. Belgrad, Neue Verhaftungen,

Moldau und Wallachei, Jassy, National-Versammlung,

Türkei. Von der Türkishen Gränze. Der Konflikt zwischen dem Oesterreichischen Geschäftsträger und der Pforte noch immer nicht ganz ausgeglichen, y

La Plata-Staaten. Schreiben aus Paris. (Depeschen vom Schau- vlaße des Kricges zwischen der Argentinischen und orientalischen Republik.)

Suland, Berlin, Verein zur Beförderung der Handwerke unter den Juden, Posen. Provinzial-Landtags- Ausschuß.

Trollhätta - Kanal.

Näheres über den Aufstand von

(Offizieller Bericht über die

Türkische Truppen an den Serbischen Gränzen,

Amtliche Uachrichten.

Krouif des Tages. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht :

Dem Materialien-Verwalter Frank auf der Saline zu Dürren berg den Rothen Adler-Orden vierter Klasse, und dem Lehrer Keß ler zu Barsuhnen, im Kreise Tilsit, das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen z

Hen Ober - Landesgerichts - Rath Tiedmann zu Königsberg, den Stadtgerichts - Nath Lühe zu Breslau und den Land= und Stadtgerichts-Rath Kist zu Danzig zu Tribunals-Räthen bei dem Tribunal zu Königsberg zu ernennen,

Se. Königl. Hoheit der Prinz K arl is von Hannover hier wieder eingetroffen.

Der bisherige Ober Landesgerichts - Referendarius Strauß zu Glogau is zum Justiz Kommissarius für die Gerichte des Lübener Kreises mit Anweisung seines Wohnsißes in Lüben; so wie

Der Notar Johaun Jakob München zu Rhaunen zum No tar für den Friedensgerichts - Bezirk Manderscheid im Landgerichts- Bezirke Trier mit Auweisung seines Wohnsibes in Manderscheid be- stellt, und der Notariats = Kandidat Heinri c Anton Groß zum Notar für den Friedensgerichts-Bezirk Rhauneu 1m Landgerichts-=Be- zirke Trier mit Anweisung seines Wohnsißes in Rhaunen vom 1, März d. J. ab ernannt worden.

Bei der heute beendigten Ziehung der 2ten Klasse 87ster Königl. Klassen - Lotterie fielen 2 Gewinne zu 1000 Rthlr. auf Nr. 5740 und 37,0525 2 Gewinne zu 590 Rthlr. au} Nr, 18,097 und 40,965; { Gewinn vou 200 Rthlr. fiel auf Nr. 22,078; und 4 Gewinne zu 100 Rthlr. fielen auf Nr, 9704, 33,203, 38,759 ünd 65,792.

Berlin, den 23. Februar 1843.

Königl. General-Lotterie-Direction.

M Edi

Die Kandidaten der Baukunst, welche entweder in dem ersten diesjährigen Termine die Vorprüfung als Staats = Baumeister oder Bau - Juspektoren, oder welche bis zum Oktober d. J. die mündliche Prüfung als Privat- Baumeister abzulegen beabsichtigen, werden hier- mit gufsgefordert, vor dem 15, März ec. sih_ shriftlich bei uns zu melden, worauf den Ersteren das Weitere eröffnet und den Lebteren der Termin bezeichnet werden wird, dex zu threr Prüfung in den Natur - Wissenschaften angesebt ist.

Meldungen, die nah dem 15, März c. eingehen, können nicht mehr berücksichtigt werden.

Berlin, den 1%, Februar 1843.

Königliche Ober-Bau-Deputation.

Angekommen: Se, Durchlaucht der General-Lieutenant und General - Gouverneur von Neu - Vorpommern, Fürst zu Putbus, von Wien,

Zeitungs - Uachrichten.

Auslaud.

ati

Frankreich. j Paris, 18. Febr. Der Moniteur parisien enthält Folgendes:

„„Mehrere Journale haben behauptet, daß das Ministerium auf den

| | | heit sagen kann, es gebe uihts Gewandteres und nichts Sichereres, | |

Berlin, Freitag den 24e Februar

|

vorgelegten Zueker-Geseß-Entwurf verzichte. Dies is ein Jrrthum, Wir können erklären, daß das Kabinet mehr als jemals bei dem Entwurfe beharrt, und daß es Alles aufbieten wird, um ten Erfolg desselben in den Kammern zu sichern.“

Bei der in Chalons sur Saone erfolgten zweiten Abstimmung ergab das Skrutinium folgendes Resultat :

e Zahl der Stimmenden 374 Herr von Varennes erhielt 213 Stimmen Herr Bastide 07 »

Demnach wurde der fonservative Kandidat, Herr von Varennes, zum Deputirten ernannt. Die legitimisti{chen Wähler haben zum größten Theil an der Abstimmung nicht Autheil genommen. ,„,Die- ses Benehmen“, sagt die Presse, „verdieut bemerft zu werdenz es | beweist, daß die legitimistishe Partei eingeschen hat, daß sie den | revolutionairen Cinflüsterungen des Herrn von Genoude niht uahgeben | und nicht für den Redacteur des National votiren kföune, ohne vollends | die Achtung Europa's zu verlieren und sih die Meinung aller mouar- chischen Regierungen zu entfremden. Wir, die wir alle gewissenhaften und | | uneigennüßigen Ueberzeugungen achten, nehmen keinen Anstand, ihnen | |

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| j | | | |

laut Glü dazu zu wünschen. Wenn die legitimistische Partei bei allen Wahlkämpfen, wo sie sih in der Alternative befindet, zwischen einem konservativen und cinem radifalen Kandidaten wählen zu müs sen, sich eben so neutral verhielte, nachdem sie ihre Stärke konstatirt | und gezeigt hatte, daß sie den Ausschlag geben konute, so würde sie | | schnell das moralische Uebergewicht wieder gewinnen, welches sie durch schlechte Rathschläge verloren hat. Die Redlichkeit übt in Frankreich auf die Gemüther eine so große Herrschaft aus, daß man in Wahr= |

als sih niemals von derselben zu entfernen,“ | Das Commerce enthält unter der Ueberschrift: Wichtige | Nachrichten aus Marokko folgenden Artikel: „Das Dampfschiff | „Tartare““, welches mit dem für Mogador bestimmten Französischen General-Konsul nah Tanger abgegangen war, is am 2sten v. M. nach Oran zurückgekehrt, und hatte Herrn Pellissier und seine Familie noch immer am Bord. Bei ihrer Ankunft in Tanger erfuhr Herr

Abdherraman dem neuen General-Konsul in Mogador das Exequatur Der „„Tartare““ begab \ich sogleich nah Gibraltar, neuen Schritte abzuwarten , die

Einige Tage darauf erschien er

verweigere. um dort das Resultat der man bei dem Kaiser thun wollte. | wieder vor Tanger, aber alle Schritte waren fruchtlos geblieben. | Der Kaiser von Marokko gab als Grund seiner Weigerung an, daß | er die Nothwendigkeit der Anwesenheit oines Französischen General- Konsuls in Mogador nicht einsehe, da derjenige, der temporair als Konsul fungire, seine Mission zur Zufriedenheit der Franzosen und der Marokkaner erfülle, und daß man nichts besseres thun fönne, als | ihn in seiner Stellung zu erhalten. Herr Pellissier is, wie gesagt, | am Bord des „Tartare“ nah Oran zurückgekehrt, und erwartet dort | neue Befehle. Diese Thatsachen, deren Authentizität wir verbürgen | |

| Pellissier von dem dortigen Französischen Konsul, daß der Kaiser l | | |

| fönnen, werden hoffentlih die Regierung veranlassen, sofort diejeuigen Maßregeln zu ergreifen, welche das Juteresse und die Ehre des Lan-= des erheischen.“

_ Heute waren die Deputirten in großer Anzahl in ihren Büreaus versammelt, um sih mit Prüfung des Geseß=Entwurfs über die ge- heimen Fonds zu beschäftigen. És ist seit gestern Abend von nichts | Anderem die Rede, als von dem Auftreten der Opposition und der | Entwickelung eines Angriffsplanes. Bis jeßt aber hat nichts derglei- chen stattgefunden, Herr Berryer und seine Freunde haben selbst erklärt, daß es sih hier um feine Personenfrage, sonderu blos um eine Finanz = Angelegenheit handle. Mehrere Deputirte haben gegen den Entwurf gesprochen, Die Kandidaten der konservativen Partei

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haben bei der Abstimmung einen bedeutenden Sieg davongetragen. | Die ernanute Kommission besteht aus dem Marschall Sebastiani, ‘den

Herren Odilon Barrot, F. Delessert, Lacrosse, Lamartine, Raguet Lepine, Verger, Ganneron und Courture. Bei Abgang der Post | waren die Büreaus noch versammelt, |

Der Cassationshof hat" in seiner gestrigen Sißung das Cassa= | tions-Gesuch des zum Tode verurtheilten Jacques Besson ver- worfen, und somit hat der Prozeß Marcellange, bei dem noch vieles in Dunkel gehüllt geblieben is, vorläufig seine Endschast erreicht.

Am 2Wsten d, M. beginut die öffentliche Versteigerung der hbe- | rühmten Aguadoschen Gemälde-Gallerie, und es haben sich bereits viele fremde Kunstkenuer hier eingefunden, um derselben beizuwohnen. Der Hauptsat dieser Gallerie besteht in Spanischen Bildern von den ausgezeichnetsten Meistern; ihre Zahl allein beläuft \sich gegen 5. Man glaubt, daß der Ertrag jener Versteigerung sich auf weit über eine Million belaufen wird.

Der Freiherr Alexander von Humboldt wird am künftigen Mon- tag die Rückreise nah Berlin antreten.

Tf Paris, 17. Febr, Die gestern eingetroffenen Madrider Blätter vom 10ten haben uns den vollständigen Text des Schreibens gebracht, durch welchen der Präsident des Spanischen Ministeriums eine von Herrn Gutierrez gegen den Französishen Konsul in Barce- lona erhobene Anklage der Begünstigung des November-Aufruhrs für ungegründet erklärt. Obgleich von dem ehemaligen politischen Chef in Barcelona mehrfache Beschuldigungen in demselben Sinne gegen Herrn Lesseps vorgebracht worden sind, so desavouirt das Schreiben des Marquis Rodil doch nur den besonderen Vorwurf, daß der Französi- {e Konsul den auf Französische Schiffe geflüchteten Mitgliedern der revolutionairen Junta die Erlaubniß ertheilt habe, wieder an das Land zu gehen, und daß er dadurch dem Aufruhr seine Häupter zu= rückgegeben. Von den sonstigen Einmischungen und Umtrieben zum Vortheile der Jusurrection, welche dem Französischen Konsul in den Berichten des Herrn Gutierrez an die Madrider Regierung zur Last gelegt wurden, is in dem Schreiben des Kriegs - Ministers feine Rede. Gleichwohl darf man nicht bezweifeln, daß das Kabinet der Tuilerieen diese Sache nicht weiter treiben, sondern daß es sih mit der vorliegenden Erklärung der Spanischen Regierung zu Gunsten des Herrn Lesseps zufriedenstellen lassen werde. Wenn aber damit die Gefahr eines förmlichen diplomati- schen Bruches mit Spanien als beseitigt erscheint, \o is doch auf der anderen Seite nichts für eine wahre und aufrichtige Versöh= nung der Kabinette von Paris und Madrid geschehen, es ist vielmehr

1843.

| nah wie vor alle Aussicht vorhanden, daß die zwischen den beiden Regierungen obwaltende Spannung eben so lange dauern werde, als die Regentschaft Espartero’s. Von den hiesigen Blättern sprechen | sich bis jeßt nur wenige über das Madrider Dokument aus. Sie warten augenscheinlich ab, vb sih die Regierung mit demselben be- gnügen oder weitere Genugthuung fordern werde. Jm ersteren und wahrscheinlihereu Falle kann man gewiß seyn, daß die hiesige Presse dem Kabinette der Tuilerieen eben so bitter und heftig einen Mangel an Stolz und Würde vorwerfen wird, als dies bereits von Seiten der Madrider Presse gegen die Spanische Regierung geschehen ift, weil sie sich dazu verstanden, den fraglichen Widerruf zu leisten. _ Die von der Kammer zur Prüfung des Zuer- Geseßes nieder= geseßte Kommission hält häusige Sißungen, ohne indessen bis jeßt zu einem positiven Resultate ihrer Berathungen gekommen zu seyn. Sie scheint einstimmig darüber einverstanden, daß der jeßige Zustand der Dinge nicht ohne den völligen Ruin der Kolonieen fortdauern köune, | aber über die an die Stelle derselben zu seßende Einrichtung haben sich die verschiedensten Ansichten gelteud gemacht. Für den ministe= riellen Entwurf hat sich nur eine Stimme erhoben ; andere haben sich für die Freigebung des Handels der Kolonieen und noch andere für die gleihmäßige Besteuerung des einheimischen und des Kolonial= Zuckers ausgesprochen. Diese leßtere Meinung ihrerseits is wieder nicht einig mit sich darüber, ob jene Gleichstellung stufenweise herbei= geführt oder mit einem Schlage bewirkt werden solle. Es wird ver= sichert, daß maun im Ministerium daran verzweifelt, den vorgelegten Gesetz = Entwurf durchseben zu können, und daß daher sehr ernstlich von dessen Zurücknahme die Rede ist.

T7 Paris, 18. Febr. Wenn die Französische Regierung nicht von einem sehr lebhaften Verlangen nach Ausgleichung der Schwie= rigkeiten im Verhältnisse zu Spanien beseelt wäre, so würde die Wie- derverständigung der Kabinette von Paris und Madrid leicht auf neue Hindernisse stoßen können. Das Schreiben des Generals Rodil an den Minister des Junern wurde hier in Paris für eine Genugthuung angesehen und ausgegeben, welche die Madrider Regierung der belei= digten Amtsehre des Französischen Konsuls in Barcelona ertheilt habe; nun aber erklärt ein halbamtlihes Madrider Blatt in den bestimmte=

| sten Ausdrücken, daß jenes Schreiben durhaus nicht den Charakter | einer Genugthuung habe, sondern daß es die einfache Berichtigung | einer falshen Angabe sey, die Herr Gutierrez inmitten der Barcelo= neser Wirren leiht habe machen fönnen, eine Berichtigung, welche | die Spanische Regierung ihrer eigenen Gewifssenhaftigkeit und Ehre schuldig gewesen. („El gobierno españolno ha dado ninguna sadis- | saccionz el gobierno cspañol ha hecho una reclification, cual corre- spondiaàla buenafe y a la honradez caslellar a.“ So der Patriota.) Durch diese Erklärung verliert das Schreiben des Kriegs-Ministers offenbar wenigstens einen Theil der sühnenden Bedeutung, die man ihm bei- gelegt, allein es steht demnach wohl kaum zu befürchten, daß das Französische Ministerium diesen unangenehmen Handel, bei welchem doch zuleßt nichts Erfreuliches und Ersprießliches für Frankreich her= ausfommen kann, deshalb von neuem aufnehmen werde.

Wir haben wiederholt unseren Widerwillen gegen die syste= matishe Opposition in Presse und Kammer ausgesprohen. Wo in der That i der Organisations - Gedauke, den die Opposition auf= zuweisen hätte und in dessen Namen sie das Vertrauen des Volks und die Sympathie der Freunde des wahrhaften öffentlichen Gedeihens in Anspruch nehmen könnte! Verneinung und Zerstörung sind das eigentliche Lebenselement der militirenden Politik in Frank= reich. Statt der praktischen Vorschläge oder wenigstens Studien zur Verminderung des Elends der arbeitenden Klassen, liefert man Decla= ationen gegen den Reichthum z statt der Aufsuchung von geseblichen Mitteln zur Verhinderung einer zu großen Anhäufung des Reichthums in einzelnen Händen, droht man von ferne mit der Confiscation ; statt für die Belehrung, Aufklärung und Moralisirung des zum Theil unglaub=- lih rohen und unwissenden Bauernstandes zu eifern, {wärmt man für die Jdee, Algerien durh Razzias, durch Braud und Plünderung zu civilisiren. Und so ín hundert anderen Punkten des allgemeinen Pro= gramms der nationalen Politik nach innen und nach außen. Die Einen sehen die Aufgabe ihrer Partei in einer Art parlamentarischen Schachspiels, die Anderen glauben das Vaterland gerettet zu haben, wenn sie Herrn Thiers an den Plaß des Herrn Guizot am Ministertische gesebt;z noch Andere haben kein anderes Ziel und keinen anderen Gedanken, als die Untergrabung der bestehenden Staats - Versassung, ohne die mindeste Ahnung von den Bedingungen der Lebensfähigkeit einer neuen politischen Organisation, und von den Mitteln, sie zu ver= wirklichen,

Grossbritanien und Irland.

London, 16. Febr. Ju Windsor wurde gestern angekündigt, daß der Hof morgen nah dem Buckingham=-Palaste zurückkehren werde. Die Niederkunft der Königin wird anfangs April erwartet.

Die Englische Regierung hatte bekauntlih Schritte gethan, um in engere politischen und kommerziellen Verbindungen mit Paraguay zu treten, das seit dem Tode des Dr. Francia sih als Republik fon= \tituirt hat und von füuf Konsuln verwaltet wird. Diese Schritte hatten anfangs den besten Erfolg; mehrere Englische Kaufleute hatten \ih dort niedergelassen, und Herr Gordon war als Englischer Ge-= \häftsträger anerkaunt worden. Seitdem scheinen jedoh wieder Differenzen eingetreten zu seyn, denn Herr Gordon hat plößlich Befehl erhalten, das Land zu verlassen. j

Die Regierung beabsichtigt, die Truppen am Vorgebirge der guten Hoffnung wegen des Streites mit deu Boers zu verstärken, “Das 7te Garde-Dragoner=Regiment und ein Regiment Lanziers werden in kurzem dahin abgehen.

Nach dem Examiner stellt sich amtlich heraus, daß drei Bi= höfe in 15 Jahren ihren Familien zusammen gerechnet ein Vermö= gen von 700,000 Pfd. St. hinterlassen haben. Darunter befand si ein Bischof, welcher ohue einen Shilling nah Jrland ging und nah 8 Jahren mit Zurücklassung von 400,000 Psd. St, starb. Der Bischof von Clogne, welcher 1820 mit Tode abging, dane ge seine Kinder 120,000 Pfd. St. erübrigt, und ein Bischof in W: tin 2 unlängst starb, und dessen Bisthum ein armes hieß, hinterließ seinen Erben 100,000 Pfd. St. Im Jahre 1828 wurde amtlich nachge-

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