1843 / 60 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

; ) ine aroße Anzahl der Abgeordneten, und

meinen Berathung sprach cine 6 ans veranla (Vice - Präsident namentlich sämmili@e el Todt, Braun, von Eisenstuck, von Meyer, dos E O bex bir Waßdorf 2c.) sih im Allgemeinen für eine Erweiterung der bür- Jerlichen Rechte der Juden und theilweise für eine gänzliche und e din te Gleichstellung derselben mit der christlihen Bevölkerung andes Staates aus, Die heute begonnene spezielle Berathung er- streckte sich zunächst auf das von dem Petenten an die Spiße gestellte Gesuch um Ertheilung der bürgerlichen Ehrenrechte und um desfallsige Verwendung wegen Abänderung der im §. 65 der all- gemeinen Städte-Ordnung enthaltenen Bestimmungen. Die Deputa= tion hatte diesen ersten Punkt der Petition beifällig begutachtet, und bei der durch Namens-Aufruf erfolgten Abstimmung trat auch die Kammer dem bezüglichen Antrage der Deputation mit 40 gegen 28 Stimmen bei. Dabei is namentlich zu bemerken, daß sämmtliche 4 Vertreter der Städte Dresden und Leipzig, welche, da vor der Hand die Aufenthaltsgestattung der Juden auf diese beiden Städte beschränkt ist, eigentlich das Haupt-Juteresse in dieser Angelegenheit haben, sich für Ertheilung der Ehrenbürger = Rechte an die Juden ausf\prachen. Ein Antrag des Abgeordneten Leuner, diese Ertheilung nur aus= nahmsweise als Prämie für besonders si auszeichnende Subjekte ein= treten zu lassen, fand durch diese Abstimmung seine Erledigung.

Der zweite Punkt der Petition auf Aufhebung des im §. 6 des Gesehes vom 16. August 1838 ausgesprochenen Verbotes der Be-= treibung des Klein= und Ausschuitthaudels gerichtet, für dessen Befürwortung sich die Deputatiou gleichfalls einstimmig entschieden hatte, fand jedoch die Zustimmung der Mehrzahl der Kammer :Mit- glieder nit, namentlich erklärte sich Eisenstuck auf Grund der seit dem Jahre 1838 über die Neigung der Juden zu anderen Erwerbs= arten als den Handel gemachten Erfahrungen sehr entschieden gegen Gestattung des Klein= und Ausschnitthandels au die Juden, und es wurde der diesfallsige Antrag der Deputation mit 45 gegen 23 Stimmen abgelehnt.

XX Frankfurt a. M., 24. Febr. Se. Durchlaucht der Prinz Friedrih zu Hessen, Gouverneur von Luxemburg, is gestern nach ahttägigem Aufenthalt dahier, nach Luxemburg weiter gereist.

Der Geheime Rath, Herr Baron A, von Humboldt, hat gestern Abend unsere Stadt verlassen und sich zunächst nah Weimar bege= ben. Er wohnte zuvor einem Diner bei, das der Königl. Preußische Bundestags-Gesandte, Herr Graf von Dönhoff, dem berühmten Ge-- lehrten zu Ehren gegeben, und zu welchem mehrere Notabilitäten unserer Stadt im Gebiete der Naturwissenschaften eingeladen waren.

Die gestern von Amsterdam bedeutend höher gekommenen Course

der Holländischen Fonds hattet die Kauflust in denselben auch hier

von neuem angefacht und die Holländischen Course blieben wesentlich *

höher.- Heute gingen sie wieder etwas zurück, da sie von Amsterdam auf Verkäufe für Deutsche Rechuung und namentlich haben hie= sige Spekulanten die Hände dabei im Spiele niedriger kamen. Fn den Holländischen Effelten wird das lebhafte Spiel wohl noch einige Zeit andauern. Gewiß ist die Kapitalisirung der Belgischen Schuld, doch haben die bis jeßt mit dem Hause von Rothschild an= geknüpften Unterhandlungen noch zu feinem definitiven Resul tat geführt. Eben so wenig is daran zu zweifeln, daß der Nieder= ländische Finanz-Minister, Herr Rochussen, seinen Operationsplan wegen der Konversion der 5proc. Holländischen Schuld ausführt. Ju den Oesterreichischen Fonds wurde in den leßteren Tagen weniger gethan, doch halten sie sich ret fest, wie es überhaupt der Fondsmarkt bleiben wird, wenn nicht ein Ministerwechsel in Frankreich eintritt. Die un= terrichtetsten Männer rechnen auf die Erhaltung des Ministerium vom 99, Oktober und die Börse is dadurch ziemli beruhigt, wenigstens für den Augenblick. Ju den Portugiesischen 2Fproc. hat die Kauflust nachgelassen, in Spanischen Ardoins geschieht wenig. Ju den Taunus= Eisenbahn-Actien hält die Kauflust an, zur Verzweiflung der Contre= minen, —— P ———

Spani en. Madrid, 15. Febr. fünfte Bataillon der Miliz, welches

Das f sich geweigert hatte, das berüchtigte Manifest des Herrn Feliu gegen die Freiheit der Presse zu unterzeichnen, hat dem Regenten eine Adresse überreiht, worin es seine Anhänglichkeit an die gegenwärtigen Jn= stitutionen ausspricht.

Ju Bezug auf die beabsichtigte Errichtung eines Staatsrathes be- merkt der Corresponsal, daß diese Maßregel keinen Sinn habe, weil man die Verantwortlichkeit der Minister und Beamten nicht vorher dur ein Geseb festgestellt habe, auch sey es verfassungswidrig, weil die Kammern nicht darüber zu Rathe gezogen worden. Das Mini= sterium, fügt das genanute Blatt hinzu, betrachte den von ihm ge= bildeten Staatsrath nux als eine Art von verantwortlichem Hergus= geber der fünftigen Staatösstreiche.

Die Provinzial-Deputation von Madrid hatte in ihrem Manifeste an die Wähler gewisse Liberale beschuldigt, daß sie sich von den Dok- trinen, die sie bisher vertheidigt, getrennt hätten, um sich auf den Ruinen der bestehenden Gewalten emporzuschwingen. Die Herren Alcon, Cortina, Cantero und Domenech protestiren nunmehr in einem Schreiben au den Corresponsal energish gegen eine solche Be= \chuldigungz sie erklären, daß ihre Opposition niemals gegen den Regenten, sondern immer nur gegen die Minister gerichtet gewesen sey.

69 Paris, 22. Febr. Der General Seoane hat das gegen ihn gerichtete Manifest der Madrider Oppositionsblätter durch folgen= des an den Patriota gerichtetes Schreiben beantwortet: ¡„Zh habe mit der äußersten Verachtung die Protestation gelesen, welche die \so= genannte unabhängige Presse gegen meine Handlungen, als oberste Behörde von Catalonien, gerichtet hat. Dies konnte nicht anders seyn, und ih konnte jene Erklärung, ausgegangen von einer unmora=- lischen Coalition, von einer Coalition, welche von den inneren und äußeren Feinden des Spanischen Glücks besoldet wird, nicht anders aufnehmen. Haben Sie die Güte, der sogenannten unabhängigen Presse zu sagen, daß all’ ihr Geschrei mich nicht ein Haar breit von dem Wege der Pflicht abbringen, daß es mich uicht verhin= dern wird, den Frieden gufrecht zu erhalten und die An= strengungen zu vereiteln, die man macht, um den Bürger= krieg zu erneuern und unseren Boden von neuem mit Blut zu übershwemmen. Sagen Sie ihr, daß die Maßregeln, welche sie so bitter tadelt, bis jeyt einen neuen Konflikt verhindert haben, welcher Tausende zu Wittwen und Waisen hätte machen kön- nen. Nicht vor jener Presse, die ih verahte, wie sie es verdient, sondern im Schooße der National-Repyräsentation, oder vor dem kom- petenten Tribunale, werde ih mein Verfahren rechtfertigen und jene feigen Verleumder aller edlen, patriotischen und ehrenwerthen Män- ner in Spanien zum Schweigen bringen, und ih werde für meine Dienste einen Oelzweig, die schönste Belohnung, die ih empfangen fann, und die exemplarishe Bestrafung der Feinde der Freiheit und des Glüdfes meines Vaterlandes verlangen.‘

Man schreibt von der Pyrenäen=-Gränze, daß seit dem Anfange dieses Monats wieder eine ansehnlihe Menge von Spanischen Ueber= läufern über die Französische Gränze fommt,

——__

von Römischen Gebäulichkeiten aufgedeckt,

246 Pereinigte Staaten von Uord - Amerika.

London, 21. Febr. Die „Caledonia““, die am 1. Februar von Hali- far abgegangen is, hat Nachrichten aus New-York überbracht, die bis zum 2. Februar reichen und unter Anderem melden, daß das Comité der auswärtigen Angelegenheiten im Repräsentantenhause die Absen- dung eines Gesandten nah China ‘genehmigt hat. Das Bankerott- Geseß war auh im Senat aufgehoben worden. Der Schabkammer- Plan ist mit 193 gegen 18 Stimmen durchgefallen. Der Vorschlag des General Johnson, daß die Central - Regierung die Schulden der einzelnen Staaten übernehmen möge, schien in einem etwas günstige- ren Lichte angeschen zu werden. Die Frage über das Oregon-=Ge= biet war noch in Berathung. Folgendes sind, dem New - York Expresse zufolge, die beiderseitigen Rechtstitel, auf welche die Vereinigten Staaten und Englaud ihre Ansprüche an das Oregon- Gebiet begründen. Die Vereinigten Staaten nämlich: 41) darauf, daß der Amerikanische Capitain Gray 1m Jahre. 1788 zuerst die Mündung des Columbia-Flusses entdeckt habe; 2) auf die Abtretung aller Rechte auf das Gebiet nördlich vom 42° der Breite von Sei= ten Spaniens z 3) auf die Französischen Ansprüche, die sich auf die Vereinigten Staaten vererbt hätten; 4) auf die Angränzung des Ge- biets. Die Engländer dagegen behaupkten : 1) daß sie zuerst die Ent- deckung des Landes gemacht hättenz 2) daß mittelst der Convention von Notka Sund im Jahre 1790 Spanien an England den freien Zutritt seiner Unterthanen au der Küste gestattet habe, und 3) neh= men sie au die Französischen Rechts - Ansprüche , welche Frankreich im Jahre 1763 an Spanien traktatenmäßig abgetreten hat, für sich in Anspruch.

JulauDd.

Münster, 22. Febr. (Westph. Merk.) Jn Folge der neuen Bestimmung, nah welcher ständische Ausschüsse die dem Land= tage vorzulegenden Geseß - Entwürfe zuvor prüfen sollen, sind seit etwa zehn Tagen vier solcher Ausschüsse hier versammelt, und zwar: 1) für das Kriminalrecht, 2) für das Paderborner Provinzialrecht, 3) für das Minden - Ravensbergsche Provinzialrecht und 4) für das Märkische Kirchenreht. Diese verschiedenen Ausschüsse sind in voller Thätigkeit.

Trier, 21, Febr. (Tx. Ztg,) Bor kurzen hat man nahe bei Trier, bei dem am Marxbergè gelegenen, dem hiesigen Bürger= Hospitale gehörigen Weingute, wiederum weitläufige Substructionen über deren ursprüngliche Bestimmung man noch nichts Näheres anzugeben vermag. Allem An-=

? scheine nah gehörten diese Ueberreste, die zum Theil noch wohl cr- # halten sind, * wäre höchst wünschenswerth, wenn die Nachgrabungen in | fortgeseßt würden, daß man zu eluem umfassenden Plane des Gän-

einem oder mehreren größeren Gebäuden an, und es der Weise

zen gelangen köunte.

Elbing, 25. Febr. (E. A.) Jn Pillau haben in den lebten Tagen heftige Stürme geweht, dabei hat im dortigen Haff ein sehr starker Eisgang stattgefunden.

Reisende, welche vorgestern Heiligenbeil passirt haben, erzählen, daß dort ein trauriges Ereigniß viel Aufregung verursacht habe. Es sey nämlich im Angesichte dieser Stadt ein mit Erbsen beladenes, 5 Last großes Fahrzeug mit Mann und Maus im Haff unkergegangen, wobei vier Menschen ihr Leben eingebüßt haben sollen, Nähere Nach- richten über diesen Unglücksfall stehen zu erwarten.

Das Memeler Dainßfboot ,„Friedrich Wilhelm IV.“ hat bereits am 17ten d. M. seine Fahrten zwischen Memel und Tilsit begonnen.

Berichtigung.

Mit Bezugnahme auf eine uns unlängst aus Marienwerder eingeschickte berihtigende Notiz bemerken wir nachträglich Folgendes:

Ju dem Artikel über die zweckmäßigste Eisenbahn - Verbindung zwischen Berlin und Königsberg n D O 20 der Sr Ztg.) ist die durchschnittlihe Bevölkerung auf den verschiedenen dort ange- gebeuen Konkurrenz-Linien zwischen der Oder und Weichsel : auf der Linie Stettin, Koniß, Graudenz zu... 1290 Einw. auf d. CIM.; Stettin, Schneidemühl, Fordon zu 1573 » »» » » Küstrin, Schneidemühl, Fordon zu 2102 » » » » und auf dem jeder eigeuthümlihen Theil der beiden leßtgedachten Richtungen resp. zwischen Stettin und Schneidemühl zu 1380 Einw., und zwischen Küstrin und Schneidemühl zu 2356 Einw. auf die LIM. angegeben. Diese sämmtlichen Angaben waren gus „Schneider, der Preußische Staat in geographischer, statistischer 2. Hinsicht. Breslau 1840“ entnommen und dort guf ältere Zählungen begründet. Nach den bei dem Königl. statistischen Büreau eingegangenen amtlichen, zu Ende des Jahres 1840 aufgenommenen Nachrichten ist die Vi) tigkeit der Bevölkerung auf sämmtlichen vorbezeichneten Linien aber größer, und es lebten zu jenem Zeitpunkt durchschnittlich :

» » »

» »

» »

» » » Stettin, Schneidemühl, Fordon 1732 » » Küstrin, Schneidemühl, Fordon 2376 » ,” i und auf dem jeder eigenthümlichen Theil der beiden leßteren Rich- tungen resp. zwischen Stettin und Schneidemühl 15/9, Und zwischen Küstrin und Schneidemühl 2741 Einwohner auf der geogr. [IMeile,

, » » » ,

Wissenschaft, Kunst und Literatur.

Berlin, 25. Febr. Gestern; ?am Geburtstage des Professors Wil- helm Grimm, hatten sich Studirende. aus allen Fakultäten vereinigt, um den beiden Brüdern durch ein Ständchen ihm freudige Theilnahme zu beweisen. Abends nach 8 Uhr zogelt sie na dem Thiergarten vor Grimm's Wohnung und begrüßten sie “mit Liedern von Arndt und. Schenkendorf. Daun ward ein Festlied, von cinem der Studirenden gedichtet und von einem Anderen in der Art der alten Handschriften mit kunstreichen Berzie- rungen auf ein Pergament geschrieben, den Gefeierten überroicht z mit ihm zugleih auch ein Noiwegisches Gedicht, von cinem hier studirenden Nor- weger verfaßt, das aussprach, wie auch im hohen Norden ihr Name weit- betannt und hochgeehrt sev, und ihre Forschung auch dort Viele anrege und das Gefühl der Einheit aller Germanischen Stämme mächtig erhalten helfe. Als das Festlied gesungen war, trat Jakob Grimm auf den Balkon und sprach mit bewegter Stimme zu den Studirenden, ‘die mit entblößtem Haupte den geliebten Lehrer hörten. Die Umrisse seiner Worte, wie sie uns eben das Gedächtniß wiedergiebt, sind etwa diese: „Wenn ein Baum aus seiner mütterlichen Erde, wo er fröhlih gedieh , herausgehoben und versegt wird, so braucht er immer Zeit, bis er sich anderswo einiqurzei), und nur durch große Pflege und Sorgfalt vermag er wieder zu gedethen. Auch wir sind zweimal aus dem Boden der Heimat herausgeho en und konnten das nicht schnell verwinden, Aber wir haben einen Boden L den, auf dem wir wieder Kraft gewonnen und frishe Wurzeln M das is das Leben und Wirken für die Jugend, und ihre Liebe, von A Sie uns eben einen ehrenden Beweis geben. Wir haben zuerst ein Fe

klassischen Studien, m. H., sind die Grundlagen unserer Bildungz sie zeigen uns immer das einfach Menschlichez zu ihnen kehren wir immer wieder, wenn wir uns an dem reinen Schönen erfreuen wollen. Die klassischen Studien können nie verdrängt, ihr Werth soll nicht verringert werden. Das Studium des Deutschen Alterthums will sie auch nicht verdrängen ; es will nur eintreten in das Recht, das ihm gebührt, und den Play wie- dergewinnen, aus dem es vertrieben is. Wir haben Zeiten gehabt, vor denen die klassischen Studien uns nicht schüßen konnten, über welche sie uns nicht hinweghalfenz ers als wir uns wieder zu dem wandten, was das Wesen unseres Volkes is, schüttelten wir die Noth ab, und so wird uns das aus jeder Noth helfen. Das Eigene, Vaterländische hat ctwas Kräftigendes. Das wird jeßt immer mehr anerkannt; die Erforschung des Deutschen Wesens gewinnt immer größeren Boden. Das zeigt uns auch der chrende Beweis der Liebe, den wir hier von Jhnen dankbar empfangen. Am meisten aber danke ih ihnen, daß Sie dazu gerade den Tag gewählt haben, welcher dem das Leben gab, der mir auf der ganzen Welt am nächsten is.“ Auch von Wilhelms Rede vermögen wir leider nur schr kurze Umrisse zu geben : „Als ich das erstemal hier zu Jhnen sprach, da bat ich, daß wir Vertrauen bei ihnen finden möchten, wie wir Ihnen mit Vertrauen entgegen kämen. Meine Bitte is auf das Schönste erfüllt. Vor einem Jahre lag ih {wer danieder und durfte gar nicht hoffen, je wieder vor Ihnen zu stehen und für Sie zu wirken, Jch konnte nur bitten, daß der Himmel mir das Leben erhielte ; aber ih habe viel mehr erhalten und kann mich heute unter JFhnen ungestört an diesen Beweis Jhrer freundlichen Gesinnung für uns freuen. Wir eignen ihn nicht uns zu, wir nehmen ihn an als Ausdruck Jhrer Liebe zu den Studien, die wir gepflegt haben. Diese Stndien umfassen das Vaterland z sie haben den eigenen Reiz, den das Heimische für Jeden immer besißt, den nichts Fremdes erseßen kann, sey es auch noch so vor- züglich. Sie wollen nicht bloßer Zierrath, nicht müßige Gelehrsamkeit sevn; das Erkenntniß unseres Alterthums, seiner Sprache, seiner Poesie, scines Rechts, sciner Sitte will die Geschichte erklären, beleben, erfrischen und \{müdcken, will den Baum des Deutschen Lebens tränken aus eigenem Quell. Aber die Erforschung des Deutschen Alterthums fordert, wie alles was le- bendig machen soll, ein Streben, das ernst und innig sevn muß. Es ge- hört die Begeisterung dazu, die Sie noch haben, mit der Sie allcs erfassenz die schönste Gabe Ihres Alters, die Gabe, auf der die Zukunft ruht. Sie möge Jhnen immer bleiben; die akademische Jugend lebe hoch!‘ Lauter, immer erneuter Jubelruf antwortete den Neden beider Brüder; ihm folgte abermaliger Gesang, und dann ward das Ganudeamms angestimmt, das dic herzliche Feier beschloß.

Kerlin- Frankfurter Eisenbahn. In der Woche vom 19. bis 25, Februar 1843 sind auf der Berlin-

Frankfurter Eisenbahn 3375 Personen besördert worden.

Meteorologische Beobachtungen.

Nach einmaliger

1843. Beobachtung.

Abends 26, Februar.

A Ubr. 10 Ukr.

Morgens Nacbmittags 6 Ubr. 2

T Dr Ld DOE " v d O 339,01 Par. |335, 14 «Pal 3395,54 Par. | Quellwärme 6,9 R

0,3° t: T 0,3° R. + (s R.) Flusswärme 1,5° R. 0,3% R. |— 0,4° R. |— 0,2° R.) Bodenwärme 4,0° R Dunstsättigung 92 pCt. 90 pt. 89 pCt. | Ausdünstung 0,009 Rb. Wetter Schnee. trüh. | trüh. Niederschblag 0,041 Rh. Wind NW.

NW. Wüärmewechsel -+ 0, 59 Wolkenzug « « - NW. -

Luftdruck ..«- | Luftwärme .«- | Thaupunkt ...

in der Linie Stettin, Konitz, Graudenz... 1452Einw. aufd. geogr. LIM.; | 5% Neapl. au compt. 107. » |

bebaut, das nicht neu warz es war längst vorhanden, war unser eigen, aber man fümmerte sich nicht darum, es hatte keine Geltung mehr, Die

- 0,6° R. 'Tagesmittel: 335,33 Par... 40,4? R... 0,3° R... 90 pet. NW.

Den 27, Februar 1843.

Aclien. | ch | Pr. Cour.

Brief. | Gela. | Gem,

Tr. Cour.

7" Fon ds. N | Brief. | Geld. Brl. Pots. Eisenb.| 5 135; do. do. Prior. Obl. 4 E Mgd. Lpz- Eisenb.|—| 146 E do. do. Prior. Obl. 4 m 1037 Brl. Anb. Bisenb.|—| 120 | 119 do. do. Prior. Obl.| | 102% | Diss. Elb. Eisenb. 705 | 695 do. do. Prior. Obl. | g 1 | Rhein, Bisonb. |0| 805 | 795 do. do. Prior. Obl.| 977 | ¿IBerl, Fraukf, Eis. | 1097 | 1087 do. do. Prior. Obl, - 103 ‘4 | 1037 Ob.-Scbles. Eisb. 4) | 102

St. Scbuld-Scb. |34| 1045 | 104%

Preuss. Englische| | | Obligat. 30. (4 | 103% | Präm. Sch. der Seehandlung. |— Kur- u, Neumärk. | Schuldverscbr. 35 1 Berliner Stadt-| | Obligationen. 3 | Danz. do. in Tb.|— Westpr. Psandbr. |“ Grossh. Pos. do-| do. dd. Ostpr. Pfandbr. |

Pomm. do. Kur- u. Neum, do. |* Scblesiscbe do. |*

102%,

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Auswärtige Börsen.

A msterdam, 23. Febr. Niederl. wirkl, Sch. 552. 5% do. 1015. Kanz-Bill, —. 5% Span, 18177. 3% do, 26%. Pass. Ac Au. s ZinsI, é Preuss, Präm. Scb. —-e Pol. 153%. Vesterr. 108%. 4% Russ. Hope 90%.

Ántwerpen;, 92, Febr. Zinsl, —. Neue Aul. 187. :

Hamburg, 295. Febr. Bank - Actien 1630. Engl. Russ. 1107. :

Paris, 22. Febr. 5% Rente fin cour. 121. 70. 3% Rente fin cour. &0. 60.

5% Span. Rente 265. Pass. 4%» ;

Wien, 22. Febr. 5% Met, 1105. 1% 101%. 3% T 25 =—

1% —. Bank-Actien 1625. Anl. de 1834 143%. de 1839 1165.

Königliche Schauspiele. “Ad Dienstag, 28. Febr. Im Schauspielhause: Die Schwestern von Prag. Komisches Singspiel in 2 Akten, von Wenzel Müller, Mittwoch, 1. März. Im Schauspielhause: Bie Leibrente. (Dlle. A. Löwe, Sabine.) Hierauf : Das Testament des Onkels. Donnerstag 2. März. Jm Opernhause: Onkel Brand. Hierauf: Der Schweizer-Soldat. Jm Schauspielhause: 1) Veuxe el garçon. 3) Moiroud et Compagnie.

2) En pénitence.

Königsstädtisches Theater. Dienstag, 28. 2 E bete, Posse in 1 Aft, von B. A. Herrmanu. Hierauf: Vorstellung der Pantomimisten, Herren Gebrüder Lehmann: Luzifer und der Küper. Komische Pauto= mime in 1 Akt. Dann: Canova's Atelier, oder: Klassishe Statucu-= gruppen auf beweglichem Piedestal. Erste Gruppe: Herkules und Lychas. Zweite: Achilles mit dem Wursspieß. Dritte: Der Beth- lehemitische Kindermord. Vierte: Die Wohlthätigkeit. Günfte : Ajax und Patroflus. Sechste : Trojanische Krieger. Hierzu: Jutermezzos, ausgeführt durch die Herren Whittoyne und Maurice. Zum Schluß : Pierot als Ae, Komische Pantomime in 2 Akten. Mittwoch, 1. März. (Ftalienische Opern-Vorstellung.) Belisario.

Verantwortlicher Redacteur Dr. J. W, Zinkcisen,

Gedruckt in der Deer schen Geheimen Ober -Hofbuchdrudckerci,

Preis:

2 Rihlr. für % Iahr.

4 Rthlr. - 5 Jahr. 8 Rihlr. = 1 Iahr.

in allen Theilen der Monarchie ohne Preiserhöhung.

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ußische Staats-Zeitu

Alle ÞPost- Anstalten des In- und Auslandes nehmen BSestel- lung an, sür Berlin die Expedition der Staats - Zeitung: Friedrichsstrasse Ur. 72.

Me 60.

Inhalt.

Amtliche Nachrichten.

Frankreich. Paris, Die geheimen Fonds und die Minister Krisis. Nachrichten aus Algier. Briese aus Paris. (Die Stellung der Le gitimisten. Transatlantische Dampfschifffahrt; Don Namon Narvaez.)

Großbritanien und Jrland. Unterhaus. Peel über die Han dels-Geseße und die Verhältnisse zwischen Frankreich und England.

London. Hofnachricht. Forderungen in Betreff des ausgelicferten Opiums,. Klage über die Ges

seize hinsichtlich der Maschinen-Ausfuhr.

Advokaten-CEinnahme. Schiff brüche, Vermischtes. Belgien. Brüssel. Zucker-Debatte. Kolonisirungs Gesellschaft von (Buatemala. / Deutsche Bundesstaaten.

München. Geseß- Entwurf hinsichtlich

der Cisenbahn-Anleihe. Stuttgart, Abgeordneten-Kammer, Fernere |

Berathungen über das Rekrutirungs - Gese. Hannover. Frei Theater. Mannheim, Vermählung der Prinzessin Marie von Baden, Schweiz. Unterhandlungen wegen eines Handels-Vertrags mit Spanien, Türkei, Konstantinopel, Empörung in Kerbellah. Tod einer | Schwester des Sultans. Kollektiv - Note der Gesandten in Bezug auf | die Gränzbestimmungen des Libanon. i Aegypten. Kahira, Berichte aus Arabien und Abyssinien. Das Schuldenwesen der Nord-Amerikgnischen Union und Johnson's Vor- chlag, ihn abzuhelfen,

Zustände der Jnsel Cuba und der General Capitain Valdez.

Wissenschaft, Kunst und Literatur, Bledow: Schach Particen,

Amtliche Uachrichken.

Kronif des Tages.

Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht: Dem General=Lieutenaut a. D. von Liebenrot h zu Breslau Stern zum Rothen Adler-Orden zweiter Klasse zu verleihen z Den Wirklichen Geheimen Rath von Massow zum Mitgliede Staats-Raths 5; und

Den Joachim Lobo da Silveira, Grafen von Oriolla, um Wirklichen Geheimen Rathe mit dem Prädikate Excellenz zu ernennen.

Den

des

Ihre Königl. Hoheit die H erzogin von Auhalt-Deßau und Höchstderen Tochter, Prinzessin Agnes Durchlaucht, sind von Deßau, und

Se. Durhlaucht der regierende Herzog vou Braunschw eig von Braunschweig hier eingetroffen und in den für Höchstdieselben im Königlichen Schlosse in Bereitschaft geseßten Appartements ab gestiegen. / :

Se. Durchlaucht der regierende Herzog von Nassau ist von

Wiesbaden hier eingetroffen. 4

Zeitungs- Vlachrichten.

Aus laud.

Ene

Paris, 23. Febr. Man glaubt, daß Herr Viger seinen Bericht über die geheimen Fonds nicht vor fünftigem Moutag der Kammer werde vorlegen können, und daß die öffentlichen Debatten dann erst am Mittwoch den 1. März beginnen werden.

Die Presse, die bisher über ihre Stellung zu dem Ministe- rium Stillschweigen beobachtet hatte, und deren Feindschaft zu be- fürchten war, erklärt heute, daß sie nichts thun werde, um eme Mi- nisterial-Krisis herbeizuführen, sondern daß sie vielmehr Alles aufbieten werde, um ein Kabinet zu unterstüßen, dessen Politik sie zwar nicht vollkommen billige, dessen Cyxistenz ihr aber für die ruhige Entwie- lung der Justitutionen des Landes nothwendig erscheine.

Das Journal des Débats enthält heute folgenden Artikel: „Es tritt eine unerwartete Verlegenheit für die Jutrigue ein: sie hat Furcht, oder sie giebt sih den Anschein, zu fürchten, daß die extremen Parteien nicht darein willigen werden, ein einfaches Amendement über die geheimen Fonds zu votiren, Die Jutrigue kanu nun aber keine Roten entbehren ; die Stimmen der äußersten Rechten und der äußer- sten Unken sind ihr unumgänglich nothwendig. Der Streit erhibt sich von beiden Seiten und wird ziemlich fomish. Die Organe der legi- timistishen und der radikalen Partei sagen zu der Jntrigue: Gebet uns Bürgschaften, wenn ihr unsere Stimmen haben wollt. Jhr wollt das Mi- nisterium haben, gut! Aber was erhalten wir dafür? Welchen Artikel der Constitution, welches Geseh der Ordnung seyd Jhr bereit, uns auf- zuopfern? Die Jutrigue antwortet: Wir befreien Euch von Herrn Guizot und von einem Ministerium, welches seit länger als zwei Jahren die Gesebße mit Festigkeit hat ausführen lassen; wir desor= gauisiren, wir \palten die radikale Partei, ist dies noch nicht geung? Es scheint bis jet, daß diese Antwort den extremen Parteien nicht genügt. Auch denunzirt der Con stitutionnel in seinem Zorn die Allianz des Herrn Guizot mit dem National und der Gazette de France. Der Con stitutiounel behauptet diese Dinge mit einer bewundernswürdigen Keckheit, und zwar in demselben Augeublick, wo er durch die zürtlichsten Vorwürfe und durch die heftigsten Anrufungen die extremen Parteien zu rühren und sie für die Sache der Jutrigue zu gewinnen sucht. Seltsam! -Man hakt si{ch bei den Wahlen so gut verstanden; der Constitutionnel unterstüßte die Kandidaten des National und der National die des Constitutionnel, und ín dem entscheidenden Augenblick, wo es sih nur noch darum handelt, ein leßtes Mal zusammen zu votiren, um das Ministerium zu stürzen, sollte man si niht mehr verstehen? Man will den Beistand der linfen Seite erhalten, und doch weigert man si, die geringste Verpflichtung gegen dieselbe einzugehen® Uebrigens glauben wir, daß der Constitutionnel sich umsonst beunruhigt,

Die extremen Parteien wollen ihren Beistand hoch angeschlagen wis}=

| von 6 Bataillonen alle Gelegenheiten benußen wird, um im Westen

Bex tis Mililwp beg 1 Mit

sen, aber im leßten Augenblicke werden sie sich begnügen, wenn fie nihts Anderes erlangen können, als eine ministerielle Krisis; sie wer- deu mit der Jutrigue gegen Herrn Guizot votiren; sie werden zu glücklich seyn, wenn man sie von einem Ministerium befreit, welches ¡ihnen mit so vielem Muth und so vielem Talent Widerstand leistet, Wir zählen nicht auf sie, um das Ministerium zu \{hübßen; wir zäh len auf den Patriotismus und auf die LWeiszeit der Kouservativen.““ Man schreibt aus Toulon vom 16. Februar: „Das Dampf- {i} „Enphrate““, welches Algier am 13ten verließ, is mit der Kor respondenz und 208 Passagieren auf unserer Rhede vor Anker gegangen, Der General-Gouverneur is am 10. Februar Abends wieder zu Al gier angekommen, nachdem er Scherschell am nämlicheu Tage verlassen hatte. Er hat nebst seinem Stabe die Ueberfahrt am Bord des Dampfschiffes „Phare“ gemacht. Der Gouverneur hat dea General de Bar zu Scherschell gelassen, wclcher mit einer beweglichen Kolonne

zu operiren.“

Es ist {hon mehreremale von der Aukunft des Generals Bu- geaud in Paris die Rede gewesen, da man, wie es hieß, seine Ge genwart für nothwendig hielt, um vor den Kammern das System der unbeschränkten Beseßung, welches er seit 27 Jahren befolgt, zu vertheidigen. Das plöbliche Wiedererscheinen Abd el Kader's verhin derte früher die Abreise des General-Gouverneurs, Vor einigen Ta- gen soll nun eine telegraphische Depesche an den General Bugeaud abgegangen seyn, welche ihn auffordert, unverzüglich nach Paris zu fommen.

Es scheint gewiß, daß Espartero kürzlich eine Summe von mehr als einer Million Francs in Französischen Renten angelegt hat. Am 9ten d. M. wurde eine Juscription von 50,000 Fr. 5proc. Rente auf den Namen des Regenten von Spanien in das große Buch ein- getragen.

Der Buchhändler Lemière erschien heute vor den Assisen, ange- klagt, durch den Verkauf eines verbotenen Buches: Me AeR QeN Götter“, von Parny, die üffentliche Sittlichkeit beleidigt zu haben. Die Jury erklärte den Angeklagten sür schuldig, und er ward, da es ein Recidivfall war, zu 5jährigem Gefängniß und 6009 Fr. Geld- strafe verurtheilt,

Paris, 23. Febr. Die legitimistishe Partei scheint immer mehr zu der richtigen Erkenntniß der Stellung zu kommen, welche sie einnehmen muß, wenn sie wirklich ihren Grundsäßen, die in Wahrheit nur konservativ seyn können, getreu, mit sich selbst fonsequent und der Achtung jedes Chrenmannes werth seyn will, Der Weg, den ein Theil derselben einschlagen zu sollen glaubte, indem man sih der ra dikalen Partei anschloß, mit dieser gemeinschaftliche Sache machte, sich den Anschein gab, im Grunde dasselbe zu wollen wie sie, während im Hintergrunde nur der Gedauke und die Absicht zu Grunde lag, fie als Werkzeug zu benußen, sie vorzuschieben und vorzutreiben, um eines Tags, wenn dieselbe nach momentan erlangtem Triumphe si selbst zerfleischen und voraussichtlich zu Grunde richten würde, auf ihren Schultern oder, vielleicht rihtiger gesagt, über die Leichname derselben wieder zu der verlorenen Macht emporzusteigen, dieser Weg war und is wahren Royalisten, als welche die Legitimisten doc vor Allem gelten wollen, eben so unwürdig, als er unter den jeßt ob waltenden Umständen und nah der Richtung, welche die böffent- liche Meinung uun einmal in Frankreih unleugbar genommen hat, vom Ziele immer weiter ab, statt demselben näher führen muß. Daß der bessere Theil der Legitimisten zu dieser Erkenntniß immer mehr gelangt, dafür liegen mehrere ganz neue und sprechende Thatsachen vor. Die Wahl eines Deputirten zu Chalons an der Saone hak davon unter Anderem ein s{chlagendes Zeugniß gegeben. Die Legiti misten hatten dort ihren eigenen Kandidaten, dem sie beim ersten Sfkrutin ihre Stimmen gaben. Zu wenig zahlrei, um ihn durchzu- seßen, konnten sie die Wahl des konservativen Kandidaten, Barons von Varennes, oder des radikalen Herrn Bastide, Redacteurs des National, entscheiden, je nachdem sie ihr Gewicht in die Wagschale des Einen oder des Anderen legten. Sie erklärten sich für den Er=

teren, und er wurde Deputirter, und sie bewiesen dadurch, daß ihnen

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die Worte „Erhaltung des Bestehenden“, wenn sie auch den hedauern- den Blick guf das Entschwundene zurück und ihre Hoffnungen auf des- sen Wiederkehr noch immer richten, doh wirklicher Ernst sind, und daß sie jedenfalls nicht die Wiederkehr der früheren Dynastie um den Preis der Anarchie und aller ihrer blutigen und heillojen Folgen für Frankreich zu erlangen gedenken.

Die Erklärung des Herrn Berryer und anderer legitimijtischer Deputirten in den Büreaus der Kammer, als diese das Geseh we-

gen der geheimen Fouds, Behufs der Erneunung der Kommission zu t t C t ( 0

Prüfung desselben, besprahen, und aus welcher die Gewißheit her- vorgeht, daß die legitimistische Partei nicht um des bloßen Wechsels einiger Namen willen und der Befriedigung der Ambition einiger Adspiranten auf die Portefeuilles wegen sich zum willenlosen Werk= zeuge der Opposition hergeben will, ist eine andere Thatsache von noch höherer Bedeutung, und diese wird auch von allen Parteien in vollstem Maße erkannt, wenn auch niht Alle den Freimuth haben, die Wichtigkeit derselben einzugestehen, Dée legitimistishen De= putirten erklärten offen, sie wollen ein Votum, das wirklich bezeich= nend sey, in keinex Weise aber eine hinter den Coulissen operirende Intrigue unterstüßen. Wenn es sich blos darum handelt, Herrn Thiers an die Stelle des Herrn Guizot zu bringen, so verweigern sie ihre Mitwirkung zu Ausführung eines solchen Planes, da ste keinen Grund absehen, warum Frankreich überhaupt und das legitimistische Interesse dur eine derartige Aenderung der Personen etwas ge- winnen solle. Jhr eigenes Interesse namentlich würde dabei offenbar nur verlieren, und selbst zu einem solchen Resultate beizutragen, wer= den sie sih wohl hüten.

Die neue Krise, welche für diese Partei dur das neueste Auf- treten des Abbé de Genoude eingetreten is, wird vollends die Sich- tung und Ausscheidung der verschiedenen Elemente derselben ins Werk seßen und die Spreu von dem Weizen sondern. Die Gefahr, welche der legitimistishen Sache aus der Richtung, die das neue unter dem Schußmantel der Gazette de France auftretende Journal la Nation einschlägt, erwachsen konnte und mußte, wenn man nicht gleih von vorn herein energischen Widerstand von Seiten der ganzen

legitimistishen Presse gegen diese Tendenz leistete, welhe auf

ein Aufgeben der Grundsäße hingusläuft, die doch gerade die Wesenheit und das Uaterscheidende der legitimistischen Par= tei auemachen, diese Gefahr hat alle anderen Blätter derselben zu gemeinschaftlichen Anstrengungen veranlaßt. Jm Hause des Herrn Berryer hielten die Herausgeber aller legitimistischen Blätter mit Aus= {luß der Redacteure der Gazette de France eine Zusammenkunft, worin das einzuschlagende Benehmen ausführlich besprochen und end- lich auf Herrn Berryers Antrag der Beschluß des kräftigsten Wider= standes gefaßt wurde. Herr vou Genoude steht auf dem Punkte, d von allen seinen bisherigen Freunden verlassen zu schen, und es muß sich binnen kurzem entscheiden, ob er ganz in die legitimistischen Reiben zurück oder, den Fußtapfen seines Vorgängers Lamennais fol- gend, ganz in die der Radifalen hinübertreten wird.

O Paris, 23. Febr. Es bereitet sih in unserer Dampfschiff-

fahrt zur See eine durchgreifende Aeuderung ver, Herr Labrousse, ein Fregatten-Lieutenant, hat so eben ein großes Werk vollendet, worin er die von Chapel in England erfundene elipsenförmige Dampfma= schinen-Construction zu einem wohlgeordneten System zu bringen versucht. Das Werk ist so eben erschienen und erregt so viel Jnteresse, daß unser Minister der Marine sogleich 200 Exemplare davon E ließ, um sie unter unsere ausgezeichnetsten Seemänner zu verbreiten. Die bis= herigen Dampfböte haben den Uebelstand, daß die Dampfmaschinen in die Mitte des Schiffes angebracht werden und die Räder derselben sowohl dem Andringen der Wellen als den feindlichen Kanonen aus= geseht bleiben und so leiht beschädigt werden fönnen. Nach dem neuen Elipsen-System wird die Dampfmaschine am Hintertheil des Schisfes angebracht, und zwar so, daß sie ganz unter dem Wasser verborgen zu stehen kommt und weder dur das Brausen der Wo=- gen, noch durch feindlihe Kugeln beschädigt werden kann. “Ras bisher die Transatlantische Damyf - Schifffahrt so be= \chwerlich und gefährlich machte, waren die ungeheuren Wogen des Oceans, welche die Räder der Dampfmaschinen um so leichter ver- lezten, als sie dem Andringen derselben zu sehr ausgeseßt waren. Da bei dem neuen System die Dampfmaschine am Hintertheil des Schiffes liegt, so sind die Wogen \chon zerschellt, bevor sie den Hintertheil des Schiffes erreichen, und deren Brandung ohne Kraft. Die Form der neuen elipsenförmigen Dampfmaschinen gleicht so ziem= (i) einer Art Bohrer, und die Bewegung, die sie machen, is ganz die eines Bohrers, den man z. B. aus einer Flasche herauszieht und im Herauskommen eine fortlaufende Bewegung im Junern des Pfropfes erzeugt.

Ein legitimistishes Pariser Blatt enthält die Nachricht, daß der General Ramon Narvaez, der Günstüng der Königin Marie Christine, nächstens sih mit einer Demoiselle Tascher de la Pagerie vermählen wird, und schiebt dieser Vermählung eine politische Bedeutung unter, da die Familie Tascher bekanntlih mit der Familie Napoleon's nahe verwandt is, Aber uiht Don Ramon Narvaez, der gewesene Spa- nische Kriegs-Minister, sondern dessen Bruder, Don Antonio, ein sonst ganz unbedeutender General, is der Bräutigam. Don Ramon Nar vaez, der gewesene Nebenbuhler Espartero’s, ist seit lange mit einer reichen Erbin aus Havana vermählt, und vor wenigen Monaten hob die Königin Marie Christine dessen zweiten Sohn aus der Taufe. Somit fallen die Kommentare über die vermeintlihe Bedeutung einer

| Heirath zwischen ihm und einer Demoiselle Tascher von selbst weg,

da der Eigenthümer der Salzwerke von Dieuze, nicht

um so mehr, i l i Don Antonio, sondern Don Ramon, der áltere und reiche Bruder,

geworden ist. —————_—

Grossbritamen und Irland. Unterhaus. Sibung vom 17, Februar, Gegen den Vorwurf, daß das jeßige Ministerium seinen eigenen Erklärungen in Bezug auf die Handels = Prinzipien niht nachgekommen sey, rehtfer= tigte sich Sir R. Peel in seiner den Howickschen Antrag bekämpfen= den Rede folgendermaßen :

„Wir haben ausgesprochen, daß bei einer allgemeinen Revision unse- res Handels-Geseßbuches der Grundsaß des Schußes nicht ausgedehnt wer- den dürfe, und daß eher Milderung und Nachlassung, als größere Beschrän- lung das Ziel seyn müsse; ih selbst aber habe dabei zu Gunsten langbe- steheuder Jnteressen einen Vorbehalt gemacht, wie dies früher auch Adam Smith und Huskisson thaten.“ Der Redner zählte nun die Vortheile auf, welche der neue Tarif bewirkt habe, auf den man in der jeßigen Debatte absichtlih so wenig Werth lege, und fuhr fort; „Die Zölle auf Französi- {e Weine und andere Luxus-Artifkel durften wir nicht herabsezen, weil ihre Beibehaltung nothwendig ist, um von den betreffenden Ländern gegenseitige Zugeständnisse zu erlangen z eben so konnte aus Gründen, die sich auf den Stlavenhandel und auf die Sklaven haltenden Staaten Süd - Amerikas beziehen, der Zuker - Zoll noch nicht vermindert werden. Der Zoll auf Schlachtvieh ist herabgeseßt worden, und was das Getraide anbetrifft, so habe ih gewisse Abänderungen der Zölle vorgenommen , und der Weizen- preis is wesentlich gefallen. Einige schreiben dies blos der reichen Aerndte zuz was aber auch die Ursache war, das Heruntergehen der Preise war die Wirkung, Sobald aber der Preis gefallen war, schrie man, daß an dem Preise der Lebensmittel wenig liegez der Hauptpunkt sey die Zulassung aus- ländischen Getraides, um einen ausländischen Markt zu gewinnen, Man \raate mich dieser Tage, ob ich in der laufenden Session eine Veränderung der Korngeseße beabsichtige? Jh autwortete verneinend, Darauf sagte man, ih habe meine Verneinung auf die jeßige Session beschränkt, Wie? Ich beantivortete die Frage im Sinne des Fragestellers, ohne sonstige Be- ziehung oder Rückhalt. Jch beabsichtige keine Veränderung der Kornge- seßzez aber wenn man mich fragen sollte, ob ih mich verpflichten wolle, sie niemals abzuändern, so würde meine Antwort unzweifelhaft dahin lauten, daß ich keine solche Zusicherung ertheilen könne, Der Antragsteller \agt, wir sollten die Frage erledigen z aber würde dies durch sein Lieblingsthema eines festen Zolles geschehen? Wird der Bund gegen die Korngeseße seine Umtriebe nicht fortseßen ?““

Der Minister erörterte nun einige allgemeine Gründe gegen den festen Zoll, wie gegen gänzliche Aufhebung, und ging dann auf Herrn Baring's Vorwurf über, daß die jeßige Regierung Alles in Unord- nung gebracht und nichts definitiv festgestellt habe. Er fkontrastirte sein eigenes Verfahren mit jenem des Whig-Kabinets, das im Jahre 1840 mit ganzer Macht dasselbe Zudckergeseß vertreten habe, welches von ihm im Jahre 1841, da es sih in Gefahr sah, als unerträgliche Last O ward, und fuhr dann fort : t

„Man dringt auf definitive Feststellung des Korngesepßes als auf eie

höchst wichtige Sache, Was that das vorige Ministerium in dieser Sache