1843 / 63 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

ductionen noch weiter hätte gehen können, die Herren Hume und Williams machten Einwendungen gegen den Bau einer Dampf-Jacht für die Königin, erhielten aber von Sir Robert Peel zur Antwort, daß das Schiff auf außerordentlihen Befehl der Köni= in keinesweges zu ihrem ausschließlichen Gebrauche ausgerüstet werde, ondern nöthigenfalls gleich den übrigen Dampfschiffen der Königlichen Marine benußt werden solle, eine Erklärung, welche lauten und allge= meinen Beifall hervorrief; Sir Charles Napier glaubte vor allzu großen Reductionen der Mannschaft warnen zu müssen, da es außer= ordentlich {wer sey, in unerwarteten Fällen die Schiffe rasch zu bemannen;z auch klagte er über Parteilichkeit der Regierung bei Ver= theilung der Belohnungen für die in Syrien und China geleisteten Dienste verschiedener See-Offiziere. Der Antrag des Herrn Herbert wurde darauf ohne Abstimmung genehmigt, und das Haus vertagte sih glei darauf. 0A

__ London, 25. Febr. Die Königin hielt gestern Nachmittags

im Buckingham - Palast eine Geheimeraths - Versammlung, in welcher der Württembergische Gesandte, Baron von Hügel, nah seiner Rük- van von einer Urlaubsreise wieder eine Audienz bei Jhrer Majestät atte.

Die Rede Sir R. Peel’s über das Dank=Votum für den Ge-= neral= Gouverneur von Ostindien, und die in Afghanistan beschäftigt gewesenen Truppen enthielt einen Ueberblick über den ganzen Verlauf der dortigen Begebenheiten seit dem Ausbruch des Aufstandes in Ka-= bul, wovon folgendes das Wesentlichste ist:

„Zm Oktober 1841“, sagte der Minister, „herrschte in Afghanistan anscheinende Ruhez die Priester, die Häuptlinge und ihr Gefolge mochten allerdings wohl über den von der Britischen Regierung geübten Einfluß unwillig seyn, aber nichts deutete auf den bevorstehenden Ausbruch einer allgemeinen ZJnsurrection hin, und es war daher auch schon beschlossen, daß Sir William Mac Naghten am 20, Oktober nah Bombay, wo er zum Gouverneur ernannt worden war, abgehen und Sir Alerander Burnes die Leitung der diplomatischen Geschäfte am Hofe von Kabul übertragen solle, als ich plöplich die Gildschies erhoben, die Pässe zwischen Kabul und Gundanuck beseßten und auf diese Weise die Verbindung des Heeres mit Ostindien abschnitten. Als nächster Grund dieser Empörung der Gild \chies wird angegeben, einestheils, daß man ihnen den bedungenen Lohn für Offenhaltung der Pässe habe kürzen, und anderentheils, daß man ihre Häuptlinge für die in einem anderen Theile des Lan des von ihren Stammesgenossen begangenen Räubereien habe verantwort lich machen wollen. Sir Robert Sale wurde darauf beordert, mit drei Regimentern die Pässe zu forciren, was ihm auch gelang. Während er aber auf dem Marsche war, erhoben sich die Afghanen von allen Seiten gegen das in Kabul zurückgebliebene Heer, Six Alexander Burnes und andere Offiziere wurden ermordet, und als nun General Sale den Befehl

ur Rückkehr erhielt, zwangen ihn die von allen Seiten andringenden Feinde, eine Zuslucht in Dschellalabad zu suchen, wo er in der Mitte des

onagi November eintraf, Zu gleicher Zeit wie in Kabul, brach auch in Kohistan der Ausstand gus, und das ganze Land bis 80 Englische Meilen

über Gisui hingus \ch{chloß sich der Jusurrection an, Das in Kabul be- findliche Britische Heer wurde bekanntlicy zu Anfang des Monat Januar gezwungen , scinen Rückzug anzutreten, und in den Pässen zwischen Kabul und Dschellalabad völlig vernichtet.“

„Als die Nachricht von dem Ausbruche der Jusurrection in Kabul dem damaligen General-Gouverneur von Ostindien, Lord Auckland, der sich _in Kalkutta befand, zukam, traf er sofort seine Maßregeln. Schon am 2. De- zember befahl er, daß ein Truppen - Corps von 10,000 bis 12,000 Mann zwischen dem Sutled\h und dem Dschumna konzentrirt und noch außerdem die Truppen in Peschauer verstärkt würden, um auf jeden Fall gerüstet zu

seyn z zugleich erklärte er indeß schon damals, daß, wenn Kabul und die Umgegend den Britischen Truppen entrissen worden sevn sollten, neue und ausgedehnte Operationen zur Wiederherstellung der Britischen Suprematie ín Afghanistan nicht zweckmäßig erschienen, Jm Januar unternahm der Brigadier Wild mit vier Regimentern die Forcirung der Keiber - Pässe, um Dschellalabad zu entscßen, wurde aber zum Nückzuge ge- zwungen. Am 19, Februar, nachdem Lord Auckland sowohl von diesem fehlgeschlagenen Unternehmen, als von dem Untergange des in Kabul stationirt gewesenen Heeres unterrichtet worden war, wies er den General ollock, zu dessen Division die Brigade Wild gehörte, zwar an, seine An- M e fortan auf die Befreiung der in Dschellalabad eingeschlossenen Brigade Sale zu beschränken, gedachte indeß zugleich der in der Gefangen- chaft der Afghanen befindlichen Offiziere und Frauen und versprach, alle nur einigermaßen Erfolg verheißende Maßnahmen zu ergreifen, um deren Befreiung zu bewirken, Schon vorher, am 10, Februar, hatte er dem in Kandahar befehligenden General Nott die Weisung zugehen lassen, nach seiner eigenen Urtheilsfraft für die Sicherheit seines Truppen - Corps, zu gleich aber für Aufrechthaltung der Britischen Waffen-Ehre Sorge zu tragen.“

„So standen die Dinge, als Lord Auckland scin Amt abgab, und mit

seinen Ansichten über die damaligen Verhältnisse stimmte auch das Urtheil des Oberbefehlshabers des Heeres, Sir Jasper Nicolls, überein; auch er war der Ansicht, daß man sich vorerst wenigstens auf den Entsaß von Dschellalabad beschränken müsse, und diese Ansicht muß um so begründeter erscheinen, wenn man bedenkt, daß damals Feindseligkeiten mit den Bir- manen nahe bevorzustehen schienen, die also cine größere Zersplitterung der vorhandenen Streitkräfte nicht gestatteten, und daß England gleichzeitig ei- nen kostspieligen Krieg in China zu führeu hatte,“ /

„Lord Ellenborough traf am 28. Februar in Kalkutta ein, und schon “am 15. März entwielte er in ciner Depesche an Sir Jasper Nicolls seine Ansichten über die zu treffenden Maßnahmen im Allgemeinen. Er erklärte, daß es vor Allem darauf anfomme, die noch in Afghanistan befindlichen Truppen - Abtheilungen, welche Kandahar, Kelat-i-Gildschi, Gisni (dessen Uebergabe noch nicht bekannt war) und Dschellalabad besest hielten, sicher zu stellen, dann einen Streich gegen dic Afghanen auszuführen, welcher ihnen beweisen könne, daß die Macht Großbritaniens un-

eschwächt sev, und endlich, nah Befreiung der (Hefangenen, das and als Sieger zu räumen, Von diesen Ansichten ging frei- li der General - Gouverneur {hon im folgenden Monat wie- der ab, denn er erließ am 19. April den Befehl gn General Nott, unver- weilt seinen Rückzug von Kandahar anzutreten, aber diese Meinungs-Aen- derung erklärt sich dadurch, daß er an jenem Tage zu gleicher Zeit die Nachricht von der Uebergabe der Festung Gisni durch den Oberst Palmer und von dem fehlgeschlagenen Unternehmen des General England, den Bolan - Paß zu forciren, erhielt, Zu gleicher Zeit mußte er sich überzeugt halten, wie es auch durh Depeschen des Generals Nott, respektive vom 19. und 20. April, später dokumentirt wurde, daß es denselben durchaus an den nöthigen Transportmitteln fehle, um cine erfolgreiche Vorwärts- bewegung nach Kabul zu unternehmen, und daß in dem Truppen - Corps des 6 Nött unter den Sipahis sogar schon große Entmuthigung herrschte.“ l ; Ueber die Ursachen, welche den General-Gouverneur später ver- anlaßten, auf seine ursprünglichen Absichten zurückzukommen und den Generalen Nott und Pollock den Befehl zum Vorrücken zu ertheilen ein Befehl, welcher dem Ersteren in einer Weise gegeben wurde, daß er ihm durch Aufzählung aller Schwicrigkeiten des Vorrückens und dur die zugleich ertheilte Erlaubniß zum Rückzuge, falls er denselben vorziehen Jehte: gewissermaßen die Verantwortung wi sein Verfahren elbst übertrug über diese Ursachen ging Sir Robert Peel, ohne ie zu erwähnen, hinweg und s te sih damit, die Thätigkeit zu rühmen, mit welcher Lord Ellenborough \ich beschäftigt habe, die nöthigen Transportmittel für das Heer zu dem endlich beschlossenen Marsche nach Kabul herbeizuschaffen, so daß er ín den zehn Wo en, welhe dem §8. September unmittel- bar vorhergingen, niht weniger als 16,444 Lastthiere theils gemie- thet, theils gekauft und nah den Operations-Punkten hingescha}t habe, n Resultat, welhes um so schwieriger zu erreichen gewesen sey, da e Lieferungen für die früheren Operationen diejenigen Länder, aus denen die Lastthiere bezogen zu werden flegen, fast änzlih erschöpft hatten, Die Fähigkeit und die Urtheilskraft, mit welcher Lord Ellen-

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borough die Hülfsquellen des Britischen Reiches in Ostindien verwandt habe, dies sind die Ausdrücke, auf welche sich das Dank - Votum in Bezug auf Lord Ellenborough beschränkt glaubte Sir Robert Peel durch diese Darlegung genügend erwiesen zu haben. Er ging dann auf die Belobung der Generale über, deren das Votum erwähnt.

„General Pollock“’, sagte er, „der unmittelbar nach der Niederlage des Brigadier Wild, am 12, Februar, in Peschauer ankam, um das persönliche Kommando über die Division zu übernehmen, zu. der die Brigade Wild gehörte, fand in Peschauer 1000 kranke Soldaten, in dem Lager vor der Stadt 1800, aber die persönliche Aufsicht, die er den Hospitälern widmete, wandte die Verhältuisse bald zum Besseren, und eben so wußte er den durch die Niederlage eingeschüchterten Soldaten wieder Muth cinzuflößen. Seine Erstürmung der Keiberpässe, sein Vorrücken von Dschellalabad nach Kabul und der darauf folgende Rückzug zeugen von großer Umsicht und Festigkeit. Darin, daß er nur dur Ucberredung, nicht durch Härte und Strafen die Soldaten, die vor den Keiberpässen zurückschreckten , zu ihrer Pflicht zurückzuführen wußte, folgte er dem Beispiele Alexander's des Gro- ßen, der vor eben jenen Pässen Gefahr lief, von seinen Macedonischen Phalangen verlassen zu werden, und der ebenfalls durch Erweckung der moralischen Kraft seiner Soldaten die Gefahr zu beseitigen wußte.“

„Die Stellung General-Nott's in Kandahar war überaus schwierig, denn er fand sich mitten im feindlichen Lande von aller Verbindung abge- schnitten, vom Feinde überall umringt und zu einer Zeit wenigstens nicht im Stande, völlig auf die unter scinem Kommando stehenden Sipahis zu rechnen, Von ihm abhängig waren die Besaßzungen von Kelat-i-Gildschie und Gisni, jenes von dem Capitain Craigie mit wenigen Ostindiern erfolg- reich vertheidigt, dieses von Oberst Palmer in Folge von Mangel an Wasser und Lebensmitteln übergeben. General Nott erfoht am 9. März mit 5000 Mann einen glänzenden Sieg über 12,000 Afghanen unter Söfter Dschöng, am 29sten desselben Monats: über die vereinigten Truppen Söfter Dschöng?s und Afbar Chan's, welche diesesmal 8000 Mann stark waren, zog am 10. August, von Lord Ellenborough's Erlaubniß Gebrauch machend, von Kandahar ab nach Gisnui, zerstörte diese Festung am 6. September, nach- dem er am 30, August das zahlreiche Heer des Schumsuhda Chan geschla- gen hatte, und vereinigte sich am 17, September bei Kabul mit dem Ge- neral Pollock.“

„„Die Thaten des General Sale in Dschellalabad sind bekannt. Er traf am 12. November 1841 dort cin und fand die Wälle, deren Umfang auf 2300 Yards angegeben wird, fast gänzlich zerstört; die Wiederherstellung derselben war das Erste, was geschehen mußte, und es gelang seinen An- strengungen, den Plaß binnen kurzer Zeit in Vertheidigungsstand zu seßen, wiewohl 5000 Afghanen ihn umzingelten und der Gencral auf cinen Theil seiner Truppen, die zu dem Kontingente des Schach Sudscha gehört ten, wenig rechnen konnte. Am 16. Februar war die Befestigung so voll- ständig hergestellt, daß sie für die Afghanen, so lange sie kein Geschüß aufführten, uneinnehmbar erschien; aber schon am 19. Februar stürzte ein furchtbares Erd- beben den größten Theil der Wälle über den Haufen, und die Arbeit mußte von neuem beginnen, gestört von neuen Erdstößen, deren man binnen Monats- frist etwa hundert zählte. Zugleich wurde die Garnison durch die Belage- rungs - Truppen unter Akbar Chan fortwährend beunruhigt. Durch falsche Nachrichten getäuscht, hielt Sir Robert Sale die Versuche des Generals Pollock zu sciner Befreiung für gänzlich mißlungen und beschloß nun, sich durch die Truppen Akbar Chan's durchzuschlagenz er griff dieselben, welche 6000 Mann stark waren, mit 1800 Mann am 7, April an und zer- sprengte sie gänzlich; bei dieser Gelegenheit fiel der tapfere Oberst Dennie.““

Dieses Offiziers, so wie der Lady Sale, ihres Schwiegersohnes, des Ingenieur - Lieutenants Sturt, und mehrerer anderen Subaltern- Offiziere erwähnte Sir R. Peel mit besonderen Lobeserhebungen und {loß dann seine Rede folgendermaßen: :

¡C8 ist uamöglich, die Dienste ves Heeres in Afghanistan zu betrach- ten, ohne daß man sich stolz fühlt, den Namen eines Briten zu führen.

Wenn wir daran denken, daß, während wir guf diese Weise die Britische Wasfsen-Ehre in Afghanistan wieder herstellien, wir mit großer Ausopferung von Geld, aber mit ausgezeichneter Geschicklichkeit und endlichem Erfolge unsere Operationen zur See und zu Lande in China fortführten , so i} es unmöglich, nicht einen gerechten Stolz zu empfinden über das Betragen und ‘die Dienste unserer Landslellte 1d Mitüinterthanen. Jch bin willens, zu glauben, daß diese Ercignisse den Beweis“ führen, es stehe der militairische Ruf des Vereinigten Königreichs, troß der langen Dauer des Friedens, noch eben so hoch wie?! mitten ¿unter den Ereignissen des letzten Krieges, und ich glaube die Hoffnung aussprechen zu dürfen, es werde der Umstand, daß wir entscheidende Proben dafür geliefert haben für die ungeshwächte Kraft unserer Energie und unserer kriegerischen Tugenden eine neue BVürg- chaft für den allgemeinen Frieden darbieten. Sollten sie aber dieses Ne- sultat nicht erlangen, und sollte es zur Aufrechthaltung unserer wohlerwor benen Rechte oder zur Rächung unserer National - Ehre nöthig werden, unsere Energie von neuem geltend zu machen und sie auf einem ausge- dehnteren Felde zu üben, so hege ih das Vertrauen, diesc tapferen Thaten werden den Betveis führen, daß jedes Interesse dieses Königreichs aufrecht erhalten und daß die Ehre (Großbritaniens vollklommen geschüßt werden wird, in welchem Theile des Erdkreises sie auch angegriffen oder gefährdet werden mag.“

H London, 24, Febr. Die stehende Klage der Presse und des Parlaments in Englaud is Herrn Walters Monomanie in Betreff des Armengeseßzes. Herr Walter is der Haupt = Eigenthümer der Times, Parlaments-Mitglied für Nottingham und das große Organ und der Anstifter aller Opposition gegen das Armengeseß, Wenn er stirbt, so wird, wie ih glaube, diese Opposition ganz verschwinden ; aber so lange er lebt, läßt er keine Ruhe, Gestern Abend fanden sich im Unterhause 55 Mitglieder, die sich ihm in dem lobenswerthen Versuche, die Justitutionen zur Unterstüßung der Armen mit dem Christenthum zu vereinigen, anschlossen! Die Regierung wird von den Gegnern Lord Ellenborough's und von den Gegnern des Armen- geseßes des Heidenthums beschuldigt, während die Enthusiasten der Schottischen Kirche die Minister der Königin und die Richter des Sessionshofes anklagen, daß sie den Heiland aus seinem Hause ver= treiben. Jn jedem anderen Lande würden dergleichen Aussprüche einen nenen Ausbruch der Wiedertäufer bezeichnen in England {wimmt die Bigotterie stets wie ein Hai im Kielwasser des großen Staatsschiffes.

Im Parlament ist seit dem Montag Abend, wo Sir Robert Peel durch die Schilderung des“ Todes von Sturt und Dennie in Afghanistan das Unterhaus bis zu: Thränen rührte etwas, das in unseren Tagen der Beredsamkeit nicht leiht gelingt, nichts Bedeu- tendes vorgekommen, Alle Patteien bewundern die Eleganz die= ser Rede.

Es dürfte wohl der Mühe werth seyn, Jhre Aufmerksamkeit auf einen Gegenstand zu lenken, der früher oder später großes Auf= schen in der Welt machen und von großen Folgen für den Welt= handel seyn wird ih meine die Territorial- Rechte in Bezug auf den Theil der Nordwest-Küste von Amerika zwischen der Gränze von Mexiko (Lat. 42° N.) und der südlihsten Russischen Ansiedlung (Lat. 54°, 40/ N). Sie wissen, daß dem Senat der Vereinigten Staaten eine Bill vorliegt, welche die Anlegung einer Posten - Unie von dem Missouri-Thale quer über die Rocky Mountains bis zu dem von dem Oregon durchflossenen Lande handelt, und daß der Senator Linn an der Spihe einer Partei steht, welche die absolute Souve= rainetät über dics ganze weite Gebiet in Anspruch nimmt. Die Amerikaner gründen ihre Ansprüche theils darauf, daß sie die Mün= dung und den oberen Theil des Oregon- oder Columbiä-Flusses eut= deckt haben, theils auf die Ansprüche, welhe Spanien früher au dasselbe Gebiet machte, und die durch den Vertrag vom Jahre 1818 an die Vereinigten Staaten abgetreten wurden.

Jch will biér nicht in die Erörterung der Behauptungen einge= hen, die Herr Greenhow in einem auf Veranlassung des Senats der Bereinigten Staaten im e 1840 herausgegebenen Werke über diesen Gegenstand gusfstelltz denn die Art, wie die Bri=

tische Regierung diese Angelegenheit betrachtet, läßt von den Entdeckungsreisen, die in jene unerforschten Länder unternommen M, Sur Ns R Streitigkeiten um ein Land, wo die Autorität des weißen Mannes außerhalb einiger wenigen Forts und Handels - Stationen unbekgunt is, wenig Gewinn ziehen. Die Britische Regierung behauptet, daß die unbewohnte Nordwestküste von Amerika keiner Nation eigenthümlich gehören dürfe ; sie is der Mei- nung, daß bei dem gegenwärtigen Zustande jenes Theils der Erde das Meer für die Fischerei und die Flüsse für den Haudel aller Welt offen seyn müsse; und noch im Jahre 1827 wurde durch einen Ver- trag zwischen Großbritanien und den Vereinigten Stagten festgeseßt daß die Frage über das Territorial-Recht auf 10 Jahre suspendirt bleiben sollte. Gleichwohl ist nichts gewisser, als daß der größere Theil des Innern von den Agenten der Britischen Hudsons-Bai-Compagnie de. forscht und in Besiß genommen worden is, Die Eröffnung des Handels mit China, namentlih mit den nördlichen Häfen, wird die Wichtigkeit des Pelzhandels mit jenem Lande bedeutend vermehren und es is kaum zu bezweifeln, daß, wenn China auch den Amerikg- nischen Handelsschiffen geöffnet wird, eine sehr starke Konkurrenz zwi- chen ihnen und den Briten in Bezug auf den wichtigsten Chinesischen Handels=-Artikel, das Pelzwerk des Nordens, entstehen wird, Gegen- wärtig übt die Hudsons-Bai-Compaguie einen unbestreitbaren Einfluß auf die Judianer aus; sie hat etwa 1000 weiße Agenten, die über das Land zerstreut sind, und nimmt selbst diejenigen Positionen in Besiß, welche die Amerikaner nicht einmal zu behalten für nöthig hielten. Astoria wurde kraft des 1. Art. des Genter Vertrages deu Vereinigten Staaten zurückgegeben, aber die Amerikauer gaben später diesen Posten auf. Fort Vancouver am Nord =Ufer des Oregon-= Flusses i} eine weit größere und gut befestigte Niederlassung. Jm Jahre 1790 war Großbritanien bereit, zur Vertheidigung seiner An sprüche auf den Nutka-Sund oder wenigstens auf das Recht, dort Handel zu treiben, Spanien den Krieg zu erklären, und es wird genöthigt seyn, diese Ansprüche mittelst eines ähulichen Entschlusses zu behaupten, wenn sie von irgend einer anderen Macht beeinträchtigt werden sollte. L

Deutsche Bundesstaaten.

München, 21. Febr. (Nürnb. Korr.) Bei der Fortseßung der Verhandlungen der Kammer der Abgeordneten über die Gesebß Uer des Landes (0 Nr, 59 und Nr. 61 der Sk, Zta) brachte Freiherr von Thon=Dittmer mehrere von ihm näher auseinander geseßte Modificationen des vorliegenden Antrages in Vorschlag. Zu- nächst (bemerkte er unter Anderem) solle um Gewährung eines all gemeinen Civilgeseßbuches gebeten werden. Vielleicht ließe si fragen, ob man die Bitte nicht vertagen solle, da so eben in Norddeutschland in dieser Beziehung ein neues Gestirn aufgehe, und da wir selbst noch in einer Entwickelungs - Periode begriffen seyen. Dennoch glaube er niht, daß noch zugewartet werden solle, schon nicht um des im §. 7 Tit. VIIll, der Verfassungs - Urkunde enthaltenen Postulats willen. Wie immer geholfen werde, wenn nur Hülfe eintrete! Aber der Antrag rede nur von einem Civil-Geseßbuch, umgehe das Kriminal = Gesebbuch. Vielleicht habe der Antragsteller besorgt, bei Stellung auch des lehteren Verlangens dürfte die Aufgabe eine zu umfassende werden. Aber die Frage scy gleichwohl gegeben. Wolle man den angeführten Paragraphen der Verfassung zur Wahrheit machen, warum nicht gleich vollständig? Schon 1m Jahre 1828 sey ein Entwurf vorgelegt, aber dann im Jahre 1831 der Gegenstand zum leßtenmale angeregt worden. Seitdem habe sih die Sache schwerlich geändert, vielmehr dürften neue Prozesse die alten Klagen neu erhärtet haben. Mau möge also jeßt darauf eingehen, weil die Dringlichkeit zu leistender Abhülfe auh in dieser Beziehung nicht in Abrede gestellt werden könne. Warum der Ausschuß von dem An trag auf eine verbesserte Gerichts-Ordnung Umgang genommen habe, sey nur {wer abzusehen, da wenigstens ihm die dafür angeführ ten Gründe als schlagend erschienen. Nun sey aber deren Gebrech lichkeit \{chon öfter hervorgehoben worden. Hier könne er es MOE Uer e, ent Denemben uber vie At und e Ml erkennen zu geben, wie sich der Referent, Professor Dr, Albrecht, bezüglich des Advokgtenstandes ausgesprochen habe. Gewiß habe der- selbe nur einzelne Pflichtvergessene, nicht den ganzen Stand im Auge haben fönnen und hätte darum eine solche Behauptung nicht so all- gemein hin aussprechen sollen. Wegen seiner Hinweisung auf das öffentliche und mündliche Berfahren, und zwar sowohl in strafrechtli cher als in civilgeseßliher Beziehung, könne ihm gewiß uicht der Vor wurf der Modesucht gemacht werdenz denn es seyen gewiß Alle über zeugt, daß die Berathung darüber nicht füglich unterlassen werden dürfe. Daß das öffeutliche und mündliche Verfghren in strafrechtlicher Beziehung das beste sey, darüber sey er längst mit sich einig gewesen, weniger in civilgeseßliher Beziehung, bei der Behandlung der Fragen über das Mein und Dein. Jun ersterem Betracht“ dien= ten zum Beweis die in allen Ländern, wo dasselbe eingeführt sey, gemachten reichlihen Erfahrungen. Er selbs habe auch nur be- antragt, daß das öffentliche und mündliche Verfahren ins Auge ge- faßt und demnach die Räthlichkeit und Zulässigkeit desselben Gegen stand der Erwägung und Berathung werden solle. Auch könne es nicht den Anschein haben, als habe er mit diesem wichtigen Antrag unvorbereitet überraschen wollen, denn in Anregung sey derselbe chon im Jahre 1831 gekommen. Judessen werde man wohl wegen der vielen gegebenen Schwierigkeiten sobald niht an das Ziel kommen, und so müsse einstweilen aushülfsweise geholfen werden wo Hülfe am dringendsten sey. Ju diesem Betracht habe er seine beiden Wünsche zufügen zu follen geglaubt. Bezüglich zuerst der begehrten Trennung der Justiz von der Polizei könne nah der Vorlage vom Jahre 1828 in Betracht der Nothwendigkeit dieser Maßregel wohl kein Zweifel mehr obwalten. Ferner sey auch der weitere Wunsch, daß in Au genblicken des Geschäfts = Andranges junge Mänuer zur Aushülfe verwendet und dafür honorirt werden follten, schon früher geäußert worden, Der Antragsteller sage, „die Güte der Ret ptige wird bedingt: durch gute Geseße, durch zweckgemäße Organisation der Gerichte und durch sorgfältige Besebung derselben.“ Nun scheine ihm aber die Aufopferung des Beamtenstandes nicht immer die verdiente Anerkennung zu finden, Nicht immer werde dem Alter die Belohnung für die Anstrengungen in der Jugend. Nicht immer werde der Chr geiz angeregt. Er denkt nicht an jenen falschen, der nur vorwärts treibe von Stufe zu Stufe, sondern an jenes wahre Ebhrgefühl, welches Jeden zur Pflichterfüllung aneifere, auf welcher Stelle er sich immer befinde; nur dieses Ehrgefühl sey es, das me genug ge= weckt werden könne. Daran aber scheine es nicht selteu zu fehlen, vielmehr oft Entmuthigung obzuwalten. Er besheide sih gern, daß es nicht Sache der Kammer sey, auf die Beseßung der Stellen einzuwirken; allein die vorherrschende Stimmung zu würdigen, sey gewiß ihre Aufgabe. Hier in diesem Saale müßten die festen Grundsäulen aufgebaut werden, L denen sih das morsche Eis ängstlicher und selbstsüchtiger Rücksich{en, ree, damit der Strom des freien Worts Durchgang gewinne 16 Wh wißbegieriger Rei- sender, der, auf der Höhé eines Berges e ommen, die Landschaft unter ihm in Nebel gehüllt sehe, niht wei Ae sondern deu Sieg der Sonne über die auf- und Pedewogen en Nebel abwarten und auch dann noch nicht seinen Blick An en E wenn ihn der eine oder andere Punkt nicht ausprehen so f, even so miisse dic Sonne

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der Wahrheit die Nebel zerstreuen, welche sich etwa lagern wollten zwischen Thron und Volk. Die Priester aber dieser Sonne seyen die Mitglieder dieser Kammer, er sage es mit Wohlbetacht, die Priester, welche wirken sollten, daß die Nebel wihen. Dies sey das erste Chren -=Amt im Staate, das man getreu verwalten wolle, so lange Gott dazu die Kraft gebe. Auf die Umfrage wurden die gestell= ten Anträge unterstüßt. i

__ Unterdessen hatte der Abg. Freiherr von Fu chs folgende Mo= disication auf den Präsideutentish niedergelegt: „Es sey an Se. Majestät den König die allerunterthänigste Bitte zu stellen : 1) Aller-= #gnâdigst unter Berücksichtigung der hierher bezüglichen verfassungs= mäßigen Bestimmungen dahin zu wirken, daß für alle Deutschen Bundesstaaten baldmöglichst ein Wechsel - und Merkantil - Recht ins Leben trete; 2) für den Fall, daß eine baldige Erreichung dieses Wunsches nicht zu erwarten jey, Allergnädigst dahin zu wirken, daß auf gleiche Weise ein solhes Geseß wenigstens für die Staaten des

è Zoll-Vereins erzielt werde; 3) für den Fall endlih, daß auch hier

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nicht bald zu beseitigende Hindernisse entgegenständen, den Ständen des Reichs baldmöglichst ein Wechsel = und Merkantil = Recht für das Königreich vorlegen zu lassen.“ Auch dieser Autrag wird unterstüßt.

Der Abg. Fischer: ob man denn uun vielleicht wieder mit der

Æ# Ertheilung eines neuen Merkantil = und Wechsel-Geseßes warten solle,

bis die angeregten Versuche bei dem ganzen Deutschen Bund oder bei den Zoll-Vereinsstaaten gemacht worden seyen? Er selbst habe schon 1837 den Antrag auf ein solches Geseß für Bayern eingebracht. Beide Kammern hätten die Nothwendigkeit eines solchen Gesehes da- mals anerkannt, und die Regierung selbst sie nicht verkannt. Ju Jahre 1840 habe der Jujtiz-Minister selbst auf den Deutschen Bund hingewiesen. Jeßt seyen wieder drei Jahre verflossen, ohne daß man dem Ziele näher gekommen sey. Er gebe zu, daß ein allgemein Deutsches Merkantil-Geseß höchst wünschenswerth seyz aber es seyen zu einem solchen die Aussichten zu gering, und unterdessen leide da- heim der Handel zu sehr, was die Erfahrungen seit 1837 genug be wiesen. Zudem beständen schon in jedem Staate solhe Geseße und es beeilten si diese also nicht mit einer neuen Gescßgebung, während uns eine solche dringend noth thue. Daher stimme er für die Bitte um alsbaldige Vorlage eines Handelsgeseßzes für Bayern. Der Abg. Frhr. von Fuchs bemerkt darguf, auh wenn nur für Bayern ein Geseß zur Vorlage kommen solle, müßten doch inzwischen drei Jahre vorübergehen, und diese reihten hin, um von den verschie denen Deutschen Staaten die betreffenden Entschließungen einzuholen.

Darauf erhält der Abg. Bestelmeyer das Wort und bemerkt zunächst, es sey gesagt worden, daß unsere gegenwärtige Partikular= Geseßgebung sih auf das Volksbewußtseyn gründe, Er glaube im Gegentheil, das Volk wisse gar nicht, was Rechtens scy. Habe er doch Verhandlungen beigewohnt, wo sich die Advokaten selbst darum gestritten hätten, welches Recht in Anwendung zu kommen habe. Wie wolle nun behauptet werden, daß das Recht mit dem Volke verwachsen seyn solle, wenn selbst die Rechtsgelehrten nicht wüßten, was da oder dort Rechtens sey. Ein großer Uebelstand sey, daß den Stadtge richten als Kreisgerichten so viele Landgerichte untergeben seyen, wo die verschiedensten Öbservanzen und Rechts-Ueblichkeiten hergebracht seyen. Beständen doch in Mittelfranken allein 24 verschiedene Geseßgebun- gen, und von diesen berühre ein guter Theil das Stadtgericht Nürn berg als Kreisgericht. Deshalb unterstüße er den Antrag und bedaure, daß derselbe keine größere Geneigtieit in der Kammer finde. Was die Einführung eines allgemeinen Merkantil-Geseßes betreffe, so wisse er allerdings, daß zwischen den Zoll - Vereinsstaaten desfällige Ver= handlungen gepflogen worden seyen. Allein er fürchte, dieselben möch= ten zu keinem Ziele führen, und sey daher derselben Ansicht, welche der Redner vor ihm geäußert habe. Uebrigens bedürfe der Zoll= Verein eines weiteren Lobes nicht, es sey anerkanut, daß er zu den preiswiirdigsten Negierungs-Maßregeln gehöre. Allein was könne uns der Zoll - Berein helfen, wenn wir daheim den Kredit verlören? Er sell komme als Geschäftsmann bei zahlreichen Baukerotten zur Be theiligung. Er melde sich nie mehr an, denn er habe seit 30 Jahren die (Frfahrung gemacht, daß Gerichts- und Advokatenkosten Alles absorbirten, Jn anderen Staaten habe er eine entgegengesebßte Erfahrung gemacht, so z, B, in Württemberg, wohin er ausgebreitete Geschäfte betreibe, Warum sollte denn, was anderwärts, nicht auch bei uns der Fall seyn könaen? Für so gar {wer könne er dies doch nicht halten. Endlich sey der Wunsch gestellt worden, es möge bei Abfassung eines ñeuen Civil= Geseßzbuches auf öffentliches und mündliches Verfahren Rücksicht ge- nommen werden. Ér theile diese Ansicht auh. Die Pfälzer wollten sich ihre Rechte nicht nehmen lassen, obschon diese eben noch nicht so lange beständen. Auch diesseits wolle man das Geseh kennen lernen, nah dem man gerichtet werden solle. Endlich erhält noch der Abg. Frhr. v. Sch äzler das Wort und spricht sich ausführlich über den Werth, die jederzeit gefundene allgemeine Anerkennung und über die noch dermalige unbedingte Brauchbarkeit der in Augsburg beste henden Wechselordnung aus, daraus die Folgerung ziehend, daß man, da dieselbe bei einer neuen betreffenden Geseßgebung vielleicht nicht zu Grunde gelegt werden, sie als Statutarrecht fortbestehen lassen solle. Die Debatte ward darauf vertagt.

1, März. Ju den Sibßungen der zweiten

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x Dresden, Kammer vom 27.

stere bereits gestern kurz erwähnt) die Berathung über die Petition

des Vorstandes der jüdischen Gemeinde zu Dresden, um Erweiterung #

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der bürgerlichen Rechte der Juden, fortgeseßt und beendigt.

oritte zur Berathung kommende Punkt, der fünfte der Petition, war * die Aufhebung des Verbotes für jüdische Handwerksmeister, mit an= F

deren als selbstgefertigten Waaren Handel zu treibenz der vierte Punkt, die Aufhebung der Bestimmung, daß die Zahl der jüdischen Meister das Verhältniß der jüdischen zur christlichen Bevölkerung nicht übersteige. ; : fürworten zu müssen geglaubt, jedoch den leßteren nur in soweit, als sie ihren desfallsigen Äntrag dahin gestellt hatte, nach den geseßlichen Bestimmungen die Zahl der jüdischen Meister im Verhältniß der jüdischen zur christlichen Bevölkerung zwar beizubehalten (wonach ge= genwärtig in Dresden eine Anzahl von überhaupt 27 jüdischen Meistern zu= gelassen werden kann), eine Repartition der Meisterzahl auf die einzel- nen Junungen aber fernehin so schlechterdings nicht obwalten zu lassen (diese Repartition ergab bei den einzelnen Jnnungen von ge= ringerer Meisterzahl oft nur einen Bruchtheil, und machte daher die Zu-= lassung eines Juden zu dieser oder jeuer Junung unthunlich), Die Kammer trat jedoch dem Deputations-Gutachten und in Bezug auf diesen zweiten Antrag mit 39 gegen 19 Stimmen bei, während der erstere, den Handel jüdischer Meister mit anderen als selbstgefertigten Waaren betreffend, mit 38 gegen 21 Stimmen abgelehnt wurde. Die beiden lebten Petitionspunkte gingen dahin, daß 6) der Besiß von Grundeigenthum in Dresden und Leipzig für die einheimischen Juden einer Beschränkung ferner nicht unterworfen seyn solle, und 7) ihnen das Jmmissionsreht in verhaftete Grundstücke mindestens in dem von ihnen angegebenen Maße (wonah Juden in das ihnen verpfändete Grundstück jedenfalls immittirt werden, jedoch, wenn sol= ches in einem Landestheile is, wo sie zur Zeit noch kein Grund-= Eigenthum erwerben dürfen, sie zu dessen Veräußerung binnen zwei Jahren verpflichtet seyn sollen) gestattet werde. Die Beschränkungen des Grundbesibes der Juden bestehen nah dem Geseße von 1838

und 28, Februar wurde (wie in Bezug auf Er-4 ¿ad , | i Abe 0! F zösische Geschäftsträger einen Courier, der Paris am 11ten verlassen

Die Deputation hatte beide Anträge der Petenten be- |

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darin, daß a) ein Jude nur ein Grundstü in einer der Städte Dresden oder Leipzig besißen darf, und b) daß er dasselbe nur nach einem zehnjährigen Besiße verkaufen darf. Die Deputation hatte hier die Aufhebung der Beschränkung unter a) und zu b) die Herab= seßung der Besitzzeit von 10 auf 5 Jahre beantragt. Die Kammer entschied sich jedoch (mit einer Majorität von nur 3 Stimmen) zu a) dafür, daß den Juden der Besiß zweier Grundstücke in den Städten Leipzig oder Dresden nachgelassen werden möge, und trat zu b) der beantragten Verminderung der Besitzeit auf 5 Jahre bei. Den leßten Punkt der Petition anlangend, rieth die Deputation der Kammer an, diesen auf sich beruhen zu lassen, welchem Gutachten die Kammer mit überwiegender Majorität beitrat.

Die Regierung hatte durch ihren Commissair so wie durch den Minister des Junern gleih beim Beginn der allgemeinen Debatten

| À E , ¿ n y E | erflärt, daß sie ihre Ansichten über die zeitgemäße Verbesserung des

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bürgerlichen Zustandes der hierländischen Juden in dem Geseßz-Ent= | wurfe von 1837 dargelegt habe, und daß sih seit jener Zeit die dieser ihrer früheren Ansicht hätte eintreten können. / vom 16. August 1838 seyen außer den in der Gesebvorlage für

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Beschränkungen in Folge ständischer Anträge gekommen.

als was der Entwurf von 1837 ihnen zu verstatten beabsichtigte. | Mit der beantragten Theilnahme der Juden an den §. 65 der Städte= | Ordnung bezeihneten Rechten, werde sih jedoch die Regierung kaum | einverstanden erklären fönnen, weil dies politishe Rechte seyen und

eine völlige Gleichstellung der Juden mit der christlihen Bevölke- l

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rung nicht beabsichtigt werde. Unter diesen Umständen möchte, da die erste Kammer sich den Bittstellern voraussichtlich wohl noch we- niger geneigt zeigen wird, eine bedeutendere Erweiterung der Rechte der hierländischen Juden, namentlich die erbetene Theilnahme an den i d vor der Hand wohl noch nicht zu erwarten stehen.

x Samburg, 1. März.

Verhältnisse keinesweges so geändert hätten, daß eine Veränderung In das Gesetz

thig befundenen Beschränkungen der Rechte der Juden noch weitere Zur Zeit fönne die Regierung daher nicht gemeint seyn, solchen Anträgen zu widersprechen, die für die Juden niht mehr in Anspruch nehmen,

norable verstanden haben, allein sie bringen ihre verleßten Gefühle den Bedürfnissen des Vaterlandes zum Opfer, und der Gefe politico, durch dessen Unbesonnenheit die ganze Verlegenheit herbeigeführt wurde, hat, statt der ihm gebührenden Strafe, so eben eine bedeutende Ent= schädigung in Geld erhalten. Dieses Benehmen der Regierung gegen eine auswärtige Macht, und das plöblihe Zurücktreten von den kräf= tigen Maßregeln, die man über die Einwohner Barcelona's verhängt hatte, sind keinesweges geeignet, ihr in den Augen der Spanier die Anerkennung zu verschaffen, die man ihr nicht versagt haben würde, falls sie von der Bahn der Willkür und Verfassungs-Widrigkeit zurück= getreten wäre, ehe die Bevölkerung von Barcelona aufs neue eine dro= hende Haltung annahm. Der Regent hat den rüständigen Betrag der auf= erlegten Zwangssteuer erlassen. Viele Personen haben aber iyren Antheil bezahlt, und da ihnen dieses Geld nicht zurückgegeben wird, so bereuen sie, dem Willen der Regierung gehorcht zu haben, und werden sich künftighin shwerlih mit der Entrichtung von Steuern übereilen. Ein hiesiges

Blatt, das die besonderen Jnteressen Cataloniens vertheidigt, sagt

den Ministern geradezu: „Jhr habt euer despotisches Verfahren auf= gegeben, und verlangt von den Cataloniern, daß sie euch für diese Gunst danken sollen. Aber die Catalonier wissen, daß ihr lügt, daß ihr zurückweiht, weil ihr Furht habt, weil ihr begreift, daß ihr {chwächer seyd als das Volk von Catalonien, daß kein neues Bom= bardement von Barcelona möglich ist... . Verzeihung und Gnade von euch! und für die Catalonier! Nein, sie wollen keine; sie er- niedrigen sich niht so weit, sie anzunehmen. .. , FJhr seyd die Besiegten und Schuldigen, und für euch wird es keine Gnade, keine Verzeihung geben“ u. st. w.

Die Regierung entwickelt in allen Provinzen eine außerordent= liche Thätigkeit, um ih die Majorität bei den bevorstehenden Wahlen für die Cortes zu sichern, und da ihr zahlreihe Mittel jeder Art, um auf die Wähler einzuwirken, zu Gebote stehen, so dürfte sie wohl uicht irren, wenn sie schon jeßt die Zuversicht ausspricht, den Sieg davonzutragen. Jndessen haben do selbst die der Regierung günstigen Wähler fast überall gerade die Kandidaten zurückgewiesen,

| deren politishe Weisheit und Nednerkunst bisher für unfehlbar und | unlibertroffen gehalten wurde. Heute fand im hiesigen Handels= | Wähler für gut, die Namen der Herren Arguëlles, Mendizabal, Gon=

So fanden die hiesigen ministeriellen

gericht die Eröffnung des diesjährigen Handelsgerihts-Jahres, und zu= | zalez aus der ihnen vorgelegten Liste zu streichen und durch Personen

gleich die feierliche Einführnng zweier neugewählter Richter statt. Der

Präsident des Gerichts, Herr Pr, Halle, eröffnete die Versammlung

in gewohnter Weise mit einer längeren Rede, in welcher er sih über

die Ereignisse des verflossenen Jahres, so weit das Gericht von ihnen

berührt ward, aussprah, Das Handelsgericht, bei welchem bekannts-

lich Oeffentlichkeit des Verfahrens stattfindet, i erst seit der Franzö=

sischen Zeit bei uns errichtet und hat seither seine segensreiche Wirk=

samkeit vielfach bewährt, Es ward auch in der heutigen Rede des

Herrn Dr. Halle hervorgehoben, wie sich in diesem Jahre die Pro=

zesse wiederum vermindert hätten, obwohl der Verkehr gewiß nicht einfacher geworden sey, und hier ward auch des Umstandes gedacht, daß auch das große Brand-Unglück nur zu sehr geringen Streitig= feiten Anlaß gegeben habe. Zu diesem leßteren Resultate haben die uneigennüßigen Bemühungen des hiesigen Advofkatenstandes gew!þ nicht wenig beigetragen, welche sih unmittelbar nah der Mai-Kata= strophe zur möglichsten Vermeidung aller dur den Brand hervorge= rufenen Streitigkeiten ausdrücklih verpflichteten. So darf also jo= wohl das hiesige als auch das auswärtige Publikum sicher darauf rechnen, eine streng unparteiishe und möglichst prompte Merkantil= Justiz bei uns zu finden, und so wird sich die Nüglichkeit dieses Ge= richtes immer mehr herausstellen.

Seit einigen Tagen hat uns Herr Dr. Kirchenpauer, erster Se= cretair des Kommerziums, verlassen „um “in“Dresden den Sibungen und Berathungen der dort versammelten Elb-Schifffahrts-Kommission beizuwohnen. Er wird daselbst den Hamburgischerseits zu dieser Kom= mission deputirt gewesenen Syndikus Dr. Sieveking erseßen, welcher sich auf seinen Posten als Bundestags = Gesaudter der freien Städte nah Frankfurt a. M. begeben hat. So viel wir wissen, is dies die erste öffentlihe Sendung des Herrn Dr. Kirchenpauer dessen Ge- wandtheit sehr gerühmt wird. Sein Fortgehen von hier in diesem Augenblicke is infofern zu bedauern, als dadurch eine Reihe von Artikeln über die Berlin = Hamburger Eisenbahn unterbrochen wird, welche er zu liefern versprochen, und von denen er den ersten schon hatte erscheinen lassen.

Ich theilte Jhnen bereits in einem früheren Schreiben mit, daß für die bei der Brand-Versicherungs8-Association Junteressirten die bei der Unterstüßungs = Behörde noh vorräthige Summe von ungefähr 800,000 Mark Cour. ausschließlich verwendet werden sollte. Cs ist nun bereits aus den Mitgliedern jener Behörde ein geheimes Comité ernannt, welches sich mit der Vertheilung dieser Gelder beschäftigen wird, Auch sind chon spezielle Aufforderungen an die Juteressirten ergangen, sich zu erklären, ob sie einer Unterstüßung bedürften oder nicht, und es wird Alles mit so strenger Discretion eingerichtet wer=

| den, daß hoffentlich auch das merfantilische Publikum mit Vertrauen

diesen Weg der Unterstüßung nicht verschmähen wird. R

Sa © Madrid, 18. Febr. Vorgestern Abend erhielt der Frau=

hatte, und gestern früh traf auf derselben Botschaft eine Estafette aus Bayonne ein, die eine von Paris dorthin gelangte telegraphische Depesche überbrachte. Dem Vernehmen nach wurde diese Depesche von Paris abgefertigt, nachdem die Nachricht von der Veröffentlichung \ des berichtigenden Artikels, den die Gaceta vom 10ten einrücdte, vermittelst des Telegraphen von Bayonne dorthin gelangt war. Die “Französische Regierung beeilte sich, auf gleichem Wege ihre Zufrieden= heit auszudrücken, und ihrem hiesigen Geschäftsträger die Vorschrift “zu ertheilen, nunmehr guf seinem Posten zu verbleiben. Man darf “demna die ganze Angelegenheit, die in Paris größeres Aufsehen “erregt zu haben s{eint, als hier, wo man die plößlich eingetretene Wendung voraussah, für beendigt ansehen, falls es uicht Personen, denen es daran liegt, den Regenten Spaniens in eine shlüpferige Bahn zu lenken, gelingen sollte, neue Mißhelligkeiten anzustisten. Bereits erklärt die

diesseitige Regierung öffentlich, der in der Gaceta erschienene Ar-= P tifel wäre nicht als eine Genugthuung, sondern als bloße Berichti=

gung einer Thatsache zu betrachten, und weit entfent, dem Französi= schen Kabinette irgend eine solche zuzugestehen, erwarte man, daß dieses seinen Konsul von Barcelona abberufe. Wir werden sehen, ob die benachbarte Regierung sich bereit finden läßt, auf ein solches Ansinnen einzugehen. Vielleicht würde der Konsul für angemessen ge- halten haben, seine Verseßung auf einen anderen Posten zu verlan- gen. So bald ihn aber die Spanische Regierung öffentlich als An- stifter des Aufstandes dargestellt batte, war ein solcher Schritt mit seiner Würde nicht mehr zu vereinigen. Unterdessen drücken die Spanier, welher politishen Partei sie auch angehören mögen, einstimmig ihre Empfindlichkeit darüber aus, daß ihre Re- gierung durch eigenes Verschulden sich in die Lage versebte, vor ganz Europa, und sicher nicht aus freien Stücken, die Rolle des reuigen Sünders übernehmen zu müssen. Man glaubte wenigstens, die Minister, die so laut auf ihr Recht pochten, würden eher ihre Entlassung genommen, als sich zur Unterzeichnung der amende ho-

| Cortes bewilligt worden sind. ì Nini | tirter 1840 das Volk in einem gedruckten Aufrufe zur Steuer - Ber=

| zu ergänzen, die noch feine öffentlihe Proben ihrer Fähigkeiten ab=

gelegt haben. Der Jufant Don Francisco de Paula hat die Aus= sicht, als Deputirter für Saragossa oder Lerida in die Cortes zu treten.

Mehrere Provinzial = Deputationen haben sich bekanntlih gewei= gert, die Steuern auszuschreiben, weil die Budgets nicht von den Der Finanz = Minister, der als Depu=

weigerung einlud, behauptet nunmehr, die Regierung habe den Vor= schriften der Verfassung genügt, indem sie den Cortes im vorigen November die Budgets für dieses Jahr vorlegte. Das Volk müjje demnach die Steuern bezahlen, denn keine Regierung könne ohne Geld mittel bestehen. e i

Um die Behauptung zu widerlegen, daß der hier neu errichtete Staats=- oder Regierungs-Rath (consejo de gobierno) eine bloße Nachbildung des Französischen Staats -=Rathes wäre, weist die Gas- ceta heute darauf hin, daß in leßterem die Prinzen des Königlichen Hauses Sih und Stimme hätten, was in dem Spanischen Regierungs= Rathe nicht der Fall ift.

Seit acht Tagen befindet sich hier der Graf Hieronymus Na=- poleon von Montfort, der über Barcelona und Valeucia hierherkam,. Am Tage nach seiner Ankunft begab sich der Graf in die Kapelle des Königlichen Palastes, wo er während der Messe Gelegenheit hatte, die junge Königin und deren Schwester ganz in der Nähe zu beobachten. Der Graf wird von einem Franzosen, dem Obersten Samson begleitet, der si hier bereits im Laufe des vorigen Som= mers längere Zeit aufhielt und öfters von dem Regenten empfangen wurde. Sobald der Graf hier ankam, richtete er selbst an den Re= genten ein Schreiben, dessen Jnhalt für diesen sehr shmeichelhaft ge= lautet haben soll und zur Folge hatte, daß er seinen ersten Adjutan=z ten, Obersten Gurrea, an den Grafen schickte, um ihm anzuzeigen, daß er mit Vergnügen bereit seyn würde, seinen Besuch zu empfan= gen. Auch der Herzog von Glücksberg und der Attaché der Franzü= sischen Botschaft, Herr Mercier, dessen Vater, wie es heißt, eine hohe

Hofcharge am ehemaligen Westphälischen Hofe bekleidete, statteten dem

Grafen von Montfort einen Besuch ab.

Die Gaceta von heute enthält die Bedingungen, unter denen der Ertrag der Quecksilberminen von Almaden und Almadenejos für die nächsten 4 Jahre vermittelst öffentlichen Aufgebots verpachtet werden soll, indem der mit dem Rothschildschen Hause bestehende Kon= raft mit dem 19. September d. J. abläuft. Die Gruben lieferten in der leßten Zeit jährlih nie weniger als 20,000 Ctr. (quintales) Quecksilber, und ein größeres Quantum darf der Unternehmer nicht von der Regierung verlangen. Die Ablieferung geschieht, wie bisher, in Sevilla, und die jedesmalige Zahlung muß hier in Madrid in baarem Gelde am Tage nach Vorzeigung des Empfangscheines über das abgelieferte Quecksilber geshehen. Der Unternehmer muß jährlich in Cadix 1500 Ctr. Quecksilber hinterlegen, die auf Spanischen Schiffen nah Mexiko auszuführen und jenem mit drei Piastern über den bestimmten Preis zu vergüten sind. Die Licitation findet am 28. März 2 Uhr Nachmittags im hiesigen Finanz - Ministerium statt. Nachdem das von der Regierung festzusezende Minimum verlesen seyn wird, werden die eingereichten versiegelten Gebote untersucht und endlih wird dem, der bis Schlag 4 Uhr den höchsten Preis geboten haben wird, der Zuschlag gewährt. Der Unternehmer muß aber dem Stagatsshaße 50 Millionen Realen (2,500,000 Piaster) baar, in monatlichen Fristen, deren leßte auf den 28. Dezember d. J. fällt, vorschießen. Die Zurückzahlung erfolgt während der vier Jahre des Koutraktes in jährlichen Summen von 12,500,000 Realen, vermittelst Anrechnung der Hälfte des Betrages der ersten Ablieferungen von Quesilber für jedes Jahr bis zur Summe von 12,500,000 Realen. Für diesen Vorschuß werden dem Unternehmer 6 pCt. Zinsen berechnet.

M A E

Griechenland.

Athen, 14. Febr. (A. Z.) Das Budget für das eben begon=- nene Jahr i vor einigen Tagen veröffentliht worden, und bildet für jeßt den Mittclpunkt alles politischen Denkens und Redens. Die Ziffern, \o wie sie auf dem Papier stehen, nehmen si auf den ersten Anblick etwas auffallend aus, denn sie zeigen ein Defizit von 2,996,687 Drachmen (600,000 Rthlr.); allein bei genauerer Analyse stellt sich die Sache weit besser als auf den ersten Schein. Die gegenwärtige Lage rührt davon her, daß Griechenland, früher als die successive Entwickelung seiner Finanzkräfte es ihm gestatten konnte, die Zahlung der Zinsen und des Amortissements seiner öffentlihen Schuld aus seinen gewöhnlichen Hülfsquellen zu leisten übernommen; dazu kommt der Einschuß in die so gedeihlih sich entwickelnde National - Bank, und die in Aussicht stehende Ableistung einer Geld - Entschädigung für die streitigen Türkischen Güter in Böotien, Euböa und Phthiotis. Durch diese gehäuften außerordentlichen Ausgaben, die der Fk, Staat zu tragen hatte, ergab sich obiges vorübergehende Re t ohne daß deshalb er selbs oder seine Freunde im Ausland | Die seine Finanzlage sih irgend ernste Besorgnisse machen jen dürfen. Die