1843 / 66 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

womit sie den Weinbauern am Douro 20,000 Pipen ihrer geringeren Weinsorten zu höheren Preisen, als dieje jeßt dafür bekommen fönnen, abnehmen und diese Quantität dann, so vortheilhaft sie es vermag, verkaufen soll. Der Vorschlag, der Compagnie das Brannutwein-Mo-= nopol auf Kosten der Exporteurs und der anderen Provinzen Portu=- gals zu verleihen, wurde mit einer Majorität von 3 Stimmen ver- worfen z die Minister stimmten dafür, jedo ohne eine Kabinets-Frage daraus zu machen. Es wird nun die Aaflage einer neuen Steuer erforderli seyn, um den Ausfall der 150 Contos von der jeßigen Einuahme, welche der Compagnie bewilligt sind, zu decken.

Jn der Pairs-Kammer wird noch über die ministerielle Jndem nitäts-Bill debattirt.

Zu Porto scheint die Ruhe nicht weiter gestört worden zu feyn z der dort herrschende Zustand verhindert aber das Eingehen der Steuern.

——ck_—

U K: C1,

Konstantinopel, 11. Febr. Das Journal de Con- stantinople meldet, daß die Differenz zwischen der Pforte und der Oesterreichischen Gesandtschaft, wegen der Dongu - Dampsfschifffahrts - Compaguie, einer baldigen Ausgleichung entgegensehe. Einstweilen hat die Pforte den diesseitigen Unterthanen wieder gestattet, sich der Dampfschiffe jener Gesellschast zu bedienen; auch hak sie an das Wiener Kabinet eine diplomatische Note gerichtet, worin sie ihre An sichten auseinanderseßt und zugleich die Konzessionen feststellt, die sie fortan in dieser Angelegenheit machen wolle.

Der Sultan hat den Nachlaß seiner Schwester Salieh angetre ten, der sehr bedeutend seyn soll. Halil Pascha hat sich nach dem Tode seiner Gemahlin auf sein Landgut zurlüickgezogen.

Die Morning Chronicle bringt ein Schreiben aus Kon stantinopel vom 7, Februar, dem zufolge die Pforte zu einem De- finitiv - Beschlusse in der Serbischen Angelegenheit gekommen feun soll. Derselbe soll dem Kaiser von Rußland in einem Schreiben des Sul tans unverweilt mitgetbeiit werden und angeblich in der Erflärung bestehen, daß die Pforte nur den Traktaten gemäß zu Werke gegan- gen sey und daher hoffe, der Kaiser werde die erhobenen Einwen dungen zurücknehmen,

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Vereinigte Staaten von Uord - Amerika.

O New - York, 24. Jan, Sie haben in Europa ohne Zweifel davon gehört, wie der Nord-Amerikguische Commodore Jones ich fürzlich, ohne viel Umstände zu machen, der Stadt Monterey an den Küsten von Kalifornien bemächtigt und sich dort drei Tage lang fest- geseßt hatte. Die Mexikanischen Blätter, welche uns zugekommen sind, \peien Gift und Galle gegen den unternehmenden Seemann und gegen die Vereinigten Staaten überhaupt aus dieser Veranulaf sung, geben aber zugleih Details über die Wegnahme der Stadt, die ihrer Kuriosität halber \sicherlih auch in Europa Juteresse er- regen werden.

Es war am 19, Oftober, als der Commodore vor dem Platze erschien. Unmittelbar nach seiner Ankunft schickte er einen Feiner Offiziere an den Plaß-Gonverneur Alvarado ab, mit einem Schrei- ben, worin die Aufforderung enthalten war, ihm ungesäumt Monte-

rey mit seinen sämmtlichen Forts, Schlössern n. \. w. zu übergeben; |

außerdem war die Drohung beigefügt, daß der Platz, im Falle der Verweigerung der Uebergabe, fsih allen Schreckten des Krieges aus seßen würde. Nun scheint es mit der Bewaffnung und den Ver- theidigungsmitteln des Plabes uicht eben gerade gut bestellt gewesen zu seyn, wie es namentlich an einem so verlassenen Posten, wie in Kali fornien, zu erwarten war. Nachdem daher der Gouverneur Alvarado über seine einundzwanzig Soldaten und Offiziere Juspection gehal ten, seine 14 Kanonen ohne Laffetten und seine 150 Feuergewehre gezählt hatte, hielt er es den Anforderungen der Staatsflugheit und einer gesunden Politif am angemessensten, sich nicht auf eine Verthei= digung des Plates einzulassen. Er beschloß daher, die Thore des Platzes dem Feinde zu öffnen, welcher Beschluß auch unverweilt aus= geführt wurde. Der Commodore Jones zog also mit den Seinigen sofort triumphirend ein, säumte auch nicht mit dem Erlasse feierlicher Proclamationen, in welchen er den Einwohnern das gewöhnliche Ver- fprehen gab, daß ihre Personen und ihr Eigenthum respektirt werden sollten unter der Bedingung, daß sie sich keiner Berletuug der Gesebe zu Schulden kommen lassen und überbaupt sich ordentlich und ruhig verhalten würden. Auch sicherte er ihnen zum Neberflusse die volle Ausübung und den unbeschränkten Genuß ihrer Freiheit für alle Zeit zu.

Aber kaum waren zwei Tage verflossen, seit der Commodore so die Rolle des Eroberers gespielt und Alles durch seinen bloßen Macht spruch, vor welchem leine weitere Berufung vorläufig stattfand, ent- \chieden latte, als er inzwischen über die möglichen Folgen feines ge- wagten Schrittes besser belehrt oder dur eigene Ueberlegung zur Besinnung gekommen, dem Gouverneur Alvarado einen anderen Brief schrieb, worin er ihm sagte, „er sey zu dem Handstreiche auf Kali- fornien durch Lesung des Manifestes verleitet worden, welches der General Santana ueuerlih an das diplomatische Corps zu Mexiko gerichtet habe, in welchem der Krieg bedingungsweise an die Verei R Staaten erklärt seyz er sey aber seitdem im Stande gewesen, sich zu überzeugen, daß der Friede zwischen den beiden Nationen zu herrschen fortfahre, und er beeile sich daher, Monterey zuriïzugeben, dessen Capitulation ehrenvoll gewesen sey. Jn der That schritt er am 21. Nevember zur Räumung der Stadt, und die von neuem auf- gevflanzte Mexikanische Fahne wurde von den Amerikanern nun mit der üblichen Zahl von Kanonenschiüssen begrüßt.

So endigten die drei Tage von Montere9, sagen die Mexifani- schen Blätter. Unsere Regierung hat indeß ihren, wie es scheint, in der Kenntniß der Grammatif nicht sonderlich starken Commodore, der die bedingende Art mit der andeutenden verwechselt und in Folge grammatifalischen Jrrthums Städte wegnimmt, zurückgerufen. Welche Zurechtweisung sie ihm aber auch. auferlegt, die Mexifaner werden nichtsdestoweniger bei ihrem Glauben bleiben, daß der Einfall in ihr Gebiet vorbedacht worden war. Das Diario del Gobierno (das Mexikanische Regierungsblatt) sagt ausdrücklih, „daß es überzeugt sey, daß der Commodore Jones Mo (

nterey den Befehlen seiner Re- g,

gierung zufolge angegriffen habe zu dem Zwecke der Eroberung von F

Kalifornien; da er aber das Land ín einem furchtbaren Vertheidi- F

gungszustand (wie der geneigte Leser oben ein Beispiel davon an

Mouterey selbst gesehen) getroffen, was man der Wachsamkeit San- F tana’s und des Kriegs - Ministers zu danken gehabt habe, so sey er genöthigt gewesen, auf seinen Plan Verzicht zu leisten und eine Ge- |

\hichte zu seiner Rechtfertigung zu erfinden.“ Was nun anch die Amerikaner thun oder sagen mögen, sie wer-

sie Kalifornien erobern wollen, und diese Anklage wird eine Art von ziem- lich sonderbarer Bestätigung in dem Gerüchte finden, das neulich verbreitet worden war, nämlich da Mexiko diese Provinz an die Vereinigten Staaten abtreten wolle oder gar bereits abgetreten habe. Einer der pifantesten Zwischenfälle dieser glorreichen Historie is, daß der Kommandant von

Kalifornien, Don Miguel Torreno, als er die Wegnahme von Mon- terey durh den Commodore Jones erfahren hatte, an alle Komman- \minalrecht , sondern Va die Kriminal - Rechtswissenschaft überhaupt

Funschäßbar sind,

danken der Plähe an der Küste eine Proclamation erließ, in welcher

Wuiedergeseßt. Referent, damaliger Kammergerichts-Rath, jebiger Wirklicher Gehei- ner Ober-Regierungs-Rath Bode, legte von den Jahren 1827 bis

1

274 er sie zu den Waffen rief „gegen die treulosen Nord - Amerikaner“‘, die sich Monterey?'s mit vier Kriegsschiffen und achthundert Mann bemächtigt hätten.

JulauDd.

Berlin, 5. März. Se. Majestät der König haben Allergnä- digst geruht, die Annahme: Dem Landrath a. D., Kammerherru Freiherrn von Hoerde, jeßt zu Freiburg in Baden, des Ritter {reuzes vom Großherzoglich Hessischen Berdienst - Orden Philipp's des Großmüthigenz; dem Chirurgus Vaaß zu Gutenswegen , Krei es Wolmirstedt, der Hanoverischen Waterloo Medaille; und dem Schlächtermeister Grams zu Seehausen in der Altmark der Med lenburg-Schwerinschen Krieges-Denkmünze zu gestatten.

Berlin , 4. März. Das Militair -Wochenblatt publizirt jeßt nachstehendes Resfript Sr. Excellenz des Kriegs - Ministers vom 11. November v. J.

„Bei der von Sr. Majestät dem Könige unterm 4. Oftober e. gege benen Bestimmung, nach welcher wissenschaftliche Werke, insofern sie zwanzig Druckbogen und darüber enthalten, ohne Censur gedruckt werden tonnen,

| ift es zur Sprache gekommen, in wieweit diese Anordnung mit den bisheri-

gen Vorschristen über die Herausgabe militairischer Schristen zu vereinigen seyn dürfte.

Die Offiziere haben bei Herausgabe der ihrem Beruse gewidmeten ckchriften nit allein diejenigen Pflichten, welche das Allgemeine Landrecht (Theil 11. Titel 20. §. 129, 131, 132, 141 und 142) für jeden Beamten ausspricht, gewissenhast zu beobachten, sondern es liegen ihnen auch noch andere, aus der Eigenthümlichkeit ihres Beruses und ihrer Standesehre entspringende Pflichten ob, welche unausgeseßt die Leiter bei der Veröffent- lichung militairischer Arbeiten seyn müssen.

Daraus ergeben sh folgende Giundsäue:

{) Der Offizier, der sich aus eigener Wahl der Vertheidigung seines

Königs und des Staates widmete, und sür diese übernommene Psicht jeden Augenblick sein Leben einzusezen bereit seyn soll, muß es auch eben so wohl sür seine Pflicht erachten, jede Handlung zu vermeiden, wodurh dem Staate auch nur auf das entfernteste Nachtheil zuge- fügt werden könnte, Es fann daher kein Offizier, und überhaupt kein in oder außer dem Dienst befindliches Mitglied der Armee, Notizen, die ihm aus seinen Dienst - Verhältnissen über Landes - Vertheidigung, Befestigung únd anderweitige eigenthümliche Kriegs - Einrichtungen des Vaterlandes befannt geworden sind, ohne Genehmigung der Behörden veröffentlichen. Hat ein Mitglicd der Armee durch eigenes Nachdenken Entwürfe in jenen Zweigen ausgearbeitet, #9 gebietet ihm die Pflicht, diese zuerst zur Kenntniß der vom Staate dazu cingeseßten Behörden zu bringen, damit der sich daraus ergebende Vortheil vor allen Dingen dem Va terlande zu Gute fomme, und nur wenn jene Entwürfe dazu geeignet erscheinen sollten, fann die Erlaubniß zum Druck gegeben werden.

Dienstlihe Beschwerden und Privat-Streitigkeiten sind zur Verbffent-

lichung nicht geeignet und lönnen ausnahmsweise nux nach einge-

holier Erlaubniß der dazu bestimmten Vorgeseßten dem Druck über geben werden.

Die Ehre des Offizierstandes ist ein Gemeingut, welches jedes Mit-

glied dieser Genossenschaft auf das Sorgfältigste zu bewahren durch

die bestehenden Ehrengeseze verpflichtet ist.

Es muß daher jeder Offizier in den von ihm herausgegebenen Schriften sich aller Ausdrücke über einen oder mehrere seiner Kame- raden enthalten, die zur Abhaltung eines Ehrengerichts führen müßten. Unter einem gleichen Geseze steht die Wahl der tadelnden Ausdrücke über ctwanige fremde Kriegs-Einrichtungen oder in fremden Diensten befindliche Offiziere, da in dem \criftstellerishen Verkehr jedes Heer und jeder Offizier dem anderen als cin geachteter Genosse erscheinen muß. Neber die Zulässigkeit derjenigen Abhandlungen, welche die unter 5 und 6 gedachten Verhältnisse berühren, is vor der Veröffentlichung jedes- mal die Entscheidung der dazu eingeseßten Behörden einzuholen. Wenn hierdurch allerdings für den Offizier, der seine Mußestunden der Velehrung seiner Genossen durch chriftstellerishe Arbeiten widmen will, einige Beschränkungen hervorzugehen scheinen, so sind es doch nur folche, die ihm seine Dienstpslicht oder die Geseßze der Ehre unab- weislih gebieten, und er würde bei ihrer Nichtbeachtung eben sowohl den gescklicben Strafen verfallen, als sich selbst die muthwillige Ueberschreitung der dem Staate und seinem eigenen Standpunkte {huldigen Pflichten vorzuweifen haben.

Nach diesen Grundzügen wolle Ein 2c. 2c, die Wohldemselben vor- fommenden Anträge behandeln lassen, und da, wo cine weitere Beurtheilung nothwentig wird, die Angelegenheit an die zur Beurtheilung der Militair- Literatur bereits besteheuden und in fortdauernder Wirksamkeit bleibenden Behörden verweisen,

Berlin, den 11. November 1842,

Der Kriegs - Minister (gez.) v, Boyen. An sämmtliche Königliche General - Kommandos 2c. 2c.

H

Köln, 4. März. (K, Z) Zum zwanzigstenmale ist das Kar=

| nevals-Fest in seiner erneuerten Gestalt au uns vorübergegangen, und

abermal hat es seinen wohlbegriindeten Ruf aufs s{önste bewahrt. Selbst die diesmal ausnahmsweise herrschende ungünstige Witterung vermochte nicht, die heitere Stimmung zu trüben, welche sich vom Beginn der lustigen Zeit an in so ausgezeichnetem Grade fund gege- vem, Wie die General-Versammlungen der Kappenbrüder seit Neu- jahr vom herrlichsten Geiste belebt waren und, man darf es sagen,

| in den Annalen des Kölnischen Faschings Epoche bildeten, so ent-

wielten sih auch alle Einzelheiten des Festes selbst für Theil- nehmer und Zuschauer ergößlich und reihten sich denen der glänzend- sten früheren Jahre würdig an.

Der verstorbene Rentier Herr Johann August Jakob Staberoh hat den hiesigen Erwerbschulen ein Legat von 500 Rthlrn, vermacht, welches bei un- serer Kasse vereinnahmt worden ist, Jundem wir mit den Empfindungen des

| innigsten Dankes gegen den verewigten Wohlthäter unserer Anstalt diefe

Zuwendung zur öffentlichen Kenntniß bringen, bemerken wir zugleich, daß nach den Wünschen der verehrlichen Erben das Legat fapitalisirt und nur der jährliche Zinsen - Betrag davon zum Besten der Erwerbschulen veraus- gabt weiden wird, Berlin, den 27. Februar 1843. : Direction der Erwerbschulen,

Der Entwurf des Preußischen Strafgesetbuchs.

Der Entwurf des neuen Strafgesebbuchs, welcher den Landtags- êVersammlungen vorgelegt werden wird, ist ein so vielseitig und gründ- ich erwogenes Werk, daß eine kurze Geschichte seiner Abfassung willkom- nen seyn wird. Die von des Hochseligen Königs Majestät angeord-

Puete Revision der Geseßgebung begann mit dem Strafrecht, und es er-

ab si bald, daß hier eine Revision nicht genüge, sondern die Enut-

| | Füwerfung eines nenen Kriminal - Geseßbuchhs nothwendig sey z in der den ‘in den Augen der Mexikaner immer überführt dastehen, als hätten ß

Gesebß-Revisions-Kommission ward hierzu eine besondere Deputation Der Justiz - Minister Graf von Danckelmann widmete

diesem Gegenstande seine besondere Aufmerksamkeit, und der bestellte

4830 in vier besonderen Abtheilungen den Entwurf des Strafgeseb- buchs mit Motiven vor, die nicht blos für das Preußische Kri-

ieser Cntwurf ward im Jahre 1830 zur

vorläufigen Berathung in das Staats - Ministerium gebracht, die Vollendung aber durch die anhaltende Unpäßlichkeit des Mi-= nisters von Danckelmann aufgehalten und nachher durch sein Ab- leben gehindert. Als der Minister von Kampß zum Minister der Geseß-Revision ernannt worden, so ward sofort zur nochmaligen Prüfung der bisherigen Arbeiten im Geseß-Revisions-Ministerium ge- schritten und in Gemäßheit dieser Revifion von dem Referenten, Gehei= men Rath Bode, in den Jahren 1833 und 1834 der vollständige Entwurf des neuen Strafgeseßbuchs in zwei Theilen, einer für die Kriminial -Strafgeseße und der andere für die Polizei=Strafgesebe, mit ausführlichen Motiven ausgearbeitet, Der Entwurf ward, nadh- dem er im Staats-Ministerium vorgelegt worden, dem Staats-Rath zur Prüfung übersandt, und zwar zunächst einer aus mehreren Mitglie- dern desselben bestehenden Kommission und demnächst an das Plenum desselben; beide Berathungen sind gegen Ende des vorigen Jahres beschlossen und der nach deren Beschluß ih ergebende Entwurf abge- faßt, Das Gesebß- Revisions - Ministerium hat zur Erleichterung der Berathungen sowohl im Staats-Rath, als in den ständischen Ver- sammlungen den in einzelnen Theilen in 4, hergusgegebenen Entwurf zusammen unter dem Titel: „Revidirter Entwurf des Strafgeseßbuchs für die Königlich Preußischen Staaten. Berlin, 1830, in Oftav-Format abdrudten lassen. Bei der Wichtigkeit, bei einem neuen Kriminal -Geseßbuch auch auf die Strafgeseßgebung anderer Staaten Rücksicht zu nehmen uud die Nachtheile abweichender Straf- gesezgebungen unter sonst so nahe verbundenen Staaten zu vermeiden, hat das Geselz-Revisions - Ministerium im Jahre 1838 die Straf- geseße aller Deutschen und der vorzüglichsten auswärtigen Staaten ihrem wörtlihen Jnhalte nah in systematischer Ordnung nach der Paragraphenfolge der obengedachten Oftas Ausgabe des revidirten Entwurfs zusammenstellen und unter dem Titel: „Zusammenstellung der Strafgesebe auswärtiger Staaten nah der Ordnung des revidirten Entwurfs desStrafgeseßbuchs für die Königl. P reußishenStaa ten (Ausgabe in 8) Erster Theil. Berlin 1838 Zweiter Theil 1838. Dritter Theil 1839, Vierter Theil 1841, Fünster Theil 1841, 8.2 abdrucken lassen und dadurch den, bei feiner Gattung der Geseßgebung so wie der Kriminalgesebgebung nothwendigen praktischen Gesichts- punkt ausführlich dargestellt und die Erfahrungen und Ansichten anderer Staaten mitgetheilt und vor Abweichungen in bloße Theorieen be- wahrt. Jn feinem Staate dürfte daher einem Strafgeseßbuch so aus- führlih und in einem so ershöpfenden Umfange, als bei uns, vorge arbeitet worden seyn.

Ei A A N Én fei t e

Meteorologische Seobachtuagen.

CEAAZORA A

Nach einmaliger

Abends

1843 | [0 Uber. |

4. Mirz.

| Nachmittags

| | | | | 2 Ubr. |

Norgeus Beobachtung.

ar, 337,02 Par. 33811 Par. | Quellwärme 6,s° 1 0,s8° R. |+ 1,2° R. |Flusswürme 0,4® R. 5,0° RL, | E R.) Bodeuwärme 4,0° R.

(0 UCR | 74 pt. | 79 pt. | Ausdünstung0Ü,011 Rb,

| halbheiter. |! trüb, | Niederschlag O.

W. | V | W. Würmewechbsel -|- 11 \

0,1% B,

19m 4, 19m, .-70 pCu W.

Auswärtige Börsen.

Amstie rdam, 1]. März. Niederl. wirkl. Sch. 55, 5% do. 101 {7 Kanz-Bill. —. 5% Span. 19 e 3% do. 2 K Pass. ——. Ausg. —«. Zinsì. —e Preuss. Prüm. Sch. —. Pol. 154. Oesterr. 109%. 4% Russ. Wope 90.

Antlwe r pen, 28. Febr. Zins). —. Neue Anl. 19.

Hamburg, 3. März. Bank-Actien 1635. Eugl. Russ. 1i0t,

London, 28. Febr. Cons. 3% 95%, Belg. 104. Neue Anl. 204. Pas- sìive 4. Ausg. Sch. Hz 25% Holl, 552. 5% 102%. 5% Port. —« 39 Engl. Russ. 115%. Bras. Ti Chili §0, Columb. 242: Mex. 30%. Peru 18.

Paris, 29. Febr. 5% Reute fin cour. 121. 70. 5% Kente fiu cour. 80. 60, 5% Neapl. au compt. 107. 40. 5% Span. Rente Dies Pass. —«

Königliche Schauspiele.

Montag, 6. März. Jm Schauspielhause : Kaiser Heinrich VL, zweiter Theil, historische Tragödie in 5 Abth.,, von E. Raupach.

Dienstag, 7. März. Im Opernhause: Der Barbier von Se= villa. (Mad. Burchardt: Rosine. Herr Hirsch, vom Stadttheater zu Breslau : Figaro, als Gastrolle.) :

Dienstag, 7. März. Im Schauspielhause: Abonnement suspendu. Représentalion exlraordinaire au bénéfice de Mad.

i Dans celte représentation Mr. Döhler se fera

Luftdruck Luftwärme .. «- | D, é + Thaupankt G |- 2 Dunstsättigung Wetter

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Wolkenzug « « - E | W.

. oor m Tagesmillel: 337,31 Par... --

beiter,

n (4) .

Saint-Aubin. entendre pour la dernitre fsois avant son départ pour Hamburg. Le spectacle se composera de: 1) L’orage, comédie nonvelle en 1 acte et en prose, par MM. Frédéric Soulié et Laurencin. 2 Mr, Gonnet, membre de l'Athénée Roval de Paris, chan- téra les morceaux suivants: Le Forban; musique de Mr. le Comte d’Adhemar, paroles de Mr. de Partouncaux; el Fleurelle, romance, musique de Mlle. Loïsa Puget, paroles de Mr. Le- moine. 3) Mr. Döhler exéculera une grande VFantaisie pour le piano, sur des thèmes de l'Opera de Guillaume Tell. 4) Le bon curé Patience, chausonnette, musique de Mlle. Loïsa Puget et Gaslibelza, ou: Le fou de Tolède, scène dramatique, mu- Mr. Monpou, paroles de Mr. Victor Hugo, chantée et jouée par Mr. Gonnet, 5) Une romance de ars a I torch neo, musique de Mr. Le Conte de Westmoreland; et Remi- niscences de l’Opera de Sapho, musique de Pacini, exécultées par Mr. Döhler. 6) Quand on na rien à faire, vaudeville- nouveau en 2 acies, par Mr. Lockroy.

Billets zu dieser Vorstellung sind in der Wohnung des Herrn St. Aubin, Französische Straße Nr. 60, von Sonntag, den Hten d. M., Vormittags von 11 bis 2 Uhr zu haben, und bleiben die Abonnements-Billets bis Montag, den 6ten d. M., Mittags 12 Uhr reservirt.

SIque de

i Königsstädtisches Theater.

Montag, 6. März, (Jtalienische Opern-Vorstellung.) Maria, ossia: La liglia del Reggimento. (Marie, oder: Die Tochter des Regiments.) : i

Dienstag, 7. März, Zum erstenmale: | iber? Dramatische Kleinigkeit in 1 Akt, von Hahn, Hierauf: Vor= stellung der Pantomimisten Herren Gebrüder Lehmann: Pierot als Doppelgänger. Komische Zauber - Pantomime in 2 Akten. Zum Schluß: Der Barbier von Pekin, Englische Pantomime in 1 Akt, Hierin fommt vor: Die Japanische Messe.

Oeffentliche Aufführungen.

Montag, 6, März, Abends 4 Uhr, im Saale der Sing= Akade= mie: Dritte Soirée des zweiten Son enn der Königl. Ka- pelle, worin Haydn's Londoner Symphonie in Es-dur, die Duver- türe zur „Räuberbraut“ von Ries und auf Verlangen Beethovenz C- moll - Symphonie zur Ausführung kommen. Billets zu numej,- ten Pläßen à 1 Rthlr. sind an der Kasse zu haben.

Verantwortlicher Redacteur Dr. J, W, Zinkeisen, Gedrueft in der Decker schen Geheimen Obex - Hofbuchdryérei,

Wie denken Sie dar-

Preis: 2 Rthlr. für £ Iahr. 4 Kthlr. - §5 Iahr. 8 Kthlr. - L Iahr. in allen Theilen der Monarchie ohne Preiserhohung.

Allgemeine

Preußische Staats-Zeitung.

Alie ÞPosf - Anstalten des In- und Auslandes nehmen Sestel- lung an, für Berlin die Expedition der Staats - Zeitung : Friedrichsstrasse Ur. 72.

Ne 600.

Inhalt

Amtliche Nachrichten.

Frankreich. Deputirten-Kammer. Anfang der Verhandlungen über die geheimen Fonds. Paris. Wahrscheinlichkeits - Berechnung der Abstimmung über die geheimen Fonds. Vermischtes. Briefe aus Paris. (Der Bericht der Kommission über die Zuckter -Frage und die neuesten dabei in Betracht kommenden statistischen Thatsachen. Blick auf den bevorstehenden Salon.)

Großbritanien und Jrland. Oberhaus. Erklärungen über den Schottischen Kirchenstreit. Instructionen hinsichtlich der Ausübung des Durchsuchungs - Rechts. Geseßzwidrige Branntwein-Destillation in Jr- land. Unterhaus. Näheres über die Absicht der Minister in Betreff der Schottischen Kirchen-Frage. Privilegien des Hauses. Motion wegen Verbesserung des sittlichen Zustandes des Volks. London. Peel's Mittheilungen in Betreff des protestantischen Bisthums zu Jeru- \alem. Ansicht Peel's über den Aufenthalt des Don Carlos.

Niederlande. Haag. Ihre Königl. Hoheit Prinzessin Albrecht von Preußen.

Belgien. Brüssel. Schreiben des Königs an den Kardinal-Staats- Secretair Lambruschini.

Deutsche Bundesstaaten. München. Abgeordneten - Kammer. Schluß der Verhandlungen über die Rechtsbücher. Maskenfest am Hofe. Schreiben aus Frankfurt a. M. (Börse)

Schweiz. Aarau. Erwiederung des Kantons Aargau an den Vorort, die Kloster-Angclegenheit betreffend.

Türkei, Konstantinopel. Aufhebung des Feudal-Svstemes in Bos- nien, Maßregeln gegen die Vagabunden in Konstantinopel, Nach- richten aus Syrien. Der Türkische Gesandte in Berlin.

Afrika, Capstadt. Expedition gegen die Boers,

RBereinigte Staaten von Nord-Amerika. Schreiben aus New- Y ork. (Diplomatischer Verkehr mit den Sandwich-Jnseln.)

Inland. Stettin. Schifffahrt im Januar und Februar. Düs- seldorf. Ausbau des alten Schlosses. Rückkehr Jhrer Königl, Hohcit der Prinzessin Fricdrich aus Genf. i

Wissenschaft, Kunst und Literatur. schen Gallerie.

Versteigerung der Aguado-

Beilage. Großbritanien und Jrlanud. London. Ergebnisse aus den Depeschen über den Krieg in Afghanistan. Ueber die Folgen der mechanischen Fortschritte, Englands Junteresse beim Durchsuchung®s- Recht, Bevorstehende Aufhebung des Einfuhr-Zolls von Kanadischem Getraide. Vermischtes.

Amtliche Uachrichien.

Krouif des Tages.

Preis - Bewerbung bei der Königlichen Akademie der Künste.

Tie diesjährige große akademische Preis = Bewerbung i} für Architekten bestimmt und wird am 19. April mit den vorläufigen Arbeiten eröffnet werden. Die Meldungen zur Theilnahme an dieser Konkurrenz müssen, unter Beibringung der Studien - Zeugnisse, bis zum 8, April d. J. erfolgt seyn, worauf den Zugelassenen die nähe- ren Bestimmungen von Seiten der Akademie werden mitgetheilt werden.

Die Zuerkennung des Preises, welcher für Juländer in cinem Reise - Stipendium von jährlich 790 Rthlrn. auf zwei Jahre besteht, erfolgt am Geburtsfeste Sr. Majestät des Königs am 15. Oktober d. J. in öffentlicher Sihung der Akademie.

Berlin, den 18. Februar 1843.

Direktorium und Senat der Königlichen Akademie der Künste. Dr. G. Shadow, Direktor.

Angekommen: Se. Excellenz der Königl. Sächsische Geheime

Rath von Ende, von Leipzig,

Zeitungs -Uachrichten.

AuslauD.

——————— S

Deputirten-Kammer. Sibung vom 1 März. Die öffentlichen Tribünen waren heute frühzeitig gefüllt, und schon eine Stunde vor Eröffnung der Sibßung fanden sich die Deputirten in großer Menge im Saale ein. Es herrschte eine lebhafte Bewegung. Nachdem das Protokoll der vorigen Sißung verlesen und angenom-= men worden war, bestieg Herr Ledru-Rollin die Rednerbühne, um als zuerst eingeschriebener Redner gegen die geheimen Fonds zu \sprehen. Er begann mit folgenden Worten :

Der Bericht Jhrer Kommission vindizirt augenscheinlich eine ministerielle Krisis. Es handelt sich darum, von der Kammer die Erklärung zu erlan- gen, daß sie Vertrauen zu dem jeßigen Ministerium habe. Wenn das Ka- binet gestürzt wird, so wäre es seit 1830 die 23ste Ministerial-Veränderung. Dies deutet darauf hin, daß unseren Justitutionen und unseren Zuständen noch die feste Begründung fehlt. Als man im Jahre 1830 cine ncue Re- gierung gründete, versuchte man, zwei Dinge mit einander zu ver- cinigen, die dem Anscheine nach unverträglih sind: die Freiheit und die Gewalt. Jst diese Aufgabe gelungen? Neinz alle Jn- stitutionen, auf welcher die Freiheit beruht, sind verfälscht worden, Aus der Jury, dieser geheiligten Justitution, hat man ein politisches Werk- zeug gemacht, indem man die Geschwornen-Listen auf eine Weise zusam- menschte, die der Regierung den-größten Einfluß auf die zu erlassenden Ur- theile sicherte. Die Presse hat man durch übertriebene Strenge einzuschüch- tern und unwirksam zu machen gesucht. Die Jnstitution der National- Garde is vielseitig beeinträchtigt worden, Es würde mich zu weit führen wenn ich all die Städte aufzählen wollte, die ihrer National - Garde be- raubt sind. Weshalb wurde Karl X. gestürzt? Weil er dasselbe System beobachtete, welches man gegenwärtig ausübt. Man verändere die Namen der Personen, und die Lage is ganz dieselbe wie am 25. Juli 1830.

Der Redner verglich hierauf das Englische Kabinet mit dem Französischen und rechnete es dem ersteren zum Ruhme an, daß es

Berlin, Dienstag den 7 März

1843.

unter allen Umständen seine Würde zu behaupten und streng in den Gränzen der Gesetlichkeit zu bleiben wisse: Dem Französischen Ka- binet machte er das Gegentheil zum Vorwurfz aber er erklärte zu gleicher Zeit, daß die Männer, die man an die Stelle der jebigen Minister seßen wolle, nicht besser wären. So sey der Graf Molé z. B. zweimal, unter jubelndem Zuruf des Landes, gestürzt worden. (Bewegung.) Herr Thiers, ein Kind der Revolution, eigne sih zwar mehr als der Graf Molé zu einem Minister Frankreihs; aber man wisse, wie \chuell dieser Staatôsmann die Programme vergesse, die er als Mitglied der Opposition ausfstelle. (Bewegung.) Herrn Guizot zu stürzen, um ein Ministerium ans Ruder zu bringen, welches dasselbe System befolge, sey vollfommen unnüß. Er fordere daher diejenigen Männer auf, welche Anspräche darauf machten, das gegenwärtige Kabinet zu erseßen, sich auf der Rednerbühne deutlich über das System auszusprechen, welches sie zu befolgen gedächten. (Beifall im Centrum.) S

“Herr von Gasparin, der hierauf das Wort nahm, dankte dem vorigen Redner, daß er sih so offen ausgesprochen habe. Auch er sey der Meinung, daß der Augenblick gekommen wäre, wo Jedermann sh erklären müsse. Der Redner ging hierauf die verschiedenen Par= teien der Kammer durch und warf einem Theil derselben vor, daß sie nur deshalb gemeinschaftliche Sache mit der Opposition machten, um Nachfolger der jebigen Minister zu werden und dann mit Hülfe der konservativen Partei ganz dasselbe System zu befolgen. Das ganze Verbrechen des Ministeriums bestehe darin, daß es zu lange gedauert habe. Jn den Augen aller Vernünftigen sey dies freilich ein Vorzug, aber der ungeduldige Chrgeiz einiger Staatsmänner lasse sih nicht länger zügeln und dringe auf eine Ministerial- Veränderung, die, wie er hoffe, nicht stattfinden werde. Bei Abgang der Post befand sich Herr Desmousseaux de Givré auf der Rednerbühne.

Paris, 1. März. Gestern führte der König in einem Minister Rathe den Vorsiß, der beinahe vier Stunden dauerte. Jm Laufe des Tages wurden mehrere einflußreiche Deputirte, namentlich die Herren Dupin, Thiers, Passy und Salvandy, nach den Tuilerieen be-

schieden.

Man vermuthet, daß die heute begonnene Erörterung über die geheimen Fonds 5 bis 6 Sihungen ausfüllen wird. Es heißt, das Ministerium selbs wünsche die Debatten zu verlängern, damit einige ihm befreundete Deputirten Zeit hätten, in Paris einzutreffen. Nach einer sorgfältig angestellten Berehnung sollen sich die Meinungen in der Kammer folgendermaßen klassifiziren :

150 Deputirte, auf welhe das Ministerium unter allen Umständen zählen kann. 45 Deputirte, die man als ministeriell betrachtet, die aber durch ihre

Stellung und durch ihr Vermögen unabhängig sind.

16 legitimistishe Deputirte, die für das Ministerium zu stimmen ent-

\chlossen sind.

FTT Stimmen, auf dic das Ministerizm mit ziemliher Gewißheit rechnen kann.

Andererseits rechnet man:

35 Deputirte der linken Seite. 35 Deputirte des linken Centrums. _25 Deputirte der äußersten Linken. 195 Stimmen, die gegen das Ministerium votiren werden, Außerdem sind noch 10 Deputirte abwesend und 41. Deputirte, deren Meinung s{chwankend ist.

Die zweideutige Haltung der lebtbezeichneten Fraction ist die Ursache der Ungewißheit, in welher man über den Ausgang des Kampfes s{chwebt. S

Die Presse, die zu verschiedenen Malen erklärt hat, daß sie dem Kampf um Portefeuilles fremd zu bleiben gedenke, und daß sie cher die Beibehaltung als den Sturz des jeßigen Kabinets wünsche, sagt heute am Schlusse eines längeren Artikels über diesen Gegenstand: „Wenn die Opposition ans Ruder gelangte, so würde sie dasselbe thun, was alle früheren Ministerien gethan haben; sie würde nicht den Würdigsten, sondern den Ergebensten alle Aemter verleihen, über die sie zu verfügen hat; sie würde in ihrer Wahl wo möglich noch engherziger und ausschließlicher seyn, als alle anderen Verwaltungen! Wohin wir auch blicken mögen, auf welche Parteien und auf welche Männer, \o sehen wir so viel Jllusionen und so wenig Grundsäße, so viel Uebertreibungen und so wenig Jdeen, so viel Unduldsamkeit und so wenig Wissen, so viel Anmaßung und so wenig Beharrlichkeit, so viel Chrgeiz und so wenig Stärke, daß wir, ofen gesagt, keine Lust haben, uns in unfruchtbare Kämpfe zu mischen, sondern der Opposition nur wiederholen können, was wir ihr schon einmal gesagt haben: Stürzet das Ministerium, wenn Jhr wollet und wenn Jhr fönnet; wenn es fällt, so werden wir uns leicht darüber trösten, aber wir werden nicht dazu beitragen.“

Vor dem Assisenhofe in Orleans hat vorgestern der Prozeß ge= gen Montely begonnen, der bekanntlih beschuldigt wird, den Kassen- diener Boisselier ermordet und, in Stücken zerschnitten, in einen Kof- fer gepackt zu haben. Die Verhandlungen werden wahrscheinlich meh- rere Tage dauern.

Börse vom 1. März. Jn Folge der Liquidation hatte heute an der Börse einiger Umsaß zu steigenden Coursen in Französischen Renten statt. Es war das Gerücht verbreitet, das Ministerium habe die Gewißheit, bei der Debatte über die geheimen Fonds die Majo- rität zu erhalten.

= Varis, 28, Febr. Binnen kurzem soll die zur Begutachtung des von der Regierung der Kammer vorgelegten Zuckergesebes von dieser ernannte Kommission ihren Bericht mit ihren Schluß-Anträgen vorlegen. Man hatte in der lebten Zeit behauptet, die Kommission sey geneigt, sich für die Beibehaltung des Stalns quo auszusprechen. Damals aber hatte sie von dem Handels-Minister so wie von dem Mi- nister der Marine und mehreren anderen Regierungs-Beamten die neueren Mittheilungen und Aufschlüsse über den Stand der Dinge noch nicht erhalten, die ihr jeßt zugekommen sind, und die inwtifel haft auf ihre Meinung und Entscheidung einen gewichtigen Einfluß ausüben werden. Wir halten es beinahe für unmöglich, daß die Kommission nach den ihr jeyt vorliegenden Daten und nah den vom Moniteur dieser Tage zur Oeffentlichkeit gebrachten Ziffern der in

den verschiedenen Entrepots der Französishen Seehäfen aufgeschih= teten, weil unverkguft vbiibents V eciets Bude gie deu Kolonieen nicht nur, sondern auch aus dem Auslande, nicht zu reden von der niht verkgusten Masse des in Frank= reich selbst bereiteten Runkelrüben-Zuckers, noch länger an die Mög= lichkeit der Beibehaltung des Status quo denfen könne. Wie wenig auch die Mehrheit der Mitglieder, aus denen diese Kommission zu- sammengeseßt i, mit den Fragen des Sechandels, der Schifffahrt, der Kolonial - Juteressen, welche bei der zu fassenden Entscheidung in vorzugsweisen Betracht kommen müssen, vertraut seyn mag, was allerdings ein \{chlimmer und für die Zweckmäßigkeit der durch die Kammer getroffenen Wahlen für Zusammenseßung der Kommission nicht sehr sprechender Umstand ist, so sind die in diesen Ziffern vor- liegenden Thatsachen doch so augenfälliger und s{lagender Natur, daß auch der Laie davon betroffen werden muß. Wir können unmöglich annehmen, daß die Mitglieder der Zucker-Kommission allein die Augen davor verschließen werden, wie sehr sie auch im Allgemeinen von vorn= herein für die Erhaltung der Rübenzucker- Fabrication eingenommen seyn mögen. Die Anführung weniger Ziffern aus der Uebersicht, welche der M oniteur dieser Tage in diesem Betreffe gebracht hat, wird hin=- reichen, dem Leser eine Jdee von der Lage der Zucker - Produzenten der Französischen Kolonicen zu geben, und wie sich diese seit drei Jah- ren fortwährend verschlimmert hat. Am Ende Januars 1841 waren in den Entrepots von Frankreich unverkauft vorhanden 23,344 Tonnen Zucker; zu derselben Zeit des Jahres 1842 {hon 29,535 Tonnen und Ende Januars 1843 gar 52,876 Tonnen. Am 31. Januar 1843 waren nämlich an Zucker aus den Französischen Kolonieen vor= handen: zu Marseille 47,526 metrische Centner; zu Bayonne 127; zu Bordeaux 35,601; zu Nantes 11,9525 zu Rouen 31525 zu Havre 106,414; zu Dünkirchen 5146; zu Paris 49,848; zu Lyon 32; in anderen Entrepots 4560; im Ganzen also 264,358 metrishe Centner. Im Jahre 1842 waren am 31. Januar vor= handen gewesen 147,677 und am 31. Januar 1841 nur 116,722, ich sage nur im Vergleiche zu der Quantität von 1843, obgleich auch die von 1841 beträchtlih genug is. Jun Betreff des ausländischen Zucckers i} der Stand der Dinge nicht besser. Am 31. Januar 1843 befanden sich, derselben Uebersicht des Moniteur zufolge, unverkauft in den Entrepots 88,405 metrishe Ctr.; im Jahre 1842 hatte die Quantität desselben 79,644 und im Jahre 1841 nur 65,600 metrische Ctr. betragen. An erxotischem Zuer jeder Herkunft betrug also die Quantität der in den Französischen Entrepots unverkauft vorhan- denen Vorräthe am 231. Januar 1843 in ihrer Gesammtheit 352,763 metrische Ctr., was dem Erträgnisse einer der ergiebigsten Aerndten der ganzen Jnsel Guadeloupe gleichkommt. Wie oben gesagt, die Quantitäten des zu derselben Zeit unverkauft aufgespeicherten Runkelrübenzuckers sind hierbei noch gar nicht in Betracht gezogen. Diese Ueberführung des Französischen Marktes wird um so schlimmer, da sie in dem Augenblick stattfindet, wo die Vorräthe der neuen Zuk= fer-Aerndte für 1843 in den Französischen Häfen eintreffen werden. Das sind die Resultate der jeßt bestehenden Gesebgebung über den Zucker, und dessenungeachtet will man noh von Aufrechthaltung des Status quo sprechen, bei dem solch enorme Kapitalien buchstäblich in den Entrepots s{hlafen und dem Schaße zugleich die bedeutenden Summen vorenthalten bleiben, welhe er von dem raschen Eingange dieser Quantitäten exotischen Zuckers zum Verbrauche ziehen würde. Der Schaß bedarf aber dringend nöthig der Eröffnung aller mögli= chen Hülfsquellen zur Deckung der jährlichen bedeutenden De-= fizits, und die Kolonieen müssen Abhülfe für ihre Beschwer= den finden, wenn man sie niht dem Ruine preisgeben will; ein mächtiges Mittel zur Erreichung beider hochwihtiger Zwecke ist in der Annahme des von der Regierung vorgelegten Zuckergeseb= Entwurfes gegebenz die nahe an Einstimmigkeit gränzende Mehrheit der Rübenzucker - Fabrikanten erklärt sich bereit, im allgemeinen Jn= teresse dem Regierungs-Vorschlage sich anzuschließen, da jede Erhöhung der jeßt ihnen auferlegten Lasten sie ruiniren würde; also die Gleich= stellung der Auflage auf den Rübenzucker mit derjenigen, welche auf dem Kolonial-Zucker lastet, und wodurch die von den Rübenzucker= Fabrikanten als unerträglich geschilderte Erhöhung gegeben wäre, ist eben so unmöglich, als die Beibehaltung des gegenwärtigen Standes der Dingez wird unter so bewandten Umständen, was auch die Kom= mission der Kammer vorschlagen mag, dieser leßteren ein anderer Ausweg bleiben, als den Entwurf der Regierung anzunehmen? Wir glauben es nicht. s

21 Paris, 25. Febr. Zwei Dinge beschäftigen gegenwärtig beson- ders die Aufmerksamfkcit der kunstübenden und kunstlicbenden Welt: die am 15ten nächsten Monats bevorstehende große Kunst-Ausstellung und die Ver- steigerung der in wenigen Jahren so berühmt gewordenen Gemälde- und Statuen - Sammlung des Heirn Aguado, Marquis de las Marismas. (Vergl. unten.)

Vom Salon der Kunst-Ausstellung versprechen sich Einige viel, Andere we- nigz so viel ist ausgemacht, daß die Matadore der Malerei auch diesmal nicht ausstellen werden. Horace Vernet is auf Reisen und malt für den Kaiser von Rußlandz Eugène Delacroix arbeitet an den Pendentifs im Biblio- theksaal der Deputirten - Kammer, die seine ganze Thätigkeit in Anspruch nehmen und sein bedeutendes Talent in noch höherem Grade beurkunden sollen, als seine Malereien im Thronsaal eben dieses Palastes z besonders rühmt man einige allegorische Figuren , die durch eigenthümliche Auffassung und wunderbaren Farbenreiz ausgezeichnet seyen. Seitdem die lieb- und \chonungslose Kritik im Jahre 1834 die Marter des heiligen Symphorienus so arf durchgehechelt und so hämisch bestritten, grollt Jngre s und hält seinen damals geleisteten Schwur, nic mehr den Salon zu beschicken. Er hat seitdem nicht wieder im Louvre, sondern nur no{h im Justitut in seiner Werkstatt ausgestellt , wo neulich eines seiner älteren Bilder, Christus, der dem Petrus die Himmelsschlüssel übergiebt, welches sih früher in dem Klo- ster Trinita del Monte zu Rom befand, der Beschauung dargeboten war, indeß wenig Beschauer herbeilockte und im Allgemeinen nicht sonderlich gefiel.

Jngres? Beispiel scheint LaC E zu finden und ansteckend werden zu wollen. Paul Delaroche hat unlängst in seinem Atelier auch eine Privat-Ausstellung gehalten mit zwei Bildern, die er dem Salon ebenfalls vorenthalten will. Das eine isst eine heilige Familie, im iee Kö- nigin von England gemalt, das andere der junge Pic de la andole, den seine Mutter lesen lehrt. folgloses , tos auch kein ganz glüliches Eingehen auf den alten \tyl der Umbrischen Schule und das eigenthümliche Streben dieser nach Tiefe und Reinheit in der Auffassung religiöser .

Ersteres verräth ein wiewohl nicht ganz er-

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