1843 / 66 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Junigkeit und Naivetät im Ausdruck der Köpfe. Delaroche's religiöse Ge- Fühlsweise streist in diesem Bilde ans Süßliche, seine Auffassungsweise ans Gesuchtez Form und Ausdru sind nicht bedeutend, aber lieblich und gefällig; die Ausführung besonders fleißig und sorgfältig, die Zeichnung der Finger der Maria besonders shönz denn so weit geht Delaroche in seiner neuesten altchristlichen Richtung doch nicht, daß er in die Härte und Trockenheit seiner alten Vorbilder verfällt, welche er mit Recht nur der geringeren Kunst - Ausbildung und der geringeren Beherrschung darstellender Mittel beizumessen glaubt. Alle Beiwerke, die Haare, der leichte gelbe Schleier der Jungfrau, zeigen die geschmackvollste, kfunstfertigste Behandlung. Glei ches Lob verdient in dieser Hinsicht der kleine Pic de la Mirandole, wo alle Details ebenfalls meisterlich ausgeführt, die Charaktere indeß wenig bedeutend sind.

Dürften unter diesen Umständen \s{werlich Glanzwerke und Kapital stücke auf dem diesjährigen Salon vorkommen, so wird derselbe doch fei- nesweges an tüchtigen Werken ganz leer ausgehen und von Decamps, Ro- queplan, den beiden Scheffer, Gudin, Jsabey, Moissonnier nicht unwürdig ver- treten werden. Man verspricht sich von genannten Künstlern mehr oder minder bedeutende Leistungenz an Juteressantem wird es ohnehin nicht fehlen ; denn im Genre, Portrait und Landschaft läßt sich Juteresse der gewählten Gegen- stände den E selten absprechen. Der Audrang von Werken für die Ausstellung war in diesen lezten Tagen unglaublich; die Künstler warten gewöhnlich den lezten Termin für die Einlieferung ab, so daß gegen das Ende desselben alles zusammenkommt, Vom Sonntag auf Montag sollen allein mehrere Tausend Bilder, und im Ganzen 5000 Kunstgegenstände ein- gegangen sevn, wovon dic akademische Jury wie gewöhnlich kaum die Hälfte zulassen möchte,

Ä L Grossbritanien und Irland.

Oberhaus. Sibung vom 28. Februar. (B. H.) Zu Anfang der heutigen Sißung stellte Lord Campbell an die Minister in Bezug auf ihre neuliche Erklärung, daß sie keine legislative Maß nahme in Bezug auf die Schottische Kirchen-Angelegenheit einzubrin- gen beabsichtigten, die Frage, ob das Gerücht begründet hey, daß sie, in Folge späterer Ereignisse, ihre Ansicht geändert hätten und jeßt gesonnen seyen, der Kirche iu den Fragen, über welche zwischen den geistlihen und Civilgerichten Meinungs-Verschiedenheiten obwalten, Konzessionen zu machen. Lord Wharncliffe gab im Namen der Minister eine verneinende Antwort.

Hierauf brachte Lord Brougham abermals die Frage wegen des Durchsuchungs=-Rechtes zur Sprache.

„Es ist zu meiner Kunde gekommen“, sagte derselbe, „daß in der Mitte des Dezember v. J. eine aus vier Personen, Pr. Lushington, Capitain Denman und den Herren Robinson und Bandinell, bestehende Kommission zusammengetreten sev, um Justructionen für die See-Offiziere in Betreff der des Sklavenhandels verdächtigen Schiffe zu entwerfen. Jch will nun die Frage an die Minister richten, ob diese Nachricht begründet is, und ob die Commissaire bereits einen Bericht eingereiht haben. Auch wünschte ich, daß die in Frage stehenden Justructionen geeignet scun möchten, publi- zirt zu werden, denn nichts würde mehr dazu dienen, das Französische Volk, die Französischen Minister und den Französischen Handelsstand zu- friedenzustellen und zu beruhigen, als cine genaue Kenntniß des den Briti schen Kreuzern vorgeschriebenen Verfahrens, zumal, wenn man bedenkt, wie leicht diese wichtige Sache gerade in Frankreich der Mißdeutung ausgeseßt ist, wo sich nicht nur ein Theil der Presse, sondern selbst Mitglieder der Depu- tirten-Kammer im Solde und Dienste der Pflanzer und Sllavenhändler in den Französischen Kolonicen befinden. Die Veröffentlichung der Justruc tionen wird aber um so weniger Nachtheil bringen können, da sie ohne Zweifel mit gehöriger Schonung der Juteressen der Französischen Marine

werden entworfen werden. ““

Lord Aberdeen, der Minister der auswärtigen Angelegenheiten,

erklärte in seiner Erwiederung, daß gewiß Niemand mehr als er ge- neigt seyn köune, die außerordentliche Bethörung zu vermindern oder, wo möglih, ganz zu beseitigen, welche über diesen Gegenstand unter einem Theile des Französischen Volkes herrsche, und daß er hoffe, mit der Zeit dahin zu gelangen, dg der Wunsch, den Skla- venhandel, wenn auch nicht mit so großen Kosten, wie England daran gewendet habe, unterdrückt zu schen, ein iu Fraukreich weit verbrei- teter sey. : a —_

„Wäre das nicht der Fall‘, fuhr der Minister fort, „dann freilich würde man verzweiseln müssen, den Zweck, den die Verträge von 1831 und 41833 im Auge haben, zu erreichen, denn alsdann würde man in den Cin- wendungen gegen das Durchsuchungs- Necht nichts als einen Vorwand er- blicken können. Dessenungeachtet muß ich erklären, daß die Znskructtionen, von denen Lord Brougham spricht, nicht in irgend ciner direkten Beziehung zu dem Zustande der öffentlichen Meinung in Frankreich erlassen worden sind, Uebrigens hat auch die förmliche Einseßung einer Kommission gar nicht stattgehabt. Jch habe uur die von Lord Brougham genannten Her- ren, welche diese Arbeit ganz unentgeltlich übernahmen, gebeten, eine Revi ion der im Laufe der lezten zwanzig Jahre über diesen Gegenstand erlas E Jnstructionen vorzunchmen und aus denselben, unter Berücksichtigung

übereinstim-

fommenden Verträge, ein ut Or TUT

Betracht ( äge, einen Justructions

der verschiedenen in ch mendes Svstem uud gewissermaßen 1 J die Befehlshaber der Britischen Kreuzer zusammenzustellen. E solhe Maßnahme war um so nöthiger, da begreiflicherweise im Ver laufe der Zeit manche mit einander widersprehende „Zustructionen erlassen und die Traktate den Offizieren oft ohne alle Zustruction zur bloßen Nach- achtung mitgetheilt wurden. Die Zusammenstellung der Zustructionen ist daher ganz eigentlich im Juteresse der die Britischen Kreuzer befechligenden Offiziere vorgenommen worden, Wie sehr auch dadurch andererseits dazu wird beigetragen werden, daß die fremden Mächte mehr und mehr für die Maßnahmen zur Unterdrückung des Sklavenhandels Geneigtheit empfinden, da die bisher unvermeidlichen Jrrthümer sich verringern würden, jo ist doch auch darauf hinzuweisen, wie selten bisher, in Betracht der schwierigen Art des Dienstes der Kreuzer, solche Zrrthümer vorgefallen sind, wie selten Fälle stattgefunden haben, in denen vernunfstgemäß Klage geführt werden konnte. Die Znstructionen, welche jeßt zusammengestellt worden, sind übrigens der Axt, daß sie, dem Wunsche des edlen Lord gemäß, ohne Scheu der vollen Publizität preisgegeben werden können, was auch gesche- hen soll, denn England hat in diejer Angelegenheit nichts zu verheimlichen, und je mehr Gelegenheit es der Welt giebt, seine Beweggründe und sein Verfahren zu prüfen, desto größeren Anklang wird es bei denjenigen finden, die mit gleich uneigennüßzigem Wunsche die Unterdrückung des Sklavenhan- dels herbeizuführen suchen. Daher werden sie auch unter demjenigen Theile des Französischen Volkes, der es aufrichtig meint, vollkommene Billigung finden; Gleiches darf man aber nicht erwarten von denen, welche, wie der edle Lord erwähnt hat, bei dem Sklavenhandel selbst auf die eine oder die andere Weise betheiligt sind. Bei der Gelegenheit will ih \hließ- lich erwähnen, daß die Bemühungen zur Unterdrückung des Sklavenhandels oe Meinen in dem verflossenen Jahre schr erfolgreich gewesen sind. Beson- ders hat der Sklavenhandel auf einem seiner Hauptmärkte, der Jnsel Cuba, bedeutend abgenommen, was man insbesondere dem Eifer des jeßigen Gou- verneurs, General Valdez, zu danken hat, ein Bestreben, welches in dem vorjährigen Berichte der in Havana residirenden gemischten Kommission mit vielem Lobe anerkannt wird. Jm Jahre 18:28 sind, glaubwürdigen Angaben nah, von Havana und der Umgegend 71 Sklavenschiffe ausgesegelt, im folgenden Jahre 59, im Jahre 1840: 54, im Jahre 1841: 31 und im vorigen Jahre nur 3 Schiffe. Die Zahl der im Jahre 1838 in Cuba eingeführten Sklaven betrug 28,000, im Jahre 1839: 25,000, im Jahre 1840: 14,470, im Jahre 1841: 11,857 und im vorigen Jahre 3140. Jm Jahre 1837 belief sich die Einfuhr noch auf 40,000. Ueberdies hat sih das Loos der auf Betrieb der gemisch- ten Kommission emanzipirten Neger unter dem jeßigen Gouverneur von Cuba wesentlich gebessert, so daß sie, bisher kaum über dem Sklavenstande erhoben , jeyt als ganz frei betrachtet werden föunen. Jm vorigen Jahre

at General Valdez 1200 Neger emanzipiren lassen, in Gemäßheit der dar- über bestehenden Traktate, auf welche auch die Cristenz der gemischten Kom- mission begründet is, und außerdem vier oder fünf Sklavenschiffe wegge- nommen und die am Bord derselben befindlich gewesenen Sklaven sofort reigegeben. General Valdez hat überdies dem Zwecke, den er sich vorge- egt, so wesentliche Geldopfer gebracht, daß sein Vermögens - Zustand da-

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a 276 durch bedeutend gelitten hat, und seine Charakter - Festigkeit läßt hoffen, daß, wenn er noch längere Zeit die Verwaltung von Cuba führt, der Sklavenhandel dort bald ganz vernichtet seyn wird,“

Lord Clarendon, der seine Freude über die beabsihtigte Pu- blication der Justructionen äußerte, sprach sih zugleih mit Unwillen über die von den Beförderern des Sklavenhandels in Umlauf ge- brachte Behauptung aus, daß England nur deshalb die Unterdrückung dieses Handels wolle, um die Kolonieen der fremden Staaten zu ruiniren. Der Uneigennütigkeit des Generals Valdez zollte er alles Lob und machte bemerklich, daß seine Vorgänger für jeden in die Kolonie eingeführten Sklaven eine Unze Goldes (3 Pfd. 16 Sh. 6 Pce.) zu erhalten pflegten, was deun ihre Neigung, den Sklavenhandel nicht zu hindern, und die bis auf 40,000 Sklaven gestiegene Einfuhr leicht erkläre, Lord Brougham sprach sih nachträglih noch gegen diejeni= gen aus, welche nur von der Abschaffung der Sklaverei in den Ver= einigten Staaten und von der Civilisirung Afrika?s die Beendigung des Sklavenhandels erwarteu, und erklärte sich nicht geneigt, auf diese allerdings sehr wünschenswerthen Dinge, die aber noch Jahrhunderte lang ausbleiben könnten, geduldig zu warten. Der erste Lord der Admiralität, Graf von Haddington, legte scließlich noch Zeugniß ab für den Eifer, die Vorsicht und Schonung, mit welcher die an der Afrikanischen Küste befehligeuden Offiziere zu Werke gingen, und welche aus den von ihnen eingesaudten Depeschen hervorleuchteten. Vorzüglich belobte er auch die Sachkunde des Capitains Deuman, eines der von Lord Brougham erwähnten Commissaire.

Das Haus vertagte sich bald darauf, nachdem noch auf den An- trag Lord Monteagle?'s die Vorlegung gewisser Papiere beschlossen worden war, durch welche derselbe die Bermehrung der geseßwidrigen Branutweins=-Fabrication in Jrland, in Folge der im vorigen Jahre stattgehabten Erhöhung des Einfuhr - Zolls, darzuthun beabsichtigt. Von Seiten der Regierung wurde die Zunahme der geseßwidrigen Branutwein-Fabrication bestritten, wiewohl mehrere Jrländische Pairs sich mit der Ansicht Lord Monteagle?s aus eigener Erfahrung einver= standen erklärten und der Marquis vou Lausdowne sogar behaup= tete, die durch den erhöhten Zoll vermehrte geseßwidrige heimliche Destillation habe }o schr überhandgenommen, daß in den ländlichen Distrikten Jrlands bereits die Erfolge der Mäßigkeits-Bereine wieder sehr im Abnehmen seyen, was auch in den Städten der Fall seyn würde, wenn die öffentliche Meinung sich dort nicht leichter geltend zu machen vermöchte.

Unterhaus. Sihung vom 28. Februar, (B. H.) Jm Unterhause wurde heute ebenfalls, und zwar von Herrn Campbell, cine Frage an die Minister gerichtet über ihre Absichten in Bezug auf die Schottische Kirchen-Angelegenheit. Sir James Graham wiederholte darauf, was er bereits früher gesagt hatte, daß die Ne= gierung über die sogenannte Non = Jutrusions - Frage durchaus keine Maßregel in Vorschlag zu bringen gedenke. Was indeß die soge- naunten quoád sacra Kirchspiele betreffe, so werde es darauf aukom- men, wie der Sessions-Hof in der jeßt bei ihm anhängigen Angele= genheit entscheide; eine Beeinträchtigung der kirchlichen Autorität durch diese Entscheidung werde den Antrag auf eine legislative Maßnahme hervorrufen. Uebrigens versprah der Minister des Junern die ge- sammte mit dem Ober-Konsistorium, der General-Versammlung, ge= führte Korrespondenz vorlegen zu wollen.

Der Genergl = Prokurator brachte darauf eine das Haus peziell interessirende Angelegenheit zur Sprache, deren {hon vor einiger Zeit erwähut worden ist, nämlich die Vorladungen, welche mehrere Beamte des Hauses vou einem gus dem vielbesprochenen Stockdagleschen Prozeß bekannten Anwalt, Namens Howard, erhalten haben, wegen der Haussuchungen, die von ihnen, dem Auftrage des Sprechers gemäß, bei diesen: Howard angestellt worden sind. Der General-Prokurator stellte die Alternative, daß das Haus. den vorge- forderten Beamten entweder ven Befehl geben müsse, sich kontuma- ziren zu lassen oder sih vor Gericht zu stellen.

„Jm ersten Falle““, sagte ber Redner, „würde die Jury ohne Zweifel auf bedeutenden Schaden-Ersaß zu Gunsten Howard's erkennen, uud dann würde si das frühere Schauspiel wiederholen, daß das Haus nothgedrun gen die das Urtheil vollziehenden Sheriffs oder am Ende gar die Jury selbst in Haft nähme. Der andere Weg, daß nämlich das Haus seine Beamten ermächtige, sich vor Gericht zu stellen, wurde früher, insbesondere im Jahre 1801, eingeschlagen, als Sir Francis Burdett auf Befehl des Sprechers gewaltsam verhaftet wurde, und ich glaube, um die auf Ver anlassung des Stockdaleschen Prozesses vor zwei Jahren zu Tage gekomme nen Ungelegenheiten zu vermeiden, am zweckmäßigsten darauf antragen zu dürfen, daß auch diescsmal den betreffenden Beamten des Hauses die BVoll- macht gegeben werde, sih der Vorladung zu fügen, so daß dle (Gerichte über die Sache entscheiden können.

Sir Thomas Wilde wollte in diesem Antrage eine förmliche

Eine | Uebergabe der Privilegien des Hauses erblicken und fand darin um

so größere Gefahr, da leiht irgend eine Spibfindigkeit die Sache zum Nachtheile des Hauses entscheiden und dieses dadurch aus seiner dem Oberhause (das seine Privilegien bisher unangetastet erhalten hat) foordiuirten Stellung in eine untergeordnete Stellung gebracht werden fönne. 4 :

„Was den Fall Sir Francis Burdett's anbetrifft“, bemerkte der Ned- ner, „\o bestritt dieser dgmals die Autorität des Hauses aus dem (Grunde, daß dasselbe nicht auf gehörige Weise das Volk repräsentire und daher un befugt sev, die dem Parlamente gesezmäßig zustehende Macht auszuüben, und wenn das Haus und dic Regierung damals die Sache an die Ge- richte gelangen ließen, so geschah dies nur, um der Diskussion über eine ihnen unangenehme Frage im Hause selbst zu entgehen. Vor einiger Zeit zwang das Oberhaus sogar einen Fremden, der wegen eines in dem Hause verlornen Regenschirms einen Prozeß gegen einen der Beamten des Ober- hauses als solchen anstellte, diesen Prozeß aufzugeben, um keine Gefähr- dung feiner Privilegien eintreten zu lassen. Vergessen darf man überdies nicht, daß die wohlverdiente hohe Achtung, 1n welcher die (Gerichte stehen, zum Theil aus der strengen Ueberwachung derselben von Seiten des Unterhau- ses erklärt werden muß, weshalb es um jo nothwendiger ist, daß das Haus nichts vornehme, wodurch seine eigene Jurisdictions-Befugniß in den Augen des Volkes als beeinträchtigt erscheinen könnte. Wenn Unrecht geschehen ist, so mag das Haus selbst die Sache untersuchen und den nöthigen Scha- den-Ersayß geben.“ N 5 y

Natbietn von anderen Seiten auf die Dringlichkeit alsbaldiger Maßnahmen in der Sache aufmerksam gemacht worden war, wurde beschlossen, daß der vornehmlich in Betracht kommende Beamte, der Sergeant at Arms, Sir William Gosset, am nächsten Abend persön- lich über sein Verfahren berihten und dann die Debatten fortgeseßt werden sollen. E

Lord Ashley brachte darguf den Zustand der arbeitenden Klas sen des Landes zur Sprache. Er machte bemerklich, daß das Wachs- thum der Macht der Demokratie den Gegenstand bei der fortwährend sich vermehrenden Volkszahl als sehr wichtig erscheinen lasse. |

„Troß allem dem“, sagte der Redner, „was zur Förderung des Chri- stenthums, des Hauptstüßpunktes der wahren Freiheit in Kirche und Staat, geschehen ist, muß man den moralischen Zustand der geringeren Volksklasse doch immer noch als cine große Wüste ansehen. Die Polizei-Berichte aus den größeren Städten, besonders den Fabrikorten, geben ein schreckliches Bild von dem Zustande und den Sitten der Jugend. Die Aerzte haben sich vielfah darüber ausgesprochen, daß die frühe Angewöhnung der Un- máäßigkeit eine der Hauptursachen der überhand nehmenden Zahl der Wahn- sinnigen sey; die eine der Hauptursachen der Demoralisation aber ist die

ahlung des Lohnes in natura (das sogenannte truck-system), das enge : usamnientvohnen der Menschen in den Fabrik-Distrikten, durch welches die Sitt- lichkeit leiden muß und die Kinder - Erziehung überaus schwierig gemacht

wird, Der Palliative gegen den jeßigen Zustand der Dinge, welche beson- ders in Verbesserung des Gefängnißwesens gesucht werden, is man nach- gerade überdrüssig ; an die Wurzel muß man dem Uebel kommen, und wenn das uicht geschicht, so kann man mit Sicherheit darauf rechnen, daß in 20 Jahren eine allgemeine Umwälzung eintreten und alle sozialen Verhältnisse aus ihren Angeln werden gerissen werden. Nur unter einem tugendhaften und rellen Folie darf man Frieden und Wohlstand zu finden hoffen.“ ,_ Lord Ashley \{loß mit dem Antrage auf eine Adresse an die Königin, in der Jhre Majestät gebeten werden soll, Mittel zu er- greisen , damit den arbeitenden Klassen eine moralische und religiöse Erziehung zu Theil werden fönne. Sir James Graham belobte den Eifer des Antragstellers und erklärte, daß er weder ein einziges von demselben vorgebrachtes Faktum bestreiten, noch die Nothwendig- feit ciner Abänderung in Abrede stellen könne. : : „Die Regierung“, fuhr der Minister fort, „Hat indeß bereits Herrn Chadwick, dem Secretair der General-Armen-Kommission , den Austrag ge- geben, cine Maßregel zu entwerfen, um eine Verbesserung in dem Woh- nungswesen der ärmeren Klassen zu veranlassen; eben so wird die Regie rung Alles thun, um dem Nachtheile der Zahlung des Lohns in natura abzuhelfen und überhaupt Abhülfe zu gewähren, um so mehr, da die vor- jährigen Ercignisse in den Fabrik-Distrikten die ernste Warnung gegeben ha- ben, daß der Mangel an religiöser und moralischer Erziehung zu den Haupt- Ursachen des Uebels gehört, und daß das Schicksal des Landes von der Enziehung des auffkeimenden Geschlechts abhängt. Allerdings is dabei nü- thig, daß einerseits die Existenz der herrschenden Kirche gehörig berücksich tigt, andererseits aber auch die Ansichten der Dissenters geachtet werden.“

Nachdem der Minister sih über das geäußert, was das Comité des Geheimenrathes, dem die Leitung ber Volks =Erziehung obliegt, bereits gethan hat, und was es noch zu thun gedenke, sprach er sich dahin aus, daß es zweckmäßig sey, nicht zu viel auf einmal zu unter nehmen, weshalb man denn auch vorläufig nur beabsichtige, eine ge- wisse Anzahl von Armenschulen unter Oberaufsicht von Geistlichen der herrshenden Kirche, denen Geistliche dissentirender Sekten beigegeben werden sollen, in London und den übrigen größeren Städten zu er richten.

„Speziell für die in Fabriken beschäftigten Kinder“, sagte der Minister weiterhin, „ist allerdings schon vielfach gesorgt, indeß is es meine Absicht, noch weiter zu gehen und vorzuschlagen, daß Kinder in dem Alter von 8 bis 13 Jahren nicht länger als 67 Stunden angehalten werden dürfen, und daß ihnen Certifikate zu freiem Schul-Unterricht in den oben erwähn ten Schulen gegeben werden sollen, wozu die Fabrikherren 3 Pce. wöchent lih für jedes Kind, d. h. ein Zwölftheil scines Lohnes, beizutragen haben würden. Zur Errichtung solcher Armenschulen von Seiten einzelner Ge meinden wird dann die Negierung durch Geldbeiträge noch besonders auf muntern. Zur Ausführung dieser Maßnahmen sind bereits zwei Bills im Entwurfe begriffen, und ih hoffe, daß dieselben noch im Laufe der gegen- wärtigen Session angenommen werden,“

Lord John Russell wies auf den wenig günstigen Zustand der Jugend-Erziehung in Yorkshire hin, einer Grafschaft, welche sich besonders durch die alljährlihe Sammlung großer Summen zum Un- terhalte für die Missionaire unter den Heiden auszeihue, Mit den von dem Minister des Junern angedeuteten Maßnahmen bezeugte er sich im Allgemeinen sehr zufrieden, meinte indeß, daß eines der Haupt-Erfordernisse gute Schullehrer-Seminare seyen, und auch, daß man sich nicht darauf beschränken solle, auf die unterste Volksklasse einzuwirken, sondern eben so sehr die mittelbar über derselben stehende Klasse ins Auge fassen müsse. Der Antrag Lord Ashley's wurde, nach einigen weiteren Diskussionen, am Schluß der Sißung einstim- mig angenommen.

Londou, 1. März. Die Fragen, welche Dr. Bowring, nach vorhergegangener Ankündignng, gestern im Unterhause in Bezug auf das protestantische Bisthum in Jerusalem an den Premier-Minister richtete, lauteten folgendermaßen :

„Zh wünschte zu wissen, ob dem Bau der protestantischen Kirche zu Jerusalem auf Befehl der dortigen Behörden Einhalt gethan worden, und ob die Pforte sich noch immer weigert, der Begründung eines protestanti- schen Bisthums in jener Stadt ihre Genehmigung zu ertheilen. Ferner, ob die Nachricht, daß der Bischof die heilige Stadt verlassen habe, richtig ist, und ob die Regierung von der Pforte eine Antwort auf die Nachsuchung eines Fermans zur Autorisirung eines protestantischen Bischofsizes daselbst erhalten hat,“ i:

Hierauf autwortete Six R. Peel:

„Was den Bau einer christlichen Kirche zu Jerusalem betrifft, \o zeigt es sich, daß die Pforte dazu niemals ihre Einwilligung gegeben, sondern im Gegentheil erklärt hat, es sey ihr uach dem Muhamedanischen Gese unmöglich, eine solche Einwilligung zu ertheilen. Andererseits geht jedoch aus den offiziellen Berichten hervor, daß kein altive? Schritt geschehen ist, um den Fortschritt des Baues zu hindern. Jn den Zeitungen sind zwar Nachrichten von gewaltsamen Versuchen mitgetheilt worden, welche die Tür= tischen Behörden gemacht hätten, den Bau zu hindern, aber eine amtliche Nachricht über irgend einen solchen Versuch is nicht eingegangen. Die leßz- ten offiziellen Berichte sind vom verslossenen September, und Oberst Rose meldete damals nur, daß die Behörden zu Jerusalem große Eifersucht mit Hinsicht auf den Fortgang des Baues zeigten. Was die zweite Frage des ehrenwerthen Mitgliedes betrifft, die sich auf die Anerkennung des protestan tischen Bischofs zu Jerusalem bezieht, so hat die Pforte diesen Bischof nie- mals förmlich anerkannt; aber sie weiß, daß er dort seinen Siß genommen, und sie hat keinen Einwand dagegen erhoben,“ :

Dr, Bowring zeigte nach dieser Erwiederung an, daß er näch stens die Aufmerksamkeit des Hauses auf den beregten Gegenstand lenken werde. Ì ]

Lord J. Manners ersuchte gestern die Minister um Auskunft über die fortdauernde Festhaltung des Don Carlos zu Bourges, eine Maß- regel, die er für ungerecht erklärte; namentlich wünscht er zu wissen, ob die Englische Regierung irgend wie einen Wunsch oder eine An- sicht zu Gunsten der Freilassung jeues unglücklichen, verfolgten, er- lauchten Fürsten ausgesprochen habe. Darauf gab Sir R. Peel fol- gende Antwort :

„Das Haus wird sih erinnern, daß vor etwa vier oder fünf Jahren Don Carlos eine Zuflucht auf Französischem Gebiet suchte, welche ihm auch gewährt wurde. Es war keine förmliche Verpflichtung in dieser Hinsicht vorhanden, und zwischen der Französischen und der Englischen Regierung, die damals durch die sogenannte Quadrupel - Allianz verbunden waren, be- stand ein freundliches Einvernehmen in Betreff der Spanischen Angelegen- heiten, Jm Juni 41841, obgleich ih nicht glaube, daß ein förmliches Gesuh in dieser Beziehung an die Französische Negierung gerichtet worden war, ging das Gerücht von der Absicht, Don Carlos freizu- lassen, und Lord Palmerston, der damals an der Spie des auswärtigen Departements stand, sprach gegen die Französische Negierung die Ansicht aus, daß die unbedingte Freilassung des Don Carlos mit der Erlaubniß, sich zu wenden, wohin es ihm beliebe, die Nuhe Spaniens gefährden könnte. Das jeyige Ministerium Jhrer Majestät hat alle Ursach, zu glauben, daß die damals von dem edlen Lord gehegten Besorgnisse wohlbegründet waren. Jch weiß nicht, daß der Französischen Negierung in dieser Sache eiu- förmliche direkte Mittheilung gemacht worden wäre, aber nah Allem, was neuerdings in Spanien sich begeben hat, bin ich derselben Meinung, wie dae mals Lord Palmerston, daß die uneingeschränkte und unbedingte Erlaubniß an Don Carlos, sich aufzuhalten, wo es ihm belieben möchte, ernstliche Folgen für die Aufrehthaltung der Ruhe in Spanien haben könnte. Jch meine jedo nur eine uneingeschränkte Erlaubniß. Wenn es sich darum handelte, ob Don Carlos in Wien oder in irgend einer anderen Gegend von Deutsch- land seinen Aufenthalt nehmen könne, o würde ich dagegen nicht dasselbe einzuwenden finden, aber eine Erlaubniß zu beliebigem Aufenthalt in jed- wedem Theil von Europa könnte, wie ih glaube, den Frieden Spaniens gefährden, und es muß, denke ich, der Wunsch eines Jeden seyn, der Spa- nien wohlwill, daß dieses Land sich innerer Ruhe erfreue und in den Stand geseßt werde, seine Justitutionen zu befestigen,

Vorgestern hat die Kolonial-Gesellshaft dem neuernannten Ge- neral-Gouverneur von Kanada, Sir Charles Metcalfe, ein glänzenu- des Abschieds-Diner gegeben. Der Präsident, Sir Augustin d'Este, Sohn des Herzogs von Sussex, so wie mehrere der Anwesenden, un- ter Anderen Sir F. B. Head, sprachen sih mit besouderem Lobe über die vielfahen Verdienste des Gastes aus und legten Zeugniß ab für die allgemeine Zufriedenheit mit der Wahl, die ihn getroffen hat.

tee Ltanode

Aus dem Haag, 2. März. Die hiesigen Blätter be- richten, daß Jhre Königl. Hoheit die Prinzessin Albrecht von Preußen, nach einem Aufenthalte von wenigen Wochen in Berlin, wieder nah dem Haag zurückehren werde.

—— S el Een

Brüssel, 2. März. Belgische Blätter theilen nachstehendes Schreiben mit, das der König an den Römischen Staats - Secretair, Kardinal Lambruschini, erlassen :

„Herr Kardinal ! Der Werth, den Jh auf die so erfreulicher weise bestehenden Verhältnisse zwischen dem heiligen Stuhl und Bel gien lege, und die besondere Kenntniß, die Jch von den Bemühungen Ew. Eminenz in dem Wirkungskreise Jhrer Attributionen habe, um jene Verhältnisse aufreht zu erhalten, veranlassen Mich, Jhnen ein Zeugniß Meiner Achtung und Zufriedenheit zu geben. Der Graf von Oultremont is beauftragt, Jhnen dasselbe in Meinem Namen zuzustellen. Jch habe zugleih mit diesem Schreiben den direkten Ausdruck der persönlichen Gesinnung verbinden wollen, mit welcher d P 2e : :

(ez) LSEOPDLD,

Begleitet war dieses Schreiben von einer kostbaren Tabatière in

Brillanten,

Deutsche Bundesstaaten.

München, 21. Febr. (Nürnb. K) Schluß der Verhand- lungen in der 25sstten Sißung der Kammer der Abgeordneten

Der Abg. Lechner spricht dem Antrag das Wort. Jm ganzen Land, unter allen Klassen der Bevölkerung höre man den Ruf, ja ein Geschrei nah Verbesserungen im öffentlichen Rechtszustand. Jedes Jahrhundert bringe im Leben, in den Bedürfnissen, in der Moral, in der Politik der Völker Veränderungen hervor, für jede neue Zeit passe nicht das Alte, es müßten Umgestaltungen eintreten. Je um- gestaltender die neuesten Zeit - Ereiguisse gewirkt, desto erklärlicher werde die Nothwendigkeit auch einer neuen Geseßgebung, Nachdem Oesterreich , Preußen, Hessen u. #. w. {hon vorausgegangen, warum solle Bayern allein zuwarten, bis sein Rechtsbau ganz morsh geworden ? Er im Gegentheil vertraue, daß König Ludwig, der so viele große Werke geschaffen, diesen allen durch eine neue Geseßgebung die Krone aufseßen werde. Was seine individuelle Ansicht betreffe, so erachte er die Constitu= tion jedes Landes für unvollkommen, welchem nicht Oeffentlichkeit und Mündlichkeit garantirt sey. Der Abg. Frhr. von Welden bemerkte, es gebe gewisse nah und nach stereotyp gewordene Anträge, die sich auf allen Landtagen wiederholten. So der gegenwärtige seit 1831, wo er befanntlich besonders durch Rudhart und Seuffert vertreten worden sey. Ueber die Nothwendigkeit seiner Verwirklichung sey da- mals nur Eine Stimme vernommen worden, ja, Regierung und Stände seyen von dieser Ueberzeugung so ganz durhdrungen gewesen, daß sogar alsbald ein besonderes Geseß über die Behandlung des Gegenstandes eingebracht und angenommen worden sey, weil man sih überzeugt habe, daß die größte Schwierigkeit eben in der Be handlung liege. Da erfahre man nun auf einmal im Jahre 1843, daß die im Land bestehenden funfzig Partikular-Rechte eben so vielen Volkstheilen angehörten, und daß diesen jene Geseße zu entziehen eben so viel heiße, als ihnen ihr bestes Gut rauben, ihr Lebensmark entziehen, sie verfümmern machen. Wenn die Gefahr so groß sey, wie komme es denn, daß die doch gewiß Deutshe Provinz Pfalz nicht erstarrt und verkümmert sey, als ihr vor funfzig Jahren ein fremder Croberer ein neues und uoch dazu Französisches Gesebß auf- gedrungen habe, und noch mehx, daß die Pfalz noch heute niht von dieser ihrer Französischen Geseßgebung ablassen wolle? Von der Ver- fümmerungs - Gefahr könne also wohl im Ernst die Rede nicht seyn. Uebrigens bleibe es doch eine eigene Erscheinung, daß alle diese Be- denflichkeiten erst 1843 vorgebraht würden, und es veraulasse ihn dieselbe zu der Frage an den Ausschuß Referenten, ob er denn vielleicht glaube, daß der Geber der Verfassung und seine Räthe, daß alle früheren Stände-=Bersammlungen leichtsinnig über den Gegenstand hingegangen seyen, und daß die heurige Stände Versammlung die allein weise sey? Oder ob nicht vielmehr eingestanden werden müße, daß man seit 1831 nicht vor=, sondern zurückgeschritten sey“ Neue- rungen im Gebiete der Gesebgebung thäten wahrlich Noth, nur müß- ten sie natürlich Verbesserungen seyn, und daß unsere Zeit unfähig seyn sollte, ste zu schaffen, glaube er niht. Er verfenne die Schwie rigkeiten niht. So gut man aber großartige Kanäle, Eisenbahnen 2c. auszuführen wisse, eben so gut werde man doch wohl auch eine neue Gesebgebung zu Stande bringen, Man gehe mehr und mehr einem Geschäfts-Baukerott entgegen. Er wolle dies durch ein Beispiel aus dem Kreis der Administration belegen. Als er im Jahr 1831 zur Regierung hierher verseßt worden sey, wären bei der Kammer des Jnnern jährlich gegen 20 bis 24,000 Nummern vorgekommen, im Jahr 1842 aber bereits 47,000, während die Anzahl der Räthe die- selbe geblieben, und die der gewöhnlichen Accessisten sogar von 12 guf 3 vermindert worden sey. Ebenfalls für den Häupt- Antrag sprachen sich die Abgeordneten Freiherr vou Harsdorf und der zweite Secretair von Windwart aus. i

Nachdem noch mehrere Abgeordneten über den Gegenstand si ausgesprochen uimmt der Königl. Regierungs - Commissair, Ministe- rial - Rath Lehner, das Wort. :

„Die Frage sey einfa die, ob ein Antrag auf Vorlage allgemeiner Geseßbücher gestellt werden solle, Daß den Ständen des Reiches das Recht eines solchen zustehe, der nur cin Antrag auf Vollzug des §, 7 Tit, VU1. der Verfassungs-Urkunde sey, könne nicht bestritten werden, Desgleichen fielen unter den Begriff Civil-Geseßgebung sowohl die Civil-Gerichts-Ord- nung, als das Wechsel - und Merkantil-Reht und die Wechsel - und Mer- fantil-Gerichts-Ordnung. Dagegen sey wohl eine umständliche Schilderung des dermaligen Zustandes der Civil-Gesepgebung, um Gründe für die innere Nothwendigkeit des Antrages zu gewinnen, nicht erforderlich und nur zeit- raubendz denn die Regierung habe diese innere Nothwendigkeit stets aner- kannt und längst desfallsige Schritte gethan, Habe sich dieselbe gleichwohl nicht bewogen gefunden, das Geseßzbuch vom Jahre 1834 an die Stände des Reiches behufs deren Zustimmung zu bringen, so blieben die desfallsi- gen Elaborate doch höchst shägbare Materialien, aus denen unter Zuhülfe- nahme der Fortschritte der Wissenschaft zu seiner Zeit das große Werk hervorgehen könne, Am ernsten Willen der Regierung dürfe nicht gezweifelt werden, wiewohl es etwas Abschreckendes habe, auf diesem Wege vorwärts zu gehen, nachdem es sih auf allen Landtagen er- wiesen, wie schwer es sey, ein nah festen Prinzipien harmonisches Gesey- buch zu Stande zu bringen, Es handle sih in keiner geseßlichen Bestim- mung von dem wann und wie bezüglich des §. 7 Tit. VU1. der Verfas- sungs-Urkunde, und es müsse dies der Regierung überlassen bleiben, Es habe der Abg. Pfarrer Tafel gegen ein allgemeines Geseßbuch protestirt, wenn es auf die Pfalz erstreckt werden wolle, Nun laute die angeführte

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Verordnung vom 17. Oktober 1818 so: „Der Titel von der Rechtspflege (VII1N) ift für den Rheinkreis durchgehends verbindlich, denn obgleich in dem §. 7 bestimmt is, daß für das ganze Königreich ein und dasselbe bürgerliche und Strafgeseßbuch bestehen solle, so bezieht sich dies keinesweges auf die derma- ligen Geseße der älteren Kreise des Reichs, sondern erst auf das noch zu erlassende allgemeine Gesezbuch, wobei die Verhältnisse des Nheinkreises auch gehörig gewürdigt werden sollen.“ Auf den Grund dieses Paragraphen hin könne denn doch wahrhaftig nicht verlangt werden, daß die Pfalz bei ihren Jn- stitutionen, welche sie dermalen habe, belassen werden solle. Wolle aber cin Antrag auf Gewährung eines allgemeinen Geseßbuches gestellt werden, das nur für die sieben älteren Kreije berechnet Jev, würde dies niht im Wider- spruch mit den Bestimmungen des §. 7 Tit. VU1, der Verfassungs-Urkunde stehen? Daher werde wohl die Verordnung vom 17. Oktober 1818 rich- tiger dahin interpretirt, daß angenommen werde: „Die Pfalz soll bis zur Einführung eines allgemeinen Geseßbuches ihre bisherigen Justitutionen behalten. Tritt aber cin allgemeines Geseßbuch ein, so müssen diese Institutionen auch aufhören.“ Aus der Modification des ersten Herrn Secretairs berühre er den Punkt der Vorlage eines Strafgeseßbuchs und einer Strafgerichts - Ordnung, gegründet auf die Oeffentlichkeit und Mündlichkeit. Auf die materiellen Gründe einzugehen, sey noch nicht die Zeit. Allein ihm scheine in dieser Modification ein selbstständiger Antrag zu liegen. Jm ursprünglichen Antrage sey nämlich nur von einem allge- meinen Civilgefezbuch, nicht ein Wort aber auch von einem Strafgeseybuche die Nede. Als s\elbstständiger Antrag, wie er es sey, müsse derselbe erst an den ersten Ausschuß gelangen u. st. w. Bezüglich ferner des Antrages auf ein Handels - und Wechsel - Necht für alle Deutschen Bun- des - vder doch für die Zollvereinsstaaten, wäre ein solches allerdings höchst wünschenswerth; allein glaube man denn in dieser Beziehung an die Erreichung des Ziels? Solle ein anderer Staat die ihm konvenirenden Gescße auf unseren Antrag abänderen, oder sollten wir dies auf fremdes | Verlangen hin thun? Alle würden dies so wenig wollen, als tvie die | Augsburger und Nürnberger sih gegenseitig dazu gencigt zeigten. Er halte | daher den Antrag auf Vorlage des fraglihen Gesezes blos für Bayern | für besser, um so mehr, als der oder die mit der Verfassung des Entwurfs | Beauftragten es sich gewiß zur Aufgabe machen würden, alle vereinsstaat- | lichen Geseßbücher behufs der größimöglichen Uebercinstimmung zu prüfen. | f

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Nun seven aber im Verlauf der Debatte von einigen Rednern auch andere Gegenstände herbeigezogen worden. So sev Tadel über erfolgte Beförde- rungen erhoben, Es solle dieser Tadel dahin gehen, daß das Dienstesalter bei Beförderungen keine Berücksichtigung finde, Jm Allgemeinen scheine es ihm sehr ungeeignet zu seyn, einen Gegenstand dieser Art in diesem Saale zur Sprache zu bringen, Das Recht der Krone zu allen Anstellungen | und Beförderungen der Beamten sey unbedingt und unbeschränkt, und | es fönne daher von feiner Seite einer Einrede Eingang gestat- | tet werden, Der laut gewordene Tadel wegen nicht berücksichtig- | ten Dienstalters werde nebstdem durch die Bemerkung verschwinden, | daß auf das Dienstalter weder im Militair- noch im Civildienste | eine primaire Nücksiht genommen werden solle und könnez denn wesentliche | Nücksichten seyen Talente, Kenntnisse, Geschästégewandtheit und Fleiß, und | auf diese werde bei allen Beförderungen und Anstellungen jederzeit Rück- sicht genommen werden. Wie es übrigens fein Recht auf Anstellungen gebe, so gebe es auch fein Necht auf Beförderung. Habe sich der | Handelsstand von Nürnberg über die lange Dauer von Handels-Prozessen beschwert, so liege davon der Grund in der Nürnberger Handelsgerichts- Ordnung u. st\ w. Sey ferner erwähnt worden, daß das Mini- sterium ein gegebenes Versprecen bezüglich eines Geseßes über das Exefkfutio - Verfahren ntcht gehalten habe, so sey dies wohl nur geschehen, weil man nicht zwischen einem Versprechen und der Zusiche- rung, daß etwas in Erwägung gezogen werden solle, unterschieden habe ; denn fein Minister könne ohne Allerhöchste Autorisation ein Versprechen geben, und es sey seit dem Bestand der Verfassung ein solches nicht gege- ben worden. Zudem bleibe es eine auffallende Erscheinung, daß in einem Augenblick, wo ein Antrag auf Vorlage allgemeiner (Besehz- bücher gestellt werde, zugleih auch solhe auf fragmentarische Ge- | seße vorkfámen, gegen die man sih doch stets \o sehr creifert habe. | Die allgemeinen Klagen über Mängel in der Justiz - Verwaltung scheinen ihm endlich in solche über die Langsamkeit des Prozeß ganges, über ver- | zógerte Entscheidung der Streitsachen und über hiebei sich anhäufende Nück- | stände zu zerfallen. In allen diesen Beziehnungen giebt darauf der Ned- | ner die ausführlihsten Aufschlüsse und verweilt namentlich bei dem Nach- | weis in Ziffern bezüglich der vorhandenen Geschäftsrückstände bci den mitt- | leren Nechts - Jnstanzen (Appellations - Gerichten) und bei dem obersten | Gerichtshof (Ober - Appellations - Gericht). Das Gesammt - Resultat wird | als ein genugthuendes bezeichnet, Es waren nämlih am 1. Januar | 1843 rüdckständig bei den Appellations - Gerichten: in Ober - Bayern | 627 Akten, in Nieder-Bayern 470, in der Oberpfalz 16, in Schwaben und | Neuburg 273, in Mittelfranken 152 (vor drei Jahren noch circa 1400), | in Oberfranken 338 und in Unterfranken 657, Bei einem durchschnittlichen Einlauf von 2000 Akten jährlich wäre demnach der höchste Rückstand ein | circa viermonatliher. Der oberste Gerichtshof würde der aufgestellten Be- | rechuung nach sogar mit dem Ende des Jahres 1844 auf den kurrenten Dienst ge- | stellt seyn. Schließlich wiederholt derselbe die Bemerkung, daß sis dermalen | lediglich darum frage, ob ein Antrag an díe Negierung um Vorlage allgemeiner | Civilgeseßbücher zu stellen sey, dagegen nicht darauf eingegangen werden könne, | auf welchem Wege und nah welchen Prinzipien diese Geseßbücher anzufer- | tigen jeyen,

Es erhält darauf noch einmal der erste Secretair Freiherr von Thon-Dittmer das Wort. Er habe nicht auf Einführung des öffentlichen und mündlichen Verfahrens, soudern nur darauf angetra-= gen, daß dasselbe bei der Vorlage eines Civil=-Prozedur=Geseßes und des Gesetzes über das Verfahren in Strafsachen ins Auge gefaßt werden wolle. Ferner sey ihm der Vorwurf ungeeigneter Aus= drücke gemacht worden. Ein solcher Tadel wie überhaupt eine Zu- rechtweisung könne nicht vom Ministertische ausgehen, sondern nur vom Präsidium. Von verschiedenen Seiten wird in der Kammer beigestimmt. Der Präsident endigt den Zwischenfall durch die Bemerkung, er könne es nicht verhehlen, daß er allerdings im Begriff gewesen sey, den er= | ]ten Herrn Secretair in der fraglichen Stelle seines Vortrages zu un- terbrechen, und daß ér fortan dieses sein Recht auch weniger nachsicht-= lih handhaben werde, da er nicht einsehe, wie man lediglich am Mis- | nistertische sich solle alles gefallen lassen. Endlich nimmt noch der Küö=- nigl. Regierungs-Commissair, Ministerialrath Wanner, das Wort und verbreitet sich zunächst über die vielen nur höchst schwierig zu beseiti- genden Hindernisse, welche der allerdings sehr wünschenswerthen Taxord=- nung an der Stelle der ?8 im Lande bestehenden verschiedenen Taxregu- lative entgegenstehen, und berührt dann zum Schlusse die Bemerkung des Abg. Pr. Schwindel, nah welcher die Summe der Gesammt= Taxen das Budget der Rechtspflege angeblich übersteigen soll, wobei er nachweist, daß die Tax-Einnahme im Jahre 1840—41 die Summe von 2,391,170 Fl. ergeben hätte, von welcher jedoch nah Wegschla= gung der geheimen Kanzlei-Taxen und der Taxen der Administrativ- Kollegien und Aemter im Betrag von circa 270,000 Fl. nur noch 2,125,170 Fl. übrig blieben, wogegen sih die Ausgaben für die Ju= ]tiz und die Gerichte mit Einschluß der Landgerichte, auf 2,591,440 Fl. beliefen. E

Das endlich erfolgte Abstimmungs = Resultat haben wir bereits gemeldet. Der Gesammt-Beschluß der Kammer geht nämlich dahin: l, „Von einer an Se. Majestät den König zu rihtenden Bitte um Zusammenberufung einer Gesebgebungs = Kommission sey Umgang zu nehmen. Il, An Se. Majestät den König sey die allerunterthänigste Bitte zu stellen, den Ständen des Reichs in möglichster Bälde vor-= legen zu lassen: ein erneuertes Geseß über die Behandlung neuer oder geprüfter (revidirter) Geseßbücher; dann a) für das ganze Königreich a) ein allgemeines Civil- und Strafgesebbuch, 3) ein allgemeines Wechsel- und Merkantilrecht, y) eine allgemeine Wechsel- und Handelsgerihts-Örd- nung nebst einem umfassenden Gerichts- und Anwaltsfkosten-Regulativz b) für die sieben Kreise diesseits des Rheins, æ) ein Civil -Prozedur-= Geseß hinsihtlich der streitigen und freiwilligen Gerichtsbarkeit, 6) ein umfassendes Gerichts- und Anwaltsfosten-Regulatiy (Wechsel-

und Handelsgerihts-Gegenstände ausgenommen), und 5) ein Geseß über das Verfahren in Strafsachen, wobei ad a) und y) die Oeffent= lichkeit und Mündlichkeit des Verfahrens in das Auge zu fassen wäre.“ Ferner sey an Se. Majestät den Köuig der allerunterthänigste Wunsch zu stellen: 1) „die Trennung der Justiz und Verwaltung wieder= holt in Erwägung ziehen zu wollen, und 2) daß zur Verminderun der Geschäfts-Rücfstände bei den Appellatiousgerichten und zur Auf munterung der Hülfsarbeiter den älteren und verdienteren Appella- tionsgerichts - Accessisten, und zwar durhschnittlich vier bei jedem Appellationsgeriht der sieben Kreise diesseits des Rheins, ein Func- tionsgehalt von jährlih je 400 Fl. ausgemittelt werden möchte.“

__ München, 1. März. (A. Z.) Zu den interessantesten Festen,

die an unserem Hofe seit Jahren stattfanden, gehört der gestrige Maskenball in den Sälen des Festbaues. Eine \sinnige Wahl war ohne Zweifel „das Mährlein vom Dornröschen““, von etwa 70 Per- sonen des Hofes dargestellt, wobei Jhre Königl. Hoheit die Kron= prinzessin als Dornröschen ein Bild von Anmuth nund Liebreiz bot, wie es wohl nur der Phantasie des Dichters vorgeschwebt hat. Ei= nen zauberhaften Anblick gewährte die Gruppe, wo in einem Neben= zimmer Dornröschen mit ihrem Hof von Träumen umgeben \hlummerte, und von dem fremden Königssohne (Sr. Königl. Hoheit dem Kronprinzen) geweckt ward, worauf sodann der Zug sih durch die Säle bewegte. Die Kostüme ließen an Glanz und Reichtzum wie an Geshmack nichts zu wünschen übrig. Eine sehr ergößliche Erschei- nung waren später die Figuren eines Schachbrettes, von jungen Offi- zieren dargestellt, welhe, von zwei Zauberern dirigirt, eine Partie Schach ausführten und darauf eine Quadrille tanzten. Sämmtliche Mitglieder unserer Stände-Versammlung waren zu diesem Feste gela- den, das sih eben so durch Pracht und gelungene Anordnung wie durch ungemeine Heiterkeit auszeichnete.

XX Frankfurt a. M., 3. März. Es läßt sich nicht leugnen, daß der parlamentarishe Kampf in Frankrei einen lähmen- den Einfluß auf die Börse übt. Mau zweifelt zwar kaum daran, daß sih das Französische Ministerium halten werde, man zweifelt um so weniger daran, da der Kampf um die Gewalt in Frankreich nur ein persönlich-egoistisher und Guizot seinen Gegnern an Geschicklich= feit und man darf es auch gestehen, an redlihen Gesinnungen für die Aufrechthaltung des europäischen Friedens so sehr überlegen ist.

Gleichwohl wollen die ängstlihen Gemüther der Börsenwelt erst durch die

Operationen Börse in 3 monatliche Abrechnung ging am verflossenen Dienstag leicht vorüber und die Fonds blieben an diesem Tage durch die höheren auswärtigen

größeren unserer Die

seygn, und lassen die Der Umsaß war an auch nicht sehx belebt.

T hatsache vorerst dieser Woche

beruhigt ruhen. denn

Course fast alle höher. Seitdem ist die Stimmung der Börse schwan=- fend, in einigen Effekten willig, in den “anderen flau. Jn den Dester= reichischen fand auch heute faum eine Beränderung statt, die Holländischen waren etwas fester. Privat - Mittheilungen zufolge, ist der Königl. Niederländische Finanz= Minister mit seinen Arbeiten, bezüglih der Kapitalisirung des Belgischen Schuld- Antheils und der Konversion der 5proc. Fonds, schon weit vorgerückt, Doch scheint es, daß eine abermalige Reise eines Mitgliedes des Hauses von Rothschild nah dem Haag erst später stattfindet. Von den übrigen Effekten sind jeßt nur die Taunus= Eisenbahn =- Actien fühlbarer Aenderung unter=- worfenz sie gehen durch Verkäufe täglih mehr zurück. Die Contre= mine is bemüht, das Resultat der auf den 29. März anberaumten General-Versammlung der Actionaire der Taunus=-Cisenbahn in zwei- felhafte Aussicht zu stellen, Gewiß scheint aber zu seyn, daß die Dividende für 1842 auf 16 Fl. bestimmt wird. Die Frequenz der Bahn war auh im Monat Februar d. J. weit stärker als in dem=- selben Monat des vorigen Jahres. Es scheint keinem Zweifel unter- worfen zu seyn, daß der Vertrag, wegen des Baues der Frankfurts Heidelberger Eisenbahn unterzeichnet ist und mit dem Bau der Bahn möglichst rasch begonnen wird. Um so mehr is zu bedauern, daß die Unterhandlungen, bezüglih des Baues der Frankfurt = Kasseler Eisen= bahn, wieder ganz ins Stocken gerathen zu seyn scheinen. Und doch muß diese Eisenbahn als eine der wichtigsten in Deutschland betrach= tet werden. S Mw e i

Aarau, 28. Febr. Der Schweizerbote theilt die Ant= wort des Kleinen Rathes von Aargau an den Vorort Luzern mit, deren Haupt= und Schlußstelle also lautet:

„Unser Stand muß in Eurem unerwarteten Auftreten eine grelle Ue- berschreitung der vorörtlichen Befugnisse erkennen, da diese lediglich auf die Vollziehung erhaltener Aufträge, und förmlicher, auch wirklich und unzwei- felbar zu Recht bestehender Bundesbeschlüsse beschränkt sind, keinesweges aber auf einseitige und willkürliche Auslegungen, die überdies noch mit den Verhandlungen der obersten Bundes-Behörde in geradem Widerspruche ste- hen, sich erstrecken dürfen. Jm Hinblick sowohl auf seine stets feierlich ver- wahrten Souverainetäts-Rechte, als auch auf die daherigen Beschlüsse und Verhandl'ngen der h. Tagsaßung, kann daher unser Stand Eurem unbe- fugten Ansinnen keine Folge geben, sondern er wird die bisherige Verwal- tungsweise des Kloster - Vermögens zum Nußen und Frommen desselben, in den von dem Bunde selbst nicht untersagten Gränzen auch fernerhin fortseßen, Die angedrohten „bundesgemäßen Maßregeln““ will unser Stand unverzagt gewärtigen; er darf ihnen die in diefer Sache noch ungebrochene Macht des guten Rechtes und der öffentlichen Meinung entgegenscßen, und im Falle einer ernsteren Entscheidung auch vor den ernsteren Mitteln auf- erlegter Nothwehr im Bewußtseyn gleicher Berechtigung im Bunde mit allen übrigen Ständen, welche sih durch die Ueberschreitung der vorörtlichen Gewalt mitbedroht finden müssen nicht zurückschrecken. Desnahen müs- sen wir Euch dringend ersuchen, vou der, als neuangehender Vorort in vorwürfiger Angelegenheit ohne die nöthige Sachkenntniß, auf einsei- tiges CEinlangen , eingeschlagenen Bahn abzugehen, und diejenige einzu- \{lagen, welche Euch nicht fremdes Partei-Jnteresse sondern die un- befangene Stimme der Weisheit und Vaterlandsliebe aus allen Gauen der Eidgenossenschaft anräth und ans Gewissen legt. Solltet Jhr aber auf dem betretenen Wege wovor Gott das Vate:land bewahren möge! die eidgenössischen Zustände einer ernsten Entwickelung entgegenführen , so wird der Stand Aargau dem Rufe wahrer Vaterlandsliebe getrosten Muthes folgen und miteinzustehen wissen zur Bewahrung der Eidêgenossenschaft vor den Gefahren innerer Auflösung und geistiger Knechtschaft. Der Stand Aargau is es sich, selbst bei der bloßen Möglichkeit ernsterer Folgen, schul} dig, jede daherige Verantwortlichkeit, Angesichts der Eidsgenossenschaft, feier- lih von sich abzulehnen und sie dem Vororte zu tragen zu geben, aus des- sen fortgesctem bundeswidrigem Benehmen sie ihm in den Augen aller un- befangenen Eidsgenossen erwachsen müßte.““

—_ TUÜUrkel.

Konstantinopel, 11. Febr. Das Journal de Corte tino ple enthält Nachstehendes: „Seit undenklichen Zeiten herrschten Gewohnheiten in Bosnien, welche die ristlihe Bevölkerung dieser Provinz von den großen muselmännishen Grundbesißern abhängig machten. Es war dies ein wahres Feudal-System, wie es noch é gen das Ende des vorigen Jahrhunderts in dem größten Theile Eu- ropa's bestand. Dieser Zustand der Dinge, welcher mit den neuen Jdeen und den in den übrigen Theilen des Reiches eingeführten Re=-

formen unverträglich war und zu zahlreichen Mißbräuchen, namen von Seiten der Timarioten, im Dienste der Vornehmen,