1843 / 71 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Schach Sudscha wirklich so populär in Afghanistan sey, daß s seine Wiedereinseßung auf den Thron von Kabul rechtfertigen lasse. Z Eine solche Maßregel, sagte ih“, so fuhr der Minister in seiner 3 ede fort, würde, bei aller Verschiedenheit des Schauplahes s OanTng, gar chr einer Politik ähneln, die sich Karl's X. hätte annehmen L ihn di lederstrebénden Bevölkerung Frankreichs aufzwingen wollen. (Pes ari!) Mein edler Freund, der Herzog von Wellington, sagte mit noch propheti- scherem Geiste vorher, daß dic militairischen Operationen wohl gelingen, daß aber die Schwierigkeiten vermuthlich erst beginnen würden, ens die militairischen Operationen aufgehört hätten. Die nachfolgenden Ereignisse haben unsere Zweifel gerechtfertigt, und ich kann daher um sto weniger jegt von meinen früheren Ansichten abgehen. Jn den Briefen „DES Ver- storbenen tapferen Oberst Dennie heißt cs unter Anderem, es sey eine Posse, den Hof Schach Sudscha's den Hof von Afghanistan zu nennen, denn cs bestehe dersclbe nux aus Hindus, und nicht ein einziger Afghane befinde sich dabei. (Hört, hört !)- Sclbst wenn ih also zugab, daß der Verdacht gegen Rußland wohlbegründet sev, bezweifelte ich doch die Angemessenheit des Unternehmens, einen Fürsten zu unterstüßen, der die Liebe des Volks nicht gewinnen konnte, und unsere Armee von ihren Hülfsquellen zu tren- nen, indem man sie 600 (Engl.) Meilen weit verjeßte, wo ihr aller Un- terhalt abgeschuitten war, da Pässe dazwischen lagen, die man niemals zu beherrschen vermochte, und durch die mgn nux passiren konnte, wenn „man diejenigen, welche sie beherrschten, durch cine Tributzahlung befriedigte.“ „Eine andere Frage aber, welche jetzt beantwortet werden muß, ist die, ob zweckmäßig und dem Jntcresse der Krone gemäß wäre, durch eine besondere Kommission des Unterhauses eine Untersuchung über Operationen anzustellen, welche bereits vor vier Jahren stattgefunden haben und vollen- det sind? Diese Frage aber muß ich entschieden vernemen. Die auswär tige Politik der Regierung war von jeher ein Gegenstand des Streites zwischen den Parteien, dennoch aber, und mit Recht, hat es noch fein Bei spiel gegeben, daß cin nachfolgendes Ministerium die darauf bezüglichen Maßnahmen seiner Vorgänger der Verurtheilung Jn diesem Punkte darf bei den Ministern | tci - Interesse entscheiden, und daher enthalte auch ich Antrage beizustimmen, wiewohl ich dadurch zugleich das Mittel in die Hand bekommen würde, mich Opposition auf den jeßigen General-Gouverneur von T A rächen. Ueberdies hätte man im Jahre 1840, wo schon alle auf die Sache bezüglichen Dokumente vorlagen, (Gelegenheit zum Angriff auf die damalige ministerielle Politik gehabt. Jch habe mich damals des Angriffs enthalten, um die Operationen nicht zu behindern ; ich werde aber jeßt als Minister nicht einen Weg einschlagen, den ich, als ih in der Opposition war, ver mied, Eine zweite Gelegenheit war die, als dem Grafen Auckland und dem Lord Keane der Dank des Hauses votirt wurde; auch da erhielt die da- malige ministerielle Politif die Billigung des Hauses, ja cinige von denen, die jet am lautesten gegen dieselbe cifern, waren damals die lautesten Lob- redner derselben.“ : N Sir R. Peel verlas hier unter vielen Protestationen des Herrn Hume und dem lauten Gelächter des Hauses aus Hansards Debatten mehrere Stellen aus einer früheren Rede diejes Herrn, in welcher derselbe die Politik Lord Auland's als von der „größten Weisheit geleitet“ und die „größten Vortheile für Ostindien versprechend““ be- zeichnete, während er jeßt den Antrag des Herrn Rocbuck unterstüßt, „Zu erwägen is übrigens“, sagte Six R. Peel ferner, „wohin das Prinzivy führen würde, daß das Unterhaus streitige Fälle über die Zweck- mäßigfeit der auswärtigen Politik zu untersuchen habe. Das Resultat würde seyn, daß die erefutive Gewalt in Bezug auf die auswärtigen Ver- hältnisse gänzlih aus den Händen der Regierung in vie einer Reihe von Kommissionen des Unterhauses übergehen würde, n dem vorliegenden Fall insbesondere würde die Untersuchung zur Trübung der Verhältnisse mit Rußland führen, die durch den neuesten Vertrag, der den (Grund freilich nur erst den Grund zu emem liberaleren Handels-Verkehr mit

niemals das mich,

: elegt hat, auf einen vortheilhaften Fuß gestellt worden sind z Rußland gelegt hat, 1E

vergessen, daß Rußland sich bezeigt, vielmehr noch vor kur- bemüht hat,

darf man nicht L feindlich gegen England wenn auch vergebens,

zugleich feinesweges zem sich eifrig,

dem Tode zu entreißen. einer solchen Kommission haben? lands ergriffenen Vorbeugungs - Maßregeln zu rechtfertigen.

hören, was Nußland anzuführen hätte.

preisgegeben hätte Par {F dent bequemstck für die Angriffe der Ostindien zu F

zwei Englische Offiziere, den Oberst Stoddart und den Hauptmann Conolly, im Buchara Welche Wirkung würde aber die Untersuchung Es müßten von ihr natürlich Zeugen- óre vor ie in Afghanisi Zeiten Éng- Verhöre vorgenommen werden, um die n Afghanistan von Seiten Eng Dies wurde

nothwendiger Weise zur Entwickelung aller Gründe führen, welche zu Zwei- fel und Argwohn vorhanden waren, Cs wäre dann nur gerecht, auch zu Nußland könnte zugeben , daß es,

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als Vergeltungs-Maßregel, sich berechtigt gefühlt habe, Agenten nach Kabul?

zu senden, daß das Benehmen unserer Agenten in Tj

cherkessien ihm da

vollkommene Recht gegeben habe, Vergeltungs - Maßregeln zu ergreifen

Das könnte es zu sciner Vertheidigung sagen, wenn

fehr kein Hinderniß mehr entgegengeseßt zu werden. Und wie hat Nußland, das darf ih hier wohl fragen, in Bezug auf die eben vorliegende Frage gehandelt? Gewiß, als es von unseren Unglücksfällen zu Kabul hörte, von den Ereignissen zu Gisni, von unserer Lage zu Kandahar, so hätte es, lväre es geneigt gewesen, sih unsere Niederlagen zu Nuße zu machen, Laum eme günstigere Gelegenheit haben können, als jeue verhängnißvolle Krisis. Aber Nußlands ganze Politik mit Hinsicht auf diese Angelegenheiten war gerade das Umgekehrte von dem, was es hätte thun können. Weit entfernt, scind- lich gegen uns zu handeln, weit entfernt, sich auch nur passiv bei unseren Unglücksfällen zu verhalten, bot Rußland, ich sage es zu seiner Ehre, Per- sien den besten Nath, bot jedem Volksstamm in der Nähe Afghanistans, auf welchen es irgend einen Einfluß auszuüben vermochte, den besten Nath an. (Hört!) Jun jeder Beziehung also muß ih sagen, daß ich glaube, es würde der Prärogative der Krone zum Nachtheil und den öffentlichen Zn- teressen nicht zum Vortheil gereichen, wenn die beantragte Untersuchung vorgenommen werden sollte.“ : : E : Lord Palmerston nahm hierguf das Wort, um sich gegen die hef- tigen, vou Herrn Roebuck gegen ihn gerichteten Angriffe zu verthei= digen, Angrisse, die ihn, wie er

werfung des Antrages darthun.

„Was nun die Behauptung betrifft“, sagte der ehemalige Minister der auswärtigen Angelegenheiten, „daß die Depeschen des Sir Alexander Bur- nes verstümmelt seven , o erkläre ih dieselbe sür durchaus falsch; die De- Ueberdies stellt man die Ansichten des Weit entfernt davon, die Unter- nehmung aktiver Operationen zu tadeln, hat derselbe vielmehr wiederholt in M Souve welche zur Kenntniß des Parlaments gekommen sind, den

eschen sind vollständig abgedruckt. B Alexander Burnes ganz falsch dar,

General-Gouverneur getadelt, daß er nicht energischer auftrete, Zwar ma

er zu einer Zeit mehr für Dost Mahomed gewesen seyn, als für Schach Subscha, ber er änderte später seine Ansicht ganz zu Gunsten des Leßte- xen, und scine abweichenden Ansichten betrafen überhaupt nur die Art der Ausführung, nicht die can int tis Operationen selbs. Die er Ministoe

inister in Beziehung auf die Operationen in Afghanistan befunden Pir v war

in welcher sich nach Herrn Roe ucks Behauptung ausschliesilich dic vorigen

keinesweges eine fo aus\cließlihe, vielmehr sprach ein großer T Ministerium feindlichen P

nnte die e Gers Roebuck habe nun freilich die A

wirklich nach St, Petersburg, nux nicht glei

sagte, an die Beobachtung erinnerten, daß diejenigen, welche die härtesten Worte brauchten, gewöhnlich der abgeschmaktesten Argumente sich bedienten. Von den Gründen, welche Sir Robert Peel gegen die Motion angeführt hatte, erklärte er, ab- sehen zu wollen, sür so richtig er sie auch halten müsse; nur durch die Rechtfertigung der von Lord Auckland und dem vorigen Ministe=- rium befolgten Politik selbst wolle er die Nothwendigkeit der Ver=

eil der dem resse, wie Ee R T sich ent- ünstig über die Kriegs-Proclamationen Lord Auland's aus und

E f Weobem an, welche von ij und Rußland her drohten. nsicht uber daß afen

Falle ein direkter Angriff auf Rußland in der Ostsee das zweckmäßigste : n sevn würde, und das damalige Ministerium wandte sich auch Mittel gewesen sey / mit einer Flottez es verlangte

fein Verfahren® als verdächtig dargestellt würdez aber ih frage, welcher Vortheil I ons (Gemeinwohl aus ciner Eruirung solcher Punkte entspricßen könnte. „Wir stehen jeyt zu Rußland in Beziehungen, welche hoffen lassen, daß M Ruß- land allmälig werden bewegen können, eine freisinnigere Handels- Politif ins Merk zu seßen; jedenfalls stehen wir auf dem freundschaftlichsten Fuße mit Rußland, und cs scheint von seiner Seite einem erweiterten Handels-Ber-

4 sentanten - Kammer

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| Kolonial - Zucker aufgeopfert werden müsse.

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eine Erflärung von der Russischen Regierung, legte derselben ohne Um- schweife die Jntriguen der Russischen Agenten dar und fragte an, ob dies unter Genchmigung des Russischen Kabinets geschehen sev. Häite die Ant- wort bejahend gelautet, dann wäre es an der Zeit gewesen, das Parlament zum Beistande der Regierung aufzufordern, Aber Rußland desavouirte diese Agenten vollständig und versprach ihre Qurbeberusung, Unter solchen Umständen wäre eine Britische Flotte in der Ostsce eine sehr unzweckmäßige Maßregel gewesen z sie ane Rußland nur gereizt, während es sich jeyt ver- anlaßt fand, die freundschaftlichsten Zusicherungen zu geben, die es seitdem auch in allen anderen Verhältnissen bethätigt hat. Was ferner den Vor- wurf betrifft, daß die Britische Regierung den Schach Sudscha zum König von Afghanistan erwählt habe, so war dessen Unbeliebtheit wenigstens da- mals feinesweges so notorisch, als man behauptet, denn nach der Ein- nahme von Gisni ging das 12,000 bis 14,000 Maun starke Heer des Dost Mahomcd in hellen Haufen zu Schach Sudscha über, was man doch ge- wiß nicht als cinen Beweis für die Verhaßtheit des Leßteren ansehen kann.“

Durch die Erklärung Sir Robert Peel’s schien das Resultat der Debatte chon entschieden, und nah der Vertheidigungs - Rede Lord Palmerston's traten daher nur noh ein paar Ultra = Tories, Sir R.

JFnglis und Lord John Manners auf, um ihre Zustimmung zu | S. 4 g

der Motion des Herrn Ro ebuck auszusprechen, welcher Leßtere dar= auf noch einmal das Wort ergriff und noch ein Beispiel für feinen Antrag vorbrachte, nämlih eine Motion Lord Porchesters über die Expedition nach Walcheren im Jahre 1809, welche angenommen wurde und die Resignation des damaligen Ministeriums herbeiführte. Daß hierauf die Roebucksche Motion mit einem Stimmen-Verhältniß von fast 3 gegen 1 verworfen wurde, is {hon gemeldet worden,

London, 4. März. Gestern Abend fuhren fünf Wagen, jeder von vier Pferden, und ein Karren, von zwei Pferden gezogen, sämmt= lich \{chwer beladen, in den Thorweg der Königlichen Münze ein, es- fortirt von einem Detaschement des 60sten Regiments. Sie über= brachten das Chinesische Silber, welches, zum Belauf von 1 Million Dollars, als erste Entschädigungs-Zahlung des Reiches der Mitte, in England angelangt ist. Dieser Zug machte großes Aufsehen, eine gewaltige Menschenmenge folgte hinterdrein, und als die äußeren Thore zugeschlossen wurden, ließ das Volk ein dreimaliges Hurrah erschallen. Das Sycee-Silber is in großen hölzernen Kasten befindlich, von denen einer un- terweges zerborst, doch ging fein Geld verloren, da man die nöthigen Vorkehrungen dagegen getroffen hatte. Die ganze Masse, die sich in etwas shmußtigem Zustande befindet, soll sogleich eingeschmolzen und verkauft werden. Das als Ranzion von Canton früher hier cinge- gangene Sycee-Silber war in der Münze auch geläutert worden, die- ser Prozeß hatte aber der Regierung #0 viel gekostet, daß man das geschmolzene Silber diesmal ungeläutert verkaufen will.

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U SDer l 000: Aus dem Haag, 6. März. Der zweiten Kammer der Ge-

neralstaaten is in ihrer heutigen Sihung ein Geseb-Entwurf vorge

legt worden, wonach die 80 Millionen 2% proc. Schuld, welche Bel

gien vertragsmäßig von Holland übernimmt, zu Gelde gemacht und daß der Ertrag derselben zur Einziehung und Tilgung Niederländischer und Kolonial-Schuld , im Betrage von mindestens 2 Millionen Gul- den Rente, verwandt werden soll. Jn gleicher Weise soll auch mit den anderen von Belgien zu zahlenden Summen verfahren werden. Zu dem Ende werden sämmtliche 5 proc. Renten der Niederländischen Schuld in 4 proc. konvertirt und zwar soll jeder Renten Besitzer für 100 Fl. 5 proc. 108 Fl. 4 proc. Schuld erhalten. al

Se. Majestät der Graf von Nassau hat gestern in fcinem Pa lais ein Familien-Diner gegeben, j : Be q e.

5, März. Seit vierzehn Tagen ist die Reprä= mit der Diskussion der Zuckerfrage beschäftigt, ohne bis jeßt festen Fuß gefaßt zu haben. Die verschiedensten Systeme sind aufgestellt worden, um die Coexistenz des Runkelrüben- und des Kolonial - Zuckers zu sichern oder um dem einen vor dem anderen den Vorzug zu geben. Der Finanz-Minister hatte die Dis= fussion mit cinem flaren und umfassenden Berichte über die kommer= ziellen Verhältnisse der beiden Zucker -Jndustrieen eröffnet und, nach unserem Dafürhalten, auf das Bündigste dargethan, daß der Rüben- Zucker, welcher sich bisher mißbräuchlih aller Besteuerung entzogen, zu feinem wahrhaften Gedeihen gelangen fönne, selbst in Hinsicht quf den Landbau die Vortheile mit den Nachtheilen aufwiege und daher bei der unvermeidlichen Kollision zur Erhaltung der Schiss- fahrt und des immer wichtiger werdenden überseeischen Handels, dem Während nun- aber auf

X7 Brüssel,

| diesem leßten Zucker eine Steuer von fast zwei Millionen lastete, war

der Runkelrüben-Zucker durch die Steuer-Freiheit dahin gelangt, fast ein Drittel, d. h. 5 Millionen unter 15 Millionen Kilogr., für die innere Consumtion zu liefern, Troßdem waren die verschiedenen Run- felrüben - Etablissements zu feinem Bestand verheißenden Auf- hwunge gekommen. Die Actien der meisten Gesellschaften wag- ren von 100 bis zu 25. und darunter gefallen. Es ging daher diese Industrie, welche außerdem 2500 Hektaren des \hönsten Bodens ausbeutete, der viel nübßliher zum Getraide bau hätte verwandt werden fönnen, offenbar ihrem Unter- gange entgegen. Die Kammern hatten zudem fast einmüthig die Nothwendigkeit erkannt , den Runkelrüben - Zucker ebenfalls zu besteuern, da der Zucker mit Recht wenigstens eben \o viel (d. h. 4 Millionen Fr.) cintragen sollte, als die Salzsteuer. Um aber die- sen Zweck zu erreichen und von der anderen Seite dem Lande die

Möglichkeit der Ausfuhr des Kolonialzuckers zu erhalten, hatte der Minister dargethan, daß beide Zucker- Arten gleichmäßig zu besteuern seyen, dadurch aber die Rüben - Jndustrie nothwendigerweise fallen müsse, Der Billigkeit gemäß, trug er daher E Sten auf Cutschädigung

der jeßigen Fabrikanten an, welche bei dieser Steuer die Konkurrenz nicht einhalten könnten, Nach zehntägiger Diskussion hat d nun die Kammer mit 39 gegen 34 Stimmen gegen die gleiche Besteue- rung entschieden, shwankt aber seit diesem Botum vou einem Sy- stem zum anderen, verwirst heute, was sie gestern billigt, und ver fällt so in eine volllommene Konfusion, Das einzige, was sich klar herausstellt, is, wie der Minister es gleich im Anfange verkündete, die Unmöglichkeit, 4 Millionen vom Zuer zu erheben, wenn man nicht eine gleiche Desteueritag eintreten läßt, Wofür sih die Kam- mer entscheiden wird, is {wer abzusehen. Die Einen wollen eine Differenz der Besteuerung von 25 oder 22 Fr. für die 100 Kilogr, und man hat dabei bemerklich gemacht, daß dadurch jeder mit Runfel- rüben bepflanzte Hektar Landes eine jährliche Prämie von #00 Fr. erhielte. Andere wollen eine noch größere Differenz und in threm Systeme mit Recht, da ua der Ueberzeugung von Sachkundigen die Runkelrübe au die angegebene differenzirte Konkurrenz nicht auszu=- halten vermag. Das reine Preis-Berhältniß von deu beiden Zucker-Arten íst ungefähr wie 40 zu 70. Jn der Kolonial-Zuer-Fabrication kön- nen aber bekanntlich noch bedeutende Verbesserungen vorgenommen werden, was bei der anderen, son des Grundstoffs wegen, nicht möglich ist. Viele cinsichtsvolle Fabrikanten des Rübenzuckers, welche ch von diesem natürlichen Verhältnisse der beiden Zucker Rechenschaft

| gegeben und sich eine vieljährige Erfahrung zu Nuße gemacht haben,

nehmen daher das Anerbieten der Entschädigung bereitwillig an. Es sind nur einige große Etablissements, die sich noch mit der Jllusion einer möglichen Konkurrenz hinhalten und welche, wie es allen An schein hat, noch dur verkehrte legislative Maßregeln genährt wer- den wird. Der Beschluß der Kammer, wodurch die gleiche Besteue ug der beiden Zucker verworfen is, hat einen sehr üblen Eindruck in Gent und namentlich in Antwerpen gemacht und die Gemüther daselbst bedeutend aufgeregt.

Wenn man den Gang der Kammer = Diskussionen bei so wich tigen Gegenständen verfolgt, so müssen öfter ernstliche Bedenken ent stehen über die Befähigung der delibrirenden Versammlungen, auf die Weise, wie es bis jeßt üblich is, spezielle, umfassende kommer= zielle und industrielle Kenntnisse vorausseßende Fragen angemessen zu behandeln und zu lösen. Ein Gemisch von Deputirten von den ver schiedensten Professionen diskutirt gleihmäßig alle Fragen, welchem Gebiete sie auch angehören mögen, und was das Schlimmste ist, ein jeder Deputirter hält sih für befähigt, ja für verpflichtet, über Alles zu raisonniren und seine eigene Meinung an den Tag zu legen. Da- bei sehen sich die Kammern in legislativer Hinsicht als allmächtig an und machen von dieser Omunipotenz oft nur solhen Gebrauch, daß Verwirrung in allen Geseß-Diskussionen entsteht , die Verhandlungen ins Stocken gerathen und am Ende die Omnipotenz mit einer völligen Ohnmacht endet. Besonders hat sich in den Belgischen Kammern eim System auszuprägen angefangen, welches auf der Grundlage der parlamentarischen Allmacht ruhend, fast alle Wirkung der Regierung illusorisch macht, Die Geseßz-Anträge der Regierung werden ert n den Schmelztiegel der Sectionen und Central -Sectionen geworfen, worgus denn das erste Projekt gemeiniglih verunstaltet hervorgeht. Die verschiedenen Ministerien sind leider dieser Richtung nicht entschie- den genug entgegen getreten, und die Folge is davon gewesen, daß sehr wichtige Geseß = Anträge in den Sectionen oder bei der Dis fussion in der Kammer ganz verdreht worden sind, Ein schlagendes Beispiel bietet davon die gegenwärtige Diskussion dar.

Die Central-Kommission hatte damit begonnen, das Geseb=Projekt der Regierung umzuwerfen und ein anderes an die Stelle zu seben, und in der Diskussion traten dann zwanzig Deputirte auf, von de- nen jeder ein neues unhaltbares System ausfstellte. Gerade weil es sch um fommerzielle und industrielle Fragen handelt, glaubt jeder der Spezial - Kenntnisse entbehren und mik flachen aus einigen Stichworten bestehenden Gemeinpläßen dieselbe entscheiden zu fönnen. Daß für jede Regierung, daß für jeden Verwaltungszweig ein besouderes Ministerium besteht, welches, mik den administrativen Kenntnissen ausgerüstet, einen Gegenstand gründlicher und allseitigen aufzufassen vermag, scheint man ganz zu vergessen. Auf diese Weise reißt die Kammer alle legislative Gewalt an sich, und das Ministe rium, anstatt die Diskussion zu leiten, 1st oft gezwungen, mit gefreuz= ten Armen abzuwarten, welcher Einfall die Majorität erlangen wird,

Dieses Ucbel i}, wie gesagt, hier schr weit gedichen. „n England und auch in Frankreich hat sich die parlamentarische Praxis gebildet, daß ein Minister, der Vertrauen in seine Einsicht bei der Kamme! vorausseßt, nicht blos aus den eigentlich politischen, sondern auch aus den lommerziellen und industriellen Fragen eine Kabinets- Frage macht. Rix brauchen nur an die Anträge zu erinnern, die Robert Peel im Englischen Parlamente machte. Jn Belgien ist ‘diese Praxis höchst selten befolgt worden. Wir wollen die gute Seite dieser Abweichung nicht verkennen. Der Ministerwechsel is deshalb seltener gewesen, die Coalitionen, die sich bei Gelegenheit einer Kabinetssrage zum bloßen Sturz eines Ministeriums bilden, habeu feinen Nahrungs\toff gefunden, und die Freiheit der persönlichen Ueberzeugung is bei den Deputirten mehr geachtet worden. Allein von der anderen Seite ist daraus cine große Schwächung der Regierung entstanden. Jhre Juitiative, so wie ihre leitende Gewalt, ist fast ganz in den Kammern absorbirt worden. Stände und fiele dagegen ein Minister mit einem jeden, einigermaßen wichtigen Projekte, |o würde die Ueberzeugung des Ministers größeren Einfluß in den Kammern ausüben, die individuellen Ansichten dominiren , einem Gesetz - Antrage größere Achtung verschaffen und überhaupt eine geregeltere Diskussion herbeiführen. Wägt man daher die Vortheile und Nachtheile der bemerkten Praxis ab, beherzigt man besouders die Nothwendigkeit, der Regierung den ihr gebührenden Einfluß auf die Verhandlungen zu sichern, so kann man nicht anstehen, diese Praxis, wie sie sich in dem ältesten constitutionellen Lande ausgebildet, als ein nothwendiges Korrektiv gegen die faktische Omnipotenz der Kammern anzusehen. Es liegen überhaupt in dem repräsentativen Systeme noch manche Gebrechen, welche die Praxis in den constitutionellen Ländern immer mehr hervorstellt. Besonders die Art und Weise, wie die Gesel Anträge diskutirt werden, ist sicherlich noch sehr fehlerhaft. Es ist daher wünschenswerth, daß die öffentliche Meinung hierüber aufge flärt werde, damit man später an etwaige Veränderungen denfen könne.

Sie werden {hon aus den Blättern ersehen haben, daß die 1 Folge des im Oktober 1841 stattgehabten Komplotts Verurtheilten nah Abschluß des leßten Traktats mit Holland, nach 18 monatlicher Gefangenschaft begnadigt worden sind, Sie müssen sich übrigens nach Amerika einschiffen, und haben das Versprechen ablegen müssen, nicht anders als mit Einwilligung der Regierung Curopa wieder zu betreten.

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Deutsche Bundesstaaten.

München, 6. März. (A. Z) In der heutigen Z0sten Sihung der Kammer der Abgeordneten wurden zwei neu eintretende Mitglieder beeidigt und daun zur Berathung des von dem Abgeord neten Freiherrn Creß von Cressenstein als Mitglied der Diözesan Synode zu Nürnberg und auf deren Aufforderung eingebrachten An= trags geschritten, betresfend die Aufhebung der Dispensatious-Taxen bei Verheirathungen der protestantischen Einwohner in nahen Ver= wandtschaftsgraden. Jm Antrag war bemerkt, es würde dadurch ein Theil der protestantischen Unterthanen von einer Last befreit, welche einem anderen Theile derselben nicht aufgelegt ist, hierdurch also eine bestehende Rechts-Ungleichheit beseitigt. Der vereinigte ert: und dritte Ausschuß hatte den Autrag mit einer Majorität Ma ge- gen drei Stimmen zur Annahme empfohlen, die Kammer (l bst aber verwarf denselben nach einer dreistündigen Debatte mit ciner Majorität

72 29 Stimmen. 2 j gt Aud ia unserer Stadt haben sih mehrere Professoren der Uni- versität (von Martius, Steinheil, Neumann, vou Kobell) und andere wissenschaftliche Männer zu einem Cyklus von Borlesungen für das gebildete Publikum vereinigt. Wie man vernimmt, werden solche im L

ofale des Museums gehalten werden.

¿4% 8. März. Gestern wurde am hiesigen fürstlichen G O apa der Prinzessin Anna Reuß, Nichte des regie- renden Fürsten, Tochter des Prinzen Heinrichs LXVII. Reuß, mit dem Prinzen Adolph von Bentheim =- Telenburg in Gegenwart sämmtlicher hier vereinigten Mitglieder des fürstlichen Hauses und mehrerer hierhergekommener fürstlichen Verwandten, unter denen sich namentlih der regierende Fürst und die Fürstin Reuß von Grei, derx Erbprinz von Sachsen -Koburg- Gotha und der Fürst und die Fürstin von Bentheim-Tecklenburg befanden, gefeiert. Die treue An- hänglichkeit des Landes an sein angestammtes Fürstenhaus und die

freudigste Theilnahme für die neuvermählte, liebenswürdige Prinzessin hat sih auch bei dieser festlihen Gelegenheit vielfältig kundgegeben.

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Oesterreich _ Wien, 6. März. (Wiener Ztg.) Nachdem Se, Kaiserl. Hoheit der Erzherzog Franz Karl sih bereits einige Tage unwohl befindet, werden hiermit die hierüber bisher erschienenen ärztlichen Bülletins zur öffentlichen Kenntniß gebracht, und wird diese Mitthei- lung fortgeseßt werden. Am 3. März, Abends um 7 Uhr. Nach cinem mehrtägigen Unwohlsevn, mit welchem leise Anmahnungen von Fieber verbunden waren, die sich täglich zweimal, nämlich Mittags und Abends, einzustellen pflegten, sind Se. Kaiserl. Hoheit der durchlauchtigste Erzherzog Franz Karl Mittwochs den 1. März Abends von einem heftigen mit starkem Schüttelfroste, Kopf- und Gliederschmerzen verbundenen Fieber- Paroxismus befallen worden, welcher bis zum Morgen anhielt, Gestern Mittags und Abends traten neue Fieber-Anfälle ein, die mit einem starken Schweiße endigten. Der heutige Tag war ruhiger , das Fieber geringer, und Se, Kaiserl. Hoheit finden Sich im Ganzen etwas erleichtert. Freiherr von Türkheim. Dr: ZangerTl, K. R. Hofarzt. Am 4. Mänz früh um 9 Uhr. Das Fieber war diese Nacht viel mäßiger, so daß Se. Kaiserl. Hoheit durch mehrere Stunden schlafen kounten ; heute ist der Zustand viel milder. Freiherr von Türkheim. Dr, Zangerl. : E : Am 5. März früh um 9 Uhr. Den gestrigen Tag brachten Se. Kaiserl. Hoheit der Erzherzog ruhig zu, in der Nacht trat jedoch eine mäßige Fieber-Verschlimmerung cin, die den Schlaf verscheuchte, Heute zeigt sih ein Nachlaß der Zufälle. i Freiherr von Türkheim, Dr. Zangerl,

Prag, 2. März. (A, Z) Die Familie der Grafen Wald- stein, die Nachkommen des Herzogs von Friedland (unrihtig Wallen stein genannt), hat den Prozeß wegen des großen Friedländischen Erbes auf die Grundlage des Kaiserl. Resfkripts vom 18. Juli 1628 welches das Testament des Herzogs per extensum bestätigt, in via Juris angefangen. Der Kaiserl. Fiskus hat diese Klage als über eine {hon abgeurtheilte Sache (res judicala) abgelehnt. Das Stadt - und Landrecht zu Prag hat indeß diesen Einwurf nicht gel ten lassen, und so wird diese merkwürdige, schon auf anderen Wegen vielfältig wieder angeregte, abgewiesene und wieder aufgenommene Forderung nun abermals zur geseßlichen Entscheidung gebracht werden.

___1þ Prag, 2. März. Unser Land hatte bekanntlih auf dem Kon tinente zuerst den Muth, cine Eisenbahu, zur Verbindung der Moldau mit der Donau zwischen Budweis und Linz, zu bauen, die dann bis Gmunden in südlicher Richtung verlängert wurde. Dieser erste be reits vor beinahe 14 Jahren gemachte Versuch, wo die Eisenbahnen selbst von der gegenwärtigen, noch so vieles zu wünschen übrig lassen den und erst in der Vervollkommnung begriffenen Gestaltung noch so weit eutfernt waren, zwar mit vielen tehnischen und administrativen Schwierigkeiten verbunden, und das für die nothwendigen Erfahrun-= gen bezahlte Lehrgeld war so theuer, daß zur Bestreitung der Aus- führungsfosten von ohngefähr 2,300,000 Fl. ein viel größerer Betrag verschrieben werden mußte. So ungünstig daher die ersten fast un= vermeidlichen Schwierigkeiten gegenwärtig noch auf den Ertrag dieser Un ternehmung einwirken, so wird dieselbe dennoch in einigen Jahren, durch die Bemühung der umsichtigen und eifrigen Administration mit unter die ertragreihsten Eisenbahuen des Festlandes gehören. Schon die mit der fortwährend steigenden Personen- und Güter - Frequenz immer mehr zunehmende Einnahme verbürgt diesen günstigen Erfolg z so zei- gen die der lebten in Wien stattgehabten General-Versammlung die ser Eisenbahn - Gesellschast vorgelegten und seitdem veröffentlichten Resultate für den Betrieb der ganzen Bahn im Jahre 1842 einen Transport von 855,771 Ctr. Salz, 397,396 Ctr. verschiedene Gü- ter, 18,439 Ctr. Kohlen, 10,222 Klafter Breunholz und 135,419 Personen mit einer Geld-Einnahme von 168,861 Fl. 54 Kr. E M, Diese Einnahme würde für die wirklich nothwendig gewesene bloße Bausumme jebt {on eine den landesüblichen Zinsfuß von 5 pCt, weit übersteigende Dividende gewähren, wären davon nicht beinahe 75,000 Fl. zur Zahlung der Zinsen und theilweisen Rückzahlung der nothwendig gewesenen Anleihen verwendet worden, Das bedeutende Erträgniß dieser Bahu nach erfolgter gänzlicher Tilgung der früher fontrahirten Anleihen aus den laufenden Einnahmen wird außerdem bald eine sehr beträchtliche Vermehrung erlangen, durch die projektirte Böhmische Kohlenbahn von Pilsen bis Budweis, wodurch die dortige über Linz bis Gmunden in so blühendem Betrieb stehende Bahn um 23 Meilen, also beinghe um das Doppelte verlängert werden, und durch die damit verbundene Vermehrung des Personen = und Güter-Trans- portes eine jeßt noch {wer zu berechnende Steigerung der eigenen Einnahmen erreichen wird. Jn der erwähnten General-Versammlung der Budweis=Linz-Gmundner Eisenbahn-Gesellschaft sind diese durch die Böhmische Kohlenbahn derselben erwachsenden großen Vortheile in allen Beziehungen erörtert, und von der Direction nicht nur zur Theilnahme an dieser Unternehmung, an welche sich so viele vaterlän- dische Juteressen knüpfen, aufgefordert worden, fondern die General Versammlung hat auch in Betracht der voraussichtlich großen Vor= theile, welche die Böhmische Kohlenbahn an und für sih {hon ihren Theilnehmern als auch jenen der Budweis-Linz-Gmundner gewähren wird ein eigenes Comité ernannt, um die Art und Weise der direkten Betheiligung der Gesellschaft bei der Böhmischen Kohlenbahn zu berathen, und ihre Vorschläge der außerordentlichen General-Ver= sammlung vorzulegen , welche binnen 3 Monaten in dieser Ange= legenheit wieder einberufen werden soll, Da überdies vor furzem in der Wiener Zeitung die großen Vortheile nachgewiesen wurden, welche besonders den Bewohnern Wiens in der Zufuhr wohl feilen Brennmaterials durch das Zustandekommen unserer Kohlenbahn erwachsen werden, und von denselben eine werkthätige Unterstützung dieses Unternehmens zu erwarten ist, so berechtigt Alles, cine baldige Ausführung desselben zu hoffen, die nicht nur unserer Provinz eine Quelle des Ausshwunges für Bergbau, Jndustrie und Handel, son- dern auh den Donaugegenden, dann den westlichen und nördlichen Nachbarländern große Erleichterungen im Jndustriebetriebe gewäh- ren wird. s

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S W113.

_ Luzern, 2. März. Der vorörtliche Staats-Rath hat in seiner Sißung vom lsten d. beschlossen: „Sämmtlichen Ständen durch Kreisschreiben über die jüngsten Genfer Ereignisse und die Mission des Kanzlers Amryhn Bericht zu geben. Zugleich macht der Vorort sämmtliche Stände aufmerksam, wie sehr es in den inneren und äußeren Juteressen der Schweiz liege, lbe Störungen der öffentli= hen Ordnung zu verhindern, und erklärt, daß er hierzu auf die Mit= wirkung sämmtlicher Stände rechnez endlich mahnt der Vorort bei einem allfälligen Wiederausbruch von Unruhen in Genf die Stände zum eidgenössischen Aufsehen.

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303 S paniecn.

A Paris, 6. März. Mit der heutigen Post erhalten wir Nachrichten aus Madrid vom 27sten v. M. über den theilweisen Ausgang der Wahl -Operatiouen, die gegenwärtig in Spauien vor= genommen werden. Wir kennen bis jeßt die Bildung der Wahl- Büreaus von zwölf Wahl = Bezirken, wovon nicht weniger als elf zu Gunsten des Kabinets ausfielen. Zu bemerken is dabei, daß bei den ersten Wahl-Operationen die Wähler, mit Ausnahme der Partei der Ayacuchos, die größte Lauheit bewiesen. Ungeachtet der gemischten Kandidaturen, hat man bei der Bildung der Wahl-Büreaus beinahe gar feinen Moderados stimmen geschen. Da jedoch die moderirte Partei an den Wahlen ganz bestimmt Theil zu nehmen gedenlt, so dürfte die Abwesenheit der Moderados am ersten Tag vielleicht nur eine Taktik seyn, um die Ayacuchos ganz unerwartet ‘aufs Haupt zu schlagen. Jm Ganzen zweifelt man nicht, daß bei den vermischten Kandidaturen die gemäßigte Partei die meisten Ernennungen erhal=- ten wird. j :

Am 27sten, als am Tage des heil. Baldomero, wurde in Ma- drid das Namensfest des Regenten gefeiert. Am Vorabend brachten dem Herzog de la Vitoria sämmtliche Musik- Corps der Regimenter der Garnison und der Bürger-Miliz eine Serenade vor dem Palais de Buena-Vista dar, Am Vormittag darauf empfing der Regent die Glückwünsche der verschiedenen Corporationen und begab sich um zwei Uhr uach dem Juvalidenhause, wo ein großes Gastmahl für ihn und sämmtliche Juvaliden bereitet worden war. Abends sollte der Herzog, von einem glänzenden Generalstab begleitet, das König liche Theater besuchen. i :

Als vor mehreren Monaten schon von der Erneuerung der Ver-=

pachtung der Quecksilber - Bergwerke von Almaden die Rede war, meldete ih Jhuen, daß der reiche Banquier Salamanca danach strebte, statt der Gebrüder Rothschild sih an die Spibe dieser großen Unter= nehmung zu stellen. Briefe aus der Spanischen Hauptstadt melden die nächstens zu erfolgende Abreise des Herrn Salamanca nach Paris, welche zum Zweck hat, mit mehreren unserer reichsten Finanzmäuner die Sache zu verabreden. Unter den vorzüglichsten Banquierhäusern von Paris, welche an der Sache Theil zu nehmen gedenken, “nennt man das Haus Pillet = Wile, dessen Chef zu gleicher Zeit das Amt eines Regent der Banque de France bekleidet und kürzlich zum Comman-= deur der Ehren-Legion befördert wurde, Die Herren Fould, Per- rier, Cordier u. st. w, wollen sich dem Herrn Pillet-Wile anschließen, um zu verhindern, daß die Verpachtung der Quefsilber - Bergwerke von Almaden zu Gunsten des Hauses Rothschild erneuert werde ; furz es wird eine wahre Verschwörung angezettelt, um den Gebrüz dern Rothschild, die namentlich in Paris zum offenbaren Nachtheil der übrigen Banquierhäuser ersten und zweiten Ranges im wahren Sinne des Worts den Geld =Marktplaß beherrschen, den Scepter der Finanzwelt zu entreißen. :

65 Paris, 6. März. Jn Barcelona is der Normal - Zustand wiederhergestellt. Dagegen erheben sih von neuem schwere Klagen über das Regiment, welches der General Zurbano in Gerona führt, Die Corona, ein neues Blatt, welches in der Hauptstadt von Cata= louien erscheint, spricht sich über die Lage der von Zurbano verwal= teten Provinz folgendermaßen aus:

i „Dic Provinz Gerona befindet sich nicht im Belagerungs - Zustande. Der Belagerungs-Zustand würde eine Erleichterung, eine Verbesserung, ein Fortschritt für sie seyn. Der Belagerungs - Zustand is ein Svstem der Freiheit und des Wohlseyns, wenn man ihn mit der maßlosen Willkür herrschaft vergleicht, unter der jenes unglückliche Land seufzt, Jn (Gerona haben wir gesehen, daß ber General Zurbano über das Leben unserer Mit- bürger verfügt, und ihr Blut fließen macht, ohne auch nur einmal die Mit- wirkung einer Militair-Kommission eintreten zu lassen; in Gerona muß sich der Eigenthümer jede Geldstrafe gefallen lassen, welche es dem General- Kommandanten beliebt, für „kleine Vergehen“ aufzuerlegen; in Gerona werden die Einwohner durch Negierungs - Maßregeln gewaltsam von ihrem Wohnorte entfernt, und das Publikum, das an viel größere MWVillkürlichkeiten gewöhnt is, beachtet Maßregeln dieser Art gar nicht einmal mehr; in Ge- rona hat ein einzelner Mensch die Todesstrafe auf Handlungen geseßt, welche die Geseße des Königreichs nur mit einer Geldbuße belegen z in Ge- rora ist es dem Sohne bei Todesstrafe verboten, seinen Vater loszukaufen ; in Gerona zittern die Alkalden, wenn sie vor den Mann treten, der sich zum obersten Richter über Alles aufgeworfen hat; während Seoane und Gutierrez in Barcelona einige einzelne Bürger verhaften ließen, befahl Zurbano in seinem Amtsblatte, alle Barceloneser, die man in der von ihm verwalteten

Prooinz finde, ins Gefängniß zu werfen z in Gerona is die National-Garde fast überall aufgelöst; in (Gerona is die Presse verstummt, denn es kommt in der ganzen Provinz nur noch eine Art Anzeiger heraus, der Postillon de Gerona, der sch wohl hüten würde, die Beob- achtung der Verfassung zu verlangen oder gar einen Artikel ab- zudrucken, in welchem von Sr. Excellenz dem General Don Martin Zurbano ungünstig gesprochen würde; in Gerona hat man es endlich erlebt daß, um die S chmacch vollständig zu machen, die Provinzial Deputation die Mitschuld für all jene Schändlichleiten auf sich geladen, indem sie den (Hewaltträger Espartero's mit öffentlichen Lobeserhebungen überschüttet. Es sind nun bald zehn Monate, daß die Provinz Gerona auf eine so barbarische und niederträchtige Weise regiert wird. Als das Ministerium Gonzalez sie dem General Zurbano übergab, hieß es in dem Dekrete, in welchem dieselbe gleichsam außer dem Geseze erklärt wurde, „daß dieser Zustand der Dinge nux so lange dauern solle, als streng nothwendig sey, um den Zweck desselben zu erreichen,“ Der ostensiblerweise verfolgte Zweck war die Zerstörung der Bande Felip's, Schon seit langer Zeit zeigt sich nicht ein einziger Karlistischer Bandit mehr in der Provinz Gerona, und gleichwohl scheint die Regierung auch nicht einmal daran zu denken, die Verfassung von 1837 daselbst wieder in Wirksamkeit zu seyen,“ : E E

Von der Türkischen Gráuze, 24. Febr. Die in Sem= lin sih aufhaltende Fürstin Liubicza hat vor einigen Tagen eíne Mittheilung aus Belgrad von dem dortigen Russischen Konsul Wa- shenko erhalten, in Folge deren sie sich unverzüglich nach Temeswar begab, um mit ihrem Sohne, dem Fürsten Michael, der in der Nähe dieser Stadt wohnt, sih zu besprechen. i

Äns Bucharest meldet man, daß Sawfet Efendi, nachdem er dem Hospodar Georg Bibesco die ihm vom Sultan zugedachten Ge= schenke einen Ehrensäbel und den Nishan übergeben hatte, am 15ten d, Bucharest verlassen und die Rückreise nach Konstantinopel zu Lande angetreten hat. Die auswärtigen Konsuln in Bucharest hatten in corpore bei dem Hospodar ihre Aufwartung gemacht, bei welcher Gelegenheit der Britische Konsul, Herr Colquhun, eine Aurede hielt in welcher er einige mißbilligende Worte über das Benehmen des früheren Hospodars fallen ließ. Die Jnstallation des Hospodars wird am 2Msten d. und am 25sten die Eröffnung der General - Ver= sammlung stattfinden. Herr Bibesco is bereits mit vieler Energie im Lande aufgetreten und hat im Sinn, eine Epuration unter den Beamten vorzunehmen; der Hospodar hofft, dadur der Zugänglich= keit und Bestechlichkeit derselben Schranken seßen zu können.

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Vereinigte Staaten von Uord - Amerika.

O New - York, 2. Febr, Das Comité für die auswärti= gen Angelegenheiten soll dem Vernehmen nah beschlossen haben, von dem Hause eine Anweisung von 40,000 Dollars zu dem Zwecke der Sendung eines Amerikgnishen Bevollmächtigten nach

China zu verlangen. Man ersieht daraus, daß man hier zu Lande den Blick in politischer und fommerzieller Beziehung auch weiter rihtet, und daß man, wo es die Beförderung der Jnteressen der Vereinigten Staaten im Auslande gilt, keine Kosten zu scheuen geneigt ist, Zugleich ergiebt sih in diesem Vorschlage, der im vor= aus der Zustimmung aller Parteien sicher ist, der Beweis, daß die Amerikaner England keinesweges allein die Ausbeutung jenes wichti= gen Theils der Erde zu überlassen gedenken, ohne ihren Antheil daran in Anspruch zu nehmen, und daß sie bereit sind, das Nöthige zu thun, um ihren Zweck zu erreihen. Es frägt sich nun, wer mit dieser Sendung beauftragt werden soll. Die zu lösende Aufgabe ist wichtig genug, und die mit dem Posten verbundenen Emolumente hinreichend, um zu glauben, daß die Stelle einem der hervor=- ragenderen Amerikanischen Diplomaten zufallen werde. Man spricht von Herrn Wetmore, der bereits zu Canton residirt hat; von Herrn Cushing, den seine umfassende Bildung, sein unbestreitbares Talent und seine anerkannte Geschäftskenntniß sicherlich vor vielen Anderen zu einem solchen Posten befähigen; auch der Name des Herrn John Quincy Adams wird genannt, den aber, abgesehen von allem Anderen, hon sein hohes Alter abhalten dürfte von einer ernstlihen Bewer=- bung, und endlich sogar der des Herrn Webster , dessen Kandidatur jedenfalls die unwahrscheinlihste i unter allen, da er wohl seine Stelle als Staats =- Secretagir einer Botschafter - Stelle in China vorziehen dürfte. Nur der Ehrgeiz von Männern secundairen Ran= ges richtet den Blick nah dem Westen, die Männer von erster Bedeutung wenden ihn dem Osten zu oder wollen auf dem heimischen Boden bleiben.

Außerdem is von mehreren anderen diplomatischen Posten die Rede, welche sich die Ambition der Amerikanischen Staatsmänner hes streitet. Da ist vor Allem durch den Rütritt des Generals Cas} die Stelle eines Ministers am Französishen Hofe offen. Unter den Namen, die am wahrscheinlihsten zur Uebernahme derselben berufen werden könnten, werden vorzüglich die der Herren Wise und Whea= ton genannt. Der Lebtere ist gegenwärtig Minister am Hofe zu Berlin. Wenn Herr Wise nicht nach Paris geht, so würde er nach Wien kommen, welches Herr Jenifer verlassen soll. Desgleichen is Herr Todd von Skt. Petersburg zurückberufen. Manche wollen auh Herrn Spencer, den jeßigen Kriegs = Minister unter die fünftigen Botschafter reihen, indem man. meint, derselbe werde in der Entfernung vom Vaterlande Zerstrev.ung und Linderung für die s{chmerzliche Wunde suchen, die seinem Vaterherzen durch das trau=- rige Schicksal seines Sohnes geschlagen worden ist.

Diese Wunde muß durch das neue. Gericht, welches der Capi=- tain Mackenzie zu bestehen hat, nur »vieder von Neuem éusaccidan werden. Capitain Makenzie hatte vor dem Ende der Untersuchung, die an Bord des Schiffes „North Ca rolina“ stattfand, verlangt, daß man ihn ermächtigen möge, den Beweis zu stellen, daß der junge Spencer mehr als eine shmachvolle Handlung sich hatte zu Schul= den fommen lassen, daß er seit langer Zeit {hon den Plan zur Sceräuberei gefaßt, und gesucht hatte, ihn an Bord der Kriegsschiffe, auf welchen er gedient hatte, in Ausführung zu bringen. Der Un= tersuhungs- Gerichtshof, der seine Nachforschungen nur auf die an Bord des „Somers““ vorgefallenen Thatsachen zu beschränken hatte, ging nicht auf das Verlangen des Capitains Mackenzie ein. Aber dasselbe wird abermals an das Marticlgeriht gestellt werden, das nicht blos sein Verfahren zu würdigen, sondern auh darüber abzu- urtheilen hat. Das Leben Philipp Spencer's wird also eine förmliche Musterung passiren müssen, und diese kaun den Schmerz seiner Familie aller Aussicht nah nur vermehren. :

Inland.

Berlin, 11. März. Das M ilitair=Wochenblatt meldet daß der General-Mafor und Juspecteur der Artillerie-Werkstätten, von Jänichen, zum Präses, und der Oberst=Lieutenant von inger zum Mitgliede der Examinations-Kommission für die Premier=-Lieute= nants der Artillerie ernannt worden.

Berlín, 11. März. Ju Verfolg eines im vorigen Jahre gefaßten Beschlusses hat der Verein für Gewerbfleiß in Preußen dem Herrn O. Hossauer hierselbst, Goldschmidt Sr. Majestät des Königs, in seiner Sißung vom bten März d. J. die goldene Denkmünze des Vereins für die Mittheilung des von ihm bei der galvanischen Vergoldung und Versilberung beobachteten Verfahrens zuerkannt.

Stettin, 10, März. Gestern Abend verschied plöblich in Folge eines Lungenschlages der Geheime Ober-Regierungs-Rath und Regierungs-Vice-Präsident Herr Müller, Ritter des Rothen Adler= Ordens 2ter Klasse mit Eichenlaub.

Die Agitation gegen die Korngeseße in England. Schluß. Vergl. Staats-Ztg. Nr. 70.)

Jhre größte Thätigkeit, rung, Gewalt zu brauchen, ihre revolutionairen Reden und Schriften offenbarte die League erst eigentlih, als Sir R. Peel ans Ruder gelangte. Das vorige Whig = Ministerium hatte größere Handels= Freiheit proklamirt, war somit halb und halb der League entgegengekom= men, und diese geduldete sich daher. Mit dem gegenwärtigen Gouver= nement aber sah sie sich in ofenbarer Opposition. Sie begann damit, den Namen ihres Blattes umzuwandeln ; das Anti-Corn-Law-Circular wurde ein Anti=Bread= Tax-Circular, und dieser Wechsel des Namens zeigt schon die neue Richtung ihres Strebens. Bisher hatte dies Blatt die Interessen der Manufakturisten und Handelsleute vertreten und die Erniedrigung des Arbeitslohns als eine Hauptfolge der Abschaf= fung der Korngeseße gezeigt, nunmehr wandte es sich unter seinem neuen Namen an die Hauptmassen des Volks, die Arbeiterklassen, und wie früher niedriger Lohn, so ward jeßt billiges Brod das Losungs= wort, Um die Theurung des Brodtes dem Volke recht begreiflih zu machen, ließ die League zugleih von Holz Modelle von Amerika= nischen und Englischen 8 Pce.=Broden anfertigen und diese, mit Ta- feln versehen, worauf der Betrag des Arbeitslohns in Amerika und England zu lesen war, auf Stangen gesteck durch die Straßen von Manchester tragen. Das Amerikanishe Brod war um ein Drittel größer als das Englische, und darauf stand 4 Sh. Tagelohn, auf dem fleineren Englischen 2 Sh. Daneben hing noch ein langer Lien worauf zu lesen war:

,, Was erniedrigt den Arbeitslohn? Die Brod=Taxe.

Was läßt den Arbeiter Hungers sterben? Die Brod-Taxe.

Was rumirt den Fabrikherrn# Die Brod-Taxe.

Nieder, nieder, mit der infamen Brod=-Taxe!!‘‘ Eine große Menge von en sammelte sih beständig um dies Schauspiel, das cin änßerst wirksames Mittel zur Agitation war. Auch in anderen Städten, sogar in London, ward es mit Er gewandt, Nieder mit Peel! Nieder mit der Höllen -

ihre Drohungen gegen die Ld