1843 / 79 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

i re Zustand dürfte troß aller Reclamationen und beab- Diesen fo eepeliationen in ber Pairs - und Deputirten - Kammer ähren. L Y noch aae nur die politischen Fragen, welche die Deputirten der Opposition bewegen können, den Sizungen in der Kammer bei= zuwohnenz so bald es sih aber um spezielle Gesehe handelt, fehlt ewöhnlich ein Drittel oder zwei Fünstel sämmtlicher Deputirten. ér Gefeß-Entwurf über die Notariats-Akte is gewiß von der höch= sten Wichtigkeit; er berührt so komplizirte und zahlreiche Interessen, daß die Einsicht der ausgezeichnetsten Männer in der Kammer zur Ausarbeitung desselben nöthig wäre; was geschieht nun ? In der ge- strigen Sihung fehlte ein Drittel der Mitglieder und die Anwesenden waren so unaufmerksam, so in Privat-Gespräche vertieft, daß auch nicht ein Schatten vou Diskussion stattfand und nach einer kurzen Debatte wurde beschlossen, zur Prüfung der einzelnen Artikel überzugehen. E Die Erneuerung der Büreaus is ganz zu Gunsten des Mini- steriums ausgefallen, denn außer . in einem einzigen haben die Kon- servativen in allen die Majorität gehabt, die für mehrere Kandida- ten sehr bedeutend war. Die Oppositions-Blätter trösten sih, wie immer, damit, daß eine große Anzahl von Deputirten der Opposi- tion nicht zugegen gewesen sey. Es is das in der That ein \{hönes Auskunsftsmittel! Die Opposition braucht nur sich in die Kammer zu begebenz dann thut sie erstlih ihre Pflicht und sodann wird ihre Stellung dadurch wenigstens genau bestimmt. Wenn es sih_ darum handelt, das Ministerium anzugreifen und parlamentarische Schlach ten zu liefern, so fehlt die Linke nie in der Kammer; dagegen be- kümmert sfe sich kaum um bestimmte Arbeiten oder spezielle Gesehz- Entwürfe, wie der oben erwähnte über die Notariats=-Akten,

© Paris, 14. März. Der unerwartete Sieg, welchen die Opposition gestern in den Büregus der Deputirten - Kammer in Be- tref der beiden Motionen der Herren Duvergier d’Hauranne und von Sade davontrug, veranlaßte das Kabinet, sich heute unter dem Vorsi des Königs zu versammeln, um zu berathen, was die Regic rung dabei zu thun habe. Als hierauf mehrere Mitglieder des Kabi- nets in der Deputirten-Kammer si cinfanden, versicherte man allge- mein, das Kabinet wolle sich in Betreff der Motion des Herrn Du-= vergier d'Hauranne ziemlich neutral verhalten und sih darauf be- schränken, dur seine politischen Freunde die Verwerfung der Motion zu betreiben. Jm Falle die Motion nichtsdestoweniger in der Kammer die nämliche günstige Aufnahme wie gestern in den Büreaus finden sollte, dürfte das Kabinet dem Vorschlag in Bezug aus die Ab \haffung des geheimen Votums wohl beipflichten. M

In Betreff der Sadeschen Motion, welche die Entfernung der öffent- lihen Beamten aus der Kammer bezweckt, wird das Kabinet, obgleich mehrere Konservativen mit der Opposition hierin gleichen Sinnes sind, seine Zustimmung in keinem Falle geben. Die Regierung hat hierin ganz unerwartet eine Stüße an Herrn von Lamartine gefun- den, e Ansichten über die lis Beus der Staats-Beamten aus der Kammer Jhnen von mir neulich \hon angedeutet worden sind. Er hat es gestern in den Büreaus ganz laut und ofen gesagt, daß er die Sadesche Motion eben \o ungerecht als unpolitisch findet. Er sagte unter Anderem: „Jhr wollt keine amoviblen Beamten mehr in der Kammer haben, weil Jhr glaubt, daß die Regierung durch die Furcht der Abseßung auf das Votum und das Gewissen derselben cfährlid einwirken kann. Sind denn aber die niht amoviblen oder Sustiz- eamten nicht ebenfalls von der Regierung abhängig? Wie viele -könntet Jhr unter denselben anführen, die nicht eine Verseßung oder cine Beförderung wünschen? Jhr wollt die politishen Beam- ten entfernen, um den substituts des procureurs du Roi den Zu- tritt in die Kammer zu erleichtern. Denn die Regierung wird unter denselben ihre Kandidaten sich aussuchen, welche in der Hoffnung, zum Procurenr du Roi, oder conseiller à la cour royale u. st. w. befördert zu werden, noch willfähriger gegen das jedesmalige Kabinet sich bezeugen werden. ‘“ 5

Die Opposition konnte die Ansichten des Herrn von Lamar-= tine niht ungegründet finden. Die aufgeklärtesten Mitglieder der Linken haben au nichts dagegen, daß Herr: von Lamartine bei dieser Gelegenheit nah seiner Ueberzeugung sprechen will. Sie erkennen nur zu gut, daß die Motion des Herrn von Sade zur unpassenden Zeit eingebraht worden is; denn wollte man dieselbe annehmen, so müßte eine Auflösung der Kammer die unmittelbare Folge davon seyn. Das Kabinet scheint freilich mit der Jdee umzugehen, im \{limmsten Fall eine Auflösung der Kammer zu wagen, wenn es anders nicht möglich seyn sollte, eine entschiedenere ministerielle Majorität zu erlangen.

Uebrigens giebt es außer den öffentlihen Beamten nicht wenige Deputirte, die gegen die erwähnte Proposition stimmen werden. Mit Ausnahme der großen parlamentarischen Notabilitäten, können die meisten Deputirten bei der so unsicheren Volksgunst nicht immer auf ihre Wiederernennung rechnen, daher sehen sie der Auflösung der Kammer jederzeit mit bangem Herzen entgegen. Dergleichen Depu- tirten i} die Motion Sade ein zu r Dorn im Auge, um nicht dieselbe mit allen Kräften zu bekämpfen. Der Widerstand des Kabinets, der öffentlihen Beamten und der eben erwähnten Mitglie= der der Kammer zusammen benimmt dieser Motion alle Wahrschein= lihkeit des Erfolgs.

Da die Verlesung derselben gestern von den Büreaus der Kam- mer bewilligt wurde, f werden beide Propositionen heute in öffentliz her Sibung verlesen werden. Erklärt die Kammer, daß die Motio- nen eine nähere Prüfung verdienen, so wird cine Kommission ernannt, welche darüber ihren Bericht erstattet. Erst dann findet die eigent- liche Diskussion statt. Verwirft die Kammer die prise en considé- ration, so läßt man die Sache auf sih beruhen,

Der neue Türkische Botschafter hat heute um 1 Uhr 1 feier= Pfo Antritts - Audienz beim König gehabt, Der Repräsentant der

orte wurde in einem ahtspännigen Gallawagen des Königs zur Audienz dbueholt und nach der Audienz zurück nah dem Hotel der Türkischen oda gebracht. Heute findet ihm zu Chren große Tafel ‘in den Tuilerieen statt. Später wird der Botschafter mit seinen beiden Secretairen in der Soiree des Herrn Guizot erscheinen.

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Grossbritanien und Irland.

London, 14. März, Die Parlaments - Verhandlungen der leßten Tage bieten für das Ausland wenig t e dar. Das Unterhaus hielt am Uten d, eine gußerordentlihe Sißung, in wel her der iee fu Ba emäß, die Bill wegen Umgestaltung der geist= lichen Gerihte in Berathung gezogen werden sollte; auf den Antra des Ministers des Junern wurde dieselbe indeß bis zum 10. April ‘ausgeseßt, zur großen Unzufriedenheit mehrerer Mitglieder des Hau- e “welche eigens, um die, wie es scheint, vielen Anstoß erregende

ill zu idttin ¿ur Stadt gekommen waren. Jn seiner gestrigen Sitzung. beschä L dr sih das Haus im Aus\{huß mit der Bill über die Reform des Englishen Stimm-Registrirungswesens.

- Der Globe behauptet, daß das für das Ministerium günstige Resúültat. ber Debatte über die Thore von Somnath nur dem Um- stande gugeN rieben werden müsse, daß cs dem Premier-Minister ge=

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lungen-sey, durch Argumente, welhe von Gewicht seyen, wenn von Prei l Ministern auf Bischöfe angewendet würden, die Prâln:

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D 330 ten, welhe Siß und Stimme im Oberhause haben, zum Sa Gwe:- gen zu vermögen. Nach dem genannten Blatt hätte das Ministe- rium bereits den Beschluß gefaßt gehabt, jeder Debatte durh die Er- flärung vorzubeugen, daß es das Benehmen des General - Gouver- neurs von Ostindien desavouire und ihn zurückrufen werde, als noch in der elften Stunde Sir Robert Peel den obenerwähnten Sieg über die Bischöfe davongetragen habe, Von allen Bischöfen seyen daher nur vier im Oberhause erschienen, und au von diesen habe noch eci= ner gegen die Resolution des Marquís von Clanricarde gesprochen. Hätten die Bischöfe ihre Stimme für dieselbe erhoben, so würde, meint jenes Blatt, dem Ministerium der Widerstand geradezu unmög-= lih geworden seyn.

Der Standard äußert sich folgendermaßen über das Ver- dift der Jury, durch welches Macnaughten freigesprochen wurde:

„Zwei Fragen waren zu untersuchen Wußte der Angeklagte, als er Drummond tödtete, was er that? War er, dies zugegeben, verantwortlich für seine Handlung? Das Erste wird von allen Seiten als außer Zwei- fel stehend anerkannt. Niemand hat vorgegeben, Macnaughten habe nicht ewußt, daß er auf einen Menschen schießez; er hat das Pistol abge- fucót! um Jemanden umzubringenz er hat dies gethan, unprovozirt und ohne dur eigene Gefahr, wirkliche oder eingebildete, dazu veranlaßt wor- den zu seynz dies zugestanden, mußte nah dem Gescpe Englands, wie es in Kraft war bis zum 4. März 1843, das Verdikt der (Zeschworenen auf „Schuldig““ lauten. Das Geseß Englands is aber durch große Auto- ritäten gerechtfertigt, wenn es bei Handlungen , begangen mit vollem Be- wußtsevn ihres Gegenstandes und ihrer Wirkung, Verantwortlichkeit an- nimmt. Sagt ja schon Aristoteles: „,,Moralische Verworfenheit , sey sie auch gesteigert zu unbezähmbarer (feiner Kontrolle des Willens mehr unter- worfenen) Leidenschaft, konstituirt nicht jene Unfreiwilligkeit, welche S chuld ausschließt.‘ Die angeblichen Beweise für den Jrrsinn Macnaughten's halten nicht Stich. Er war verstrickt in sozialistische Träumereien, ungläu- big und geizig. Sozialismus und Unglaube zerstörten bei ihm die Ver- standeskräfte und die moralische Gesinnung z Geiz wurde die Triebfeder sei- ner Handlungen z die Klage des Geizhalses, die Welt sev gegen ihn ver- \{woren, is cin Gemecinplay des Drama's von Aristophanes bis Moliere. Macnaughten, dieser Wahnsinnige wahnsinnig in dem, was seine Pslich- ten gegen Gott und gegen seine Nebenmenschen angeht war doch schlau und verschmikt genug, um in wenigen Jahren 700 Pfd. St, beim Klein- handel zu erübrigen. Und als er seinen Mordplan im Kopfe wälzte, dachte er wohl darauf, die Pistolen sorgsam zurecht zu machen und den Ort, wo er die That vollführen wollte, wochenlang vorher zu rekognosziren, Doch die gelehrten Herren sagen, Macnaughten sev cin Monoman, und wollen glauben machen, damit sey alle Schuld von dem Mörder entfernt.“

Der Chartisten-Prozeß zu Lancaster is endlich zum Schlusse ge- langt. Der Oberrichter hielt zuleßt noch eine lange Rede an die Jury, worin er ihr bemerklich machte, daß nur noch sieben Anklage= punkte vorlägen, welche sämmtlich auf Verschwörung Bezug hätten. Er erläuterte alsdann das Wesen und die Bedeutung dieser Anklage- punkte und forderte die Jury auf, besonders darüber zu entscheiden, ob die Angeklagten nur des vierten Punktes, welcher sie blos des Versuches beschuldige, Andere von der Arbeit abzuhalten, bis die Charte Landesgeselz werde, oder des fünften, respektive mehrerer der anderen Punkte, oder gar nicht s{huldig seyen. Die Jury fällte nach einiger Berathung den Ausspruch, daß 15 der Angeklagten, worunter Feargus O'Connor , des fünften Punktes, welcher sie der Aufreizung zu Mißvergnügen und Haß gegen die Geseße und zu Verbündungen beschuldigt, und 16 blos des vierten Punktes der Anklage schuldig seyen z 23 Angeschuldigte, worunter Herr Scholefield, wurden freige- \sprohen. Das Straf-Urtheil wird ers später gefällt werden. Man glaubt nicht, daß die Strafe sehr streng ausfallen wird. Als Haupt- Beweisstük in diesem Prozeß ‘war von der Staats-Behörde eine in einer Versammlung insurgirter Arbeiter am 16. August v. J. vorge= legte Adresse an das Volk von England geltend gemacht worden, worin es unter Andcrem- heißt: ',„„Die Jntelligenz hat ihre Strahlen geworfen auf die Gedrückten z„sie sind „zu der P gekommen, daß Reichthum und Behagen, allos „Werthvolle und 9 übliche, seinen Ur- sprung hat in der Arbeit: ihrer Händez sie fühlen, daß ihre ärmliche Hütte leer is, daß sle mit ihren Kindern stets wachsender Dürftigkeit preisgegeben sind, während Ueberfluß sich anhäuft in den Palästeu ihrer Herren und in den Vorrathshäusern ihrer Zwingherren. Natur, Gott und Vernunft haben solche Ungleichheit verdammt; unter dem Donner der Volksstimme muß fie für immer erliegen.‘“ Es folgt dann die Darlegung, wie zu helfen sey, wenn nicht in den Worten, doch ín dem Sinn der Petition, welche im Jahre 1838 von Seiten der Chartisten der Parlamente überreicht wurde, Mit Einführung der Charte des Volkes soll das tausendjährige Reich aufangen. Damit es aber damit Ernst werde, sollen die Arbeiter die Hände in den Schooß legen, so lange bis ihr gerechtes Verlangen Beachtung und Erhörung finde. Diese Volks-Charte, von welcher das Heil der arbeitenden Klassen abhängig gemacht wird, führt die Aufschrift: „Akte zur Vorsorge für gerechte Stellvertretung des Volkes von Großbritanien und Zrland in dem Parlamentshause der Gemeinen.“ Alle Bewohner des Landes, männ- lihen Geschlechts, sollen danah befugt seyn, mitzustimmen bei den Wahlen der Parlamentsglieder; doch werden zur Ausübung dieser Befugniß Erfordernisse geseßt. Wähler is nämli, wer 21 Jahr alt, im Reiche geboren oder naturalisirt, seiner Sinne mächtig und keines Vergehens schuldig erkannt is, Das vereinigte Königreich England, Schottland und Jrland wird in 300 Wahsldistrikte getheilt, #o viel möglich alle von gleicher Bevölkerung. Jeder Distrikt wählt 4 Par- lamentsôglied. So würde das Unterhaus künftig statt 658 nur 300 Mitglieder zählen. Die wahlbefähigte Masse stellt si auf etwa 6 Millionen Individuen z es haben also 20,000 Wähler einen Reprä-= sentanten zu ernennen. Kein Kandidat is zulässig, den nicht wenig-= ens hundert Wähler \hriftlich vorschlagen. Kandidaten zu Stellen im Parlament bedürfen keiner Census-Qualification. Arme können

so gut gewählt werden als Reiche, und damit sie auch die Wahl au-

nehmen mögen, wird ihnen ein Gehalt von 500 Pfd. St. für die Zeit ihrer legislatorishen Function ausgeseßt. Jedes Zahr am ersten Montag im Juni soll allgemeine. Wahl im ganzen Lande seyn. Die Abstimmung geschieht geheim durch Ballotirung. Das Parlament tritt am ersten Montag im Juli zusammen. Die Mitglieder des Unter- hauses werden nur auf 1 Jahr ed Sie dürfen wieder gewählt werden. Dies sind die wesentlichsten Grundzüge der sogenannten Volks=-Charte. .

Sha vorl en Donnerstage wurde auf Antrag des Herrn O'Connell in der Munizipal-Versammlung von Dublin eine Resolution, welche die Aufhebung der Union bezweckte, mit 41 gegen 15 Stimmen angenommen.

4 Die Fregatte „Blonde“ is mit 3 Millionen Dollars gn Bord am 11ten aus China in Portsmouth angekommen. Anh das Linien- {iff} „Blenheim““ und die Sloop ‘Cruíser“ sind aus China an dem- selben Tage in Portsmouth eingetroffen.

Die lebten Nachrichten vom Vorgebirge der guten Hoff- nung melden, daß der gedrohte Angriff auf Philippolis nicht att n hatte, und daß man hoffte, die Bauern würden si bei dem

nrücken der Truppen zurückziehen.

Am 1. März betrug am hiesigen Plahe der Vorrath von Preis zem Thee 22,508,000, von grünem 5,084,000 Pfd. Diese Preise halten sich seit einiger Zeit fast unverändert und der Absaß ist nicht lebhaft. Jm Kebruar trafen 3,627,000 Pfd. aus China ein, und 2,525,000 Pfd. wurden verkauft. : g

London, 14, März, Abends, (B. H.) Jn beiden Häusern haben wir heute eine Debatte über das Getraide-Geseh, die den gan-

zen Abend fortgedauert hat, ohne das geringste Neue zu Tage zu fördern. Jm Öberhause wird der Antrag mit einer großen Majori- tät verworsen werdenz- im Unterhause wird man die Drbatte wohl vertagen.

Il London, 14. März. Die Indische Post is in diesem Mo- nate ungewöhnlich spät angekommen, und die Nachrichten, die sie über= bringt, sind niht von besonderer Wichtigkeit. Jn Ferozpur verhin derte ein unufbörlicher Regen die Ausführung der von Lord Ellen- borough angekündigten Festlichkeiten, Jn China haben wir einen Auf stand in Canton und die Ermordung von beinahe 300 Britischen Un- terthanen zu beklagen, die im September vorigen Jahres an der Küjte der Jnsel Formosa Schiffbruch litten. Es dürste zu bezweifeln seyn, ob Sir H. Pottinger ein Recht hat, sich über das Benehmen der Behörden in Formosa zu beklagen, indem damals beide Reiche im Kriege mit einander begriffen und die Bewohner von Formosa wahr- scheinlih durch eine erwartete Landung der rothhaarigen Barbaren in große Aufregung verseßt waren.

Was den Aufstand in Canton betrift, so hat Sir H. Potktinger den dortigen Britischen Kaufleuten, die sich um Schuß an ihn wen deten, geantwortet, daß sie die Stellung, in der sie sih befänden, lediglich sich selbs zuzuschreiben hätten, Es leidet keinen Zweifel, daß diese Unruhen von einigen Thee - Handlungshäusern angestistet worden sind, um auf den Markt zu wirken, Es war dazu weiter nichts nöthig, als der Mannschaft von drei oder vier Kauffahrtei hien zu gestatten, gleichzeitig ans Laud zu gehen. Diese Mann schaften bestehen größtentheils aus Laskaren, Malaien und den Völ kerschaften des östlihen Meeres, die zwar für Britische Unterthanen gelten, aber auf die den Britischen Seeleuten gezollte Achtung feine Ansprüche haben. Die Schuld fällt guf diejenigen, welche dergleichen Leute in ihre Dienste nehmen und nicht dafür sorgen, daß sie kein Unheil anrichten können. Sir H. Pottinger scheint indeß vollkommen im Stande und Willens zu seyn, mit Klugheit und Energie zu Werke zu gehen, und er wird gewiß allen denjenigen, welche den Frieden und die Gesebe China's verleßt haben, jeden Schuß verweigern, ;

Der Ton und die Sprache der neueren Unterhandlungen zivi- schen den Chinesischen und Britischen Bevollmächtigten sind sehr merf- würdig. Statt der blumenreichen Sprache der Kaiserlichen Cdikte ist der Styl der Kommissarien, wenn es fich um fommerzielle Gegen- stände handelt, bestimmt und praktisch, und nichts kann zufriedenstel lender und vernünftiger seyn, als ihre vorgeschlagenen Anordnungen in Betreff der Erössnung des Handels und der Annahme eines gleich mäßigen Zoll-Systems in den fünf dem Britischen Handel geössneten Häfen. | R i Das erste Schiff, welches direkt von Großbritanien nach den jeßt geöffneten Häfen China's abgesegelt ist, war von Glasgow. _Noch vor wenig Jahren konnte der Clyde-Fluß zwischen Glasgow und Dum barton an zwei oder drei Stellen von Eseln durchwatet werdenz ge genwärtig ist sein Bett tief genug, um die größten Judienfahrer zu tragen und es fahren jeßt Schiffe denselben hinab, um von den Küsten Alt-Schottlands nah den fernen Häfen des Jauksekiang zu segeln! j A Heut Abend wird im Oberhause eine Debatte über die Kori Frage statt finden und von Lord Monteagle erösfuet werden, der viele merkwürdige Falta in Bezug auf das Spiel an der Kornbörse beibringen wird. Jh glaube, Lord Brougham wird genöthigt seyn, zu schweigen, damit er nicht auf die Seite der Whigs zu stehen

fommt. ——ck

B 0 (.€N,

X} Brüssel, 12. März. Die Zuer-Frage is endlich gestern nach dreiwöchentlicher Disfussion in der Repräsentanken-Rammer 3 schieden worden, Nachdem eine geringe Majorität die Steuer = Auf

0 4 » S ) "l 11 Æor “9 Typ \ lage für den Rohrzucker auf 45, für den Rübenzucker auf 20 Fr. von

100 Kilogr. festgeseßt hatte, ist das Projelt, nah cinigen anderen F

Bestimmungen, wodurch die wirkliche Differenz zwischen den beiden _Zukeru auf etwa 4) Fr. herabfällt, mit gegen, 15 MAUEY ls genommen, Das Projekt is auf diese Weije [ür den Rohrzucker günstiger geblieben, als man im Anfange, bei den laut gewordenen Stimmen in der Kammer, erwarten durste, Vie Transaction jedoch, die zwischen den verschiedenen Zutere)jen versucht worden 1, wird allen zum Nachtheil gereichen. Fürs Crste wird der Handel mit dent Rohrzucker von 30 bis 35 Millionen Kilogr., die er, Sin “und Aus fuhr zusammengerechnet - betrug, auf etwa 19 Millionen sinken, ein Theil der Raffinerieen in Antwerpen und Gent eingehen, die Kon- sumenten 14 Millionen Fr. mehr bezahlen und der Staat, troß der erhöhten Auflage, nur 3; Millionen erhalten; und endlich die Runkelrüben - Jndustrie, in deren Jnteresse jeder Hektar Landes nach der festgeseßten Differenz etwa 600 Fr. als Prämie erhält, wird troßdem zu Grunde gehen. Das ist also das traurige Resultat, wel- hes die Gegner des ministeriellen Antrages erlangt haben; es wird sich dem Lande bald genug fühlbar machen, und wir zweifeln deshalb, daß das Geseb, wenn es wirklich zur Ausführung kömmt, lange Be- stand haben wird. Die Fabrikanten des Rupfkelrüben=Zuckers werden wahrscheinli die Ersten seyn, welche bittere Klage erheben werden, da die Differenz von 20 Fr., selbst die von 25 Fr., nach dem U theile unparteiischer Sachkundigen nicht hinreicht, um die Konkurrenz auf die Dauer zu erhalten. Die Fabrikanten werden daher entweder eine Erhöhung der Proportion verlangen oder das Ministerium um die Wiedervorlegung jenes ursprünglichen Projekts ersuchen, wodurch freilih ihre Judustrie auch untergeht, aber {nell und mit einer ver= hältnißmäßigen Entschädigung. ; f |

Wir stellen nicht in Abrede, daß eine Entschädigung in staats- öfonomischer Hinsicht manche Bedenken hervorruft, da sie den jebigen Prinzipien, welche die Jndustrie beherrschen, zuwider ist. Man fönnte fürchten, dadur einen Vorgang zu begründen, den andere Judustricen geltend machen würden, um bei ähnlichen Gelegenheiten eine theil- weise Entschädigung zu erhalten. Allein wir glauben, daß sich die Runkelrüben - Jndustrie in einer exceptionellen Lage besindet, Sie ijt unter Konnivenz, ja oft unter absichtlicher Begünstigung der Regie-- rungen gegründet worden. Die Kurzsichtigkeit, die falsche Auffassung der Verhältnisse ist den Fabrikanten nicht allein anzurehnen, Die üblen Folgen treten aber mit jedem Jahre sichtbarer hervor. Es muß daher jede Regierung, die außer. den Juteressen der Consumtion und der Getraide - Production, den gewinunreichsten, immer wichtiger werdenden und mit dem Interesse der Schifffahrt verbundenen über- seeischen Handel dem Lande erhalten will, die Runkelrüben - Jndustrie direkt oder indirekt, auch unter momentanen Opfern, aufzuheben suchen. So lange diese’ Judustric bestehen bleibt, kann sie nur Hemmung und Verwirrung in den Handels-Verhältnisseu ua

Die Wsung, welche die Frage in der hiesigen Kammer erhalten, wird nur provisorisch seyn. Es ist ungewiß, ob nicht der Senat einige weseutlihe Veränderungen in dem Projekte vornimmt. Man befürch= tet sogar, daß ein falsch verstandenes Agrikultur - Juteresse mehrere seiner Mitglieder ema wird, auf eine Erhöhung der Differenz zu Gunsten des Rübenzukers anzutragen. Jm Falle, daß der Senat

dafür entschiede, würde das Projekt nochmals zu der Kammer zurückkehren. Allein sollte auch hier eine neue Majorität die Lage des Robrzudters ershweren, so muß man wünschen, daß das Ministe=

rium eher das ganze Projekt zurücknimmt oder die Nicht-Ratifizirung provozirt, als die {önsten Natur-Vortheile des Landes, den herrlichen Hafen von Antwerpen dem verkehrten Ansinnen der Kammern aufopfert.

Die Administration der Köln-Aachenschen Eisenbahn hat eine Depu=- tation hierher gesandt, um Gewißheit über die Epoche der Beendigung der Bahn von Belgischer Seite zu erhalten. Es is ihr die Versicherung gegeben, daß die Bahn von Lüttih nah Verviers am 15, Mai, und die Strecke von Verviers bis an die Gränze, Ende Oktobers eröffnet werden solle, Es wird sehr s{wierig seyn, diesen leßten Termin einzuhalten, da die Arbeiten längere Zeit suspendirt worden sind. Uebrigens wird die Belgische Administration vom 15, Mai an die Reisenden in eigenen Wagen bis an die Deutsche Eisenbahn führen und so durch Vermeidung der Privatfuhren den Reisenden die Kosten verringern,

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Deutsche Bundesstaaten.

_ München, 13. März. Der Allg. Ztg. zufolge, haben Se Majestät den bisherigen Minister-Restdenten am Griechischen Hofe zu Athen, Grafen Otto von Bray, zum außerordentlihen Gesandten und bevollmächtigten Minister am Kaiserlih-Russischen Hofe ernannt,

Der Großherzoglih Badische Minister-Resident am hiesigen Hofe, Freiherr von Andlaw = Birsek, ist in gleicher Eigenschaft an den Kü= niglich Französischen Hof verseßt.

Sannover, 15. März. (Amtliche Bekanntmachung.) Se. Majestät der König haben die bisherige Eisenbahn-Kommission hier selbst, nachdem sie die ihr übertragenen vorbereiteuden Geschäfte be friedigend erledigt hat, aufgelöst, und eine Eisenbahn - Direction in hiesiger Residenzstadt errichtet. Die Königliche Eisenbahn - Direction, welche am 13ten d. M. in Wirksamkeit getreten is, hat unter Leitung und Aufsicht des Ministeriums des Junern die im Bau begriffene Eisenbahn von Hannover über Lehrte und Peine nach der Hannover= Braunschweiger Landesgränze zur Ausführung zu bringen, und den Betrieb auf dieser Eisenbahn einstweilen zu besorgen. Es bleibt vorbehalten, die Wirksamkeit dieser Direction auf audere von Regie= runtgswegen anzulegende Eisenbahnen auszudehnen, ¿Zu Mitgliedern der Eisenbahn = Direction sind kommissorish, bis auf weitere Versü- gung, Ober-Baurath Hagemann, Hofrath Dre. Hartmann und Hof ¿Fabrikant Hausmann ernanut,

Se. Majestät der König haben dem Violin-Virtuosen Ernst den Titel eines Königl, Hannoverschen Konzertmeisters verliehen,

Stuttgart, 10, März. (Schluß des Kommissions- Berichtes über die Kriminal =Prozeß= Ordnung.)

11, Der Entwurf weise dem Staats-Anwalt folgende Functionen zu: 1) Der Staats - Anwalt hat in denjenigen Strafsachen, in welchen das öffentliche Schlußverfahren stattfindet, die Anklage - Akte zu struiren z 2) er 1 das Organ der Staats - Regierung für Ausübung des Staats- Nekursrechts; 3) er is befugt, Nichtigkeits - Beschwerden gegen Erkenntnisse der Gerichtshöfe und des Ober- Tribunals zu erheben; endlich 4) hat er den Antrag auf Niederseyzung des Standrechts zu stellen. Die Kammer der Abgeordneten hat durch Zuruf beschlossen, nachdem der Antrag ihrer Kommission auf Bestellung cines eigenen Beamten zu Struirung der An- klage-Akte abgelehnt war, daß der öffentliche Ankläger in jedem einzelnen Falle aus der Zahl der öffentlichen Rechts - Anwälte durch das (Gericht bestellt werden solle. Die Kammer der Standesherren hat dagegen dem Entwurf zugestimmt, und die Regierung versagt den Beschlüssen der Kammer der Abgeordneten ihre Genchmigung und sagt in ihrer Erklärung, daß die vorgeschlagene Einrichtung nicht statthaft sey, weil der öffentliche Ankläger aus ‘Auftrag der Staatsgewalt, die ihre Organe zu wählen habe, und nicht als Functionair des Gerichts in Thätigkeit trete. Die Einrichtung wäre aber auch nicht zweckmäßig, weil bei der Wichtigkeit, die den Verrich- tungen des Staatsanwalts beizulegen sev, letztere Männern anvertraut werden sollten, welche durch speziellere Sachkenntniß und größere Uebung vorzugs- weise vor den nur seltener mit Strafsachen beschäftigten Anwälten zu jenen Functionen befähigt seyen, und schlägt über die Stellung des Staats-An- walts im Staatsdienste folgenden neuen Artikel vor: „Der Staats-Anwalt wird von dem König aus der Zahl der ordentlichen Mitglieder cines Kreis- (Gerichts in widerrufliher Weise ernannt, Wird er seiner Verrichtungen enthoben, o tritt er wieder in ein mit seinem früheren auf gleicher Stufe stehendes Richteramt cin.“ Die Kommission tritt diesen Motiven der Staats-Regierung bei und bemerkt namentlich, daß die Stellung des Staats- Anwalts eine gesicherte sey, und spricht noch den Wunsch aus, daß derselbe stets aus der Kategorie der Kollegial-Räthe bestellt werden möchte.

111. Den Rekurs der Staats-Regierung hatte die Kammer mit 58 gegen 26 Stimmen verworfen, Die Kammer der Standesherren trat im Wesentlichen dem Entwurf bei. Die Regierung hält in ihrer neuen Erklärung den Staats-Nekurs fest und macht als Grund hierfür geltend, daß das Recht der Staats-Regierung zu Benüßung dieses Rechtsmittels

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Kammer der Abgeordneten mit 53 gegen 27 Stimmen abgelehnt; die Regierung und die Kammer der Standesherren beharren dagegen auf dessen Beibehaltung. Díe Kommission glaubt, daß kein überwiegender Grund dafür vorliege, gah die Kammer durch das Beharren auf ihrem früheren Beschlusse das Geseß in Frage stellen sollte; zumal da, wenn das Gese nicht zu Stande käme, die Abfolution von der Instanz, als in dem dermalen geltenden Rechte begründet, doch bestehen bleiben würde.

V, Pie Regierung hat in Uebereinstimmung mit der Ansicht der Kammer der Standesherren alle irgend erheblihen Beschlüsse über das standrehtlihe Verfahren abgelehnt. Die Kommission stellt nun in Erwägung, daß die Regierung selbst in dem im Jahre 1830 den Ständen übergebenen Entwurfe die Ansicht ausgesprochen hat, daß die Bestimmungen über das standrechtliche Verfahren sih nicht in die allgemeine Straf-Prozeß- Ordnung, sondern in cin besonderes Geseh eignen; in Erwägung ferner, daß es ih jeyt nur von einer provisorischen Prozeß - Ordnung handelt, welche blos auf eine kurze Zeitdauer Gültigkeit haben soll, während welcher nach menschlicher Wahrscheinlichkeit Fälle, in denen das standrechtliche Ver fahren cintreten würde, in unserem Vaterlande nicht vorkommen twerden, den Antrag an die Regierung, die Bitte um Hinweglassung der desfallsigen Bestimmungen aus der Prozeß-Ordnung, zu richten. i

Vl, Die Kommission bezeichnet sodann noch 27 weitere Diffe- renzpunkte, gegenüber von der Regierung und der Kammer der Stan- desherren, und spricht die Ansicht aus, daß die Kammer der Abgeordneten die Kammer der Standesherren zu gemeinschaftlichen Bitten hierüber an die Regierung einladen sollte. Die Kommission spricht sih sofort sür die Annahme des Vorschlags der Regierung aus, 1) weil der Entwurf jeden- falls einen Anhaltspunkt für das öffentliche mündliche Verfahren darbietet, an welchen, wenn die neue Einrichtung Probe hält, in späterer Zeit die weitere Entwickelung angeknüpft werden kann, und 2) weil durch Annahme dcs Vorschlags ein Geseß, und zwar cin Gese in Deutscher Sprache, zu gewinnen ist, wodurch der bisherige Zustand unseres Strafprozesßrechts materiell

verbessert wird, Dieselbe bezeichnet als Vorzüge des Entwurfs die Bestimmun

gen über die Verseßung in Anschuldigungsstand, wonach dieselbe auf cinem gerichtlichen Erkenntnisse zu beruhen haben soll und die Nechts - der Kriminal-Untersuchung für den Angeschuldigten nur mit diesem Erkennt-

Wiesbaden, 12. März. Für die diessährige Dauer der | Stände - Versammlung des Herzogthums, is zum Präsidenten der | Herrenbank der vormalige Minister Graf von Walderdorf und zu dem | der Deputirten - Kammer der Dom- Kapitular und bischöfliche Kom-= missarius im Rheingau, Philipp Schüß zu Eltville erwählt und von | dem Herzog bestätigt worden. | e

Oefterr eth.

AVien, 14. März. (Acerztl. Bülletins): Am 13. März, um 9 Uhr früh. Se. Kaiserl. Hoheit der Erzherzog Franz Karl erfreute sich erst um 3 Uhr Morgens eines theilweisen Schlafes, während welchem sich ein mä- ßiger Schweiß einstellte. Der Friesel-Ausschlag hat sich nicht vermehrt, unv das Fieber is heute schr gelind. Am 13, März, um 7 Uhr Abends. Se. Kaiserl. Hoheit brachten den ganzen Tag ruhig zuz neue Erschei- nungen traten keine ein; Abends is die Fieber-Exacerbation nur gering. ¡Freiherr von Türkheim. Dr, Z3angerl.

———— Portugal.

Lissabon, 6. März. Die Pairs-Kammer hat den Beschluß gefaßt, daß die Ernennung zum Bischofe von Seiten des Souve- rains genüge, um dem so ernannten Prälaten Siß und Stimme in der Pairs-Kammer zu geben. Diese Entscheidung streitet gegen die Forderungen, welhe der Jnternuntius bei den leßten Unterhandlun- gen zwischen der Regierung und dem Päpstlichen Stuhle geltend zu machen suchte, und denen zufolge die Bischöfe nicht eher als solche anerkannt werden sollen, noch irgend ein mit der bischöflihen Würde verbundenes Recht ausüben dürfen, als bis sie die Bestätigung des Papstes erlangt haben. Auch die Deputirten-Kammer hat sich in dem Sinne wie die Pairs ausgesprochen und si selbst tadelnd dar- über geäußert, daß die Regierung dem Päpstlichen Hofe die Ernen- nung von zwei unter je aht Bischöfen zugestanden hat, worin sie eine offenbare Verleßung der Rechte der Lusitanischen Kirche erblickt, Die Deputirten - Kammer diskutirt noch über die Duro - Wein-

in dem Obcraussichtsrehte des Staats über die Gerichte begründet sey. Es hieße, sagt sie, dieses Recht in einem zu beschränkten Sinn ausffassen, | wollte man es nur auf den formellen Geschäftsgang beziehen und der | Staatsgewalt die Befugniß absprechen, die Gerichte selbst im geordneten | Jnstanzenwege zu nochmaliger Erwägung der zwischen dem Gemeinwesen | und dem Angeschuldigten verhandelten Sache 1m alleinigen Interesse der | (Herechtigfeit anzuregen. Sie beschränkt jedoch den Staats-Rekurs auf die chwererea, d. h., zuchthausmäßigen Verbrechen und er soll nun bei diesen, sodann bei versuchtem Hochverrath, Majestäts Beleidigung und Aufruhr, wenn diese Verbrechen auch nur mit Arbeitshausstrafe bedroht sind, endlich bei Verbrechen der im Art. 399 Ziff. 1 bis 3 genannten öffentlichen Die- ner, welche den Dienstverlust zur Folge haben können, ergriffen werden können, Die Kommission erklärt sich in ihrem Berichte zwar gegen die Ab- leitung des Staats-Nekurses aus dem Oberaussichtsrechte über die Ge- richte, tritt jedoch aus den in dem früheren Kommissions-Berichte ange- führten Gründen der neuen Proposition bei, und billigt namentlich die Bestimmung, daß der Staats-Anwalt darüber, ob Rekurs einzulegen sey, in der Regel nach seiner eigenen freien Beurtheilung entscheiden solle, so jedoch, daß er den Weisungen, welche ihm etwa vom Justiz-Ministerium in dieser Bezichung zukommen sollten, Folge zu leisten verbunden sev. Jn Beziehung auf das Rekursreht des Staats-Anwalts gegen bezirksgericht- liche Erkenntnisse soll nah dem Entwurf jedem Mitglied des Spruchgerichts gestattet seyn, unmittelbar nah geschehener Abstimmung und gezogenem Be- \chlusse über das endliche Erkenntniß den Antrag zu stellen, daß unverzüg- lich nah der Eröffnung des Erkenntnisses sämmtliche Akten an den Staats- Anwalt eingesendet werden, damit diescr erwäge, ob zu Einlegung eines Rechtsmittels Grund vorhanden sey, Die Kommission beantragte früher folgende Bestimmung: „Auch der Staats - Anwalt kann das Rechtsmittel des Rekurses gegen bezirksgerichtliche Erkenntnisse in solchen Straffällen er- greifen, wo es sich um Kreis-Gefängnißstrafe oder den Verlust der bürger- lichen Ehren- und Dienstrechte handelt, wenn entweder das bezirksgerichtliche Erkenntniß auf Freisprechung oder Entbindung von der Junstanz geht, wäh- rend die rechtsgelchrten Mitglieder des Gerichtsfollegiums auf Verurtheilung gestimmt haben, oder wenn das Erkenntniß eine andere Strafart ausspricht, als worauf die rechtsgelehrten Gerichts-Mitglieder gestimmt haben, Jn sol- hen Fällen hat das Bezirksgericht auch dem Staats-Anwalte unter Mit- theilung sämmtlicher Akten das Erkenntniß zu eröffnen, damit er erwäge, ob zu Einlegung des Rekurses Grund vorhanden sey.“ Dieser Antrag wurde früher mit der Lan, Gee Staats-Rekurses abgelehnt, die Kammer der Standesherren und die Regierung beharren dagegen auf dem Entwurfe. Die Kommission spricht sih zwar für ihren früheren Antrag aus, bemerkt jedoch, daß dieser Gegenstand von mehr untergeordneter Bedeutung zu seyn \cheiue und beantragt für den Fall der Annahme der Proposition der Re- gierung nur eine Fassungs-Aenderung, Dagegen bemerkt dieselbe, daß in allen Fällen, wo der Staats-Rekurs ergriffen werden fann, dieser aber nicht eingelegt wird, dem Rekurs - Richter das Schärfungsrecht beim Rekurse des Angeschuldigten nicht zustehen solle, und daß die Kammer das Junstitut des Staats-Rekurses nur mit dieser Modification annehmen sollte.

1V, Das Justitut der Entbindung von der Jnstanz hat die

Gesellschaft; man glaubt nicht, daß die der Gesellschaft bekanntlich bereits bewilligte Subvention bezahlt werden wird, wenn der Han- dels-Vertrag mit England zu Stande kömmt.

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GOrteMmenland.

Ö Athen, 27. Febr. Abermals is ein Mann aus unserer Mitte geschieden, dessen Name mit den bedeutendsten Ereignissen des Griechischen Freiheitsfampfes innig verwebt ist: Theodor Kolokotronis, Geueral=-Lieu- tenant und Staatsrath im ordentlichen Dienste, starb am 16ten d. M. in einem Alter von mehr als achtzig Jahren und wurde am folgenden Tage unter dem Zuströmen der ganzen Bevölkerung Athens mit al= len seinem Range gebührenden Ehren beerdigt. Fünf Tage vorher erst feierte er die Hochzeit seines zweiten Sohnes, und noch am Vor= abende seines Todes (dem Landungsfeste der Königin) sah man ihn auf dem Hofballe, welhen er um elf Uhr verließ. Wenige Stunden darauf traf ihn ein Schlagfluß, welhem er nach kurzem Todesfkampfe erlag, nahdem er einem ähnlihen Schicksale vor einigen Monaten glücklih entgangen war. Die Theilnahme bei seinem Hintritt war allgemein, die meisten Zeitungen erschienen mit {warzen Rändern, und durh eine Königliche Ordonnanz wurde eine dreitägige Trauer bei der Land=Armee angeordnet.

Vom Professor Ulrichs i in einer hiesigen Zeitschrift, dem Eoaævierngç (und daraus auch besonders abgedruckt) eine sehr in= teressante Abhandlung erschienen über die langen Mauern und die Häfen von Athen. Die Haupt-Resultate der sehr scharfsinnigen Ar= gumentationen sind etwa folgende, Die Piräische Halbinsel hatte drei geschlossene Häfen, den eigentlichen Piräus, Zea (jeßt fälschlich Mu-= nychia genannt) und Munychia (jeßt fälschlich Phaleron genannt). Der Piräus hatte zroei Abtheilungen, einen Kriegshafen, Kantharos, nämlich die südwestlihe Bucht desselben hinter dem heutigen Quaran- taine=Gebäude, und einen Handelshafen, Emporion, welchen der ganze übrige Theil des Piräus bildete. Die innere, von den Befestigungen ausgeschlossene, sumpfige Bucht des Piräus hieß Halae. Ein Hafen Aphrodision dagegen existirte gar niht. Den Hafen und Demos Phaleron verlegt der Verfasser nah St. Georg, bisher mit Unrecht als Vorgebirge Kolias bezeichnet, und leßteres wird etwa eine Stunde weiter südlich nah St. Kosmas gerückt. Bis zum Peloponnesischen Kriege existirten drei Mauern, zwei längere parallel laufende von Athen nah dem Piräus, eine kürzere von Athen nah dem Phaleron des Verfassers. Nach jenem Kriege wurden blos die beiden ersten wiederhergestellt, Sollte auch vielleicht die Richtigkeit mancher

| t zu Unterhandl E | Na ttbeile | fort zu Unterhandlungen wegen Uebergabe der Jnsel geschritten seyn,

nisse eintreten können, die Bestimmungen über Verhaftung, über Haus- | suchung und Beschlagnahme der Papiere, über Verweisung ciner Strafsache |

schon aus dem Grunde Aufmerksamkeit, weil es das Resultat lang=- jähriger an Ort und Stelle angestellter Untersuhungen und Verglei= chungen ist.

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Vereinigte Staaten von Uord - Amerika. i

New-York, 20. Febr. Das Comité der auswärtigen Ange- legenheiten hat im Repräsentantenhause einen ungünstigen Bericht über die im Senate angenommene Bill wegen des Oregon=-Gebiets abge= geben, und die Sache wird dadurch wohl vorläufig beseitigt seyn. Andererseits wird indeß behauptet, daß Viele der Bill nur“ deshalb nicht günstig seyen, weil sie dieselbe für überflüssig halten und glau= gen, daß die Regierung hinreichende Macht besie, diejenigen zu {hüBten, welche geneigt seyn möchten, sich im Oregon = Gebiete oder in irgend einem anderen unbebauten Landstriche niederzulassen.

Im Kongresse haben wieder mehrere Diskussionen über den Plan, die Schulden der einzelnen Staaten auf die Union zu übertragen, stattgehabt, aber ohne Resultat.

Das See-Kriegsgericht hatte sein Urtheil in der Sache des Ca= pitain Madenzie, wegen der eigenmächtigen Hinrichtung des Mid- \shipman Spencer und seiner Genossen, noch nicht gefällt.

Nach Berichten aus Haiti soll im südlichen Theile der Jusel eine Jnsurrection ausgebrochen seyn.

Das New-Yorker Journal of Commerce meldet, daß, nach Berichten des Amerikanischen Konsuls auf Tahiti vom 11. Septem= ber, der Französishe Admiral Dupetit Thouars dort am Sten ange= fommen war und von den Einwohnern sener Jusel 10,000 Dollars als Genugthuung für angeblihe Beleidigungen und als Bürgschaft für fünftige Beobachtung der Traktate, verlangt hatte. Man soll so=

und vier Häuptlinge, heißt es, hätten am 9, September eín Doku-= ment, wodurch Frankreihs Souverainetät von ihnen anerkannt wor= den wäre, unterzeichnet, zu welchem jedoch die Königin ihre Unter-

an einen Anderen als den ordentlichen Nichter (in Vergleichung mit vem | {rift verweigert habe. jeßt geltenden Rechte), die Bestimmungen über Beweissachen, über Verthei- | digung (in welcher Bezichung hervorzuheben is, daß das gütliche Verhör ohne Urkfunds-Personen vorgenommen werden darf) und über die Nechts- mittel; endlich die Bestimmungen in Betreff der Kompetenz Verhältnisse und des abgekürzten Verfahrens in geringeren Strafsachen,

Berichte aus Campeche, sechs Tage später als die zuleht eín- gegangenen, melden, daß die Einwohner dieser Stadt sich fortwäh= rend vertheidigten, und daß die sie belagernden Mexikaner eher Rück- als Fortschritte machten, Die Zahl der Mexikanischen Truppen hatte seit dem Anfang der Belagerung bedeutend abgenommen, oh=- agleih sie von Zeit zu Zeit Verstärkungen erhalten hatten.

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Brasilien.

Niíivo Janeiro, 23. Jan. Am 15, Dezember langte ein Befehl der Regierung bei der ersten Section des Ausschusses zum Entwurf des neuen Zoll - Tarifs ein, worin der vorsißende Rath, Carlos Carneiro de Campos, den Austrag erhielt, acht einsichtsvolle Bürger in der Absicht zu wählen, zwei Tabellen zu verfertigen, welche auf die Einfuhr Englischer und anderer fremder Waaren sich beziehen. Die aus Großbritanien und seinen Besißungen eingehenden Waaren sollen in einer besonderen Tabelle zusammengetragen und die Erhöhung genau bestimmt werden, welche der jeßige Zollsaß von 20 pCt. zuläßt: Ein Gleiches soll in der zweiten Tabelle mit den Waaren aller übrigen Länder geschehen, wozu ebenfalls vier Bürger gewählt werden missen. Die erste Wahl ift bereits getroffen und auf die Herren Vieira, Tavares, Carvalho und ‘{Fonseca gefallen; die zweite dagegen is noch nicht entschieden. Obgleich dieser Befehl keine andere als vorberei= tende Maßregeln in sich \chließt, so machte er doch großes Aufsehen an der Börse, weil irriger Weise die Ansicht damit verbunden wurde, daß die Englischen Waaren bis 1844 irgend ein Vorrecht dur Diffe2

renzial - Zölle erlangen möchten. Diese Ansicht wurde jedoch bald wieder beseitigt, indem der Kaufmannschaft die Versicherung wurde, daß während der Dauer des Vertrags mit England keine Verände= rung in den bestehenden Zollsäßen stattfinden werde und auch später für alle Nationen gleich gültige Abgaben festzuseßen beschlossen sey.

Der lange erwartete Ministerwehsel hat endlih am 21sten d. M. stattgefunden. Justiz-Minister und ad interim Minister der auswär= tigen Angelegenheiten is Herr Hermeto Carneiro Leao geworden, Minister des Jnnern Herr S. Maia, Finanz-Minister Herr Viana, Kriegs-Minister Herr Salvador Maciel, Marine = Minister Herr Ro=4 driguez Torres. Die Conseils-Präsidentschaft führt interimistish Herr Leao. Jm Ganzen erwartet man von dem neuen Ministerium feine Veränderung der bisher befolgten Politik, doch heißt es, daß dasselbe dem Abschlusse cines Handels-Traktats mit England günstiger sey, als das vorhergehende Kabinet. Auch scheint es, daß sich in der Legis= latur die Stimmen jeßt dem Abschlusse eines solchen Traktats mehr zuneigen als früher.

Der vorige Finanz - Minister, Herr Abrantes, hat vor seinem Abgange ein Defizit von 6000 Contos deklarirt, welche durch Erhü= hung der Zölle oder durch direkte Steuern gedeckt werden müssen. Das Geld für die in London - fällige Dividende is indeß abgesendet worden, :

Aus Rio Grande lauten die Nachrichten o, daß man eine bal= dige Unterdrückung des Aufstandes erwarten darf. /

Die Escadre, welche von Neapel die Braut des Kaisers einho= len soll, wird am 1. März unter dem Befehl des Marquis Lisboa absegeln.

Der Prinz von Joinville wird täglich hier erwartet.

Maranhao, 21. Jan. (Times.) Die Thätigkeit, welche Baron von Langsdorf, der außerordentlihe Gesandte Frankreichs, seit Ueberreichung seiner Kreditive entfaltet, und die allgemeine Ueber= zeugung von einer baldigen Vermählung des Prinzen von Joinville mit der Prinzessin Januaria haben die Hoffnungen der in Brasilien ansässigen Franzosen nicht wenig gesteigert. Jn der Rede, welche Herr von Langsdorff bei Ueberreichung seiner Kreditive hielt, is fol= gende Stelle besonders aufgefallen: „Die Wohlfahrt Brasiliens interessirt nicht blos den Französishen Handelsstand, welcher durch seine Judustrie daran Theil nimmt, sondern findet auch Sympathieen in dem Herzen der Französischen Nation.“ Diese Phrase hat in den politishen Kreisen großes Aufsehen gemacht. Der Keim der Rivali=- tät, welcher hier zwishen den Französischen und den Englischen Jn- teressen hervorgetreten, entfaltet sich von Tag zu Tage mehr. Der Finanz-Minister Brasiliens, Visconde d’'Abrantes, gilt für das Haupt der Englischen Partei, der Kriegs-Minister für den Führer der Französischen Partei. Großen Unwillen erregte die Wegnahme der Brasilianischen Brigg „„Leopoldina““ durch eine Britische Kriegssloop un- ter den Kanonen des Hafens Macabe. Die Sklaven-Jnteressen wi= derseßen sich auf alle erdenkliche Weise einem Handelsvertrage mit England, und die Oppositions - Blätter greifen den Britischen Ge- sandten, Herrn Ellice, persönlich an. Ein Edikt des Finanz- inisters, wodur vorläufig ein Differenzial-Zoll von 20 pCt. auf alle fremden Einfuhren, mit Ausnahme der Englischen, gelegt wird, hat ebenfalls den Groll der Opposition rege gemacht.

Schomburgh ist von semer Expedition, welche den Zwedck hatte, die Gränze zwischen dem Britischen und Brasilianischen Gebiet zu be- stimmen, nach einer mer err aen und mühseligen eise von 13 Mo- naten nah Demarara zurückgekehrt, Er bezeichnet den als die natürliche Gränze,

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Behauptung bezweifelt werden können, so verdient doch das Ganze