1843 / 82 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

eit, Ort, Meister, Besizer u. st. w. bisher vergebens waren, daß also o Örietturen noch ein weites Feld gcöffnet ist. aas

Der Reliquienkasten des heiligen Fatroclus aus Soest ist ein achtbarcs Werk der Goldschmiedekunst des X1V. Jahrhunderts. Wir freuen uns, dieses Kunstwerk aus den Trümmern so glücklich wiederhergestellt und fernerer Unbill entzogen zu sehen.

Unter den Zialienischen Bildwerken in Terra cotta nennen tir nur die schon früher erwähnten Rundfiguren des Beggarelli, Christus am Kreuze mit anbetenden Engeln, deren zwei in der Luft schweben, welche wir hier in \öner Anordnung zusammengestellt schen, und das ausgezeichnete Nelief der Madonna mit vier Heiligen von Sausoviso. Besonders interessant aber is eine Vergleichung von aht Büsten namhafter Männer des XV. und XVI. Jahrhunderts, deren mehrcre den Republiken von Venedig und Florenz einen nicht geringen Glanz verliehen. Die Büsten, deren Mehrzahl in Terracotta ausgeführt und mit den natürlichen Farben ange- malt wurden, lassen die Dargestellten nun fast als wirklih Lebende erschei- nen, so geistreich is die Auffassung, so vollendet die Nachbildung. Niccolo Macchiavelli scheint noch im Abbilde ganz Verstand zu seyn; man meint noch jeyt die geistreihen Worte aus seinem Munde zu hören, welche ihn unsterblich gemaht. Ser Ceccone dagegen, der Gegner des Savonarola, wird uns durch sein abschreckendes Aeußere nur noch mehr zu Gunsten des edlen Dominikaners stimmen. Der berühmte Mediceer, Lorenzo il Magnifico , steht in vollem Glanze seines Hauses und sciner Persönlich- keit seinem würdigen Gegner, dem Ganfaloniere Soderini, gegenüber. Die Büste des Leßteren dürfte in scelenvoller Nachbildung der Natur zu den allervorzüglichsten gehören, welche man überhaupt sehen kann, und darf als ein wahrer Schaß des Königlichen Muscums betrachtet werden.

Wir übergehen die übrigen Bildwerke, Reliefs und architektonischen Fragmente Byzantinischer Kunstweise nicht minder, wie der Renaissance, um dem Beschauer in seinem Urtheile nicht vorzugreifen.

Kunstausstellung in Paris.

y 2} Paris, 15. März. Eben komme ih von der heute eröffneten Kunstausstellung, ganz abgemattet von unausgeseßtem, fünfstündigem Schen und Herumgehen unter einem schaulustigen Menschenschwarm, welcher sich am ersten Tage des jährlichen Kunstfestes in den Sälen des Louvre einge- : funden und mit unsäglichem Geschnarr und Geschwirr darin auf und abzog. Gegen jede ähnliche Ausstellung in London oder Berlin, München, Düssel- dorf und anderen Deutschen Städten is die hiesige sehr reihhaltig und viel- F seitig interessant und bietet zur Beurtheilung des jeßigen Zustandes der bil- denden Künste in Paris die günstigste Gelegenheit, Denn wenn man auch sons bei hiesigen Kunsthändlern und in ein paar eigens dazu eingerichteten # Lokalen einen ziemlichen Vorrath ausgestellter neuer Kunstsachen und vor- © züglich viele Gemälde antrifft, so sind dies meist Werke von minder nam- haften Künstlern und größtentheils von Anfängern , die dadurch bekannt werden wollen und dort ihre Arbeiten zum Verkauf hingeben. Zugleich sind es aber auch Speculationswerke für die reichen Kunstlagerherren und Pri- vat - Ausstellungs - Lokal - Vermiether, welche als Zwischenhändler unter der Maske der strengsten Kunstrichter das bunte Zeug und effektvolle Fabrikat anzupreisen und den sammelnden Halbkenner eben so gut als den armen Künstler anzuführen wissen, wenn beide nicht auf ihrer Hut sind. Jn der offentlichen Ausstellung aber, welche alljährlich im Louvre stattfindet, wird sechs Wochen lang alles ausgestellt, was Malerei, Kupferstecherei, Stein- druckerei und Bildhauerei seit einem Jahre Ausstellungswerthes hervorgebracht haben. Obgleich viele der vornehmsten Maler, als P. Delaroche, E. Dela- croix, A. Scheffer, Decamps, C. Roquepylan, Th. Gudin, Cabat diesmal nichts von ihren Arbeiten ausgestellt, auch mehrere der ersten Bildhauer, als David, Marochetti, Barye die Ausstellung verwaist gelassen, fehlt es doch nicht an Namen und Werken von ächtem Klang und Kunstwerth, welche die neueste Französische Schule würdig vertreten. Die diesjährige Ausstellung mdchte sogar glänzender und, wenn auch nicht quantitativ, doch qualitativ bedeutender scyn, als die vorjährige. Das edruckte Verzeichniß begreift 1597 Gegenstände: davon kommen auf die elmalerei allein 1190 Stücke, welche in das Eintrittszimmer, den großen von oben beleuchteten Vorsaal, die drei ersten Travéen und den provisori- schen hölzernen Anbau der langen Gallerie vertheilt sind. Der Gesammt Eindruck, den diese Menge von Bildern hervorbringt, ist keinesweges befrie digend, vielmehr der eines ungeheuren Farben - Konzerts, in welchem die rellsten Töne und die falschesten Alkorde sich zu ciner augenschmerzenden Disharmonie vereinigen. Hat man indeß die ersten zerreißenden Schmerzen des gewaltigen wetteifernden Trompetengeschmetters und Fanfareblasens der aletten überstanden, so findet man nah genauerer Besichtigung eine gewisse {nzahl bescheidener, geräuschloser Gemälde, die ihr Publikum nicht auf Jahrmärkten suchen und dem gebildeten Auge eine wohlthätige Erquickung sind. Wirft man cinen Blick auf die einzelnen Fächer, denen die vorhande- nen Bilder angehören, so erscheint die höhere Historien-Malerei zwar zahl- rei, aber keinesweges sehr gehaltvoll beseßt. Unter den Stücken, welche ins Gebiet derselben fallen oder hineinschlagen, zeichnen sich nur wenige vortheilhaft aus. Die großen, meist von der Regierung oder der Stadt- verwaltung bestellten Kirchenbilder von Raverat, Leloir, Varnier, Perignon, Bazin, Lepaulle, Omer-Charlet u, A. verrathen zwar vielfach eine tüchtige, gewandte, effektvolle Technik, leiden aber zu sehr an Kälte des religiösen Gefühls, an theatralisher Uebertreibung des Affelts, um befriedigen zu können. Wenn wir auch in Lehmann n's gefangenen Jere- mias das Streben nach einer höheren, stvlgemäßeren Auffassung in der Haupt figur ret gern anerkennen wollen, so können wir doch die gespreizte Geberde des den Propheten inspirirenden Engels und die gleichgültig avathische Art, wie der am Boden liegende Baruch die Weissagungen aufschreibt, durchaus nicht billigen und müssen die malerische Ausführung und Wirkung des Bil- des für entschieden ungenügend erklären z die Färbung is matt, der Auftrag oberflächlih leiht, die Rundung schwach durchgebildet. Die Bilder alt- testamentarischer Gegenstände von Schopin, als die Findung Mose, die Beschüßung der Midianiterinnen durch Mose und das Urtheil Salomon's

348

haben in Auffassung und Behandlung etwas sehr geziert Modernes. Die Köpfe sind hübsch und gefällig, aber einförmig, lahm, leer und unlebendig im Ausdruck. Eine noch unerquilichere, neumodische Manier zeigen zwei Bilder von Steuben, der keusche Joseph bei der Potiphar und der starke Simson bei der Delila, die ganz als lüstern elegante und üppig moderne Boudoir - Scenen gedacht und mit ciner diesem Geiste entsprechen- den frostigen Eleganz gemalt sind. Wie ein \o begabter Künstler, dessen erste Arbeiten, gleich denen Ary Scheffer's, zum Theil Deut- schen Dichtungen entnommen, bei einem gewissen Hang zur Uecber- treibung der Bewegungen und Lichtwirkungen , doch eine phantasiereiche ro- mantische Auffassung und einen kräftig pastosen Auftrag beurkundeten, zu der porzellanglatten Behandlung, der geistlos modernen Conception und über- haupt zu dem widerwärtig geleckten Wesen gekommen is, in, welchem wir ihn gegenwärtig befangen sehen, wäre shwer zu begreifen, wenn man nicht aus Erfahrung wüßte, daß mitunter die talentvollsten Künstler-Naturen vom Handwerk hingerissen werden und um des leidigen Geldes willen der Mode des Tags und den ästhetishen Gelüsten der Menge fröhnen. Auch in dem Studienkopf der Madonna, welchen derselbe Künstler ausgestellt , zeigt sich jene süßliche Schwächlichkeit der jeßigen fashionablen Religiosität in Paris, die den Gedanken an eine tiefere, innigere Beseelung sittlicher Jdeal - Figu- ren nicht ertragen zu können scheint. 4

Etwas genießbarer als diese leer verhimmelnde Jdealisirung und widrig süßelnde Sentimentalisirung, erscheint die derbe, genreartig naturali- stische Verwendung der jeßigen orientalischen Erscheinungsformen zu Bildern alttestamentariscben Juhalts, wie sie uns in H. Vernet's Thamar und Juda entgegentritt. Es is kein Werk im Sinne der höheren stylisirten Historien-Malerei, im potenzirten Zustande des Lebens aufgefaßt , wie dies bei den großen Meistern im Anfange des scchzchnten Jahrhunderts immer der Fall war, wenn es sich um Darstellung biblischer Vorgänge handelte. Wie dem „Knecht Abraham's““ von demselben Künst- ler, den wir auf einer früheren Ausstellung sahen, merkt man auch diesem „Juda und Thamar“ vielleicht im Uebermaß das Studium der Beduinen anz aber die tüchtige und gesunde Auffassung orientalischer Natur - und Lebensformen, die eigenthümlich scharfe Charakterisirung und künstlerische Vollendung übertrifft in ihrer Wirkung auf das Gemüth des Beschauers doch jene Werke der erhaben stylisirenden Richtung. :

Die vorzüglicheren Bilder der Ausstellung, auf deren Nennung ich mich hier allein einlassen kann, will ih nächstens kritisch besprechen; für heute noch sließlich cine trockene Aufzählung von dem, was mir bei mci- ner ersten Musterung der Ausstellung als besonders hervorstechend aufge fallen ist: in der Profanhistorie ein sehr wirkungsvolles Bild von Léon Cogniet, den Tintoretto darstellend, wie er seine Tochter im Tode por traitirt; in der symbolischen Gattung das große Bild von Papety, das Glück, welhes wir bereits bei Gelegenheit der Ausstellung in der Ecole des Beanux-arts in diesen Blättern beurtheilten; in der Bataillen - Malerei der Einzug der Jeanne d'Arc in Orleans von H, Scheffer, nebst meh- reren Schlachtstücken von Bellangé, Philippateaurx und Charlcet; in der Bildniß-Malerei die lebensgroßen Portraits von J, B. Guignetz im historischen Genre cinige Bilder von Ro bert Fleury; in der Con versations-Malerei ein feines Bildchen von M eissonnier, manche hübsche Stücke von Duval-le-Camus, Guill min, Nochn, ganz beson- ders aber cin treffliches Gemälde von Ad elaux, Navarresische Bauern darstellend, die vor der Thür einer Posada singen und musiziren. Unter den Landschaften bemerkt man eine meisterlich gemalte Ansicht eines Wal- des von Kockfock aus Cleve, welche verdientes Aufsehen erregt. Die beste Marine hat Jsabey geliefert, eine Hafen-Ansicht von Boulognez in der Verbindung von Genre- und Küsten-Ansichten gefallen zwei artige Bil- der von Ed. Hildebrandz in den Junterieurs und Architektur - Particen behauptet Granet seinen alten Nuf mit einigen effektvollen Stücken z die Blumen-Malerei is durch hübsche Proben von Saint-Jean, Jacobber in der Ausstellung vertreten; und eine Jtalienische Winzerin von dem jün- geren Lehmann in Rom zeichnet sich unter den lebensgroßen Portrait- studien vortheilha}t aus. |

Berichtigung. Jn der Hamburger Korrespondenz in Nr. 80 der Staats=Zeitung i Zeile 7 statt „linken“ rechten und Zeile 8 statt „rechten“ linken zu lesen.

Berlin - Potsdamer Eisenbahn. In der Woche vom 14. bis incl. den 20, März c. sind auf der Berlin-Potsdamer Eiscnbalin 6268 Personen gesahren.

Mceteorologische Beobachtungen.

| Nachmittags 2 Uhr.

1843. | Morgens 20. März. | G Ubr.

Abends | Nach einmaliger

10 Ubr, Beobachtung,

Lufidruck .. [3410,27 Par. [339,75 Par. 338,91" Par.) Quellwärme 6,9° R.

| D R: + 3,8° R. |— 0,2° R. Flusswärme 2,2° R.

Thaupunkt .., 2 80 R. IL2° K. | 5,4° B. | Bodenwürme 3,4" R.

Dunstsättigung 59 pt. 26 pCt. 63 pCt. Ausdünstung 0,01 1 Rh.

Wetter heiter. heiter, heiter. Niederschlag O,

Wind U, O0, | 0. Wüärmewechsel -/ 1,0°

Wolkenzug... 0, - 1,5? R, Tagesmittel: 339,65 Par... 40,59 R... -—8,2° R... 19 pt. 0.

Die Luft, welche Jer Ostwind herbeiführte, war ungenein trocken,

Luftwärme ..-

Auswärtige Börsen.

Amsterdam, 17. März. Niederl, wirkl. Sch. 565. Kanz-Bill. —, 5% Span. 19.77. 3% do. 29: Preuss., Präm, Sch. —. Pol. —. Uesterr. 1094.

5% do, 10918, Zinsl, 5. 1% Russ, Hope 90 #5.

Pass. 43. Ausg, —.

Antwerpen, 16, März. Zinsl. 45. Neue Aul. 195.

Paris, 16. März. 5% Rente fin cour. 120. 90. 3% Rente fin cour. §2, 35 5% Neapl. au compt. 107. 90. 5% Span. Rente 28: Pass. 45. Ht

Wien, 16. März. 5% Met. 1101. 4% 1014. 3% 78. 23% 1% —, Bank-Actien 1632. Anl. de 1834 1423. de 1839 1143. :

Berliner Börse. Den 21, März 1843.

Pr. Cour.

Brief. | Geld.

1045 ÎBrl. Pots. Eisenb.| 5 | 1333, | 1323 | a do. do. Prior. Obl. 4 | 1023 | 1035 | 1027 Mgd. Lpz. Eisenb, l 146 145 | do. do. Prior. Obl.| 4 | 1037 -| |

| Pr. Cour.

Geld. | Gem,

Fonds. Aclien.

St. Scbuld-Sch. |35| Preuss. Englische |

Obligat. 30. 4 Präm. Sch. der| |

1045;

as [95

do. do. Prior. Obl.| 4 103% e | 102 [Düss.Elb. Kisenb.| D T1 5 - | | do. do. Prior. Obl.| 4 | 947 E 103 Rbein. Bisenb. |5| 785 - Danz. do. in Thb.|—| do. do. Prior. Obl.| 4 | 975

Kur- u. Neumärk, | Schuldverschr. 34) Berliner Stadt-|

Obligationen. 3 |

Seehandlung. 4 913 [Brl. Auh. Kisenb.|—| 1197 | | |

Westpr. Pfandbr. /34/ 1025 [Ber]. Frankf. Eis. 5 | 1167 4 | 106 tdo. do. Prior. 0bI,| 4 103% _— [0bh.-Schles. Eisb,'! 4' 107

104 Ee

103L Gold al marco, t

| Grossb, Pos. do. l

W&

do. do. Ostpr. Pfandbr.

Porom, do.

Pg t I S | |

Friedrich«ad’or, |

Aud.Gldm.à 5 Th.|—|

j Disconto. 5 | | |

| |

Kur- u, Neum. do Sechlesische do.

R Nb Dg A

13 | id

31 l 3 |

102 |

Pr. Cour. Thlr. zu 30 Sgr.

Brief. | Geld,

Amsterdam 250 FI. 14] c do. 250 Fl. 2 Mt. 140% Hamburg «ec ooo o o eo e nare 300 Mk. Kurz 151 L Giziin do. Mk. | 2 Mi. 151% London I LSt. I Mét. 6: 26% Daa ite oie pou s od adi paiCCdiése 300 Fr. A Mi. 80! 790% d A E T E 150 FI. 2 Mt. 103% 103% Augaburg....-eccococcce oe. ce. 150 FI. 2 Mi. 1025 102% Breslau 100 Thlr. | 2 Mt, 99! R E N x e L Le Tage 100 Leipzig in Courant im 14 Thl. Fuss.. 100 Thir. ( 92 m, MeE 99! 100 FI. 2 Mt. D d (00 28 100 SRbI.| 3 Woch. _— 1057

Konigliche Schauspiele.

Mittwoch, 22. März. Jm Schauspielhause : Schauspiel in 5 Abth., von C. Gubkow.

Donnerstag, 23. März. Im Schauspielhause :

Freitag, 24. März. Jm Opernhause: Armide.

Preise der Plähe: Ein Billet zu den Logen des ersten Ranges 1 Rthlr. 10 Sgr. 2c.

Im Schauspielhause: 1) La Marquise de Senneterre, ou: Unc leçon de coquettlerie. 2) Dieu vous bénisse.

Königsstädtisches Theater.

Mittwoch, 22. März. (Italienische Opern-Vorstellung.) Maria, ossía: La figlia del Reggimento. (Marie, oder: Die Tochter des Regiments.) Opera buffa in 2 Atti. Musica del Maestro Gae- lano Donizelti,

Donnerstag, 23. März. Zum erstenmale: Barcelona's Aufstand, oder: Das Gelübde. Romantischzhistorishes Schauspiel in 3 Aufzü- gen, von Friedrich Adami.

Freitag, 24. März. Wie denken Sie darüber? Dramatische Kleinigkeit in 1 Akt, von R. Hahn. Hierauf: Vorstellung der Pan- tomimisten Herren Gebrüder Lehmann, zum erstenmale wiederholt: Die Zauberflöte, oder: Das Dorfgericht. Komische Pantomime in { Aft, Zum Schluß : Der Barbier von Pekin. Englische Panto- mime in 1 Aft, Hierin kommt vor: Die Japanische Messe.

hsel-Cours.

Frankfurt a. M, Petersburg

Ein weißes Blatt.

Elisabeth.

Marktpreise vom Getraide.

Berlin, den 20. März 1843.

Zu Lande: Weizen 1 Nthlr. 28 Sgr. 9 Pf., auch 1 Nthlr, 25 Sgr. ; Roggen 1 Rthlr. 16 Sgr. 11 Pf., auch 1 Rthlr. 15 Sgr.z Hafer 1 Rihlr, 5 Sgr., auch 1 Rthlr.

Zu Wasser: Weizen 2 Rthlr., anch 1 Rihlr. 27 Sgr. 6 Pf: 3 Roggen 1 Nthlr. 17 Sgr. 6 Pf., auch 1 Rthlr, 16 Sgr. 3 Pf.; Erbsen 1 Nthir. 26 Sgr. 3 Pf., auch 1 Rthlr. 18 Sgr. 9 Pf. (schlechte Sorte).

i Sonnabend, den 18. März 1843,

Das Schock Stroh 10 Rthblr., auch 9 Rthlr, 1 Nthlr, 10 Sgr., auch 1 Rthlr,

Der Centner Heu

—ERI R R —— Verantwortlicher Nedacteur Dr. J. W, Zinkcisen,

A

Gebrucft in der Deckerschen Geheimen Ober - Hofbuchdruckerei,

Allgemeiuer | Anzeiger für die Preuftischeu Staateu.

Bekanntmachungen.

Es werden nachstehend verzeichnete Sechs Stück Magdeburg-Köthen-Halle-Leipziger Eisenbahn-Actien r. 20. 16400. 20149. 20233. 20234. 20283,

mit den noch daran befindlihen 2 Coupons Nr. 4

und 5 vermißt, Vor den Ankauf derselben wird

ewarnt und eine Belohnung von 2 Frd'or. für jede

ctie demjenigen zugesichert, welcher dieselben wieder-

bringt bei Herrn

J. Kirchheim, Neue Friedrichsstr, 21.

Berlin - Frankfurter Eisenbahn.

Die Actionairs der Berlin-Frankfurter Eisenbahn-Ge- sellschaft werden hierdurch unter Hinweisung auf die §§. 25. und 67. des Gesellschasts-Statuts zu einer or- dentlichen Versammlung am 24. April d. J. und nö- thigensalls an den folgenden Tagen, Nachmittags 4 Uhr, im Haupt-Verwaltungs-Gebäude auf dem hiesigen Bahn- hofe, Ko peustrabe r. 7 und 8, eingeladen. i dus eilnahme an diescr General - Versammlung gt nach §. 28. des Statuts nur dicjenigen berechtigt, Be he spätestens 8 Tage vor der Versammlung die hnen ce ümlich gehörigen Actien in dem Bürequ der Gesellschaft auf dem Bahnhofe, welches, mit Aus- nahme der Sonn- und Festtage, Morgens von 9 bis 1 Uhr und Nachmittags von 4 bis 6 ü r geöffnet ist oder 008 auf eine der Direction genü A eise, nie- dergelegt und dadurch die Zahl der Stimmen , zu wel-

en sie berechtigt sind, nachgewiesen haben. Die hier-

er zu ertheilende Bescheinigung dient zugleich als Ein- Iaßkarte für die Versammlung.

Di: Rückgabe der deponirten Actien erfolgt am näch- sten Tage nah dem Schlusse der General - Versamm- lung gegen Aushändigung der darüber ertheilten Be- scheinigung.

Abwesende Actionairs können sich nur durch andere, mit beglaubigter Vollmacht versehene Actionairs ver- treten lassen, und müssen die Vollmachten nach §. 29. des Statuts gleichzeitig mit den Actien selbst im Bü- reau der Gesellschaft niedergelegt werden.

Berlin, den 18. März 1843.

Der Verwaltungsrath der Berlin-Frankfurter Eisenbahn- Gesellschaft. von Buddenbrock, als Vorsigender.

Ediktal-Ladung.

Von dem unterzeichneten Gericht werden, auf An- trag der Erbinteresscnten, Johann Traugott Börner, des vormaligen Hausbesizers Johann Gottfried Bör- ner in Weißig jüngster Sohn, welcher im Jahre 1813 zum Militair ausgehoben worden ist und als Soldat des 2en Schüßen - Regiments von Sahr der Schlacht bei Großbeeren beigewohnt, seitdem aber keine Nach- richt von sich gegeben hat, so wie im Falle seines er- folgten Ablebens desscn Erben und alle diejenigen, welche aus irgend cinem Grunde Ansprüche an das Vermögen dieses Abwesenden zu haben vermeinen,

hierdurch geladen, April 1843

d:eû 4,

an hiesiger Gerichtsstelle, und zwar der Abwesende um sein Vermögen, welches dermalen, ausschließlich der Zinsen , in 625 Msl. unbezahlten Kaufgeldern be- steht, in E zu nehmen und darüber zu quit- tiren, unter der Verwarnung, daß er außerdem für

todt erflärt und sein Vermögen an seine Erben oder

Gläubiger werde verabfolgt, dessen Erben und Gläu biger hingegen bei Verlust ihrer Erb- und sonstigen An- sprüche, so wie der Rechtswohlthat der Wiedercin schung in den vorigen Stand, in Person oder durch gehörig legitimirte Bevollmächtigte zu erschcinen, ihre Ansprüche anzumelden und zu bescheinigen, mit dem bestellten Kontradiktor rechtlich zu verfahren, bis zum 20, Wt. 48493 zu beschließen und sodann Den L JUNl1 41848 der Eröffnung eines Bescheids, welcher rüksichtlih der Außenbleibenden für publizirt erachtet werden wird, ge- wärtig zu seyn. Den auswärtigen Jnteressenten wird zugleich die Bestellung gehörig instruirter und legitimirter Be- vollmächtigter am hiesigen Orte zur Annahme künf- j an sie crgehender Zuferiig'ngen hicrmit aufge- eben. s Gräfl. Loßsches Gericht Hirschstein, den 4, Novem- ber 1842, Dr. Springer, G, Dir,

Verkauf

des Juwelen-, Silber- und Goldwaaren- Lagers des Johann Richter in Prag.

Der Besiyer dieses feit 40 Jahren mit unermüdeter Hingebung und unabl issiger Beachtung aller Fortschritte im Gebiete der Mode und des neuesten Wiener und Midi, Geschmacks betriebenen, dur wiederholte Ge- chäftsreisen erweiterten, so wie durch Solidität und möglichst billige Preise in den ehrenvollsten Ruf ge- fommenen Silber- und Goldwaaren - Erzeugungs - Eta- blissement ist gesonnen, dasselbe aufzugeben.

Es dürfte sich vorzüglich für jene feiner jüngeren Herren Kollegen eignen, welche im Begriffe wären, ein eigenes Geschäft dieser Art zu beginnen. Der Käufer würde nicht nur in ein vollkommen eingerichtetes, der ausgebreitetsten Verbindung und Kundschaft sich er- freucndes, auf das geschmavollste assortirtes Juwelen-, Silber- und Goldwaaren - Handelsgeschäft eintreten, sondern der gegenwärtige Besißer würde es sich auch, aus besonderer Licbe zu diesem fast ein halbes Jahr- hundert gepfslegten Unternehmen, zum Vergnügen ma- hen , einem wackeren und thätigen Käufer durch dic annehmbarsten Bedingungen das Geschäft zu erleich- tern und ihm mit seinen eigenen Erfahrungen in Be- ug auf Einkäufe, Einlösungen, Empfehlungen, Rath- schlage, industrielle Fortschritte, Geschäftsreisen u. #. w. thätig an die Hand zu gehen,

Sollte sich bis zum 1. August 1843 kein kauflusti- ger Unternehmer finden, so wird hicrmit zugleich die Auflösuug des bemeldeten Geschäfts und der bis Ende Oktober diescs Jahres im Einzelnen stattfindende Ausverkauf des gedachten Juwelen-, Silber- und Gold- waaren-Lagers angekündigt, in dessen Folze dann auch die Vermiethung der gegenwärtig inhaben- den Lokalität, im eigenen Bause des jezigen Besipers, am kleinen Ringe der Altstadt Prag Nr. 459, als an einem der frequentesten Pläße der Stadt, geschehen würde.

Anfragen und Anträge erbittet man sich durch porto- freie Briefe.

Preis: 2 Kthlr. für { Iahr. 4 Rihlr. - 5 Iahr. 8 Rthlr. - 1 Iahr. in allen Theilen der Monarchie ohne Preiserhöhung.

Allgemeine

Preußische Staats-Zeitung.

Alle Þost - Anstalten des In- und Auslandes nehmen Hestel- lung an, für Berlin die Expedition der Staats - Zeifung: Fricdrihsstrasse Ur. 72.

In halt.

Amtliche Nachrichten. Landtags - Angelegenheiten. an Se, Majestät den König. Frankreich. Pairs-Kammer, Kredit für Guadeloupe. Depu - tirten - Kammer. Die Unterstüßung der Eisenbahn von Bordeaux nach Teste wird verworfen, Paris. Besipnahme der Gesellschafts- Jnseln für Frankreich. Guadeloupe. Briefe aus Paris. (Das Votum der Kammer über die Kredit-Bewilligung zu Gunsten der Eisen- bahn von Bordeaux nach Teste. Herr von Lamartine und die Motion

Sade gegen dic Beamten in der Kammer.)

Großbritanien und Jrland. London. Privilegien-Frage des Un- terhauses, Pecl’s Argument gegen Ward's Motion in Betreff der Grundbesißlasten. Macnaughten im Jrrenhause und Urtheil des Lord- Kanzlers und Lord Brougham's über dessen Freisprechung.

Oesterreich. Wien. Aerztliche Bülletins.

Aegypten. Alexandrien. Absichten Mehmed Ali's auf Darfur. S der Wehabiten aus Acgvpten entflohen, Mensen Ernst +.

Vereinigte Staaten vou Nord-Amerika. Schreiben aus N c w- York. (Händel zwischen Frankreich und dem Beherrscher der Sandwich- Juseln; der Senat gegen die Kolonisirung des Oregon-Gebietes; Ver- minderung der Gehalte der Beamten und der Diäten der Nepräsentan- ten von dem Kongreß votirt.)

La Plata- Staaten. Schreiben aus Paris, (Rivera und Rosas, und die angebliche Vermittelung Englands und Frankreichs im Streite zwichen beiden.) Buenos - Ayres. Schreiben des Französischen und Britischen Gesandten über den Krieg in den La Plata-Staaten an den Minister der auswärtigen Angelegenheiten in Buenos-Ayres.

Peru. London. Ende des Bürgerkrieges zwischen La Fuente und Torrico,

Juland,. Berlin, Fürstbischof.

Provinz Sachsen. Dank- Adresse

Das „Colosseum“/ abgebrannt, Breslau, Der

Die Bergvölfer des Libanon,

Wissenschaft, Kunst und Literatur, Berlin, Neuentdeckter Komet,

Amtliche Uachrichten.

Kronik des Tages.

Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht :

Den Ober-Landesgerichts-Assessor Lud ewig bei dem Land=- und Stadtgerichte in Stettin zum Rath bei demselben Gericht; und

Die Ober-=Landesgerichts-Assessoren Goeker und Honselmann zu Paderborn zu Land=- und Stadtgerichts-Räthen zu ernennen,

Se. Durchlaucht der Herzog von Braunschweig ist von Braunschweig hier eingetroffen und in den für Höchstdenselben im Königlichen Schlosse in Bereitschaft gehaltenen Appartements ab- gestiegen.

Abgereist: Der außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister bei den Großherzogl. Badischen und Hessischen Höfen und beim Herzogl. Nassauschen Hofe, Oberst von Radow iß, nach Frank= furt a. M,

Landtags- Angelegenheiten.

Provinz Sachf\en.

Merseburg, 6. März. Jun Folge der Bestimmung Sr. Ma- jestät des Königs war ein für vorbereitende Begutachtung des dem 7ten Sächsischen Provinzial - Landtage vorzulegenden Entwurfs des neuen Strafgeseßbuchs ernannter vorberathender Mae am 12ten v. M. hierselbst zusammengetreten und hatte seine umfassende Arbeit beendigt. |

Derauf erfolgte am ten d, M. die feierlihe Eröffnnug des 7ten Sächsischen Provinzial - Landtages in der üblichen Art, zuerst durch Beiwohnung des feierlihen Gottesdienstes in der Domkirche. Darauf begaben sich sämmtliche Stände in das Ständehaus, wo sie Se. Excellenz den Königlichen Landtags - Kommissarius, Wirklichen Geheimen Rath und Ober-Präsidenten der Provinz Sachsen, Herrn Flottwell, feierlich empfingen. Derselbe eröffnete den Landtag in einer würdevollen Rede, welche Seitens des Landtags - Marschalls, regierenden Grafen zu Stolberg-Wernigerode Erlaucht, dankend erwie= dert und mit einem Sr. Majestät dem Könige begeistert dargebrachten Lebehoch! geschlossen wurde. i

Der darauf folgezade Antrag, Allerhöchstdemselben den unter- thänigsten Dank für die im Allerhöchsten Propositions- Dekrete aus= gesprochenen Beweise der Huld und Guade in einer Dauk= Adresse auszusprehen, war, wie natürlich, der erste Beschluß der Versamm- lung, so wie die Vollziehung dieser Adresse das erste Geschäft der heutigen 2ten Plenar-Sigung. j |

Die Dank= Adresse an Se. Majestät den König lautet wie folgt:

Allerdurchlauchtigster, Großmächtigster König, Allergnädigster König und Herr!

Ew. Königliche Majestät baben in landesväterlicher Huld die Eröff-

nung des siebenten Sächsischen Provinzial - Landtags Allergnädigst zu be- chlen geruht. M s lchtschuldiger Ehrfurcht sind wir dem deshalb an uns ergangenen Rufe gefolgt und durch die Mittheilungen der von uns zum allgemeinen Ausschuß-Vereine entsendeten Mitstände mit der lebhaftesten Freude erfüllt worden. i

Ew. Königlichen Majestät gnäige Aeußerungen, die Allerhöchstdero Zufriedenheit mit der ständischen Wirksamkeit bezeugen und ihr eine ehrende Sils in dem Beirath der Krone anweisen, haben dic tiefste Bewegung und die danfbarste Rührung in unserer Brust zurückgelassen,

Berlin, Donnerstag den 23 März

Das Vertrauen Ew. Majestät und des Landes auch fernerhin zu recht- fertigen, erfennen wir als unsere heiligste Pflicht an, Von dem Ernste un seres Berufes durchdrungen und geleitet von dem gewissenhaftesten Be- streben, werden wir uns der durch einen aus unserer Mitte hervorgegan- genen Ausschuß bereits vorbereiteten Berathung über die Strafgeseßgebung und über die ihr folgenden Allerhöchsten Propositionen, die Ew. Königliche Majestät unserer gutachtlihen Meinung zu. uiterstellen Allergnädigst ge- ruht haben, psflichteifrigst unterzichen und beseelt yon den Gefühlen für Wahrheit und Recht die Bitten der Provinz prüfen und mit Offenheit und ehrfurcht8voller Freimüthigkeit zu den Füßen des Thrones niederlegen.

Die Aera, in die wir seit Ew. Majestät Thronbesteigung getreten sind, hat aufs neue einen Bund des unerschükterlichsten Vertrauens, der hingebendsten Liebe und Anhänglichkeit um uns geshlungen.

Um die Erhaltung Ew. Königl. Majestät segensrcicher Regierung fle- hen wir den Allmächtigen an, und wenn unsere Gebete zum Himmel sci- gen, schlägt unser Herz für König und Vaterland,

Die Treue is unser Schild, ihr Bewußtsevn unser Lohn.

Mit diesen Gefühlen ersterben in tiefster Submission Ew, Königl, Majestät allerunterthänigst treu gehorsamste Stände der Provinz Sachsen. Merseburg, den 6. März 1843,

Zeitungs -Uachrichten. Ausland.

Frankreich.

Pairs-Kammer. Sißzung vom 17. März. Der See- Minister legte“: Anfang der heutigen Sißung den von der De- putirten - Kammer ‘ecreits angenommenen Geseh-Entwurf wegen der Guadeloupe zu bewilligenden Unterstüßung vor. Die Pairs zogen sich sogleich in ihre Büreaus zurück, und nach einer halbstündigen Be- rathung erflärte der Präsident in öffentlicher Sißung, daß ein- stimmig beschlossen worden sey, keine Kommission zur Prüfung des Geseb - Entwurfes zu ernennen, sondern sofort zur Abstimmung über denselben zu schreiten. Dies geschah, und der Entwurf ward mit 118 Stimmen gegen 2 Stimmen angenommen. Herr Rossi er= stattete hierauf Bericht über den Geseß-=Entwurf hinsichtlih der geheimen Ausgaben und trug einfach auf die Annahme desselben an. Die Erörterung ward gus künftigen Montag festgeseßt.

Deputirten - Kammer. Sihung vom 16. März. Nachdem (wie gestern gemeldet wurde) der erste Artikel des Geseb= Entwurfs wegen Bewilligung eines Darlehys yon 2 Millionen Fr. für die Eisenbahn von Bordeaux nah Teste angenommen worden war, genehmigte die Kammer ohne Debatte den zweiten Artikel, wel= cher folgendermaßen lautet: „Der Zinsfuß wird auf 3 pCt. jährlich festgeseßt. Die Rückzahlung wird mittelst einer jährlichen Amortisa- tion von 1 pCt. bewerkstelligt. Die Amortisation beginnt spätestens drei Jahre nah Promulgirung des gegenwärtigen Geseßes.‘“ Jm dritten Artikel ward festgeseßt, daß die Eisenbahn selbst nebst allen ihren Revenüen für das Darlehn hypothezirt werden joll, und daß die Amortisirungs=Summe jeder Vertheilung von Zinsen an die Ac= tionairs vorangehen solle. Die Zinsen von 3 pCt. wolle aber der Staat erst verlangen, wenn die Actien der Gesellschaft von dem Netto-Ertrage mit 4 pCt, verzinst worden wären,

Herr O, Barrot: Das is \kaudal6s!

Andere Stimmen zur Linken: Das is eine wahrhafte Verschleuderung!

Herr Jolly: Es wäre besser, man erklärte offen, daß man der Compagnie ein Geschenk von 2 Millionen Fr. machen wolle,

Herr Combarel von Leyval entwickelt ein Amendement, in welchem vorgeschlagen wird, daß die Zinsen für die Staats-Anleihe den Zinsen für die Actionairs voraugehen sollen.

Der Minister des Junern: Die Kammer hat eine Unterstüßung bewilligen wollen z sie hat dies grundsäßlich bereits votirt; man muß die Wirksamkeit dieser Unterstüßung nicht durch Bedingungen, die man daran fnüpft, vernichten, Die Bestimmung des in Rede stchenden Artikels ist kei- nesweges neu. Als man im Jahre 1840 der Compagnie der Eisenbahn von Straßburg nah Basel eíne Unterstüzung bewilligte, ward ebenfalls die Bestimmung in den Gesch-Entwurf aufgenommen, daß der Staat erst Zin- sen erhalten solle, nachdem die Actien mit 4 pCt, verzinst worden wären. Jch glaube daher, daß die Kammer das vorgeschlagene Amendement nicht annehmen darfz sie darf dur Annahme desselben das Votum, welches sie so eben abgegeben hat, nicht rückgängig machen.

Herr Chegaravy: Jch kann dem Minister des Junern darin nicht bei- stimmen, daß durch Annahme des Amendements die der Compagnie be- willigte Unterstüßung rückgängig gemacht wird, Die Compagnie befindet sich jeßt, man kann es sagen, ohne sie zu verlezen, in einem Zustande des Mißkredits. Wenn man nun in einem solchen Zustande 2 Millionen Fr. geliehen erhält, die man uur mit 3 pCt, zu-verzinsen braucht, so is das immer eine schr erhebliche Unterstüßung. : j

Herr Dupin: Als man den ersten Artikel votirte, bewilligte man ein Darlehn, aber keine Schenfung. Durch die Aunahme des 3ten Artikels würde man aussprechen, daß einem Schuldner, der Geld leihen will, zuge- standen würde, daß er sich erst sein eigenes Kapital verzinse, che er an Be- friedigung des Gläubigers zu denken brauche, Da sollten wir lieber auf- richtiger seyn und sagen, daß wir die 2 Millionen verschenken wollen.

Der Minister des Junnern trat noch einmal zur Vertheidi= gung des Artikels und zur Bekämpfung des Amendements auf; nihts- destoweniger ward ‘dasselbe nit {wacher Majorität angenommen. Fünf andere Artikel, die rein reglementarisch waren, wurden ebenfalls genehmigt und hierauf zur geheimen Abstimmung über den ganzen Geseh-Entwurf e Dieselbe ergab folgendes Resultat:

Zahl der Stimmenden..….. 330, Absolute Majorität .…..…. 166. Für den Gesez-Entwurf . 164 Stimmen. Gegen deuselben 166 »

Der Geseß-Entwurf ist verworfen. (Anhaltende Sensation.)

Die Versammlung trennte sih in lebhafter Aufregung.

Paris, 17. März. Die bereits auf verschiedenen Wegen ein-

gegangenen Nachrichten von der Besißnahme der en de R L wird jeßt durch das Mémorial Bordelais vom 15ten d, in fol-

1843.

gender Weise bestätigt: „Eine Nachricht von der größten Wichtigkeit für unseren Seehandel wird uns durch die „Melanie““, welche in un- seren Hafen eingelaufen is, überbracht. Ju Folge eines Anerbietens der Königin Pomaré b: der Admiral Dupetit -Thouars die Otha=- heiti- oder Gesellschafts -Juseln unter den Schuß der Französischen Regierung gestellt, Der Einfluß unserer Flagge in jenen Gewässern ist fortan gesichert, und die Französischen Schiffe werden daselbst be= ständig Zuflucht und Schuß finden. Der Admiral Dupetit-Thouars hat weder duch Gewalt, noch dur Ueberlistung jene Juseln unter den Schuß unserer Flagge gestellt; er hat nur ein förmliches Gesuch der Königin Pomaré bewilligt. Nachstehendes sind sehr ge= naue Details über jenes Ereigniß : Die Fregatte „la Reine blanche““, an deren Bord sich der Admiral Dupetit - Thouars befand, traf am 30. Oktober in Valparaiso ein. Bei seiner Rückkehr von den Mar- quesas-Juseln hatte er bei Othaheiti angelegt unb hatte dort von der Königin Pomaré das förmliche Gesuch, ihre Staaten unter den Schuß Frankreichs zu stellen, entgegen genommen. Die Grundlagen eines Traktats waren von der Königin entworfen und angenommen, und alle Aktenstücke in Bezug auf diese Unterhandlung, so wie die Pläne der neuen Französischen Kolonie auf den Marquesas - Jnseln, wurden dem Capitain der „Melanie““ übergeben, um dieselben nah Paris zu überbringen, Bis zu Eingang der Ratificationen hat der Sranzösishe Admiral, mit Genehmigung der Königin, neue Behörden installirt.“

Der König empfing gestern das Conseil der Abgeordneten aus Veranlassung der beklagenswerthen Ereignisse auf Guadeloupe. An- wesend waren der Baron Charles Dupin, Präsident des Conseils; Jollivet, Mitglied der Deputirten-Kammer, Abgeordneter von Mar- tiniquez der Vice-Admiral Baudin und Dejean de la Batie, Abge- ordnete von Bourbonz Graf von Chazelles und Desmirail, Abgeord=- nete von Guadeloupe, und Favart, Abgeordneter von la’ Guyana. Eine große Anzahl Kolonisten hatte sich dem Conseil angeschlo}seu. Der Baron Dupin verlas eine Rede, worin er dem Könige und der Königlichen Familie g die Gefühle persönliher Sympathie, welche sie zu Gunsten der Kolonicen und der durch die Regierung vorge- \hlagenen Maßregeln kundgegeben , dankte. Herr Sollivet lo sich der durch seinen Kollegen ausgedrückten Danksagung an und be- zeugte die tiefste Erkenntlichkeit der Kolonisten für die Vorlegung des Zuckergesetßzes, eines Geseßes, welches allein die Kolonieen retten könne. Die Herren von Chazelles und Desmirail sprachen von dem Entwurf zu einer Anleihe, die durch den Staat verbürgt werden und den Zweck haben würde, auf Guadeloupe die Betriebsgebäude wieder auf- zubauen und die Aerndte zu retten. Der König nahm die Danksagun- gen und die Wünsche der Abgeordneten mit einem außerordentlichen Wohlwollen auf und zeigte an, daß seine Regierung und er geneigt seyen, Alles zu thun, was die unglückliche Lage der Kolonieen und Guadeloupe insbesondere fordere.

Die Königin Marie Christine hat 5000 Fr. für Guadeloupe un= terzeichnet.

Ein Schreiben, welhes das Jounal du Havre mittheilt, be merkt, daß allen früheren Erdbeben in den Westindischen Kolonieen eine s{wüle Atmosphäre und gänzlihe Windstille vorangegangen sey. Bei dem lebten Erdbeben aber wären die vorangegangenen Tage regniht und ungewöhnlich kalt gewesen, und besonders am Sten habe ein heftiger Ostwind geweht, der auh während der ganzen Zeit des Erdbebens fortgedauert habe. j

Börse vom 17. März. Heute waren besonders die Spani= schen Papiere gesucht, und die aktive Schuld stieg bei lebhaftem Um= saß auf 29, Es hieß, daß neuerdings wegen einer Anleihe mit Spanien unterhandelt würde, und daß die Spanische Regierung die Course triebe, um bessere Bedingungen zu erlangen. d

© Paris, 17. März. Die Anleihe von zwei Millionen zu Gunsten der Eisenbahn - Compagnie von Bordeaux nach ‘Teste wurde zum erstenmal einige Monate vor dem Tode des damaligen Finanz- Ministers, Herrn Humann, im Kabinets-Rathe zur Svráte gebracht. Herr Humann, der von dem lebhaftesten Eifer, das Budget ins Gleichgewicht zu bringen, beseelt war, verwarf den Antrag z erstens, weil er behauptete, der Stand unserer Finanzen erlaube nicht der= gleichen Kredit-Bewilligungen, und zweitens, weil, während ein Theil des Kabinets dafür gestimmt war, daß man der Compagnie für die Cisenbahu von Bordeaux nah Teste eine beträchtlihe Geldsumme vorschieße, eine ähnliche Anleihe zu Gunsten der Eisenbahn - Com- pagnie von Straßburg nach Basel von ihm verweigert werden sollte. Herr Humann fand diesen Unterschied zu ungerecht und drohte, lieber seine Entlassung zu begehren, als das von den Herren Guizot und Duchatel lebhast unterstüßte Anleihe - Projekt zu Gunsten der Com- pagnie von Bordeaux der Kammer vorzulegen.

Herr Lacave =-Laplagne, der nach dem Tode des Herrn Humann das Portefeuille der Finanzen übernahm, bezeigte sich willfähriger gegen seine beiden Kollegen und brachte bald nach seinem Eintritt in das Kabinet einen Geseß-Vorschlag zu diesem Zwecke ein, der jedoch von der Kammer verworfen wurde, Das Kabinet, durch die beträchht- liche Majorität, die es bei der Abstimmung über die geheimen Fonds erlangte, ermuthigt, glaubte, der Augenblick wäre jeßt günstiger, den fraglichen Geseß-Vorschlag zu ieb TdieR und wenige Tage nach der Verwerfung des Amendements Lacrosse brachte Herr Teste wirklich den Geseh-Entwurf über eine Kredit-Bewilligung von zwei Millionen zu Gunsten der Compagnie von Bordeaux ein. Die unter dem Einfluß des Kabinets ernannte Kommission zur Begutachtung der verlangten Kredit - Bewilligung betrieb ras{ch 1hre Arbeiten und sprach ih in ihrem Berichte zu Gunsten des ministeriellen Geseß-Voirschlags aus. Erst bei der öffentlichen Diskussion der Kammer kam es an den Ta daß dabei Privatzwecke mit im Spiele seyen. Jn der That, die Et- senbahn von Bordeaux nach Teste ist \chon vollendet und im vollen Gangez es haudelt sich also nicht u darum, eine Unterstüßung zur Vollendung eines allgemein anerkanuten nüplichen Unternehmens zu gewähren, sondern darum, die Verluste einer nicht eben glüdlichen Speculation zu ersehen, N

Herr Lherbette und andere Deputirte haben gefers und vor- gestern darauf aufmerksam gemacht, daß, während man für auen - dur das leßte Erdbeben verursahten Schaden auf d deloupe nur 24 Millionen Unterstüßung begehrte, m

lamentarishen Wahl-Juteresse 2