1843 / 84 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

nd für Ehre betrachtet werden müßten; da die Motive ea ¡ebenfalls etr verschieden seyen, und dieselbe auch jeßt noch aus edlen Motiven in ähnliher Weise, z. B. zur Rettung des Va- terlandes oder ‘jungfräulicher Ehre, vorkommen könne. Die Minder- zahl trug daher darauf an, um n solchen Fällen nicht die Augehöri= gen verleßend zu berühren, und um nicht das Andenken dessen, der den Tod der Enutchrung vorgezogen, der Anerkennung der öffentlichen Meinung zu berauben, wenn leßtere ihm ihre Ehren zuerkennen wolle, in den Entwurf den beshränkenden Zusaß: „in der Regel“ aufzunehmen. —- 5 | Y Selbstmord vom Standpunkte des Christenthums aus, als eigenmäch= tigen Eingriff, stets für verwerflich und für eine Verleßung der Pflich- ten gegen den Staat und die Familie. g u frevelhafter Leichtsinn, selbstvershuldete Verzweiflung, Stumpfsinn oder irregeleitetes Ehrgefühl als Motiv dieser That erscheinen möge, \d bekunde sie stets Mangel an Vertrauen auf Gott und die eigene Kraft, zu handeln oder zu dulden. 1 seyen niht mehr die des Staates, den das Christenthum durchdrun- gen und veredelt habe. Wenn auch in der Regel das tiefste Mitlei- den dem Unglüdcklichen gebühre, der eigenmächtig seinem Leben cin Ziel geseht habe; die Bestimmung des Geseßes spreche nur die Miß-

als verpflichtet. y s ;

Jm §. 343 wird bestimmt : bei gleicher Strafe (5 bis 50 Rthlr.) darf Niemand Selbstgeschosse, Schlageisen oder Fußaugelu legen, Da es scheinen könnte, als ob dies Verbot eiu absolutes, nicht auf die Fälle des vorhergehenden §. (an bewohnten oder von Menschen besuchten Orten) beschränktes sey, wodurch das Fangen der Raub- thiere, Marder, Ratten 2c., verhindert werden würde, so beantragte man den Zusaß: „ohne die nöthige Vorsicht.“ j

Die Frage: sollen die Strafen der widerrehtlichen Gefangen- haltung ausgeschlossen bleiben, wenn 1) ein auf der That ertappter oder flüchtiger Verbrecher, ein entflohener Gefangener oder Sträfling oder eine Person unter Umständen, welche sie der Beabsichtigung eines Verbrechens verdächtig machen; 2) im Falle der Nothwehr oder emer erlaubten Selbsthülfe derjenige, gegen welchen sie ausgeübt wurde, oder 3) Jemand in einem Zustande, durch welchen er selbst oder Au- dere der Gefahr einer erheblichen Beschädigung ausgeseßt sind, zur Abwendung dieser Gefahr festgenommen und der Obrigkeit ohne Ber= zug der Festgenommene überliefert oder doch die geschehene Festueh-

man die Anzeige nicht für erforderli, wenn sih der Festgenonmene unter Aufsicht des Vaters, wohl aber, wenn sich die festgenommenue Ehefrau unter der Aufsicht des Ehemannes befinde.

Der im Allg. Landreht nicht besonders erwähnte Fall: „wenn Aeltern oder Vormünder Kinder unter 16 Jahren an Bettler oder

Landstreicher oder ohne obrigkeitliche Erlgubniß an Gaukler überlassen“, |

wurde als Verbrechen anerkannt.

Im §. 358 ist bestimmt: wer sich einer Frguenspersou durch List oder Gewalt bemächtigt und dieselbe hinwegführt oder in seiner Ge- walt zurüchält, um sie zur Eingehung einer Ehe oder zum unehe= lihen Beischlaf zu vermögen, wird bestraft: 1) wenn er einen dieser Zwecke wirkli erreiht hat, mit 5 bis 10 jähriger Strafarbeit oder Zuchthausstrafe; 2) sonst aber mit Strafarbeit odér Zuchthgusstrafe von 1 bis 5 Jahren. Das Allg. Landrecht bestimmte gelindere Strafe, wenn die Ehe beabsichtigt wurde, als für den entgegengeseßten Fall. J der Denkschrift ist angenommen, daß zwischen beiden Fällen nicht im Allgemeinen zu unterscheiden seyn werde, da sich Fälle denken lassen, wo eine

so herbeigeführte Che für die Entführte vou nicht geringerem Nach= Es sey

theile is, als die Entführung zum Zweck der Entehrung. daher zweckmäßiger, dem rihterlihen Ermessen zu überlassen, auf je- nen Umstand bei Bestimmung der Strafe in den geeigneten Fällen Rücksicht zu nehmen. Man verkannte die Triftigkeit dieser Bemer fung nicht, glaubte aber dagegen bemerken zu müssen, daß die ver= brecherishe Absicht, weun sie auf unehelichen Beischlaf gerichtet sey, stets entehrend erscheine, uud der Eutführten außer den obigen Nach= theilen für sich selbst und ihre Familie noch die Ehre raube. Die entschiedene Mehrheit trug darauf an, daß das Geseß die Entführung zum Zweck des unehelichen Beischlafs bestimmt mit einer s{härferen Strafe bedrohen möge, als die zum Zwecke der Ehe, und verlangte für ersteren Fall stets Anwendung von Zuchthausstrafe in dem vom Geseße ausgesprochenen Maßez für Entführung zum Zwecke der Ehe aber eine mildere Strafe.

Zeitungs - Uachrichten.

Ausland. E

Sr e M Paris, 19, März. Der Herzog und die Herzogin von Nemours haben sich nach Compiègne begeben, um daselbst die Prinzen von Sachsen-Koburg-Kohary zu empfangen, welche heute Abend in Paris erwartet werden. j I Das Journal des Débats publizirte vor einigen Tagen in einem Artikel über die Arbeiten der Wahl-Untersuhungs-Kommission eine Korrespondenz, die zwischen dieser Kommission und dem Minister des Junnern stattgefunden hatte. Der Secretair jener Kommission, Herr von Corcelles, erklärt heute in den öffentlihen Blättern, daß feines der Mitglieder jene Briefe mitgetheilt haben könne, da sie sich sämmtlich auf ihr Ehrenwort verpflichtet hätten, Alles geheim zu halten, was die Arbeiten der Kommission betreffe. Andererseits liest mau heute im Messager: „Der Minister des Jnnern ist den Veröffentlichungen für die Arbeiteu der Untersuchungs -Kommission durchaus fremd. Man fordert nun von verschiedenen Seiten das Journal des Débats auf, sich über den Ursprung ihrer Mitthei= lungen näher zu erflären. ; . Heute fand in sämmtlichen hiesigen Kirhen eine Sammlung für Mf 1 auf Guadeloupe statt, welche sehr reichlich ausgefal= en seyn soll. A Das Schiff „Lydie““ ist am 17teu d. von Havre nah Pointe à Bus abgegangeu und hat den Betrag der ersten in Havre eröffneten ubscription, 50,000 Fr., mitgenommen. i __ Man will wissen, daß das Londoner Kabinet der Madrider Re- gierung ede vortheilhafte Vorschläge in Betreff eines Handels-Trak- tats zwischen Spanien und Englaud gemaht habe. Bei Annahme dieser Borschläge würde Spanien einen Theil seiner Schulden bezahlen föunen und dadurch in den Stand gesebßt werden, leichter eine neue Anleihe zu negozüren. Diesem Gerüchte s{hreibt man das Steigen der Spauischen Fonds zu, welches seit einiger Zeit an der Londoner und Pariser Börse bemerkt worden ist. ie N von Portugal hat den Herrn von Lesseps, Fran- ösischen Konsul in Barcelona, zum Ritter des Thurm- und Schwerdt- rdens ernannt. In Toulouse sind neuerdings mehrere Personen als Mitglieder geheimer kommunistisher Gesellschaften verhaftet worden, Die für die Paris -= Lyouer olisintig. erforderlihen Summen sind, wie man versichert, bereits vollständig gezeichnet,

Die Mehrzahl hielt dagegen den | Jahre 1803, noch als Knabe, an Bord eines Amerikanischen Schiffs, | | welches die Sandwichs = Juseln berührte, wo damals Tameamea re-= | Wenn gleich niht immer |

| nem Sohne Liolio zusammen erziehen. | 1819 Frankreich uud England besuchte, auf welcher Reise derselbe |

Die Ausichten der alten Geschichte | kurz nach seiner Ankunft in London starb, begleitete ihn Herr Rives, |

| so wie das Geld des Verstorbenen, kamen abhanden.

| an den Gestaden Kaliforniens umgewandelt. der „Komet““ vou Bordeaux ab, um eine Ladung und das erforder- |

ie | ren, und im Jahre 1839 wurde bekanntlich ein von Herrn Dupetit -

300

x * « Paris, 19. März. Eine sehr wichtige Nachricht i in diesen Tagen hier eingegangen: Frankreich hat Otaheiti in Besib genommen. Diese Besibnähme fand in Folge von Conventionen statt, wélche Admiral Dupetit - Thouars mit der Königin Pomareh abge- schlossen hat ; sie is ganz friedlich von Statten gegangen, und jeßt weht die Französishe Flagge auf den Geselljchafts- Inseln. Dieser Plan rührt {hon von lange her, bereits unter der

Reskauration machte man den Versuch, Französische Stationen im |

Stillen Ocean zu begründen, Ein gewisser Rives aus Bordeaux brachte die Regierung zuerst auf diesen Gedanken. Er diente im

gierte, Das lebhafte und angenehme Wesen des jungen Fran zosen gefiel dem König, er behielt ihn bei sich und ließ ihn mit sei: Als dieser darauf im Jahre

Der Jndianische Monarch ‘hinterließ ein Testament, in welchem er sei- nem Freunde 60,000 Piaster vermachte.

„„Bellona“/ wurde dazu ausersehen, die irdische Hülle des Judianischen

billigung der That aus, und dazu erscheine der Staat so berechtigt | Fürsten, so wie die seiner Frau, welche ebenfalls dem Einfluß des un-

| gewohnten Klimas erlegên war, nah den Sandwichs=-Juseln zurück-

¿s

| zubringen. Das Englische Kabinet benußte diese Gelegenheit, um der | Regierung dieser Jnselu seten Rath zukommen zu lassen. Herr Ri

ves seinerseits theilte manhe Notizen über den Handel der Sand , a. , Tina P - _— ¡, wichs=Jnselu mit und erbot sich, dem Fahrzeuge „der Held‘“/ als Fül

/

| rer zu dienen, während zugleih ein anderes Schiff direkt nah der |

Jusel Oghu abgesandt wurde. Unterdessen aber war auf den Sand

wichs-Juseln das Gerücht verbreitet worden, Herr Rives sey au Lio= |

lio’s Tode schuld, und “er habe sich mit dessen Schäßen nah Frank-

reich begeben. Dies hatte den Erfolg, den man sich davon versprach : der | | Name Rives wurde verabscheut, sein Haus niedergerisseu und sein Grund=

besitz fonfiszirt. Erst bei der Ankunft in einem Hafen von Mexiko erfuhr Herr Rives, wie es mit seinen Angelegenheiten auf den Sand wichs=Juseln stand.

lihe Personal zur Begründung einer Ackerbau- und Handels-Kolonie

| nah den Sandwichs-Juseln zu briugen. Die Regierung benußte diese |

mung angezeigt worden i? wurde einstimmig bejaht. Auch hielt | Gelegenheit, um auch einen apostolischen Oberen, Herrn Bachelot,

nebst mehreren Missionairen dorthin zu s{chicken. Diese Erpe= dition fiel aber sehr ungünstig aus, eben so auch die, welche ihr

| folgten. Jm Jahre 1836 endlich beglaubigte die Französische Regie=

rung in der Person des Belgischen Kaufmanns Moerenhout einen

| Konsul auf den Sandwichs = Juseln, wo derselbe noch jetzt diese |

Functionen versieht, Oft kam es zu Reibungen zwischen den auf den Sandwichs - Juseln ansässigen Franzosen, Amerikanern und Englän= Die Eingebornen nahmen fast immer Partei gegen die Erste-

Thouars befehligtes Kriegsschiff beauftragt, Genugthuungen zu ver langen, welhe denn auch aufs vollständigste gewährt worden siud, Seitdem erhielt der Französische Eiufluß in jeuen Gegenden die Ober=

| haud über den der Amerikaner und Engländer, und das Endergebuiß

unserer Maßregeln und Bemühungen, is die Begründung der Fran- zösischen Oberherrlichkeit in diesem Archipel des großen Oceaus, A

Gröfsbritauien und Irland.

London, 18, März::-Vorgestern hat die halbjährlihe Bersamm- lung der Actionaire der Bank vvn'England stattgefunden, in welcher die Dividende deklarirt wird; dieselbe ist zu 35 pCt. für das verflossene Halb= jahr, jedo mit Einschluß der Einkommensteuer, bestimmt worden, Aus

dem bei dieser Gelegenheit abgestattéten Direktorial=Bericht geht unter |

Anderem hervor, daß seit dem Jahre 1694 eine Masse von Banknoten, zum Belaufe von 400,000 bis 500,000 Pfd., bei der Bank uicht zur Einlösung präsentirt ist, worunter für 250,000 Pfd. Ein- und Zwei= pfund = Noten. Jene Summe kaun daher als reiner Gewinn der Bank betrachtet werden und is zu dem Reserve-Fonds geschlagen worden, nah Abzug jedoch von 135,500 Pfd., welche die Bank in Folge der Amerikani\hen Geldkrisis eingebüßt hat. Den Gesammt-= Belauf des Reserve-Fonds, als der reinen Aktiva (mit Ausschluß der Bauk-Gebäude), gab der Bericht auf 3,122,924 Pfd. an. Der nie= drige Diskonto hat auf die Geschäfte der Bank guch nachtheilig ge= wirkt, und man hat deshalb, um eine Dividende von 35 pCt. aus- theilen zu können, 5864 Pfd, aus dem Reserve-Fonds nehmen müssen.

Die Zahl der mit einer Monomauie behafteten Judividuen, die es auf Sir Robert Peel abgesehen haben, mehrt sih noch immer. Am Uten i} abermals ein \olher Mensch von der Polizei aufge- griffen worden, der sich mit großem Eifer sowohl in dem Büreau des Schaßamtes in Downing=Street, als auh iu der Wohnung des Herzogs von Buccleuh und der des Premier - Ministers selbst nach Lebterem erkundigt hatte und aus dessen ganzem Benehmen hervor- zugehen schien, daß er nihts Gutes im Schilde führe. Bei dem mit ihm auf dem Polizei - Blireau in Bow=Street angestellten Verhöre ergab sich, daß er Edward Colley heißt, ein Eisenhäudler i, und daß er sich schon seit längerer Zeit durch seine irre Handlungsweise bemerkbar gemacht hatte, die übrigens auch aus einem bei ihm ge- fundenen, an seinen Vater gerichteten Briefe zur Genüge hervor= leuhtete. Auf die Frage des Polizeirichters, was er bei Sir Robert Peel zu suchen gehabt habe, antwortete er, er habe nur eine Unter redung mit ihm habeu wollen und hätte ihm vielleicht einige gute Rathschläge geben können. Aus den Aussagen von Colley’s Haus= wirth geht hervor, daß derselbe {hon seit ein paar Tagen sih auf eine auffallende Weise benommen"hatte, und daß man fürchtete, er wolle einen Selbstmord begehen; nah einer anderen Aussage soll der Wahnsinn in seiner Familie erblich seyn. Der Polizeirichter ließ ihn nah geschlossenem Verhör einstweilen der Obhut der Kirchspiels= Behörden übergeben. s

Der Globe meint, daß von der Bill, welche der Lord= Kanzler einbringen wolle, um die vüftere Wiederkehr solcher Verbrechen, wie sie Oxford, Macnaughten und andere für verrückt erkärte Per- sonen begangen hätten, durch legislative Maßregeln möglichst zu verhüten, wenig Erfolg zu hoffen sey, indem der Minister selbst zu- gegeben habe, daß hier blos von Ergreifung größerer Vorsichtsmaß-= regeln die Rede seyn könne. Wenn diese Frage größerer Vorsicht aber im Parlament zur Erörterung komme, #0 werde man wahr= sheinulich darüber einstimmig seyn, daß der Polizei mehr Wachsam-= feit bei Ausübung ihrer Pflicht empfohlen werden wüsse, weiter aber nichts geschehen könne. Die Polizei werde dann viele wildblickende Personen, zumal wenn sie ohne Zusammenhang sprächen, vor die Be- hörden s{hleppen, welche eine Menge Fragen an sie rihten und her- nach, falls besondere Achtsamkeit auf sie nöthig erscheine, ihren An- gehörigen empfehlen würden, ein wahsames Auge auf sie zu haben; der neu geschaffene Schrecken vor den Monomanen aber werde all- mälig {winden und das Publikum sich wieder so sicher fühlen, als vor dem jeßigen Allarm, den die Tory-Blätter blos zu Parteizwecken

erhoben hätten. ———_

Dieses Testament aber, eben | Die Fregatte |

Seine Expedition wurde nun in eine Küstenfahrt | Jm Jahre 1826 ging |

Deutsche Bundesstaaten.

Q : Ly 75 H E ¿Branufehwelg, 22, März. Nach den gedrudckten Protokollen j e ags- ‘erhandlungen sind die diesjährigen Staats-Einnahmen zu Mill. 240,000 Rthlr. angeschlagen worden. Darunter befindet |! Pein Beitrag von dem Kammer = Einkommen zu 145,000 Rthlr., we jed Foy diesen Ueberschuß sih noch auf 583,000 Rthlr. berech- ne un d Peru - Einkommen einen Gesammt = Betrag von 1 Mill. 723,000 Rthlr. bildet, Vou dem Kammer - Einkommen er- hält die Hofstaats= Kasse 222,000 Rihlr. —— P Otter eeia Wien, 19, März. (Aerztl. Bülletin.) i j Am 18. März, um 9 Uhr frül

Die Krisen durch Schweiß wiederholten sich auch heute bis und bewirkten wieder eine Milderung sämmtlicher Zufälle; das Befinden des Durchlauchtigsten Erzherzogs Franz Karl is daher im Ganzen, mit Aus- nahme eines eingetretenen Schmerzes am Knie, so beruhigend, daß von nun

an keine Abend-Bülletins mehr erscheinen werden.

Frhr. von Türkheim. Dr. Zander,

Panl en

_O Madrid, 12. März. Sicherem Vernehmen nah hat die diesseitige Regierung ihren Geschäftsträger in Paris beauftragt, an

| Herrn Guizot die Frage zu richten, auf welhe Weise die von ihm in

der Sißung der Französischen Deputirten-Kammer vom 2teu abgege= bene CErflärung, daß er seinem Souverain und seinem Lande anrathen würde, einzuschreiten, falls man den Spanischen Thron der ihn seit Ludwig XIV,. inne habenden Familie entreißen wolle, zu verstehen wären. Namentlich wünscht die diesseitige Regierung, zu erfahren, ob in jenen Worten eine Drohung für den Fall ausgesprochen wer= den solle, daß die Königin Jsabella 11. sich mit einem nmcht zur Dy- nastie der Bourbons gehörenden Prinzen vermählen würde.

Jn Bezug auf diese Angelegenheit is heute in dem wohlunter-= richteten ministeriellen Blatt, el Espectador, folgender Artikel er- schienen, der jenseits der Pyrenäen einige Beachtung verdienen möchte: :

„Herr Guizot hat bei zwei Gelegenheiten in der Französischen Deputirten-Kammer erklärt, daß nur in dem Falle, daß unsere Kü-= utgin sich mit Jemanden, der nicht von dem Geblüte Ludwig's X1V. wäre, zu vermählen beabsichtige, Frankreich sich rüsten und handeln müsse. Dies heißt so viel, als daß die Königin Jhabella, der Ab- gott der Spanier, sih nmicht mit demjenigen, den Ihre Majestät zum Gemahl erwählen und die Spauischen Cortes als solchen genehmigen möchten, vermählen darf, sondern daß er nah dem Geschmack der Französischen Regierung seyn muß. Eine solhe Anmaßung erbittert und wird Alle die, welhe Spanisches Blut in ihren Adern habeu, in üble Laune versetzen.

„Der König der Franzosen hat zwei verheirathete Söhne und drei (sic) vermählte Töchter. Hat man etwa die Spauische Regierung be- fragt, ob ihr die von Sr. Majestät Ludwig Philipp ausgesuchten Bräutigame oder Bräute gefielen oder uicht? Wohlan: wenn er nicht anfragte, woran er sehr wohl that, aus welchen Gründen und

| mit welhem Rechte will denn Herr Guizot, daß die Französische Re=

gierung bei der Vermählung unserer Königin einschreite? Dieser Kü=- nigin, deren Thron die treuen Spauier erobert haben, und für die sie hundertmal ihr Leben opfern würden.

„Wir gehen jeßt uicht darauf aus, bie Verhältnisse zu untersu- hen, die sih in der erlauhteu Person, die sich nut der Königin Jsa- bella vermählen soll, vereinigen müssen, denn wir halten es nicht für angemessen. Aber so viel wollen wir sagen: diese Vermählung muß ganz allein nah dem Wohlgefallen der Spanier und Jhrer Ma- jestät getroffen werden, und sollte irgend Jemand das Gegentheil wollen, so erfahre er, daß wir, die Spauier, gerüstet sind und han- deln werden, falls dies nöthig seyn sollte. Und wir sagen ohne Zau- dern, die Spanier, deun wir Alle werden einig seyn, wenn es \ih um die Natioualehre und um die constitutionelle Freiheit handëlt.

„Wenn ein Anderer als ein Franzose das Geblüt Ludwig's XIV. rlihmte, so würde uns dies uicht auffallen; aber daß in Frankreich, wo man einen König guillotinirt hat, in dessen Adern eben jenes Blut rollte, und einen anderen entthronte, solche Dinge gesagt wer= den, seßt uns in Erstaunen, und wir begreifen die Ursachen so großer Widersprüche niht, Der unglücklihe Ludwig XVI. und Karl X, waren Enkel Ludwig's X[IV. und auf den Einen folgte Napoleon Bonaparte, der sicher nicht von Bourbonischem Geblüte war, und auf den Anderen Ludwig Philipp von Orleans. So gewiß nun freilich dieser vom Geblüte Ludwig's XIV. ift, so gewiß leben Andere, in deren Adern das Blut jenes Königs uocch direkter rollt: und dem- nah müßte er, den Doktrinen des Herrn Guizot, der so große Wich- tigkeit auf Geblüt legt, zufolge, dahin arbeiten, daß der Herzog von Angouleme, oder der Herzog von Bordeaux, diejenigen, welche vom kostbarsten Geblüte Ludwig's XIV, sind, in Frankreich regierten.

„Der gegenwärtige König der Franzosen besißt den Thron durch den Willen der Nation, und nicht durch das Recht eines Geblütes, das für die Uebrigen sehr gut seyn mag, das aber die Franzosen selbst für \chlecht halten, denn entweder ließen sie es auf dem Schaf- fote fließen, oder sie sahen und sehen, wie es sich in der Verbannung erschöpft.

„Wir wünschen, daß der König Ludwig Philipp und seine Familie glüdlih seyn mögen, so wie wir wünschen, daß die Minister eines Königs, der vermöge des Nationalwillens der Franzosen regiert, sich nicht in Angelegenheiten mische, bei denen nur die Spanische Nation in Verbindung mit ihrer Königin einschreiten kann, will und darf.“

C

Percinigte Staaten vou Uord - Amerika.

O New-York, 26. Febr. Zu dem gouvernementalen Zwie- spalt, der im Amerikanischen Kabinette wegen der Grage über die Emission neuer Schaß = Bons zu Tage getreten ist, wäre noch ein weit ernsterer hinzuzufügen, wenn man den Gerüchten, die in Washington gingen, Glauben beimessen darf. Herr Webster soll sich vollkommen zu Gunsten des Planes des Herrn Johnson ausgesprochen haben, welcher vorschlägt, alle Schulden der Staaten zu generalisiren und an ihre Stelle eine Emission von 200 Millionen Dollars in nationalen Schabscheinen zu seben. Und da dieser Plan weder im Kongresse, noch in White- House, wo die absolute Theorie der gesonderten und unveräußerlihen Rechte der Staaten vorherrscht, in Gunsten steht, so hätte Herr Webster in. dem Cifer für seine Ueberzeugung sih ent- {lossen, das ministerielle Portefeuille mit den Mühen des Kampfes und des Apostolats zu vertauschen. Dieser Eifer in der Ueber- zeugung wäre um 0 erfreulicher, je seltener er in diesem Lande ist 3 aber vorläusig i noch kein ernstliher Grund vorhan- den, der zu dem Glauben berechtigte, daß Herr Webster ein \o unbedingter Anhänger der Doktrine des Herrn Johnson geworden wäre. Herr Webster L ein zu hervorragender Kopf, als daß er nit mit seinem bekannten Scharfblik die fast unübersteigbaren Schwierig- feiten sollte erkannt haben, welhe der Vershmelzung der föderalen Schulden in eine einzige entgegenstehen.

Die hier eingetroffenen Nachrichten aus England, namentlich die Rede Sir R. Peel’'s im Englischen Unterhause, worin er das Recht der Durchsuchung Amerikanischer Schiffe durch die Britischen Kreuzer auf der hohen See in Anspruch nahm, hat bier zu Lande unter allen Klassen des Volkes und, wie man aus Washington erfährt, auh im Kongresse, großes Aufsehen erregt. erhobenen Verhandlung geht klar hervor, daß der Präsident nah den vorausgegangenen Unterhandlungen schon stets die Meinung gehegt hatte, Großbritanien habe alle Ansprüche auf Durchführung des in dem Durchsuchungsrechte liegenden Grundsaßes, Amerika gegenüber, aufgegeben, Es ließen sich sogar Stimmen dabin vernehmen, daß man jede zu Ausführung und Vollzug des mit Lord Ashburton abgeschlossenen Vertrages führende Bedingung verweigern müsse, weil England demselben eine so \{chlimme Auslegung zu geben suhe. Jndeß drangen diese Stimmen niht durch, und meh-= rere Reduer erkfaunten bereitwillig an, Ausübung des Durchsuchungsrechtes niemals Verzicht geleistet, und daß auch der Vertrag Ashburton in dieser Hinsicht Alles im Statu quo belassen habe. Und. bei diesem wird es vorläufig auch bleiben, so lange die Englischen Kreuzer sich uiht Gewaltsamkeiten gegen Amerikanische Schiffe erlauben werden, welche man diesseiis sicherlich nicht ungestraft hingehen lassen würde.

Bis zum 4. März sollte die Auflösung des Kongresses erfolgen und wie ih neulich s{chou vorausfagte, die Mehrzahl der zu erledi- genden Fragen wird sonach abermals liegen bleiben. Das Baufke- rottgeseß is übrigens wirklich zurückgeuommen worden. Die oben angedeutete Möglichkeit einer Modification des Kabinets gewinut anu Wahrscheinlichkeit. Der Schaß-Secretair hat bereits seine Abdan- kung eingereiht, und Herr Spencer, der Staats-Secretair des Krieges, ist an seine Stelle ernannt worden. Das Gerücht von Herrn Web ster’s Rücktritt gewinnt ebenfalls Kousistenz und es scheint, daß er in der That Herrn Johnson's Plan zu Uebernahme der Schulden der einzelnen Staaten durch die Union als Gesammtheit adoptirt und si der Durchführung desselben mit ganzer Kraft zu widmen beschlossen hat.

R La Plata-Staaten.

L Paris, 19. März. Auf direktem Wege hat man endlich Nachrichten aus Moutevideo vom 20, Dezember, welche über den Stand der Dinge daselbst genauen Aufschluß geben. mir vor, Jhuen morgen mehrere Dokumente zu shicken, unter anderen das Dekret, wodurch die Sklaverei auf dem ganzen Gebiete der Ne publik Uruguay für abgeschafst erklärt wird; dann die Proclamatiouen, welche zu Montevideo erschienen in Folge der Nachricht von der Nie verlage der Truppen Rivera’s, Man ersieht nun daraus, daß das betreffende Gefeht am 6. Dezember vorgefallen war. Man schrieb die erlittene Niederlage dem Abfalle der Bundesgenossen von Corrieit- tes zu. Ein großer Theil der Artillerie der geschlagenen Armee war

in die Gewalt der Truppen des Diktators Rosas gefallen und eine |

bedeutende Anzahl Fußvolk zu Gefangenen gemacht worden, Jndeß jollen auch die Soldaten von Montevideo mit gekämpft haben. General Rivera staud am 2Wsten noch mit einem Theile seiner Reiterei in der Gegend von Paysandu und war mit Wiedervereinigung der verschiedenen Abtheilungen seiner Truppen beschäftigt, die an mehreren Punkten den Arroyo grande überschrit- ten hatten. Am 17ten waren die Depeschen des Generals und Präsidenten Rivera in Montevideo eingetroffen; er schreibt, daß der Feind seinen Sieg theuer habe erkaufen missen, und daß die Schlacht nur in Folge unvorhergesehßener Zwischenfälle, welche eintraten , ver- loren gegangen sey. Ju Montevideo selbst scheint man deu Muth in Folge der erlittenen Schlappe nicht verloren zu haben, wahrscheinlich rechuet man dabei insbesoudere auf die in Aussicht gestellte Juter- vention Englands und Frankreichs, um dem Kriege ein Eude zu

machen, —if Fine

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Macao, 1. Jan. Aus einem neuen Chinesischen Regierungs- Erlaß scheint hervorzugehen, daß der Kaiser fest entschlossen is, Frie- den zu halten. Er hatte anfangs sih geweigert, auch Futscheufu, in der Thee-Provinz Fukian, dem Englischen Handel zu eröffnen, Den Engländern is es aber um den Handel daselbst besonders zu thun, da sie hier den besten Thee unmittelbar an der Quelle holen können, ohne den Umweg über Canton nöthig zu haben, Durch jeuen Er laß wird uun „dem erneuerten Wunsch der Engländer, in Futscheufu Handel zu treiben, Faktorcien zu errichten und in denselben mit ihren

Familien zu wohnen“, unter dem 26. Tag des siebenten Monats |

(3. August 1842) die Kaiserliche Zustimmung ertheilt, Es heißt in dem Edikt weiter: „Unsere Commissaire haben selbst (wegen ihrer Zugeständ-

nisse an die Engländer) ihre eigene Bestrafung verlangt, wir sprechen sie |

aber von aller Schuld in dieser Hinsicht frei. Die Engländer haben ehr- furhtsvoll eingewilligt, nichts gegen die Erbauung unserer Forts und Citadellen zu sagen. Ju den verschiedenen Häfen, wo die Barbaren sollen Handel treiben dürfen, fönnen sie mit allen unseren Kaufleuten ohne Unterschied in Verkehr treten, und alle zwischen beiden Theilen entstandenen Schulden sind von dem betreffenden Theil ohne amtliche Einmischung zu bezahlen. Das Geld (21 Millionen Dollars) ist in jährlichen Fristen zu bezahlen. Es is ein großer Betrag, und woher hat eine solhe Summe, um sie auszugeben, zu kommen? Kijing allein sey hinfort verautwortlih für die nöthigen Anstalten und verzeichne zum voraus die Pläve, welche ihren Antheil an der Zahlung tragen sollen; er hat demgemäß an den Hof zu berichten, Die Eingebore- nen des Reichs der Mitte, welche den Beamten genannter Englischen Nation behülflich waren, sind von der Strafe wegen dieses Beneh- mens frei, und da uun der Friede erklärt is, so is das Volk beider Nationen beiderseits als eines zu betrachten, und Niemand soll es wagen, hinfort Blut zu vergießen.““

Seinerseits unterläßt auh der Englische Bevollmächtigte, Sir Heury Pottinger, nihts, um den Frieden aufreht zu erhalten, Er hat an die Opium-Schmuggler eine strenge Verwarnung erlassen und soll darauf angetragen haben, daß dem Gouverneur von Hong Kong die Befugniß übertragen werde, die Schmuggler mit Strafen zu belegen,

Inland.

Köln, 19. März. (Aach. Z.) Der Administrations - Rath der Rheinischen Eisenbahn-Gesellschaft hat dem Vernehmen nach die vom Staate angebotene Hülfe durch einen Beschluß in folgender Fas sung angenommen: „Obgleich das in dem Ministerial - Resfripte vom 24. Februar d. J. gemachte Anerbieten des Staates den Ansprüchen niht genügt, welche die Gesellshaft nah der Ueberzeugung des Ad= ministrations-Rathes auf wirksame Unterstüßung hat, indem die dar= gebotene Hülfe an und für sich weder ausreihend für die Bedürfnisse ist, noch eine wirkliche Staal Mutersligikg Actionaire darstellt ; da jedoch nah Lage der Verhältuisse die Nicht-Annahme des Aner- bietens des Staats ein unverzüglihes Einstellen aller Arbei- ten auf der Rheinischen Eisenbahn zur Folge haben würde,

Aus einer im Senate darüber

daß Großbritanien auf |

Jch behalte |

vieler Tapferkeit |

361

nimmt der Administrations - Rath das gedachte Anerbieten an.‘ Dieses Anerbieten besteht in der Zinsen-Garantie Seitens des Stag- tes, für ein Prioritäts-Anlehen von 17 Millionen Rthlr., womit zu- vörderst die Bahn vou Aachen bis zur Belgischen Gränze und eine furze Strecke Doppelbahn fertig gemaht werden soll, bevor die Ge- sellschaft aus dem Ertrage dieses Anlehens, von welchem der Staat selbst 7 Million Rthlr. übernehmen will, die Schulden der Gesell- schaft oder anderweite Ausgaben für Betriebs-Material, für Fertig- stellung der Bahn- Anlagen zwischen Köln und Aachen u. st. w. be- zahlt werden dürfen. Es wird zwar noch bezweifelt, daß diese Be- dingung gestellt sey, doch soll es zuverlässigen Nachrichten zufolge wirklich der Fall seyn,

Die Bergvölker des Libaunou, ihre sozialen, religiösen und politischen Zustände. (Schluß. Vergl, Staats-Ztg. Nr. 82.)

Nachdem wir neulich die politischen und statistischen Verhältnisse der Stämme des Libanon, #}o weit dieselben bis jeßt uns bekannt geworden, dargelegt haben, beschäftigen wir uns heute mit einem historischen Rückblick auf die früheren Schicksale derselben und stellen es unseren Lesern anheim, hiernach gewisse falsche Eindrücke zu berich- tigen, welche die leßten Diskussionen in den Französischen Kammern über diesen Gegenstand etwa bei ihnen zurückgelassen haben sollten.

Um den gegenwärtigen allgemeinen politischen Zustand der Berg- völker des Libanon zu begreifen, is es nöthig, daß man einige Zeit zurüickgeht, einen Blick auf die Geschichte des bis in die neueste Zeit die Herrschaft über das Gebirge führenden Geshlechts der Schehabs thut und sich die Ereiguisse zurückruft, welche dies Geschlecht ge- stürzt haben.

Vor ungefähr 150 Jahren starb der lêßte Nachlomme des be- fannten Fachr el Din, aus dem Hause Maau, der alten Herrscher= Familie der Drusen, und die Paschas von Acre und Tripolis befan= den sich in Verlegenheit, welchem von den angeschensten Geschlehtern sie die Herrschaft anvertrauen sollten. Das Laud war in Aufruhr, in zwei sich feindlih gegenüberstehende Parteien, der Keissy und Ye- meni (welcher Leßteren die Yezbeki gefolgt sind) gctheilt, und es war nicht rathsam, einem dieser beiden mächtigen Häuser die Herr= schaft zu übertragen, weil der Parteigeist dadurch nur neue Nahrung erhalten würde. So geschah es, daß einer fremden aus Mekka sam-= menden Familie vom Emirstande, die seit der Zeit der Kreuzzüge in einem Dorfe des Hauran, in Schohba, ihren Siß hatte und unbe-= theiligt an den inneren Streitigkeiten war, den Schehabs, die Herr= haft über die Drusen von den Paschas verliehen wurde. Diese Politik bewährte sich und die Schehabs herrschten bis in die neueste Zeit, Emir Beschir *), der Sohn des Emir Hassem, ein Schehab, war noch ein Kind, als sein Vater, der über die Drusen geherrscht hatte, starb, und die Regierung deshalb an seinen Onkel, den Emir Jussef, überging. Die \{chlechte Verwaltung Jussef's entfremdete diesem bald die meisten angesehenen Familien, deren Freundschaft der unter= deß herangewachsene junge Beschir durh seine Manieren und seinen bei mehreren Gelegenheiten schou bewiesenen Muth sich gewann, und als die Differenzen Jussef’s mit dem damaligen geldgierigen Pascha von Acre, Djezzar, dessen übermäßigen Geldforderungen Jener uicht nachkam , endlich 1789 in ofene Feindseligkeiten ausarteten, war es dem jungen Beschir leiht, unterstüßt „Lon seinem Anhange und dem Pascha, sich der. Herrschaft gu: bemächtigen." Die Pascha?s aber ging dahin, den in derHerrschaft zu bestätigen, wel- her den reichsten Tribut zahlte, und Jussef wurde deshalb wieder ein- geseßt, als er einen höheren Tribut versprach, als der Emir Beschir; er ward aber wieder abgeseßt, als der Lebtere ihu überbot. So unterhielt der Pascha die Feindseligkeiten beider, bis ihm Emir Beschir 4000 Beutel anbot, wenn er den Jussef sterben ließe, und nahdem auch der Minister des Pascha bestochen war, wurde das Todes-Urtheil an

Politik des |

Emir Jussef vollzogen. Djezzar Pascha bereuete jedoch bald diese |

That, ließ seinen Minister mit seiner Familie ertränken, den Emir Beschir mit seinem ersten Rathgeber, dem Scheich Beschir, aus dem vornehmsten Drusengeschlehte el Djombelat, nah Acre locken und hier Beide ins Gefängniß werfen. Hohes Lösegeld befreite indeß bald Beide. Der Emir wurde von neuem bestätigt, kehrte in das Gebirge zurück, besiegte dort leiht die aufgestandenen Anhänger Jussef's und erfreute sich des ruhigen Besißes der Herrschaft bis 1804.

Um diese Zeit geshah es auch, daß der Emir Beschir, der bis dahin Muhamedaner gewesen war, mit seiner ganzen Familie zum Christenthum übertrat und sich dadurch die Maroniten geneigt machte, welhe in Folge harter Bedrückungen Djezzar Pascha's es ihrem Nutzen und ihrer Sicherheit gemäß gehalten hatten, sich mit den Drusen zu verbinden und die Oberherrschaft der Schehabs anzuer= fennen, Von großem Vortheil war dem Emir die ihm gehor- same Macht der hinzugetretenen Maroniten, gegenüber den mit Eifersucht und Mißtrauen auf ihn blickenden Drusen, welche auf die Schehabs troß dem, daß sie über 100 Jahre die Herrschaft inne hatten, immer noch wie auf Fremdlinge sahen und nur durch die scheinbare Freundschaft, welche der Emir mit ihrem mächtigsten Häupt ling, dem Scheich Beschir, unterhielt, beruhigt wurden, Ein Beweis von der Stärke der Adels-Justitutionen bei den Drusen.

Aber dennoch war des Emir Beschir Herrschaft noch keinesweges von allen Seiten gesichert, auh noch uicht, über das ganze Gebirge ausgedehnt, Seine Vettern, die drei heraugewachsenen hinterbliebenen Söhne des hingerihteten Jussef, im Gibel und Kosruan herrschend, erhoben einen Aufstand, den Djezzar Pascha, seiner gewohnten Politik, Geld zu gewinnen, folgend, förderte. Die durch jene erfolgte Usur= pation des Gebirges wurde von ihm bestätigt, und der Emir Beschir warf sich, keinen anderen Ausweg wisseud, in die Arme des Vice= Königs von Acgypten, des mächtigen Mehmed Ali, Es wurde damit der erste Grund zu jener folgereihen Freundschaft zwischen diesen beiden geistesverwandten Männern gelegt, die aber dem Emir später theuer zu stehen kam. Dem Worte des vielvermögenden Vice-Königs wagte Djezzar Pascha nicht zu widersprechen, und die Söhne Jussef's wurden vermocht, dem Emir Beschir die Herrschaft zu cediren,

Nach dem Tode Djezzar’s that der Emir den entscheidenden Schritt, zur vollständigen Herrschaft über das ganze Gebirge zu ge- langen. Er überfiel die Söhne Jussef's, bemächtigte sich ihrer Per- sonen, ließ ihnen die Augen ausbrenuen und die Zungen abschneiden, um sie in Zukunft am Komplottiren zu hindern, die Vornehmsten ihrer Anhänger, meist Drusenfürsten, hinrihten und ihre sämmtlichen Güter einziehen. Gestärkt sodann durch das ‘enge freilich ihm fost- spieltge Bündniß, welches er, damit die bisherige den Türkischen Machthabern immer feindliche Politik seiner Vorgänger aufgebend, mit dem eam Djezzar's, dem Soliman Pascha, einging, konnte er die Herrschaft über den ganzen Libanon troß der ihm eindlich ge= innten Drusen antreten, deren reisten und vornehwsten Chef, den hon genannten Scheich Beschir, er in sein Jnteresse zu ziehen und ihn als wirksames Justrument zur Unterdrückung der übrigen zu brauhen verstand. So herrshte Emir Beschir von 1810 bis

___*) Beschir ist ein gewöhnlicher Eigenname, der von vielen im Ge- bírge getragen wird. Der Ton ruht auf der leßten Silbe.

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1819 über das ganze Gebirge von Belad Affar bis in tie Nähe von Aa (Acre) mit Einschluß der Bkaa und eines Theils des Anti = Libanon und des Djebel e} Scheikh. Die außerordentlichen Forderungen der Pascha's ungerehnet, zahlte er jährlich 530 Börsen, nämlich 130 an den Pascha von Tripolis und 400 an den von Acre. Auch mit dem Nachfolger Soliman’'s, dem Abbdalla Pascha, trat er in freundschaftlihe Beziehungen, die ihm namentli 1819 zur Dämpfung eines furchtbaren Aufstandes im ganzen Gebirge, der dur lästige Contributionen veranlaßt war, zu statten kamen. __ Abbdallaÿ Pascha von Acre strebte zugleich nah der Herrschaft über das Paschalik von Damaskus und erließ einen falschen Firman, welcher den dortigen Pascha für abgeseßt und dessen Paschalik mit dem seinigen für vereint erklärte. Emir Beschir, dem Pascha von Damaskus wegen erlittener Unbill persönlich verfeindet, rüdckte mit 10,000 Mann zur Vollziebung dieses Firmans gegen Damaskus. | Der Pascha von Damaskus aber klagte in Konstautinopel und die | Pforte verurtheilte Abdallah zum Tode und entseßte Emir Beschir einer Herrschaft. Die Vollziehung der Strafe wurde den Paschas von Damaskus, Aleppo und Adana aufgetragen. Sogleich erhob sih das ganze Gebirge unter dem Scheich Beschir el Djombelat und | des Emirs Bruder, dem Emir Abets, gegen den geächteten Emir | Beschir, der, von Allen verlassen, zum zweitenmal ih in den Schuß Mehmed Ali's begab (1822). Abdallah troßte dem Zorune des Groß- herrn in seinem festen Acre, das die vereinigten Paschas mit den Bergvölkern ohne Artillerie und mit einer s{chlecht disziplinirten Armee vergeblih belagerten. Mehmed Ali erwirkte indeß vom Sultan für Abdallah Pascha wie für Emir Beschir Verzeihung, und das Todes-Urtheil wurde in eine Geldstrafe von 3000 Börsen und Tra=- gung der Kriegskosten umgewandelt, von denen ein Theil der Emir zu tragen hatte. Der Vice-König gewann dadurch einen unmittel= baren Einfluß auf den Libanon -Fürsten, und man findet von dieser Zeit an ihre beiderseitigen politischen Jnteressen aufs innigste verknüpft. Emir Beschir kehrte, eutblößt von allen Geldmitteln, die sein Exil in Aegypten aufgezehrt hatte, in sein Land zurück, und um hier nicht gleih die armen Bergvoölfer dur eine {were Contribution sich feindlih zu stimmen, aber einigermaßen die leßtbewiesene Treu=- losigkeit seines alten Ministers zu strafen, forderte er von diesem, dem reichen Scheich Beschir el Djombelat, die ihm von Abdallah aufgeleg= ten 1000 Börsen. Der Scheich weigerte sich, zu zahlen, und zog sich grollend auf sein Schloß Muchtara zurück, wo er mit dem Emir Abets und dret jüngeren Brüdern des Emir Beschir gegen diesen von neuem fomplottirte. Ohne den Beistand Abdallah Paschas hätte diese Verschwörung für den Emir gefährlich werden können, \o aber befreite sie ihn von einem Manne, der ihm lange ein Dorn im Auge war, weil der Einfluß desselben bei den Drusen dem seinigen mehr als die Waage hielt und ihn von Uebergriffen in die traditionellen Rechte jedes Einzelnen in diesem Volke abhielt. Der Scheich Beschir wurde nämlich nah Acre gelockt, hier gefangen geseßt und, nachdem der Prozeß grgen ihn in Konstantinopel eingeleitet war, zum Tode verurtheilt. Er wurde strangulirt, dann enthauptet, darauf gevier= theilt und sein Körper den Hunden vorgeworfen. Den drei Brüdern des Emir wurden die Zungen abgeschnitten und die Augen ausge=- brannt. Diese Execution zu Anfange des Jahres 1824 sicherte auf lange Zeit den Schehabs den ungestörten Besiß der Herrschaft, Dank der energischen Handlungsweise des Emir und seiner Freundschaft zu | Abdallah, der die engen Bande, welche den Libanon - Fürsten au den mächtigen Vice-König von Aegypten knüpften, nicht übersah. | Indessen bereiteten sich Ereignisse vor, welche die Dazwischenkunft der Europäischen Mächte in die Angelegenheiten des Orients nöthig machten, die Einschränkung der aufstrebenden Macht des Vice-Königs | von Aegypten dem«ächst zur Folge hatten und die Schehab=-Herrschaft im Libanon stürzten. Mehmed Ali hatte durch seinen Sohn Jbrahim im Kriege gegen die Wahabyten 1811 1818 dem Sultan Arabien wieder erobert und ihm 1825— 1827 gegen die Griehen in Morea Hülfe geleistet. Er verlangte dafür zur Belohnung das Paschalik von Acre. Doch der Sultan schlug ihm seine Forderung ab, worauf unter dèm Vorwande, daß der Pascha Abdallah Aegyptische Verbre= cher, die ihm selbs nach dem Leben trachteten, in seine Mauern auf= genommen habe, der Vice - König gegen diesen den Krieg begann. Ibrahim rückte im Oktober 1831 mit einem Heere in Syrien ein, eroberte nach 6 Monate langer Belagerung Acre, ward von der un= ter dem Einflusse des dem Aegyptischen Herrscher befreundeten Emir Beschir stehenden Bevölkerung Syriens, die in echt orientalischer Weise ín jeder mit Erfolg gekrönten Unternehmung den Finger Gottes sah, als Befreier von der verhaßten Türkischen Herrschaft begrüßt, {lug die ihm entgegengesandten Türkischen Heere in drei entscheidenden Schlachten bei Homs, Beylan und Konieh und bedrohte Konstantinopel, indem er 5 Tagemärsche davon entfernt zu Kutageh sein Standquartier nahm. Die Pforte, in solcher Noth, warf sich Rußland in die Arme, und eine Russische Escadre erschien vor Konstantinopel, Augenblicklich aber traten die übrigen Mächte Europa's ins Mittel, und Frankreich {loß im Namen der leßteren mit dem siegreichen Jbrahim an 8. April 1833 die Convention vou Kutagyeh, welche dem Vice=König den Besiß Aegyptens, Syriens und der heiligen Städte gegen einen jährlihen Tribut zusicherte. Doch konnte nah einer Klausel diese Konzesfion vom Sultan jährlih widerrufen werden, und man hatte dadurch den Keim zu den folgenden Kriegen gelegt, welche die Macht des Vice-Königs brachen und Syrien der Pforte wieder gewannen. Denn als der Großherr, gestärkt durch das in demselben Jahre mit Rußland geschlossene Schub- und Trußbünduiß von Uukigr Skelessi, gegen welches mehrere Mächte protestirten, darauf bedaht war, das nothgedrungen abgetretene Syrien wieder zu gewinnen, Mehmed Ali aber, vertrauenb auf seine Kraft, den prekären Besiß dieses Lan= des in einen sicherern zu verwandeln \trebte, als jedes direkte Arran= gement zwischen Beiden scheiterte, und doch der dur die Convention von Kutageh geschaffene Status quo Beiden verhaßt war, als endlich der Sultan 1839 die Feindseligkeiten erneuerte, aber bei Nisib von Ibrahim aufs Haupt geschlagen wurde, in Folge welches Sieges der Vice-König seine alte Drohung, sich unabhängig zu erklären, wenn seinen Forderungen nicht nachgegeben würde, erneuerte, da traten die Großmächte Europa's zur Aufrechthaltung der Unverlezlichkeit des Türkischen Reichs gegen den rebellischen Pascha ins Mittel und schlossen nah langen Verhandlungen, welche durh die zweideutige Haltung Frankreichs verzögert wurden, endlih am 15. Juli 1840 mit Aus-= \chluß Frankreichs den bekannten Quadrupel = Traktat, welcher den Aufstand in Syrien, das Bombardement Beiruts und St. Jean d'Acre?s durch die vereinte Englische und Oesterreichishe Flotte, die Räumung Syriens von Seiten der Aegyptischen Truppen, endlih dic Beschrän= fung Mehmed Ali's auf den alleinigen erblihen Besiß des Paschaliks Aegypten, zur Folge hatte. Die Räumung des Landes von Seiten der Aegyptischen Armee wurde hauptsächlih veranlaßt durch die unter Englischem Einfluß zum Aufstande geweckten Bergvölker, denen eine Englische Escadre 80,000 Gewehre brachte, und welche die Aegyp- tische Herrschaft so bereitwillig abzuschütteln strebten, wie früher die Türkische. Denn das achtjährige Regiment Mehmed Ali's hatte bei den freien Bergbewohnern troß des Einflusses, welchen der ihm be- freundete Emir Beschir über sie ausübte, keine Wurzeln fassen könen.“ Man begrüßte Jbrahim 1832 als Retter und Befreier von E

fishen Zwingherrschaft, man jagte ihn 1840 aus" dén Lan a die rieen D ubitatbe Mehmed ails noch unerträg empfun-