1843 / 85 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

den hatte als jene. Der Vice-König, Wiederhersteller der Ordnung in Aegypten, unternahm etwas in Syrien, das die Pforte hier noch niemals gewagt hatte; er wollte sein strenges geregeltes Gouvernement den freien Völkern des Libanon auflegen. Aber er rief dadur nur die Lese Erbitterung gegen dasselbe n Denn die mit der rüdcksichtslosesten Grausamkeit betriebene Rekrutirung der Aegyptischen Armee, die für die arme Bergbevölkerung übermäßigen Auflagen, namentlich die neu eingerichtete Kopfsteuer, endlich die ins Werk geseßte Entwaffnung des Landes, veranlaßten in jenen 8 Jah- ren 5 blutige Aufstände 1835, 1838, 1839 und zweimal im Jahre 1840, welhe bis auf den leßten zwar das energische Durchgreifen Jbrahim's unter kluger Benußung der zwischen den einzelnen Völker= schaften bestehenden Feindseligkeiten dämpfte, aber doch zuleßt den gegen den gemeinsamen Feind durch Englischen Einfluß verbundenen Stämmen erliegen mußte. Der Emir Beschir, bis zum lebten Au- genblickde der Aegyptischen Sache ergeben, nah der Einnahme Beiruts aber an ihr verzweifelnd und im Gebirge seines Einflusses beraubt, widerstand nicht länger den Aufforderungen Englands und begab sich mit seiner ganzen Familie unter deu Schuh eines Englischen Fahr= zeugs. Sein Abfall war hiermit vollständig. Er wurde anfangs nah Malta, von da nah Konstantinopel gebracht, wo er gegenwärtig noch, ein 80jähriger Greis, im Privatstande lebt.

Dieser \{leunige Sturz der Macht der Schchab-Familie mit dem Emir Beschir zeigt uns deutlich ihre Stellung unter den Völker= schaften, welche sie beherrshte. Mit dem Aufhören der ihr vom Landesherrn anvertrauten Administrations-Befugniß sah sie sich nicht allein von den ihr stets feindlichen Drusen, sondern auch von den ihr stets zugethanen, von ihr stets in Schuß genommenen Maroniten verlassen und ohumächtig, Der Grund davon is kein anderer, als weil diese Familie vom Volke und seinem angebornen Adel noch immer als eine fremde nicht zu ihm gehörige betrachtet wurde, weil ihr der haltbarste Nexus mit diesem Volke, das Hervorgegangenseyn aus ihm, abging. Es zeigte sich, daß es einzig die vom Großherrn dieser Familie verliehene Gewalt war, welche gepaart mit der in vie- ler Beziehung sehr ausgezeichneten Persönlichkeit des alten Beschir ihm und den Seinen, unter denen nur der dritte Sohn, Emin, aus= gezeichnete Gaben besißen soll, ein so großes Gewicht, eine so ein- ilußreihe und mächtige Stellung verlichen hatte.

Nachdem wir nunmehr den Grundcharakter und die auf demsel- ben basirenden Justitutionen der Bergvölker des Libanon, zugleich mit einem Ueberblick ihrer Geschichte der lebten Zeit, gegeben haben, ist es möglich, leiht zum Verständniß und zur richtigen Würdigung des gegenwärtigen Zustandes derselben zu gelangen.

Die Provinzen befinden sich seit zwei Jahren wieder unter der aus\schließlihen Ober - Herrschaft der Pforte, aber die Bemü- hungen derselben, unterstüßt durch den Rath und die Mitwir= fung der Mächte Europa's, die dort noch niemals eingekehrte Ruhe und Ordnung endlich herzustellen, sind wie bisher bei ihrer gewohnten Regierungsweise, die, seit Jahrhunderten immer dieselbe, sich nicht nach Verhältnissen und Umständen modifizirt, durchaus vergeblich gewesen. Sogleich nah der Entfernung des Emir Besthir erhoben sich die Stämme, der vollkommensten Anarchie preis= gegeben, zum theilweisen Kampfe gegen einander und zum durhgän-

gigen Aufstand gegen die neue Regierung, durch welche sie ihre Frei- heiten bedroht sahen. Zwar gewann die Pforte über den durch in= nere Zwistigkeiten getheilten Feind Vortheile, konnte sich der Perso= nen der vornehmsten Drusen-Häuptlinge bemächtigen, die sie in Beirut in strengem Gewahrsam halten ließ, aber die Völker wählten wie ge=- wöhnlih zu \o außerordentlichen Zeiten aus niederen Graden ihre

Kriegsführer, die bis auf den gegenwärtigen Augenblick mit mehr oder weniger Erfolg ihre Feindseligkeiten gegen die Pforte fortgeseßt haben. Von diesen Kriegshäuptern verdienen besonders zwei eine nähere Erwähnung, da sie in dem leßten Aufstande bedeutende Rollen spielten.

: Schübl el Arrian, ein Mann niederer Herkunft, warf sih 1839, sein Gewerbe als Maulthier- Vermiether bei Seite stellend, als Fbrahim die Drusen im Hauran entwaffnen und der Conscription unterwerfen wollte, zum Vertheidiger seiner ungefähr aus 1800 waffenfähigen Männern bestehenden Landsleute auf. Die Vertheidigung dieses seit John Lewis Burkhardt fast von keinem Reisenden noch betretenen gebirgigen Landstrichs, bot viele Züge der größten Entschlossenheit und des höchsten Heldenmuths. Fbrahim, des Vertilgungskrieges damals müde, und auch anderweitig genug beschäftigt, machte zuleßt dem Blutvergießen dadur ein Ende, daß er den kühnen Führer mit obrigfeitlicher Gewalt bekleidete, ihm den Titel Scheich gab und seine Forderungen niedriger stellte. Die später folgende Türkische Regie- rung fand es angemessen, diesen Zustand beizubehalten; Schübl wurde von ihr hoh besoldet und in seiner Stellung bestätigt. Doch kaum regte sich im vorigen Jahre der Hauptstamm der Drusen im Libanon, mit dem die des Hauran stets in Berbindung bleiben, kaum hörte Schübl el Arrian, daß die Freiheiten seines Volkes immer mchr Gefahr liefen, so {rieb er dem alten Assad Pascha in Beirut einen ganz mittelalterlihen Fehdebrief, sagte darin der Türkischen Regierung Dienstverhältniß und Gehorsam auf und marschirte mit 1200 Strei- tern nah Rascheia, wo der Sammelplaß der Unzusriedenen war, Kürzlich hat er durch Omer Pascha eine Niederlage erlitten.

Aehnliche Bewandtniß hat es mit den Gebrüdern Suleiman und Hussein Hamady, deren ältester, Suleiman, ein im hohen Grade ta- lentvoller Mann seyn soll, der in seltener Weise alle zum Partei- Oberhaupte nöthigen Gaben in sich vereinigt: Klugheit, Muth, Ent- \lossenheit, riesige Körperkraft und Gewandtheit. Diese Hamady's waren kleinere Edelleute im Dorfe Bekein und erhoben si eigentlich erst aus ihrer untergeordneten Stellung zur Zeit des lehten Krieges zwi- hen Drusen und Marouiten, wo Suleiman el Hamady unter Anderem an einem Tage fünf Maroniten-Häuptlinge von ihren Streitrossen hieb. Der Seraskier Pascha, welcher im Anfange den Drusen allen möglichen Vorschub leistete, ernannte diese beiden tüchtigen Leute zu Scheichs, ewann sie für den Türkischen Dienst und theilte sie dem Omer Pa- sa zu. Auch sie haben Ende des vorigen Jahres dies Verhältniß aufgelöst und sind den Jusurgenten beigetreten, Aus den vornehmen Drusen =- Geschlechtern steht der einzige Emir Emin el Reßlan auf Seiten der Jnsurgenten, da die übrigen sich im Gewahrsam in Beirut befinden. Er wurde zuerst vom Seraskier Pascha als eine Art Mit-= telspersou zwischen der Regierung und seinen Landsleuten gebraucht, und au diese abgeschickt, um die ersten Regungen des Aufruhrs zu beshwitigen. Von seinem Sihe Schwesfeth, nicht weit von Beirut, schrieb er jedoch dem Nachfolger des Seraskiers, dem Assad Pascha, daß er sein Verhältniß zur Türkischen Obrigkeit auflösen und thr allen Gehorsam auffkündigen müsse.

Die Psorte, dieser immerwährenden Kriege müde und sehnlichst nach Ruhe verlangend, steht gegenwärtig im Begriff, auf den Rath der Mächte eine Maßregel in Ausführung zu bringen, welche die

, , , , endliche Ordnung im Gebirge herstellen soll. Sie will die Völker- schaften durch bestimmte Gränzen theilen und jeder einen Herrscher aus e eigenen Stämmen geben, den Drusen einen Drusen-Fürsten den Maroniten einen Maroniten-Häuptling. Db diese Moßregel das

ewünschte Resultat liefern wird, steht vielleicht zu hosen: gewiß t es keinesweges. Denn einmal wohnen Drusen und Marouiten nicht so getreant von einander, daß die zwischen ihnen entstehenden

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Kollisionen niht Streitigkeiten unter ihre verschiedenen Herrschern veranlassen köuntenz sie wohnen zusammen in denselben Distrikten, oft in venselben Flecken; das anderemal giebt die Uebertragung der Herrschergewalt an ein bevorzugtes Geschlecht dem Neide und der Eifersucht des übrigen Adels stets neue Nahrung und bereitet die nothwendige Folge, Komplotte und Kampf, vor. Vor 150 Jahren befand sih das Land der Drusen ziemlih in demselben Zustande, und die Paschas hielten es damals nicht für rathsam, die Gewalt in die Hand eines Drusen zu legen, Ein Drusenfürst würde der Herrschaft über das in Parteien getheilte Land (wie es dort immer der Fall is) den Kampf seiner eigenen Partei zugebracht und alle Macht darauf verwendet haben, die übrigen zu unterdrücken, dagegen ein fremdes, zwischen den Parteien stehendes Herrschergeschleht, dieselben im Gleich- gewicht zu erhalten, wenn auch niemals zu überwältigen vermochte. Es bewährte sih eine lange Reihe von Jahren, troy des unru- higen Geistes der Bergbewohner , jene Politik, welche damals die Herrschaft der fremden Familie der Schehabs anvertraute und die, später die christliche Bevölkerung den Drusen gegenüber- stellend, noch viel mehr das Gleichgewiht und das Land 1n einem leidlichen Zustande von Ruhe und Unterwürsfigkeit den Paschas erhal- ten konnte. Diese Herrschaft, weil nicht hervorgegangen aus dem Volke, war freilich nur durch den Schuß der Pforte gesichert, aber sie bestände noch gegenwärtig und das Land befände sich nicht in anarchischem Zustande, wenn die ehrgeizigen Pläne des alten Beschir jenen Schuß nicht verscherzt hätten. Wir müssen es dahingestellt seyn lassen, ob eine nochmalige Verleihung der Herrschaft über den gau- zen Libanon an einen Türkischen den Paschas untergebenen Macht- haber für den zweckmäßigsten Ausweg zu halten is. Jmmer freilich müßte es ein Herrscher seyn, der die Elemente in jenen Völkern kennt und zu würdigen weiß, der seine Regierungs-Mgßregeln ihrem Charakter und den dortigen Verhältnissen anzupassen, kurz ein Herrscher, der nach dortiger Art gut zu regieren versteht.

Wissenschaft, Kunst und Literatur.

Die Neimersche Gemálde- Versteigerung.

Berlin, 24. März. Binnen wenigen Tagen steht unserer Stadt der Verlust einer Sammlung bevor, welche in Bezug auf Zahl und inneren Werth nur wenige ihres Gleichen in Deutschland haben möchte. Unter den ciwa 2200 Gemälden, welche der verstorbene Buchhändler, Stadtrath Reimer, hinterließ, sind etwa 800 der weniger bedeutenden (doch auch unter ihnen befanden sich mehrere bezeichnete Bilder berühmter Meister), bereits früher meistbietend versteigert worden, sv daß wir unter den nun- mehr aufgestellten einer Auswahl der vorzüglichsten Meister Altdeutscher und Niederländischer Kunst uns erfreuen.

Aus der Altdeutschen Schule schen wir allerdings nur eine verhältniß mäßig geringere Zahl. Unter ihnen is ein auf Papier gemaltes Bilduiß von Hans Holbein als eins der vorzüglichsten Meisterwerke hervorzuheben; leider ist nur der Kopf selbs ausgeführt, aber dieser um so vollendeter. Das Portrait eines jungen Mauncs aus Augsburg gchört seiner tüchtigen frü heren Malweise an. Einige andere Portraits derselben Schule, welche bisher stets für Werke des Meisters galten, welche aber der fast zut gewissen- haft angefertigte Katalog nur als Schulbilder gelten läßt, sind gleichfalls zu beachten, so wie mehrere Altniederländische und Altdeutsche Gemälde verschiedener Schulen, doch übergehen wir sie, um auf den noch bedeu- tenderen Theil der Sammlung zu kommen.

Die Niederländische Schule is in den verschiedensten Richtungen außerordentlich reih beseßt. Vor allen nennen wir die Auferweckung von Jairi Töchterlein, von Rembrandt, in der zierlichsten Weise, welche sein Pinsel nur irgend erlaubte, gleichsam getuscht, und dennoch von der wunderbarsten Wirkung des Helldunkels, ohne cine Spur von Aengstlichkeit, gleichsam nur ein einziger leichter Erguß sciner Genialität. Dies chon von Alters her berühmte Bild chemals in der Galerie Brentano in Amsterdam ist durch den {önen Kupferstich von Wille (1709) der Kunstwelt rühmlichst bekannt.

Von Ferdinand Bol sind mehrere Portraits vorhanden, darunter das einer âlteren Frau im schwarzen Mieder und mit großer weißer Hals- kfrause höchst ausgezeichnet is. Es erfreut doppelt , ein so natur- wahres Bildniß von einem Schüler Rembrandt's zu sehen, wo sich im Ganzen mehr die Manier wie die einfache Auffassung der Natur vererbte. Eben so vollendet ist ein weibliches Bilduiß vollendeter jugendlicher Schönheit, von van der Helst, Unter der Menge der übrigen Bildnisse nennen wir nur noch einen zierlihen Franz H als, einen jugendlichen Hugo Grotius von Slingclandt und eine ganze Reihenfolge von Denners, aus seinen verschiedenen Zeitenz unter ihnen is ein Gesell- \chaftsstück mehrerer Prinzessinnen der Herzoglich Braunschweigischen Familie in kleinerem Maßstabe schr anziehend: ein zur Seite stehender etwas äâlt- licher bürgerlicher Herr wird als der Vater Herder's bezeichnet.

Unter mehreren Teniers nennen wir nur ein leicht hingeworfenes, halb Genre-, halb Landschafts-Bildung in seiner durchsichtigen Manier: drei sich lebhaft unterredende Männer, denen cine in der Thür der benachbarten Hütte stehende Frau zuhorcht, Man begreift kaum mit wie wenigen Mit teln der Künstler seinen Gegenstand so vollendet hinstellte; an einigen Stel- len des Bildes, wie auf dem Strohdach der Hütte, hat er kaum Farbe aufgetragen, und doch ist das Bild durchaus vollendet. Von anderen Nie derländischen Meistern, den bekannten wie den weniger bekannten beide sind reichlich durch Aufschriften bezeichnet wie Ostade, Jean le Ducq, Palamedes u. \. w., finden wir sehr anziehende Kabinetsstüccke. Ein wilder Reiter in gelber Jacke, dessen Schimmel Carriere über eine vom Sturme gefcgie Ebene hinjagk, steht dem leßten Meister noch am nächsten, doch ist 53 unendlich lebenvoller und saftiger wie die übrigen Bilder dieses Meisters. Auch von Wouvermans schen wir einige zierliche Bildchen, unter denen cine Dame zu Pferde in seiner schönsten Manier i. Sehr merkwürdig 1k ein großes Figurenre.ches Bild , cine Kirmeß darstellend, von Helmond, Jede einzelne dieser zahlreichen Gruppen würde hon cin anzichendes Genre- Bild seyn. Noch merkwürdiger, con seines Urhebers wegen, ist ein selte- nes Gemälde von Callot, einen Jtalienischen Wallfahrtsort darstellend, wo Tausende von Figuren in dem geschlossenen Raume eines nicht großen Bildes wohlgeorduct zusammensizen, stehen, laufen und hantiren, Ein Ju- terieur des gleichfalls seltenen van Hooghe, mit Aussicht auf Kanal und Gracht is in seiner ruhigen und doch wirkungsvollen Manier. Zu den zierlichsten Bildern der Sammlung aber gehört eine Damen - Toilette von M ieris. Der frische Teint der Dame, der weiße Atlas des Mieders, der rothe Sammt der auf dem Stuhle zur Seite hängenden Juppe, die ganze Harmonie des Bildes überhaupt sind #0 vollendet, wie man es von einem solhen Meister nur erwarten darf.

Unter den Landschaften nimmt J oh. Both einen Hauptrang ein, denen sich zierliche Werke von Zachtleven, Breughel, Wynants, Bex g emde, anschließen. Von Everdingen sehen wir außer einigen sehr ausgeführten kleineren namentlih zwei arbhere Gemälde, in denen er die mehr nordische Natur mit bekannter Meisterschaft darstellt. Unter den Bildern der beiden Ruisdaels nennen wir vorzugsweise von Jacob cinen Teich, über dessen Ufer Bäume gepflanzt sind, unter deren Zweigen hinweg und zwischen ihnen hindurch, man den vollen Reiz einer duftigen Ferne erblickt, im Gegensap gegen die feuchte Frische des Vorgrundes. Der Aufgang des Mondes über einem breiten Flusse, den man sciner ganzen Länge nach mit anliegenden Baumgruppen, Kirhthürmen und dergleichen übersicht, von van der Neer, ist so vollendet, wie es nur irgend seyn kann; man glaubt die Wolken sich bewegen zu schen und erwartet jeden Augenblick das Höhersteigen des Mondes. Auch Marinen von van der Velde und Anderen fehlen nicht. Ein großes Ge- flügelstück von Ho nde koeter repräsentirt diesen tüchtigen Meister, doch \lie- ßen sich ihm mehrere andere Meister würdig an. Ausgezeichnet sind auch die Maler von Früchten, Blumen und Stillleben. Wir nennen nur ein größeres Bild der Rachel R uisch und eine ganze Reihenfolge des berühm- ten de Heem, den in Früchten kein anderer je übertroffen hat,

Bei diesem Uebergewichte der Niederländischen Meister gehen doch die anderen Schulen nicht völlig leer aus, Der Kopf eines alten Heiligen von

Spagnoletio is im höchsten Grade wirkungsvoll, doch ohne jene ausschwei- fende Liederlichkeit in der Pinselführung , welche die meisten seiner Gemälde zeigen, Ein größeres sehr bedeutendes Bild, die Flucht nach Aegypten vor- stellend, galt bisher als M urillo, und allerdings erinnert namentlich die Färbung desselben durchaus an die Spanische Schule. Jm Kataloge hat man diesen Namen weggelassen , indem besonders der Kopf der Madonna ctwas mehr Niederländisches hat und namenilich auf van Dyk hindeutet, Bei der engen Verbindung der Niederlande und Spaniens im 17ten Jahr hundert is ein solches Zusammeutreffen beider Ei enthümlichkeiten allerdings leicht zu erklären, um so s{chwieriger aber der Meister selbst zu nennen. Von neueren Meistern sind nur drei Bilder aufgestellt, doch diese sind inhaltishwer: eine Landschaft von Ko ckkoek, der Kirchhof im Schnee von Lessing und der Don Quixote von Schrödter. Sie sind zu bckannt, als daß wir weiter auf ihren Juhalt und Kunstwerth einzugehen brauchen, um so weniger, als die Sammlung bis zum 27sten d. M. täglich in den Mittagstunden sür den Besuch geöffnet bleibt, 2

Leipziger Sternwarte, 22. März. Der Kopf des jeßt sichtbaren schönen Kometen war den 2l1sten Abends von dem Orte, wo er sich den 20sten um dieselbe Zeit gezeigt hatte, um anderthalb Grad östlich und einen halben Grad nördlich fortgerüdt. Der Komet entfernt sich daher von der Sonne, scheinbar nämlich, und wir dürften mithin noch geraume Zeit ihn zu beobachten das Vergnügen haben. Sein Schweif schien während dieses Tages um 4 bis 2 Grade länger geworden zu seyn. Dagegen is der Kopf \o klein und steht so niedrig am Horizonte, daß er mit unbewaffneten Augen nicht wahrgenommen werden kann,

Meteorologische Beobachtungen. Abends 10 Ubr. |

Nach einmaliger Beobachtung.

Nachmittags 2 Ubr.

1843, Morgens

23. März. 6 Ubr. m T E E L d 0

Par. [336,35 Par. 337,30 Par. | Quellwärme A R.

47 R. | Flusswärme B M.

2,8) R. | Bodenwärme 0/6 R.

Luftdruck . - « « |339,80 | O8? M. E 9,6° R. + D a0 0 E Thaupunkt . «« |— 2,7 R. |— 0,0" R. y ] D Dunstsättigung 7 pCt. 16 pCt. 53 pit. Ausdünstung 0,012 Rh. Wetter ; ; heiter. beiter- bezogen. Niederschlag 0. Wi SO. SO. O80. Würmewechsel4-10,7° Wolkenzug « « - e 080. E E Oa R. 336,48" Par... 4,9 R... 1,6? R... 59 pCt. O0S0.

Luftwärme -«- «ch «

Tagesmittel:

Rer Or Börse, Den 214, März 1843.

Pr. Cour.

Brief. | Geld.

E | ;

&t. Schuld-Sch. 35 104. | 1035

Preuss. Engliscbe/| |

Obligat. O 4| Präm. Sch. der’

Seehandlung. 5 Kur- u. Neumärk. |

Schuldverschr.|3§

Fonds. |&

Pr. Cour.

clien. |& A N | rief. | Geld. | Gew.

Brl. Pots. Eisenb., | 5 1337 | 1323

| 2K | | do. do. Prior. Obl. | 4 | | 02% | | 103% | Med. Lpz. Eiseub. - | | | do. do. Prior. ObI.| | | Brel. Anb. Eisenb. | | do. do. Prior. Obl.| | 1025 | j Düss.Elb. Kiseob.| Berliner Stadt- | do. do, Prior. Obl. |

Obligationen, 36) 1037 e Rhein. Eisenb. Danz. do. in Th.|—| E do. do. Prior. Obl.) Weestpr. Pfandbr. 35) 103 4 Berl. Frankf, Eis.| Grossb. Fos. do A l do. do. Prior. ObI.|

|3%| 1025 Ob.-Schles. Eisb.

| |

do. do. 3 Ostpr. Pfandbr. 3 Pomm. do. 3

3 3

Av Gold al marco. | bas | 10 Friedrichsd’or. d E 102 And.Gldm,à 5 Th. T E di |

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Kur- u. Neum. do. Schlesiscbe do. | |

Disconto.

| l

Auswärtige Börsen. Amsterdam, 20. März. Niederl. wirkl, Sch. 5657. 5% do. 1015 Kanz-Bill, —-. 5% Span. 1917. 3% do. 315. Pass. 9 e . Ausg. —. Zins], 6. Preuss, Prüm, Soh. —, Pol, —. Ogsterr. 1094. 4% Russ. Hope 90 #. Antwerpen, 19. März. Zins]. —. Neue Anl. 204. Ham b urg5 92, März. Bauk - Actien 1650. Eugl. Russ. 1107. Petersburg; 17, März. Lond, 3 Met. 37ÿ. Mamb,. 335. Paris 399, Poln. à Paris 300 Fl. —. do. 500 FI. 847. do. 200 FI. 285. Wien, 19. März, Bank-Actien 1633. Anl. de 1839 15,

Königliche Schauspicle.

Sonnabend, 25. März. Im Schauspielhause: Der Chestif=

ter, Lustspiel in 1 Aft, frei nah_Goldonui, von J. R. Miksch. Hier-

auf: Vor hundert Jahren, Sitten - Gemälde in 4 Abth., vou E, Raupach. 5 : L

Zu dieser Vorstellung werden Billets mit „Mittwoch“ bezeichnet

verkauft. 1 : S

Sonntag, 26. Màärz. Jm Opernhause: Bie Lotto-Nummern. Hierauf: Der Seeräuber. | :

Jm Schauspielhause: Das Portrait der Geliebten. Versuche.

Moutag, 27. März. Jm Schauspielhause: Vicomte von Léto rières, oder: Die Kunst zu gefallen.

Königsstädtisches Theater.

Sonnabend, 25. März. (Italienische Opern-Vorstellung.) Be- lizario. Opera in 3 Atti. Musíca del Maestro Gactano Donizetli.

Sonntag, 26. März. Zum erstenmale wiederholt : Barcelona's Aufstand, oder : Das Gelübde. Romantisch- historisches Schauspiel in 3 Akten, vou Friedrich Adami. : i

Montag, 27. März. (Jtalienishe Opern Vorstellung.) Maria, ossía: La figlia del Reggimento, (Marie, oder: Die Tochter des Regiments.)

Marktpreise vom Getraide.

Berlin, den 23, März 1843. F

Zu Lande: Weizen 1 Rihlr. 29 Sgr. 5 Pf-, auch 1 Rihlr, 26 Sgr. 3 Pf.z Roggen 1 Rihlr. 18 Sgr. 2 Pf., auch 1 Rthlr. 16 Sgr. 3 Pî.z große Gerste 1 Rihlr. 10 Sgr. 8 Pf, auch 1 Rthlr, 9 Sgr. 9M L Hafer 1 Rthlr, 5 Sgr., auch 1 Rthlr. 4 Sgr. 7 Pf- Eingegangen sind 67 Wispel 12 Scheffel. : e Zus

Zu Wasser: Weizen (weißer) 2 Rthlr, 1 Sgr. 3 Pf, auch 2 Rihlr. und 4 Rihlr. 27 Sgr. 6 Pf. 3 Roggen 1 Rthlr. 18 Sgr. 9 Pf., auch 1 Rthlr. 47 Sgr. 6 M vie aa a E 0) S í C0 è ingegans x vidpel ¿0 C el. 20 Sgr. (schlechte Sol), od, ven 22. März 1813. :

Das Schock Stroh 9 Rthlr. 25 Sgr., auh 9 Nthlr, Der Centner Heu 1 Rihlr, 40 Sgr, auch 1 Rthlr,

Kartoffel - Preise. Der Scheffel 1 Rthlr., auch 22 Sgr. 6 Pf. Branntwein =- Preise. Die Preise von Kartoffel-Spiritus waren am A8ten 205 20% Rihlr, am 21sten 205 20% Rihlr, und am 23. März d. J. 205 Rthlr. frei

s geliefert pro 200 Quart à 54 pCt, oder 10,800 pCt, nach Korn-Spiritus: ohne Geschäft.

Berlin, den 23. März 1843. :

Die Aeltesten der Kaufmannschaft von Berlin,

Verantwortlicher Redacteur Dr. J, W. Zinkeisen, Gedrudi in der Decker schen Geheimen Ober - Hosbuchdruckerci,

Hierauf:

Preis: 2 Rihlr. für % Iahr. 4 Rthlr. - #5 Iahr. 8 Rthlr. - 1 Iahr. in allen Theilen der Monarchie ohne Preisecrhöhung.

Allgemeine

Preußische Staats

Me B.

Alle þÞost - Anstalten des In- und Auslandes nehmen HBestel- lung an, sür Serlin die Expedition der Staats - Zeitung: Friedrichsstrasse Ur. 72.

itung.

Berlin, Sonntag den 26fen

die

Die vierteljährliche Pränumeration der Staats- Zeitung beträgt 2 Rthlr. Preuß. Cour. für das

Expedition selbs (Friedrihs-Straße Nr. 72) gemacht, und jeder innerhalb der Ringmaucr d dem angegebenen Datum, frei 119 Haus gesandt. Nuswártige, des In- oder Auslande

kann nichi mit Gewißheit die Nummern erwarten, die vor der hier eingegangenen Meldung erschienen sind.

Für einzelne Nummern des Blattes ist der Preis 25

Le

Amtliche Nachrichten.

Landtags-Angelegenheiten. Provinz Pommern. Strafgesetzbuch.

Frankreich. Pairs - Kammer. Die geheimen Fonds. Paris.

Otaheiti. Guadeloupe. Die Spanischen Wahlen. Schreiben aus Paris, (Die Wahlen der Offiziere der National (Garde und das demo- fratische Element in derselben ; der Prozeß der Presse und seine Folgen.)

Großbritanien und Jrland. ( r di Regierungs-Anordnungen in China. (Grundlagen des projektirten Han dels - Vertrages mit Portugal. Nochmalige Erklärung Peel's über seine Absicht in Betreff der Korngeseße. Beschwerde und Antwort über dic Französischen Leinen - Zolle, Studenten -Unfug bei einer Wahl in Cambridge. Erdstöße. /

Belgien, Brü \\el. Repräsentanten-Kammer, Dic mit dem Ausland eröffneten Unterhandlungen wegen Handels-Verträge. Der Caumar- tinsche Prozeß. :

Deutsche Bundesstaaten. Allgemeine Civil-Geseßgebung. Eisenbahn Gesetz, Kassel. Stände - Versammlung. versität, - Frankfurt a. M. Zwei Prediger-Jubiläen.

Oesterreich, Wien. Aerztliches Bülletin.

Spanien, Madrid. Wahlen. Schreiben aus Paris. (Streit der Presse um die Volljährigkeit der Königin; Wahlen zu Barcelona; Ban den-Unfug in Catalonien.) :

F ürkci, Konstantinopel. Serbien und Syrien.

Vereinigte Staaten von Nord-Amerika. Schreiben aus New Y ork. (Die Schaßz-Bonsz Herabseßung der Gehalte der öffentlichen

_ Beamten.)

Haiti. Proclamation des Präsidenten in Bezug auf die Jusurrection.

Änland. Berlin. Abschieds-Bewilligungen bei der Armee. Berich tigung in Bezug auf die Berlin - Hamburger Eisenbahn. Breslau. Tod des Ober-Rabbiners.

cktatistik des Volks-Unterrichts in Frankreich.

München. Kammer der Reichsräthe.

Landes - Uni

AsZissenschaft, FKunst und Literatur. München. Der Komet, Pariser Kunsthandel mit Aquarellen.

wereumr d ani

Amtliche Uachrichten.

Krouikl des Tages.

So. Majestät der König haben Allergnädigst geruht : Dem Kreis-Physifkus Pr. Haertel zu Habelschwerdt den Cha- rafter als Sanitäts-Rath zu verleihen. / Abgereist: Der Hof-Jägermeister O A, nach Merseburg. e Der Königlich Großbritanische außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister am Königlich Hannoverschen Hofe, Bligh, nach Hannover.

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Landtags- Angelegenheiten.

Provinz Pommern.

Stettin, 23. März. Jun der fünften Sihung begann die Be- rathung des Entwurfs des Strafgeseßz-Buches, dessen Vorberathung in einem seit dem 12. Februar d. J. versammelten Aus\chusse erfolgt ist. Der Entwurf enthält 629 Paragraphe und handelt im ersten Theile von Verbrehen und Polizeivergehen und deren Bestrafung überhaupt und im zweiten Theile von den einzelnen Verbrechen und deren Strafen. Ohne den Landtag aus\cließlich nur darauf zu be \hränken, sind aus demselben 64 Fragen zur besonderen ständischen Berathung und Beantwortung herausgezogen, deren Motive in einer Denkschrift über die Fragen enthalten sind, welche sih gerade nur über diese Fragen, nicht aber über den Entwurf selbst, seine Prinzi- pien, die systematische «Folge-Orduung der Materien, die Erläuterung der einzelnen Dispositionen und eine Entwickelung der Abweichungen des neuen Gesezbuches von dem bisherigen Strafrechte verbreiten. Sie beschränken sich dabei auf die Gründe, welche zur Beantwortung der gestellten Fragen dienen sollen. j

__ Hiernach hat der Landtag den vorliegenden Entwurf einer kri- tisch - philosophischen Beurtheilung oder wissenschaftlich juridischen Prüfung nicht unterziehen können und sich darguf beschränken müssen, an denselben die Bemerkungen zu knüpfen, welche nach der (Erfah= rung bei Anwendung der derzeitigen Strafgeseße im praktischen Le- ben und in der Volkssitte sich besonders geltend gemacht haben , und hiernah sowohl die gestellten Fragen zu erörtern und zu beantworten als auch etwanige für zweckmäßig oder nothwendig erachtete Modi P und Abänderungen des Entwurfs selbs in Vorschlag zu zringeit. l

Zeitungs-Nachrichten. Ausland.

Frankreich.

Pairs-Kammer. Sibung vom 20. März. An der Ta- ges-Ordnung war heute die Erörterung über den Geseh - Entwurf

London. Graf Aberdeen über die |

Stuttgart. Abgeordneten-Kammer. |

Sgr.

hinsichtlih der geheimen Fonds. Der Graf von Turgot, der

gegen den Geseß- Entwnrf eingeschrieben war, sagte, daß es, wenn man wie er der Juli =- Regierung aufrichtig und innig ergeben wäre, Schwäche und Unredlichkeit sey, ein Ministerium nicht offen anzugrei fen, welches durch seine Politik, sowohl im Ju- als im Auslande, die Ehre und die Würde des Landes gefährde. sodann das Benehmen des Ministeriums bei Gelegenheit der Wahlen an, und sagte, er zweifle nicht, daß durch die Wahl Untersuchung {mählihe Umtriebe aufgedeck werden würden. Nachdem ei sich noch gegen das Durchsuchungs - Recht erhoben und die Abschaffung der Verträge von 1831 und 1833 verlangt hatte, {loß er mit der Erklärung, G c flir dié Verweigerung des verlangten Kredits stimmen werde. Der Graf von gur sprach uur über die Spanischen Angelegenheiten und billigte die von dem Ministerium befolgte Politik. Dasselbe habe, sich jeder direften Einmischung enthaltend, doch alle Gelegenheiten ergriffen, um die brü

derliche Freundschaft Frankreichs gegen Spanien zu beweisen. Er forderte die Regierung dringend auf, bei ihrer Polikif zu beharren; aber auch, wie der Minister der auswärtigen Angelegenheiten schon erflärt habe, falls ernste Unstände eintreten sollten, die größte estig

keit zu zeigen, um die wichtigen und ewigen Juteressen Frankreichs aufrecht zu erhalten. Bei Abgang der Post befand sich der Graf von Tascher auf der Rednerbühne.

Paris, 20. März. Der Messager meldet: „Die Regierung hat Depeschen des Contre - Admirals Duypetit - Thouars erhalten, dic ihr berichten, daß die Königin und die Chefs der Otaheiti - Inseln verlangt haben, diese unter den Schutz Frankreichs zu stellen. Der Contre - Admiral hat dies Anerbieten angenommen und die nöthigen Maßregeln getroffen, in Erwartung der Ratification des Königs, welche ihm sofort zugeschickt werden wird.“

Die gestrigen Sammlungen in den hiesigen Kirchen für Guade= loupe sollen nahe an 50,000 Fr. eingebracht haben. Die Gene-= ral-Subscription betrug gestern früh 279,347 Fr., wovon 200,000 Fr. dem Sec-Minister zugestellt worden find, um am Bord des „Gomer“‘, welher am 25sten d. nah Guadeloupe abgeht, eingeschisst zu werden.

E rrier francais äußert si heute über die in Spa= nien begonnenen Wahl-Operationen in folgender Weise: „Seit 10 Ta- gen ist man auf allen Punkten Spaniens zu der Wahl der Mitglic= der geschritten, aus denen die künftigen Cortes zusammengeseßt wer den sollen, und die Parteien führen bei dieser Gelegenheit den erbit- tertsten Krieg, den man sich nur denken fann. Es is weder die ge \{chwäbige, noch tumultugrishe Strategie Englands, noch der aglän- zende und prahlerische Antagonismus Frankreichs, der jene Operatio- neu bezeichnet; es ist eine dumpfe und rohe Nebenbuhlerschaft, die sich weder durch lange Reden, noch durch Scenen auf dem Wahlge- rüste kundgiebt, sondern sich auf Schwert und Dolch stübt. Wir ha-

ben der blutigen Austritte erwähnt, die bei den vorbereitenden Ver= fammlungen in Barcelona, Cadix, Berascoin, Madrid und an vie=- len anderen Orten stattfanden. Die Spanischen Wahlen gehen, wie man weiß, unter dem furchtbaren Einflusse des Bombardements von Barcelona vor sich. Espartero, fürchtend, daß sein Verfahren von den versammelten Cortes s{chmählich gebranntmarkt werden würde, beschloß, dieselben aufzulösen, indem er hoffte, von dem neuen Par

lament ein günstigeres Verdikt zu erlangen, Bon diesem Augenblicke an, gab sih eine energische Opposition unter den zurückgeschickten Deputirten und im Wahlkörper kund ; die verschiedenen Meinungs

Nügncen \chlossen sich aneinander, und bereiteten sich vor, gemein- schaftlich das Duell zu bestehen, welches die Regierung ihnen anbot. Die Resultate sind noch nicht vollständig bekannt, aber man ist im Vorgus überzeugt, daß sie nicht zum Bortheil des Ministeriums gaus= fallen werden. Dasselbe hat nichts vernachlässigt, um sich den Sieg zu sichern: betrügerische Wahl - Listen, willkürliche Vertheidigung der Wahl-Kollegien, künstliche Organisation von Majoritäten , Alles ist versucht worden, um günstige Wahlen zu erlangen. Die Energie der verschiedenen Meinungs -Nügncen, welche der Regierung gegen überstehen, hat ihre Hoffuungen getäuscht, ohne indeß der Opposition einen vollständigen Sieg zu verschaffen. Die Parteien waren o erx- flusiv, daß ihre Stimmen sich unnitzerweise auf mehrere ihrer Kan= didaten zersplitterten und keinem eine absolute Majorität sicherten ; während die Regierung, ihre Kräfte fonzentrirend, eine Menge von Wahlen durchseßte, die sie nicht erlangt haben würde, wenn die Op- position besser berathen gewesen wäre, Der Sieg is daher noch \{hwankend. Wenn bei der Verification der Vollmachten die ministe- riellen Mitglieder die Mehrzahl sind, so i es um die Opposition geschehen z alle zweifelhaften oder durch unerlaubte Umtriebe erlang=

ten Wahlen werden, falls sie zu Gunsten der Regierung ausgefallen sind, ohne Anstand genehmigt und viele Wahlen der Opposition an- nullirt werden. Wenn aber, im Gegentheil, die Opposition die Mg- jorität hat, so wird Spanien hoffen können, die Bürgschaften wie= der zu erlangen, die ihm seine Constitution bewilligt. Wir se= hen übrigens mit Bedauern, daß Espartero jene Bahn der Willkür und der Verachtung der bestehenden Gesebe betritt. Jun einem Lande wie Spanien, welches erst neuerdings in die constitutio= nellen Formen eingeweiht is, und wo bei den Bürgern schon eine natürliche Neigung vorherrscht, das Recht durch die Stärke zu ersez- zen, müßte die Regierung am eifrigsten darauf bedacht seyn, sih auf die engen Gränzen der Gesetzlichkeit zu beschränken. Selbst ihre Nie-= derlagen würden dan ihre moralische Stärke vermehren, und die Na- tion endlich überzeugen, daß wirklich eine neue Aera der Gerechtigkeit und der Gleichheit für Alle jenen demüthigenden Despotismus ersetzt hat, der so lange Zeit auf dem unglücklihhen Spanien lastete.“ :

Es war heute hier das Gerücht verbreitet, daß der Jufant Don Franzisco de Paula in Saragossa zum Deputirten ernannt worden wäre. :

Börse vom 20, März, In den Französischen trat heute an

M j Inland. - er Stadt wohnende Pränumerant erhält das Blatt durch die Stadtpost, {hon den Abend vor s, bewirken ihre Bestellungen rechtzeitig bei den resp. Posi-Aemtern; wer dies versäumt

r ,

Der Redner griff |

1843.

Bestellungen für Berlin werden in der

ein. Es waren indessen keine Nachrichten verbreitet, welche dieses Ergebniß hätten veranlassen können. Man scheint zu besorgen, daß die Nationalgarde-Wahlen ungünstig für das Ministerium ausfal- len würden. Die S panische aktive Rente war stark begehrt; es wur- den darin ansehnliche Käufe für Rechnung Englischer Spekulanten ausgesuhrt.

| ber Börse in Folge zahlreicher Verkäufe eine rückgängige Bewegung | ( ( gun |

L Maris, 20; März. Morgen müssen die Wahlen der Offi- ziere für die National-Garde von Paris stattfinden. Díe Journale aller Parteien ermahnen die Jhrigen, sich bei den Wahlen einzufin= den, um den washren Prinzipien den Sieg zu verschaffen. Bei der National-Garde treten eben so, wie bei den Deputirten-Wahlen, die demokratischen Tendenzen immer mehr hervor. Da die National- Garde sih aus allen Klassen, bis zu den untersten, refrutirt, so findet man unter dieser Miliz eine schr große Anzahl Soldaten, die der ropublikanischen Meinung und der äußersten Opposition angehören. Diese Nüance siegt oft bei den Wahlen, und das Offizier-Corps, bis zum Capitain einschließlich, gehört der Mehrzahl nah zur Oppo= sition. Der Einfluß der Regierung auf die Wahlen der National - Garde is bei der großen Anzahl der Wähler fast null. Wir glauben übrigens, daß die Bürger - Miliz keinen sehr großen

Eifer, den Aufforderungen Folge zu leisten, an den Tag legen wer- den. Es isst in diesem Augenblicke Alles ruhigz es hat sich Aller, die sich nicht direkt mit der Politik befassen, eine Art Schlummer bemächtigt. Wollte man indeß sagen, daß die Wahlen der Offiziere der National - Garde nichts mit der Politik zu hafen hätten, o würden wir erwiedern, daß stets, wenn es sich um Wahlen handelt, die Politik dabei im Spiele ist. Die National-Garde ist überdies ein Werkzeug der Regierung und hat aus diesem Grunde einen politischen Charafter, und die Meinung des Offizier-Corps ist daher für die Re- gierung von Wichtigkeit. Wir haben gesagt, daß stets, wenn es sich um Wahlen handele, die Politik mit im Spiele sey. Dies ist der all bei den Munizipal-Wahlen, bei Ernennung der Mitglieder der Handels-Tribungle und Handels-Kammern, der General-Conseils der Departements, der General-Conseils des Handels, der Manufakturen u, w. Diese Tendenzen sind selbst bis in die gelehrten Körper- schaften eingedrungen, und Herr von Cormenin ist z. B. bei den Wah- len zum Mitgliede des Justituts bereits mehrmals durchgefallen, nit weil er fein gelehrter Rechtskundiger oder kein ausgezeichneter Schriftsteller ist, sondern einzig und allei, weil er in der Politik der äußersten Linfen angehört. Herr Raspail, einer der ausgezeichnetsten der jeßt lebenden Chemiker, wird niemals in die Akademie der Wissenschaften aufgenommeint werden, weil er Republikaner i. Wenu man daher die Meinungs-Nüaucen bei den Wahlen der National-Garde blos da= durch zu verwischen sucht, daß man, wie ein ministerielles Blatt ge- than, an die ÎJdeen der Ordnung appellirt, so bleibt das ohne Wirkung.

Das Urtheil des Königlichen Gerichtshofes und des Tribunals erster Justanz, wodurch die Presse wegen Publizirung ihres gericht- lichen Bülletins frei gesprochen wurde, is von dem Cassationshofe

verworfen und der Prozeß an den Königl. Gerichtshof von Amiens verwiesen worden. Diese Angelegenheit ist von sehr großer Wichtig= feit für die periodische Presse, denn im Falle das erste Urtheil be- stätigt wird, was indeß nach der Verwerfung durch den Cassations= hof sehr zweifelhaft ist, so würden mehrere Tagesblätter mit einem Supplement erscheinen und ihren Mittheilungen dadurch, ohne beson- derere Vermehrung der Kosten, eine bedeutendere Erweiterung verschaffen. Die Absorbirung gewisser Journale dur gewisse andere, wäre dann unvermeidlih. Schon erfahren die 80 Franken-Blätter, mit Ausnahme des Journal des Débats, eine schnelle Verminderung ihrer Abon= nenten. Der Constitutionnel, der Courrier français, die Gazette de France fangen an, mit finanziellen Schwierigkeiten zu fämpfen. Der Constitutionnel, welcher im Jahre 1830 20,000 Abonnenten zählte, hat jeßt nur etwa 4000. Der Courrier be- steht nur noçh, weil seine Redaction mit der der Estafette und der Patrie vereinigt worden isstt. Diese drei Journale befinden sich in den Händen eines einzigen Mannes, des Herrn Boulé, wie die G a=- zette de France und die Nation in den Händen des Herrn von Genoude. E -—f——

Grossbritanien und Irland.

___ London, 18. März. Als Marquis von Lansdowne gestern im Oberhause bei dem Antrag auf Vorlegung der zwischen Sir H. Pottinger und den Britischen Kaufleuten in Canton über die leßten Kollisionen mit den Einwohnern dieser Stadt geführten Korrespon= denz die Hoffnung aussprach, dasz, da Hong=Kong ein Freihafen wer= den solle, die Regierung auch Maßregeln treffen werde, damit bei dem Zudrang von Fremden nichts geschehe, was das gute Vernehmen mit China siôren könnte, erwiederte Graf Aberdeen: „Jch billige voll- fommen, was der edle Lord sagt. Es gehört große Vorsicht dazu, daß wir unseren Kredit nicht verliereu, der durch o glänzende Waffenthaten errungen worden is. Die Regierung wird Sorge tragen, daß die freundschaftlichen Verhältnisse nicht gestört werden. Wir müssen darüber die Antwort E H. Pottinger's abwarten, au den schon geschrieben worden is. Bis dahin wäre jeder Entschluß voreilig, Hong-Kong ist übrigens eine Kolonie der Krone, und Jhre Majestät könnte dort ohne die Intervention des Parlaments eine ihr beliebige Verwaltung einseßen. Etwas Anderes is es mit den übrigen fünf Häfen, doh müssen die Bestimmungen über Hong-Kong auch auf diese zurücwirken. Es is möglich, daß dazu größere Vollmachten nöthig sind, als wir besißen. Einstweilen fann man überzeugt seyn, daß wir Alles thun werden, damit wir die

erlangten Vortheile nicht wieder verlieren.“ ; rect MA Zn den gut unterrichteten Kreisen herrscht die Ansicht vor, bie