1843 / 86 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

aus, die Strafart auf Gefäuguiß oder Festungshaft zu beschräufen, weil eine, wenn auch unerlaubte Handlung, zu welcher man, der Ehre halber, gezwungen werde, nicht wohl mit einer Strafe belegt wer- den könne, welche, weil fie mit Arbeitszwang verbunden, in der Mei=- nung des Publikums entehrend erscheine. /

Die Berathung über den dreizehnten Titel : von Verbrechen wider das Leben und die Gesundheit, führte zunächst zu einer lebhaften De- batte über den in das Geseß aufzunehmenden Begriff vom Todtschlage, bei deren Schluß sich 46 Stimmen gegen 22 für folgende Fassung des §. 299 aussprachen: „Wer ohne Ueberlegung, mit im Affekte (in aufwallender Leidenschaft) gefaßten und ausgeführten Vorsate einen Menschen tödtet, begeht einen Todtschlag u. st w. Nur wenn durch diese Fassung die mit überlegtem Vorsaße beschlossene, aber im Affekt ausgeführte Tödtung unter den Begriff des Mordes gestellt werde, glaubte die Majorität die wegen Ausschluß der Todesstrafe beim Todtschlag gestellte Frage bejahend beantworten zu dürfen.

Beim vierzehnten Titel: von Verbrechen gegen die persönliche Freiheit, erflärte man sich zwar mit der gegen die bestehende Geseßtz= gebung ausgedehnten Befugniß, die Freiheit eines Anderen zu beein- trächtigen, einverstanden, wünschte aber zu möglicher Verhütung besorglihen Mißbrauchs in dem in §. 355. Nr. 1 am Schlusse gedachten Falle diese Befugniß uur unter Umständen eingeräumt, welche den Festzunehmenden der Beabsichtigung eines Verbrechens dringend verdähtig machen. Ju gleiher Weise erklärte man si zwar damit einverstanden: die Ueberlassung von Kindern unter 16 Jahren an Bettler und Landstreicher und ohne obrigkeitlihe Er laubniß an Gaukfler unter ein Strafgeseß zu stellen, wünschte es aber mit Rücksicht auf §. 3. Nr, 3 des Geseßes vom 6. Januar d. J., über die Bestrafung der Laudstreicher, Bettler und Arbeits\{heue, mehr hervorgehoben: daß hier eine dauernde Ueberlassung, welche die hohe Strafe bis zu 5 Jahren Strafarbeit nur rechtfertigen könne, gemeint fey9. Daß die Strafe der Ent- führung ohne Unterscheidung des Zwecks derselben festgeseßt werde, darüber war man mit den Gründen der Denkschrift einverstanden, indem ein Fall, welchem man sih vergegenwärtigte, in dem die Ehe für die Entführte und deren Familie von nicht geringeren Nachtheilen als ihre Entehrung seyn muß, ausreichend erschien, jene Unterscheidung auszuschließen und dagegen dem Richter einen größeren Spielraum im Strafmaße zu gewähren. Die Bestimmungen des funfzehnten Titels: von Ueberschreitung und Mißbrauch des Rechts der Zucht, wurden durchweg für höchst zweckmäßig anerkaunt.

Zeitungs -UÜachrichten.

Ausland.

A _- SCEUKNr er q.

Pairs-Kammer. Sitzung vom 20, März. (Fortseßung.) Der Graf von Tasch er sagte im Wesentlichen: „Es is niht meine Absicht, einen Kredit zu verweigern, der als unumgänglich nothwendig anerfannt worden ist; da man aber dieses Votum als ein Vertrauens- Votum von uns verlangt, so is es Pflicht, seine Ansicht über die Politik des Kabinets auszusprechen. Seitdem die Emeute aufgehört hat, uns ihr drohendes Antliß zu zeigen, seit der innere Frieden wie- derhergestellt worden ist, und besonders seitdem der Traktat vom 15, Juli Frankreich in eine {hwierige Lage verseßte, hat das öffent- lihe Juteresse sih besonders den auswärtigen Fragen zugewendet.

Es ist daher vor allen Dingen nothwendig, daß man in den Chef |

jenes Departements vollständiges Vertrauen seße. Man hat sich überzeugen fönnen, wie weit er davon entfernt ist, dies Vertrauen einzuflößen; man hat dies in der leßteren Zeit auf den betrübten Gesih= tern der Konservativen lesen föunen. Jh will die ershöpfte Frage hinsicht- lich des Durhsuchungs-Rechts nicht wieder anregen z aber mich der Adreß= Debatte erinuernd, muß ih doch sagen, daß das Benehmen des Mini- sters der auswärtigen Angelegenheiten nicht geeignet war, das erschüt- terte Vertrauen wieder zu befestigen, Er hakt die Pairs-Kammer vou dem National=Gefühle isolirt. Mau kaun dies nicht die große Politik nennen, und er verzihtete au bald genug darauf. Wir sind binnen wenigen Tagen Zeugen gewesen von der Festigkeit, mit der der Mi- nister das Amendement dieser Kammer zurückwies, und von der Be- reitwilligfeit, womit er das der Deputirten-Kammer annahm. Dies ist, ih wiederhole es, nicht die große Politik, von der der Minister immer spriht, sondern es ift eine wahrhaft kleinliche O habe genug gesagt, um die Aufmerksamkeit der Kammer auf jenen Punkt hinzulenken, Jm Allgemeinen aber theile ih die Besorguisse, welche gewisse Organe der Opposition kundgeben, niht, Jh bin im Ganzen mit der befolgten Politik zufrieden und stimme für den Ge- seß-Entwurf.““ : ; e

Herr von Brigode erklärte, daß er sich nicht auf die Fragen einlassen wolle, die in beiden Kammern schon zur Genüge abgespro chen worden wären, Er sey im Ganzen mit der Verwaltung der verschiedenen Administrationszweige zufrieden, und wenn nicht dei auswärtigen Angelegenheiten eine so traurige Richtung gegeben würde, so wäre seines Erachtens kein Grund vorhanden, dem Kabinette das Vertrauen der Kammer zu verweigern, Die gan die Administration gerichteten Vorwürfe centralisirten sich alle auf das Departement der auswärtigen Angelegenheiten. „Und man wende uns nicht ein“, fuhr der Redner fort, „daß wir durch eine solche Beschränkung der De- batte eine persönliche Frage anzuregen suchten. Sie nimmt ganz von selbst diese Physiognomie an. Nicht wir sind es, die ihr dieselbe gegeben haben, sondern der Minister hat Schuld, wenn die einzigen Fehler die die Existenz des Kabinets gefährden, von dem Departement be- gangen worden sind, an dessen Spibe er steht. Die meisten Schwie- rigkeiten, deren Lösung er so kühn versprochen hatte, bleiben nicht allein noch ungelöst, sondern es sind auch noch andere Schwierigkeiten hinzugetreten, welche vorher nicht existirten. Wir hatten einen Bot- schafter in Rußland; er mußte zurückberufen werden. Warum? Jch weiß es nicht. Aber die Ursachen dieser Zurückberufung knüpfen sich, wie ih glaube, an nichts, was der Bildung des Kabinets vom 29. Oktober vorangegangen war. Unsere Beziehungen mit Spanien wa- ren zufriedenstellend. Die plöbliche Zurückberufung eines Botschafters, den man ohne Justructionen in Bezug auf leiht vorherzusehende Eti- fettenfragen abgesandt hatte, hat jene Beziehungen gestört und die ersten Symptome der Bitterkeit hervorgerufen, welche sih nah dem Barcelonaer Aufstande kundgab. Das Vertrauen, welches der Minister dem Auslande einslößeu konnte, hatte er ebenfalls durch die Verweigerung der Ratification eines Traftats erschüttert, den er als Botschafter in London vorbereitet und als Minister unterzeichnet hatte. Das Ver- trauen endlich, welches einer der großen Staatskörper in sein Wort

seßen fonnte, hatte er ebenfalls vernihtet. Judem er ein Amendement |

der Deputirten-Kammer annahm, nachdem er uns dur die Erklä- rung, er werde solches nie thun, veraulaßt hatte, ein Amendement nicht anzunehmen, welches uns im Einklang mit dem Nationalwillen ebraht haben würde. Und man verlangt, daß wir nach \o vielen fahrungen abermals einen Beweis des Vertrauens geben sollen? Nein, Nein! Jch bin nicht versucht, die Prüfung zu verlängern, Ein

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altes Sprichwort sagt : Wenu du mich einmal anführst, so is es dein Feh- ler, wenn du mih zweimal auführst, so is es der meinige. (Gelächter.) Ih habe sagen hören, daß man nicht die Minister, sondern das System angreifen und ändern müsse. Worin besteht aber dieses System? Es zerfällt in zwei Theile: im Junern mit Festigkeit, mit Beharr= lihkeit und nöthigenfalls mit Gewalt Alles bekämpfen, was den An- schein des anarchischen und factiösen Ehrgeizes an sich trägt; nah außen hin allen ehrgeizigen Forderungen freien Lauf lassen, sih so flein als möglih machen, sich eiue Politik von einem Tage zum an- deren schaffen, sich um die Folgen nicht kümmern und ruhig hinter den Festungswerken von Paris s{lafen. Der erstere Theil dieses Systems findet unter deu Freunden der Ordnung zahlreiche An hänger; der zweite wird einstimmig verworfen und erregt ein Gefühl des Efels von einem Ende Frankreihs bis zum an- deren, weil er Alles verleßt, was es Edles und Hochherziges in den Gefühlen des Volkes giebt. Es giebt Stimmen, die gewagt haben, zu sagen: jenes System kommt von oben! Ich meinerseits behaupte, daß es von unten kommt, (Beifall.) Vielleicht, Herr Minister, irre ih michz aber ich muß es Jhnen zu meinem Be- dauern sagen, daß Sie in meinen Augen die Personification jenes Systems sind. Sie kümmern sich wenig um eine solhe Meinung ; denn, irregeleitet durch das, was id eine Unpopularitäts - Monoma- me uennen möchte, rechnen Sie es sich zum Rubme an, den öffent- lichen Warnungey Jhr Ohr zu verschließen. “Sie verblenden sich über die Folgen, die das haben fann; Sie sehen niht voraus, daß dasjenige, was Sie zu decken haben, darunter leiden kann. J will diese Verantwortlichkeit uicht mit Jhuen theilen, ich verweigere Jh- nen mein Vertrauen und stimme gegen den Geseß-Entwurf.

Nachdem noch in der heutigen Sißzung Herr B ednet Nr, und der Marquis von Boissy gegen den Geseß-Entwurf gespro- chen hatten, ward die weitere Debakte auf morgen verschoben.

: Sitzung vom 21. März. Ju der heutigen Sißung nahm Herr Guizot das Wort, um auf alle gegen ihn gerichteten Angriffe zu antworten, (Wir werden morgen auf diese Rede zurückkommen.)

_Paris, 21. März. Die mit Prüfung des Zuergesetz - Ent- wurfs beauftragte Kommission hat Herrn Gauthier de Rumigny zu ihrem Berichterstatter ernaunt. Er wird, wie es heißt, der De- putirten-Kammer im Anfange der nächsten Woche seine Arbeiten vor legen fönnen.

Der Staats - Secretair des Köuigs der Sandwichs - Juseln is über Washington in Paris eingetroffen; er ueunt sich Thimothy Haalilio. Nach einem Journal von New-York hat diese Gesandtschaft einen besonderen Zweck. Den 1. September wurde nämlich auf der Rhede von Honolulu ein Manifest an den König der Sandwichs- Juseln gerichtet, unterzeichnet von Herru Mallet, Kommandanten der Fran-

zösischen Kriegs-Goelette „Embuscade.‘““ Ju diesem Manifest beschwert |

sich der Capitain, daß die Verträge von 1839, wodurch den Französish-ka tholischen Missionairen Schub zugesichert wird, gebrochen, die Kirchen ab- getragen, die Priester gemißhandelt und ihre Zöglinge gezwungen worden, die Kirchen der protestantischen Missionaire zu besuhen. Der Capi- tain verlangte daher exemplarische Züchtigung der Schuldigen und Gewährleistung gegen die Erneuerung dieser Unbilden, Auch der bte Artikel des Vertrages über die Zulassung Französischer Weine und Brauntweine, vermittelst eines Eingangs=Zolles von 5 pCt. sey durch Beschränkung des Brauntweinhandels umgangen worden, Der nig der Sandwichs-Jnseln will nun durch seinen Gesandten Protest gegen die ihm gemachten Vorwürfe einlegen und auf den Abschluß eines neuen Vertrages antragen.

Herr Arago hat gestern der Akademie der Wissenschaften die nahstehenden Beobachtungen über den seit einigen Tagen erschienenen Kometen mitgetheilt, „Der Komet ward in Paris wegen des Zu- standes der Atmosphäre erst am 17ten d. M. bald nah Sonnenun - tergang im SSW., bemerkt, obgleih derselbe in Ausoune schon am IÁten d. sihtbar war. Der Kopf is auf unserer Sternwarte erst am 18ten und 419ten sichtbar geworden. Die Beobachtungen sind noch nicht vollständig genug gewesen, um dem Astronomen die nöthi- gen Elemente zur Berechnung des Laufes jenes Gestirnes zu liefern. Das Auffffallendste is die bedeutende Länge des Schweifes und die verhältnißmäßig geringe Breite desselben. Er nimmt am Firmament einen Raum von 41 bis 42 Grad ein, obgleich er nur eine anschei nende Breite von 17; bis 2 Grad hat. Mau hat {on Kometen mit längeren, aber nicht mit so {malen Schweifen gesehen. ser Kometen läuft gewöhnlich in zwei lihthellen Streifen aus, zwi- dchen denen ein dunfler Raum liegt, woraus man geschlossen hatte, daß er ein leuchtender Kegel und in der Mitte hohl sey. Bei dem jeßt erschienenen Gestirn tritt das Gegentheil ein; das Licht is bedeu- tend heller im Mittelpunkte als au den Rändern.“ Herr Arago ver- gleiht die Länge des Kometen mit der vieler anderen, die sih durch thre Größe auszeihneten. Der Komet von 1811 hatte einen Schweif von anscheinend 23° Länge; der von 1744 zeichnete sih dadurch aus, daß er 6 leuhtende Strahlen hinter si ließ, die in der Breite einen Raum von 44°? einnahmen, und von denen einige eine absolute Länge von 13 Millionen Stunden hatten. Der Komet von 1789 hatte einen Schweif von anscheinend 68° Länge und die gebogene Form eines Türkischen Säbels. Der Schweif des Kometen von 1780 hatte eine anscheinende Läuge von 90° und eine absolute Länge von 41 Millionen Stunden, Der Schweif des Kometen von 1818 endlich dehnte sich über einen Raum von nicht weniger als 104° aus, Sein Kopf war noch unter dem Horizonte, als das äußerste Ende seines Schwei-= fes bereits die Höhe des Zenith erreicht hatte. Herr Arago be- merkt \chließlich, daß er von Herrn von Humboldt Briefe aus Ber lin vom 10ten d. erhalten habe, die noch nichts von dem Sichtbar- seyn des Kometen meldeten.

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Grossbritanien und Irland.

London, 29. März, Aus Falmouth vom 18ten d. wird berihtet: „Das der Peninsular -= und Orientalischen Compagnie gehörige Dampfboot „Montrose ‘‘, kommandirt vom Capitain Lewis, ist heute früh hier eingetroffen. Es hatte Gibraltar am 9., Cadix am 10., Lissabon am 13,, Porto am 14, und Vigo am 15. März verlassen, und es wurde ihm die Ehre zu Theil, von Lissabon Se. Königl. Hoheit den Prinzen Adalbert von Preußen herüberzubringen, welcher dort kürzlich auf der Sardinischen Fregatte „Arcangelo Michele von Brasilien angelangt war. Se. Majestät, der Gemahl der Königin von Portugal, begleiteten Se. Königl. Hoheit an Bord des „Montrose“, nah welchem sie an den im Tajo liegenden Kriegs= schiffen vorüberfuhren. Die Kriegsschiffe hatten die Flaggen aufge- zogen , die Preußische, zu Ehren dieses Anlasses, oben cu, und als der „Montrose“ sih in Beweguug sebte, wurden von den Flotten und von den Forts Königliche Salven abgefeuert. Jn der Beglei- tung des Prinzen befinden sich die Grafen von Bismark und von Oriola.‘/

Die hauptsächlichsten Argumente, welche Lord Monteagle ie Herr Spring Rice) neulih im Oberhause gegen das neue Korngeseß

geltend machte, bestanden in Folgendem: ; „Selbst ein einflußreiches Mitglied des Ministeriums, Herr Gladstone, hat ín dem British and Colonial Magazine wenigstens so viel geradezu

Der Schweif |

eingobanden, daß man das gegenwärtige Gescß nur als ein vorübergehendes achten könne, Daß dieses Gesez manche Vorzüge vor den älteren hat, besonders insofern es geeignet ist, den Durchschnittspreis des Getrai- des für die Konsumenten mäßiger zu stellen, läßt sich nicht leugnen; immer aber haftet an demselben doch noch der Nachtheil, daß es durch sein Prin- zip, die wecselnde Skala, ein ewiges Schwanken in den Preisen erhâlt und das fremde Getraide gerade in dem Augenblicke zuläßt, wo der Kon jument desselben am wenigsten bedarf und wo die Zulassung dem Produ- zenten am meisten schadet, nämlich zur Aerndtezeit, Das jeyt befolgte System bewirlt, daß die Preise gegen das Ende des Frühjahrs, im Som E und zu Anfang des Herbstes in die Höhe gehen, und daß sie im mige und in der darauf folgenden Zeit sinken, Der reiche Landmann Au, sl A bier sein Ae aufspcichern und es, wenn die Einfuhr vom N did c s , bats alten, aber die ärmere Klasse der Landleute, welche von der Hand zum Munde lebt, ist, um den Pachtzins entrichten zu können, gezwungen, gerade dann zu verkaufen, wenn die Preise dur die Einfuhr fremden Getraides gedrückt sind, Es hat sich ergeben, daß von dem aus dem Auslande eingeführten Getraide zur Herbstzeit cingeführt wurden, im Zahre 1837 : 70 pCt., im Zahre 1838; 85 pCt., im Jahre 1839: 20 vCt., im Zahre 1840: 48 pCt,, im Jahre 1841: 83 pCt., im Jahre 1842: 79 pCt., und zwar sind diese Einfuhren in vielen Fällen zum größten Theile in eine einzige Woche zusammengedrängt gewesen. Was das Schwanken der Preise betrifft, so erklärt sich das schr natürlich daraus, daß die Spekulanten unter dem jeßigen Svsteme nicht auf die Preise, sondern nur auf den Zoll spekuliren, und daß so die ganze Sache zu einem bloßen Glücksspiele wird. Man fann ih am besten davon überzeugen, daß nur die wechselnde Skala diesen Zustand der Dinge herbeiführt, wenn man die Getraidepreise auf den Märkten von Danzig, Odessa, St. Petersburg u. \. w. während einer Neibe von Jahren mít denen in England vergleiht und erwägt, daß auch das Getraide aus Britischen Kolonieen, welches einen festen Zoll von 5 Sh. unterliegt, keine solhe Schwankungen in den Prei- sen zeigt, was daher kömmt, weil es nur, wenn der Begehr wirklich eintritt und nur in den erforderlichen Quantitäten eingeführt wird.“ Ÿ ;

Lord Monteagle berief sich auf die mit den seinigen überein stimmenden Ansichten vou Ricardo und Huskisson, wies auf die Nach- theile hin, welche für Holland und Belgien aus der Aunahme der wechseluden Skala entstanden seyen, und sprach sihch \chließlich im All- gemeinen für Handelsfreiheit aus, wobei er behauptete, daß, wenn Englaud den Wiener Kongreß benußt hätte, um mit allen fremden Staaten vernunftgemäße Handels - Verträge zu \{ließen, das Land nicht in seinen jeßigen Zustand der Noth und des Elends gerathen seyn würde. Dagegen bemerkte Graf Wharncliffe, der Präsident des Geheimen Raths, daß man dem jeßigen Korngeseß Zeit lasse, seine Wirkungeu zu zeigen. Bis jebßt sey es erst etwa neun Monate in Kraft, und gerade im vorigen Jahre seyen die Verhältnisse nicht günstig für eine Erprobung des neuen Geseßes gewesen. Zu Anfang des Jahres habe man nämlich geglaubt, die Aerndte werde eine nicht günstige werden, und daher das fremde Getraide unter Schloß zurü gehalten, später aber, als sich die Aussichten zu bessern schienen, plöh= lich eine so große Masse Getraides auf den Marft zur Consumtion im Junern gebracht, wie nie zuvor in jener Jahreszeit, nämlich zwi- hen den Monaten April und Mai nicht weniger als 624,321 Quar- tersz überdies sey die Aerndte im vorigen Jahre früher als gewöhu- lih eingetreten. Wenn nun auch diese Umstände dazu beitrügen, daß das neue Geseß nicht seiner ganzen Wirkung nach beurtheilt werden fönne, so habe sich doch schon ein großer Vortheil desselben als unzweifelhaft dargethan, nämlich die Unmöglichkeit, wie bisher, durch falsche Aufnahme der Durchschnittspreise auf den Stand der Markt preise ungebührende Einwirkung zu üben, Schwankungen in den Getraidepreisen würden übrigens durch einen festen Zoll auch nicht vermieden werden, jedenfalls habe das neue Geseß bisher wenigstens nicht deu Vorwurf auf sih laden können, daß es solche Schwankungen fördere. Die Post aus Lissabon vom 13ten d, M. hat keine Nachricht von politisher Bedeutung mitgebraht, äußer daß die Bill zu Gun sten der Duro-Wein-Compagnie von der Deputirten - Kammer ange-= nommen worden ift,

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Denen

Brüssel, 21. März. Der Krieges - Minister hat an alle Corps-Chefs folgendes Rundschreiben gerichtet: „Es geschieht häufig, daß die Corps - Chefs vom Kriegs - Departement die Ermächtigung verlangen, Ausländer zu Kriegsdiensten anzunehmen, Es giebt deren sogar, welche gleich zu ihrer Einverleibung schreiten. Die Einen und die Anderen verkennen den Geist der Constitution, nah welcher es außerordentliher Umstände und einer Ausnahme - Maßregel bedarf, um die Ausländer in der Armee zuzulassen, Jn gewöhnlichen Zei ten muß die Armee ausschließlih national seyn. Jch fordere Sie daher auf, sich streng nach dieser Regel zu richten und feinen Sol- daten aufzunehmen, der niht Belgier oder naturalisirt is, Das Kriegs - Departement wird seinerseits keiner Ausnahme - Forderung Folge geben,“

———RR— Oesterrei ISien, 2 (Aerztl, Bülletin.) Am 20. März, um 9 Uhr früh.

Die Krankheit des Durchlauchtigsten Erzherzogs Franz Karl is in sortschreitender, ungestörter Abnahme, während Eßlust, Schlaf und andere normale Verrichtungen mit jedem Tage deutlicher zurückkehren; das Be finden des hohen Patienten bietet daher täglich mehr Beruhigung dar.

Arr, von DUTbeim, m P. D Bange, 0, p: —————————

P U M Madrid, 14. März. Am Sonnabend i} der Fürst von Mont-

fort von der Königin Jsabella in einer Privat - Audienz empfangen worden, Der Regent, der bei dieser Zusammenkunft anwesend war, begab sich von da nah Buena Vista, wo ein Minister-Rath gehalten wurde, der zwei Stunden dauerte und bei dem Marine = Minister stattfand. : / s Die allgemeine Wahl in Madrid is beendigt, und in einigen Tagen wird man wissen, wie die sämmtlichen Wahlen ausgefallen sind, welche jeßt hier den Gegenstand aller Unterhaltungen bilden. Von 13,403 Wählern haben nur 6189 an den Abstimmungen theil genommen. Zu Saragossa is, ungeachtet aller Gegenbemühungen der Regierung, der Jnfant Don Francisco de Paula als Kandidat

s vorden. L, : Ls Mareschal Don Francisco Osorio is zum Kommandanten des Militair-Distrikts von Tarragona ernannt worden, Ï

Jn Catalonien dauert das Dejertiren der Soldaten nah Frank= reih fort, obgleich zu Figueiras mehrere Deserteure erschossen worden sind. Der Schleichhandel wurde niemals in größerem Maßstabe be= trieben als jeßt in der Provinz Gerona,

——“G

TULRo i, onstantinopel, 6. März. Das Journal de Constan- E ibt: „Die Differenz zwischen der hohen Pforte und

den fünf großen Mächten hinsichtlich der leßten Abgränzung des Li= Aae, A: das Gebiet Dichebail und einige andere Distrikte mit

+ MALz:

deim Paschalik Tripoli vereinigt wurden, is jeßt völlig ausgeglichen. Die Regierung Sr. Hoheit, stets von Gesinnungen der Mäßigung und Billigkeit durchdruugen und von dem Wunsche erfüllt, die Freund- schaftsbande mit Europa immer fester zu kuüpfen, hat es für ange messen erachtet, einen Streitpunkt, der an sich geringfügig doch die definitive Lösung der Syrischen Frage verzögern fonnte, völlig zu beseitigen. Das Osmanische Kabinet hat demgemäß, nahdem es die von den Gesandten erhobenen Bedenken reiflich er- wogen, den Beschluß gefaßt, Allem zu entsprehen, was in diejen Bedenken gerecht und billig erscheint. Jn diesem Sinne wird den fünf Missionen eine Note der hohen Pforte überreiht werden. Alles läßt hoffen, daß dies die Mächte vollkommen befriedigen, und daß nun die Syrische Frage gänzlich beseitigt seyn werde. Ju einer der leßten Sißungen des Conseils hat man si damit beschäftigt, den Geschäftskreis der beiden Kaimakame als Gouverneurs der Drusen und der Maroniten festzustellen; es sind denselben bestimmte Gehalte ausgeseßt worden.“

Dasselbe Blatt meldet, daß der Russishe Gesandte, Herr von Butenieff , der Pforte die Zustimmung des Kaisers zu der Re gierungs-Veränderung in der Wallachei mitgetheilt und daß die Rus- sischen Agenten in diesem Fürstenthume Alles gethan hätten, um den nah Bucharest gesandten Türkischen Emissair Savfet Efendi in seiner Mission zu unterstüßen. „Dieses gute Einvernehmen““, fügt das Or gan der Pforte hinzu, „beweist zur Genüge die Fortdauer der freund schaftlihen Verhältnisse mit Rußland, auf welche die Pforte einen so hohen Werth seßt und die auch fernerhin ungestört zu erhalten sie gewiß Alles anwenden wird, was nur in ihren Kräften steht,“

B op S »cky j c » c P 4 M f Ci | Der Amerikanische Commodore David Porter, Minister-Resident |

der Vereinigten Staaten bei der Pforte, ist am Z3teu d, M. mit Tode abgegangen.

Aus Syrien wird unterm 24sten v. M. geschrieben, daß dort und namentlich au im Libanon die größte Ruhe jeßt herrsche.

Na Ll

/ 9 Paris, 21. März. Die heute eingetroffenen Blätter aus Port au Prince (Haiti) reihen bis 2, Februar, und sind mit Details über den verunglüdten Revolutions = Versuch zu Cayes angefüllt, an dessen Spiße die ehemaligen Deputirten Riviere Herard, Herard Dumesle und Andere standen, die von der Oppositions-Partei unter den Wählern gewählt, aber im vorigen Jahre von der National-Re prâjentation gusgeschlossen worden waren, Die Revoltirten batten zur Erhebung der Fahne der Jusurrection den 28. Januar gewählt, als den Jahrestag einer vor einigen Jahren versuchten ähulichen Schilderhebung. Die Konföderirten hatten sich für diesen Tag ein Stelldichein auf der Pflanzung Praslin gegeben, die Riviere Herard gehört, und in der Ebene von Torbeck einige Lieues von der Stadt Cayes gelegen is, Man giebt zwar die Stärke ihrer Streit- kräfte nicht an, die sie übrigens in ihren Proclamationen selbst außerordentlih übertrieben zu haben scheinen, indem sie diesel ben auf 5000 Mann angaben. Herard und Dumesle scheinen hin- tergangen worden zu seyn; ihr Plan hatte übrigens Verzweigungen im ganzen Landez überall hatten sie Versprehungen von Beistand und Unterstüßung erhalten, die sich nicht verwirklichten, als die Stunde zum Handeln fam. Anfangs hatten die Jusurgenten nur eine halb= weg feindselige Haltung angenommen, indem sie erklärten, keinen an deren Zweck zu haben, als die Wiederherstellung einiger dem Lande mit Verleßung der Constitution entrissenen Freiheiten zu erlangen. Der General Borgella, der zu Cayes den Ober-Befehl bekleidete, hatte für rathsam gefunden, vorläufig sich auf die Defeusive zu beschränken und alle seine Streitkräfte zu konzentriren, um die Revolutionaire ein- zuschüchtern. Am 27sten Abends hatten General Borgella und Riviere Herard eine Zusammenkunft, welche durch Vermittelung von Belus VLedourx, Kommandanten des Forts Salut, zu Stande kam. Diese Zu= sammenkunft war ziemlich freundschaftliher Art, und der General blieb in der Ueberzeugung, daß Alles ohne Zusammenstoß sich ordnen werde. Aber am Nachmittag des 28sten ging der Adjutant Borgel lg’s in die Reihen der Aufrührer über, welche zu gleicher Zeit die Maske abwarfen und ankündigten, daß sie in der Nacht auf Cayes mit 5000 Mann anmarschiren würden, Borgella glaubte, ihnen nicht entgegenrüdcken zu follen, in der Besorgniß, daß sie in seiner Ab wesenheit auf einem Seitenwege zu Cayes anlangen möüch= ten. Er erwartete sle also, \hrieb aber, um ohne Gefahr die Junitiative ergreifen zu können, dem General Solanges, mit seinen Truppen zu seiner Unterstüßung herbeizukommen. Diese scheinbare Unthätigkeit gab den Jusurgenten Muth, und sie woll- ten sich des Forts Salut bemächtigen, Allein da fanden sie einen Wi derstand, den sie niht erwartet hatten, Um acht Uhr vor der Stadt angekommen, wechselten sie einige Flintenschüsse mit der Garnison, zo- gen aber bald in Unordnung wieder ab. Bei seiner Rückkunft nach Praslin hatte Herard kaum noch einige und funfzig Maun um sich. Während dessen famen Truppen von allen Seiten heran, die Natio nalgarden sammelten sich. Der Oberst Cazeau erhielt Befehl, auf Praslin zu marschiren, wo er aber Niemand mehr vorfand. So war der Stand der Dinge bei Abgang der leßten Nachrichten, und wahr \cheinlih werden wir durch die nächsten Nachrichten vernehmen, daß die Jusurrection erstickt, und blutige Repressalien gegen die Rüädels führer des Aufstandes genommen worden find. Diese werden {wer lih Schonung von Seiten des Präsidenten Boyer zu erwarten haben.

InlauD.

Berlin, 26. März. Se, Majestät der König haben Aller= nädigst geruht, die Annahme: dem Krieges-Minister, General der A irie von Boyen, des Militair - Großkreuzes vom Königl. Hannoverschen Guelphen - Orden; so wie dem Major, Prinzen zu Bentheim-Teckleuburg, aggregirt dem 11ten Husaren = Regi= ment, des Herzogl, Sachsen-Ernestinischen Haus-Ordens, zu gestatten,

_ Königsberg, 21. März. (K. A. 3.) Die Vereinigung der Universitäten Königsberg und Greifswald wird in der Kölnischen Zeitung in Aussicht gestellt, und um der Sache einigen Anschein der Wahrheit zu verleihen, wird die Sache so dargestellt, als ob sie sonst schon berathen und „neuerdings zur Sprache gekommen““ wäre. Zugleich werden jeder Provinz des Preußischen Staates einige polytechnische Schulen zugewiesen. Dieser Artikel wird in der neuen Hamburger Zeitung wiederholt und wahrscheinlih seine Runde durch viele Zeitungen machen, Wir können zwar aus bester Quelle versichern, daß die zunächst dabei betheiligten Behörden durch diese Neuigkeit vollkommen überrascht worden, und daß die Nachricht selbst eine grundlose Erdichtung eines müßigen Kopfes is, dem die Ver- hältnisse beider Anstalten völlig unbekannt seyn müssen. Aber denno bescheiden wir uns gern, dur eine solhe Berichtigung der weiteren Verbreitung dieser Fabel entgegen treten zu fön= nen, denn es lassen sich an dieselbe sehr hübsche Decla= mationen gegen Universitäten , Andrang zum Staatsdienst, reaukratie u. dgl, knüpfen, und wer möchte solcher reizenden Verlockung in unserer Zeit widerstehen? Die Maßregel wird als eine zweckm&-

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ßige und wohlthätige in dem gedachten Zeitungs-Artikel genannt. Ginge es nur auf die Errichtung von polytehnishen Schulen aus, ih \{lösse mich dem Wunsche bereitwilligst an, und wäre nur etwas gemäßigter in meinem Wunsche, indem ih mich mit einer solchen Anstalt in jeder Hauptstadt der Provinzen unseres Staates begnü- gen würde. Sicher wäre dadurch für das sih herausstellende Be- dürfniß gesorgt, obgleich kaum zu hoffen steht, daß in den ersten Jah- ren eine ausreichende Zahl von Schülern dem bedeutsamen Kosten- Aufwande entsprechen würde, die solche Provinzial-Anstalten nothwen dig erfordern, wenn sie ihren vielseitigen Zwecken gemäß mit den an- gemessenen Lehrerkräften und Apparaten ausgerüstet werden sollen. Aber nah jenem Artikel müssen dafür gleichzeitig zwei Uni- versitäten in eine zusammengezogen werden, weil ‘in „Greifs- wald gegenwärtig mehr Lehrer als Studirende sind und in Kö= nigsberg sich das Verhältniß wenig besser stellt,“ Der Verfas ser des Artikels hat die Uebertreibung bis zum Lächerlichen hin- aufshrauben wollen, aber dadurch seinem Zwecke, sollte er einen für die Errichtung einer polytehnischen Anstalt gehabt haben, nur geradezu geschadet. Wenn das numerishe Verhältniß der Stu=- direnden zugleich als Maßstab für die Zahl ihrer Lehrer gelten foll, so wird man gerade bei polytehuishen Lehr-Anstalten davon abstra- hiren müssen, für eine große Zahl von Schülern verhältnißmäßig wenig Lehrer verwenden zu können, es dürfte vielmehr leiht nach dem Charakter dieser Anstalten das Umgekehrte erfolgen. Und was jagt das wahre Zahlen-Verhältniß dazu, wie es gegenwärtig auf deu | Universitäten besteht? Die Universität Greifswald ist in den lebten | Semestern von 210 bis 230 Studirenden besucht, also in der Mittel | zahl von 220, Die Zahl ihrer Professoren besteht aus 20 ordent | | | |

Die Marquesas - Juselu als eine Französische

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Deportations : Kolonie.

X Paris, 19. März. Die Beseßung der Marquesas- und der Gesellschafts -Juseln hat in deu höheren Kreisen der Regierun wieder die wichtige Frage über die Deportation in Anregung gebrach Lie Französische Regierung hat über diesen Punkt seit E die Ansichten verschiedener \sahverstäudiger Männer zu Rathe gezogen, um sih zuvörderst eine Grund - Ansicht darüber zu bilden. Schon im Zahre 1832, als die Revision der Straf-Geseße vorgenommen wurde, beschäftigte sich die öffentliche Meinung viel mit der Deportations- Strafe. Cinundvierzig General - Conseils der verschiedenen Departe- ments wendeten sih mit dem Wunsche an die Regierung, diese Be=- strafungsart beizubehalten und die Deputirten - Kammer fimmte ihnen bei, insofern sie das Prinzip der Deportation anerkannte, zugleich gr E Ou Ee praktische Anwendung für eine Unmög-= ichteit erflärte, also der Zukunft allein di ü j ) o lations= Kolonie überließ, : * V ERg Fer. MERIN

Gegen das Prinzip, so wie gegen dessen praftishe Anwendung erhoben jich aber auch zahlreihe und oft energishe Stimmen. Al- gemein ward 1indessen der wachsende Uebelstand der Bagno=- und Gefänguiß Bevölkerung gefühlt. Die Entartung und gänzliche De- moralijation stieg iu diesen Anstalten aufs höchste. Die wiederholte Straffälligkeit desselben Verbrechers nahm in steigender Proportion zu. Jn Betracht der geriugen Zahl politischer Gefangenen erscheint

jeßt das Bedürfniß einer Deportations-Kolouie freilich weniger drin- gend, Auch widerstrebt die öffentliche Meinung der Bildung eíner politischen Deportations-Kolonie gar sehr, Dagegen erheben sich viele philantropische Stimmen für die Bildung einer Verbrecher - Kolonie nicht-politischer Art, um sih der Hefe der Nation zu entäußern und &rankreih von so vieler unsauberer Materie zu reinigen. | Ohne hier ein bestimmtes Endurtheil über diesen Gegenstand abgeben zu wollen, mögen die folgenden Betrachtungen nur dazu dienen, die öffentliche Aufmerksamkeit auch in anderen Ländern auf dieje wichtige Frage zu leiten, erst bietet sich die Schwierigkeit dar , die geseblihen Be- | stimmungen der Deportation festzustellen, Sobald die Deportation nur eine zeitliche is, wird natürlich der ganze Zweck verfehlt, das Uebel wird „alsdaun uur verdeckt, nicht gehoben, und die neuen | Strasfalligkeiten, die wiederholten Verbrechen, können eine zweite und Im Fall man eine immerwäh=

lihen und 9 gußerordentlihen, von denen mehrere zugleich bei der dortigen medizinisch - chirurgischen Lehr - Anstalt der ganz benachbarten landwirthschaftlichen Akademie zu Eldena beschäftigt sind, Rechnet man die Zahl der 5óvglinge der | beiden leßteren noch hinzu, die zwischen 70 und 90 in den lebten | Jahren geshwankt hat, so erhalten wir auf zehn Studirende einen | Professor: ein Verhältniß, das zwar feineêweges ein sehr günstiges | genannt werden fann, aber als ein mittleres für mehrere Deutsche | Universitäten sich herausstellt. Ein noch ungünstigeres Verhältniß ergiebt sih für Rostock, gegenwärtig die kleinste Deutsche Universität, wo auf 100 bis 120 Studirende 30 Professoren angestellt siud, also im Durchschnitts - Verhältnisse auf vier Studirende ein Professor; aber dasselbe besteht auh für alle Schweizer Universitäten, Mit Greifswald stehen gleich Kiel (auf 220 bis 240 Studirende 26 | Professoren), Marburg (280 bis 310 Studirende auf 38 Professo | ren), Erlangen (280 bis 304 Studirend- auf 31 Professoren), Frei | burg (249 bis 290 Studirende auf 30 Professoren), selbst Jena (auf400 | bis 420 Studirende 42 Professoren) u. a. m. Aber dem Verfasser scheint | überhaupt keine flare Vorstellung von dem augemessenen Zahlen-Ver= | hältnisse zwischen den Studirenden und Lehrern auf Universitäten vor- ges{hwebt zu haben, wenn ih auch hier ganz von der gelehrten Stel- lung der Universitäten zu den Wissenschasten absehen und nicht an die bedeutenden und umfangsreichen Leistungen erinnern will, die die Ent-= wickelung des geistigen Lebens den kleineren Deutschen Universitäten verdankt. Hätte er überhaupt über jenes eine Untersuchung ange- stellt, so würde er gefunden haben, daß hierin selbst das günstigste Verhältniß nur 15 bis 18 Studirende guf einen Professor gewährt, daß also Greifswald von demselben gegenwärtig in keiner \o auffal- | lenden Weise si entfernt. Um dieses durch \{chlagende Beispiele zu erörtern, dürfen wir nur an die blühendsien und besuchtesten Univer- sitäten Deutschlands erinnern und was von Deutschland gilt, tritt in einem noch entschieden geringeren Verhältnisse für die Hochschulen | des Auslandes eiu, wobei nur einige wenige eine Ausnahme machen, | die mit sich die Lycealklassen des sogenannten philosophischen Studiums |

und bei

dritte Deportation nöthig machen. rende, lebenslänglihe Deportation festseßt, so hört das gerechte Maß der Strafe und die Anwendung der geseßlichen Abstufung der Strafen auf; denn alle Deportirte werden alsdann nach beufelien Maße gerichtet, Der Mörder erhält alsdann dieselbe Strafe wie der Straßendieb und geringere Verbrecher, kurz die Demarcation fehlt dann gänzlich; für den deportirten Ackerbaguer wird eine lebens=- längliche Deportation eine äußerst harte, ihn zur Verzweiflung bringende Strafe seyn, da sie ihn für immer von seiner geliebten Erd olle und Familie trennt, Für den von Tag zu Tag lebenden Fabrik= und Manufaktur=Arbeiter hingegen und für die Tausende von Vagabonden, die wie Unkraut in den großen Städten wuchern, oft abenteuerliche Geister, stets in der Bewegung und in einer Art von moralischer Krisis sind, für diese hat natürlich die Deportation nicht dasselbe Maß von Härte, Die Bewegung, die Aufregung sagt diesem Theile der Bevölke- rung zu, ste werden vielleicht sogar mit dem Gedanken über die Meere ziehen, in der Deportations-Kolonie ihr Glü zu machen. Der Reiz des Unbekannten, die Lockung der Neuheit i für manhe Gemüther unwiderstehlich, Dieselbe Strafe für dasselbe Vergehen oder Ver- brechen angewendet, wird also eine ganz verschiedene Wirkung je nah den verschiedenen Jndividuen haben. Das Beispiel wird wenig moralischen Einfluß auf die Massen üben, die Wirkung ist verfehlt, der Schrecken vor der Strafe, der Glaube an die Gerechtigkeit des Gesebes vermindert. j Angenommen aber, die Deportation habe selbst eine gewisse mo= | ralische Wirkung und Ableitung shädliher Stoffe zur Folge, so bleibt immer noch die praktische Anwendung zu bedenken.

Bis jeßt waren der Französischen Regierung verschiedene Depor=- tationsorte vorgeschlagen worden, bald in Cayenne, bald an der Nordküste von Afrika in dem Gebiete von Algier. Beide Orte hatten aber wesentliche Nachtheile, Cayenne wurde des Klimas wegen als grausam und langsam tödtend verworfen, und gegen Algier schien die Unsicherheit der ganzen Colonisation, so wie die zu große Nähe des Mutterlandes zu sprehen, Auch wäre im Falle eines Krieges eine Verbrecher-Kolonie in Algier niht ohne politishe Gefahr gewe- sen, zumal da Algier in diesem Augenblick schon für viele unruhige Geister der Armce als eine Art Ableitungsort dient, und insofern C der Französischen Regierung bereits einen praktischen Nuzen ringt, :

_ Gegenwärtig scheint man nun die Marquesas=-Jnseln zu einer Deportations-Kolonie für geeignet zu halten. Betrachten wir indeß die seit vielen Jahren von England in Botangbay erlangten Resul= tate ein wenig. Auch in Euglaud zeigte si einige Zeit eine beson- dere Vorliebe für die Jdee der Deportation; diese Periode jugend= licher Philantropie hat indessen längst der Ueberlegung, Erfahrung und den Thatsachen weichen müssen. Vorzüglich muß man nit blos in der Deportations-Kolonie selbst die Wirkungen der Strafe erfor= schen, sondern auh beobachten, welche Resultate das Mutterland durch die Deportation erlangt hat, und ob wirklih eine Besserung der Sitten und Verminderung der Verbrechen, so wie eine heilsame Surcht vor der Deportations-Strafe eingetreten ist.' i

Wenn wir die leßten Englischen Dokumente betrachten, \o finden wir in Botanybay eine außerordentliche materielle Entwidckelung Die Bevölkerung vermehrt sich, die Jndustrie blüht empor, der Han=, del breitet sih aus; in Bezug auf diese drei Punkte sind die Resul= tate vollkommen glücklih und der Zweck i} gänzlich erreiht. Wenn wir aber die moralische Seite der Kolonie betraten, \o scheinen die Resultate den Erwartungen nicht entsprochen zu haben. Die Depor- tirten sind in drei Klassen getheilt : Sträflinge, Emanzipirte und Ko= lonisten, Der blühende Zustand von Botangbay schreibt sih erst von der Ankunft der Kolonisten in Neu-Holland her. Jndem diese Kolo= nisten ihre Judustrie und ihr Vermögen mitbrachten, retteten sie die ganze Deportations-Anstalt. Ohne die Kolonisten würde sie viel- leiht gar nicht mehr bestehen. So lange nämlich die Bevölkerung nur gusschließlih oder fast gänzlich aus Sträflingen bestand, war fein Fortschritt bemerkbar. Dreimal war zu jener Zeit die Kolonie einer Hungerszoth nahe und die größten Unordnungen bezeichneten die ersten Jahre nach ihrer Stiftung. Von den Berührungen zwischen den fleißigen Kolonisten und den Sträflingen hatte man einen heilsamen Einfluß auf die Sitten dieser leßteren erwartet, Allein eine unüber- steigbare Scheidewand erhob sich zwischen den freien Kolonisten und den Deportirten,

Die Zahl der Verurtheilungen

der Akademiker von 13 bis 16 Jahren verbinden, Deli 0E gegenwärtig zwischen 1560 und 1775 Studirende, d. i. bei 95 Pro- fessoren 18 Studirende auf einen Professor; Leipzig bei 850 bis 900 Studirenden 69 Professoren, d. i. auf noch nicht 13 Studirende ein Professor; dasselbe oder ein noch etwas geringeres Verhältniß | steht fest für Heidelberg (42 Professoren bei 570 bis 630 Stu- | direnden), Göttingen (48 Professoren bei 690 bis 7:30 Studirenden), Halle (48 Professoren bei 675 bis 705 Studirenden), Breslau | (48 Professoren bei 612 bis 675 Studirenden), Boun (52 Professo- | |

Doch es einigung der Universität Greifswald mit Königsberg oder irgend einer anderen Preußischen entgegen, da das Lokal Verhältniß Tonst noch | cher auf Berlin hinweisen müßte, weil {on nach dieser Universität, |

ren bei 550 bis 650 Studirenden) u. \, w. stellen sich au bestimmte Staats = Verträge der Ver-

als der zunächst gelegenen und in jeder Beziehung so vortrefflich aus gestatteten, eine große Zahl der Studirenden aus Pommern sich be- giebt, Die siegende Schwedische Macht tauschte in dem Frieden | zu Kiel am 14. Januar 1814 das gewichtvollere Königreich Norwe- | gen gegen das geringere Schwedische Vorpommern von der Däni- | \hen Krone ein, nöthigte aber nach dem Rechte des Siegers ausdrücklich | die lebtere Macht, in dem Art. X1L. dieses Friedens\chlusses die Verpflich-

tung einzugehen „die Universität Greifswald zu erhalten.“ Nur mit die- ser Verpflichtung konnte Dänemark später an Preußen diesen Theil von Vorpommern gegen Sachsen-Lauenburg und eine Geldsumme eintau

\chen. Aber außerdem wurde auch noch zu Wien zwischen den Be- vollmächtigten Preußens und Schwedens in dem Vertrage vom 7. Juni 1815 durch den besonderen Artikel IX, festgestellt : „daß der König von Preußen si verpflichte, alle fromme Stiftungen und ng- mentlich die Universität Greifswald in ihrem gegenwärtigen Zustande aufrecht zu erhalten und ihnen den unverfürzten Genuß aller ihrer Güter, Fonds, Kapitalien und Einkünfte zu belassen.“ Und in der That erhält sich die Universität Greifswald mit ihren Justituten aus diesem ihr seit vier Jahrhunderten von früheren Regenten und durch Privat- Vermächtnisse nach und nach überwiesenen Eigenthume. Einen stärkeren Zuwachs von Studirenden, eine größere Ausdehnung ihrer Justitute und wenn es seyn kann, selbst mit einer noch mehr erwei= terten Beziehung für das gewerbliche Leben wünschen wir dieser Uni= versität einer der ältesten in Deutschland, gestiftet 1456 aus vollem Herzen. Jhre Erhaltung is begründet durch sie selbst, und daß mit 15,300,000 Preußen sechs vollständige Universitäten in keinem Mißverhältnisse stehen, wird kein Freund des Deutschen wissenschast= lichen Lebens in ernster Behauptung durchführen wollen,

Zür die Königsberger Universität eine Verlegung nach Pommern zu verlangen, hat au der Verfasser jenes Artikels nicht gewollt. Es ist daher unnöthig, das Widersinnige eines solchen Vorschlages hier noch weiter auszuführen. Die statistischen Verhältnisse dieser Univer-= sität haben wir bereits in Nr. 5 dieser Zeitung näher angegeben, aus welchen deutlih genug hervorgeht, daß auch auf unserer Univer= sität jenes Verhältniß von 10 Studirenden auf einen Professor sich seit langer Zeit niht nur erhalten, sondern gemeinhin noch vortheil= hafter herausgestellt hat. i

_ Elbing, 23. März. Der Ober-Bürgermeister der hiesigen Stadt, Herr Haase, i} heute nah längerer Krankheit mit Tode abgegangen.

i‘ eer V in Botanybay zeigt auf eine erschreckende Weise, bis zu welchem Grade das Thermometer der öffentlichen Unmoralität gestiegen ist. Ju einem Zeitraume von 26

Jahren, von 1810 bis 1835, verhielt si die Zahl der Verurtheilun- gen zu der Gesammt-Bevölkerung der Kolonie während der 8 Jahre wie 1 zu 370. Jun den folgendas 3 Jahren wie L E

Von 1821 bis zu 1825 wie 1 zu 123. Endlich von 1831 bés ze 1 zu 120, Und diese Zahlen betreffen nur die

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