1843 / 101 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Grundsteuer entrichtet hatten, und nur erst durch das Abgabegesetß

aus den vorgetragenen Gründen geruhen, dem Bütowschen Kreis- Autheil, durch einen landräthlichen Stellvertreter, eine besondere Kreis- Polizei- Verwaltung, wie solche bis vor 9 Jahren bestanden, wieder zu gewähren.

Die Petition des Magistrats zu Stettin, deu Pommerschen Städten die unter dem Namen Orböde zu entrihtende Abgabe zu erlassen, weil sie eine aus den ältesten Zeiten herstammende direfte Städtesteuer sey, welche in der jeßigen Zeit und in dem jeßigen Steuer = System des Staates eine antiquirte und anomale Stellung einnehme, und zu den durch §. 9 des Geseßes vom 30, Mai 1820 aufgehobenen Abgaben gerechnet werden müsse, ward mit 30 gegen 14 Stimmen abgelehnt, weil die Orböde, nah der Ansicht der Ma jorität, die Natur einer Grundsteuer habe, die durch das Gese vom 30, Mai 1820 nicht aufgehoben sey, während die Minori-= | tät dies bestritt und behauptete, daß die Städte niemals eine |

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vom 30, Mai 1820, der zu den Staats-Kassen abzuführende Servis,

442 den Gewalt der Cognition der Gerichte nicht unterliegen. Handlun- gen, welche der König vermöge seiner Souverainetät ausübt, können daher weder au sih, noch in ihren Folgen, Gegenstand eines Privat retéstreits seyn. Weiter enthält auch der Miisterial-Bericht vom 16. November 1831 nichts, er verweist lediglich auf die bestehenden Gesebe, e Provinz Schlesien.

Breslau, 6. April. Ju den Sibungen am 26, März bis zum 3ten April beschäftigte sih die Landtags - Versammlung mit der Berathung über die Allerhöchste Proposition 11,, Bearbeitung der Provinzialrehte. Schon der im Jahre 1830 versammelt gewesene dritte Provinzial-Landtag hatte sich veranlaßt gesehen, in Berüdcksich= tigung auf das Bedürfniß eines, den gesammten Landtagsverband umfassenden Provinzial =Geseßbuchs, durh dessen Mangel vielfache Jrrungen und daraus entstehende Unsicherheiten der Privatverhält nisse, so wie Störungen des wechselseitigen Vertrauens zwischen den

, M p , L , Hr y Ras en L. Í 7 E S z Â; -, bis zur Regulirung einer allgemeinen Grundsteuer, dafür erklärt Gerichten und Gerichtsinsassen herbeigeführt werden, sich das aller

worden.

Der Antrag eines Abgeordneten vom Städtestande, auf eine Abänderung in der Aufbringungsart der Landtagskosten dieses Stan- des dahin, daß, in Gemäßheit der Artikel 13 und 14 der Verord nung vom 17. August 1825, die Landtagskosten des Standes in sich, nah der Zahl der Abgeordneten, aufgebraht werden, fand in der | Bestimmung des Artikels 14 jener Verordnung seine Widerlegung, und wurde mit 33 gegen 13 Stimmen abgelehut. 5 18

Eine Petition um Hexstellung einer vollen dritten Spruch = Ju- | stanz wurde einstimmig abgelehut, weil die vom Bittsteller bemerkten | Ausnahmen aus dem Bedürfnisse, die Dauer der Prozesse abzukürzen und aus dem festen Vertrauen zur vaterländischen Rechtspflege her- | vorgegangen, deren Zurücknahme daher nicht befürwortet werden könnez | man auch die Ansicht nicht zu theilen vermöge, daß in unserem Va terlande ein unbefriedigender und unsicherer Rechts - Zustand herrsche oder gar Rechtlosigkeit obwalte.

Die Petition eines Abgeordueteu, das Salz-Monopol sou jeßt ganz aufzuheben und den Salz=Verkguf gegen eine bestimmte Steuer dem freien Verkehr hinzugeben, welche durch die bei Gelegenheit der Versammlung der stäudishen Ausschüsse in Berlin kund gewordene landesväterliche Absicht Sr. Majestät des Küuigs, das Salz-Mon0o- pol endlich ganz abzuschaffen , gerechtfertigt und durch die für Han- del und Gewerbe dadurch erwachsenden mächtigen Vortheile, beson- ders aber durch eine Ermäßigung des Salzpreises um 100 pCt. mo tivirt wird, fand zwar darin Anerkennung, daß das Monopol drückend und seine Aufhebung möglich sey, konnte aber dennoch nicht unter stüßt werden, einmal wegen des überwiegenden Antheils der Steuer im Salzpreise, wobei das Monopol einen überall gleichen Preis des Salzes möglich mache, dann wegen der mit den Zollvereins-Staaten bestehenden Verträge. 8 Stimmen abgelehnt,

Cine Petition um Verwendung bei des Königs Majestät, daß Allerhöchstdieselben geruhen wollen, eine stets freisinnige Auslegung der Censur=Jnstruction vom 31. Januar d. J. anzubefehlen, wurde einstimmig abgelehnt, da für jeßt wenigstens keine Anleitung dazu erfannt werden könne, indem die Justruction eben erft erlassen und um so mehr abzuwarten sey, welche Auslegung und Anwendung der- selben werde gegeben werden, als Se. Majestät durch die Verord- nung vom 23. Februar c. über die Orgauisation der Censur = Be hörde darauf Bedacht genommen habe, der Presse einen Schul gegen mögliche Willkür zu verleihen.

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Zwanzigste Sißung.

Eine Beschwerde des Redacteurs der Börsen - Nachrichten der Ostsee über Beengungen durch die Censur, verbunden mit dem An trage auf Verwendung des Landtages, daß 1) des Köuigs Majestät ein neues, den Bedürfnissen der Gegenwart angemessenes Preßgeseb, unter ständischer Begutachtung, bald zu emaniren geruhe, 2) bis da hin aber die Berufung von der Entscheidung des Censors an die Ober - Landesgerichte, unter Vorbehalt der Cassations = Justanz für beide Theile, an das Geheime Ober-Tribunal gestatten möchte, und 3) Konzessious - Eutziehungen künftig uur im Wege Rechtens erfol- gen dürften; blieb einstimmig ohne Berücksichtigung, da kein Grund gefunden werden fonnte, jeßt, wo gerade erst eine Censur= Jnstruction erlassen und eine Censur-Behörde zu Schuß der Presse gegen die Willkür der Ceusur eingeseßt worden, deren Erfolge jeden falls abzuwarten seyn werden, die Erlassung cines anderen Preß Gesebes zu beantragen; die ad 2 und 3 gemachten Anregungen aber | durch die Verordnung vom 23, Februar c. erledigt gehalten werden | mußten,

Einer Petition der Gérauten uud des Aufsichts-Raths der Nhei- nischen Zeitungs-Gesellschaft auf Verwendung des Landtages bei des Königs Majestät, daß die von den Ceusur-Ministern gegen die Rhei- nische Zeitung verhängten Maßregeln zurückgenommen werden, mußte einstimmig die Unterstübung versagt werden, weil die Angelegenheit nicht im entferntesten mit dem besonderen Juteresse der Provinz Pom- mern und der mit derselben verbundenen einzelnen Theile in einem | Zusammenhange steht, viel weniger noch aus einem solchen Juteresse hervorgeht, es sih vielmehr hier nur um eine individuelle Bitte und Beschwerde der bei der Rheinischen Zeitung Betheiligten handelt.

Zwei Anträge auf Oeffentlichkeit der Stadtverordneten - Sihzun- gen wurden mit großer Majorität abgelehnt, der eine, weil er weder formell begründet, noch materiell vollständig motivirt war, der an- dere aus dem zweiten Grunde allein.

Der Autrag wurde daher mit 37 gegen | | | |

unterthänigste Gesuch zu erlauben: daß Seine Königliche Majestät geruhen möge, die Revision und Redaction des Schlesischen Provin zialrechts, von der des allgemeinen Preußischen Landrechts nicht ab hängig zu machen, sondern die diesfälligen Materialien vervollstän digen, in ein Ganzes nach dem System des Allgemeinen Landrechts ordnen und dem nächsten Provinzial - Landtage vorlegen zu lassen. Jn dem Allerhöchsten Propositions-Dekret vom 30. November 1832 für den im Jahre 1833 berufenen vierten Provinzial = Landtag hatte Seine Majestät der Köuig zu eröffnen geruht, daß nah An-= zeige des Königlichen Justiz-Ministeriums die Materialien zur Zusam menstellung Ober - und Niederschlesis{her Provinzialrehte #0 weit vorbereitet worden, daß die Ausarbeitung und Vorlegung der Ent würfe in kurzer Zeit erwartet werden könnte, und in Folge dessen den versammelten Ständen anempfohlen, einige Deputirte und deren Stellvertreter zu wählen, um diese Entwürse auf Grund einer genauen Kenntniß der Verhältuisse und Bedürfnisse der Provinz zuvörderst genau durchzugehen, und einer sorgfältigen Prüfung zu unterwerfen. Die Wahl diejer Deputirten erfolgte und zwar mit der Beriiksichti gung, daß für den Bezirk jedes Ober - Landesgerichts in Schlesien eigne Deputirte und zwar aus jedem der bei dem Landtage ver tretenen Stände gewählt wurden, Diese Deputirten in Vereinigung mit Kommissarien der Königlichen Regierungen und unter Vorsiß von Mitgliedern der Königlichen Ober-Landesgerichte haben sich nun einer genauen Prüfung und Begutachtung der Schlesischen Provinzialrechte unterzogen, und außerdem sind sämmtliche städtische und ländliche Kommunen zur bindenden Erklärung aufgefordert worden, ob sie die in denselben etwa bestehenden Lokalrechte erhalten zu sehen wüuschen oder nicht. | i Die Resultate dieser Prüfung und Begutachtung, 1) der revi dirte Entwurf des Provinzialrechts des Herzogthums Schlesien und der Grafschaft Glaß, dessen erster Theil das allgemeine Schlesische Provinzial-, der zweite das Schlesische Partifkular-Recht umfaßt, 2) die jeßt bestehenden Lofalrechte des Herzogthums Schlesien und der Graf | {aft Glaß, so wie die abgegebene Erklärung über das Bestehen | derselben, sind die Materialien, welche dem jeßt versammelten Land | tage zu semer Berathung vorliegen. Aus vorstehender Darstellung | des beobachteten Geschäftsganges geht hervor, daß nicht von Revi | sion eines bestehenden Provinzialgeseßbbuchs die Rede i}, denn ein | solches besteht in Schlesien uicht, sondern daß im Gegentheil das erforderte Gutachten der Stände uur dahin gerichtet seyn kaun, zu beurtheilen und zu beschließen, welche dev .in den vorliegenden Schrif ten, als Provinzial =, Partikular oder Lokalrehte anerkanuten Be= stimmungen, beizubehalten seyn, oder als Ueberreste uutergegangener | Verhältuisse und mit der neuen Gesebgebung in Widerspruch stehend | verworfen werden möchten. So wünschenswerth es erscheinen mag, /

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wenn in sämmtlichen zu einem Staats-Verbande vereinigten Provin

zen nur ein und dasselbe Gesebbuh Geltung findet, so is doch nicht

zu verkennen, daß in den einzelnen Provinzen eigenthümliche Ber= | hältuisse obwalten können, aus denen sich Rechtsverhältnisse gebildet

haben, welche in dem allgemeinen Geseßbuche entweder gar nicht be rücdsihtigt, oder über welche dort abweichende Bestimmungen enthalten | Solche Rechtsverhältnisse ohne eine genaue Prüfung aufzu | lösen, müßte zur Verleßung vou Privatrechten führen, deren s{houende | Berücksichtigung Pflicht des Landtages ist.

Wenn zur Frage gestellt wird, ob der Landtag sich auch in den Fällen zu einer Entscheidung über das Bestehen oder Aufheben von Lokalrechten für kompetent erachten fönue, wo die zur Erklärung auf geforderten Kommunen das Beibehalten ihrer Lokalrechte vertheidigen, jo is darauf zu erwiedern : Lokalrehte sind unter allen Umständen als Ausnahmen von allgemeinen Geseßen nur da zu dulden, wo be soudere Gründe für sie sprechen, es muß im Gegentheil auf möglichste Gleichförmigfeit der Provinzial-Rechtsverhältnisse in allen Provinzen, Bezirken, Gemeinen hingewirkt werden. Nachdem die bei den Lokal rechten unmittelbar Betroffenen mit ihrer Meinung über ihr Abschaffen oder Beibehalten in geordnetem Wege vernommen sind, liegt die wet- tere Beschlußnahme in den Händen des Gesebgebers, und wenn dieser die Begutachtung des Landtags über diesen Gegenstand erforderte, 0 m O) Dee für vollkommen fompetent erkennen, dieses Gutachten auch im Widerspruch mit den Erklärungen einzelner Kommunen abzugeben. Die Berathungen des Landtages beziehen sich speziell auf die einzelnen Paragraphen der vorliegenden Zusammenstellungen noch vorhandener Provinzial :Partikfular = und Lokal - Rechte, und es kaun daher eine Mittheilung der einzelnen Berathungen nicht wohl stattfinden. Es läßt sih nur im Allgemei

Eine Petition auf Oeffentlichkeit der Landtags - Verhandlungen wurde einstimmig abgelehnt. ,

i Die Petition eines Rittergutsbesibers, daß dem beweglichen Ver- mögen eine ausgedehutere Vertretung auf den Landtagen zugestanden, zu dem Ende für den Stand der Städte der §. 2 des Gesehes vom 1. Juli 4823 suspendirt und demselben eine Vermehrung der Stim- men bewilligt werde, fand einstimmig feine Berücksichtigung. Denn die Voraus{eung der Petition, daß in der Stände-Versammlung das Grund - Eigenthum allein, die Judustrie in allen ibren Zweigen aber gar nicht vertreten sey, konnte nicht getheilt werden, d2, wenn auch Grundbesiß Bedingung der Standschaft seg, der Städtestaud doc die Juteressen des Handels, der Gewerbe überbaupt und der Handwerke stets wahrnehmen werde. i E

Ein Antrag auf Aufhebung mehrerer Vorrechte des Fiéfus, als: 1) der Kostenfreiheit in Prozessen, 2) der ungewöhnlichen Verjäh- rungsfrist von 44 Jahren; 3) der Befreinng von Zahlung der Ver- zugszinsen, wurde rücksichtlich der beiden ersten Punkte durch Abstim- mung beseitigt, in Betreff des dritten Punktes aber begründet ge- funden. Der Landtag beschloß mit 35 gegen 8 Stimmen die aller- unterthänigste Petition: Se. Königl. Majestät wolle geruhen, die Be- Gans dos Fiskus von Bezahlung der Berzugäzinsen Allergnädigst aufzuheben.

f Eine Petition um Erläuterung des dur die Allerhöchste Kabi- nets=Ordre vom 4. Dezember 1831 genehmigten Ministerial-Berichts vom 16, November 1831, über die Sven der Landeshoheits= und der fisfalischen Rechte, wurde abgelehnt, da der Landtag die Ansicht des Bittstellers nit theilen fonte, Denn in jedem Staatsrechte dürfte es Fundamental-Grundsahß seyn, daß die Handlungen der geseßgeben-

nen bemerken: daß die Versammlung dahin strebte, so weit es ohne Verleßung von Privatrehten möglih war, eino Gleichförmigfeit der Geseßgebung durch Abschaffung von Provinzialrehten herbeizuführen, | daß namentlich die Aufhebung der in den einzelnen Fürstenthümern | als Partikular -Recht bestehenden, von dem Allgemeinen Landrecht abweichenden Verordnungen über die Erbfolge, mit Ausnahme der in den Fürstenthümern Schweidniß und Jauer und der Grafschaft Glaß bestehenden Lehnsverhältuisse, beschlossen worden i. Eben so is die Aufhebung des sogenannten Wenzeslaischen und Caëparischen Kirchenrehts beschlossen worden, und da man si aus den mitgetheilten Erklärungen der einzelnen Kommunen über Beibe- halten oder Aufheben ihrer Lokalrechte, überzeugte, daß die überwie- gende Mehrzahl dieser Kommunen sich für die Aufhebung dieser Lo- falrehte erklärt hat, stimmte der Landtag für die Aufhebung sämmt- licher in Schlesien bestehenden Lokalrechte.

Zeitungs -Uachrichten. Auslaud.

Frankr eid.

Paris, 5. April. Jm Courrier français liest man: „Der Theil des linken Centrums, der sich dem Herrn Thiers untergeordnet hat, soll, wie es heißt, entschlossen seyn, zu Gunsten des Gesebh-

Entwurfes über die Staats-Minister zu sprechen, und den Vorschlag des Herrn Odilon Barrot zurücckzuweisen. Das Ministerium war gestern hoch erfreut über die Stimmung, welche in jenem Theile der Kammer herrschte, und verkündete im Voraus die Verwerfung der Proposition des Herrn Odilon Barrot. Wir hoffen indeß, daß der größte Theil der Deputirten des linken Centrums Herrn Thiers in seinen Jukonsequenzen nicht nachahmen und zu dem Beginn jene! Reform beitragen wird, die von den Kabinetten vom 12, Mai und 1, März so feierlih versprochen wurde.“

Herr Arago hat in der vorgestrigen Sibung der Akademie der Wissenschaften wiederum einige Mittheilungen über den Kometen ge macht, Nach den neuesten Berechnungen i} es jeßt erwiesen, daß der Komet nicht, wie von Anderen behauptet wurde, in die Atmosvhüäre der Sonne eingedrungen is. Er hatte sich jenem Gestirne allerdings so sehr genähert, daß er am 27. Februar nur den 0fften T heil der Entfernung der Erde von der Sonne von lebterer eutferut war; aber die Schnelligkeit seines Laufes war zu gleicher Zeit so groß, daß er der mächtigen Anziehungskraft der Sonne zu widerstehen vermochte. Der Komet legt nicht weniger als 104 Stunden in der Sekunde zurück. Die Entfernung des Kometen von der Erde betrug ungefähr 32 Millionen Stunden. Aber beider außerordentlichen Länge des Schweifes haben die Astronomen sich gefragt, ob wir nicht einige Zeit lang innerhalb des selben waren. Dieser Umstand, sagte Herr Arago, würde sich ereig net haben, wenn der Schweif des Kometen nur das Doppelte seiner Breite gehabt hätte; die Länge reichte über den Punkt hinaus, den unsere Erde einnimmt, und nur die geringe Breite verhinderte, daß wir in den Bereich des Kometen gelangten.

Börse vom 5. April. Die Course der Französischen Renten gingen im Laufe der heutigen Börse zurück, weil es hieß, daß die Büreaus der Deputirten - Kammer mit starker Majorität die Borlesung der Barrotschen Proposition in öffentlicher Sibßung erlaubt hätten. Auch die unbedeutende Majorität, mit welcher gestern der Geseh Entwurf über den Königl. Gerichtshof angenommen worden war, hüchterte die Spekulanten ein, weil sie in dieser Thatsache einen Beweis erblickten, daß die Majorität das Ministerium hald gänzlich verlassen würde. Nachschrift: Unmittelbar nach dem Schlusse der Börse erfuhr man, daß sämmtliche Büreaus der Deputirten Kammer die Vorlesung der Proposition des Herrn Odilon Barrot verweigert, und somit die Opposition eine entschiedene Niederlage e: litten hätte,

* « Paris, 5. April. Man sucht eine Annäherung zwischen Herrn von Lamartine und Herrn Thiers zu bewirken, Jun einer Repräsen tativ-Negierung i} in Bezug auf Politik nichts unmöglich, Herr vou Lamartine is jeuer furchtbare Kämpfer, der dem Ministerium vom l, März so schwere Wunden geschlagen hat, der mit Herrn Thiers Mann gegen Maun kämpfte und der eine der Hauptursachen seines Sturzes war. Man kennt uicht mit Bestimmtheit das Resultat der Besprechungen, die zwischen den beiden Deputirten stattgefunden haben; allein es ist gewiß, daß Herr Thiers sich niht von Herrn von La martine wird absorbiren und daß Herr von Lamartine sich nicht in die Sphäre des Herrn Thiers wird hineinziehen lassen. Der ehemalige Conseils-Präsident des 1. März ist, troß der bei der Disfussion des Regentschafts-Geseßes von ihm eingenommenen tel lung, noch ziemlich isolirt und flößt den Konservativen nur weng Vertrauen ein? Er steht ziemlich \chlecht mit der Linken, und sein ganzer Einfluß \cheint jeßt auf einen Theil des linken Centrums bo

schränkt. Es i} dies hinreichend, um Deputirter zu seyn, und man kaun damit selb} ein einflußreicher Deputirter seyn, aber es i wenig, wenn man uach der Gewalt strebt, Herr von Lamartine wird sich gewiß uicht dazu hergeben, Herrn Thiers zu erheben. Diese beiden Männer haben zu verschiedene Prinzipien und Meinungen, als daß dies jemals geschehen fönute. Hinsichtlich der inneren Politik ist Hen Thiers weit mehr retrograd als progressiv; er i} fkonservativer als alle Konservative; in Betreff der auswärtigen Politik ift er dagegen kühn, verwegen, unruhig und stets bereit , für revolutio naire Jdeen, die er in der inneren Politik nicht zuläßt, den Frieden zu kompromittiren. - Herr von Lamartine zeigt sih, obgleich er dic konservative Partei verlassen hat, unverändert als ein Vertheidiger des Friedens, und zwar jeßt mehr als je. Er will Reformen im Innern, die stets von Herrn Thiers zurückgewiesen wurden. Her! von Lamartine hat sich für die Zulassung der Kapazitäten und fi die Revidirung der September - Gesebe ausgesprochen ; Herr Thiers verwirst Beides. Der Constitutionnel, das Blatt des Herrn Thiers, is durch die von seinem Patron eingenommene Stellung in große Verlegenheit gerathen; er is gezwungen, zwischen Herrn Thiers und der Lunkeu zu laviren und sehr subtile Unter scheidungen zwischen den verschiedenen Nüancen der O pposi tion aufzustellen, Der Constitutiounel und Herr Thiers verlangen nur Eins, nämlich den Sturz des Ministeriums. Js Hen Guizot uur einmal entfernt, so würde Herr Thiers sehr gern bereit seyn, das System beizubehalten, und es würde uur eine Veränderung der Namen seyn. Herr von Lamartine will dagegen eine Verände rung des Systems und legt einer bloßen Veränderung der Namen nicht die geringste Wichtigkeit bei. Man sieht hieraus, daß eine auf richtige und wirklihe Annäherung zwischen diesen beideu Männern ziemlih schwierig is. Herr von Lamartine mißtraut überdies außer ordentlich den Versprechungen und der politischen Treue des Herrn Thiers, und wir können versichern, daß er bis jeßt alle Anträge desselben zu rückgewiesen. Ein fast sicheres Zeichen, daß die Spaltung zwischen dem Deputirten von Mäcon und dem von Aix uoch immer sehr be deutend ist, giebt der Umstand, daß der Courrier srançais, das Organ des Herrn von Lamartine, Herrn Thiers mit einer durchaus excentrishen Heftigkeit angreift und dem ehemaligen Conseils - Präsi denten feine Ruhe läßt. :

Die Session is seit drei Monaten eröffnet, und noch is von bei den Kammern kein Geseß votirt worden, wenn man nicht dasjenige rechnen will, wodurch den durch das Erdbeben auf Guadeloupe Vei unglückten eine Unterstüßung bewilligt. Die Geseß-Entwürfe sind der Kammer allerdings in großer Menge vorgelegt worden z allein für die meisten dieser Projekte sind die Berichte noch nicht fertig, und es ist zu glauben, daß, falls sie auh in der Veputirten-Kammer disfu tirt werden, sie doch nicht mehr in die Pairs-Kammer gelangen. Die rein politischen Diskussionen, welche ohne Nußen und Juteresse für das Land sind, nehmen immer die Hälfte der Session weg, und die dringenden Geseße müssen häusig deshalb vertagt werden. 1 Geseß - Entwurf über das Fuhrlohn, worüber Herr berichtet hat, is bereits fünfmal binter einander , th der Pairs =-, theils in der Deputirken = Kammer vor worden, ohne daß es möglich gewesen wäre, zu einer Entscheidung zu fommen. Es is selbst zweifelhaft, ob man in der gegenwärtigen Session endlich eine Frage entscheiden wird, die E Ee berührt und einen Theil unserer, Communications - Mittel im höchsten Grade interessirt. Wenn die Linke noch vier oder fünf Anträge zur Erörterung bringt, so werden die dringendsten Gesege vertag und es wird kaum so viel Zeit übrig bleiben, um das Buddo Einnahmen und Ausgaben zu votiren. Es sind etwa zehn | Entwürfe, über welche noch fein Bericht abgestattet worden i, und unter diesen befindet sih das Zucker- Gese. ce la souderbar, daß die Geschäfte in der Kammer mit jedem Jadre langsamer detrieden

und die Diskussionen immer weniger gründlich werden. Die Politik nnmmft, wie gesagt, alle Zeit unserer Geseßgeber in Auspruch, und sie wird auch bewirken, daß unser Budget von mehr als 1400 Millio nen Fr, ohne Debatte und ohne ernstliche Prüsung votirt werden wird.

Der von dem Minister der öffentlichen Bauten gestern der Kam mer vorgelegte Vertrag in Bezug auf die Nord-Eisenbahn is bereits der Gegenstand einer heftigen Kritik gewesen, und mehrere Blätter behaupten, derselbe sey zu vortheilhaft für die Gesellschaft. Diese Kritiken sind nicht gegründet. Der Vertrag ist feinesweges untadel haft; aber er ist die nothwendige Folge des Geseßes vom 11, Juni 1812, an dessen Klauseln sih die Regierung streng gehalten hat. »1e Fahr-Preise sind übrigens weniger hoch, als auf den Eisenbah nen von Rouen, Orleans und einigen anderen Linien, auh hatte Herr Lejte feine Wahl, denn es meldete sih nur eine einzige Gesellschaft sur die Ausführung des Unternehmens; es eristirte daher keine Kon kurrenz, mittelst deren man günstigere Bedingungen hätte erlangen fönnen, Jn Bezug auf die Eisenbahn von Orleans uach Tours hatte man zuerst mit einem Englischen Agenten, Herrn Barye, dei von Herrn Guizot und Lord Cowley empfohlen worden war, provi sorische Unterhandlungen angelnüpft, die jedoch wegen einiger Judis cretionen desselben abgebrochen wurden, Die Konzession ist unnmehy drei Personen verliehen, die nicht im Stande sind, die Arbeiten aus zuführen, und daher jeßt eine Finanz -Gesellschaft suchen. Diese Aus jlüchte und Ungewißheiten bringen die Cisenbahnen in Mißlredit und ziehen der Regierung sehr heftige Kritiken zu,

S Grossbritanien und Arland.

_ Ute aus, S ibuna vom 3 April, (B H) Grd U)bhley brachte heute seinen vor längerer Zeit angezeigten Autrag gegen den Vpiumhandel vor, Er beantragte nämlich, daß das Haus die Aufhebung des der Ostindischen Compagnie zustehenden Monopols der Vpium-Fabrication oder vielmehr des Mohnaubaues in © stindien, als der Grundwurzel des bestehenden Uebels, genehmigen möge, (Li wies darauf hin, daß zwar jeßt ein Friedens- Vertrag zwischen China und England abgeschlossen sey, und daß bei den Regierungen beider Lander der gufrichtige Wunsch vorherrsche, die jehzt bestehenden fried lichen Beziehungen sür die gegenseitigen Verkehrs Berhältuisse mög licht nußbringend zu machen, daß aber der Opiumhandel uach wie vor mit demselben Eifer betrieben werde, daß alle durch donselben veranlaßten Verhältnisse, welche zu o großer Erbitterung geführt, noch in threr ganzen vorigen Ausdehnung beständen, und è daher bei aller friedlichen Neigung der Regierungen doch der mindeste An sto} von nenem zu Reibungen und zum Kriege führen könne.

„Der Schmuggelhandel mit Opium“, sagte der Nedner, „besteht noch in Jener ganzen Krastz Schiffe, vollständig bewaffnet und mit 140 bis

150 Malrosen bemanut, weiden von Seiten ter den Handel betreibenden Britischen Unterthanen dazu gebraucht, und arge Gewaltthätigkeiten sind noch immer an der Tagesordnung. Daß der Opiumhaudel von den bef jeren Klassen des Chinesischen Volkes verdamumlit werde, und daß die Unte druckung desselben eines der vorzüglichsten Mittel seyn würde, den erlaub ten Handels - Verkehr, so wie die politischen Beziehungen zwischen G&ngaland und China zu fördern, darüber stimmen alle Autoritäten übercin; insbc- jondere hat sich neuerdings noch Güßla}f dahin erklärt, Der Opiumhan del dient dazu, die Fabrikate Englands von dem Chinesischen Markte zu verdrangen, wie denn auch die Erfahrung lehrt, daß der Absatz Britische1 «Fabrikate în China während der leßten Zahre immer mel abgenommen hat, Jn den Jahren 1803 bis 1808 versendete die Ostindische Compaguie allein an Wollenwaaren im Durchschnitte alljährlich für 1,128,557 Pfund nah China, wogegen in den Jahren 1834 bis 1839 die Ausfuhr von Wellen -, Baumwollen - Waaren und Twist zusammen nur 996,441 Pfd, betragen hat. Was den Handels-Verkehr im Allgemeinen betrifft, so beträgt der Handel Englands mit China im Vergleich zu dem mit Nußland nux die Hälfte, im Vergleich mit dem zu Brasilien wenig mehx als ein Orittel, im Vergleich mit dem zu Deutschland ein Fünftel, und dennoch besißt China reichlicher als manche der erwähnten Länder die Mittel, Retouren zu liefern, wie denn z. B, m Jahre 1834 für 4,027,000 Psd, und im Jahre 1835 für 5,102,000 Pfd. an Seide und Thee “aus China nach England ausgeführt worden ist, Während aber de1 Absatz von Britischen Fabrikaten nah China immer mehr abgenommen hat, ist dez Absaß des Opiums dahin immer mehr gestiegen, und so ist es gekommen daß im Jahre 1840 nur für etwa 1 Million Pfo, Manufakturwaaren, da- gegen aber für 4 Millionen Pfd, Opium nach China abgesetzt wurde. Wenn nun aber die fommerzielle Seite der Frage schon so wichtig ist, so hat doch der moralische Gesichtspunkt eine noch viel größere Wichtigkeit. Der ve1 derbliche Einfluß des Opiums auf die geistige und phvsische Krast des Chi nesischen Bolkes wird durch zahlreiche Zeugnisse dargethan z eben 2 nach theilig wirkt dasselbe freilich in Ostindien selbst, wo es besonders die Be wohner der Provinz Assam allmälig in einen verrätherischen, feighenzigen, grausamen Pöbelhaufen umwandelt, während das Volk sich dort früher, nach úübereinstimmenden Berichten, durch maunhafte Thätigkeit und Jutelli genz auszeichnete. Das Monopol des Mohn-Aubaues in Ostindien zwingt die Negierung, sich tyramiisch zu zeigen, und is deu Bauern verhaßt, da sie viel lieber andere Gewächse bauen würden, Man hat freilich behauptet, daß der Mohn nux auf Ländereien angebaut werde, die zu anderer Kultur nicht fähig seyen; das ist aber nicht der Fall, denn der Mohn braucht einen reihen und fruchtbaren Boden, und daher bedarf es auch der Vorschüsse von Seiten der Negierung, um den Anbau mög lich zu machen. Die Regierung muß demnach als Urheberin des | Opiumhandels angesehen werden, und sie befördert ihn auch, denn sie läßt | das gewonnene Opium nach Kalkutta bringen, es dort öffentlich verkaufen, und unter ihren Augen wird dasselbe in die sogenannten Opium - Clippers verladen, welche, wie man wenigstens in China behauptet, aus den Arsena len der Negierung mit Waffen versehen werden, und welche die Chinesen als Bii tische Kriegsschiffe zu betrachten sich gewöhnt haben, zumal da die Befehlshaber dieser Clippers gewöhnt sind, mit offener Gewalt gegen die dem Schmuggelhan del zu steuern bestimunten Mandarinenböte zu handeln, und sich nicht selten ihrer Gewaltthaten rühmen. Aber nicht die Ostindische Compaguie allein trägt jeßt die Schuld, daß der Opiumhaudel noch fortdauert, denn ein Comité des Unter- hauses habe noch im Jahre 1832 geradezu erklärt, daß dem Handel kein Hinderniß in den Weg gelegt werden dürfe, da er dem Lande cine bedeu- tende jährliche Einnahme einbringe, Als vor kurzem über die Proclamation wegen der Thore von Samnath debattirt wurde, behauptete unter Anderen Herr Macaulay mit Necht, daß Alles, was dazu diene, das Christenthum zu entwürdigen, Verrath an der Civilisation des Menschengeschlechts sey, Der Opiumhandel gehört offenbar în diese Kategorie, denn er muß nothwendigerweise den Chinesen Vorurtheile gegen das Christenthum beibringen, und niht selten müssen die Britischen Missionaire von den Chinesen, die sie bekehren wollen, die Frage hören ; Warum die Christen ihnen das verderbliche Opium zuführen“ Noch vor einigen Tagen hat daher auch die Missions - Gesellschaft der Baptisten den Beschluß gefaßt, keine Missionaire mehr nah China zu schicken, sondern sich darauf zu beschränken, die heilige Schrift durch die dort befindlichen Ame- rifanischen Missionaire vertheilen zu lassen, da wegen des Opiumhandels die Erbitterung gegen die Engländer zu groß sey, als daß sie mit Nuten in (Lhina auftreten zu können hoffen dürften. Leute, welche mit dem Detail des Opiumhaudels bekannt sind, behaupten, daß, wenn die Regierung auch nur das Monopol des Mohn - Anbaues in Ostindien aufgäbe, neun Zehntel des Handels von selbst zu Grunde gehen würden, und daß die Wurzel des Uebels gänzlich ausgerottet werden würde, went die Negierung noch einen Schritt weiter ginge und den Anbau von Mohn in Ostindien gänzlich verböte. Man hat freilih behauptet, daß die Chinesen es mit ihren Verboten des Opiumhandels nicht ernstlich mein- tenz das ist aber eine Sache, welche England nichts angeht. Ueberdies fann man hon aus dem Grunde die Aufrichtigkeit der Chinesischen Regie- rung in diesem Punkte nicht in Zweifel ziehen, da es gewiß is, daß, wenn der Kaiser auch nur einen mäßigen Zoll ad valorem auf die Opium-Ein- suhr legen wollte, er sich eine jährlihe Einnahme von mindestens einer Million Pfd, würde verschaffen können,“

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Nachdem Lord Ashley noch darzuthun gesucht hatte, daß das Verbot des Mohn - Anbaues in Ostindien nicht etwa eine bedeutende Vermehrung desselben in irgend einem anderen Lande veranlassen werde, wodur natürlich das Verbot nur illusorishen Werth erbalten würde, {loß er mit folgenden Worten :

„„Man verseße sih nur in die Lage der Chinesen, Würde England sich wohl von irgend einer Nation behandeln lassen, wie es jezt China be handelt? Was würde man von einem Ende des Landes bis zum anderen sagen, wenn etwa Französische Bukaniere unsere Küsten heimsucben und un- seren Gesetzen Troß bieten wollten? Würden wir es woh[ wagen, eben so wie gegen China gegen eine andere Nation zu Werke zu gehen, welche mächtig genug wäre, Repressalien zu gebrauchen 7 Gewiß nicht, denn unse rem Bersahren gegen China liegt nur Stolz und das Gefühl unserer Macht zum Grunde, und dieses Verfahren ist um so weniger zu recht fertigen, da die Chinesen ihrem Charakter nah weder Verachtung

noch Misthandlung verdienen, demn sie sind nah allen Zeugnis

sen ein Volk, das in der Negel în seinem Verkehr mit Aus ländern Treu und Glauben bewahrt und die größte Artigkeit zeigt, Man frage nur nah, was anderer Orten von unserem Bersah ren gehalten wird, Man kann kein sremdes Journal zur Hand nehmen, ohne daß man in demselben Sarkasmen über England findet, welche sich aus dessen Begünstigung des Opiumhandels begründen. Hat doch neulich noch ein Französischer Schriststeller geradezu behauptet, vaß unser ganzer PDandels-Berkehr mit China auf unmoralischer Basis beruhe, denn das Ge dethen desselben hänge davon ab, daß es uns möglich werde, den Chinesen GBiftpillen aufzudrängen , welche Krankheit und Schwäche unter Millionen von Menschen verbreiten, Wären dergleichen Behauptungen unwahr, so wurde man hie übersehen können, da wir aber sühlen mussen, daß wn sle reichlich verdient haben, so würken sie machtig und demuthigendb, e«Freilich haben wir den Anschein von Macht unt Majestat für uns: mit dem einen Arme auf dem Westen, mit dem anderen auf dem LCsten ruhend, trelen wi nur allzuhäusig jede moralische unt religioje Pflicht mit Füßen. Aber ih gestehe, daß, wenu unsere Politik unsere Handlungen, unsere Waffen und unser geistiges Uebergewicht über andere Nationen ben

jelben Weg wie bisher in China einschlagen sollen, wenn Alles, was besten, zum Nachtheil und nicht zum Nußen bes Menschengeschlechts ver

wendet werden joll, dann möchte ich viel lieber, daß wir in die Schranken unjerer heimischen Tugenden zurückgedrängt würden und auf die Stufe einer Macht dritten Nanges hinabstiegen, Ties spricht meine felerlihe Uebei

zeugung, Aber ih glaube, daß es noch in unserer Macht steht, auch auf dei Höhe des -Icges cinen gerechten und hochherzigen Weg einzuschlagen. Noch steht es uns, wie ih zuversichtlich glaube, frei, cine segensreiche und

ruhmvolle Laufbahn zu durcheilen, wenn wir nämlich unscre Kraft und die

reichlichen Mittel, die uns anvertraut sind, auf den einen großen Zweck

alles menschlichen Daseyns hiulenken: auf den Nuhm Gottes in der Höhe

und den Frieden auf Erden,“

Herr Brotherton unterstüßte den Antrag und erklärte, daß,

seiner Ansicht uach, die Aunahme desselben dem Handels-Verkelz1

Englands mit China großen Bortheil briugen würde. Er sey ganz

der Meinung wie Fox, welcher sich dahin ausgesprochen habe, dasz

dasjenige, was moralich unrecht sey, niemals politisch recht seyn könne.

Cs sey nicht einzusehen, mit welchem Rechte die Oftindische (Compagnie,

nur um sich eine Einnahme vou 1,200,000 Pfd, jährlich zu verschaffen,

Ching mit diesem Produkte, das Krankheit, Verbrechen und Elent

über das Land bringe, überschwemmen dürfe, (Schluß folgt.)

Loudou, 4, April. Die Hof- Zeitung meldet die Er nennung des Marine - Capitains Robert Fißroy zum Gouverneur und Vber- Befehlshaber der Kolonie Neu =- Seeland.

__1l London, 5. April, Die Nachrichten, welche die lebte Jun dische Post gebracht hat, sind im Ganzeu zufriedenstellender Art. Die Eroberung des Gebietes der Emirs von Sinde war wesentlich nöthig für die Sicherheit des Haudels-Verkehrs auf dem Judus. Jm Zahre 1838, als Lord Auckland zuerst seine Aufmerksamkeit auf die Politik und den Handel jenseit des. Judus richtete, da wurden die Emirs von Sinde aufgefordert, den Anordnungen beizutreten, die damals zwischen der Britischen Regierung und dem Beherrscher von Lahore getroffen wurden, Jhre geographische Lage und ihre Bezie hungen zu den Seiks würden ihnen diesenige Gewalt und Vortheile verschafft haben, die denjenigen Staaten, welche die Mündung eines Stromes, wie der Judus, beherrschen, auf natürliche Weise zufallen. Zn den Verträgen, welche die Britische Regierung damals mit ihnen abschloß, wurde ihnen das Recht zuerkannt, Transit-Zölle vou den Schiffen zu erheben z allein sie selbst haben die zum Schuß des Handels aufgestellten Bedingungen verießt und haben selbst die den Briten feindseligsten Stamme sJenseit des Judus zu threm Beistande aufgerufen. Die am 17, Februar von Sir Charles Napier und seinem kleinen Corps gelieferte Schlacht war ein heftiger Kampf. Die Eingebornen waren um das ¿Zehnfache stärker als die Britischen Truppen; dennoch erlit ten sie eine völlige Niederlage, aber auch ein Zehutel der Anglo -Tn dischen Armee blieb auf dem Schlachtfelde und nicht weniger als 18 Offiziere famen ums Leben. j :

Es ist sehr zu beklagen, daß zu einer“ Zeit, wo Alles auf die Wiederherstellung des guten Vernehmens zwischen den Kabinetten von Frankreich und England hindeutet, ein so unwichtiges (Freigniß, wie die Besibnahme einer Jnusel im großen Ocean durch ein Französisches Geschwader, von neuem die Auimosität auf dieser Seite des Kanals aufgeregt hat. Aber das Englische Volk hat o bereitwillig und seit \o langer Zeit sein Geld für die Südsee - Missionarien hingegeben, daß es diese Wendung in den Angelegenheiten Tahiti's nicht gleich gültig mitansehen kann, Judeß werden die Missionaire auf jenen «nseln von Vielen nicht gerade sehr geachtet. Neben ihrem Berufe als Geistliche sollen sie auch Handel mit geistigen Getränfen und dergleichen mehr treiben, So s{lecht es indeß mit der Moral der Südsee-Juseln bestellt seyn mag, so faun do die Verwaltung eines Französischen Geschwaders sle s{chwerlih besser machen. Es ift nicht leicht aus zumachen, ob der Admiral Dupetit Thouars mit bestimmten Instruc tionen in Bezug auf die Besibunahme seuer Juseln versehen war oder uicht; ih habe jedoch Grund, zu glauben, daß dieselben von sehr all- gemeinem Charafter waren. Für die Französische Regierung können diese Acquisitionen nur als eine Verlegenheit betrahtet werden. Sie fönnen im Frieden keinen Gewinn bringen, im Kriege nicht verthei digt werden, und ihre Besibnahme hat in England cine Mißstimmung erregt, ohne in deu Angelegenheiten Frankreihs etwas zu verbessern. Wenn jemals der Jsthmus von Panama zu einem großen Wege für den Handels-Verkehr wird, daun wird es Zeit seyn, zu untersuchen, welcher Macht die Stationen der Südsee gehören werden, ;

Es scheint außer Zweifel zu seyu, daß Herr Aston Madrid in furzem verläßt, aber über seinen Nachfolger sind die Stimmen sehr getheilt, Lord Mahou wünscht unstreitig sehr, diesen Posten zu er- halten, allein es is sehr die Frage, ob Lord Aberdeen geneigt is, ihm denselben zu geben, è

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Brüssel, 5. April. Die Diskussion über das Kriegsbudget in der Repräsentantenkammer hat zu einem Ausgange geführt, der sich voraussehen ließ. Seit zwei Tagen debattirte man über den Artikel : Infanterie, für den der Minister 10,334,000 Fr, forderte. Die Centralsection wollte nur §8,857,288 Fr. bewilligen, eine Ersparniß, die nur durch Entlassung vieler Offiziere, und eine bedeutende Um- gestaltung der gegenwärtigen Einrichtungen möglich war. Zwischen diesen beiden Extremen versuchte ein Glied der Kammer einen Mittel- weg einzuschlagen, indem er nur eine Reduction von einer halben

Million vorschlug. Der Kriegs-Minister aber wollte von seinen ursprüng- liheu Säßen nichts aufgeben ; es war für ihn eine Art Ehrensache ; er forderte daher, daß man vor Allem über die von ihm begehrte Summe votire, und 49 Stimmen gegen 16 verweigerten dieselbe. Der Minister erklärte hierauf, er könne, bei dieser Weigerung des Bertrauens der Kammer, sein Portefeuille nicht länger behalten, er werde es daher dem Könige zurückgeben.

__ Vrüssel, 6. April. Ju einem Kabinets-Rath, dem der Kb- nug prasidirte, is beschlossen worden, Herrn Desmaisieres, Minister der öffentlichen Arbeiten, vorläusig mit dem Kriegs - Ministerium zu bekleiden, : Jürst Dolgoruky is von Paris hier angekommen, —ii— | S panien. | |

Madrid, 29. März. Heute kaun ih Jhnen anzeigen, daß Herr Salamanca, dem in der gestrigen Versteigerung der Queck- silber-Kontrakt zu 814, Piaster pro Centner zuerkanut wurde diesen an das Haus Rothschild abgetreten hat, so daß das Geschäft in den anden, die es bisher inne hatten, verbleibt, ;

_— U Vetile mich um so mehr, diesen Umstand zur Kenntniß zu bringen, als die Gaceta von heute eine Mittheilung des Finanz- Ministeriums enthalt, in welcher es ganz furz heißt, der Kontrakt ware gestern dem Herrn Salamanca zugesprochen worden,

e von der Regierung bekannt gemachten Bedingungen der Bersteigerung jebten fest, daß} der Konutralt demjenigen zuerkannt wer- den jollte, der mit dem Glofenschlage 4 Uhr das höchste Gebot ge- than haben würde, Schon vor 3 Uhr beschlossen jedoch sämmtliche Lheilnehmer, auf den Antrag des Herrn 1Beisweiller, des Vertreters der Gebrüder von Nothschild, daß die Bersteigerung so lange ihren «Fortgang nehmen solle, als irgend Jemand bieten würde. Um 3 Uhr entfernte sich Herr Weisweiller und bald darauf auch Herr Salamanca. #6 Beide gegen 4 Uhr zurückkamen und aufs neue an der Verstei=- gerung theilnahmen, zogen sich die übrigen Spefulauten zurück, Das lebte Gebot des Herrn Weisweiller belief sich auf 1829 Realen und das des Herrn Salamanca auf 1830, und da, nach dreimaliger Auf- forderung, fein weiteres Gebot geschah, so wurde der Kontrakt Lebte- rem zugesprochen. Hierauf faud eine Unterredung zwischen den Herren Weisweiller und Salamanca statt, und Jener befragte den vorsißzen= den Finanz-Minister, ob die Regierung einwillige, daß das Geschäft zu dem Preise, den Herr Salamanca geboten, und mit dessen Zu- simmung, an das Haus Rothschild überginge. Der ¡Finanz = Minister erflärte, daß er durchaus nichts dagegen einzuwenden habe, und so ist denn das erwähnte Nothschildsche Haus im Besiße des GSeschäftes geblieben, Dieser Umstand wird hier, wenn er erst befannter \segu wird, auf mannigfache Weise ausgelegt werden. ;

Zedenfalls fann die Regierung sich mit dem Ausgang zufrieden geben. Dem bisherigen Kontrakte zufolge, bezahlte das Haus Roth= \child für den Centner 60 Piaster für die nächsten vier Jahre wird es aber 817 bezahlen, was also, wenn man den jährlichen Ertrag der Gruben auf 20,000 Centner berechnet, im Ganzen eine Mehr - Einnahme von 1,720,000 Piastern ausmacht, Danach mag man berehnen, um wie viel die Preise des Queksilbers in den verschiedenen Welttheilen stei- gen werden, Jm Jahre 1830 überließ die Regierung das Quedsil- ber den Unternehmern zu 37% Piastern, Der Finanz-Minister, Graf Toreno, schlug es 1834 dem Hause Rothschild zu 54 Piastern zu, die 1838 auf 60 gesteigert wurden, Früherhin wurde es für Rechnung dieser Unternehmer in ben Magazinen von Se- villa und Cadix zu 75 und noch vor fürzem wu 85 Piastern pr. Centner verkauft, Ju Veracruz und in Canton, den beí- den Pläßen, wo dieses für die Ausbeutung der Silberbergwerke so | nothwendige Mineral am höchsten bezahlt wird, stieg der Preis auf

140 bis 170 Piaster. Hätte sich die Spanische Regierung verleiten | lassen, den Ertrag der Gruben auf eigene Nehnung verkaufen zu las- sen, so würde sie sich gauz gewiß, bei den beständigen Bedrängnissen, | in denen sie sh befindet, bewogen gefunden haben, die aufgehäuften Vorräthe für Spottpreise zu vershleudern, uud der Betrieb der Gru= | Ven selbst würde in Stockung gerathen seyn, weil man die Arbeiter | nicht hätte bezahlen fönnen. Ein und zwanzig verschiedene Häuser | haben an der Versteigerung Theil genommen. Aus diesem Umstand, | und daraus, daß das Rothschildshe Haus den Kontrakt um einen so

| hohen Preis an sich gebraht hat, darf man wohl schließen, daß der | |

von Seiten der Cortes zu erwartende Einspruch kein ernstlichhes Be= denten erregt.

__ Diesen Mittag traf der Jufant Don Francisco de Paula, Mit- glied des Kongresses der Deputirten, hier ein. Zwei Stunden nach seiner Ankunft fuhr er mit seiner Gemahlin, seinem ältesten Sohn und einer Tochter im Prado spazieren, ohne die geringste Aufmerksamkeit zu erregen.

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Pl gal _Lissabon, 27. März. (Morn. Herald.) Die Cortes- Session, welche am 2. April zu Ende gehen sollte, wird noch um einen Monat verlängert werden und vielleicht noch länger dauern, da die den Cortes vorliegenden Geschäfte {chwerlich bis zum 2. Mai heendet werden fönnen. / :

Ler Komet, der auch hier gesehen worden ift, hat den Aber-= glauben und die Furcht der Menge aufs lebhafteste rege gemadht; man glaubte, das Ende der Welt sey da, und der Schweif des Ko- meten werde sie vernichten, Diese Schlußscene sollte, den Prophe= zelungen gemäß, am 23sten eintreten, und da nun gerade am Tage vorher ein heftiges Gewitter eintrat, so gab cs des Betens und Singens und Jammerns in Menge. ;

A Lissabou, 26. März. Die Regierung hat den Englischen Anforderungen gegenüber eine Festigkeit gezeigt, welche Manche be- reits niht mehr hoffen zu dürfen geglaubt hatten. Das Ultimatum Lord Aberdeen's is als unagnnehmbar erklärt worden, und wenn so- nah England nicht von seinen Forderungen etwas nachläßt, darf man die Unterhandlungen wegen Modification der Tarife als gescheitert ansehen, Morgen Näheres. :

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Vereinigte Staaten von Uord - Amerika.

O New-York, 16. März. Die in cinem meiner leßten Shrei- ben bereits angedeutete Besorgniß, daß der Senat den kleinen, vielleicht rihtiger gesagt fkleinlichen Krieg gegen den Präsidenten Tyler fort- seßen und abermals die zur Ersebung des bisherigen Schaß = Secre- tairs Herrn Forward, der bekanntlich seine Entlassung gegeben hat, vorgenommene Ernenaung des Herrn Cushing, unzweifelhaft eines der bedeutendsten Talente der Vereinigten Staaten, an dessen Stelle, ver- werfen werde, hat sich leider zur Wirklichkeit umgestaltet; ja der Se-= nat ist noch weiter gegangen, indem er au, nachdem der Präsident noch dreimal nah einander bei der vorgenommenen Ernennung be- harren zu wollen erklärte, gleichfalls bei seinem Widerstande blieb, und d ati Verfahren auch in Bezug auf die nennung des Herrn Wise zum bevollmächtigten Min

der Vereinigten Staaten am Französischen Hofe einshlug, welde ebenfalls umgestürzt ist. Für dete Entscheidungen betrug