1843 / 102 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Zeitungs -UÜachrichten.

Ausland. i Frankreidch.

Paris, 6. April. Ueber die Verwerfung des Vorschlages des Herru Odilon Barrot durch die Büreaus der T eputirten Kammer äußert sih das Journal des Débats in folgender Weise: „T em Vorschlage des Herrn Barrot wird mcht einmal die Chre einer üf- fentlihen Erörterung zu Theil werden. Derselbe ist, um uns eines parlamentarisch gewordenen Ausdrucks zu bedienen, in den Büreaus ohne weitere Umstäude begraben worden, Das chrenwerthe Haupt der linken Seite hat eine vollständige Niederlage erlitten. Von 9 Büreaus hat nur cin einziges die Vorlesung sciner Proposition ge gen die September Gesebe genehmigt. Die §8 anderen haben die- selbe mit bedeutender Majorität verweigert. Der Vorschlag hatte zum Zweck, den wesentlichen Theil der September = Gesebe “und der Geseße über die Vereine abzuschaffen. Wie war es möglich, dies von einer Kammer zu verlangen, die zweimal auf feierlihe Weise er klärt hatte, daß die Regierung ihr Vertrauen besie! Herr Barrot wußte, daß er keine Aussicht auf Erfolg hatte; aber in mehreren Journalen der Opposition war Herr Odilon Barrot der Lauheit in seinen politischen Ansichten beschuldigt worden; man erklärte ihn für verdächtig und schrie über Verrath. Diese Stimmen s\törten den Schlaf des Herrn Barrot; und derjenige, der sich pomphaft für den Chef einer großen parlamentarishen Meinung ausgab, beugte sich demüthig vor jener kleinen Emeute. Wir sagen nichts über die Ar gumente, die zur Unterstüßung der Proposition vorgebracht worden sind. Alle Welt kennt jeßt ihren Werth. Wir bemerken nur, daß die Session seit drei Monaten eröffnet is, und daß die Geschäfte nicht vorwärts rücken. Wir begreifen leiht, daß die Opposition Zeit zu verlieren hat; die Erörterung über die Metaphysik der Regierung scheint ihr ohne Zweifel eine pikante Ergößlichkeit; aber sie hat nicht das Recht, die Kammer zu zwingen, ein Spiel mitzuspielen, welches das Land shwerlich sehr unterhaltend findet.“

Die Herren Thiers und Dufaure haben, bei Gelegenheit des Barrotschen Vorschlags, in ihren Büreaus an der Abstimmung nicht Theil genommen. Die Trennung des Ersteren von der linken Seite und sein Rücktritt zu der konservativen Partei wird als entschieden angesehen,

Börse vom 6, April, Die Course der Reuten waren heute etwas fester als gestern, was man allgemein der Verwerfung des Odilon Barrotschen Vorschlages zuschrieb. Die Spanische aktive Schuld ist guf 31 gestiegen.

17 Paris, 6. April. Die große Stimmen Mehrheit, mit wel her dem Antrage des Herrn Odilon Barrot die Ehre der Diskussion in der Kammer versagt i}, giebt ein redendes Zeuguiß davon, daß die konservativen Grundsäße in dem Palast Bourbon entschieden vor= herrschen. Bei jenem Gesebß- Vorschlage war nicht das Ministerium Soult-Guizot, sondern die Jdee der Aufrechthaltung des bestehenden öffentlichen Zustandes betheiligt, und diese Îdee is es, welche in der Abstimmung der Büreaus gesiegt hat. Dieses Ergebniß i} übrigens uur die authentische Bewährung einer {ou vorher für Niemanden zweifelhaften Thatsache. Auch ehe sich die Majorität der Deputirten Kammer als eine ministerielle gezeigt hatte, war es so gut wie gewiß, daß sie, wenigstens für die Verhältnisse der inneren Politik, dem er haltenden Prinzipe huldige. Und diesem Grundsaße wird die gegen= wärtige Kammer nicht untreu werden, selbs wenn sie sich früher oder später von dem Kabinet vom 29. O ftober abwenden follte.

Die Beseitigung des Carnéschen Antrages is, ihrer eigentlichen Bedeutung nach, ein Sieg der Universität über die Geéstlichfeit. Ju der sebigen Verfassung des öffentlichen Unterrichts nämlich sind die Zöglinge der sogenannten kleinen Seminarien, welhe dem Universi täts-Verbande uicht angehören, von dem Zutritte zur Bakkalaurcats- Prüfung ausgeschlossen, und damit ij ihnen eine große Zahl vou bürgerlichen Laufbahnen gesperrt, zu deren geseßlichen Vorausseßungen das Diplom des Bakkalaurens gehört. Diese Anomalie erklärt sich einigermaßen durch die ursprünglihe Bestimmung der kleinen Semi- narien, welche eigentlih nichts Anderes seyn sollten, als Lehr Anstal= ten zur Vorbereitung für den Priesterstand, und die man eben durh jene Beschränkung verhindern wollte, den Gymnasien bei der Erziehung zu weltlichen Berufen Konkurrenz zu machen. Mit Rücksicht auf jene besondere Aufgabe hat indessen das Geselz die kleinen Seminarien mit gewissen Privilegien ausgestattet, uament- lih mit der Freiheit von der {weren Abgabe, welche alle nicht zur Universität gehörigen Lehranstalten für jeden ihrer Zöglinge an die Kasse des öffentlichen Unterrichts zu zahlen haben. Durch dieses Vorrecht und verschiedene andere günstige Umstände uun sind die Seminarien in deu Stand geseßt, eine große Zahl von Schülern auf Kosten der Privat-Justitute und auch der Gynmnasien an sich zu ziehen. Das ausscließlihe Recht der Vorbereitung zum Bakkalau- reats-Cramen, welches sich die Universität vorbehalten hat, gilt bei vielen guten Köpfen der kirchlichen Partei sowohl als ihrer Gegner, für eine Schranke, mit deren Hinwegfallen die Geistlichkeit sofort einen großen Theil des höheren Unterrichtswesens in ihre Hände bekommen würde. Daher denn jene zahlreichen Stimmen gegen den Carnéschen Antrag, obgleich derselbe alle Rücksichten der natürlichen Villigkeit für sich zu haben (chien. Es ist übrigens eine höchst merkwürdige Er= \cheinung, zu \ehen, wie die Wortführer der katholischen Kirche in ¿zrankreich gegenwärtig mit allen Kräften anu die Prinzipien der To leranz und der Lehrfreiheit appelliren, welche die Kirche selbs niemals zu Gunsten ihrer Geguer anerkannt hat, und die sie auch in diesem Augenblicke überall verleugnet, wo sie die Macht dazu hat. Wie sonderbar aber die hiesige kirchliche Partei den Begriff der Toleranz zu deuten versteht, wenn es sich darum handelt, denselben zu ihrem Vortheile geltend zu machen, ergiebt sich aus folgendem Beispiele, das wir unter zwanzig auderen auswählen. Ju einem Elsässischen Dorfe befindet sih eine lutherishe und eine fatholische Gemeinde welche eine gemeinschaftliche Kirche haben, deren Chor jedoch dem protestantischen Gottesdienst verschlossen is. Ein neuer Maire des Ortes hebt, unter Einstimmung des Präfekten, diese durch nichts ge- rechtfertigte und für die Protestanten demüthigende Beschränkung auf. Aber siehe da, die kirchlichen Blätter erheben ein entsebliches Geschrei über die „Jntoleranz““ der Behörden, welche die Protestanten bei der Benußung der gemeinschaftlihen Kirche auf gleihen Fuß mit den Katholiken geseßt haben. Das Befremdeudste an der Sache i} in= dessen, daß dies Geschrei ein offenes Ohr bei der Regierung gefunden, und daß der Chor jener Kirche den Protestanten quf Ministerialbefehl von neuem gesperrt ist. i

© Paris, 6. April. Die Opposition der Linken erfuhr gestern eine gute Lection. Mit dem richtigen parlamentarischen Justinkt, wel- cher dem Herrn von Lamartine eigen is, hatte dieser in seiner lebten Rede sich bestrebt, der Opposition begreiflich zu machen, daß sie nicht die Zeit mit unnüßen Motionen versplitteru dürfe, wenn sie zu einer roßen, mächtigen Partei in der Kammer sich emporshwingen wolle. Ni tsdestoweniger ließ Herr Odilon Barrot von einigen seiner unge=

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| duldigsten Parteigänger sih verleiten, am Lergangotten Sonnabend | eine Motion wegen Revision der Septembergesetze einzubringen. Der | Augenblick konnte nicht unpassender gewählt werden; erstens weil die | meisten Deputirten sich bereits nah Hause zu sehnen anfangen und | der geringsten Verlängerung der Session in Folge neu gufgeworfener | Gragen sich widerseßen und zweitens, weil, wie der Marquis de | Mornay gestern in den Büreaus der Kammer ganz richtig bemerkte, das Resultat der neuesten Wahlen der Offiziere der National= Garde von Paris nicht geeignet is, die aufrichtigen Anhänger der Juli - Dynastie zu beruhigen, mithin sie für die Erleichterung der Preßgeseße und Ausdehnung der Macht des Geschwornengerichts empfänglih zu machen, Dem Kabinet fiel es nicht sonderlich \chwer, das linke Centrum und die Partei Dufaure Passy gegen die Motion es Herrn Odilon Barrot einzunchmen. Herr von Lamartine, der ie September-Gesebe zwar jederzeit bekämpfte, aber einen höheren weck, als verstümmelte einseitige Reformen verfolgt, nahm gestern an er Diskussion in den Büreaus gar nicht Theil und erleichterte da-= Æurch den Sieg des Kabinets bei der Verwerfung der Motion Odilon Warrot. S Der einsichtsvollere Theil der Mitglieder der Linken hat endlich Pie Nothwendigkeit cine würdigere Stellung als bisher in der ammer einzunehmen. Eine Deputation der Linken begab sich Sgestern Abends zu dem ehrenwerthen Deputirten von Mäcon, Zum ihn im Namen der Opposition zu ersuchen, für die Zukunft den Versammlungen derselben regelmäßig beizuwohnen. Vis zur SStunde erschien Herr von Lamartine bei den eigentlichen Ver ammlungen der Linken gar nit, sondern die einflußreicheren Mitglieder derselben kommen bei ihm oder beim Herrn Odilon Barrot höchstens cinmal die Woche zusammen, um sich über den Gang der ¿parlamentarischen Angelegenheiten zu berathen. Herr von Lamartine Permied absichtlich, dem Gerücht Glauben zu verschaffen, daß er den [errn Odilon Barrot als Haupt der Linken verdrängen möchte. [Warum enthielt er sich jeden Schrittes, welcher \o ausge [egt werden fönute, als wolle er sich die oberste Leitung | Der Linken anmaßen, Damit entsagte er jedoch nicht seinem | Projekte, das Haupt einer regierungsfähigen Opposition zu werden. Nach der Ansicht des Herrn vou Lamartine ol die von hm zu gründende Opposition nicht allein aus der Linken bestehen, sondern aus allen jenen Elementen der Kammer, welche die Erhaltung der Juli=Regierung, die Dauer des Weltfriedens und den geregelten Fort- {ritt wünschen. Es is damit noch nicht gesagt, daß alle Mitglieder der Linken dem Herrn von Lamartine werden folgen wollen, darum mußte er sein politisches Programm so ausdehnen, daß nicht uur die Unke, sondern das linke Centrum und die freigesinnten Conservateurs demselben allmälig sich werden anschließeu können.

Ih gehe in diese Einzelnheiten ein, weil ih mi tägli mehr überzeuge, daß man selbst in Frankreich das richtige Berhältuiß des Herrn von Lamartine zur Unken uicht genau kennt, und man aus der Möglichkeit einer Rivalität zwischen ihm und dem Herrn Odilon Barrot, ein wesentlihes Hinderniß zur Erreichung des von Herrn von Lamartine verfolgten Zweckes herleiten möchte. Herr von Lg martine gedenkt nicht im mindesten, Herrn Odilon Barrot die bis herige Stelle an der Spiße der Linken streitig zu machen. Herr Odilon Barrot mag das Haupt der aus verschiedenen Elementen zusammen= zuseßenden regierungsfähigen Opposition bleiben, deren vberste Leitung am Ende doch Herrn vou Lamartine zufallen dürfte. So erklärt sich, wie Herr von Lamartine und Herr Odilon Barrot neben einander

ohne Rivalität bestehen können,

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= Paris, 6. April, Weun das Zucker=Gesels nicht angenom men wird, so mögen die Wejnproduzenten des Südens nur abermals eine bedeutende Hoffuung auf Verbesserung ihrer Lage fahren lassen. Die Vüreaus der Kammern haben indeß gestern sich den Vorschlägen des aus Deputirten der Weinbau treibenden Departements gebildeten Weinbau-Comité’s im Ganzen günstig gezeigt, und dieselben werden min vor die Kammer kommen. Sie bezielen eine allmälige Aufhebung des so schwer auf dieser Judustrie lastenden Octroi, wodurch allerdings dem Schabe eine sehr beträchtliche Einnahmsquelle von mehr als 60 Millionen sährlih entgehen würde, namentlich gber auch durch strengere Maßregeln den so außerordentli überhandnel menden Ver: fälschungen, die mit Wein und Branntweinen aller Art getrieben worden, fräftigeren Damm zu seßen. Ju Bezug auf diese Vorschläge dürften folgende zuverlässige Angaben über die Statistik des Wein=

baues in Frankreich auch für das Auslgud von Juteresse seyn,

Es giebt in diesem Augenblicke überhaupt nur zehn Departements in Frankreich, wo kein eigeutliher Weinbau getrieben wind z diese sind Calvados, Cotes du Nord, Creuse, Finisterre, Manche, Nord, Orne, Pas de Calais, Seine-Juferieure und Somme. Das Departement, wo der Weinbau den stärksten Ertrag liefert, ist die Charente =Jufe= rieure; die Aerndte beläuft sih dort in mittleren Jahreu auf 2,600,000 Hektoliters, Dgs Departement Morbihan dagegen ärndtet am we nigsten ein, in gewöhnlichen Jahren wird die Aerndte dort uur auf 1000 Heftoliters angeschlagen. Drei Departements erzeugen in Mit- teljahren über 2 Millionen, nämlich: Charente-Juferieure, Gironde, Heragult. Vier bringen zwischen 2 und 1 Million etwa hervor, näm- lich: Charente, Loire - Juferieure, Loiret, Gard. 20 erzeugen zwischen 1 Million und 500,000 Hektoliter , diese slnd: Gers, Var, Younne, Saone und Loire, Loire und Cher, Lot und Garonne, Meurthe, Dordogne, Marne, Rhone, Judre und Loire, Vienne, Aude, Haute = Marne, Haut Rhin 7 Abe, Cote d’Dr, Seine und Oise, Seine und Marne, Bas=-Rhin. Neun erzeugen zwischen 500,000 uud 400,000 Hektoliter, nämlich : Aiu, Bouches du Rhone, Jura, Maine und Loire, Meuse, Ardeche, Haute Garonne, Tarn und Garonne. Zehn erzeugen zwischen 100,000 und 900,000, nämlich: Lot, Puy de Dome, Haute Saone, Basses Pyre= nees, Seine, Hautes = Pyrences, Pyrenees orientales, Allier, Tarn, Landes. Elf zwischen 300,000 und 200,000, nämlich: Zndre, Vau= cluse, Aveyron, Deux=-Sevres, Drome, Nievre, Cher, Korsika, Mo- selle, Vendee, Aisne. Die Departements Doubs, Eure und Loire, Correze, Vogesen, Sarthe, Loire, Ariège geben nur zwischen 200,000 und 100,000. Zwölf erzeugen nur unter 100,000 Hektoliter, näm- lich : Haute-Loire, Hautes-Älpes, Basses-Alpes, Ardennes, Dise, zere, Eure, Haute Vienne, Cautal, Mayenne, Jlle und laine, Morbihan. Die Departements, wo der Hektar Bodens am meisten Ertrag liefert, sind nah Eure und Loire, die Departements des Nordostens, nämlich : Moselle, Haut- Rhin, Ardenues u. s. w.z jeder Hektar Landes giebt dort in mittleren Jahren 45 bis 55 Hektoliters, Das in dieser Beziehung am wenigsten begünstigte Departement ist Vaucluse, wo der Ertrag eines Hektars kaum mehr als 5 bis 7 Hektoliters beträgt. Seit dem Jahre 1789 hat \sich die Summe der überhaupt in Frankreich angepflanzten Reben um uaghe an ein Viertheil vermehrt, Der Hel= tar erträgt im Allgemeinen um ein Fünftel mehr als damals. Der Ertrag des Hektars hat in den mittäglichen Rebenpflanzungen nur wenig zugenommen, namentlich is derselbe in dem Departement der Gironde stationair geblieben, Die Gesammtzahl des jeßt mit Reben bepflanzten Bodens in Frankreich beträgt ungefähr 2,019,000 Hektaren,

Aus dieser kurzen Zusammenstellung mag man ersehen, von wel hoher Bedeutung die Weinbau - Judustrie in Frankreih is und wie sie sicherlich die höchste Beachtung von Seiten der Regierung sowohl

als der Kammern verdient. Die Regierung hat durch Vorlegung des Zuckergeseßes den Reclamationen derselben nachgegeben ; die De. putirten-Kammer hat noch zu zeigen, ob sie gleiche Gesinnung theilt.

Heute ist hier sichere Nachricht eingetroffen, daß endlich der Ver- trag zwischen Großbritanien und Frankreich Behufs Herabsekung des Briefporto's, dessen Abschluß mit großen Schwierigkeiten zu fämpfen hatte, wirklich zu Stande gekommen und am 2, April durch den Gra. fen Aberdeen vou Englischer und durch deu Französischen Botschafter Grafen St. Aulaire von Französischer Seite unterzeichnet worden ist. Der 1. Juni is als der Zeitpunkt festgeseßt, wo der Vertrag in Kraft treten soll, Demnach wird vom 1. Juni gn jeder Brief vou Eng land nach Fraukreih, der uuter 5 Unze wiegt, zu London, wenn er sranfirt wird, 10 Pence statt 4 Shilling und 8 Pence, wie bisher, bezahlen; in Frankreich aber 1 Fr. statt 2, welches der bisherige Saß war für Briefe, die diesseits nach England gehen, Man fann aber zu denselben Preisen auch unfraukirte Briefe gegenseitig abschicken.

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Grossbritanien und IrlanD.

Unterhaus. Sitzun g vom 3, April. (B. H) (Schluß. Herr H. B. Baring gab zwar zu, daß aus dem Opiumhandel vielfaches Unheil entstehe, und stimmte überhaupt in vielen Bemer-= kungen dem Antragsteller bei, glaubte aber doch behaupten zu dürfen, daß derselbe sich manche Uebertreibungen erlaubt habe.

,ZUnächst““, sagte der Redner, „hat Lord Ashley mit Unrecht behauptet, daß sich der Anbau des Opium in Ostindien auf eine \o sehr leichte Wrisc unterdrücken lasse, Eine große Anzahl der Anbauer sind Muhamedaner, dic selbst das Opium, das durch ihre Neligionsvorschriften erlaubt wird, gc brauchen, und diese würden sich daher nicht bewegen lassen, den Anbau auf zugeben, Dies gilt insbesondere für den Bezirk von Molwa, wo bercits ein vergeblicher Versuch, den Anbau zu unterdrücken, gemacht worden ist. Eben so vergeblich hat die Ostindische Compaguie bereits versucht, Verträg« mit einigen Gränznachbarn wegen Unterdrückung des Opiumhandels abzu= schließen; die Emirs von Sind und Andere haben ih dessen geradezu ge weigert; das Volk erhob sich massenweisc, um den Handel zu schüßen, und Eir Charles Metcalfe, damals Gouverneur von Agra, ers klärte, aus Furcht vor cinem neuen Pindarie-Kriege, den Britischen Kom missarien, welche den Handel zu unterdrücken beauftragt waren, daß dic Ausführung ihres Unternehmens unmöglich sey, und daß man sich damit genügen müsse, was auch nachher geschah, einen Ausfuhr-Zoll einzuführen, der möglichst hoch gestellt war, um den Opium im Lande selbst zu ver theuern, aber nicht zu hoch, um bewaffnete &cchmugglerbanden ins Leben zu rufen, Will man auf den früheren Entschluß zurückkommen, \o wird man mit allen Staaten Ostindiens in Krieg verwickelt werden und den noch unterliegen, denn dem Mnhamedaner is das Opium PLebensbedürf- niß, und er wird sich dasselbe um jeden Preis verschaffen. Gesetzt abc1 auch, man gelangte dazu, den Opiumhandel zu unterdrücken, \o blei ben noch andere Substanzen übrig, deren sich das Volk als Ersaß für das Opium bedienen würde, und die zum Theil noch viel \chädlicher sind, als dieses; dahin gehört insbesondere der Saft der Hanfpflanze. Das jet bestehende Monopol des Anbaues der Mohnpflanze ist übrigens in seme Anwendung vortheilhaft für Ostindien, denn die Negierung sorgt dafür, daß der Anbau nur dort stattfindet, wo das Volk seibst das Opium nicht kon sumirt, und sie fontrolirt die Consumtion durch ihre fislalischen Neglemenisz wollte man den Handel freigeben, so würde dadurch der Anbgu über dic Maßen gefördert werden, denn es ist eine alte Erfahrung, daß Monopol die Erzeugung beschränkten. Was nun aber die Verhinderung des Opiumhandels in China betrifft, das Hauptmotiv des Antragstellers, so kann man sich nur darauf beschränken, dem Handel insoweit en Ende zu machen, als er Schmuggelhandel is, denn das Opium isstt in China schon so sehr zum Bedürfniß geworden, daß man es dort nöthigenfalls mit dem Dreifachen und Vierfachen seines Werthes bezahlt, und wenn auch allc Kreuzer aller Kriegsflotten zur gewaltsamen Unterdrückung der Schmuggelei verwendet wurden, jo konnte der Zweck doch nicht erreicht werden. Das einzige Mittel, dem Schleichhandel und dem aus demselben hervorgehenden Unheil zu steuern, würde darin liegen, daß der Kaiser den Opiumbandel erlaubt ertlärte unv ihn mit einem mäßigen Zolle belegte; und man hat feinen Grund, anzunehmen, daß die jeßt unterweges befindlichen Depeschen aus China nicht eine derartige Notification enthalten.“

Herr Baring beantragte darauf die vorläufige Frage, d. h. er stellte den Antrag, daß die Motion wegen ihrer Zwechwidrigkeit vez worfen werde,

Sir George Staunton nahm nun das Wort und benußte die Gelegenheit, um sich zu Gunsten einer vollstäudigen Entschädigung derjenigen, deren Opium in Canton fonfiszirt worden ist, auszuspre hen. Dessenungeachtet aber erklärte er si gegen den Opiumhandel selbst und verwarf die Analogie, welhe man in Brzug auf di Branntweins-Consumtion in Europäischen Läudern hatte geltend machen wollen.

¡„Zh bin zweimal“, sagte er, „durch China gereist, von einem Ende zum anderen, und habe în vielfachem Verkehr mit dem Chinesischen Volke gestanden, Jch habe dasselbe stets als schr {lau und wohlberechnend be funden und weiß, daß es den Werth des Handels-Verkehrs mit England sel wohl zu schäßen versteht. Unglücklicherweise aber siud die Engländer in Can ton nicht beliebt, ja verhaßt, und die Ursache dieses Hasses ist in nichts Anderem als dem Opinmhandel zu suchen. Dieser Opiumhandel selbst aber ift unter der besseren Klasse des Volkes so verhaßt, daß man glaubt, der Kaiser würde seinen Thron nicht einen Monat lang behaupten fönnen, ivenn er den Handel erlauben wollte. Jch meinerseits erblicke in der Fort dauer des Opiumhandels eine Ursache zu neuem Kriege zwischen England und China und kann daber dem Antragsteller nux meinen vollsten Beifall geben, hoffe auch, er werde eben so wenig in seinen Bestrebungen ermüden, wie Wilberforce, der die Unterdrückung der Sklaverei ebenfalls unter den ungünstigsten Uniständen nntkernommen und doch durch Beharrlichkeit wç- nigstens in den Englischen Kolonicen vertilgt hat.“

vord Focelyu sprach, ebenfalls aus eigener Erfahrung, vou den shrecklichen moralischen und physischen Uebeln, welche der Opium handel verursache, erklärte aber zuglei, er glaube nicht, daß die Motion Lord Ashley's geeignet sey, dem Handel ein Ende zu machen. Jm Gegentheil glaube er, daß das jebt bestehende Monopol des Mohn-Aubaues in Ostindien den Handel hemme, da es die Produc tion des Opiums vermindere. Auch hielt er den finanziellen (Gesichts punft, die Aufopferung von 1,200,000 Pfd. jährlicher Revenüen un ter den gegenwärtigen Umständen für zu wichtig, als daß man so ohne Weiteres das Monopol aufheben dürfe.

Capitain Lay ard vertheidigte den Antrag zunächst deshalb, weil derselbe in den Anforderungen der Sittlichkeit begründet sey, dann aber besonders auch, weil, so lange der Opiumhandel bestehe, auf einen dauernden Frieden mit China nicht zu rechnen sey, Daß der Mohnbau in Ostindien nicht abgeschafft werden könne, bestritt er und behauptete, die Regierung könne diesen Zweck erreichen, wenn sie nur den alljährlih nöthig werdenden Vorschuß den Mohupflanzern vor= enthalte; eben so stellte er es in Abrede, daß das Opium in China zum Lebensbedürfniß geworden sey, denn 1m ganzen Reiche zähle mau höchstens 2 Millionen Opium-Esser unter 300 Millionen Einwohnern.

Herr Hogg, wiewohl ein Feind der Berauschung jeder Art, erklärte sich doch gegen Lord Ashley's Motion, da sie, seiner Ausicht nach, ihren Zweck nicht erreichen könne. Seit der Zeit der Moguls, erzählte er, habe das Opium- Monopol einen Theil der Staats- Revenüen herbeigeschafft. Auch der berühmte General - Gouverneur von Ostindien, Lord Cornwallis, der der Sache seine Aufmerksamkeit gewidmet, habe sich überzeugt, daß nur Aufrechthaltung des Mono- pols in den Britisch = Ostindischen Besißungen das Mittel sey, dem Staate die Einnahme zu erhalten und zugleih den übermäßigen Anbau der Mohnpflanzen und somit die größere Ausdehnung des Uebels zu verhindern. Ueberdies habe man die Uebel, welche der

Opiumgenuß verursache, sehr übertrieben und könne sich überzeugt halten, daß wenigstens China nicht den mindesten Vortheil davon ziehen werde, wenn England die große ihm aus dem Monopol er- wachsende Einnahme aufopfere.

Nachdem Sir Thomas Colebrooke und Herr Lindsay ge- sprochen und Mitternacht darüber vergangen war, beantragte Herr Hindley die Vertagung der Debatte. Mehrere Mitglieder wider- seßten sich diesem Antrage, auf dem indeß Herr Hindley beharrte, jedoh umsonst, denn es erklärte sih eine Majorität von 92 Stimmen (118 gegen 26) dagegen, und nachdem darauf noch Lord Sandon und Sir R. Juglis für Lord Ashley's Motion gesprochen hatten, gab Sir R. Peel zu bedenken, ob nicht eine Resolution des Hauses, welche sich unbedingt gegen die Fortdauer des Opiumhandels aus jpräche, die uoch \{chwebenden Verhandlungen zwischen England und China über die Erledigung dieser s{wierigen Frage verwickelu und vereiteln könnte.

„Sine Nesolution‘“, sagte der Minister, „ist niht wie eine Bill, welche mehrere Stationen durhmachen muß; eine Nesolution wird vermittelst cines einzelnen Votums angenommen. Six H. Pottinger hat dem Chine sischen Kaiser eine Vorstellung hierüber gemacht, und um cine Modification des jeßigen Verbots beantragt, und Lord Aberdeen hat JZnstructionen ab- gesandt, um den unerlaubten Handel möglichst zu entmuthigen. So viel uber den Schleichhandel ; die Einstellung des Opium-Anbaues i} eine ganz andere Frage, und ich bezwecifle schr, ob es gerecht wäre, große Massen von Kapitalien, die im Judischen Ackerbau angelegt sind, daraus zu ver drängen, um die Ausfuhr Britischer Manufakturwaaren zu vermehren. Und wenn wir auch den Anbau des Opiums auf unserem ecigenen Gebiet verbieten könnten, so wären wir doch nicht im Stande, diesen Anbau anderswo zu verhindern. Man hat das Monopol angegriffen, aber die höchsten Au toritäten haben sih zu Gunsten desselben erklärt, unter Anderen Lord Corn vallis und Herr Mill, welche Gelegenheit hatten, sich an Ort und Stelle genau mit der Sache bekannt zu machen, Jch verlange nicht, daß das Oaus heute Abend zwischen Opínm-Monopol und freiem Handel entscheide, aber ih wünschte, daß es für die vorläufige Frage stimmte, damit nicht hastig über eine Sache abgeurtheilt wird, welche die vollständigste Kenntniß und reiflichste Ueberlegung erheischt. Jch ersuche das Haus aucb, das De fizit in den Jndischen Revenüen und den harten Druck der Besteucrung auf das Indische Volk zu berücksichtigen, der noch zunehmen müßte, wenn man auf jene Einnahme verzichten wollte.“

Hierauf erklärte Herr Acland, er könne nach dieser Rede Sir R. Peel's nicht für die Resolution Lord Ashley's stimmen, so sehr er auch für dieselbe eingenommen sey, und Lord A\h ley felbst wollte mit Rücksicht darauf, daß nah Sir N. Peel's Bemerkungen der Staatsdienst durch ein Votum des Unterhguses übce1 diese Motion leiden könnte, nicht auf Abstimmung darüber dringen, sondern nahm seinen Antrag wieder zurü.

London, 5. April. Die Mission des Herrn Ellis nach Rio Janeiro scheint gänzlich fehlgeschlagen zu seyn, und derselbe war am “s. Februar bereits mit den Anstalten zu seiner Rück eise beschäftigt. Die Brasilianischen Minister haben seine Vorschläge hinsichtlich eines neuen Traktats abgelehnt, sich jedoch zu Unterhandlungen erboten, wenn die Englische Regierung die Zölle auf Brasiliguischen Zucker und Kaffee auf dieselben Säße reduziren wolle, welche für den in Britischen Ko lonieen produzirten Zucker und Kaffee bestehen. Auf solche Bedin quugen hin war jedoch Herr Ellis nicht zu unterhandeln ermächtigt.

Am Sonnabend Nachmittag is das erste direkte Paketboot von hier nah Hong-Kong abgegangen. Es ist die „Cleopatra““ von 600 Tonnen. Es führt eine große Masse Britischer Manufakturwaaren, eine Menge baaren Geldes für die dortigen Kaufleute und viele Passagiere am Bord. Die öffentlichen Blätter enthalten ein gausführliches Schreiben oes Astronomen Herschel aus Collingwood vom 31. März, worin derselbe nachweist, daß die Himmels-Erscheinung, die vor mehreren Tg- gen längere Zeit sichtbar war, unmöglich für ein Zodiakal-Licht, wie Finige behaupteten, gehalten werden fonute, soudern daß cs der Schweif eines großen Kometen gewesen sevn miisse.

Lord Brougham geht zu Ende dieser Woche nach Paris und wird die Oster=Ferien auf seinem Gute zu Cannes zubringen.

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Aus dem Haag, 7. April. Jun Herzogeubusch ist gestern früh um 55 Uhr ein Erdstoß wahrgenommen worden, der mehrere Sekunden dauerte, Da solhe Phänomen hier zu Lande noch uie vorgekommen, o ist dadur kein geringer Schrecken erregt worden. Noch immer deukt man, das Ganze werde si als die Wirkung ir= gend einer entfernten Pulver-Explosion ausweisen,

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Brüssel, 7. April. Seit gestern hat Herr Desmaisières, Minister der öffentlihenu Bauten, provisorish auch die Leitung des Kriegs-Ministeriums übernommen. Es heißt, daß der ehemalige Ge neral-Kriegs-Direktor Baron Evain das erledigte Portefeuille inte rimistish übernehmen werde.

Die Verleihung des Niederländisch -Luxemburgischen Ordens dex Eichenkrone au den Redacteur des Messager de Gand, Herrn eFroment, giebt einigen Belgischen Blättern Aulaß zu der Bemerkung, daß dieser Mann auch jeßt noch zu den heftigsten Gegnern der Bel= gischen Regierung und des Königs Leopold gehöre.

X7 Brüssel, 5. April. Der Kriegs = Minister hat (wie be reits gestern in der Staats=Zeitung gemeldet) nah der gestrigen Abstimmung über den Haupt - Artikel seines Budgets beim Könige seine Entlassung eingereicht, die auch nach der Stellung, die der Minister bei der parlamentarischen Diskussion glaubte nehmen zu müssen, ihm ohne Zweifel bewilligt werden wird. Es handelte sich um die definitive Fixirung des Friedensfußes für die Armee und in Folge derselben um die Festseßung eines normalen Militair Budgets. Nachdem im Jahre 1839 der Friedens Vertrag mit Holland abge schlossen, war das Budget von 50 Millionen Franken auf 33 Millio- nen herabgeseßt und das diesjährige vom Kriegs-Minister zu 30 Mil lionen angeseßt worden. Allein diese Summe schien der Majorität in der Deputirten-Kammer noch zu hoch, und die Central = Section beantragte die Reduction auf 26! Millionen. Der Berichterstatter hatte durch Vergleichungen mit anderen Ländern darzuthun gesucht, daß die Belgische Armee im Verhältniß zur Populgtion und in Rü- sicht auf die Neutralität des Landes zu groß und eine Armee von 50,000 Mann (25,090 Mann wirkliche Truppen) hinreichend sey. Wir übergehen hier die von ganz unkompetenten Rednern geführten Dis= kussionen über die Bedingungen und die Konsequenzen der Neutrali- tät, über die Räthlichkeit des Schleifens mehrerer Festungen, über die Bortheile oder die Gefahren eines großen Heeres bei einem etwaigen unter den Großmächten ausbrehenden Kriege, über die Möglichkeit für Belgien seine Neutralität zu bewahren u, \, w. Die Deputirten schienen sich um so wohlgefälliger in diesen Diskussionen zu ergehen, als feiner von ihnen zum Militairfache gehörte, und man fann daher leicht denken, baß dabei schr sonderbare Ansichten zu Tage kamen. Der Kriegs-Minister blieb bei der gleich anfangs abgegebenen Erklärung stehen, daß die beantragte Reduction, wonach an 1000 Of- fiziere außer thätigen Dienst geseßt würden, eine völlige Desorgani=

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satiou der Armee herbeiführen würde, und deshalb guf feine Weise | von ihm angenommen werden könne. Wir können uns über diese Disfussion kein Urtheil erlauben, da wir selbst der nöthigen Sachfenut- | nisse entbehren, glauben jedo, daß die Majorität, welche mit 49

gegen 16 Stimmen die Summe von 30 Millionen verwarf, insofern

dem Wunsche des Landes gemäß handelte, als die Ausicht allgemein ist, daß die Neutralität Belgiens eine minder starke Bewaffnung er= laubte. Die Minorität, welche für deu ministeriellen Antrag stimmte, bestand diesmal aus dem größeren Theile der liberalen Öpposition, so wie auch die Mitglieder des vorigen Ministeriums dem Kriegs- Minister zu Hülfe kamen. Der Austritt des Kriegs Ministers aus dem Kabinet wird eine Quelle neuer Verlegenheiten werden, da man s{werlich im Militair selbst einen Minister finden wird, der na dem Sinne der Majorität der Kammer eine Reduction in der Armee vor

nähme, die scin Vorgänger als eine Desorganisation der Armee be

zeichnet hat. Jedenfalls wird der Nachfolger des Generals de Liem gezwungen seyn, der Kammer einen neuen Orgauisationsplan vorzu= legen und dabei einigermaßen dem Wunsche der Majorität nachzu

fommen. Ständen nicht die Wahlen \o nahe bevor, so hätte der Austritt des Kriegs =- Ministeriums wohl der Anlaß zu einer Recon stitution des Kabinets werden können. Die Stelle des Justiz-Mini sters is seit dem Abgange des Herrn van Volxem noch nicht wiede beseßt worden und wird per interim von dem Minister des Jnnern versehen. Vielleicht sucht man auch bei der jeßigen Verlegenheit eine Ausflucht in einem Juterim, das gber für das Kriegs=Ministerium wohl ein noch größerer Uebelstand seyn dürfte. Nach deu Juui Wahlen wird ohne Zweifel eine Reorganisation des Kabinets vo1 sich gehen.

Die Handels = Statistik für das Jahr 1842, welche vor furzem vom Finanz = Minister veröffentlicht worden ist, liefert in Bezug auf die Ausfuhr Belgiens kein günstiges Resultat. Die Einfuhr hat fich um 107 Millionen vergrößert, indem sie von 2761, auf 288 Millionen Franken gestiegen is. Unter diesen sind 234 Millionen für die Con sumtion defklarirt worden, die sih um 24 Millionen erhöht hat. Die Ausfuhr von 2115 Millionen im Jahre 1841 ist auf 202 Millionen gesunken. Diese Verminderung betrifft hauptsächlich die Ausfuhr der Leinwand und des Flachses, Die Ausfuhr der ersteren is von 27 Millionen auf 21 Millioneu gesunken, und die Ursache davon ist be jonders die verringerte Einfuhr in Fraukreich. Die Ausfuhr des Flachses is vou 11 Millionen auf 7 Millionen gesunken, was fein Uebel wäre, wenn die Leinwand = Ausfuhr ih vermehrt bätte. Die größere Quantität des Rohstoffes würde eine größere Wohlfeilheit der Leinwand bewirkt und dadurch die Konkurrenz in Fraukreich erleichtert haben. Spinner und Weber haben auch {hon mehrmals dringend einen Ausgangszoll auf deu Flachs beantragt, allein die vorlicgenden Thatsachen scheinen zu beweisen, daß die Verringerung des Leinwand handels in anderen Umständen gesucht werdeu muß, und daß ein Aus gangszoll auf den Flachs diesen wichtigen Handelszweig gänzlich zu Grunde richten würde, Der Transito = Haudel ist in fortwährendem Steigen begriffen, und die Verbindung des Rheins und der Schelde, vermittelst der jeßt frei beschiff baren Holländischen Gewässer, so wie | die Vollendung der Agchener=-Lütticher Cisenbahn, wird diesen Handel gewiß noch mehr heben. Die Ausfuhr hat sich auh etwas ver-= größert für das Gußeisen, Garne u. \. w. Eine Thatsache geht aber qus dieser Statistik mit voller Klarheit hervor, daß nämlich Belgien durch den mit Frankreich im vorigen Jahre zu Gunsten der Leinwand Zndustrie abgeschlossenen Vertrag nichts gewonnen hat. Die Ausfuhr, statt zuzunehmen, hat sich noch vermindert, und dazu fommt, daß der Kriegs Minister in Frankreich, offenbar dem Geiste des Vertrags zuwider, die Ver= fügung erlassen, daß künftig die für das Militgir anzuschaffende Leinwand nur Französisches Fabrikat seyn dürfe. Die Flaudern sührten gerade für das Französische Militair eine bedeutende Quantität Leinwand aus und haben also durch diese ministerielle Disposition einen bedeu tenden Verlust erlitten. Der Minister der auswärtigen Angelegen heiten hat dringende Vorstellungen gegen diese Verfügung gemacht, die jedoch bis jeßt uiht widerrufen ist.

Nachschrift. Man versichert so eben, daß das Kriegs-Mini sterium per interim dem Minister der öffentlihen Arbeiten übertra gen worden is und die Ernennung morgen im Moniteur erscheinen wird, Herr Desmaisières, der jeßige Minister der öffentlichen Arbei len, hat früher gedient und auch seine Studien in der polytechnischen Schule in Paris gemacht. :

—— m - Deutsche Bundesstaaten.

_Kassel, 8. April. (Ka\s. Z.) n der Sißung der Stände Bersammlung vom ten d. M. wurde in der Disfussion des Gese Entwurfs, dice Abstellung mehrerer in der Straf -= Rechtspflege wahr genommenen Mängel betreffend, mit dem §8. § fortgefahren. Ju der Sibung vom 6ten wurde die Diskussion dieses Cutwurfes zum Schluß gebracht, Mehrere Anträge zu verschiedenen Paragraphen wurden dem Ausschusse zur Prüfung und Berichterstattung überwie sen. Ju der Sißung vom 7ten wurde der Militair-Etat berathen. Der ordentliche Etat is um 68,000 Rthlr. erhöht, wie die Mitthei lung der Regierung und der Bericht ausführt, in Folge der durch den Bundesbeschluß vom 24, Juni 1841 herbeigeführten Vermehrun gen, Der Vorstand des Kriegs-Ministeriums, General Schmidt, ve1 theidigte die Proposition, deren meisten Säße Genehmigung fanden.

Gotha, 5. April. (O. P. A. Z) Nachdem schon kurz zuvor Se. Durchlaucht der Erbprinz und die Erbprinzessin, so wie Se. Durch laucht der Herzog Ferdinand und der Prinz August von Sachsen=Kobura= Gotha, hier angelangt waren, traf heute Nachmittag Se. Königl. Hoheit der Großherzog von Baden mit Sr. Durchlaucht dem regierenden Her zog von Koburg aus hier ein, Eine Schwadron Bürger = Uhlanen war den höchsten Herrschaften bis an die Gränze des städtischen Weich bildes entgegengeritten; sie geleitete die von sechs prächtig angeschirr ten Rappen gezogene Droschke, in welcher Se, Königl, Hoheit der Großherzog zur Rechten Sr. Durchlaucht des regierenden Herzogs saß, unter dem Lebehoch der zahlreich harrenden Volksmenge durch die Stadt dem Schlosse zu. Auf dem Markte paradirte das Ba taillon der Bürgergarde und die Schüßen: Compagnie mit ihren Mu sikhören und fliegenden Fahnen. Vor der Schloßwache war die wach haltende Manuschaft und im Schloßhofe selbs die hier qgaruisonirende Compagnie der Linientruppen mit fliegender Fahne und Musik aufge stellt. An der rechteu Haupttreppe des Schlosses angelangt, wurden die höchsten Herrschaften von dem versammelten Hof empfangen. Abends statteten dieselben Jhrer Hoheit der verwittweten Frau Her= zogin von Sachsen-Gotha-Altenburg einen Besuch ab. i

———— D Oesterre.

Wien, 6. April, Se. Majestät der Kaiser haben am gestri= gen Tage nachstehendes Handschreiben an Se. Kaiserl. Hoheit den Erzherzog Karl erlassen : i

„Lieber Herr Oheim, Erzherzog Karl! Die seltene Feier, welche Ew. Liebden als Großkreuz Meines militairischen Marien Theresien-Ordens be- gehen, bietet Mir einen erfreulichen Anlaß, Jhnen die Insignien des besag- ten Ordens in Brillanten als ein Merkmal Meiner hohen Achtung und dankbaren Anerkennung der großen Dienste, welche Sie Meinem in Gott ruhenden Herrn Vater und dem Staate geleistet haben, zu verleihen, wobei Jch

Mir jedoch das Vergnügen vorbehalte, selbe Jhnen) heute in Gegenwart der versammelten Marien-Theresien-Ordens-Glieder und der hiesigen Garni- son Selbst zuzustellen. i;

„Zh wünsche von Herzen, daß diese Jnsignien noch dur viele Jahre, zur Freude Unseres Hauses, wie zum Stolze des Ordens und der von Jhnen so oft zum Siege geführten Armee, Ew. Liebden Brust zieren und Jhren Nachkommen zur Aufforderung dienen mögen, dem Vorbilde des hochverdienten Vaters nachzustreben,

Wien, am 5. April 1843,

(Gez.) Ferdinand.

An demselben Tage i} das nachfolgende Allerhöchste Kabinets= Schreiben an den Hof = und Staats Kanzler, Fürsten von Metternich, in seiner Cigenschaft als Kanzler des militairishen Marien - Theresien=- Ordens ergangen:

„Leber Fürst Metternich! Jch finde an dem Tage, an welchem Mein vielgeliebter und verehrter Herr Oheim, der Erzherzog Karl Liebden, das fünfzigjährige Jubiläum des auf dem Schlachtfelde ruhmooll erworbenen Marien-I heresien-Ordens Großkreuz begeht, eine Meinem Herzen erfreuliche Veranlassung, hiermit anzuordnen, daß die Auszahlung der Maria-Theresien- Ordens-Pensionen, welche in Folge der Zeitumstände einige Verminderung erlitten hatten, von dem gegenwärtigen Verwaltungsjahre angefangen wie- der nach ihrem vollen Betrag in Conventions-Münze stattfinde. haben in Jhrer Cigenschast als Ordens - Kanzler Sorge zu tra-

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gen, daß diese Meine Verfügung sämmtlichen Ordens-Gliedern bekannt ge-

macht werde, so wie auch die zu deren Vollzug erforderlichen Einleitungen zu treffen.

Wien, den 5. April 1843,

(Gez.) Ferdinand.

Die Wiener Zeitung berichtet: „Am 1. April waren 50 Jahre seit dem Tage verstrichen, an welchem weiland Se. Majestät Kaiser Franz 1. Sr. Kaiserlihen Hoheit dem Erzherzoge Karl wegen Höchstdessen entscheidender Theilnahme an den wichtigen Kriegsereig= nissen, welhe den Monat März des Jahres 1793 bezeichneten, das Großfreuz des militairischeu Marien = Theresien- Ordens zu ertheilen geruhten. Se. Majestät unser gegenwärtig regierender, allergnädig= ster Kaiser und Herr Ferdinand 1. hatten beschlossen, diese, ihrem Her= zen theuere Jubelfeier festlih zu begehen, und dazu deu 5. April fest= geseßt. Demzufolge hat gestern, als au dem bestimmten Tage, diefe Feierlichkeit auf folgende Weise stattgefunden :

Um 10 Uhr Vormittags begaben Se. Majestät der Kaiser und König sich mit Jhren Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten den Erz= herzogen, in Begleitung der Generalität, der Garden u. s. w. aus der Hofburg zu Pferde auf das Glacis zwischen dem Burg-=- und Schottenthore, woselbst die sämmtlichen hier garnisonirenden Truppen, ferner die, zu diesem Feste nah Wien beorderten Abtheilungen der beiden Regimenter, welche den höchsten Namen Sr. Kaiserlichen Ho= heit führen, nämlich eine Division des Uhlanen - Regimentes Nr. J; und ein Bataillon des Jufanterie-Regimentes Nr. 3, so wie auch die Zöglinge der Jngenieur-Afademie und die Juvaliden in Parade guf= gestellt waren. Auch waren mehrere, noch im Stande des Chevegaux= legers - Regiments Fürst Windischgräß dienende Veteranen, welche in den Schlachten von Aldenhoven und Neerwinden mitgefochten hatten, zu dieser Feier hierher beordert. Auf dem Glacis angelangt, ritten Se. Majestät der Kaiser die Fronten der aufgestellten Truppen ab, wobei Jhre Majestät die Kaiserin folgten, Allerhöchstwelche, nebst den übrigen durchlauchtigsten Frauen, zu Wagen auf dem Glacis erschie= nen waren.

Nach vollendeter Truppenschau begaben Sich Allerhöchstdieselben in das, nächst dem Meßzelt aufgestellte, mit Leibgarden bescbte, offene Prachtzelt, wo auf einer zwei Stufen hohen Estrade die Plähe vor= gerichtet waren, auf denen die höchsten Personen dem Gottesdienste beiwohnten. Die Feldmesse wurde vou dem Feld-Bischofe abgehalten, und am Schlusse das Te Deum unter Salven aus dem Kleinge= wehr und Lösung der auf dem Glacis aufgestellten Kanonen abge= sungen. Die Generalität und das Offizier- Corps wohnten dem Got= tesdienste vor dem Zelte bei, welhem zunächst die Marien=Theresien= Ordens=-Ritter ihre Pläbe hatten.

Als der Gottesdienst beeudet war, erhoben sich Se. Majestät mit den höchsten Herrschaften, übergaben feierli, im Augesichte der Ordensglieder und der gesammten Garnison, Sr. Kaiserl. Hoheit dem Erzherzog Karl die Jusignien des Marien-Theresien-Ordens int Brillauten und ertheilten Höchstdemselben die Accolade. Se, Kaiserl. Hoheit der Erzherzog Johann nach dem durchlauchtigsten Jubel= helden der älteste Großkreuz des Marien-Theresien-Ordens hielt hierauf eine Rede an Se. Kalserl. Hoheit den Erzherzog Karl, welche Höchstderselbe mit tiefer Rührung erwiederte. Auch empfingen Se. Kaiserl. Hoheit die Glückwünsche der Allerhöchsten Familie, der Ordensgenossen, der Generalität u. #st. w. Hierauf erfolgte die De= silirung sämmtlicher Truppeu vor Sr. Majestät, und Jhre Majestäten kehrten mit Allerhöchstihrer Begleitung auf die oben erwähnte Weise wieder in die Hofburg zurück.

Mittags fand in dem Ceremonien-S lien-Tafel mit Zuziehung sämmtlicher, zu dieser Feier erschienenen Marien-Theresien-Ordens=Ritter statt. Der Ceremonien-Saal war durch die aufgestellten Rüstungen erlauchter Ahnherren des Kaiser= hauses, dur andere Waffen-Verzierungen, Fahnen und Lorbeer= ZFestons militairisch geshmücckt. An den Säulen waren die Gedächt= uiß-Tafelun, der von dem gefeierten Helden erfochtenen Siege ange= bracht. Die Tafel-Musik ward von dem Musik-Corps des Jufauterie- Regiments Erzherzog Karl ausgeführt. Bei dem Ausbringen der Gesundheit wurden die Salven gus dem schweren Geschüße auf den Basteien abgefeuert. Von den Hof Kapellensängern wurde eine Hymne abgesungen. Nach aufgehobener Tafel begaben Jhre Maje=- stäten sich wieder in Allerhöchstihre Appartements, und somit war die Festlichkeit beendet, welche durch ihre erhabene Feierlichkeit, dur die glorreihen Erinnerungen, denen sie geweiht war, und vor Allem durch den allverehrten Helden, den sie feterte, allgemeinen, tiefen Ein= druck erzengte und in den Annalen der Kaiserstadt und der Armee als einer der glänzendsten und freudigsten Momente in unvergänglichem Gedächtnisse fortleben wird. L

Die ausgerüdckte Mannschaft, vom Feldwebel abwärts, mit Jn- B der Juvaliden, ward mit einer dreitägigen Gratis - Löhnung etheilt,“ i i

aale die Allerhöchste Fami=

——— Portugal

_ A Lissabon, 27. März. Man scheint zu London, als die L'epeschen mit den theilweisen Konzessionen unserer Regierung auf die Cuglischen Anforderungen dort eintrafen, die Ansicht gefaßt zu haben, daß wer einmal in einem Theile nahgiebt, wohl auch bald ganz die Segel streichen müsse, wofern man nur der einmal kundgegebenen Bereitwilligkeit dur Festigkeit und nachdrücklihes Bestehen auf dem ganzen Umfange des einmal Verlangten weiteren Antrieb gebe. Diese Berechnung is jedo diesmal getäuscht worden , und es hat allen Anschein, daß England nun seinen Ton etwas wird herunterstimmen müssen, wenn überhaupt etwas aus den projektirten Modificationen der gegenseitigen Tarife werden soll; denn weitere Konzes onen als die angebotenen will die diesseitige Regierung nicht machen. Die Jn= [CoNA welche der mit der Führung O r De wenn überhaupt deren Fortseßung noch thunlih seyn sollte, ref j

haup Fortseßung noch th b n Be sentlid auf /

Herzog von Palmellg erhalten hat, laufen im