man das System der außerordentlichen Strafen der Ansicht, se g igte zugeben müsse, daß zwischen der moralischen rae D des Richters und der durch einen formell vollständigen Be- e Ee d objeftiven Gewißheit ein Unterschied stattfände, und daß, wes vie Ariminal- Orduung (§. 408) als außerordentliche Strafe die Todesstrafe und lebenswierige Gefangenschaft nicht zulasse, kousequen- ter Weise auch die Ehre, welche ein ebeu so unerseßliches Gut wie das Leben sey, bei einer außerordentlichen Bestrafung in der Regel nicht aberkannt werden dürfe. Höchstens în Fällen entschiedener Ver= worfenheit und Nichtswürdigkeit hielt man diese für zulässig, in allen anderen Fällen aber erahtete man es für angemessener, Gefänguiß- trafe 3 n. Sue S aetae der Verordnung machen die für den Bezirk des Rheinischen Gerichtshofes zut Kölu erlassenen Bestimmungen den Schluß. Bei diesen fand die Versammlung nichts zu erinnern, und man vergegenwärtigte sich nur uo, daß, wenn in der Einführungs-= Ordnung derjenigen Landestheile, wo das gemeine Beutsche Straf recht zur Anwendung kommt, nicht besonders Erwähnung geschehen, dieses keine Lücke im Geseb ist, da für die gedachten Landestbeile der- gleichen besondere Bestimmungen in der That uicht erforderlich sind, sondern die allgemeinen Bestimmungen der Einführungs-Orduung voll- ändig genügen. A Le erd die Berathung über das Kriminal-Recht geschlo#= sen, welche 11 Plenar=-Sibungen fast vollständig ausgefüllt hat.
Provinz Preußen.
Königsberg, 5. April. Jn der 21sten Plenar-Sißung fa men Petitionen zur Berathung. Zwei derselben baten um Reguli rung des Weichselbettes, besonders an der Montauer Spiße. Na mentlih sollte dahin gewirkt werden, daß an diesem Orte der Nogat weniger und der Weichsel mehr Wasser zugeführt werde. Der Land- tag nahm Anstand, darauf einzugehen, da ihm in der Angelegenheit eine genügende technische Uebersicht fehlte. Auch war man der Mei nung, daß, nachdem der Strom durch die neu entstandene Mündung der Weichsel bei Neufähr um 3 Meilen verkürzt worden und beinahe vier Fuß Gefälle gewonnen habe, man mit Grund darauf rechnen dürfe, daß er si selbst mehr und mehr vertiefen werde. Wenn dieses aber auch niht genügend geschehen sollte, so seyen doch in olge des Durch bruhs bei Neufähr die demselben nahe gelegenen, die Danziger Nie- derung shüßenden Deiche des linken Weichsel-Ufers fo beschädigt, daß eine starke Befestigung derselben vorhergehen müsse, bevor man es wagen dürfe, der Weichsel eine größere Wassermenge zuzuführen. Endlich dürfe man nicht außer Acht lassen, daß der von der Weich sel neu gewählten Ausmündung ein ganz außerordentliches Ereigniß zum Grunde liege. Weun man aber auch hoffen dürfe, daß diese Ausmündung sich erhalten werde, so sey dies do feinesweges sv sicher vorauszusebßen, daß es nicht räthlih bleibe, noch einige starke Cisgänge abzuwarten. Nachdem noch die Ansicht ausgesprochen wor- den, daß die Nogat-Deiche auf die Dauer dem Andrange von ® des Weichselwassers nicht widerstehen könnten, daher an der Montauer Spiße auf eine angemessene Vertheilung des Wassers hingewirkt wer- den müsse, konnte dieser Angelegenheit denno feine Folge gegeben werden. y
Ein Antrag auf Schiffbarmachung der Schwente, behufs Wasser= Communication zwischen Danzig und Elbing, konnte eben so wenig un- terstüßt werden. /
Eine Petition aus Masuren beklagte die Nachtheile, welche die wiederholten Gemeinheitstheilungen in einzelnen Unterabtheilungen der Kommunen zur Folge haben. Es sey dadurch eine Unsicherheit des Rechtszustandes herbeigeführt , welche den noch nicht definitiv ausein- andergesebten Gemeindegliedern allen Muth benehme, nachhaltige Verbesserungen zu unternehmen. Auch würden solche Kommunen in ärmeren Kreisen durch die wiederholten bedeutenden Separations- Kosten aufgerieben. Der Landtag erkannte diese Thatsache an, so wie, daß die Verorduung vom 28. Juli 1838 sich zwar in den frucht barsten Landestheilen, wo die Gemeinheitstheilungen bereits durdchge- führt seyen, als wohlthätig bewiesen, jeßt „aber für die ärmeren Gegenden niht mehr angemessen sey. Der Landtag beschloß daher, die Aufhebung des Geseßes am 28. Juli 1833 Allerhöchsten Orts zu beantragen, mit der Bitte, wiederum das Geseß vom 14. Sep- tember 1811 in Kraft treten zu lassen.
Zeitungs -Uachrichten.
Ausland. ——— —
Franmkx eiti dchckch. April. Die Büreaus der Deputirten - Kammer haben \sih gestern mit dem Gesetz - Entwurf über die Stagts= Minister beschäftigt. Bei deu Haupt = Parteien der Kammer findet derselbe Anklang, nur wünscht die Opposition, daß das Geseh dahin modifizirt werde, daß jeder seit 1830 Minister gewesene Staatsmann von Rechts wegen Staats - Minister werden und die jährlihe Pension von 15,000 Fr. erhalten solle, Die äußerste Linke allein widersehzt sich dem Geseß-Entwurfe, den sic als eine Rückkehr zu den Prinzipien der Restauration betrahtet, Die mit Prüfung des Gesetz Entwurfes beauftragte Kommission besteht aus den Herren Felix Réal, Dumon, Marschall Sebastiani, Dalloz, Daguenet, Vitet, von Tracy, von Beaumont und Emil von Girardin. Die sechs Ersteren haben sich unbedingt für den Geseß-Entwurf aus- N ibrem Präggcse Kommission hat heute den Marschall Sebastiaui Va nd Herru Dumon zu ihrem Secretair ernannt.
: In der oberen Verwaltung des Kolonialweseus bereitet sich eiue große Aenderung vor. Der Herzog von Broglie legte vor kurzem Vent Marine-Minister den Bericht der Kolonial-Kommission vor, welche mit der A von Reformen der politischen und bürgerlichen Ver hältnisse der Kolonieen beauftragt worden war. Die Kommission beantragt zwei Geseß - Entwürfe: 41) für Aufhebung der Kolonial: Räthe und für Zulassung der Repräsentanten der Kolonieen in die Kammern der Pairs und der Deputirten, und 2) für die Emaucipa- tion der Sklaven. Die Emancipation dex Sklaven soll stufenweise und ge‘ en Entschädigung der Sklaven - Eigenthümer statthaben und die Entschädigungs-Summe auf 6 Millionen und 4 pCt. Renten be= stimmt werden, welche zu Gunsten der Pflanzer fapitalisirt und unter dieselben ‘Stif ‘beo Me A vou Sklaven , in deren Besihz sie am usse der für den Eintritt der Emaucivati N skimmten zehnjährigen transitorishen Periode seyn “irten e theilt werden sollen z während dieser transitorischen Periode soll zwar die Sklaverei beibehalten, jedech ein Reglement für eine bessere Stellung der Sklaven gegeben und die Ausführung und die Ueberwachung des Reglements den Behörden anvertraut werden; nach A dieses Termins würde sodann die Sklaverei in allen ne Verab ltBuigen M, und die Entschädigung an die Pflanzer verabfolgt werden. er diese i sich für die Annahme der Grundlagen des Planes; uur der Marine.
Paris, 7.
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4 inister-Rath, vor welchen ropositionen der Kolöníal-Kommission gebraht wurden, erklärte
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Minister meiute, nicht darauf eingehen und diesen Plan vor den Kam- mern vertreten zu können. Es ist nun zwar nicht die Rede von einer Demission des Marine-Ministers, wohl aber davon, daß die Kolonicen seinem Wirkungskreise entzogen und dem Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten zugetheilt werden sollen, welhes sodanu seinen alten Titel: „Ministerium der auswärtigen Beziehungen“ (ministère des relations exterieures statt wie bisher ministère des affaires étran- gères) wieder annehmen würde.
Es sind Nachrichten aus Guadeloupe bis zum 6. März hier eingegangen. Die Zahl der aus den Trümmern von Pointe à Pitre hervorgeholten Leichname belief sich am 27. Februar auf nahe an 0000, Um das Maß des Unglücks vollzumachen, is nun auch das gelbe Fieber ausgebrochen und richtet große Verheerungen unter dem noch übrig gebliebenen Theil der Bevölkerung an. Der Contre=-Ad- miral Moges, dessen Anwesenheit den Einwohnern so nüßlich war, ist gezwungen wordeu, mit seinem Geschwader unter Segel zu ge-= hen, um die Mannschaften vor der ansteckeuden Krankheit zu schüßen. Der Komet war seit dem 1, März sichtbar, und schien der Erde so nahe zu seyn, daß er die durch Schrecken aller Art heimgesuchte Be völkerung noch einzuschüchtern vermohte. Man sicht mit ängstlicher Ungeduld der Ankunft der ersten Schiffe aus Frankreich entgegen.
Galignani?’s Messeuger giebt heute eine Abbildung des von Herrn Heuson erfundenen Luft Dampfwagens und theilt Aus züge aus dem Sun und der Times mit, wonach diese Erfindung als eine solche bezeichnet wird, die unfehlbar den Weg bahnen werde, auf dem cs möglich seyn würde, das lange gesuchte Problem des Gliegens zu lösen. Die Ersindungen der Art haben \o oft hon einen kläglichen Ausgang genommen, daß zu erwarten wäre, jene Journale würden sich bei weitem nicht so entschieden aussprechen, wenn sie sich niht durch den Augenschein von der Möglichkeit des Gelingens überzeugt hätten, Die baldigst anzustellenden Versuche werden gewiß die Aufmerksamkeit von ganz Europa auf ih ziehen.
77 Paris, 7. April. Zum fünften oder sechstenmale seit 1830 hat die Regierung cinen Geseß= Vorschlag über die Organisation des Staats-Rathes vorgelegt, dessen Diskussion in der gestrigen Sihung der Pairs-Kammer begonnen worden ist, Die Französischen Publizisten, Herrn von Cormenin an ihrer Spive, klagen seit langer Zeit, daß es dem Staats-Rathe, diesem so unermeßlih wichtigen Justitute an einer klaren und bestimmten Verfassung fehlt, daß seine Zustäudigleit für Administrativ = und für Rechtssachen nicht geseßlich festgestellt und umschrieben ist, kurz, daß die Attribute, die Zusammenseßung und das Verfahren dieses großen Staatskörpers mehr auf ciner unzuverlässigen Tradition, als guf dem deutlich ausgesprochenen Willen der Staats-= gewalt beruhen. Der Staats-Rath ist bisher vorzugsweise durch Königliche Ordonnanzen qusgebildet worden, welche je nah Zeit und Umständen erlassen wurden, ohne daß man sich bei ihnen streng an eine leitende Grund-Jdee von dem Charakter dieses Justituts ge- halten hätte. Diese Ordonnanzen in Einklang mit einander und mit den neben ihnen bestehenden Geseßzen zu bringen, is die eigentliche Aufgabe des in diesem Augenblicke vor der Pairs-Kammer shwebenden Regierungs - Antrages. Die bestehende Einrichtung des Staats-Raths soll durch denselben in keinem wesentlichen Punkte ver ändert, sondern nur systematish geordnet und der Sanction des Ge sebgebers unterworfen werden, Die wichtigste Frage, welche der Regierungs=-Antrag auregt, is die von dem Charakter der Kompetenz des Staats-Raths in sogenannten administrativen Rechtssachen. Ju der gegenwärtigen Justiz-Verfassung Frankreichs steht der Staat Nie- mandeu zu Rechte, Alle Streitsachen, bei welchen der Staat als veflagte Partei betheiligt is, sey es in Folge von Kontrakten oder bei Entschädigungs - Klagen oder aus welchem sonstigen Rechtstitel immer, können nicht vor die gewöhnlichen Tribunale, fondern sie müssen vor den Staats-Rath gebracht werden, welcher nach geführter Untersuchung ein Gutachten abgiebt, das erst durch ministerielle Bestätigung exekutorische Kraft belommt. Bedenkt man, daß den Mitgliedern des Staats=Raths, als abseßbaren Beamten, eine weseut- liche Garautie der Unabhängigkeit fehlt, welhe das Französische Geseß zu Gunsten der Richter als nothwendig anerkannt hat, bedenkt man, daß dieser Mangel in den Fällen, wo der Staat Partei ist, bedenflicher seyn muß, als in jedem anderen Falle, bedeukt man end- lih, daß der Ausspruch des Stagts-Rathes die Regierung feines- weges bindet, so wird man die Opposition gegen die Fortdauer dieses Zustandes der Dinge leicht begreifen, ja, man wird sich selbst wun- dern, daß dieselbe si nit lebhafter und stärker geltend macht, als dies wirkli geschieht. Es is wahr, daß die Regierung den Gut- achten des Staats-Rathes in administrativen Rechtssachen fast immer ihre Bestätigung giebt, allein es is dohch noch in den leßten Jahren einigemale vorgekommen, daß sie die Aussprüche jener Behörde an-= nullirt hat. Solche Handlungen sind aber handgreiflicherweise nichts Anderes, als Akte von Kabinets-Justiz. Wie selten diese auch immer stattsiuden mögen, sie können in der beutigen Rechts- Verfassung rank reihs vorkommen, und sie kommen vor, Nach L eutschen Rechts = Ansichten is es im höchsten Grade auffallend, daß 0 E en O fvannnta geltenden Frankreich unzay lige Stimmen erheben, welche eine solche Einrichtung grundsäblicl vertheidigen. So bietet heute das Journal des Débats seine ganze Dialektik auf, um zu beweisen, daß der Staat sich keiner Ju risdiction unterwerfen fönne, obne auf seine Souverainetät zu ver zichten. Dem Journal des Débats zufolge, wäre die Anwen dung des gewöhnlichen Gerichtsganges auf die civilrectlichen Streit sachen des Staats „ein Rückschreiten um funfzig Jahre, eine ÆWteder= herstellung des anarchischen Regiments der Parlameute. Sonderbar, daß man die öffentliche Meinung auj diese SMCIE, daran ermnert, daß Fraukreich zur Zeit des absoluten Königthums Bürgschaften für den bürgerlichen Rechtszustand hatte, welche ihm eben durch die Revolu - tion entzogen siud! Die Ansicht des Journal des T bats ist eine der vielen unhaltbaren Konsequenzen der Französischen Contralisa tions - Jdee, welche das Französische Urtheil in politischen Dingen o oft verfälschen.
« *„ Paris, 7. April. Ju diesem Augenblick gehen in Bezug auf Herrn von Lamartine sonderbare Dinge vor. Das linke Centrum, die Linke und die äußerste Linke machen sich zu gleicher Zeit streitig, und namentlih nimmt ihn die republikanische Partei sür sich mit einer triumphirenden Miene in Anspruch, als ob Herr von Lamartine zuerst mit der Monarchie und sodann mit der Dynastie offen gebrochen hätte. Diese drei Nüancen machen Herrn von Lamartine um die Wette den Hof und suchen in den Allgemeinheiten seiner lebten Rede Berührungs= Punkte mit ihren eigenen Doktrinen aus, Herr von Lamartine kann natürlich nicht auf alle diese Hypotheseu antworten, um sie zu wider- legen oder zu zerstören, weshalb man ihn für weit befreundeter mit der Linken hält, als es wirkli der Fall ist. Es läßt sich indeß nicht leugnen, daß die vou ihm eingenommene Stellung in den gouverne- mentalen Regionen und selbst bei einigen seiner Freunde einige Be= sorgnisse erregt hat. Wir unsererseits glauben, daß Herr von Lamar- tine weniger kompromittirt is, als man sagt, und daß seine Reform= Ideen keine unserer Fundamental - Justitutionen ernstlich antasten, Cinige Reformen im Unterrichtswesen, die Zulassung der Kapazitäten zu den Wahlen und drei bis vier Fragen derselben Art bilden unge- fähr die Veränderungen, welche er verlangt, Allein wir glauben,
daß er zuleßt, bei steter Bewahrung des Friedens, mehr Würde nach Außen und weniger Verderbtheit im Jnnern will, Hier verlangt er gründliche Reformen. Herr von Lamartine hat nichts für den Antrag des Herrn Barrot gethan. Seit zwei Tagen fündigt man mit großem Geräusche an, daß er dem Geseß-Entwurfe über die Staats Minister feindlih sey, und dennoch hat er in den Büreaus nicht das Wort gegen den Entwurf genommen. Mit etwas Geduld wird man schen, daß Herr von Lamartine, wenn er sich auch von der Rechten trennt, sich nicht dazu versteht, sich der Linken ganz zu ergeben.
Man wundert sih, daß das Ministerium für die Eisenbahn des Nordens und für die von Avignon und Marseille zwei so verschiedene Arten von Konzessionen angenommen habe. Für die Nordbahn, d. h. für die Linie, welhe von Paris nach Belgien und der Küste des Kanals führt, übernimmt die Regierung bekanntli die Erd - und Kunst - Arbeiten und liefert außerdem der Gesellschaft den Boden fi die Anlegung der Eisenbahnen, der Stationen und der Gebäude. Die Konzession ist auf 40 Jahre ertheilt worden. Für die Bahn vou Avignon nach Marseille währt die Konzession nur 33 Jahre, der Tarif ist nicht merklich vou dem der Nordbahn verschieden, die Regic rung zahlt der Gesellschast eine Unterstüßung von 52 Millionen Fr. und giebt außerdem das Terrain her. Diese Bedingungen erscheinen um so übertriebener, als die Entfernung nur 125 Kilometer beträgt, mithin die Kosten für die Erd- und Kunstarbeiten sih im Durchschnitt nur auf 254,000 Fr. für das Kilometer belaufen. Das Geseß vom 11. Juni 1842 läßt der Regierung allerdings das Net, auf so verschiedenen Grundlagen zu fontrahiren; allein man findet es dessen ungeachtet sonderbar, daß die Regierung zwei ceinguder \o wenig ähnliche Konzessionsweisen angenommen hat. Dieser Umstand wird zwar die Annahme des Gesetzes nicht verhindern, aber er wird zu Diskussionen Anlaß geben, die sich durch die Befolgung cines einzi gen Prinzips für die Konzessionen hätten vermeiden lassen.
© Paris, 7. April. Einige Blätter haben versichert, daß die vom Baron Langsdorf, diesseitigem Gesandten in Río Janeiro, an gekfnüpften Unterhandlungen, wegen Abschluß eines Handels-Vertrages zwischen Frankreich und Brasilien günstig fortschreiten. Die leßten so eben hier eingetroffenen Nachrichten aus Rio Janeiro meldeu indessen gerade das Gegentheil, Wie vorauszusehen war, verlangt die Bra silignische Regierung als Grundlage cines abzuschließenden Handels Vertrages mit Frankreich, daß der Brasilignische Zucker bei der Ein fuhr in unsere Häfen besonders begünstigt werde. Das Kabinet der Tuilericen hat zwar seinen Gesandten in Rio Janeiro ermächtigt, eine solche Begünstigung in Aussicht zu stellen, aber die Brasilianische Regierung will sich nicht mit bloßen Versprechungen begnü gen, und verlangt positive Zugeständnisse. S E einge sehen, daß ein so günstiger Augenblick sich ihr nicht so leicht wieder darbieten wird, als gerade jeßt, wo Großbritanien und Frank reih um einen Handels-Vertrag mit Brasilien rivalisiren. Das Ka- binet vou Nio Janeiro will mit Herrn Langsdorf die Unterhandlun gen nit fortseßen, bevor die Französische Regierung die dem Brasi lianischen Handel zu gewährenden Begünstigungen nicht förmlich und bestimmt wird angegeben haben, Baron Langsdorf begehrt uu in diesem Sinn neue Verhaltungsbefehle. Herr Guizot kann aber leider bis nah der Abstimmung über den der Kammer vorgelegten Zucker geseß=Cutwurf dem Baron Langsdorf keine Mittel an die Hand qr ben, die unterbrochenen Unterhandlungen wieder aufzunehmen. Es werden noch anderthalb Monate vergehen, bevor die Zukerfrage zux Entscheidung kommt, wenn sie überhaupt noch in der laufenden Scf sion zu einer Lösung kommen kann. Von der Annahme des Gesctz=Vo1 \hlages der Regierung i} gar nicht die Rede. Das Amendement des Herrn Passy, wovon ich neulich sprach, und welches die meisten Chau cen für ch hat, würde, wenn es in der Kammer durchgeht, nicht er- lauben, daß man dem Brasiliauischen Zucker guf der Stelle die ver langten Zoll - Erleichterungen gewährte. Unterdessen ist der beste hende Handels-Vertrag zwischen Großbritanien und Brasilien bis zum Ende des Jahres 1844 verlängert worden, und man darf glauben, daß die Britische Regierung alles aufbieten wird, um in der Zwischen- zeit das Kabinet der Tuilerieen zu überslügeln, Das „ournal le Globe, bekanntlich ein ministerielles Blatt, ummmt keinen Anstand, in seiner heutigen Nummer geradezu zu jagen , daß Baron Langsdorf in Folge des Berichtes des Herrn von Rumilly iu der Zuckerfrage sih genöthigt sehen werde, der Hossuung, mit Brasilien einen Han dels-Vertrag abzuschließen, für immer zu entsagen. h
Die Gegenwart des Prinzen von Joiuville, der um diese Stunde schon längst in Rio Janeiro eingetroffen seyn muß, wird die angeb: lichen Schwierigkeiten, welche wegen der Vermählung dieses Prinzen mit der Prinzessin Francisca noch obwalten sollen, jedenfalls leiht heben. Was indessen die Journale neulich in Betreff der bevorstehenden Abreise der Prinzessin Donna Francisca, als verlobten Braut des Prinzen voi Joinville, berichteten, is jedenfalls nur ein voreiliges Gerücht, Schon der Umstand, daß die Prinzessin, nur von der Gattin des Baro Langsdorf begleitet, die Reise nach Frankreich antreten soll, verräth cine unsihere Quelle, Deun entweder wird die Prinzessin nach dex allgemein herrschenden Hof-Etikette dur Procuration in Rio Janeiro vermählt, und dann läßt unser Hof durch einen außerordentlichen Gesandten, nebst Hofstaat für die Prinzessin, die Braut abholen, oder der Kaiser von Brasilien wünscht die Reise seiner Schwester selbst zu besorgen, und da wird dieselbe von ihren eigenen Damen nach Franl reich begleitet, bis die sogenannte feierliche Uebergabe derselben an den Hof der Tuilericen durch die vom Kaiser Dom Pedro ernannten besonderen Commissaire erfolgt is, Ju beiden Fällen hat also die Gemahlin des Gesandten mit der Suite der Prinzessin |{werlich etwas zu thun. : 5 h
Die Vermählung der Prinzessin Clementine mit dem Herzog August von Sachsen-Koburg=Kohary wird in aller Stille am 20sten d. M. in St. Cloud vor sich gehen. Der König hätte gewünscht, die Tramnng in Fontainebleau zu feiern; aber da Madame Adelaide, Schwester Ludwig Philipp's, erkrankt ist, so scheint man diesen „Plan aufgegeben zu haben. Die Gazette de France berichtet, daß der Prinz August von Sachsen - Koburg bereits gestern Abends in F aris eingetroffen sey. Die Nachricht is indeß voreilig. L fe fir den er
Ny 1:41 46 2 r f M L) A lauchten Bräutigam , dessen Vater und Bruder in dem F Is toy [ bestimmten Appartements sind zwar seit ayueren E Se E Ankunft in Paris wird jedoch uicht vor der Mitte der nächsten Woche erwartet, — Grossbritanien und Irland.
Oberhaus. Sihung vom 6. April. Lord M outeagle beantragte heute die Vorlegung gewi|ser Papiere, ans denen er, ohne jedoch einen bestimmten Antrag zu stellen, die Nothwendigkeit der Herabsebkung des Einfuhr- Zolles von Baumwolle und Wolle, als der wichtigsten Rohstoffe, deduzireun wollte. Der Herzog von W ETTENA “ ton bewilligte die Vorlage unter gewi]sen Modificationen, protestirte aber bei dem jeßigen Finanzstande gegen jede Zoll Ermäßigung dieser Art, Als dgrauf Lord Brougham den Herzog von Wellington um Angabe des wahrscheinlichen Ertrags der Cinkommen-Stener et- suchte, versprach Lebterer diese zu ertheilen und bemerkte, so viel er bis jeßt darüber urtheilen fönne, würde der jährl’ che Ertrag ungefähr 4; Millionen Pfd. seyn.
Unterhaus. Sihung vom 6. April. An diesem Abend entspann sih eine Debatte über den Antrag des Herrn C. Buller, die Königin in einer Adresse darum anzugehen, daß sie durch Aus dehnung des Colonisations-Systems zur größeren Entwickelung der Hülfsquellen des Laudes beitragen und die Lage des Volkes verbessern möge. Der Antrag wurde von Lord Stanley, dem Kolonial- Minister, hauptsächlich aus dem Grunde bestritten, weil die Kolonial- Angelegenheiten dem Ermessen der Regierung anheimgestellt bleiben müßten, von Herrn Sharman Crawford und anderen Radikalen, weil sie in größerer Freigebung des Handels ein hinreihendes Mittel zur Entwickelung der Hülfsquelleu des Landes erblicken wollten. Herr Buller nahm darauf seinen Antrag wieder zurü,
London, 7. April. Der Lord - Mayor gab vorgestern den Ministern ein glänzendes Diner, zu welchem unter anderen angesche nen Personen auch Herr Everett, der Amerikanische Gesandte einge laden war, der einen auf die Verciuigten Staaten und ihren Reprä seutanten ausgebrachten Toast in folgenden Worten erwiederte : „Meine aufrichtigsten Wünsche sind dem guten Vernehmen zwischen den beiden Ländern England und Amerika gewidmet. Jch gestehe, daß vor acht Monaten die Aussichten düster waren; aber die Minister Jhrer Ma jestät haben sich geneigt bewiesen, eine Erledigung der Streitigkeiten zwischen beiden Ländern zu Stande zu bringen. Es drängk mich, diese Gelegenheit zu ergreifen, um einem edlen Lord, der hier anwe send ist (dem Lord Ashburton), meine Anerkennung darüber auszu drücken, daß er dazu mitgewirkt , die Lösung einer lange Zeit trei tigen Frage herbeizuführen. Jh will mih nit iun Lobreden über den edlen Lord ergehen, denn mein Lob, als von einem Amerikaner her= rührend, dürfte in England kein großes Gewicht haben. Judeß so sehr ih auch, als Amerikaner, während dieses wichtigen Streits für mein Vaterland eingenommen seyn mußte, so glaube ih doch sagen zu dürfen, daß die von dem edlen Lord zu Stande gebrachte Aus gleichung, wie mir scheint, für beide Länder gleich ehrenvoll und vor theilhaft is. Jch danke der Gesellschaft für die freundlichen Gesin nungen, welche sie gegen mein Vaterland zu erkennen gegeben hat, und ich glaube, daß aus dem Bestehen eines quten Vernehmens zwi schen Amerika und der Nation, von welcher Amerika abstammt , die größte Wohlfahrt eutsprießen muß; auch werde ih es sür meine Pflicht halten, Alles zu thun, was in meinen Kräften steht, um dieses gute Vernehmen zu erhöhen.“
Sir Robert Peel verlas am Dienstag im Unterhause folgenden Auszug aus den am 24, Dezember v. 5. dem Sir Henry Pottiuger zugesandten Justructionen, worgus hervorgeht, daß dieser beauftragt ist, der Chinesischen Regierung die Zulassung des Opiums gegen einen CEinfuhr=Zoll anzurathen, daß aber zugleich jeder Betheiligung Eng lischer Unterthanen an dem Schleichhandel mit Opium entgegenge wirkt werden soll, „Welchen Erfolg auch“, heißt es in den Justruc tionen, „Jhre Versuche, die Chinesische Regierung zur Erlgubuiß des Opium - Verkaufs zu bewegen, haben mögen, so werden Sie doch stets dafür zu sorgen haben, daß die Diener Jhrer Majestät in China sich von aller Verbindung mit diesem nicht zu recht fertigenden Handel fern halten, Der Britische Kaufmaun, der Schleichhandel treibt, darf weder Schutz noch Vorschub erlangen bei dem Betrieb seines gesebwidrigen Handels, und cs muß ihm fundge geben werden, daß er die Folgen seines Benehmens allein zu tragen hat, Die Regierung Jhrer Majestät besißt uicht die Macht, der Be treibung dieses Handels von Seiten des Britischen Schleichhändlers ein Ende zu machen, aber sie vermag es, ihn in einigem Grade zu behindern, wenn sie dafür Sorge trägt, daß Hong Kong und seine Gewässer nicht als Ausgangspunkte für seine geseßwidrigen Handlun gen benußt werden, d. h. Sie (als Bevollmächtigter der Königin) sind im Stande, zu verbieten, daß Hong Kong mt zum Entrepot für das nach China bestimmte Opium gemacht werde.“
An der Börse haben die neuesten Nachrichten aus Ostindien und China, was das Politische derselben betrifft, wenig Sensation erregt, dagegen werden die Haudels=-Berichte als günstig betrachtet, und man erwartet davon, wenn man auf die ers{chöpften Vorräthe von
Englischen Manufakturwaaren in anderen transatlanutishen Ländern Rücksicht nimmt, einen günstigen Einfluß auf Englands Handel in diesem Jahre. Ju China jah man emem befriedigenden Ausgang der Unterhandlungen wegen eines neuen und reduzirten Zolltarifs entgegen, ‘indessen ging es damit nur langsam vorwärts. Bis jebt war der einzige Schritt die Abverlangung des Kaiserlichen Zoll-Ver zoichnisses, und auf cine Anfrage des Britischen Bevollmächtigten war die Antwort erfolgt, daß während der jeßigen Handels=Jahrszeit eben feine Veränderung in dieser Hinsicht zu erwarten sey.
7 London, 7. April. Lord Ashley, mit dem edlen Pflicht gefühl, das den wahren Christen immer nöthigt, das Uebel, wo und wie es sich auch immer zeige, wegzuräumen, hat dem Opiumhandel überhaupt, und besonders mit China, den Krieg erklärt. Ju einer langen Rede, worin er all die daraus herfließenden Abscheulichkeiten aus einander seßte, zeigte er zu gleicher Zeit, wie der Anbau des Mohns in Judien dem dortigen Ackerbau, und die zunehmende Ein fuhr des Giftes in China dem Fabrifwesen in England hade, Er verlangte einen Beschluß des Parlamentes, welcher der Ostindischen Compagnie das Monopol des Mohnbaues, das sie sih angemaßt, verbieten solle. Mehrere Redner unterstübten des edlen Lords An sichten und Antrag. Andere jedoch, welche die Judischen Verhältnisse aus eigener Anschauung kannten, zeigten dagegen, daß da eiumal die Muhamedaner, welchen beraushende Geträuke verboten sind, sich den Gebrauch des betäubenden Opiums nicht wollten nehmen lassen, und sich denselben würden um jeden Preis zu verschaffen suchen, so habe die Compagnie, um das Uebel sich uicht ganz über den Kopf wachsen zu lassen, jenes Monopol geschaffen, wonach in ihrem Gebiet Niemand über 9 Quadratfuß Land mit Mohn be pflanzen darf, ohne von der Regierung die Erlaubniß zu erkaufen. Dann habe sie auch die Ausfuhr des Opiums mit einem hohen Zoll belegt; und wenn, troß allem diesen, die Nachfrage in China immer größer geworden, der Mohnbau und die Ausfuhr immer gewachsen sey, so wäre es nicht ihre Schuld. Es bewiese uur, daß die Chine sen, wenn die Compagnie sich großmüthig eines Einkommens vou [7 Millionen Pfund Sterling begeben wollte, sich das Produkt von anderwärts verschaffen würden.
Die Minister geben gern zu, daß das Schmuggelwesen an der Chinesischen Küste eine Schmach für England sey (obgleich auch Kauf= leute anderer Nationen nah dem Verhältniß ihres Handels in den dortigen Gegenden darin betheiligt seyen), daß solcher auf die damit beschäftigten Personen entsittlichend wirke, und beständige Gefahr drohe, daß unser Friede mit China wieder unterbrohen würde. Da jedoch weder die Chinesische Regierung, noch unsere dort aufgestellten Kriegsschiffe die Einfuhr würden -verhindern können, \o bliebe nichts übrig, als daß die Chinesische Regierung dieselbe gestatte und unter die Aufsicht des Gesebes stelle, Dieses zu erwirken, sey der Britische Bevollmächtigte besonders beauftragt, und habe es vielleicht in diesem Augenblick {hon erreiht. Ein verdammender Ausspruch des Parla= mentes könne also hierbei nur Verwirrung anrichten ; und überhaupt sey die ganze Sache noch nicht hinlänglich untersucht, um zum Aus-= spruch reif zu seyn. Unter diesen Umständen nahm der edle Lord zwar für den Augenblick seinen Vorschlag zurück, aber weder er, noch
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andere gleichdenfkende Männer werden ihn ruhen lassen. Und wenn sie auch niht die Nation zu einem Kreuzzuge gegen den Opiumhan- del in der ganzen Welt aufregen werden, wie der edle Lord im Sinne hat, so wird doch die Ostindische Gesellschaft genöthigt seyn, allem daraus entspringenden unmittelbaren Vortheil zu entsagen.
Indien aber macht überhaupt dem Rechtsgefühl des besser gesinu- ten Theils der Nation allzu viel zu schaffen. So war z. B. faum diese Debatte vorüber, als die Nachricht von einer Schlacht zwischen cinem Theile unserer Truppen und dem Heere der Emire von Sciude, der Besibnahme von Hyderabad und wahrscheiulih des ganzen Landes jener unglücklihen Fürsten von unserer Seite anlangte. Diese Emire sind freilich Barbaren, Nachkömmlinge früherer muhamedanisher Eroberer, welche ihre großentheils Hinduschen Unterthanen bis aufs Blut drückten, und besonders in leb- teren Jahren (wie man sagt, um unsere Habsucht nicht zu reizen) solche zwangen, das schöne Land fast unangebaut zu lassen. Aber alles dieses gab uns kein Recht, die Forderungen an sie zu machen, die sie
endlich angetrieben zu haben scheinen, die Waffen zu ergreifen, und |
ihre Unabhängigkeit der Entscheidung ciner Schlacht zu überlassen. Die Begebenheit, sowohl die Schlacht von 2800 Maun gegen 22,0010, als die Vertheidigung des Gesandtschaftshauscs zu Hyderabad durch 100 Mann gegen §8000 und deren endlicher Rückzug auf die Englischeu Dampfschiffe, wird ohne Zweifel dazu dienen, bei den Asíaten den weifel au unserer Unüberwindlichkeit, welche unsere Unglücksfälle in Afghanistan zurückgelassen haben mögen, gänzlich zu zerstreuen.
Hier hat die Nachricht zugleich mit dem Stolze auf einen \o ausgezeichneten Triumyl) unserer Waffen deumnoch hier und da ein demüthigendes Gefühl erzeugt. Die Ttmes und die Morning Chronicle, als Vertreter der zwei großen politischen Parteien im Laude, sind gleich laut in ihrer VBerdammung des Systems, welches, wo es nur immer seinen Vortheil zu sehen glaubt, die Hände nach Anderer Besiß ausftreckt. Die Mo ring Post schweigt, und uur der Mornin g Herald meint, man müsse auf weitere Nachrichten warten, ehe man einen Ausspruch thue. Auf jeden Fall aber, wenn auch der edle General-Gouverneur sich durch die Umstände gerechtfertigt glaubte, den {wachen Fürsten ihr Gebiet abzutroben, so spricht er sich doch das Urtheil in Bezug auf seine so überlaute Verdammung seines Borgängers, der si bei seinem Unte: nehmen gegen Afghanistan ebenfalls dur die Umstände gerechtfertigt glaubte.
Die gestrigen Unterhaus-Debatten über das Emigrationswesei waren höchst interessant und lehrreih, und wenn guch die Minister sich fürs erste zu feinem Versprechen verleiten lassen, derselben mehr Vor {ub zu leisten, so geht doch aus allem hervor, daß solches geschehen wird. Ler niedrigste Anschlag von dem wahrscheinlichen Betrag der Cinfommensteuer fürs erste Jahr ist 17 Millionen Pfd. mehr als die Regierung sie berechuet latte.
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Aus den Haag, 7. April. Dei Erdstoß in Herzogenbusch, von dem wir gestern berichtet, is auch an anderen Orten der Pro vinz Nord-Brabant wahrgenommen worden, Besonders in Eindho ven war er jehr heftig, und die Dröhnung hat wohl beinahe cine halbe Minute gedauert. Jn Veghel hat man drei Stöße verspürt, und zwar zwei leichtere nah vier Uhr Morgens und den dritten, viel bestigeren, gegen 54 Uhr. Bedeutender Schaden ist nirgends da durch angerichtet worden.
ch1 P L U. __ Paris, 7. April. Auf telegraphischem Wege if die Nach richt eingegangen, daß am April die Cortes in Madrid eröffnet worden sind und Alles ruhig abgelaufen ist. D
Bombay, 1. März. Die Bombay Times schildert den am 17. Februar erfohtenen Sieg des General Napier über die Enire von Sind als eine welche seit den Zeiten des berühmten Lord Clive in Ostindien vor gefallen sind. Mit 2700 Maun, worunter nur ein einziges Euro pätsches Regiment, s{chlug der General ein Heer vou 22,000 Belud- schen, an dessen Spive sich die Emire vou Sind befanden, nach drei stündigem verzweifelten Kampfe völlig in die Flucht und nöthigte die Cmire, sich selbst und ihre Hauptstadt Hyderabad den Briten zu über= liefern, Folgendes is der nähere Bericht über dieses Treffen :
Bekanntlich hatte General Napier den Auftrag erhalten, die Emire von Sind zur Annahme des von Lord Ellenborough vorgeschlagenen Vertrages zu bewegen, welcher die Ueberlassung gewisser festen Punkte in Sind und die Freigebung der Schifffahrt auf dem Jndus bezwete. Die Enire \chie nen anfangs geneigt, auf diesen Vertrag einzugehen, später aber wurde es flar, daß es ihnen nur darum zu thun sev, Zeit zu gewinnen, um inzwischen ihre Streitlräste sammeln zu tönnen, und schon nach den bis zum 15. Ja nuar aus Sind reichenden Nachrichten wa1 wenig Aussicht zu ciner fried- lichen Ausgleichung vorhanden. (General Napier, um den Emiren zu be weisen, daß sie den Briten nicht leicht entfliehen fönnten, befand sich damals auf einem Zuge gegen das in der Wüste gelegene Fort vou Emaumghur, wohin \ch ein mit den Emiren verbün deter Araber - Häuptling mit 2000 der Seinigen zurückge: ogen hatte. Das nur sehr unbedeutende Truppen - Detaschement, welches dei (Hencral begleitete, erreichte, nachdem es große Entbehrungen erduldet, das Fort am 2, Januar und fand dasselbe verlassen und bis auf einen Getraide- und Pulver-Vorrath gänzlich geräumt. Das Fort wurde in die Luft gesprengt, General Napier trat am 16. Januar seinen Nückzug an und iraf am 21sten wieder bei scinen zwischen Rorih und Hvderabad zurückgebliebenen Trup- pen ein. Mittlerweile hatte der bekanntlich von neuem zum Britischen Agenten bei den Emire ernannte Major Outram, in Uebereinstimmung mit dem jedem unnüzen Blutvergießen abholden General Napier, ver sucht, die Emire auf gütliche Weise zum Nachgeben zu bewegen, und es war ihm auch gelungen, sie zur Freigebung der Fahrt auf dem In- dus und zur Abtretung eines großen Landstriches in Ober - Sind an den Radschah von Bahawulpore, einen Britischen Vasallen, zu bewegen, aber seine Versuche schienen an dem weiteren Verlangen scheitern zu wollen, daß ein Theil der längs dem Judus belegenen großen Waldungen, in de nen sich die Haupt-Jagd-Neviere der Emire befinden , gelichtet werde. Dic Emire erklärten geradezu, gutwillig ihre Zustimmung zu dieser Maßnal:me nicht geben zu wollen. Als indeß General Napier seine Truppen näher an Hvderabad heranzog, schienen sie nahgiebig werden zu wollen, und sowohl die Emire von Nieder - Sind als die von Ober- Sind unterzeichneten den Traktat am 12. Februar, in der Hoffnung, dadurch Berücksichtigung für cinige von ihnen gewünschte Modificationen zu erhalten, wobei sie auf die Willfährigkeit des Majors Outram rechncten , der sich bei ihnen während seiner früheren Amtsführung schr beliebt zu machen gewußt hatte. Da derselbe indeß jetzt nicht mit so ausgedehnten Vollmachten bekleidet ist, wie vormals, vielmehr Lord Ellenborough sich selbst die Entscheidung über jede bedeutendere Maßnahme unbedingt vorbehalten hat, so konnte Major Outram die verlangten Versprechungen nicht geben und erregte durch seine Weigerung bei den Emire und ihren Anhängern \o sehr die Besorgniß, die Engländer wollten ihnen cine Falle legen und sie gänzlich unterjochen, daß sie den Beschluß faßten, Gewalt mit Gewalt zu vertreiben, Jhre per- sönliche Zuneigung zu Major Outram, der bereits am 13ten, als er aus der Versammlung der Emirec kam, vom Volke insultirt worden war, ver- anlaßte sie, ihn zu warnen und ihn aufzufordern, Hvoderabad zu
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| Dschöng, ein Sohn Schah Sudscha?s,
seine Gegenwart wo mög- erhalten, sich niht bewegen las- sen wollte, abzuziehen, wurde am 15ten seine Wohnung von 8000 Mann mit 6 Geschüßen angegriffen. Zu seiner Vertheidigung hatte er nur 100 Mann vom 22sten Britischen Jnfanterie-Regimente, welche sich nach vierstündigem Gefechte wegen Mangels an Munition und E dem Verluste von zwei Todten und zehn Verwundeten auf die im Flusse liegen- den Britischen Dampfschiffe zurücßzieben mußten, Die Feinde verloren 90 Todte und viele Verwundete. Auf diese Nachricht beschloß Sir Charles Napier, mit seinem ganzen Truppen-Corps, ungefähr 2700 Mann mit 12 Geschüßen, gegen Hyderabad vorzurücken, seßte sich am 16ten in Marsch und stieß am folgenden Tage bei Miani am Flusse Fullalie, 9 Englische Meilen von Hvderabad, auf die Emirs, welche 22,000 Mann und 15 Ge- shüge bei sich hatten und in einer auf beiden Flanken durch Waldung gedeckten Siellung \ich befanden. Jhre Jufanterie war in der Front in dem ausgetrocknetem Bette des Fullalie, durch dessen steiles Ufer vollkommen gedeckt, aufgestellt und empfing die Britischen Trup- pen, als sie, das 22}te Britische Infanterie Regiment voran, zum Angriffe vorrückten, mit einem heftigen Musketenfeuer , welches dieselben anfangs nicht zu erwiedern vermochten, Als sie aber nahe genug an den Rand des Alusses herangckommen waren, um auf die Beludschen wirksam feuern zu lonnen, sprengten diese in ungeheuren Massen, nachdem sie die Flinten bei Zeite geworfen, mit Schwerdt und Schild auf die Engländer ein, welche Leßtere, durch die Unerschrocfenheit ihres (Generals, der überall mitten im dichtesten Gedränge war, zusammengehalten und zur Ausdauer in dem ungleichen Kampfe ermuntert wurden. Drei Stunden lang schwankte der Sieg hin und herz; die Znfanterie der Emire be- hauptete ihre Stellung und ließ sich durch nichts zum Weichen bringen ; endlich aber gelang cs der aus einem Regimente regulairer Ostindischer und einem Haufen irregulairer Neiter bestehenden Kavallerie der Briten, dic Flanken der Feinde zu umgehen, und alsbald wurden die Beludschen, von allen Seiten angegriffen, nah verzweifeltem Widerstande zum Weichen ge- bracht, Das ganze Flußbett des Fullalie war mit Todten und Verwunde- ten angefüllt; die Ersteren schäßt die Depesche des General Napier auf 1000, die Vebteren, unter denen sechs Häuptlinge ersten Nangecs, auf 4000, die zum größten Theile s{hwer verwundet sind. Außerdem fielen die ge- sammte Artillerie der Emire, 15 Geschüße, alle Munition und alle Fah- nen den Siegern in die Hände. Die Engländer verloren nach dem amtlichen Berichte 256 Todte. und Verwundete, mit Einschluß von 19 verwundeten und 6 todten Offizieren. Unter den getödteten Offizieren sind 2 Majore, 3 Hauptleute und 1 Lieutenant, unter den Ver- wundeten is der Oberst des 22sten Jnfanterie Regiments. Gleich nah dem Zchlusse des Gefechtes sendete General Napier eine Botschaft an die ent- flohenen Emire, des Jnhalts, daß er Hvyderabad am folgenden Tage stür- men werde, wenn sie sich nicht unverweilt als Gefangene stellten. Demge- mäß erschienen die sämmtlichen Emire, Mihr Nostom Chan, Nussthr Chan und Wullih Mohammed von Kyrpur, Schadad Chan und Hussein Chan von Hvderabad, noch an demselben Abend im Britischen Lager, und unmit- telbar nachher wurden den Engländern auch die Thore von Hyderabad ge- offnet, Am 19. Februar zog General Napier an der Stadt vorbei und schlug in der Nähe der Wohnung des Residenten sein Lager auf; dort fand man noch die sechs Geschüße, welhe am 45ten gegen das Oaus aufgefahren worden waren, und außerdem noch neun andere Kano-= nen, so daß im Ganzen 30 Geschüße erbeutet worden sind. Am 21. Februar, dem Datum der leßten Nachrichten aus Hvyderabad, hatte General Napier noch feine fernere Bewegung vorgenommen. Er ist zu schwach, um von dem ganzen Lande Besiß zu nehmen, wiewohl man zu glauben scheint, daß dies in der Absicht Lord Ellenborough's liege, und schon erheben sich Stim- men, welche vor einer Wiederholung der Gräuelscenen, welche in Afghanistan stattgefunden haben, warnen.
Sindiah Rao, der Fürst von Gwalior, i in einem Alter von 27 Jahren ohne Nachkommen verstorben, und die Britische Regierung, als Repräsentant des Königs von Delhi, tritt in die Oberhoheit dieses seiner Größe und seinen Einkünften nah den zweiten Rang unter den Indischen Fürstenthümern einnehmenden Reiches ein. Lord Elleu= borough hat der zwölfjährigen Wittwe des verstorbenen Fürsten ge= stattet, cinen Sohn zu adoptiren, und ihre Wahl ist auf einen neun- jährigen Knaben gefallen, der nun nominell die Herrschaft zu führen baben wird.
Es heißt, daß das Volk von Guserat sich geweigert hat, die Thore von Samnath in Empfang zu nehmen, und dieselben werden daher vorläufig in Delhi bleiben, in welcher Stadt Lord Ellenborough am 5. Februar mit einem prachtvollen Gefolge, unter dem sih 20 Ostindische Fürsten befanden, auf 70 Elephanten scinen Einzug ge= halten hat.
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Das Kriegsgericht hat nun auch in dem
verlassen; als derselbe aber, um durch
lih die Friedens - Aussichten zu
gegen General Shelton
der ausgezeichnetsten und bsutigsten Waffenthateu, | wegen seines Benehmens in Afghanistan angestellten Prozesse sein
Urtheil abgegeben und den General freigesprochen.
Aus Kabul erfährt man, daß Akbar Chan gedroht haben, soll, einen Eroberungszug gegen das jeßt von den Seifs beherrs{chte Pe= {auer zu unternehmen. Sein Vater Dost Mohamed hat auf seiner Rückkehr nach Kabul mittlerweile eine sehr gute Aufnahme am Hofe yon Lahore gefunden, mit dem er bekfanntlih früher, unter Rundschit Sing, aufs bitterste verfeindet und stets im Kricg begriffen war, und reiche Geschenke dort erhalten; au soll er von den Seiks bis an die Gränze von Afghanistan ceskortirt werden. Ob er sih daher den angeblichen Eroberungsplane seines Sohnes anschließen wird, scheint zweifelhaft. Man hält es für möglich, daß Afbar Chan seinen Vater ganz vom Throne auszuschließen suchen werde. j
Jn Kandahar, wo nah dem Abzuge der Briten sih Sefter
4, e ) zum Herrscher aufgeworfen hatte, is die größte Verwirrung ausgebrochen. Sefter Dshöng hat gleich seinen Brüdern entfliehen müssen und eine Zufluchtsstätte bei dem Chan von Kelat gefunden. :
5s ist in der leßten Zeit zu Kalkutta viel Opium verkauft worden. Zehn Kisten sind für die Französische Regierung bestimmt. Der Opiumhandel is und bleibt der Haupt - Verkehr mit China.
Aden ist zum Hafen der Präsidentschaft vom Bombay mit den- selben Vortheilen erklärt worden, welche die anderen Häfen der Prä- sidentschaft genießen. | i
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Macao, 21. Jan. Einer zwischen dem Chinesischen Kommissar Elipu, der am l0ten d. in Canton eingetroffen i, und dem Briti- schen Bevollmächtigten, Six H. Pottinger , abgeschlossenen Ueberein- lunft gemäß, soll die erste Handels=Konferenz zwischen Beiden gegen Ende dieses Monats in Wamypoa stattfinden. Ueber den neuen Tarif hat man nur die Vermuthung, daß der bisherige Kaiserliche Zoll= Tarif die Grundlage der Unterhandlungen bilden werde.
Juland.
Breslau, 9. April. Ein gestern Nachmittag eingetretenes starkes Gewitter war von einen heftigen Sturme begleitet, der mehr- fachen Schaden angerichtet hat. Von der Amerikanishen Windmühle wurden alle fünf Flügel abgebrochen, und der Schaden wird auf 3000 Rthblr. geshäßt. Von einem Gebäude der Droschken = Anstalt wurde das Zink - Dah sammt dem ganzen Gebälke heruntergeworfen. Jn dem benachbarten Dorfe Oswiß wurden zwei Scheunen zer- trümmert.
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