1843 / 105 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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A C M Pm ME Ura ri rener: deese ewt Strie nen A M

3eranlassung gegeben. Die Zunahme der

gucbeuns t np ama runa n Diebstähle und der Vagabunden wurden für hinreichende Gründe geachtet, um diesen shon am 5ten Provinzial-Landtage vorgebrachten Wunsch wieder aufzunehmen. Der Mangel an Gendarmen wurde von vielen Abgeordneten bestätigt; da man aber ein Hinderniß der Vermehrung der Gendarmen in der großen Kostbarkeit des Justituts erblickte, so beschloß man einstimmig, nicht nur die Petition zu der des Landtags zu machen, sondern auch die Einziehung der Gendarmerie - Offiziere, die Stellung der Gendarmen unter die Landwehr-Bataillons- oder Escadronchefs und die Verwendung der dadurch ersparten Kosten auf Vermehrung der Gendarmen Allerhöch= sten Orts zu beantragen. Cin anderer in Bezug auf die Gendarmerie gestellter Antrag ging dahin, daß die Gendarmen nicht länger als drei Jahre an einem Orte stationirt bleiben sollten, weil die zu ge- naue Bekanntschaft mit den Einwohnern, Nachsicht, Parteilichkeit und Mangel an Ansehen nach sich ziehe, Der Landtag konnte sich nicht bewogen finden, dieses Gesu) zu unterstüßen, da gerade genaue Be= fanntshaft mit Personen, Lokalitäten und Verhältnissen ein haupt- sächliches Erforderniß für einen tüchtigen Geudarmen sey, und aus

einem längeren Aufenthalt entsteheude Unregelmäßigkeiten durch die - l ) uur in D _Gall F Armee unter Beibehaltung seiner gegenwärtigen jährlichen Kontingente,

Vorgesebten sich abstellen lassen.

Zeitungs - Uachrichten.

Aus laud. ————

Franaretid.

Paris, 9. April. Die Philosophie, welche kürzli in der Kammer in der Person des Herrn Arago einen so sarkastishen Gegner fand, wird heute von dem Journal des Débats in folgender Weise in Schub genommen: „Herr Arago hat kürzlich eine ernste Versammlung auf Kosten der Philosophie in die heiterste Laune verseßt. Er zeigte einen ar- men Kandidaten, den man nah dem Ursprunge der Jdeen fragt, und der, weil er zwischen Plato und Aristoteles, zwischen Descartes und Gassendi s{chwankt, im Bakkalgureats- Examen durhfällt, und weder S emaatas, noch Chirurg, noch Jugenieur werden kann, weil er Plato nicht mit Aristoteles zu vereinigen vermagz und darüber bricht die Kammer in ein lautes Gelächter aus. Wir nehmen diese Scherze für das, was sie sind, aber es verbirgt sih unter ihnen eine ernste &rage, und mit dieser Frage wollen wir uns beschäftigen. Wir be-= merken zuvörderst, daß wenn es irgendwo eine Fakultät giebt, die das Diplom des Bafkkalagureus verweigern sollte, weil ein Kan- didat, der, obgleih er die Meinungen Plato's und Aristo- teles fennt, doch dieselben niht zu vereinigen wüßte , daß diese Fakultät, sagen wir, eine abgeschmackte seyn würde. Aber wir nehmen uns auch die Freiheit, zu sagen, daß, wenn es irgendwo eine

Versammlung giebt, die da glaubt, daß es sehr unuüt sey, die jun= n EE ang Ÿ dere jind wenigstens projeftirt. 2 1 enn ta= | sernen und Magazine, welche bei den ersten Anschlägen ganz außer |

gen Leute mit der Frage über den Ursprung der Ideen zu beschüf- tigen, diese Versammlung si irrt, oder vielmehr vergißt, daß der Mensch zu allen Zeiten über sein Entstehen uud über sein Ende nach= gedacht, daß er sih zu allen Zeiten gefragt hat, ob er von der Ma- terie oder von dem Geiste stamme, ob er eine vergänglihe Maschine oder eine unsterblihe Seele sey, und daß, wenn nicht etwa die Ver- sammlung ein Geseß erläßt, wodurch dem menschlichen Geiste gebo- ten wird, bescheidener und weniger wißbegierig zu seyu, zu fürchten steht, daß der menshliche Geist fortfahren werde, sich mit jenen Fra=-

gen zu beschäftigen, die den Ruhm Plato's, Aristoteles, Bacou's, DBDescartes, Leibniß u. }. w. ausgemacht haben, und die heute einigen Arrondissements-=Deputirten zum Gelächter dienen. } ist kein Spiel der Einbildungskraft, sie ist die Ausübung der menschlichen Vernunft, das Suchen nah der Lösung von Problemen, die auf das Leben hienieden am meisten einzuwirken geeignet sind, und die Religion hat sich darüber nicht getäuscht.

haben ihre Philosophiez alle Religionen haben den Menschen unter f der Form theologischer Dogmen eine Lösung jener ernsten Räthsel F

gegeben, die die menshliche Vernunft quälen, Sie haben Alle eiu- gejeheu, daß der Mensch jene unendliche, ihm eingeborne Neugier nicht ablehnen könne, und sie haben versucht, dieselbe zu befriedigen. Ja, noch mehr, sie haben dem Menschen die Lösung der Räthsel über eine Bestimmung aufgedrungen, indem sie ihm dieselben als ein Ge- e vorschrieben. Nur die christliche Kirhe wußte eine Gränze zu ziehen zwischen dem Gebiete des Glaubens und dem Gebiete der Philosophie; und dennoch wie oft hat die Philosophie versucht, diese Gränze zu überschreiten! Sie fand den Raum zu beeugt, den die Kirche ihr angewiesen hatte, und versuchte, denselben auf Kosten des Glaubens zu erweitern z denn jene Philosophie, die Herr Arago als eine ohumächtige und lächerlihe Wisseuschaft behandelt, ward von Anderen als eine zu unruhige und zu ehrgeizige bezeichnet. Herr Arago spottet über ihre Unwirksamkeit, Andere machten auf ihre Kühnheit und Jusolenz aufmerksam. Lasseu wir uns weder durch ihre Spötter noch durch ihre Verleumder irre machen, sondern geben wir der Philosophie ihren wahren Namen; die Philosophie ist die Freiheit des menschlichen Geistes mit ihren Gefahren und mit ihren Vortheilen. Sie is jener Geist der Prüfung, der alles Bestehende erörtert und fontrollirt; sie i} jener Geist der Forschung, der in den empirischeu Wissenschaften die materielle Natur befragt und sich in den moralischen und politischen Wissenschaften bemüht, die Geseße des Menschen und der Gesellschast kennen zu lernen. macht ihre Stärke und ihre Schwäche aus z hierin liegt ihre unvergäng=

liche Dauer, der der Spott einiger Menschen uichts auhaben fann. - Wir wissen sehr wohl, daß die Philosophie zu allen Zeiten ihre |

Feinde gehabt hat, daß es immer Menschen gab, welche sagten : Genießet die Welt und das Leben, kümmert euch nicht um die Bildung der Ideen; oder, um es in die Sprache unserer Zeit zu überseben: Haltet euch au die praktischen Wissenschaften, durch die ihr euch bereichern tönnt. Was uns betrifft, so müssen wir über diesen Gegenstand unsere Gedanken ganz auss\prehen. Wir wissen niht, ob Herr Arago, als er über die Philosophie \spottete, etwas Anderes wollte, als eine ernste Versammlung zum Lachen bringen, und einen jener Siege des Wibes erlangen, nah denen er mehr strebt, als es einem Gelehrten ziemt. Aber seine Spöttereien treffen mit den Denunciationen zusammen, welche die Geistlichkeit von allen Seiten egen die Philosophie anbringt, und dieses Zusammentreffen ist betrü= Pra denn was wir nur als einen Zufall betrachten, könnte von An-= deren als eine Coalition angesehen werden. Nun würde es aber ein trauriges Schauspiel seyn, wenn wir Jajen, daß die Alkg= demie der Wissenschaften und die Geistlichkeit sich gemeinschast- lih bemühten, die Philosophie zu erwürgen. Wir wissen wohl, daß dieselbe einen solchen Versuch überleben würde; sie hat bereits anz andere Gefahren überstanden. Aber mit welhem Rechte würde d dann Galiläï noch über die Juquisition beklagen fönnen? Mit welchem Rechte würde er die Freiheit in Anspruh nehmen können, die Erde sich um die Sonne drehen zu lassen, da dieselbe doh mit dem Urtheilsspruhe der Congregation im Widerspruche stand? Ga- liläi, knieend vor der Jnquisition und die entdeckte Wahrheit ableug- nend, hatte das Recht, zu sagen, als er sih erhob: Und doch dreht

Die Philosophie

Das i} die Philosophie; das *

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sie sich. Er hatte das Recht, gegen das Geständniß zu protestiren, welches seine Richter ihm entrissen hatten. Ja, aber Galiläi war das Opfer der Jnquisition, er war niemals ihr Mitschuldiger gewesen.“

Das Jourual du Havre widerspriht nah neueren Berichten aus Guadeloupe der zuerst von einem Englischen Journal in Umlauf gracten Nachricht, daß zu Point à Pitre das gelbe Fieber ausge- rohen sey.

17 Paris, 8. April. Währeud fast alle Europäischen Staa- ten darauf ausgehen, die Last des Kriegsdienstes so gleichmäßig als möglich auf die Bevölkerung zu vertheilen, und sie besonders durch Verminderung der Dienstzeit zu erleihtern, macht sich in Frankreich ein geradezu entgegengeseßtes Streben bemerklich. Das System der Stellvertretung kommt mit jedem Jahre in ausgedehnterem Maße zur Anwendung, und die Regierung selbst hat wiederholt den Antrag

: gestellt, die schon jeßt siebenjährige Dienstzeit um ein Jahr zu ver- f längern, Der General Préval, welcher vor einigen Tagen in der Pairs-

Kammer über das vou dem Ministerium vorgeschlagene neue Rekru= tirungs-System Bericht erstattete, will die Dienstzeit sogar auf neutt Jahre gebracht wissen, indem Frankreich nur in diesem Falle seine

auf den Normalfuß von 500,000 Mann erhalten könne. Daß der Staat dies numerische Resultat eben so gut, oder vielmehr weit besser, durch Vergrößerung der Jahres-Kontingente, das heißt durch

Verallgemeinerung der Dienstpflicht, erreichen könne, daran \ceiut |

General Préval nicht einmal gedacht zu haben. Er glaubt übrigens, die von ihm vorgeschlagene ueunjährige Dienstzeit vollkommen recht- fertigen zu können durch die Berufung auf das Geseß von 1818, welches deu Soldatendienst auf zwölf Jahre festgestellt und an welche das Volk \sich gleihwohl bald öffentliche Meinung, das heißt die Meinung der wohlhabeuden Klassen, wird sich natürlich nicht leiht gegen ein Rekrutirungs=Geseß erklären, welches das Privilegium der Reichen, sich vom Soldatendienste los- zukgufen, bestätigt. Man ( die Kammer si bei dieser Frage von dem Juteresse des Theils der

Bürger losmache, aus welchem sie selbst unmittelbar hervorgegangen | : Wenn also nicht | die Regierung die Juitiative ergreift, wenn sie nicht ernstlih gemeinte | Anstrengungen zur Realisirung der Idee der Rechtsgleichheit im Puukte |

is, und mit dem sie am nächsten zusammenhängt.

des Militairdienstes macht, so wird die Dienstpflicht in Frankreich

wahrscheinlich noch lange eine Art Staats -Frohnde bleiben. Aber |

auch so aufgefaßt, ist es ohne Zweifel billig, und vielleicht auch klug,

diese aus\chließlich den armen und arbeitenden Klassen aufgebürdete |

Last, wenigstens so viel als möglich zu erleichtern. Á Der Pariser Festungsbau is seit dem Eintreten des milden Wetters mit verdoppelter Thätigkeit wieder aufgenommen. _ der detaschirten Forts sind ihrer Vollendung nahe, und der Stadtwall und Stadtgraben sind auf einigen anschulichen Strecken völlig fertig.

- Aber je weiter das Werk vorrüdt, deste größere Ausdehnung giebt | man dem ursprünglichen Plane. Schon jetzt sind mehrere Forts an-

gefangen, von denen anfangs gar nicht die Rede war, und noch an dere f Dazu kommen denn weitläufige Ka-

Rechuung gelassen warenz ja man spricht sogar von dem beabsichtig-

ck ten Bau einer Art Citadelle oder eines befestigten Lagers im Junern

der Stadt; kurz von einem Werke, welches bestimmt sey, die in Pa-

ris aufzuhäufeuden Kriegsvorräthe gegen eine Emeute oder gegen |

den Handstreich eiuer Partei zu sichern,

77 Paris, 9, April.

schien. Die Gegner, welche gegen denselben auftraten, griffen mehr diese oder jene Einzeluheit des Planes an, als den Grundsaß, nach

F welchem der Bau der Eisenbahn an die zu diesem Behufe zusammen # getretene Actien-Gesellschaft verliehen werden soll. J! wurde! Alle Religionen F doh einige Stimmen laut, welche die ganze dem Eisenbahu-Projekt : E unterliegende Finanzcombination verdammten. Die Beg ung welche der ministerielle Vorschlag der Actien-Gesellschast verspricht, X sind in der That so groß, daß sie von gewissen Standtpunkten aus Æ nothwendigerweise als einen mi * Regierungs = Antrage hat die Actien-Gesellschaft kaum mehr als

Indessen wurden

Die Begünstigungen,

übertrieben erscheinen müssen. Nach dem ein Drittheil der Kosten des Baues der Bahn zu bestrei- ten, sie erhält dagegen aber gleihwohl die ausshließlihe Nußnießung des zum größten Theil auf Staatskosten vollendeten Unternehmens für vierzig Jahre, und nach Ablauf dieser Frist is ihr die Rückzahlung der anfangs gemachten Vorschüsse zugesichert. solche Bedingungen hin den Bau einer Eisenbahn unternehmen, welche die beiden volkreichsten Städte Europa's einander um 24 Stunden näher bringen soll! Die öffentlihe Meinung erklärt sich mit großer Bestimmtheit gegen das Projekt dieses Kontrakts, welcher der einen Partei, dem Staate, ein bedeutendes Opfer auflegen würde, um der anderen, der Actien-Gesellschaft, einen eben so sicheren als ungeheuren Gewinn zu gewähren. Die nahe bevorstehenden Verhandlungen der Deputirten-Kammer über diesen Gegenstand werden zeigen, welche Gründe und Rücksichten sich zu Guusten diejes O Lu lassen. Bis jeßt bemüht man sich vergebens, die R Ab großer Opfer von Seiten des Staats für den E er träglichsten Eisenbahnen, die in Frankreih möglich sind, U vegreene

Der Handels-Minister hat gestern auf die nterpellationen zu autworten gehabt, welche in Bezug auf die durch Ordonnanz ver=

fügte Herabseßung des Cingangs=Zolles auf Nähnadeln angekündigt |

waren. Die Beschwerde über diese Maßregel stüßt sih auf ein Ge- seß vou 1814, welches alle Fabrik=Erzeugnisse von der Kategorie der Waaren gausuimmt, für welche Zoll-Erleichterungen durch bloße Ordonnanz bewilligt werden könen. Die Antwort des Ministers lief darauf hinaus, daß die fraglihe Ordonnanz nicht _so= wohl Nähnadeln, als Stopf- uud Packnadeln und dergleichen in sich begreife, uud daß sich die Regierung überdies zu jeder Zeit vou der buchstäblihen Beobachtung des Gesebes von 1814 entbunden habe. Diese leßte Erklärung hat einiges Auf- schen gemaht und Anlaß zu manchen mehr oder weniger boshaften Bemerkungen gegeben. Uebrigens is die vor drei Jahren geseblich erfolgte Steigerung des Zolls auf Nähnadeln von Anfang an ein Gegenstand bitterer Beschwerde für England gewesen, und man muß annehmen, daß die Ordonnanz, durch welche Jenes Geseß wieder ge- mildert is, in dem allgemeinen Wunsche der Regierung eine Handels= Annäherung zwischen Frankreih und England herbeizuführen, ihren Ursprung gehabt hat. a Grossbritanien und Irland.

Oberhaus. Sihung vom 6. April, (B, H, Lord Brougham gab in dem Vortrage, womit er seine Motion auf ein Dank=-Votum zu Gunsten Lord Ashburton's begleitete, eine Uebersicht über die Beziehungen und Differenzen zwischen Englaud und den Ver- einigten Staaten seit der Zeit, wo diese leßteren sich unabhängig ge- macht, bis auf die leßten Unterhandlungen. Nachdem er die frühe- ren Verhältnisse in allgemeinen Zügen geschildert, ging er auf die leß- ten Jahre über und äußertè \sich über die Streitfragen, welche zu er-

gewöhnt habe. Die |

kaun eben so wenig erwarten, daß |

Mehrere |

Der Geseß=Entwurf über den Bau der | Eisenbahn uach Calais hat in, deu Büreaus der Kammer eine gün-= | stigere Aufnahme gefunden, als man sich dafür versprechen zu dürfen |

Wer möchte nicht auf |

ledigen waren, und über die Art und Weise, wie denselben begegnet worden, im Wesentlichen folgendermaßen :

„Alles hatte die Tendenz zum Kriege, denn es gab ein halbes Dutzend bestrittener Fragen, drei oder vier Punkte, in Betreff welcher beide Theile wiederholt erklärt hatten, keine Vernunft annehmen zu wollen, und einen oder zwei Gegenstände, deren Regulirung zu verschiedenenmalen vergebens versucht worden war, Jn solchem Zustande befanden sich die Verhältnisse, und es war vorauszusehen, daß, wenn durch irgend ein Mißgeschik der Friede in Europa gestört worden wäre, die Funken des Kriegsfeuers schleu- nigst über das Atlantische Meer geflogen seyn und die dort angelegie Mine entzündet haben würden, Es gab überdies damals einen Mann in Frank. reich, der zu jener Zeit und auh noch jet als die Personification der feind seligen Gesinnung Amerikas gegen England betrachtet werden kanu, Jch will seinen Namen nennen, denn es isst meine Absicht, den Tadel klar und ungetheilt auszusprechen, wie ich hoffe, daß auch die Schuld klar und ungetheilt is ih bezeichne den General Ca} als schuldig die- ses ehrenrührigen Verfahrens, als den Mann, der sich noch mehr gegen sein eigenes Volk als gegen die Sache der Menschheit pflichtvergessen ge- zeigt hat ein Mann, der freie Abkömmling freier Englischer Eltern, dessen Verfahren aus allen diesen Rücksichten durchaus keiner Entschuldigung zugänglich is. Selbst nachdem die Ucbereinkunst mit den Vereinigten Staaten abgeschlossen war, nachdem mein edler Freund, Lord Ash burton, das Ende der Schwierigkeiten erreicht hatte , trat dieser Mann dämonartig vor und schien zu sagen : Disjice Pacem, sere semina belli, Dieser Unterhändler, dieser Gesandte, der abgeschickt worden war, den Frie den ausrecht zu erhalten, that sein Möglichstes, denselben zu vernichten, seo es durch Veröffentlichung von Raisonnements über das Völkerrecht, von dem er nicht mehr versteht, als von der Sprache, die im Monde gesprochen wird, sey es durch Argumentationen anderer Art, obgleich ihm ebe oige Kenntniß dazu abgeht, sey es endlich durch Einmischung in dle Beziehungen Englands zu Frankreich, mit denen er nichts zu schaffen hatte, und dadurch, daß er Protest einlegte gegen den Abschluß des Friedens zwischen England und Amerika, um auf diese Weise Frankreich zum Kriege gegen uns zu rei zen. Jch spreche hierüber mit der vollsten Zuversicht, denn ich halte in meiner Hand ein Dokument, aus welchen hervorgeht, daß Herr Webster, sein eigener Vor- geseßzter, ihm cine derbe Zurechtweisung wegen seines Berfahrens zugeschickt hat. Jch will nicht behaupten, daß nicht auch in den Vereinigten Staaten der achtbare Theil des Volks der Aufrechthaltung des Friedens ergeben ift, aber es giebt dort cinen Haufen von Politikern des allerniedrigsten Ranges, welcher, von den stärksten und eingefleischtesten Vorurtheilen gegen ein Bünd- niß Amerifa’s mit Großbritanien durchdrungen, cine heftige Neigung zeigt, jede Gelegenheit zu benußen, um die Feindseligkeiten „zum Ausbruch Zu bringen, und diese Politiker unter dem Pöbelhaufen lassen sih durch Ma- chinationen, wie die des Generals Cass, deren Zweck für diesen selbst nur die Förderung seiner Wahl zum Präsidenten war, sehr leicht gewinnen,“

Nachdem Lord Brougham auf diese Weise die Schwierigkeiten dargelegt hatte, welche sich der Aufgabe Lord Ashburton's/ das freund liche Verhältniß zwischen England und den Vereinigten Staaten wie der zurüczuführen, überall entgegenstelltea, ging er zur Untersuchung der Art und Weise über, in welcher derjelbe seine Aufgabe mittelst des von ihm abgeschlossenen Traktats in den einzelnen in Betracht fommenden Punkten gelöst hat. / S

„Was zunächst die Frage wegen der Vernichtung der „Caroline“ be trifft“, fuhr der Redner fort, „so hat man in der Korrespondenz Lord Af}h- burton's mit Herrn Webster einen zu apolegetischen Charafier finden wol len ; aber mit Unrecht, wie sich schon daraus ergiebt, daß man sich in Ka- nada, wo man doch hauptsächlich bei der Sache interessirt ist, mit der Ne gulirung derselben durchaus zufrieden _erflärte, Auch sind die Aus- drücke, welhe Lord Ashburton iu seiner Korrespondenz gebraucht hat, feineëweges einer Entschuldigung ähnlich, vielmehr macht ex Herrn Webster bemertlich , daß, ba die Amerikanische Föderativ- Regierung nicht die nöthige Macht besessen habe, die Gränzen der Vereinigten Staaten von dem Raubgesindel, welches zum Einfall in Kanada zusammengebracht war, freizuhalten, das Recht der Nothwehr den Angriff auf die jenem Gesindel zum Schuße dienende „Caroline noth- wendigerweise habe hervorrufen müssen. Jm Gegentheil, es war in diese Sache die Nachgiebigkeit ganz auf Seiten der Vereinigten Staaten gewe- sen, deun Herr Webster sprach nicht nux sein Bedauern darüber aus, daß Mac Leod, der bekanntlich wegen der Verbrennung der „Caroline“ vor die Amerikanischen Gerichte gezogen wurde, so lange in Haft habe bleiben müs- sen, sondern auch noch vor dem Abgange Lord Ashburton's von New- York nahm der Kongreß der Vereinigten Staaten ein Gesey an, welches verhindert, daß künftig die Unions - Negierung iîn ähnlichen Fällen, wie der des Mac Leod, wieder so machtlos- den einzelnen betreffenden Staaten der Union gegenüber dastehen kann. Was zweitens den Fall der „„Creole““ betrifft, der so sehr wichtig ist, da ähnliche Kollisionsfälle bei der nahen Nachbarschaft der südlichen Staaten der Union, besonders Florida?s und einiger Britisch-Westindischen Juseln unvermeidlich sind, so is mit Be zug darauf durch den Vertrag von Washington zum ersten Male von Seiten der Vereinigten Staaten auf eíne bestimmte und unziweideutige Weise der Grundsaß anerkannt worden, daß, sobald ein Sklave aus den Vereinigten Staaten den Boden einer Britischen Kolonie berühre, derselbe als frei betrachtet werden müsse.“

Lord Brougham sprach sih daun über das Durchsuhungs-Recht aus, suchte darzuthun, daß die abermalige Anregung der Frage in der Eröffnungs-Botschaft des Präsidenten Tyler wohl nur dem Um- stande zuzuschreiben sey, daß auch dieser, gleih dem General Cass, die Gelegenheit niht habe vorübergehen lassen wollen, seine Kandi- datur zur Präsidentschaft zu fördern, und berief sich auf die Crklä- rung des Präsidenten selbst in seiner neuesten Botschaft, in welcher derselbe die Existenz eines wirklichen Zwiespalts über die Frage da durch hinwegzudemounstriren suche, daß er das von England in Anspruch genommene Recht als ein uneigentliches bezeichne, weil England, für den Fall geseßwidriger Verlebung dur Ausübung desselben, Entschädigung verspreche. Aus dem Allen, so wie aus den vorgelegten Depeschen, und endlich aus der neulichen Erklärung Lord Ashburton?s im Oberhause selbst, gehe jedenfalls hervor, daß von Lebterem nicht, wie man ihm vorgeworfen habe, Konzessionen in Betreff des Durchsuhungs-Rechts gemacht worden seyen, daß dieses Recht vielmehr noch in demselben Maße in Anspruch genommen werde, in welchem es überhaupt gegen die Vereinigten Staaten, mit welchen nicht , wie mit anderen Mäch ten, ein Vertrag wegen unbedingter Schisss-Durchsuchung bestehe, dem Völkerrechte gemäß ausgeübt werden könne , nämlich nur zu dem Zwecke, um zu erforschen, ob des Séflavenhandels verdäch= tige Schiffe, welche die Amerikanische Flagge führen, wirklich berechtigt seyeu, diese Flagge u führen. Endlich I Ede Brougham noch darzuthun, daß Lord Ashburton auch B auf die Bestimmung der Gränzlinie dem wahren Interesse Großbri= taniens nichts vergeben habe. Er habe nämli die beiden Haupt- punkte, auf welche es ankam, um die Amerikaner vom St. Lorenz= Flusse möglichst fernzuhalten und die Berbindung zwischen Neu- Braunschweig und Kanada zu sichern, auf eine für Großbritanieu vortheilhaftere Weise festgehalten, als dies der Fall gewesen wäre, wenn mau die vom Könige der Niederlande in Vorschlag gebrachte Gränzlinie, welche bekanntlich die Vereinigten Staaten niht annehmen wollten, vorgezogen hätte, wie es im Sinne Lord Palmerston's ge=- wesen sey. Daß er die sogenannte Madawaska-Niederlassung, gestif= tet von Kanadischen Auswanderern, nicht ganz für England ge- wonnen habe, sey wahr, jedenfalls aber habe er einen größeren Theil derselben vindizirt, als Lord Palmerston habe in Anspruch neh- men wollen. Bei dieser Gelegenheit sprah Lord Brougham auch von der angeblich Franklinschen Karte, welche die Gränzfrage nah den ursprünglichen Britischen Anforderungen entscheidet, und e eines Theils deren Authentizität, während er andererseits gegen die- jenigen zu Felde zog, welche Herrn Webster einen Vorwurf daraus haben machen wollen, daß er diese, seinen Forderungen wi- derstreitende Karte nicht bei den Verhandlungen zu den Akten ge=

braht habe, Schließlich sprah sich Lord Brougham dann noch lobend über die Wahl Lord Ashburton's zu der Mission nah Washington und über den großen Werth eines guten Einverständuisses zwischen

England und den Vereinigten Staaten aus.

London, 8. April. Der Abschluß der Quartal-Staats-Einnahme, welcher vorgestern stattgefunden hat, ergiebt eine Mehr-Einnahme von 1,748,915 Pfd, im Vergleich zu dem entsprechenden Quartal des vorigen Jahres, während das mit dem 5. April geschlossene ganze Finanzjahr 714,983 Pfd. mehr eingebracht hat als das vorhergehende. Zu der Mehr-= Einnahme in dem ganzen Jahre hat die Einkommensteuer 2,456,288 Pfd, zu der des leßten Quartals 1,885,232 Pfd. beigetragen; sie besteht erst seit drei Vierteljahren; außerdem haben nur das Post- Departement und einige vermischte Einnahmen, darunter 511,406 Pfd, für das Chinesishe Sycee - Silber, einen Mehrertrag geliefert, alle übrigen Einnahme - Posten, nämlih Zölle, Accise, Stempel und direkte Steuern, mit Ausschluß der Einkommen -= Steuer, ergeben \#o= wohl im Jahr wie im Quartal einen Minderertrag, der bei den Zöl- len im Jahre 1,076,336 Pfd. , im Quartal 275,516 Pfd., bei der Accise im Jahre 1,059,093 Pfd. und im Quartal 1788 Pfd. beträgt. Dieser Unistand macht es klar, daß die Verhältnisse sich, wie auch selbst die ministeriellen Blätter zugeben, noch keinesweges zum Besse= ren gewendet haben, und daß die Regierung fürs erste nicht daran denken fann, eine Verminderung oder gänzlihe Aufhebung der Ein- kommenstteuer eintreten zu lassen. Diese Steuer wird jeßt, wie der Herzog von Wellington gestern im Oberhause mittheilte, von Seiten der Regierung für das ganze Jahr (das erste Jahr geht im August zu Ende) auf 4,500,000 Pfd. höher als die ersten Anschläge Sir Ro- bert Peel’s, berechnet, Die Morning Chronicle dagegen glaubt, sie werde nun, da die der Beitreibung anfaugs entgegenstehenden Hindernisse beseitigt seyen, immer so viel wie im leßten Vierteljahre, also im ganzen Jahre etwa 7 Millionen Pfd. einbringen, was jedoch ziemlich allgemein bezweifelt zu werden scheint.

Der Verein gegen die Korngeseße hielt am Mittwoch Abend seine vierte wöchentliche Versammlung im gedrängt vollen Drurvlane - Theag- ter. Außer den bekannten Unterhaus Mitgliedern Cobden, Villiers, Scholefield, Bowring und Gibson hatten si viele Geistliche, Offi ziere und eine große Menge Damen eingefunden, Nachdem der Vor sibende, Herr Wilson, über die während der leßten Woche in den Pro

vinzialstädten abgehaltenen Versammlungen der Vereine gegen die |

Korngeseße Bericht erstattet und seine Freude darüber ausgedrücckt

hatte, daß Jrlaud si jeßt ihrer Sache anschließe, wurde Herr Hume |

¡n die Versammlung eingeführt und mit lange anhaltendem Beifalls ruf empsangen. Er äußerte, daß seine Absicht blos gewesen sey, den Hörer und nicht den Redner zu machen, daß er aber der Einladung des Comité's, über die Korngeseße in dieser Versammlung das Work zu nehmen, nicht habe widerstehen wollen. Herr Hume hielt nun eine lange, durch öfteren Beifall unterbrochene Rede, worin er beson

ders die Lage der Agrikultur-Juteressen, den Korngeseßen gegenüber, beleuhtete und an deren Schlusse er fich encrgish gegen die Fort- dauer der leßteren erklärte, weil sie das Land an den Bettelstab brin

gen und ruiniren würden, Jn ähnlichem Sinne sprachen die Herren Gibson, Bright und Brotherton, dessen Frage, ob die fluhwürdigen Korngesebe fortbestehen sollten, ein allgemeines „Nein! Nein!“ beant= wortete, worauf sich die Versammlung nah mehr als dreistündiger Dauer trennte.

Zwei Parlaments - Wahlen sind dieser Tage vorgenommen wor- den und beide zu Gunsten der Whigs ausgefallen. Zu Athlone in Irland wurde nämlich der Tory Beresford durch einen Herrn Collett mit 114 gegen 108 und gestern in Nottingham Herr Walter, Sohn des Herrn Walter, dessen Wahl das Parlament vor furzem annullirt hat, durch Herrn Gisborne mit 1822 gegen 1709 Stimmen besiegt.

Der Dichter Wordsworth i, wie der Standard berichtet, auf Beranlassung Sir Robert Peel’s, an Southey's Stelle zum Hof- Poeten ernanut worden. :

an Ce

Dem großen Maler Niederlands, Rembrandt, soll befanntlich in Amsterdam ein Standbild errihtet werden. Alle Schwierigkeiten, welche dem Plane bisher entgegenstanden, sind hinweggeräumt, und der verdiente Künstler L. Royer, ein Ansterdamer von Geburt, ist bereits mit Entwerfung des Denkmals beschäftigt.

Die Niederländer am Rhein wie an der Schelde haben sich unter deu mancherlei Volksfesten aus dem Mittelalter auch noch Ritterspiele erhalten. So fand am 29, März in der Universitätsstadt Utrecht eine Art städtishes Turuier statt ein erstes war schon im vergan genen Winter abgehalten worden, Jm Kreise um den Kampfpfalz saßen auf amphitheatralisch gereihten Sißen eine glänzende Schaar reizender Frauen und zahlreiche Fremde aus umliegenden und entfern- ten Städten. Sechzehn Reiter auf 8 braunen und 8 weißen Pferden bildeten die Kämpfer und zeigten im Stech-, Wurf- und Lanzenspiel und in funstvollen Bewegungen ihre Geschicklichkeit. Das Ganze mit den wehenden Fahnen und dem reichen Shmuck gewährte den freund- lichsten Anblik.

Der Komponist Franco = Mendes zu Amsterdam, Violoncellist Sr. Majestät des Königs der Niederlande, hat von Sr. Majestät dem Könige von Preußen als Zeichen der Anerkenuung für ein Aller- höchstdemselben übersandtes Jnstrumental - Quartett, dessen Dedication Se. Majestät anzunehmen geruht hatten, die goldene Huldigungs-Me- daille erhalten,

Deutsche Bundesstaaten.

§Hanunovexr, 11. April. Se. Majestät der König, Allerhödchst= welche Berlin gestern Mittag 127 Uhr verlassen hatten, sind heute Bormittag 117 Uhr in erwünshtem Wohlseyn hier wieder ein getroffen,

Hamburg, 4. April, (Hamb. A. Z.) Zwischen der Meklen- burgischen Regierung und unserem Senat wurde vorige Woche hier ein Eisenbahn-Vertrag abgeschlossen. Herr von Prosch, der von Seiten der Ersteren unterzeichnete, war mit sehr ausgedehnten Vollmachten versehen. Er begab sich sogleich darauf nah Schwerin und soll jeßt bereits weiter nah Berlin gereist seyn. Ueber den Inhalt des Ver= trags wird man wahrscheinlich nihts Näheres erfahren, bis er der Erbgesessenen Bürgerschaft zur Mitgenehmigung vorgelegt wird. Gleich nah Ostern soll ein Rath= und Bürger=-Konvent zusammen-= berufen werden.

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Oe st-err ei ch.

IVien, 9. April, Se. Majestät der Kaiser haben den Chefs des Handlungs - und Fabrik = Hauses W. A. Meyer Söhne in Ber= lin für Ueberreihung eines von demselben fabrizirten Kunst- Seiden- toffes die goldene Medaille de arte merito durch die diesseitige Ge-= ándtschaft in Berlin zustellen lassen. :

© Wien, 5. April, Die vom Hof- Kriegsrathe als obersten

| Aufftlärungen sollen sich die Mitglieder der Opposition aber keines-

| Ministeriums als ein unvermeidliches Ereigniß, ja als ein Mittel, das

| Ministerium Rodil in Auklagezustand verseßt werden solle.

Militgir-Behörde in Antrag gebrachte Vereinigung des Pionier-Corps

461.

pagnieen zu bestehen und 3 Bataillons zu bilden.

Compagnieen, Verona und Klosterneuburg jedes für Zahl, Linz für 3 und Prag für eine Compagnie.

aufgelöst.

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teln besessen haben soll.

werden, |_@ Pesth, 3. April. Ciner hier erfolgten Bekauntmachung zu- | folge, is das Kaiserlich Königliche Konsulat in Gallacz ermächtigt worden, den in seinem Konsular-Bezirke in legitimer Weise sich auf= | haltenden Oesterreichischen Unterthanen, die mit eigenen Fahrzeugen | unter Vesterreichischer Glagge die untere Donau bis zur Mündung zu | befahren, oder guch dieselben als Lichterschiffe an der Mündung zu | verwenden wünschen, im eigenen Namen besondere Flußschifffahrts | Licenzen zl ertheilen, Wenn nicht etwa die Lokal - Verhältnisse einen | längeren Termin verlangen, soll die Gültigkeitsdauer dieser Licenzen nicht über ein Jahr ausgedehnt werden; sie kann aber über Ansuchen wieder auf einen gleichen Zeitraum verlängert, oder nah Umstän= den auch auf einen kürzeren Termin beschränkt werden, wenn der frü- here Ablauf der dem Schiffs - Eigenthümer zum dortigen Aufenthalte von seiner Heimaths-Behörde ertheilten Bewilligung eine solche Ab= fürzung nothwendig macht. Bei Ertheilung dieser dem Konsulate zu Gallacz ausnahmsweise eingeräumten Befugniß i dasselbe angewiesen worden , bei Ausfertigung einer Licenz an Schiffs - Cigenthümer, die einer inländischen Provinz angehören, immer dem Gouvernement der betreffenden Provinz davon Nachricht zu geben. ertra p S C © Madrid, 2. April. Das Ministerium Rodil kann als auf- gelöst betrachtet werden. Bereits hat dasjenige Blatt, welches die Bestimmung hatte, das von diesem Kabinet befolgte politische System zu vertheidigen, als eines ferneren Zweckes ermangelnd, von seinen Lesern Abschied genommen, und der Marine-Minister, der vermuthlich vorausseßt, daß scin Nachfolger 1m "Amte die von ihm geleisteten Dienste niht zu würdigen wissen. wertê, hat sich beeilt, si selbst zum General - Lieutenant zu ernennen. Aus diesen Umständen darf man | auf den bevorstehenden Abgang des Ministeriums \chließen, der übri= gens auch auf eine weniger zweideutige Weise angelündigt worden ist. Vorgestern Abend hielten die ministeriellen Deputirten eine berath= shlagende Versammlung, zu welcher auch einige zur Opposition ge= hörende Cortes-Mitglieder zugezogen wurden. Der Finanz Minister Ca- latrava erschien ebeufalls und ertheilte einige Aufklärungen. Jhm zufolge hätte sich das Ministerium selbs nur als transitorisch betrachtet und beschlossen, abzutreten, so bald die Majorität des Kongresses der De- putirten diejenigen Personen bezeichnet haben würde, aus denen ein deslnitives Kabinet zusammenzuseßen wäre. Außerordentliche Umstände hätten diese Zusammenseßung verhindert und die Minister genöthigt, sih den ihnen aufgebürdeten Geschäften auf längere Zeit, als sie vor- aussehen und wünschen konuten, zu widmen. “Iudessen nähere sich der Augenblick, wo das als nothwendig erscheinende neue Kabinet ge-

| bildet werden fönnte, und deshalb hätten die jeßigen Mínister den | Regenten bereits vor vierzehn Tagen um ihre Entlassung gebeten, sich

jedoch zu gleicher Zeit erboten, vorläufig auf ihrem Posten zu ver-= harren, bis sie den Cortes Rechenschaft über ihre Verwaltung abge- legt haben würden, Durch diese von dem Finanz Minister gegebenen

weges befriedigt finden. Sie betrachteten {hon längst den Sturz des den ihnen so verhaßten Ministern zu ihrer persbulichen Rettung die- nen würde, Die Opposition scheint entschlossen zu seyn, gleich nach Eröffnung der Cortes mit einer Akte hervorzutreten, kraft deren das Ob die- ser Schritt von der Majorität der Deputirten die erforderliche Unter- stüßung erhalten werde, möchte für jeßt um so {werer zu bestimmen seyn, da in den Kongreß eine bedeutende Anzahl von Personen ge- treten ist, deren politishe Gesinnungen niht genau bekannt sind, Es fann sih daher weder die Regierung, noch die Opposition mit Grund rühmen, in den zusammentretenden Cortes die stärkste Partei zu ha= ben, und es dürfte {on bei der Prüfung der Wahl-Akten von beiden Seiten die Gültigkeit gar mancher Wahlen auf das heftigste ange- fohten werden. . Ueber die Gestaltung des Ministeriums, welches das in Ausflü= sung befindliche erseßen soll, läßt sih ebenfalls wenig Zuverlässiges angeben. Gewiß ist, daß der Regent den Wunsch hegt, sich aufs neue von der Mehrzahl der Minister umgeben zu sehen, die vor der Coalition zwar zurücktreten mußten, jedoch ungausgeseßt einen entschei- denden Einfluß auf die Entschließungen des Herzogs de la Vitoria auszuüben fortfuhren, An der Spibe dieser Minister stand bekannt- lih Herr Gonzalez, Diesem scheint der Wiedereintritt in das Kabi- net durch den Widerstand des Englischen Gesandten, der die Unter- handlungen über die Handels-Verhältnisse mit ihm nicht wieder aufneh= men zu können erklärt hat, verschlossen zu seyn, Eben so wenig kann der Re- gent in Herrn Gonzalez den Mann erblicken, der als Minister der auswärtigen Angelegenheiten geeignet wäre, zur Beförderung der Wiederherstellung des guten Vernehmens mit der Französischen Regierung, die man doch von beiden Seiten zu wünschen scheint, beizutragen. Unter sol- chen Umständen hat der Regent den diesseitigen Gesandten am Eng= lischen Hofe, Herrn Sancho, einen Mann, der sich zu gemäßigteren und vermittelnden Gesinnungen bekehrt hat und zu den wenigen ver- trauten Freunden Olozaga’s gehört, hierher berufen, damit er ent- weder selbst an die Spiße des neuen Ministeriums trete oder doch die Gestaltung desselben anordne. Man bezweifelt jedoch, daß Herr Sancho geneigt sey, seinen bequemen Posten in London aufzugeben,

und des Pontonier-Bataillons, hat die Kaiserlihe Genehmigung er- halten, und is die unverweilte Einleitung hierzu angeordnet worden. Dieses vereinigte Corps, welches von nun an den Namen Pionier= Corps führen wird, hat außer dem entsprechenden Stabe aus 16 Com- i L Der komplette Stand einer Compagnie hat aus einem Hauptmann und 4 Ober- Offizieren, dann aus 269 Köpfen der unteren Mannschaft zu bestehen. Der Friedensstand is jedoch durch Beurlaubung von 100 Gemeinen für jede Compagnie zu reduziren. Als gewöhnliche Friedens-Garni= sonen dieses Corps sind bestimmt: Wien nebst dem Stab für 4 dieselbe 5 Das früher hier bestandene oberste Schisssamt wird nebst allen davon abhängigen Posten

Das vergangene Woche hier stattgefundene Fallissement eines großen Handlungshauses in Manufakturwaaren hat dem Kredite am hiesigen Plaße abermals einen sehr empfindlichen Stoß versetzt Mnd ist von traurigen Rückwirkungen begleitet, da man auch für die ernere Zahlungs-Fähigkeit der mit demselben in Verbindung gestan= enen, sehr zahlreichen Böhmischen Fabrikanten, namentlich der Distrikte Fon Rumburg und Warnsdorf, besorgt ist, weil jene Urte bedeutende MBerluste hierbei erleiden. Auch bei dieser Veranlassung zeigte sih der ‘hier herrschende und ungeachtet \o vieler traurigen Erfahrungen noch nicht abnehmende übermäßige Geschäfts-Umfang, den man außer allem Verhältnisse zu den eigenen Kräften zu erringen sucht; die Passiva des erwähnten Hauses betragen nahe an 1 Million Gulden C, M., während dasselbe nie den 10ten Theil dieser Summe an eigenen Mit= i Mit der Promulgirung der strengeren Be- | stimmungen des längst erwarteten Handels = Geseßbuches wird solchen | gewissenlosen Schwindeleien ohne Zweifel ein heilsames Ziel gesebt

der neben Gonzalez Minister des Jnuern war und zu den Agacuchos

gerechnet wird, als die Haupt-Person des neu zu bildenden Kabinets. _Der Unfug in den Kirchen nimmt hier auf eine beflagenswerthe

Weise überhand. Erst vor kurzem wurde die Predigt eines Geistli=

hen durch gotteslästerliches Geschrei unterbrohen. Darauf streute

man in einer der Hauptkirchen, während ein feierlihes Todten- Amt

stattfand, Spanischen Pfeffer auf den Boden. Die Folge war, daß

die Geistlichen am Singen gehindert und, so wie die Anwesenden,

gezwungen wurden, die Kirche zu verlassen. Vor wenigen Abenden

| wurde in der überfüllten Kirche der Nonnen vom Calatrava - Orden

| eine Pistole abgefeuert, während das Saframent zur Verehrung aus=

| geseßt war und ein Geistlicher eine Fasten = Predigt hielt. Mehrere

anwesende Damen fielen in Ohnmacht, und Taschendiebe benußten die

eintretende Verwirrung, um einen guten Fang zu thun, Am darauf

| folgenden Abend drang ein Haufe bewaffneter National-Milizen wäh=

| rend des Gottesdienstes in eine andere Kirche ein, unter dem Vor=

| wand, die Ordnung aufrecht halten zu wollen. Die Anwesenden eil=

| ten ershrocken aus der Kirhe. Während nun die Behörden solchen

| Unfug ungeahndet lassen, verhörte gestern Herr Mendizabal, über des

| sen christliche Abkunft hier Zweifel herrschen, als erster Alkalde in

| eigener Person einen Geistlichen und ertheilte ihm einen scharfen Ver-

| weis, weil er auf der Kanzel die Gläubigen zu größerem Eifer im

| Christenthum aufgefordert hatte.

| Der Prinz Napoleon Mouktfort reiste am Tage der Ankunft des

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Infanten Don Francisco de Paula von hier nach Andalusien ab. © Madrid, 3. April. Heute fand die feierliche Eröffnung der Cortes ftatt.

Um Mittag war die National - Miliz und die Be= sabung in einer von dem Palaste des Regenten bis zu dem der Köb= nigin führenden Linie aufgestellt. Andere Abtheilungen von Truppen und National-Miliz bildeten ein Spalier auf dem von dem Königlichen Schlosse bis zu dem Palaste des Senates führenden Wege. Gegen l Uhr verfügte sich der Regent unter einer starken Kavallerie - Be-

| deckung ín den Königlichen Palast, um die Königin abzuholen. Er

nahm in der bereitstehenden Staats-Karosse seinen Siß neben Jhrer Majestät, während die junge Jufantin Marie Luise sich beiden gegen- überseßte, Der Saal des Senates bot einen höchst glänzenden An- blick dar. Die Königin ward bei ihrem Eintreten mit unbeschreib= lihem Jubel begrüßt. Aus allen Augen, die sich auf die von Anmuth, Unschuld und Würde strahlende Fürstin hefteten, sprach die reinste Freude. Unter den anwesenden Deputirten erregten be- sondere Aufmerksamkeit: der Jufant Don Francisco, der mit seinem, ebenfalls zum Deputirten für Saragossa erwählten Kammerherrn, Grafen Parseut, eintrat, und der Oberst Prim, der bei den jüngsten Ereignissen vou Barcelona eine Hauptrolle zu spielen bestimmt war, und, von den Behörden verfolgt, sich nah Frankreich flüchtete, jet aber furchtlos hierher zurüdckgefkehrt i. Jn einer der Seitentribünen befand sich die Familie des Jufanten Don Francisco. Nachdem der Regent die Thronrede verlesen hatte, erklärte der Minister-Präsident die Cortes für eröffnet; die Königin entfernte sich unter verdoppel= tem Jubel, und nachdem der Regent sie in das Shloß begleitet hatte, verfügte er sich in seinen Palast zurü.

Madrid, 3. April. Heute fand (wie bereits gemeldet) die Eröffnung der Cortes statt. Die Rede des Regenten lautet folgen= dermaßen :

„„Meine Herren Senatoren und Deputirten ! Indem ich Sie um den Thron Jsabella's 11, vereinigt sche, um durch Jhre Weisheit und Ihren

erz Unterthanen bereitet, keinem Hindernisse begegnen, und in den Ecgnanace und dem Beifall, welche Sie um sich herum vernehmen wird, die Frus

und bezeichnet, für den Fall seiner Weigerung, den Herrn Infante,

unserer Sorgen und Opfer ärndten,“

Eifer zu den geseßgebenden Verfügungen, welche den Staat befestigen sollen, mitzuwirken, kann 1h uicht umhin, die reinste Zufriedenheit zu empfinden, da ich die schmeichelhaste Hoffnung hege, daß Sie vollkommen die der ge- genwärtigen Legislatur vorbehaltenen Aufgaben für das Wohl der Monarchie und der Königin erfüllen werden.

„Seit die vorige Session ihre Arbeit vollbracht hat, ist keine wesentliche Aenderung in den Beziehungen, ín deneu wir zu den anderen Ländern ste- hen, eingetreten, Jn Beziehung auf unsere innere Lage erkenne ih den Eifer und die Gewandtheit an, mit welcher die Gerichte und die Gerichts- Personen im Allgemeinen, troß der unvollkommenen Gerichtsformen und der Gebrechen der in Kraft stehenden Gescßgebung, die Gerechtigkeit ver- waltet haben. Diese Schwierigkeiten werden dur ein gutes organisches Geseß und durch die erwünschte Reform unserer Geseßbücher gehoben wer- den. Für die shnelle Verwirklichung dieser Neform wird Jhnen die Regíe- rung einige angemessene Maßregeln vorschlagen.

„Der Zustand der Finanzen erheischt vorzüglich die Aufmerksamkeit der Cortes. Wichtige Reformen haben stattgehabt, sowohl was die Verwaltung, als was die Nechnungsführung der Staats-Einkfünfte und das System des Verkaufs der Nationalgüter betrifft ; allein ohne die benöthigten Hülfsquellen, um nicht nur die ordentlichen und laufenden Ausgaben des Staatsdienstes, sondern auch die anderen Verpflichtungen, die wegen des beständigèn Man- gels eines Gleichgewihts zwischen den Ausgaben und den Einnahmen des Staatsschaßes nah und nach eingegangen wurden, zu decken, wird es mit jedem Tage schwieriger, zu einer vollkommenen und befriedigenden Organi- sirung dieses so wesentlichen Theiles der Staats - Verwaltung zu gelangen. Mit dem Budget wird man Jhnen noch ‘andere Geschß - Entwürfe vorlegen welche die Cortes nach ihrer Angemessenheit und Nüzlichkeit ordnen werden. Die Cortes begreifen zu sehr die Wichtigkeit des Kredites, um den Maß- regeln, die Jhnen gleichfalls zu dem Zweck, den Staats-Kredit zu verbessern vorgeschlagen werden, nicht ihre mächtige Stütze zu verleihen. ( ___ „Iroß der wenigen Hülfsquellen ijt das Seewesen der Gegenstand eines Cisers gewesen, der sich in den Zeughäusern und in der Absendung von See - Crpeditionen auf verschiedene Punkte bemerkbar macht. Jm Heere mußten vortheilhafte Aenderungen eintreten, um der Bevölkerung Erleichte- rung zu verschaffen. Schon waren einige derselben den Cortes vorgelegt worden, als ein unerwarteter Aufruhr diese wohlberechnete Ersparung lähmte und man mit der ganzen Staatsmacht darauf bedacht seyn mußte, diesem so bedenklichen Uebel zu steuern, Die Armee ist damals wie immer das Muster von Gehorsam und Mannszucht, eben so wie von Tapferkeit und Treue gewesen. Dank sey es diesen Tugenden und der eben \o edlen als entschiedenen Mitwirkung der National - Garde, die Bewegung, welche so gefährlich gewesen wäre, wenn man ihr Zeit gelassen, sich weiter auszu- 0 6A ist gleich aufangs erstickt und die Ruhe ist vollständig hergestellt worden.

„Unter dem Schuße dieser Ruhe und vermittelst der bewirkten Refor- men, gewinnen die materiellen Interessen des Landes mit jedem Tage an Zuwachs. Unsere Verbindungen entwickeln sich, der Landbau und die Jn- dustrie geben unserem Handel einen stärkeren Impuls und der öffentliche Unterricht erhält bedeutende Verbesserungen.

„„Die Geseve, welche die Regierung im Einklange mit der Verfassung Jhrer Prüfung vorlegen wird, werden zur Vervollkommnung der Staats- Verwaltung beitragen und alle Zweige des Staats - Reichthums vervoll- ständigen, so wie die Jnstitutionen der National-Garde und den öffentlichen Unterricht auf der Höhe erhalten, welhe dem Spanischen Namen geziemt. Ich habe indeß die Genugthuung, Jhnen mitzutheilen, daß Frieden, Geseß und Ordnung jet im ganzen Umfang der Monarchie herrschen. Glüdcklicher Augenblick, wo Cortes und Regierung die ruhmwürdige Gelegenheit finden (welche ihre Vaterlandsliebe sih nicht entshlüpfen lassen wird) zu thun, was die Nation wünscht und was wir der erlauchten und jungen Fürstin schuldig sind, die wir hier auf dem Throne ihrer Ahnen sißen schen. Géê- seße, welche den Staat befestigen, Geseße, gceignet der öffentlichen Wohl- fahrt neue Hülfsquellen zu eröffnen, das, meine Herren Senatoren und Deputirten , das wünscht das Land, dies ist es, was das Vaterland, was die Königin Jsabella 11. bedarf. Wenn Jhre Majestät in der glücflichen Epoche, welche herannaht, das Ruder der Regierung ZJhres Volkes selbst übernehmen wird, möge Sie bei dem Glücke, welches Zhr edles

an