1843 / 106 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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je Verordnnug, betreffend die zum Zweck ciner Auscin- R LiaSelaiteten Subhastationen, E einstim- mige ger als eine eben so gerechte wie wohlthätige Ergän=

eßgebung. R

zung e Seits riaeó Abgeordneten der Städte hatte die Abstellung der Uebelstände zum Gegenstande, welche aus der bisher geseßlichen Stei= gerung der Gewerbesteuersäße, besonders bei den in Litt, A Steuern- den folgen, indem namentlih die Steigung von 12 auf 18 Rthlr., eine so starke sey, daß die betreffenden Gewerbtrebenden in vielen

Fällen gezwungen wären, dieserhalb unter sih eine vom Geseß nicht anerkannte Ausgleichung eintreten zu laffen.

Bei der Diskussion ward das Mißliche des bisherigen Verhält: nisses anerkanut, indeß der Gegenstand insofern noch allgemeiner auf gefaßt, als man für alle diejenigen Klassen der Gewerbesteuer “(in allen Abtheilungen) worin nah Mittelsäßen gesteuert wird, die Ein schiebung von Zwischensäßen für wünschenswerth erachtete.

Dem hiergegen erhobenen Bedenken, daß eine noch größere Ver vielfältigung der Steuerstufen die Einshäßung nur noch \ch{wieri ger machen werde, und ein Gewerbebetrieb, der von einem höheren als dem Mikttelsaße betroffen werden müsse, zu einer minutiösen Ein shäßung überhaupt nicht geeignet sey, vielmehr hier durch die stärkere Steigerung den geringeren Gewerbtreibenden eine zweckmäßige Er leichterung gewährt werde, gab die Versammlung in Betracht des ganz unzweifelhaft hervorgetretenen praktischen Bedürfnisses keine Folge, | sondern faßte dahin Beschluß, daß gebeten werden solle, cine Steige rung nach folgenden Säßen, 8 Rthlr., 10 Rthlr., 12 Rthlr., 14 Rthlr., 16 Rthlr., 18 Rthlr. eintreten zu lassen, also die Säße 10 Rthlr., 14 Rthlr., 16 Rthlr. als neue Zwischenstufen einzuschieben.

Der übrige Theil der Sibung ward ausgefüllt mit einer Erö terung über die Verhältnisse des ständischen Hauses.

Provinz Schlesien.

Breslau, 12. April. die Berathungen über die Allerhöchste Proposition 1, des Stra fgeseßbuches und wurden bis zum 6, April fort geseßt.

Was die Redaction des Geseß-Entwufs betrifft, so hat es die Versammlung bedauert, in demselben kein in si abgeschlossenes Ganze erkennen zu fönnen, indem sich fast in jeder Materie Verweisungen auf Spezial-Verordnungen finden. Die Kenntuiß des geseßlichen Zu standes wird dadurch erschwert, und doch i diese Kenntniß bei der Strenge des §. 5, nah welhem Unbekanntschgft mit dem Strafgesch dem Verbrecher nicht zur Entschuldigung gereichen soll, von höchster Wichtigkeit. Es erscheint wünschenswerth, entweder die Bestimmun en solher Spezial - Verordnungen in den Kontert des Geseßzbuches felbst aufzunehmen oder aus denselben einen Anhang zu dem Straf gesebbuch zu bilden, und man beschloß in dem vou Sr. Majestät dem Könige über diese Allerhöchste Proposition geforderten Gutachten, den Wunsch einer größeren Konzentrirung des Strafgescßbuches auszu- sprechen.

Der zweite Abschnitt des ersten Titels haudelt vou den Strafen im Allgemeinen, und führt dieselben im Y. 8 einzeln auf. Für Bei behaltung der Todesstrafe hat sich die Versammlung erklärt, dagegen gegen jede Verschärfung derselben. Die zur Berathung gestellte erste Frage: Soll die Todesstrafe nur durch Enthguptung vollstreckt wer den, ist zwar bejaht, allein dabei beschlossen worden, die Vollstreckung dieser Strafe durch das Fallbeil, als ciner sicheren und {hon in einem Theil der Monarchie geltenden, für zweckmäßiger anzuerkennen. Es wurde ferner beschlossen, in dem abzugebenden Gutachten den Wunsch auszusprechen: daß Maßregeln getroffen werden könnten, um die

Deportation unter die Strafarten aufgenommen zu schen.

Nach §. 20 des Geseb= Entwurfes darf keine zeitige Freiheits strafe die Dauer von 25 Jahren überschreiten. Die Frage: ob die Strafe der körperlichen Züchtigung beizubehalten sey? is bejaht wor den, die Beschränkung derselben auf Personen männlichen Geschlechts erschien aber micht hiulänglich gerechtfertigt, da es unbestritten, daß die Bosheit der Gesinnung bei Frauenspersonen, wenn auch in sel= teneren Fällen, doch den höchsten Grad erreichen fann. Es wurde daher dafür gestimmt, daß diese Strafe auch bei Personen weib- lihen Geschlechts Anwendung finden könne.

Jn dem ersten Titel des zweiten Theils: von den einzelnen Verbrechen und deren Strafen, macht sih nah §. 141 des Hochverraths ein Preußischer Unterthan schuldig, welcher cs unter nimmt: 1) das Leben oder die Freiheit des Königs zu gefährden; 2) das Königliche Haus, den Köuig oder den Thronfolger zu ver drängen, oder die Thronfolge zu verändern; 3) das Staaksgebict ganz oder theilweise der Herrschaft des Königs zu entziehen, oder 4) die Staatsverfassung gewaltsam zu äudern. Da nach §. 142 auch derjenige Preußische Unterthan einen Hochverrath begeht, wel cher es unternimmt, auf gewaltsame Weise den Deutschen Bund guf zulösen, die Bundesverfassung zu ändern oder das Bundes gebiet zu verkleinern, wurde beschlossen, in dem zu cerstat tenden Gutachten die Bitte auszusprechen: diese Bestimmung nur im Falle der Reciprozität eintreten zu lassen, so lange der Deutsche Bund nicht als ein politischer Körper konstituirt sey, weil, wenn mt Gegenseitigkeit in Betreff dieser Vorschrift obwalte, die Preußischen Unterthanen exzeptionell nachtheiliger beurtheilt werden würden, als die anderer Bundesstaaten, in welchen diese Vorschrift nicht besteht. Der §, 144 bestimmt für den Hochverräther Todesstrafe und sett zugleich fest, daß in dem Fall, wenn ein Angriff zum Zweck dieses Verbrechens verabredet worden, es aber noch nicht zur Unternehmung desselben gekommen is, diejenigen Theilnehmer, welche nicht zu den Anstistern vder Rädelsführern ‘gehören, mit 10jähriger bis lebens wieriger Zuchthaus-Strafe belegt werden sollen. Diese leßtere Straf bestimmung erschien darum zu hart, weil Zuchthaus = Strafe nux für Verbrechen Augeorduet werden soll, in denen sich eine Verleuguung des Chrgefühls over ein hoher Grad von Bosheit zu erkennen giebt, beide Voraussebungen aber bei Theilnehmern an dem genannten Ver brehen, namentlich in Beziehung auf Nr. 4 des §, 141, oft nicht

stattfinden. Das häufigere und wahrscheinlichere Motiv is eine aus mangeluder Erfahrung hervorgegangene irrige überspannte Ansicht von dem Begriff des Staates und den Pflichten gegen denselben, daher diese Art Verbrechen häufig von jungen unersahrenen Männern begangen wer- den. Verbrechen, aus solchen Ansichten hervorgegangen, verdienen Strafe, selbst harte Strafe, aber keine entehrende. Hochherzige Monarchen haben dies erfannt und Amnestieen für politische Verbrechen bewilligt. Dies \chóöne Vorrecht der vollständigen Begnadigung würde durch jene Straf- bestimmung aufgehoben, denn die Hand der Gnade kann Fesseln lösen und den härtesten Kerker öffnen, aber niht das Brandmal der Ehr- losigkeit verlöschen. Man vereinigte sich zu dem Antrage, die Zucht-

ausstrafe in dem im §. 144 erwähnten Fall nicht eintreten zu lassen, indem dem hohen Gesebßgeber anheimgestellt bleiben muß, welche an- dere niht entehrende Strafe statt derselben angeordnet werden soll. Gleiche Ansichten habeu au gegen die im §. 145 den, welcher öffent- lih durch Rede oder Schrist zu einem hochverrätherischen Angriff auf- fordert, wenn diese Aufforderung die Unternehmung des A Uy nicht zur Folge hat, auch nicht in las einer Verabredung geschehen ist, angedrohte zehnjährige oder lebenswierige Zuchthgusstrafe stimmen lassen,

Jn der Sitzung am 4. April begannen den Entwurf | l

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Von den in den leßten Plenar-Sibungen zur Berathung gekom= menen Petitioueu wurden nachstehende berücksichtigt:

l) die Petition einer städtishen Kommune wegen zeitgemäßer Revision des Geseßes vom 8. August 1750, betreffend die Stolä= Taxr-Ordunung für das Herzogthum Schlesien, 2) Die Petition eines ritterschaftlichen Abgeordneten aus der Ober - Lausibß, wegen Erlaß einer geseßlichen Bestimmung, nach welcher die baaren Auslagen in den Untersuchungssachen, in welchen Angeschuldigte die wider sie erfaunten, den Privat - Jurisdictionen nicht anheimfallen den Geldstrafen ganz oder theilweise zahlen, zur Berichtigung der Untersuchungs = Kosten aber unvermögend sind, aus deu gezahlten Strafbeträgen zu erstatten sind. 3) Die Petition desselben Abge ordneten, um eine vor Beendigung der allgemeinen Geseß-Revision zu erlassende Verordnung, worin den Justiz-Kommissarien die Be- fugniß beigelegt wird, Prozesse und überhaupt Geschäfte jeder Art vor allen und jeden Gerihten der Monarchie als Bevollmächtigte und Assistenten der betheiligten Parteien betreiben zu dürfen. 4) Die Petition eines Abgeordneten aus dem Stande der Städte für die Schisfsmannschaften Wanderbücher wie bei den Handwerks-Gesellen einzuführen. 5) Die Petition eines Hausbesizers in einer städtischen Kommune, betreffend die Nachtheile der öffentlichen Holz = Auction in den Königlichen Forsten für ärmere Volks klassen. 6) Zwei Petitionen von Mitgliedern der Stände - Ver sammlung aus dem Staude der Ritterschaft und der Städte, be treffend die Amortisation der Schlesischen Pfandbriefe, in Folge deren beschlossen wurde, bei Sr, Majestät dem Könige zu befürworten : Die Revision des jeßigen Amortisations-Systems Allergnädigst veranlassen zu wollen, weil dasselbe, aus dem volkswirth schaftlichen Gesichtspunkt betrachtet, für ein Beförderungsmittel der provinziellen Wohlfahrt uicht anzusehen is, 7) Die Petition eines Abgeordneten aus dem Stande der Städte, wegen Fürsorge des Staates für die hinterbliebenen ver storbenen Juvaliden.

Nicht berücksichtigt konnten werden: 1) Zwei Petitionen eines Gutsbesißers aus der Ober-Lausiß und eines Elementarlehrers wegen Anstalten zur Erziehung sittlich verwahrloseter Kinder, indem zwar der Nußen solcher Anstalten nicht verkannt werden kann, der Ausführung aber sih mehrfache schwer zu beseitigende Hinderuisse entgegenstellen. 2) Petition eines Elementar-Ober-Lehrers, betref fend die sichersten Mittel zur Vertreibung der Raupen. 9) Die Pe tition zweier Justiz-Kommissarien und Notarien : die Aufhebung der in der Gerichts-Ordnung Th. 3 Tit. 7, §. 45 bis 75 enthaltenen Vor schriften über die Form der Notariats Zustrumente nachzusuchen und zu bitten: in den Provinzen, in welchen die Allgemeine Gerichts-Ordnung Geseßzkraft hat, den mit Zuziehung der Zeugen aufgenommenen No tariats-Protokollen öffentlichen Glauben, den Notarien aber die Be fugniß beizulegen, diese Protokolle gleich den gerichtlichen Urfunden auszufertigen und Extrakte aus denjelben mit öffentlichem Glauben zu ertheilen. 4) Die Petition eines Abgeordneten aus dem Stande der Landgemeinen, wegen Verlegung des Martini - Getraidezins- Termins

auf den 1. Dezember. 5) Vie Petition des Bürgers ciner städtischen Kommune wegen S

Schuß gegen vermeintliche Bedrückungen durh Beam ten-Willkür. 6) Die Petition eines Abgeordneten gus dem Stande der Städte wegen Aufhebung der Gewährung des Natural Quartiers für kom- mandirte Offiziere. 7) Die Petition von S Wassertriebwerks Besißer u we=- gen Befürwortung ihrer Jmmediat-Vorstellung, den Geseß Cutwurf über die Benußung der Privatflüsse betreffend. 8) Die Petition des

| Müllermittels zu Freiburg, das Berieselungs-Geseß betreffend. 9) Die

Petition einiger Abgeordneten des Görlißer Wahl - Bezirks, wegen Aufhebung des in der Ober-Lausiß gültigen Ober-Amts-=Patents vom 10 Uo L 27. Bei der Abstimmung über die Petition der Kaufmanns-Aeltesten einer städtischen Kommune, betreffend die Suspension des Gesebes über Benußung der Privatflüsse für die Provinz Schlesien, wurde die Frage: Soll Se. Majestät der König gebeten werden, das Ge seß vom 28. Februar 1843 für Schlesien zu sistireu? mit 41 bejaht und mit 45 Stimmen verneint. Ju Folge dieser Abstimmung trugç der Stand der Städte und Landgemetuen mit der geseßlichen Meh

heit von 2 Drittheilen auf itio in partes an.

Zeitungs -Uachrichten.

Ausland

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Pairs- Kammer. Sißung vom 10. A Qu Uln fang der heutigen Sißzung erstattete der Baron Feutrier Bericht über cine Bittschrift, in welcher darguf angetragen wird, der Gefan genschast des Jusanten Don Carlos ein Ende zu machen. 16 Kommission schlägt die Tagesorduung vor. Der Vicomte L ubou sage sagt: Don Carlos sey wahrhaft ein Gefangener in Bourges. Ein Beweis dafür sey, daß er keine andere Stadt Frankreichs be wohnen dürfe. Er verlange, daß der Jnfant mit mehr Rücksicht be- handelt, und in dieselbe Lage verseßt werde, wie alle anderen politischen Flüchtlinge. Schließlich trug der Nedner aufdie Verweisung der Bittschrift an den Conseils-Präsidenten an. Der Graf von Murat machte bemerklich, daß der Gegenstand der Petition wesentlich zum Ressort der Regierung gehöre, und unterstüßte aus diesem Grunde die von der Kommission vorgeschlagene Tagesordnung. Me Marquis von Boissy meinte, daß die Regierung wohl über die «lrt, wie subal terne Agenten sih gegen Don Carlos benähmen, nicht unterrichtet sey. Jener Prinz werde auf alle mögliche Weise belästigt, und er könne nicht vor die Thüre gehen, ohne daß Gendarmen ihn beglei teten, und Polizei - Agenten ihm folgten. Herr Guizot erklärte, daß Don Carlos mit all’ der Rücksicht und all der Achtung behan delt werde, auf die ein Enkel Ludwig XIV. Anspruch machen könne, Aber Frankreich habe {hon viele Opfer gebracht, um dem Bürgerkriege in Spanien ein Ende zu machen, und cs würde nichts thun, vas zum Wie= derausbruche desselben beitragen könne. Der Vicomte T ubousage billigte es, daß die Regierung cine strenge Neutralität zwischen den verschiedenen Parteien in Spanien beobachten wolle; aber dies sei ein Grund mehr, um Don Carlos nicht mit größerer Strenge zu be handeln, als jeden anderen Flüchtling. Der Marschall Soult sagte, daß die Verweisung der Bittschrift an den Conseils-Präsiden- ten zwecklos sein würde, da Don Carlos sicherlich nicht als Gefan- gener in Bourges gehalten würdez er könne sich überall frei ergehen. Die Berichte der Gendarmerie, die den Dienst in Bourges hätte, enthielten nichts, was zu dem Glauben veranlassen könnte, daß man es in irgend etwas an der schuldigen Achtung gegen den Jufanten fehlen lasse, Die von der Kommission vorgeschlagene Tages- ordnung ward hierauf mit großer Majorität genehmigt.

Paris, 10. April. Die Nachricht von der nahen Vorlage eines Geseß-Entwurfs über die Emancipation der Sklaven iu den Französischen Kolonieen fängt die Pariser Blätter zu beschäftigen an, die, so weit sie sich jeßt geäußert, die betreffenden Propositionen nicht eben unterstühzen

zu wollen scheinen, Die ministeriellen Journale haben indeß noh keine

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Details über die Jntentionen des Herrn Guizot veröffentliht. Heute findet in den Tuilerieen eine Sißung des Minister-Rathes statt, der, wie es heißt, den von dem Herrn von Broglie ausgearbeiteten Eman cipationsplan einer nochmaligen Erörterung unterziehen soll. Unter den Deputirten scheint die Meinung vielen Anklang zu finden, daß der Augenblick nicht günstig sey, um von dem Laude ein \o großes Geldopfer, wie zur Entschädigung der Eigenthümer von Sklaven nö- thig wäre, zu fordern.

Es fommt neuerdings das Gerücht in Umlauf, daß eine Annestie aus Anlaß des bevorstehenden Namensfestes des Königs ertheilt werden solle.

Auf dem Schlosse von Fontainebleau sind alle Vorbereitungen für die Vermählung der Prinzessin Clementine beendet. Die Appa! tements im Palaste von St. Cloud, welche das neuvermählte Paar beziehen wird, sind mit großer Pracht ausgestattet. Der Prinz von Sachsen = Koburg und seine Gemahlin, die Prinzessin Clementine, werden bis zum Juli in St. Cloud verweilen und dann eine Reise nach Deutschland und Belgien machen.

Graf Poutois, der Französische Botschafter bei der Ottoma- nischen Pforte, hat sich am 6ten zu Marseille nach Jtalien ein geschifft.

Börse vom 7. April. An der Börse zeigte sich heute große Schwäche in den Französischen Renten, die einigen Rückgang erlitten. Man verbreitete das Gerücht von einer nahe bevorstehenden theilweisen Modification des Kabinets. Von Haiti treffen immer \{limmere Berichte einz die Effekten des Anlehens dieser Republik sind auf 580 gewichen,

= Paris, 10. April. Währeud der Englische Abgesandte, err Ellis, wie es scheint *), zu Rio Janeiro seine Unterhandlungen Kvegen Erneuerung des Handels-Vertrags zwischen England und Bra Fsilien uicht zu dem gewünschten Ziele zu führen vermochte, weil Bra f filien für die Einfuhr seines Zuckers 1n England und dessen Kobouieen

f dieselben Bedingungen verlangte, unter welchen der Englische Zucker

* selbst aus Ostindien, namentlich in Großbritanien, eingeführt wird, ein Zugeständniß, welches zu machen Herr Ellis nicht bevollmächtigt war und wozu England wohl überhaupt nux unter einer einzigen Bedin gung sich vielleicht entschließen würde, nämlich, daß Brasilien sih da gegen anheischig machte, die Sklaverei der Neger auf der ganzen Ausdch nung seines Gebiets abzuschaffen, während also Herr Ellis, aller Walh1 \cheinlichkeit zufolge, demnächst unverrichteter Dinge den Rückweg nach England antreten wird oder vielleicht in diesem Augenblicke schon angetreten hat, lauten dagegen die leßten Nachrichten über die von dem Französischen Minister, Baron von Langsdorff, angekuüpften Un terhandlungen zu dem Zwecke des Abschlusses eines Handels Vortrags zwischen Frankreich und Brasilien durchaus günstig, und sagen, daß diese Unterhandlungen vom vollständigsten Erfolge begleitet seyen. Jedoch wird hinzugefügt, das Brasilianische Kabinet, wie günstig es auch für das Zustandekommen lebhafterer Haudels- Verbindungen mit Frankreich gestimmt sey, wolle doch vorläufig die Sache noch uicht zu cinem definitiven Abschlusse bringen, sondern erst abwarten, welche Entscheidung die Französischen Kammern über das von der Regierung vorgelegte Geseß in Betreff der Zucker - Frage treffen würden, da von dieser allein das Maß der Begünstigungen abhängt, welche Frank reih an Brasilien als Entgegnung für die von demselben zu machen den Zugeständnisse gewähren kann. Als Herr von Langsdorff seine Reise nach Rio Janeiro antrat, glaubte man, diese Entscheidung werde niht so lange mehr auf sich warten lassen, und nach dem damaligen Stande der Meinung fast aller bei der Frage be theiligten Parteien glauvre man guneymen zu durfen, sie werde im Sinne der Negierung und zu Gunsten des Kolonial Zuckers ausfallen, Nun sind aber an drei Monate verflossen, seit der Gesel - Entwurf vorgelegt is, die zur Prüfung desselben ernaunte Kommission hat Sißungen auf Sißungen gehalten, von allen Seiten Erkundigungen eingezogen und endlih mit Verwerfung der Jdee des Rückkgufs der Rübenzucker-Fabriken zu einem System sich hingencigt, welches nur die Rübenzucker- Fabrikanten allein, sonst aber Niemand befriedigt, weil nur deren Juteresse allein dadurch wahrgenommen wird. Aber selbst der offizielle Bericht der Kommission, der dieses System zur Oeffentlichkeit bringen, und den darüber bereits mitge theilten Angaben den Stempel der Aechtheit aufdrücken soll, ist noch nicht einmal erschienen, und wird nah der Crklärung des Berichter statters in der vorgestrigen Kammersißung selbst noch einige Wochen auf sih warten lassen, Hoffentlich wird die Kammer, wenn endlich dieser Bericht das Tageslicht erblickt haben wird, niht eben so lange warten mit der Diskussion der Frage und Beschlußfassung darüber, sonst möchte die Geduld des Brasilianischen Kabinets auf eine etwas harte Probe gestellt und der durch die Wendung, welche die Frage hier genominen hat, ohnedies sehr bedrohte Erfolg der Unterhandlungen des Herrn von Langsdorff vollends in Gefahr kommen. Jun der That ist nicht abzusehen, was Frankreich Brasilien für Begünstigungen für die Ein fuhr seines Zuckers soll gewähren können, wenn die Rübenzucter-Fa brication in einer solhen Stärke fortbestehen soll, wie sie ihr das System der Kommission der Deputirten = Kammer zu sihern bemüht ist, und es dürfte also leiht der Fall eintreten, daß die Französische Presse, welche jeßt ihre Freude über das Mißlingen der Englischen Bemühungen zu Rio Janeiro auf alle Weise au den Tag legt, in einen zu frühen Jubel si ausgelassen hätte und der hinkende Bote auch für Frankreich hintennah käme. Denn England, welches den Stand der Dinge in der Zucker - Frage Frankreichs, ungeachtet der scheinbaren Theilnahmlosigkeit seiner Presse, mit größter Aufmerksam keit verfolgt, und die wahre Bedeutung derselben recht wohl zu win digen weiß, wird auch je nah dem Ausgange derselben uicht verfehlen, daraus für sich selbst den möglichsten Nußen zu ziehen, und am Ende in Brasilien doch noch zu erreichen, was ihm sür den Augenblick noch nicht gelungen ift. - '

Vie von der Regierung niedergesebte Kommission zur Untersuchung der Verhältuisse der Kolonicen überhaupt und Stellung geeigneter Anträge zur Verbesserung der Lage derselben, hat, dem Vernehmen nach, dem Minister der Marine und der Kolonieen ihren Bericht er- stattet, und deren Vorschläge sollen im Wesentlichen dabin gehen, daß die Regierung zwei Geselz-Entwürfe an die Kammern bringen möge, deren einer zum Zwecke hätte, die Justitution der Kolonial-Räthe gänzlich abzuschaffen, und cine Vertretung der Kolonicen în der Pairs- und Deputirten-Kammer selbst und direkte durch Zulassung von Ver= tretern derselben, die aus der Mitte der Steuerpflichtigen daselbst hervorgehen würden, ins Leben zu rufen; der audere Geseß-Entwurf würde die Emancipation der Sklaven betreffen, Ueber die Weise, in welcher diese durchzuführen wäre, vernimmt man Folgendes:

Dieselbe würde stufenweise vor sich gehen, und vermittelst einer Entschädigung, deren auf 6 Millionen in 4 proc. Renten festgesebter Betrag bestimmt wäre, zum Vortheile der Pflanzer kapitali-

*# Mir erinnern hier daran, daß ganz neuerlich der ministerielle Sta e aud ina in der Liverpool - Times gegebene Nachricht über das Mißlingen der Verhandlungen mit Brasilien sich zu bemerken veranlaßt sah, daß im Gegentheil diese Verhandlungen den erwünschten Fortgang hätten. (Vergl. Stk. Zkg. Nr. 104.) Wir müssen ao dic nachstehenden Aeußerungen unseres Korrespondenten, blos als den in Paris über die Sache herrshenden Ansichten entsprechend, vorläufig auf sich be- ruhen lassen, Anmerk, der Red,

sirt, um später nah Ablauf der Uebergangs =- Periode unter sie vertheilt zu werden, je nah Maßgabe der Anzahl lebender Skla- ven, welche alsdann jeder von ihnen besißen würde. Die Dauer der Uebergangs-Periode is auf zehn Jahre angeseßt, und während der= selben würde zwar die Sklaverei für die betreffenden Judividuen im Allgemeinen fortdauern, aber theilweise Verbesserungen für sie, na- meutlih in Bezug auf ihre Behandlung in den Werkstätten, einge- führt werden. Der Vollzug und die Üeberwachung der betreffenden Vorschriften und Anordnungen zu diesem Zwecke würde der Magi stratur der Kolonieen übertragen werden, Nach Ablauf der benannten zehn Jahre aber soll die Sklaverei in allen Französischen Be sibungen vollkommen abgeschafft und deu Pflanzern die ihnen bestimmte Entschädigung ausgezahlt werden. Es würde jedoch ausdrücklih von Seiten der Verwaltung angeordnet, daß die neuen Freigelassenen in den großen Pflanzungen zu verbleiben haben, gegen einen ebenfalls von der Verwaltung selbst festzuseßenden Tagelohn, um so den über= triebenen Anforderungen vorzubeugen, welche z. B. die freigelassenen Sklaven in den Englischen Kolonieen an die Pflanzer stellten, nahdem sie in den Stand freier Arbeiter eingetreten waren.

Auch soll die Rede davon seyn, die Verwaltung der Kolo nieen ganz dem Marine = Ministerium abzunehmen und dagegen dem Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten zuzuweisen, Gewichtige Stimmen aber sprechen sich vielmehr für die Er richtung eines eigenen Ministeriums der Kolonieen aus, das sich dann ausschließlich mit den Angelegenheiten dieser zu befassen hätte und jeßt, wo zu den Antillen und Bourbon, daun den Niederlassun gen am Senegal und in Pondichery auh noch Algier und die Mar quesas- und Gesellschafts = Juselu hinzugekommen sind, sicherlih der Beschäftigung vollauf hätte. Aber bevor noch Regierung und Kam mern dieser Angelegenheit ihre Aufmerksamkeit im vollen Maße zu wenden fönnen, muß das Zukergeseß erst abgethan seyn, welches mit den erwähnten Fragen gleichfalls im innigsten Zusammenhange steht. Erst wenn diese Frage eine definitive Regelung erhalten hat, kaun man ernstlich daran denken, auch mit den anderen sich zu befassen.

© Paris, 10. April. Die von einigen Blättern besprochene Nachricht, daß unsere Regierung mit der Jdee umgehe, die so lange versprochene Sklaven - Emancipation in den «Französischen Kolonieen in Ausführung zu bringen, hat ihre Richtigkeit. Jedoch ist die Sache noh nicht so weit vorgeschritten, wie einige Tagesblätter ver sichern, die sogar die Grundzüge des betreffenden Geseb Entwurfes zu tenen behaupten. Die Regierung will erst noch die Meinung der Abolitionisten und der Delegirten der Kolonieen vernehmen, bevo! sie in Betreff der Art und Weise, wie die Emancipation am leichtesten zu be werkstelligen wäre, einen definitiven Entschluß fassen wird. Es genüge, vor der Hand zu wissen, daß die Französische Regierung, dem Prinzip nach, die Sklaven-Cmancipation zu proklamiren fest entschlossen i, und zwar so, daß die Delegirten der Kolonieen \{chou Himmel und Erde in Be wegung seßen, um die Absichten des Kabinets zu vereiteln. Traurig ist es, zu sagen, daß die Pariser Presse im Durchschuitt {hon für die „nteressen der Kolonieen gegen die Emancipation gewonnen is; das Journal de Commerce enthält bereits in seiner heutigen Nummer einen Artikel dieser Art, Der ministerielle Globe, welcher eine starke (Seld-Unterstüßung von deu Kolonieen erhält, is der Koryphäe des Widerstandes gegen die Sklaven-Emancipation, und sogar die Presse und das Journal des Débats scheinen einer gewissen Konnivenz gegen die Umtriebe der Pflanzer nicht fremd bleiben zu wollen. Eine solche Coalition der liberalen und der konservativen Presse gegen das lobenswertheste Projelt, welches je von irgend einem Kabinet ausge hen könnte, zeugt von der Unmöglichkeit, in welcher sich die Regie rung befindet, das Gute hier zu Lande zu bewirken, sobald die Privat Juteressen darunter leiden könnten.

Herr von Lamartine, scheint es, will sich dagegen an die Spibe der Emancipations-Freunde stellen, um die menschenfreundlihen Zwecke der Regierung zu fördern. Die Delegirten der Kolonieen haben sich an ihu gewendet, um durch eine Art Kompromiß die Epoche der Emancipation zu vertagen. Sie versprachen ihm, \ich seinen Be dingungen unterwerfen zu wollen, wenn er uur neutral bleiben wuliz, Herr von Lamartine hat ihnen geautwortet, daß, sobald es sich um die Vertheidigung der leidenden Menschheit haudele, er nur sein Gewissen zu befragen pflege, weshalb es verlorene Mühe wäre, ihn von einem Vorhaben abbringen zu wollen, welches er von jeher als seine heiligste Pflicht betrachtet, nämlich der Verfechter der Emancipation zu seyn und zu bleiben.

Es sind bei Hofe heute Nachrichten angekommen, welche melden, daß der Herzog von Sachsen-Koburg-Kohary, Bräutigam der Prin- zessin Clementine, nicht vor dem 16ten l. M. wird in Paris eintreffen lfönnen. Die Vermählung bleibt fortwährend auf den 20ften festge seßt. Von der Ausstellung des Brautschmuckes in den Appartements des Palais-Royal, wie die Pariser Blätter angeben, is keine Rede. Wahr is} indessen, daß die hohe Braut am Vorabend ihrer Vermäh lung in dem Palais-Royal bei dem zum Besten der Einwohner von Guadeloupe am 18ten l. M. beginnenden öffentlichen Verkauf mit als Verkäuferin erscheinen wird.

—d— Grossbritanien und Irland.

Unterhaus. Sun vom 0, Uri. Indem Herr C. Buller seinen Antrag zu Gunsten der Befördernug des Aus wanderns und eines erweiterten Colonisations - Systems euntwicelte, ging er davon aus, daß das Elend und die Noth des Landes sich nicht ableugnen ließen, und daß die bisher dagegen gebrauchten Mittel nur Palligtive wären. Ueber die Ursachen ließ er sich in gro ßer Ausführlichkeit vernehmen.

„Zh gebe zu“, sagte der Redner, „daß eine Reihe von schlechten Aerndten, Veränderungen in den diplomatischen Verbindungen mit dem Auslande, die Zerrüttungen des Geldwesens, vorzüglich in den Vereinigten Staaten, und die Ueberproduction und Ueberspeculation dieses Elend her- vorgebracht haben; ih gebe ferner zu, daß bei dem Nichtvorhandenseyn jener Ursache dies Elend wenigstens nicht diese furchtbare Höhe erlangt ha ben würde, Doch scheint es mir, daß jene Ursachen nux temporair sind, und also nicht hinreichen, um das Elend ganz zu erklären; es muß viel- mehr noch permanente Ursachen geben, welche weit mehr dazu beitragen. So z. B, kann Ueberproduction nicht die Ursache seyn, da man troy dessen neue Maschinen baut und neue Wagren - Vorräthe anhäuftz überdies ist Ueberproduction selbst eine Wirkung des Elends. Man sehe nur auf die Vereinigten Staaten, Die Handelsgeschichte derselben seit 1836 bietet nur eine Neihe von kommerziellen Krisen dar, furchtbarer, als je in England. Sind aber dadurch Arbeiter brodlos geworden? Hat dort eine große Nie- dergeschlagenheit unter den Massen geherrsht? Hat sih dort jenes Elend gezeigt, wie hier? Hat dort ein Demagoge die Regierung so angegriffen, wie hier durch die Hinweisung auf das Elend in Stockton und Bolton? Allerdings hat der Sturm in den Vereinigten Staaten schreckliche Spuren hinterlassen, aber nie is der Zustand“ der großen Masse des Volks so davon berührt geworden. Mir scheint die wahre Ursache des herrschenden Elends in der beständigen Beschränkung des Kapitals und der Arbeit auf ein begränztes Feld zu liegen. Seit dem Frieden haben sich Kapitalien und Arbeitkräfte jährlich angehäuft, aber das Feld ihrer Thätigkeit bleibt immer dasselbe. Die Klage über Geschäftslosigkeit herrscht unter allen Ständen, unter den Landleuten, Arbeitern, Handwerkern, Kaufleuten; dadurch werden die Preise so sehr herabgedrükt, daß z. B, ein Dußend Hemden für 10 Pce. verfertigt werden; 15,000 Puzmacherinnen arbeiten in London für den niedrigsten Lohn in den ungesundesten und engsten Zim-

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mern 12 bis 14 Stunden des Tages, wodur sie zu Duzenden an der Schwindsucht sterben oder unheilbar erbiinden. Jn Irland ist es noch ärger; es läßt sich nachweisen, daß dort 2 Millionen Menschen wenigstens 30 Wochen im Jahre geschäftslos sind. Auch im Schottischen Hochlande ist das Elend im Zunchmen. Ganz anders is es in Amerika. Die Fabrik

mädchen von Lowell z. B. haben alle Geld in den Sparkassen, und wenn die Fabrik eingeht, so begeben sie sih in eine andere Fabrik oder mit ibren Ersparnissen in ihr älterliches Haus. Geschicht das aber hier, so fönnen sie nur schwer Arbeit finden und liegen ihren Aeltern oder der Gemeinde zur Last. Eine andere nicht minder beachtenswerthe Ursache if die unendliche Vertheilung der Arbeit, wodurch der Arbeiter gezwungen wird, sich immer nur auf ein spezielles Fach zu legen; die geringste Modenveränderung macht ihn nicht nur brodlos, sondern auch unfähig, auf andere Weise sich seinen Unterhalt zu erwerben. Eine fernere Ursache des schweren Druckes liegt nicht in der relativen Vermehrung und Vergrößerung des Elends, welches vielmehr jeßt nicht so groß is, sondern in dem Be wußtsevn desselben, in der Bekanntschaft mit neuen Genüssen, in dem öffent lich zur Schau getragenen Luxus der Vermögenden, Jch halte es daher für die Pflicht der Negiciung, die Lage des Volkes in Crwägung zu ziehen ; sie muß suchen, das Uebel an der Wurzel zu erfassen und es ganz aus zurotten. Zu dem Ende schlage ih Colonisation als ein Mittel vor, als ein Mittel, denn ih weiß schr wohl, daß Colonisation allein nicht aus reicht, um gründliche Hülfe zu gewähren. Man darf also andere Mittel keinesweges vernachlässigen, z. B; die Erweiterung des Weltmarktes durch Berträge u. \. w.,, aber diese Mittel stehen nicht immer ‘in der Gewalt der Negierung, und ihr Erfolg is sehr precairz; Colonisation aber ist sicherer, da sle nmccht von der Laune fremder Nationen abhängt, Die Kolonicen haben eine große Masse unbebautes Land, das nur auf Hânde wartet, und mein Vorschlag bezweckt also eigentlich nichts Anderes, als den Ueberfluß von Kapitalien, Arbeit und Händeu auf das ¿Feld zu fuhren, das nach ihnen verlangt, Ueber den Erfolg haben wir ein schlagendes Beispiel in den Vercinigten Staaten, die, durch ausgetvanderte Engländer bevölkert, jeßt eine Masse von 13 Millionen Menschen nähren, Angenommen, jene Auswanderer wären in England geblieben, also auch ihre jetzigen 13 Mil lionen Nachkommen, würden wir wohl im Stande seyn, diese 13 Millionen zul beschäftigen und zu ernähren? Hätten wir nicht die Vereinigten S taa

ten kolonisirt, wo wären die Bevölkerung ugd- der Wohlstand von Liverpool, Manchester, Birmingham, Glasgow, Sheffield Jch mache noch bemerklich, daß jene Colonisation aus eigenen Mittelu,, ohne Unterstüßung der Regie

rung, bewerkstelligt wurde. Ein unberechenbarer Gewiun der Colonisation liegt in dem Verbrauch Britischer Waaren. Die 211 Millionen starke Be

völkerung Europa's verbraucht nur für 21 Millionen Pfd. St. Britischer

Waarenz die 36 Millionen starke Bevölkerung der Englischen Ko

loniceen mehr als jene 211 Millionen Australien allein verbrauchte in den leßten 9 Jahren durchschnittlich für 2 Millionen Pfd. St., aljo mehr als die 56 Millionen Seelen des Russischen Reichs.

Angenommen, die Besißungen wären nur durch einen Kanal, eine Meerenge von Großbritanien getrennt, würde die Negierung nicht auge

blicflich eine Brücke bauen lassen, um sie auszubeuten! Mein Borschlag

aber bezwecckt eben nichts Anderes, als die Ausbeutung der unbenußten

Kolonial-Ländereien durh Kapitalien und zweckmäßige Colonisation. Ach kenne sehr gut das Borurtheil, das man gegen Colonisation hegt, indem man ste su gleichbedeutend mit Deportation hält; das aber rührt daher, daß man nur unbemittelte Kolonisten ausschikt, welche bei ihrer Ankunft in ihrer neuen Heimat Bettler sind. Jch schlage daher vor, daß die Nc

gierung eine bedeutende Summe ausseze, um passende Kolonisten kostenfrei überzusenden, Jch empfehle das Wakefieldsche Colonisations-Svstem, wel- ches darin besteht, den Kolonisten Land zu mäßigen Preisen zu überlassen und den Ertrag diejer Verkäufe zur Ueberfahrt der Auswanderer anzu

wenden.“

Der Redner suchte dann die Vortheile des Wakefield\chen Sy stems durch Daten zu belegen, indem er nachwies, daß sich seit der Einführung desselben die Zahl der Auswanderer wenigstens um das Siebeufache vermehrt hätte. Ueberhaupt stellte er den Aufschwung Neu-Seelands durch die Auswanderung als Muster dar und forderte die Regierung auf, in einem ähnlichen Sinne in Süd-Australien und an andexen Orten zu wirken. Cr verlange nicht ein unbesonnenes Handeln, aber wenigstens Untersuchung und Prüfung des von ihm vorgeschlagenen Mittels.

Lord Stanley aber, der Kolonial=Minister, widerseßte si aufs entschiedenste dieser Motiou, bemerkte jedoch, daß er dies nicht deshalb thue, weil er mit den Prinzipien des Antragstellers uicht einverstanden wäre, denn es sey ja seit langer Zeit ein ausgedehntes Colonisations System unter Gutheißung und Leitung der Regierung im Gange, sondern nur weil eine Adresse an die Königin, wie Herr Buller sie vorschlage, ungehörige und übertriebene Erwartungen erregen würde. Es geschehe aber bereits alles Mögliche, was die Negterung zu Gun sten der Auswandernden zu thun im Stande sey. Früher seyen die ärmeren Klassen, die nah Nord-Amerika auswanderten, nachdem sie die Leiden undStrapazen einer mühseligen Reise überstanden, ganz hülflos auf den Quais von Quebek ausgeseßt worden ; jebt liefere eine aus zwei höchst tüchtigen und betriebsamen Kommissarien bestehende Regierungs=-=Behörde in England allen Personen, welche auszuwandern wünschten, die nb thige Belehrung, und in allen Häfen befänden sich Negierungs=-Agen ten, welche den Auswanderern Unterweisung und Schulz gewährten ; sobald die Auswanderer in Kanada einträfen, fänden sie dort andere Negierungs-Agenten vor, welche ein Gleiches für sie thäten, sie auch fürs erste mit Lebensmitteln versähen und ihnen freie Beförderung nach denjenigen Theilen des Junern verschafsten, wohin sie “sich zu begeben wünschten, wenn sie solcher Unterstützung benöthigt sind, Der Mi- nister verlas hier einen Auszug aus dem Bericht eines dieser Auswande rungs-Agenten zu Kingston, wo im vorigen Jahre 34,000 Auswanderer, gewöhnlich in Trupps von 50 bis 400 Personen, ankamen, welche nach verschiedenen Orten vou Kanada von dort weiter befördert und, je nah ihren Bedürfnissen, mit Lebensmitteln unterstüßt wurden, „Wie hoch glaubt wohl das Haus“, fuhr er fort, „daß sich die ge sammte Auswanderung aus England in den lebten Jahren belaufen hat? Die freiwillige Auswanderung, keine von der Regierung be zahlte, sondern uur vou ihr begufsihtigt und beshüßt. Nicht weni= ger als 246,936 Judividuen sind in den lebten vier Jahren nach allen unseren Kolonieen ausgewandert. Jstdas nicht eineenorme Zahl? Wie viel betrug die Auswanderung allein? Sie belief sich im Jahre 1839 guf 17,439, im Jahre 1840 auf 22,000, im Jahre 1841 auf 28,000 und im Jahre 1842 guf 44,374. Und wie viel hat es dem Lande gekostet, daß diese Menge Auswanderer sich über die Kolonie Kanada verbreiteten? Der Gesammtbetrag aller Kosten dafür, mit Einschluß der Beamten-Besoldung , beläuft sih auf 12,388 Pfd., #0 daß auf den Kopf 5 Sh. 8 Pce. kommen. Wollte man nun aber verkündi= gen, daß die Auswanderer freie Ueberfahrt erhalten sollten, so würde man alle Anstrengungen der Einzelnen, selbst für die Kosten zu sorgen, paralysiren und den bereits ausgewanderten Arbeitern durch eine plöblihe Vermehrung der Zahl ihrer Konkurrenten, welche \chon durh einen großen und stets wachsenden Zufluß geschickter Arbeiter aus den Vereinigten Staaten, wo es jeßt sehr an Beschäf tigung fehlt, bedeutend anschwillt, keinen geringen Nachtheil zufügen, Ueberdies is es die aerbautreibende Arbeiterflasse in England, welche am meisten nah einer solhen Kolonie auszuwandern wünscht ; das sind aber gerade diejenigen Arbeiter, welhe Eugland am weuig- sten entbehren fann und deren Wegsendung dem Lande keine Erleid)= terung gewähren würde; und die Fabrikarbeiter, durch deren Auswandern man sich vielleiht etwas erleichtern könnte, würden guf unbebauteu Läudereien nur umkommen, Hier= auf seßte der Minister den chimärischen Charakter eines von Herrn Buckingham publizirten Auswanderungsplanes auseinander und verwies auf das Mißlingen eines vor einigen Jahren von der Regierung auf Empfehlung einer Parlaments=Kommission angestellteu

1 l | | | | | : / A0 | wie das von England noch immer in Anspruch genommene Recht es | | | | | |

| vergangenen ,

höchst kostspieligen Versuchs. Aus alleu diesen Gründen, sagte er, könne er nicht dafür stimmen, daß die Regierung sich noh mehr, als es bereits geschehe, in die freiwillige Auswanderung as

__ Daß am Schluß der noch von anderen Mitgliedern fortgeseßten Disfussion Herr C. Buller seinen Antrag ohne Abstimmung zurüd= nahm, ist {on gemeldet worden,

__ London, 8. April. Die Morning Post flagt über die gänzliche Einstellung der Unterhandlungen wegen eines Haudels-Ver= trags zwischen England und Frankreich und schiebt alle Schuld dabei auf die Französische Regierung, welche absichtlih den Abschluß des Traktats, der ganz fertig daliege und blos auf deren Unterzeichnung warte, mit Verkennung ihres eigenen Juteresses in die Länge ziehen zu wollen scheine. i

_ Graf Aberdeen fand sich durch die Einwendungen, welche Mar-= qus von Lansdowne in der gestrigen Oberhaus-Sizung wiederholent= lich gegen den Traktat von Washington machte, von neuem zur Recht - fertigung der Stipulgtionen desselben veranlaßt. Was die Abtretung der Madawaska-Niederlassung betreffe, sagte der Minister, so würde diejelbe ganz in gleicher Weije stattgefunden haben, wenn, was befannt- lich Lord Palmerston dringend begehrte, die Regierung der Vereinigten Staaten den Schiedsspruch des Königs der Niederlande angenommen hätte. Die Niederlassung habe nur ungefähr 4000 Einwohner; von diesen seyen 3000, nördlich von St. John ansässig, bei Eng- land geblieben, und nur der Rest, der am südlihen Ufer des Flusses wohne, an die Vereinigten Staaten übergegangen. Die Abtretung eines unfruchtbaren Landstriches am Oberen See, über welche der Marquis von Lansdowne Beschwerde führe, köune wenig in Betracht fommen, da die Haupt - Rücksicht, die Sicherung der Vertheidigung RKanada's, dabei nicht außer Acht gelassen sey; Sugar Jsland und

St. George's Jsland sey eine und dieselbe Jnsel und im (Ganzen un= bedeutend, da sie mur 1000 Acres Flächeuraum habe. Was endlich den Vorwurf anbelange, daß die Fassung des 8ten Artikels des Traktats dazu diene, die Durchsuhungs - Frage von neuem in Zwei= fel zu ziehen und dadurch die Unterdrückung des Sklavenhandels wie= der zu erschweren, so gehe aus der neuesten Botschaft des Präsidenten der Vereinigten Staaten selbst hervor, daß von Seiten des Britischen Unterhändlers durchaus keine Konzessionen gemacht worden seyen, und daß England nah wie vor auf dem Rechte bestehe, zu untersuchen, ob verdächtige Schiffe, welche die Amerikanische Flagge führen, den Schutz dieser Flagge mit Recht oder mit Unrecht in Anspruch nehmen. Freilich aber habe er (Lord Aberdeen) selbst einige Ungehörigfeiten abgestellt, welche bisher von den Kreuzern an der Afrikanischen Küste verübt worden segen, insbesondere die Angriffe auf die Vorrathshäuser am Lande; das aber sey geschehen, weil die Rehts=-Konsulenten der Krone dergleichen Maßnahmen als Eingriffe in das Völkerrecht bezeichnet hätten. Wie weit übrigens unter dem früheren Ministerium die Kreuzer mitunter

Vollmachten ausgedehnt, gehe schon aus dem Umstande hervor, daß Lord Palmerston selbs durch einen Befehl vom Februar 1841 den Kreuzern gusdrücklih habe untersagen müssen, Amerikanische Schiffe aufzubringen, so daß also früher Schiffe dieser Nation, nicht,

wolle, nur in Betreff der Legalität ihrer Flagge untersucht, sondern förmlich aufgebraht worden seyen, was denn auch nur allzu häufig die Prisengerichte in Sierra Leone in Verlegenheit geseßt habe und dazu diene, die Besorgniß in den Vereinigten Staaten rege zu er= halten, daß auch jeßt noch unnöthigerweise mitunter in dem früheren Sinne zu Werke gegangen werde.

[l London, 8. April. Jun dem Schreiben, worin ih von

den Einkünften des mit dem 5ten Januar 1843 endigenden Viertel=

| jahrs spra, bemerkte ich, daß die Gesammt-Einnahme kein richtiges | Kriterium für den Stand des öffentlichen Einkommens von Groß= | britanien darbiete. Damals waren alle Zoll-Reductionen bereits seit | sechs Monaten in Wirksamkeit getreten, dagegen hatte die Einkommen= | Steuer unr einen sehr kleinen Theil der davon erwarteten Summe | in den Schab geliefert. Das so eben beeudigte Vierteljahr bestätigt

| die Wahrheit dieser Bemerkung, da die Einkommen - Steuer allein | vom 5. Januar bis zum 5. April uicht weniger als 1,885,232 Pfd.

eingebracht hat; der Betrag in den lebten drei Vierteljahren ist 2,456,288 Pfd. Dies giebt jedoch feinen Maßstab dafür ab, wie stark der Gesammt - Ertrag dieser Steuer seyn wird. Ungleich den anderen Hauptquellen des Einkommens in Eng- land, is die von der direkten Besteuerung herrührende Geld= Einnahme nothwendig zahlreichen Verzögerungen und allen den Hin= dernissen unterworfen, welche mit der Erledigung von Privat = Reh= mungen verbunden sind. Diese Steuer is vielmehr der Ausdruck des als des gegenwärtigen Zustandes des Landes. Die= jenigen, denen wohl ein Urtheil hierüber zusteht, schäßen die Ge- sammt-Cinmnahme auf nahe 7 Millionen Pfund. Jn anderer Hinsicht bieteu die Einkünfte keine Aenderung von Wichtigkeit, weder im Guten noch im Schlechten dar. Der Fortschritt des gleihmäßigen Porto = Systems is jedoch bemerkenswerth. Die Einnahme hat im vorigen Jahre um mehr als 20 Prozent zugenommen.

Jch erwähnte früher mit Freude der leßten Schlacht in Scinde. Allein es is Grund zu glauben, daß die Politik des General - Gou= verneurs gegen die Emire sehr in Frage zu stellen is, Der Major Outram, ein ehrenwerther und tüchtiger Mann, welcher sich im Kampfe sehr guszeichnete, soll mit dem Benehmen seiner politischen und militairischen Vorgeseßten so unzufrieden seyn, daß er sofort seine Entlassung verlangte und es is zu erwarten, daß er mit der nächsten Post in England ankommt. Für jeßt läßt sich über diesen Gegenstand fein genügendes Urtheil bilden, aber wenigstens muß man \ih freuen, daß cs im Osten des Judus keine Fürsten mehr zu plündern giebt.

Wegen Otaheiti hat zwischen der Englischen und der Französi=- schen Regierung eine sehr freundschaftliche Sre Cd stattgefunden, und Herr Guizot hat die bestimmteste Versicherung gegeben , daß in den Französischen Besißungen im Großen Ocean vollkommene Toleranz gegen alle Sekten herrshen und den Unterthanen aller Nationen gleicher Schuß zu Theil werden \olle. Die Gesinnung, auf welche die Missions-Gesellshaft in England sich stütt, ist eine fromme und ehrenwerthe; aber von den Missiongiren selbst oder wenigstens von denen, welche diesen Titel und Charakter annehmen, verlautet nicht immer dasselbe. Auf den Südsee-Juseln schließt der Krämer, der mit Thran und Glasperlen handelt, am siebenten Tage seinen Laden und stellt geistliche Uebungen an, und der heilige Beruf des Dieners Christi soll dort durch Menschen entweiht werden, die eben so wenig auf Achtung und Schuß Anspruch machen können, wie die lärmenden Fanatiker, welche man anu einem Sonntag - Morgen in St, James=- Park von einer Bank herab predigen sieht.

Jn Frankreich betrachtet man die Erwerbungen in der Südsee mit Gleichgültigkeit, und wenn uicht das Englische Publikum ein na= tiongales Geschrei darüber erhebt, so werden die Franzosen wahr=- scheinlih die Autipoden in demselben Zustande lasen! wie sie dic=- selben fanden,

——“ P

Uiecederlande.

Aus dem Haag, 8. April. Die Holländischen Bläte ter bringen noch weitere Details über das Erdbeben am n