1843 / 113 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

en Arbeit und Verdienst geben, durch Benußung einer Minge Mulde Land hebend auf die Getraidepreise wirken, und welche, nachdem sie sich durch schwierige Lebensverhältnisse durchge- schlagen, die früher geäußerte Ansicht, daß sie den Keim des Verder= bens mit zur Welt gebracht, genügend Lügen gestraft haben.

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Zwei Petitionen, die Richtung von Eisenbahnlinien betreffend. | Die eine bittet, bei der zu bauenden Thüringischen Bahn die Stadt |

Weißenfels zu berühren; die andere, die Berlin - Hamburger Bahn anstatt durch das Ausland über Ludwigslust lieber über Brandenburg und Genthin und dann auf dem linken Elbufer fort zu legen, Die leßtere erlangte vorzugsweise das Jnteresse der Versammlung, da es hier darauf ankam, den Verdienst und den gesteigerten Verkehr, wel- hen die Eisenbahnen, wo sie durchgehen, verbreiten, aber den Ge- genden, welche sie weit seitwärts liegen lassen, entziehen, an-= statt ins Ausland zu verweisen, einem inländischen Landstriche, welcher durch die frequente Straße von Berlin nach Magdeburg früher sehr belebt und mit einem, Wohlstand verbreitenden , thätigen Verkehr versehen war, jeßt aber durch die über Deßau und Cöthen nach Leipzig und nah Magdeburg führende Eisenbahn ohnehin schon unglaublich verloren hat und augenfällig in seinem früheren Wohl- stande zurückgekommen i}, zuzuwenden. bei der Versammlung der ständischen Ausschüsse in Berlin war er folglos geblieben, weil sich dieselbe mit der Eisenbahnfrage nur im Allgemeinen beschäftigte, und eine Immediat - Vorstellung war eben= falls ohne Erfolg geblieben , obgleih die eventuell Actien = Zeichnung eben so {nell als das Nivellement beendet wor- den. Obschon nun vorauszusehen is, daß die beantragte Linie der vorhandenen Hindernisse wegen kostspieliger werden wird, als die pro- jekftirte über Ludwigslust, so glaubte man doch, daß das nationale und national = öfonomische Juteresse hier vorherrschen müsse und bei der Entscheidung zu berücksichtigen sey. Dem ungeachtet fand es der Landtag nicht in seiner Kompetenz, die Richtung der Eisenbahnlinien zu formiren; aber einstimmig verei= nigte man sih im Bezug auf beide Petitionen dahin, Se. Majestät zu bitten: im Fall der Konkurrenz zweier Bahnlinien bei Ausführung des projektirten Cisenbahnneßes oder sonstiger Eisenbahn: Verbindungen das Juland vor dem Auslande, so weit dies möglich, berüdsihtigen, und die Bahnlinien vorzugsweise über die genannten Städte Aller= gnädigst legen zu lassen.

Den Schluß der heutigen Berathung machte eine Petition, welche vermehrte Selbstständigkeit der Städte, insbesondere eine völlige Be= freiung von dem Einflusse der Landräthe in Kommunal - Angelegen- heiten bezweckte, so wie die Befugniß der Stadt Behörden, unmittel= bar, ohne Zwischenbehörde, mit der Königlichen Regierung korrespou- diren zu dürfen. Ju der mit vieler Lebhaftigkeit geführten Debatte entfalteten sich verschiedene Ansichten. Zur Rechtfertigung der Peti tion berief man . sich hauptsächlich auf die §§. 108 und 133 der Städte-Ordnung vom Jahre 1831, so wie auf den in der ganzen Städte - Ordnung vorwaltenden Geist, welcher den Magistraten ganz selbstständige Stellung anweise und womit das Einschieben einer Zwischenbehörde in der Person des Landraths durchaus nicht im Ein= flange stehe, Dieses sey durch ein Ministerial - Reskript erfolgt, und es sey nicht zu billigen, wenn klar ausgesprochene Geseße durch Mini= sterial-Resfripte willkürlih abgeändert werden. Es wurde ferner für die Petition angeführt: daß durch das Dazwischentreten des Landraths oft unnöthige und unnübße Reibungen eutständenz daß die Verpflichtung der Magistrate, ihre Berichte an die Regierung durch den Landrath gehen lassen zu müssen, nachtheilige Verzögerungen in den Geschäften veranlasse; daß die den Landräthen beigelegte Befugniß, die Magistrate in Ordnungs= strafe zu nehmen, eine offenbare Ueberschreitung des Gesetzes involvire, indem §. 24. der Städteordnung die Magistrate, gleih den Land- räthen, als die geseblihen Organe der Staatsgewalt in allen Kom- munal - Angelegenheiten bezeichne; daß es einen Widerspruch in si ließe, wenn zu dem aus der Zahl der Rittergutsbesißer gewählten Landrathe der Magistrat in einem subordinirten Verhältniß stehe ;

daß der Landrath uur die Juteressen des platten Landes und uicht die der Städte zu vertreten habe, und daß es niht angemessen erscheine, wenn eine Stadt, welhe an ihrer Spibe ein Kolle- gium habe, sich den Anordnungen eines einzelnen Mannes fügen solle, Dem wurde entgegengeseßt: daß der Einfluß, welchen die Landräthe auf die Magistrate ausüben dürften, wirklich ein sehr ge- ringer sey, dieser aber au sein Gutes habe, indem der Landrath als Kreis-Polizei-Behörde von Allem Kenntniß haben miisse, was im Kreise vorgehe; daß man in den Anordnungen des Ministeriums wegen des qu. Geschäfts-Verhältnisses nur eine in den Gränzen sei ner Befuguiß liegende administrative Maßregel, keinesweges aber eine Verleßung der Gesche finden könne, und daß der Landrath der be- ständige Kommissarius der Regierung sey. Bei der Abstimmung zeig= ton sih 23 Stimmen für und 42 gegen die Petition.

Zeitungs -Uachrichten.

Ausland.

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Paris, 18. April. Die Pairs-Kammer hat in ihrer gestri= gen Sibung die Erörterung des Geseß-Entwurfs über die Rekrutirung der Armee begonnen. Dieser Geseß-Entwurf wurde bereits im Jahre 1541 von der Deputirten-Kammer angenommen, von der Pairs-Kam-= mer aber hernach wesentlih modifizirt, Das Ministerium legte den Entwurf hierauf einer gemischten Kommission, aus Pairs und Depu- tirten bestehend, vor und sucht denselben jebt in seiner ursprünglichen Gestalt dur die Kammern zu bringen. Die Hauptkschwierigkeit erhebt sich über die Art, wie die Reserve gebildet werden soll. Ueber die Dauer der Dienstzeit, die auf 8 Jahre festgeseßt is, scheint man ziemlich einig, aber die Regierung glaubt, daß 4 unter den Fahnen zugebrachte Jahre für die militairische Ausbildung der Leute genü- gen, und will nah diesem Grundsave die Reserve bilden. Die Kom- mission dagegen ist der Meinung, vaß ber aktive Dienst in der Armee nicht weniger als 6 Jahre dauern dürfe, Die ersten Artikel des Geschz-= Entwurfs werden zu keiner ernstlichen Debgtte Anlaß geben, aber der 30ste und 31ste Artikel, welche \sich mit ver Bildung der Reserve be= schäftigen, dürften zu interessanten Erörterungen führen.

Ueber die Thätigkeit, oder vielmehr die Unthätigkeit der Depu- tirten- Kammer, äußert sich heute die Presse iîn folgender Weise : „Der größte Theil der Session ist bereits vorüber, und wir suchen vergebens nah dem Resultate der Arbeiten der Deputirten-Kammer. Sie hat ihre Adresse erörtert, sie hat drei oder vier politische Voy= schläge der Opposition verworfen, aber darauf beschränkt sich auch jo ziemlich ihre Wirksamkeit, Der Präsident zeigte kürzlih an, vaß 47 Kommissionen mit der Vorlegung ihres Berichts im Rückstande wären. Es sind seitdem 14 Tage verflossen, und der Eifer n parlamentarischen Fabiusse scheint nicht lebendiger geworden zu seyn, Die Kammer, welche alle drei oder vier Tage zu feiern genöthigt ist, hat {on nihts mehr vou jenem Eifer und jener Lebensfraft, durch welche sih neue Legislaturen gewöhulih auszuzeichnen pflegen. Sie

Eine frühere Verwendung |

vorgenommene |

spezielle Gesuche in Bezug auf |

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scheint hon nah den ersten Schritten müde und ershöpf}t zu seyn. Jn diesem Augenblicke \{chleppen sich die Berathungen mühsam hin über die Frage wegen des Frachtfuhrwesens, eine Frage, die von den parlamentarischen Kommissionen schon seit 3 Jahren erörtert worden ist. Unter allen Kommissionen zeichnet sich die, ‘welche mit der Prü-= fung des Augergesehes beauftragt ist, durh ihre Langsamkeit aus. Schon über 3 Monate prüft sie den Geseß-Entwurf, der ihr als ein dringlicher vorgelegt wurde, und noch weiß man uicht, ob ihre Berg- thungen ein Ende erreicht haben. Täglich verkündet man ibren Be= richt, aber der Bericht erscheint nicht, Alle bei der Frage betheilig= ten Juteressen rufen ihr zu, daß die Zeit dränge, daß kein Augenblick mehr zu verlieren sey, daß es für die Regierung, für den Schaß, für die Kolonieen, für die Zucker = Fabrikan= ten, für die Marine , kurz, für alle Welt von Wichtigkeit je9, zu wisseu, wie die Frage gelöst wird; man stellt ihr vor, ‘daß eine selbst \{lechte Lösung noch immer besser sey, als ein zustand der Dinge, der Alles unentschieden lasse, der den Uebeln der Gegen- wart die verderbliche Ungewißheit über die Zukunft hinzufüge; aber die Kommission is taub gegen alle diese Bitten; sie geht ihren ge- mächlichen Schritt und läßt sich dur nichts aus ihrem, Gleichmut( und gus ihrer Ruhe bringen. Die Kammer scheint in der That von dem Werthe der Zeit noch nicht hinlänglich durchdrungen zu seyn. Sie verschleudert dieselbe mit einer Menge von Nichts und wenn die wichtigen Fragen sih auf die lebten Tage der Session zusammen gedrängt haben werden, dann wird es gn Muße fehlen, gehörig zu prüfen, und Jeder wird si beeilen, zu seinen eigenen Geschäften zurüczukehren. Man muß gestehen, daß dies ein trauriges Debüt für die so eben von dem Lande ernanute Kammer i.

ImConstitutionnel liest mau: „Es bestätigt sih, daß Herr Piscatory , der schon mit einer temporairen Mission in Griechenland beauftragt war, definitio an die Stelle des Herrn von Lagrenée in Athen tritt, Der Leßtere wird in Paris die hon so bedeutende Zahl der nicht aktiven Diplomaten vermehren. Die Revue des deux Mondes erwähnt eines Gerüchts, wonach dieser Ueberfluß an diplomatischem Personal zu dem Gedanken Anlaß gegeben habe, neue Missionen zu fkreirenz unter Anderem soll die Rede davon \eyn, einen Botschafter nah Peking zu senden. Wir können diesem Ge- rüchte keinen Glauben schenken, weil es uns unmöglich scheint, daß der Minister der auswärtigen China noch nicht einmal zum Nothwendigen, nämlich zur Ernennung von Konsuln, entschlossen hat, den Anfang mit der fostbaren Ueber flüssigkeit einer Botschaft machen sollte. Weit besser, als einen Bot schafter nah China zu senden, würde es seyn, wenn man diejenigen Botschafter, die wir bei den Europäischen Hbfen akkreditiren, nöthigte, auf ihren Posten zu bleiben, oder alle unnüßen Gesandtschaften ab- hafte. Wir haben in diesem Augenblicke drei große diplomatische Posten, die niht von ihren Jnhabern besebt sind. Der Botschafter Frankreichs in St. Petersburg, Herr von Barante, und der Bot- schafter Frankreihs in Madrid, Herr von Salvandy, sind in Paris und siben ruhig in der Pairs= und in der Deputirten Kammer. Der Botschafter Frankreichs in Konstantinopel, Herr von Pontois, reist in Ztalien und läßt sich in Pera durch einen Geschäftsträger vertreten. Es sind dies Thatsachen, um die sich die Kammer bei Erörterung des Budgets der auswärtigen Angelegenheiten sicherlih bekümmern wird.“

Die Gesammt-Summe der Subscriptionen für Guadeloupe be= lief sich gestern auf 1,012,851 Fr.

Der Banquier Schickler , der seit längerer Zeit in Paris an= sässig war, i} gestern Abend hierselbst mit Tode abgegangen.

14 Paris, 18. April, Der Anfang der Verhandlungen der

| Pairs = Kammer über das neue Rekrutirungs Gese weissagt nichts N g (

Gutes, Die Versammlung des Palast Luxembourg war theilnalmlos, und die Debatte gleihwohl schwerfällig. Behält die Disfussion ihren gestrigen Gang und Charakter bei, fo wird der ministerielle Antrag auf Reorganisation des Heerwesens auch diesmal {hwerlih Zeit haben, die parlamentarischen Stadien durchzumachen.

Der Siècle widerspricht heute dem Gerücht, daß Herr Odilon Barrot beabsichtige, einen Geseb=Vorschlag über Ausseßung von Tag Geldern für die Mitglieder der Deputirten - Kammer einzubringen. Sind wir indessen ret berichtet, so is dieses Projekt des Chefs der Linken nur in Erwägung der vorgerückten Sessions=Zeit vertagt worden.

Aus dem südlichen Frankreich wir die s{limmsten Nachrichten über die Wirkungen des im Anfange dieses Mouats nah dem wärmsten Frühlings - Wetter plöblich wieder einge tretenen Frostes. Die Maulbeerbäume und der Wein haben in ver- schiedenen Gegenden, namentlih im Saouethale und in der Côte d'or so schr gelitten, daß man auf die Aussicht einer Aerndte verzichten zu müssen glaubt. Die Weinbauer trösten sich \o weit als möglich mit der Hoffnung, daß die Kälte auch den Blattwickler (la pyrole) zerstört habe, der seit einigen Jahren die ärgsten Berwüstungen in den Weinbergen einer großen Zahl von Departements anrichtete.

erhalten

= Paris, 18. April. Die Französischen Blätter äußern insgesammt und ohne Unterschied der Farbe ihre Befriedigung über das angebliche Scheitern der Sendung des Herrn Ellis wegen Abschluß eines neuen Handels =- Vertrages zwischen Großbritanien und Brasilien. Diese Thatsache scheint keinem Zweifel mehr zu unterliegen und soll auch durch die neuesten direkt aus Rio Janeiro von Seiten der Französi- schen Gesandtschaft hier eingetroffenen “Mittheilungen bestätigt wer den. Allein die Französischen Blätter scheinen zu vergessen, daß die

Sendung des Barons von Langsdorfff zu einem ähnlichen Zwecke für |

Zraukreih, eben auh noch nicht die Resultate geliefert hat, welche man eine Zeit laug davon zu erwarten berechtigt hien, Herr von

Saat konnte eben vorläufig auch noch weiter nichts bieten, als |

Versprechungen und Zusagen von Vortheilen, mit denen aber Bra-

den Englischen Anerbietungen. Brasilien besteht darguf, wenn ein Vertrag zu Stande kommen solle, so müsse er guf wirk- licher Gegenseitigkeit beruhen, auf beiderseitiger Gewährung gleidh- mäßiger Begünstigungen, auf Thatsachen, nicht blos auf Verheißun- gen, deren Realisirung wohl in Aussicht gestellt werden fönne, ohne daß jedoch Garantieen genügenden Belangs dafür geboten würden, Einer der Brasilianischen Minister, Hr. Torres, hat am 6ten Februar den Kammern zu Rio Janeiro die bestimmte Erklärung gemacht, daß kein Handelsvertrag mit irgend einer auswärtigeu Regierung werde unterzeichnet werden, wenu nicht dadurch Brasilien wenigstens eben so große Zugeständnisse gemacht würden, als es selbst gewähre. Wenn nun das Zuckergeseß der Regierung nicht von den Kammern hier angenommen wird, so dürfte es {wer seyn, zu sagen, welche Zugeständnisse von irgend einiger Bedeutung Frankreich Brasilien zu bieten im Stande wäre. Und in Ermangelung olcher dürfte sonach der Französische Abgesandte kaum glücklicher seyn, wie der Englische.

Die neuesten Ereignisse auf der Jusel Haiti werden hier mit um so größerer Aufmerksamkeit verfolgt, als die meisten Staats-

Papiere jener Neger - Republik in Französischen Häuden si befinden

und s zahlreiche Familien ehemaliger Pflanzer daselbst die.vertrags=- mäßig stipulirte Entschädigung für ihre bei der gewaltsamen Eman- cipation der Jnsel von der Herrschaft des Mutterlandes erlittenen Verluste zu gewärtigen haben, Seit einigen Jahren, ih glaube seit

| vorhersehen läßt, die Loosziehung, welhe am 1.

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Angelegenheiten, der sich in Bezug auf |

1838, war die jährliche Rückzahlung einer Million des hier negozir= ten Anlehens von 30 Millionen Franken, so wie die Bezahlung der Hälfte der bei Abschluß desselben festgeseßten Zinsen zu 6 pCt., richtig eingehalten worden, Allem Anscheine nach, wird in diesem Jahre aber iegen der neuen inneren Wirren, welche zwischen der Regierung des Präsidenten Boyer und wie es scheint der Mehrheit der Bevölkerung eingetreten sind, und deren endlicher Ausgang noch durchaus sich uicht z ' 3 Juli bei dem Ban- quierhause Laffitte stattfinden sollte, unterbleiben müssen, da man bis jeßt noch uihts von dem Eintreffen der dazu bestimmten Fonds gehört hat auch nicht wobl sich absehen läßt, wie der Präsident Boyer die Mit tel dazu aufbringen soll, da die inneren Bedürfnisse der Regierung den Haitischen Staatsschat, der ohnedies uur die Douanen-Einkünsfte als sast einzige Hülfsquelle hat, über die Maßen in Anspruch nehmen. Die Hai tischen Annuitäten, welche vor etwa anderthalb Monaten bereits einen Cours von O30 Nr, ihr Nominalwerth ist 1000 Fr. erreidht hatten, sind daher allmälig wieder so bedeutend zurückgegangen, daß sie jetzt auf 545 stehen, und aller Wahrscheinlichkeit zufolge noch weiter zuriid- gehen werden, ein unwidersprehliher Beweis des gesunkenen Vertrau ens in die Zukunft jener Republik, die noch dazu im vorigen Jahre durch die furhtbare Katastrophe vom 7. Mai, wo ein Erdbeben Cap Haiti in Grund und Boden zerstörte, und im Anfange dieses Jahres abermals dur die Feuersbrunst, welche einen großen Theil der Hauptstadt Port au Prince in cinen Aschenhaufen verwandelte, so hart heimgesucht worden ist.

Die hiesigen ministeriellen Blätter hatten kürzlich die Ueberzeu- gung ausgesprochen, daß der die Französische Station in den Autilleu fommandirende Contre - Admiral, de Moges, sicherlich einige seine Schiffe nah Haiti geschickt haben werde, um das Eigenthum und die Personen der dort sich aufhalteuden Franzosen zu schüßen. Die so wohl direkt als quf dem Wege über England eingetroffenen Berichte erwähnen aber wohl der Anwesenheit Englischer und Amerikanischer Kriegsschiffe au den Küsten jener Jusel, aber uihts von dem Cr scheinen Französischer, so daß die neulih gemeldete Abseudung einiger Schiffe von Brest aus zu diesem Zwecke durchaus nicht überflüssig erscheint.

Die Republik Haiti theilt seßt nur das Schicksal aller Südame-= rifanischen Republiken; sie reibt sich in inneren Kämpfen guf, wie diese, und noch läßt sih das Ende dieser nicht voraussehen. Die mode! nen Republiken haben dort cine ziemlich flägliche Rolle gespielt, ohne Kraft und ohne Würde, ohne Moralität uud obne Zukunft. Man hat den Samen der Freiheit guszustreuen geglaubt und fast uur Despo- tiómus oder Anarchie geärndtet.

2 Grossbritanien und Arland. 7 London, 17, April. Mit dem Befinden des Herzogs von Sussex bessert es si; heute früh wurde Se. Königl, Hoheit nur noch von dem einen seiner drei Leibärzte, dem Dr. Holland, besucht,

Am 13ten sind die vier Pulvermühlen zu Walsham Abbey, welche eine Strecke von London entferut au der Themse liegen, eine nach dex auderen in die Luft geflogen. Die dazu gehörenden Gebäude sind gänzlich zertrümmert, und etwa sieben Arbeiter haben das Leben vai loren, die übrigen gewannen Zeit, sich zu retten. Einer der Getöd teten wurde gegen 130 Yards weit weggeschleudert , und di: Leichen Aller mit solcher Gewalt in die Höhe geworfen, daß sie sih beim Niederfallen vier bis ses Zoll tief in die Erde versenkten. Ju zwei der zerstörten Gebäude befanden sich 4500 Pfund Pulver. Die Ursache des Unglücks is noch nicht ermittelt. :

Das Dampfboot „Solway““, welches zu den W ’stindischen Paket böten gehört, is am 7ten in der Nähe von Corunna untergegangen. Der Capitain und ein Theil der Mannschaft, so wie mehrere Passa giere, haben dabei das Leben verloren, Die übrigen sind gerettet worden. Ein Französisches Kriegsschiff nahm diejenigen auf, welche sich in die Böte geflüchtet hatten, und brachte sie nach Corunna. Das Schif hatte erst vor einigen Stunden den Hafen verlassen, wo es Kohlen eingenommen hatte. Es stieß auf einen Felsen und erhiel einen so starken Leck, daß es auch sogleich sich mit Wasser füllte.

Aus den von der Londoner Polizei veröffentlichten Listen über die 05,704 im vorigen Jahre veïthafteten Personeu geht hervor, daß 45,438 davon männlichen und 20,266 weiblichen Geschlechts waren. Die Chronicle macht darauf aufmerksam, daß unter dieser großen Zahl nur 5477 mäuuliche und 987 weibliche Judividuen gut lesen und schreiben fonuten, während blos 516 der Ersteren und 45 der Letzteren cine bessere Erziehung genossen hatten; fast 20,000 der Verhafteten dagegen konnten weder lesen noch schreiben, und der Rest war in bei= den Fähigkeiten nur sehr unvollkommen bewandert,

Der Morning Chronicle zufolge, herrschen über das Schick fal der Mission des Herru Ellis nah Brasilien noch verschiedene Meinungen. Ju der City i} man der Meinung, daß das Gerücht von seiner bevorstehenden Abreise aus Nio Janeiro voreilig sey. „Aus dem dortigen Journal de Comercio aber“, sagt das genannte Londoner Blatt, „sehen wir, daß bercits die Versteigerung der M6 bel, Tafelgeräthe und Weine des Herrn Ellis öffentlih angekündigt war, was wohl feinen Zweifel an dem Scheitern der Mission übrig läßt, Der Grund davon liegt einfa darin, daß die Brasilianer, wie ix Minister erklärt hat, die gegenseitige Bewilligung gleicher Vor- theile begchren. So lange aber bei uns die önkeressen der Aristo-

fratie gegen die der Nation aufrecht erhalten werden, is es ganz ver= geblich, die Eröffuung ausländischer Märkte für unsere Fabrikate oder eine Erleichterung der überall herrschenden Noth zu erwarten,“ a Schweden und Uorwegen.

Stocfholu, 14. April. Am Aten d. ist in Mariestad der

i Rd __Reichsherr, vormals General der Jufauterie u. \. w,, Graf Karl Hen- silien sich eben so wenig begnügen zu wollen scheint, als mt

rif Posse, einer unserer ausgezeichnetsten Krieger, im 77steu Lebens- jahre verstorbeu, und mit ihm sein gräfliches Geschlecht erloschen.

Ju Nyköping verstarb am ten d. der durch scine Reisen, vor= züglich in Südamerika, und deren Beschreibungen berühmte Capitain= Lieutenant in unserer Flotte, C. A. Gosselman, im 4osten Lebensjahre.

Die Regierung hat den vom Chef des Ingenieur-Corps vorge legten Plan zu Befestigungs-Arbeiten für diesen Sommer in deu Stok= holmer Scheeren genehmigt und dazu 50,000 Rthlr. auf den Extra= stagt angewiesen.

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Deutsche Bundesstaaten.

deipzig, 16. April. (Leipz. Z.) Die allgemeine Berathung des Berichts ver ersten Deputation, über den durch das Königl. De- kret vom 30. November 1842 zunächst an die zweite Kammer gelang- ten Geseh-Entwurf, die Befreiung der über 20 Bogen im Druck starken Schriften von der Censur betreffend, wurde in der 57. Sibung der 2. Kammer (6. April) begonnen und in der 58, (7. April) been- digt. Nr, 57 u. 58 der „Mittheilungen“ enthalten über die betref- fenden Verhandlungen im Wesentlichen Folgendes. Referent war der Abg. Todt. §. 35. unsrer Verfassungs - Urkunde. „Die An- gelegenheiten der Presse und des Buchhandels werden durch ein Geseß geordnet werden, welhes die Freiheit derselben unter * Berücksichtigung der Vorschriften der Bundesgeseße und

der Sicherung gegen Mißbrauch, als Grundsabß aufstellen wird“, war der Zielpunkt der Berathung, ob nämlich der vorgelegte Geseß-Ent- wurf geeignet sey, die in diesem Paragraphen enthaltene Zusage zu erfüllen? Die Deputation hielt ihn uicht für dazu geeignet. Jn ihrem Berichte vom 29, März 1843 erwähnte sie zuerst, daß und warum seit dem ersten constitutionellen, am 27. Januar 1813 eröff= neten Landtage, und nachdem ein Geseß=Entwurf, die pro- visorishe Feststellung der Angelegenheiten der Presse betreffend, vom 19. März 1833, von der Regierung am 19, Juni 1834 zurücgenommen war, die Angelegenheiten der Presse nur provisorisch und polizeilich geordnet worden wären, namentlich durh die „Verordnung über die Verwaltung der Preß-Polizei““ vom 13. Oftober 1836, durch die nachträglihe Verordnung vom 20, De- zember 1838, und nach Zurücknahme des nicht zur Verhandlung gekommenen Geseß-Entwurfss vom 3. Januar 1840 durch eine anderweite Verordnung vom 11, März 1841: „Einige der Presse und dem Buchhandel zu gewährende Erleichterungen betreffend“ ; dann wandte die Deputation gegen den jeßt vorgelegten Geseh Entwurf Folgendes ein: er stelle die Freiheit der Presse nicht als Grundsaß fest, sondern lasse die Censur als Regel fortbestehen, und be shränke die von dieser Regel gewährte Ausnahme durch lästige, weit über die Bundes-Geseßze hinausgehende Bedingungen. Ueberhaupt vermöge ein dermalen zu promulgirendes Geseh über die Presse die Geseßgebung über diesen Gegenstand nicht abzuschließen , sondern fönne nur provisorische Gültigkeit erlangen, indem die in der Verfassungs-Urkunde versprochene Freiheit der Presse, so lange die Bundesgeseße die Censur als nothwendig vorausseßen, nicht zu Ausführung kommen könne.

Was den Junhalt des vorgelegten Geseh. Entwurfs betreffe, so hebe derselbe die Nachcensur nicht auf, sondern führe sie sogar in Bezug auf censurfreie Schriften in gewissem Maße wieder einz er lasse die Entschädigungsfrage unbestimmt und stelle Strafen auf, die in dieser Höhe in feiner anderen Geseßgebung vorlkämen; er unterlasse, alles dasjenige aus unscrer dermaligen Geseßgebung in Sachen der Presse hinwegzuräumen, was noch über die Strenge der Bundesgeseße hinausgehe. Da nun der Antrag der Deputation dahin ging, „den Geseh Entwurf abzulehnen, dafür aber die Vorlegung eines anderen zu erbitten, der wenigstens alles dasjenige gewähren solle, was die dermaligen Bundesgeseßze nicht verbieten“, so legten die Herren Regierungs-Kommissarien, damit eine Vereinbarung über den Geseh - Entwurf, die Presse betreffend, statt finden möge, unter Annahme elniger von der Deputation vorgeschla genen Amendements, eine andere Fassung des Gesetzes vor. Ju dieser neuen Fassung sollte uunmehx der Geseß - Entwurf, der als Beilage unter A. dem Berichte beigefügt is, ein Gegenstand der Prüfung und Begutachtung werden. Dabei erklärte die Deputa tion, das Preßgeseß selbst könne und solle, so lange die durch die Bundesgeseße angcorduete] Censur bestehe, nur ein provisori sches seynz es könne also bei veränderter Sachlage sofort wie der aufgehoben werden. Ju der Hoffnung nun, daß die von ihr gethanen Verbesserungsvorschläge allseitige Annahme fänden, wünschte die Deputation zwar gleichfalls, daß eine Vereinbarung über den Geseß-Entwurf, die Presse betreffend, stattfinden möge, sie könne jedoch nur dazu anurathen: „daß das provisorische Gesetz über die Angelegenheiten der Presse lediglich mit den von ihr vorzuschlagenden Abänderungen und Verbesserungen , aber auch nux mit diesen, dic Genehmigung der Kammer erlaugen möge.“

Farlsruhe, 17. April. Seine Königliche Hoheit der Groß herzog und Seine Hoheit der Markgraf Maximilian sind heute früh nach Donaueschingen abgereist, um der am 19ten d. M. stattfin denden Feter des 25sten Jahrestages des Chebünduisses des ¿Fürsten von Fürstenberg mit der Schwester des Großherzogs, Fürstin Amalie Hoheit, anzuwohnen.

Schwerin, 14. April. (Hamb, Ko L) Unm 27. v, M. versammelte sich hierselbst eine aus drei adeligen und drei bürgerlichen Deputirten bestehende Kommission zur Schlichtung der zwischen der Ritterschaft adeligen und bürgerlichen Standes in Landtags - Angele genheiten obwaltenden Differenzen, Das Resultat ist, dem Verneh men nach, jedoch kein erwünschtes gewesen, indem sich beide Theile nicht berechtigt erklärten, auf die von den landesherrlichen Kommissa rien gemachten Vorschläge einzugehen.

Für die Berlin - Hamburger Eisenbahn werden hier gegenwärtig wieder Zeichnungen im Betrage von 250,000 Thlr. angenommen, und sollen in den lebten Tagen von einzelnen Personen bis zu 20,000 Thlr. Actien gezeichnet seyn. Ueberhaupt zweifelt hier an dem Zustandekommen des Unternehmens Niemand mehr, da mau! jeßt den Grund der früheren Aufhebung der Actienzeihuung feunt und es weiß, mit welcher Energie sh die betreffenden Regierungen für das Gelingen des für Hamburg und Mecklenburg gleich wichtigen Planes interessiren.

Deffau, 22. April. Jhre Durchlauchten der Herzog und die Herzogin haben folgende Danksagung erlassen: i „Die Vollendung der fünfundzwanzigjährigen Dauer Unseres Chebun des, durch welche Uns Gottes, des Allmächtigen, Gnade beglückte, hat Vie len Unserer Lieben Veranlassung gegeben, Jhre Liebe und Treue auf cine eben so sinnreiche, als Unseren Herzen wohlthuende Weise Uns an den Tag zu legen und durch Jhre mit Herzlichkeit und Jnnigkeit ausgesprochene Theilnahme zu bethâtigen, daß Sie in Unserem Glücke freudig auch Jhr cigencs finden. Mit gerührten Herzen haben Wir diese Beweise von Ver chrung und Ergebung empfangen. Zudem Wir diesen Gefühlen hierdurch Worte geben und zugleih Unseren herzlichsten Dank gegen Sie Alle aus sprechen, lehen Wir den Segen des Höchsten auf Sie herab und versichern Sie Unserer Fürstlichen Huld und Gnade. Deßau, den 19. April 1843. Leopold Friedrich, Herzog zu Anhalt.

Friederike, Herzogin zu Anhalt, geborne Prinzessin von Preußen,“

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D M W e114 Der Jahres=-Ertrag der cidgenössischen Gränz=Zölle von 1842 ist nun bekannt. Eingeführt wurden zu der Taxe von 1 Baten

O 2 O A l, 2,200,437 Centner.

Hieraus erwuchs der eidgenössischen Kasse ein Rein=-Ertrag von 264,113 Schweizer Franken. Vergleicht man dieses Ergebniß mit dem vorjährigen, so findet man eine Vermehrung von 174,047 Ctrn,

und einen Mehr-Betrag an Geld von 16,744 Fr.

—E-—

1,400,283 Centner,

Spanicn.

() Madrid, 11. April. Gestern hat der Kongreß der De- putirten ein shweres Verdammungs- Urtheil über die Wahlen der Provinz Badajoz, von denen in meinem vorgestrigen Briefe die Rede war, ausgesprochen, und damit zuglei über eine ganze Klasse ein= flußreiher Personen, so wie über ein politisches System, welches aufs neue geltend gemacht werden sollte, abgeurtheilt, Der von dem Gefe

| Verblendetsten die Augen zu öffnen.

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| Kongreß der Regierung

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politico vou Badajoz an den Ex-Minister Jufaute gerichtete vertrau- lihe Brief war hon vorgestern in einige der unabhängigen Blätter übergegangen, und der Juhalt desselben konnte nicht umhin, auch den en. Es geht aus den Worten des Gefe politico selbst hervor, daß die Mehrzahl der Wähler gegen die von der Regierung aufgestellten Kandidaten eingenommen war, und daß er deshalb zu dem Mittel schritt, eine Menge unbefugter Personenzu den Wah- len zuzulassen. Dann versichert er, den Herrn Muñoz Bueno, dessen Ein fluß er fürchtete, „unschädlich“ gemacht zu haben. Und auf welche Weise? Der Gefe politico ließ bei Nacht einen Aufruf in republi- fanishem Sinne anheften, und dann jenen Muñoz Bueno als mutl) maßlichen Urheber in ein abscheulihes Gefängniß werfen, und darin ohne Verhör bis zur Beendigung der Wahlen festhalten. Dann febte er ihn als unschuldig in Freiheit, obgleich Muñoz darauf bestand, vor Gericht gestellt zu werden. ;

Zu Anfang der Sibung erschien der Marine - Minister, uud er- klärte im Namen seiner Kollegen, die Regierung hätte keine Keuntniß von dem Briefe des Gefe politico gehabt, wäre indessen bereit, diesen zur Verantwortung zu ziehen, falls der Kongreß glaube, daß er seine Pflicht verleßt hätte. Darauf entfernte si der Minister, und, nach dem einige Deputirte die Gültigkeit der Wahlen von Badajoz ange fochten hatten, nahm der Ex-Minister und erwählte Deputirte dieser Provinz, D. Antonio Gonzalez, an den der Brief ebenfalls gerichtet war, das Wort, um jene Wahlen als rechtmäßig darzustellen. Gewiß mit Recht beschwerte er sich darüber, daß ein Brief vertraulichen Inhalts in die Hände von Personen, an die er nicht gerichtet ivar, gelangt und durch diese zur öffentlichen Kunde gebracht worden wäre. Ein solches Verfahren bezeichnete Herr Gonzalez als ein Verbrechen, als eine Schurkerei,. (Die heute erschienenen Oppositions - Blätte erinnern Herrn Gonzalez darau, daß er als Minister einige zwischen den ausgewanderten Generalen O'Donnell und Urbistondo im Aus lande gewechselte Briefe höchst vertraulichsten Junhalts, in deren Besitz die Regierung si vermittelst Crkaufung des Bedienten Urbistondo gejeßt hatte, in dem Journal el Espectador veröffentlichen ließ.) Endlich suchte Herr Gonzalez die Maßregeln des Gefe politico vou Badajoz auf Rechnung des Cifers zu seßen, den er zeigen müsse, um die Moderirten, „die Feinde der ustitutionen““ im Zaume zu halten. Diese Ausflucht wurde jedoch mit so lautem Mißfallen aufgenommen, daß eine lange Unterbrehung eintrat. Der bekannte Volks Redner Lopez focht darauf mit der ihm eignen Heftigkeit die Gültigkeit der in Frage stehenden Wahlen an, und erklärte, er werde gegen alle auf Auhäuger des Ministeriums gefallene Wahlen stimmen, indem man vorausseßen müsse, daß bei ihnen ahnliche Umtriebe statt gefunden hätten. Vergebens suchte Herr Lujan, an den der Brief des Gefe politico ebenfalls gerichtet war, die Rechtmäßigkeit der Wahlen zu vertheidigen. Nachdem die Sibßung sieben Stunden ge dauert hatte, schritt man zur Abstimmung, und 8) Stimmen entschie= den gegen 55, daß die Wahlen von Badajoz ungültig seyn sollten. Als der Jnfant Don Francisco seine Stimme mit denen der Oppo sition vereinigte, wurde er nut lautem Beifall begrüßt.

Diese Verhandlung selbst, und der Ausgang derselben, is} ein höchst inhaltschweres Creigniß, das auf die fernere Haltung, die der gegenüber einnehmen wird, entscheidenden Einfluß ausüben muß.

Die Herren Jufaute und Gonzalez, mit denen der (Gefe politico von Badajoz sich in Verbindung seßte, um die Wahlen auf geseß widrige Weise zu ihren Gunsten zu lenken, waren die hervorragend- sten Mitglieder des Ministeriums, welches vor dem Ausspruch der (Cortes am 28, Mai v. J. zurücktreten mußte. Die übrigen von dem Gefe politico aufgestellten Kandidaten, Calatrava und Lujan (Lehrer der Königin), sud die verkrautesten Freunde jener beiden Herren, und allgemein betrachtet man diese als die beständigen geheimen Rathgeber des Regeuten. Als Minister verfälschten sie ein wichtiges ftenstück, indem ste Worte einschalteten, nachdem der Regent es un terzeichnet hatte, und Herr Gonzalez leugnete vor den Vertretern der Nation, daß er mit dem Englischen Gesandten Unterhandlungen zum Behufe des Abschlusses eines Handels Vertrages geführt habe, ob- gleich aftenmäßig erwiesen wurde, daß eine solche Verhandlung statt- fand. Dieser Umstand ershwerte zwar dem Herrn Gonzalez den Wiedercintritt ins Kabinet. Desto bestimmter aber rechneten die Herren Jufante und Lujan darauf, die gegenwärtigen Minister zu erseßen. Die Niederlage , welche sie so eben im Kongreß und noch entschiedener in der öffentlichen Meinung erlitten, dürfte jedoch selbst dem Regenten einiges Bedenken einflößen. Tudessen spriht man heute ziemlich allgemein von bevorstehender Auflösung der Cortes, Aus der gestrigen Abstimmung geht hervor, daß die Reihen der Opposition sih bedeutend verstärkt haben, und noch sind die De- putirten von Barcelona, die zu den entschiedensten Geguern der Ne gierung gehören, nicht eingetroffen. Einige Beamte, die als Depu- tirte gegen die Gültigkeit der Wahlen von Badajoz sprachen, erhiel ten wenige Stunden darauf ihre Entlassung, und heute erklärt eine Berfügung des Finanz-Ministers, daß alle Beamte, die in ihrer Ei genschaft als Deputirte unabhängig handeln wollten, falls ihre Ueber zeugung im Widerspruch mit der der Regierung schuldigen Treue und Anhänglichkeit stände, ihre Entlassung zu verlangen hätten.

Vorgestern statteten der Regent und dessen Gemahlin dem Ju fanten Don Francisco den Gegenbesuch Nb,

ss Paris, 18, hatte man in Barceloua

April. Seit dem Anfange dieses Monats das Gerücht verbreitet, daß die bevorstelzen= den Munizipal = Wahlen als Gelegenheit zu einem neuen Aufstande und zur Ausrufung der Verfassung von 1812 gemißbraucht werden sollten. So unwahrscheinlich eine solche Angabe auch allen Umstän den nah war, so machte sie doch einigen Eindruck; viele Einwohner verließen vor Eintritt des Wahltages unter verschiedenen Vorwänden die Stadt, und von deu Zurückbleibenden schien wenigstens eine große Zahl entschlossen, sich der Theilnahme au den Wahlen zu enthalten, Diese sind uun am 9Vten eröffnet, und zwar untet den günstigsten Aussichten für die Partei der September-Revolution, welche bei den seit dem vorigen Dezember schon zweimal angestellten und zweimal von der Provinzial - Deputation annullirten Wahlen von der Christi- nischen Opposition besiegt war. Es is übrigens nicht zweifelhaft, daß bei den früheren Abstimmungen die augenblickliche Erbitterung der Barceloneser einen großen Einfluß geübt, und daß sich in den neuesten Wahlen im Wesentlichen nur cine Rückkehr zu ihren wahren Gesinnungen fundgiebt, Eine ganz ähuliche Erscheinung haben be- kanntlich die Cortes -Wahlen dargeboten , bei denen die Majorität in einem Zwischenraume von einigen Wochen von der Christinischen in die exaltirte Opposition hinübersprang. :

Die Arbeiten zur Wiederherstellung der Citadelle sind eingestellt worden, und zwar, wie cs scheint, wegen Geldmangels. Der Bau ist übrigens bereits so weit vorgerüdt, daß er mit einem Kostenaufwande von 20,000 Piastern beendigt werden fann, Der wegen des No= vember=Aufstandes in Untersuchung befindliche Brigadier Moreno de las Peñas, welcher seiner vorläufigen Haft vor einiger Zeit entlassen war, hat Befehl erhalten, sich von neuem auf der Citadelle als Ge- fangener zu stellen, Der General Zurbano hat einen strengen Befehl gegen den Mißbrauch der Amtsbefugnisse erlassen, die sich manche Alkalden in der Provinz Gerona dadurch zu Schulden kom= men lassen, daß sie Leuten, welche ihnen als Karlistische Parteigän=

| Portugiesischen

ger bekannt oder doch verdächtig sind, Pässe ertheilen, mit deren Hülfe sich die Straßenräuber von gestern, heute in friedliche Rei= seude verwandeln, so daß sie den gegen sie gerichteten Verfolgungen in den meisten Fällen ohne Mühe entgehen fönnen.

———__———— Portugal.

Lissabon, 11. April Der definitiven Antwort der Britischen Regierung in Bezug auf die Taréf-Convention wird hier mit gespann= ter Erwartung entgegengesehen. Man weiß, daß unter den ferne= ren Anerbietungen, welche der Britischen Regierung von Seiten der anstatt des von England übersandten Ultimatums gemacht worden, der Vorschlag si befand, die Zölle auf Messing= waaren auf * des jeßigen Betrags herabzuseßen. Die Britischen Kaufleute zu Porto haben ihrer Regierung eine Petition gegen Ab= brehung der Unterhandlungen, wenn nicht sehr triftige Gründe dazu vorhanden wären, eingereicht.

Man glaubt, daß die Bill zu Gunsten der Duro = Weincom= pagnie, welche in der Pairs-Kammer ohne Abänderung durchgegangen ist, nicht eher die Königliche Genehmigung erhalten werde, bis das definitive Resultat der Tarif Unterhandlungen bekannt ift.

J j

| Serbien.

Von der Serbischen Gränze, 10. April, (A. 3.) | Nachrichten aus Belgrad zufolge befand sih Kiamil Pascha, so wie | die Serbische Regierung in der größten Unruhe. Unbestimmte Ge= | rüchte von dem bevorsteheuden Ausbruch einer weit verbreiteten | Revolte, deren Heerd und Mittelpunkt Schabacz und dfe zu Gunsten | des alten Milosh Obrenowitsh angezettelt sey, veranlaßten neue Maßregeln der Strenge und einer verschärften Aufsicht, die si nun vorzüglich gegen fremde Ankömmlinge äußert. Aber auch im Zunern wurden Nachsuchungen angestellt, in Folge deren die Ärre= tirung eines Judividuums der älteren Gardetruppen Milosch's mit Namen Welitshko und eines Jägers desselben Fürsten mit Namen Vitan stattgefunden. Sie wurden beide auf der früheren Milosch’ {hen Sommer = Residenz zu Toptschidere gefunden und ergriffen. Zugleich meldet man aus Nissa, daß zwei Emissäre in Bulgarien oerhaftet worden, die mit vielen Slavischen Christen und ihren Popen in Ver= bindung gestanden seyn sollen. Man erkannte, o heißt es, in diesen Emissären bald genug zwei fremde Offiziere.

Aus Jassy wird geschrieben, daß der neue Preußische General= Konsul für die drei Dongufürstenthümer, Hr. Neugebauer , daselbst eingetroffen war.

TU- Vil C:

Konstantinopel, 4. April. (A. Z) Rußlands Verlangen hinsichtlich Serbiens besteht in der freiwilligen Abdankung over im Weigerungsfall in der dekretirten Absetzung des Alexander Georgie- witsh, in der Anordnung einer neuen Wahl nah der von den Geseßen vorgeschriebenen Form und endlich in der unverzüglichen Zurückberufung Kiamil Pascha's von Belgrad als des Urhebers oder Begünstigers der leßten Serbischen Revolution. Jm Falle die Pforte eine Fürstenwahl für Serbien verweigere, habe der Russische Bot= schafter den Befehl von seinem Hofe erhalten, Konstantinopel zu verlassen.

D

| Zeugnissen der zahlreihen Aerzte, | | | J |

Konstautinopel, 1. April. Das Journal de Constan= | tinople versichert, es sey eine abscheuliche Verleumdung, daß, wie | zuerst die Augsburger Allgemeine Zeitu ng verbreitet habe, | das neugeborene Kind der verstorbenen Prinzessin Salieh, Schwester

des Sultans, auf Befehl des Letzteren getödtet worden. Déeses Kind | sey bereits sterbend zur Welt gekommen, habe nur einige Augenblicke | gelebt, und die Mutter sey anu einer abzehrenden Krankheit, nicht aber | aus Gram über das getödtete Kind, gestorben, wie dies aus den von denen sie behandelt wurde, er= Die genannte Türkisch - Französische Zeitung nimmt von dieser Widerlegung Anlaß, sich über sämmtliche Deutsche Blätter zu beklagen, die, wie sie behauptet, der Pforte alle sehr feind= lich gesiunt seyen.

Herr Gilbert de Voisins, bisheriger Legations-Secretair bei der Französischen Gesandtschaft allhier, is im Begriff, als Konsul Frank= reichs in der Moldau nah Jassy von hier abzureisen,

wiesen werdeu könne.

Vereinigte Staaten von Uord - Amerika.

New-York, 24. März. Der National -Tntellig encer theilt die Korrespondenz mit, welche in Bezug auf den mit England abgeschlossenen Vertrag vom 9, August zwischen dem Amerikanischen Gesandten zu Paris, General Caß, und dem Staats=Secretair Weh= ster stattgefunden hat. Der erstere Theil dieser Korrespondenz berührt die an das Französische Kabinet gerichtete Protestation des Diploma= ten zu Paris gegen den Quintupel- Vertrag vom 20. Dezember 1841 zur Unterdrückung des Sklavenhandels, General Caß hatte feine JIn= struction, die ihn zu einem so entschiedenen Auftreten ermächtigt hätte. Da inzwischen seine Berwahrung in besonnene Ausdrücke ge= faßt war, so fand man zu Washington räthlih , sie nicht zu desavouiren , obschon sih deutlich erkennen läßt, daß der Práâ= sident Tyler es lieber würde gesehen haben, wenn Caß ge= schwiegen hätte. Jnzwischen trat die Mission Lord Ashburton's nach Amerika ein. Das Einverständniß zwischen England und den Verei= nigten Staaten wurde hergestellt und der Traktat vom 9. August eröffnete eine neue Aera. Sobald die Nachricht davon Paris er= reichte, gerieth General Caß, der in den Vertrag ein \{waches Nachgeben seiner Regierung sah, sehr in Zorn. Nicht zufrieden, seine Abberufung zu begehren, äußerte er seinen Unwillen unterm 3. Ok tober v. J. in einem Schreiben an Webster auf eine höchst auffallende Art. Mit ungewählten Worten wirst er dem Präsidenten und dem Staats - Secretair vor, daß sie durch Zugeständnisse in dem Ashburton =- Traktat die Interessen und Würde der Union verleßt hätten, Der Staats = Secretair weist die ungeeignete Zuschrift unterm 14. November mit den schärfsten Aeußerungen tief empfunde- nen Mißfallens zurück. Der Präsideut Tyler war sehr ungehalten über die Anmaßung des Diplomaten, der sich herausgenommen, eine förmliche Protestation gegen den Ashburton-Traktat in eine Depesche an die eigene Regierung einzukleiden, Dennoch hält Webster für nöthig, sih auf ausführlihe Widerlegung aller von Caß gegen den Jnhalt des Vertrags vom 9, August vorgebrachten Ausstellungen einzulassen, und es befindet sich in dem Schreiben des Staats=-Secretairs unter anderem folgende bemerkenswerthe Stelle: :

„Es is nicht zu verkennen, daß Jhr Verfahren dem ö entlichen Jnter- esse Nachtheil bringen mag. Jhre Meinung ist gegen den Traktat einen Traktat der abgeschlossen und ratifizirt ist; um Jhre Ansicht als die rích- tige danzustellen, legen Sie ihn, noch im Dienst der Regierung, ganz an-

ders aus, als wir ihn hier auslegenz Sie geben den Bestimmungen des Vertrags einen Sinn, den das aufgeklärte Publikum in Europa darin

dürfte künftighin nöthig werden, Jhre Depesche mit anderen nzunehmen

findet, ja den selbst| England, so viel wir bis jeyt wissen, darin sud zu veröffentlichen; obschon nun wohl nicht anz is E Í

T E9d, BESEA, zt f S & S I B EsSEO

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